Regierungschef
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Der Regierungschef ist entweder der höchste oder der zweithöchste Beamte in der Exekutive eines souveränen Staates, eines Bundesstaates, einer selbstverwalteten Kolonie, einer autonomen Region oder einer anderen Regierung, der oft einem Kabinett vorsteht, einer Gruppe von Ministern oder Sekretären, die Exekutivabteilungen leiten. In der Diplomatie wird zwischen "Regierungschef" und "Staatsoberhaupt" unterschieden, obwohl es sich in vielen Ländern, z. B. in den Vereinigten Staaten, um ein und dieselbe Person handelt. ⓘ
Die Befugnisse eines Regierungschefs, z. B. eines Präsidenten, Kanzlers oder Premierministers, und die Beziehung zwischen dieser Position und anderen staatlichen Institutionen, z. B. die Beziehung zwischen dem Staatschef und der Legislative, sind in den einzelnen souveränen Staaten sehr unterschiedlich und hängen weitgehend von dem jeweiligen Regierungssystem ab, das gewählt, gewonnen oder im Laufe der Zeit entwickelt wurde. ⓘ
In den meisten parlamentarischen Systemen, einschließlich der konstitutionellen Monarchien, ist der Regierungschef de facto der politische Leiter der Regierung und ist mindestens einer Kammer der Legislative gegenüber verantwortlich. Obwohl häufig ein formelles Berichtsverhältnis zum Staatschef besteht, fungiert dieser in der Regel als Galionsfigur, die in begrenzten Fällen die Rolle des Chefs der Exekutive übernehmen kann, entweder wenn er vom Regierungschef verfassungsrechtliche Ratschläge erhält oder aufgrund besonderer Bestimmungen in der Verfassung. ⓘ
In Präsidialrepubliken oder absoluten Monarchien ist das Staatsoberhaupt in der Regel auch der Regierungschef. Das Verhältnis zwischen diesem Staatsoberhaupt und der Regierung kann jedoch je nach der Verfassung (oder anderen grundlegenden Gesetzen) des jeweiligen Staates sehr unterschiedlich sein und von Gewaltenteilung bis hin zur Autokratie reichen. ⓘ
In semipräsidentiellen Systemen kann der Regierungschef sowohl dem Staatsoberhaupt als auch der Legislative unterstehen, wobei die Besonderheiten in der Verfassung des jeweiligen Landes festgelegt sind. Ein modernes Beispiel ist die derzeitige französische Regierung, die 1958 aus der Fünften Republik hervorgegangen ist. In Frankreich ernennt der Präsident, das Staatsoberhaupt, den Premierminister, der wiederum der Regierungschef ist. Der Präsident muss jedoch jemanden auswählen, der als Exekutive wirksam handeln kann, aber auch die Unterstützung der französischen Legislative, der Nationalversammlung, genießt, um Gesetze verabschieden zu können. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass der Staatschef eine politische Partei vertritt, die Mehrheit in der Nationalversammlung jedoch einer anderen Partei angehört. Da die Mehrheitspartei eine größere Kontrolle über die staatliche Finanzierung und die wichtigsten Gesetze hat, ist der Präsident gezwungen, einen Premierminister aus der Oppositionspartei zu wählen, um eine effiziente und funktionierende Legislative zu gewährleisten. In diesem Fall, der als Kohabitation bezeichnet wird, kontrolliert der Premierminister zusammen mit dem Kabinett die Innenpolitik, während der Einfluss des Präsidenten weitgehend auf die Außenpolitik beschränkt ist. ⓘ
In kommunistischen Staaten ist der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der oberste Führer und fungiert de facto als Staats- und Regierungschef. In China ist der Premierminister de jure der Regierungschef. Der chinesische Präsident ist rechtlich gesehen ein zeremonielles Amt, aber der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas (oberster Führer in einem Einparteiensystem) hat dieses Amt seit 1993 immer inne, mit Ausnahme der Übergangsmonate. ⓘ
In Direktorialsystemen werden die Exekutivaufgaben des Regierungschefs auf eine Gruppe von Personen verteilt. Ein bekanntes Beispiel ist der Schweizer Bundesrat, in dem jedes Ratsmitglied einem Departement vorsteht und auch über Vorschläge abstimmt, die alle Departemente betreffen. ⓘ
Der Regierungschef ist der Leiter der Regierung eines Staates (z. B. National- oder Gliedstaat). Meist setzt er einen Großteil der politischen Richtungsentscheidungen um. ⓘ
Titel der jeweiligen Regierungschefs
Die gebräuchlichste Bezeichnung für einen Regierungschef ist Premierminister. Dieser Titel wird in vielen Staaten als offizieller Titel verwendet, kann aber auch ein informeller Oberbegriff für das Amt sein, das als wichtigster Minister unter einem anders bezeichneten Staatschef gilt, da Minister - lateinisch für Diener oder Untergebene - ein gängiger Titel für Mitglieder einer Regierung ist (es sind aber auch viele andere Titel gebräuchlich, z. B. Kanzler und Staatssekretär). Formal kann das Staatsoberhaupt auch Regierungschef sein (von Amts wegen oder durch Ad-hoc-Kumulierung, wie z. B. ein regierender Monarch, der alle Befugnisse selbst ausübt), hat aber ansonsten formalen Vorrang vor dem Regierungschef und den anderen Ministern, unabhängig davon, ob er deren tatsächlicher politischer Vorgesetzter ist (regierender Monarch, exekutiver Präsident) oder eher theoretischen oder zeremoniellen Charakter hat (konstitutioneller Monarch, nicht-exekutiver Präsident). In verschiedenen Verfassungen werden unterschiedliche Titel verwendet, und selbst ein und derselbe Titel kann je nach Verfassungsordnung und politischem System des betreffenden Staates verschiedene Bedeutungen haben. ⓘ
Als politisches Oberhaupt
Neben dem Premierminister werden für das demokratische Modell, bei dem eine gewählte gesetzgebende Körperschaft den Regierungschef kontrolliert, die folgenden Titel verwendet. Einige dieser Titel beziehen sich auf Regierungen unterhalb der nationalen Ebene (z. B. Bundesstaaten oder Provinzen). ⓘ
Alternative englische Bezeichnungen und Wiedergaben
- Bundeskanzler (hauptsächlich in deutschsprachigen Ländern; heute in Deutschland und Österreich verwendet)
- Chief Minister (oft subnational)
- Chef der Exekutive (oft subnational)
- Erster Minister (oft subnational)
- Ministerpräsident
- Premierminister (von französisch premier ministre)
- Präsident des Ministerrats
- Präsident des Staatsrates
- Präsident des Exekutivrates
- Präsident der Regierung
- Staatsrat (wird ausschließlich in Myanmar verwendet)
- Staatspräsident (wird ausschließlich in Südafrika verwendet) ⓘ
Äquivalente Titel in anderen Sprachen
- Albanisch: Kryeministër
- Bengalisch: Für den Premierminister von Bangladesch প্রধানমন্ত্রী/Pradhan Mantri (offiziell); সরকার প্রধান/Sarkar Pradhan (lit: Regierungschef, informell); সংসদ নেতা/Sangsad Neta (wörtlich: Parlamentspräsident; nur im Parlament)
- Baskisch:
- Anführer des Baskenlandes (Spanien): Eusko Jaurlaritzako lehendakaria (wörtlich: "Präsident der baskischen Regierung")
- Anführer von Navarra (Spanien): Nafarroako Gobernuko lehendakaria (wörtlich: "Präsident der Regierung von Navarra")
- Präsident, allgemeiner: Lehendakari
- Bulgarisch: Министър-председател (Transliteration: Ministar-predsedatel, wörtlich 'Ministerpräsident')
- Katalanisch:
- Für Andorra: Cap de Govern del Principat d'Andorra (wörtlich: 'Regierungschef des Fürstentums Andorra')
- Für die Balearischen Inseln (Spanien): President/-a del Govern Balear
- Für Katalonien (Spanien): President/-a de la Generalitat de Catalunya (wörtlich: "Präsident der Generalitat von Katalonien")
- Für Valencia (Spanien): President/-a de la Generalitat Valenciana (wörtlich: 'Präsident der valencianischen Generalitat')
- Die Begriffe "Regierungschef" und "Premierminister", allgemein: cap de govern und primer ministre bzw. primera ministra
- Chinesisch:
- Für den Premierminister von China: 总理 (zǒnglǐ)
- Tschechisch: Předseda vlády (wörtlich: 'Vorsitzender der Regierung')
- Dänisch: Statsminister (wörtlich: "Staatsminister")
- Niederländisch:
- Für den Regierungschef der Niederlande: Ministerpräsident, Eerste Minister (wörtlich: "Erster Minister") oder Premier
- Für den Regierungschef Belgiens und als Oberbegriff für "Premierminister": Eerste Minister oder Premier
- Estnisch: Peaminister
- Finnisch: Pääministeri
- Filipino
- Für das Staats- und Regierungsoberhaupt (Präsident) der Philippinen: Pangulo ng Pilipinas
- Französisch:
- Für Frankreich, Belgien und Kanada: Premierminister von Frankreich; Premierminister von Belgien; Premierminister von Kanada: Premier Ministre oder Première Ministre, auch als allgemeiner Begriff "Premierminister".
- Für die Schweiz: Conseil Fédéral (wörtlich: "Bundesrat", gilt als Regierungschef in der Gruppe)
- Galicisch (Spanien): Presidente/-a da Xunta de Galicia (wörtlich: "Präsident des Rates von Galicien")
- Deutsch:
- Für Deutschland und Österreich: Bundeskanzler von Deutschland; Bundeskanzler von Österreich: Bundeskanzler (masc.) / Bundeskanzlerin (fem.)
- Für die Schweiz: Schweizerischer Bundesrat (wörtlich: der "Schweizerische Bundesrat", der als Regierungschef in seiner Gesamtheit betrachtet wird)
- Der Begriff "Regierungschef", allgemeiner: Regierungschef/-in
- Der Begriff "Ministerpräsident/-in", im Allgemeinen: Ministerpräsident/-in; oder Premierminister/-in
- historisch gesehen: Leitender Minister ('Senior Minister')
- Griechisch: Πρωθυπουργός (Transliteration: Prothipourgos)
- Hebräisch: ראש הממשלה (Transkription: Rosh HaMemshala)
- Hindi/Hindustani/Urdu:
- Der Begriff "Regierungschef", allgemein: शासनप्रमुख (Translit. Śāsanapramukha), wörtlich: "Chef der Regierung
- Der Begriff "Premierminister", allgemein: प्रधानमन्त्री (übersetzt: Pradhānamantrī), wörtlich: "Chef der Minister/Premierminister".
- Der andere Hindustani-Begriff für "Premierminister" (heute offiziell nur noch in Pakistan mit Urdu als Amtssprache verwendet): वज़ीर-ए-आज़म/وزیر اعظم (übersetzt Wazīr-ē-Āzam), wörtlich: "Großwesir/Premierminister".
- Für 'Premierminister von Indien' : भारतीय प्रधानमन्त्री/भारत के प्रधानमन्त्री (übersetzt. Bhāratiya Pradhānamantrī/Bhārat Kē Pradhānamantrī), Übersetzung:'Indischer Premierminister/Premierminister von Indien' (dieser Begriff wird von der Regierung der Union und den Regierungen der Bundesstaaten Indiens unter dem Dach der "Hindi-Sprache" verwendet);
- Für "Premierminister von Pakistan": وزیر اعظم پاکستان/پاکستان کے وزیر اعظم (translit. Wazīr-ē-Āzam Pākistān/Pākistān Kē Wazīr-ē-Āzam), Dies ist der Begriff, der in Indien und Pakistan unter dem Dach von Urdu verwendet wird, der Hindi-Begriff ist, पाकिस्तानी प्रधानमन्त्री/पाकिस्तान के प्रधानमन्त्री (translit. Pākistānī Pradhānamantrī/Pākistān Kē Pradhānamantrī)
- Historisch gesehen, verschiedene Begriffe wie Pradhānamantrī, Pradhān, Pantapradhān, Sadr-ē-Riyāsat, Sadr, Wazīr-ē-Āzam, Wazīr-ē-Ālā, Mahāmantrī, Wazīr-ē-Khazānā, Pēśwā, Dīwān, Dīwān Sāhib, Dīwān Bahādur, Dīwān Pramukh, Sadr-ul-Maham, Pantapramukh, Ālāmantrī, etc. wurden von verschiedenen Reichen, Königreichen und Fürstentümern Indiens als Titel für den Premierminister verwendet, einige dieser Titel wurden auch vom Herrscher verschiedener Königreiche verwendet.
- Ungarisch: Miniszterelnök
- Irisch: Führer von Irland: Taoiseach
- Italienisch:
- Für den Regierungschef von Italien: Presidente del Consiglio dei Ministri della Repubblica Italiana (wörtlich: "Präsident des Ministerrats der Italienischen Republik")
- Bei der Bezeichnung anderer Premierminister: Primo ministro oder Prima ministra (männliche und weibliche Form; wörtlich "Premierminister")
- Für die Schweiz: Consiglio Federale (wörtlich "Bundesrat", gilt als Regierungschef in seiner Gesamtheit)
- Japanisch:
- Für den Regierungschef von Japan (Premierminister): 首相 (Shushō)
- Khmer:
- Für den Premierminister von Kambodscha: នាយករដ្ឋមន្ត្រី (Neayuk rothmontrey)
- Koreanisch:
- Für den Präsidenten von Südkorea: Daetongryung
- Für den Premierminister von Südkorea: Chongni(총리) oder Gukmu Chonhni(국무총리)
- Lettisch:
- Für den Regierungschef von Lettland: Ministru prezidents (wörtlich: "Ministerpräsident")
- In Bezug auf andere Ministerpräsidenten: Premjerministrs
- Litauisch: Ministras pirmininkas
- Malaiisch: In Malaysia wird der Regierungschef der Gliedstaaten in malaiischer Sprache bezeichnet (entweder Ketua Menteri, "Chief Minister" in den malaysischen Staaten ohne Monarchie (Malakka, Penang, Sabah und Sarawak), oder Menteri Besar "Erster Minister" in den Sultanaten und anderen monarchischen Staaten).
- Maltesisch: In Malta heißt der Regierungschef "Prim Ministru".
- Māori: Pirimia, (wörtlich: "Premier", die frühere Bezeichnung für den Premierminister von Neuseeland).
- Norwegisch: Statsminister
- Polnisch:
- Für den Regierungschef von Polen: Prezes Rady Ministrów ("Vorsitzender des Ministerrats", wörtlich: "Vorsitzender des Ministerrats")
- Für den Begriff "Ministerpräsident" im Allgemeinen: Premier (auch, informell, für den Regierungschef von Polen)
- Portugiesisch:
- Für Brasilien: Presidente/-a da República Federativa do Brasil (wörtlich: 'Präsident der Föderalen Republik Brasilien')
- Für Portugal und als Bezeichnung für den "Premierminister" im Allgemeinen: Primeiro-ministro oder Primeira-ministra (männliche und weibliche Form, wörtlich "Premierminister" oder "erster Minister")
- Rumänisch: Prim-ministru
- Russisch: Prem'yer-ministr
- Singhalesisch: ශ්රී ලංකා අග්රාමාත්ය Shri Lanka Agramathya (wörtlich: "Sri Lanka Premierminister")
- Slowakisch: Predseda vlády (wörtlich: 'Vorsitzender der Regierung')
- Slowenisch: Predsednik Vlade (wörtlich: 'Vorsitzender der Regierung')
- Spanisch:
- Für den Regierungschef von Spanien: Presidente/-a del gobierno de España (wörtlich: "Präsident der Regierung")
- Bei der Bezeichnung anderer Ministerpräsidenten: Primer ministro oder Primera Ministra (männliche und weibliche Form; wörtlich: 'Premierminister')
- Der Begriff "Regierungschef", allgemein: jefe del gobierno
- Suaheli: Sultan
- Schwedisch: Statsminister ("Premierminister", wörtlich: "Staatsminister")
- Thailändisch:
- Für den Regierungschef (Premierminister) von Thailand: Nayok rathamontri
- Türkisch: Başbakan ⓘ
Unter einem herrschenden Staatsoberhaupt
Im weiteren Sinne kann der Begriff "Regierungschef" lose verwendet werden, wenn er sich auf verschiedene vergleichbare Positionen unter einem herrschenden Staatsoberhaupt bezieht (dies gilt insbesondere für alte oder feudale Epochen, so dass der Begriff "Regierungschef" in diesem Fall als Widerspruch in sich selbst betrachtet werden könnte). In diesem Fall dient der Premierminister zum Wohlgefallen des Monarchen und hat nicht mehr Macht, als der Monarch zulässt. Einige solcher Titel sind Diwan, Mahamantri, Pradhan, Wasir oder Wesir. ⓘ
Doch nur weil das Staatsoberhaupt de jure die dominierende Position innehat, bedeutet dies nicht, dass es nicht auch de facto der politische Führer ist. Ein geschickter Regierungschef wie der deutsche Staatsmann Otto von Bismarck, Ministerpräsident von Preußen und späterer deutscher Reichskanzler unter Kaiser Wilhelm I., ist ein Beispiel dafür, dass der Besitz formaler Befugnisse nicht gleichbedeutend mit politischem Einfluss ist. ⓘ
Indirekt als Staatsoberhaupt bezeichnet
In einigen Fällen ist das Staatsoberhaupt eine Galionsfigur, während der Regierungschef die Regierungspartei führt. In einigen Fällen kann ein Regierungschef den Titel sogar vererben. Zu solchen Titeln gehören die folgenden:
- Bürgermeister des Palastes der Merowinger-Königreiche
- Nawab Wasir des Mogulreiches (auch Gouverneur von Awadh)
- Peshwa von Satara und dem Maratha-Reich
- Shōgun im feudalen Japan
- Sultan im ursprünglichen Fall der seldschukischen Türken, die die Kalifen von Bagdad zu ihren Marionetten machten; später wurden beide Bezeichnungen häufig für absolute Herrscher in Nepal verwendet ⓘ
Kombinierte Staats- und Regierungschefs
In einigen Modellen sind Staatsoberhaupt und Regierungschef ein und dasselbe. Dazu gehören:
- Präsident (Chef der Exekutive)
- Ein absoluter Monarch, der ohne einen eigenen Hauptminister regiert und regiert
- Oberster Magistrat
- Führer (in Nazi-Deutschland für Adolf Hitler verwendet)
- Oberster Führer
- Ein Gouverneur in den Vereinigten Staaten (subnationale Exekutivorgane)
Eine Alternative ist ein einziges oberstes politisches Gremium (z. B. ein Präsidium), das gemeinsam die Regierung leitet und (z. B. abwechselnd) das zeremonielle Staatsoberhaupt stellt. Der einzige Staat, in dem dieses System derzeit angewandt wird, ist die Schweiz, aber auch andere Länder wie Uruguay haben es in der Vergangenheit angewandt. Dieses System wird als Direktorialsystem bezeichnet.
- Sultan von Brunei
- König von Saudi-Arabien
Siehe Staatsoberhaupt für weitere Erklärungen zu diesen Fällen. ⓘ
Parlamentarische Regierungschefs
In parlamentarischen Systemen funktioniert die Regierung nach folgendem Muster:
- Der Regierungschef - in der Regel der Vorsitzende der Mehrheitspartei oder der Koalition - bildet die Regierung, die dem Parlament gegenüber verantwortlich ist;
- Die volle Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Parlament wird erreicht durch
- Die Möglichkeit des Parlaments, ein Misstrauensvotum zu verabschieden.
- Die Möglichkeit, Gesetzesvorschläge der Regierung abzulehnen.
- Die Kontrolle über oder die Möglichkeit, steuerliche Maßnahmen und den Haushalt (oder das Angebot) abzulehnen; ohne Kontrolle über die Staatsfinanzen ist eine Regierung machtlos. In einem Zweikammersystem ist es oft das so genannte Unterhaus (z. B. das britische Unterhaus), das die wichtigsten Elemente der Kontrolle und Aufsicht ausübt; in einigen Ländern (z. B. Australien, Italien) ist die Regierung jedoch verfassungsmäßig oder durch Übereinkommen beiden Kammern/Häusern des Parlaments gegenüber verantwortlich. ⓘ
All diese Anforderungen wirken sich unmittelbar auf die Rolle des Regierungschefs aus. Infolgedessen spielen sie häufig eine "alltägliche" Rolle im Parlament, indem sie Fragen beantworten und die Regierung im Plenarsaal verteidigen, während sie in semipräsidentiellen Systemen möglicherweise nicht so stark an der Arbeit des Parlaments beteiligt sind. ⓘ
Ernennung
In vielen Ländern wird der Regierungschef vom Staatsoberhaupt beauftragt, eine Regierung zu bilden, wobei die Stärke der Parteien im Unterhaus ausschlaggebend ist; in einigen anderen Staaten wird er direkt vom Parlament gewählt. In vielen parlamentarischen Systemen müssen die Minister dem Parlament angehören, in anderen ist es den Ministern untersagt, im Parlament zu sitzen (sie müssen zurücktreten, wenn sie Minister werden). ⓘ
Abberufung
Regierungschefs werden in einem parlamentarischen System in der Regel abgesetzt durch
- Rücktritt, gefolgt von:
- Niederlage bei einer Parlamentswahl.
- Niederlage bei einer Abstimmung über die Führung der eigenen Partei, um durch ein anderes Mitglied derselben Partei ersetzt zu werden.
- Niederlage bei einer parlamentarischen Abstimmung über eine wichtige Frage, z. B. Verlust des Angebots, Vertrauensverlust. (In solchen Fällen kann ein Regierungschef beim Staatsoberhaupt die Auflösung des Parlaments beantragen und versuchen, die Unterstützung durch eine Volksabstimmung wiederzuerlangen).
- Entlassung - in einigen Verfassungen kann ein Staatschef (oder ein von ihm benannter Vertreter, wie dies in einigen Commonwealth-Ländern der Fall ist) einen Regierungschef entlassen, wobei die Anwendung dieses Rechts umstritten sein kann, wie im Jahr 1975, als der damalige australische Generalgouverneur Sir John Kerr Premierminister Gough Whitlam in der australischen Verfassungskrise entließ.
- Tod - in diesem Fall übernimmt in der Regel der stellvertretende Regierungschef das Amt des Regierungschefs, bis ein neuer Regierungschef ernannt wird. ⓘ
Erster unter Gleichen oder Dominanz im Kabinett?
Die Verfassungen unterscheiden sich hinsichtlich der Reichweite und des Umfangs der dem Regierungschef übertragenen Befugnisse. In einigen älteren Verfassungen, z. B. in der australischen von 1900 und der belgischen von 1830, wird das Amt des Premierministers überhaupt nicht erwähnt; das Amt ist de facto eine politische Realität ohne formellen Verfassungsstatus. In einigen Verfassungen ist der Premierminister primus inter pares (Erster unter Gleichen), und das ist für den belgischen und den finnischen Premierminister nach wie vor die praktische Realität. In anderen Staaten hingegen ist der Regierungschef eine zentrale und dominante Figur innerhalb des Kabinettsystems. So kann beispielsweise der irische Taoiseach allein entscheiden, wann eine Parlamentsauflösung beantragt wird, im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen dies eine Entscheidung des Kabinetts ist, wobei der Premierminister nur ein Mitglied ist, das über den Vorschlag abstimmt. In Israel ist die Regierung zwar nominell ein Kollegialorgan mit einer primus inter pares-Rolle für den Premierminister, doch in der Praxis ist der israelische Premierminister die dominierende Figur in der Exekutive. Der schwedische Premierminister ist nach dem Regierungsinstrument von 1974 ein verfassungsmäßiges Amt, dem alle wichtigen Exekutivbefugnisse entweder direkt oder indirekt über die kollegiale Regierung zur Verfügung stehen, deren Mitglieder alle nach dem alleinigen Ermessen des Premierministers ernannt und entlassen werden. ⓘ
Im Rahmen der ungeschriebenen britischen Verfassung hat sich die Rolle des Premierministers weiterentwickelt, die häufig auf der persönlichen Anziehungskraft und der Charakterstärke der Person beruht, wie z. B. bei Winston Churchill im Vergleich zu Clement Attlee oder Margaret Thatcher im Vergleich zu John Major. Es wird behauptet, dass die zunehmende Personalisierung der Führung in einer Reihe von Staaten dazu geführt hat, dass die Regierungschefs selbst zu "halbpräsidialen" Persönlichkeiten geworden sind, was zum Teil auf die Medienberichterstattung über Politik zurückzuführen ist, die sich auf den Regierungschef und sein Mandat und nicht auf das Parlament konzentriert, sowie auf die zunehmende Zentralisierung der Macht in den Händen des Regierungschefs. Solche Vorwürfe wurden gegen zwei britische Premierminister der jüngeren Vergangenheit erhoben: Margaret Thatcher und Tony Blair. Sie wurden auch gegen die italienischen Premierminister Silvio Berlusconi und Matteo Renzi, den kanadischen Premierminister Pierre Trudeau und den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (später ganz Deutschland), Helmut Kohl, erhoben, als sie an der Macht waren. ⓘ
Offizielle Residenz
Der Regierungschef verfügt häufig über eine offizielle Residenz, oft in der gleichen Weise wie die Staatsoberhäupter selbst. Der Name des Wohnsitzes wird oft als Metonym oder alternativer Titel für "die Regierung" verwendet, wenn es sich um das politisch höchste Amt handelt, z. B. im Vereinigten Königreich "Downing Street announced today...". ⓘ
Zu den bekannten offiziellen Wohnsitzen von Regierungschefs gehören:
- 10 Downing Street in London - Premierminister des Vereinigten Königreichs (der auch einen Landsitz, Chequers, hat)
- The Lodge in Canberra - Premierminister von Australien (mit einem weiteren Wohnsitz, Kirribilli House, in Sydney)
- 24 Sussex Drive in Ottawa - Premierminister von Kanada (er hat auch einen Landsitz, Harrington Lake)
- Premier House in Wellington - Premierminister Neuseelands
- 7, Lok Kalyan Marg in Neu-Delhi - Premierminister von Indien
- Catshuis in Den Haag - Ministerpräsident der Niederlande
- Ballhausplatz in Wien - Bundeskanzler von Österreich
- Zhongnanhai in Peking - Premierminister der Volksrepublik China
- Kantei in Tokio - Premierminister von Japan
- Kramářs Villa in Prag - Ministerpräsident der Tschechischen Republik
- Chigi-Palast in Rom - Ministerpräsident von Italien
- Hôtel Matignon in Paris - Premierminister von Frankreich
- Villa Parkowa in Warschau - Ministerpräsident von Polen
- Bundeskanzleramt in Berlin - Bundeskanzler von Deutschland
- Das Lambermont in Brüssel - Premierminister von Belgien
- Palacio de la Moncloa in Madrid - Präsident der spanischen Regierung
- Palacete de São Bento in Lissabon - Premierminister von Portugal
- Kesäranta in Helsinki - Ministerpräsident von Finnland
- Sager House in Stockholm - Ministerpräsident von Schweden (der auch einen Landsitz, Harpsund, hat)
- Großer Kremlpalast in Moskau - Ministerpräsident von Russland
- Palast des Governatorats in der Vatikanstadt - Governatorat des Staates Vatikanstadt
In ähnlicher Weise können auch Regierungschefs von föderalen Gebilden unterhalb der Ebene eines souveränen Staates (oft ohne tatsächliches Staatsoberhaupt, zumindest nach internationalem Recht) eine offizielle Residenz erhalten, was manchmal als Gelegenheit genutzt wird, um den Anspruch auf Staatlichkeit zu demonstrieren:
- Hotel Errera in Brüssel - Ministerpräsident der flämischen Gemeinschaft und Region
- Bayerische Staatskanzlei - Ministerpräsident des Freistaats Bayern
- Élysette in Namur - Ministerpräsidentin der Wallonie
- Bute House, Edinburgh; Erster Minister von Schottland
- Hessische Staatskanzlei, Wiesbaden; Ministerpräsidentin des Landes Hessen
- Kreml in Kasan, Kasan - Präsident von Tatarstan
- Government House, Hongkong - Chef der Exekutive von Hongkong
- Macau Government Headquarters - Chef der Exekutive von Macau
- Rotes Rathaus - Regierender Bürgermeister von Berlin
- Quinta Vigia - Präsident der Regionalregierung von Madeira ⓘ
In der Regel ist die Residenz der Regierungschefs nicht so repräsentativ und prunkvoll wie die des Staatsoberhauptes, auch wenn das Staatsoberhaupt nur zeremonielle Aufgaben wahrnimmt. Selbst der offizielle Vertreter des Staatsoberhauptes, wie der Generalgouverneur, kann in einer größeren, palastartigen Residenz untergebracht sein. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn beide Ämter in einer Person vereint sind:
- Das Weiße Haus (1600 Pennsylvania Avenue) in Washington, D.C. - Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
- Das Blaue Haus (1 Sejongno Jongno-gu) in Seoul - Präsident von Südkorea
- Istana Nurul Iman in Bandar Seri Begawan - Sultan von Brunei
- Palácio da Alvorada in Brasília - Präsident der Föderativen Republik Brasilien ⓘ
Statistik
- Der dienstälteste nicht gewählte Regierungschef der Welt: Prinz Khalifa bin Salman Al Khalifa, Premierminister von Bahrain von 1971 bis 2020 (50 Jahre, 315 Tage).
- Der am längsten amtierende monarchische Regierungschef der Welt: Hun Sen, Premierminister von Kambodscha von 1998 bis heute (23 Jahre, 203 Tage).
- Der dienstälteste republikanische Regierungschef der Welt: Lee Kuan Yew, Premierminister von Singapur von 1959 bis 1990 (31 Jahre, 178 Tage). ⓘ