Portugal

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Portugiesische Republik
República Portuguesa (Portugiesisch)
Flagge von Portugal
Flagge
Wappen von Portugal
Wappen
Motto: 
Esta é a ditosa Pátria minha amada
"Dies ist meine glückliche geliebte Heimat"
Hymne: 
A Portuguesa
"Die Portugiesen"
EU-Portugal (orthographic projection).svg
EU-Portugal with islands circled.svg
Lage von Portugal (dunkelgrün)

- in Europa (grün & dunkelgrau)
- in der Europäischen Union (grün)

Hauptstadt
und größte Stadt
Lissabon
38°46′N 9°9′W / 38.767°N 9.150°W
Offizielle SprachenPortugiesisch
Anerkannte regionale SprachenMirandesisch
Ethnische Gruppen
(2021)
  • 88,5% Portugiesisch
  • 11,5% Andere
Religion
(2011)
  • 84,3% Christentum
    • 81,0% Römisch-katholisch
    • 3,3% Andere Christen
  • 6,8% Keine Religion
  • 0,6% Andere
  • 8,3% Unbekannt
Demonym(e)Portugiesisch
RegierungEinheitliche semipräsidentielle Republik
- Präsident
Marcelo Rebelo de Sousa
- Premierminister
António Costa
LegislativeVersammlung der Republik
Niederlassung
- Erster Bezirk
868
- Zweiter Bezirk
1095
- Souveränität
24. Juni 1128
- Königreich
25. Juli 1139
- Vertrag von Zamora
5. Oktober 1143
- Wiederherstellung
1. Dezember 1640
- Erste Verfassung
23. September 1822
- Republik
5. Oktober 1910
- Demokratisierung
25. April 1974
- Aktuelle Verfassung
25. April 1976
- EWG-Beitritt
1. Januar 1986
Fläche
- Gesamt
92.212 km2 (35.603 sq mi) (109.)
- Wasser (%)
1.2 (2015)
Einwohnerzahl
- 2021 Schätzung
Neutral decrease 10.352.042 (89.)
- Volkszählung 2021
Neutral decrease 10,344,802
- Dichte
112,2/km2 (290,6/qm)
BIP (PPP)2022 Schätzung
- Gesamt
Increase 419,7 Milliarden Dollar (52.)
- Pro-Kopf
Increase 40.805 $ (44.)
BIP (nominal)2022 Schätzung
- Gesamt
Increase 251,9 Mrd. $ (51.)
- Pro-Kopf
Increase 24.495 $ (53.)
Gini (2020)Positive decrease 31.2
mittel
HDI (2019)Increase 0.864
sehr hoch - 38.
WährungEuro () (EUR)
ZeitzoneUTC (WET)
UTC-1 (Atlantik/Azoren)
- Sommer (DST)
UTC+1 (WEST)
UTC (Atlantik/Azoren)
Anmerkung: Das portugiesische Festland und Madeira verwenden WET/WEST, die Azoren liegen 1 Stunde zurück.
Format des Datumstt/mm/jjjj
Fahrende Seiterechts
Rufnummerncode+351
ISO-3166-CodePT
Internet TLD.pt
  1. ^ Mirandese, das in einigen Dörfern der Gemeinde Miranda do Douro gesprochen wird, wurde 1999 offiziell anerkannt (Lei n.° 7/99 de 29 de Janeiro), womit es ein offizielles Nutzungsrecht erhielt. Die portugiesische Gebärdensprache ist ebenfalls anerkannt.
  2. ^ Nach Geburtsland
  3. ^ Die portugiesische Verfassung wurde 1976 angenommen und zwischen 1982 und 2005 mehrfach geringfügig überarbeitet.

Portugal, offiziell die Portugiesische Republik (portugiesisch: República Portuguesa [ʁɛˈpuβlikɐ puɾtuˈɣezɐ]), ist ein Land, dessen Festland sich auf der Iberischen Halbinsel in Südwesteuropa befindet und zu dessen Territorium auch die atlantischen Inselgruppen der Azoren und Madeira gehören. Es ist der westlichste Punkt des europäischen Kontinents, und sein iberischer Teil wird im Westen und Süden vom Atlantischen Ozean und im Norden und Osten von Spanien begrenzt, dem einzigen Land, das eine Landgrenze mit Portugal hat. Die beiden Archipele bilden zwei autonome Regionen mit eigenen Regionalregierungen. Lissabon ist die Hauptstadt und größte Stadt des Landes.

Portugal ist der älteste durchgehend existierende Nationalstaat auf der Iberischen Halbinsel und einer der ältesten in Europa, da sein Gebiet seit prähistorischen Zeiten ständig besiedelt, erobert und umkämpft wurde. Es wurde von vorkeltischen und keltischen Völkern besiedelt, die mit Phöniziern, Karthagern und altgriechischen Händlern in Kontakt kamen, wurde von den Römern beherrscht, gefolgt von den Invasionen der Sueben und westgotischen Germanen, die wiederum von den Mauren verfolgt wurden, die schließlich vertrieben wurden. Portugal als Land wurde während der frühchristlichen Reconquista gegründet. Die Grafschaft Portugal wurde 868 gegründet und erlangte nach der Schlacht von São Mamede (1128) große Bedeutung. Das Königreich Portugal wurde später nach der Schlacht von Ourique (1139) ausgerufen, und die Unabhängigkeit von León wurde durch den Vertrag von Zamora (1143) anerkannt.

Im 15. und 16. Jahrhundert errichtete Portugal das erste globale See- und Handelsimperium und wurde zu einer der wichtigsten wirtschaftlichen, politischen und militärischen Mächte der Welt. In dieser Zeit, die heute als Zeitalter der Entdeckungen bezeichnet wird, leisteten portugiesische Entdecker mit der Entdeckung des späteren Brasiliens (1500) Pionierarbeit auf dem Gebiet der maritimen Erkundung. In dieser Zeit monopolisierte Portugal den Gewürzhandel, teilte die Welt mit Kastilien in zwei Hemisphären auf und expandierte mit Militärkampagnen in Asien. Im 18. Jahrhundert jedoch führten Ereignisse wie das Erdbeben von Lissabon 1755, die Besetzung des Landes während der napoleonischen Kriege und die Unabhängigkeit Brasiliens (1822) zu einem deutlichen Verfall von Portugals früherer Opulenz. Es folgte der Bürgerkrieg zwischen liberalen Konstitutionalisten und konservativen Absolutisten um die königliche Nachfolge, der von 1828 bis 1834 dauerte.

Die Revolution von 1910 setzte die jahrhundertealte Monarchie Portugals ab, und es wurde die demokratische, aber instabile Erste Portugiesische Republik gegründet, die später durch das autoritäre Regime des Estado Novo abgelöst wurde. Die Demokratie wurde durch die Nelkenrevolution (1974) wiederhergestellt, die den portugiesischen Kolonialkrieg beendete. Kurze Zeit später wurde fast allen überseeischen Gebieten die Unabhängigkeit gewährt. Die Übergabe von Macau an China (1999) markierte das Ende eines der langlebigsten Kolonialreiche der Geschichte.

Portugal hat einen tiefgreifenden kulturellen, architektonischen und sprachlichen Einfluss auf der ganzen Welt hinterlassen, mit einem Erbe von rund 250 Millionen portugiesischsprachigen Menschen auf der ganzen Welt. Es ist ein entwickeltes Land mit einer fortschrittlichen Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Darüber hinaus nimmt es in den Bereichen Frieden, Demokratie, Pressefreiheit, Stabilität, sozialer Fortschritt, Wohlstand und Englischkenntnisse einen Spitzenplatz ein. Portugal ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, des Schengen-Raums und des Europarats und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der NATO, der Eurozone, der OECD und der Gemeinschaft der portugiesischsprachigen Länder.

República Portuguesa
Portugiesische Republik
Flag of Portugal.svg
Coat of arms of Portugal.svg
Flagge Wappen
Amtssprache Portugiesisch
regional: Mirandés
Hauptstadt Lissabon
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik
Staatsoberhaupt Staatspräsident
Marcelo Rebelo de Sousa
Regierungschef Premierminister
António Costa
Fläche 92.212 km²
Einwohnerzahl 10.356.117 (Stand: 2021)
Bevölkerungsdichte 112 (70.) Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,0 % (Schätzung für das Jahr 2021)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020
  • 231,3 Milliarden USD (49.)
  • 350,2 Milliarden USD (51.)
  • 22.489 USD (43.)
  • 34.043 USD (43.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,864 (38.) (2019)
Währung Euro (EUR)
Unabhängigkeit 1143
National­hymne A Portuguesa
Zeitzone UTC±0
UTC+1 (März bis Oktober)

Azoren:
UTC−1
UTC±0 (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen P
ISO 3166 PT, PRT, 620
Internet-TLD .pt
Telefonvorwahl +351
BelgienEstlandSpanienFrankreichIrlandItalienLitauenLettlandNiederlandePortugalRumänienSchwedenSlowenienMontenegroJerseyMonacoVatikanstadtAlbanienKasachstanAbchasienSüdossetienGeorgienAserbaidschanAserbaidschanLibanonSyrienIsraelJordanienSaudi-ArabienIrakSpanienLibyenÄgyptenGazastreifenPortugal in European Union (extended) (special marker).svg
Über dieses Bild
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Etymologie

Chalkolithischer Dolmen Anta da Arca

Das Wort Portugal leitet sich von dem römisch-keltischen Ortsnamen Portus Cale ab, einer Stadt an der Mündung des Flusses Douro im Norden des heutigen Portugals, wo sich heute Porto und Vila Nova de Gaia befinden. Der Name der Stadt leitet sich von dem lateinischen Wort für Port oder Hafen, portus, ab, aber das zweite Element von Portus Cale ist weniger klar. Die gängige Erklärung für den Namen ist, dass es sich um ein Ethnonym handelt, das vom Volk der Castro, auch bekannt als Callaeci, Gallaeci oder Gallaecia, abgeleitet ist, das den Nordwesten der Iberischen Halbinsel bewohnte. Die Namen Cale und Callaici sind der Ursprung der heutigen Namen Gaia und Galicia.

Eine andere Theorie besagt, dass Cale oder Calle eine Ableitung des keltischen Wortes für Hafen ist, wie das irische caladh oder das schottische gälische cala. Diese Erklärungen würden voraussetzen, dass die vorrömische Sprache des Gebiets ein Zweig des Q-Keltischen war, was nicht allgemein anerkannt wird, da die vorrömische Sprache der Region das Gallaecische Keltische war, das gewöhnlich als P-Keltisch angesehen wird. Wissenschaftler wie Jean Markale und Tranoy gehen jedoch davon aus, dass die keltischen Zweige alle denselben Ursprung haben und Ortsnamen wie Cale, Gal, Gaia, Calais, Galatia, Galicia, Gaelic, Gael, Gaul, Wales, Cornwall, Wallonia und andere auf eine einzige sprachliche Wurzel zurückgehen.

Eine andere Theorie besagt, dass Cala der Name einer keltischen Göttin war (in Anlehnung an das gälische Cailleach, eine übernatürliche Hexe). Einige französische Gelehrte glauben, dass der Name von Portus Gallus", dem Hafen der Gallier oder Kelten, stammen könnte.

Um 200 v. Chr. eroberten die Römer während des Zweiten Punischen Krieges die Iberische Halbinsel von den Karthagern. Dabei eroberten sie Cale, benannten es in Portus Cale ("Hafen von Cale") um und gliederten es in die Provinz Gaellicia ein, deren Hauptstadt Bracara Augusta (das heutige Braga, Portugal) war. Während des Mittelalters wurde die Region um Portus Cale von den Sueben und Westgoten als Portucale bezeichnet. Der Name Portucale entwickelte sich im 7. und 8. Jahrhundert zu Portugale, und im 9. Jahrhundert wurde dieser Begriff weitgehend für die Region zwischen den Flüssen Douro und Minho verwendet. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde Portugale, Portugallia, Portvgallo oder Portvgalliae bereits als Portugal bezeichnet.

Der aus dem 14. Jahrhundert stammende mittelfranzösische Name für das Land, Portingal, der durch den Prozess der Auswüchse einen aufdringlichen /n/-Laut hinzufügte, verbreitete sich im Mittelenglischen. Zu den mittelenglischen Schreibvarianten gehören Portingall, Portingale, Portyngale und Portingaill. Die Schreibweise Portyngale findet sich in Chaucers Epilog zu The Nun's Priest's Tale. Diese Varianten überleben im Torrent of Portyngale, einer um 1400 verfassten mittelenglischen Romanze, und in "Old Robin of Portingale", einer englischen Kinderballade. Portingal und Varianten wurden auch in Schottland verwendet und haben sich im kornischen Namen für das Land, Portyngal, erhalten.

Geschichte

Vorgeschichte

Prähistorische Felszeichnungen im Côa-Tal.

Die frühe Geschichte Portugals ist mit dem Rest der iberischen Halbinsel im Südwesten Europas identisch. Der Name Portugal leitet sich von dem gemeinsamen romanisch-keltischen Namen Portus Cale ab. Die Region wurde von Vorkelten und Kelten besiedelt, aus denen Völker wie die Gallaeci, Lusitanier, Celtici und Cynetes (auch als Conii bekannt) hervorgingen. Sie wurde von Phöniziern, Karthagern und alten Griechen besucht und war nach 45 v. Chr. bis 298 n. Chr. als Lusitania und Teil von Gallaecia Teil des römischen Herrschaftsgebiets.

Die Region des heutigen Portugals wurde von Neandertalern und später von Homo sapiens bewohnt, die die grenzenlose Region der nördlichen Iberischen Halbinsel durchstreiften. Es handelte sich um Subsistenzgesellschaften, und obwohl sie keine wohlhabenden Siedlungen errichteten, bildeten sie doch organisierte Gesellschaften. Das neolithische Portugal experimentierte mit der Domestizierung von Herdentieren, dem Anbau einiger Getreidesorten und der Fischerei in Flüssen und im Meer.

Megalithische Monumente von Alcalar, erbaut im 3. Jahrtausend v. Chr.

Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass Anfang des ersten Jahrtausends v. Chr. mehrere Wellen von Kelten aus Mitteleuropa nach Portugal eindrangen, sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischten und verschiedene Stämme bildeten. Eine andere Theorie besagt, dass die Kelten das westliche Iberien/Portugal lange vor den großen keltischen Wanderungen aus Mitteleuropa besiedelten. Darüber hinaus haben eine Reihe von Linguisten, die sich mit dem Altkeltischen auskennen, überzeugende Beweise dafür vorgelegt, dass die tartessische Sprache, die einst in Teilen Südwestspaniens und Südwestportugals gesprochen wurde, zumindest eine proto-keltische Struktur aufweist.

Die moderne Archäologie und Forschung zeigt, dass die Kelten in Portugal und anderswo portugiesische Wurzeln haben. Während dieser Zeit und bis zu den römischen Invasionen war die Castro-Kultur (eine Variante der Urnenfelderkultur) in Portugal und im heutigen Galicien weit verbreitet. Zusammen mit den überlebenden Elementen der atlantischen Megalithkultur und den Beiträgen der westlicheren Mittelmeerkulturen bildete diese Kultur die so genannte Cultura Castreja oder Castro-Kultur. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die charakteristischen keltischen Bevölkerungsgruppen, die im Gälischen "dùn", "dùin" oder "don" genannt wurden und die die Römer in ihren Chroniken als castrae bezeichneten.

Beispiele für die Castro-Kultur in Nordportugal (9. - 1. Jh. v. Chr.): Citânia de Briteiros (oben) und Cividade de Terroso (unten).

Aus den römischen Chroniken über die Callaeci-Völker, den Erzählungen der Lebor Gabála Érenn und der Auswertung der zahlreichen archäologischen Funde in der nördlichen Hälfte Portugals und Galiciens lässt sich auf eine matriarchalische Gesellschaft mit einer militärischen und religiösen Aristokratie schließen, die wahrscheinlich feudalen Charakter hatte. Die Figuren mit der größten Autorität waren der Häuptling (chefe tribal), der militärisch und mit Autorität in seinem Castro oder Clan ausgestattet war, und der Druide, der hauptsächlich medizinische und religiöse Funktionen ausübte, die mehreren Castros gemeinsam sein konnten. Die keltische Kosmogonie blieb homogen, da die Druiden in der Lage waren, sich mit den Druiden anderer Gebiete zu Konzilien zu treffen, wodurch die Weitergabe von Wissen und der wichtigsten Ereignisse gewährleistet war. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Castro-Gesellschaft stammen von Chronisten römischer Feldzüge wie Strabo, Herodot und Plinius dem Älteren, die über die soziale Organisation berichteten und die Bewohner dieser Gebiete, die Gallaeci von Nordportugal, als "eine Gruppe von Barbaren, die sich in der Regel nicht an die Regeln hielten: "Eine Gruppe von Barbaren, die den Tag mit Kämpfen und die Nacht mit Essen, Trinken und Tanzen unter dem Mond verbringen."

Es gab noch weitere ähnliche Stämme, allen voran die Lusitanier; das Kerngebiet dieses Volkes lag im Landesinneren Zentralportugals, während zahlreiche andere verwandte Stämme wie die Celtici des Alentejo und die Cynetes oder Conii der Algarve existierten. Zu den Stämmen oder Unterabteilungen gehörten die Bracari, Coelerni, Equaesi, Grovii, Interamici, Leuni, Luanqui, Limici, Narbasi, Nemetati, Paesuri, Quaquerni, Seurbi, Tamagani, Tapoli, Turduli, Turduli Veteres, Turdulorum Oppida, Turodi und Zoelae. Einige kleine, halbpermanente, kommerzielle Küstensiedlungen (wie Tavira) wurden ebenfalls in der Algarve-Region von Phöniziern und Karthagern gegründet.

Römisches Lusitanien und Gallaecien

Der römische Tempel von Évora im Alentejo ist eines der am besten erhaltenen römischen Bauwerke des Landes.

Die Römer fielen erstmals 219 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel ein. Die Karthager, Roms Gegenspieler in den Punischen Kriegen, wurden aus ihren Küstenkolonien vertrieben. In den letzten Tagen von Julius Cäsar wurde fast die gesamte Halbinsel von der Römischen Republik annektiert.

Die römische Eroberung dessen, was heute zu Portugal gehört, dauerte fast zweihundert Jahre und kostete viele junge Soldaten und das Leben derjenigen, die zum sicheren Tod in den Sklavenminen verurteilt waren, wenn sie nicht als Sklaven in andere Teile des Reiches verkauft wurden. Einen schweren Rückschlag erlitt es 155 v. Chr., als im Norden eine Rebellion begann. Die Lusitaner und andere einheimische Stämme eroberten unter der Führung von Viriathus die Kontrolle über das gesamte westliche Iberien.

Centum Cellas in der Region Beira ist eine römische Villa rustica aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.

Rom schickte zahlreiche Legionen und seine besten Generäle nach Lusitanien, um die Rebellion niederzuschlagen, aber ohne Erfolg - die Lusitaner eroberten weiter Gebiete. Die römische Führung beschloss, ihre Strategie zu ändern. Sie bestachen Viriathus' Verbündete, ihn zu töten. Im Jahr 139 v. Chr. wurde Viriathus ermordet und Tautalus wurde zum Anführer der Lusitanier.

Rom installierte ein Kolonialregime. Die vollständige Romanisierung Lusitaniens erfolgte erst in der westgotischen Ära.

Im Jahr 27 v. Chr. erhielt Lusitanien den Status einer römischen Provinz. Später wurde eine nördliche Provinz Lusitaniens gebildet, bekannt als Gallaecia, mit der Hauptstadt Bracara Augusta, dem heutigen Braga. Im gesamten modernen Portugal gibt es noch viele Ruinen von Castros (Bergfestungen) und Überreste der Castro-Kultur. Einige städtische Überreste sind recht groß, wie Conímbriga und Mirobriga. Conímbriga ist nicht nur eine der größten römischen Siedlungen in Portugal, sondern steht auch unter Denkmalschutz. Conímbriga liegt 16 Kilometer von Coimbra entfernt, das seinerseits das antike Aeminium war. Die Stätte beherbergt auch ein Museum, in dem Gegenstände ausgestellt sind, die die Archäologen bei ihren Ausgrabungen gefunden haben.

Im ganzen Land sind zahlreiche Bauwerke wie Bäder, Tempel, Brücken, Straßen, Zirkusse, Theater und Wohnhäuser von Laien erhalten. Auch Münzen, die zum Teil auf lusitanischem Boden geprägt wurden, sowie zahlreiche Keramikstücke wurden gefunden. Zu den zeitgenössischen Historikern gehören Paulus Orosius (ca. 375-418) und Hydatius (ca. 400-469), Bischof von Aquae Flaviae, die über die letzten Jahre der römischen Herrschaft und die Ankunft der Germanen berichteten.

Germanische Königreiche: Sueben und Westgoten

Karte des Königreichs der Sueben im 5. und 6. Jahrhundert
Westgotenkönigreich in Iberien um 560

Zu Beginn des 5. Jahrhunderts drangen germanische Stämme, nämlich die Sueben und die Vandalen (Silingi und Hasdingi), zusammen mit ihren Verbündeten, den Sarmaten und Alanen, auf die iberische Halbinsel ein, wo sie ihr Reich gründeten. Das Königreich der Sueben war ein germanisches nachrömisches Reich, das in den ehemaligen römischen Provinzen Gallaecia-Lusitania errichtet wurde. Spuren von alanischen Siedlungen aus dem 5. Jahrhundert wurden in Alenquer (von altgermanisch Alan kerk, Tempel der Alanen), Coimbra und Lissabon gefunden.

Um 410 und während des 6. Jahrhunderts wurde es offiziell zum Königreich der Sueben erklärt, in dem König Hermeric einen Friedensvertrag mit den Gallaecern schloss, bevor er seine Ländereien an seinen Sohn Rechila übergab. Im Jahr 448 starb Rechila und überließ Rechiar den Ausbau des Staates. Nach der Niederlage gegen die Westgoten wurde das suebische Königreich geteilt, wobei Frantan und Aguiulfo gleichzeitig regierten. Beide regierten von 456 bis 457, dem Jahr, in dem Maldras (457-459) das Reich wiedervereinigte. Er wurde nach einer gescheiterten römisch-visigotischen Verschwörung ermordet. Obwohl die Verschwörung ihr eigentliches Ziel verfehlte, wurde das suebische Königreich erneut zwischen zwei Königen aufgeteilt: Frumar (Frumario 459-463) und Remismund (Remismundo, Sohn von Maldras) (459-469), der das Reich seines Vaters 463 wiedervereinigen sollte. Aufgrund des westgotischen Einflusses wurde er 465 gezwungen, den Arianismus anzunehmen. Bis zum Jahr 500 hatte sich das westgotische Königreich in Iberien etabliert, es hatte seinen Sitz in Toledo und rückte nach Westen vor. Sie wurden zu einer Bedrohung für die suebische Herrschaft. Nach dem Tod von Remismund im Jahr 469 begann eine dunkle Zeit, in der praktisch alle schriftlichen Texte und Berichte verschwanden. Diese Periode dauerte bis 550. Das Einzige, was über diese Zeit bekannt ist, ist, dass Theodemund (Teodemundo) höchstwahrscheinlich über die Sueben herrschte. Die dunkle Periode endete mit der Herrschaft von Karriarico (550-559), der im Jahr 550 das katholische Christentum wieder einführte. Ihm folgte Theodemar (559-570), in dessen Regierungszeit das erste Konzil von Braga (561) fiel.

Illustrierte Darstellung des Ersten Konzils von Braga von 561 n. Chr.

Die Konzile stellten einen Fortschritt in der Organisation des Territoriums (paroeciam suevorum (suebische Gemeinde) und der Christianisierung der heidnischen Bevölkerung (De correctione rusticorum) unter der Schirmherrschaft des Heiligen Martin von Braga (São Martinho de Braga) dar.

Nach dem Tod von Teodomiro wurde Miro (570-583) sein Nachfolger. Während seiner Regierungszeit wurde das 2. Konzil von Braga (572) abgehalten. Der westgotische Bürgerkrieg begann im Jahr 577. Miro griff ein. Später, 583, organisierte er eine erfolglose Expedition zur Rückeroberung Sevillas. Auf der Rückkehr von dieser gescheiterten Operation starb Miro.

Im suebischen Königreich fanden weiterhin viele interne Kämpfe statt. Eborico (Eurico, 583-584) wurde von Andeca (Audeca 584-585) entthront, dem es nicht gelang, die westgotische Invasion unter der Führung von Leovigildo zu verhindern. Die westgotische Invasion, die 585 abgeschlossen wurde, verwandelte das einst reiche und fruchtbare Königreich der Sueben in die sechste Provinz des gotischen Königreichs. Leovigild wurde zum König von Gallaecia, Hispania und Gallia Narbonensis gekrönt.

Suebenkönig Miro und St. Martin von Braga; um 1145

In den nächsten 300 Jahren und bis zum Jahr 700 wurde die gesamte iberische Halbinsel von den Westgoten beherrscht. Unter den Westgoten war Gallaecia ein klar abgegrenzter Raum, der von einem eigenen Dogen regiert wurde. Dogen waren zu dieser Zeit mit der Monarchie verbunden und handelten in allen Angelegenheiten wie Fürsten. Die beiden "Statthalter" Wamba und Wittiza (Vitiza) fungierten als Dogen (sie wurden später Könige in Toledo). Diese beiden wurden als die "Vitizianer" bekannt, die ihr Hauptquartier im Nordwesten hatten und die arabischen Invasoren aus dem Süden als Verbündete im Kampf um die Macht im Jahr 711 aufriefen. König Roderic (Rodrigo) wurde bei seinem Widerstand gegen diese Invasion getötet und war somit der letzte westgotische König Iberiens. Von den verschiedenen germanischen Gruppen, die sich im Westen Iberiens niederließen, hinterließen die Sueben das nachhaltigste kulturelle Erbe im heutigen Portugal, Galicien und den westlichen Ausläufern Asturiens. Dan Stanislawski zufolge ist die portugiesische Lebensweise in den Regionen nördlich des Tejo größtenteils ein Erbe der Sueben, in denen kleine Bauernhöfe vorherrschen, die sich von den Großgrundbesitzern im Süden Portugals unterscheiden. Bracara Augusta, die heutige Stadt Braga und ehemalige Hauptstadt von Gallaecia, wurde zur Hauptstadt der Sueben. Abgesehen von kulturellen und einigen sprachlichen Spuren hinterließen die Sueben in Portugal und Galicien den größten genetischen Beitrag der Germanen auf der Iberischen Halbinsel. Orosius, der zu dieser Zeit in Hispanien ansässig war, zeigt eine eher friedliche anfängliche Besiedlung, bei der die Neuankömmlinge ihr Land bearbeiteten oder als Leibwächter der Einheimischen dienten. Eine weitere germanische Gruppe, die die Sueben begleitete und sich in Gallaecia niederließ, waren die Buri. Sie ließen sich in der Region zwischen den Flüssen Cávado und Homem nieder, in dem Gebiet, das als Terras de Bouro (Land der Buri) bekannt ist.

Islamische Zeit und Reconquista

Das Kalifat von Cordoba im frühen 10. Jahrhundert

Das heutige Kontinentalportugal gehörte wie der größte Teil des heutigen Spaniens zwischen 726 und 1249 nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch das Omaijaden-Kalifat zu al-Andalus. Diese Herrschaft dauerte von einigen Jahrzehnten im Norden bis zu fünf Jahrhunderten im Süden.

Nachdem das Umayyaden-Kalifat die Westgoten in nur wenigen Monaten besiegt hatte, begann es, auf der Halbinsel rasch zu expandieren. Ab 726 wurde das Gebiet des heutigen Portugals Teil des riesigen Damaskus-Reiches des Umayyaden-Kalifats, das sich vom Indus auf dem indischen Subkontinent bis nach Südfrankreich erstreckte und 750 zusammenbrach. In diesem Jahr erlangte der Westen des Reiches unter Abd-ar-Rahman I. mit der Gründung des Emirats von Córdoba seine Unabhängigkeit. Nach fast zwei Jahrhunderten wurde das Emirat 929 in das Kalifat von Córdoba umgewandelt, bis es ein Jahrhundert später im Jahr 1031 in nicht weniger als 23 kleine Königreiche, die so genannten Taifa-Königreiche, aufgelöst wurde.

Statue von Ibn Qasi vor der Burg von Mértola, im Alentejo

Die Gouverneure der Taifas proklamierten sich jeweils zum Emir ihrer Provinzen und nahmen diplomatische Beziehungen zu den christlichen Königreichen im Norden auf. Der größte Teil des heutigen Portugals fiel in die Hände der Taifa von Badajoz aus der Aftasiden-Dynastie, und nach einer kurzen Periode einer kurzlebigen Taifa von Lissabon im Jahr 1022 fiel es unter die Herrschaft der Taifa von Sevilla aus der Dynastie der Abbadiden. Die Taifa-Periode endete mit der Eroberung durch die Almoraviden, die 1086 aus Marokko kamen und in der Schlacht von Sagrajas einen entscheidenden Sieg errangen, und ein Jahrhundert später, 1147, nach der zweiten Taifa-Periode, durch die Almohaden, ebenfalls aus Marrakesch. Al-Andalus war in verschiedene Bezirke unterteilt, die Kura genannt wurden. Gharb Al-Andalus bestand in seiner größten Ausdehnung aus zehn Kuras, jede mit einer eigenen Hauptstadt und einem eigenen Gouverneur. Die wichtigsten Städte dieser Zeit in Portugal lagen in der südlichen Hälfte des Landes: Beja, Silves, Alcácer do Sal, Santarém und Lissabon. Die muslimische Bevölkerung der Region bestand hauptsächlich aus einheimischen iberischen Konvertiten zum Islam (den so genannten Muwallad oder Muladi) und Arabern. Bei den Arabern handelte es sich hauptsächlich um Adlige aus Syrien und Oman, die trotz ihrer geringen Zahl die Elite der Bevölkerung darstellten. Die Berber stammten ursprünglich aus dem Rif- und Atlasgebirge in Nordafrika und waren Nomaden.

Grafschaft Portugal

Eine Statue des Grafen Vímara Peres, des ersten Grafen von Portugal

Ein asturischer westgotischer Adliger namens Pelagius von Asturien wurde 718 von vielen der verdrängten westgotischen Adligen zum Anführer gewählt. Pelagius rief die verbliebenen christlichen westgotischen Armeen dazu auf, sich gegen die Mauren aufzulehnen und sich im noch nicht eroberten nordasturischen Hochland, dem heutigen Kantabrischen Gebirge, einer kleinen Gebirgsregion im Nordwesten Spaniens, die an den Golf von Biskaya grenzt, zu sammeln.

Pelagius' Plan war es, das Kantabrische Gebirge als Zufluchtsort und Schutz vor den eindringenden Mauren zu nutzen. Anschließend wollte er die christlichen Heere der iberischen Halbinsel neu formieren und das Kantabrische Gebirge als Sprungbrett nutzen, um ihre Ländereien zurückzuerobern. Nachdem er die Mauren in der Schlacht von Covadonga im Jahr 722 besiegt hatte, wurde Pelagius zum König ausgerufen. Damit gründete er das christliche Königreich Asturien und begann den christlichen Rückeroberungskrieg, der auf Portugiesisch als Reconquista Cristã bekannt ist.

Ende des 9. Jahrhunderts wurde die Region Portugals zwischen den Flüssen Minho und Douro von dem Adligen und Ritter Vímara Peres im Auftrag von König Alfonso III. von Asturien von den Mauren zurückerobert. Da er feststellte, dass es in der Region früher zwei große Städte gegeben hatte - Portus Cale an der Küste und Braga im Landesinneren -, von denen viele inzwischen verlassen waren, beschloss er, sie mit portugiesischen und galicischen Flüchtlingen und anderen Christen neu zu besiedeln und wiederaufzubauen. Neben den Arabern aus dem Süden wurden auch die Küstenregionen im Norden vor allem ab 844 von normannischen und wikingerzeitlichen Plünderern angegriffen. Die letzte große Invasion über den Minho endete mit der Niederlage von Olaf II. Haraldsson im Jahr 1014 gegen den galicischen Adel, der auch ein weiteres Vordringen in die Grafschaft Portugal verhinderte.

Alfons VI. von León investiert Heinrich, Graf von Portugal, im Jahr 1093

Graf Vímara Peres organisierte die Region, die er zurückerobert hatte, und erhob sie zur Grafschaft, die er nach der wichtigsten Hafenstadt der Region - Portus Cale oder dem heutigen Porto - Grafschaft Portugal nannte. Eine der ersten Städte, die Vimara Peres zu dieser Zeit gründete, ist Vimaranes, das heute als Guimarães bekannt ist - die "Wiege der portugiesischen Nation" oder die "Wiegenstadt" (Cidade Berço auf Portugiesisch).

Nach der Eingliederung der Grafschaft Portugal in eine der verschiedenen Grafschaften, die das Königreich Asturien bildeten, schlug König Alfons III. von Asturien Vímara Peres 868 zum ersten Grafen von Portus Cale (Portugal) zum Ritter. Die Region wurde als Portucale, Portugale und gleichzeitig als Portugália - die Grafschaft Portugal - bekannt.

Später wurde das Königreich Asturien aufgrund von dynastischen Erbteilungen unter den Nachkommen des Königs in mehrere christliche Königreiche im Norden Iberiens aufgeteilt. Mit der erzwungenen Abdankung von Alfons III. "dem Großen" von Asturien durch seine Söhne im Jahr 910 spaltete sich das Königreich Asturien in drei getrennte Königreiche auf. Die drei Königreiche wurden schließlich 924 unter der Krone von León wiedervereinigt.

Im Jahr 1093 schenkte Alfons VI. von León die Grafschaft an Heinrich von Burgund und verheiratete ihn mit seiner unehelichen Tochter Teresa von León, die ihm bei der Rückeroberung des Landes von den Mauren geholfen hatte. Heinrich siedelte seine neu gegründete Grafschaft in Bracara Augusta (dem heutigen Braga) an, der Hauptstadt der antiken römischen Provinz, die in den ersten Jahrtausenden auch Hauptstadt mehrerer Königreiche gewesen war.

Unabhängigkeit und afonsinische Ära

Die Schlacht von Ourique, 1139
Die Belagerung von Lissabon, 1147

Am 24. Juni 1128 fand in der Nähe von Guimarães die Schlacht von São Mamede statt. Afonso Henriques, Graf von Portugal, besiegte seine Mutter, Gräfin Teresa, und ihren Liebhaber Fernão Peres de Trava und setzte sich damit als alleiniger Herrscher durch. Anschließend wandte Afonso seine Waffen gegen die Mauren im Süden.

Afonsos Feldzüge waren erfolgreich, und am 25. Juli 1139 errang er einen überwältigenden Sieg in der Schlacht von Ourique, woraufhin er von seinen Soldaten einstimmig zum König von Portugal ausgerufen wurde. Dies wird traditionell als der Zeitpunkt angesehen, an dem die Grafschaft Portugal, die ein Lehen des Königreichs León war, in das unabhängige Königreich Portugal umgewandelt wurde.

Afonso richtete dann die erste der portugiesischen Cortes in Lamego ein, wo er vom Erzbischof von Braga gekrönt wurde. Die Gültigkeit der Cortes von Lamego ist jedoch umstritten und wird als Mythos bezeichnet, der während des portugiesischen Restaurationskriegs entstanden ist. Afonso wurde 1143 von König Alfonso VII. von León und 1179 von Papst Alexander III. anerkannt.

Afonso Henriques war der letzte Graf von Portugal und der erste König von Portugal, nachdem er die Schlacht von Ourique im Jahr 1139 gewonnen hatte.

Während der Reconquista eroberten die Christen die iberische Halbinsel von der maurischen Herrschaft zurück. Afonso Henriques und seine Nachfolger drangen, unterstützt von militärischen Mönchsorden, nach Süden vor, um die Mauren zu vertreiben. Zu dieser Zeit umfasste Portugal etwa die Hälfte seiner heutigen Fläche. Im Jahr 1249 endete die Reconquista mit der Eroberung der Algarve und der vollständigen Vertreibung der letzten maurischen Siedlungen an der Südküste, wodurch Portugal seine heutigen Grenzen erhielt, mit kleinen Ausnahmen.

In einer dieser Konfliktsituationen mit dem Königreich Kastilien unterzeichnete Dinis I. von Portugal mit dem König Fernando IV. von Kastilien (der, als er noch minderjährig war, von seiner Mutter, der Königin Maria de Molina, vertreten wurde) den Vertrag von Alcañices (1297), in dem festgelegt wurde, dass Portugal vereinbarte Verträge mit dem Königreich Kastilien wegen der Unterstützung des Kleinkindes Juan de Castilla auflöste. Dieser Vertrag legte unter anderem den Grenzverlauf zwischen dem Königreich Portugal und dem Königreich León fest, zu dem auch die umstrittene Stadt Olivenza gehörte.

In den Regierungszeiten von Dinis I. (Denis I.), Afonso IV. (Alfons IV.) und Pedro I. (Peter I.) herrschte größtenteils Frieden mit den christlichen Königreichen Iberiens.

In den Jahren 1348 und 1349 wurde Portugal, wie auch das übrige Europa, vom Schwarzen Tod heimgesucht. Im Jahr 1373 schloss Portugal ein Bündnis mit England, das älteste Bündnis der Welt. Im Laufe der Zeit ging dieses Bündnis weit über die geopolitische und militärische Zusammenarbeit hinaus (Schutz der Interessen beider Nationen in Afrika, Amerika und Asien gegen französische, spanische und holländische Rivalen) und unterhielt enge Handels- und Kulturbeziehungen zwischen den beiden alten europäischen Verbündeten. Insbesondere in der Region Porto ist der englische Einfluss bis heute sichtbar.

Joaninische Ära und Zeitalter der Entdeckungen

Der Sieg von Johannes I. von Portugal in der Schlacht von Aljubarrota sicherte dem Haus von Aviz den Anspruch auf den Thron.
Das Batalha-Kloster wurde von König Johann I. zum Gedenken an seinen Sieg in der Krise von 1383-1385 gegen Kastilien erbaut.

Im Jahr 1383 erhob Johann I. von Kastilien, Ehemann von Beatrice von Portugal und Schwiegersohn von Ferdinand I. von Portugal, Anspruch auf den portugiesischen Thron. Eine von Johannes von Aviz (dem späteren König Johannes I. von Portugal) angeführte und von General Nuno Álvares Pereira befehligte Gruppe von Kleinadeligen und Bürgerlichen besiegte die Kastilier in der Schlacht von Aljubarrota. Mit dieser Schlacht wurde das Haus Aviz zum Herrscherhaus von Portugal.

Das neue Herrschergeschlecht sollte Portugal ins Rampenlicht der europäischen Politik und Kultur rücken, indem es literarische Werke schuf und förderte, wie die Crónicas d'el Rei D. João I. von Fernão Lopes, das erste Reit- und Jagdhandbuch Livro da ensinança de bem cavalgar toda sela und O Leal Conselheiro, beide von König Edward von Portugal, und die portugiesischen Übersetzungen von Ciceros De Oficiis und Senecas De Beneficiis durch den weitgereisten Prinzen Peter von Coimbra sowie sein Hauptwerk Tratado da Vertuosa Benfeytoria. In dem Bestreben, die königliche Macht zu festigen und zu zentralisieren, ordneten die Monarchen dieser Dynastie auch die Zusammenstellung, Organisation und Veröffentlichung der ersten drei Gesetzessammlungen Portugals an: die Ordenações d'el Rei D. Duarte, die nie in Kraft gesetzt wurden; die Ordenações Afonsinas, deren Anwendung und Durchsetzung im ganzen Reich nicht einheitlich war; und die Ordenações Manuelinas, die die Vorteile der Druckerpresse nutzten, um jeden Winkel des Königreichs zu erreichen. Die Avis-Dynastie förderte auch architektonische Bauwerke wie das Mosteiro da Batalha (wörtlich: das Kloster der Schlacht) und führte im XVI Jahrhundert zur Entstehung des manuelinischen Architekturstils.

Portugal stand auch an der Spitze der europäischen Erforschung der Welt und des Zeitalters der Entdeckungen. Prinz Heinrich der Seefahrer, Sohn des portugiesischen Königs Johann I., wurde zum wichtigsten Förderer und Mäzen dieser Unternehmungen. In dieser Zeit erforschte Portugal den Atlantischen Ozean und entdeckte die atlantischen Inselgruppen Azoren, Madeira und Kap Verde; es erforschte die afrikanische Küste, kolonisierte ausgewählte Gebiete Afrikas, entdeckte eine östliche Route nach Indien über das Kap der Guten Hoffnung, entdeckte Brasilien, erforschte den Indischen Ozean, legte Handelsrouten durch den größten Teil Südasiens an und entsandte die ersten direkten europäischen Seehandels- und diplomatischen Missionen nach China und Japan.

Im Jahr 1415 erwarb Portugal mit der Eroberung von Ceuta, dem ersten blühenden islamischen Handelszentrum in Nordafrika, die erste seiner überseeischen Kolonien. Es folgten die ersten Entdeckungen im Atlantik: Madeira und die Azoren, die zu den ersten Kolonisierungsbewegungen führten.

Im Jahr 1422 gab Portugal durch ein Dekret von König Johann I. offiziell das frühere Datierungssystem, die Ära Cäsars, auf und übernahm das System Anno Domini, womit es das letzte katholische Reich war, das dies tat.

Heinrich der Seefahrer

Während des gesamten 15. Jahrhunderts segelten portugiesische Entdecker an der afrikanischen Küste entlang und errichteten Handelsposten für verschiedene damals übliche Handelsgüter, von Gold bis hin zu Sklaven, auf der Suche nach einem Weg nach Indien und seinen in Europa begehrten Gewürzen.

Der Vertrag von Tordesillas, mit dem der Streit, der nach der Rückkehr von Christoph Kolumbus entstanden war, beigelegt werden sollte, wurde von Papst Alexander VI. als Vermittler zwischen Portugal und Spanien geschlossen. Er wurde am 7. Juni 1494 unterzeichnet und teilte die neu entdeckten Gebiete außerhalb Europas zwischen den beiden Ländern entlang eines Meridians 370 Seemeilen westlich der Kapverdischen Inseln (vor der Westküste Afrikas) auf.

Vasco da Gama

1498 gelang Vasco da Gama das, was Kolumbus sich vorgenommen hatte: Er erreichte als erster Europäer Indien auf dem Seeweg und brachte Portugal und seinen 1,7 Millionen Einwohnern wirtschaftlichen Wohlstand und trug dazu bei, die portugiesische Renaissance einzuleiten. Im Jahr 1500 erreichte der portugiesische Entdecker Gaspar Corte-Real das heutige Kanada und gründete die Stadt Portugal Cove-St. Philip's, Neufundland und Labrador, lange vor den Franzosen und Engländern im 17. Jahrhundert und nur eine von vielen portugiesischen Kolonisationen Amerikas.

Im Jahr 1500 entdeckte Pedro Álvares Cabral Brasilien und beanspruchte es für Portugal. Zehn Jahre später eroberte Afonso de Albuquerque Goa in Indien, Muscat und Ormuz in der Persischen Meerenge sowie Malakka, heute ein Staat in Malaysia. Damit hatte das portugiesische Reich die Herrschaft über den Handel im Indischen Ozean und im Südatlantik inne. Portugiesische Seefahrer machten sich von Europa aus auf den Weg nach Ostasien und landeten unter anderem in Taiwan, Japan, auf der Insel Timor und auf den Molukken.

Obwohl man lange Zeit glaubte, dass die Niederländer die ersten Europäer waren, die in Australien ankamen, gibt es auch einige Hinweise darauf, dass die Portugiesen Australien 1521 entdeckt haben könnten. Von 1519 bis 1522 organisierte Ferdinand Magellan (Fernão de Magalhães) eine spanische Expedition nach Ostindien, die zur ersten Weltumsegelung führte. Magellan kehrte nie nach Europa zurück, da er 1521 auf den Philippinen von Eingeborenen getötet wurde.

Im Vertrag von Saragossa, der am 22. April 1529 zwischen Portugal und Spanien unterzeichnet wurde, wurde der Gegenmeridian zu der im Vertrag von Tordesillas festgelegten Demarkationslinie festgelegt.

All diese Faktoren machten Portugal vom 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten wirtschaftlichen, militärischen und politischen Mächte der Welt.

Iberische Union, Restauration und frühe Brigantine-Ära

Gebiete auf der ganzen Welt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Geschichte Teil des portugiesischen Reiches waren, traten freiwillig in eine dynastische Union ein.

Portugal ging zwischen 1580 und 1640 freiwillig eine dynastische Union ein. Dies geschah, weil die beiden letzten Könige des Hauses Aviz - König Sebastian, der in der Schlacht von Alcácer Quibir in Marokko fiel, und sein Großonkel und Nachfolger, König-Kardinal Heinrich von Portugal - beide ohne Erben starben, was zu der portugiesischen Erbfolgekrise von 1580 führte.

In der Folge erhob Philipp II. von Spanien Anspruch auf den Thron und wurde als Philipp I. von Portugal anerkannt. Portugal verlor seine formale Unabhängigkeit nicht und bildete kurzzeitig eine Union von Königreichen. Zu diesem Zeitpunkt war Spanien ein geografisches Gebiet. Durch die Vereinigung der beiden Kronen wurde Portugal einer unabhängigen Außenpolitik beraubt und in den Achtzigjährigen Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden verwickelt.

Der Krieg führte zu einer Verschlechterung der Beziehungen zu Portugals ältestem Verbündeten, England, und zum Verlust von Hormuz, einem strategischen Handelsposten zwischen Iran und Oman. Von 1595 bis 1663 führte der Niederländisch-Portugiesische Krieg vor allem dazu, dass die niederländischen Gesellschaften in zahlreiche portugiesische Kolonien und Handelsinteressen in Brasilien, Afrika, Indien und im Fernen Osten eindrangen, was zum Verlust des portugiesischen Monopols im indischen Seehandel führte. Im Jahr 1640 führte Johannes IV. von Portugal einen von verärgerten Adligen unterstützten Aufstand an und wurde zum König ausgerufen. Der Portugiesische Restaurationskrieg beendete die sechzigjährige Periode der Iberischen Union unter dem Haus Habsburg. Dies war der Beginn des Hauses Braganza, das bis 1910 in Portugal herrschte.

König Johannes V. förderte zahlreiche künstlerische Werke, was ihm den Beinamen portugiesischer Sonnenkönig einbrachte.
Der königliche Palastkomplex von Mafra, ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Der älteste Sohn von König Johann IV. kam als Afonso VI. an die Macht, wurde jedoch aufgrund seiner körperlichen und geistigen Behinderung von Luís de Vasconcelos e Sousa, dem dritten Grafen von Castelo Melhor, überwältigt. In einem von der Gattin des Königs, Maria Francisca von Savoyen, und seinem Bruder Pedro, Herzog von Beja, organisierten Palastputsch wurde König Afonso VI. für geistig unzurechnungsfähig erklärt und zunächst auf die Azoren und dann in den Königspalast von Sintra außerhalb von Lissabon verbannt. Nach dem Tod von Afonso bestieg Pedro als König Pedro II. den Thron. Die Regierungszeit Pedros war geprägt von der Konsolidierung der nationalen Unabhängigkeit, der kaiserlichen Expansion und Investitionen in die heimische Produktion.

Der Sohn von Pedro II, Johannes V, erlebte eine Regierungszeit, die durch den Zustrom von Gold in die königliche Schatzkammer gekennzeichnet war, das größtenteils aus dem königlichen Fünftel (einer Steuer auf Edelmetalle) stammte, das aus den portugiesischen Kolonien Brasilien und Maranhão bezogen wurde.

Unter Missachtung der traditionellen portugiesischen Regierungsinstitutionen agierte Johannes V. als absoluter Monarch, der die Steuereinnahmen des Landes für ehrgeizige architektonische Bauwerke, insbesondere den Palast von Mafra, sowie für Aufträge und Ergänzungen für seine umfangreichen Kunst- und Literatursammlungen nahezu aufbrauchte.

Aufgrund seines Strebens nach internationaler diplomatischer Anerkennung gab John auch große Summen für die Botschaften aus, die er an die europäischen Höfe sandte. Die berühmtesten waren jene, die er 1715 nach Paris und 1716 nach Rom sandte.

Offizielle Schätzungen - und die meisten bisherigen Schätzungen - beziffern die Zahl der portugiesischen Einwanderer in das koloniale Brasilien während des Goldrausches im 18. Jahrhundert auf 600.000. Dies war eine der größten Bewegungen europäischer Bevölkerungen in ihre Kolonien in Amerika während der Kolonialzeit.

Pombalische Ära und Aufklärung

Der 1. Marquis von Pombal regierte Portugal als aufgeklärter Despot während der Herrschaft von König Joseph I.

Im Jahr 1738 begann der Fidalgo Sebastião José de Carvalho e Melo (später geadelt als 1. Marquis von Pombal) eine diplomatische Karriere als portugiesischer Botschafter in London und später in Wien. Die königliche Gemahlin Portugals, Erzherzogin Maria Anna von Österreich, war von Carvalho e Melo angetan. Nach dem Tod seiner ersten Frau arrangierte sie die zweite Ehe des verwitweten Carvalho e Melo mit der Tochter des österreichischen Feldmarschalls Leopold Josef Graf von Daun. König Johann V. war darüber jedoch nicht erfreut und rief Carvalho e Melo 1749 nach Portugal zurück. Johannes V. starb im folgenden Jahr und sein Sohn Joseph I. wurde gekrönt. Im Gegensatz zu seinem Vater war Joseph I. von Carvalho e Melo angetan und ernannte ihn mit Zustimmung der Königinmutter zum Außenminister.

Das Vertrauen des Königs in Carvalho e Melo wuchs, und der König übertrug ihm mehr Kontrolle über den Staat. Im Jahr 1755 wurde Sebastião José de Carvalho e Melo zum Premierminister ernannt. Beeindruckt vom wirtschaftlichen Erfolg Großbritanniens, den er in seiner Zeit als Botschafter miterlebt hatte, setzte er eine ähnliche Wirtschaftspolitik in Portugal erfolgreich um. Er schaffte die Sklaverei auf dem portugiesischen Festland und in den portugiesischen Kolonien in Indien ab, reorganisierte die Armee und die Marine, strukturierte die Universität von Coimbra um und beendete die rechtliche Diskriminierung der verschiedenen christlichen Sekten in Portugal, indem er die Unterscheidung zwischen alten und neuen Christen aufhob.

Carvalho e Melos größte Reformen betrafen die Wirtschaft und das Finanzwesen: Er gründete mehrere Gesellschaften und Zünfte, um alle Handelsaktivitäten zu regeln. Er schuf eines der ersten Bezeichnungssysteme der Welt, indem er das Gebiet für die Herstellung von Portwein abgrenzte, um die Qualität des Weins zu gewährleisten; dies war der erste Versuch, die Weinqualität und -herstellung in Europa zu kontrollieren. Er regierte mit harter Hand, indem er allen Schichten der portugiesischen Gesellschaft, vom Hochadel bis zur ärmsten Arbeiterklasse, strenge Gesetze auferlegte und das Steuersystem des Landes umfassend überarbeitete. Diese Reformen brachten ihm Feinde in der Oberschicht ein, insbesondere im Hochadel, der ihn als sozialen Emporkömmling verachtete.

Das Erdbeben von Lissabon 1755 verwüstete Portugal mit einer geschätzten Stärke zwischen 8,5 und 9,0.

Am Morgen des 1. November 1755 wurde Portugal von einem schweren Erdbeben mit einer geschätzten Stärke von 8,5-9 heimgesucht. Die Stadt wurde durch das Erdbeben, den darauf folgenden Tsunami und die darauf folgenden Brände dem Erdboden gleichgemacht. Carvalho e Melo überlebte durch einen glücklichen Zufall und begann sofort mit dem Wiederaufbau der Stadt, was er mit seinem berühmten Zitat zum Ausdruck brachte: "Was nun? Wir begraben die Toten und kümmern uns um die Lebenden".

Trotz der Katastrophe und der hohen Zahl der Todesopfer blieb Lissabon von Epidemien verschont und wurde bereits nach weniger als einem Jahr wiederaufgebaut. Das neue Stadtzentrum von Lissabon wurde so konzipiert, dass es späteren Erdbeben standhalten konnte. Zu Testzwecken wurden architektonische Modelle gebaut, und die Auswirkungen eines Erdbebens wurden simuliert, indem man Truppen um die Modelle herummarschieren ließ. Die Gebäude und großen Plätze der pombalinesischen Innenstadt sind auch heute noch eine der touristischen Attraktionen Lissabons. Carvalho e Melo leistete auch einen wichtigen Beitrag zum Studium der Seismologie, indem er eine detaillierte Untersuchung über die Auswirkungen des Erdbebens, die Parochial Memories of 1758, entwarf, die an jede Gemeinde des Landes geschickt wurde. Diese Fülle an Informationen ermöglicht es modernen Wissenschaftlern, das Ereignis mit einem gewissen Grad an wissenschaftlicher Präzision zu rekonstruieren, während sie gleichzeitig den heutigen Historikern eine immense Menge an demografischen, topografischen und prosopografischen Informationen über den Rest des Königreichs sowie Informationen über seine städtischen und ländlichen Gebiete liefert.

Nach dem Erdbeben gab Joseph I. seinem Premierminister noch mehr Macht, und Carvalho de Melo wurde zu einem mächtigen, fortschrittlichen Diktator. Mit zunehmender Macht wuchs die Zahl seiner Feinde, und es kam häufig zu erbitterten Auseinandersetzungen mit dem Hochadel. Im Jahr 1758 wurde Joseph I. bei einem Attentatsversuch verwundet. Die Familie Távora und der Herzog von Aveiro wurden darin verwickelt und nach einem kurzen Prozess hingerichtet. Im folgenden Jahr wurden die Jesuiten unterdrückt und aus dem Land vertrieben und ihr Vermögen von der Krone beschlagnahmt. Carvalho e Melo verschonte niemanden, auch keine Frauen und Kinder (insbesondere nicht die 8-jährige Leonor de Almeida Portugal, die neunzehn Jahre lang in einem Kloster eingesperrt war). Dies war der letzte Schlag, der jede Opposition niederschlug, indem er öffentlich demonstrierte, dass selbst die Aristokratie gegenüber dem loyalen Minister des Königs machtlos war. Joseph I. adelte Carvalho e Melo 1759 zum Grafen von Oeiras.

1762 fiel Spanien im Rahmen des Siebenjährigen Krieges in portugiesisches Gebiet ein, doch 1763 war der Status quo zwischen Spanien und Portugal aus der Zeit vor dem Krieg wiederhergestellt.

Nach der Távora-Affäre kannte der neue Graf von Oeiras keine Opposition. Er wurde 1770 zum "Marquês de Pombal" ernannt und regierte Portugal bis zum Tod Josephs I. im Jahr 1777.

Die neue Herrscherin, Königin Maria I. von Portugal, mochte den Marquês de Pombal wegen seiner Machtfülle nicht und verzieh ihm nie die Rücksichtslosigkeit, mit der er die Familie Távora aus dem Weg geräumt hatte, so dass sie ihm nach ihrer Thronbesteigung alle politischen Ämter entzog. Der Marquês de Pombal wurde auf sein Landgut in Pombal verbannt, wo er 1782 starb.

Historiker argumentieren jedoch auch, dass Pombals "Aufklärung" zwar weitreichend war, aber in erster Linie ein Mechanismus zur Stärkung der Autokratie auf Kosten der individuellen Freiheit und vor allem ein Apparat zur Zerschlagung der Opposition, zur Unterdrückung von Kritik und zur Förderung der kolonialen wirtschaftlichen Ausbeutung sowie zur Verschärfung der Buchzensur und zur Festigung der persönlichen Kontrolle und des Profits.

Napoleonische Ära

Die Abreise des portugiesischen Königshofs nach Brasilien im Jahr 1808
Allegorie auf die Tugenden des Prinzregenten John; D. Sequeira, 1810

Mit der Besetzung durch Napoleon begann für Portugal ein langsamer, aber unaufhaltsamer Niedergang, der sich bis ins 20. Dieser Niedergang wurde durch die Unabhängigkeit Brasiliens, des größten kolonialen Besitzes des Landes, noch beschleunigt.

Im Herbst 1807 zog Napoleon mit seinen französischen Truppen durch Spanien, um in Portugal einzufallen. Von 1807 bis 1811 kämpften britisch-portugiesische Truppen im Halbinselkrieg erfolgreich gegen die französische Invasion Portugals, während der die königliche Familie und der portugiesische Adel, einschließlich Maria I., in das portugiesische Territorium Brasiliens, damals eine Kolonie des portugiesischen Reiches, in Südamerika übersiedelten. Diese Episode ist als die Verlegung des portugiesischen Hofes nach Brasilien bekannt.

Im Jahr 1807, als Napoleons Armee sich Lissabon näherte, verlegte der Prinzregent João VI. von Portugal seinen Hof nach Brasilien und machte Rio de Janeiro zur Hauptstadt des portugiesischen Reiches. 1815 wurde Brasilien zum Königreich erklärt und das Königreich Portugal mit ihm vereinigt, wodurch ein plurikontinentaler Staat entstand, das Vereinigte Königreich Portugal, Brasilien und die Algarven.

Das Frontispiz der portugiesischen Verfassung von 1826 zeigt König-Kaiser Pedro IV. und seine Tochter Königin Maria II.

Infolge der Statusänderung und der Ankunft der portugiesischen Königsfamilie wurde der brasilianische Verwaltungs-, Zivil-, Wirtschafts-, Militär-, Bildungs- und Wissenschaftsapparat ausgebaut und stark modernisiert. Portugiesen und die mit ihnen verbündeten britischen Truppen kämpften gegen die französische Invasion Portugals, und 1815 hatte sich die Lage in Europa soweit abgekühlt, dass João VI. sicher nach Lissabon hätte zurückkehren können. Der portugiesische König blieb jedoch in Brasilien, bis die liberale Revolution von 1820, die in Porto begann, 1821 seine Rückkehr nach Lissabon forderte.

So kehrte er nach Portugal zurück, überließ aber seinem Sohn Pedro die Verantwortung für Brasilien. Als die portugiesische Regierung im folgenden Jahr versuchte, das Königreich Brasilien wieder unterzuordnen, erklärte sein Sohn Pedro mit der überwältigenden Unterstützung der brasilianischen Eliten die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal. Cisplatina (der heutige souveräne Staat Uruguay) im Süden war eine der letzten Erweiterungen des brasilianischen Territoriums unter portugiesischer Herrschaft.

Die brasilianische Unabhängigkeit wurde 1825 anerkannt, wobei Kaiser Pedro I. seinem Vater den Ehrentitel Kaiser von Brasilien verlieh. Der Tod von Johannes VI. im Jahr 1826 warf ernste Fragen bezüglich seiner Nachfolge auf. Obwohl Pedro sein Erbe war und kurzzeitig als Pedro IV. regierte, wurde sein Status als brasilianischer Monarch von beiden Nationen als Hindernis für die Inanspruchnahme des portugiesischen Throns angesehen. Pedro dankte zu Gunsten seiner Tochter Maria II. ab. Doch Pedros Bruder, Infant Miguel, erhob aus Protest Anspruch auf den Thron. Nachdem ein Heiratsantrag von Miguel und Maria gescheitert war, ergriff Miguel 1828 als König Miguel I. die Macht. Um die Rechte seiner Tochter auf den Thron zu verteidigen, startete Pedro die Liberalen Kriege, um seine Tochter wieder einzusetzen und eine konstitutionelle Monarchie in Portugal zu errichten. Der Krieg endete 1834 mit Miguels Niederlage, der Verabschiedung einer Verfassung und der Wiedereinsetzung von Königin Maria II.

Konstitutionelle Monarchie

Von oben nach unten: Der Lissabonner Regizid (1908), die Akklamation von Manuel II. zum König (1908) und die Proklamation der Republik (1910)

Königin Maria II. und der Sohn von König Ferdinand II., König Pedro V. (Peter V.), modernisierten das Land während seiner kurzen Regierungszeit (1853-1861). Unter seiner Herrschaft wurden Straßen, Telegrafen und Eisenbahnen gebaut und Verbesserungen im Gesundheitswesen vorgenommen. Seine Popularität stieg, als er während der Choleraepidemie von 1853-1856 Krankenhäuser besuchte, Geschenke verteilte und die Kranken tröstete. Pedros Regierungszeit war kurz, denn er starb 1861 an der Cholera, nachdem es eine Reihe von Todesfällen in der königlichen Familie gegeben hatte, darunter seine beiden Brüder Infante Fernando und Infante João, Herzog von Beja, und seine Frau Stephanie von Hohenzollern-Sigmaringen. Da Pedro keine Kinder hatte, bestieg sein Bruder Luís I. von Portugal (Ludwig I.) den Thron und setzte seine Modernisierung fort.

Auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus im 19. Jahrhundert hatte Portugal bereits sein Territorium in Südamerika und bis auf einige wenige Stützpunkte in Asien verloren. Luanda, Benguela, Bissau, Lourenço Marques, Porto Amboim und die Insel Mosambik gehörten zu den ältesten portugiesischen Hafenstädten in seinen afrikanischen Territorien. In dieser Phase konzentrierte sich der portugiesische Kolonialismus darauf, seine Außenposten in Afrika zu Territorien von nationaler Größe auszubauen, um dort mit anderen europäischen Mächten zu konkurrieren.

Mit der Berliner Konferenz von 1884 wurden die Grenzen der portugiesischen Gebiete in Afrika auf Antrag Portugals formell festgelegt, um die jahrhundertealten portugiesischen Interessen auf dem Kontinent vor Rivalitäten zu schützen, die durch das "Scramble for Africa" ausgelöst wurden. Portugiesische Städte in Afrika wie Nova Lisboa, Sá da Bandeira, Silva Porto, Malanje, Tete, Vila Junqueiro, Vila Pery und Vila Cabral wurden in dieser Zeit und darüber hinaus im Landesinneren gegründet oder neu erschlossen. Neue Küstenstädte wie Beira, Moçâmedes, Lobito, João Belo, Nacala und Porto Amélia wurden ebenfalls gegründet. Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert wurde mit dem Bau von Eisenbahnstrecken wie der Benguela-Eisenbahn in Angola und der Beira-Eisenbahn in Mosambik begonnen, um die Küstengebiete mit ausgewählten Regionen im Landesinneren zu verbinden.

Weitere Episoden aus dieser Zeit der portugiesischen Präsenz in Afrika sind das britische Ultimatum von 1890. Dieses zwang das portugiesische Militär, sich aus dem Land zwischen den portugiesischen Kolonien Mosambik und Angola (dem größten Teil des heutigen Simbabwe und Sambia) zurückzuziehen, das Portugal für sich beansprucht hatte und das in seiner "Rosa Karte" enthalten war, was mit den britischen Bestrebungen zum Bau einer Eisenbahnlinie vom Kap nach Kairo kollidierte.

Die portugiesischen Territorien in Afrika waren Kap Verde, São Tomé und Príncipe, Portugiesisch-Guinea, Angola und Mosambik. Die winzige Festung São João Baptista de Ajudá an der Küste von Dahomey war ebenfalls unter portugiesischer Herrschaft. Darüber hinaus beherrschte Portugal noch die asiatischen Gebiete Portugiesisch-Indien, Portugiesisch-Timor und Portugiesisch-Macau.

Am 1. Februar 1908 wurden König Dom Carlos I. von Portugal und sein Thronfolger und ältester Sohn, Königlicher Prinz Dom Luís Filipe, Herzog von Braganza, in Lissabon im Terreiro do Paço von zwei portugiesischen republikanischen Aktivisten, Alfredo Luís da Costa und Manuel Buíça, ermordet. Unter seiner Herrschaft wurde Portugal zweimal für bankrott erklärt - das erste Mal am 14. Juni 1892 und das zweite Mal am 10. Mai 1902 - was zu sozialen Unruhen, wirtschaftlichen Unruhen, wütenden Protesten, Revolten und Kritik an der Monarchie führte. Sein zweiter und jüngster Sohn, Manuel II. von Portugal, wurde neuer König, wurde aber schließlich durch die portugiesische republikanische Revolution vom 5. Oktober 1910 gestürzt, die die Monarchie abschaffte und eine republikanische Regierung in Portugal einsetzte, woraufhin er und seine königliche Familie ins Exil nach London, England, flüchteten.

Erste Republik und Estado Novo

Von links nach rechts: Präsident Bernardino Machado, Präsident Teófilo Braga, Präsident António José de Almeida und Premierminister Afonso Costa; 1911

Die neue Republik hatte viele Probleme. Portugal hatte in nur 15 Jahren 45 verschiedene Regierungen. Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) unterstützte Portugal die Alliierten im Kampf gegen die Mittelmächte, doch der Krieg schadete seiner schwachen Wirtschaft. Politische Instabilität und wirtschaftliche Schwäche waren der Nährboden für Chaos und Unruhen während der Ersten Portugiesischen Republik. Diese Bedingungen führten zum Scheitern der Monarchie des Nordens, zum Staatsstreich vom 28. Mai 1926 und zur Errichtung der Nationalen Diktatur (Ditadura Nacional). Dies wiederum führte zur Errichtung der rechtsgerichteten Diktatur des Estado Novo unter António de Oliveira Salazar im Jahr 1933.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Portugal neutral. Von den 1940er bis zu den 1960er Jahren war Portugal Gründungsmitglied der NATO, der OECD und der Europäischen Freihandelszone (EFTA). Nach und nach wurden neue wirtschaftliche Entwicklungsprojekte und die Umsiedlung portugiesischer Staatsbürger vom Festland in die Überseeprovinzen in Afrika eingeleitet, wobei Angola und Mosambik als die größten und reichsten Überseegebiete die Hauptziele dieser Initiativen waren. Diese Maßnahmen dienten dazu, Portugals Status als transkontinentale Nation und nicht als Kolonialreich zu bekräftigen.

Nachdem Indien 1947 die Unabhängigkeit erlangt hatte, trennten die pro-indischen Bewohner von Dadra und Nagar Haveli mit Unterstützung der indischen Regierung und der Hilfe von Organisationen, die sich für die Unabhängigkeit einsetzten, die Gebiete Dadra und Nagar Haveli 1954 von der portugiesischen Herrschaft ab. Die Annexion des Forts von São João Baptista de Ajudá durch die Republik Dahomey im Jahr 1961 war der Beginn eines Prozesses, der zur endgültigen Auflösung des jahrhundertealten portugiesischen Reiches führte.

António de Oliveira Salazar regierte Portugal von 1932 bis 1968 im Rahmen des Regimes des Estado Novo.

Nach der Volkszählung von 1921 hatte São João Baptista de Ajudá 5 Einwohner und zum Zeitpunkt des Ultimatums der Regierung von Dahomey hatte es nur 2 Einwohner, die die portugiesische Souveränität repräsentierten.

Ein weiterer gewaltsamer Rückzug aus überseeischen Gebieten erfolgte im Dezember 1961, als Portugal sich weigerte, die Gebiete Goa, Daman und Diu in Indien aufzugeben. Daraufhin wurden die portugiesische Armee und Marine in ihrer Kolonie Portugiesisch-Indien in einen bewaffneten Konflikt mit den indischen Streitkräften verwickelt.

Die Operationen führten zur Niederlage und Kapitulation der begrenzten portugiesischen Verteidigungsgarnison, die gezwungen war, sich einer viel größeren Streitmacht zu ergeben. Das Ergebnis war der Verlust der verbleibenden portugiesischen Territorien auf dem indischen Subkontinent. Das portugiesische Regime weigerte sich, die indische Souveränität über die annektierten Gebiete anzuerkennen, die bis zum Militärputsch von 1974 weiterhin in der portugiesischen Nationalversammlung vertreten waren.

Ebenfalls in den frühen 1960er Jahren führten Unabhängigkeitsbewegungen in den portugiesischen Überseeprovinzen Angola, Mosambik und Guinea in Afrika zum Portugiesischen Kolonialkrieg (1961-1974).

Während der gesamten Zeit des Kolonialkriegs hatte Portugal mit zunehmenden Meinungsverschiedenheiten, Waffenembargos und anderen Sanktionen zu kämpfen, die von den meisten internationalen Organisationen verhängt wurden. Das autoritäre und konservative Regime des Estado Novo, das zunächst von António de Oliveira Salazar eingesetzt und ab 1968 von Marcelo Caetano geführt wurde, versuchte jedoch, ein jahrhundertealtes interkontinentales Großreich mit einer Gesamtfläche von 2 168 071 km2 zu erhalten.

Nelkenrevolution und europäische Integration

Portugiesisch-Afrika vor der Unabhängigkeit im Jahr 1975

Die portugiesische Regierung und Armee widersetzten sich der Entkolonialisierung ihrer überseeischen Gebiete bis zum April 1974, als ein linker Militärputsch in Lissabon, bekannt als Nelkenrevolution, den Weg für die Unabhängigkeit der überseeischen Gebiete in Afrika und Asien sowie für die Wiederherstellung der Demokratie nach einer zweijährigen Übergangszeit, bekannt als PREC (Processo Revolucionário Em Curso), ebnete. Diese Zeit war durch soziale Unruhen und Machtkämpfe zwischen linken und rechten politischen Kräften gekennzeichnet. Im Sommer 1975 waren die Spannungen zwischen diesen Kräften so groß, dass das Land am Rande eines Bürgerkriegs stand. Die der extremen Linken nahestehenden Kräfte starteten am 25. November einen weiteren Staatsstreich, aber die Gruppe der Neun, eine gemäßigte Militärfraktion, leitete sofort einen Gegenputsch ein. Die wichtigste Episode dieser Konfrontation war der erfolgreiche Angriff auf die Kaserne des von der Linken dominierten Militärpolizeiregiments durch die gemäßigten Kräfte des Kommandoregiments, bei dem drei Soldaten getötet wurden. Die Gruppe der Neun ging als Sieger hervor und verhinderte so die Errichtung eines kommunistischen Staates in Portugal und beendete die Zeit der politischen Instabilität im Lande. Der Rückzug aus den überseeischen Gebieten und die Annahme der Bedingungen für die Unabhängigkeit durch die portugiesischen Vertreter bei den Verhandlungen in Übersee, die 1975 zur Gründung unabhängiger Staaten führen sollten, führten zu einem Massenexodus portugiesischer Bürger aus den afrikanischen Gebieten Portugals (vor allem aus Angola und Mosambik).

Mehr als eine Million Portugiesen flohen aus den ehemaligen portugiesischen Provinzen, da weiße Siedler in der Regel nicht als Teil der neuen Identität der ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika und Asien angesehen wurden. Mário Soares und António de Almeida Santos wurden damit beauftragt, die Unabhängigkeit der portugiesischen Überseegebiete zu organisieren. 1975 waren alle portugiesischen Gebiete in Afrika unabhängig und Portugal hielt seine ersten demokratischen Wahlen seit 50 Jahren ab.

Portugal wurde bis zu den portugiesischen Parlamentswahlen von 1976 von einer Junta de Salvação Nacional regiert. Sie wurden von der Sozialistischen Partei Portugals (PS) gewonnen, und ihr Vorsitzender Mário Soares wurde am 23. Juli Ministerpräsident der ersten verfassungsmäßigen Regierung. Mário Soares war von 1976 bis 1978 und erneut von 1983 bis 1985 Premierminister. In dieser Funktion versuchte Soares, an das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung anzuknüpfen, die vor der Nelkenrevolution, im letzten Jahrzehnt des vorherigen Regimes, erreicht worden waren. Er leitete den Prozess des Beitritts zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) ein, indem er bereits 1977 mit den Beitrittsverhandlungen begann.

Mário Soares wurde 1976 der erste demokratisch gewählte Ministerpräsident Portugals.

Nach dem Übergang zur Demokratie schwankte Portugal zwischen dem Sozialismus und der Übernahme des neoliberalen Modells. Landreformen und Verstaatlichungen wurden durchgesetzt; die portugiesische Verfassung (1976 verabschiedet) wurde umgeschrieben, um sozialistischen und kommunistischen Prinzipien Rechnung zu tragen. Bis zu den Verfassungsrevisionen von 1982 und 1989 war die Verfassung ein Dokument mit zahlreichen Verweisen auf den Sozialismus, die Rechte der Arbeitnehmer und den Wunsch nach einer sozialistischen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Lage Portugals nach der Revolution zwang die Regierung 1977-78 und 1983-85 zu Stabilisierungsprogrammen unter der Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF).

1986 trat Portugal zusammen mit Spanien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei, die später zur Europäischen Union (EU) wurde. In den folgenden Jahren entwickelte sich die portugiesische Wirtschaft dank der Struktur- und Kohäsionsfonds der EWG/EU und des leichteren Zugangs portugiesischer Unternehmen zu ausländischen Märkten erheblich.

Das letzte portugiesische Kolonialgebiet in Übersee und Asien, Macau, wurde am 20. Dezember 1999 im Rahmen der gemeinsamen Erklärung von 1987, in der die Bedingungen für die Übergabe Macaus von Portugal an die Volksrepublik China festgelegt wurden, friedlich an die Volksrepublik China (VR China) übergeben. Im Jahr 2002 wurde die Unabhängigkeit Osttimors (Asien) von Portugal formell anerkannt, nachdem der Entkolonialisierungsprozess, der 1975 aufgrund der Nelkenrevolution begonnen, aber durch die bewaffnete Invasion und Besetzung durch Indonesien unterbrochen worden war, unvollständig war.

Der Vertrag von Lissabon wurde 2007 unterzeichnet, als Portugal die Präsidentschaft des Europäischen Rates innehatte.

Am 26. März 1995 begann Portugal mit der Umsetzung der Regeln des Schengen-Raums, indem es die Grenzkontrollen zu anderen Schengen-Mitgliedern abschaffte und gleichzeitig die Grenzkontrollen zu Nicht-Mitgliedsstaaten verstärkte. 1996 war das Land Mitbegründer der Gemeinschaft der portugiesischsprachigen Länder (CPLP) mit Sitz in Lissabon. Im Jahr 1996 wurde Jorge Sampaio Präsident. Er wurde im Januar 2001 wiedergewählt. Die Expo '98 fand in Portugal statt, und 1999 gehörte das Land zu den Gründungsmitgliedern des Euro und der Eurozone. Am 5. Juli 2004 wurde José Manuel Barroso, der damalige portugiesische Ministerpräsident, zum Präsidenten der Europäischen Kommission ernannt, dem mächtigsten Amt in der Europäischen Union. Am 1. Dezember 2009 trat der Vertrag von Lissabon in Kraft, der am 13. Dezember 2007 von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Jerónimos-Kloster in Lissabon unterzeichnet worden war und der die Effizienz und demokratische Legitimität der Union erhöht und die Kohärenz ihrer Maßnahmen verbessert. Irland war der einzige EU-Staat, der ein demokratisches Referendum über den Vertrag von Lissabon abhielt. Er wurde von den Wählern im Jahr 2008 zunächst abgelehnt.

Wirtschaftliche Verwerfungen und ein unhaltbarer Anstieg der Staatsverschuldung während der Finanzkrise 2007-2008 veranlassten das Land 2011, mit dem IWF und der Europäischen Union über den Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM) und die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) ein Darlehen auszuhandeln, um dem Land bei der Stabilisierung seiner Finanzen zu helfen.

Geografie

Topographie und Verwaltung.

Das Territorium Portugals umfasst ein Gebiet auf der Iberischen Halbinsel (von den meisten Portugiesen als Kontinent bezeichnet) und zwei Inselgruppen im Atlantischen Ozean: die Inselgruppen von Madeira und die Azoren. Es liegt zwischen den Breitengraden 30° und 42° N und den Längengraden 32° und 6° W.

Das portugiesische Festland wird von seinem Hauptfluss, dem Tejo, geteilt, der aus Spanien kommt und in der Tejo-Mündung in Lissabon mündet, bevor er in den Atlantik fließt. Die nördliche Landschaft ist im Landesinneren gebirgig und weist mehrere von Flusstälern durchzogene Hochebenen auf, während der Süden, einschließlich der Regionen Algarve und Alentejo, durch hügelige Ebenen gekennzeichnet ist.

Der höchste Gipfel Portugals ist der gleichnamige Berg Pico auf der Azoreninsel Pico. Dieser alte Vulkan mit einer Höhe von 2.351 m ist ein Wahrzeichen der Azoren, während die Serra da Estrela auf dem Festland (der Gipfel liegt 1.991 m über dem Meeresspiegel) eine wichtige saisonale Attraktion für Skifahrer und Wintersportler ist.

Die Inselgruppen Madeira und Azoren liegen verstreut im Atlantischen Ozean: Die Azoren liegen auf dem Mittelatlantischen Rücken an einer tektonischen Dreifachverbindung und Madeira entlang eines Gebirgszuges, der durch die Hotspot-Geologie innerhalb der Platte gebildet wurde. Geologisch gesehen wurden diese Inseln durch vulkanische und seismische Ereignisse geformt. Der letzte terrestrische Vulkanausbruch ereignete sich 1957-58 (Capelinhos), und kleinere Erdbeben treten sporadisch auf, meist von geringer Intensität.

Die ausschließliche Wirtschaftszone Portugals, eine Meereszone, in der die Portugiesen besondere Rechte zur Erforschung und Nutzung der Meeresressourcen haben, ist 1.727.408 km2 groß. Dies ist die drittgrößte ausschließliche Wirtschaftszone der Europäischen Union und die 20. größte der Welt.

Die wichtigsten Flüsse Portugals sind der Tejo, welcher in Spanien unter dem Namen Tajo entspringt, der Douro (spanisch Duero) und der Mondego, wobei letzterer nur durch Portugal fließt.

Siehe auch: Liste der Städte in Portugal; Liste portugiesischer Inseln.

Fauna

Die Tierwelt Portugals unterscheidet sich nur unwesentlich von der Spaniens. Vereinzelt leben hier noch Wölfe. Der nur auf der Iberischen Halbinsel verbreitete Pardelluchs ist in Portugal nahezu ausgestorben; selten werden Einzeltiere angetroffen, die vermutlich über die Grenze aus Spanien eingewandert sind. Ansonsten finden sich Europäische Wildkatzen, Füchse, Wildschweine, Hirsche, wilde Ziegen sowie Wildkaninchen. Da Portugal auf einer Zugvogelroute nach Afrika liegt, lassen sich zahlreiche Vögel beobachten, darunter insbesondere im Süden die Flamingos; Steinadler leben und jagen in den Küstengebieten. Im Landesinneren kommen diverse Schlangen und Skorpione vor.

Satellitenbild
Klimadiagramm Lissabon
Typische Landschaft des Alentejo bei Elvas

Im Westen und Süden wird Portugal vom Atlantischen Ozean begrenzt, im Osten und Norden von der 1224 km langen Grenze zu Spanien.

Klima

Köppen-Klimaklassifikationskarte des kontinentalen Portugals

Portugal ist hauptsächlich durch ein mediterranes Klima (Csa im Süden, im zentralen Landesinneren und im Douro-Tal; Csb im Norden, im zentralen Westen und an der Vicentinischen Küste), ein gemäßigtes maritimes Klima (Cfb) im nordwestlichen Hochland und in den Bergen des Festlandes sowie in einigen hochgelegenen Zonen der Azoren gekennzeichnet; ein halbtrockenes Klima in bestimmten Teilen des Beja-Distrikts ganz im Süden (BSk) und auf der Insel Porto Santo (BSh), ein warmes Wüstenklima (BWh) auf den Selvagens-Inseln und ein feuchtes subtropisches Klima auf den westlichen Azoren (Cfa), gemäß der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation. Es ist eines der wärmsten Länder Europas: Die jährliche Durchschnittstemperatur auf dem portugiesischen Festland schwankt zwischen 10-12 °C im gebirgigen Landesinneren im Norden und 16-18 °C im Süden und im Einzugsgebiet des Guadiana. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen dem Hochland und dem Tiefland: Der spanische Biologe Salvador Rivas Martinez stellt für Portugal mehrere verschiedene bioklimatische Zonen vor. Die Algarve, die von der Region Alentejo durch Berge getrennt ist, die im Alto da Fóia bis zu 900 Meter hoch sind, hat ein ähnliches Klima wie die südlichen Küstengebiete Spaniens oder Südwestaustralien.

Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge auf dem Festland schwankt zwischen knapp über 3.200 mm im Nationalpark Peneda-Gerês und weniger als 500 mm in den südlichen Teilen des Alentejo. Nach Angaben des Instituto Português do Mar e da Atmosfera ist der Berg Pico der Ort mit den größten jährlichen Niederschlagsmengen (über 6.250 mm) in Portugal.

In einigen Gebieten, wie dem Guadiana-Becken, können die Tagesdurchschnittstemperaturen bis zu 26 °C betragen, und die Höchsttemperaturen im Sommer liegen regelmäßig über 40 °C. Die Rekordhöchsttemperatur von 47,4 °C wurde in Amareleja gemessen, obwohl dies laut Satellitenmessungen nicht unbedingt der heißeste Ort im Sommer ist.

Der Marinha-Strand in Lagoa, Algarve, wird vom Michelin-Führer als einer der 10 schönsten Strände Europas und als einer der 100 schönsten Strände der Welt bezeichnet.

Im Norden und im Zentrum des Landes kommt es im Winter regelmäßig zu Schneefällen in Bezirken wie Guarda, Bragança, Viseu und Vila Real, insbesondere in den Bergen. Im Winter können die Temperaturen unter -10,0 °C fallen, vor allem in der Serra da Estrela, Serra do Gerês, Serra do Marão und Serra de Montesinho. In diesen Gebieten kann es von Oktober bis Mai jederzeit schneien. Im Süden des Landes sind Schneefälle zwar selten, kommen aber in den höchsten Lagen noch vor. Der offizielle absolute Tiefstwert der IPMA liegt bei -16,0 °C in Penhas da Saúde und Miranda do Douro, aber es wurden auch schon niedrigere Temperaturen gemessen, z. B. -17,5 °C am Polytechnischen Institut von Bragança am Stadtrand im Jahr 1983 und unter -20,0 °C in der Serra da Estrela.

Auf dem portugiesischen Festland gibt es etwa 2300 bis 3200 Sonnenstunden im Jahr, durchschnittlich 4-6 Stunden im Winter und 10-12 Stunden im Sommer, wobei die Werte im Südosten, Südwesten und an der Algarveküste höher und im Nordwesten niedriger sind. Die Sonneneinstrahlung ist auf den Archipelen geringer, mit etwa 1600 Stunden auf der feuchten Insel Flores und etwa 2300 Stunden auf den Inseln Madeira und Porto Santo. Es wird angenommen, dass die Sonneneinstrahlung auf den Selvagens aufgrund des schwächeren orografischen Auftriebs und der relativen Nähe zur Sahara höher ist.

An der zentralen West- und Südwestküste Portugals gibt es eine extreme saisonale Verschiebung der Meerestemperaturen, die im Oktober wärmer sind als im Juli und im März am kältesten sind. Die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur an der Westküste des portugiesischen Festlands schwankt zwischen 14-16 °C (57,2-60,8 °F) im Januar-März und 19-21 °C (66,2-69,8 °F) im August-Oktober, während sie an der Südküste zwischen 16 °C (60,8 °F) im Januar-März liegt und im Sommer auf etwa 22-23 °C (71,6-73,4 °F) ansteigt und gelegentlich 26 °C (78,8 °F) erreicht. Auf den Azoren liegt die Temperatur zwischen Februar und April bei etwa 16 °C und steigt im Juli-September auf 22-24 °C, auf Madeira zwischen Februar und April bei etwa 18 °C und im August-Oktober auf 23-24 °C.

Sowohl auf den Azoren als auch auf Madeira herrscht ein subtropisches Klima, das jedoch von Insel zu Insel variiert, was Wettervorhersagen sehr schwierig macht (aufgrund der rauen Topografie). Die Archipele Madeira und Azoren weisen eine geringere Temperaturspanne auf, wobei die Jahresdurchschnittstemperaturen in einigen Küstenabschnitten über 20 °C liegen (nach Angaben des Portugiesischen Meteorologischen Instituts). Auf einigen Azoreninseln gibt es im Sommer trockenere Monate. Folglich werden die Azoren als Inseln mit mediterranem Klima (sowohl Csa- als auch Csb-Typ) eingestuft, während einige Inseln (wie Flores oder Corvo) nach der Köppen-Geiger-Klassifizierung als feuchtes subtropisches Klima (Cfa) eingestuft werden, das in höheren Lagen in ein ozeanisches Klima (Cfb) übergeht.

Die Insel Porto Santo auf Madeira hat ein warmes, halbtrockenes Klima (BSh). Die Savage-Inseln, die Teil des regionalen Territoriums von Madeira und ein Naturschutzgebiet sind, sind einzigartig, da sie als Wüstenklima (BWh) mit einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge von etwa 150 mm klassifiziert sind. Die Temperatur der Meeresoberfläche schwankt auf diesen Inseln zwischen 18,5 °C im Winter und 23-24 °C im Sommer, wobei gelegentlich 25 °C erreicht werden.

Artenvielfalt

Der Nationalpark Peneda-Gerês ist aufgrund der Seltenheit und Bedeutung seiner Umwelt der einzige national ausgewiesene Park in Portugal.

Portugal befindet sich im Mittelmeerraum, dem drittgrößten Flora-Hotspot der Welt. Aufgrund seiner geografischen und klimatischen Lage - zwischen Atlantik und Mittelmeer - verfügt Portugal über eine große biologische Vielfalt an Land und auf See. Es beherbergt sechs terrestrische Ökoregionen: Gemäßigte Mischwälder der Azoren, kantabrische Mischwälder, immergrüne Wälder auf Madeira, iberische Laub- und Nadelwälder, nordwestliche iberische Bergwälder und südwestliche iberische mediterrane Laub- und Mischwälder. Mehr als 22 % der Landesfläche sind Teil des Natura-2000-Netzes, darunter 62 besondere Schutzgebiete und 88 Arten von geschützten natürlichen Lebensräumen.

Eukalyptus (nicht einheimische, kommerzielle Anpflanzungen), Korkeiche und Seekiefer machen zusammen 71 % der gesamten bewaldeten Fläche des portugiesischen Festlands aus, gefolgt von der Steineiche, der Zirbelkiefer, den anderen Eichen (Q. robur, Q. faginea und Q. pyrenaica) bzw. der Edelkastanie. Auf Madeira dominiert der Laurisilva-Wald (der als Weltkulturerbe anerkannt ist) die Landschaft, vor allem an den Nordhängen. Zu den vorherrschenden Arten in diesem Wald gehören Laurus novocanariensis, Apollonias barbujana, Ocotea foetens und Persea indica. Vor der Besiedlung durch den Menschen waren die Azoren auch reich an dichten Laurisilva-Wäldern. Heute werden diese einheimischen Wälder durch den eingeführten Pittosporum undulatum und Cryptomeria japonica untergraben. Es wurden mehrere Projekte zur Wiederherstellung der Laurisilva-Wälder auf den Azoren durchgeführt. Reste dieser Laurisilva-Wälder gibt es auch auf dem portugiesischen Festland mit seinen wenigen lebenden Zeugnissen Laurus nobilis, Prunus lusitanica, Arbutus unedo, Myrica faya und Rhododendron ponticum.

Diese geografischen und klimatischen Bedingungen erleichtern die Einführung exotischer Arten, die sich später als invasiv und zerstörerisch für die einheimischen Lebensräume erweisen. Etwa 20 % aller auf dem portugiesischen Festland vorkommenden Arten sind exotisch. Auf Madeira sind rund 36 % und auf den Azoren rund 70 % der Arten exotisch. Aus diesem Grund wurde Portugal 2019 auf dem Forest Landscape Integrity Index weltweit auf Platz 168 von 172 Ländern eingestuft.

Chameleo von der Algarve

Portugal ist das Land mit der zweithöchsten Anzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten in Europa (488, Stand 2020).

Portugal als Ganzes ist ein wichtiger Zwischenstopp für Zugvogelarten: die südlichen Sümpfe der östlichen Algarve (Ria Formosa, Castro Marim) und die Region Lissabon (Tejo-Mündung, Sado-Mündung) beherbergen verschiedene Wasservogelarten, der Habichtsadler und der Schmutzgeier in den nördlichen Tälern des Douro International, der Schwarzstorch und der Gänsegeier auf dem Tejo International, die Seevogelschutzgebiete der Savage-Inseln und Berlengas sowie das Hochland von Madeira und São Miguel repräsentieren die große Vielfalt an wildlebenden Vogelarten (etwa 450 auf dem portugiesischen Festland), nicht nur Zugvögel, sondern auch endemische Arten (z. B. Trocaz-Taube). z. B. Trocaz-Taube, Azorengimpel) oder exotische Arten (Schopfmyäne, Schwanzwida).

Die großen Säugetierarten Portugals (Damhirsch, Rothirsch, Reh, Iberischer Steinbock, Wildschwein, Rotfuchs, Iberischer Wolf und Iberischer Luchs) waren einst im ganzen Land verbreitet, aber die intensive Jagd, die Zerstörung des Lebensraums und der wachsende Druck durch Landwirtschaft und Viehzucht haben die Populationen im 19. und frühen 20. Heute breiten sich diese Tiere wieder in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet aus. Zu den kleineren Säugetieren gehören u. a. das rote Eichhörnchen, der europäische Dachs, der Fischotter, der ägyptische Mungo, der Granada-Hase, das europäische Kaninchen, die Ginsterkatze und die europäische Wildkatze.

Aufgrund ihrer isolierten Lage beherbergen die Vulkaninseln der Azoren, Madeira und Salvages, die zu Makaronesien gehören, viele endemische Arten, die sich unabhängig von ihren europäischen, afrikanischen und gelegentlich amerikanischen Verwandten entwickelt haben.

Die portugiesische Westküste gehört zu den vier großen östlichen Auftriebssystemen des Ozeans (Eastern Boundary Upwelling Systems). Dieses saisonale Auftriebssystem, das typischerweise in den Sommermonaten auftritt, bringt kühleres, nährstoffreiches Wasser an die Meeresoberfläche und fördert das Wachstum des Phytoplanktons, die Entwicklung des Zooplanktons und die daraus resultierende große Vielfalt an pelagischen Fischen und anderen wirbellosen Meerestieren.

Ausschließliche Wirtschaftszone von Portugal

Zusammen mit seiner großen AWZ ist Portugal damit einer der größten Pro-Kopf-Fischverbraucher der Welt. Sardinen (Sardina pilchardus) und Stöcker (Trachurus trachurus) werden jedes Jahr zu Tausenden gefangen, während Blauer Wittling, Seeteufel, Kabeljau, Kopffüßer, Rochen oder andere Meeresfrüchte traditionell in den lokalen Küstendörfern gefangen werden. Dieser Auftrieb ermöglicht es Portugal auch, Seetangwälder zu haben, die sonst im Mittelmeer sehr selten oder gar nicht vorhanden sind.

73 % der auf der Iberischen Halbinsel vorkommenden Süßwasserfische sind endemisch, das ist der größte Anteil aller Regionen in Europa. Viele dieser endemischen Arten sind in den Gewässern der zentralen westlichen Region konzentriert (eine davon ist ausschließlich endemisch). Diese und andere Gewässer auf der gesamten Halbinsel sind meist nur vorübergehend vorhanden und jedes Jahr von Trockenheit bedroht, so dass die meisten dieser Arten als bedroht gelten.

Etwa 24 bis 28 Walarten sind auf den Azoren beheimatet, was sie zu einem der vier Orte auf der Welt macht, an denen die meisten Arten dieser Unterordnung vorkommen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1984 wurde diese Vielfalt durch den Walfang (insbesondere von Pottwalen) stark ausgebeutet. Anfang der 90er Jahre wurde die Walbeobachtung immer beliebter und ist heute eine der wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten im portugiesischen Archipel.

Weitere Schutzgebiete in Portugal sind die Serras de Aire e Candeeiros mit ihren Kalksteinformationen, ihrer paläontologischen Geschichte und ihrer großen Vielfalt an Fledermäusen und Orchideen, der Naturpark Südwest-Alentejo und die Vicentinische Küste mit ihrer gut erhaltenen, wilden Küste, der Naturpark Montesinho, in dem einige der einzigen Populationen des iberischen Wolfs leben, und der kürzlich gesichtete iberische Braunbär, der im Land als ausgestorben galt, neben anderen Arten.

Norden

Der Norden Portugals hat ein relativ kühles und feuchtes Klima und besteht aus zwei Landschaften: Der Minho im Nordwesten, durch die stark entwickelte Industrie, gehört zu den am dichtesten besiedelten Gegenden des Landes. Die größten Städte des Minho sind Braga, Guimarães, Vila Nova de Famalicão, Barcelos und Viana do Castelo. Der Minho wird wegen seines Klimas und der vergleichsweise üppigen Vegetation als der grüne Garten Portugals bezeichnet. Auf den Hängen der zahlreichen Flusstäler wird vor allem Wein kultiviert, der zum Vinho Verde weiterverarbeitet wird. Daneben gedeihen viele Gemüsesorten. Die natürliche Vegetation ist eine Mischung aus der Flora der gemäßigten Klimazone und der subtropischen Flora; je nach Höhenlage gibt es Eichen und Kastanien oder Pinien und Olivenbäume.

Im Nordosten liegt Trás-os-Montes (Hinter den Bergen). Diese dem Meer abgewandte Seite Nordportugals ist sehr gebirgig, hat sehr kalte Winter und sehr heiße Sommer. Die Vegetation ist bedeutend weniger üppig als im Minho und wird zur Grenze nach Spanien hin spärlicher. Beide Landschaften ist gemein, dass ihre Gebirgsmassive, wie z. B. Marão oder Peneda-Gerês, von zahlreichen Flüssen wie dem Rio Minho oder dem Rio Douro durchschnitten werden. Im Norden Portugals liegt der Nationalpark Peneda-Gerês. Dort gibt es noch Restbestände naturbelassener Wälder, in denen sich insbesondere die immergrüne Steineiche findet. Bedeutende Städte des Nordosten sind Vila Real, Bragança, Mirandela und Chaves.

Zentrum

Die Region Centro, auch Mittelportugal genannt, ist größtenteils hügelig bis gebirgig und hat mit der Serra da Estrela ein beachtliches Gebirge mit Wintersportmöglichkeiten. Der Torre ist mit 1993 m der höchste Berg Kontinentalportugals. Die wichtigsten Landschaften sind die Beiras, die sich im Osten der Region befinden und wo sich die Städte wie Castelo Branco, Guarda und Covilhã befinden, der Ribatejo, welche sich im Südwesten der Region befindet, über die Metropolregion Lissabon, wo sich Städte wie Santarém, Tomar oder Entroncamento befinden. Die Estremadura ist die westliche Landschaft der Region, welche die Städte Leiria, Caldas da Rainha oder Torres Vedras beinhalten. Die gesamte Region ist sehr fruchtbar und hat ein für den Weinanbau günstiges Klima. Die Tradition des Weinbaus reicht bis in die Römerzeit zurück. Daneben werden Getreide, Reis, Sonnenblumen und Gemüse angebaut. Die Region wird durch den Tejo geteilt. Seit dem Bau zahlreicher Staudämme, kommen Überschwemmungen, die früher den Ribatejo regelmäßig heimsuchten, kaum mehr vor.

Alentejo

Der Alentejo ist eine trockene und heiße Region des Landes. Die Oberfläche der gesamten Region ist eben bis hügelig. Die Region ist als frühere Kornkammer Portugals bekannt, ist heute nur dünn besiedelt und von Abwanderung von den Dörfern in die Städte der Region oder andere Regionen des Landes gekennzeichnet; weitläufige Getreidefelder mit Olivenhainen und Korkeichen dominieren die Landschaft. Auch Wein und Sonnenblumen werden angebaut. Die Wiesen dienen zur Schafzucht und sind im Frühling mit Blumen übersät. Zum wirtschaftlichen Niedergang haben die länger werdenden Trockenperioden beigetragen, die mit dem Bau von Staudämmen gemildert werden sollen. Umstritten ist die Anpflanzung von schnell wachsenden Eukalyptusbäumen. Diese stellen ein erhöhtes Risiko für Waldbrände dar, trotzdem haben die Anbauflächen zugenommen. Die südlichen Küstenregionen sind häufig von Kiefernwäldern bewachsen. Daneben finden sich zahlreiche Palmenarten, von denen nur die Zwergpalme einheimisch ist. Im Südwesten der Region, im Kreis Odemira, werden diverse Früchte- und Gemüsearten angebaut, die übers ganze Jahr lang wachsen und in verschiedene Länder Europas exportiert werden.

Algarve

Die Algarve ist die Südküste des Landes und ist mit ihren hübschen Städten, den Steilküsten und den Sandstränden mit glasblauem Wasser ein beliebtes Urlaubsziel. Im Laufe der Jahre wurde die Algarve immer beliebter und der Tourismus stieg. Die größten Städte der Region sind Portimão, Faro, Loulé, Quarteira und Lagos. Der bestimmende Fluss Rio Guadiana bildet zweimal ein längeres Stück die Grenze zu Spanien. An die große sommerliche Hitze angepasst sind zahlreiche sukkulente Pflanzen.

Regierung und Politik

Marcelo Rebelo de Sousa
Präsident von Portugal
seit 2016
António Costa
Premierminister von Portugal
seit 2015

Portugal ist seit der Ratifizierung der Verfassung von 1976 eine halbpräsidiale repräsentative demokratische Republik mit Lissabon, der größten Stadt des Landes, als Hauptstadt. Die Verfassung sieht eine Gewaltenteilung zwischen vier Organen vor, die als "Souveränitätsorgane" bezeichnet werden: dem Präsidenten der Republik, der Regierung, der Versammlung der Republik und den Gerichten.

Der Präsident, der für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wird, hat eine exekutive Funktion: der derzeitige Präsident ist Marcelo Rebelo de Sousa. Die Versammlung der Republik ist ein Einkammerparlament, das sich aus maximal 230 Abgeordneten zusammensetzt, die für eine vierjährige Amtszeit gewählt werden. Die Regierung wird vom Premierminister (derzeit António Costa) geleitet und umfasst Minister und Staatssekretäre. Die Gerichte sind auf mehreren Ebenen angesiedelt, und zwar in den Bereichen Justiz, Verwaltung und Steuern. Die Obersten Gerichtshöfe sind die letzte Instanz. Ein dreizehnköpfiges Verfassungsgericht überwacht die Verfassungsmäßigkeit der Gesetze.

Portugal verfügt über ein Mehrparteiensystem mit konkurrierenden Legislativen/Lokalverwaltungen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. In der Versammlung der Republik, in den Regionalversammlungen und in den Kommunen und Gemeinden dominieren zwei politische Parteien, die Sozialistische Partei und die Sozialdemokratische Partei, sowie die Einheitliche Demokratische Koalition (Portugiesische Kommunistische Partei und Ökologische Partei "Die Grünen"), der Linksblock und die Demokratische und Soziale Mitte - Volkspartei, die regelmäßig zwischen 5 und 15 % der Stimmen erhalten.

Präsidentschaft der Republik

Der Belém-Palast ist die offizielle Residenz und der Arbeitsplatz des Präsidenten der Republik.

Das Staatsoberhaupt Portugals ist der Präsident der Republik, der in allgemeiner, direkter Wahl für fünf Jahre gewählt wird. Zu den Befugnissen des Präsidenten gehören die Ernennung des Premierministers und der anderen Regierungsmitglieder (wobei der Präsident die Ergebnisse der Parlamentswahlen berücksichtigt), die Entlassung des Premierministers, die Auflösung der Versammlung der Republik (um vorgezogene Neuwahlen einzuberufen), das Einlegen eines Vetos gegen ein Gesetz (das von der Versammlung überstimmt werden kann) und die Ausrufung des Kriegs- oder Belagerungszustands. Der Präsident hat außerdem Kontroll- und Reservebefugnisse und ist von Amts wegen Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Der Präsident wird in wichtigen Fragen vom Staatsrat beraten, der sich aus sechs hochrangigen zivilen Offizieren, den nach der Verfassung von 1976 gewählten ehemaligen Präsidenten, fünf von der Versammlung gewählten Mitgliedern und fünf vom Präsidenten ausgewählten Mitgliedern zusammensetzt.

Regierung

Die Praça do Comércio beherbergt mehrere Ministerien der Regierung Portugals.

An der Spitze der Regierung steht der vom Präsidenten ernannte Premierminister, zu dem auch ein oder mehrere stellvertretende Premierminister, Minister, Staatssekretäre und Unterstaatssekretäre gehören.

Die Regierung ist sowohl das Organ der Souveränität, das die allgemeine Politik des Landes führt, als auch das oberste Organ der öffentlichen Verwaltung.

Sie hat im Wesentlichen Exekutivbefugnisse, verfügt aber auch über begrenzte Gesetzgebungsbefugnisse. Die Regierung kann Gesetze über ihre eigene Organisation, über Bereiche, die unter die von der Versammlung der Republik erteilten Gesetzgebungsermächtigungen fallen, und über die spezifische Regelung der von der Versammlung erlassenen allgemeinen Gesetze erlassen.

Der Ministerrat - unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten (oder des portugiesischen Staatspräsidenten auf dessen Ersuchen) und der Minister (zu denen auch ein oder mehrere stellvertretende Ministerpräsidenten gehören können) - fungiert als Kabinett. Jede Regierung ist verpflichtet, die Grundzüge ihrer Politik in einem Programm festzulegen und es der Versammlung zur obligatorischen Debatte vorzulegen. Lehnt die Versammlung das Regierungsprogramm nicht mit der absoluten Mehrheit der Abgeordneten ab, wird das Kabinett in seinem Amt bestätigt.

Parlament

Die Versammlung der Republik hat ihren Sitz im São-Bento-Palast in Lissabon.

Die Versammlung der Republik mit Sitz in Lissabon ist das nationale Parlament Portugals. Sie ist das wichtigste gesetzgebende Organ, auch wenn die Regierung ebenfalls über begrenzte gesetzgeberische Befugnisse verfügt.

Die Versammlung der Republik ist ein Einkammergremium, das sich aus bis zu 230 Abgeordneten zusammensetzt. Die Abgeordneten werden in allgemeinen Wahlen nach einem geschlossenen Verhältniswahlsystem gewählt und haben eine vierjährige Amtszeit, es sei denn, der Präsident löst die Versammlung auf und ruft zu Neuwahlen auf.

Derzeit verfügt die Regierung (PS) über eine absolute Mehrheit der Sitze im Parlament. Die PSD ist die wichtigste Oppositionspartei, neben Chega, Liberale Initiative, BE, PCP, PAN und Livre.

Ausländische Beziehungen

Der Necessidades-Palast beherbergt das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten.
Derzeitiger Generalsekretär der Vereinten Nationen und ehemaliger Premierminister António Guterres

Portugal ist seit 1955 Mitglied der Vereinten Nationen und gehört zu den Gründungsmitgliedern der NATO (1949), der OECD (1961) und der EFTA (1960). 1986 trat es aus der EFTA aus, um der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten, aus der 1993 die Europäische Union wurde.

1996 war Portugal Mitbegründer der Gemeinschaft portugiesischsprachiger Länder (CPLP), auch bekannt als Lusophone Commonwealth, einer internationalen Organisation und politischen Vereinigung lusophoner Nationen auf vier Kontinenten, in denen Portugiesisch eine Amtssprache ist. Der globale Hauptsitz der CPLP befindet sich im Penafiel-Palast in Lissabon.

António Guterres, der von 1995 bis 2002 Premierminister Portugals und von 2005 bis 2015 Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen war, übernahm am 1. Januar 2017 das Amt des UN-Generalsekretärs. Er ist damit der erste Generalsekretär aus Westeuropa seit Kurt Waldheim aus Österreich (1972-1981), dem ersten ehemaligen Regierungschef, der Generalsekretär wurde, und dem ersten Generalsekretär, der nach der Gründung der Vereinten Nationen am 26. Juni 1945 geboren wurde.

Darüber hinaus war Portugal Vollmitglied der Lateinischen Union (1983) und der Organisation Iberoamerikanischer Staaten (1949). Es unterhält ein Freundschaftsbündnis und einen Vertrag über die doppelte Staatsbürgerschaft mit seiner ehemaligen Kolonie Brasilien. Portugal und das Vereinigte Königreich haben mit der Anglo-Portugiesischen Allianz (Vertrag von Windsor), die 1373 unterzeichnet wurde, das älteste aktive Militärabkommen der Welt.

Es gibt zwei internationale Territorialstreitigkeiten, beide mit Spanien:

  • Olivenza. Die Gemeinde Olivenza, die seit 1297 unter portugiesischer Souveränität stand, wurde 1801, nach dem Orangenkrieg, im Vertrag von Badajoz an Spanien abgetreten. Portugal beanspruchte sie 1815 mit dem Vertrag von Wien zurück. Seit dem 19. Jahrhundert wird es jedoch ununterbrochen von Spanien regiert, das das Gebiet nicht nur de facto, sondern auch de jure als sein Eigentum betrachtet.
  • Die Ilhas Selvagens (Wilde Inseln). Die Inselgruppe steht unter portugiesischer Herrschaft, ist aber geografisch näher an den Kanarischen Inseln (165 km) als an Madeira (280 km). Die Inseln wurden 1364 von italienischen Seefahrern entdeckt und befanden sich bis 1971 in Privatbesitz, als die portugiesische Regierung sie aufkaufte und ein Naturschutzgebiet einrichtete, das den gesamten Archipel umfasst. Spanien erhebt seit 1911 Anspruch auf die Inseln, und der Streit hat zu einigen politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern geführt. Das Hauptproblem ist nicht so sehr ihr Wert an sich, sondern die Tatsache, dass sie die ausschließliche Wirtschaftszone Portugals nach Süden hin erheblich erweitern.

Militär

Portugiesische Armee - Leopard 2A6
Portugiesische Marine - MEKO-200 PN
Portugiesische Luftwaffe - F-16 Fighting Falcons

Die Streitkräfte bestehen aus drei Teilstreitkräften: Marine, Heer und Luftwaffe. Sie dienen in erster Linie der Selbstverteidigung und haben den Auftrag, die territoriale Integrität des Landes zu schützen sowie humanitäre Hilfe und Sicherheit im In- und Ausland zu leisten. Im Jahr 2008 zählten die drei Teilstreitkräfte 39.200 aktive Soldaten, darunter 7.500 Frauen. Die portugiesischen Militärausgaben beliefen sich im Jahr 2009 auf 5 Milliarden US-Dollar, was 2,1 Prozent des BIP entspricht. Die Wehrpflicht wurde im Jahr 2004 abgeschafft. Das Mindestalter für die freiwillige Rekrutierung liegt bei 18 Jahren.

Das Heer (21.000 Mann) besteht aus drei Brigaden und weiteren kleinen Einheiten. Eine Infanteriebrigade (hauptsächlich ausgestattet mit Pandur II APC), eine mechanisierte Brigade (hauptsächlich ausgestattet mit Leopard 2 A6 Panzern und M113 APC) und eine Schnelle Eingreifbrigade (bestehend aus Fallschirmjägern, Kommandos und Rangern). Die Marine (10.700 Personen, davon 1.580 Marinesoldaten), die älteste noch existierende Seestreitkraft der Welt, verfügt über fünf Fregatten, sieben Korvetten, zwei U-Boote und 28 Patrouillen- und Hilfsschiffe. Die Luftwaffe (7.500 Personen) verfügt über die Lockheed F-16 Fighting Falcon als wichtigstes Kampfflugzeug.

Zusätzlich zu den drei Teilstreitkräften gibt es die Nationale Republikanische Garde, eine Sicherheitstruppe, die dem Militärrecht und der militärischen Organisation (Gendarmerie) unterliegt und 25.000 Personen umfasst. Diese Truppe untersteht sowohl dem Verteidigungs- als auch dem Innenministerium. Sie hat Abordnungen für die Teilnahme an internationalen Operationen im Irak und in Osttimor bereitgestellt.

Die Vereinigten Staaten unterhalten eine Militärpräsenz mit 770 Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Lajes auf der Insel Terceira auf den Azoren. Das Alliierte Gemeinsame Streitkräftekommando Lissabon (JFC Lissabon) - eine der drei Hauptunterabteilungen des Alliierten Kommandos Operationen der NATO - hat seinen Sitz in Oeiras in der Nähe von Lissabon.

Im 20. Jahrhundert war Portugal an zwei großen Konflikten beteiligt: Den Ersten Weltkrieg und den Portugiesischen Kolonialkrieg (1961-1974). Nach dem Ende des portugiesischen Kaiserreichs im Jahr 1975 nahmen die portugiesischen Streitkräfte an friedenserhaltenden Missionen in Osttimor, Bosnien, Kosovo, Afghanistan, Somalia, Irak (Nasiriyah), Libanon, Mali und der Zentralafrikanischen Republik teil. Portugal führte auch mehrere unabhängige unilaterale Militäroperationen im Ausland durch, wie die Interventionen der portugiesischen Streitkräfte in Angola 1992 und in Guinea-Bissau 1998, deren Hauptziel der Schutz und Rückzug portugiesischer und ausländischer Bürger war, die durch lokale Bürgerkriege bedroht waren.

Die Portugiesischen Streitkräfte (portugiesisch: Forças Armadas Portuguesas) unterstehen dem Verteidigungsministerium und bestehen aus den Teilstreitkräften

  • Heer (Exército Português)
  • Marine (Marinha Portuguesa)
  • Luftstreitkräfte (Força Aérea Portuguesa)
  • Republikanische Nationalgarde (Guarda Nacional Republicana)

Der Präsident ist Oberkommandierender der Streitkräfte. Die bis 2003 herrschende allgemeine Wehrpflicht ist ausgesetzt. Portugal gab 2017 knapp 1,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 3,8 Milliarden Dollar für seine Streitkräfte aus.

Recht

Der Justizcampus in Lissabon

Das portugiesische Rechtssystem ist Teil des zivilrechtlichen Rechtssystems, das auch als kontinentales Familienrechtssystem bezeichnet wird. Zu den wichtigsten Gesetzen gehören die Verfassung (1976, in der geänderten Fassung), das portugiesische Zivilgesetzbuch (1966, in der geänderten Fassung) und das portugiesische Strafgesetzbuch (1982, in der geänderten Fassung). Weitere einschlägige Gesetze sind das Handelsgesetzbuch (1888, in geänderter Fassung) und die Zivilprozessordnung (1961, in geänderter Fassung).

Die obersten nationalen Gerichte sind der Oberste Gerichtshof und der Verfassungsgerichtshof. Das Staatsministerium, das vom Generalstaatsanwalt geleitet wird, ist das unabhängige Organ der Staatsanwaltschaft.

Die portugiesischen Gesetze wurden in den ehemaligen Kolonien und Territorien angewandt und haben auch heute noch einen großen Einfluss auf diese Länder.

Portugal war das erste Land der Welt, das die lebenslange Freiheitsstrafe abschaffte (1884), und eines der ersten Länder, das die Todesstrafe abschaffte. Die Höchststrafen sind auf 25 Jahre begrenzt.

Portugal ist auch dafür bekannt, dass es im Jahr 2001 als erstes Land der Welt den Konsum aller gängigen Drogen entkriminalisiert hat. Portugal hat den Besitz von praktisch allen Drogen entkriminalisiert, die in anderen Industrieländern immer noch illegal sind, darunter Cannabis, Kokain, Heroin und LSD. Während der Besitz legal ist, werden der Handel und der Besitz von mehr als "10 Tagen für den persönlichen Gebrauch" weiterhin mit Gefängnis und Geldstrafen geahndet. Personen, die mit geringen Mengen einer Droge erwischt werden, haben die Möglichkeit, sich in eine Reha-Einrichtung zu begeben, und können eine Behandlung ohne Konsequenzen ablehnen. Trotz der Kritik anderer europäischer Länder, die behaupteten, dass der Drogenkonsum in Portugal enorm ansteigen würde, ist der Drogenkonsum insgesamt zurückgegangen, ebenso wie die Zahl der HIV-Infektionen, die bis 2009 um 50 Prozent gesunken war. Der Drogenkonsum bei den 16- bis 18-Jährigen ist ebenfalls zurückgegangen, der Konsum von Marihuana ist in dieser Altersgruppe jedoch nur leicht gestiegen.

Die Rechte von LGBTI-Personen haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Am 27. August 2003 fügte Portugal ein Gesetz zur Bekämpfung der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung am Arbeitsplatz hinzu. Am 24. Juli 2004 wurde die sexuelle Ausrichtung als Teil der vor Diskriminierung geschützten Merkmale in die Verfassung aufgenommen. Am 31. Mai 2010 wurde Portugal das sechste Land in Europa und das achte Land weltweit, das die gleichgeschlechtliche Ehe auf nationaler Ebene rechtlich anerkennt. Das Gesetz ist am 5. Juni 2010 in Kraft getreten. Seit dem 1. März 2016 ist die gleichgeschlechtliche Adoption erlaubt und seit dem 13. Mai 2016 haben gleichgeschlechtliche Paare Zugang zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung. Dieses Gesetz wurde vom Parlament verabschiedet und von Präsident Marcelo Rebelo de Sousa unterzeichnet. Im Januar 2017 wurde mit dem neuen Gesetz zur Geschlechtsidentität das Verfahren zur Änderung des Geschlechts und des Namens für Transgender-Personen vereinfacht, so dass es für Minderjährige einfacher ist, ihre Geschlechtskennzeichnung in Rechtsdokumenten zu ändern. Im August 2018 wurde das Recht auf Selbstbestimmung der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks geschützt, intersexuelle Minderjährige wurden per Gesetz vor unnötigen medizinischen Eingriffen geschützt, "bis sich die Geschlechtsidentität des Minderjährigen manifestiert", und das Recht auf Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Geschlechtsmerkmalen wurde ebenfalls durch dasselbe Gesetz geschützt.

Strafverfolgung

Ein Kavallerist der Ehrengarde der Republikanischen Nationalgarde

Die wichtigsten Polizeiorganisationen Portugals sind die Guarda Nacional Republicana - GNR (Nationale Republikanische Garde), eine Gendarmerie, die Polícia de Segurança Pública - PSP (Polizei für öffentliche Sicherheit), eine Zivilpolizei, die in städtischen Gebieten tätig ist, und die Polícia Judiciária - PJ (Kriminalpolizei), eine hochspezialisierte Kriminalpolizei, die dem Staatsministerium unterstellt ist.

Strafvollzugsdienste

In Portugal gibt es insgesamt 49 Justizvollzugsanstalten, die vom Justizministerium verwaltet werden. Dazu gehören 17 zentrale Gefängnisse, 4 Spezialgefängnisse, 27 regionale Gefängnisse und 1 'Cadeia de Apoio' (Unterstützungsgefängnis). Am 1. Januar 2021 belief sich die Zahl der Gefangenen auf 11.234, was etwa 0,11 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Inhaftierungsrate ist seit 2010 gestiegen, in den letzten acht Jahren um 15 %.

Verwaltungsgliederung

Verwaltungsmäßig ist Portugal in 308 Gemeinden (portugiesisch: municípios oder concelhos) unterteilt, die nach einer Reform im Jahr 2013 in 3.092 Zivilgemeinden (portugiesisch: freguesia) unterteilt sind. In der Praxis sind die Gemeinde und die Zivilgemeinde neben der nationalen Regierung die einzigen lokalen Verwaltungseinheiten, die von der portugiesischen Regierung rechtlich festgelegt werden (Städte, Gemeinden oder Dörfer haben beispielsweise keinen rechtlichen Status, können aber als Einzugsgebiet für die definierten Dienstleistungen verwendet werden). Für statistische Zwecke verwendet die portugiesische Regierung auch die Nomenklatur der Gebietseinheiten für die Statistik (NUTS), interkommunale Gemeinschaften und informell das System der Bezirke, das bis zur europäischen Integration verwendet wurde (und von der nationalen Regierung schrittweise abgeschafft wird). Das portugiesische Festland ist in 18 Bezirke unterteilt, während die Inselgruppen der Azoren und Madeira als autonome Regionen verwaltet werden. Die größten Einheiten, die seit 1976 bestehen, sind entweder das portugiesische Festland (portugiesisch: Portugal Continental) oder die autonomen Regionen Portugals (Azoren und Madeira).

Die 18 Bezirke des portugiesischen Festlands sind: Aveiro, Beja, Braga, Bragança, Castelo Branco, Coimbra, Évora, Faro, Guarda, Leiria, Lissabon, Portalegre, Porto, Santarém, Setúbal, Viana do Castelo, Vila Real und Viseu - jeder Bezirk trägt den Namen seiner Hauptstadt.

Im Rahmen des NUTS-Systems der Europäischen Union ist Portugal in sieben Regionen unterteilt: Azoren, Alentejo, Algarve, Centro, Lisboa, Madeira und Norte, und mit Ausnahme der Azoren und Madeira sind die NUTS-Gebiete in 28 Unterregionen unterteilt.

Regionen
  Region Hauptstadt Fläche Einwohnerzahl Territoriale Karte Portugals, die den NUTS-I- und NUTS-II-Bezeichnungen der Europäischen Union für die statistischen NUTS-Regionen Portugals entspricht
1 Region Nord Porto 21.284 km2 (8.218 sq mi) 3,587,074
2 Region Mitte Coimbra 28,200 km2 (10,888 sq mi) 2,227,567
3 Region Lissabon Lissabon 3.001 km2 (1.159 Quadratmeilen) 2,870,770
4 Region Alentejo Évora 31.603 km2 (12.202 qkm) 704,707
5 Region Algarve Faro 4,960 km2 (1,915 sq mi) 467,475
6 Autonome Region Madeira Funchal 801 km2 (309 Quadratmeilen) 250,769
7 Autonome Region Azoren Ponta Delgada 2.333 km2 (901 q.m.) 236,440
Bezirke
  Bezirk Fläche Einwohnerzahl PortugalNumbered.png   Bezirk Fläche Einwohnerzahl
1 Lissabon 2.761 km2 (1.066 km²) 2,275,846 10 Guarda 5,518 km2 (2,131 sq mi) 144,351
2 Leiria 3,517 km2 (1,358 sq mi) 458,672 11 Coimbra 3,947 km2 (1,524 sq mi) 408,609
3 Santarém 6,747 km2 (2,605 sq mi) 433,555 12 Aveiro 2,808 km2 (1,084 sq mi) 700,957
4 Setúbal 5,064 km2 (1,955 sq mi) 874,296 13 Viseu 5,007 km2 (1,933 sq mi) 342,845
5 Beja 10,225 km2 (3,948 sq mi) 144,465 14 Bragança 6,608 km2 (2,551 sq mi) 122,826
6 Faro 4,960 km2 (1,915 sq mi) 467,475 15 Vila Real 4,328 km2 (1,671 sq mi) 185,705
7 Évora 7,393 km2 (2,854 sq mi) 152,511 16 Porto 2.395 km2 (925 q.m.) 1,785,627
8 Portalegre 6,065 km2 (2,342 sq mi) 104,930 17 Braga 2,673 km2 (1,032 sq mi) 846,418
9 Castelo Branco 6,675 km2 (2,577 sq mi) 177,995 18 Viana do Castelo 2,255 km2 (871 sq mi) 231,293

Staatsfinanzen

Portuguese debt compared to Eurozone average
Verschuldung in Prozent der portugiesischen Wirtschaft, verglichen mit dem Durchschnitt der Eurozone

Die portugiesische Regierung ist hoch verschuldet und erhielt im Mai 2011 ein Rettungspaket in Höhe von 78 Milliarden Euro von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds. Das Verhältnis der portugiesischen Schulden zur Gesamtwirtschaft betrug 107 Prozent, als das Land das Rettungspaket erhielt. Als Teil der Vereinbarung erklärte sich das Land bereit, sein Haushaltsdefizit von 9,8 Prozent des BIP im Jahr 2010 auf 5,9 Prozent im Jahr 2011, 4,5 Prozent im Jahr 2012 und 3 Prozent im Jahr 2013 zu senken.

Nach der Ankündigung des Rettungspakets gelang es der portugiesischen Regierung unter Pedro Passos Coelho, Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Situation des Staates umzusetzen, darunter Steuererhöhungen, ein Einfrieren der unteren Löhne im öffentlichen Dienst und Kürzungen der höheren Löhne um 14,3 %, zusätzlich zu den Ausgabenkürzungen der Regierung. Die portugiesische Regierung stimmte auch zu, ihre goldene Aktie an Portugal Telecom abzuschaffen, die ihr ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen einräumte. Im Jahr 2012 wurden die Löhne und Gehälter aller öffentlichen Bediensteten im Vergleich zu 2010 bereits um durchschnittlich 20 % gekürzt, wobei die Kürzungen bei denjenigen, die mehr als 1.500 Euro im Monat verdienen, 25 % erreichten.

Der IWF, die Europäische Kommission (EK) und die Europäische Zentralbank (EZB) erklärten im September 2012, dass Portugals Schuldenstand im Jahr 2014 einen Höchststand von 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen würde. Zuvor hatte der IWF im Juli 2012 erklärt, dass die portugiesische Verschuldung im Jahr 2013 einen Höchststand von 118,5 Prozent des BIP erreichen würde. Im September 2013 überprüfte die portugiesische Regierung erneut die öffentliche Verschuldung Portugals für 2013 auf 127,8 Prozent, nachdem sie in jenem Monat einen Höchststand von 130,9 Prozent erreicht hatte.

Ein im Januar 2011 vom Diário de Notícias veröffentlichter Bericht, der in Portugal von Gradiva herausgegeben wurde, hatte gezeigt, dass die Regierungen der demokratischen Portugiesischen Republik in der Zeit zwischen der Nelkenrevolution 1974 und 2010 durch unklare öffentlich-private Partnerschaften und die Finanzierung zahlreicher ineffektiver und unnötiger externer Beratungs- und Gutachterausschüsse und -firmen Mehrausgaben und Investitionsblasen gefördert haben. Dies führte zu erheblichen Fehlentwicklungen bei staatlich verwalteten öffentlichen Bauvorhaben und zu überhöhten Boni und Gehältern für das Topmanagement und die leitenden Angestellten. Durch eine anhaltende und dauerhafte Einstellungspolitik stieg die Zahl der überflüssigen öffentlichen Bediensteten. Riskante Kredite, die Schaffung von Staatsschulden und die europäischen Struktur- und Kohäsionsfonds wurden über fast vier Jahrzehnte hinweg schlecht verwaltet.

Zwei portugiesische Banken, die Banco Português de Negócios (BPN) und die Banco Privado Português (BPP), hatten über Jahre hinweg aufgrund von Fehlinvestitionen, Veruntreuung und Bilanzbetrug Verluste angehäuft. Der Fall der BPN war aufgrund ihrer Größe, ihres Marktanteils und der politischen Implikationen besonders schwerwiegend - Portugals damaliger Präsident Cavaco Silva und einige seiner politischen Verbündeten unterhielten persönliche und geschäftliche Beziehungen zu der Bank und ihrem Vorstandsvorsitzenden, der schließlich wegen Betrugs und anderer Straftaten angeklagt und verhaftet wurde. Um eine potenziell schwerwiegende Finanzkrise in der portugiesischen Wirtschaft zu vermeiden, beschloss die portugiesische Regierung, die Bank zu retten, was für die Steuerzahler und das portugiesische Volk im Allgemeinen letztlich mit Verlusten verbunden war.

Wirtschaft

Eine proportionale Darstellung der portugiesischen Exporte, ab 2019

Portugal ist ein entwickeltes Land mit hohem Einkommen, mit einem Pro-Kopf-BIP von 74% des EU27-Durchschnitts im Jahr 2021 (ein Rückgang von 76% im Jahr 2012) und einem HDI von 0,864 (der 38. höchste) im Jahr 2020. Ende 2021 betrug das portugiesische BIP (KKP) laut OECD-Bericht 36.381 $ pro Kopf. Die Landeswährung Portugals ist der Euro (€), der den portugiesischen Escudo abgelöst hat, und das Land war eines der ersten Mitglieder der Eurozone. Portugals Zentralbank ist die Banco de Portugal, die dem Europäischen System der Zentralbanken angehört. Die meisten Industriezweige, Unternehmen und Finanzinstitute konzentrieren sich auf die Ballungsräume Lissabon und Porto - die Bezirke Setúbal, Aveiro, Braga, Coimbra, Leiria und Faro sind die größten Wirtschaftszentren außerhalb dieser beiden Großräume. Laut World Travel Awards war Portugal in den Jahren 2012 und 2013 Europas führendes Golfreiseziel.

Die Avenida da Liberdade, die zum Platz des Marquis von Pombal in Lissabon führt, ist eine der teuersten Einkaufsstraßen Europas.

Seit der Nelkenrevolution von 1974, die das Ende einer der bemerkenswertesten wirtschaftlichen Wachstumsphasen Portugals (die in den 1960er Jahren begann) einläutete, hat sich das jährliche Wirtschaftswachstum des Landes erheblich verändert. Nach den Turbulenzen der Revolution von 1974 und der PREC-Periode versuchte Portugal, sich an eine sich wandelnde moderne Weltwirtschaft anzupassen, ein Prozess, der auch 2013 noch andauert. Seit den 1990er Jahren wandelt sich das auf den öffentlichen Verbrauch ausgerichtete Wirtschaftsmodell Portugals langsam zu einem System, das sich auf Exporte, private Investitionen und die Entwicklung des High-Tech-Sektors konzentriert. Infolgedessen haben die Unternehmensdienstleistungen traditionellere Branchen wie Textilien, Bekleidung, Schuhe und Kork (Portugal ist der weltweit führende Korkproduzent), Holzprodukte und Getränke überholt.

Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts erlebte die portugiesische Wirtschaft die schwerste Rezession seit den 1970er Jahren, was dazu führte, dass das Land von der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gerettet werden musste. Im Rahmen des 2011 vereinbarten Rettungspakets musste Portugal eine Reihe von Sparmaßnahmen ergreifen und erhielt im Gegenzug eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 78.000.000.000 Euro. Im Mai 2014 schied das Land aus dem Rettungspaket aus, bekräftigte jedoch seine Verpflichtung, die Reformbemühungen fortzusetzen. Zum Zeitpunkt des Ausstiegs aus dem Rettungspaket war die Wirtschaft im ersten Quartal 2014 um 0,7 % geschrumpft; die Arbeitslosigkeit war zwar immer noch hoch, war aber auf 15,3 % gesunken.

November 2011: Proteste gegen Sparmaßnahmen vor der Versammlung der Republik

Das Durchschnittsgehalt in Portugal beträgt 1.011 € pro Monat, Selbstständige ausgenommen, und der gesetzlich geregelte Mindestlohn liegt ab 2022 bei 705 € pro Monat (14 Mal pro Jahr gezahlt).

Der vom Weltwirtschaftsforum veröffentlichte Global Competitiveness Report für 2019 platziert Portugal auf dem Wirtschaftsindex auf Platz 34.

Laut dem Lebensqualitätsindex der Economist Intelligence Unit lag Portugal im Jahr 2005 auf Platz 19 der besten Lebensqualität der Welt, vor anderen wirtschaftlich und technologisch fortgeschrittenen Ländern wie Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Südkorea, aber neun Plätze hinter seinem einzigen Nachbarn Spanien. Und dies, obwohl Portugal nach wie vor zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP in Westeuropa gehört.

Portugal verfügt über die dreizehntgrößten Goldreserven der Welt.

Zu den wichtigsten staatlichen Unternehmen gehören: Águas de Portugal (Wasser), Caixa Geral de Depósitos (Banken), Comboios de Portugal (Eisenbahnen), Companhia das Lezírias (Landwirtschaft) und RTP (Medien). Einige ehemals staatliche Unternehmen werden von der staatlichen Holdinggesellschaft Parpública verwaltet, die Anteilseigner mehrerer öffentlicher und privater Unternehmen ist. Zu den kürzlich privatisierten ehemaligen Staatsbetrieben gehören: CTT (Postdienst) und ANA (Flughäfen).

An der Börse Euronext Lissabon notierte Unternehmen wie EDP, Galp, Jerónimo Martins, Mota-Engil, Novabase, Semapa, Portucel Soporcel, Portugal Telecom und Sonae gehören zu den größten Unternehmen Portugals, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, dem Nettoeinkommen oder dem internationalen Marktanteil. Die Euronext Lissabon ist die wichtigste Börse Portugals und gehört zur NYSE Euronext, der ersten globalen Börse. Der PSI-20 ist der selektivste und bekannteste Aktienindex Portugals.

Der Internationale Währungsfonds veröffentlichte Ende Juni 2017 einen aktualisierten Bericht über die portugiesische Wirtschaft mit einem starken kurzfristigen Ausblick und einem Anstieg der Investitionen und Exporte gegenüber den Vorjahren. Aufgrund eines Überschusses im Jahr 2016 war das Land nicht mehr an das Verfahren bei einem übermäßigen Defizit gebunden, das während einer früheren Finanzkrise eingeführt worden war. Das Bankensystem war stabiler, obwohl es immer noch notleidende Kredite und Unternehmensschulden gab. Der IWF empfahl, an der Lösung dieser Probleme zu arbeiten, damit Portugal in der Lage ist, mehr private Investitionen anzuziehen. "Ein anhaltend starkes Wachstum in Verbindung mit einem fortgesetzten Abbau der Staatsverschuldung würde die Anfälligkeit aufgrund der hohen Verschuldung verringern, insbesondere wenn die monetäre Akkommodation reduziert wird." Die OECD-Wirtschaftsberichte seit 2018 zeigen eine, wenn auch langsame, Erholung, und die Wachstumsaussichten Portugals für 2020 sind weiterhin positiv.

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Der Außenhandel wird zu etwa 80 % mit den EU-Partnern abgewickelt. Exportiert werden vor allem Bekleidung und Schuhe, Fahrzeuge, Maschinen, Chemieprodukte, Kork sowie Zellstoff und Papier. Importiert werden Maschinen, Fahrzeuge, Öl und Ölprodukte sowie Landwirtschaftsprodukte. Dabei hatte Portugal traditionell ein großes Handelsbilanzdefizit, konnte jedoch im Rahmen seiner wirtschaftlichen Anstrengungen, nach seiner tiefen Wirtschaftskrise nach der Eurokrise 2010, seine Exporte deutlich steigern und weist etwa seit 2012 einen Handelsüberschuss aus, der tendenziell seither weiter ansteigt. Das Zahlungsbilanzdefizit war dabei durch Einnahmen aus dem Tourismus und den Rücküberweisungen der Auslandsportugiesen auch früher nicht so hoch wie das Handelsbilanzdefizit.

Der Außenhandel hat für Portugals Wirtschaftspolitik seit 2010 eine gesteigerte Bedeutung gewonnen. Auch dank der Anstrengungen der staatlichen Außenhandelskammer AICEP und anderer Akteure erreichten die Exporte des Landes im Jahr 2018 den portugiesischen Rekordwert von 44,3 % des BIP, die Planungen der Regierung unter dem sozialistischen Premierminister Costa zielten -vor der im März 2020 auch in Portugal ausgebrochenen COVID-19-Pandemie- auf eine weitere Steigerung bis auf 50 % des BIP um das Jahr 2025 ab. Auch als IT-Standort gewinnt Portugal zunehmend an Bedeutung. So siedeln sich nicht nur immer mehr Start-up-Unternehmen in Portugal an, mit dem Cluster der LX Factory in Lissabon als bekanntestem Beispiel, sondern auch internationale Konzerne verlagern ihre Entwicklungsabteilungen hierher, etwa nach Oeiras bei Lissabon, oder gründen Joint Ventures, darunter auch deutsche Unternehmen wie BMW. Gründe sind das große Angebot an qualifizierten Absolventen, die gute IT-Infrastruktur und das vergleichsweise niedrige Lohnniveau.

Ausländische Investitionen kommen vor allem aus Spanien, Deutschland und Großbritannien, zwischenzeitlich sorgten auch zunehmende Investitionen aus der ölreichen ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola für Aufsehen, etwa durch den Kauf der Bank Banco BIC Português durch ein angolanisches Bankhaus oder die Investitionen von Isabel dos Santos u. a. in portugiesische Medienunternehmen.

Zu den bedeutendsten ausländischen Investitionen in Portugal zählt das Automobil-Montagewerk Autoeuropa. Zu den wichtigsten international tätigen portugiesischen Unternehmen zählen Energias de Portugal, die Portugal Telecom, der besonders im Einzelhandel erfolgreiche Konzern Jerónimo Martins, und die Sonae-Gruppe, die beispielsweise das Alexa Einkaufszentrum am Berliner Alexanderplatz führt.

Als Hindernis für stärkeres Wachstum von Produktivität und Beschäftigung wurden traditionell strukturelle Probleme angegeben. Zunächst waren dies Defizite im Bildungssystem, die relativ hohe Analphabetenquote, die teils schlechte Infrastruktur und die ineffiziente Verwaltung. Insbesondere seit den späten 1990er-Jahren gelten diese Defizite weitgehend als behoben. So liegt die Analphabetenquote in Portugal inzwischen bei 5 %, Tendenz sinkend (zum Vergleich: Deutschland 1 %). 2013 hatten 24,6 % der Männer und 36,1 % der Frauen zwischen 30 und 34 Jahren einen Hochschulabschluss (zum Vergleich: NRW 28,3 % / 29,9 %). Zudem erfuhr die Infrastruktur im Land enorme Investitionen, auch mit Hilfe der EU. Als Ergebnis kann beispielhaft ein überdurchschnittlicher Ausbau der Glasfaseranschlüsse für schnelles Internet gelten (2012: 10,3 %, zum Vergleich: Deutschland 1,1 %), auch ist das Autobahnnetz Portugals heute eines der dichtesten in Europa, und eine Unternehmensgründung ist online innerhalb eines Tages möglich. Prämierte Entwicklungen wie die weitverbreiteten Multibanco-Bankautomaten oder das Via-Verde-Mautsystem können als Beispiele für die Innovationsfähigkeit im Land gelten. Nach einer Boomphase bis Anfang der 2000er-Jahre geriet Portugal dann zunehmend in Wettbewerb mit den Niedriglohnländern Mittel- und Osteuropas, Asiens und Nordafrikas, worunter die Attraktivität Portugals für ausländische Direktinvestitionen litt. Diese steigen jedoch seit 2009 wieder deutlich an und betrugen 2012 über 57 Mrd. Euro. Die Durchschnittslöhne in Portugal sind für westeuropäische Verhältnisse weiterhin niedrig und die Arbeitszeiten zum Teil wesentlich länger.

Im Februar 2022 lag die Arbeitslosigkeit in Portugal bei 5,8 Prozent. Vor der Krise, 2008, hatte die Arbeitslosenquote bei 7,6 Prozent gelegen. Bis zum Juni 2018 sank sie auf 6,7 Prozent ab und unterschritt damit das Vorkrisenniveau.

2014 arbeiteten 8,6 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 23,9 % in der Industrie und 67,5 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 5,23 Millionen geschätzt; davon sind 48,8 % Frauen.

Primärer Sektor

Der Alentejo ist als "Brotkorb Portugals" bekannt und ist die führende Region des Landes in der Weizen- und Korkproduktion.

Die Landwirtschaft in Portugal basiert auf kleinen bis mittelgroßen, verstreuten Familienbetrieben. Der Sektor umfasst jedoch auch größere, intensiv wirtschaftende, exportorientierte Agrarunternehmen, die von Unternehmen (wie Vitacress, Sovena, Lactogal, Vale da Rosa, Companhia das Lezírias und Valouro der Grupo RAR) unterstützt werden. Das Land erzeugt eine große Vielfalt an pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen, darunter: Tomaten, Zitrusfrüchte, grünes Gemüse, Reis, Weizen, Gerste, Mais, Oliven, Ölsaaten, Nüsse, Kirschen, Heidelbeeren, Tafeltrauben, Speisepilze, Milchprodukte, Geflügel und Rindfleisch. Nach Angaben der FAO ist Portugal der weltweit größte Produzent von Kork und Johannisbrot mit einem Anteil von etwa 50 % bzw. 30 % an der Weltproduktion. Das Land ist außerdem der drittgrößte Exporteur von Kastanien und der drittgrößte europäische Produzent von Zellstoff. Portugal gehört zu den zehn größten Olivenölproduzenten der Welt und ist der viertgrößte Exporteur. Das Land ist auch einer der größten Weinexporteure der Welt und bekannt für seine edlen Tropfen.

Die Forstwirtschaft spielt auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle in den ländlichen Gemeinden und in der Industrie (insbesondere in der Papierindustrie, zu der die Portucel Soporcel Group gehört, in der Holzwerkstoffindustrie, zu der Sonae Indústria gehört, und in der Möbelindustrie, zu der mehrere Produktionsstätten in und um Paços de Ferreira gehören, dem Kernstück der großen portugiesischen IKEA-Produktion). Im Jahr 2001 machte das landwirtschaftliche Bruttoinlandsprodukt 4 % des nationalen BIP aus.

"Cupa", römische Grabsteine in Form von hölzernen Weinfässern, wurden im 3. Jahrhundert zur Kennzeichnung der Gräber von Winzern im Alentejo verwendet, einer Region, die bis heute für ihre Weine bekannt ist.

Portugal ist traditionell eine Seemacht und hat eine starke Tradition in der portugiesischen Fischerei und ist eines der Länder mit dem höchsten Fischverbrauch pro Kopf. Die wichtigsten Anlandestellen in Portugal (einschließlich Azoren und Madeira) sind, gemessen am Gesamtgewicht der Anlandungen pro Jahr, die Häfen von Matosinhos, Peniche, Olhão, Sesimbra, Figueira da Foz, Sines, Portimão und Madeira. Portugiesische Fischprodukte werden von mehreren Unternehmen unter verschiedenen Marken und eingetragenen Warenzeichen exportiert, darunter Ramirez, der älteste aktive Fischkonservenhersteller der Welt.

Portugal ist ein bedeutender europäischer Mineralienproduzent und zählt zu den führenden Kupferproduzenten Europas. Das Land ist auch ein bedeutender Produzent von Zinn, Wolfram und Uran. Das Land verfügt jedoch nicht über das Potenzial zur Exploration von Kohlenwasserstoffen und Aluminium, was die Entwicklung des portugiesischen Bergbau- und Metallurgiesektors behindert hat. Obwohl das Land - vor allem im Norden - über große Eisen- und Kohlevorkommen verfügt, hat die geringe Wettbewerbsfähigkeit nach der Revolution von 1974 und der anschließenden wirtschaftlichen Globalisierung zu einem Rückgang der Fördertätigkeit für diese Mineralien geführt. Die Minen Panasqueira und Neves-Corvo gehören zu den bekanntesten portugiesischen Minen, die noch in Betrieb sind.

Portugal ist reich an Lithiumvorkommen, die sich vor allem auf die Bezirke Guarda, Viseu, Vila Real und Viana do Castelo konzentrieren, während der größte Teil der Lithiumvorkommen des Landes aus dem Aplit-Pegmatit-Feld Gonçalo stammt. Die größte Lithiummine in Europa wird von der Grupo Mota, Felmica, in der Region Guarda betrieben, deren Reserven auf 30 Jahre Produktion geschätzt werden. Das Unternehmen ist im Besitz von 5 weiteren Lagerstätten. Savannah Resources meldete im Mai 2018 eine Erhöhung der geschätzten Lithiumressourcen im Lithiumprojekt Mina do Barroso in Nordportugal um 52 % und sagte, das Land könnte der erste europäische Lieferant von Spodumen, einem lithiumhaltigen Mineral, werden. Nach Angaben des Unternehmens belaufen sich die geschätzten Mineralressourcen der Mine nun auf 14 Millionen Tonnen. Die Lithiumpreise sind in Erwartung einer wachsenden Nachfrage nach dem Mineral, das in Batterien für Elektrofahrzeuge und zur Speicherung von Strom aus dem Stromnetz verwendet wird, gestiegen. Europa verbraucht mehr als 20 Prozent des weltweiten Angebots an Lithium in Batteriequalität, muss aber derzeit seine gesamte Versorgung mit dem Mineral importieren.

W Resources gab 2018 bekannt, dass es eine neue Bohrkampagne auf seinem Goldprojekt São Martinho in Portugal gestartet hat. Das sogenannte Reverse-Circulation-Bohrprogramm umfasste 15 Löcher mit insgesamt rund 2.000 Metern Bohrlänge. Ziel ist es, die Ressourcen zu erweitern, indem die Daten aus den Bohrergebnissen von 2016 mit der durch die laufende Kampagne erwarteten Erweiterung integriert werden.

Sekundärer Sektor

Eine Zellstoff- und Papierfabrik von Portucel Soporcel in Setúbal

Die Industrie ist breit gefächert und reicht von der Automobilindustrie (Volkswagen Autoeuropa und Peugeot Citroën) über Fahrräder, Luft- und Raumfahrt (Embraer und OGMA), Elektronik und Textilien bis hin zu Lebensmitteln, Chemikalien, Zement und Zellstoff. Das AutoEuropa-Montagewerk der Volkswagen-Gruppe in Palmela ist eines der größten ausländischen Direktinvestitionsprojekte in Portugal. Moderne, nicht-traditionelle technologiebasierte Industrien wie Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie und Informationstechnologie haben sich an mehreren Standorten im ganzen Land entwickelt. Alverca, Évora und Ponte de Sor sind die wichtigsten Zentren der portugiesischen Luft- und Raumfahrtindustrie, die von dem brasilianischen Unternehmen Embraer und dem portugiesischen Unternehmen OGMA angeführt wird. Nach der Wende zum 21. Jahrhundert wurden viele bedeutende Biotechnologie- und Informationstechnologieunternehmen gegründet, die sich in den Ballungsräumen Lissabon, Porto, Braga, Coimbra und Aveiro konzentrieren.

Tertiärer Sektor

Ein Blick auf Nazaré, in der Estremadura

Der Banken- und Versicherungssektor entwickelte sich bis zur Finanzkrise 2007-2008 gut, was zum Teil auf eine rasche Vertiefung des Marktes in Portugal zurückzuführen ist. Obwohl sie auf verschiedene Arten von Markt- und versicherungstechnischen Risiken empfindlich reagieren, wird geschätzt, dass sowohl der Lebens- als auch der Nichtlebenssektor insgesamt in der Lage sein werden, eine Reihe von schweren Schocks zu überstehen, auch wenn die Auswirkungen auf einzelne Versicherer sehr unterschiedlich sind.

Reisen und Tourismus sind für Portugal nach wie vor von großer Bedeutung. Das Land musste sich auf seine Nischenattraktionen wie Gesundheits-, Natur- und Landtourismus konzentrieren, um seinen Konkurrenten voraus zu sein.

Portugal gehört zu den 20 meistbesuchten Ländern der Welt und empfängt jährlich durchschnittlich 20.000.000 ausländische Touristen. Im Jahr 2014 wurde Portugal von USA Today zum besten europäischen Land gewählt.

Im Jahr 2017 wurde Portugal zum führenden Reiseziel Europas und 2018 und 2019 zum führenden Reiseziel der Welt gewählt.

Der Hahn von Barcelos, ein typisches portugiesisches Souvenir

Touristische Hotspots in Portugal sind: Lissabon, Cascais, Fatima, Algarve, Madeira, Porto und Coimbra. Lissabon zieht die sechzehntmeisten Touristen unter den europäischen Städten an (mit sieben Millionen Touristen in den Hotels der Stadt im Jahr 2006). Bemerkenswerte Luxusreiseziele sind die portugiesische Riviera und die Comporta-Küste.

Außerdem besuchen jedes Jahr zwischen 5 und 6 Millionen religiöse Pilger Fatima, wo 1917 die Erscheinung der Jungfrau Maria an drei Hirtenkinder stattgefunden haben soll. Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Fatima ist eines der größten römisch-katholischen Heiligtümer der Welt. Die portugiesische Regierung fördert und entwickelt weiterhin neue touristische Ziele, wie das Douro-Tal, die Insel Porto Santo und den Alentejo.

Die Legende vom Hahn von Barcelos erzählt, dass ein toter Hahn auf wundersame Weise die Unschuld eines Mannes bewies, der fälschlicherweise angeklagt und zum Tode verurteilt worden war. Die Geschichte wird mit dem Kalvarienberg aus dem 17. Jahrhundert in Verbindung gebracht, der Teil der Sammlung des Archäologischen Museums im Paço dos Condes ist, einem gotischen Palast in Barcelos, einer Stadt im Nordwesten Portugals. Der Hahn von Barcelos wird von Tausenden von Touristen als nationales Souvenir gekauft.

Am 30. November 2016 nahmen die Vereinten Nationen die portugiesische Tradition der Herstellung schwarzer Töpferwaren (Bisalhães) in die Schutzliste des UNESCO-Kulturerbes auf. Am 7. Dezember 2017 nahmen die Vereinten Nationen die Tradition der Bonecos de Estremoz - Spielzeuge von Estremoz - in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO auf.

Quartär-Sektor

Wissenschaftliche und technologische Forschungstätigkeiten werden in Portugal hauptsächlich innerhalb eines Netzes von FuE-Einheiten durchgeführt, die zu öffentlichen Universitäten und staatlich verwalteten autonomen Forschungseinrichtungen wie dem INETI - Instituto Nacional de Engenharia, Tecnologia e Inovação und dem INRB - Instituto Nacional dos Recursos Biológicos gehören. Die Finanzierung und Verwaltung dieses Forschungssystems erfolgt hauptsächlich unter der Aufsicht des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung (MCTES) und der Fundação para a Ciência e Tecnologia (FCT) des MCTES.

Das Observatório Astronómico de Lisboa ist das älteste (1878) astronomische Observatorium in Portugal.

Zu den größten F&E-Einheiten der öffentlichen Universitäten, gemessen am Volumen der Forschungszuschüsse und der begutachteten Veröffentlichungen, gehören biowissenschaftliche Forschungseinrichtungen wie das Instituto de Medicina Molecular, das Centre for Neuroscience and Cell Biology, das IPATIMUP, das Instituto de Biologia Molecular e Celular und das Abel Salazar Biomedical Sciences Institute.

Zu den größten nichtstaatlichen Forschungseinrichtungen in Portugal gehören das Instituto Gulbenkian de Ciência und die Champalimaud-Stiftung, ein Forschungszentrum für Neurowissenschaften und Onkologie, das jedes Jahr einen der höchstdotierten Wissenschaftspreise der Welt verleiht. Eine Reihe von nationalen und multinationalen Hightech- und Industrieunternehmen sind ebenfalls für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zuständig. Eine der ältesten gelehrten Gesellschaften Portugals ist die 1779 gegründete Akademie der Wissenschaften von Lissabon.

Zu den bilateralen staatlich geförderten iberischen Forschungsanstrengungen gehören das Internationale Iberische Nanotechnologie-Labor und die verteilte Computerplattform Ibercivis, bei denen es sich um gemeinsame Forschungsprogramme von Portugal und Spanien handelt. Portugal ist Mitglied in mehreren paneuropäischen wissenschaftlichen Organisationen. Dazu gehören die Europäische Weltraumorganisation (ESA), das Europäische Laboratorium für Teilchenphysik (CERN), ITER und die Europäische Südsternwarte (ESO).

Portugal hat das größte Aquarium Europas, das Lissabonner Ozeanarium, und die Portugiesen haben mehrere andere bemerkenswerte Organisationen, die sich auf wissenschaftsbezogene Ausstellungen und Verbreitung konzentrieren, wie die staatliche Agentur Ciência Viva, ein Programm des portugiesischen Ministeriums für Wissenschaft und Technologie zur Förderung einer wissenschaftlichen und technologischen Kultur in der portugiesischen Bevölkerung, das Wissenschaftsmuseum der Universität Coimbra, das Nationalmuseum für Naturgeschichte an der Universität Lissabon und das Visionarium. Mit der Entstehung und dem Wachstum mehrerer Wissenschaftsparks in der ganzen Welt, die zur Gründung Tausender wissenschaftlicher, technologischer und wissensbasierter Unternehmen beigetragen haben, begann Portugal mit der Entwicklung mehrerer Wissenschaftsparks im ganzen Land. Dazu gehören der Taguspark (in Oeiras), der Coimbra iParque (in Coimbra), der Biocant (in Cantanhede), der Madeira Tecnopolo (in Funchal), Sines Tecnopolo (in Sines), Tecmaia (in Maia) und Parkurbis (in Covilhã). Unternehmen siedeln sich in den portugiesischen Wissenschaftsparks an, um eine Vielzahl von Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die von finanzieller und rechtlicher Beratung bis hin zu Marketing und technologischer Unterstützung reichen.

Egas Moniz, ein portugiesischer Arzt, der die zerebrale Angiographie und Leukotomie entwickelte, erhielt 1949 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin - er ist der erste portugiesische Nobelpreisträger und der einzige in den Naturwissenschaften.

Im Europäischen Innovationsanzeiger 2011 belegte Portugal den 15. Platz, mit einem beeindruckenden Anstieg der Innovationsausgaben und -ergebnisse. Im Globalen Innovationsindex 2021 lag Portugal auf Platz 31, gegenüber Platz 32 im Jahr 2019.

Verkehr

In den frühen 1970er Jahren setzte Portugals schnelles Wirtschaftswachstum mit steigendem Konsum und dem Kauf neuer Automobile die Priorität auf Verbesserungen im Transportwesen. Auch in den 1990er Jahren, nach dem Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, baute das Land viele neue Autobahnen. Heute verfügt das Land über ein 68.732 km langes Straßennetz, von dem fast 3.000 km zu einem System von 44 Autobahnen gehören. Die 1944 eröffnete erste Autobahn (die Lissabon mit dem Nationalstadion verband) war ein innovatives Projekt, das Portugal zu einem der ersten Länder der Welt machte, das eine Autobahn einrichtete (aus dieser Straße wurde schließlich die Autobahn Lissabon-Cascais, die A5).

Die Vasco-da-Gama-Brücke ist die längste Brücke in der EU.

Zwar wurden noch einige weitere Strecken gebaut (um 1960 und 1970), doch erst seit Anfang der 1980er Jahre wurden Autobahnen in großem Stil gebaut. Im Jahr 1972 wurde der Autobahnkonzessionär Brisa gegründet, der die Verwaltung vieler Autobahnen der Region übernahm. Auf vielen Autobahnen ist eine Maut zu entrichten (siehe Via Verde). Die Vasco-da-Gama-Brücke ist mit 12,345 km die längste Brücke in der EU (die zweitlängste in Europa).

Das 89.015 km2 (34.369 sq mi) große Gebiet Kontinentalportugals wird von vier internationalen Flughäfen in der Nähe der wichtigsten Städte Lissabon, Porto, Faro und Beja bedient. Die geografische Lage Lissabons macht es für viele ausländische Fluggesellschaften zu einem Zwischenstopp auf mehreren Flughäfen im Land. Die wichtigste Fluggesellschaft ist TAP Air Portugal, aber auch viele andere inländische Fluggesellschaften bieten Flüge innerhalb und außerhalb des Landes an. Die Regierung beschloss den Bau eines neuen Flughafens außerhalb von Lissabon, in Alcochete, der den Flughafen Lissabon-Portela ersetzen sollte, doch wurde dieser Plan aufgrund von Sparmaßnahmen ausgesetzt. Derzeit befinden sich die wichtigsten Flughäfen in Lissabon, Porto, Faro, Funchal (Madeira) und Ponta Delgada (Azoren), die von der nationalen Flughafenbehörde ANA - Aeroportos de Portugal - verwaltet werden. Ein weiterer wichtiger Flughafen ist der Aeroporto Internacional das Lajes auf der Insel Terceira auf den Azoren. Dieser Flughafen dient als einer von zwei internationalen Flughäfen, die Länder außerhalb der Europäischen Union für alle neun Inseln der Azoren bedienen. Er dient auch als Militärflugplatz für die United States Air Force. Der Stützpunkt ist auch heute noch in Betrieb.

Ein nationales Eisenbahnsystem, das sich über das ganze Land und nach Spanien erstreckt, wird von Comboios de Portugal (CP) unterstützt und verwaltet. Die Beförderung von Personen und Gütern erfolgt auf 2.791 km in Betrieb befindlichen Eisenbahnstrecken, von denen 1.430 km elektrifiziert sind und etwa 900 km Zuggeschwindigkeiten von mehr als 120 km/h zulassen. Das Schienennetz wird von Infraestruturas de Portugal verwaltet, während der Personen- und Güterverkehr in der Verantwortung der CP liegt, beides öffentliche Unternehmen. Im Jahr 2006 beförderte die CP 133.000.000 Fahrgäste und 9.750.000 Tonnen (9.600.000 lange Tonnen; 10.700.000 kurze Tonnen) an Gütern.

Die wichtigsten Seehäfen befinden sich in Sines, Lissabon, Leixões, Setúbal, Aveiro, Figueira da Foz und Faro.

Die beiden größten Ballungsgebiete verfügen über U-Bahn-Systeme: Die Metro Lissabon und die Metro Sul do Tejo im Großraum Lissabon sowie die Metro Porto im Großraum Porto mit jeweils mehr als 35 km Streckenlänge. In Portugal wird der Straßenbahnverkehr in Lissabon seit über einem Jahrhundert von der Companhia de Carris de Ferro de Lisboa (Carris) betrieben. In Porto wurde am 12. September 1895 mit dem Bau eines Straßenbahnnetzes begonnen, von dem nur noch eine touristische Linie am Ufer des Douro übrig geblieben ist (eine Premiere auf der Iberischen Halbinsel). Alle größeren Städte und Gemeinden verfügen über ein eigenes Nahverkehrsnetz sowie über Taxidienste.

Airbus A310 der TAP Portugal

Angesichts der steigenden Passagierzahlen wurde entschieden, zusätzlich zu dem existierenden Flughafen Lissabons einen neuen kommerziellen Flughafen (Novo Aeroporto Lisboa) zu schaffen. Er soll auf dem wenig benutzten Militärflughafen in Montijo erbaut werden. Dieser liegt am südlichen Ufer des Tejo. Ab 2022 soll der Betrieb aufgenommen werden. Der Baubeginn und die ursprünglich für 2017 vorgesehene Eröffnung wurden im Jahr 2010 aufgrund der Finanzkrise auf unbestimmte Zeit verschoben.

Energie

Windpark in Portugal

Laut dem port. Übertragungsnetzbetreiber REN betrug die installierte Leistung der Kraftwerke in Portugal im Jahre 2010 11.195 MW, davon entfielen auf kalorische Kraftwerke 6.561 MW (59 %) und auf Wasserkraftwerke 4.584 MW (41 %). Insgesamt wurden im Jahre 2010 48,5 Mrd. kWh erzeugt, davon 37,4 Mrd. (77 %) durch kalorische Kraftwerke und 11,1 Mrd. (23 %) durch Wasserkraftwerke.

In den letzten Jahren wurde die Windenergie zu einem wichtigen Faktor in der Elektrizitätsversorgung. Ende 2020 waren in Portugal Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 5.486 MW installiert (2019: 5.437 MW). 2020 deckten diese mit 25 % ein Viertel des portugiesischen Strombedarfes (2019: 27 %). Schon 2014 waren 27 % erreicht worden, was weltweit der zweithöchste Wert war und nur von Dänemark mit 39,1 % übertroffen wurde. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik ist hingegen mit einer installierten Leistung von etwa 828 MW (2019) weniger bedeutend, ebenso die Bioenergie mit 891 MW. 2020 deckten erneuerbare Energien 61,7 % des portugiesischen Elektrizitätsbedarfes, fast die Hälfte stammte von Windkraftanlagen. Im Mai 2016 wurde das Land 107 Stunden bzw. 4 Tage lang ununterbrochen ausschließlich von erneuerbaren Energien versorgt. Ende 2008 wurde mit dem Windpark Alto Minho der zu diesem Zeitpunkt größte Onshore-Windpark Europas in Betrieb genommen.

Bezogen auf den gesamten Endenergiebedarf (Strom, Wärme, Verkehr) lieferten erneuerbare Energien im Jahr 2018 30,3 % der Energie (2013: 25,7 %), bis 2020 wollte Portugal diesen Anteil auf 31 % erhöhen.

Mitte 2021 stammten bereits fast zwei Drittel des erzeugten Stromes in Portugal aus regenerativen Quellen (15,08 Mrd. kWh) und nur noch gut ein Drittel aus fossilen Quellen, ausschließlich Gas (7,68 Mrd. kWh) und Steinkohle (0,22 Mrd. kWh). Bis Ende 2021 wurden die beiden letzten Kohlekraftwerke im Land abgeschaltet, wobei am Standort Sines zukünftig grüner Wasserstoff produziert wird, während am Standort Pego auch der zweite Block auf Gas umgestellt wird.

Mitte 2021 deckte Portugal bereits 79,5 % seines Elektrizitätsbedarfs aus Erneuerbaren. Damit steht das Land an der Spitze aller EU-Staaten und wird in Europa nur von Norwegen übertroffen. Im ersten Quartal 2021 kam die Stromerzeugung in Portugal aus 44 % Wasserkraft, 28 % Windkraft, 5,6 % Biomasse und 2 % Solarenergie. Fossile Energieträger trugen noch zu 20,5 % bei, davon 11 % Erdgas, 8,2 % Kraft-Wärme-Kopplung und 1,6 % Kohle.

Portugal verfügt über beträchtliche Ressourcen an Wind- und Flusskraft, den beiden kostengünstigsten erneuerbaren Energiequellen. Seit der Wende zum 21. Jahrhundert gibt es einen Trend zur Entwicklung einer Industrie für erneuerbare Energien und zur Verringerung des Verbrauchs und der Nutzung fossiler Brennstoffe. Im Jahr 2006 wurde in der Nähe von Moura im Süden das bis dahin größte Solarkraftwerk der Welt, das Photovoltaik-Kraftwerk Moura, in Betrieb genommen, während in der Region Norte die weltweit erste kommerzielle Wellenkraftanlage, die Aguçadoura Wave Farm, eröffnet wurde (2008). Ende 2006 stammten 66 % der Stromerzeugung des Landes aus Kohle- und Brennstoffkraftwerken, 29 % aus Wasserkraftwerken und 6 % aus Windenergie.

Im Jahr 2008 wurden 43 % des nationalen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt, auch wenn die Stromerzeugung aus Wasserkraft aufgrund schwerer Dürreperioden zurückging. Im Juni 2010 waren die Stromexporte höher als die Importe. Im Zeitraum von Januar bis Mai 2010 stammten 70 % der nationalen Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen.

Portugals nationales Energieübertragungsunternehmen, Redes Energéticas Nacionais (REN), verwendet ausgefeilte Modelle zur Vorhersage des Wetters, insbesondere der Windverhältnisse, und Computerprogramme zur Berechnung der Energie aus den verschiedenen Anlagen für erneuerbare Energien. Vor der Solar-/Windrevolution hat Portugal jahrzehntelang Strom aus Wasserkraftwerken an seinen Flüssen erzeugt. Bei den neuen Programmen werden Wind und Wasser kombiniert: Windgetriebene Turbinen pumpen das Wasser nachts, wenn es am stürmischsten ist, bergauf; tagsüber fließt das Wasser dann bergab und erzeugt Strom, wenn die Nachfrage der Verbraucher am größten ist. Auch das portugiesische Verteilungssystem ist jetzt eine Zweibahnstraße. Es liefert nicht mehr nur Strom, sondern bezieht ihn auch von den kleinsten Stromerzeugern, z. B. von Solaranlagen auf den Dächern. Die Regierung fördert solche Beiträge, indem sie einen Aufpreis für den Kauf von auf Dächern erzeugtem Solarstrom festlegt.

Allgemeines

Portugal ist Teil des Europäischen Binnenmarkts. Zusammen mit 18 anderen EU-Mitgliedstaaten (blau) bildet es eine Währungsunion, die Eurozone.

Seit seinem Beitritt zur EG im Jahre 1986 hat sich Portugal zu einer zunehmend diversifizierten, vor allem auf Dienstleistungen ausgerichteten Ökonomie entwickelt. Dienstleistungen sind mittlerweile für etwa zwei Drittel des BIP verantwortlich. Wie in anderen Staaten Europas wurden weit reichende Privatisierungen durchgeführt und die Staatsausgaben reduziert. Im Jahre 1998 hat sich Portugal für den Beitritt zur Europäischen Währungsunion qualifiziert und führte wie elf andere Staaten am 1. Januar 2002 den Euro als Zahlungsmittel ein und löste damit den Portugiesischen Escudo ab.

Das Wirtschaftswachstum hat mit etwa 3,3 % jährlich jenes des EU-Durchschnitts in den Jahren bis zur Weltwirtschaftskrise ab 2007 meist übertroffen. Trotzdem ist Portugal immer noch das ärmste Altmitglied der EU: Das Pro-Kopf-BIP (in Kaufkraftparitäten) liegt bei etwa 78 % des Durchschnitts der EU-Länder vor der Osterweiterung, wobei es im Jahr 1985 noch etwa bei 50 % lag. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Portugal einen Index von 77 (EU-28:100) (2015). Die Entwicklung im Land ist jedoch sehr unterschiedlich. Nimmt man nur den Großraum Lissabon, so liegt der Index hier mit über 100 inzwischen leicht über dem europäischen Durchschnitt (2014).

2011 schrumpfte die Wirtschaft um 1,7 % und 2012 um 3,2 %. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2013 konnte Portugal die Rezession überwinden. Im Jahr 2014 wurde ein Wachstum von rund 1 % erzielt. Für das Jahr 2015 werden knapp 2 % Wirtschaftswachstum erwartet. Das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen eines Arbeitnehmers beträgt aktuell ca. 1100 Euro brutto, der gesetzliche Mindestlohn liegt bei 515 Euro brutto.

Das Bruttoinlandsprodukt Portugals betrug im Jahr 2017 193 Mrd. Euro. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im selben Jahr ca. 18.700 Euro.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Portugal Platz 42 von 137 Ländern (Stand 2017–2018). Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 77 von 180 Ländern.

BIP nach Subregionen und Regionen, 2019
Rang Subregion Region BIP in Mio. € PIB/Kopf

(EU27=100)

BIP/Kopf in €
1 Metropolregion Lissabon 73.334 100 30.200
-  EU-28 14.020.000 100 30.200
2 Alentejo Litoral Alentejo 2.359 90 27.300
3 Algarve 9.672 86 25.800
-  Portugal 203.896 77 23.200
4 Região de Leiria Region Centro 5.848 75 22.500
5 Madeira 4.891 75 22.500
6 Região de Aveiro Region Centro 7.374 74 22.300
7 Metropolregion Porto Region Norden 34.442 73 22.000
8 Alentejo 13.102 72 21.700
9 Baixo Alentejo Alentejo 2.291 72 21.700
10 Região de Coimbra Region Centro 8.227 69 21.000
11 Beira Baixa Region Centro 1.503 68 20.700
12 Alentejo Central Alentejo 2.841 68 20.600
13 Azoren 4.262 68 20.500
14 Region Centro 38.244 67 20.100
15 Cávado Region Norden 7.277 66 20.000
16 Region Norden 60.240 65 19.700
17 Lezíria do Tejo Alentejo 4.196 65 19.700
18 Oeste Region Centro 6.115 63 19.100
19 Ave Region Norden 7.054 63 19.100
20 Médio Tejo Region Centro 3.858 61 18.600
21 Alto Minho Region Norden 3.718 60 18.100
22 Viseu Dão-Lafões Region Centro 4.029 60 18.000
23 Alto Alentejo Alentejo 1.684 60 18.000
24 Terras de Trás-os-Montes Region Norden 1.702 59 17.800
25 Douro Region Norden 2.916 57 17.300
26 Beiras e Serra da Estrela Region Centro 3.070 54 16.400
27 Alto Tâmega Region Norden 1.148 51 15.300
28 Tâmega e Sousa Region Norden 5.264 48 14.600

Bodenschätze

Portugal gehört zu den weltführenden Nationen in der Wolframproduktion. An abbaubaren Bodenschätzen gibt es außerdem Kohle, Kupfer, Zinn, Gold, Eisenerze wie Pyrit und Chalkopyrit, Tonminerale wie Kaolinit sowie Wolframit, Uraninit und Lithium. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt Portugal als wichtiger Lieferant für Uran. Der Uranabbau wurde jedoch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Während des Zweiten Weltkrieges versorgte sich Deutschland mit portugiesischem Wolfram für die Waffenproduktion. Die Atombombe von Hiroshima enthielt portugiesisches Uran.

Landwirtschaft

Korkeiche in Portugal

Die Landwirtschaft Portugals ist eine der ineffizientesten in Europa; der Anteil der Landwirtschaft am BIP liegt bei etwa 5 %, jedoch sind mehr als 15 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt. Dies führte dazu, dass viele Betriebe aufgaben und fast die Hälfte der Nahrungsmittel importiert wird. Der Anbau von Mandeln befindet sich ebenso wie die Korkeichenplantagen (montados) im Alentejo und im Douro-Tal in einer tiefen Krise. Zwar ist Portugal mit etwa 125.000 Tonnen und damit der Hälfte der weltweit geernteten Menge das bedeutendste Produktionsland für Rohkork. Dennoch steht der Wirtschaftszweig etwa seit der Jahrtausendwende durch die zunehmende Popularität und internationale Herstellung von synthetisch hergestellten Verschlussalternativen für Weinflaschen stark unter Druck. Auch die Hoffnung zahlreicher Korkbauern (tiradores), der portugiesische Kork sei zumindest für Weine im Hochpreissegment unersetzlich, hat sich nicht erfüllt, denn der Trend weg vom Naturprodukt hin zu kostengünstigeren Alternativen aus Kunststoff ist auch bei teuren Weinen zu beobachten. Folge dieser Entwicklung sind zahlreiche Firmeninsolvenzen und Abwanderungen aus den Korkanbauregionen. Portugals Regierung und die Korkindustrie reagieren inzwischen auf die Entwicklung mit weltweiten „Green-Marketing“-Werbekampagnen, in denen Winzer wieder von der ökologischen Nachhaltigkeit des Naturprodukts Kork überzeugt werden sollen. Daneben gewinnt Kork als vielseitig verwertbarer und sehr leichter Werkstoff mit seinen wasserabweisenden, hitze- und fäulnisresistenten, wärmedämmenden und schallisolierenden Eigenschaften als eine ökologische Alternative Bedeutung, etwa als Bodenbelag oder Dämmstoff. Kork findet auch in der Schuh- und Bekleidungsmode zunehmend Beachtung, auch als veganer Lederersatz.

Für die Zellstoffindustrie, einen wichtigen Wirtschaftsfaktor Portugals, werden große Flächen mit schnell wachsendem Eukalyptus als Rohstoff aufgeforstet. Dies ist aus ökologischen Gründen bedenklich, weil Eukalyptus den Boden auslaugt, den ursprünglichen Wald und damit die Tierwelt verdrängt, und die katastrophalen Waldbrände im Sommer begünstigt.

Ähnlich der Landwirtschaft kämpft die Fischerei mit Produktivitätsproblemen. Die portugiesische Fischereiflotte ist im Vergleich zur spanischen schwach entwickelt. Der meiste Fisch wird importiert.

Tourismus

Tourismus spielt eine wichtige Rolle in Portugals Wirtschaft; Strand bei Portimão

Für etwa acht Prozent des BIP, mit steigender Tendenz, ist der Tourismus verantwortlich, wobei die meisten Besucher aus Spanien und Großbritannien kommen. Mit über 11,4 Millionen Touristen stand Portugal 2016 auf Platz 30 der meistbesuchten Länder der Welt. Die Algarve ist dabei unangefochten das Zentrum.

15 Stätten in Portugal zählen zum Welterbe der Unesco, darunter zwei auf den Azoren und eine auf Madeira.

Zur internationalen Vermarktung des Portweins aus der ältesten Weinbau Region Alto Douro ab dem 17. Jahrhundert leisteten die drei deutschen Kopke, Burmester und Andresen einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des Portweins.

Die Paläste mit Parkanlagen bei Sintra und Portugals größte Schloss-, Klosteranlage in Mafra sind von den deutschen Baumeistern von Eschwege und Ludwig geplant worden.

Vor der Algarve, Sétubal und den Inselgruppen Madeira und Azoren sind Möglichkeiten sowohl Delfine als auch Wale in freier Natur zu erleben.

Auf der Atlantikinsel Madeira begann der Tourismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts; die Insel war eines der bevorzugten Ziele wohlhabender britischer Reisender. Sie stiegen vor allem im Hotel Reid’s Palace ab, das der Schotte William Reid 1891 hatte bauen lassen.

Internationale Wirtschaftsbeziehungen

  • Mitgliedschaften: EU, Europarat, Eurozone, OECD, WTO, Iberoamerikanischen Konferenz der Nationen, Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder u. a.
  • staatliche Außenhandelskammer: Agência para o Investimento e Comércio Externo de Portugal (AICEP)

2018 exportierte Portugal Waren und Dienstleistungen im Wert von 89,211 Mrd. Euro. Die Importe des gleichen Zeitraums beliefen sich auf 87,211 Mrd. Euro, so dass das Land einen Handelsbilanzüberschuss von 2 Milliarden Euro verbuchte.

Die wichtigsten Zielländer für portugiesische Exporte 2018 waren Spanien (25,27 %), Frankreich (12,27 %), Deutschland (11,48 %), Großbritannien (6,36 %), die USA (4,94 %), Italien (4,25 %), die Niederlande (3,81 %), Angola (2,60 %), Belgien (2,34 %) und Brasilien (1,46 %).

Die Importe Portugals stammten vor allem aus Spanien (31,43 %), Deutschland (13,85 %), Frankreich (7,63 %), Italien (5,32 %), den Niederlanden (5,20 %), China (3,14 %), Belgien (2,88 %), Großbritannien (2,51 %), den USA (1,8 %) und aus Russland (1,78 %).

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste im Jahr 2019 Einnahmen von 91,01 Mrd. Euro und Ausgaben von 90,6 Mrd. Euro, womit sich ein knapper Haushaltsüberschuss von etwa 600 Mio. Euro ergab. Dies war ein Zeichen der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und guten Haushaltspolitik Portugals, nachdem das Land lange Jahre meist ein Haushaltsdefizit vorwies. 2016 standen Haushaltsausgaben von 92,2 Mrd. Dollar noch Einnahmen von 87,2 Mrd. Dollar gegenüber, woraus sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,0 Mrd. Dollar beziehungsweise 2,4 % des BIPs ergab.

Die Staatsverschuldung betrug 2009 127,9 Mrd. Euro oder 76,1 % des BIP (laut folgender Tabelle 83,6 %), mittlerweile liegt sie bei über 100 % des BIP. Am 6. April 2011 gab der Premierminister Portugals bekannt, dass das Land im Zuge der Verschuldungskrisen von Eurozonen-Staaten Finanzhilfen der Europäischen Union annehmen werde. Seit 2014 benötigt das Land keine EU-Finanzhilfen mehr.

Im Jahr 2011 betrug die Neuverschuldung 4,2 % des BIP. Damit erfüllte Portugal die vorgeschriebenen Sparziele der EU von 5,9 % des BIP deutlich. Dies gelang aber nur durch zusätzliche Zahlungen aus Pensionsfonds (Übertragung der Pensionsfonds der staatlichen Sparkasse CGD zum Staatshaushalt), ansonsten hätte das Defizit bei 7,7 % gelegen.

Jahr 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Staatsverschuldung 051,0 % 050,3 % 052,9 % 055,6 % 056,9 % 058,3 % 063,6 % 063,9 % 062,7 % 065,3 % 083,6 % 0096,2 %
Haushaltssaldo − 2,8 % − 2,9 % − 4,3 % − 2,8 % − 2,9 % − 3,4 % − 6,2 % − 4,1 % − 2,8 % − 2,9 % − 9,3 % − 11,2 %
Jahr 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Staatsverschuldung 128,0 % 129,0 % 131,4 % 132,9 % 131,2 % 131,5 % 126,1 % 121,5 % 116,2 % 135,2 % 127,4 %
Haushaltssaldo − 4,8 % − 6,2 % − 5,1 % − 7,4 % − 4,4 % − 3,0 % − 1,9 % − 2,8 % − 4,3 % − 9,3 % − 7,1 %
Quelle: Eurostat

Kenndaten

Entwicklung der langfristigen Zinsen für portugiesische Staatsanleihen im Vergleich zu anderen Ländern (2010–2011)

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real Weltbank

Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Veränderung in % gg. Vj. 1,6 2,5 0,3 −3,1 1,7 −1,7 −4,1 −0,8 0,8 1,8 2,0 3,5 2,8 2,7 −8,4 4,9
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. Euro)
Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
BIP in Mrd. € 168,3 170,5 173,1 179,7 186,5 195,9 205,2 214,4 200,1 211,3
Quelle: Eurostat (Stand 2022)
Entwicklung des BIP (real)
je Einwohner (in Tausend Euro)
Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
BIP je Einw. (in Tsd. €) 16,11 16,05 16,26 16,62 17,01 17,65 18,19 18,67 17,07 17,92
Quelle: Eurostat (Stand 2022)

Entwicklung des Außenhandels (GTAI)

in Mrd. US-Dollar $ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
2019 2020 2021
Mrd. $ % gg. Vj. Mrd. $ % gg. Vj. Mrd. $ % gg. Vj.
Einfuhr 89,5 −6,4 77,9 −13,0 97,6 +25,3
Ausfuhr 67,1 −9,5 61,5 −8,3 75,1 +22,1
Saldo −22,5 −16,4 −22,5

Haupthandelspartner Portugals (2021), Quelle: GTAI

Export (in Prozent) nach Import (in Prozent) von
 Spanien 26,7  Spanien 32,8
 Frankreich 13,1  Deutschland 12,5
 Deutschland 11,0  Frankreich 6,7
 Vereinigte Staaten 5,5  Niederlande 5,4
 Vereinigtes Königreich 5,2  Italien 5,1
 Italien 4,5  Volksrepublik China 4,7
 Niederlande 3,9  Belgien 3,1
Vereinte Nationen sonstige Staaten 30,0 Vereinte Nationen sonstige Staaten 29,7

Demografische Daten

Junge Leute in traditioneller Tracht aus Minho
Fadistas spielen im Jerónimos-Kloster

Das portugiesische Statistikamt (INE - Instituto Nacional de Estatística) schätzt die Bevölkerung laut der Volkszählung 2021 auf 10 344 802 Einwohner (davon 52 % Frauen und 48 % Männer). Diese Bevölkerung war während des größten Teils ihrer Geschichte relativ homogen: eine einzige Religion (römischer Katholizismus) und eine einzige Sprache haben zu dieser ethnischen und nationalen Einheit beigetragen.

Der wichtigste demografische Einfluss bei den modernen Portugiesen scheint der älteste zu sein; die derzeitige Auswertung von Y-Chromosomen- und mtDNA-Daten legt nahe, dass die Portugiesen ihren Ursprung in paläolithischen Völkern haben, die vor etwa 45 000 Jahren auf den europäischen Kontinent kamen. Alle nachfolgenden Migrationen haben genetische und kulturelle Spuren hinterlassen, aber die Hauptbevölkerungsquelle der Portugiesen ist immer noch die Altsteinzeit. Genetische Studien zeigen, dass sich die portugiesische Bevölkerung nicht wesentlich von anderen europäischen Populationen unterscheidet. Bei den Portugiesen überwiegen genetische Merkmale aus der Eisenzeit, die zur Haplogruppe R1b gehören, sowie brytonische, alpine und goidelische genetische Marker. Ebenfalls zu erwarten, aber nicht so häufig, sind südeuropäische (sardische, italienische und balkanische), weitgehend nordwestliche (westgermanische) und in geringerem Maße britische/irische (brythonische/gälische) und französische (alpine). Mit einem geringen Vertrauensbereich gibt es skandinavische und osteuropäische genetische Marker. Andere Quellen weisen auf eine geringe Präsenz von Berbern und Juden hin, die ebenfalls zu einer Region mit niedrigem Vertrauensbereich gehören würden.

Die portugiesischen Ureinwohner sind eine iberische Volksgruppe, die 95 % der Gesamtbevölkerung ausmacht und deren Abstammung den Spaniern sehr ähnlich ist. Sie haben starke Verbindungen zu anderen Ländern des Atlantikbogens wie Irland, den Britischen Inseln, Frankreich und Belgien, die auf den Seehandel zurückzuführen sind, der bis in die Bronzezeit zurückreicht. Diese maritimen Kontakte und die Prävalenz der Haplogruppe R1b als wichtigster genetischer Marker dieser Länder lassen auf eine gemeinsame Abstammung und kulturelle Nähe schließen. Weitere maritime Kontakte mit dem Mittelmeerraum, insbesondere mit Griechen, Phöniziern, Römern und Mauren, fügten dem südlichen Portugal und vor allem dem südlichen Spanien (der Tartessos-Kultur) einige Phänotypen hinzu, wodurch Portugal und Nordwestspanien zu einer Brücke zwischen Nordwesteuropa und dem Mittelmeerraum wurden, wobei der atlantische Charakter erhalten blieb.

Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten drei Jahrzehnten sind die Portugiesen seit 1890 die kleinsten in Europa. Dieser Höhenunterschied entstand in den 1840er Jahren und hat sich seitdem vergrößert. Einer der treibenden Faktoren war die bescheidene Reallohnentwicklung angesichts der späten Industrialisierung und des Wirtschaftswachstums in Portugal im Vergleich zum europäischen Kernland. Eine weitere Determinante war die verzögerte Bildung von Humankapital.

Die Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) wurde 2015 auf 1,52 geborene Kinder/Frau geschätzt, eine der niedrigsten weltweit, die unter der Ersatzrate von 2,1 liegt, und bleibt deutlich unter dem Höchststand von 5,02 Kindern pro Frau im Jahr 1911. Im Jahr 2016 entfielen 52,8 % der Geburten auf unverheiratete Frauen. Wie die meisten westlichen Länder hat auch Portugal mit einer niedrigen Geburtenrate zu kämpfen: Seit den 1980er Jahren liegt die Geburtenrate des Landes unter der Reproduktionsrate. Portugal hat die 17. älteste Bevölkerung der Welt mit einem Durchschnittsalter von 43,7 Jahren.

Die Struktur der portugiesischen Gesellschaft ist durch eine erhebliche Ungleichheit gekennzeichnet, die das Land 2016 auf das unterste Siebtel des Index für soziale Gerechtigkeit in der Europäischen Union brachte.

Das portugiesische Parlament hat 2018 einen Haushaltsplan für 2019 verabschiedet, der Steuererleichterungen für zurückkehrende Emigranten vorsieht, um diejenigen, die während der Finanzkrise 2007-2008 das Land verlassen haben, wieder anzulocken. Der expansive Haushaltsplan für 2019, der von einer linken Mehrheit im Parlament unterstützt wird, zielt auch darauf ab, die Kaufkraft der Haushalte zu stärken und gleichzeitig das bereits niedrige Defizit weiter zu senken. Zurückkehrende Auswanderer müssen bei ihrer Rückkehr fünf Jahre lang nur die Hälfte ihres steuerpflichtigen Einkommens versteuern, sofern sie mindestens drei Jahre lang im Ausland gelebt haben. Das "Rückkehrprogramm" soll zwei Jahre lang laufen. Zwischen 2010 und 2015 verließen rund 500.000 Einwohner Portugal nach der Großen Rezession. Obwohl rund 350.000 von ihnen inzwischen zurückgekehrt sind, will Lissabon den Rest zur Rückkehr bewegen - mit einem ähnlichen Programm wie in Irland. Portugal hat eine Kreditlinie für portugiesische Auswanderer genehmigt, die nach ihrer Rückkehr im Land investieren wollen. Außerdem werden die Steuern für Auswanderer, die 2019 und 2020 zurückkehren, halbiert, um die einheimischen Portugiesen zur Rückkehr zu bewegen, die Bevölkerung zu beleben und das Wirtschaftswachstum zu fördern, da Portugal mit einer niedrigen Geburtenrate und einer alternden Bevölkerung zu kämpfen hat. Nach Prognosen des nationalen Statistikamtes wird die Bevölkerung Portugals bis 2080 von derzeit 10,3 Millionen auf 7,7 Millionen sinken, und die Bevölkerung wird weiter altern.

Verstädterung

Seit der Kommunalreform von 2013 gibt es zwei Metropolregionen: Lissabon und Porto. Im Rahmen dieses Gesetzes wurden mehrere Metropolregionen geschaffen (Algarve, Aveiro, Coimbra, Minho und Viseu), die jedoch durch ein 2008 verabschiedetes Gesetz abgeschafft und in interkommunale Gemeinschaften umgewandelt wurden, deren Gebiete sich (grob) an den statistischen Regionen der NUTS III orientieren.

Größte Städte in Portugal
INE-Volkszählung 2011
Rang . Region Bevölkerung. Rang . Region Bevölkerung.
Lissabon
Lissabon
Porto
Porto
1 Lissabon Lisboa 552,700 11 Queluz Lisboa 75,169 Vila Nova de Gaia
Vila Nova de Gaia
Amadora
Amadora
2 Porto Norte 237,591 12 Rio Tinto Norte 64,815
3 Vila Nova de Gaia Norte 186,502 13 Barreiro Lisboa 63,353
4 Amadora Lisboa 175,136 14 Aveiro Centro 60,058
5 Braga Norte 136,885 15 Viseu Centro 57,975
6 Funchal Madeira 111,541 16 Odivelas Lisboa 56,847
7 Coimbra Centro 105,842 17 Leiria Centro 50,533
8 Setúbal Lisboa 98,131 18 Matosinhos Norte 49,486
9 Almada Lisboa 96,404 19 Guimarães Norte 47,588
10 Agualva-Cacém Lisboa 79,805 20 Faro Algarve 47,575

Zuwanderung

Im Jahr 2007 hatte Portugal 10.617.575 Einwohner, von denen etwa 332.137 legale Einwanderer waren. Im Jahr 2015 hatte Portugal 10.341.330 Einwohner, von denen etwa 383.759 legale Einwanderer waren, was 3,7 % der Bevölkerung ausmachte. Im Jahr 2017 gab es in Portugal 416.682 legale Einwohner ausländischer Herkunft, von denen 203.753 als männlich und 212.929 als weiblich identifiziert wurden. Im Jahr 2020 besaßen 32.147 Einwohner ausländischer Herkunft die portugiesische Staatsangehörigkeit, davon 17.021 Frauen und 15.126 Männer.

Die wichtigsten Herkunftsländer der im Ausland geborenen eingebürgerten portugiesischen Staatsbürger

Portugals koloniale Geschichte ist seit langem ein Eckpfeiler seiner nationalen Identität, ebenso wie seine geografische Lage an der südwestlichen Ecke Europas mit Blick auf den Atlantischen Ozean. Portugal war eine der letzten europäischen Kolonialmächte, die ihre überseeischen Gebiete aufgegeben hat (darunter Angola und Mosambik im Jahr 1975), und übergab die Verwaltung von Macau Ende 1999 an die Volksrepublik China. Infolgedessen wurde das Land von den Kulturen der ehemaligen Kolonien oder Abhängigkeiten sowohl beeinflusst als auch beeinflusst, was zu einer Einwanderung aus diesen ehemaligen Gebieten führte, sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus persönlichen Gründen. Portugal, das lange Zeit ein Auswanderungsland war (die große Mehrheit der Brasilianer ist portugiesischer Abstammung), ist heute ein Land der Nettoeinwanderung, und zwar nicht nur aus den letzten indischen (portugiesisch bis 1961), afrikanischen (portugiesisch bis 1975) und fernostasiatischen (portugiesisch bis 1999) Überseegebieten. Schätzungsweise 800.000 Portugiesen kehrten nach Portugal zurück, als die afrikanischen Besitzungen des Landes 1975 ihre Unabhängigkeit erlangten.

Seit den 1990er Jahren haben sich im Zuge eines Baubooms mehrere neue Wellen von Ukrainern, Brasilianern, lusophonen Afrikanern und anderen Afrikanern im Land niedergelassen. Auch Rumänen, Moldawier, Kosovo-Albaner, Russen und Chinesen sind in das Land eingewandert. Die Zahl der portugiesischen Roma wird auf etwa 40.000 geschätzt.

Die Zahl der venezolanischen, pakistanischen und indischen Migranten ist ebenfalls erheblich. Schätzungen zufolge arbeiten über 30.000 saisonale, oft illegale Einwanderer in der Landwirtschaft, vor allem im Süden, wo sie häufig von organisierten Saisonarbeiternetzen ausgebeutet werden. Die Arbeiter erhalten manchmal weniger als die Hälfte des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohns. Diese Migranten, die häufig ohne ordnungsgemäße Papiere oder Arbeitsverträge einreisen, machen über 90 % der Landarbeiter im Süden Portugals aus. Die meisten von ihnen sind Indo-Asiaten, die aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Thailand stammen. Im Inneren des Alentejo gibt es viele afrikanische Arbeiter. Eine beträchtliche Anzahl kommt auch aus Osteuropa, Moldawien, der Ukraine, Rumänien und Brasilien.

Darüber hinaus hat eine Reihe von EU-Bürgern, vor allem aus dem Vereinigten Königreich und anderen nordeuropäischen Ländern, ihren ständigen Wohnsitz im Lande (wobei die britische Gemeinschaft hauptsächlich aus Rentnern besteht, die an der Algarve und auf Madeira leben).

Die größten Migrantengruppen ohne portugiesische Staatsangehörigkeit
Rang Staat Bevölkerung
(Census 2016)
1.  Brasilien 79.569
2.  Kap Verde 36.193
3. Ukraine 34.428
4.  Rumänien 30.429
5.  Volksrepublik China 21.953
6.  Angola 16.876
7.  Guinea-Bissau 15.306
8.  Vereinigtes Königreich 19.384
9.  Frankreich 11.293
10.  Spanien 11.133

Seit dem Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft 1986 und dem damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Wandel ist Portugal verstärkt zu einem Einwanderungsland geworden, wobei die Herkunftsländer der Zuwanderer vor allem in Afrika (Kap Verde, Angola, Guinea-Bissau), Südamerika (Brasilien) sowie in Osteuropa (Ukraine, Rumänien, Russland und Republik Moldau) liegen.

Ende 2008 lebten 443.102 ausländische Staatsangehörige in Portugal. Diese stammen zu mehr als der Hälfte aus anderen portugiesischsprachigen Ländern, sind meist katholischen Glaubens und haben deshalb einen ähnlichen kulturellen Hintergrund. Etwa ein Viertel der Ausländer, die in Portugal leben, sind Europäer, wovon ein Teil Rückkehrer sind, also aus Portugal ehemals ausgewanderte Portugiesen, die mit fremder Staatsbürgerschaft zurückgekehrt sind. Ein anderer Teil sind Dauerurlauber, die in Portugal ihren Ruhestand verbringen. Im Jahre 2017 waren 8,5 % der Bevölkerung im Ausland geboren.

Die ausländische Bevölkerung lebt zu mehr als der Hälfte in Lissabon, davon abgesehen konzentriert sie sich auf die Stadtgebiete an der Küste. Im Hinterland liegt der Anteil bei unter 0,5 %.

Die Volkszählung 2021 ergab eine aktuelle Zahl von 555.299 Einwohnern Portugals mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die damit aktuell 5,4 % der Gesamtbevölkerung stellen.

Religion

Die große Mehrheit der Portugiesen bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben, wobei der Anteil an der Gesamtbevölkerung mit Werten zwischen 85 % und 95 % angegeben wird.

In Portugal herrscht Religionsfreiheit und seit Einführung des „Gesetzes über die Glaubensfreiheit“ (Lei da Liberdade Religiosa) offiziell auch Gleichheit zwischen den Religionen. Die Gleichheit ist aber in der Realität noch nicht erreicht: Die katholische Kirche betreibt in Portugal bedeutende Kultureinrichtungen, eine angesehene Universität, Privatschulen und auch einen Radiosender. Weiter ist das Gesetz über die Glaubensfreiheit nur teilweise auf die katholische Kirche anzuwenden. Ob öffentliche Schulen verpflichtet sein sollen, Religionsunterricht anzubieten, ist in Portugal seit den 1980er Jahren umstritten. 2004 wurde ein neues Konkordat zwischen Portugal und dem Heiligen Stuhl geschlossen. Einerseits hat die Kirche das Recht, Unterricht anzubieten, doch muss eine Zustimmung vorliegen. Auch müssen prinzipiell alle Religionsgemeinschaften das gleiche Recht haben, was praktisch schwierig umzusetzen ist.

Der Wallfahrtsort Fátima

In der ersten Verfassung Portugals (1822) wurde der Katholizismus zur Staatsreligion erklärt. Die Verfassung von 1826 schaffte die religiöse Verfolgung ab. Die offizielle Trennung von Staat und Kirche erfolgte mit der republikanischen Revolution von 1910, wobei Konkordate mit dem Vatikan der katholischen Kirche weiterhin weitreichende Privilegien einräumten. Die portugiesische Ausprägung des Katholizismus wird als „menschlich, lyrisch und mit Verständnis für die fleischlichen Dinge des Lebens“ beschrieben. Typisch ist die starke Verehrung der Jungfrau Maria. Wichtigstes Pilgerziel ist der Wallfahrtsort Fátima. Hier soll die Jungfrau Maria 1917 drei Hirtenkindern erschienen sein.

Im Mittelalter spielten zwei weitere Religionen eine bedeutende Rolle in Portugal. Muslimische Mauren und Araber beherrschten zeitweise den Süden des Landes. Nach der Reconquista mussten sie das Land verlassen oder sich den Christen unterwerfen. Sie brachten zahlreiche technische Fortschritte mit sich, wie Verbesserungen im Brunnenbau, Bewässerung, Olivenanbau, Anbau von Zitrusfrüchten, Baumwolle und Zuckerrohr, die Seidenraupenzucht, die Herstellung von Fliesen, Jalousien, Hygiene und Ornamentik. Die Gesellschaft im damaligen Portugal bot auch unterworfenen oder versklavten Mauren die Möglichkeit, gesellschaftlich aufzusteigen; die muslimische Bevölkerung ging in der christlichen auf. Die Juden genossen im Mittelalter den Schutz der portugiesischen Könige. Das durch Handel und Verwaltungsposten in Staat und Kirche erworbene und gesparte Vermögen diente als Grundlage für den Aufbau der portugiesischen Flotte. 1504 und 1506 kam es in Lissabon zu anti-jüdischen Pogromen.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 81 % der Menschen in Portugal an Gott, 12 % glaubten an eine andere spirituelle Kraft. 6 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 1 % der Befragten war unentschlossen.

Religionen in Portugal (Volkszählung 2011)
Römischer Katholizismus 81.0%
Anderes Christentum 3.3%
Andere 0.6%
Keine Religion 6.8%
Nicht deklariert 8.3%

Laut der Volkszählung 2011 waren 81,0 % der portugiesischen Bevölkerung römisch-katholische Christen. Im Land gibt es kleine Gemeinschaften von Protestanten, Heiligen der Letzten Tage, Muslimen, Hindus, Sikhs, der orthodoxen Kirche, Zeugen Jehovas, Baháʼí, Buddhisten, Juden und Spiritisten. Einflüsse der traditionellen afrikanischen Religion und der traditionellen chinesischen Religion sind ebenfalls bei vielen Menschen spürbar, insbesondere in Bereichen der traditionellen chinesischen Medizin und der traditionellen afrikanischen Kräutermedizin. Etwa 6,8 % der Bevölkerung gaben an, nicht religiös zu sein, und 8,3 % machten keine Angaben zu ihrer Religion.

Viele portugiesische Feiertage, Feste und Traditionen haben einen christlichen Ursprung oder eine christliche Konnotation. Obwohl die Beziehungen zwischen dem portugiesischen Staat und der römisch-katholischen Kirche seit den frühesten Jahren der portugiesischen Nation im Allgemeinen freundschaftlich und stabil waren, schwankte ihre relative Macht. Im 13. und 14. Jahrhundert genoss die Kirche Macht und war eng mit dem frühen portugiesischen Nationalismus und der Gründung des portugiesischen Bildungssystems, einschließlich der ersten Universität, verbunden.

Das Wachstum des portugiesischen Überseeimperiums machte seine Missionare zu wichtigen Akteuren der Kolonisierung, die eine wichtige Rolle bei der Erziehung und Evangelisierung von Menschen aus allen bewohnten Kontinenten spielten. Das Anwachsen liberaler und aufstrebender republikanischer Bewegungen während der Zeit, die zur Gründung der Ersten Portugiesischen Republik (1910-26) führte, veränderte die Rolle und Bedeutung der organisierten Religion.

Sprachen

Ein Schild in Mirandese in Miranda do Douro, Trás-os-Montes

Portugiesisch ist die offizielle Sprache Portugals. Es ist eine romanische Sprache, die sich vom Galicisch-Portugiesischen ableitet, das im heutigen Galicien und Nordportugal gesprochen wurde. Zwischen der galicischen und der portugiesischen Kultur bestehen nach wie vor große Ähnlichkeiten. Galicien hat einen beratenden Beobachterstatus in der Gemeinschaft der portugiesischsprachigen Länder.

Die portugiesische Sprache leitet sich vom Latein ab, das von den romanisierten vorrömischen Völkern der Iberischen Halbinsel vor etwa 2000 Jahren gesprochen wurde - insbesondere von den Kelten, Conii, Lusitanern und Turduli. Im 15. und 16. Jahrhundert verbreitete sich die Sprache weltweit, als Portugal zwischen 1415 und 1999 ein Kolonial- und Handelsimperium aufbaute. Portugiesisch wird auf fünf verschiedenen Kontinenten als Muttersprache gesprochen, wobei Brasilien die meisten portugiesischen Muttersprachler aufweist. Im Jahr 2013 ist Portugiesisch die offizielle Sprache in Brasilien, Angola, Mosambik, Kap Verde, São Tomé und Príncipe, Guinea-Bissau, Äquatorialguinea und Osttimor. Diese Länder sowie die Sonderverwaltungszone Macau (Volksrepublik China), in der Portugiesisch neben Kantonesisch Amtssprache ist, bilden die Lusosphäre, ein Begriff, der sich von der antiken römischen Provinz "Lusitania" ableitet, die gegenwärtig dem portugiesischen Gebiet südlich des Douro-Flusses entspricht.

Mirandesisch ist in einigen Gemeinden im Nordosten Portugals ebenfalls als ko-offizielle Regionalsprache anerkannt. Es gehört zur Sprachgruppe Astur-Leonese. Schätzungen zufolge gibt es in Portugal zwischen 6.000 und 7.000 Mirandesisch-Sprecher. Darüber hinaus ist ein besonderer Dialekt namens Barranquenho, der in Barrancos gesprochen wird, seit 2021 auch in Portugal offiziell anerkannt und geschützt. Minderico, ein Soziolekt der portugiesischen Sprache, wird von etwa 500 Menschen in der Stadt Minde gesprochen.

Laut dem International English Proficiency Index hat Portugal ein hohes Sprachniveau in Englisch, das höher ist als das anderer romanischsprachiger europäischer Länder wie Italien, Frankreich oder Spanien.

Bildung

Das Bildungssystem gliedert sich in Vorschule (für Kinder unter 6 Jahren), Grundschulbildung (9 Jahre, in drei Stufen, obligatorisch), Sekundarschulbildung (3 Jahre, obligatorisch seit 2010) und Hochschulbildung (unterteilt in universitäre und polytechnische Bildung). Die Universitäten sind in der Regel in Fakultäten organisiert. Institute und Schulen sind ebenfalls gängige Bezeichnungen für autonome Unterabteilungen portugiesischer Hochschuleinrichtungen.

Universität von Evora, die zweitälteste Universität Portugals.

Die Alphabetisierungsrate für Erwachsene liegt bei 99,4 %. Die Einschulungsrate in die portugiesische Grundschule liegt bei 100 Prozent. Laut dem Programme for International Student Assessment (PISA) 2018 liegt Portugal in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften im OECD-Durchschnitt. In den Bereichen Lesen und Mathematik lag die durchschnittliche Leistung 2018 nahe am Niveau der Jahre 2009 bis 2015; in den Naturwissenschaften lag die durchschnittliche Leistung 2018 unter dem Niveau von 2015 und kehrte nahe an das Niveau der Jahre 2009 und 2012 zurück.

Etwa 46,9 % der Bürger im College-Alter (20 Jahre) besuchen eine der portugiesischen Hochschuleinrichtungen (im Vergleich zu 50 % in den USA und 35 % in den OECD-Ländern). Portugal ist nicht nur ein Zielland für internationale Studierende, sondern gehört auch zu den wichtigsten Herkunftsländern internationaler Studierender. Die Gesamtzahl aller Hochschulstudenten, sowohl der inländischen als auch der internationalen, belief sich 2005 auf 380 937.

Statue von König Diniz an der Universität von Coimbra: Die erste Universität Portugals (die heutige Universität von Coimbra), damals Estudo Geral (Allgemeines Studium) genannt, wurde am 3. März 1290 in Leiria mit der Unterzeichnung der Urkunde Scientiae thesaurus mirabilis durch König Diniz in Lissabon gegründet.

Portugiesische Universitäten gibt es bereits seit 1290. Die älteste portugiesische Universität wurde zunächst in Lissabon gegründet und zog dann nach Coimbra um. Im Rahmen des portugiesischen Reiches gründeten die Portugiesen 1792 die älteste Ingenieurschule Amerikas (die Real Academia de Artilharia, Fortificação e Desenho in Rio de Janeiro) und 1842 die älteste medizinische Hochschule Asiens (die Escola Médico-Cirúrgica in Goa). Die größte Universität in Portugal ist derzeit die Universität Lissabon.

Der Bologna-Prozess wurde von den portugiesischen Universitäten und polytechnischen Instituten im Jahr 2006 übernommen. Die Hochschulbildung in den staatlichen Bildungseinrichtungen wird auf Wettbewerbsbasis angeboten, ein Numerus-Clausus-System wird durch eine nationale Datenbank für die Zulassung von Studenten durchgesetzt. Jede Hochschuleinrichtung bietet jedoch auch eine Reihe zusätzlicher freier Plätze im Rahmen anderer außerordentlicher Zulassungsverfahren für Sportler, reife Bewerber (über 23 Jahre alt), internationale Studenten, ausländische Studenten aus der Lusosphäre, Inhaber eines Hochschulabschlusses von anderen Einrichtungen, Studenten anderer Einrichtungen (akademischer Transfer), ehemalige Studenten (Rückübernahme) und Kurswechsel an, die spezifischen Standards und Vorschriften unterliegen, die von jeder Einrichtung oder Kursabteilung festgelegt werden.

Die meisten Studienkosten werden mit öffentlichen Geldern finanziert. Angesichts der steigenden Studiengebühren, die ein Student für den Besuch einer staatlichen portugiesischen Hochschuleinrichtung zahlen muss, und der Anziehungskraft neuer Arten von Studenten (viele als internationale Studenten und Teilzeitstudenten oder in Abendkursen) wie Angestellte, Geschäftsleute, Eltern, Rentner und Ausländer (vor allem aus Brasilien, einem portugiesischsprachigen Land) machen viele Fachbereiche mit jedem zusätzlichen Studenten, der sich für Kurse einschreibt, einen beträchtlichen Gewinn, was sich positiv auf die Bruttoeinnahmen der Hochschule auswirkt, ohne dass es zu Einbußen bei der Bildungsqualität kommt (Lehrer pro Student, Computer pro Student, Klassenraumgröße pro Student usw.).

Portugal hat Kooperationsabkommen mit dem Massachusetts Institute of Technology und anderen US-Einrichtungen geschlossen, um die Effizienz der portugiesischen Hochschulbildung und Forschung weiter zu entwickeln und zu steigern.

Gesundheit

Krankenhaus St. António in Porto (oben) und Krankenhaus St. Maria in Lissabon (unten)

Dem Bericht über die menschliche Entwicklung zufolge lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Portugal im Jahr 2017 bei 82 Jahren; für 2020 wird sie auf 82,11 Jahre geschätzt. Nach Prognosen der Vereinten Nationen wird die Lebenserwartung der portugiesischen Bevölkerung im Jahr 2100 bei über 90 Jahren liegen. Der Verlauf der portugiesischen Lebenserwartung wird anhand historischer Daten aus dem Jahr 1950 und zukünftiger Prognosen bis zum Jahr 2100 veranschaulicht, wie in der nebenstehenden Grafik zu sehen ist.

Portugal liegt auf Platz 12 der besten öffentlichen Gesundheitssysteme der Welt, noch vor Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Deutschland oder Schweden.

Das portugiesische Gesundheitssystem ist durch drei nebeneinander bestehende Systeme gekennzeichnet: den Nationalen Gesundheitsdienst (Serviço Nacional de Saúde, SNS), spezielle soziale Krankenversicherungssysteme für bestimmte Berufe (Gesundheitsteilsysteme) und freiwillige private Krankenversicherungen. Der SNS bietet einen universellen Versicherungsschutz. Darüber hinaus sind etwa 25 % der Bevölkerung in den Teilsystemen der Krankenversicherung, 10 % in privaten Versicherungen und weitere 7 % in Fonds auf Gegenseitigkeit versichert.

Das Gesundheitsministerium ist für die Entwicklung der Gesundheitspolitik sowie für die Verwaltung des SNS zuständig. Fünf regionale Gesundheitsverwaltungen sind für die Umsetzung der nationalen gesundheitspolitischen Ziele, die Entwicklung von Leitlinien und Protokollen und die Überwachung der Gesundheitsversorgung zuständig. Die Dezentralisierungsbemühungen zielen darauf ab, die finanzielle und verwaltungstechnische Verantwortung auf die regionale Ebene zu verlagern. In der Praxis hat sich die Autonomie der regionalen Gesundheitsverwaltungen bei der Festlegung des Budgets und der Ausgaben jedoch auf die Primärversorgung beschränkt.

Die Finanzierung des SNS erfolgt überwiegend über allgemeine Steuern. Die Beiträge der Arbeitgeber (einschließlich des Staates) und der Arbeitnehmer sind die Hauptfinanzierungsquellen der Gesundheitsteilsysteme. Darüber hinaus entfällt ein großer Teil der Finanzierung auf direkte Zahlungen der Patienten und auf freiwillige Krankenversicherungsbeiträge.

Die medizinische Abteilung der NOVA Universität Lissabon

Ähnlich wie in den anderen Eur-A-Ländern sterben die meisten Portugiesen an nicht übertragbaren Krankheiten. Die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) ist höher als in der Eurozone, aber die beiden Hauptkomponenten, ischämische Herzkrankheiten und zerebrovaskuläre Erkrankungen, zeigen im Vergleich zu den Eur-A-Ländern einen umgekehrten Trend, wobei zerebrovaskuläre Erkrankungen in Portugal die häufigste Todesursache sind (17 %). Portugiesen sterben 12 % seltener an Krebs als in der Eur-A, aber die Sterblichkeit geht nicht so schnell zurück wie in der Eur-A. Krebs tritt häufiger bei Kindern und bei Frauen unter 44 Jahren auf. Während Lungenkrebs (bei Frauen langsam ansteigend) und Brustkrebs (schnell abnehmend) seltener vorkommen, sind Gebärmutterhalskrebs und Prostatakrebs häufiger. Portugal hat die höchste Sterblichkeitsrate für Diabetes in der Eur-A, mit einem starken Anstieg seit den 1980er Jahren.

Die portugiesische Kindersterblichkeitsrate liegt bei etwa 2 Todesfällen pro 1000 Neugeborene, bei 2,4 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten.

Die Menschen sind in der Regel gut über ihren Gesundheitszustand, die positiven und negativen Auswirkungen ihres Verhaltens auf ihre Gesundheit und die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten informiert. Ihre Wahrnehmung ihrer Gesundheit kann jedoch von dem abweichen, was Verwaltungs- und Untersuchungsdaten über das Ausmaß von Krankheiten innerhalb von Bevölkerungsgruppen zeigen. Daher ergänzen Erhebungsergebnisse, die auf Selbstauskünften auf Haushaltsebene beruhen, andere Daten zum Gesundheitszustand und zur Inanspruchnahme von Leistungen.

In Portugal schätzt nur ein Drittel der Erwachsenen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein (Kasmel et al., 2004). Dies ist der niedrigste Wert unter den berichterstattenden Eur-A-Ländern und spiegelt die relativ ungünstige Situation des Landes in Bezug auf die Sterblichkeit und ausgewählte Morbidität wider. Das Hospital de Santa Maria ist das größte Universitätskrankenhaus in Portugal.

Mit dem steuerfinanzierten Serviço Nacional de Saúde steht seit 1979 allen Einheimischen und Besuchern ein, bis auf meist geringe Zuzahlungen, weitgehend kostenloses Gesundheitssystem zur Verfügung, wie es die portugiesische Verfassung von 1976 festgeschrieben hat. Daneben bestehen berufsständische und private Gesundheitssysteme. Mit 3,34 Ärzten pro 1000 Einwohner befindet sich der medizinische Versorgungsgrad in Portugal weltweit auf dem 29. Rang (Vergleich: Deutschland 4,33; Schweiz 4,24; Österreich 5,14). Die Lebenserwartung in Portugal liegt mit 79 Jahren (2009) inzwischen über dem europäischen Mittelwert von 77 Jahren.(2012)

Der öffentliche Rettungsdienst INEM deckt Kontinentalportugal mit einem einheitlichen Notfalldienst ab.

Quelle: UN

Kultur

Das Jerónimos-Kloster (oben) und der Turm von Belém (Mitte) sind magna opera des manuelinischen Stils und Symbole der portugiesischen Nationalität. Das Casa da Música (unten) ist ein Beispiel für die Architektur nach dem Millennium.

Portugal hat eine eigene Kultur entwickelt, die von verschiedenen Zivilisationen beeinflusst wurde, die den Mittelmeerraum und den europäischen Kontinent durchquert haben oder während des Zeitalters der Entdeckungen in Portugal eingeführt wurden. In den 1990er und 2000er Jahren (Jahrzehnt) modernisierte Portugal seine öffentlichen Kultureinrichtungen, zusätzlich zu der 1956 in Lissabon gegründeten Calouste-Gulbenkian-Stiftung.

Dazu gehören das Kulturzentrum Belém in Lissabon, die Serralves-Stiftung und die Casa da Música, beide in Porto, sowie neue öffentliche Kultureinrichtungen wie Stadtbibliotheken und Konzertsäle, die in vielen Gemeinden des Landes gebaut oder renoviert wurden. Portugal beherbergt 17 UNESCO-Welterbestätten und liegt damit auf Platz 9 in Europa und Platz 18 in der Welt.

Architektur

Torre de Belém ein Gebäude des manuelinischen Stils
Der Mafra-Palast im Barockstil

Baustile umfassen nahezu alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte. Klöster, Kirchen, Burgen, Schlösser und staatliche Einrichtungen wurden oftmals nach den in Europa vorherrschenden Stilen wie z. B. Gotik oder Neoklassizismus, erbaut. Der Architekt Álvaro Siza Vieira erhielt den Pritzker-Preis, ebenso sein Landsmann Eduardo Souto de Moura. Weitere bekannte Architekten waren oder sind Raoul Mesnier de Ponsard (ein Eiffel-Schüler), Miguel Ventura Terra, Tomas Taveira.

In der Dekoration (Baudekoration) konnte Portugal vor allem durch den Manuelismus und die Azulejo-Kunst eine eigene, nationale Note erreichen.

Die traditionelle Architektur ist unverwechselbar und umfasst den Manuelinismus, auch bekannt als portugiesische Spätgotik, einen prächtigen, zusammengesetzten portugiesischen Stil der architektonischen Verzierung aus den ersten Jahrzehnten des 16. Eine Interpretation der traditionellen Architektur aus dem 20. Jahrhundert, der weiche portugiesische Stil, ist in den großen Städten, insbesondere in Lissabon, weit verbreitet. Das moderne Portugal hat weltweit bekannte Architekten wie Eduardo Souto de Moura, Álvaro Siza Vieira (beide Pritzker-Preisträger) und Gonçalo Byrne hervorgebracht. In Portugal ist auch Tomás Taveira erwähnenswert, insbesondere für die Gestaltung von Stadien.

Film

Maria de Medeiros in Cannes

Die Filmkunst hat eine lange Tradition in Portugal. International genießt vor allem der anspruchsvolle Autorenfilm des Landes unter Cineasten einen guten Ruf, doch sind preisgekrönte Regisseure, wie João Botelho oder João Canijo, der breiten Bevölkerung, selbst in Portugal, eher wenig bekannt. Wird die Filmwirtschaft auch hier von den internationalen Großproduktionen und den Multiplex-Kinos bestimmt, so gibt es abseits davon aber noch immer eine rege Filmklub-Bewegung und eine Reihe verschiedener Filmfestivals im Land, die engagierte neue Regisseure wie die sehr unterschiedlichen Miguel Gomes, Jorge Pelicano oder Fernando Fragata hervorbringen, ebenso Schauspielernachwuchs mit Namen wie etwa Ana Moreira, Diogo Infante oder Lúcia Moniz.

Als bekanntester portugiesischer Regisseur ist hier Manoel de Oliveira († 2. April 2015) zu nennen, der zudem mit über 100 Jahren (Jahrgang 1908) der älteste noch arbeitende Regisseur der Welt war, und der letzte lebende, der bereits zu Stummfilmzeiten drehte. Die bekanntesten Schauspieler sind Maria de Medeiros, die in Pulp Fiction die Filmpartnerin von Bruce Willis war, und Joaquim de Almeida mit seinen zahlreichen Hollywood-Rollen.

Das portugiesische Kino hat eine lange Tradition, die bis zur Entstehung des Mediums im späten 19. Jahrhundert zurückreicht. Jahrhundert zurückreicht. António Lopes Ribeiro, António Reis, Pedro Costa, Manoel de Oliveira, João César Monteiro, Edgar Pêra, António-Pedro Vasconcelos, Fernando Lopes, João Botelho, João Mário Grilo und Leonel Vieira gehören zu den bekanntesten Filmschaffenden. Zu den bekannten portugiesischen Filmschauspielern gehören Joaquim de Almeida, Nuno Lopes, Daniela Ruah, Maria de Medeiros, Diogo Infante, Soraia Chaves, Ribeirinho, Lúcia Moniz und Diogo Morgado.

Literatur

Luís Vaz de Camões, legendärer Dichter der portugiesischen Renaissance
Fernando Pessoa, ein bedeutender Schriftsteller der portugiesischen Literatur des 20.

Die portugiesische Literatur, eine der frühesten westlichen Literaturen, entwickelte sich sowohl durch Texte als auch durch Lieder. Bis 1350 verbreiteten die portugiesisch-galizischen Troubadoure ihren literarischen Einfluss auf den größten Teil der Iberischen Halbinsel, wie König D. Dinis (1261-1325), der für seine Poesie berühmt wurde. Andere Könige schrieben und förderten literarische Werke im Laufe der portugiesischen Geschichte, wie z. B. D. Fernando (1367-1383), der Pêro Menino bei der Abfassung von o Livro da Falcoaria unterstützte. Ein weiterer bemerkenswerter Name in der portugiesischen Literatur ist Gil Vicente (ca. 1465-c. 1536), einer der Begründer der portugiesischen Dramatiktradition.

Der Abenteurer und Dichter Luís de Camões (ca. 1524-1580) schrieb das epische Gedicht Os Lusíadas (Die Lusiaden), dessen Haupteinfluss die Aeneis von Vergil war. Die moderne portugiesische Poesie ist im neoklassischen und zeitgenössischen Stil verwurzelt, wie zum Beispiel bei Bocage (1765-1805), Antero de Quental (1842-1891) und Fernando Pessoa (1888-1935). Die moderne portugiesische Literatur ist durch Autoren wie Almeida Garrett, Camilo Castelo Branco, Eça de Queirós, Fernando Pessoa, Sophia de Mello Breyner Andresen, António Lobo Antunes, Miguel Torga und Agustina Bessa-Luís vertreten. Besonders beliebt und bekannt ist José Saramago, der 1998 den Nobelpreis für Literatur erhielt.

Die Prosa entwickelte sich später als die Poesie und prägte sich erst im 14. Jahrhundert in der Form von Chroniken oder der Beschreibung des Lebens von Heiligen heraus. Hier ist Fernão Lopes der berühmteste Vertreter; er verfasste eine Chronik der Regentschaften von drei Königen seiner Zeit. Für ihn waren Genauigkeit der Darstellung sowie eine lebhafte Schilderung am wichtigsten. International ist die portugiesische moderne Literatur am bekanntesten, besonders mit den Werken von José Maria Eça de Queiroz und dem Nobelpreisträger für Literatur 1998, José Saramago.

Küche

Pastéis de Nata
Bacalhau – das portugiesische Nationalgericht vor der Verarbeitung

Die portugiesische Küche ist mannigfaltig, sie folgt in mancher Hinsicht der iberischen Tradition, darüber hinaus nahm sie jedoch viele Elemente aus den kolonisierten Gebieten auf. Nach der maurischen Herrschaft über Portugal blieben auch viele nordafrikanische Einflüsse erhalten, dazu gehören der starke Gebrauch von Zucker, Zimt, Gewürzen und Eidotter.

Als Nationalgericht Portugals gilt der Bacalhau. Bereits seit dem 13. Jahrhundert spielte diese Art Trocken- und Salzfisch in der Ernährung der Portugiesen eine bedeutende Rolle. Heute sagt man, dass es in der portugiesischen Küche ein Bacalhau-Rezept für jeden Tag des Jahres gibt. Sardinen, im 16. Jahrhundert das billigste Nahrungsmittel im Land, sind auch heute ein traditionelles Essen. So sind gegrillte Sardinen (Sardinhas Assadas) insbesondere im Sommer sehr populär. Zahlreiche weitere Gerichte wie Caldeirada, Amêijoas à Bulhão Pato, Rissóis de Camarão oder Arroz de marisco unterstreichen die Bedeutung von Fisch und anderen Meeresprodukten in der portugiesischen Küche.

Typisch sind außerdem Suppen wie Caldo verde, eine Grünkohl-Kartoffelsuppe aus dem portugiesischen Kohl Couve-galega, die typischerweise mit Broa (Maisbrot) und Chouriço serviert wird, oder die Sopa alentejana mit Brot, Ei, Koriander, Knoblauch und Olivenöl. Fleisch wurde im Mittelalter Portugals nur sehr wenig gegessen, trotzdem sind Würste (enchidos) verbreitet und es gibt einige berühmte Fleischgerichte wie Cozido à portuguesa oder das populäre Schnellgericht Francesinha. Frango Assado (Gegrilltes Hähnchen) insbesondere mit scharfem Piri-Piri gewürzt, ist heute ein weitverbreitetes Gericht, das aus den afrikanischen Kolonien nach Portugal kam. Außerdem gibt es eine lange Tradition in der Käserei, nennenswert sind Queijo do Pico, Queijo Serra da Estrela oder Queijo de Azeitão.

Süßspeisen nehmen in Portugal einen ganz bedeutenden Platz ein. Die berühmten Pastéis de Nata (Pastéis de Belém) sind eine Spezialität aus Belém und verbreiteten sich in den letzten Jahren über Macau in weite Teile Südostasiens. Einige der zahlreichen weiteren Süßspeisen sind die Pastéis de Tentúgal, die Ovos moles de Aveiro, oder auch der vor allem zu Weihnachten verbreitete Bolo Rei. Vor allem im Herbst werden traditionell geröstete Maronen an kleinen Straßenständen verkauft.

Für seinen Wein ist Portugal bekannt. Seit der Römerzeit wird Portugal mit dem Gott des Weines und der Feste, Bacchus/Dionysos, assoziiert. Einige portugiesische Weine gehören zu den besten der Welt. Eine bekannte Weinspezialität ist der spritzig-moussierende Vinho Verde. Weltbekannt ist der Portwein, während von der Insel Madeira ein weiterer bekannter Likörwein aus Portugal stammt, der Madeira. Daneben gibt es auch einige einheimische Bierbrauereien.

Die portugiesische Küche ist sehr vielfältig. Die Portugiesen verzehren viel Stockfisch (Bacalhau), für den es Hunderte von Rezepten gibt. Zwei weitere beliebte Fischgerichte sind gegrillte Sardinen und Caldeirada, ein Eintopf auf Tomatenbasis, der aus verschiedenen Fischarten mit einer Mischung aus Zwiebeln, Knoblauch, Lorbeer, Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Petersilie oder Koriander zubereitet werden kann. Typische portugiesische Fleischgerichte aus Rind-, Schweine-, Lamm-, Ziegen- oder Hühnerfleisch sind cozido à portuguesa, feijoada, frango de churrasco, leitão (Spanferkelbraten), chanfana und carne de porco à alentejana. Ein sehr beliebtes Gericht aus dem Norden ist Dobrada, ein Eintopf mit Kutteln, weißen Bohnen und Karotten, der oft mit gedämpftem weißem Reis serviert wird. Peri-peri-Hühnchen ist ein würziges Hühnergericht vom Holzkohlegrill, das mit Reis und Gemüse serviert wird und in ganz Portugal, vor allem aber in der Algarve-Region, beliebt ist.

Pasteis de Nata in Lissabon

Musik

Der Fado, der in diesem berühmten Gemälde (um 1910) von José Malhoa dargestellt ist, ist die traditionelle Musik Portugals.

Die portugiesische Musik umfasst eine breite Palette von Genres. Die traditionelle Musik ist die portugiesische Volksmusik, die tief in den lokalen Bräuchen verwurzelt ist und als Instrumente Dudelsäcke (Gaita), Trommeln, Flöten, Tamburine, Akkordeons und Ukulelen (Cavaquinho) verwendet. Zur portugiesischen Volksmusik gehört auch das bekannte Genre des Fado, eine melancholische, urbane Musik, die im 19. Jahrhundert in Lissabon entstand, wahrscheinlich in der Bohème, und in der Regel mit der portugiesischen Gitarre und saudade, der Sehnsucht, verbunden ist. Erwähnenswert ist auch der Fado von Coimbra, eine einzigartige Form des Fado, bei dem Troubadoure ein Ständchen bringen. Zu den international bekannten Interpreten gehören Amália Rodrigues, Carlos Paredes, José Afonso, Mariza, Carlos do Carmo, António Chainho, Mísia, Dulce Pontes und Madredeus.

Im Bereich der klassischen Musik ist Portugal mit Namen wie den Pianisten Artur Pizarro, Maria João Pires, Sequeira Costa, den Geigern Carlos Damas und Gerardo Ribeiro sowie in der Vergangenheit mit der großen Cellistin Guilhermina Suggia vertreten. Zu den namhaften Komponisten gehören Marcos Portugal, José Vianna da Motta, Carlos Seixas, João Domingos Bomtempo, João de Sousa Carvalho, Luís de Freitas Branco und sein Schüler Joly Braga Santos, Fernando Lopes-Graça, Emmanuel Nunes und Sérgio Azevedo. Auch zeitgenössische Komponisten wie Nuno Malo und Miguel d'Oliveira haben mit ihren Werken internationale Erfolge erzielt.

Amália Rodrigues, bekannt als die Königin des Fado, bei einem Auftritt im Jahr 1969

Neben Folk, Fado und klassischer Musik gibt es in Portugal auch andere Genres wie Pop und andere Arten moderner Musik, vor allem aus Nordamerika und dem Vereinigten Königreich, sowie ein breites Spektrum an portugiesischen, karibischen, lusophonen afrikanischen und brasilianischen Künstlern und Bands. Zu den international bekannten Künstlern gehören Dulce Pontes, Moonspell, Buraka Som Sistema, Blasted Mechanism, David Carreira und The Gift, wobei die drei letztgenannten für einen MTV Europe Music Award nominiert sind.

In Portugal finden im Sommer mehrere Musikfestivals statt, darunter das Festival Sudoeste in Zambujeira do Mar, das Festival de Paredes de Coura in Paredes de Coura, das Festival Vilar de Mouros in der Nähe von Caminha, das Boom Festival in der Gemeinde Idanha-a-Nova, NOS Alive, das Sumol Summer Fest in Ericeira, Rock in Rio Lisboa und Super Bock Super Rock im Großraum Lissabon. Außerhalb der Sommersaison gibt es in Portugal zahlreiche Festivals, die sich eher an ein urbanes Publikum richten, wie Flowfest oder Hip Hop Porto. Außerdem findet alle zwei Jahre eines der größten internationalen Goa-Trance-Festivals in Zentralportugal statt, das Boom Festival, das auch das einzige Festival in Portugal ist, das internationale Preise gewonnen hat: European Festival Award 2010 - Green'n'Clean Festival of the Year und der Greener Festival Award Outstanding 2008 und 2010. Auch die Studentenfestivals von Queima das Fitas sind wichtige Veranstaltungen in mehreren Städten Portugals. Im Jahr 2005 wurden in Portugal die MTV Europe Music Awards im Pavilhão Atlântico in Lissabon verliehen. Außerdem gewann Portugal den Eurovision Song Contest 2017 in Kiew mit dem Lied "Amar pelos dois", das von Salvador Sobral präsentiert wurde, und war anschließend Gastgeber des Wettbewerbs 2018 in der Altice Arena in Lissabon.

Liedermacher und Folk

Aus der Zeit des faschistischen Estado Novo unter Salazar kommt eine kritische Liedermachertradition. Bekannteste Vertreter dieser Protestbewegung waren José Afonso (häufig Zeca genannt) und Adriano Correia de Oliveira, während Vertreter der Bewegung wie José Mário Branco und insbesondere Sérgio Godinho bis heute in der Musikszene aktiv sind. Von José Afonso stammt das Lied Grândola, Vila Morena, welches in der Nacht der Nelkenrevolution und darüber hinaus landesweit politische Symbolwirkung entfaltete.

Die musikalischen Traditionen der verschiedenen Regionen werden zudem immer wieder neu belebt und zeitgemäß interpretiert, oft auch durch die Vereinigung verschiedener Musikstile. Künstler wie Trovante, Júlio Pereira oder Rão Kyao, ein Komponist, Musiker und Sänger portugiesischer Musik und des Fado hat sich durch Aufnahme musikalischer Einflüsse aus indischer Musik (Goa, ehemalige portugiesische Kolonie), aus Macau (ehemalige portugiesische Kolonie), aus dem arabischen Raum und aus Nordafrika einen Namen gemacht.

Pop- und Rockvarianten, Folklore

Das Popmusik-Genre, das in den 1960er-Jahren vor allem mit Beatbands wie Quinteto Académico, Conjunto Académico João Paulo und insbesondere den Sheiks in Portugal eingeführt wurde, konnte seit den 1980er-Jahren neben der Rockmusik zur bestimmenden Musik der Jugend aufsteigen, mit Namen wie Heróis do Mar, den Delfins, oder dem früh verstorbenen, exzentrischen Sänger António Variações. Die Band The Gift hat in den letzten Jahren mit ihrem vielschichtigen Pop und ihrem Amália Rodrigues-Tribut-Projekt Hoje für vergleichbar viel Aufsehen unter Musikfreunden im Land gesorgt, ebenso Silence 4 und ihr inzwischen solo auftretender Sänger David Fonseca. Die erste Eurodance-Gruppe Portugals, „Santamaria“, brachte auch Technobeats in die Diskotheken.

Über die Landesgrenzen hinaus konnte sich der Rock und Blues Sänger, Gitarrist und Komponist Rui Veloso einen Namen machen. Neben bekannten Gruppen wie GNR oder UHF sind die unbestritten populärste Rockband des Landes die 1978 als Punkband gegründeten Xutos & Pontapés, während Moonspell die international bekannteste Metal-Band aus Portugal ist. Aus Bands wie der als Psychobilly-Band begonnenen Gruppe Tédio Boys oder der Punkband Censurados sind einige der prägendsten Formationen der vielfältigen Underground- und Independent-Szenen im Land entstanden. Mata-Ratos sind die älteste, noch bestehende Band der Punkszene Portugals.

Jede Region Portugals besitzt ihren Folklorestil (Ranchos Folclóricos). Projekte wie die Popbands Sétima Legião oder Sitiados verbinden diese mit zeitgemäßen Popstilen. Die portugiesische Musik- und Tanztradition hat sich in Brasilien mit den Traditionen der Sklaven aus dem heutigen Angola zur Samba gemischt und ist in dieser Mischung ebenso in Portugal populär. Vor allem unter angolanischen Einwanderern ist der Kuduro beliebt. Hierbei handelt es sich um eine Musikrichtung, welche unter anderem Einflüsse des Sungura sowie des Afro Zouk beinhaltet. Der Rhythmus ist schnell und hart. Die verbreitete Kizomba ist eine Mischform aus dem angolanischen Semba und Zouk. Es handelt sich meist um romantische Lieder mit entsprechend langsamen Rhythmen. Populär sind diese beiden Musikrichtungen (jedoch die Kizomba im Besonderen) bei der jungen Generation afrikanischer Einwanderer. In den vergangenen Jahren wurde diese Musikrichtung unter Jugendlichen kulturell portugiesischer Herkunft verbreitet.

Zudem hat sich in Portugal der Hip Hop Tuga entwickelt, eine an Portugal adaptierte Version des Hip-Hop, die unter Jugendlichen populär ist. Bekannteste Vertreter wurden Da Weasel und Sam the Kid. Auch Reggae ist nach dem Erfolg der Gruppe Kussondulola in Portugal populärer geworden, mit heutigen Interpreten wie Richie Campbell, Mercado Negro oder Freddy Locks.

Visuelle Künste

Domingos Sequeira war einer der produktivsten Maler des Neoklassizismus. (Anbetung der Könige; 1828)

Portugal hat eine reiche Geschichte in der Malerei. Die ersten bekannten Maler stammen aus dem 15. Jahrhundert - wie Nuno Gonçalves und Vasco Fernandes - und waren Teil der spätgotischen Malerei. Während der Renaissance wurde die portugiesische Malerei stark von der nordeuropäischen Malerei beeinflusst. In der Barockzeit waren Josefa de Óbidos und Vieira Lusitano die produktivsten Maler. José Malhoa, der für seine Fado-Malerei bekannt ist, und Columbano Bordalo Pinheiro (der die Porträts von Teófilo Braga und Antero de Quental malte) waren beide Referenzen für die naturalistische Malerei.

Im 20. Jahrhundert kam der Modernismus auf, und mit ihm kamen die bedeutendsten portugiesischen Maler: Amadeo de Souza-Cardoso, der stark von französischen Malern, insbesondere den Delaunays (Robert und Sonia), beeinflusst war. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Canção Popular a Russa e o Fígaro. Weitere große Maler/Schriftsteller der Moderne waren Carlos Botelho und Almada Negreiros, der mit dem Dichter Fernando Pessoa befreundet war und ein Porträt von Pessoa malte. Er war sowohl von den kubistischen als auch von den futuristischen Strömungen stark beeinflusst.

Zu den herausragenden internationalen Persönlichkeiten der bildenden Kunst gehören heute die Maler Vieira da Silva, Júlio Pomar, Helena Almeida, Joana Vasconcelos, Julião Sarmento und Paula Rego.

Im Mittelalter und der Renaissance waren es oftmals ausländische Maler, die in Portugal wirkten, etwa aus Flandern, die aber keine berühmten Maler waren, sondern dort, weil sich durch die großen Meister ihres Landes verdrängt worden waren, dann in Portugal wirkten konnten. Bedeutende Namen aus dieser Zeit waren Nuno Gonçalves, Gregorio Lopes und Grão Vasco.

Sport

Cristiano Ronaldo wird immer wieder als einer der besten Fußballspieler der Welt eingestuft und gilt als einer der größten Spieler aller Zeiten.

Fußball ist die beliebteste Sportart in Portugal. Es gibt mehrere Fußballwettbewerbe, die von lokalen Amateuren bis hin zu Weltklasse-Profis reichen. Der legendäre Eusébio ist immer noch ein wichtiges Symbol der portugiesischen Fußballgeschichte. Der Gewinner des FIFA World Player of the Year, Luís Figo, und Cristiano Ronaldo, der den FIFA Ballon d'Or gewonnen hat, sind zwei portugiesische Fußballspieler von Weltrang. Auch die portugiesischen Fußballmanager sind bemerkenswert, wobei José Mourinho zu den bekanntesten gehört.

Die portugiesische Fußballnationalmannschaft - Seleção Nacional - hat einen UEFA-Europameistertitel gewonnen: die UEFA Euro 2016, mit einem 1:0-Sieg im Finale gegen Frankreich, den Gastgeber des Turniers. Außerdem wurde Portugal Erster in der UEFA Nations League 2018/19 mit einem 1:0-Sieg im Finale gegen die Niederlande (in Portugal ausgetragen), Zweiter bei der Euro 2004 (ebenfalls in Portugal ausgetragen), Dritter bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1966 und dem FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 sowie Vierter bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2006. Im Jugendbereich hat Portugal zwei FIFA-Jugendweltmeisterschaften (1989 und 1991) und mehrere UEFA-Jugend-Europameisterschaften gewonnen.

S.L. Benfica, Sporting CP und FC Porto sind die größten Sportvereine, gemessen an ihrer Popularität und der Zahl der gewonnenen Trophäen, und werden oft als "os três grandes" ("die großen Drei") bezeichnet. Sie haben acht Titel in den europäischen UEFA-Klubwettbewerben gewonnen, waren in 21 Endspielen vertreten und standen fast jede Saison in der Endrunde. Neben dem Fußball nehmen viele portugiesische Sportvereine, darunter auch die "großen Drei", mit unterschiedlichem Erfolg und Beliebtheit an verschiedenen anderen Sportveranstaltungen teil, z. B. Rollhockey, Basketball, Futsal, Handball, Volleyball und Leichtathletik. Der Portugiesische Fußballverband (FPF) - Federação Portuguesa de Futebol - richtet jährlich den Algarve Cup aus, ein prestigeträchtiges Frauenfußballturnier, das in der portugiesischen Region Algarve gefeiert wird.

Die portugiesische Rugby-Union-Nationalmannschaft hat sich für die Rugby-Weltmeisterschaft 2007 qualifiziert, und die portugiesische Rugby-Siebener-Nationalmannschaft hat an der World Rugby Sevens Series teilgenommen.

In der Leichtathletik haben die Portugiesen eine Reihe von Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei Europa-, Welt- und Olympischen Spielen gewonnen. Der Straßenradsport, mit der Volta a Portugal als wichtigstem Rennen, ist ebenfalls ein beliebtes Sportereignis, und es gibt professionelle Radteams wie Sporting CP, Boavista, Clube de Ciclismo de Tavira und União Ciclista da Maia. Auf internationaler Ebene haben die portugiesischen Radsportler bereits gute Ergebnisse erzielt. Joaquim Agostinho stand 1978 und 1979 bei der Tour de France und 1974 bei der Vuelta a España auf dem Podium. Rui Costa hat den Weltmeistertitel im Straßenrennen der Männer gewonnen.

Auch in Sportarten wie Fechten, Judo, Kitesurfen, Rudern, Segeln, Surfen, Schießen, Taekwondo, Triathlon und Windsurfen hat das Land bemerkenswerte Leistungen erbracht und mehrere Europa- und Weltmeistertitel errungen. Auch die paralympischen Athleten haben in Sportarten wie Schwimmen, Boccia, Leichtathletik, Mixed Martial Arts und Ringen zahlreiche Medaillen gewonnen.

Miguel Oliveira, portugiesischer Profi-Motorradrennfahrer.

Im Motorsport ist Portugal international bekannt für die Rallye Portugal, die Rennstrecken von Estoril und der Algarve sowie die wiederbelebte Straßenrennstrecke von Porto, auf der alle zwei Jahre eine Etappe der WTCC ausgetragen wird, sowie für eine Reihe international bekannter Piloten und Rennfahrer wie Miguel Oliveira, Tiago Monteiro, António Félix da Costa, Filipe Albuquerque, Pedro Lamy, Armindo Araújo und andere, die in einer Vielzahl unterschiedlicher Motorsportarten aktiv sind.

Im Pferdesport hat Portugal 2006 die einzige Weltmeisterschaft im Horseball-Pato gewonnen, den dritten Platz beim ersten Horseball World Cup belegt und mehrere Siege bei der Europameisterschaft im Working Equitation errungen.

Im Wassersport gibt es in Portugal drei große Sportarten: Schwimmen, Wasserball und Surfen. In jüngster Zeit konnte Portugal im Kanusport mit mehreren Welt- und Europameistern sowie Olympiamedaillengewinnern Erfolge verbuchen. Außerdem ist das Land alljährlich Austragungsort eines der Turniere der World Surf League für Männer und Frauen, des MEO Rip Curl Pro Portugal in den Supertubos in Peniche.

Nordportugal hat seine eigene Kampfsportart, Jogo do Pau, bei der die Kämpfer mit Stöcken gegen einen oder mehrere Gegner antreten. Zu den anderen beliebten sportlichen Freizeitaktivitäten, die landesweit Tausende von Anhängern haben, gehören Airsoft, Angeln, Golf, Wandern, Jagen und Orientierungslauf.

Portugal ist eines der besten Golfreiseziele der Welt. Das Land hat mehrere Auszeichnungen bei den World Golf Awards erhalten.

Hochkarätiger und erfolgreicher Leistungssport in Portugal lässt sich bis in die Zeit des antiken Roms zurückverfolgen. Gaius Appuleius Diocles (104 - nach 146 n. Chr.) war ein bemerkenswerter Wagenlenker, der in Lamego geboren wurde und zu einem der berühmtesten Athleten der antiken Geschichte wurde. Er wird oft als der bestbezahlte Sportler aller Zeiten bezeichnet.

Kanusport

Auch im Kanusport kann Portugal Erfolge vorweisen, etwa seine Silbermedaille bei Olympia 2012. Der portugiesische Kanuhersteller Nelo ist Weltmarktführer und rüstete auch die Mehrzahl der erfolgreichen Olympia-Wettbewerbsteilnehmer 2012 aus. In der Kleinstadt Montemor-o-Velho hat der portugiesische Kanuverband mit seinem Leistungszentrum seinen Schwerpunkt. Hier wurden auch mehrmals internationale Veranstaltungen ausgerichtet, zuletzt die Kanurennsport-Europameisterschaften 2013.

Laufen

Insbesondere portugiesische Langstreckenläufer waren häufig international erfolgreich. Die bekannteste weibliche Läuferin dürfte die olympische Goldmedaillengewinnerin Rosa Mota sein, während Carlos Lopes 1984 im Marathonlauf die erste olympische Goldmedaille für Portugal überhaupt holte.

Die Orientierungslauf-Europameisterschaften 2014 richtete Portugal aus. Seit 1991 findet in der Hauptstadt mit dem Lissabon-Halbmarathon jährlich im März auch einer der weltweit bedeutendsten Halbmarathonläufe statt.

Motorsport

In der Nähe des Seebades Estoril, nahe der Atlantikküste, befindet sich mit dem Circuito do Estoril eine bekannte Rennstrecke für Auto- und Motorradrennen, auf der jahrelang der Formel 1 Grand Prix von Portugal ausgefahren wurde. Auch als Teststrecke für Rennwagen wird der Kurs in Estoril genutzt.

In der Hafenstadt Portimão ist das Autódromo Internacional do Algarve, wo die Superbike-Weltmeisterschaft und die FIA-GT-Meisterschaft ausgerichtet werden. 2020 wurde auf dieser Strecke der erste portugiesische Formel-1-Grand-Prix seit 1996 ausgetragen.

In der Stadt Santarém befindet sich ein bekanntes Speedway-Stadion, in dem auch bereits internationale Meisterschaften ausgefahren wurden, wie die Europäische Speedway-Club-Meisterschaft im Jahre 2000.

Radsport

Denkmal für Joaquim Agostinho in Torres Vedras

Seit 1927 wird mit der Volta a Portugal ein landesweites Rennen des populären Radsports veranstaltet. Beliebte Radfahrer waren der erste Berufssportler Portugals 1896, José Bento Pessoa, der zweimalige Tour-de-France-Dritte Joaquim Agostinho, oder auch Alves Barbosa, der auf dem Höhepunkt seiner Popularität 1958 Titelheld des ersten Werks des Portugiesischen Films in Cinemascope wurde.

Surfen und Segeln

Ganzjährig bieten die Küsten im Süden und Westen ideale Bedingungen zum Wellenreiten. Einige der besten Surfspots Europas ziehen Surfer aus aller Welt an, etwa in Ericeira, das weltweit dritte und Europas erstes Surfreservat. Unter den vielen weiteren Surfspots sind das traditionsreiche Seebad Figueira da Foz, der nahe Lissabon gelegene Strand Praia do Guincho, oder auch das frühere Fischerdorf Nazaré, das für seine besonders große Welle bekannt ist. Seit dem Jahr 2010 ist Portugal einer der offiziellen Stopps der WSL Championship Tour. Jedes Jahr veranstaltet das Land den "MEO Rip Curl Pro Portugal" am Supertubos-Strand in Peniche. Der beste portugiesische Surfer ist Frederico Morais. In der WSL Championship Tour erreichte er 2017 den 14. Platz in seinem Rookie-Jahr. Vasco Ribeiro gewann 2014 die Junioren-Weltmeisterschaft der Männer und Teresa Bonvalot gewann 2016 und 2017 die Junioren-Europameisterschaft der Frauen.

Segeln hat eine lange Tradition in Portugal. Bekannt dafür sind insbesondere die Azoren, etwa mit der Les Sables–Les Açores–Les Sables-Regatta oder dem international bekannten Treffpunkt, der Stadt Horta. Segelveranstaltungen finden zudem an der Algarve und im Großraum Lissabon statt. So fanden die ISAF-Segel-Weltmeisterschaften 2007 in Cascais statt, das auch für seinen Yachthafen bekannt ist.

Tennis und Badminton

João Sousa (2014)

Mit dem ATP Estoril (ab 1990) bei den Herren sowie den WTA Oeiras (1999–2014) bei den Damen finden in Portugal bekannte internationale Tennisturniere der höchsten Turnierserie statt. Ehemals ausgetragene Turnieren waren die ATP Porto (1995–1996) bzw. WTA Porto (2001–2002). Darüber hinaus wurden und werden einige Turniere der ATP Challenger Tour in Portugal ausgetragen. Zuletzt war João Sousa aus Guimarães der vielversprechendste portugiesische Tennisspieler. Am 14. Juli 2014 erreichte er mit dem 35. Platz seine bisher beste Platzierung in der Tennisweltrangliste.

Für portugiesisches Badminton ist dagegen Caldas da Rainha der wichtigste Ort, etwa als häufiger Austragungsort für Turniere der Portugal International, und als Sitz des portugiesischen Badmintonverbandes. Als erfolgreichste Spielerin kann Isabel Rocha gelten, die in den 1960er- und 1970er-Jahren insgesamt 32 nationale Titel gewann. Als besonders erfolgreicher männlicher Spieler ist José Bento zu nennen. Er stammte aus Lourenço Marques, der heute Maputo genannten Hauptstadt der damaligen portugiesischen Kolonie Mosambik, und dominierte besonders während der 1970er-Jahre das Badminton in Portugal.

Wintersport

Außerhalb Portugals eher unbekannt sind die Snowboard-Meisterschaften in den Skigebieten der Serra da Estrela, oder auch der portugiesische Eishockeyverband Federação Portuguesa de Desportos no Gelo.

Schach

Heute

Mit 13 Landesmeisterschaften ist Joaquim Durão Rekordmeister im Schach. Erfolgreichste weibliche Spielerin ist Catarina Leite, während Schachgroßmeister Luís Galego der aktuell bedeutendste Schachspieler Portugals sein dürfte.

Der Portugiesische Schachverband FPX (Federação Portuguesa de Xadrez) ist seit seiner Gründung 1927 Mitglied im Weltverband FIDE und organisiert die wichtigsten Turniere im Land, darunter den Landespokal (Taça de Portugal) und den dreigliedrigen Ligabetrieb für Vereine (Campeonatos Nacionais por Equipa), mit der Primeira Divisão als oberster Spielklasse. Heute sind in Portugal über 100 Schachvereine und etwa 4.000 Spieler im FPX organisiert.

Geschichte

Schach wurde in Portugal im 14. und 15. Jahrhundert besonders populär. König D. João I. lobte das Schachspiel Anfang des 14. Jahrhunderts in seinem Buch Livro de Montaria als ausgezeichnetes militärisches Training, und D. João II. spielte gerne, vor allem auf Reisen.

1512 erschien in Rom das Italienisch verfasste, europaweit verbreitete Schachbuch Libro da imparare giocare a scachi des Portugiesen Damiano de Odemira. In Pietro Carreras im Jahr 1617 veröffentlichten Werk Il Gioco degli Scacchi fand sich auch eine Liste der besten Schachspieler. Auf dem 32. Platz wurde dort der portugiesische König D. Sebastião I. aufgeführt, nach Ruy López und vor dem spanischen König Philipp II., der 1575 das erste internationale Schachturnier der Welt ausgerichtet hatte. Damiano de Odemira wurde auf dem 25. Platz gelistet, jedoch wurde er als Spanier aufgeführt, da Portugal 1580 durch Erbfolge an Spanien gefallen war (Iberische Union, bis 1640).

Tanz

Im Bereich des Kunsttanzes ist Portugal seit Anfang der 1990er-Jahre recht erfolgreich und gehört mit Russland zu den wichtigsten Ländern in Europa auf diesem Gebiet. Zahlreiche Tänzer sowie Choreographen konnten europaweiten oder weltweiten Ruhm erlangen: Rui Horta, João Fiadeiro, Clara Andermatt. Dabei werden oftmals moderne und innovative Formen eingesetzt, neue Stile entwickelt. An der Ausbildung junger Tänzer ist Portugal regelmäßig beteiligt. Die Tanzkultur in Portugal wird als Nova Dança Portuguesa bezeichnet.

Volksfeste

Im Juni finden in ganz Portugal Feste zu Ehren der drei Volksheiligen (Santos Populares) statt. Diese drei Heiligen sind Antonius, Johannes und Petrus. Gefeiert wird mit Wein, água-pé (Most), traditionellem Brot mit Sardinen, Straßenumzügen und -tänzen, Hochzeiten, Feuer und Feuerwerk sowie viel guter Laune. Besonders bekannt sind die Straßenumzüge, die Marchas Populares, der Hauptstadt Lissabon, bei denen Tanzgruppen aus den historischen Stadtvierteln gegeneinander antreten.

Santo António wird in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni gefeiert, vor allem in Lissabon (wo dieser Heilige geboren wurde und lebte), wo eine Art Straßenkarneval (Marchas Populares) stattfindet. Zu diesen Tagen gibt es Hochzeiten, die Casamentos de Santo António. Der populärste Heilige ist São João (hl. Johannes), für den am Johannistag vor allem in Porto und Braga gefeiert wird, wobei es Sardinen und Caldo Verde (eine traditionelle Suppe) gibt. Zu Ehren von São Pedro wird am 28. und 29. Juni gefeiert, besonders in Póvoa de Varzim und Barcelos, wobei diese Feste dem Meer gewidmet sind. Dabei gibt es Feuer (fogeiras) und einen Straßenkarneval.

Bibliothekswesen

Gebäude der alten Bibliothek Joanina der Universität von Coimbra

Portugal verfügt, ausgehend von mittelalterlichen und klösterlichen Sammlungen, über eine lange Bibliothekstradition. So entwickelten sich bis heute vielfältige Bibliothekstypen, wie wissenschaftliche Bibliotheken, Universitätsbibliotheken, öffentliche Bibliotheken, Bibliotheken der zentralen Verwaltung und Spezialbibliotheken. Die genaue Anzahl von Bibliotheken und der Gesamtbestand an Medien sind nicht bekannt (die LIB2-Studie von 1986 ermittelte 556 portugiesische Bibliotheken). Systematische und methodische Arbeiten zur Förderung des öffentlichen Bibliothekswesens und der Bibliothekswissenschaft begannen Ende des 19. Jahrhunderts.

In der Zeit des Estado Novo (1928–1974) waren die Bedeutung der Bibliotheken und die Bibliotheksarbeit selbst durch Zensur und Restriktionen stark eingeschränkt. Dadurch gibt es bis heute Defizite in der Entwicklung des Bildungs- und Bibliothekssystems. Die jahrzehntelange Diktatur begünstigte eine mangelnde Volksbildung und den Analphabetismus. Nach der Nelkenrevolution 1974 kam es zur Demokratisierung im Bildungs- und Kulturbereich.

Gegen die mangelnde Volksbildung und den Analphabetismus wurde systematische Erwachsenenbildung und Leseförderung betrieben. Die besorgniserregende Situation der öffentlichen Bibliotheken hatte zahlreiche Initiativen und Neuregelungen innerhalb des Bibliothekswesens zur Folge, z. B. 1983 das „Manifest des öffentlichen Lesens“. 1986 wurde dies durch eine Gesetzgebung zur Schaffung und Koordinierung eines Netzes des öffentlichen Lesens untermauert. Gleichzeitig kam es zur in Portugal erst relativ spät einsetzenden Automatisierung der Bibliotheksarbeit und zum Einsatz moderner Informationstechnik, zunächst in Universitätsbibliotheken und der Nationalbibliothek „Biblioteca Nacional de Lisboa“.

Letztere war die erste öffentliche Bibliothek, die 1796 als Königlich-öffentliche Hofbibliothek gegründet wurde. Sie betreibt z. B. die nationale bibliographische Datenbank PORBASE. Diese enthält über 1 Million Titeleinträge, 800.000 Verfassereinträge von etwa 134 Bibliotheken und Dokumentationszentren und die Portugiesische Nationalbibliographie. Die Nationalbibliothek und vermutlich fast alle anderen Bibliotheken arbeiten mit dem Bibliothekssystem CDS/ISIS und dem Datenaustauschformat UNIMARC.

Eine Archivar- und Bibliothekar-Ausbildung ist über ein Studium an den staatlichen Universitäten Coimbra, Lissabon und Porto möglich. Einige zum Teil staatliche Institutionen übernehmen Koordinierungsaufgaben und unterstützen die Förderung des portugiesischen Buches und die Kooperation und Unterstützung von Bibliotheken.

Durch umfangreiche innovative Arbeiten der letzten Jahre hat das portugiesische Bibliothekswesen den Anschluss an europäische und internationale Standards geschafft. Noch existierende Defizite sollen durch Förderung des Lesens und der Bibliotheken und durch internationale Zusammenarbeit weiter abgebaut werden.

Medien/ Neue Medien

Eine komplette Expresso-Ausgabe aus dem Jahre 2006

Vier Hauptfernsehkanäle können im ganzen Land per Antenne empfangen werden: RTP1 und RTP2, die vom staatlichen portugiesischen Rundfunk Rádio e Televisão de Portugal (RTP) betrieben werden und die privaten Kanäle SIC (Grupo Sonae) und TVI (Media Capital, davon 32 % RTL-Group). Das Programm wird bei diesen Sendern, außer dem kulturell ausgerichteten RTP2, besonders am Abend stark von brasilianischen und portugiesischen Telenovelas bestimmt; die Nachrichtensendungen sind mit meist ein bis zwei Stunden Dauer sehr lang und in hohem Maße auf das Tagesgeschehen in Portugal ausgerichtet. Fremdsprachige Spielfilme werden angesichts des kleinen Binnenmarktes selten synchronisiert, sondern mit Untertiteln gezeigt. Der Auslandssender RTP Internacional kann u. a. auch in Mitteleuropa empfangen werden und zeigt eine Auswahl der vier Programme, während RTP África aus den portugiesischsprachigen Ländern Afrikas berichtet. Daneben gibt es eine Vielzahl von Kabelkanälen, zu nennen ist insbesondere Sport TV und brasilianische Sender. In Porto und Lissabon gibt es Lokalsender, zudem unterhält die RTP auf Madeira und den Azoren eigene Sendeanstalten.

Es gibt etwa 150 Radiostationen in Portugal. Die Sender der RTP, des katholischen Rádio Renascença und der TSF sind landesweit zu empfangen. Die RTP ist über Kurzwelle auch in Mitteleuropa zu hören, allerdings nur auf Portugiesisch.

Unter den zahlreichen Zeitungen, die in Portugal gedruckt werden, findet ein Konsolidierungs- und Konzentrationsprozess statt, bei dem viele der kleinen Blätter aufgeben müssen. Bedeutende täglich erscheinende Zeitungen sind der konservativ-liberale Diário de Notícias, der linksliberale Público (beide aus Lissabon) und das Jornal de Notícias aus Porto, dazu die Boulevardzeitung Correio da Manhã. Wichtige Wochenzeitungen sind Expresso und Sol, auch das politische Wochenmagazin Visão und die Musikzeitung Blitz sind zu nennen. Jornal de Letras gehört zu den bedeutendsten Kulturzeitungen des Landes, während Jornal de Negócios und der Diário Económico die bedeutenden Wirtschaftszeitungen sind. Destak und Metro sind die wichtigsten Gratiszeitungen in Portugal.

Sehr große Auflagen haben Sportzeitungen, die täglich erscheinen und sich fast ausschließlich mit Fußball beschäftigen – die bedeutendsten sind O Jogo, A Bola und Record. Die Benfica Lissabon nahestehende A Bola ist die auflagenstärkste Zeitung in Portugal.

Die Betreiber der Seite Football Leaks sind Whistleblower aus Portugal.

Von Bedeutung sind auch die zahlreichen Lokalzeitungen. Unter den Regionalzeitungen ist OMIRANTE und der Diário As Beiras zu nennen.

Im Bereich der Klatschpresse sind die wöchentlich erscheinenden Magazine Maria und Nova Gente die auflagenstärksten. Die bedeutendste Parteizeitung ist der Avante! von der Portugiesischen Kommunistischen Partei.

Feiertage

Datum Bezeichnung Portugiesischer Name Anmerkung
1. Januar Neujahrstag Ano Novo
Karneval Carnaval (kein offizieller, aber ein De-facto-Feiertag), Dienstag 40 Tage vor Ostern
Karfreitag Sexta-Feira Santa Freitag vor Ostern
Ostern Páscoa Ostersonntag
25. April Tag der Freiheit Dia da Liberdade Nelkenrevolution 1974
1. Mai Tag der Arbeit Dia do trabalhador
10. Juni Portugal-Tag Dia de Portugal Tod von Luís de Camões im Jahre 1580
Fronleichnam Corpo de Deus Donnerstag, 60 Tage nach Ostern
15. August Mariä Himmelfahrt Assunção
5. Oktober Errichtung der Republik Implantação da República im Jahre 1910
1. November Allerheiligen Todos os santos
1. Dezember Wiederherstellung der Unabhängigkeit Restauração da Independência im Jahr 1640
8. Dezember Unbefleckte Empfängnis Imaculada Conceição Schutzheilige von Portugal
25. Dezember Weihnachten Natal

Anmerkung: Jeder Kreis hat einen eigenen kommunalen Feiertag, oft für den Heiligen Antonius am 13. Juni, den Heiligen Johannes am 24. Juni oder den Heiligen Petrus am 29. Juni. Wenn der Kreis einen solchen Feiertag nicht hat, ist Karneval ein gesetzlicher Feiertag. Der Karneval wird wie ein normaler Feiertag behandelt, insbesondere Staatsbedienstete haben an diesem Tag normalerweise frei. Der erfolglose Versuch im Jahre 1995, diese Regelung abzuschaffen, kostete den damaligen Ministerpräsidenten Cavaco Silva viel Popularität. Daneben wird der 24. Juni als Feiertag diskutiert (Unabhängigkeit Portugals im Jahre 1128).

Politik

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des Index Indexwert Weltweiter Rang Interpretationshilfe Jahr
Fragile States Index 23,5 von 120 165 von 178 Stabilität des Landes: nachhaltig
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020
Demokratieindex 7,90 von 10 26 von 167 Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020
Freedom in the World 96 von 100 --- Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020
Rangliste der Pressefreiheit 10,11 von 100 9 von 180 Gute Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 61 von 100 33 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020

Administrative Gliederung

Portugal gliedert sich in 18 Distrikte und zwei autonome Regionen: die Azoren und Madeira. Die Distrikte sind dabei eine ältere Version der Einteilung des Landes, die immer mehr an Wichtigkeit verliert. Die fünf historischen Regionen des Landes wurden in 25 Subregionen eingeteilt, die durch die Veränderung der Bevölkerungszentren im Land immer mehr an Wichtigkeit gewinnen. Darunter folgt die Kommunale Selbstverwaltung in Portugal, mit 308 Municípios (welche mit deutschen Landkreisen oder Schweizer Bezirken verglichen werden können) und 3091 Freguesias (Gemeinden). Bis zur administrativen Neuordnung 2013 waren es 4259 Gemeinden.

Regionen und Subregionen

Bei der Einteilung von Regionen und Subregionen, welche auch als europäische NUTS bekannt sind, existieren in Portugal 7 Regionen (5 Regionen auf dem Festland und die 2 autonomen Regionen Azoren und Madeira), welche sich weiterhin in 25 Subregionen einteilen lassen.

Regionen und Subregionen in Portugal
Region Subregionen
Norden Alto Minho, Cávado, Ave, Alto Tâmega, Terras de Trás-os-Montes, Metropolregion Porto, Tâmega e Sousa, Douro
Zentrum Região de Aveiro, Região de Coimbra, Região de Leiria, Beiras e Serra da Estrela, Viseu Dão-Lafões, Beira Baixa, Médio Tejo, Oeste
Metropolregion Lissabon Metropolregion Lissabon
Alentejo Alto Alentejo, Alentejo Central, Alentejo Litoral, Baixo Alentejo, Lezíria do Tejo
Algarve Algarve
Azoren Azoren
Madeira Madeira
Verwaltungsdistrikte

Distrikte

Bei den Distrikten gibt es 18 Distrikte auf dem Festland, dazu die 2 autonomen Regionen:

  • Distrikt Viana do Castelo
  • Distrikt Braga
  • Distrikt Vila Real
  • Distrikt Bragança
  • Distrikt Porto
  • Distrikt Aveiro
  • Distrikt Viseu
  • Distrikt Guarda
  • Distrikt Coimbra
  • Distrikt Castelo Branco
  • Distrikt Leiria
  • Distrikt Santarém
  • Distrikt Lissabon
  • Distrikt Portalegre
  • Distrikt Évora
  • Distrikt Setúbal
  • Distrikt Beja
  • Distrikt Faro
  • Autonome Region Azoren
  • Autonome Region Madeira

Municípios

Die 308 Municípios, auch bekannter als Kreise oder im Vergleich zu den deutschen Landkreisen, verteilen sich über das ganze Land und bestehen aus einer oder mehreren Freguesias, welche auch als Gemeinden bekannt sind.

Freguesias

In Portugal gibt es 3.091 Freguesias, welche auch als Gemeinden bekannt sind, die durch eine oder mehrere Gemeinden einen Kreis, also Município, bilden.

Feuerwehr

In der Feuerwehr in Portugal waren im Jahr 2019 rund 4.100 Berufs- und rund 45.000 freiwillige Feuerwehrleute organisiert, die in über 470 Feuerwachen und Feuerwehrhäusern, in denen 1.600 Löschfahrzeuge und Drehleitern bzw. Teleskopmasten bereitstehen, tätig sind. Der nationale Feuerwehrverband Liga Dos Bombeiros Portugueses repräsentiert die portugiesische Feuerwehr im Weltfeuerwehrverband CTIF.

Recht und Justiz

Das portugiesische Recht hat sich aus dem römischen Recht entwickelt. Nach dem französischen Recht ist es im 20. Jahrhundert vor allem vom deutschen Recht beeinflusst worden.

In Portugal bestehen folgende Gerichte:

  • das Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional)
  • der Oberste Gerichtshof (Supremo Tribunal de Justiça)
    • 5 Rechtsmittelgerichte (tribunais da relação)
      • 23 Bezirksgerichte (tribunais de comarca), 4 Strafvollstreckungsgerichte (tribunais de execução das penas), 4 Fachgerichte (Tribunal marítimo; Tribunal da propriedade intelectual; Tribunal da concorrência, regulação e supervisão; Tribunal central de instrução criminal)
        • 25 Friedensgerichte (julgados de paz)
  • das Oberste Verwaltungsgericht (Supremo Tribunal Administrativo)
    • 2 zentrale Verwaltungsgerichte (tribunais centrais administrativos)
      • 15 Verwaltungs- und Finanzgerichte (tribunais administrativos e fiscais), ein Bezirksverwaltungsgericht (tribunal administrativo de círculo), ein Steuergericht (tribunal tributário)
  • der Rechnungshof (Tribunal de Contas).

Infrastruktur

Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird und die Qualität der Infrastruktur misst, belegte Portugal 2018 den 23. Platz unter 160 Ländern.

Straßenverkehr

Neue Brücke über den Mondego
Ponte Vasco da Gama

Das Straßennetz ist nicht zuletzt dank EU-Mitteln aus Förderungsfonds seit den 1980er-Jahren schnell gewachsen und gut ausgebaut. Das gesamte Straßennetz umfasste 2008 etwa 82.900 km, wovon 71.294 km asphaltiert sind. Die wichtigen Routen werden von gebührenpflichtigen Autoestradas abgedeckt. Diese erreichen insgesamt eine Länge von 1100 km und werden größtenteils vom börsennotierten Unternehmen Brisa betrieben. Gebührenfrei sind hingegen Itinerários Principais (IP) oder Itinerários Complementares (IC). Die Investitionen in den Straßenverkehr verdeutlichen sich nicht zuletzt in den Unfallstatistiken, 2008 starben in Portugals Straßenverkehr 83 Menschen pro 1 Million Einwohner nach 323 im Jahre 1991 (zum Vergleich 54 pro 1 Million in Deutschland 2008).

Der Fernverkehr mit Bussen hat in Portugal einen höheren Stellenwert als in Mitteleuropa. Das größte Linienbusunternehmen ist Rede Expressos.

Schienenverkehr

Ein Alfa Pendular im Bahnhof Lissabon Oriente

Das Eisenbahnnetz Portugals ist relativ weitmaschig. Das staatliche Unternehmen Infraestruturas de Portugal verwaltet ein Schienennetz, das eine Gesamtlänge von 2789 km hat. Davon sind 188 km Schmalspur, 607 km sind mehrspurig ausgebaut. Züge werden von der staatlichen Comboios de Portugal und seit kurzem von der privaten Fertagus angeboten. Auf den Hauptverkehrsrouten sind die Verbindungen jedoch effizient, der Hochgeschwindigkeitszug Alfa Pendular bietet die schnellsten Verbindungen zwischen den Ballungszentren, die Höchstgeschwindigkeit im Regelbetrieb beträgt je nach Strecke und Baureihe von 250 km/h bis zu 300 km/h.

Internationale Züge verbinden Portugal mit Städten in Spanien. Daneben gibt es eine Verbindung nach Irun an der spanisch-französischen Grenze mit direktem TGV-Anschluss nach Paris.

In Lissabon gibt es eine U-Bahn. Porto verfügt über eine Stadtbahn und einen davon unabhängigen Straßenbahnbetrieb. Weitere Straßenbahnen existieren in Lissabon und südlich des Tejo.

Wassertransport

Die wichtigsten Häfen Portugals befinden sich in Aveiro, Porto, Lissabon, Sines und Setúbal. Im Jahr 2007 kamen fast 70 % aller Importe über den Seeweg ins Land, während 41 % der Exporte über die Häfen abgewickelt wurden. Von den 58 Millionen Tonnen liefen 39 % über den Hafen von Sines. Die Häfen werden modernisiert und ihre Verkehrsanbindung verbessert, damit sie einen größeren Teil des spanischen Außenhandels abwickeln können. Von den Flüssen sind der Douro und der Tejo schiffbar.