Spanien

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Koordinaten: 40°N 4°W / 40°N 4°W

Königreich Spanien
Reino de España
4 andere Namen
  • Katalanisch:Regne d'Espanya
    Baskisch:Espainiako Erresuma
    Galicisch:Reino de España
    Okzitanisch:Reiaume d'Espanha
Flagge von Spanien
Flagge
Wappen von Spanien
Wappen
Motto: Plus ultra (Latein)
(Englisch: "Weiter darüber hinaus")
Hymne: Marcha Real (Spanisch)
(Englisch: "Königlicher Marsch")
EU-Spain (orthographic projection).svg
EU-Spain.svg
Lage von Spanien (dunkelgrün)

- in Europa (grün & dunkelgrau)
- in der Europäischen Union (grün)

Hauptstadt
und größte Stadt
Madrid
40°26′N 3°42′W / 40.433°N 3.700°W
Offizielle SpracheSpanisch
Staatsangehörigkeit (2020)
  • 84,8% Spanier
  • 15,2% Ausländer
Religion
(2022)
  • 57,6% Christentum
  • 37,7% Keine Religion
  • 2,9% Andere
  • 1.8% Unbeantwortete Fragen
Demonym(e)
  • Spanisch
  • Spanier
RegierungEinheitliche parlamentarische konstitutionelle Monarchie
- Monarch
Felipe VI.
- Premierminister
Pedro Sánchez
LegislativeCortes Generales
- Oberhaus
Senat
- Unterhaus
Kongress der Abgeordneten
Bildung
- De facto
20. Januar 1479
- De jure
9. Juni 1715
- Erste Verfassung
19. März 1812
- Aktuelle Verfassung
29. Dezember 1978
- EWG-Beitritt
1. Januar 1986
Fläche
- Gesamt
505.990 km2 (195.360 sq mi) (51.)
- Wasser (%)
0.89 (2015)
Einwohnerzahl
- Volkszählung 2020
Neutral increase 47.450.795 (30.)
- Siedlungsdichte
94/km2 (243,5/qm) (120.)
BIP (PPP)2022 Schätzung
- Gesamt
Increase 2,20 Billionen Dollar (16.)
- Pro-Kopf
Increase 46.413 $ (40.)
BIP (nominal)2022 Schätzung
- Gesamt
Increase $1,435 Billionen (15.)
- Pro-Kopf
Increase 30.157 $ (38.)
Gini (2019)Positive decrease 33.0
mittel - 103.
HDI (2019)Increase 0.904
sehr hoch - 25.
WährungEuro () (EUR)
ZeitzoneUTC±0 bis +1 (WET und CET)
- Sommer (DST)
UTC+1 bis +2 (WEST und MESZ)
Anmerkung: In den meisten Teilen Spaniens gilt MEZ/MESZ, außer auf den Kanarischen Inseln, wo WET/WEST gilt.
Format des Datumstt/mm/jjjj (CE)
Fahrende Seiterechts
Rufnummerncode+34
ISO-3166-CodeES
Internet TLD.es

Spanien (span: España, [esˈpaɲa] (listen)), oder das Königreich Spanien (Reino de España), ist ein Land im Südwesten Europas mit Teilen des Territoriums im Atlantischen Ozean und im Mittelmeer. Der größte Teil Spaniens befindet sich auf der Iberischen Halbinsel; zum Staatsgebiet gehören auch die Kanarischen Inseln im Atlantik, die Balearen im Mittelmeer und die autonomen Städte Ceuta und Melilla in Afrika. Das Festland des Landes grenzt im Süden an Gibraltar, im Süden und Osten an das Mittelmeer, im Norden an Frankreich, Andorra und den Golf von Biskaya und im Westen an Portugal und den Atlantischen Ozean.

Mit einer Fläche von 505.990 km2 ist Spanien das zweitgrößte Land der Europäischen Union (EU) und mit über 47,4 Millionen Einwohnern der viertbevölkerungsreichste EU-Mitgliedstaat. Die Hauptstadt und größte Stadt Spaniens ist Madrid; weitere wichtige Ballungsgebiete sind Barcelona, Valencia, Sevilla, Zaragoza, Málaga, Murcia, Palma de Mallorca, Las Palmas de Gran Canaria und Bilbao.

Der anatomisch moderne Mensch kam vor etwa 42.000 Jahren auf die Iberische Halbinsel. Neben der Entwicklung von Handelskolonien an der Küste durch die Phönizier und die alten Griechen und der kurzen karthagischen Herrschaft über die Mittelmeerküste lebten auch vorrömische Völker in diesem Gebiet. Es folgte die römische Eroberung und Kolonisierung der Halbinsel (Hispania), die eine römische Akkulturation der Bevölkerung mit sich brachte.

Hispanien blieb bis zum Zusammenbruch des Weströmischen Reiches im vierten Jahrhundert unter römischer Herrschaft, was die Einwanderung germanischer Völker und der Alanen auf der Halbinsel einleitete. Im fünften Jahrhundert wurden die Westgoten schließlich zur dominierenden Macht auf der Halbinsel. Im frühen achten Jahrhundert wurde der größte Teil der Halbinsel vom Umayyaden-Kalifat erobert, und während der frühen islamischen Herrschaft wurde Al-Andalus mit dem Zentrum in Córdoba zur dominierenden Macht auf der Halbinsel. Im Norden der Iberischen Halbinsel entstanden mehrere christliche Königreiche, vor allem León, Kastilien, Aragón, Portugal und Navarra. In den folgenden sieben Jahrhunderten kam es zu einer schubweisen Ausdehnung dieser Königreiche nach Süden, die als Reconquista bekannt wurde und 1492 mit der Eroberung des Emirats Granada durch die Christen ihren Höhepunkt erreichte. Juden und Muslime wurden vor die Wahl gestellt, entweder zum Katholizismus zu konvertieren oder vertrieben zu werden; die Konvertiten der Morisken wurden schließlich vertrieben. Auf die dynastische Vereinigung der Krone von Kastilien und der Krone von Aragonien folgten die Annexion Navarras und die Einverleibung Portugals 1580 (die 1640 beendet wurde). Im Zuge der spanischen Kolonisierung Amerikas nach 1492 kam die Krone in den Besitz eines großen Überseeimperiums, das die Entstehung eines globalen Handelssystems unterstützte, das vor allem durch die in der Neuen Welt gewonnenen Edelmetalle gespeist wurde.

Die Zentralisierung der Verwaltung und der weitere Staatsaufbau auf dem spanischen Festland folgten im 18. und 19. Jahrhundert, als die Krone einige Jahre nach dem Halbinselkrieg den Großteil ihrer amerikanischen Kolonien verlor. Das Land wechselte zwischen verschiedenen politischen Regimen: Monarchie und Republik, und nach einem verheerenden Bürgerkrieg von 1936-39 eine faschistische Diktatur, die bis 1975 andauerte.

Spanien ist ein entwickeltes Land, eine säkulare parlamentarische Demokratie und eine konstitutionelle Monarchie mit König Felipe VI. als Staatsoberhaupt. Es ist ein Land mit hohem Einkommen und einer fortgeschrittenen Wirtschaft. Gemessen am nominalen BIP ist es die vierzehntgrößte Volkswirtschaft der Welt und die sechzehntgrößte nach Kaufkraftparitäten. Spanien hat mit 83,5 Jahren im Jahr 2019 eine der längsten Lebenserwartungen der Welt. Das Land belegt einen Spitzenplatz bei der Qualität der Gesundheitsversorgung, und sein Gesundheitssystem gilt als eines der effizientesten weltweit. Das Land ist weltweit führend bei Organtransplantationen und Organspenden. Spanien ist Mitglied der Vereinten Nationen (UN), der Europäischen Union (EU), der Eurozone, des Europarats (CoE), der Organisation Iberoamerikanischer Staaten (OEI), der Union für den Mittelmeerraum, der Nordatlantikvertrags-Organisation (NATO), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Welthandelsorganisation (WTO) und vieler anderer internationaler Organisationen.

Die spanische Kunst, Musik, Literatur und Küche sind weltweit einflussreich, insbesondere in Westeuropa und Nord- und Südamerika. Als Ausdruck seines großen kulturellen Reichtums verfügt Spanien über die viertgrößte Anzahl von Weltkulturerbestätten (49) und ist das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt. Sein kultureller Einfluss erstreckt sich auf 570 Millionen Hispanophone, was Spanisch zur zweithäufigst gesprochenen Muttersprache der Welt macht.

Reino de España
Königreich Spanien
Flag of Spain.svg
Escudo de España (mazonado).svg
Flagge Wappen
Wahlspruch: Plus Ultra
(lateinisch für Darüber hinaus)
Amtssprache Spanisch1
Hauptstadt Madrid
Staats- und Regierungsform parlamentarische Monarchie
Staatsoberhaupt König Felipe VI.
Regierungschef Regierungspräsident Pedro Sánchez
Fläche 505.970 km²
Einwohnerzahl 47,1 Millionen (30.) (2019; Schätzung)
Bevölkerungsdichte 94 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,6 % (Schätzung für das Jahr 2019)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020
  • 1,3 Billionen USD (8.)
  • 1,8 Billionen USD (15.)
  • 27.132 USD (32.)
  • 38.392 USD (34.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,904 (25.) (2019)
Währung Euro (EUR)
National­hymne Marcha Real
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März bis Oktober)

Kanarische Inseln:
UTC±0
UTC+1 (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen E
ISO 3166 ES, ESP, 724
Internet-TLD .es
Telefonvorwahl +34
1 Als regionale Amtssprachen auch Aragonesisch, Aranesisch, Asturisch, Baskisch, Galicisch und Katalanisch.
ÄgyptenLibyenGuinea-BissauGuineaBeninÄquatorialguineaNamibiaEswatiniMosambikKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanNigerJemenOmanSaudi-ArabienIrakKuwaitKatarBahrainIsraelSyrienLibanonJordanienAfghanistanPakistanItalienFrankreichPortugalSpanienMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarIndonesienBangladeschNepalBhutanMyanmarSchwedenIrlandBelgienSlowenienLitauenLettlandEstlandAlbanienMontenegroRumänienGeorgienAserbaidschanKasachstanTadschikistanMaledivenNordkoreaSingapurMalaysiaPhilippinenVietnamGuyanaSurinameFrankreich (Französisch-Guayana)Spanien (Kanaren)BahamasJamaikaMexikoMexikoGuyanaSurinameFrankreich (Französisch-Guayana)Spanien (Kanaren)BahamasJamaikaMexikoMexikoSpain in the European Union on the globe (Europe centered).svg
Über dieses Bild

Geographie

Topografische Karte von Spanien

Mit einer Fläche von 505.992 km2 ist Spanien das zweiundfünfzigstgrößte Land der Welt und das viertgrößte Land Europas. Es ist etwa 47.000 km2 (18.000 Quadratmeilen) kleiner als Frankreich. Der Teide (Teneriffa) ist der höchste Berg Spaniens und von seiner Basis aus der drittgrößte Vulkan der Welt. Spanien ist ein transkontinentales Land, dessen Territorium sowohl in Europa als auch in Afrika liegt.

Spanien liegt zwischen den Breitengraden 27° und 44° N und den Längengraden 19° W und 5° E.

Im Westen grenzt Spanien an Portugal, im Süden an Gibraltar (ein britisches Überseegebiet) und Marokko mit seinen Exklaven in Nordafrika (Ceuta und Melilla sowie die Halbinsel de Vélez de la Gomera). Im Nordosten, entlang des Pyrenäengebirges, grenzt es an Frankreich und Andorra. Entlang der Pyrenäen in Girona ist die kleine Exklavenstadt Llívia von Frankreich umgeben.

Mit einer Länge von 1.214 km ist die Grenze zwischen Portugal und Spanien die längste ununterbrochene Grenze innerhalb der Europäischen Union.

Staatsgebiet

Spanien (Spanien)
Córdoba
Palma
Mérida
Santiago de Compostela
Logroño
Murcia
Mulhacén
Aneto
ANDORRA
ALGERIEN
MAROKKO
ATLANTIK
ALBORÁN-
MEER
BALEAREN-
MEER
Golf von Biskaya
Straße von Gibraltar
Ibiza
Mallorca

Spanien befindet sich, ebenso wie Portugal (im Westen) und das zum Vereinigten Königreich gehörende Gibraltar (im Süden), auf der Iberischen Halbinsel zwischen 36° und 43,5° nördlicher Breite und 9° westlicher und 3° östlicher Länge (ohne Balearen, Kanaren, Ceuta und Melilla). Spanien nimmt knapp sechs Siebtel der Iberischen Halbinsel ein. Im Nordosten, entlang des Gebirgszuges der Pyrenäen, grenzt Spanien an Frankreich und den Kleinstaat Andorra.

Außerdem gehören die im Mittelmeer gelegenen Balearen und die Kanaren im Atlantik sowie die an der nordafrikanischen Küste gelegenen Städte Ceuta und Melilla zum Staatsgebiet. In Frankreich besitzt Spanien die Exklave Llívia. Weiter gehören Spanien mehrere unmittelbar vor der marokkanischen Küste gelegene Inseln: Islas Chafarinas, Peñón de Alhucemas, Isla del Perejil, dazu die Halbinsel Peñón de Vélez de la Gomera. Die Isla de Alborán liegt 50 Kilometer nördlich der marokkanischen Küste. Eine weitere Gruppe kleiner Inseln und Felsen, die Islas Columbretes, liegt etwa 55 Kilometer östlich von Castellón de la Plana, auf demselben Breitengrad wie Mallorca.

Der nördlichste Punkt Spaniens ist die Estaca de Bares in Galicien, auf dem Festland sind der westlichste Punkt das Cabo Touriñán (ebenfalls in Galicien), der südlichste die Punta Marroquí bei Tarifa und der östlichste das Cap de Creus an der Costa Brava. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 856 Kilometer und von Osten nach Westen 1020 Kilometer. Der westlichste (Punta de la Orchilla) und der südlichste (La Restinga) Punkt Gesamtspaniens liegen auf der kanarischen Insel El Hierro, der östlichste auf der Baleareninsel Menorca.

Das Staatsgebiet weist mit einer mittleren Höhe von ca. 660 msnm einen der höchsten Werte Europas auf. Die räumliche Gliederung der Halbinsel wird wesentlich durch sechs große Gebirgssysteme bestimmt.

Gebirgssysteme

Teide, höchster Berg auf spanischem Staatsgebiet

Von den sechs großen Gebirgssystemen verlaufen fünf in West-Ost-Richtung.

  • Im Norden sind es die Pyrenäen (bis 3404 Meter), welche die Begrenzung zum restlichen festländischen Europa bilden.
  • Westlich an die Pyrenäen schließt sich das parallel zur Nordküste verlaufende Kantabrische Gebirge an, mit den höchsten Erhebungen in den Picos de Europa bei 2600 Metern. Es fächert sich an seinem Westende in Galicien und im nördlichen Portugal in eine Vielzahl niederer Mittelgebirgszüge auf.
  • Ebenfalls in West-Ost-Richtung verläuft etwa in der Mitte der Halbinsel das Kastilische Scheidegebirge, das sich in verschiedene Blöcke gliedert und Höhen bis 2600 Metern aufweist. In Portugal setzt es sich mit der Serra da Estrela fort.
  • Weiter südlich trennt die niedrigere (bis 1300 Meter), ebenfalls von West nach Ost verlaufende Sierra Morena das zentrale Hochland von der Senke des Guadalquivir.
  • Im äußersten Süden schließlich verläuft die Betische Kordillere entlang der Mittelmeerküste von Gibraltar bis südlich von Valencia. Die Balearen sind geologisch ihre nordöstliche Fortsetzung. Auf der Betischen Kordillere befindet sich mit dem Mulhacén (3482 Meter) in der Sierra Nevada der höchste Punkt auf Spaniens Festland und der Iberischen Halbinsel. Der höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet ist allerdings mit 3715 Metern Höhe der Pico del Teide auf der Kanaren-Insel Teneriffa.

Das Iberische Randgebirge mit Höhen bis zu 2300 Metern verläuft hingegen von Nordwesten nach Südosten etwa östlich einer Linie Burgos–Valencia.

Flüsse

Zwischen den Gebirgsketten verlaufen die fünf großen Flusssysteme, von denen vier eine Ost-West-Orientierung aufweisen, in den Atlantik münden und ihren Ursprung im Iberischen Randgebirge, der großen Wasserscheide der Halbinsel, haben. Das Becken zwischen dem Kantabrischen Gebirge und dem Kastilischen Scheidegebirge wird durch den Duero entwässert. Weiter südlich verlaufen der Tajo und der Guadiana ebenfalls von Osten nach Westen. Das Gleiche gilt für den Guadalquivir südlich der Sierra Morena.

Die Senke zwischen dem Iberischen Randgebirge und den Pyrenäen hingegen wird durch den Ebro zum Mittelmeer entwässert. Dieser Strom entspringt im Kantabrischen Gebirge und verläuft von Nordwesten nach Südosten.

Zentrale Hochfläche

Im Zentrum der Iberischen Halbinsel befindet sich ein weitläufiges Hochplateau, das, je nach Quelle, Iberische Meseta oder Hochland von Kastilien, oft jedoch schlicht Meseta genannt wird. Es wird im Norden und Nordwesten vom Kantabrischen Gebirge und dessen Ausläufern, im Osten vom Iberischen Randgebirge und im Süden von der Sierra Morena umgrenzt. Im Südwesten geht sie in die etwas tiefer gelegene, aber nicht so ebene Extremadura über. Durch das Kastilische Scheidegebirge wird sie in zwei Hälften (die Nord- und die Südmeseta) geteilt, wobei die nördliche im Mittel etwas höher liegt als die südliche. Die großen Städte der Nordmeseta (Valladolid, León, Burgos, Salamanca) liegen auf einer Höhe von 700 bis 900 Metern, die der Südmeseta (Madrid, Toledo, Ciudad Real) auf 500 bis 700 Metern.

Küstenebenen und Senken

Wesentlich tiefer liegen die Senken, die vom Guadalquivir und vom Ebro durchflossen werden. Da die Gebirge fast überall bis nahe ans Meer herantreten, finden sich kaum ausgedehntere Küstenebenen.

Klima

Kantabrisches Gebirge
Mediterraner Küstenabschnitt an der Costa Brava

Das Klima in Spanien kann grob in folgende Zonen gegliedert werden.

  • Atlantisches Klima an der nördlichen Atlantikküste: Galicien, Asturien, Kantabrien, Baskenland, Navarra (Norden).
    Vor allem im Winter Niederschläge, sehr milde Winter und Sommer (siehe Klimadiagramm von Santander).
  • Ozeanisch-kontinentales Klima im Zentrum der Iberischen Halbinsel: Kastilien und León, Madrid, La Rioja, Navarra, Kastilien-La Mancha, Extremadura und Andalusien.
    Sehr kalte Winter mit regelmäßigen Schneefällen im Norden und heiße Sommer, hauptsächlich im Winter Niederschläge.
  • Kontinentales Mittelmeerklima in Aragón, Katalonien, Valencia (Hinterland), Murcia, Kastilien-La Mancha und Andalusien.
    Niederschläge vor allem in Frühling und Herbst. Heiße Sommer und kalte Winter; die täglichen Temperaturschwankungen können 25 °C betragen.
  • Mittelmeerklima in Katalonien, auf den Balearen, in Valencia, Murcia und Andalusien.
    Niederschläge fallen vor allem im Frühjahr und Herbst, zum Teil wolkenbruchartig (erste Septemberwoche). Durch die von Norden nach Süden abnehmende Niederschlagsmenge (Barcelona 640 mm, Tortosa 524 mm, Valencia 454 mm, Alicante 336 mm, Almería 196 mm) kann das Mittelmeerklima in ein feuchtes und trockenes unterschieden werden. Die Temperaturen sind im Winter mild, im Sommer ist es heiß, teilweise heiß-feucht.
  • Subtropisches Klima auf den Kanaren.
    Milde Temperaturen (18 bis 24 °C) fast über das ganze Jahr, einen Winter gibt es so gut wie nicht (Durchschnittstemperaturen in Santa Cruz de Tenerife: 17,9 °C im Januar und 25,1 °C im August). Die Niederschläge auf den Kanaren variieren sehr stark in den einzelnen Regionen der Inseln.
  • Gebirgsklima in den Höhenlagen der Pyrenäen, des Kantabrischen und Iberischen Gebirges, des Kastilischen Scheidegebirges und der Betischen Kordillere.
    Lange, kalte Winter und kurze, frische Sommer.
Klimadiagramme
Mittelmeerküste
Mittelmeerklima in Barcelona
Mittelmeerklima in Valencia
Mittelmeerklima in Ibiza (Balearen)
Mittelmeerklima in Málaga
Zentralspanien Nordküste Kanarische Inseln  
Ozeanisch-kontinentales Klima in Madrid
Atlantisches Klima in Santander
Subtropisches Klima in Santa Cruz de Tenerife

Der in neuerer Zeit beschleunigte Klimawandel hat die bestehenden Umweltprobleme im gesamten Mittelmeerraum verschärft, so auch in Spanien. Für fünf weit gefasste und miteinander verbundene Wirkungsbereiche (Wasser, Ökosysteme, Ernährung, Gesundheit und Sicherheit) weisen aktuelle Veränderungen und Zukunftsszenarien konsequent auf substanzielle und zunehmende Risiken in den kommenden Jahrzehnten hin. Dies zeigt sich in Spanien in besonderem Maße. So fasst der britische Klimaökonom Nicholas Stern die Lage für Spanien im Rahmen der Klimakrise wie folgt zusammen: „Wenn die Temperatur über die Grenzen steigt, die wir im Pariser Abkommen festgelegt haben, dann gibt es ein klares Risiko, dass sich Spanien in Sahara-Wüste verwandeln wird.“ Modellrechnungen aus dem Jahr 2019 zeigen auf, dass das Klima in Madrid bereits im Jahr 2050 dem aktuellen Klima im marokkanischen Marrakesch ähnlicher sein wird als dem heutigen in Madrid. Bedroht ist aufgrund des Anstieg des Meeresspiegels auch der Tourismus; so wird der etwa 6.000 km lange Küstenstreifen aufgrund von Erosionen schmaler und Strände könnten dadurch auf Dauer überschwemmt werden.

Der südöstlichste Teil der Iberischen Halbinsel ist durch ein trockenes Klima gekennzeichnet.

Neben diesen Haupttypen gibt es weitere Untertypen, wie das alpine Klima in sehr hoch gelegenen Gebieten, das feucht-subtropische Klima in Gebieten im Nordosten Spaniens und das kontinentale Klima (Dfc, Dfb / Dsc, Dsb) in den Pyrenäen sowie in Teilen der Kantabrischen Gebirgskette, des Zentralsystems, der Sierra Nevada und des Iberischen Systems sowie ein typisches Wüstenklima (BWk, BWh) in der Zone von Almería, Murcia und im Osten der Kanarischen Inseln. In den tiefer gelegenen Gebieten der Kanarischen Inseln liegt die durchschnittliche Temperatur im kältesten Monat über 18,0 °C, so dass dort ein tropisches Klima herrscht.

Flora

Olivenhaine in den Bergen Andalusiens

Die Vegetation der Iberischen Halbinsel teilt sich in drei große Bereiche auf:

  • Vegetation des feuchten Spanien: Eichen, Buchen
  • Vegetation des trockenen Spanien: immergrüne Eichen (Steineichen, Korkeichen), Pinien und Palmen
  • Vegetation der Gebirge je nach Höhe: Steineichen, Korkeichen, Eichen, Edelkastanien, Wiesen, alpine Magerrasen

Intensiver Anbau von Kulturpflanzen erfordert Bewässerungsanbau. Große Flächen werden allerdings auch von Kulturpflanzen eingenommen, denen das trockene Klima zugutekommt, etwa Olivenbäume und Feigensträucher.

Fauna

Iberischer Wolf (Canis lupus signatus)

Die spanische Tierwelt ist äußerst reich an Arten. Aufgrund der verhältnismäßig dünnen Besiedelung konnten in Spanien Tierarten überleben, die im restlichen Westeuropa ausgerottet wurden. Zudem bildeten sich aufgrund der Abgrenzung der Iberischen Halbinsel durch die Pyrenäen einige endemische Arten.

In Nordwest- und Zentralspanien sowie vereinzelt in der Sierra Morena leben insgesamt rund 2500 Wölfe. Der Iberische Wolf (Canis lupus signatus) bildet damit die größte und stabilste Population Westeuropas. Etwa 200 Braunbären leben im Kantabrischen Gebirge sowie den Pyrenäen. Während die Population an Kantabrischen Bären als stabil gilt, sind die in den Pyrenäen beheimateten akut vom Aussterben bedroht. Der Pardelluchs ist eine nur in Spanien und Portugal beheimatete Luchsart, mit etwa 550 Wildtieren ist sie in der Gegenwart, trotz erfolgreicher Schutzmaßnahmen, immer noch stark gefährdet. Im Norden Spaniens befinden sich einige der letzten westeuropäischen Populationen des Europäischen Nerzes. Weitere charakteristische Säuger Spaniens sind die sonst nur in Afrika und Vorderasien beheimatete Kleinfleck-Ginsterkatze, der Ichneumon, der Pyrenäen-Desman, der Iberiensteinbock oder die Pyrenäen-Gämse. Gleich drei Arten von Hasen sind in Spanien heimisch, der Feldhase sowie die endemischen Iberischen Hasen und Castroviejo-Hasen. Häufig sind Hirsche, Rehe, Eichhörnchen, Kaninchen, Wildschweine, Marder, Dachse und Füchse. Mufflons und Murmeltiere sind in Gebirgslagen anzutreffen, Wildkatzen in größeren Wäldern und Fischotter in Flussgebieten.

In den Pyrenäen und im Kantabrischen Gebirge sind Bartgeier heimisch, Mönchs-, Gänse- und Schmutzgeier sind in weiten Teilen des Landes zu finden. Weitere charakteristische Großvögel sind der Spanische Kaiseradler oder der Steinadler. Flamingos sind in Feuchtgebieten wie Coto de Doñana anzutreffen.

Zur Reptilienfauna Spaniens gehören zahlreiche Eidechsen, Geckos, Skinke, Schleichen, Schlangen, Land- und Meeresschildkröten, wie die Unechte Karettschildkröte. Charakteristische Echsenarten sind beispielsweise die Kanareneidechsen, insbesondere die El-Hierro-Rieseneidechse (Gallotia simonyi), die eine Körperlänge von bis zu 75 cm erreichen kann sowie die Perleidechse, die größte Eidechsenart Europas.

Fauna und Flora

Der iberische Wolf in Kastilien und Leon. In der Region stehen 25 % der Fläche unter Natura-2000-Schutz.

Die Fauna weist eine große Vielfalt auf, die zum großen Teil auf die geografische Lage der iberischen Halbinsel zwischen Atlantik und Mittelmeer und zwischen Afrika und Eurasien zurückzuführen ist, sowie auf die große Vielfalt an Lebensräumen und Biotopen, die sich aus einer beträchtlichen Vielfalt an Klimazonen und gut differenzierten Regionen ergibt.

Die Vegetation Spaniens ist aufgrund verschiedener Faktoren wie der Vielfalt des Geländes, des Klimas und des Breitengrades sehr vielfältig. Spanien umfasst verschiedene phytogeografische Regionen mit jeweils eigenen floristischen Merkmalen, die sich weitgehend aus dem Zusammenspiel von Klima, Topografie, Bodenart und Feuer sowie biotischen Faktoren ergeben. Der Durchschnittswert des Forest Landscape Integrity Index 2019 für Spanien liegt bei 4,23/10 und damit weltweit auf Platz 130 von 172 Ländern.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in Millionen Einwohnern
Bevölkerungspyramide Spaniens 2016
Bevölkerungsdichte in Spanien 2018

Zwischen 1999 und 2009 stieg die Bevölkerung Spaniens sehr stark an, sowohl verglichen mit anderen europäischen Staaten als auch im Vergleich zu den Jahrzehnten davor. So stieg in den 1990er-Jahren die Bevölkerung Spaniens um 1,1 Millionen und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts um 7 Millionen. Ein Großteil des Bevölkerungswachstums ging auf Zuwanderung zurück. So stieg die ausländische Bevölkerung von 0,74 Millionen im Jahr 1999 auf 5,73 Millionen 2011. Hierbei ist noch zu beachten, dass es auch Einbürgerungen gab. Die Fruchtbarkeitsrate lag im Jahr 2016 in Spanien mit rund 1,34 Kindern pro Frau unter dem EU-Schnitt von 1,60. Im Jahre 2016 betrug das Durchschnittsalter in Spanien 43,1 Jahre.

Jahr Mio. Einwohner Jahr Mio. Einwohner Jahr Mio. Einwohner Jahr Mio. Einwohner Jahr Mio. Einwohner
1999 40,202 2004 43,197 2009 46,745 2014 46,771 2019 47,100
2000 40,499 2005 44,108 2010 47,021 2015 46,624
2001 41,116 2006 44,708 2011 47,190 2016 46,557
2002 41,837 2007 45,200 2012 47,265 2017 46,572
2003 42,717 2008 46,157 2013 47,129 2018 46,722

Lebenserwartung

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Spanier wurde im Jahr 2012 mit 82,5 Jahren ermittelt und erreichte damit in der Europäischen Union vor Italien (82,4) und Frankreich (82,1) den höchsten Wert. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer betrug demnach 79,5 Jahre, die der Frauen 85,5 Jahre. Im Jahr 2007 waren 16,7 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Aufgrund der hohen Lebenserwartung in Verbindung mit der niedrigen Fertilität wird davon ausgegangen, dass Spanien in Zukunft eine der ältesten Gesellschaften der Welt werden wird.

Entwicklung der Lebenserwartung

Zeitraum Lebenserwartung in
Jahren
Zeitraum Lebenserwartung in
Jahren
1950–1955 64,6 1985–1990 76,9
1955–1960 67,8 1990–1995 77,6
1960–1965 69,9 1995–2000 78,8
1965–1970 71,4 2000–2005 79,9
1970–1975 72,7 2005–2010 81,2
1975–1980 74,4 2010–2015 82,5
1980–1985 76,1

Quelle: UN

Sprachen

Sprachen in Spanien:
nur Kastilisch
Katalanisch
Baskisch
Galicisch
Asturleonesisch
Aragonesisch
Aranesisch
Ausbreitung der Sprachen auf der Iberischen Halbinsel vom 13. bis zum 21. Jahrhundert:
nur Kastilisch
Katalanisch
Aragonesisch
Baskisch
Asturleonesisch
Galicisch-Portugiesisch
Arabisch

In Spanien wird überwiegend Spanisch, Katalanisch, Galicisch und Baskisch gesprochen. Spanisch ist im gesamten Staatsgebiet Amtssprache. Katalanisch ist in den Autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia (dort als Valencianisch bezeichnet) und auf den Balearen, Baskisch im Baskenland und Teilen Navarras und Galicisch in Galicien neben Spanisch ebenfalls Amtssprache (lenguas co-oficiales). Im Val d’Aran hat Aranesisch, eine Varietät des Gascognischen, offiziellen Status.

Der Landesname Königreich Spanien in den Regionalsprachen lautet galicisch Reino de España, katalanisch Regne d’Espanya, asturisch Reinu d’España, baskisch Espainiako Erresuma, aranesisch Reialme d’Espanha und aragonesisch Reino d'Espanya.

Daneben existieren einige Sprachen, welche nur noch von einer geringen Anzahl von Menschen gesprochen werden und nicht den Status einer Amtssprache haben. Zu diesen zählen Asturleonesisch und Aragonesisch. Im Jálama-Tal (Provinz Cáceres) nahe der portugiesischen Grenze wird A Fala, ein Dialekt der galicisch-portugiesischen Sprache, gesprochen. In Melilla spricht die masirische Minderheit zudem Tamazight.

Während der Urlaubssaison arbeiten in den Tourismusregionen auch Saisonarbeiter aus Deutschland und Polen, vielfach auch Südamerikaner. In einigen Tourismusregionen wie der Costa Blanca oder der Costa del Sol sind vergleichsweise viele Deutsche und Engländer dauerhaft ansässig.

Als Fremdsprachen werden meist Englisch und Französisch gesprochen. Jüngere Spanier sprechen als Fremdsprache zumeist Englisch, Ältere eher Französisch. In der breiten Bevölkerung sind anwendbare Fremdsprachenkenntnisse aber nach wie vor nicht die Regel. Laut einer von Eurostat 2011 durchgeführten Erhebung beherrschen 49 % der erwachsenen Spanier (im Alter von 25 bis 64 Jahren) laut Selbsteinschätzung keine Fremdsprache. Im Gegensatz dazu lag im Jahr 2011 der Anteil der Schüler der Primarstufe, die eine Fremdsprache erlernten, für gewöhnlich Englisch, bereits bei 99 % und in der Sekundarstufe II bei 97 %, wobei 22 % zusätzlich eine zweite Fremdsprache erlernen, aufgrund der geografischen Nähe zu Frankreich überwiegend Französisch. In von Touristen gerne besuchten Gebieten, insbesondere am Mittelmeer und auf den Balearen, sind zum Teil Englisch und Deutsch gebräuchlich.

In Katalonien wird an den Schulen und Universitäten größtenteils auf Katalanisch gelehrt, Spanisch darf dort jedoch von allen Studierenden in Unterricht und Klausuren benutzt werden.

Spanisch wird von 74 %, Katalanisch von 17 %, Galicisch von 7 % und Baskisch von 2 % der spanischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen.

Minderheiten

Zu den Minderheiten des Landes zählen vor allem die „Gitanos“ (spanische Roma), die etwa seit dem 16. Jahrhundert nach Spanien einwanderten. Heute leben in Spanien etwa 600.000 bis 800.000 Gitanos. Die spanischen Roma sind vor allem in Großstädten wie Madrid, Barcelona, Valencia oder Sevilla beheimatet. Sie brachten einige weltbekannte Stars hervor, etwa den Sänger Camarón de la Isla oder den Fußballspieler José Antonio Reyes. Vor allem in der spanischen Musikszene, speziell dem Flamenco, sind viele Roma zu finden.

Einwanderer

Größte Migrantengruppen ohne spanische Staatsangehörigkeit (über 100.000 Pers.)
Rang Staat Bevölkerung
(1. Januar 2019)
1.  Marokko 776.425
2.  Rumänien 583.795
3.  Kolumbien 461.592
4.  Ecuador 414.283
5.  Venezuela 344.779
6.  Vereinigtes Königreich 298.140
7.  Argentinien 283.284
8.  Peru 228.125
9.  Frankreich 213.950
10.  Deutschland 192.622
11.  Volksrepublik China 173.291
12.  Bolivien 155.051
13.  Italien 152.851
14.  Bulgarien 114.564
15.  Kuba 108.686
16. Ukraine 103.950
17.  Portugal 103.467

Spanien wies lange Zeit nur geringe Zuwanderungszahlen auf. Erst Ende der 1980er Jahre wurde Spanien zum Hauptziel der lateinamerikanischen Emigration. Dies hat eine stark ansteigende Immigration zu einem Bevölkerungsanstieg von über fünf Millionen Einwohnern geführt. Im Jahr 2007 befanden sich knapp 1,8 Millionen Menschen mit lateinamerikanischem Migrationshintergrund in Spanien (Tedesco, 2008: 3). Die Zahl der in Spanien lebenden Ausländer liegt bei rund 5 Millionen (Januar 2019), was zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht; davon sind gut 2 Millionen Staatsbürger anderer EU-Länder. Im Vergleich mit dem Rest der EU liegt Spanien in absoluten Zahlen auf Rang zwei hinter Deutschland (7,1 Millionen). Betrachtet man den Anteil an Staatsbürgern anderer Länder, so liegt Spanien hinter Luxemburg (43,0 %), Lettland (17,4 %), Zypern und Estland (je 15,9 %) auf dem fünften Platz. Unter den Mitgliedsstaaten mit mehr als drei Millionen Einwohnern ist Spaniens Ausländerquote von 12,3 % die Höchste, gefolgt von Österreich (10,5 %), Belgien (9,7 %) und Deutschland (8,7 %). Die meisten Einwanderer stammen aus Rumänien, den Staaten des Maghreb oder Lateinamerika, sowie aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland, für die Spanien ein beliebter Altersruhesitz ist. Im Zeitraum von 2003 bis 2017 erwarben insgesamt 1.446.315 Personen die spanische Staatsangehörigkeit.

Spanier im Ausland

Spanier im Ausland (Nur Länder mit über 50.000 Pers.)
Land Anzahl (Jan. 2020)
 Argentinien 473.519
 Frankreich 273.290
 Vereinigte Staaten 167.426
 Deutschland 167.151
 Vereinigtes Königreich 152.291
 Kuba 147.617
 Mexiko 144.553
 Venezuela 142.302
 Brasilien 133.188
 Schweiz 124.414
 Uruguay 67.414
 Belgien 67.960
 Chile 66.399
 Ecuador 58.646

Die Zahl der im Ausland lebenden spanischen Staatsbürger liegt bei rund 2,6 Millionen (Januar 2020), 1.576.350 davon in Amerika und 945.027 in Europa. Während nur 20,6 Prozent der in Amerika lebenden Spanier in Spanien geboren wurden, liegt dieser Prozentsatz bei den in einem anderen europäischen Land Residierenden bei 49,7 Prozent. Dies liegt unter anderem daran, dass die größeren Auswanderungswellen von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Spanischen Bürgerkrieg zumeist Süd- und Mittelamerika zum Ziel hatten, insbesondere Argentinien, Venezuela, Mexiko, Uruguay und Kuba, während mit dem Plan de Estabilización (1959) eine bis 1972 andauernde Emigrationswelle in europäische Länder wie Frankreich, Deutschland, die Schweiz, Belgien und das Vereinigte Königreich stattfand. Darüber hinaus verließen viele Immigranten aus südamerikanischen Staaten, die inzwischen die spanische Staatsangehörigkeit erworben hatten, im Zuge der Eurokrise Spanien und kehrten in ihre Heimatländer zurück.

Religionen und Weltanschauungen

Die Kathedrale von Santiago de Compostela: Ziel der Pilger des Jakobswegs

Zwar gehörten 92 Prozent der Bevölkerung (Stand 2000) offiziell der römisch-katholischen Kirche an, jedoch sinkt die Anzahl derer, die aktiv am religiösen Leben teilnehmen. Im Rahmen einer Studie des staatlichen Meinungsforschungsinstitutes Centro de Investigaciones Sociológicas im Jahr 2015 gaben noch 68 Prozent der Befragten an, Katholiken zu sein. Finanziert wird die katholische Kirche vom spanischen Staat auf Grundlage eines Vertrages mit dem Heiligen Stuhl und nicht aus direkt entrichteten Kirchensteuern ihrer Mitglieder, weshalb ein Kirchenaustritt keine finanziellen Vorteile bringt. Seit 2007 müssen allerdings die Steuerzahler selbst entscheiden, ob 0,7 % der Lohn- beziehungsweise Einkommensteuer kirchlichen oder anderen sozialen oder kulturellen Zwecken zufließen sollen. Treffen sie keine Entscheidung, wird dieser obligatorische Steuerbetrag direkt den anderen Zwecken zugeleitet. Die seit 1979 existierende direkte staatliche Finanzierung wurde vollständig abgeschafft. Schon zwischen 1988 und 2007 konnten die Steuerzahler entscheiden, ob 0,5 % der Lohn- beziehungsweise Einkommensteuern kirchlichen oder anderen Zwecken zufließen sollen. Wurde damals allerdings ein Mindestbetrag unterschritten, kam der Staat dafür auf. Im Jahr 2008 wurden in 7.195.155 (34,31 %) Steuererklärungen diese 0,7 % der katholischen Kirche zukommen gelassen. Zwei Jahre zuvor waren es noch rund 711.975 weniger gewesen. Die Einnahmen aus Steuern stiegen somit seit der Neuregelung des Jahres 2007 von 173,8 Millionen Euro auf 252,7 Millionen Euro.

Es ist für Spaniens Katholiken nicht ohne weiteres möglich, sich von der Kirche offiziell loszusagen, da das spanische Recht den Akt des Kirchenaustritts nicht kennt und Spaniens katholische Kirche höchstrichterlich von der Pflicht entbunden wurde, die Daten ihrer Mitglieder auf deren Wunsch aus den Kirchenbüchern zu löschen. Zu dieser Entscheidung des obersten Gerichtshofes in Spanien kam es unter anderem, da sich „das als besonders konservativ geltende Erzbistum von Valencia weigerte, Tilgungen jeder Form vorzunehmen“. Das Erzbistum hatte sich auch nicht von Weisungen der spanischen Datenschutzbehörde (AEPD) beeindrucken lassen und strengte zahlreiche Rechtsverfahren an, wobei es vor der Entscheidung des obersten Gerichtshofes in 171 Fällen unterlag.

Eine größere Minderheit von 15,9 % der Bevölkerung bezeichnet sich laut genannter Untersuchung als nicht religiös und 9,5 % als Atheisten. Nach einer Studie des Pew Research Center bezeichnen sich 46 % der Spanier als „religiös“, 19 % als „sehr religiös“. Unter den 18- bis 39-jährigen ist gar nur eine Minderheit von 9 % sehr religiös; weltweit ist der Wert nur in Frankreich und Japan niedriger, wo zudem die Werte der 39- bis 59-jährigen nur unwesentlich höher sind. Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 59 % der Menschen in Spanien an Gott, weitere 21 % glaubten an eine andere spirituelle Kraft. 18 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 2 % der Befragten waren unentschlossen.

Muslime machen 4,13 % (Stand: Ende 2016), Protestanten 0,3 % und Zeugen Jehovas 0,25 % der Bevölkerung aus. In Spanien liegt der wichtige Wallfahrtsort Santiago de Compostela, das Ziel zahlreicher Pilger auf dem Jakobsweg.

Größte Städte

Zentrum von Madrid bei Nacht
Blick vom Parc Güell über Barcelona
Die Ciudad de las Artes y de las Ciencias, das Wahrzeichen Valencias
Blick über Sevilla von der Giralda, der Kathedrale von Sevilla
Das Guggenheim-Museum in Bilbao

In Spanien gibt es zwei Millionenstädte, Madrid und Barcelona. Das starke Wachstum der Städte in den letzten Jahren hat jedoch dazu geführt, dass Metropolregionen entstanden sind, die teils weit über die politisch-administrativen Grenzen der Stadtgemeinden hinausgehen. In den Großräumen Madrid und Barcelona leben so über sechs bzw. vier Millionen Menschen, in den Metropolregionen Valencia, Sevilla und Bilbao jeweils über eine Million.

Die zehn größten Städte (Stand: 1. Januar 2019)

Stadt Einwohner
Madrid 3.266.126
Barcelona 1.636.762
Valencia 794.288
Sevilla 688.592
Saragossa 674.997
Málaga 574.654
Murcia 453.258
Palma de Mallorca 416.065
Las Palmas de Gran Canaria 379.925
Bilbao 346.843

Autonome Gemeinschaften nach Einwohnern

Die insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften sind in ihrer Größe sehr heterogen. Während die Einwohnerzahlen Andalusiens, Kataloniens, der Autonomen Gemeinschaft Madrid und der Region Valencia zwischen rund 5 und 9 Millionen liegen, leben in den kleinsten Regionen Navarra, Kantabrien und La Rioja deutlich unter einer Million Menschen. (Stand: 1. Januar 2019)

Autonome Gemeinschaft Einwohner
Andalusien 8.410.002
Katalonien 7.672.699
Madrid 6.661.949
Valencia 5.000.868
Galicien 2.698.875
Kastilien und León 2.398.214
Baskenland 2.206.965
Kanarische Inseln 2.152.590
Kastilien-La Mancha 2.032.004
Region Murcia 1.493.530
Aragonien 1.318.453
Balearische Inseln 1.148.947
Extremadura 1.066.998
Asturien 1.022.670
Navarra 653.846
Kantabrien 580.964
La Rioja 316.551
Autonome Stadt Einwohner
Ceuta 84.777
Melilla 86.465

Geschichte

Römisches Theater in Mérida

In vor- und frühgeschichtlicher Zeit siedelten Iberer, Kelten und Basken auf der nach ersteren benannten Iberischen Halbinsel.

Im 11. Jahrhundert v. Chr. siedelten sich die Phönizier an der Südküste an; die berühmteste ihrer Kolonien war Cádiz (Gades). Der Name Spanien leitet sich von der römischen Bezeichnung Hispania ab (von phönizisch ishapan „Land der Klippschliefer“; was die Phönizier für Klippschliefer hielten, waren in Wirklichkeit Kaninchen). Im Zweiten Punischen Krieg gelangten erstmals römische Truppen auf die Halbinsel, die relativ schnell den Westen und Süden besetzten. Bis auch der Norden unter der Kontrolle der Römer war, vergingen 200 Jahre. In der Spätphase des Weströmischen Reiches zogen die Westgoten nach Gallien und gründeten dort das Westgotenreich, das auch weite Teile Iberiens umfasste. Nach einer schweren Niederlage gegen die Franken räumten die Westgoten Gallien weitgehend und verlagerten den Schwerpunkt ihres Reichs auf die Iberische Halbinsel. Diese zweite und letzte Phase des Westgotenreichs wird nach der neuen Hauptstadt Toledo als Toledanisches Reich bezeichnet.

Im frühen 8. Jahrhundert vernichteten die Mauren das Westgotenreich und eroberten die gesamte Iberische Halbinsel. Ihre jahrhundertelange Herrschaft prägte das Land. Das arabische Erbe schlug sich sowohl in der Architektur als auch in der Sprache nieder. Allerdings gelang es den Mauren nicht, sich auch in den nördlichen Randgebirgen der Halbinsel dauerhaft festzusetzen. Von dort aus nahm die „Rückeroberung“ (Reconquista) ihren Ausgang. In diesem sich über mehrere Jahrhunderte (722–1492) hinziehenden und nicht kontinuierlich verlaufenden Prozess wurde der maurische Herrschaftsbereich von den christlichen Reichen nach und nach zurückgedrängt, bis mit dem Fall Granadas 1492 auch das letzte maurische Staatsgebilde auf der Halbinsel verschwand. Auf das Ende der Reconquista folgte eine Verfolgung religiöser Minderheiten. Die „Katholischen Könige“ Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón wollten keine Nichtchristen mehr in ihrem Machtbereich dulden. Moslems und Juden wurden genötigt, sich taufen zu lassen. 1478 wurde die Spanische Inquisition eingerichtet, um nur äußerlich konvertierte „Ungläubige“, die insgeheim ihren früheren Glauben praktizierten, aufzuspüren und zu bestrafen. Am 31. März 1492 erließen Isabella I. und Ferdinand II. das Alhambra-Edikt, wonach alle nicht taufwilligen der 300.000 Juden das Königreich Kastilien und die Reiche der Krone von Aragonien zu verlassen hatten (Sephardim). 1609 ließ Philipp III. sogar die Moriscos vertreiben, Nachfahren von zum Christentum übergetretenen Mauren.

Christoph Kolumbus (um 1451–1506): genuesischer Seefahrer im Dienst der Krone von Kastilien (Porträt von Ridolfo Ghirlandaio)

Im 16. Jahrhundert wurden die Herrschaftsgebiete von Kastilien und Aragonien unter einem Herrscher vereinigt. Aragonien war zu dieser Zeit schon lange eine wichtige Seemacht im Mittelmeer, Kastilien stand in Konkurrenz mit Portugal um die Vorherrschaft auf dem Atlantischen Ozean. Mit der Entdeckung Amerikas des genuesischen Seefahrers Christoph Kolumbus im Jahr 1492 stieg Spanien vorübergehend zu einer christlichen Weltmacht auf.

Mit dem 1519 zum Kaiser gewählten Karl V. (als spanischer König: Carlos I), einem Enkel der Katholischen Könige, kamen 1516 die Habsburger auf den spanischen Thron. Bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1700 stammten die spanischen Könige aus der spanischen Linie dieser Dynastie. Wegen der Frage der Nachfolge des letzten spanischen Habsburger-Königs Karl II. entbrannte der Spanische Erbfolgekrieg, in den die führenden europäischen Mächte verwickelt waren. Als dessen Ergebnis gelangte mit Philipp V. ein Zweig der Bourbonen auf den spanischen Thron.

Das spanische Kolonialreich erstreckte sich um 1600 über weite Teile Süd- und Mittelamerikas, den südlichen Teil der heutigen USA und die Philippinen. Als Engländer und Franzosen ebenfalls ihre Bemühungen um Kolonien verstärkten, verlor Spanien allmählich seine Vormachtstellung. Die Befreiungskriege der amerikanischen Staaten, insbesondere der Mexikanische und die Südamerikanischen Unabhängigkeitskriege Anfang des 19. Jahrhunderts, brachten den meisten Kolonien die Unabhängigkeit. 1898 gingen im Spanisch-Amerikanischen Krieg die letzten größeren Besitztümer an die Vereinigten Staaten verloren, was das Ende des Kolonialreiches bedeutete. Die später hinzugekommenen afrikanischen Kolonien (Spanisch-Marokko, Spanisch-Sahara und Äquatorialguinea) erlangten schließlich im 20. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit.

Generalissimus Francisco Franco, von 1936/39 bis zu seinem Tod 1975 langjähriger Diktator Spaniens

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Spanien größtenteils ein rückständiges Agrarland, geprägt von feudalen Eigentumsverhältnissen, die wenige vorhandene Industrie konzentrierte sich im Wesentlichen auf Katalonien und das Baskenland. Im Jahr 1923 übernahm General Miguel Primo de Rivera die Macht und installierte eine Militärdiktatur, diese konnte sich aber wegen der drängenden gesellschaftlichen Probleme nicht lange halten, und 1931 wurde Spanien zur Republik. Die ererbten politischen und sozialen Konflikte belasteten die Zweite Republik von Beginn an, bereits 1932 kam es zum ersten Putschversuch rechter Militärs unter Führung von General José Sanjurjo. Im Jahr 1934 ereignete sich eine Reihe von linken und anarchistischen Aufständen, die zum Teil sehr blutig niedergeschlagen wurden. Die politische Instabilität, die vor allem von den extremen Vertretern linker und rechter Positionen und ihren paramilitärischen Verbänden, aber auch von Mitgliedern regulärer Sicherheitskräfte geschürt wurde, verschärfte sich nach dem Sieg der Volksfront aus linksliberalen, sozialistischen und kommunistischen Parteien bei den Parlamentswahlen vom 17. Februar 1936.

Felipe VI. ist seit dem 19. Juni 2014 König von Spanien

Im Juli 1936 putschten Teile des Militärs unter Führung von Generalissimus Francisco Franco gegen die Regierung, der Putsch war nur in einigen Landesteilen erfolgreich und scheiterte in den wichtigen politischen und industriellen Zentren des Landes (u. a. Madrid, Katalonien, Baskenland). Es folgte der Spanische Bürgerkrieg, in dessen Verlauf die Putschisten wichtige Hilfe durch das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland erhielten, während die liberalen Demokratien Frankreich und Großbritannien eine Nichteinmischungspolitik praktizierten und damit den Sieg Francos begünstigten.

1939 endete der Krieg. Die Epoche der franquistischen Diktatur begann mit einer mehrjährigen Phase gewaltsamer Säuberungen und führte das Land in eine langanhaltende politische und gesellschaftliche Lethargie. Obwohl Franco im Bürgerkrieg Unterstützung von Deutschland und Italien erhalten hatte, unterstützte Spanien die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg nicht militärisch. Menschen, die aus NS-Deutschland geflohen waren, wurden allerdings zu einem Großteil in spanischen, bereits vor dem Weltkrieg eingerichteten Konzentrationslagern interniert.

Wie in anderen europäischen Ländern kam es auch in Spanien nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem Franco das Land heraushalten konnte, zu einem langen wirtschaftlichen Nachkriegsboom. 1947 restaurierte Franco die Monarchie und ernannte Juan Carlos I. 1969 als Staatsoberhaupt zu seinem Nachfolger. Dieser leitete nach dem Tod des Diktators am 20. November 1975 einen Demokratisierungsprozess (span. Transición) ein. Durch die Verabschiedung einer Verfassung wurde Spanien 1978 zu einer parlamentarischen Monarchie. In der Endphase der Diktatur Francos und besonders während der Transition kam es zu massiven Terroraktionen der ETA und anderer linker wie auch rechter Terrorgruppen. Im Jahr 1981 erfolgte noch einmal ein Putschversuch („23-F“) von rechten Militärs und Teilen der paramilitärischen Guardia Civil gegen die demokratische Regierung, der allerdings missglückte.

Die Transition endete 1982 mit der Regierungsübernahme durch die sozialdemokratische Partei von Felipe González (PSOE). Während der 1980er Jahre wurde Spanien Mitglied der NATO und der Europäischen Gemeinschaft und erlebte einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig wurde im Kampf gegen die ETA eine staatsterroristische Gruppe (GAL) aufgestellt, die mit Folter und Mord den baskischen Separatismus bekämpfte, diese Epoche ist in Spanien als „schmutziger Krieg“ (span. guerra sucia) bekannt. Der Skandal um die GAL-Verwicklungen hoher Regierungsmitglieder führte 1996 zu einer Wahlniederlage von PSOE. In der Folge wurde José María Aznar (Partido Popular, PP) neuer Ministerpräsident. Nach zwei Legislaturperioden, die von zahlreichen Skandalen und innenpolitischen Konflikten (Irakkrieg) geprägt waren, verlor PP, unter dem Eindruck der Madrider Zuganschläge vom 11. März 2004, die Parlamentswahlen (14. März 2004). Danach führte José Luis Rodríguez Zapatero (PSOE) in Madrid eine Minderheitsregierung. Mit den Wahlen im Dezember 2011 gelangte wieder die PP unter Mariano Rajoy an die Regierung, was damit nach 1982, 1996 und 2004 den insgesamt vierten Machtwechsel zwischen Konservativen und Sozialdemokraten seit dem Übergang zur Demokratie bedeutete.

Die Parlamentswahlen vom 20. Dezember 2015 führten zu deutlichen Stimmverlusten der beiden großen Parteien und einem Erstarken kleinerer Parteien wie Podemos und Ciudadanos. Aufgrund der komplizierten Mehrheitsverhältnisse gelang keine Regierungsbildung, und es folgten am 26. Juni 2016 Neuwahlen. Nachdem sich die Sitzverteilung nur wenig verändert hatte, fiel die Regierungsbildung erneut schwer. Schließlich wurde Mariano Rajoy am 29. Oktober 2016 als Ministerpräsident wiedergewählt und führte eine Minderheitsregierung, bis er am 1. Juni 2018 sein Amt durch ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt wurde. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wurde der Sozialist Pedro Sánchez, dessen Partei aber nur über 84 Sitze im Parlament verfügt und daher als Minderheitsregierung auf die Duldung durch Unidos Podemos, PNV und verschiedene separatistische Parteien angewiesen ist.

Vorgeschichte und vorrömische Völker

Keltisches Castro in Galicien

Archäologische Untersuchungen in Atapuerca zeigen, dass die Iberische Halbinsel bereits vor 1,2 Millionen Jahren von Hominiden besiedelt war. In Atapuerca wurden Fossilien der frühesten bekannten Homininen in Europa, des Homo antecessor, gefunden. Der moderne Mensch kam vor etwa 35.000 Jahren von Norden her zu Fuß nach Iberien. Die bekanntesten Artefakte dieser prähistorischen menschlichen Siedlungen sind die berühmten Malereien in der Höhle von Altamira in Kantabrien im Norden Iberiens, die zwischen 35.600 und 13.500 v. Chr. von Cro-Magnon geschaffen wurden. Archäologische und genetische Beweise deuten darauf hin, dass die Iberische Halbinsel als eines von mehreren großen Refugien fungierte, von denen aus Nordeuropa nach dem Ende der letzten Eiszeit neu besiedelt wurde.

Die größten Gruppen, die die Iberische Halbinsel vor der römischen Eroberung bewohnten, waren die Iberer und die Kelten. Die Iberer bewohnten den mediterranen Teil der Halbinsel, vom Nordosten bis zum Südosten. Die Kelten bewohnten einen Großteil der inneren und atlantischen Seite der Halbinsel, vom Nordwesten bis zum Südwesten. Basken bewohnten das westliche Gebiet der Pyrenäen und die angrenzenden Gebiete, die phönizisch beeinflusste Kultur der Tartesser blühte im Südwesten und die Lusitaner und Vettonen besetzten Gebiete im mittleren Westen. An der Küste gründeten die Phönizier mehrere Städte, und im Osten errichteten die Griechen Handelsniederlassungen und Kolonien. Schließlich dehnten sich die Phönizier-Karthager ins Landesinnere in Richtung der Meseta aus; aufgrund der kriegerischen Stämme im Landesinneren ließen sich die Karthager jedoch an den Küsten der Iberischen Halbinsel nieder.

Politik

Politische Parteien

Plenarsaal im spanischen Abgeordnetenhaus in Madrid

In Spanien gibt es vier im Abgeordnetenhaus vertretene Parteien beziehungsweise Parteienbündnisse, die in ganz Spanien aktiv sind: Der rechts-konservative Partido Popular (PP), der sozialdemokratische PSOE, die linke Sammlungsbewegung Izquierda Unida (IU) und seit 2008 die antiregional-liberale Unión Progreso y Democracia (UPyD). Die im März 2014 gegründete Protestpartei Podemos erhielt bei den Parlamentswahlen im Dezember 2015 20,7 % der Stimmen und wurde drittstärkste Fraktion im Abgeordnetenhaus. Bei den vorgezogenen Wahlen im November 2019 erhielt sie 12,9 % der Stimmen. Sie einigte sich mit der PSOE auf eine Regierungskoalition und stellt seit Januar 2020 zwei Minister im Kabinett Sánchez II.

Regionale Parteien spielen, vor allem wegen der verschiedenen Nationalitäten in Spanien, eine entscheidende Rolle. Die wichtigsten im Kongress vertretenen Parteien sind das katalanische bürgerlich-nationalistische Parteienbündnis Convergència i Unió (CiU), die katalanischen Linksnationalisten Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) und die baskisch-bürgerlichen Nationalisten Partido Nacionalista Vasco (PNV). Die meisten der regional organisierten Parteien treten für eine stärkere Autonomie ihrer Regionen ein, diese Forderungen gehen besonders bei den Basken und Katalanen bis hin zur staatlichen Unabhängigkeit, für dieses Ziel wird seit dem Ende des Franquismus wieder sehr massiv agiert (vgl. Plan Ibarretxe). Als größte Regionalpartei agiert die sozialdemokratische Partit dels Socialistes de Catalunya (PSC), die allerdings die fest verbundene Schwesterpartei von PSOE in Katalonien ist und somit nur formal eine Regionalpartei darstellt.

Der amtierende spanische Regierungspräsident Pedro Sánchez

Neben der politischen Ausrichtung einer Partei ist auch die nationale Ausrichtung ein entscheidendes politisches Kriterium in Spanien. Die Partido Popular, die an einem gesamtspanischen Nationalismus (Staatsdoktrin im Franquismus) festhält und die Einheit und Unteilbarkeit der spanischen Nation betont, schneidet daher in Katalonien und im Baskenland schwach ab.

Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus des spanischen Nationalparlaments am 20. Dezember 2015 erhielten die konservative Volkspartei (PP) 28,7 % der Stimmen und 123 der 350 Sitze, die Sozialisten (PSOE) 22,0 % und 90 Sitze, die neue, linksorientierte Podemos 20,7 % und 69 Sitze sowie die neue, liberale Partei der Ciudadanos (C’s) 13,9 % und 40 Sitze. Die übrigen 28 Sitze fielen an kleine, teils regionale Parteien. Damit hatte die PP nicht nur bei den Wählerstimmen, sondern – trotz des die größeren Parteien begünstigenden Wahlrechts – auch bei den Parlamentssitzen die absolute Mehrheit eingebüßt und Rajoy konnte ohne Koalitionspartner keine Regierung bilden. Das Wahlergebnis wird auch als historisch bezeichnet, weil durch den Erfolg von Podemos und Cuidadanos das bisherige Zwei-Parteien-System durch ein Mehrparteiensystem abgelöst wurde.

König Felipe beauftragte Rajoy mit der Bildung einer neuen Regierung. Die Ablehnung wurde am 22. Januar 2016 mitgeteilt, nachdem der König auch mit Vertretern von PSOE und Podemos gesprochen hatte. Nachdem PSOE nicht bereit war, mit Podemos und der Vereinigten Linken eine Koalition zu bilden, gelang es König Felipe VI. bis zum 2. Mai 2016 nicht, einen mehrheitsfähigen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten zu finden. Er musste das Parlament auflösen und Neuwahlen ansetzen, die am 26. Juni stattfanden. Bei dieser Parlamentswahl traten Podemos und Vereinigte Linke (Izquierda Unida) gemeinsam als „Unidos Podemos“ an. Die erneute Parlamentswahl brachte ebenfalls keinem der beiden Lager (PP/C’s bzw. PSOE/UP) eine Mehrheit. Nach dem Rücktritt von Pedro Sánchez am 1. Oktober beschloss die Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE) am 23. Oktober 2016 in Madrid, eine weitere Amtszeit des konservativen geschäftsführenden Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu ermöglichen, wie Parteisprecher mitteilten. Am 1. Juni 2018 wurde Rajoy im Rahmen eines Misstrauensantrags seines Amts enthoben, neuer Regierungschef wurde Pedro Sánchez.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des Index Indexwert Weltweiter Rang Interpretationshilfe Jahr
Fragile States Index 40,4 von 120 146 von 178 Stabilität des Landes: stabiler
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020
Demokratieindex 8,12 von 10 22 von 167 Vollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020
Freedom in the World Index 92 von 100 Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020
Rangliste der Pressefreiheit 20,44 von 100 29 von 180 Zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 62 von 100 32 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020

Politische Gliederung

Administrative Gliederung von Spanien

Spanien gliedert sich in 17 Autonome Gemeinschaften oder Regionen (Comunidades Autónomas). Diese verfügen nicht über Eigenstaatlichkeit (Spanien ist also kein Bundesstaat), aber dennoch über einen Kompetenzumfang, der dem der deutschen Länder vergleichbar ist. Von diesen bestehen sieben (Asturien, Kantabrien, Navarra, La Rioja, Madrid, Murcia, Balearen) nur aus einer Provinz, die übrigen aus mehreren Provinzen. Insgesamt gibt es 50 Provinzen. In den uniprovinzialen Autonomen Gemeinschaften nehmen diese gleichzeitig die der Provinz übertragenen Aufgaben wahr. Daneben existieren noch die zwei Autonomen Städte Ceuta und Melilla, die weder einer Autonomen Gemeinschaft, noch einer Provinz zugeordnet sind.

Die niedrigste Verwaltungsstufe sind die Gemeinden (municipios). In verschiedenen Autonomen Gemeinschaften existiert zwischen den Provinzen und den Gemeinden noch verschiedene Zwischenebenen. Diese Einheiten tragen verschiedene Bezeichnungen (comarcas, subcomarcas, veguerías, mancomunidades).

Seit langem gibt es ungelöste Konflikte um den Autonomiestatus des Baskenlandes und Kataloniens. Im Baskenland kämpft die ETA seit 1959 mit Gewalt und Terror für die Unabhängigkeit. Die explizit baskischen beziehungsweise katalanischen Parteien setzten sich dagegen auf rein politischem Weg für eine stark erweiterte Autonomie, „freie Angliederung an Spanien“ beziehungsweise Unabhängigkeit ihrer Regionen ein. Man beruft sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker und will Volksabstimmungen durchführen, in denen die Bevölkerung der entsprechenden Region frei über den Status entscheiden kann. Vorbilder dafür sind unter anderem die Volksabstimmungen in Québec (1980, 1995) und Montenegro (2006). Die zentralspanischen Parteien PP und PSOE stehen diesen Plänen ablehnend gegenüber.

Polizei

Streifenwagen der Policía Municipal de Madrid

Das Polizeisystem Spaniens ist aufgrund der politischen Gliederung Spaniens komplex. Es umfasst im Wesentlichen vier Arten von Polizeikörpern:

  1. die gleichermaßen dem Verteidigungs- und Innenministerium unterstehende und militärisch organisierte Guardia Civil,
  2. die gesamtstaatliche Nationalpolizei (Cuerpo Nacional de Policía – CNP) des Innenministeriums,
  3. die Polizeien der Autonomen Gemeinschaften (Policía Autonómica), die bislang im Baskenland (Ertzaintza), in Katalonien (Mossos d’Esquadra), in Navarra (Policía Foral) und auf den Kanaren (Policía Canaria) aufgestellt wurden,
  4. sowie die Gemeinde- und Stadtpolizeien (Guardia Urbana, Policía Local oder Policía Municipal genannt).

Geheimdienste

Das Centro Nacional de Inteligencia (CNI; deutsch Nationales Nachrichtendienstzentrum) ist der spanische Geheimdienst, der im November 2002 offiziell per Gesetz gegründet wurde. Er geht auf mehrere geheime staatliche Organisationen der Franco-Zeit zurück, die offiziell nicht bekannt waren und keinen Namen trugen.

Militär

Die Spanischen Streitkräfte (spanisch Fuerzas Armadas Españolas) gliedern sich in

  • Heer (Ejército de Tierra)
  • Marine (Armada Española) mit der Marineinfanterie Infantería de Marina
  • Luftwaffe (Ejército del Aire)
  • sowie die paramilitärische Guardia Civil und die
  • 2005 gegründete Unidad Militar de Emergencias (UME, Militärische Notfalleinheit).

Weitere unabhängige Einheiten sind die Königliche Garde (Guardia Real) und die direkt dem Oberkommando unterstellte Spanische Legion.

Spanien hat mit Stand 2014 etwa 123.000 Soldaten und 16.000 Reservisten. Das Rückgrat der Landstreitkräfte bilden 327 Kampfpanzer. Die spanische Marine verfügt über 46 Schiffe, darunter einen Flugzeugträger und die Luftwaffe besitzt über 500 Fluggeräte (inklusive 216 Kampfflugzeuge).

Oberbefehlshaber der Spanischen Streitkräfte ist der Spanische König, derzeit Felipe VI. Das Militärbudget Spaniens beträgt 12,8 Milliarden Euro (1,2 % des BIP). Seit 2000 ist es möglich, dass Männer und Frauen, die Spanisch als Muttersprache sprechen aber keine spanischen Staatsbürger sind, in die Spanischen Streitkräfte eintreten können. Die Wehrpflicht wurde 2001 abgeschafft.

Almirante Juan de Borbón (F-102), eine Fregatte der Klasse F100 der spanischen Marine, die mit dem Aegis-Kampfsystem ausgestattet ist.

Die nächsten militärischen Autoritäten in der Reihe sind der Premierminister und der Verteidigungsminister. Die vierte militärische Autorität des Staates ist der Chef des Verteidigungsstabs (JEMAD). Der Verteidigungsstab (Estado Mayor de la Defensa) steht dem JEMAD als Hilfsorgan zur Seite.

Außen- und Europapolitik

Palau Reial de Pedralbes in Barcelona, Sitz der Union für den Mittelmeerraum.

Nach der Rückkehr zur Demokratie nach dem Tod Francos im Jahr 1975 bestand die außenpolitische Priorität Spaniens darin, aus der diplomatischen Isolation der Franco-Jahre auszubrechen und die diplomatischen Beziehungen auszubauen, der Europäischen Gemeinschaft beizutreten und die Sicherheitsbeziehungen zum Westen zu definieren.

Als Mitglied der NATO seit 1982 hat sich Spanien als Teilnehmer an multilateralen internationalen Sicherheitsaktivitäten etabliert. Die EU-Mitgliedschaft Spaniens ist ein wichtiger Teil seiner Außenpolitik. Selbst in vielen internationalen Fragen, die über Westeuropa hinausgehen, zieht es Spanien vor, seine Bemühungen mit seinen EU-Partnern im Rahmen der europäischen politischen Kooperationsmechanismen zu koordinieren.

Spanien hat seine besonderen Beziehungen zu Hispanoamerika und den Philippinen beibehalten. Seine Politik betont das Konzept einer iberoamerikanischen Gemeinschaft, im Wesentlichen die Erneuerung des Konzepts der "Hispanidad" oder des "Hispanismo", wie es im Englischen oft genannt wird, das die iberische Halbinsel mit Hispanoamerika durch Sprache, Handel, Geschichte und Kultur verbinden wollte. Er basiert im Wesentlichen auf gemeinsamen Werten und der Wiederherstellung der Demokratie".

Territoriale Streitigkeiten

Spanien beansprucht Gibraltar, ein 6 Quadratkilometer großes Überseegebiet des Vereinigten Königreichs im südlichsten Teil der Iberischen Halbinsel. Die ehemals spanische Stadt wurde 1704 während des Spanischen Erbfolgekriegs im Auftrag von Erzherzog Karl, dem spanischen Thronanwärter, von einer englisch-niederländischen Streitmacht eingenommen.

Die Rechtslage in Bezug auf Gibraltar wurde 1713 durch den Vertrag von Utrecht geregelt, in dem Spanien das Gebiet auf Dauer an die britische Krone abtrat, mit der Maßgabe, dass es, sollten die Briten diesen Posten aufgeben, zunächst Spanien angeboten würde. Seit den 1940er Jahren fordert Spanien die Rückgabe von Gibraltar. Die überwältigende Mehrheit der Gibraltarer lehnt dies entschieden ab, ebenso wie jeden Vorschlag einer geteilten Souveränität. In UN-Resolutionen werden das Vereinigte Königreich und Spanien aufgefordert, eine Einigung über den Status von Gibraltar zu erzielen.

Luftaufnahme mit dem Felsen von Gibraltar, der Landenge von Gibraltar und der Bucht von Gibraltar.

Der spanische Anspruch unterscheidet zwischen der Landenge, die den Felsen mit dem spanischen Festland verbindet, einerseits und dem Felsen und der Stadt Gibraltar andererseits. Während der Felsen und die Stadt durch den Vertrag von Utrecht abgetreten wurden, behauptet Spanien, dass die "Besetzung der Landenge illegal ist und gegen die Grundsätze des Völkerrechts verstößt". Das Vereinigte Königreich beruft sich in Bezug auf die Landenge auf das Argument des faktischen Besitzes durch Verjährung, da es "über einen langen Zeitraum hinweg einen kontinuierlichen Besitz [der Landenge]" gegeben habe.

Ein weiterer Streit betrifft die Selvagens, die Spanien als zu Portugal gehörend anerkennt. Spanien behauptet jedoch, dass es sich eher um Felsen als um Inseln handelt, und erkennt daher die portugiesische ausschließliche Wirtschaftszone (200 Seemeilen), die von den Inseln gebildet wird, nicht an, während es die Selvagens als Hoheitsgewässer (12 Seemeilen) anerkennt. Am 5. Juli 2013 übermittelte Spanien den Vereinten Nationen ein Schreiben, in dem es diesen Standpunkt zum Ausdruck brachte.

Spanien beansprucht die Souveränität über die Insel Perejil, eine kleine, unbewohnte Felseninsel an der Südküste der Straße von Gibraltar. Die Insel liegt 250 Meter vor der marokkanischen Küste, 8 Kilometer von Ceuta und 13,5 Kilometer vom spanischen Festland entfernt. Die Souveränität der Insel ist zwischen Spanien und Marokko umstritten. Im Jahr 2002 kam es zu einem bewaffneten Zwischenfall zwischen den beiden Ländern. Der Zwischenfall endete, als sich beide Länder darauf einigten, zum Status quo ante zurückzukehren, der vor der marokkanischen Besetzung der Insel bestand. Die Insel ist heute menschenleer und ohne jedes Zeichen von Souveränität.

Neben der Insel Perejil beanspruchen andere Länder zwei von Spanien gehaltene Gebiete: Marokko erhebt Anspruch auf die spanischen Städte Ceuta und Melilla sowie auf die kleinen Inseln Plazas de Soberanía vor der nordafrikanischen Küste. Portugal erkennt die Souveränität Spaniens über das Gebiet von Olivenza nicht an, das 1801 nach dem Orangenkrieg von Spanien annektiert wurde. Nach portugiesischer Auffassung ist das Gebiet de iure portugiesisches und de facto spanisches Territorium.

Die außenpolitischen Schwerpunkte Spaniens liegen auf der EU-Integration, den Beziehungen zu Lateinamerika, Nordafrika und Nahost, der Mittelmeerpolitik sowie den transatlantischen Beziehungen. Spanien ist seit 1955 Mitglied der Vereinten Nationen und war 2015–2016 nichtständiges Mitglied im Sicherheitsrat.

Zu den USA unterhält Spanien enge Beziehungen und ist bestrebt, diese weiter auszubauen. Besonders enge kulturelle und gesellschaftliche Bindungen, und darauf aufbauend ein dichter politischer und wirtschaftlicher Austausch, bestehen zu Lateinamerika und der Karibik. Die seit 1991 stattfindenden Gipfeltreffen der iberoamerikanischen Staats- und Regierungschefs sind hierfür eine wichtige multilaterale Plattform. Zuletzt fand das Treffen am 28. und 29. Oktober 2016 in Cartagena de Indias (Kolumbien) statt. Der Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit liegt auf Lateinamerika und Afrika.

Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel. Spanien ist einer von 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Spanien hat viermal den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft übernommen: in der ersten Hälfte des Jahres 1989, als die Verabschiedung des „Delors-Bericht“ genehmigt wurde; in der zweiten Hälfte des Jahres 1995, als der Name der künftigen europäischen Währung (dem Euro) angenommen wurde; in der ersten Hälfte des Jahres 2002, als die ersten Euro-Münzen in Umlauf gebracht wurden; und zuletzt in der ersten Hälfte des Jahres 2010 als der Vertrag von Lissabon und die Triopräsidentschaft eingeführt wurden.

Spanien hat mit seiner tendenziellen proeuropäischen Einstellung eine Schlüsselrolle in bestimmten Initiativen gespielt. Von allen sind besonders zu erwähnen: die Entwicklung eines sozialen Europas; das Europa der Bürger und die Einführung der Europäischen Bürgerinitiative; die Bekämpfung der internationalen organisierten Kriminalität; die Schaffung einer gemeinsamen Einwanderungspolitik und die Stärkung der Außengrenzen; der Ausbau der Zusammenarbeit mit den Ländern des Mittelmeerraums und Nordafrikas; die Förderung des Dialogs für den Frieden im Nahen Osten; eine gemeinsame Agrar- oder Fischereipolitik; und das eindeutige Bekenntnis zu wirksamen Strategien gegen geschlechtsspezifische Gewalt bzw. bei Organtransplantationen.

Seit dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Union haben viele Spanier verantwortungsvolle Positionen und eine wichtige Aktivität in den Institutionen eingenommen.

Recht

Verfassungsrecht

Politisches System Spaniens

Gemäß der Verfassung vom 6. Dezember 1978 ist Spanien ein sozialer und demokratischer Rechtsstaat mit der Staatsform einer parlamentarischen Monarchie (Art. 1, Abs. 3 der spanischen Verfassung). Der Königstitel ist erblich. Der derzeitige König ist Felipe VI. Der König ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Wohnsitz der Königsfamilie ist der Palacio de la Zarzuela in Madrid.

Die Rolle der spanischen Krone wird in der Verfassung im Wesentlichen auf repräsentative Funktionen beschränkt. Darüber hinausgehende Funktionen des Königs sind die Bestätigung von Gesetzen und die Ernennung und Entlassung des Regierungschefs.

Das oberste Gesetzgebungsorgan in Spanien ist das Parlament, die Cortes Generales. Die Cortes unterteilen sich in zwei Kammern, das Abgeordnetenhaus (Congreso de los Diputados) und den Senat (Senado). Die 300 bis 400 Mitglieder des Abgeordnetenhauses werden per Direktwahl für vier Jahre gewählt. Der Senat hat 259 Mitglieder. Davon werden 208 Mitglieder direkt vom Volk gewählt und die restlichen 51 von den Parlamenten der Autonomen Gemeinschaften bestimmt. Senatoren werden für eine Amtszeit von vier Jahren ernannt.

Das allgemeine Wahlrecht für Männer war bereits 1868 eingeführt worden, Priester, Angehörige des Öffentlichen Dienstes und Frauen waren jedoch bis zu einem Gesetzesbeschluss vom 8. Mai 1931 vom passiven Wahlrecht für das nationale Parlament ausgeschlossen. Bei den Parlamentswahlen am 28. Juni 1931 wurden zum ersten Mal drei Frauen ins Spanische Parlament gewählt; Margarita Nelken, Victoria Kent und Clara Campoamor. Ironischerweise wurde Frauen jedoch immer noch das aktive Wahlrecht verweigert. Am 9. Dezember 1931 trat eine neue Verfassung in Kraft, deren Artikel 36 das allgemeine Stimmrecht für Frauen enthielt. Am 19. November 1933 fanden die ersten Wahlen unter der neuen Verfassung statt, an der erstmals Frauen aktiv teilnehmen konnten. Unter dem Franco-Regime wurde das allgemeine Wahlrecht unterdrückt. Frauen wurden nach und nach einige politische Rechte zugestanden: 1942 wurde eine Art Parlament ins Leben gerufen, in dem neben Abgeordneten der Falange-Partei und verschiedener staatlicher Organisationen auch hundert Familienrepräsentanten vorgesehen waren, die von Familienoberhäuptern und verheirateten Frauen gewählt werden sollten. Ab 1957 konnten dann verheiratete Frauen und solche, die Familienoberhäupter waren, sich an den Wahlen dieser hundert Abgeordneten beteiligen. Die ersten derartigen Wahlen wurden allerdings erst 1967 durchgeführt. Erst mit der Wiederherstellung der Demokratie Mitte der 1970er Jahre wurde das allgemeine Wahlrecht, und damit auch das Frauenwahlrecht, in vollem Umfang wiederhergestellt. Beim Referendum von 1976 und den Parlamentswahlen von 1977 stimmten Frauen mit ab, und das uneingeschränkte allgemeine Wahlrecht für Erwachsene wurde in der neuen Verfassung von 1978 garantiert.

Der Ministerpräsident (Presidente del Gobierno, wörtlich übersetzt „Regierungspräsident“) wird vom Abgeordnetenhaus gewählt. Die Minister werden auf Vorschlag des Ministerpräsidenten vom König ernannt. Amtssitz ist der Palacio de la Moncloa in Madrid.

Spanien ist seit Januar 1986 Mitglied der Europäischen Union.

Infolgedessen besteht Spanien heute aus 17 autonomen Gemeinschaften und zwei autonomen Städten mit unterschiedlichem Grad an Autonomie dank seiner Verfassung, die jedoch ausdrücklich die unteilbare Einheit der spanischen Nation festschreibt. In der Verfassung ist auch festgelegt, dass es in Spanien keine Staatsreligion gibt und dass es jedem freisteht, seinen Glauben zu praktizieren.

Im Jahr 2007 verabschiedete die spanische Regierung das Gesetz zur Gleichstellung der Geschlechter, das die Gleichstellung der Geschlechter im politischen und wirtschaftlichen Leben Spaniens fördern soll. Nach Angaben der Interparlamentarischen Union vom 1. September 2018 waren 137 der 350 Mitglieder des Kongresses Frauen (39,1 %), während im Senat 101 von 266 Mitgliedern (39,9 %) Frauen waren, womit Spanien auf der Liste der Länder, die nach dem Anteil der Frauen im Unterhaus (oder Einzelhaus) geordnet sind, Platz 16 belegt. Im Bericht der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung liegt Spanien mit einem Wert von 0,794 auf Platz 12 der Weltrangliste.

Infrastruktur

Spaniens Infrastruktur ist aufgrund des jahrelangen Baubooms hervorragend ausgebaut. Auch der ansteigende Tourismus machte den Aufbau eines modernen Schienen-, Straßen und Luftverkehrsnetzes nötig. Allerdings konnten nach dem Platzen der Blase viele Bauprojekte nicht vollendet werden; sie stehen immer noch unvollendet in der Gegend.

Straßennetz

Spanische Autobahn

Im Jahr 2019 gab es in Spanien 519 Kraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner. Dieser Wert hatte im Jahr 2000 bei 429 gelegen, war bis 2008 auf 479 gestiegen und dann bis 2014 auf rund 475 verharrt. 78 % der Bevölkerung leben in Städten. In manchen Ballungsräumen wie Madrid oder Barcelona sind die Straßennetze gerade im Berufsverkehr örtlich überlastet. Zum Teil gibt es Verkehrsleitsysteme wie in Valencia.

Spanien verfügt über ein gut ausgebautes Straßen- und Autobahnnetz von 663.795 Kilometern Länge. Die Straßen sind zum allergrößten Teil befestigt. Das Fernstraßennetz umfasst Nationalstraßen, carreteras nacionales, und Autobahnen, die sogenannten autovías (gebührenfrei) und autopistas (teilweise mautpflichtig, de peaje). An den Zahlstellen der gebührenpflichtigen autopistas kann mit Bargeld oder Kreditkarte bezahlt werden. Außerdem kann mit der sogenannten Telepeaje bezahlt werden. Dabei führt man einen Sensor im Auto mit, der automatisch registriert, wenn an einer Mautstelle vorbeigefahren wird. Die Mautschranke öffnet sich anschließend automatisch.

Teilweise verlaufen gebührenpflichtige Autobahnabschnitte parallel zu gebührenfreien. Rund um Ballungszentren gibt es meist gebührenfreie autovías, einzige Fernverbindungen sind gebührenpflichtig.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt innerhalb geschlossener Ortschaften 50 km/h, auf Landstraßen 90 km/h, falls ein Randstreifen von mindestens 1,5 m Breite oder eine zusätzliche Fahrspur vorhanden ist 100 km/h sowie auf Autobahnen 120 km/h. In geschlossenen Ortschaften muss nachts immer mit Abblendlicht gefahren werden.

Die Verwarnungsgelder sind in Spanien im Vergleich zu Deutschland wesentlich höher. Bezahlt man einen Strafzettel innerhalb von in der Regel 14 Tagen, hat dies einen 50-prozentigen Nachlass zur Folge. Auffällig ist die Tatsache, dass der Bürgersteig absolut frei von Fahrzeugen ist. Es dürfen dort weder Motorräder noch Autos auf dem Gehweg abgestellt werden, auch nicht einseitig. Ein (wenn auch nur teilweises) Abstellen auf dem Gehweg hat ein sofortiges Abschleppen zur Folge. Auf der anderen Seite wird das Parken vor Fußgängerüberwegen weniger streng geahndet als in Deutschland. Vielerorts herrscht auch wegen der engen Straßen eine akute Parkplatznot. Eine durchgezogene gelbe Linie am Fahrbahnrand weist auf ein Parkverbot hin. Die lokale Polizei besitzt oftmals eigene Abschleppwagen. Die Parkgebühren in Ballungsräumen liegen auf demselben Niveau wie in Metropolen im deutschsprachigen Raum.

Sehr hohe Geschwindigkeitsvergehen, gefährliches Rowdytum im Straßenverkehr oder Fahren unter erheblichem Alkoholeinfluss kann als Straftat gewertet werden und sogar Haftstrafen nach sich ziehen.

Seit Juli 2004 sind in Spanien Warnwesten gesetzlich vorgeschrieben. Diese müssen bei Unfällen und Pannen getragen werden. Reservelampen für die Fahrzeugbeleuchtung und zwei rote Warndreiecke müssen ebenso im Kraftfahrzeug mitgeführt werden. Grüne Versicherungskarten sind zwar nicht Pflicht, aber empfehlenswert, da die Polizei damit vertraut ist.

Der Straßenverkehr des Landes gilt als sehr sicher. 2013 kamen in Spanien insgesamt 3,7 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit 1730 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Das Land hat eine im weltweiten Vergleich hohe Motorisierungsrate. 2016 kamen im Land 611 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner (in Deutschland waren es 610 Fahrzeuge).

Fahrrad

Radfahren wird von den Spaniern zuerst als sportliche Betätigung aufgefasst; als Verkehrsmittel wird das Fahrrad erst in jüngerer Zeit zunehmend häufiger genutzt, wenn auch die spanische Fahrrad-Kultur der mitteleuropäischer Städte noch nachsteht. Radwege waren lange Zeit nur in touristisch attraktiven Regionen bekannt. In den letzten Jahren hat sich allerdings in den meisten größeren Städten Spaniens, neben einem parallel wachsenden Netz an Fahrradwegen, auch das Angebot und die Nutzung von städtischen Fahrradverleihsystemen, vergleichbar mit denen anderer Städte außerhalb Spaniens, verbreitet. So verfügen etwa Barcelona seit März 2007, Madrid (seit 2014), Girona, Alicante, Saragossa, Sevilla, Valencia, Burgos, Pamplona, Albacete, Salamanca über ein Radverleihsystem. Weitere Städte sollen folgen.

Die Nutzung des Fahrrads nicht nur als Sportgerät, sondern vor allem im Alltag ist dabei jedoch auch abhängig von den Höhenunterschieden und dem Klima innerhalb der Stadt. Auch der Individualfahrradverkehr (neben den Fahrradverleihsystemen) nimmt zu. Gerade in den großen Städten mit dichtem Kfz-Verkehr und überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Fahrrad eine schnelle und kostengünstige Alternative, zumal die Infrastruktur stellenweise sehr gut ausgebaut ist. Etwa in Barcelona, das über eine sehr ebene Stadtgeografie verfügt, wurden bis 2013 mehr als 182 km Fahrradwege gebaut.

Die Radwege sind mit Ampeln und, gerade auf dicht befahrenen Hauptstraßen, neben Trennlinien auch physisch mittels verankerter Trennsteine aus Gummi bzw. Kunststoff vom übrigen Verkehr getrennt.

Die bestehenden Netze werden in der Regel gut angenommen und erweitert. Im Großraum Madrid haben Autobahnen teilweise eine eigene Fahrradspur. Es fällt auf, dass in Spanien das Nebeneinanderfahren von zwei Radfahrern erlaubt ist.

Fernbusnetz

Aufgrund der geringen Eisenbahndichte verfügt Spanien über ein sehr gut ausgebautes Busnetz. In kleinen und großen Städten gibt es spezielle Busbahnhöfe. Das Busnetz verbindet insbesondere kleinere Städte und Dörfer, aber es gibt auch überregionale Linien und internationale Verbindungen. Busfahren ist in Spanien vergleichsweise günstig.

Schifffahrt

Die größten Seehäfen sind in Algeciras, Barcelona, Valencia, Bilbao, Gijón und Santa Cruz de Tenerife. Zwischen der Iberischen Halbinsel und den Balearen sowie den Kanaren gibt es eine Reihe von Fährverbindungen.

Für die Binnenschifffahrt wurden im 18. und 19. Jahrhundert der Canal Imperial de Aragón und der Canal de Castilla gebaut. Inzwischen dienen diese jedoch nur noch dem Transport von Trinkwasser. Zum Zwecke der Wasser- und Energieversorgung wurden im 20. Jahrhundert in allen großen Flussläufen zahlreiche Talsperren errichtet, so dass die Flüsse des Landes nicht mehr schiffbar sind. Die einzige Ausnahme ist der Guadalquivir zwischen Sevilla und dem Atlantik. Dieser Abschnitt ist auch für Hochseeschiffe befahrbar. Die zahlreichen Stauseen im Landesinneren werden aber für den Wassersport genutzt. Im Rahmen der Expo 2008 wurde im Stadtgebiet von Saragossa ein Personenschiffsverkehr auf dem Ebro eingerichtet.

Eisenbahnnetz

Hochgeschwindigkeitszug der RENFE-Baureihe 730 auf dem Viaducto Martín Gil

Das Netz in Iberischer Breitspur (1668 mm) der staatlichen Eisenbahngesellschaft Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles (RENFE) wird durch ein normalspuriges Hochgeschwindigkeitsnetz mit dem Namen Alta Velocidad Española (AVE) ergänzt, welches 2013 eine Länge von 2276 Kilometern hatte. Das Fernverkehrssystem wird Grandes Líneas genannt, der Hochgeschwindigkeitsverkehr ist hiervon ausgenommen. Die RENFE betreibt in den Ballungszentren lokale S-Bahn-Netze, die sogenannten Cercanías. In folgenden Regionen gibt es Cercanías-Netze: Asturias, Barcelona, Bilbao, Cádiz, Madrid, Málaga, Murcia/ Alicante, Santander, San Sebastián, Saragossa, Sevilla und Valencia. Schmalspurstrecken werden sowohl von den regionalen Gesellschaften SFM, EuskoTren, FGC und FGV, als auch von der staatlichen FEVE betrieben.

Die spanischen Fernverkehrszüge der Grandes Líneas werden in Tag- und Nachtzüge unterschieden. Tagzüge sind der Alaris, Altaria, Arco, Euromed, Talgo, Intercity und Diurno. Nachtzüge sind der Trenhotel und Estrella. Diese Zugtypen unterscheiden sich in ihrer Bauart und fahren auf festgelegten Strecken. Eine Klassifizierung nach der Zug-Geschwindigkeit und Haltepunktdichte wie im deutschen Sprachraum gibt es in Spanien nicht. Fahrkarten werden nicht für eine Strecke, sondern für ein Produkt verkauft.

Der spanische Schienengüterverkehr hat eine Transportleistung von jährlich 8,9 Milliarden Tonnenkilometern und hat damit einen der niedrigsten Anteile am Modal Split in der EU. Nur in den Inselstaaten und dem inselreichen Griechenland ist der Bahnanteil am Güterverkehr niedriger.

Die Städte Barcelona, Bilbao, Madrid, Valencia, Sevilla, Palma und Málaga verfügen über U-Bahn- oder Metronetze. Einige Städte wie Alicante, Bilbao, Santa Cruz de Tenerife/La Laguna, Madrid und Barcelona besitzen neu eröffnete Straßenbahnnetze.

Flughäfen

Der Hafen von Valencia, einer der verkehrsreichsten in der Goldenen Banane

Das spanische Straßennetz ist hauptsächlich zentralisiert, mit sechs Autobahnen, die Madrid mit dem Baskenland, Katalonien, Valencia, West-Andalusien, Extremadura und Galicien verbinden. Außerdem gibt es Autobahnen entlang der Atlantikküste (Ferrol bis Vigo), der kantabrischen Küste (Oviedo bis San Sebastián) und der Mittelmeerküste (Girona bis Cádiz). Spanien will bis 2014 eine Million Elektroautos auf die Straße bringen. Dies ist Teil des Plans der Regierung, Energie zu sparen und die Energieeffizienz zu steigern. Der ehemalige Industrieminister Miguel Sebastián sagte, dass "das Elektrofahrzeug die Zukunft und der Motor einer industriellen Revolution ist".

Spanien verfügt über das umfangreichste Hochgeschwindigkeitsnetz in Europa und nach China über das zweitgrößte in der Welt. Ab 2019 verfügt Spanien über insgesamt mehr als 3.400 km Hochgeschwindigkeitsstrecken, die Málaga, Sevilla, Madrid, Barcelona, Valencia und Valladolid miteinander verbinden, wobei die Züge mit kommerziellen Geschwindigkeiten von bis zu 310 km/h fahren. Im Durchschnitt ist der spanische Hochgeschwindigkeitszug der schnellste der Welt, gefolgt vom japanischen Hochgeschwindigkeitszug und dem französischen TGV. Hinsichtlich der Pünktlichkeit steht er weltweit an zweiter Stelle (98,5 % pünktliche Ankunft) nach dem japanischen Shinkansen (99 %). Sollten die Ziele des ehrgeizigen AVE-Programms (spanische Hochgeschwindigkeitszüge) erreicht werden, wird Spanien bis 2020 über 7.000 km Hochgeschwindigkeitszüge verfügen, die fast alle Provinzstädte in weniger als drei Stunden mit Madrid und in vier Stunden mit Barcelona verbinden.

In Spanien gibt es 47 öffentliche Flughäfen. Der verkehrsreichste ist der Flughafen von Madrid (Barajas), der mit 50 Millionen Passagieren im Jahr 2011 der 15. verkehrsreichste Flughafen der Welt und der viertgrößte der Europäischen Union ist. Wichtig ist auch der Flughafen von Barcelona (El Prat), der mit 35 Millionen Passagieren im Jahr 2011 der 31. verkehrsreichste Flughafen der Welt ist. Weitere wichtige Flughäfen befinden sich auf Mallorca (23 Mio. Passagiere), Málaga (13 Mio. Passagiere), Las Palmas (Gran Canaria) (11 Mio. Passagiere), Alicante (10 Mio. Passagiere) und kleinere Flughäfen mit einem Passagieraufkommen zwischen 4 und 10 Mio. Passagieren, z. B. Teneriffa (zwei Flughäfen), Valencia, Sevilla, Bilbao, Ibiza, Lanzarote, Fuerteventura. Außerdem gibt es mehr als 30 Flughäfen mit einem Passagieraufkommen von weniger als 4 Millionen.

Die puente aéreo wird von der spanischen Fluggesellschaft Iberia betrieben.

Internet

Im Jahr 2019 nutzten 91 Prozent der Einwohner Spaniens das Internet. Über DSL-Anschlüsse verfügten 2012 etwa 19 %, über Kabelanschluss ca. 5 % der Einwohner. Die Breitband-Internetgeschwindigkeit liegt zwischen 10 MBit/s und 50 MBit/s auf DOCSIS3-Basis bei Kabelanschlüssen bzw. 100 MBit/s bei den noch wenigen Glasfaseranschlüssen (ca. 1 %).

Wirtschaft

Mit dem Plan de Estabilización 1959, dem demokratischen Wandel in der Zeit nach 1975, dem Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft im Jahr 1986 und der Teilnahme an der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion hat Spanien die Grundlage für einen langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung gelegt. Die Industrie des Landes wurde sukzessive liberalisiert und modernisiert. Hieraus sind einige international erfolgreich agierende Unternehmen hervorgegangen, zum Beispiel Iberia, Seat, Telefónica, Zara oder Endesa. Die Öffnung Spaniens für den internationalen Wettbewerb zog umfangreiche ausländische Direktinvestitionen nach sich.

Die Endmontage des Airbus A400M findet in Sevilla, Spanien statt.
Ein Modell des Seat Ibiza. Seat ist ein wichtiger industrieller Arbeitgeber in Spanien.

Der Preis dafür waren allerdings starke Schrumpfungsprozesse in traditionellen Branchen, z. B. im Baskenland. Auch lag die durchschnittliche Beschäftigtenzahl der spanischen Unternehmen im Jahr 2011 mit 10 Mitarbeitern weit unter dem EU-Durchschnitt von 17 (zum Vergleich: Griechenland 5, Deutschland 35). 80 % der Unternehmen des produzierenden Gewerbes haben weniger als 10 Mitarbeiter, was auf geringe Konkurrenzfähigkeit der im Durchschnitt wenig innovativen Industrie hindeutet. Die Reindustrialisierung nach der Krise 2009–2013, die zu einem starken Einbruch der Industrieproduktion führte, schreitet nur langsam voran, obwohl gerade der damit verbundene Beschäftigungsabbau die Produktivität erhöhte. 2014 wurde zum ersten Mal ein Zuwachs der industriellen Produktion von 1,1 % verzeichnet.

Die drei größten Verlagsgruppen sind Grupo Vocento, die italienische RCS MediaGroup und PRISA.

Mit 81.880 Mitarbeitern (Ende 2006) befindet sich die weltgrößte Genossenschaft im Land, die Mondragón Corporación Cooperativa.

Spanien war, laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahre 2017, das Land mit dem zwölft-größten nationalen Gesamtvermögen weltweit. Der Gesamtbesitz der Spanier an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich auf insgesamt 4.845 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsene Person beträgt 129.578 Dollar im Durchschnitt und 63.369 Dollar im Median (Deutschland: 203.946 bzw. 47.091 Dollar). Der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag 2016 bei 68,0 was auf eine mittlere Vermögensungleichheit hindeutet. 2018 gab es in Spanien 25 Milliardäre. Reichste Person des Landes ist Amancio Ortega, der mit einem Vermögen von ca. 70 Mrd. US-Dollar zu den 10 reichsten Menschen der Welt gehört. Ortega ist Gründer des Textilunternehmens Inditex.

Die Schattenwirtschaft hat an der Wirtschaft einen Anteil von 21,5 % des BIP.

Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte betrug im Jahre 2010 9,24 % des Bruttosozialproduktes. Damit wurde der von der Europäischen Union vorgegebene Grenzwert von 9,3 % geringfügig unterschritten.

Blick aufs nächtliche Benidorm. Tourismus spielt eine wesentliche Rolle in Spaniens Wirtschaft.

Das Wachstum der vergangenen Jahre wurde wesentlich durch einen Immobilienboom getragen, mit dem die durchschnittliche Verschuldung pro Person schon 2005 auf 125 Prozent des Jahreseinkommens anstieg, das war dreimal mehr als vor einer Dekade.

Die Immobilienblase platzte im Verlauf der Finanzkrise ab 2007. Da die spanischen Banken fast nur Darlehen mit variablem Zins vergaben, so das Zinsrisiko auf die Kreditnehmer abwälzten und die Banken durch strikte Regulierung kaum in den Verfall der forderungsbesicherten Wertpapiere verstrickt waren, galten die spanischen Banken lange als relativ gesund.

Da aber der Immobiliensektor fast ein Drittel des BIP erwirtschaftete, wirkte sich der Crash deutlich auf die Wirtschaft aus. Da gleichzeitig die Immobilienpreise stark gefallen sind, im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,8 %, sind sehr viele Haushalte überschuldet. So stiegen auch die Kreditausfälle um das Vierfache an, die Ausfallrate liegt nach offiziellen Angaben bei 5 %. In Spanien kostet eine Immobilie das 7,2fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines Haushalts. In Großbritannien kosteten sie nur das 4,6fache und in den USA lediglich das Dreifache. Der spanische Markt gilt somit weiterhin als deutlich überteuert, so dass ein andauernder Preisverfall zu erwarten ist.

Gewächshäuser bei El Ejido

Im März 2009 musste die regionale Sparkasse Caja Castilla la Mancha mit einem Milliardenkredit von der Zentralbank gestützt werden. Das Institut soll bis zu neun Milliarden Euro an Liquiditätshilfen erhalten, für welche die Regierung eine Garantie abgibt.

Am 25. Juni 2012 beantragte Wirtschaftsminister Luis de Guindos bei der Europäischen Union im Namen der spanischen Regierung finanzielle Hilfe für die Rekapitalisierung der spanischen Kreditinstitute. Pauschal hatten die Euro-Partner Spanien bereits 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Nach einer Entspannung der Lage im spanischen Finanzsektor verließ das Land im Januar 2014 den Euro-Rettungsschirm. Während der 18-monatigen Laufzeit der Hilfsmaßnahmen erhielt Spanien insgesamt 41,4 Milliarden Euro zur Unterstützung der Kreditinstitute.

Die Arbeitslosenquote betrug auf der Grundlage der Berechnung der Europäischen Union im November 2012 saisonbereinigt 26,6 %. 2006 hatte sie noch bei 7,6 % gelegen, im November 2008 bei 13,4 %. Damit erreichte die Arbeitslosenquote damals den höchsten Stand in der Europäischen Union. Gleichzeitig stieg auch die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen auf 56,5 % (November 2012), hinter Griechenland der zweithöchste Stand in der Europäischen Union. Aufgrund des seit Ende 2013 einsetzenden Wirtschaftsaufschwungs sank die Arbeitslosenquote bis Januar 2016 auf 20,5 Prozent (4,68 Millionen Arbeitslose) und im Juni 2018 auf 15,2 %. Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 39,4 %. 2009 arbeiteten 4,2 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 24 % in der Industrie und 71,7 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 22,75 Millionen geschätzt; davon sind 46,4 % Frauen. Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Spanien Platz 34 von 137 Ländern (Stand 2017–2018). Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 69 von 180 Ländern.

Renault-Werk in Valladolid

Die Automobilindustrie ist einer der größten Arbeitgeber des Landes. Im Jahr 2015 war Spanien das achtgrößte Automobilherstellerland der Welt und der zweitgrößte Automobilhersteller in Europa nach Deutschland.

Im Jahr 2016 erwirtschaftete die Automobilindustrie 8,7 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts und beschäftigte etwa neun Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Im Jahr 2008 war die Automobilindustrie die zweitgrößte Exportbranche, während 2015 etwa 80 % der Gesamtproduktion für den Export bestimmt waren.

Deutsche Unternehmen investierten 2015 4,8 Milliarden Euro in Spanien, womit das Land nach den USA das zweitgrößte Ziel für deutsche Direktinvestitionen war.

Spanien ist Mitglied des Schengen-Raums, der Eurozone und des europäischen Binnenmarkts.
Eine proportionale Darstellung der spanischen Exporte, 2019

Spaniens kapitalistische gemischte Wirtschaft ist die 14. größte weltweit und die viertgrößte in der Europäischen Union sowie die viertgrößte in der Eurozone.

Die Mitte-Rechts-Regierung des ehemaligen Ministerpräsidenten José María Aznar setzte sich erfolgreich für die Aufnahme in die Gruppe der Länder ein, die 1999 den Euro einführten. Die Arbeitslosigkeit lag im Juni 2017 bei 17,1 % und damit unter der Arbeitslosenquote der frühen 1990er Jahre, die in Spanien bei über 20 % lag. Die Jugendarbeitslosenquote (35 % im März 2018) ist im EU-Vergleich extrem hoch. Zu den anhaltenden Schwachpunkten der spanischen Wirtschaft gehören eine große Schattenwirtschaft und ein Bildungssystem, das laut OECD-Berichten zusammen mit den Vereinigten Staaten zu den schlechtesten der entwickelten Länder gehört.

Mitte der 1990er Jahre hatte die Wirtschaft das Wachstum, das durch die weltweite Rezession Anfang der 1990er Jahre unterbrochen worden war, wieder aufgenommen. Das starke Wirtschaftswachstum half der Regierung, die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP zu verringern, und die hohe Arbeitslosenquote Spaniens begann stetig zu sinken. Da der Staatshaushalt ausgeglichen und die Inflation unter Kontrolle war, wurde Spanien 1999 in die Eurozone aufgenommen.

Seit den 1990er Jahren haben einige spanische Unternehmen den Status eines multinationalen Unternehmens erlangt und weiten ihre Aktivitäten häufig auf das kulturell nahe Lateinamerika aus. Spanien ist dort nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte ausländische Investor. Spanische Unternehmen haben auch nach Asien, insbesondere nach China und Indien, expandiert. Diese frühe globale Expansion ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten und europäischen Nachbarn. Der Grund für diese frühe Expansion ist das boomende Interesse an der spanischen Sprache und Kultur in Asien und Afrika sowie eine Unternehmenskultur, die gelernt hat, auf instabilen Märkten Risiken einzugehen.

Spanische Unternehmen investierten in Bereiche wie die Vermarktung erneuerbarer Energien (Iberdrola war der weltweit größte Betreiber erneuerbarer Energien), Technologieunternehmen wie Telefónica, Abengoa, Mondragon Corporation (die weltweit größte Genossenschaft in Arbeitnehmerhand), Movistar, Hisdesat, Indra, Zughersteller wie CAF, Talgo, Weltkonzerne wie das Textilunternehmen Inditex, Erdölunternehmen wie Repsol oder Cepsa und Infrastruktur, wobei sechs der zehn größten internationalen Bauunternehmen, die sich auf das Verkehrswesen spezialisiert haben, Spanier sind, wie Ferrovial, Acciona, ACS, OHL und FCC.

Im Jahr 2005 wurde Spanien in der Erhebung der Economist Intelligence Unit über die Lebensqualität unter die Top 10 der Welt gewählt. Im Jahr 2013 belegte Spanien in der gleichen Erhebung (jetzt "Where-to-be-born index" genannt) den 28.

Im Jahr 2010 wurde die baskische Stadt Bilbao mit dem Lee Kuan Yew World City Prize ausgezeichnet, und ihr damaliger Bürgermeister Iñaki Azkuna erhielt 2012 den World Mayor Prize. Die baskische Hauptstadt Vitoria-Gasteiz erhielt 2012 den Preis der Grünen Hauptstadt Europas.

Währung

Spanien ist Teil des Europäischen Binnenmarkts. Zusammen mit 18 weiteren EU-Mitgliedstaaten (blau) bildet es eine Währungsunion, die Eurozone.

Die Währung in Spanien ist seit dem 1. Januar 1999 der Euro, der wie in allen Ländern der Eurozone ab 2002 die bisherige landeseigene Währung (Peseta) auch als offizielles Zahlungsmittel ersetzte. Der Wechselkurs zur vorigen Währung, pesetas (Pts) oder singular (Pta), betrug: 1 € = 166,386 Pts beziehungsweise 1 Pts = 0,6010 €-Cent. Nach wie vor werden noch Preise in Peseten angegeben, gerade bei teuren Gütern, die nicht allzu häufig gekauft werden, wie Autos oder Wohnungen. Als großzügig abkürzende Größenordnung werden hierbei gerne Millionen Pts, Million Pesetas verwendet: so kostet eine Wohnung in der Umgangssprache 25 Mio. Pts oder ein Auto 2 Mio. Pts.

In Gesprächen wird gelegentlich noch die Währungseinheit Duro benutzt. Ein Duro entspricht 5 Peseten, also ungefähr 3 Cent. Um von Euro auf Duro umzurechnen, reicht es, den Eurobetrag durch 3 zu dividieren und anschließend zwei Nullen anzuhängen (oder mit 100 multiplizieren). Während der Umstellungsphase auf den Euro wurden die Spanier mit der eingängigen Devise Vom Duro zum Euro auf die neue Währung eingestimmt.

Bruttoinlandsprodukt

Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds war Spanien im Jahr 2016 die vierzehntgrößte Volkswirtschaft weltweit. Im Rahmen der Finanzkrise 2009 schrumpfte die spanische Wirtschaftskraft um 3,58 %. Es folgten Jahre der Rezession und Stagnation. Die spanische Volkswirtschaft ließ diese langanhaltende Rezession im dritten Quartal 2013 mit 0,1 Prozent Wachstum nach neun rückläufigen Quartalen hinter sich. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) lag im Jahr 2014 bei 1,4 % und 2015 bei 3,2 %.

Das Bruttoinlandsprodukt Spaniens betrug 2016 ca. 1.113,8 Mrd. Euro Milliarden Euro. Das entsprach einem Wachstum im Vergleich zum Vorjahr von 3,2 %. Das BIP pro Kopf lag im selben Jahr bei 23.970 Euro.

Die Struktur der spanischen Wirtschaft weist eine für Industrienationen typische Verteilung auf:

  • 68 % Dienstleistungen,
  • 20 % verarbeitende Industrie,
  • 9 % Bauwirtschaft,
  • 3 % Landwirtschaft.

Wichtigste Wirtschaftszweige der spanischen Wirtschaft sind der Tourismus, das Bauwesen, die Kommunikations- und Informationstechnik, metallverarbeitende Industrie, Maschinenbau, Landwirtschaft und Petrochemie.

Spanien ist geprägt von großen wirtschaftlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Autonomen Gemeinschaften. In stark industrialisierten Regionen wie dem Baskenland, Madrid, Navarra oder Katalonien, lag das BIP pro Kopf ausgedrückt in Kaufkraftstandards im Jahr 2014 zwischen 8 und 25 Prozent über dem Schnitt der Europäischen Union, während die eher landwirtschaftlich geprägten Regionen wie beispielsweise Extremadura, Kastilien-La Mancha oder Andalusien nur zwischen 63 und 72 Prozent des EU-Durchschnitts erreichten.

BIP pro Kopf nach Autonomer Gemeinschaft
Pos. Autonome Gemeinschaft BIP/Kopf, KKS, (EU28=100) (2014) BIP/Kopf in € (Nominal) (2017)
1.  Madrid 123 33.809
2.  Baskenland 120 33.088
3.  Navarra 112 30.914
4.  Katalonien 109 29.936
 EU-28 100 27.500
5.  Aragonien 97 27.403
6.  La Rioja 95 26.044
7.  Balearische Inseln 94 25.772
 Spanien 91 25.000
8.  Kastilien und León 86 23.555
9.  Kantabrien 82 22.513
10.  Galicien 82 22.497
11.  Valencia 80 22.055
12.  Asturien 80 22.046
13.  Murcia 75 20.585
14.  Kanarische Inseln 74 20.425
15.  Kastilien-La Mancha 72 19.681
16.  Ceuta 71 19.524
17.  Andalusien 67 18.470
18.  Melilla 65 17.945
19.  Extremadura 63 17.262

Tourismus

Spaniens Küsten
Badetourismus am Strand bei Villajoyosa
Die Sierra Nevada: Pico del Veleta

Spanien wurde im Jahr 2016 von 75,6 Millionen Touristen besucht, damit lag das Land nach Frankreich und den USA an der dritten Stelle in der weltweiten Reisestatistik. Zum Vergleich: Im Jahre 2005 waren es noch 55,6 Millionen ausländische Touristen. Im Rekordjahr 2016 sind 22,1 Millionen Touristen aus dem Vereinigten Königreich angereist, aus Frankreich kamen 15,2 Millionen und an dritter Stelle kamen Gäste aus Deutschland mit 11,4 Millionen. Die Kanarischen Inseln sind das wichtigste touristische Ziel in Spanien: 31,4 % aller Touristen sind dorthin gereist. Zweitwichtigstes Reiseziel ist Katalonien, es wurde von 24 Millionen Touristen besucht. Danach folgt Andalusien mit 12,5 sowie Madrid mit 10,6 Millionen Touristen. Der Tourismus brachte Spanien Einnahmen von über 60 Mrd. US-Dollar.

Spanien hatte 2017 laut dem Travel and Tourism Competitiveness Report des World Economic Forum den wettbewerbsfähigsten Tourismussektor der Welt.

Beliebte Reiseziele (mit viel besuchten Orten) sind :

  • Pyrenäen
  • Balearen
  • Kanarische Inseln
  • Costa Brava
  • Costa Daurada (spanisch Costa Dorada)
    • Salou
  • Costa del Sol
  • Costa de la Luz
  • Costa Blanca
    • Benidorm
    • Dénia
  • Sierra Nevada
  • Costa Verde

Landwirtschaft

Die Anbauflächen wurden auf zwei sehr unterschiedliche Weisen bewirtschaftet. Die Gebiete mit unbewässertem Anbau (secano), die 85 % der gesamten Anbaufläche ausmachten, waren ausschließlich auf Regenfälle als Wasserquelle angewiesen. Dazu gehörten die feuchten Regionen im Norden und Nordwesten sowie weite Trockengebiete, die nicht bewässert wurden. Die wesentlich ertragreicheren Regionen, die dem bewässerten Anbau (regadío) gewidmet waren, umfassten 1986 3 Millionen Hektar, und die Regierung hoffte, dass sich diese Fläche schließlich verdoppeln würde, da sie sich seit 1950 bereits verdoppelt hatte. Besonders erwähnenswert ist die Entwicklung des Winteranbaus verschiedener Obst- und Gemüsesorten für den Export nach Europa in Almería, einer der trockensten und ödesten Provinzen Spaniens.

Olivenhaine in Andalusien.

Obwohl nur etwa 17 % der spanischen Anbaufläche bewässert waren, wurden schätzungsweise 40 bis 45 % des Bruttowertes der pflanzlichen Erzeugung und 50 % des Wertes der Agrarexporte damit erwirtschaftet. Mehr als die Hälfte der bewässerten Fläche wurde mit Mais, Obstbäumen und Gemüse bepflanzt. Andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, die von der Bewässerung profitierten, waren Weintrauben, Baumwolle, Zuckerrüben, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Olivenbäume, Mangos, Erdbeeren, Tomaten und Futtergräser. Auf etwa 10 % der bewässerten Flächen des Landes konnten je nach Art der Kultur zwei aufeinander folgende Ernten im selben Jahr eingebracht werden.

Zitrusfrüchte, Gemüse, Getreide, Olivenöl und Wein - die traditionellen landwirtschaftlichen Erzeugnisse Spaniens - waren auch in den 1980er Jahren noch von Bedeutung. Im Jahr 1983 machten sie 12 %, 12 %, 8 %, 6 % bzw. 4 % der landwirtschaftlichen Produktion des Landes aus. Aufgrund der veränderten Ernährungsgewohnheiten einer zunehmend wohlhabenden Bevölkerung stieg der Verbrauch von Vieh, Geflügel und Milchprodukten deutlich an. Mit einem Anteil von 30 % an der gesamten landwirtschaftlichen Produktion im Jahr 1983 wurde die Fleischerzeugung für den Inlandsverbrauch zur wichtigsten landwirtschaftlichen Tätigkeit. Die verstärkte Aufmerksamkeit für die Viehzucht war der Grund dafür, dass Spanien zu einem Nettoimporteur von Getreide wurde. Ideale Anbaubedingungen in Verbindung mit der Nähe zu wichtigen nordeuropäischen Märkten machten Zitrusfrüchte zu Spaniens führendem Exportgut. Frisches Gemüse und Früchte, die durch intensive Bewässerungslandwirtschaft erzeugt werden, wurden ebenfalls zu wichtigen Exportgütern, ebenso wie Sonnenblumenöl, das produziert wurde, um mit den teureren Olivenölen zu konkurrieren, die in den Mittelmeerländern der Europäischen Gemeinschaft im Überangebot vorhanden waren.

54 % der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt, Bewässerungsfeldbau wird auf etwa 20,1 % der Anbaufläche betrieben. 144.000 Quadratkilometer der Landesfläche sind bewaldet. In Spanien werden folgende Agrarprodukte produziert: Getreide (vor allem Weizen und Mais), Gemüse, Oliven, Weintrauben, Zuckerrüben, Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen, Fleisch (u. a. Schafe, Ziegen, Kaninchen und Geflügel), Milchprodukte (z. B. Manchego-Käse), Seefisch und Meeresfrüchte. Spanien ist zudem seit 2004 das einzige europäische Land mit einer signifikanten transgenen Anbaufläche (vor allem genveränderter Mais). Der Spanische Weinbau ist bedeutend, jedoch durch die Folgen der globalen Erwärmung stark gefährdet.

Wohnungen

Viele spanische Familien haben neben einer Wohnung in der Stadt ein Wochenendhaus auf dem Land oder am Meer. Nach Zahlen der Banco de España gab es Ende 2005 in Spanien rund 23,7 Millionen Wohnungen (spanisch Piso) und 15,39 Millionen Haushalte. Damit kommen auf einen spanischen Haushalt 1,54 Wohnungen, die höchste Rate der Welt. 85 % der spanischen Wohnungen werden von ihren Eigentümern bewohnt, 15 % vermietet.

Der spanische Durchschnittspreis für eine neue Wohnung beträgt 2510 €/m² (Dezember 2005). Die Wohnungspreise sind regional unterschiedlich.

Energiewirtschaft

Der Primärenergieverbrauch Spaniens erreichte 2007 sein Maximum, sank nach dem Platzen der Immobilienblase bis 2009 deutlich ab und war dann bis 2018 ungefähr gleichbleibend.

Spanien bezog bis Ende 2021 rund 40 Prozent den benötigten Erdgases aus Algerien. Aus diplomatischen Gründen (Spanien versöhnte sich mit Marokko; dies löste eine schwere Krise mit Algerien aus, der Schutzmacht der Polisario-Befreiungsfront, die für die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie kämpft) erhöhte Spanien dann seine Gasimporte aus den USA.

Primärenergieverbrauch nach Energieträgern

Die wichtigste Energiequelle Spaniens ist das Erdöl, welches 2018 44,3 % der Primärenergie lieferte. Insgesamt machen fossile Brennstoffe (Erdöl 44,3 %, Erdgas mit 20,9 % und Kohle mit 8,9 %) 74,1 % der verbrauchten Primärenergie aus. Im Jahr 2010 mussten 73,9 % der Primärenergiequellen importiert werden.

Energieträger 1994 (%) 2009 (%) 2010 (%) 2014 (%) 2018 (%)
Erdöl 53,5 48,8 47,3 42,8 44,3
Erdgas 6,7 23,8 23,5 20,0 20,9
Kernenergie 14,8 10,5 12,2 12,6 11,2
Erneuerbare Energie 6,5 9,3 11,1 14,6 13,8
Kohle 18,4 8,1 6,4 10,1 8,9
Außenhandelssaldo Strom 0,1 −0,5 −0,5 −0,25 0,7
Stromerzeugung

Elektrische Energie machte im Jahr 2009 21,5 % der verbrauchten Endenergie aus. Im Jahr 2010 wurden in Spanien 288.563 GWh Strom erzeugt. Der größten Anteil (23 %) davon wurde in Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken produziert, weitere 7 % stammten aus Kohlekraftwerken. Die insgesamt sechs Kernkraftwerke lieferten 22 %, 16 % stammten aus Windkraftanlagen, weitere 16 % aus Wasserkraftwerken und 2 % aus Solaranlagen. Spanien war 2010 mit 43.692 GWh größter europäischer Erzeuger von elektrischer Energie aus Windenergie geworden und lag in diesem Jahr auch vor der Bundesrepublik Deutschland.

Nachdem die Windstromerzeugung die Jahre zuvor beständig weiter angewachsen war, wurde die Windenergie 2021 zur wichtigsten Art der Stromerzeugung in Spanien.

Energieart Anteil (%) 2010 Anteil (%) 2020
Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk 23 17,8
Kernenergie 22 22,2
Wasserkraft 16 11,9
Windenergie 16 21,7
Kohle 7 2,0
Solarenergie 2 7,9
Erdöl, Erdgas 1 1,7
Rest 13 14,8

In Kraftwerken des Typs Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk wird hauptsächlich Gas verwendet. Unter die restlichen Energiearten fallen weitere erneuerbare Energien (2 %) und sonstige Energieformen „energias cogenerativas“.

Kernenergie

In Spanien sind derzeit sechs Kernkraftwerke mit acht Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von insgesamt 7716 MW am Netz.

1983 wurde ein Moratorium verabschiedet, das den Atomausstieg einleiten sollte. Auch nach 1983 wurden noch mehrere Reaktorblöcke fertiggestellt, jedoch wurden Neubaupläne verschoben und im Jahr 1994 endgültig verworfen. In dieser Legislaturperiode hat die Regierungspartei (sozialistische Partei) eine Kehrtwende vollzogen. Am 15. Februar 2011 hat das spanische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, nach der die auf 40 Jahre festgesetzte Höchstbetriebsdauer der Kernkraftwerke aufgehoben wird.

In Spanien gibt es Gesetze, die den weiteren Ausbau der Kernenergie untersagen.

Erneuerbare Energien

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen erlebte in Spanien einen Aufschwung: Im Jahr 2010 stammten 35,4 % des erzeugten Stromes aus erneuerbarer Energie, 2020 waren es 43,6 % und 2021 46,7 %. Mit einer installierten Windenergiekapazität von 23.170 MW lag Spanien 2014 hinter China, den USA, Deutschland und Indien an fünfter Stelle weltweit. Bis Februar 2022 war die installierte Windleistung auf 28.397 MW gestiegen. Ebenfalls einen Aufschwung erlebt die Solarenergie, so lag die installierte Kapazität aus Photovoltaikanlagen zum Stand Februar 2022 bei 15.190 MW (2007: ca. 900 MW, 2010: 3643 MW, 2015: ca. 4500 MW). Ebenso befinden sich mit Andasol 1, 2 und 3 (je 50 MW) die derzeit (2012) größten Sonnenwärmekraftwerke Europas in Spanien. Im Februar 2022 war eine Kapazität von 2.304 MW an Sonnenwärmekraftwerken installiert (2010: 682 MW).

Das Solarkraftwerk Andasol war das erste Parabolrinnen-Kraftwerk in Europa. Aufgrund der großen Höhe (1.100 m) und des halbtrockenen Klimas hat der Standort eine außergewöhnlich hohe jährliche direkte Sonneneinstrahlung von 2.200 kWh/m2 pro Jahr.

Zu den nicht-erneuerbaren Energiequellen, die in Spanien genutzt werden, gehören Kernkraft (8 in Betrieb befindliche Reaktoren), Gas, Kohle und Öl. Fossile Brennstoffe erzeugten 2009 zusammen 58 % des spanischen Stroms und lagen damit knapp unter dem OECD-Durchschnitt von 61 %. Die Kernenergie lieferte weitere 19 %, Wind- und Wasserkraft jeweils etwa 12 %.

Wirtschaftskennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt BIP, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. Euro)
Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
BIP in Mrd. Euro 1031 1020 1032 1078 1114 1162 1203 1244 1122 1205
Quelle: Eurostat (Stand 2022)
Entwicklung des BIP (real)
je Einwohner (in Tausend Euro)
Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
BIP je Einw.
(in Tsd. Euro)
22,05 21,90 22,22 23,22 23,98 24,97 25,75 26,42 23,69 25,46
Quelle: Eurostat (Stand 2022)
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Veränderung
in % gg. Vj.
−3,6 0,2 −0.8 −3,0 −1,4 1,4 3,8 3,0 3,0 2,3 2,1 −10,8 5,1
Quelle: Eurostat (Stand 2022)
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
(„minus“ = Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 Jahr 2016 2017 2016 2017 2018
Inflationsrate −0,2 −0,6 −0,2 2,0 1,7 Haushalts-
saldo
−6,0 −5,3 −4,5 −3,1 −2,5
Quelle: Eurostat (Stand Sommer 2019)
Haupthandelspartner (2018)
Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von
 Frankreich 15,1  Deutschland 12,5
 Deutschland 10,8  Frankreich 10,8
 Italien 8,0  Volksrepublik China 8,4
 Portugal 7,4  Italien 6,6
 Vereinigtes Königreich 6,7  Vereinigte Staaten 4,1
 Vereinigte Staaten 4,5  Niederlande 4,0
 Niederlande 3,5  Vereinigtes Königreich 3,6
sonstige Länder 44,0 sonstige Länder 50,0
alle EU-Länder zusammen 67,1 alle EU-Länder zusammen 55,1
Quelle: gtai
Hauptprodukte des Außenhandels (2017)
Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)
Kfz und -Teile 17,3 Chemische Erzeugnisse 13,5
Nahrungsmittel 12,9 Kfz und -Teile 12,3
Chemische Erzeugnisse 12,8 Nahrungsmittel 8,6
Maschinen 7,8 Maschinen 7,9
Textilien/Bekleidung 5,9 Erdöl 7,3
Quelle: gtai
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. Euro und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2016 2017 2018
Mrd. Euro % gg. Vj. Mrd. Euro % gg. Vj. Mrd. Euro % gg. Vj.
Einfuhr 281,6 −0,1 312,2 10,8 329,0 5,4
Ausfuhr 261,2 2,9 282,4 8,1 292,2 3,4
Saldo −20,4 −29,8 −36,8
Quelle: gtai

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von 512 Mrd. Dollar dem standen Einnahmen von 461 Mrd. Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 51 Mrd. Dollar beziehungsweise 4,1 % des BIPs. Die Staatsverschuldung betrug 2014 99,3 % des BIP. Durch verschiedene Sparprogramme konnte das Haushaltsdefizit von 11,0 Prozent im Jahre 2009 auf 4,1 im Jahr 2016 gesenkt werden. Von der Ratingagentur Standard & Poor’s werden die Staatsanleihen des Landes mit der Note A− bewertet (Stand 2018). Durch das zurückgehende Haushaltsdefizit und die verbesserte Wirtschaftslage konnte der spanische Staat seine Kreditwürdigkeit wieder verbessern.

Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Staatsverschuldung 42,3 % 38,9 % 35,5 % 39,4 % 52,7 % 60,1 % 69,5 % 90,0 % 100,5 % 105,1 %
Haushaltssaldo 1,2 % 2,2 % 2,0 % −4,4 % −11,0 % −9,4 % −9,5 % −10,4 % −6,9 % −5,9 %
Jahr 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Staatsverschuldung 103,3 % 102,8 % 101,9 % 100,5 % 98,3 % 120,0 % 118,4 %
Haushaltssaldo −5,3 % −4,5 % −3,1 % −2,6 % −3,1 % −10,3 % −6,9 %
Quelle: Eurosta

Gewerkschaften

Die beiden größten Gewerkschaftsbünde

  • Unión General de Trabajadores (UGT) und
  • Confederación Sindical de Comisiones Obreras (CC.OO.)

sind Mitglieder des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) und des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).

Die Zahl der Mitglieder in den zur UGT gehörenden Einzelgewerkschaften wird mit 880.000 Mitgliedern angegeben, für die CC:OO mit 800.000 (Stand: November 2017).

Kultur

Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616) gilt als Nationaldichter Spaniens
Bekannte Kulturschaffende Spaniens
  • Literatur: Miguel de Cervantes, Tirso de Molina, Lope de Vega, Pedro Calderón de la Barca, Francisco de Quevedo, Baltasar Gracián, Rosalía do Castro, José Zorrilla, Federico García Lorca, Camilo José Cela
  • Musik: Tomás Luis de Victoria, Antonio de Cabezón, Flamenco, Isaac Albéniz, Manuel de Falla, Andrés Segovia, Paco de Lucía, Joaquín Rodrigo, Ernesto Halffter
  • Film: Luis Buñuel, Carlos Saura, Pedro Almodóvar, Fernando Trueba, Alejandro Amenábar, Juan Antonio Bardem
  • Malerei: Francisco de Zurbarán, Diego Velázquez, Bartolomé Esteban Murillo, Alonso Cano, Francisco de Goya, Joaquín Sorolla y Bastida, Pablo Picasso, Salvador Dalí, Antoni Tàpies
  • Bildhauerei: Joan Miró, Eduardo Chillida, José Álvarez Cubero, Julio González
  • Architektur: Antoni Gaudí, Santiago Calatrava, César Manrique, Ricardo Bofill, Juan Bautista de Toledo, Rafael Moneo
  • Mode und Kleidung: Cristóbal Balenciaga, Manolo Blahnik, Amaya Arzuaga, Custo Dalmau, Paco Rabanne, Mantilla
  • Spanische Küche
Spanische Kinospielfilmproduktion
Jahr 1975 1985 1995 2005 2015
Anzahl 110 77 59 142 255
Stierkampf

Ein typisch spanisches Spektakel ist der Stierkampf. Nach Meinung seiner Anhänger ist er als eine Kunst anzusehen, in der Eleganz und Ästhetik eine wichtige Rolle spielen. In den Augen vieler Kritiker stellt er eine archaische und brutale Tradition dar, die es aufgrund der mit ihr verbundenen Tierquälerei nicht wert sei, in ihrer heutigen Form fortgeführt zu werden. Sowohl auf den Kanarischen Inseln, als auch in Katalonien ist der Stierkampf mittlerweile verboten.

Spanien ist ein westliches Land und eines der wichtigsten lateinamerikanischen Länder Europas. Die spanische Kultur ist von einer starken historischen Bindung an den Katholizismus geprägt, der bei der Entstehung des Landes und seiner späteren Identität eine zentrale Rolle spielte. Die spanische Kunst, Architektur, Küche und Musik wurden durch die aufeinander folgenden Wellen ausländischer Invasoren sowie durch das mediterrane Klima und die Geografie des Landes geprägt. Die jahrhundertelange Kolonialzeit führte zu einer Globalisierung der spanischen Sprache und Kultur, wobei Spanien auch die kulturellen und kommerziellen Produkte seines vielfältigen Reiches aufnahm.

Medien

Spanischsprachige Medienszene

Die meisten überregionalen Tageszeitungen erscheinen in der Hauptstadt Madrid: El País (durchschnittliche Auflage im Jahr 2003 rund 561.000 Exemplare, gehört zur Mediengruppe PRISA), El Mundo (379.000), ABC (346.000) und La Razón (205.000). In Barcelona erscheinen La Vanguardia (240.000) und die wichtige regionale katalanische Zeitung El Periódic (221.000; auch spanischsprachig als El Periódico). Von Bedeutung sind auch täglich erscheinende Sport-Medien wie Marca (549.000) und As (303.000). Die meisten Spanier lesen Regionalzeitungen, fast jede größere Stadt im Land hat hier ein Angebot, beispielsweise Diario de Sevilla oder auch Diario de Mallorca.

Radiotelevisión Española (RTVE) ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Spaniens. Dazu gehört der Fernsehsender Televisión Española (TVE). Dieser betreibt die Programme La 1, La 2 und den AuslandsdienstTVE Internacional und einige weitere Spartensender. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (Fernsehen und Radio) wird staatlich subventioniert. Private Fernsehprogramme sind Antena 3, Telecinco sowie seit dem 7. November 2005 Cuatro und seit dem 27. März desselben Jahres LaSexta. Das Fernsehprogrammangebot wird durch regionale Fernsehsender abgerundet. Im Bereich des digitalen Fernsehens gibt es die Angebote Digital+ und Auna. Der ehemals teilweise frei empfangbare Sender Canal+, der durch Cuatro ersetzt wurde, ist in das Digital+-Angebot eingegangen.

Deutschsprachige Medienszene

Für die Versorgung der zahlreichen deutschsprachigen Menschen, die sich langfristig (Residenten) oder kurzfristig (Touristen) in Spanien aufhalten, ist mittlerweile eine beachtliche eigenständige Medienszene entstanden. Zu den Publikationen gehören mehrere Wochenzeitungen mit Auflagen von über 20.000 Exemplaren sowie Gemeindebriefe, Germanistik-Fachzeitschriften oder Wirtschaftsmagazine. Namhafte Blätter sind beispielsweise das Mallorca-Magazin oder die Mallorca-Zeitung. Auf Mallorca, wo eine neue Minderheit mit dauerhaft ansässigen deutschstämmigen Menschen entsteht, gibt es mit Inselradio Mallorca auch das bekannteste deutschsprachige Vollzeit-Hörfunkprogramm. Für in Barcelona ansässige Deutsche, Österreicher und Schweizer erscheint der „TaschenSpiegel“. Spanien zählt neben Italien, den USA, Polen, Rumänien und Belgien zu den Staaten mit den meisten deutschsprachigen Medien außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraums.

Sport

Auch wenn organisierte Leibesübungen in Spanien seit der römischen Zeit praktiziert werden, so handelte es sich hierbei vor allem in der Franco-Ära um Spitzensport im Sinne von Brot und Spiele. Ernst nach Francos Tod breitete sich der Breiten- und Freizeitsport sehr aus.

Die spanische Fußballnationalmannschaft nach dem Gewinn der Europameisterschaft 2008

Fußball ist in Spanien der mit Abstand wichtigste Publikums- und auch ein viel betriebener Breitensport. Die bekanntesten Vereine sind Real Madrid und der FC Barcelona, die zu den erfolgreichsten Fußballklubs Europas gehören. Weitere bekannte Klubs sind der FC Valencia, Atlético Madrid, Athletic Bilbao, Real Saragossa oder der FC Sevilla. Die Nationalmannschaft konnte bislang drei Europameisterschaften für sich entscheiden, 1964 im eigenen Land, 2008 in Österreich und der Schweiz sowie 2012 in Polen und der Ukraine. Im Jahr 1920 errang die spanische Fußballmannschaft bei den Olympischen Spielen in Antwerpen den zweiten Platz, was eine große Euphorie auslöste. 2010 wurde Spanien zum ersten Mal Fußballweltmeister.

Weitere beliebte Mannschaftssportarten sind Basketball, Handball, Hockey, Futsal, Volleyball und Wasserball, an den Universitäten erfreut sich außerdem Rugby großer Beliebtheit. Vor allem in den Regionen Katalonien und Galicien wird auch der Rollhockeysport zahlreich betrieben.

Die spanische Rugby-Union-Nationalmannschaft, 2009

Die spanische Nationalmannschaft qualifizierte sich 1999 erstmals für eine Rugby-Union-Weltmeisterschaft, bei dem Turnier landete man in der Gruppenphase jedoch auf dem letzten Platz. Spanien ist einer der Teilnehmer bei der Rugby-Union-Europameisterschaft und trifft dort auf andere aufstrebende Nationalmannschaften. Als Heimatstadion dient das Estadio Nacional Universidad Complutense in Madrid.

Auch Motorsport ist in Spanien sehr beliebt. Beim Rennsport für Straßenmotorräder brachte das Land internationale Stars wie Ángel Nieto, Jorge Martínez “Aspar” oder Àlex Crivillé hervor. Die derzeit bekanntesten aktiven Fahrer sind Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Álvaro Bautista, Toni Elías, Julián Simón, Marc Márquez und Nicolás Terol, die alle bereits Weltmeistertitel gewinnen konnten. Der spanische Motorradhersteller Derbi konnte zwölf Fahrerweltmeisterschaften und neun Konstrukteurswertungen für sich entscheiden, die Marke Bultaco errang vier Fahrer- und drei Konstrukteurswertungen. Weitere beliebte Motorsportarten sind Rallye, Rallye Raid und Motorrad-Trial.

Die Formel 1 führte in Spanien lange ein Schattendasein, dies änderte sich jedoch schlagartig durch die Erfolge von Fernando Alonso, der 2005 und 2006 die Weltmeisterschaft gewinnen konnte.

Radsport erfreut sich sowohl als Breiten- als auch als Profisport großer Beliebtheit. Mit Miguel Indurain, Federico Bahamontes, Luis Ocaña Pernía, Pedro Delgado, Óscar Pereiro, Alberto Contador und Carlos Sastre verfügt Spanien über sieben Tour-de-France-Sieger. Auch der mehrfache Weltmeister Óscar Freire ist ein Begriff. Ein großes Radsportereignis ist die Vuelta, weitere international beachtete Rennen sind die Baskenland-Rundfahrt, die Katalonien-Rundfahrt und das Clásica San Sebastián.

Der bedeutendste Individualsport ist Tennis. Zu den international bekanntesten Spielern zählen Manuel Santana, Carlos Moyá, Sergi Bruguera, Arantxa Sánchez Vicario, Conchita Martínez oder die noch aktiven Rafael Nadal und Garbiñe Muguruza. Den Davis Cup gewann Spanien bisher fünf Mal, den Fed Cup ebenso oft und den Hopman Cup vier Mal.

Auch beliebt ist Padel, ein relativ neues, dem Tennis ähnliches Spiel, und Golf, wo bekannte Profis wie Severiano Ballesteros, José María Olazábal oder Sergio García zu nennen sind. Im Nordosten Spaniens wird Pelota, der baskische Nationalsport, und in der Region Valencia Pilota Valenciana gespielt.

Neben dem Profisport hat der Amateursport in Spanien einen sehr hohen Stellenwert. Fast die Hälfte der Bevölkerung zwischen 15 und 75 Jahren betreibt aktiv eine Sportart. Dabei ist Fitnesstraining, wie zum Beispiel Jogging, vor Fußball und Schwimmen die beliebteste Sportart. Aber auch Radfahren und Walking werden in Spanien immer beliebter.

Nationale Feiertage

Angehörige der Guardia Civil in Paradeuniform am Nationalfeiertag

In Spanien werden für jedes Jahr 14 Feiertage definiert. Einige hiervon sind staatlich, einige werden von der Autonomen Gemeinschaft bestimmt, je ein Feiertag von der Provinz (in der Regel der Schutzpatron der Provinz) und ein Feiertag von der Gemeinde beziehungsweise vom Ort (in der Regel der Schutzpatron der Gemeinde). Die Feiertage werden jährlich für das Folgejahr von jeder Autonomen Gemeinschaft veröffentlicht und können variieren. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, ist der darauf folgende Montag je nach Branche arbeitsfrei.

Folgende Tage sind in der Regel Feiertage, können aber je nach Jahr oder Autonomer Gemeinschaft ausfallen oder ersetzt werden:

  • 1. Januar – Neujahr (Año Nuevo)
  • 6. Januar – Heilige Drei Könige/Epiphanias (Epifanía)
  • 19. März – Josefstag (San José)
  • März/April – Palmsonntag, am Sonntag vor Ostern beginnt in Spanien die Semana Santa
  • März/April – Gründonnerstag (Jueves Santo)
  • März/April – Karfreitag (Viernes Santo)
  • März/April – Ostersonntag (Domingo de Pascua)
  • 1. Mai – Tag der Arbeit (Primero de Mayo)
  • 25. Juli – St. Jakobus der Ältere, Schutzpatron Spaniens (Santiago)
  • 15. August – Mariä Himmelfahrt (Fiesta de la Asunción)
  • 12. Oktober – Nationalfeiertag (Día de la Hispanidad / El Pilar), anlässlich der Entdeckung Amerikas durch den genuesischen Christoph Kolumbus
  • 1. November – Allerheiligen (Todos los Santos)
  • 6. Dezember – Tag der Verfassung (Día de la Constitución), anlässlich der Annahme der Verfassung im Jahr 1978
  • 8. Dezember – Unbefleckte Empfängnis (Inmaculada Concepción)
  • 25. Dezember – Weihnachten (Navidad)

Beispiel für regionale Feiertage:

  • März/April – Ostermontag (Lunes de Pascua) zum Beispiel im Baskenland
  • 2. Mai – Feiertag, nur in der Madrider Region (Aufstand des Volkes von Madrid gegen die französische Besatzung 1808)
  • 28. April – San Prudencio in der Provinz Álava (Schutzpatron der Provinz)
  • 15. Mai – San Isidro in der Stadt Madrid (Schutzpatron der Stadt)
  • 30. Mai – Día de Canarias, nur Kanarische Inseln
  • 24. Juni – St.-Johannes-Tag (Revetlla de Sant Joan), Feiertag nur in Katalonien, in ganz Spanien werden am Johannistag allerdings die Johannisfeuer entfacht
  • 9. Oktober – nur in der Comunidad Valencia, Erinnerung an die Befreiung aus der Maurenherrschaft
  • 26. Dezember – St.-Stephans-Tag (Sant Esteve), nur in Katalonien
Encierro, San Fermín, in Pamplona

In Spanien gibt es viele Feste und Feierlichkeiten. Einige von ihnen sind weltweit bekannt, und Millionen von Touristen aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr nach Spanien, um eines dieser Feste zu erleben. Eines der bekanntesten ist San Fermín in Pamplona. Das berühmteste Ereignis ist das Stierrennen, das vom 7. bis 14. Juli um 8.00 Uhr morgens stattfindet, aber das siebentägige Fest umfasst noch viele andere traditionelle und folkloristische Veranstaltungen. Die Ereignisse standen im Mittelpunkt der Handlung des Romans The Sun Also Rises von Ernest Hemingway, durch den das Fest in den englischsprachigen Ländern bekannt wurde. Infolgedessen ist es zu einem der international bekanntesten Feste Spaniens geworden, an dem jedes Jahr über 1 000 000 Menschen teilnehmen.

Weitere Feste sind: Das Tomatenfest La Tomatina in Buñol, Valencia, die Karnevalsfeste auf den Kanarischen Inseln, die Falles in Valencia oder die Karwoche in Andalusien und Kastilien und León.

Welterbestätten

In Spanien gibt es 47 Welterbestätten. Dazu gehören die Landschaft des Monte Perdido in den Pyrenäen, die mit Frankreich geteilt wird, die prähistorischen Felskunststätten des Côa-Tals und der Siega Verde, die mit Portugal geteilt werden, das Merkur-Erbe, das mit Slowenien geteilt wird, und die uralten und ursprünglichen Buchenwälder, die mit anderen europäischen Ländern geteilt werden. Darüber hinaus verfügt Spanien über 14 immaterielle Kulturgüter oder "menschliche Schätze".

Literatur

Zu den frühen Beispielen für romanische Literatur in der Volkssprache gehören kurze Schnipsel des mozarabischen Romans (z. B. Refrains), die in arabische und hebräische Texte eingestreut wurden. Weitere Beispiele für die frühe iberische Romanistik sind die Glosas Emilianenses, die in Latein, Baskisch und Romanisch verfasst wurden.

Handschrift aus dem 13. Jahrhundert Grande e general estoria.

Die frühmittelalterliche Literatur im christlichen Iberien wurde in Latein verfasst, das bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts die literarische Standardsprache blieb, während die iberoromanischen Volkssprachen und das Baskische gesprochen wurden. Eine entscheidende Entwicklung vollzog sich im 13. Jahrhundert in Toledo, wo die arabische Gelehrsamkeit in die lokale Volkssprache, das Kastilische, übersetzt wurde. Im Bereich der Lyrik existierte das Kastilische neben dem Galizisch-Portugiesischen in der gesamten Krone Kastiliens bis ins 16. Die in Ostiberien für die Lyrik bevorzugte romanische Variante, das Okzitanische, wurde im 14. und 15. Jahrhundert zunehmend katalanisiert. Zu den wichtigsten literarischen Werken des Mittelalters gehören Cantar de Mio Cid, Tirant lo Blanch, The Book of Good Love und Coplas por la muerte de su padre. Genres wie Mester de Juglaría und Mester de Clerecía wurden kultiviert.

Von den Monarchen im späten Mittelalter gefördert und im späten 15. Jahrhundert sogar kodifiziert, wurde das Kastilische (das ab dem 16. Jahrhundert weithin als "Spanisch" bezeichnet wird) nach und nach zur Sprache der Machteliten auf der Iberischen Halbinsel, was sein Ansehen als Sprache eines Weltreichs in der frühen Neuzeit weiter untermauerte und im 16. und 17.

Berühmte Werke der frühen Neuzeit sind La Celestina und Lazarillo de Tormes. Der berühmte Don Quijote de La Mancha von Miguel de Cervantes wurde in dieser Zeit geschrieben. Andere Schriftsteller aus dieser Zeit sind: Francisco de Quevedo, Lope de Vega, Calderón de la Barca oder Tirso de Molina.

Während der Aufklärung finden wir Namen wie Leandro Fernández de Moratín, Benito Jerónimo Feijóo, Gaspar Melchor de Jovellanos oder Leandro Fernández de Moratín.

Die Anfänge der spanischen romantischen Literatur (ursprünglich eine Rebellion gegen den französischen Klassizismus) werden auf das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts zurückgeführt, auch wenn die Bewegung ihre Blütezeit zwischen 1835 und 1850 hatte und danach abflaute.

In einer breiteren Definition, die den Zeitraum von 1868 oder 1874 bis 1936 umfasst, folgte das so genannte Silberne Zeitalter der spanischen Kultur.

Nach dem Niedergang der romantischen Literatur entwickelte sich der spanische Realismus, der das zeitgenössische Leben und die Gesellschaft nicht romantisch oder stilisiert darstellte, sondern "wie sie waren". Der wichtigste realistische Schriftsteller war Benito Pérez Galdós. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es im Rahmen kultureller Bewegungen, die von der Romantik inspiriert waren, wie der katalanischen Renaixença oder dem galicischen Rexurdimento, auch zu einem Wiederaufleben der literarischen Verwendung anderer lokaler Sprachen als des Spanischen. Da die baskische Sprache bis dahin nur selten in einem schriftlichen Medium verwendet wurde, musste die wirkliche Förderung des literarischen Gebrauchs der baskischen Sprache bis in die 1960er Jahre warten, auch wenn ein gewisses Interesse an der Sprache bereits im späten 19.

Die Autoren des 20. Jahrhunderts wurden in lose literarische Generationen eingeteilt, wie die Generation von '98, die Generation von '27, die Generation von '36 und die Generation von '50.

Der Premio Planeta de Novela und der Miguel de Cervantes-Preis sind heute die beiden wichtigsten Auszeichnungen für spanische Literatur.

Philosophie

Das Konstrukt eines eigenständigen spanischen philosophischen Denkens wurde von der Wissenschaft auf unterschiedliche Weise angegangen, entweder indem man seine Entwicklung durch die Jahrhunderte seit der römischen Eroberung Hispaniens diachron verfolgte (mit frühen Vertretern wie Seneca, Trajan, Lucan oder Martial), indem man seine Ursprünge im späten 19. In der Auseinandersetzung um die Existenz einer spanischen Philosophie standen sich unter anderem Marcelino Menéndez y Pelayo (Hauptverantwortlicher für den Mythos) und Antonio Pérez gegenüber. Ausländische Importe wie der Krausismus erwiesen sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Spanien als äußerst einflussreich.

Kunst

Las Meninas von Diego Velázquez

Künstler aus Spanien hatten großen Einfluss auf die Entwicklung verschiedener europäischer und amerikanischer Kunstbewegungen. Aufgrund der historischen, geografischen und generationsbedingten Vielfalt hat die spanische Kunst eine Vielzahl von Einflüssen erfahren. Das mediterrane Erbe mit griechisch-römischen und einigen maurischen Einflüssen ist in Spanien, insbesondere in Andalusien, noch heute spürbar. Zu den europäischen Einflüssen gehören Italien, Deutschland und Frankreich, insbesondere während der Renaissance, des spanischen Barocks und des Neoklassizismus. Es gibt viele andere autochthone Stile wie die vorromanische Kunst und Architektur, die herrschaftliche Architektur oder die isabellinische Gotik.

Während des Goldenen Zeitalters wirkten in Spanien Maler wie El Greco, José de Ribera, Bartolomé Esteban Murillo und Francisco Zurbarán. Ebenfalls in der Barockzeit schuf Diego Velázquez einige der berühmtesten spanischen Porträts, wie Las Meninas und Las Hilanderas.

Francisco Goya malte in einer historischen Periode, die den spanischen Unabhängigkeitskrieg, die Kämpfe zwischen Liberalen und Absolutisten und den Aufstieg der zeitgenössischen Nationalstaaten umfasst.

Joaquín Sorolla ist ein bekannter Maler des modernen Impressionismus, und es gibt viele bedeutende spanische Maler, die zur Kunstbewegung des Modernismus gehören, darunter Pablo Picasso, Salvador Dalí, Juan Gris und Joan Miró.

Kino

Pedro Almodóvar und Penélope Cruz in Oviedo

Nach der ersten Projektion eines Kinematographen in Spanien im Jahr 1896 entwickelte sich das Kino in den folgenden Jahren, wobei Barcelona am Vorabend des Ersten Weltkriegs zum größten Produktionszentrum des Landes (und zu einem wichtigen europäischen Zentrum) wurde. Der Konflikt bot der spanischen Stummfilmindustrie eine Chance für weiteres Wachstum. Im Jahr 1932 wurden lokale Studios für Tonfilme gegründet. Als die Regierung 1941 die Synchronisierung ausländischer Filme vorschrieb, gewöhnte sich das spanische Publikum daran, synchronisierte Filme zu sehen.

Das spanische Kino hat große internationale Erfolge erzielt, darunter Oscars für neuere Filme wie Pan's Labyrinth und Volver.

Zu den verschiedenen Exploitation-Genres, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufblühten, gehören der Fantaterror [es], das cine quinqui und die so genannten destape [es] Filme.

Ab 2021 zählen die Festivals von San Sebastián und Málaga zu den wichtigsten Kulturinitiativen des Landes.

Architektur

Hängende Häuser von Cuenca

Lehm und Gips sind sehr verbreitete Materialien der traditionellen Volksarchitektur in Spanien (vor allem im Osten des Landes, wo sich die meisten Gipsvorkommen befinden). Aufgrund ihrer historischen und geografischen Vielfalt hat die spanische Architektur eine Vielzahl von Einflüssen aufgenommen. Schöne Beispiele islamischer Architektur, die zur westislamischen Tradition gehört, wurden im Mittelalter in Städten wie Córdoba, Sevilla oder Granada errichtet. Ähnlich wie im Maghreb wurde die Stuckverzierung in Al-Andalus im Hochmittelalter zu einem architektonischen Stilmerkmal.

Gleichzeitig entwickelten auch die christlichen Königreiche ihre eigenen Stile; sie entwickelten einen vorromanischen Stil, als sie während des frühen Mittelalters eine Zeit lang von den zeitgenössischen Einflüssen der europäischen Architektur isoliert waren, und integrierten später die romanischen und gotischen Strömungen. In dieser Zeit erlebte die Gotik eine außerordentliche Blüte, die sich in zahlreichen Bauwerken im gesamten Gebiet niederschlug. Der so genannte Mudéjar-Stil bezeichnete Werke von Muslimen, Christen und Juden in den von den Muslimen eroberten Gebieten.

Die Ankunft des Modernismus in der akademischen Welt brachte einen Großteil der Architektur des 20. Jahrhunderts hervor. Ein einflussreicher, in Barcelona beheimateter Stil, bekannt als Modernisme, brachte eine Reihe bedeutender Architekten hervor, zu denen auch Gaudí gehört. Der internationale Stil wurde von Gruppen wie GATEPAC angeführt. Spanien erlebt derzeit eine Revolution in der zeitgenössischen Architektur, und spanische Architekten wie Rafael Moneo, Santiago Calatrava, Ricardo Bofill und viele andere haben weltweites Renommee erlangt.

Musik und Tanz

Der Flamenco ist eine andalusische Kunstform, die sich aus der Seguidilla entwickelt hat.

Die spanische Musik wird im Ausland oft als Synonym für den Flamenco, eine westandalusische Musikrichtung, angesehen, die entgegen der landläufigen Meinung außerhalb dieser Region nicht weit verbreitet ist. In Aragonien, Katalonien, Valencia, Kastilien, dem Baskenland, Galicien, Kantabrien und Asturien sind verschiedene regionale Volksmusikstile verbreitet. Pop, Rock, Hip-Hop und Heavy Metal sind ebenfalls sehr beliebt.

Im Bereich der klassischen Musik hat Spanien eine Reihe bekannter Komponisten wie Isaac Albéniz, Manuel de Falla und Enrique Granados sowie Sänger und Interpreten wie Plácido Domingo, José Carreras, Montserrat Caballé, Alicia de Larrocha, Alfredo Kraus, Pablo Casals, Ricardo Viñes, José Iturbi, Pablo de Sarasate, Jordi Savall und Teresa Berganza hervorgebracht. In Spanien gibt es über vierzig professionelle Orchester, darunter das Orquestra Simfònica de Barcelona, das Orquesta Nacional de España und das Orquesta Sinfónica de Madrid. Zu den großen Opernhäusern gehören das Teatro Real, das Gran Teatre del Liceu, das Teatro Arriaga und der El Palau de les Arts Reina Sofía.

Tausende von Musikfans reisen jedes Jahr nach Spanien, um an den international anerkannten Sommermusikfestivals Sónar, bei dem oft die angesagtesten Pop- und Techno-Künstler auftreten, und Benicàssim, bei dem eher alternative Rock- und Dance-Künstler auftreten, teilzunehmen. Beide Festivals sind ein Zeichen für die internationale Präsenz Spaniens im Musikbereich und spiegeln den Geschmack der jungen Menschen im Lande wider. Das Jazzfestival von Vitoria-Gasteiz ist eines der wichtigsten Festivals seines Genres.

Das beliebteste traditionelle Musikinstrument, die Gitarre, hat seinen Ursprung in Spanien. Typisch für den Norden sind die traditionellen Dudelsackpfeifer oder Gaiteros, vor allem in Asturien und Galicien.

Kulinarisches

Paella, ein traditionelles valencianisches Gericht
Der Jamón ibérico ist einer der teuersten Schinken.

Die spanische Küche besteht aus einer Vielzahl von Gerichten, die auf die Unterschiede in Geografie, Kultur und Klima zurückzuführen sind. Sie ist stark von den Meeresfrüchten beeinflusst, die in den Gewässern rund um das Land zu finden sind, und spiegelt die tiefen mediterranen Wurzeln des Landes wider. Die lange Geschichte Spaniens mit vielen kulturellen Einflüssen hat zu einer einzigartigen Küche geführt. Es lassen sich insbesondere drei Hauptbereiche unterscheiden: Mediterranes Spanien - alle Küstenregionen von Katalonien bis Andalusien - mit einer starken Verwendung von Meeresfrüchten wie Pescaíto frito (frittierter Fisch), verschiedenen kalten Suppen wie Gazpacho und vielen Reisgerichten wie Paella aus Valencia und Arròs Negre (schwarzer Reis) aus Katalonien.

Innenspanien - Kastilien - heiße, dicke Suppen wie die kastilische Suppe auf Brot- und Knoblauchbasis sowie deftige Eintöpfe wie der cocido madrileño. Lebensmittel werden traditionell durch Einsalzen konserviert, wie z. B. spanischer Schinken, oder in Olivenöl eingelegt, wie z. B. Manchego-Käse.

Atlantisches" Spanien - die gesamte Nordküste, einschließlich der asturischen, baskischen, kantabrischen und galicischen Küche - Gemüse- und Fischeintöpfe wie Caldo Gallego und Marmitako. Außerdem der leicht geräucherte Lacón-Schinken. Die bekannteste Küche der nördlichen Länder basiert oft auf Meeresfrüchten, wie Kabeljau, Weißer Thun oder Sardellen auf baskische Art oder Polbo á feira und Schalentiergerichte auf galicische Art.

Etymologie

Die Ursprünge des römischen Namens Hispania und des modernen España sind ungewiss, obwohl die Phönizier und Karthager die Region als Spania bezeichneten, weshalb die am weitesten akzeptierte Etymologie eine levantinisch-phönizische ist. Es gibt eine Reihe von Berichten und Hypothesen über den Ursprung der Stadt:

Die Dame von Elche, die möglicherweise Tanit darstellt, aus dem karthagischen Iberien, 4. Jahrhundert v. Chr.

Der Renaissance-Gelehrte Antonio de Nebrija schlug vor, dass sich das Wort Hispania aus dem iberischen Wort Hispalis entwickelt hat, was "Stadt der westlichen Welt" bedeutet.

Jesús Luis Cunchillos [es] argumentierte, dass die Wurzel des Begriffs span das phönizische Wort spy ist, das "Metalle schmieden" bedeutet. Daher würde i-spn-ya "das Land, in dem Metalle geschmiedet werden" bedeuten. Möglicherweise handelt es sich um eine Ableitung des phönizischen I-Shpania, was "Insel der Kaninchen", "Land der Kaninchen" oder "Rand" bedeutet, eine Anspielung auf die Lage Spaniens am Ende des Mittelmeers; römische Münzen, die in der Region seit der Herrschaft Hadrians geprägt wurden, zeigen eine weibliche Figur mit einem Kaninchen zu ihren Füßen, und Strabo nannte es das "Land der Kaninchen". Das fragliche Wort (vergleiche modernes Hebräisch Shafan) bedeutet eigentlich "Hyrax", was möglicherweise auf eine Verwechslung der beiden Tiere durch die Phönizier zurückzuführen ist.

Hispania könnte auf die poetische Verwendung des Begriffs Hesperia zurückgehen, der die griechische Vorstellung von Italien als "westliches Land" oder "Land der untergehenden Sonne" (Hesperia, Ἑσπερία auf Griechisch) und von Spanien, das noch weiter westlich liegt, als Hesperia ultima widerspiegelt.

Es wird behauptet, dass "Hispania" von dem baskischen Wort Ezpanna abgeleitet ist, das "Rand" oder "Grenze" bedeutet, ein weiterer Hinweis darauf, dass die Iberische Halbinsel die südwestliche Ecke des europäischen Kontinents bildet.

Zwei spanische jüdische Gelehrte aus dem 15. Jahrhundert, Don Isaac Abravanel und Solomon ibn Verga, gaben eine Erklärung, die heute als folkloristisch gilt. Beide Männer schrieben in zwei verschiedenen veröffentlichten Werken, dass die ersten Juden, die Spanien erreichten, mit einem Schiff von Phiros gebracht wurden, der mit dem König von Babylon verbündet war, als dieser Jerusalem belagerte. Phiros war gebürtiger Grieche, dem jedoch ein Königreich in Spanien übertragen worden war. Phiros war durch Heirat mit Espan, dem Neffen von König Herakles, verwandt, der ebenfalls ein Königreich in Spanien regierte. Später verzichtete Herakles auf den Thron und zog es vor, in seine griechische Heimat zurückzukehren, und überließ sein Königreich seinem Neffen Espan, von dem das Land España (Spanien) seinen Namen hat. Nach den Zeugnissen der beiden wäre dieser Name in Spanien bereits um 350 v. Chr. gebräuchlich gewesen.

Menschenrechte

WorldPride Madrid 2017. Zeitgleich mit den WorldPride-Feierlichkeiten fand ein Gipfeltreffen zu LGBTI-Menschenrechten statt.

Die spanische Verfassung von 1978 "schützt alle Spanier und alle Völker Spaniens in der Ausübung der Menschenrechte, ihrer Kulturen und Traditionen, Sprachen und Institutionen".

Nach Angaben von Amnesty International (AI) sind die staatlichen Ermittlungen bei mutmaßlichen Übergriffen der Polizei oft langwierig und die Strafen gering. Gewalt gegen Frauen sei ein Problem, gegen das die Regierung etwas unternehme.

Spanien bietet seiner LGBT-Gemeinschaft einen der höchsten Freiheitsgrade der Welt. Unter den vom Pew Research Center im Jahr 2013 untersuchten Ländern steht Spanien an erster Stelle, was die Akzeptanz von Homosexualität angeht. 88 % der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Homosexualität akzeptiert werden sollte.

Wissenschaft und Technik

GranTeCan-Spiegelteleskop im Observatorium Roque de los Muchachos, Instituto de Astrofísica de Canarias

Der Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) ist die führende öffentliche Einrichtung für wissenschaftliche Forschung im Land. In der SCImago-Rangliste der Institutionen 2018 rangiert das CSIC auf Platz 5 der staatlichen Wissenschaftseinrichtungen weltweit (und auf Platz 32 insgesamt). Im globalen Innovationsindex 2021 belegte Spanien Platz 30, gegenüber Platz 29 im Jahr 2019.

Hochschuleinrichtungen (verwaltet auf regionaler NUTS2-Ebene) führen etwa 60 % der Grundlagenforschung im Lande durch. Auch der Beitrag des Privatsektors zu den FuE-Ausgaben ist wesentlich geringer als in anderen EU- und OECD-Ländern.

Seit 2006 findet der Mobile World Congress in Barcelona statt.

Demografische Daten

Völker

Die spanische Verfassung von 1978 erkennt in ihrem zweiten Artikel allgemein die zeitgenössischen Entitäten - Nationalitäten und Regionen - im Rahmen der spanischen Nation an.

Spanien wurde als de facto plurinationaler Staat bezeichnet. Die Identität Spaniens ergibt sich eher aus einer Überschneidung verschiedener territorialer und ethnolinguistischer Identitäten als aus einer alleinigen spanischen Identität. In einigen Fällen können einige der territorialen Identitäten mit der dominanten spanischen Kultur in Konflikt geraten. Zu den ausgeprägten traditionellen Identitäten innerhalb Spaniens gehören die Basken, Katalanen, Galicier, Andalusier und Valencianer, obwohl bis zu einem gewissen Grad alle 17 autonomen Gemeinschaften eine eigene lokale Identität beanspruchen können.

Es ist dieses letzte Merkmal der "gemeinsamen Identität" zwischen der eher lokalen Ebene oder autonomen Gemeinschaft und der spanischen Ebene, das die Identitätsfrage in Spanien komplex und keineswegs eindeutig macht.

Minderheitengruppen

Feierlichkeiten zum Romani-Tag am 24. Mai 2018 in Madrid

In Spanien leben zahlreiche Nachkommen von Völkern aus ehemaligen Kolonien, insbesondere aus Lateinamerika und Nordafrika. Eine kleinere Zahl von Einwanderern aus mehreren Ländern südlich der Sahara hat sich in letzter Zeit in Spanien niedergelassen. Auch die Zahl der asiatischen Einwanderer ist beträchtlich, wobei die meisten von ihnen aus dem Nahen Osten, Südasien und China stammen. Die größte Gruppe der Einwanderer sind Europäer, die in großer Zahl aus Rumänien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und anderen Ländern stammen.

Die Ankunft der Gitanos, eines Roma-Volkes, begann im 16. Jahrhundert; die Schätzungen der spanischen Roma-Bevölkerung reichen von 750 000 bis zu über einer Million. Außerdem gibt es noch die Mercheros (auch Quinquis), eine ehemals nomadische Minderheitengruppe. Ihre Herkunft ist unklar.

Historisch gesehen sind die sephardischen Juden und die Moriskos die wichtigsten Minderheitengruppen, die aus Spanien stammen und einen Beitrag zur spanischen Kultur geleistet haben. Die spanische Regierung bietet den sephardischen Juden die spanische Staatsangehörigkeit an.

Bildung

Rektoratsgebäude der Universität Sevilla

Die staatliche Bildung in Spanien ist vom sechsten bis zum sechzehnten Lebensjahr kostenlos und obligatorisch. Das derzeitige Bildungssystem wird durch das Bildungsgesetz LOE (Ley Orgánica de Educación) aus dem Jahr 2006, das Grundgesetz für das Bildungswesen, geregelt. Im Jahr 2014 wurde das LOE teilweise durch das neuere und umstrittene LOMCE-Gesetz (Ley Orgánica para la Mejora de la Calidad Educativa), das auch als Ley Wert (Wert-Gesetz) bezeichnet wird, geändert. Von 1970 bis 2014 gab es in Spanien sieben verschiedene Bildungsgesetze (LGE, LOECE, LODE, LOGSE, LOPEG, LOE und LOMCE).

Die Bildungsstufen sind Vorschulbildung, Primarbildung, Sekundarbildung und Post-16-Bildung. Was die berufliche Weiterbildung oder die Berufsausbildung betrifft, so gibt es neben den Universitätsabschlüssen drei Stufen: die Formación Profesional Básica (berufliche Grundausbildung); den Ciclo Formativo de Grado Medio oder CFGM (mittlere Berufsausbildung), der nach dem Studium der Sekundarstufe absolviert werden kann, und den Ciclo Formativo de Grado Superior oder CFGS (höhere Berufsausbildung), der nach dem Studium der Post-16-Bildungsstufe absolviert werden kann.

Laut dem von der OECD koordinierten Programme for International Student Assessment liegen die Gesamtkenntnisse und -fähigkeiten der spanischen 15-Jährigen in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften derzeit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 493.

Gesundheit

Das Gesundheitssystem Spaniens (Spanisches Nationales Gesundheitssystem) gilt als eines der besten der Welt und steht in der von der Weltgesundheitsorganisation erstellten Rangliste auf Platz 7. Die Gesundheitsversorgung ist öffentlich, universell und für jeden legalen Bürger Spaniens kostenlos. Die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen betragen 9,4 % des BIP und liegen damit leicht über dem OECD-Durchschnitt von 9,3 %.

Religion

Das Innere der Eremitage von El Rocío während einer katholischen Zeremonie.

Der römische Katholizismus, der in Spanien eine lange Geschichte hat, ist nach wie vor die vorherrschende Religion. Obwohl er gesetzlich keinen offiziellen Status mehr hat, müssen die Schüler in allen öffentlichen Schulen in Spanien entweder einen Religions- oder einen Ethikunterricht wählen. Der Katholizismus ist die am häufigsten unterrichtete Religion, obwohl der Unterricht in Islam, Judentum und evangelischem Christentum ebenfalls gesetzlich anerkannt ist. Laut einer Studie des Spanischen Zentrums für soziologische Forschung aus dem Jahr 2020 bekennen sich etwa 61 % der Spanier zum Katholizismus, 3 % zu anderen Religionen und etwa 35 % zu keiner Religion. Die meisten Spanier nehmen nicht regelmäßig an Gottesdiensten teil. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass von den Spaniern, die sich selbst als religiös bezeichnen, 62 % kaum oder nie in die Kirche gehen, 16 % gehen einige Male im Jahr in die Kirche, 7 % einige Male im Monat und 13 % jeden Sonntag oder mehrmals pro Woche. Jüngste Umfragen und Erhebungen deuten darauf hin, dass etwa 30 % der spanischen Bevölkerung nicht religiös sind.

Die spanische Verfassung verankert den Laizismus in der Staatsführung sowie die Religions- und Weltanschauungsfreiheit für alle und besagt, dass keine Religion einen "Staatscharakter" haben darf, während der Staat mit religiösen Gruppen "zusammenarbeiten" kann.

Es hat vier spanische Päpste gegeben. Damasus I., Calixtus III., Alexander VI. und Benedikt XIII. Die spanische Mystik war eine wichtige intellektuelle Ressource im Kampf gegen den Protestantismus. Karmeliter wie Teresa von Ávila, eine reformorientierte Nonne, und Johannes vom Kreuz, ein Priester, übernahmen die Führung in ihrer Reformbewegung. Später wurden sie zu Doktoren der Kirche. Die Gesellschaft Jesu wurde von Ignatius von Loyola mitbegründet, dessen Exerzitien und Bewegung zur Gründung von Hunderten von Colleges und Universitäten in der ganzen Welt führten, darunter 28 allein in den Vereinigten Staaten. Der Mitbegründer der Gesellschaft, Franz Xaver, war ein Missionar, der Indien und später Japan erreichte. In den 1960er Jahren unterstützten die Jesuiten Pedro Arrupe und Ignacio Ellacuría die Bewegung der Befreiungstheologie.

Die protestantischen Kirchen haben etwa 1.200.000 Mitglieder. Es gibt etwa 105.000 Zeugen Jehovas. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat etwa 46.000 Anhänger in 133 Gemeinden in allen Regionen des Landes und verfügt über einen Tempel im Madrider Stadtteil Moratalaz.

Eine Studie der Union der islamischen Gemeinschaften Spaniens hat gezeigt, dass im Jahr 2019 mehr als 2 100 000 Einwohner mit muslimischem Hintergrund in Spanien lebten, was 4-5 % der Gesamtbevölkerung Spaniens entspricht. Die überwiegende Mehrheit bestand aus Einwanderern und Nachkommen aus dem Maghreb (insbesondere Marokko) und anderen afrikanischen Ländern. Mehr als 879 000 (42 %) von ihnen besaßen die spanische Staatsangehörigkeit.

Die jüngsten Einwanderungswellen haben auch zu einer steigenden Zahl von Hindus, Buddhisten, Sikhs und Muslimen geführt. Nach der Reconquista im Jahr 1492 lebten jahrhundertelang keine Muslime in Spanien. Seitdem hat sich ihre Zahl durch die jüngste Einwanderung, insbesondere aus Marokko und Algerien, vergrößert.

Seit der Vertreibung im Jahr 1492 war das Judentum in Spanien praktisch nicht mehr existent, bis im 19. Gegenwärtig leben etwa 62 000 Juden in Spanien, was 0,14 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Die meisten von ihnen kamen im vergangenen Jahrhundert ins Land, während einige von ihnen Nachkommen früherer spanischer Juden sind. Man geht davon aus, dass etwa 80 000 Juden vor ihrer Vertreibung in Spanien gelebt haben. Die Jüdische Enzyklopädie hält jedoch die Zahl über 800.000 für zu groß und 235.000 für zu klein: 165.000 werden als vertrieben und 200.000 als möglicherweise zu klein angegeben, und die Zahl der Konvertiten nach den Pogromen von 1391 als geringer. Andere Quellen sprechen von 200.000 Konvertiten vor allem nach den Pogromen von 1391 und von mehr als 100.000 Vertriebenen. Die Nachkommen dieser 1492 vertriebenen sephardischen Juden erhalten auf Antrag die spanische Staatsangehörigkeit.