Lateinamerika

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Lateinamerika
Latin America (orthographic projection).svg
Bereich20.111.457 km2 (7.765.077 sq mi)
Bevölkerung656.098.097 (2021 geschätzt)
Bevölkerungsdichte31/km2 (80/sq mi)
Ethnische Gruppen
  • 41,6% Mestizen
  • 24,6% Weiß
  • 14,3% Mulatten
  • 10,4% Einheimische
  • 5,5% Schwarz
  • 3,0% Sonstige
  • 0,5% Asiatisch
Religionen
Anonymlateinamerikanisch
Länder20
Abhängigkeiten14
SprachenRomanische Sprachen
Andere:
Quechua, Maya-Sprachen, Guaraní, Aymara, Nahuatl, Haitianisches Kreolisch, Deutsch, Englisch, Niederländisch, Jiddisch, Walisisch, Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Griechisch, Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, andere Sprachen
ZeitzonenUTC-02:00 bis UTC-08:00
Größte StädteGrößte städtische Gebiete:
1. São Paulo
2. Mexiko-Stadt
3. Buenos Aires
4. Rio de Janeiro
5. Bogotá
6. Lima
7. Santiago
8. Guadalajara
9. Monterrey
10. Belo Horizonte
UN-Code M49419 - Lateinamerika und die Karibik
019 - Nord- und Südamerika
001 - Welt

Lateinamerika ist die kulturelle Region des amerikanischen Kontinents, die mehrere Nationalstaaten umfasst, in denen überwiegend romanische Sprachen - Sprachen, die vom Lateinischen abgeleitet sind, d. h. Spanisch, Portugiesisch und Französisch - gesprochen werden. Es gibt keine genaue Definition des Begriffs, aber er wird allgemein verwendet, um Südamerika, Mittelamerika und Mexiko sowie die Inseln der Karibik zu beschreiben. Eine Kurzdefinition der Region ist Spanischamerika und Brasilien, also Portugiesischamerika. Der Begriff ist relativ neu, er wurde im 19. Jahrhundert geprägt und bezieht sich auf die Regionen Amerikas, die von den spanischen, portugiesischen und französischen Imperien regiert wurden. Der Begriff "Lateinamerika" ist weiter gefasst als Kategorien wie Hispanoamerika, das sich speziell auf spanischsprachige Länder bezieht, und Iberoamerika, das sich auf spanisch- und portugiesischsprachige Länder bezieht.

Der Begriff Lateinamerika wurde erstmals 1856 auf einer Konferenz mit dem Titel "Initiative von Amerika: Idee für einen Bundeskongress der Republiken" (Iniciativa de la América. Idea de un Congreso Federal de las Repúblicas) des chilenischen Politikers Francisco Bilbao verwendet. Der Begriff wurde von der Regierung des französischen Kaisers Napoleon III. in den 1860er Jahren als Amérique latine popularisiert, um das militärische Engagement Frankreichs im Zweiten Mexikanischen Kaiserreich zu rechtfertigen und um französischsprachige Gebiete in Amerika wie Französisch-Kanada, Französisch-Louisiana oder Französisch-Guayana in die größere Gruppe von Ländern einzubeziehen, in denen Spanisch und Portugiesisch vorherrschten.

Die Vereinten Nationen haben bei der Definition der Region eine Rolle gespielt, indem sie ein geographisches Schema für die Amerikas aufstellten, das die Region geographisch in Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika und die Karibik unterteilt. Die 1948 gegründete Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik, die ursprünglich ECLA (Economic Commission on Latin America) hieß, umfasste Argentinien, Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Kuba, Chile, Dominica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. Zu den Gründungsmitgliedern von 1948 gehörten auch Kanada, Frankreich, die Niederlande, das Vereinigte Königreich Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Später wurden auch die ehemaligen Kolonialmächte Spanien (1979) und Portugal (1984) aufgenommen. Auch Länder, die nicht zu den ehemaligen Kolonialmächten der Region gehören, von denen aber viele Bevölkerungsgruppen eingewandert sind, sind Teil der ECLAC, darunter Italien (1990), Deutschland (2005), Japan (2006), Südkorea (2007), Norwegen (2015) und die Türkei (2017). Die Vereinigung für Lateinamerikastudien wurde 1966 gegründet und steht allen an Lateinamerikastudien Interessierten zur Mitgliedschaft offen.

Die Region erstreckt sich von Mexiko bis Feuerland und schließt einen Großteil der Karibik ein. Sie hat eine Fläche von ca. 19.197.000 km2 (7.412.000 sq mi), was fast 13 % der Landfläche der Erde entspricht. Am 2. März 2020 wurde die Bevölkerung Lateinamerikas und der Karibik auf mehr als 652 Millionen Menschen geschätzt, und im Jahr 2019 hatte Lateinamerika ein kombiniertes nominales BIP von 5.188.250 Millionen US-Dollar und ein BIP zu Kaufkraftparitäten von 10.284.588 Millionen US-Dollar.

Lateinamerika gemäß einer erweiterten Definition: inklusive der französischsprachigen Länder Französisch-Guayana und Haiti. Von den Kleinen Antillen der Karibik ist hier einzig Guadeloupe dargestellt.
Die jeweils dominierenden Sprachen in den Ländern Südamerikas

Der Wortteil Latein- bezieht sich auf das Lateinische als Ursprung der romanischen Sprachen. Im wörtlichen Sinn gehören demnach auch Länder und Gebiete zu Lateinamerika, in denen Französisch gesprochen wird (siehe Karte rechts). Dieses Verständnis hat sich im deutschen Sprachraum jedoch nicht allgemein durchgesetzt. Ferner existieren weitere abweichende Definitionen (siehe unten).

Etymologie und Definitionen

Ursprünge

Presencia de América Latina (Präsenz Lateinamerikas, 1964-65) ist ein 300 m2 großes Wandgemälde in der Aula des Hauses der Künste der Universität von Concepción, Chile. Es ist auch unter dem Namen "Lateinamerikas Integration" bekannt.

Über den Ursprung des Begriffs Lateinamerika herrscht keine Einigkeit. Das Konzept und der Begriff entstanden im 19. Jahrhundert nach der politischen Unabhängigkeit der Länder vom spanischen und portugiesischen Imperium. Er wurde auch im Frankreich der 1860er Jahre während der Herrschaft von Napoleon III. populär. Der Begriff Lateinamerika war Teil des Versuchs, ein französisches Imperium auf dem amerikanischen Kontinent zu schaffen. Forschungen haben ergeben, dass die Idee, dass ein Teil Amerikas eine sprachliche und kulturelle Affinität zu den romanischen Kulturen insgesamt aufweist, auf die 1830er Jahre zurückgeht, und zwar auf die Schriften des französischen Saint-Simonisten Michel Chevalier, der postulierte, dass ein Teil Amerikas von Menschen einer "lateinischen Rasse" bewohnt sei und sich daher mit dem "lateinischen Europa" verbünden könne, was letztlich die lateinische Kirche in einem Kampf mit dem "germanischen Europa", dem "angelsächsischen Amerika" und dem "slawischen Europa" überlagern würde.

Der Historiker John Leddy Phelan verortet die Ursprünge des Begriffs Lateinamerika in der französischen Besetzung von Mexiko. Er argumentiert, dass die französischen Imperialisten das Konzept des "lateinischen" Amerikas nutzten, um dem britischen Imperialismus entgegenzuwirken und die deutsche Bedrohung für Frankreich zu bekämpfen. Die Idee einer "lateinischen Rasse" wurde dann von lateinamerikanischen Intellektuellen und politischen Führern in der Mitte und am Ende des 19. Jahrhunderts aufgegriffen, die nicht mehr auf Spanien oder Portugal als kulturelle Vorbilder blickten, sondern auf Frankreich. Der französische Herrscher Napoleon III. hatte ein starkes Interesse daran, die französische wirtschaftliche und politische Macht in der Region auszuweiten. Er und sein Wirtschaftsförderer Felix Belly nannten sie "Lateinamerika", um den gemeinsamen lateinischen Hintergrund Frankreichs mit den ehemaligen Vizekönigreichen Spaniens und den Kolonien Portugals zu betonen. Dies führte zu dem gescheiterten Versuch Napoleons III., in den 1860er Jahren die militärische Kontrolle über Mexiko zu übernehmen.

Obwohl Phelans These in der US-amerikanischen Wissenschaft immer noch häufig zitiert wird, haben weitere Forschungen gezeigt, dass der Begriff bereits früher verwendet wurde. Zwei lateinamerikanische Historiker, der Uruguayer Arturo Ardao und der Chilene Miguel Rojas Mix, haben Beweise dafür gefunden, dass der Begriff "Lateinamerika" früher verwendet wurde als von Phelan behauptet, und dass die erste Verwendung des Begriffs in der Tat in Opposition zu imperialistischen Projekten in den Amerikas erfolgte. Ardao schrieb über dieses Thema in seinem Buch Génesis de la idea y el nombre de América latina (Genese der Idee und des Namens von Lateinamerika, 1980), und Miguel Rojas Mix in seinem Artikel "Bilbao y el hallazgo de América latina: Unión continental, socialista y libertaria" (Bilbao und die Entdeckung Lateinamerikas: eine kontinentale, sozialistische und libertäre Union, 1986). Wie Michel Gobat in seinem Artikel "The Invention of Latin America: Eine transnationale Geschichte des Antiimperialismus, der Demokratie und der Rasse" fest: "Arturo Ardao, Miguel Rojas Mix und Aims McGuinness haben herausgefunden, dass der Begriff 'Lateinamerika' bereits 1856 von Mittel- und Südamerikanern verwendet wurde, die gegen die Expansion der USA in die südliche Hemisphäre protestierten". Edward Shawcross fasst die Ergebnisse von Ardao und Rojas Mix wie folgt zusammen: "Ardao identifizierte den Begriff in einem Gedicht des in Frankreich lebenden kolumbianischen Diplomaten und Intellektuellen José María Torres Caicedo, das am 15. Februar 1857 in einer in Frankreich erscheinenden spanischsprachigen Zeitung veröffentlicht wurde, während Rojas Mix ihn in einer Rede des radikalen liberalen chilenischen Politikers Francisco Bilbao in Frankreich im Juni 1856 fand.

In den späten 1850er Jahren wurde der Begriff in Kalifornien (das Teil der Vereinigten Staaten geworden war) und in lokalen Zeitungen wie El Clamor Público von Kaliforniern verwendet, die über América latina und latinoamérica schrieben und sich als Latinos als Abkürzung für ihre "hemisphärische Zugehörigkeit zu la raza latina" identifizierten.

Die Wörter "Latein" und "Amerika" wurden erstmals 1856 auf einer Konferenz des chilenischen Politikers Francisco Bilbao in Paris in einem Druckwerk zu dem Begriff "Lateinamerika" zusammengefasst. Die Konferenz trug den Titel "Initiative des Amerikas. Idee für einen Bundeskongress der Republiken". Im folgenden Jahr verwendete auch der kolumbianische Schriftsteller José María Torres Caicedo den Begriff in seinem Gedicht "Die zwei Amerikas". Zwei Ereignisse im Zusammenhang mit den Vereinigten Staaten spielten in beiden Werken eine zentrale Rolle. Das erste Ereignis ereignete sich weniger als ein Jahrzehnt vor der Veröffentlichung der Werke von Bilbao und Torres Caicedo: die Invasion Mexikos oder, in den USA, der Mexikanisch-Amerikanische Krieg, in dessen Folge Mexiko ein Drittel seines Territoriums verlor. Das zweite Ereignis, die Walker-Affäre, ereignete sich im selben Jahr, in dem beide Werke geschrieben wurden: die Entscheidung von US-Präsident Franklin Pierce, das Regime anzuerkennen, das der Amerikaner William Walker und seine Bande von Filibustern vor kurzem in Nicaragua errichtet hatten. Sie regierten Nicaragua fast ein Jahr lang (1856-57) und versuchten, die Sklaverei wieder einzuführen, die dort bereits seit drei Jahrzehnten abgeschafft war.

Sowohl in Bilbaos als auch in Torres Caicedos Werk werden der Mexikanisch-Amerikanische Krieg (1846-48) und William Walkers Expedition nach Nicaragua ausdrücklich als Beispiele für die Gefährdung der Region genannt. Für Bilbao war "Lateinamerika" kein geografisches Konzept, da er Brasilien, Paraguay und Mexiko ausschloss. Beide Autoren forderten auch den Zusammenschluss aller lateinamerikanischen Länder als einzige Möglichkeit, ihre Territorien gegen weitere ausländische Interventionen der USA zu verteidigen. Beide lehnten auch den europäischen Imperialismus ab und behaupteten, dass die Rückkehr der europäischen Länder zu nicht-demokratischen Regierungsformen eine weitere Gefahr für die lateinamerikanischen Länder darstelle, wobei sie das gleiche Wort benutzten, um den Zustand der europäischen Politik zu dieser Zeit zu beschreiben: "Despotismus". Einige Jahre später, während der französischen Invasion in Mexiko, schrieb Bilbao ein weiteres Werk, "Emanzipation des Geistes in Amerika", in dem er alle lateinamerikanischen Länder aufforderte, die mexikanische Sache gegen Frankreich zu unterstützen, und den französischen Imperialismus in Asien, Afrika, Europa und Amerika ablehnte. Er forderte die lateinamerikanischen Intellektuellen auf, ihre "intellektuelle Emanzipation" zu suchen, indem sie sich von allen französischen Ideen lossagen, denn Frankreich sei: "Heuchlerisch, weil es [Frankreich] sich als Beschützer der lateinischen Rasse bezeichnet, nur um sie seinem Ausbeutungsregime zu unterwerfen; verräterisch, weil es von Freiheit und Nationalität spricht, während es, unfähig, die Freiheit für sich zu erobern, stattdessen andere versklavt!" Wie Michel Gobat es ausdrückt, hatte der Begriff Lateinamerika selbst eine "antiimperiale Genese", und seine Schöpfer waren weit davon entfernt, irgendeine Form des Imperialismus in der Region oder an einem anderen Ort der Welt zu unterstützen.

In Frankreich wurde der Begriff Lateinamerika mit der entgegengesetzten Absicht verwendet. Er wurde vom französischen Kaiserreich unter Napoleon III. während der französischen Invasion in Mexiko verwendet, um Frankreich zu den einflussreichen Ländern Amerikas zu zählen und die anglophonen Länder auszuschließen. Er spielte eine Rolle in seiner Kampagne, mit der er die kulturelle Verwandtschaft der Region mit Frankreich unterstellte, Frankreich zur kulturellen und politischen Führungsmacht in der Region machte und Maximilian von Habsburg als Kaiser des Zweiten Mexikanischen Reiches einsetzte. Der Begriff wurde 1861 auch von französischen Gelehrten in der Zeitschrift La revue des races Latines verwendet, die sich mit der Bewegung des Pan-Latinismus befasste.

Zeitgenössische Definitionen

Die vier gemeinsamen Subregionen in Lateinamerika
  • Lateinamerika wird oft synonym mit Iberoamerika ("iberisches Amerika") verwendet, wobei die überwiegend niederländisch-, französisch- und englischsprachigen Gebiete ausgeschlossen sind. So sind die Länder Haiti, Belize, Guyana und Surinam sowie mehrere französische Überseedepartements ausgeschlossen. Andererseits wird Puerto Rico dann in der Regel mit einbezogen.
  • Nach einer anderen Definition, die dem semantischen Ursprung nahe kommt, bezeichnet Lateinamerika die Gesamtheit der Länder Amerikas, in denen eine romanische Sprache (eine vom Lateinischen abgeleitete Sprache) vorherrscht: Spanisch, Portugiesisch, Französisch oder eine Kreolsprache, die auf diesen drei Sprachen basiert. Dazu gehören also Mexiko, der größte Teil Mittel- und Südamerikas sowie in der Karibik Kuba, die Dominikanische Republik und Haiti. Lateinamerika umfasst somit alle Länder Amerikas, die einst Teil des spanischen, portugiesischen und französischen Reiches waren. Puerto Rico ist zwar kein Land, wird aber manchmal dazu gezählt.
  • Der Begriff wird manchmal weiter gefasst und bezieht sich auf den gesamten amerikanischen Kontinent südlich der Vereinigten Staaten, also auch auf die Guayanas (Französisch-Guayana, Guyana und Surinam), die anglophone Karibik (und Belize), die frankophone Karibik und die niederländische Karibik. Diese Definition betont eine ähnliche sozioökonomische Geschichte der Region, die durch formellen oder informellen Kolonialismus gekennzeichnet war, und weniger kulturelle Aspekte (siehe z. B. die Dependenztheorie). Einige Quellen vermeiden diese Vereinfachung, indem sie den alternativen Ausdruck "Lateinamerika und die Karibik" verwenden, wie im Geoschema der Vereinten Nationen für die Amerikas.

Die Unterscheidung zwischen Lateinamerika und Angloamerika ist eine Konvention, die auf den vorherrschenden Sprachen in den Amerikas basiert, durch die romanische und englischsprachige Kulturen unterschieden werden. Keines der beiden Gebiete ist kulturell oder sprachlich homogen; in großen Teilen Lateinamerikas (z. B. im Hochland von Peru, Bolivien, Mexiko und Guatemala) sind die Kulturen der amerikanischen Ureinwohner und in geringerem Maße die indianischen Sprachen vorherrschend, während in anderen Gebieten der Einfluss der afrikanischen Kulturen stark ist (z. B. im karibischen Becken, einschließlich Teilen von Kolumbien und Venezuela).

Der Begriff ist nicht unumstritten. Der Historiker Mauricio Tenorio-Trillo beschäftigt sich ausführlich mit der "Anziehungskraft und Macht" der Idee von Lateinamerika. Einleitend bemerkt er: "Die Idee von 'Lateinamerika' sollte mit dem Aussterben der Rassentheorie verschwunden sein... Aber es ist nicht einfach, etwas für tot zu erklären, von dem man kaum sagen kann, dass es existiert hat", und er fährt fort: "Der Begriff ist da, um zu bleiben, und er ist wichtig." In der Tradition des chilenischen Schriftstellers Francisco Bilbao, der Brasilien, Argentinien und Paraguay aus seinem frühen Konzept von Lateinamerika ausschloss, hat der chilenische Historiker Jaime Eyzaguirre den Begriff Lateinamerika dafür kritisiert, dass er den spanischen Charakter einer Region (d. h. des hispanischen Amerikas) "verschleiert" und "verwässert", indem er Nationen einbezieht, die seiner Meinung nach nicht dasselbe Muster der Eroberung und Kolonisierung aufweisen.

Subregionen und Länder

Lateinamerika kann auf der Grundlage von Geografie, Politik, Demografie und Kultur in mehrere Unterregionen unterteilt werden. Lateinamerika ist definiert als der gesamte amerikanische Kontinent südlich der Vereinigten Staaten. Die grundlegenden geografischen Unterregionen sind Nordamerika, Mittelamerika, die Karibik und Südamerika; letztere enthält weitere politisch-geografische Unterteilungen wie den Südkegel, die Guianas und die Andenstaaten. Aus sprachlichen Gründen kann es in Spanisch-Amerika, Portugiesisch-Amerika und Französisch-Amerika eingeteilt werden.

Flagge Arme Land/Territorium Kapital(e) Name(n) in Amtssprache(n) Bevölkerung
(2021)
Bereich
(km2)
Dichte
(Menschen/km2)
Zeit(en) Zone(n) Unterregion
Argentina
Coat of arms of Argentina.svg
Argentinien Buenos Aires Argentinien 4,527,678 2,780,400 2 UTC/GMT -3 Stunden Südamerika
Coat of arms of Bolivia.svg
Bolivien Sucre und La Paz Bolivien; Buliwya; Wuliwya; Volívia 12,079,472 1,098,581 11 UTC/GMT -4 Stunden Südamerika
Coat of arms of Brazil.svg
Brasilien Brasília Brasilien 214,326,223 8,514,877 25 UTC/GMT -2 Stunden (Fernando de Noronha)
UTC/GMT -3 Stunden (Brasília)
UTC/GMT -4 Stunden (Amazonas)
UTC/GMT -5 Stunden (Acre)
Südamerika
Coat of arms of Chile.svg
Chile Santiago Chile 19,493,184 756,102 26 UTC/GMT -3 Stunden (Magallanes und chilenische Antarktis)
UTC/GMT -4 Stunden (Kontinentalchile)
UTC/GMT -5 Stunden (Osterinsel)
Südamerika
Coat of arms of Colombia.svg
Kolumbien Bogotá Kolumbien 51,516,562 1,141,748 45 UTC/GMT -5 Stunden Südamerika
Coat of arms of Costa Rica.svg
Costa Rica San José Costa Rica 5,153,957 51,100 101 UTC/GMT -6 Stunden Mittelamerika
Coat of arms of Cuba.svg
Kuba Havanna Kuba 11,256,372 109,884 102 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of the Dominican Republic.svg
Dominikanische Republik Santo Domingo República Dominicana 11,117,873 48,192 231 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of Ecuador.svg
Ecuador Quito Ecuador 17,797,737 256,369 69 UTC/GMT -5 Stunden Südamerika
Coat of arms of El Salvador.svg
El Salvador San Salvador El Salvador 6,314,167 21,041 300 UTC/GMT -6 Stunden Mittelamerika
Coat of arms of French Guyana.svg
Französisch-Guayana* Cayennepfeffer Guyane 297,449 83,534 4 UTC/GMT -3 Stunden Südamerika
Coat of arms of Guadeloupe.svg
Guadeloupe* Basse-Terre Guadeloupe 396,051 1,705 232 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of Guatemala.svg
Guatemala Guatemala-Stadt Guatemala 17,608,483 108,889 162 UTC/GMT -6 Stunden Mittelamerika
Coat of arms of Haiti.svg
Haiti Port-au-Prince Haïti; Ayiti 11,447,569 27,750 413 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of Honduras.svg
Honduras Tegucigalpa Honduras 10,278,345 112,492 91 UTC/GMT -6 Stunden Mittelamerika
BlasonMartinique.svg
Martinique* Fort-de-France Martinique 368,796 1,128 327 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of Mexico.svg
Mexiko Mexiko-Stadt México 126,705,138 1,964,375 65 UTC/GMT -5 Stunden (Zona Sureste)
UTC/GMT -6 Stunden (Zona Centro)
UTC/GMT -7 Stunden (Pazifische Zone)
UTC/GMT -8 Stunden (Zona Noroeste)
Nord-Amerika
Coat of arms of Nicaragua.svg
Nicaragua Managua Nicaragua 685,054 130,373 5 UTC/GMT -6 Stunden Mittelamerika
Coat of arms of Panama.svg
Panama Panama-Stadt Panamá 4,351,267 75,417 58 UTC/GMT -5 Stunden Mittelamerika
Coat of arms of Paraguay.svg
Paraguay Asunción Paraguay; Tetã Paraguái 6,703,799 406,752 16 UTC/GMT -4 Stunden Südamerika
Escudo nacional del Perú.svg
Peru Lima Perú; Piruw 33,715,471 1,285,216 26 UTC/GMT -5 Stunden Südamerika
Coat of arms of the Commonwealth of Puerto Rico.svg
Puerto Rico* San Juan Puerto Rico 3,256,028 8,870 367 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Blason St Barthélémy TOM entire.svg
St. Barthélemy* Gustavia Saint-Barthélemy 10,861 25 434 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
St. Martin* Marigot Saint-Martin 35,334 54 654 UTC/GMT -4 Stunden Karibik
Coat of arms of Uruguay.svg
Uruguay Montevideo Uruguay 342,626 176,215 2 UTC/GMT -3 Stunden Südamerika
Coat of arms of Venezuela.svg
Venezuela (Bolivarische Republik) Caracas Venezuela 28,199,867 912,050 31 UTC/GMT -4 Stunden Südamerika
Insgesamt 626,747,000 20,111,699 31

*: Kein souveräner Staat

Geschichte

Vor dem europäischen Kontakt im Jahr 1492

UNESCO-Welterbe der Maya in Chichén Itzá
Ein Blick auf das UNESCO-Weltkulturerbe Machu Picchu, eine präkolumbianische Inka-Stätte in Peru.
Überlebender Abschnitt des Inkastraßensystems im Nordwesten Argentiniens, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Das Straßensystem verband das Andenreich

Die früheste bekannte menschliche Siedlung in diesem Gebiet wurde in Monte Verde in der Nähe von Puerto Montt im Süden Chiles entdeckt. Die Besiedlung geht auf etwa 14 000 Jahre zurück, und es gibt umstrittene Hinweise auf eine noch frühere Besiedlung. Im Laufe der Jahrtausende breiteten sich die Menschen in alle Teile Nord- und Südamerikas sowie auf die karibischen Inseln aus. Obwohl sich die Region, die heute als Lateinamerika bekannt ist, von Nordmexiko bis Feuerland erstreckt, bedeutet die Vielfalt ihrer Geographie, Topographie, ihres Klimas und ihrer Anbauflächen, dass die Bevölkerungen nicht gleichmäßig verteilt waren. In Mesoamerika (Mittel- und Südmexiko und Mittelamerika) und in den Hochanden (Quechua, Aymara und Chibcha) entstanden komplexe Zivilisationen, die sich auf feste, landwirtschaftlich genutzte Siedlungen stützten.

Die landwirtschaftlichen Überschüsse aus dem intensiven Anbau von Mais in Mesoamerika und von Kartoffeln und winterharten Getreidesorten in den Anden waren in der Lage, weit entfernte Bevölkerungsgruppen über die Haushalte und Gemeinschaften der Bauern hinaus zu versorgen. Die Überschüsse ermöglichten die Schaffung sozialer, politischer, religiöser und militärischer Hierarchien, die Verstädterung mit stabilen dörflichen Siedlungen und größeren Städten, die Spezialisierung des Handwerks und den Transfer von Produkten durch Tribut und Handel. In den Anden wurden Lamas domestiziert und zum Transport von Waren eingesetzt; in Mesoamerika gab es keine großen domestizierten Tiere, die die menschliche Arbeit unterstützten oder Fleisch lieferten. Die mesoamerikanischen Zivilisationen entwickelten Schriftsysteme; in den Anden entwickelte sich der geknotete Quipus als Buchhaltungssystem.

In der Karibik gab es sesshafte Völker, die von Arawak oder Tainos besiedelt wurden, und im heutigen Brasilien lebten viele tupianische Völker in festen Siedlungen. Halbsesshafte Völker betrieben Ackerbau und besiedelten Dörfer, aber die Erschöpfung des Bodens machte eine Verlagerung der Siedlungen erforderlich. Die Bevölkerung war weniger dicht und die sozialen und politischen Hierarchien weniger institutionalisiert. Nicht sesshafte Völker lebten in kleinen Gruppen, mit geringer Bevölkerungsdichte und ohne Landwirtschaft. Sie lebten in einer rauen Umgebung. Im ersten Jahrtausend n. Chr. lebten in der westlichen Hemisphäre Dutzende von Millionen Menschen; die genauen Zahlen sind eine Quelle laufender Forschungen und Kontroversen.

Die beiden letzten großen Zivilisationen, die Azteken und die Inkas, traten Anfang des vierzehnten und Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in Erscheinung. Obwohl die indigenen Reiche von den Europäern erobert wurden, blieb die subimperiale Organisation der dicht besiedelten Regionen bestehen. Das Vorhandensein oder Fehlen indigener Bevölkerungen hatte Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sich der europäische Imperialismus in Amerika auswirkte. Die präkolumbianischen Zivilisationen Mesoamerikas und des Andenhochlands wurden zu Quellen des Stolzes für die in Amerika geborenen Spanier in der späten Kolonialzeit und für die Nationalisten in der Zeit nach der Unabhängigkeit. In einigen modernen lateinamerikanischen Nationalstaaten finden die indigenen Wurzeln der nationalen Identität ihren Ausdruck in der Ideologie des Indigenismo. Diese modernen Konstruktionen der nationalen Identität üben in der Regel Kritik an ihrer kolonialen Vergangenheit.

Kolonialzeit, 1492-1825

Cristóbal de Olid führt spanische Soldaten mit Verbündeten aus Tlaxcalan gegen indigene Krieger während der europäischen Kolonisierung Amerikas.
Karte von Brasilien mit indigenen Männern, die Brasilholz schlagen, und portugiesischen Schiffen

Die spanische und portugiesische Kolonisierung der westlichen Hemisphäre legte den Grundstein für die Gesellschaften, die heute als charakteristisch für Lateinamerika gelten. Im fünfzehnten Jahrhundert begaben sich sowohl Portugal als auch Spanien im Anschluss an die christliche Rückeroberung Iberiens von den Muslimen auf Entdeckungsreisen nach Übersee. Portugal segelte die Westküste Afrikas entlang, und die Krone von Kastilien in Zentralspanien genehmigte die Reise des genuesischen Seefahrers Christoph Kolumbus. Portugals maritime Expansion in den Indischen Ozean war zunächst sein Hauptinteresse, doch die vom Kurs abweichende Reise von Pedro Álvares Cabral im Jahr 1500 ermöglichte es Portugal, Brasilien für sich zu beanspruchen. Die Demarkationslinie von 1494 zwischen Spanien und Portugal gab Spanien alle Gebiete im Westen und Portugal alle Gebiete im Osten. Für Portugal waren die Reichtümer Afrikas, Indiens und der Gewürzinseln zunächst weitaus wichtiger als das unbekannte Gebiet Brasiliens. Da die spanische Krone keine besseren Aussichten hatte, richtete sie ihre Energien auf die Gebiete der Neuen Welt. Spanische Kolonisten gründeten ab 1493 dauerhafte Siedlungen in der zirkumkaribischen Region. In diesen Regionen, in denen sie früh mit den Spaniern in Kontakt kamen, etablierten sie Muster der Interaktion mit den indigenen Völkern, die sie auf das Festland übertrugen. Zum Zeitpunkt des Kontakts mit den Europäern war das Gebiet dicht von indigenen Völkern bevölkert, die sich weder als Imperien organisiert noch große Gebäudekomplexe errichtet hatten. Bei der Expedition von Hernán Cortés von Kuba nach Mexiko im Jahr 1519 trafen die Spanier auf die indigene imperiale Zivilisation der Azteken. Mit den in den frühen karibischen Siedlungen erlernten Techniken der Kriegsführung suchte Cortés indigene Verbündete, um nach einem zweijährigen Eroberungskrieg den Überbau des Aztekenreichs zu stürzen. Die Spanier erkannten viele indigene Eliten als Adlige an, die unter spanischer Herrschaft standen und weiterhin Macht und Einfluss auf das einfache Volk hatten, und nutzten sie als Vermittler im entstehenden spanischen Imperialsystem.

Nach der Eroberung Zentralmexikos suchten die Spanier nach ähnlichen Großreichen, die sie erobern konnten, und expandierten durch Francisco Pizarro in andere Regionen Mexikos und Mittelamerikas und schließlich in das Reich der Inka. Jahrhunderts beanspruchten Spanien und Portugal Gebiete, die sich von Alaska bis zur Südspitze Patagoniens erstreckten. Sie gründeten Städte, die bis heute wichtige Zentren sind. In Spanisch-Amerika gehören dazu Panama City (1519), Mexiko City (1521), Guadalajara (1531-42), Cartagena (1532), Lima (1535) und Quito (1534). In Brasilien wurden Küstenstädte gegründet: Olinda (1537), Salvador de Bahia (1549), São Paulo (1554) und Rio de Janeiro (1565).

Gebiete, die 1790 vom spanischen und portugiesischen Kaiserreich beansprucht wurden.

Die Spanier erkundeten die von ihnen beanspruchten Gebiete auf dem Festland ausgiebig, ließen sich jedoch in großer Zahl in Gebieten mit einer dichten und hierarchisch organisierten indigenen Bevölkerung und ausbeutbaren Ressourcen, insbesondere Silber, nieder. Die frühen spanischen Eroberer sahen in den Eingeborenen selbst eine ausbeutbare Ressource für Tribut und Arbeit, und einzelne Spanier erhielten als Belohnung für ihre Beteiligung an der Eroberung Zuschüsse für die Zwangsarbeit auf der Encomienda. In den meisten Teilen Spanisch-Amerikas bildeten die indigenen Bevölkerungsgruppen den größten Anteil, wobei einige schwarze Sklaven als Hilfskräfte eingesetzt wurden. Die drei wichtigsten Rassengruppen während der Kolonialzeit waren europäische Weiße, Schwarzafrikaner und Indigene. Im Laufe der Zeit vermischten sich diese Bevölkerungsgruppen, was zu den Castas führte. In den meisten Teilen Spanisch-Amerikas bildeten die Indigenen die Bevölkerungsmehrheit.

In Neuspanien (koloniales Mexiko) und Peru wurden sowohl dichte indigene Bevölkerungen als auch Silber gefunden, und die heutigen Länder wurden zu Zentren des spanischen Imperiums. Das Vizekönigreich Neuspanien mit Sitz in Mexiko-Stadt wurde 1535 gegründet und das Vizekönigreich Peru mit Sitz in Lima 1542. Das Vizekönigreich Neuspanien war auch für die Philippinen zuständig, nachdem sich die Spanier dort im späten sechzehnten Jahrhundert niedergelassen hatten. Der Vizekönig war der direkte Vertreter des Königs.

Die römisch-katholische Kirche als Institution startete eine "spirituelle Eroberung", um die einheimische Bevölkerung zum Christentum zu bekehren und sie dem Christentum einzuverleiben, wobei keine andere Religion zugelassen wurde. Papst Alexander VI. hatte 1493 den katholischen Königen große Macht über kirchliche Ernennungen und die Funktionsweise der Kirche in den überseeischen Besitzungen verliehen. Der Monarch war der Schirmherr der institutionellen Kirche. Der Staat und die katholische Kirche waren die institutionellen Säulen der spanischen Kolonialherrschaft. Im späten 18. Jahrhundert richtete die Krone auch ein königliches Militär ein, um ihre Besitztümer gegen ausländische Übergriffe, insbesondere durch die Briten, zu verteidigen. Sie erhöhte auch die Zahl der Vizekönigreiche in Spanisch-Südamerika.

Portugal errichtete in Brasilien erst in den 1530er Jahren eine feste institutionelle Herrschaft, die jedoch vielen Mustern der Kolonisierung im spanischen Amerika entsprach. Die brasilianischen Eingeborenen waren anfangs dicht besiedelt, lebten aber nur halbsesshaft und waren nicht so organisiert, dass die Spanier die Eingeborenen leichter in die koloniale Ordnung einbinden konnten. Die Portugiesen setzten indigene Arbeiter zur Gewinnung des wertvollen Rohstoffs Brasilholz ein, der der Kolonie ihren Namen gab. Portugal übernahm eine größere Kontrolle über die Region, um zu verhindern, dass andere europäische Mächte, insbesondere Frankreich, seine Ansprüche bedrohten.

Potosí, der "cerro rico", der an einem einzigen Standort große Mengen Silber produzierte. Das erste in Europa veröffentlichte Bild. Pedro Cieza de León, 1553.

Die Europäer strebten nach Reichtum in Form von hochwertigen Produkten mit geringer Stückzahl, die nach Europa exportiert wurden. Das spanische Imperium schuf Institutionen, um seinen Reichtum zu sichern und sein Imperium in Amerika vor Rivalen zu schützen. Im Handel folgte es den Prinzipien des Merkantilismus, wobei seine überseeischen Besitztümer das Machtzentrum in Iberien bereichern sollten. Der Handel wurde durch das königliche Handelshaus in Sevilla, Spanien, geregelt. Das wichtigste Exportgut aus Spanisch-Amerika nach Spanien war Silber, später gefolgt von dem roten Farbstoff Cochenille. Silber wurde in den Anden gefunden, vor allem im Silberberg von Potosí (heute in Bolivien), wo indigene Männer zur Arbeit in den Minen gezwungen wurden. In Neuspanien wurden reiche Silbervorkommen in Nordmexiko, in Zacatecas und Guanajuato, außerhalb der dicht besiedelten Gebiete der Indios gefunden. Für den Bergbau wurden Arbeitskräfte von anderswo angeworben, und es wurden Landgüter für den Anbau von Weizen, Rindern und Schafen errichtet. Maultiere wurden für den Transport und als Ersatz für die menschliche Arbeitskraft bei der Silberraffination gezüchtet.

Zuckerverarbeitung durch qualifizierte schwarze Sklavenarbeiter. Da das Zuckerrohr nach dem Schneiden sofort verarbeitet werden muss, um den größten Teil des Zuckersaftes zu gewinnen, mussten die engenhos in der Nähe der Felder errichtet werden.

In Brasilien und auf einigen spanischen Karibikinseln wurden in großem Umfang Plantagen für den Zuckeranbau für den Exportmarkt angelegt. In Brasilien verwandelte die Entwicklung des Plantagenkomplexes die Kolonie von einem Nebenschauplatz des portugiesischen Reiches in einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Die Portugiesen transportierten versklavte Arbeitskräfte aus ihren afrikanischen Gebieten, und das "Zuckerzeitalter" im 17. Jahrhundert war eine Umwälzung, die Brasilien zu einem wichtigen wirtschaftlichen Bestandteil des portugiesischen Reiches machte. Die Bevölkerung wuchs exponentiell, wobei die Mehrheit versklavte Afrikaner waren. Die Besiedlung und wirtschaftliche Entwicklung erfolgte weitgehend an der Küste, mit dem Ziel, Zucker in die europäischen Märkte zu exportieren. Aufgrund der Konkurrenz durch andere Zuckerproduzenten ging der auf Zucker basierende Wohlstand Brasiliens zurück, doch im 18. Jahrhundert wurden im südlichen Landesinneren Diamanten und Gold gefunden, was eine neue Welle wirtschaftlicher Aktivitäten auslöste. Da sich das wirtschaftliche Zentrum der Kolonie vom zuckerproduzierenden Nordosten in die südliche Region der Gold- und Diamantenminen verlagerte, wurde die Hauptstadt 1763 von Salvador de Bahia nach Rio de Janeiro verlegt. Während der Kolonialzeit war Brasilien auch das Zentrum für die Herstellung portugiesischer Schiffe. Als globales maritimes Imperium schuf Portugal in Brasilien eine lebenswichtige Industrie. Nachdem Brasilien seine Unabhängigkeit erlangt hatte, erlahmte diese Industrie.

In Spanisch-Amerika wurden Industrie- und Luxusgüter aus Spanien verschickt und gelangten nur über die karibischen Häfen von Veracruz, Havanna und Cartagena sowie über den peruanischen Pazifikhafen Callao legal nach Spanisch-Amerika. Der transpazifische Handel wurde im späten 16. Jahrhundert von Acapulco über die Manila-Galeone zu den Philippinen eingerichtet, um Silber aus Mexiko und Peru nach Asien zu transportieren; chinesische Seide und Porzellan wurden zunächst nach Mexiko geschickt und dann nach Spanien reexportiert. Dieses Handelssystem war theoretisch streng kontrolliert, wurde aber zunehmend von anderen europäischen Mächten untergraben. Die Engländer, Franzosen und Niederländer beschlagnahmten die von den Spaniern beanspruchten karibischen Inseln und errichteten ihre eigenen Zuckerplantagen. Die Inseln wurden auch zu Umschlagplätzen für den Schmuggelhandel mit Spanisch-Amerika. Viele Regionen in Spanisch-Amerika, die von spanischen Kaufleuten nicht gut versorgt wurden, wie z. B. Mittelamerika, nahmen am Schmuggelhandel mit ausländischen Kaufleuten teil. Die bourbonischen Reformen des 18. Jahrhunderts zielten darauf ab, das Handelssystem zu modernisieren, um den Handelsaustausch zwischen Spanien und Spanisch-Amerika in einem System zu fördern, das als comercio libre bezeichnet wurde. Es handelte sich dabei nicht um Freihandel im modernen Sinne, sondern um freien Handel innerhalb des spanischen Reiches. Durch die Liberalisierung des Handels und eine begrenzte Deregulierung sollte das Monopol der im spanischen Hafen von Cádiz ansässigen Kaufleute gebrochen werden. Durch Verwaltungsreformen wurde ein System von Bezirken, die sogenannten Intendanzen, nach französischem Vorbild geschaffen. Damit sollte die Kontrolle der Krone über ihre Besitzungen gestärkt und die wirtschaftliche Entwicklung angekurbelt werden.

Sowohl Spanien als auch Portugal untersagten fremden Mächten den Handel in ihren amerikanischen Kolonien oder das Betreten der von ihnen beanspruchten Küstengewässer. Andere europäische Mächte stellten die von den iberischen Mächten beanspruchten Exklusivrechte in Frage. Die Engländer, Niederländer und Franzosen besetzten dauerhaft Inseln in der Karibik und errichteten Zuckerplantagen nach dem Vorbild Brasiliens. In Brasilien besetzten die Niederländer das Zuckeranbaugebiet im Nordosten, wurden aber nach 30 Jahren wieder vertrieben.

Koloniale Vermächtnisse

Denkmal für Christoph Kolumbus in Buenos Aires, bevor es 2013 entfernt und durch die Statue von Juana Azurduy, einer Mestizenkämpferin für die Unabhängigkeit, ersetzt wurde.

Mehr als drei Jahrhunderte direkter spanischer und portugiesischer Kolonialherrschaft haben in Lateinamerika bleibende Eindrücke hinterlassen. Spanisch und Portugiesisch sind die vorherrschenden Sprachen in der Region, und der römische Katholizismus ist die vorherrschende Religion. Krankheiten, gegen die die indigenen Völker keine Immunität besaßen, zerstörten ihre Populationen, obwohl es vielerorts noch Populationen gibt. Der erzwungene Transport afrikanischer Sklaven veränderte große Regionen, in denen sie für die Herstellung von Exportprodukten, insbesondere Zucker, arbeiteten. In Regionen mit einer dichten indigenen Bevölkerung stellten diese den größten Anteil an der Bevölkerung; in den Zucker produzierenden Regionen war der Anteil der Schwarzen am größten. Die weißen Europäer machten sowohl in Spanisch-Amerika als auch in Brasilien nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung aus, waren aber gleichzeitig die wohlhabendste und sozial elitärste Bevölkerungsgruppe, und die von ihnen in der Kolonialzeit geschaffenen Rassenhierarchien haben sich bis heute gehalten. Die von den Europäern während der Kolonialzeit gegründeten Städte sind nach wie vor wichtige Machtzentren. In der Neuzeit haben sich die lateinamerikanischen Regierungen dafür eingesetzt, viele Kolonialstädte zum UNESCO-Weltkulturerbe zu erklären. Der Export von Metallen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen nach Europa dominiert die lateinamerikanische Wirtschaft, wobei die verarbeitende Industrie bewusst unterdrückt wurde; die Entwicklung der modernen, industriellen Wirtschaft Europas hing von der Unterentwicklung Lateinamerikas ab.

Trotz der vielen Gemeinsamkeiten zwischen dem kolonialen Spanischamerika und Brasilien sahen sie sich nicht als Teil einer bestimmten Region; dies war eine Entwicklung der Zeit nach der Unabhängigkeit, die im 19. Die Spuren von Christoph Kolumbus und des iberischen Kolonialismus in Lateinamerika begannen sich im zwanzigsten Jahrhundert zu verschieben. Die "Entdeckung" durch die Europäer wurde zu einer "Begegnung" zwischen der Alten und der Neuen Welt umgedeutet. Ein Beispiel für das neue Bewusstsein war die von der linksgerichteten Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner angeordnete Demontage des Kolumbus-Denkmals in Buenos Aires, eines von vielen in der Hemisphäre. Das Denkmal wurde durch eine Statue der Mestizin Juana Azurduy de Padilla ersetzt, was in Argentinien eine große Kontroverse über die historische und nationale Identität auslöste.

Ära der Unabhängigkeit (1776-1825)

Entwicklung der spanisch-amerikanischen Unabhängigkeit
Regierung nach traditionellem spanischem Recht
Loyal gegenüber der Obersten Zentraljunta oder den Cortes
Amerikanische Junta oder Aufstandsbewegung
Ausrufung oder Gründung eines unabhängigen Staates
Höhepunkt der französischen Kontrolle über die Halbinsel
Ferdinand VII. von Spanien, in dessen Namen spanisch-amerikanische Juntas während seines Exils 1808-1814 regierten; als er 1814 wieder an die Macht kam, führte er die autokratische Herrschaft wieder ein und erneuerte die Unabhängigkeitsbewegungen

Die Unabhängigkeit Amerikas war weder unvermeidlich noch einheitlich in Amerika. Die Ereignisse in Europa hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kolonialreiche Spaniens, Portugals und Frankreichs in Amerika. Frankreich und Spanien hatten die amerikanische Revolution unterstützt, die zur Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien von Großbritannien führte, das sie im Siebenjährigen Krieg (1757-63) besiegt hatte. Der Ausbruch der Französischen Revolution im Jahr 1789, ein politischer und sozialer Aufstand, der die Bourbonenmonarchie stürzte und die bestehende Ordnung umstürzte, löste die Ereignisse in Frankreichs reicher karibischer Zuckerkolonie Saint-Domingue aus, deren schwarze Bevölkerung sich unter der Führung von Toussaint L'ouverture erhob. Die haitianische Revolution hatte weitreichende Folgen. Großbritannien erklärte Frankreich den Krieg und griff Häfen in Saint-Domingue an. Haiti erlangte 1804 unter der Führung des ehemaligen Sklaven Jean-Jacques Dessalines nach jahrelangen gewaltsamen Kämpfen, die auf beiden Seiten mit großen Gräueltaten verbunden waren, die Unabhängigkeit. Die haitianische Unabhängigkeit hatte Auswirkungen auf die Kolonialreiche in Nord- und Südamerika sowie auf die Vereinigten Staaten. Viele weiße, sklavenhaltende Zuckerpflanzer aus Saint-Domingue flohen auf die spanische Insel Kuba, wo sie Zuckerplantagen errichteten, die zur Grundlage der kubanischen Wirtschaft wurden. Als einziges Land der Hemisphäre schafften die schwarzen Sieger in Haiti bei der Unabhängigkeit die Sklaverei ab. Viele Tausende der verbliebenen Weißen wurden auf Befehl von Dessalines hingerichtet. Für andere Regionen mit einer großen versklavten Bevölkerung war die haitianische Revolution ein abschreckendes Beispiel für die weißen Sklavenhalter und Pflanzer. Obwohl Spanien und Großbritannien mit der Niederlage Frankreichs zufrieden waren, waren sie "besessen von den möglichen Auswirkungen des Sklavenaufstands auf Kuba, Santo Domingo und Jamaika", das damals eine britische Zuckerkolonie war. US-Präsident Thomas Jefferson, ein wohlhabender Sklavenhalter, weigerte sich, die Unabhängigkeit Haitis anzuerkennen. Die Anerkennung erfolgte erst 1862 durch Präsident Abraham Lincoln. Da es Frankreich nicht gelang, den Sklavenaufstand niederzuschlagen, und da es Geld für den Krieg mit Großbritannien benötigte, verkaufte Napoleon Bonaparte 1803 im Rahmen des Louisiana-Kaufs die verbliebenen französischen Festlandbesitzungen in Nordamerika an die Vereinigten Staaten.

Der Einmarsch Napoleons auf der iberischen Halbinsel 1807-1808 bedeutete eine grundlegende Veränderung der Weltordnung, die die Stabilität der Metropolen und ihrer überseeischen Besitzungen ins Wanken brachte. Sie führte dazu, dass der portugiesische Königshof mit britischer Hilfe nach Brasilien, seiner reichsten Kolonie, übersiedelte. In Spanien erzwang Frankreich die Abdankung der spanischen Bourbonenmonarchen und ihre Ersetzung durch Napoleons Bruder Joseph Bonaparte als König. In der Zeit von 1808 bis zur Wiederherstellung der bourbonischen Monarchie im Jahr 1814 kam es zu neuen politischen Experimenten. In Spanisch-Amerika löste die Frage nach der Legitimität des Herrschaftsanspruchs des neuen ausländischen Monarchen heftige Debatten aus und führte in vielen Regionen zu Unabhängigkeitskriegen. Die Konflikte waren regional begrenzt und meist recht komplex. Chronologisch gesehen waren die spanisch-amerikanischen Unabhängigkeitskriege die umgekehrte Form der Eroberung: Die Gebiete, die erst vor kurzem in das spanische Reich eingegliedert worden waren, wie Argentinien und Chile, erlangten als erste ihre Unabhängigkeit, während die kolonialen Hochburgen Mexiko und Peru die letzten waren, die zu Beginn des 19. Kuba und Puerto Rico, beides alte karibische Zuckerproduktionsgebiete, erlangten ihre Unabhängigkeit von Spanien erst im Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898, der von den USA angeführt wurde.

Verfassung von 1812

In Spanien brach ein blutiger Krieg gegen die französischen Invasoren aus, und es wurden regionale Juntas eingesetzt, die im Namen des abgesetzten Bourbonenkönigs Ferdinand VII. regierten. Auch in Spanisch-Amerika lehnten die lokalen Juntas den Bruder Napoleons als Monarchen ab. Die spanischen Liberalen stellten sich das Spanische Reich neu vor, indem sie Iberien und die überseeischen Gebiete als gleichwertig ansahen. Die Liberalen strebten ein neues Regierungsmodell an, eine konstitutionelle Monarchie, in der die Macht des Königs und der katholischen Kirche eingeschränkt werden sollte. Im Namen des abgesetzten bourbonischen Monarchen Ferdinand VII. beriefen Vertreter des spanischen Reiches, sowohl von der Halbinsel als auch aus Spanisch-Amerika, einen Konvent in der Hafenstadt Cádiz ein. Für die spanisch-amerikanischen Eliten, die im späten 18. Jahrhundert von offiziellen Positionen zugunsten von auf der Halbinsel geborenen Vertretern ausgeschlossen worden waren, bedeutete dies eine wichtige Anerkennung ihrer Rolle im Reich. Diese Vertreter des gesamten Reiches entwarfen und ratifizierten die spanische Verfassung von 1812, die eine konstitutionelle Monarchie einführte und weitere Regeln für die Staatsführung festlegte, darunter die Staatsbürgerschaft und Einschränkungen für die katholische Kirche. Die konstitutionelle Herrschaft stellte eine Abkehr von der absolutistischen Monarchie dar und gab dem spanischen Amerika einen Ausgangspunkt für eine konstitutionelle Regierung. Solange Napoleon Spanien kontrollierte, war die liberale Verfassung das maßgebliche Dokument.

Als Napoleon besiegt und die bourbonische Monarchie 1814 wiederhergestellt wurde, setzten Ferdinand VII. und seine konservativen Anhänger sofort die absolutistische Monarchie wieder ein und beendeten das liberale Interregnum. In Spanisch-Amerika löste dies eine neue Welle von Unabhängigkeitsbestrebungen aus.

Dom Pedro I., Kaiser von Brasilien

In Südamerika führten Simón Bolívar in Venezuela, José de San Martín in Argentinien und Bernardo O'Higgins in Chile Armeen an, die für die Unabhängigkeit kämpften. In Mexiko, wo der erste Aufstand von Hidalgo und José María Morelos angeführt worden war, behielten die royalistischen Kräfte die Kontrolle. Als die spanischen Militärs 1820 die liberale Verfassung von 1812 wiederherstellten, hielten die Konservativen in Mexiko die Unabhängigkeit für die bessere Lösung. Der königstreue Offizier Agustín de Iturbide wechselte die Seiten und schloss ein Bündnis mit dem Anführer der Aufständischen, Vicente Guerrero, und gemeinsam führten sie 1821 die Unabhängigkeit Mexikos herbei.

Für Portugal und Brasilien hatte die Niederlage Napoleons nicht unmittelbar die Rückkehr des portugiesischen Monarchen nach Portugal zur Folge, da Brasilien der reichste Teil des portugiesischen Reiches war. Wie in Spanien 1820 bedrohten portugiesische Liberale die Macht der Monarchie und zwangen Johannes VI. im April 1821 zur Rückkehr, so dass sein Sohn Pedro Brasilien als Regent regieren musste. In Brasilien hatte Pedro mit Revolutionären und ungehorsamen portugiesischen Truppen zu kämpfen, die er alle unterwarf. Die portugiesische Regierung drohte damit, die politische Autonomie, die Brasilien seit 1808 genossen hatte, wieder aufzuheben, was eine breite Opposition in Brasilien hervorrief. Pedro erklärte am 7. September 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal und wurde zum Kaiser ernannt. Bis März 1824 hatte er alle portugaltreuen Armeen besiegt. Die Unabhängigkeit Brasiliens wurde relativ friedlich erreicht, die territoriale Integrität blieb gewahrt, und der Herrscher stammte aus dem Königshaus Braganza, dessen Nachfolger Brasilien bis zu ihrem Sturz im Jahr 1889 regierten.

Frühe Post-Unabhängigkeit, ca. 1825-1879

Spanischamerika und Brasilien

Nach der Unabhängigkeit unterschieden sich Spanisch-Amerika und Brasilien in ihren Staatsformen: Der größte Teil von Spanisch-Amerika wurde zu föderalen Republiken (mit Ausnahme von Kuba und Puerto Rico, die spanische Kolonien blieben), und Brasilien wurde zu einer Monarchie, die vom brasilianischen Zweig der portugiesischen Königsfamilie regiert wurde. Die Zersplitterung Spanisch-Amerikas in Republiken mit geschwächten staatlichen Strukturen bedeutete, dass politische Unruhen und Gewalt auf vielen Ebenen ein Merkmal dieser Epoche in der gesamten Region waren. Die brasilianische Monarchie war eine stabilisierende politische Kraft, und die territoriale Integrität der portugiesischen Kolonie setzte sich auch nach der Unabhängigkeit fort.

Obwohl ein Großteil Lateinamerikas zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Unabhängigkeit erlangte, erfolgte die formelle Anerkennung durch die ehemaligen Großmächte Spanien und Portugal nicht sofort. Portugal erkannte Brasilien am 29. August 1825 offiziell an. Die spanische Krone erkannte die Unabhängigkeit der neuen spanisch-amerikanischen Nationen nicht an und schickte Expeditionen nach Mexiko, um die Kontrolle über ihr wertvolles ehemaliges Territorium zurückzugewinnen. Spanien erkannte die Unabhängigkeit Mexikos schließlich 1836 an, 15 Jahre nachdem sie erreicht worden war. Die Anerkennung der Unabhängigkeit Ecuadors erfolgte 1840 und die Paraguays erst 1880. Die neuen unabhängigen Territorien machten von ihrem Recht Gebrauch, eine Regierung zu bilden, ihr Staatsgebiet zu kontrollieren, Handelsbeziehungen mit anderen Nationen aufzunehmen und Steuern zu erheben. Brasilien und Mexiko errichteten beide 1822 unabhängige Monarchien. Die mexikanische Monarchie war nur von kurzer Dauer (1822-23), und zwar unter dem Anführer der Unabhängigkeitsbewegung General Iturbide, der am 19. Mai 1822 zum konstitutionellen Kaiser gewählt wurde und am 19. März 1823 abdanken musste. Iturbide hatte keinen königlichen Stammbaum, so dass er als Bürgerlicher weder Prestige noch eine dauerhafte Legitimität als Herrscher besaß. Die brasilianische Monarchie, ein Zweig des Hauses Braganza, dauerte bis 1889. Spanisch-Amerika zerfiel in verschiedene Regionen.

Der argentinische Caudillo Juan Manuel de Rosas
Der starke mexikanische Mann Antonio López de Santa Anna
Kaiser Pedro II. von Brasilien

Als Folge der gewaltsamen Unabhängigkeitskämpfe in den meisten Ländern Spanisch-Amerikas gewann das Militär an Bedeutung. In der Zeit nach der Unabhängigkeit spielte es oft eine Schlüsselrolle in der Politik. Militärische Führer wurden oft zu den ersten Staatsoberhäuptern, aber auch regionale Machthaber oder Caudillos traten auf. Die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wird manchmal als das "Zeitalter der Caudillos" bezeichnet. In Argentinien sind Juan Manuel Rosas und in Mexiko Antonio López de Santa Anna Beispiele für caudillos. Obwohl die meisten Länder schriftliche Verfassungen und getrennte Regierungszweige einführten, waren der Staat und die Rechtsstaatlichkeit schwach, und das Militär entwickelte sich zur dominierenden Institution im zivilen Bereich. Es wurden Verfassungen geschrieben, in denen die Gewaltenteilung festgelegt war, aber es herrschte die Herrschaft personalistischer Machthaber. Diktatorische Befugnisse wurden einigen starken Männern zugestanden, die als "konstitutionelle Diktatoren" nominell als Präsidenten im Rahmen einer Verfassung regierten.

Im religiösen Bereich blieb die römisch-katholische Kirche, eine der Säulen der Kolonialherrschaft, eine mächtige Institution und blieb im Allgemeinen die einzig zulässige Religion. Da der spanische Monarch nicht mehr der Schirmherr der Kirche war, machten viele nationale Regierungen ihr Recht auf die Ernennung von Geistlichen als logische Übertragung der Macht auf einen souveränen Staat geltend. Die katholische Kirche bestritt, dass dieses Recht auf die neuen Regierungen übergegangen war, und der Vatikan weigerte sich eine Zeit lang, neue Bischöfe zu ernennen. Da in Brasilien der Herrscher nach der Unabhängigkeit ein Mitglied des Hauses Braganza war und Portugal die politische Unabhängigkeit recht schnell anerkannte, ernannte der Vatikan 1830 einen päpstlichen Nuntius in Brasilien. Dieser Beamte war nicht nur für Brasilien, sondern auch für die neuen Staaten in Spanisch-Amerika zuständig. Doch auch in Brasilien kam es zu Konflikten zwischen Kirche und Staat. Während der Herrschaft von Pedro II. wurden protestantische Missionare geduldet, und als die Monarchie 1889 gestürzt wurde, wurde die katholische Kirche wieder aufgelöst.

In den neuen Nationalstaaten bevorzugten die Konservativen die alte Ordnung eines mächtigen, zentralisierten Staates und die Beibehaltung der katholischen Kirche als Schlüsselinstitution. In Mexiko schrieben die politischen Führer nach der Abdankung von Kaiser Iturbide im Jahr 1823 eine Verfassung für die neu ausgerufene föderale Republik, die Verfassung von 1824. Zentralamerika entschied sich gegen einen Beitritt zur neuen föderalen Republik Mexiko, ohne dass es zu einem wirklichen Konflikt kam. Der Held des Aufstands, Guadalupe Victoria, wurde 1824 der erste Präsident Mexikos. Die Konservativen drängten darauf, die Kontrolle über die Regierung zu übernehmen, da sie eine zentrale Herrschaft über die Nation befürworteten, im Gegensatz zu den Liberalen, die im Allgemeinen die Macht der Staaten im Rahmen des Föderalismus befürworteten. General Santa Anna wurde 1833 zum Präsidenten gewählt und war bis 1854 im Amt und wieder abwesend. In Südamerika entstand Gran Colombia, das die heutigen Länder Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Panama und Peru umfasste, mit dem Unabhängigkeitsführer Simón Bolívar als Staatsoberhaupt (1819-30). Gran Colombia löste sich 1831 aufgrund von Konflikten zwischen zentralistischen Konservativen und pro-föderalistischen Liberalen auf, die denen in anderen Teilen Spanisch-Amerikas ähnlich waren. In Argentinien führte der Konflikt zu einem lang anhaltenden Bürgerkrieg zwischen Unitariern (d. h. Zentralisten) und Föderalisten, die in einigen Aspekten den Liberalen und Konservativen in anderen Ländern entsprachen. Zu diesem Streit kam noch der fast aus der Kolonialzeit stammende Konflikt um die Grenzen zu Brasilien hinzu. Der 1814 ausgebrochene und 1828 beendete Cisplatine-Krieg führte zur Besetzung und weiteren Abspaltung der Provincia Oriental, aus der 1830 die moderne Republik Uruguay mit einer Zentralregierung in Montevideo wurde. Zwischen 1832 und 1852 existierte Argentinien als Konföderation ohne Staatsoberhaupt, obwohl der föderalistische Gouverneur der Provinz Buenos Aires, Juan Manuel de Rosas, die Befugnis erhielt, Schulden zu begleichen und die internationalen Beziehungen zu verwalten, und eine wachsende Hegemonie über das Land ausübte. Eine nationale Verfassung wurde erst 1853 verabschiedet und 1860 reformiert, und das Land wurde zu einer föderalen Republik umgestaltet, die von einer liberal-konservativen Elite geführt wurde. Das zentralistische Uruguay erließ seine Verfassung am ersten Tag seines Bestehens im Jahr 1830, war aber nicht vor einer ähnlichen Polarisierung des neuen Staates gefeit, an der blancos und colorados beteiligt waren, wobei die agrarkonservativen Interessen der blancos gegen die liberalen Handelsinteressen der in Montevideo ansässigen colorados ausgespielt wurden, was schließlich zum Bürgerkrieg Guerra Grande (1839-1851) führte. Sowohl die blancos als auch die colorados entwickelten sich zu politischen Parteien gleichen Namens, die heute noch in Uruguay existieren und als eine der ersten und ältesten politischen Parteien der Welt gelten.

In Brasilien begab sich Kaiser Dom Pedro I., der durch jahrelange administrative Wirren und politische Meinungsverschiedenheiten sowohl mit der liberalen als auch mit der konservativen Seite der Politik (einschließlich eines Versuchs einer republikanischen Sezession) zermürbt war, 1831 nach Portugal, um die Krone seiner Tochter zurückzufordern, und verzichtete auf den brasilianischen Thron zugunsten seines fünfjährigen Sohnes und Erben (der damit zum zweiten Monarchen des Reiches wurde und den Titel Dom Pedro II. trug). Da der neue Kaiser noch minderjährig war, konnte er seine verfassungsmäßigen Befugnisse bis zu seiner Volljährigkeit nicht ausüben, weshalb die Nationalversammlung eine Regentschaft einrichtete. In Ermangelung einer charismatischen Figur, die ein gemäßigtes Gesicht der Macht repräsentieren konnte, kam es in dieser Zeit zu einer Reihe lokaler Rebellionen, wie dem Cabanagem, dem Malê-Aufstand, der Balaiada, der Sabinada und dem Ragamuffin-Krieg, die aus der Unzufriedenheit der Provinzen mit der Zentralgewalt entstanden und mit alten und latenten sozialen Spannungen einhergingen, die für einen riesigen, sklavenhaltenden und gerade unabhängig gewordenen Nationalstaat typisch waren. Diese Periode interner politischer und sozialer Umwälzungen, zu denen auch der Praieira-Aufstand gehörte, wurde erst Ende der 1840er Jahre überwunden, Jahre nach dem Ende der Regentschaft, das mit der vorzeitigen Krönung Pedros II. im Jahr 1841 eintrat. In der letzten Phase der Monarchie stand die Frage der Sklaverei im Mittelpunkt einer innenpolitischen Debatte. Der atlantische Sklavenhandel wurde 1850 durch das britische Aberdeen-Gesetz abgeschafft, aber erst im Mai 1888 wurde die Sklaverei nach einem langen Prozess der internen Mobilisierung und Debatte für eine ethische und rechtliche Abschaffung der Sklaverei im Lande formell abgeschafft. Am 15. November 1889 wurde die Monarchie durch einen Militärputsch gestürzt, ausgelaugt durch die jahrelange wirtschaftliche Stagnation, die Zermürbung der Mehrheit der Armeeoffiziere sowie der ländlichen und finanziellen Eliten (aus unterschiedlichen Gründen).

Ausländische Mächte, insbesondere Großbritannien und die USA, waren an den Möglichkeiten, die sich aus der politischen Unabhängigkeit ergaben, sehr interessiert. Sie erkannten die Regierungen der neuen unabhängigen Länder Lateinamerikas schnell an und nahmen Handelsbeziehungen zu ihnen auf. Die früheren kaiserlichen Beschränkungen des Handels mit ausländischen Mächten fielen mit der Unabhängigkeit weg, und ausländische Investoren suchten nach den neu eröffneten Möglichkeiten. Mit dem Kauf von Louisiana 1803 von Frankreich grenzten die USA nun an Neuspanien. Sowohl die USA als auch Spanien bemühten sich um eine Klärung ihrer Grenzen und unterzeichneten 1819 den Adams-Onís-Vertrag, mit dem Florida an die USA abgetreten wurde und der die Nordgrenze der spanischen Ansprüche in Nordamerika festlegte. Als Mexiko 1821 seine Unabhängigkeit erlangte und kurzzeitig zur Monarchie wurde, erkannten die USA die Regierung unter Agustín de Iturbide an und entsandten 1822-23 den Diplomaten Joel Poinsett als ihren Vertreter. Poinsett schloss ein Abkommen mit Mexiko, das die Bedingungen des Adams-Onís-Vertrags bestätigte. Zuvor war Poinsett weit in Lateinamerika gereist und hatte ein Handelsabkommen mit dem unabhängigen Argentinien geschlossen. Die europäischen und amerikanischen Interessen in der Region förderten die Nachfrage nach lateinamerikanischen Reiseberichten, die eine wichtige Informationsquelle für die Beschreibung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse darstellten.

Die USA sahen sich selbst als wichtige Macht in Amerika und hatten ein außenpolitisches Interesse an der Hemisphäre, um zu verhindern, dass frühere imperiale Mächte ihren Einfluss zurückgewinnen. Die erste wichtige Formulierung der US-Außenpolitik gegenüber Lateinamerika als Region war die Monroe-Doktrin von 1820. Darin wurden ausländische Mächte davor gewarnt, sich auf dem amerikanischen Kontinent einzumischen. Die USA waren im Vergleich zum mächtigen Britischen Empire relativ schwach, aber es handelte sich um eine Schlüsselpolitik, die das Handeln der USA gegenüber Lateinamerika bis zum heutigen Tag bestimmt. Die USA waren besorgt, dass ausländische Mächte Spanien bei seinen Versuchen, sein Reich zurückzuerobern, unterstützen könnten. Die Maßnahmen, die die USA gegen eine mögliche Rückeroberung ehemaliger Kolonien durch fremde Mächte ergriffen, schlossen oft eigene direkte Interventionen in der Region ein, die Präsident Theodore Roosevelt in seinem Roosevelt-Korollar zur Monroe-Doktrin von 1904 begründete.

Die britischen Handelsinteressen waren darauf bedacht, die Gelegenheit zum Handel mit dem neuen unabhängigen Lateinamerika zu nutzen. Großbritannien und Portugal waren seit langem Verbündete im Kampf gegen die Spanier und Franzosen, so dass die britische Anerkennung der brasilianischen Unabhängigkeit von 1822 schnell auf die portugiesische folgte. Wie viele andere lateinamerikanische Länder exportierte Brasilien Rohstoffe und importierte Industrieerzeugnisse, was sowohl für Großbritannien als auch für Brasilien ihren wirtschaftlichen Stärken entsprach. Für Großbritannien bedeutete die Behauptung der wirtschaftlichen Vorherrschaft in Lateinamerika (was heute als Neokolonialismus bezeichnet wird), dass die Nationalstaaten zwar souveräne Länder waren, aber wirtschaftlich von anderen Mächten abhängig waren. Die britische Dominanz behinderte die Entwicklung der lateinamerikanischen Industrie und verstärkte ihre Abhängigkeit vom Welthandelsnetz. Großbritannien löste nun Spanien als größten Handelspartner in der Region ab. Großbritannien investierte erhebliches Kapital in Lateinamerika, um die Region als Markt für verarbeitete Waren zu entwickeln.

Amerikanische Besetzung von Mexiko-Stadt

Von den frühen 1820er Jahren bis 1850 waren die Volkswirtschaften der lateinamerikanischen Länder nach der Unabhängigkeit rückständig und stagnierten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts führte der verstärkte Handel zwischen Großbritannien und Lateinamerika zu Entwicklungen wie der Verbesserung der Infrastruktur, einschließlich Straßen und Eisenbahnen, die den Handel zwischen den Ländern und anderen Nationen wie Großbritannien ankurbelten. Bis 1870 stiegen die Exporte drastisch an und zogen Kapital aus dem Ausland (einschließlich Europa und den USA) an. Bis 1914 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Großbritannien eine wichtige Wirtschaftsmacht in Lateinamerika, insbesondere in Südamerika.

Für die USA lag ihr Einflussbereich zunächst in Mexiko, aber das Streben nach territorialer Expansion, insbesondere für die Sklavenhalter des Südens, die neue Gebiete für ihre Unternehmen suchten, führte zur Einwanderung weißer Sklavenhalter mit ihren Sklaven nach Texas, was schließlich zu einem Konflikt zwischen der mexikanischen Regierung und den angloamerikanischen Siedlern führte. In der texanischen Revolution von 1836-37 wurden die mexikanischen Streitkräfte besiegt, und 1845 wurde mit der Annexion des von Mexiko beanspruchten texanischen Territoriums durch die USA der Boden für den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846-48) bereitet. Der Krieg endete mit einer vernichtenden Niederlage Mexikos. US-Truppen besetzten Mexiko-Stadt. Mit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo wurde den USA ein großer Teil des ehemaligen Nord- und Nordwestmexikos zugesprochen, ein Gebiet, das zunächst von Spanien und dann von Mexiko beansprucht worden war, das aber nicht effektiv besetzt werden konnte. Die Sklavenhalter des Südens waren auch an der Möglichkeit interessiert, dass die USA Kuba von Spanien erwarben, um sowohl die Sklaverei als auch das US-Territorium auszuweiten. Als 1854 das Ostende-Manifest durchsickerte, in dem Spanien 130 Millionen Dollar angeboten wurden, löste dies einen Skandal unter den Abolitionisten in den USA aus, die die Ausweitung der Sklaverei verhindern wollten. Es wurde von US-Präsident Franklin Pierce abgelehnt. Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861-65) entschied die Frage der Sklaverei. Eine weitere Episode in den Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika betraf den Filibuster William Walker. Im Jahr 1855 reiste er nach Nicaragua in der Hoffnung, die Regierung zu stürzen und ein Gebiet für die Vereinigten Staaten zu erobern. Mit nur 56 Anhängern gelang es ihm, die Stadt Granada einzunehmen, sich zum Oberbefehlshaber der Armee zu erklären und Patricio Rivas als Marionettenpräsident einzusetzen. Die Präsidentschaft von Rivas endete jedoch, als dieser aus Nicaragua floh; Walker manipulierte die darauf folgenden Wahlen, um sicherzustellen, dass er der nächste Präsident wurde. Seine Präsidentschaft dauerte jedoch nicht lange, da er in Nicaragua und in den Nachbarländern auf viel Widerstand stieß. Am 1. Mai 1857 wurde Walker von einer Koalition zentralamerikanischer Armeen gezwungen, sich einem Offizier der US-Marine auszuliefern, der ihn und seine Anhänger repatriierte. Als Walker dann 1860 nach Mittelamerika zurückkehrte, wurde er von den honduranischen Behörden festgenommen und hingerichtet.

Die Hinrichtung von Kaiser Maximilian, Édouard Manet 1868. Die Hinrichtung beendete die monarchische Herrschaft in Mexiko, und die mexikanischen Liberalen triumphierten

Großbritanniens Politik des neunzehnten Jahrhunderts bestand darin, die Sklaverei und den Sklavenhandel zu beenden, auch in Lateinamerika. In Brasilien machte Großbritannien das Ende des Sklavenhandels zu einer Bedingung für die diplomatische Anerkennung. Die brasilianische Wirtschaft war vollständig von Sklaven abhängig. Abolitionisten in Brasilien drängten auf die Abschaffung der Sklaverei, die schließlich 1888 beendet wurde, worauf im Jahr darauf der Sturz der brasilianischen Monarchie folgte.

Die Franzosen bemühten sich auch um Handelsbeziehungen zu Lateinamerika, um Luxusgüter zu exportieren und finanzielle Beziehungen zu knüpfen, einschließlich der Vergabe von Auslandskrediten an Regierungen, die oft dringend auf Einnahmen angewiesen waren. Als mexikanische Konservative und Liberale den Reformkrieg um La Reforma ausfochten, suchten die mexikanischen Konservativen, um ihre Seite zu stärken, einen europäischen Monarchen, der den Thron von Mexiko besteigen sollte. Napoleon III. von Frankreich marschierte 1862 in Mexiko ein und ermöglichte die Ernennung von Maximilian von Habsburg. Da die USA in ihren eigenen Bürgerkrieg verwickelt waren, konnten sie die französische Besetzung, die sie als Verstoß gegen die Monroe-Doktrin ansahen, nicht verhindern, aber die Regierung von Abraham Lincoln erkannte die Republik Mexiko unter Präsident Benito Juárez weiterhin als Regierung des Landes an. Die Franzosen wurden 1867 vertrieben und Kaiser Maximilian von den siegreichen republikanischen Streitkräften hingerichtet. Damit war der Grundstein für eine Ära der Stabilität und der ausländischen Wirtschaftsinvestitionen gelegt, als einige Jahre später der liberale Held des Krieges gegen die Franzosen, Porfirio Díaz, für 30 Jahre Präsident Mexikos wurde.

Exportboom und Neokolonialismus

Ein Plakat, das in Japan verwendet wird, um Einwanderer nach Brasilien zu locken. Es lautet: "Lasst uns mit unseren Familien nach Südamerika gehen".

Die lateinamerikanischen Staaten waren nach etwa 1870 politisch stabil genug und produzierten Rohstoffe, die in Westeuropa und den Vereinigten Staaten gefragt waren, so dass die Exportwirtschaft die Erzeugerländer mit den Verbraucherländern verband. Anstatt die Länder der Region formell zu beherrschen, übten die Investoren und ihre staatlichen Geldgeber Macht und Einfluss auf die lokalen Eliten aus, um ihre eigene Position zu erhalten oder auszubauen. Unternehmen aus Großbritannien knüpften vor allem Beziehungen zu Brasilien und Argentinien, so dass brasilianischer Kaffee und argentinisches Rindfleisch und Weizen zu Grundnahrungsmitteln auf europäischen Tischen wurden. Großbritannien baute eine Infrastruktur auf, die den effizienten Waren- und Personenverkehr ermöglichte: Hafenanlagen für die transatlantische Schifffahrt, Eisenbahnen für den Transport von Waren aus den Produktionsregionen im Landesinneren zu den Häfen und Elektrizität für Telegrafen, später Telefone und Straßenbeleuchtung in den Städten. Mit der Weiterentwicklung der Technologie konnten sperrige landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Weizen mit großen Schiffen zu relativ geringen Kosten verschifft werden. Mit der Entwicklung von Kühlschiffen konnten gekühltes Rindfleisch und tropische Bananen so effizient transportiert werden, dass sie nicht verderben konnten. Vor allem die USA importierten Bananen aus Mittel- und Südamerika. Die US-amerikanischen Unternehmen United Fruit Company und Cuyamel Fruit Company, beide Vorläufer von Chiquita, sowie die Standard Fruit Company (heute Dole) erwarben große Landflächen in Mittelamerika, darunter Guatemala, Honduras und Costa Rica sowie Ecuador. Die Unternehmen erlangten Einfluss auf die Regierungen und die herrschenden Eliten in diesen Ländern, indem sie deren Wirtschaft dominierten und Schmiergelder zahlten, und beuteten die einheimischen Arbeiter aus. Diese Länder wurden als Bananenrepubliken bezeichnet.

Die Nachfrage nach Rohstoffen schürte bewaffnete Konflikte um Gebiete mit wirtschaftlichem Potenzial. Ein solcher Konflikt war der Spanisch-Amerikanische Krieg im Jahr 1898, in dem die USA in den langjährigen Unabhängigkeitskrieg Kubas gegen die spanische Krone eingriffen, die das Land nach dem fast vollständigen Verlust seiner überseeischen Gebiete im frühen 19. In dem Vertrag mit Spanien, der den Krieg beendete, erhielten die USA Puerto Rico, die andere verbliebene spanische Kolonie in der Karibik, sowie die Philippinen. Jahrhundert gab es auch Konflikte zwischen lateinamerikanischen Staaten sowie langwierige Bürgerkriege in Mexiko und Kolumbien. Ein bemerkenswerter internationaler Konflikt war der Pazifikkrieg von 1879 bis 1884, in dem Chile Territorium und Ressourcen von Peru und Bolivien eroberte, wertvolle Nitratvorkommen erbeutete und Bolivien als Binnenland ohne Zugang zum Meer zurückließ. Ein weiterer bemerkenswerter Konflikt war der Dreibundkrieg (1864-1870), in dem Paraguay unter Francisco Solano López einen Krieg gegen Brasilien anzettelte, das sich mit Argentinien und Uruguay verbündete. Der Krieg war eine Katastrophe für Paraguay, mit großen Verlusten an Menschenleben und der Zerstörung des modernisierten Sektors.

Der Exportboom schuf eine Nachfrage nach Arbeitskräften, die viele Länder im Inland nicht befriedigen konnten. Länder wie Argentinien, Brasilien und Peru suchten Arbeitskräfte aus dem Ausland, von denen einige dauerhaft einwanderten, während andere zyklisch arbeiteten und in Abständen in ihre Heimatländer zurückkehrten. Die Arbeitskräfte kamen aus den ärmeren Regionen Europas, wie Italien, aber auch aus China und Japan, wobei die ersten Einwanderer alleinstehende Männer und nur wenige Frauen waren.

Erster Weltkrieg (1914-1918)

Das Zimmermann-Telegramm, wie es aus Washington an Botschafter Heinrich von Eckardt (deutscher Botschafter in Mexiko) gesendet wurde

Im Allgemeinen hielt sich Lateinamerika im Ersten Weltkrieg aus direkten Konflikten heraus, aber die Großmächte waren sich der kurz- und langfristigen Bedeutung der Region bewusst. Deutschland versuchte, Mexiko auf seine Seite gegen die Briten, die Franzosen und insbesondere die USA zu ziehen, indem es den Antiamerikanismus zu seinem Vorteil zu nutzen versuchte. Die Großmächte hatten aktiv daran gearbeitet, den Verlauf der mexikanischen Revolution (1910-1920) zu beeinflussen. Großbritannien und die USA hatten große Investitionen in Mexiko getätigt, und Deutschland war ihnen dicht auf den Fersen, so dass der Ausgang des Konflikts auch dort Folgen haben würde. Die USA intervenierten direkt militärisch, aber nicht in großem Umfang. Ein deutscher diplomatischer Vorschlag, der heute als Zimmermann-Telegramm vom Januar 1917 bekannt ist, sollte Mexiko zu einem Bündnis mit Deutschland bewegen, falls die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg gegen Deutschland eintraten, und versprach die Rückgabe von Gebieten, die Mexiko an die Vereinigten Staaten verloren hatte. Die Enthüllung des Inhalts empörte die amerikanische Öffentlichkeit und beeinflusste die öffentliche Meinung. Die Nachricht trug dazu bei, Unterstützung für die Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Deutschland im April 1917 zu gewinnen und die Beziehungen zwischen den USA und Mexiko zu beruhigen. Mexiko, das militärisch, wirtschaftlich und politisch weit schwächer war als die USA, ignorierte den deutschen Vorschlag und lehnte ihn nach dem Kriegseintritt der USA offiziell ab.

Als die USA 1917 in den Konflikt eintraten, gaben sie die Jagd auf den Revolutionär Pancho Villa in Mexiko auf, der die USA in Columbus, New Mexico, angegriffen hatte. Die mexikanische Regierung war nicht auf der Seite Villas, sondern war verärgert über die Verletzung des mexikanischen Hoheitsgebiets durch die US-Truppen. Das von General John J. Pershing geführte Expeditionskorps, das ihn hoffnungslos durch Nordmexiko gejagt hatte, wurde nach Europa verlegt. Die USA forderten daraufhin die lateinamerikanischen Staaten auf, sich Großbritannien, Frankreich und den USA gegen Deutschland anzuschließen. Sie schlossen sich nicht so schnell an, da Deutschland nun ein wichtiger Kreditgeber für Lateinamerika war und eine Reihe von Ländern den traditionellen Kreditgebern in Großbritannien und Frankreich ablehnend gegenüberstand. Lateinamerika schloss sich zwar den Alliierten an, aber nicht ohne Kosten. Die USA strebten eine hemisphärische Solidarität gegen Deutschland an, und Brasilien, Costa Rica, Kuba, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Haiti erklärten den Krieg. Andere unternahmen den geringeren Schritt und brachen die diplomatischen Beziehungen ab. Argentinien, Chile, Mexiko und Uruguay blieben neutral.

Noch wichtiger waren die Auswirkungen des Krieges auf die transatlantische Schifffahrt, die wirtschaftliche Lebensader der Exportwirtschaft. Die Exporte aus dem Bergbausektor und insbesondere von Nitraten für Schießpulver boomten zwar, aber die landwirtschaftlichen Exporte von Zucker und Kaffee gingen zurück, als sich die europäischen Volkswirtschaften auf die Kriegsproduktion konzentrierten. Großbritannien war auf der Gewinnerseite des Krieges, aber in der Folgezeit war seine Wirtschaftskraft ziemlich geschwächt. Nach 1914 lösten die USA Großbritannien als wichtigste ausländische Macht in Lateinamerika ab. Die lateinamerikanischen Staaten gewannen nach dem Krieg international an Ansehen, nahmen an der Versailler Konferenz teil, unterzeichneten den Versailler Vertrag und traten dem Völkerbund bei. Lateinamerika spielte auch eine wichtige Rolle im Internationalen Gerichtshof.

Zwischenkrieg und Zweiter Weltkrieg, 1920er-1945

US-Präsident Roosevelt und der mexikanische Präsident Manuel Avila Camacho, Monterrey, Mexiko 1943. Roosevelt bemühte sich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs um enge Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika

Die Weltwirtschaftskrise war ein weltweites Phänomen und wirkte sich auch auf Lateinamerika aus. Die Exporte gingen weitgehend zurück und die Volkswirtschaften stagnierten. In einer Reihe von lateinamerikanischen Ländern führte die Depression dazu, dass sie eine interne wirtschaftliche Entwicklungspolitik der importsubstituierenden Industrialisierung bevorzugten.

Der Erste Weltkrieg und der Völkerbund konnten die Konflikte zwischen den europäischen Nationen zwar nicht beilegen, doch im Gefolge des Ersten Weltkriegs gelang es den lateinamerikanischen Nationen, Diskussionen von hemisphärischer Bedeutung zu führen. Das Interamerikanische System wurde mit der Ersten Internationalen Konferenz Amerikanischer Staaten von 1889-90 institutionell verankert, zu der 17 lateinamerikanische Staaten Delegierte nach Washington D.C. entsandten und die Panamerikanische Union gründeten. Auf den folgenden Panamerikanischen Konferenzen wich die anfängliche Dominanz der USA in der Hemisphäre und die lateinamerikanischen Nationen setzten ihre Prioritäten durch. Die Havanna-Konferenz von 1928 war der Höhepunkt der US-Dominanz und der Behauptung des Rechts der USA, in Lateinamerika zu intervenieren, aber mit der Wahl von Franklin Delano Roosevelt zum US-Präsidenten im Jahr 1932 änderte sich die US-Politik gegenüber Lateinamerika. Er gab die routinemäßigen Interventionen der USA in Lateinamerika auf, die sie als ihr Recht beansprucht hatten, und leitete im März 1933 die Politik der guten Nachbarschaft ein. Er strebte eine hemisphärische Zusammenarbeit in der Region an und nicht mehr den Zwang der USA. Auf der Konvention von Montevideo im Dezember 1933 stimmte der US-Außenminister für die Konvention über die Rechte und Pflichten der Staaten und erklärte, dass "kein Staat das Recht hat, sich in die inneren oder äußeren Angelegenheiten eines anderen einzumischen". Präsident Roosevelt selbst nahm 1936 an der Eröffnungssitzung der Hemisphärenkonferenz in Buenos Aires teil, wo die USA die Politik der Nichteinmischung in Lateinamerika bekräftigten und die Frage der Neutralität der Hemisphäre im Falle eines Krieges diskutierten. Mit dem Einmarsch der Nazis in Polen im September 1939 und der Ausbreitung des Krieges in Europa trafen sich die Außenminister der Hemisphärennationen in Panama, wo die Neutralitätserklärung unterzeichnet und die an die Hemisphäre angrenzenden Hoheitsgewässer erweitert wurden. Ziel dieser Maßnahmen war es, die Solidarität und Sicherheit der Hemisphäre zu stärken. Nach dem japanischen Angriff auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 trafen sich die Minister der Hemisphäre im Januar 1942 in Rio de Janeiro. Einige Länder hatten den Achsenmächten bereits den Krieg erklärt, andere brachen ihre Beziehungen zu den Achsenmächten ab. Chile tat dies erst 1943 und Argentinien, das traditionell deutschfreundlich war, erst 1945. Die USA forderten, dass Deutsche, die der Nazi-Sympathie verdächtigt wurden, aus Lateinamerika in die USA deportiert werden sollten.

Zeit des Kalten Krieges (1945-1992)

Viele lateinamerikanische Volkswirtschaften wuchsen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg weiter, allerdings nicht so schnell wie erhofft. Als sich der transatlantische Handel nach dem Frieden wieder öffnete, sah es so aus, als ob Europa lateinamerikanische Lebensmittelexporte und Rohstoffe benötigen würde. Die Politik der importsubstituierenden Industrialisierung, die in Lateinamerika verfolgt wurde, als die Exporte aufgrund der Großen Depression und der anschließenden Isolation im Zweiten Weltkrieg zurückgingen, war nun dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Diejenigen, die eine Rückkehr zum Export von Rohstoffen befürworteten, bei denen Lateinamerika einen Wettbewerbsvorteil hatte, waren mit den Befürwortern einer Ausweitung des Industriesektors nicht einverstanden. Der Wiederaufbau Europas, einschließlich Deutschlands, mit Hilfe der USA nach dem Zweiten Weltkrieg führte nicht zu einer stärkeren Nachfrage nach lateinamerikanischen Exporten. In Lateinamerika wurde ein Großteil der harten Währung, die durch die Teilnahme am Krieg erwirtschaftet wurde, für die Verstaatlichung von Industrien in ausländischem Besitz und die Rückzahlung der Schulden verwendet. Eine Reihe von Regierungen verfolgte eine Zoll- und Wechselkurspolitik, die den Exportsektor untergrub und die städtischen Arbeiterklassen begünstigte. In der Nachkriegszeit verlangsamte sich das Wachstum, und Mitte der 1950er Jahre wurde der Optimismus der Nachkriegszeit durch Pessimismus ersetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Politik der Vereinigten Staaten gegenüber Lateinamerika auf das, was sie als Bedrohung der Interessen Westeuropas und der Vereinigten Staaten durch den Kommunismus und die Sowjetunion ansahen. Obwohl die lateinamerikanischen Länder während des Krieges treue Verbündete waren und einige Vorteile daraus zogen, blühte die Region in der Nachkriegszeit nicht so auf, wie sie es erwartet hatte. Lateinamerika hatte in der Nachkriegszeit ohne umfangreiche Hilfe aus den USA zu kämpfen, die ihre Ressourcen dem Wiederaufbau Westeuropas, einschließlich Deutschlands, widmeten. In Lateinamerika nahm die Ungleichheit zu, was in den einzelnen Ländern politische Konsequenzen hatte. Die USA kehrten zu einer Politik des Interventionismus zurück, wenn sie ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen bedroht sahen. Mit dem Zusammenbruch des Sowjetblocks in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, einschließlich der Sowjetunion selbst, suchte Lateinamerika nach neuen Lösungen für lang bestehende Probleme. Mit der Auflösung des sowjetischen Bündnisses begann für Kuba eine Sonderperiode mit schweren wirtschaftlichen Störungen, hohen Sterberaten und Nahrungsmittelknappheit.

Plakat zur Agrarreform, Guatemala 1952

Für die USA waren zwei Revolutionen, die ihre Vorherrschaft in der Region bedrohten, zutiefst beunruhigend. Bei der guatemaltekischen Revolution (1944-54) wurde 1945 das von den USA unterstützte Regime von Jorge Ubico abgelöst, und es folgten Wahlen. Der Reformist Dr. Juan José Arévalo (1945-51) wurde gewählt und begann mit der Einführung populistischer Reformen. Zu den Reformen gehörten Landgesetze, die die Interessen großer ausländischer Unternehmen bedrohten, ein Sozialversicherungsgesetz, eine Arbeiterentschädigung, Gesetze, die es den Arbeitern erlaubten, sich zu organisieren und zu streiken, sowie das allgemeine Wahlrecht mit Ausnahme von Analphabetinnen. Seine Regierung nahm im April 1945, als die Sowjetunion und die USA gegen die Achsenmächte verbündet waren, diplomatische Beziehungen mit der Sowjetunion auf. Kommunisten übernahmen Führungspositionen in der Arbeiterbewegung. Am Ende seiner Amtszeit wurde sein handverlesener Nachfolger, der Populist und Nationalist Jacobo Arbenz, gewählt. Arbenz schlug vor, das Kapital in die Hände der Guatemalteken zu legen, eine neue Infrastruktur aufzubauen und mit dem Dekret 900 eine umfassende Landreform durchzuführen. Da die USA die Aussicht auf noch radikalere Veränderungen in Guatemala sahen, unterstützten sie 1954 einen Putsch gegen Arbenz und stürzten ihn. Der Argentinier Che Guevara hielt sich während der Präsidentschaft von Arbenz in Guatemala auf; der Putsch gegen Arbenz war lehrreich für ihn und für die lateinamerikanischen Nationen, die nach bedeutenden strukturellen Veränderungen strebten. 1954 unterstützte die U.S. Central Intelligence Agency den erfolgreichen Militärputsch gegen Arbenz.

Fidel Castro und seine Männer in der Sierra Maestra, 2. Dezember 1956

Die kubanische Revolution von 1959 unter der Führung des kubanischen Rechtsanwalts Fidel Castro stürzte das Regime von Fulgencio Batista, wobei der 1. Januar 1959 als Sieg der Revolution gilt. Die Revolution war nicht nur für die kubanische Geschichte, sondern auch für die Geschichte Lateinamerikas und der Welt ein einschneidendes Ereignis. Fast sofort reagierten die USA mit Feindseligkeit gegen das neue Regime. Als die Revolutionäre begannen, ihre Macht zu konsolidieren, verließen viele Kubaner der Mittel- und Oberschicht das Land in Richtung USA, da sie wahrscheinlich nicht damit rechneten, dass das Castro-Regime lange Bestand haben würde. Kuba wurde zu einem ärmeren und schwärzeren Land, und die kubanische Revolution versuchte, die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten und die politische Instabilität der vorherigen Regime in ein sozial und wirtschaftlich gerechteres Land zu verwandeln. Die Regierung legte den Schwerpunkt auf die Alphabetisierung als Schlüssel zur allgemeinen Verbesserung Kubas und löste nach einer ersten großen Alphabetisierungskampagne das Analphabetentum im Wesentlichen auf. Die Schulen wurden zu einem Mittel, um den kubanischen Schülern Botschaften des Nationalismus, der Solidarität mit der Dritten Welt und des Marxismus zu vermitteln. Kuba setzte sich auch für eine allgemeine Gesundheitsversorgung ein, weshalb die Ausbildung von Ärzten und der Bau von Krankenhäusern oberste Priorität hatten. Kuba bemühte sich auch um eine Diversifizierung seiner Wirtschaft, die bis dahin hauptsächlich auf Zucker, aber auch auf Tabak basierte.

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Plakat zur Freundschaft zwischen Kuba und Russland, mit Castro und Nikita Chruschtschow

Die USA versuchten, Castro nach dem Vorbild des erfolgreichen Putsches von 1954 in Guatemala zu stürzen. Bei der Invasion in der Schweinebucht im April 1961 ging Kuba ein formelles Bündnis mit der Sowjetunion ein. Im Februar 1962 verhängten die USA ein Handelsembargo gegen Kuba, das bis zum Jahr 2021 in Kraft bleibt. Im Februar 1962 setzten die USA die Mitglieder der Organisation Amerikanischer Staaten unter Druck, Kuba auszuschließen, und versuchten so, das Land zu isolieren. Als Reaktion auf die Schweinebucht rief Kuba zur Revolution auf dem amerikanischen Kontinent auf. Die Bemühungen scheiterten letztlich, vor allem mit Che Guevara in Bolivien, wo er isoliert, gefangen genommen und hingerichtet wurde.

Als die USA 1962 entdeckten, dass die Sowjetunion Raketen auf Kuba stationiert hatte, reagierten sie schnell mit einem Kräftemessen, das heute als Kubakrise bezeichnet wird und das mit einem Abkommen zwischen den USA und der Sowjetunion endete, ohne dass Kuba über die Bedingungen konsultiert wurde. Eine Bedingung des Abkommens war, dass die USA ihre Bemühungen um eine Invasion Kubas einstellen würden, was eine Garantie für dessen Souveränität darstellte. Dennoch versuchten die USA weiterhin, Castro durch ein Attentat zu entmachten. Die Sowjetunion unterstützte das kubanische Regime weiterhin materiell, indem sie Öl und andere petrochemische Produkte, technische Unterstützung und andere Hilfen im Tausch gegen kubanischen Zucker und Tabak lieferte.

Poster des kubanischen Revolutionärs Che Guevara

Von 1959 bis 1992 regierte Fidel Castro als Caudillo, als starker Mann, der die Politik und die internationale Bühne beherrschte. Sein Einsatz für die soziale und wirtschaftliche Gleichberechtigung brachte positive Veränderungen in Kuba mit sich, darunter die Verbesserung der Stellung der Frauen, die Beseitigung der Prostitution, die Verringerung der Obdachlosigkeit und die Anhebung des Lebensstandards für die meisten Kubaner. Allerdings gab es in Kuba keine Meinungsfreiheit; Andersdenkende wurden von den Komitees zur Verteidigung der Revolution überwacht, und das Reisen war eingeschränkt. 1980 forderte Castro Kubaner, die ausreisen wollten, auf, dies zu tun, und versprach, dass die Regierung sie nicht daran hindern würde. Im Rahmen der Mariel-Bootstransporte segelten etwa 125 000 Kubaner vom kubanischen Hafen Mariel über die Meerenge in die USA, wo sie zunächst von US-Präsident Carter empfangen wurden.

Die kubanische Revolution hatte enorme Auswirkungen nicht nur auf Kuba, sondern auf ganz Lateinamerika und die Welt. Die kubanische Revolution war für viele Länder eine Inspiration und ein Modell, aber für die USA war sie eine Herausforderung für ihre Macht und ihren Einfluss in Lateinamerika. Nach der Machtübernahme der Linken in Chile (1970) und Nicaragua (1979) besuchte Fidel Castro beide Länder und bekundete die kubanische Solidarität. In Chile errangen Salvador Allende und eine Koalition der Linken, die Unidad Popular, 1970 einen Wahlsieg, der bis zum gewaltsamen Militärputsch vom 11. September 1973 andauerte. In Nicaragua waren die Linken von 1979 bis 1990 an der Macht. Die USA waren besorgt über die Ausbreitung des Kommunismus in Lateinamerika, und US-Präsident Dwight Eisenhower reagierte auf die Bedrohung, die er in dem Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Trujillo, sah, der den Wunsch äußerte, ein Bündnis mit der Sowjetunion zu suchen. Im Jahr 1961 wurde Trujillo mit von der CIA gelieferten Waffen ermordet. US-Präsident John F. Kennedy rief 1961 die Allianz für den Fortschritt ins Leben, um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Lateinamerika aufzubauen und 20 Milliarden Dollar für Reformen und Aufstandsbekämpfung bereitzustellen. Die Reform scheiterte an der simplen Theorie, die ihr zugrunde lag, und am Mangel an erfahrenen amerikanischen Experten, die die lateinamerikanischen Gepflogenheiten verstanden.

Von 1966 bis in die späten 1980er Jahre rüstete die sowjetische Regierung die militärischen Fähigkeiten Kubas auf, und Kuba beteiligte sich aktiv an ausländischen Interventionen und unterstützte Bewegungen in mehreren Ländern Lateinamerikas und in anderen Teilen der Welt. Besonders erwähnenswert sind die MPLA während des angolanischen Bürgerkriegs und der Derg während des Ogaden-Kriegs. Kuba unterstützte auch Regierungen und Rebellenbewegungen in Syrien, Mosambik, Algerien, Venezuela, Bolivien und Vietnam.

Der chilenische Diktator Augusto Pinochet und US-Außenminister Henry Kissinger

In Chile verlief die wirtschaftliche Entwicklung in der Nachkriegszeit uneinheitlich. Der Bergbausektor (Kupfer, Nitrate) war weiterhin wichtig, aber es entstand auch ein Industriesektor. Der Agrarsektor stagnierte, und Chile war auf die Einfuhr von Nahrungsmitteln angewiesen. Nach den Wahlen von 1958 begann in Chile eine Zeit der Reformen. Die geheime Wahl wurde eingeführt, die Kommunistische Partei wurde wieder zugelassen und der Populismus auf dem Lande nahm zu. Im Jahr 1970 brachten demokratische Wahlen den Sozialisten Salvador Allende an die Macht, der viele der 1964 unter dem Christdemokraten Eduardo Frei begonnenen Reformen umsetzte. Die Wirtschaft hing weiterhin vom Export von Mineralien ab, und ein großer Teil der Bevölkerung profitierte nicht vom Wohlstand und der Modernität einiger Sektoren. Chile kann auf eine lange Tradition einer stabilen Wahldemokratie zurückblicken. Bei den Wahlen 1970 wurde eine Koalition aus Linken, die Unidad Popular (Volkseinheit"), zum Kandidaten Allendes gewählt. Allende und seine Koalition hielten sich drei Jahre lang an der Macht, trotz der zunehmenden Feindseligkeit der USA. 1973 inszenierte das chilenische Militär mit Unterstützung der USA einen blutigen Putsch. Das Militär unter General Augusto Pinochet hielt dann die Macht bis 1990.

Der Name Augusto Sandino, nicaraguanischer Nationalheld für seinen Kampf gegen die Vereinigten Staaten, wurde von linken Guerillas als Sandinistische Nationale Befreiungsfront (FSLN) übernommen.
Exhumierung von Leichen nach dem Völkermord in Guatemala

In den 1970er und 1980er Jahren gab es in Zentralamerika einen großen und komplexen politischen Konflikt. Die US-Regierung unter Ronald Reagan finanzierte rechte Regierungen und Stellvertreterkämpfer gegen linke Angriffe auf die politische Ordnung. Erschwerend kamen die in der katholischen Kirche aufkommende Befreiungstheologie und das schnelle Wachstum des evangelikalen Christentums hinzu, die mit der Politik verflochten waren. Die nicaraguanische Revolution machte das Land zu einem wichtigen Schauplatz für Stellvertreterkriege im Kalten Krieg. Obwohl der anfängliche Sturz des Somoza-Regimes in den Jahren 1978-79 eine blutige Angelegenheit war, forderte der Contra-Krieg in den 1980er Jahren Zehntausende von Nicaraguanernleben und war Gegenstand heftiger internationaler Debatten. In den 1980er Jahren erhielten sowohl die FSLN (ein linker Zusammenschluss politischer Parteien) als auch die Contras (ein rechter Zusammenschluss konterrevolutionärer Gruppen) beträchtliche Hilfe von den Supermächten des Kalten Krieges. Die Sandinisten ließen 1990 freie Wahlen zu und verloren nach jahrelangem Krieg die Wahl. Nach einer friedlichen Machtübergabe wurden sie zur Oppositionspartei. In einem Bürgerkrieg in El Salvador kämpften linke Guerillas gegen eine repressive Regierung. Der blutige Krieg endete mit einem Patt, und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Konflikt 1992 durch ein ausgehandeltes Friedensabkommen beendet. In Guatemala war der Bürgerkrieg mit einem Völkermord an den Maya-Bauern verbunden. Im Jahr 1996 wurde ein Friedensabkommen geschlossen, und die katholische Kirche forderte eine Wahrheits- und Versöhnungskommission.

Papst Paul VI. und der salvadorianische Kleriker Oscar Romero (heute St. Oscar Romero)

Im religiösen Bereich war die römisch-katholische Kirche im neunzehnten Jahrhundert in Lateinamerika weiterhin eine wichtige Institution. Jahrhunderts, insbesondere in Mexiko, betrachteten Liberale die katholische Kirche als unnachgiebiges Hindernis für die Modernisierung, und als die Liberalen an die Macht kamen, wurde der Antiklerikalismus in Gesetzen festgeschrieben, wie z. B. in der liberalen mexikanischen Verfassung von 1857 und in der uruguayischen Verfassung von 1913, die den Staat säkularisierte. Obwohl der Säkularismus in Europa und Nordamerika ein zunehmender Trend war, bezeichneten sich die meisten Lateinamerikaner als katholisch, auch wenn sie nicht regelmäßig zur Kirche gingen. Viele folgten dem Volkskatholizismus, verehrten Heilige und feierten religiöse Feste. In vielen Gemeinden gab es keinen ortsansässigen Priester und auch keine Priesterbesuche, um den Kontakt zwischen der institutionellen Kirche und den Menschen aufrechtzuerhalten. In den 1950er Jahren begannen evangelikale Protestanten, in Lateinamerika zu missionieren. In Brasilien organisierten sich die katholischen Bischöfe in einem nationalen Rat, um der Konkurrenz nicht nur der Protestanten, sondern auch des säkularen Sozialismus und des Kommunismus besser begegnen zu können. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), das von Papst Johannes XXIII. einberufen wurde, leitete die katholische Kirche eine Reihe wichtiger Reformen ein, die den Laien mehr Macht gaben. Papst Paul VI. setzte die Reformen aktiv um und versuchte, die katholische Kirche auf die Seite der Besitzlosen zu stellen ("bevorzugte Option für die Armen"), anstatt ein Bollwerk konservativer Eliten und rechter repressiver Regime zu bleiben. Der kolumbianische katholische Priester Camilo Torres bewaffnete sich mit der kolumbianischen Guerillabewegung ELN, die sich an Kuba orientierte, wurde aber 1966 in seinem ersten Kampf getötet. 1968 nahm Papst Paulus am Treffen der lateinamerikanischen Bischöfe in Medellín (Kolumbien) teil. Der peruanische Priester Gustavo Gutiérrez war einer der Begründer der Befreiungstheologie, ein Begriff, den er 1968 prägte und der manchmal als Verbindung von Christentum und Marxismus beschrieben wird. Die Konservativen sahen die Kirche als politisiert an, und die Priester baten darum, linke Positionen zu propagieren. Priester wie der salvadorianische Jesuit Rutilio Grande wurden als "Subversive" zur Zielscheibe. Der Erzbischof von El Salvador, Óscar Romero, forderte ein Ende der Verfolgung der Kirche und vertrat Positionen der sozialen Gerechtigkeit. Er wurde am 24. März 1980 während einer Messe ermordet. Die Befreiungstheologie prägte den Kampf der nicaraguanischen Linken gegen die Somoza-Diktatur, und als sie 1979 an die Macht kamen, gehörten einige Priester zur regierenden Gruppe.

Als ein polnischer Geistlicher nach dem Tod von Paul VI. und dem kurzen Pontifikat von Johannes Paul I. Papst Johannes Paul II. wurde, kehrte er die fortschrittliche Position der Kirche um, die 1979 auf der Konferenz der lateinamerikanischen Bischöfe in Puebla deutlich wurde. Bei einem päpstlichen Besuch in Nicaragua im Jahr 1983 tadelte er den Kulturminister Ernesto Cardenal und forderte die Priester auf, sich aus der Politik zurückzuziehen. Der brasilianische Theologe Leonardo Boff wurde vom Vatikan zum Schweigen gebracht. Trotz der ablehnenden Haltung des Vatikans gegenüber der Befreiungstheologie, die 1984 von Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI, zum Ausdruck gebracht wurde, engagierten sich viele katholische Geistliche und Laien gegen repressive Militärregime. Nachdem ein Militärputsch den demokratisch gewählten Salvador Allende gestürzt hatte, setzte sich die katholische Kirche in Chile gegen das Regime von Augusto Pinochet und für die Menschenrechte ein. Die argentinische Kirche folgte jedoch nicht dem chilenischen Muster der Opposition. Als der Jesuit Jorge Bergoglio zum Papst Franziskus gewählt wurde, waren seine Taten während des Schmutzigen Krieges ein Thema, wie in dem Film Die zwei Päpste gezeigt wurde.

Rufe nach Gerechtigkeit nach dem Völkermord in Guatemala

Obwohl in den meisten Ländern der Katholizismus nicht die vorherrschende Religion war, konnte der Protestantismus in der Region bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kaum Fuß fassen. Evangelikale Protestanten, insbesondere Pfingstler, bekehrten sich und gewannen Anhänger in Brasilien, Mittelamerika und anderswo. In Brasilien hatten die Pfingstler eine lange Geschichte. Doch in einer Reihe von Ländern, die von Militärdiktaturen regiert wurden, folgten viele Katholiken den sozialen und politischen Lehren der Befreiungstheologie und galten als subversiv. Unter diesen Bedingungen wuchs der Einfluss von religiösen Nichtkatholiken. Evangelikale Kirchen wuchsen oft schnell in armen Gemeinden, wo kleine Kirchen und Mitglieder an ekstatischen Gottesdiensten teilnehmen konnten, oft mehrmals pro Woche. Die Pastoren in diesen Kirchen besuchten weder ein Seminar noch gab es andere institutionelle Anforderungen. In einigen Fällen kamen die ersten evangelikalen Pastoren aus den USA, aber diese Kirchen wurden schnell "lateinamerikanisiert", wobei lokale Pastoren religiöse Gemeinschaften aufbauten. In einigen Ländern erlangten sie einen bedeutenden Einfluss und wurden von den Militärdiktatoren nicht verfolgt, da sie weitgehend unpolitisch waren. In Guatemala wurden unter General Efraín Ríos Montt, einem evangelischen Christen, katholische Maya-Bauern als Subversive verfolgt und abgeschlachtet. Die Täter wurden später in Guatemala vor Gericht gestellt, auch Ríos Montt.

Zeit nach dem Kalten Krieg

Roll-on/Roll-off Schiffe, wie dieses hier an den Miraflores-Schleusen, gehören zu den größten Schiffen, die den Panamakanal passieren. Der Kanal durchquert den Isthmus von Panama und ist ein wichtiger Kanal für den internationalen Seeverkehr.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann der Kalte Krieg, in dem die USA in Lateinamerika intervenierten, um den sowjetischen Einfluss zurückzudrängen. Die Kriege in Mittelamerika endeten mit freien und fairen Wahlen in Nicaragua, bei denen die linksgerichteten Sandinisten abgewählt wurden, einem Friedensvertrag zwischen den Parteien in El Salvador und dem Ende des Bürgerkriegs in Guatemala. Kuba hatte seinen politischen und wirtschaftlichen Schutzherrn, die Sowjetunion, verloren, die keine Unterstützung mehr gewähren konnte. Kuba trat in die so genannte Sonderperiode ein, in der die Wirtschaft stark schrumpfte, die Revolutionsregierung aber dennoch an der Macht blieb und die USA der Revolution weiterhin feindlich gegenüberstanden. Die US-Politiker entwickelten den Washington Consensus, eine Reihe spezifischer wirtschaftspolitischer Rezepte, die von in Washington, D.C., ansässigen Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und dem US-Finanzministerium in den 1980er und 1990er Jahren als Standard-Reformpaket für krisengeschüttelte Entwicklungsländer angesehen wurden. Der Begriff wurde mit der neoliberalen Politik im Allgemeinen in Verbindung gebracht und in die breitere Debatte über die wachsende Rolle des freien Marktes, die Einschränkung des Staates und den Einfluss der USA auf die nationale Souveränität anderer Länder einbezogen. Die wirtschaftspolitische Initiative wurde in Nordamerika durch das NAFTA-Abkommen von 1994 und in anderen Teilen des amerikanischen Kontinents durch eine Reihe ähnlicher Abkommen institutionalisiert. Das umfassende Projekt einer gesamtamerikanischen Freihandelszone wurde jedoch von den meisten südamerikanischen Ländern auf dem vierten Gipfel der Amerikas 2005 abgelehnt.

Nach 1982 kam es zu einer Schuldenkrise, als der Ölpreis abstürzte und Mexiko ankündigte, seinen Verpflichtungen zur Begleichung der Auslandsschulden nicht nachkommen zu können. Andere lateinamerikanische Volkswirtschaften folgten diesem Beispiel, und es kam zu einer Hyperinflation und der Unfähigkeit der Regierungen, ihren Schuldenverpflichtungen nachzukommen, so dass diese Zeit als das "verlorene Jahrzehnt" bekannt wurde. Die Schuldenkrise führte zu neoliberalen Reformen, die zahlreiche soziale Bewegungen in der Region auslösten. In Lateinamerika herrschte eine "Umkehrung der Entwicklung", die sich in einem negativen Wirtschaftswachstum, einem Rückgang der Industrieproduktion und damit einem sinkenden Lebensstandard für die Mittel- und Unterschicht äußerte. Die Regierungen machten die finanzielle Sicherheit zu ihrem vorrangigen politischen Ziel vor Sozialprogrammen und verordneten eine neue neoliberale Wirtschaftspolitik, die die Privatisierung von ehemals nationalen Industrien und des informellen Sektors der Arbeit durchführte. In dem Bestreben, mehr Investoren in diese Industrien zu bringen, setzten diese Regierungen auch auf die Globalisierung durch offenere Interaktionen mit der internationalen Wirtschaft.

Es ist bezeichnend, dass in weiten Teilen Lateinamerikas demokratische Regierungen begannen, die Militärregime abzulösen, und dass der Bereich des Staates inklusiver wurde (ein Trend, der sich als förderlich für soziale Bewegungen erwies), doch blieben die wirtschaftlichen Unternehmungen einigen wenigen Elitegruppen innerhalb der Gesellschaft vorbehalten. Die neoliberale Umstrukturierung führte zu einer konsequenten Umverteilung des Einkommens nach oben, während die politische Verantwortung für die Gewährung sozialer Rechte geleugnet wurde, und die Entwicklungsprojekte in der gesamten Region verschärften sowohl Ungleichheit als auch Armut. Die Unterschichten, die sich von den neuen Projekten ausgeschlossen fühlten, übernahmen die Verantwortung für ihre eigene Demokratie durch eine Wiederbelebung der sozialen Bewegungen in Lateinamerika.

Comandanta Ramona von der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, Mexiko

Sowohl die städtische als auch die ländliche Bevölkerung hatte ernsthafte Beschwerden aufgrund wirtschaftlicher und globaler Trends und brachte diese in Massendemonstrationen zum Ausdruck. Einige der größten und gewalttätigsten Proteste richteten sich gegen Kürzungen der städtischen Dienstleistungen für die Armen, wie der Caracazo in Venezuela und der Argentinazo in Argentinien. Im Jahr 2000 kam es im Wasserkrieg von Cochabamba in Bolivien zu großen Protesten gegen ein von der Weltbank finanziertes Projekt, das die Stadt mit Trinkwasser hätte versorgen sollen, allerdings zu einem Preis, den sich die Einwohner nicht leisten konnten. Der Titel des für den Oscar nominierten Films Even the Rain spielt auf die Tatsache an, dass die Bewohner von Cochabamba nicht mehr legal Regenwasser sammeln konnten; der Film zeigt die Protestbewegung.

Ländliche Bewegungen stellten Forderungen im Zusammenhang mit ungleicher Landverteilung, Vertreibung durch Entwicklungsprojekte und Staudämme, Umwelt- und indigenen Anliegen, neoliberaler Umstrukturierung der Landwirtschaft und unzureichenden Existenzmitteln. In Bolivien organisierten sich die Koka-Bauern in einer Gewerkschaft, deren Vorsitzender Evo Morales wurde, der ethnisch zu den Aymara gehört. Die Cocaleros unterstützten die Kämpfe im Wasserkrieg von Cochabamba. Aus der Land-Stadt-Koalition wurde eine politische Partei, die Bewegung für den Sozialismus (Bolivien) (MAS, "mehr"), die die Präsidentschaftswahlen 2005 deutlich gewann und Evo Morales zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens machte. Ein Dokumentarfilm über die Kampagne, Cocalero, zeigt, wie sie sich erfolgreich organisiert haben.

Eine Reihe von Bewegungen hat von der transnationalen Unterstützung durch Naturschützer und INGOs erheblich profitiert. Die Bewegung der Landlosen Arbeiter (MST) in Brasilien ist beispielsweise eine wichtige zeitgenössische soziale Bewegung in Lateinamerika.

Indigene Bewegungen machen einen großen Teil der sozialen Bewegungen im ländlichen Raum aus, darunter in Mexiko die Rebellion der Zapatisten und die breite indigene Bewegung in Guerrero. Wichtig sind auch die Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors (CONAIE) und indigene Organisationen im Amazonasgebiet Ecuadors und Boliviens, pan-mayanische Gemeinschaften in Guatemala und die Mobilisierung der indigenen Gruppen der Yanomami im Amazonasgebiet, der Kuna in Panama und der Aymara- und Quechua-Völker im Altiplano in Bolivien.

Soziale Bewegungen fanden sich in indigenen Aufständen gegen die Kolonisierung Lateinamerikas, Sklavenerhebungen, den Unabhängigkeitsbewegungen Anfang des 19. Jahrhunderts oder regionalen Bauernrevolten im 19. und 20. Jahrhundert. „Im 20. Jahrhundert spiegelte sich die Dynamik sozialer Bewegungen in verschiedensten Phänomenen wider: Gewerkschaften und Arbeiterparteien, in nationalistisch-populistischen Bewegungen, in Land- und Stadt-Guerillas und in Studentenbewegungen. Die Indígena-, die Frauenbewegungen und die Menschenrechtsaktivitäten, die sich seit den 1990er-Jahren ihren Platz in der politischen Öffentlichkeit erkämpft haben, gehören zu den so genannten Neuen Sozialen Bewegungen“.

Als wichtige Eckpunkte sozialer Bewegungen im 20. Jahrhundert gelten die Mexikanische Revolution mit den Volksbewegungen um die Agrarrevolutionäre Emiliano Zapata und Pancho Villa, sowie die Kubanische Revolution. Eine direkte Folge der Kubanischen Revolution war die Gründung von Guerillabewegungen in vielen Ländern Lateinamerikas.

In Chile versuchte man mit der Unidad Popular und Salvador Allende, auf demokratischem Weg den Sozialismus umzusetzen (1970–1973), der durch den Militärputsch unter General Augusto Pinochet gewaltsam beendet wurde. „Pinochets Regime […] wurde zu einem Prototyp des lateinamerikanischen Staatsterrorismus in den 1970er-Jahren: Verfolgung, Folter und das Verschwindenlassen von Tausenden (Desaparecidos).“ Schließlich reiht sich die Sandinistische Revolution in Nicaragua (1979–1990), in der soziale Bewegungen wie die Frauenbewegung und christliche Basisgemeinden eine tragende Rolle spielten, in diese Abfolge politischer Ereignisse ein.

Im Zuge des politischen Kampfes gegen die Militärdiktaturen, die beinahe den gesamten Subkontinent während der 1970er-Jahre beherrschten, bildeten sich zahlreiche soziale Bewegungen. So organisierten sich etwa in Argentinien die „Abuelas“ und „Madres de la Plaza de Mayo“, die Großmütter und Mütter von der Plaza de Mayo, die Aufklärung über den Aufenthalt ihrer „verschwundenen“ Angehörigen forderten. In Chile entstand während der Diktatur eine Protestbewegung, die schließlich gegen General Pinochet ein Abwahlreferendum erkämpfte. Auch Frauenbewegungen entstanden unter vielen Diktaturen: „Die Suche nach den verschwundenen Männern […] und die auf den Frauen in immer stärkerem Maße lastende Versorgung der Familie führte zu Zusammenschlüssen unterschiedlicher Art: Volksküchen, Einkaufsgruppen, wechselseitige Unterstützungsnetze in behördlichen Fragen usw.“

Nach dem Abgang der Generäle erlebten die sozialen Bewegungen in Lateinamerika zunächst einen Rückgang ihrer Aktivitäten. Zu Beginn des neuen Jahrtausends trat eine neue Welle von sozialen Bewegungen in Erscheinung. Während die gewerkschaftliche Organisierung geschwächt wurde, erlebten soziale Bewegungen in Verbindung mit indigenen Bewegungen, z. B. in Bolivien und Ecuador, einen Aufschwung. Ein Wesensmerkmal dieser Bewegungen ist deren territoriale Gebundenheit – im Gegensatz zur Orientierung auf die Fabrik bei früheren sozialen Bewegungen. „Das heißt: Stadtviertel schließen sich zusammen, Piqueteros, Arbeitslose blockieren an bestimmten Punkten der Stadt Verkehrsknoten und erheben Forderungen, nicht um den Produktionsprozess stillzulegen, aus dem sie ja heraus gefallen sind, sondern den Zirkulationsprozess.“

Dennoch: „Zwar hängen weder Entstehung noch Mobilisierungsschübe oder Organisationsweisen sozialer Bewegungen direkt von materiellen Verhältnissen ab. Dennoch entzünden sie sich immer wieder an Konflikten um unerfüllte Erwartungen, die durchaus auf materiellen Grundlagen fußen. So ist es einerseits nach wie vor der postkoloniale Konflikt um die Landfrage, der soziale Bewegungen auf den Plan ruft. […] Andererseits ist es die angedrohte oder durchgesetzte Rücknahme sozialer Errungenschaften wie beispielsweise der freie Zugang zu Bildung(sinstitutionen), die zum Aufkommen von Bewegungen wie dem größten Studierendenstreik an der größten Universität Lateinamerikas, der UNAM in Mexiko-Stadt, führte.“ Weitere Merkmale der aktuellen sozialen Bewegungen sind die Ablehnung des Avantgarde-Konzeptes und ein über Partikularinteressen hinausgehender gesamtgesellschaftlicher Anspruch, der insbesondere bei Prozessen der Demokratisierung relevant wird. Das Verhältnis zwischen Bewegungen und Parteien ist ambivalent: Während etwa in Mexiko und Venezuela die Parteien gegenüber den sozialen Bewegungen an Relevanz verloren haben, geht die Entwicklung mit der MAS (Bewegung zum Sozialismus) in Bolivien und der PT (Arbeiterpartei) in Brasilien in die andere Richtung.

Im Zusammenhang mit der Argentinienkrise von 2001 traten soziale Bewegungen in Erscheinung. Im Zuge der Unruhen wurden verschiedene Protestformen zusammengeführt und es bildete sich eine Assoziation von unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung heraus. So blockierten Aktivisten der Arbeitslosenbewegung (Piqueteros) Straßen, vereinigten sich Angehörige der Mittelschicht und Arbeiter in den Nachbarschaftsversammlungen (Asambleas), besetzten Arbeiter von ihren Chefs verlassene Fabriken und demonstrierten Menschen aus der Mittelschicht kochtopfschlagend in den Städten Argentiniens (Cacerolazo). Insbesondere Teile der Piqueteros machten dabei einen Politisierungsschub durch: „Von ihren ursprünglichen Forderungen nach mehr Rechten und Wohlfahrtsprogrammen gingen sie dazu über, die herrschende Wirtschaftsordnung insgesamt zu kritisieren und das damit verbundene politische Modell in Frage zu stellen.“

Nach 2000

UNASUR-Gipfel im Palacio de la Moneda, Santiago de Chile

Anfang der 2000er Jahre kamen in vielen Ländern linke politische Parteien an die Macht, die so genannte Rosa Flut. Die Präsidentschaften von Hugo Chávez (1999-2013) in Venezuela, Ricardo Lagos und Michelle Bachelet in Chile, Lula da Silva und Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei (PT) in Brasilien, Néstor Kirchner und seiner Frau Cristina Fernández in Argentinien, Tabaré Vázquez und José Mujica in Uruguay, Evo Morales in Bolivien, Daniel Ortega in Nicaragua, Rafael Correa in Ecuador, Fernando Lugo in Paraguay, Manuel Zelaya in Honduras (durch einen Staatsstreich abgesetzt), Mauricio Funes und Salvador Sánchez Cerén in El Salvador gehören alle zu dieser Welle linker Politiker, die sich oft als Sozialisten, Lateinamerikanisten oder Antiimperialisten bezeichnen, was oft eine Ablehnung der US-Politik gegenüber der Region impliziert). Ein Aspekt dieser Entwicklung ist die Gründung des achtköpfigen ALBA-Bündnisses, der "Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerikas" (spanisch: Alianza Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América) durch einige dieser Länder.

Ein honduranischer Demonstrant hält ein Transparent mit der Aufschrift "Nicht links abbiegen", 2009.

Der rosaroten Flut folgte eine konservative Welle in ganz Lateinamerika. In Mexiko gewann die rechtsgerichtete Partei der Nationalen Aktion (PAN) mit ihrem Kandidaten Vicente Fox die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 und beendete damit die 71-jährige Herrschaft der Institutionellen Revolutionären Partei. Ihm folgte sechs Jahre später ein anderer Konservativer, Felipe Calderón (2000-2006), der versuchte, gegen die mexikanischen Drogenkartelle vorzugehen und den mexikanischen Drogenkrieg anzettelte. Mehrere rechtsgerichtete Politiker kamen an die Macht, darunter Mauricio Macri in Argentinien und Michel Temer in Brasilien, nachdem die erste weibliche Präsidentin des Landes des Amtes enthoben wurde. In Chile löste der konservative Sebastián Piñera 2017 die Sozialistin Michelle Bachelet ab. In Uruguay beendete 2019 der Mitte-Rechts-Kandidat Luis Lacalle Pou eine 15-jährige linke Herrschaft, nachdem er den Kandidaten der Breiten Front besiegt hatte.

In wirtschaftlicher Hinsicht hatte der Rohstoffboom der 2000er Jahre positive Auswirkungen auf viele lateinamerikanische Volkswirtschaften. Ein weiterer Trend war die rasch zunehmende Bedeutung der Beziehungen zu China. Mit der 2008 einsetzenden Großen Rezession wurde der Rohstoffboom jedoch beendet, was in einigen Ländern zu wirtschaftlicher Stagnation oder Rezession führte. Eine Reihe von Linksregierungen der Rosa Flut verlor an Unterstützung. Am schlimmsten traf es Venezuela, das mit schweren sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen konfrontiert ist.

Die Anklagen gegen den brasilianischen Großkonzern Odebrecht haben Korruptionsvorwürfe gegen die Regierungen der Region laut werden lassen (siehe Operation Car Wash). Dieser Bestechungsring hat sich zum größten Korruptionsskandal in der Geschichte Lateinamerikas entwickelt. Im Juli 2017 waren die ranghöchsten angeklagten Politiker der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der verhaftet wurde, und die ehemaligen peruanischen Präsidenten Ollanta Humala, der ebenfalls verhaftet wurde, und Alejandro Toledo, der in die Vereinigten Staaten geflohen ist und nun auf der Flucht ist.

Die COVID-19-Pandemie erwies sich für viele instabile lateinamerikanische Demokratien als politische Herausforderung, wobei Wissenschaftler einen Rückgang der bürgerlichen Freiheiten als Folge der opportunistischen Notstandsbefugnisse feststellten. Dies galt insbesondere für Länder mit starken Präsidialregimen wie Brasilien.

Ungleichheit

Die Vermögensungleichheit in Lateinamerika und der Karibik bleibt trotz des starken Wirtschaftswachstums und der verbesserten Sozialindikatoren ein ernstes Problem. Ein 2013 von der UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten veröffentlichter Bericht mit dem Titel Inequality Matters: Report of the World Social Situation, stellte fest, dass: Der Rückgang der Lohnquote wird auf die Auswirkungen des arbeitssparenden technologischen Wandels und auf eine allgemeine Schwächung der Arbeitsmarktvorschriften und -institutionen zurückgeführt. Derartige Rückgänge dürften die Menschen in der Mitte und am unteren Ende der Einkommensverteilung unverhältnismäßig stark treffen, da sie für ihr Einkommen hauptsächlich auf Löhne angewiesen sind. Darüber hinaus stellte der Bericht fest, dass "die sehr ungleiche Landverteilung zu sozialen und politischen Spannungen geführt hat und eine Quelle wirtschaftlicher Ineffizienz ist, da kleinen Landbesitzern häufig der Zugang zu Krediten und anderen Ressourcen fehlt, um ihre Produktivität zu steigern, während Großgrundbesitzer möglicherweise nicht genügend Anreize hatten, dies zu tun.

Nach Angaben der ECLAC der Vereinten Nationen ist Lateinamerika die ungleichste Region der Welt. Die Ungleichheit in Lateinamerika hat tiefe historische Wurzeln in dem auf der Rasse basierenden Casta-System, das während der Kolonialzeit in Lateinamerika eingeführt wurde und das nur schwer zu beseitigen war, weil die Unterschiede zwischen den ursprünglichen Begabungen und Möglichkeiten der sozialen Gruppen die soziale Mobilität der Ärmsten eingeschränkt haben, wodurch die Armut von Generation zu Generation weitergegeben und zu einem Teufelskreis wurde. Die Ungleichheit wurde über Generationen hinweg reproduziert und weitergegeben, weil die politischen Systeme Lateinamerikas einen differenzierten Zugang zum Einfluss sozialer Gruppen auf den Entscheidungsfindungsprozess zulassen und auf die am wenigsten begünstigten Gruppen, die über eine geringere politische Repräsentation und Druckkapazität verfügen, auf unterschiedliche Weise reagieren. Die jüngste wirtschaftliche Liberalisierung spielt ebenfalls eine Rolle, da nicht alle Menschen gleichermaßen in der Lage sind, die Vorteile dieser Liberalisierung zu nutzen. Die Unterschiede bei den Chancen und Begabungen beruhen in der Regel auf Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, ländlicher Lage und Geschlecht. Da Ungleichheiten in Bezug auf Geschlecht und Standort nahezu universell sind, spielen Rasse und ethnische Zugehörigkeit bei diskriminierenden Praktiken in Lateinamerika eine größere und wichtigere Rolle. Die Unterschiede haben starke Auswirkungen auf die Verteilung von Einkommen, Kapital und politischem Ansehen.

Ein Indikator für Ungleichheit ist der Zugang zu und die Qualität von Bildung. Während der ersten Phase der Globalisierung in Lateinamerika nahm die Bildungsungleichheit zu und erreichte gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Im Vergleich zu anderen Entwicklungsregionen hatte Lateinamerika damals die größte Bildungsungleichheit, was sicherlich ein Faktor ist, der zu der heutigen allgemeinen Ungleichheit beiträgt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts begann die Bildungsungleichheit jedoch zu sinken.

Lebensstandard

Lateinamerika hat die höchste Einkommensungleichheit der Welt. In der folgenden Tabelle sind alle lateinamerikanischen Länder aufgeführt, wobei der Index der menschlichen Entwicklung, das BIP zu Kaufkraftparitäten pro Kopf, die Messung der Ungleichheit anhand des Gini-Index, die Messung der Armut anhand des Index der menschlichen Armut, die Messung der extremen Armut anhand der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, die Lebenserwartung, die Mordrate und die Messung der Sicherheit anhand des Global Peace Index angegeben sind. Grüne Zellen zeigen die beste Leistung in jeder Kategorie an, rote die niedrigste.

Soziale und wirtschaftliche Indikatoren für die Länder Lateinamerikas
Land HDI
(2019)
BIP (PPP)
pro Kopf in US$
(2015)
Reales BIP
Wachstum %
(2015)
Einkommen
Ungleichheit
Gini
(2015)
Extrem
Armut %
<1,25 US$
(2011)
Alphabetisierung von Jugendlichen in %
(2015)
Leben
Erwartung
(2016)
Mord
Satz pro
100,000
(2014)
Frieden
GPI
(2016)
 Argentinien 0,845 (VH) 20,170 2.6 43.6 0.9 99.2 78 6 1.957
 Bolivien 0.718 (H) 6,421 4.1 46.6 14.0 99.4 70 12 (2012) 2.038
 Brasilien 0.765 (H) 15,690 −3.0 52.7 0.9 97.5 70 29 2.176
 Chile 0,851 (VH) 25,564 2.3 50.8 0.8 98.9 79 4 1.635
 Kolumbien 0.767 (H) 13,794 2.5 52.2 8.2 98.2 76 28 2.764
 Costa Rica 0,810 (VH) 15,318 3.0 48.6 0.7 98.3 79 10 1.699
 Kuba 0.783 (H) 100.0 79 2.057
 Dominikanische Republik 0.756 (H) 15,777 5.5 45.7 4.3 97.0 78 17 2.143
 Ecuador 0.759 (H) 11,168 −0.6 46.6 5.1 98.7 77 8 2.020
 El Salvador 0.673 (M) 8,293 2.3 41.8 15.1 96.0 75 64 2.237
 Guatemala 0.663 (M) 7,721 3.8 52.4 16.9 87.4 72 31 2.270
 Haiti 0.510 (L) 1,794 2.5 59.2 54.9 72.3 64 10 (2012) 2.066
 Honduras 0.634 (M) 4,861 3.5 57.4 23.3 95.9 71 75 2.237
 Mexiko 0.779 (H) 18,335 2.3 48.1 8.4 98.5 77 16 2.557
 Nicaragua 0.660 (M) 4,972 4.0 45.7 15.8 87.0 73 8 (2019) 1.975
 Panama 0,815 (VH) 20,512 6.0 51.9 9.5 97.6 79 18 (2012) 1.837
 Paraguay 0.728 (H) 8,671 3.0 48.0 5.1 98.6 77 9 2.037
 Peru 0.777 (H) 12,077 2.4 45.3 5.9 97.4 74 7 2.057
 Uruguay 0,817 (VH) 21,719 2.5 41.3 0.0 98.8 77 8 1.726
 Venezuela 0.711 (H) 15,892 −10.0 44.8 3.5 98.5 75 62 2.651

Demografische Daten

Historische Populationen
JahrPop.±%
1750 16,000,000—    
1800 24,000,000+50.0%
1850 38,000,000+58.3%
1900 74,000,000+94.7%
1950 167,000,000+125.7%
1999 511,000,000+206.0%
2013 603,191,486+18.0%
Quelle: "Daten des UN-Berichts 2004" (PDF)

Größte Städte

Jahrhunderts beschleunigte sich die Verstädterung, insbesondere in den Hauptstädten oder, wie im Falle Brasiliens, in den traditionellen wirtschaftlichen und politischen Zentren, die in der Kolonialzeit gegründet wurden. In Mexiko hat das schnelle Wachstum und die Modernisierung im Norden des Landes das Wachstum von Monterrey in Nuevo León bewirkt. Im Folgenden finden Sie eine Liste der zehn größten Metropolen Lateinamerikas. Die fettgedruckten Einträge stehen für die höchste Rangfolge.

Stadt Land 2017 Bevölkerung 2014 BIP (KKP, Mio. $, USD) 2014 BIP pro Kopf, (USD)
Mexiko-Stadt Mexico Mexiko 23,655,355 $403,561 $19,239
São Paulo Brazil Brasilien 23,467,354 $430,510 $20,650
Buenos Aires Argentina Argentinien 15,564,354 $315,885 $23,606
Rio de Janeiro Brazil Brasilien 14,440,345 $176,630 $14,176
Lima Peru Peru 10,804,609 $176,447 $16,530
Bogotá Colombia Kolumbien 9,900,800 $199,150 $19,497
Santiago Chile Chile 7,164,400 $171,436 $23,290
Belo Horizonte Brazil Brasilien 6,145,800 $95,686 $17,635
Guadalajara Mexico Mexiko 4,687,700 $80,656 $17,206
Monterrey Mexico Mexiko 4,344,200 $122,896 $28,290

Rasse und ethnische Zugehörigkeit

Mexikanisches Casta-Gemälde aus dem achtzehnten Jahrhundert mit 16 hierarchisch angeordneten Castas. Ignacio Maria Barreda, 1777. Real Academia Española de la Lengua, Madrid.

Die lateinamerikanischen Bevölkerungen sind vielfältig: Nachkommen der indigenen Völker, weiße Europäer, Afrikaner, die ursprünglich als Sklaven gebracht wurden, Asiaten sowie neue Einwanderer. Die Vermischung der Gruppen war beim Kontakt zwischen der Alten und der Neuen Welt eine Tatsache, aber die Kolonialregime führten eine rechtliche und soziale Diskriminierung der nicht-weißen Bevölkerung allein auf der Grundlage der wahrgenommenen ethnischen Zugehörigkeit und Hautfarbe ein. Die soziale Klasse war in der Regel mit der rassischen Kategorie einer Person verknüpft, wobei die Weißen an der Spitze standen. Während der Kolonialzeit, als es anfangs an europäischen Frauen mangelte, zeugten europäische Männer und indigene Frauen sowie afrikanische Frauen Kinder, die als gemischtrassig galten. In Spanisch-Amerika wurde die so genannte "Sociedad de castas" oder das "Sistema de castas" von den weißen Eliten geschaffen, um diese Prozesse zu rationalisieren. Jahrhundert versuchte die spanische Krone, die indigene Bevölkerung vor der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und ihres Landes durch weiße Eliten zu schützen. Die Krone schuf die República de indios [es], um die indigenen Völker paternalistisch zu regieren und zu schützen. Außerdem schuf sie die República de Españoles, der nicht nur die weißen Europäer angehörten, sondern auch alle nicht indigenen Völker, wie Schwarze, Mulatten und gemischtrassige Kastraten, die nicht in indigenen Gemeinden lebten. Im religiösen Bereich galten die Indigenen als ewige Neophyten im katholischen Glauben, was bedeutete, dass indigene Männer nicht zu katholischen Priestern geweiht werden durften; Indigene waren jedoch auch von der Rechtsprechung der Inquisition ausgeschlossen. Die Katholiken betrachteten die militärische und die religiöse Eroberung als zwei Teile der Assimilierung der indigenen Bevölkerung, indem sie die religiösen Praktiken der Indigenen unterdrückten und die indigene Priesterschaft ausschalteten. Einige Gottesdienste wurden im Untergrund fortgesetzt. Juden und andere Nichtkatholiken, wie z. B. Protestanten (alle "Lutheraner" genannt), durften sich nicht mehr niederlassen und unterlagen der Inquisition. In den Städten kam es zu einer beträchtlichen Vermischung der Bevölkerung, während das Land weitgehend von Einheimischen bewohnt wurde. Mit der Unabhängigkeit im frühen 19. Jahrhundert verschwanden vielerorts in Spanisch-Amerika die formalen rassischen und rechtlichen Unterscheidungen, obwohl die schwarze Sklaverei nicht überall abgeschafft wurde.

Bedeutende schwarze Populationen gibt es in Brasilien und auf den spanischen Karibikinseln wie Kuba und Puerto Rico sowie auf dem karibischen Festland (Venezuela, Kolumbien, Panama) sowie im südlichen Teil Süd- und Mittelamerikas (Honduras, Costa Rica, Nicaragua, Ecuador und Peru) - ein Erbe ihrer Verwendung in Plantagen. In all diesen Gebieten gab es nur kleine weiße Bevölkerungsgruppen. In Brasilien starben die indigenen Küstenvölker zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitgehend aus, wobei die indigenen Bevölkerungsgruppen fernab von Städten, Zuckerplantagen und anderen europäischen Unternehmen überlebten.

In der Dominikanischen Republik, Puerto Rico, Kuba und Brasilien dominieren Mulatten und Dreirassen ("Pardo" in Brasilien), in Brasilien und Kuba gibt es gleichermaßen große weiße und kleinere schwarze Bevölkerungsgruppen, während die Dominikanische Republik und Puerto Rico eher von Mulatten und Dreirassen dominiert werden, mit erheblichen schwarzen und weißen Minderheiten. Teile Zentralamerikas und des nördlichen Südamerikas sind insofern vielfältiger, als sie von Mestizen und Weißen dominiert werden, aber auch eine große Anzahl von Mulatten, Schwarzen und Indigenen aufweisen, insbesondere Kolumbien, Venezuela und Panama. Die südliche Kegelregion, Argentinien, Uruguay und Chile werden vollständig von Weißen und Mestizen dominiert. Haiti und andere Gebiete in der französischen Karibik werden hauptsächlich von Schwarzen dominiert. Der Rest Lateinamerikas, einschließlich Mexiko, des nördlichen Mittelamerikas (Guatemala, El Salvador, Honduras) und des zentralen Südamerikas (Peru, Ecuador, Bolivien, Paraguay), wird von Mestizen dominiert, hat aber auch große weiße und indigene Minderheiten.

Im neunzehnten Jahrhundert suchten mehrere lateinamerikanische Länder nach Einwanderern aus Europa und Asien. Mit der Abschaffung der schwarzen Sklaverei im Jahr 1888 stürzte die brasilianische Monarchie im Jahr 1889. Zu diesem Zeitpunkt fand sich in Japan eine weitere Quelle für billige Arbeitskräfte, die auf den Kaffeeplantagen arbeiteten. Chinesische männliche Einwanderer kamen nach Kuba, Mexiko, Peru und anderswo. Angesichts der politischen Unruhen in Europa in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der weit verbreiteten Armut wanderten Deutsche, Spanier und Italiener in großer Zahl nach Lateinamerika ein, was von den lateinamerikanischen Regierungen sowohl als Quelle von Arbeitskräften als auch als Möglichkeit zur Vergrößerung der weißen Bevölkerung begrüßt wurde. In Argentinien heirateten viele Afroargentinierinnen Europäerinnen, so dass es im modernen Argentinien keine erkennbare schwarze Bevölkerung mehr gibt.

Jahrhunderts behauptete der Soziologe Gilberto Freyre, Brasilien sei eine "Rassendemokratie", in der Schwarze weniger diskriminiert würden als in den USA. Spätere Forschungen haben gezeigt, dass die Brasilianer auch dunklere Bürger diskriminieren und dass die Weißen weiterhin die Elite des Landes sind. In Mexiko wurde die afro-mexikanische Bevölkerung weitgehend aus dem nationalen Narrativ des indigenismo herausgeschrieben, und die indigene und vor allem die mestizische Bevölkerung wurden als die wahre Verkörperung des Mexikanertums (mexicanidad), der "kosmischen Rasse", betrachtet, so der mexikanische Intellektuelle José Vasconcelos. In Mexiko wurden Asiaten stark diskriminiert, wobei während der mexikanischen Revolution (1910-1920) zur Vertreibung der Chinesen in Nordmexiko aufgerufen wurde und es zu rassistisch motivierten Massakern kam. In einer Reihe von lateinamerikanischen Ländern haben sich indigene Gruppen ausdrücklich als Indigene organisiert, um Menschenrechte einzufordern und Einfluss auf die politische Macht zu nehmen. Mit der Verabschiedung antikolonialer Resolutionen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen und der Unterzeichnung von Resolutionen für die Rechte der Indigenen sind diese in der Lage zu handeln, um ihre Existenz innerhalb von Nationalstaaten mit Rechtsstatus zu gewährleisten.

Sprache

Linguistische Karte von Lateinamerika. Spanisch in grün, Portugiesisch in orange und Französisch in blau.

Spanisch ist die vorherrschende Sprache in Lateinamerika. Es wird von etwa 60 % der Bevölkerung als erste Sprache gesprochen. Portugiesisch wird von etwa 30 % gesprochen, und etwa 10 % sprechen andere Sprachen wie Quechua, Maya-Sprachen, Guaraní, Aymara, Nahuatl, Englisch, Französisch, Niederländisch und Italienisch. Portugiesisch wird vor allem in Brasilien gesprochen (siehe auch Brasilianisches Portugiesisch), dem größten und bevölkerungsreichsten Land der Region. Spanisch ist Amtssprache in den meisten anderen Ländern und Gebieten auf dem lateinamerikanischen Festland (siehe auch Spanische Sprache in Amerika) sowie in Kuba und Puerto Rico (wo es neben Englisch Amtssprache ist) und in der Dominikanischen Republik. Französisch wird in Haiti und in den französischen Überseedepartements Guadeloupe, Martinique und Guayana gesprochen. Es wird auch von einigen Panamesen afro-antiländischer Abstammung gesprochen. Niederländisch ist die Amtssprache in Surinam, Aruba, Curaçao und den Niederländischen Antillen. (Da Niederländisch eine germanische Sprache ist, werden diese Gebiete nicht unbedingt zu Lateinamerika gezählt). Die Muttersprache von Aruba, Bonaire und Curaçao ist jedoch Papiamento, eine Kreolsprache, die größtenteils auf Portugiesisch und Spanisch basiert und stark vom Niederländischen und den portugiesisch basierten Kreolsprachen beeinflusst wurde.

Quechua, Guaraní, Aymara, Náhuatl, Lenguas Mayas, Mapudungun

Die indianischen Sprachen sind in Peru, Guatemala, Bolivien, Paraguay und Mexiko weit verbreitet, in geringerem Maße auch in Panama, Ecuador, Brasilien, Kolumbien, Venezuela, Argentinien und Chile. In anderen lateinamerikanischen Ländern ist die Zahl der Sprecher indigener Sprachen sehr gering oder sogar inexistent, z. B. in Uruguay. In Mexiko gibt es möglicherweise mehr indigene Sprachen als in jedem anderen lateinamerikanischen Land, aber die meistgesprochene indigene Sprache dort ist Nahuatl.

In Peru ist Quechua eine Amtssprache, neben Spanisch und anderen indigenen Sprachen in den Gebieten, in denen sie vorherrschen. In Ecuador hat Quichua zwar keinen offiziellen Status, ist aber gemäß der Verfassung des Landes eine anerkannte Sprache; sie wird jedoch nur von einigen wenigen Gruppen im Hochland des Landes gesprochen. In Bolivien haben neben Spanisch auch Aymara, Quechua und Guaraní offiziellen Status. Guaraní ist wie Spanisch Amtssprache in Paraguay und wird von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen, die größtenteils zweisprachig ist. In der argentinischen Provinz Corrientes ist Guaraní neben Spanisch Amtssprache. In Nicaragua ist Spanisch die Amtssprache, aber an der Karibikküste des Landes haben auch Englisch und indigene Sprachen wie Miskito, Sumo und Rama offiziellen Status. Kolumbien erkennt alle auf seinem Staatsgebiet gesprochenen indigenen Sprachen als Amtssprache an, obwohl weniger als 1 % der Bevölkerung diese Sprachen als Muttersprache sprechen. Nahuatl ist eine der 62 Sprachen, die von indigenen Völkern in Mexiko gesprochen werden und die von der Regierung neben Spanisch offiziell als "Nationalsprachen" anerkannt sind.

Andere europäische Sprachen, die in Lateinamerika gesprochen werden, sind: Englisch, das in Puerto Rico von der Hälfte der Bevölkerung gesprochen wird, sowie in benachbarten Ländern, die man als lateinamerikanisch bezeichnen kann oder auch nicht, wie Belize und Guyana, und das von den Nachkommen britischer Siedler in Argentinien und Chile gesprochen wird. Deutsch wird in Südbrasilien, Südchile, Teilen Argentiniens, Venezuelas und Paraguays gesprochen; Italienisch in Brasilien, Argentinien, Venezuela und Uruguay; Ukrainisch, Polnisch und Russisch in Südbrasilien und Argentinien; und Walisisch in Südargentinien. Jiddisch und Hebräisch sind vor allem in Buenos Aires und São Paulo zu hören. Zu den außereuropäischen oder asiatischen Sprachen gehören Japanisch in Brasilien, Peru, Bolivien und Paraguay, Koreanisch in Brasilien, Argentinien, Paraguay und Chile, Arabisch in Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Venezuela und Chile sowie Chinesisch in ganz Südamerika. Länder wie Venezuela, Argentinien und Brasilien haben ihre eigenen Dialekte oder Varianten des Deutschen und Italienischen.

In mehreren Ländern, insbesondere in der Karibik, werden Kreolsprachen gesprochen. Die am weitesten verbreitete kreolische Sprache in Lateinamerika und der Karibik ist das haitianische Kreol, die vorherrschende Sprache in Haiti, die sich in erster Linie aus dem Französischen und bestimmten westafrikanischen Sprachen ableitet und auch indianische, englische, portugiesische und spanische Einflüsse aufweist. Die Kreolsprachen auf dem lateinamerikanischen Festland leiten sich ebenfalls von europäischen Sprachen und verschiedenen afrikanischen Sprachen ab.

Die Garifuna-Sprache wird entlang der Karibikküste in Honduras, Guatemala, Nicaragua und Belize gesprochen, vor allem von den Garifuna, einem gemischtrassigen Zambo-Volk, das aus der Vermischung von indigenen Kariben und entkommenen schwarzen Sklaven hervorgegangen ist. Sie ist in erster Linie eine Arawakan-Sprache mit Einflüssen aus karibischen und europäischen Sprachen.

Archäologen haben über 15 präkolumbianische Schriftsysteme mesoamerikanischer Gesellschaften entziffert. Die Maya verfügten über die am weitesten entwickelte Schriftsprache, doch da Texte weitgehend auf die religiöse und administrative Elite beschränkt waren, wurden die Traditionen mündlich weitergegeben. Mündliche Überlieferungen gab es auch bei anderen großen indigenen Gruppen wie den Azteken und anderen Nahuatl-Sprechern, den Quechua- und Aymara-Völkern in den Andenregionen, den Quiché in Mittelamerika, den Tupi-Guaraní im heutigen Brasilien, den Guaraní in Paraguay und den Mapuche in Chile.

Die verbreitetsten indigenen Sprachen in Lateinamerika:
  • Quechua
  • Guaraní
  • Aymara
  • Nahuatl
  • Mayasprachen
  • Mapudungun
  • Religion

    Das Heiligtum Las Lajas im Süden Kolumbiens, Departement Nariño.

    Die überwiegende Mehrheit der Lateinamerikaner sind Christen (90 %), meist römisch-katholisch und gehören der lateinischen Kirche an. Etwa 70 % der lateinamerikanischen Bevölkerung betrachten sich als katholisch. Im Jahr 2012 stellte Lateinamerika in absoluten Zahlen die zweitgrößte christliche Bevölkerung der Welt nach Europa.

    Laut der detaillierten Pew-Mehrländerstudie von 2014 sind 69 % der lateinamerikanischen Bevölkerung katholisch und 19 % protestantisch. Der Anteil der Protestanten liegt in Brasilien bei 26 % und in weiten Teilen Zentralamerikas bei über 40 %. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Konvertiten aus dem römischen Katholizismus.

    Religion in Lateinamerika (2014)
    Land Katholisch (%) Protestantisch (%) Irreligiösität (%) Andere (%)
    Paraguay Paraguay 89 7 1 2
    Mexico Mexiko 81 9 7 4
    Colombia Kolumbien 79 13 6 2
    Ecuador Ecuador 79 13 5 3
    Bolivia Bolivien 77 16 4 3
    Peru Peru 76 17 4 3
    Venezuela Venezuela 73 17 7 4
    Argentina Argentinien 71 15 12 3
    Panama Panama 70 19 7 4
    Chile Chile 64 17 16 3
    Costa Rica Costa Rica 62 25 9 4
    Brazil Brasilien 61 26 8 5
    Dominican Republic Dominikanische Republik 57 23 18 2
    Puerto Rico Puerto Rico 56 33 8 2
    El Salvador El Salvador 50 36 12 3
    Guatemala Guatemala 50 41 6 3
    Nicaragua Nicaragua 50 40 7 4
    Honduras Honduras 46 41 10 2
    Uruguay Uruguay 42 15 37 6
    Insgesamt 69 19 8 3

    Migration

    Die gesamte Hemisphäre wurde von Migranten aus Asien, Europa und Afrika besiedelt. Amerikanische Ureinwohner besiedelten die gesamte Hemisphäre vor der Ankunft der Europäer im späten fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert und der erzwungenen Migration von Sklaven aus Afrika.

    In der Zeit nach der Unabhängigkeit bemühten sich einige lateinamerikanische Länder, europäische Einwanderer als Arbeitskräfte anzuwerben und das Verhältnis der Rassen und ethnischen Gruppen innerhalb ihrer Grenzen bewusst zu verändern. Chile, Argentinien und Brasilien warben aktiv um Arbeitskräfte aus dem katholischen Südeuropa, wo die Bevölkerung arm war und bessere wirtschaftliche Möglichkeiten suchte. Viele Einwanderer des neunzehnten Jahrhunderts gingen in die Vereinigten Staaten und nach Kanada, aber eine beträchtliche Anzahl kam auch nach Lateinamerika. Obwohl Mexiko versuchte, Einwanderer anzuziehen, scheiterte es weitgehend. Als 1888 in Brasilien die Sklaverei für Schwarze abgeschafft wurde, rekrutierten Kaffeebauern japanische Einwanderer für die Arbeit auf den Kaffeeplantagen. In Brasilien gibt es eine bedeutende Bevölkerung japanischer Abstammung. Kuba und Peru warben im späten neunzehnten Jahrhundert chinesische Arbeitskräfte an. Einige chinesische Einwanderer, die von der Einwanderung in die USA ausgeschlossen waren, ließen sich in Nordmexiko nieder. Als die USA im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg den Südwesten des Landes eroberten, kamen die lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppen nicht über die Grenze in die USA, sondern die Grenze kam über sie.

    Im zwanzigsten Jahrhundert gab es mehrere Arten der Migration. Eine davon ist die Abwanderung der Landbevölkerung innerhalb eines Landes in die Städte auf der Suche nach Arbeit, wodurch viele lateinamerikanische Städte erheblich gewachsen sind. Eine andere ist die internationale Wanderung von Menschen, die oft vor Unterdrückung oder Krieg fliehen. Andere internationale Migrationsbewegungen erfolgen aus wirtschaftlichen Gründen und sind oft unreguliert oder undokumentiert. Während der gewaltsamen mexikanischen Revolution (1910-1920) und des religiösen Cristero-Krieges (1926-29) wanderten Mexikaner in die USA ein; während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten mexikanische Männer im Rahmen des Bracero-Programms in den USA. Die Wirtschaftsmigration aus Mexiko folgte auf den Zusammenbruch der mexikanischen Wirtschaft in den 1980er Jahren. Spanische Flüchtlinge flohen nach dem Sieg der Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg (1936-38) nach Mexiko, wobei etwa 50 000 Exilanten auf Einladung von Präsident Lázaro Cárdenas Zuflucht fanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer größeren Flüchtlingswelle nach Lateinamerika, wobei viele von ihnen Juden waren, die sich in Argentinien, Brasilien, Chile, Kuba und Venezuela niederließen. Einige waren nur auf der Durchreise, andere blieben und gründeten Gemeinden. Eine Reihe von Nazis floh nach Lateinamerika und lebte unter falschem Namen, um Aufmerksamkeit und Strafverfolgung zu vermeiden.

    Nach der kubanischen Revolution zogen Kubaner aus der Mittelschicht und der Elite in die USA, insbesondere nach Florida. Einige flohen nach dem Militärputsch von 1973 aus Chile in die USA und nach Europa. Kolumbianer wanderten während der politischen Unruhen in der Region, die durch den zunehmenden Drogenhandel und den Guerillakrieg noch verstärkt wurden, nach Spanien und in das Vereinigte Königreich aus. Während der zentralamerikanischen Kriege der 1970er bis 1990er Jahre wanderten viele Salvadorianer, Guatemalteken und Honduraner in die USA aus, um dem Drogenhandel, den Gangs und der Armut zu entkommen. Als sich die Lebensbedingungen in Venezuela unter Hugo Chávez und Nicolás Maduro verschlechterten, wanderten viele in das benachbarte Kolumbien und andere Länder aus. In den 1990er Jahren löste der wirtschaftliche Druck in Ecuador eine beträchtliche Migration nach Spanien und in die USA aus.

    Einige lateinamerikanische Länder versuchen, die Beziehungen zwischen Migranten und ihren Herkunftsländern zu stärken und gleichzeitig ihre Integration im Aufnahmestaat zu fördern. Diese Auswanderungspolitik konzentriert sich auf die Rechte, Pflichten und Partizipationsmöglichkeiten der ausgewanderten Bürger, die bereits außerhalb der Grenzen des Herkunftslandes leben. Untersuchungen zu Lateinamerika zeigen, dass die Ausweitung der Politik gegenüber Migranten mit einer Konzentration auf Bürgerrechte und staatliche Leistungen verbunden ist, die die Integration in den Empfängerländern positiv beeinflussen können. Darüber hinaus hat sich die Toleranz gegenüber der doppelten Staatsbürgerschaft in Lateinamerika stärker verbreitet als in jeder anderen Region der Welt.

    Bildung

    Weltkarte mit Angabe der Alphabetisierungsrate nach Ländern im Jahr 2015 (CIA World Factbook 2015). Grau = keine Daten.

    Trotz erheblicher Fortschritte sind der Zugang zur Bildung und der Schulabschluss in Lateinamerika nach wie vor ungleich verteilt. Die Region hat große Fortschritte bei der Bildungsabdeckung gemacht; fast alle Kinder besuchen die Grundschule, und der Zugang zur Sekundarbildung hat sich erheblich verbessert. In der gesamten Region gibt es jedoch Qualitätsprobleme wie schlechte Lehrmethoden, fehlende Ausstattung und Überbelegung. Diese Probleme führen dazu, dass Jugendliche das Bildungssystem vorzeitig verlassen. Die meisten Bildungssysteme in der Region haben verschiedene Arten von administrativen und institutionellen Reformen durchgeführt, die es ermöglicht haben, Orte und Gemeinschaften zu erreichen, die in den frühen 1990er Jahren keinen Zugang zu Bildungsdienstleistungen hatten. Im Vergleich zu früheren Generationen hat die lateinamerikanische Jugend ein höheres Bildungsniveau erreicht. Im Durchschnitt haben sie zwei Schuljahre mehr absolviert als ihre Eltern.

    Dennoch gibt es in der Region immer noch 23 Millionen Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren, die nicht am formalen Bildungssystem teilnehmen. Schätzungen zufolge gehen 30 % der Kinder im Vorschulalter (4-5 Jahre) nicht zur Schule, und bei den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, den Armen und den Landbewohnern, liegt dieser Anteil bei über 40 %. Bei den Kindern im Grundschulalter (6 bis 12 Jahre) ist der Schulbesuch fast flächendeckend, aber es müssen noch fünf Millionen weitere Kinder in das Grundschulsystem aufgenommen werden. Diese Kinder leben meist in abgelegenen Gebieten, sind indigen oder afroamerikanischer Abstammung und leben in extremer Armut.

    Von den 13- bis 17-Jährigen sind nur 80 % Vollzeitschüler, und nur 66 % von ihnen besuchen eine weiterführende Schule. Diese Prozentsätze sind bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen noch niedriger: nur 75 % der ärmsten Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren besuchen eine Schule. Der tertiäre Bildungsbereich ist am wenigsten abgedeckt: Nur 70 % der 18- bis 25-Jährigen nehmen nicht am Bildungssystem teil. Mehr als die Hälfte der Kinder aus einkommensschwachen oder ländlichen Gebieten schaffen es derzeit nicht, die neunjährige Schulzeit abzuschließen.

    Kriminalität und Gewalt

    Karte der Länder nach Tötungsrate 2012. Im Jahr 2015 waren die lateinamerikanischen Länder mit den höchsten Raten El Salvador (108,64 pro 100.000 Einwohner), Honduras (63,75) und Venezuela (57,15). Die Länder mit den niedrigsten Raten waren Chile (3,59), Kuba (4,72) und Argentinien (6,53).

    Lateinamerika und die Karibik werden in zahlreichen Quellen als die gefährlichsten Regionen der Welt genannt. Studien haben gezeigt, dass es in Lateinamerika die meisten der gefährlichsten Städte der Welt gibt. Viele Analysten führen dies auf die soziale und Einkommensungleichheit in der Region zurück. Viele sind sich einig, dass die Gefängniskrise nicht gelöst werden kann, solange die Kluft zwischen Arm und Reich nicht beseitigt ist.

    Verbrechens- und Gewaltprävention und öffentliche Sicherheit sind heute wichtige Themen für Regierungen und Bürger in Lateinamerika und der Karibik. Die Mordraten in Lateinamerika sind die höchsten der Welt. Von Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre stieg die Mordrate um 50 Prozent. In Lateinamerika und der Karibik gab es zwischen 2000 und 2017 mehr als 2,5 Millionen Morde. Im Jahr 2018 gab es in Brasilien insgesamt 63.880 Morde.

    Die häufigsten Opfer solcher Tötungsdelikte sind junge Männer, 69 Prozent von ihnen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Die Länder mit der höchsten Tötungsrate pro Jahr und 100.000 Einwohner im Jahr 2015 waren: El Salvador 109, Honduras 64, Venezuela 57, Jamaika 43, Belize 34,4, St. Kitts und Nevis 34, Guatemala 34, Trinidad und Tobago 31, die Bahamas 30, Brasilien 26,7, Kolumbien 26,5, die Dominikanische Republik 22, St. Lucia 22, Guyana 19, Mexiko 16, Puerto Rico 16, Ecuador 13, Grenada 13, Costa Rica 12, Bolivien 12, Nicaragua 12, Panama 11, Antigua und Barbuda 11, und Haiti 10. Die meisten der Länder mit den höchsten Mordraten liegen in Afrika und Lateinamerika. Zentralamerikanische Länder wie El Salvador und Honduras führen die Liste der Tötungsdelikte in der Welt an.

    Mit 50 108 Morden ist Brasilien das Land mit den meisten Tötungsdelikten weltweit, was einem von 10 Morden weltweit entspricht. Kriminalitätsbedingte Gewalt ist die größte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit in Lateinamerika und fordert mehr Opfer als HIV/AIDS oder jede andere Infektionskrankheit. Die Länder mit der niedrigsten jährlichen Mordrate pro 100.000 Einwohner (Stand 2015) waren: Chile 3, Peru 7, Argentinien 7, Uruguay 8 und Paraguay 9.

    Wirtschaft

    Was das Wirtschaftsklima betrifft, so bieten Paraguay, Brasilien, Chile, Perú und Kolumbien für Unternehmen die günstigsten Bedingungen.

    Risikoeinstufung nach Moody's - 02/09/2021
    Einstufung Länder
    1 A Chile
    2 A
    3 A
    1 Baa México Perú
    2 Baa Colombia Uruguay Panama
    3 Baa
    1 Ba Guatemala Paraguay
    2 Ba Brasil
    3 Ba Repúblic Dominicana
    1 B Honduras
    2 B Costa Rica
    3 B Nicaragua
    1 Caa El Salvador
    2 Caa Cuba
    3 Caa Ecuador
    Ca Argentina
    C Venezuela
    Quelle: BBC News Mundo

    Viele Länder Lateinamerikas exportieren hauptsächlich Rohstoffe, Bodenschätze und Nahrungsmittel; in Chile machen diese (u. a. Kupfer) über 80 % der Ausfuhren aus; in Peru sind es ebenfalls über 80 %. Brasilien steht bei der Förderung von Eisen weltweit auf den vordersten Plätzen. Allerdings exportiert Brasilien überhaupt relativ wenig, nur 14 % seines BIP, dagegen machen die Exporte bei Chile und Peru 30 % des BIP aus. Bei Kolumbien und Venezuela haben dagegen die Erdölexporte ein großes Gewicht

    Größe

    Lateinamerikanische Städte
    Buenos Aires
    Santiago

    Laut dem BRICS-Bericht von Goldman Sachs über die Schwellenländer werden die größten Volkswirtschaften der Welt im Jahr 2050 wie folgt aussehen: China, Vereinigte Staaten, Indien, Japan, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Mexiko und Brasilien.

    Bevölkerung und Wirtschaftsgröße für die Länder Lateinamerikas
    Land Bevölkerung
    (2021, Millionen)
    BIP (nominal)
    (2019, Millionen US$)
    BIP (PPP)
    (2019, Millionen US$)
     Argentinien 4.5 445,469 903,542
     Bolivien 12.1 42,401 94,392
     Brasilien 214.3 1,847,020 3,456,357
     Chile 19.5 294,237 502,846
     Kolumbien 51.5 327,895 783,002
     Costa Rica 5.2 61,021 91,611
     Kuba 11.3
     Dominikanische Republik 11.1 89,475 201,266
     Ecuador 17.8 107,914 202,773
     El Salvador 6.3 26,871 55,731
     Guatemala 17.6 81,318 153,322
     Haiti 11.4 8,819 21,124
     Honduras 10.3 24,449 51,757
     Mexiko 126.7 1,274,175 2,627,851
     Nicaragua 0.7 12,528 34,531
     Panama 4.4 68,536 113,156
     Paraguay 6.7 40,714 97,163
     Peru 33.7 228,989 478,303
     Uruguay 0.3 59,918 82,969
     Venezuela 28.2 70,140
    Insgesamt 577,8

    Landwirtschaft

    Zuckerrohrplantage in São Paulo. Im Jahr 2018 war Brasilien mit 746 Millionen Tonnen der größte Produzent der Welt. Lateinamerika produziert mehr als die Hälfte des weltweiten Zuckerrohrs.
    Sojaplantage in Mato Grosso. Im Jahr 2020 war Brasilien mit 130 Millionen Tonnen der größte Produzent der Welt. Lateinamerika produziert die Hälfte der weltweiten Sojabohnen.
    Kaffee in Minas Gerais. Im Jahr 2018 war Brasilien mit 3,5 Millionen Tonnen der größte Produzent der Welt. Lateinamerika produziert die Hälfte des weltweiten Kaffees.
    Orangen in São Paulo. Im Jahr 2018 war Brasilien mit 17 Millionen Tonnen der größte Produzent der Welt. Lateinamerika produziert 30 % der weltweiten Orangenmenge.

    Die vier Länder mit dem stärksten Agrarsektor in Südamerika sind Brasilien, Argentinien, Chile und Kolumbien. Derzeit:

    • Brasilien ist der weltweit größte Produzent von Zuckerrohr, Soja, Kaffee, Orangen, Guaraná, Açaí und Paranüssen; es gehört zu den fünf größten Produzenten von Mais, Papaya, Tabak, Ananas, Bananen, Baumwolle, Bohnen, Kokosnuss, Wassermelone, Zitrone und Yerba Mate; gehört zu den zehn weltweit größten Erzeugern von Kakao, Cashew, Avocado, Mandarine, Kaki, Mango, Guave, Reis, Hafer, Sorghum und Tomate und zu den 15 weltweit größten Erzeugern von Weintrauben, Äpfeln, Melonen, Erdnüssen, Feigen, Pfirsichen, Zwiebeln, Palmöl und Naturkautschuk;
    • Argentinien ist der weltweit größte Erzeuger von Yerba Mate, gehört zu den fünf größten Erzeugern von Soja, Mais, Sonnenblumenkernen, Zitronen und Birnen, zu den zehn größten Erzeugern von Gerste, Weintrauben, Artischocken, Tabak und Baumwolle und zu den 15 größten Erzeugern von Weizen, Hafer, Kichererbsen, Zuckerrohr, Sorghum und Grapefruit weltweit;
    • Chile ist einer der fünf weltweit größten Erzeuger von Kirschen und Preiselbeeren und einer der zehn größten Erzeuger von Trauben, Äpfeln, Kiwi, Pfirsichen, Pflaumen und Haselnüssen, wobei der Schwerpunkt auf dem Export hochwertiger Früchte liegt;
    • Kolumbien gehört zu den fünf größten Kaffee-, Avocado- und Palmölproduzenten der Welt und zu den zehn größten Zuckerrohr-, Bananen-, Ananas- und Kakaoproduzenten der Welt;
    • Peru ist der weltweit größte Quinoa-Erzeuger, gehört zu den fünf größten Avocado-, Blaubeer-, Artischocken- und Spargelproduzenten, zu den zehn größten Kaffee- und Kakaoproduzenten der Welt, zu den 15 größten Kartoffel- und Ananasproduzenten der Welt und verfügt über eine große Produktion von Weintrauben, Zuckerrohr, Reis, Bananen, Mais und Maniok; seine Landwirtschaft ist sehr diversifiziert;
    • Paraguay ist derzeit der sechstgrößte Produzent von Soja in der Welt und steht auf der Liste der 20 größten Produzenten von Mais und Zuckerrohr.

    In Zentralamerika sind die folgenden Länder hervorzuheben:

    • Guatemala gehört zu den zehn größten Kaffee-, Zuckerrohr-, Melonen- und Naturkautschukproduzenten der Welt und zu den 15 größten Bananen- und Palmölproduzenten der Welt;
    • Honduras ist einer der fünf größten Kaffeeproduzenten der Welt und einer der zehn größten Produzenten von Palmöl;
    • Costa Rica ist der weltweit größte Produzent von Ananas;
    • Die Dominikanische Republik gehört zu den fünf weltweit größten Erzeugern von Papayas und Avocados und zu den zehn größten Kakaoproduzenten.
    • Mexiko ist der weltweit größte Erzeuger von Avocados, einer der fünf größten Erzeuger von Chile, Zitronen, Orangen, Mangos, Papayas, Erdbeeren, Grapefruit, Kürbissen und Spargel und einer der zehn größten Erzeuger von Zuckerrohr, Mais, Sorghum, Bohnen, Tomaten, Kokosnüssen, Ananas, Melonen und Heidelbeeren.
    Lastwagen eines Fleischunternehmens in Brasilien. Lateinamerika produziert 25 % des weltweiten Rind- und Hühnerfleischs.

    Brasilien ist der weltweit größte Exporteur von Hühnerfleisch: 3,77 Millionen Tonnen im Jahr 2019. Das Land hat die zweitgrößte Rinderherde der Welt, 22,2 % des Weltbestandes. Das Land war 2019 der zweitgrößte Produzent von Rindfleisch, mit einem Anteil von 15,4 % an der weltweiten Produktion. Es war 2018 auch der drittgrößte Milcherzeuger der Welt. In diesem Jahr produzierte das Land 35,1 Milliarden Liter. Im Jahr 2019 war Brasilien mit fast vier Millionen Tonnen der viertgrößte Schweinefleischproduzent der Welt.

    Im Jahr 2018 war Argentinien mit einer Produktion von 3 Millionen Tonnen der viertgrößte Rindfleischerzeuger der Welt (hinter den USA, Brasilien und China). Auch Uruguay ist ein wichtiger Fleischproduzent. Im Jahr 2018 produzierte es 589 Tausend Tonnen Rindfleisch.

    Bei der Produktion von Hühnerfleisch gehört Mexiko zu den zehn größten Erzeugern der Welt, Argentinien zu den 15 größten und Peru und Kolumbien zu den 20 größten. Bei der Rindfleischproduktion gehört Mexiko zu den zehn größten Erzeugern der Welt und Kolumbien zu den 20 größten Erzeugern. Bei der Schweinefleischerzeugung gehört Mexiko zu den 15 größten Erzeugern der Welt. Bei der Honigerzeugung gehört Argentinien zu den fünf größten Erzeugern der Welt, Mexiko zu den zehn größten und Brasilien zu den 15 größten. Bei der Erzeugung von Kuhmilch gehört Mexiko zu den 15 größten Erzeugern der Welt und Argentinien zu den 20 größten.

    Bergbau und Erdöl

    Chile ist ein weltweit führender Kupferproduzent.
    Cerro Rico, Potosi, Bolivien, noch immer eine bedeutende Silbermine
    Amethystmine in Ametista do Sul. Lateinamerika ist ein wichtiger Produzent von Edelsteinen wie Amethyst, Topas, Smaragd, Aquamarin und Turmalin
    Eisenbergwerk in Minas Gerais. Brasilien ist der zweitgrößte Eisenerzexporteur der Welt.

    Der Bergbau ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Lateinamerikas, insbesondere für Chile, Peru und Bolivien, deren Volkswirtschaften in hohem Maße von diesem Sektor abhängig sind. Der Kontinent verfügt über große Produktionsmengen:

    • Gold (hauptsächlich in Peru, Mexiko, Brasilien und Argentinien);
    • Silber (hauptsächlich in Mexiko, Peru, Chile, Bolivien und Argentinien);
    • Kupfer (hauptsächlich in Chile, Peru, Mexiko und Brasilien);
    • Eisenerz (Brasilien, Peru und Chile);
    • Zink (Peru, Mexiko, Bolivien und Brasilien);
    • Molybdän (Chile, Peru und Mexiko);
    • Lithium (Chile, Argentinien und Brasilien);
    • Blei (Peru, Mexiko und Bolivien);
    • Bauxit (Brasilien und Jamaika);
    • Zinn (Peru, Bolivien und Brasilien);
    • Mangan (Brasilien und Mexiko);
    • Antimon (Bolivien, Mexiko, Guatemala und Ecuador);
    • Nickel (Brasilien, Dominikanische Republik und Kuba);
    • Niob (Brasilien);
    • Rhenium (Chile);
    • Jod (Chile),

    Brasilien zeichnet sich durch die Gewinnung von

    • Eisenerz (wo es der zweitgrößte Produzent und Exporteur der Welt ist - Eisenerz ist normalerweise eines der drei Exportprodukte, die den größten Wert in der Handelsbilanz des Landes generieren)
    • Kupfer
    • Gold
    • Bauxit (einer der fünf größten Produzenten der Welt)
    • Mangan (einer der fünf größten Produzenten der Welt)
    • Zinn (einer der größten Produzenten der Welt)
    • Niob (98 % der bekannten Weltreserven) und
    • Nickel

    Bei den Edelsteinen ist Brasilien der weltweit größte Produzent von Amethysten, Topas und Achaten und einer der Hauptproduzenten von Turmalin, Smaragden, Aquamarinen, Granaten und Opalen.

    Chile steuert etwa ein Drittel der weltweiten Kupferproduktion bei. Darüber hinaus war Chile 2019 der weltweit größte Produzent von Jod und Rhenium, der zweitgrößte Produzent von Lithium und Molybdän, der sechstgrößte Produzent von Silber, der siebtgrößte Produzent von Salz, der achtgrößte Produzent von Pottasche, der dreizehntgrößte Produzent von Schwefel und der dreizehntgrößte Produzent von Eisenerz in der Welt.

    Im Jahr 2019 war Peru der zweitgrößte Weltproduzent von Kupfer und Silber, der achtgrößte Weltproduzent von Gold, der drittgrößte Weltproduzent von Blei, der zweitgrößte Weltproduzent von Zink, der viertgrößte Weltproduzent von Zinn, der fünftgrößte Weltproduzent von Bor und der viertgrößte Weltproduzent von Molybdän.

    Im Jahr 2019 war Bolivien der achtgrößte Produzent von Silber, der viertgrößte Produzent von Bor, der fünftgrößte Produzent von Antimon, der fünftgrößte Produzent von Zinn, der sechstgrößte Produzent von Wolfram, der siebtgrößte Produzent von Zink und der achtgrößte Produzent von Blei weltweit.

    Im Jahr 2019 war Mexiko der weltweit größte Silberproduzent (mit einem Anteil von fast 23 % an der Weltproduktion und einer Produktion von über 200 Millionen Unzen im Jahr 2019), der neuntgrößte Goldproduzent, der achtgrößte Kupferproduzent, der fünftgrößte Bleiproduzent, der sechstgrößte Zinkproduzent, der fünftgrößte Molybdänproduzent, der drittgrößte Quecksilberproduzent, der fünftgrößte Wismutproduzent, der 13. größte Manganproduzent und der 23. größte Phosphatproduzent der Welt. Außerdem ist es der achtgrößte Salzproduzent der Welt.

    Im Jahr 2019 war Argentinien der viertgrößte Lithiumproduzent der Welt, der neuntgrößte Silberproduzent der Welt, der 17. größte Goldproduzent der Welt und der siebtgrößte Borproduzent der Welt.

    Kolumbien ist der weltweit größte Produzent von Smaragden. Bei der Goldproduktion produzierte das Land zwischen 2006 und 2017 15 Tonnen pro Jahr, bis 2007, als die Produktion deutlich anstieg und 2012 einen Rekord von 66,1 Tonnen erreichte. Im Jahr 2017 wurden 52,2 Tonnen gefördert. Das Land gehört zu den 25 größten Goldproduzenten der Welt. Bei der Silberproduktion förderte das Land 2017 15,5 Tonnen.

    Bei der Ölproduktion war Brasilien 2019 mit 2,8 Millionen Barrel pro Tag der zehntgrößte Ölproduzent der Welt. Mexiko war der zwölftgrößte, mit 2,1 Millionen Barrel pro Tag, Kolumbien auf Platz 20 mit 886 Tausend Barrel pro Tag, Venezuela war der einundzwanzigste Platz, mit 877 Tausend Barrel pro Tag, Ecuador auf Platz 28 mit 531 Tausend Barrel pro Tag und Argentinien. 29. mit 507 Tausend Barrel pro Tag. Da Venezuela und Ecuador nur wenig Öl verbrauchen und den größten Teil ihrer Produktion exportieren, gehören sie der OPEC an. Venezuela hatte nach 2015 (als es 2,5 Mio. Barrel pro Tag produzierte) einen starken Produktionsrückgang zu verzeichnen, der 2016 auf 2,2 Mio., 2017 auf 2 Mio., 2018 auf 1,4 Mio. und 2019 auf 877 Tsd. zurückging, was auf fehlende Investitionen zurückzuführen ist.

    Bei der Erdgasproduktion förderte Argentinien 2018 1.524 bcf (Milliarden Kubikfuß), Mexiko 999, Venezuela 946, Brasilien 877, Bolivien 617, Peru 451 und Kolumbien 379.

    Bei der Kohleproduktion stellte der Kontinent 2018 drei der 30 größten Produzenten weltweit: Kolumbien (12.), Mexiko (24.) und Brasilien (27.).

    Herstellung

    Braskem, die größte brasilianische Chemieindustrie
    EMS, die größte brasilianische Pharmaindustrie

    Die Weltbank erstellt jährlich eine Liste der Länder, die gemessen am Gesamtwert des verarbeitenden Gewerbes an der Spitze stehen. Laut der Liste von 2019:

    • Mexiko hatte die zwölftwertvollste Industrie der Welt (217,8 Milliarden US-Dollar)
    • Brasilien an dreizehnter Stelle (173,6 Milliarden US-Dollar)
    • Venezuela steht an dreißigster Stelle (58,2 Mrd. US$, allerdings ist das Land auf Öl angewiesen, um diesen Wert zu erreichen)
    • Argentinien an 31. Stelle (57,7 Milliarden US$)
    • Kolumbien an 46. Stelle (35,4 Mrd. US$)
    • Peru an 50. Stelle (28,7 Milliarden US-Dollar)
    • Chile liegt an 51. Stelle (28,3 Mrd. USD).

    In Lateinamerika gibt es nur wenige Länder, in denen die Industrie besonders aktiv ist: Brasilien, Argentinien, Mexiko und, in geringerem Maße, Chile. Die spät begonnene Industrialisierung dieser Länder erhielt durch den Zweiten Weltkrieg einen großen Schub: Dieser verhinderte, dass die kriegsführenden Länder die Produkte kauften, die sie zu importieren gewohnt waren, und das exportierten, was sie produzierten. Damals konnten Länder wie Brasilien, Mexiko und Argentinien, aber auch Venezuela, Chile, Kolumbien und Peru dank der reichlich vorhandenen lokalen Rohstoffe, der niedrigen Löhne für die Arbeitskräfte und einer gewissen Spezialisierung durch die Einwanderer bedeutende Industrieparks errichten. Im Allgemeinen gibt es in diesen Ländern Industrien, die wenig Kapital und einfache Technologie für ihre Installation benötigen, wie die Lebensmittel- und Textilindustrie. Hervorzuheben sind auch die Grundstoffindustrie (Stahl usw.) sowie die metallurgische und mechanische Industrie.

    Die Industrieparks Brasiliens, Mexikos, Argentiniens und Chiles weisen jedoch eine viel größere Vielfalt und Komplexität auf und produzieren Produkte der Spitzentechnologie. In den übrigen lateinamerikanischen Ländern, vor allem in Mittelamerika, überwiegt die verarbeitende Industrie von Primärprodukten für den Export.

    In der Lebensmittelbranche war Brasilien 2019 der zweitgrößte Exporteur von verarbeiteten Lebensmitteln in der Welt. Im Jahr 2016 war das Land der zweitgrößte Zellstoffproduzent der Welt und der achtgrößte Papierproduzent. In der Schuhindustrie lag Brasilien 2019 an vierter Stelle unter den Weltproduzenten. Im Jahr 2019 war das Land der achtgrößte Hersteller von Fahrzeugen und der neuntgrößte Stahlproduzent der Welt. Im Jahr 2018 war die chemische Industrie Brasiliens die achtgrößte der Welt. In der Textilindustrie ist Brasilien, obwohl es 2013 zu den fünf größten Produzenten der Welt gehörte, nur sehr wenig in den Welthandel integriert. Im Luftfahrtsektor ist Brasilien mit Embraer der drittgrößte Flugzeughersteller der Welt, hinter Boeing und Airbus.

    Infrastruktur

    Projekt zur Erweiterung des Panamakanals; neue Agua Clara-Schleusen (Atlantikseite)
    Rodovia dos Bandeirantes, Brasilien
    Ruta 9 / 14, in Zarate, Argentinien
    Brücke General Rafael Urdaneta

    Der Verkehr in Lateinamerika wird hauptsächlich auf der Straße abgewickelt, dem am weitesten entwickelten Verkehrsträger der Region. Außerdem gibt es eine umfangreiche Infrastruktur von Häfen und Flughäfen. Der Eisenbahn- und Schifffahrtssektor hat zwar Potenzial, wird aber in der Regel nachrangig behandelt.

    Brasilien verfügt über ein Straßennetz von mehr als 1,7 Millionen Kilometern, davon sind 215.000 km asphaltiert und etwa 14.000 km sind geteilte Autobahnen. Die beiden wichtigsten Autobahnen des Landes sind die BR-101 und die BR-116. Argentinien verfügt über mehr als 600.000 km Straßen, von denen etwa 70.000 km asphaltiert sind und etwa 2.500 km geteilte Autobahnen sind. Die drei wichtigsten Autobahnen des Landes sind die Route 9, die Route 7 und die Route 14. Kolumbien hat etwa 210.000 km Straßen, von denen etwa 2.300 km geteilte Autobahnen sind. Chile hat ca. 82.000 km Straßen, davon 20.000 km asphaltierte Straßen und ca. 2.000 km geteilte Straßen. Die wichtigste Autobahn des Landes ist die Route 5 (Panamerican Highway). Diese vier Länder verfügen über die beste Straßeninfrastruktur und die meisten zweispurigen Autobahnen in Südamerika.

    Das Straßennetz in Mexiko hat eine Länge von 366.095 km, von denen 116.802 km asphaltiert sind. 10.474 km davon sind mehrspurige Schnellstraßen: 9.544 km (5.930 mi) sind vierspurige Autobahnen und der Rest hat 6 oder mehr Fahrspuren.

    Aufgrund der Anden, des Amazonas und des Amazonaswaldes war es schon immer schwierig, transkontinentale oder bioozeanische Autobahnen zu bauen. Praktisch die einzige Route, die es gab, war diejenige, die Brasilien mit Buenos Aires in Argentinien und später mit Santiago in Chile verband. In den letzten Jahren sind jedoch dank der gemeinsamen Anstrengungen der Länder neue Strecken entstanden, wie z. B. die Strecke Brasilien-Peru (Interozeanischer Highway) und eine neue Autobahn zwischen Brasilien, Paraguay, Nordargentinien und Nordchile (Biozeanischer Korridor).

    Internationaler Flughafen Mexiko-Stadt
    Hafen von Itajaí, Santa Catarina, Brasilien

    In Brasilien gibt es mehr als 2.000 Flughäfen. Das Land hat nach den Vereinigten Staaten die zweitgrößte Anzahl von Flughäfen der Welt. Der internationale Flughafen São Paulo in der Metropolregion São Paulo ist der größte und verkehrsreichste des Landes - der Flughafen verbindet São Paulo mit praktisch allen großen Städten der Welt. Brasilien verfügt über 44 internationale Flughäfen, u. a. in Rio de Janeiro, Brasília, Belo Horizonte, Porto Alegre, Florianópolis, Cuiabá, Salvador, Recife, Fortaleza, Belém und Manaus. Argentinien verfügt über wichtige internationale Flughäfen wie Buenos Aires, Córdoba, Bariloche, Mendoza, Salta, Puerto Iguazú, Neuquén und Usuhaia, um nur einige zu nennen. Chile verfügt über wichtige internationale Flughäfen wie Santiago, Antofagasta, Puerto Montt, Punta Arenas und Iquique. Kolumbien verfügt über wichtige internationale Flughäfen wie Bogotá, Medellín, Cartagena, Cali und Barranquilla. Peru verfügt über wichtige internationale Flughäfen wie Lima, Cuzco und Arequipa. Weitere wichtige Flughäfen befinden sich in den Hauptstädten von Uruguay (Montevideo), Paraguay (Asunción), Bolivien (La Paz) und Ecuador (Quito). Die 10 verkehrsreichsten Flughäfen in Südamerika im Jahr 2017 waren: São Paulo-Guarulhos (Brasilien), Bogotá (Kolumbien), São Paulo-Congonhas (Brasilien), Santiago (Chile), Lima (Peru), Brasília (Brasilien), Rio de Janeiro (Brasilien), Buenos Aires-Aeroparque (Argentinien), Buenos Aires-Ezeiza (Argentinien), und Minas Gerais (Brasilien).

    In Mexiko gibt es 1.834 Flughäfen, die drittgrößte Anzahl von Flughäfen nach Land in der Welt. Die sieben größten Flughäfen, auf die 90 % des Flugverkehrs entfallen, sind (in der Reihenfolge des Luftverkehrs): Mexiko-Stadt, Cancún, Guadalajara, Monterrey, Tijuana, Acapulco und Puerto Vallarta. Bezogen auf ganz Lateinamerika waren die 10 verkehrsreichsten Flughäfen im Jahr 2017: Mexiko-Stadt (Mexiko), São Paulo-Guarulhos (Brasilien), Bogotá (Kolumbien), Cancún (Mexiko), São Paulo-Congonhas (Brasilien), Santiago (Chile), Lima (Peru), Brasilia (Brasilien), Rio de Janeiro (Brasilien) und Tocumen (Panama).

    Was die Häfen betrifft, so hat Brasilien einige der verkehrsreichsten Häfen Südamerikas, wie den Hafen von Santos, den Hafen von Rio de Janeiro, den Hafen von Paranaguá, den Hafen von Itajaí, den Hafen von Rio Grande, den Hafen von São Francisco do Sul und den Hafen von Suape. Argentinien verfügt über Häfen wie den Hafen von Buenos Aires und den Hafen von Rosario. Chile hat wichtige Häfen in Valparaíso, Caldera, Mejillones, Antofagasta, Iquique, Arica und Puerto Montt. Kolumbien verfügt über wichtige Häfen wie Buenaventura, Cartagena Container Terminal und Puerto Bolivar. Peru hat wichtige Häfen in Callao, Ilo und Matarani. Die 15 verkehrsreichsten Häfen in Südamerika sind: Hafen von Santos (Brasilien), Hafen von Bahia de Cartagena (Kolumbien), Callao (Peru), Guayaquil (Ecuador), Buenos Aires (Argentinien), San Antonio (Chile), Buenaventura (Kolumbien), Itajaí (Brasilien), Valparaíso (Chile), Montevideo (Uruguay), Paranaguá (Brasilien), Rio Grande (Brasilien), São Francisco do Sul (Brasilien), Manaus (Brasilien) und Coronel (Chile).

    Die vier großen Seehäfen, auf die rund 60 % des Warenverkehrs in Mexiko entfallen, sind Altamira und Veracruz am Golf von Mexiko sowie Manzanillo und Lázaro Cárdenas am Pazifik. Bezogen auf ganz Lateinamerika sind die 10 größten Häfen in Bezug auf den Warenverkehr folgende: Colon (Panama), Santos (Brasilien), Manzanillo (Mexiko), Bahia de Cartagena (Kolumbien), Pacifico (Panama), Callao (Peru), Guayaquil (Ecuador), Buenos Aires (Argentinien), San Antonio (Chile) und Buenaventura (Kolumbien).

    Das brasilianische Eisenbahnnetz hat eine Ausdehnung von rund 30.000 Kilometern. Es wird hauptsächlich für den Transport von Erzen genutzt. Das argentinische Schienennetz war mit 47.000 km Gleisen eines der größten der Welt und ist auch heute noch das umfangreichste in Lateinamerika. Ursprünglich verfügte es über etwa 100.000 km Schienen, aber durch die Aufhebung von Gleisen und die Betonung des Autoverkehrs wurde es nach und nach reduziert. Es hat vier verschiedene Strecken und internationale Verbindungen mit Paraguay, Bolivien, Chile, Brasilien und Uruguay. Chile verfügt über ein fast 7.000 km langes Schienennetz mit Verbindungen nach Argentinien, Bolivien und Peru. Kolumbien hat nur etwa 3.500 km Schienenwege.

    Unter den wichtigsten brasilianischen Wasserstraßen sind zwei hervorzuheben: Hidrovia Tietê-Paraná (mit einer Länge von 2.400 km, davon 1.600 km auf dem Paraná-Fluss und 800 km auf dem Tietê-Fluss, der die landwirtschaftliche Produktion der Bundesstaaten Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Goiás und Teile von Rondônia, Tocantins und Minas General entwässert) und Hidrovia do Solimões-Amazonas (mit zwei Abschnitten: Solimões, das sich von Tabatinga bis Manaus erstreckt, mit ca. 1600 km, und Amazonas, das sich von Manaus bis Belém erstreckt, mit 1650 km. Fast der gesamte Personenverkehr aus dem Amazonasgebiet wird über diese Wasserstraße abgewickelt, ebenso wie praktisch der gesamte Güterverkehr, der auf die großen regionalen Zentren Belém und Manaus ausgerichtet ist.) In Brasilien wird dieser Verkehrsträger noch nicht ausreichend genutzt: Die wirtschaftlich wichtigsten Wasserstraßenabschnitte befinden sich im Südosten und Süden des Landes. Ihre volle Nutzung hängt noch vom Bau von Schleusen, größeren Baggerarbeiten und vor allem von Häfen ab, die eine intermodale Integration ermöglichen. In Argentinien besteht das Wasserstraßennetz aus den Flüssen La Plata, Paraná, Paraguay und Uruguay. Die wichtigsten Flusshäfen sind Zárate und Campana. Der Hafen von Buenos Aires steht historisch gesehen an erster Stelle, aber das als Up-River bekannte Gebiet, das sich über 67 km des Santa-Fé-Abschnitts des Paraná-Flusses erstreckt, vereint 17 Häfen, in denen 50 % der gesamten Exporte des Landes konzentriert sind.

    Energie

    Brasilien

    Itaipu-Staudamm in Paraná.
    Windkraft in Parnaíba.
    Kernkraftwerk Angra in Angra dos Reis, Rio de Janeiro
    Pirapora-Solarkomplex, der größte in Brasilien und Lateinamerika mit einer Kapazität von 321 MW.

    Die brasilianische Regierung hat ein ehrgeiziges Programm aufgelegt, um die Abhängigkeit von Erdölimporten zu verringern. Früher wurden mehr als 70 % des Ölbedarfs des Landes durch Importe gedeckt, aber 2006-2007 wurde Brasilien zum Selbstversorger. Im Jahr 2019 war Brasilien mit 2,8 Millionen Barrel/Tag der zehntgrößte Ölproduzent der Welt. Die Produktion schafft es, die Nachfrage des Landes zu decken. Anfang 2020 hat das Land bei der Förderung von Erdöl und Erdgas erstmals die Marke von 4 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag überschritten. Im Januar dieses Jahres wurden 3,168 Millionen Barrel Öl pro Tag und 138,753 Millionen Kubikmeter Erdgas gefördert.

    Brasilien ist einer der weltweit größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft. Im Jahr 2019 waren in Brasilien 217 Wasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von 98.581 MW in Betrieb, was 60,16 % der Energieerzeugung des Landes entspricht. Bei der gesamten Stromerzeugung erreichte Brasilien 2019 eine installierte Leistung von 170.000 Megawatt, die zu mehr als 75 % aus erneuerbaren Quellen stammt (die Mehrheit davon aus Wasserkraft).

    Im Jahr 2013 verbrauchte die Region Südost etwa 50 % der Last des Nationalen Integrierten Systems (SIN) und ist damit die Region mit dem größten Energieverbrauch im Land. Die installierte Stromerzeugungskapazität der Region belief sich auf fast 42.500 MW, was etwa einem Drittel der brasilianischen Stromerzeugungskapazität entspricht. Auf die Wasserkraft entfielen 58 % der installierten Kapazität der Region, während die restlichen 42 % im Wesentlichen auf die thermoelektrische Erzeugung entfielen. Auf São Paulo entfielen 40 % dieser Kapazität, auf Minas Gerais etwa 25 %, auf Rio de Janeiro 13,3 % und auf Espírito Santo der Rest. Der Region Süd gehört der Itaipu-Staudamm, der bis zur Einweihung des Drei-Schluchten-Staudamms in China mehrere Jahre lang das größte Wasserkraftwerk der Welt war. Er ist nach wie vor das zweitgrößte in Betrieb befindliche Wasserkraftwerk der Welt. Brasilien ist zusammen mit Paraguay Miteigentümer des Itaipu-Kraftwerks: Der Damm befindet sich am Paraná-Fluss an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Er hat eine installierte Erzeugungskapazität von 14 GW für 20 Kraftwerksblöcke von je 700 MW. Im Norden des Landes befinden sich große Wasserkraftwerke wie der Belo Monte-Damm und der Tucuruí-Damm, die einen Großteil der nationalen Energie erzeugen. Das Wasserkraftpotenzial Brasiliens ist noch nicht voll ausgeschöpft, so dass das Land noch die Möglichkeit hat, mehrere Anlagen für erneuerbare Energien auf seinem Gebiet zu bauen.

    Im Januar 2022 betrug die installierte Gesamtkapazität der Windenergie laut ONS 21 GW, mit einem durchschnittlichen Kapazitätsfaktor von 58 %. Während der durchschnittliche Kapazitätsfaktor der Windenergieerzeugung weltweit bei 24,7 % liegt, gibt es in Nordbrasilien, insbesondere im Bundesstaat Bahia, Gebiete, in denen einige Windparks einen durchschnittlichen Kapazitätsfaktor von über 60 % aufweisen; der durchschnittliche Kapazitätsfaktor in der nordöstlichen Region beträgt 45 % an der Küste und 49 % im Landesinneren. Im Jahr 2019 machte die Windenergie 9 % der im Land erzeugten Energie aus. Schätzungen zufolge verfügte das Land 2019 über ein geschätztes Windenergieerzeugungspotenzial von rund 522 GW (nur an Land), genug Energie, um das Dreifache des aktuellen Bedarfs des Landes zu decken. Im Jahr 2020 lag Brasilien bei der installierten Windenergie weltweit auf Platz 8 (17,2 GW).

    Auf die Kernenergie entfallen etwa 4 % des brasilianischen Stroms. Das Monopol für die Stromerzeugung aus Kernenergie befindet sich im Besitz von Eletronuclear (Eletrobrás Eletronuclear S/A), einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Eletrobrás. Die Kernenergie wird von zwei Reaktoren in Angra erzeugt. Es befindet sich im Central Nuclear Almirante Álvaro Alberto (CNAAA) an der Praia de Itaorna in Angra dos Reis, Rio de Janeiro. Es besteht aus zwei Druckwasserreaktoren, Angra I mit einer Leistung von 657 MW, der 1982 ans Netz ging, und Angra II mit einer Leistung von 1.350 MW, der im Jahr 2000 ans Netz ging. Ein dritter Reaktor, Angra III, mit einer voraussichtlichen Leistung von 1.350 MW, soll in Kürze fertiggestellt werden.

    Im März 2022 betrug die installierte Gesamtkapazität der Photovoltaik laut ONS 14 GW mit einem durchschnittlichen Kapazitätsfaktor von 23 %. Einige der am stärksten bestrahlten brasilianischen Bundesstaaten sind MG ("Minas Gerais"), BA ("Bahia") und GO (Goiás), die in der Tat Weltrekorde bei der Bestrahlung aufgestellt haben. Im Jahr 2019 machte die Solarenergie 1,27 % der im Land erzeugten Energie aus. Im Jahr 2020 war Brasilien das 14. Land der Welt in Bezug auf die installierte Solarenergie (7,8 GW).

    Im Jahr 2020 war Brasilien mit 15,2 GW weltweit das zweitgrößte Land bei der Energieerzeugung durch Biomasse (Energieerzeugung aus festen Biokraftstoffen und erneuerbaren Abfällen).

    Andere Länder

    Nach Brasilien ist Mexiko das Land in Lateinamerika, das bei der Energieproduktion am meisten hervorsticht. Im Jahr 2020 war das Land der 14. größte Erdölproduzent der Welt, und 2018 war es der 12. größte Exporteur. Bei Erdgas war das Land 2015 der 21. größte Produzent der Welt und 2007 der 29. größte Exporteur. Mexiko war 2018 auch der 24. größte Kohleproduzent der Welt. Bei den erneuerbaren Energien rangiert das Land im Jahr 2020 bei der installierten Windenergie (8,1 GW) auf Platz 14, bei der installierten Solarenergie (5,6 GW) auf Platz 20 und bei der installierten Wasserkraft (12,6 GW) auf Platz 19 der Weltrangliste. An dritter Stelle steht Kolumbien: Im Jahr 2020 war das Land der 20. größte Erdölproduzent der Welt, und 2015 war es der 19. größte Exporteur. Bei Erdgas war das Land 2015 der 40. größte Produzent der Welt. Das größte Highlight Kolumbiens ist die Kohle, bei der das Land 2018 der weltweit zwölftgrößte Produzent und der fünftgrößte Exporteur war. Im Bereich der erneuerbaren Energien lag das Land im Jahr 2020 bei der installierten Windenergie (0,5 GW) auf Platz 45, bei der installierten Solarenergie (0,1 GW) auf Platz 76 und bei der installierten Wasserkraft (12,6 GW) auf Platz 20 der Welt. Venezuela, einer der weltweit größten Ölproduzenten (etwa 2,5 Millionen Barrel/Tag im Jahr 2015) und einer der größten Exporteure, hat aufgrund seiner politischen Probleme seine Produktion in den letzten Jahren drastisch reduziert: 2016 ging sie auf 2,2 Millionen, 2017 auf 2 Millionen, 2018 auf 1,4 Millionen und 2019 auf 877 Tausend zurück und erreichte zu einem bestimmten Zeitpunkt nur noch 300.000 Barrel/Tag. Auch bei der Wasserkraft sticht das Land hervor: 2020 lag es bei der installierten Kapazität (16,5 GW) auf Platz 14 der Welt. Argentinien war 2017 der 18. größte Erdgasproduzent der Welt und der größte Produzent Lateinamerikas sowie der 28. größte Erdölproduzent; obwohl das Land über das Vaca-Muerta-Feld verfügt, das fast 16 Milliarden Barrel technisch förderbares Schieferöl enthält und das zweitgrößte Schiefergasvorkommen der Welt ist, fehlt es dem Land an Kapazitäten zur Ausbeutung der Lagerstätte: Das notwendige Kapital, die Technologie und das Wissen können nur von Energieunternehmen aus dem Ausland kommen, die Argentinien und seine unberechenbare Wirtschaftspolitik mit großem Misstrauen betrachten und nicht in das Land investieren wollen. Im Bereich der erneuerbaren Energien rangiert das Land im Jahr 2020 bei der installierten Windenergie (2,6 GW) auf Platz 27, bei der installierten Solarenergie (0,7 GW) auf Platz 42 und bei der installierten Wasserkraft (11,3 GW) auf Platz 21 der Welt. Das Land verfügt über ein großes Zukunftspotenzial für die Erzeugung von Windenergie in der Region Patagonien. Chile ist zwar derzeit kein großer Energieerzeuger, hat aber ein großes Zukunftspotenzial für die Solarenergieerzeugung in der Atacama-Wüste. Paraguay ist heute dank des Itaipu-Kraftwerks führend in der Wasserkrafterzeugung. Trinidad und Tobago und Bolivien ragen bei der Erdgasproduktion heraus, wo sie 2015 die 20. bzw. 31. größten der Welt waren. Da Ecuador wenig Energie verbraucht, gehört es der OPEC an und war 2020 der 27. größte Erdölproduzent der Welt, während es 2014 der 22. größte Exporteur war.

    Handelsblöcke

    Einheimische Pflanzen der Neuen Welt, die weltweit ausgetauscht werden: Mais, Tomaten, Kartoffeln, Vanille, Kautschuk, Kakao, Tabak
    Rafael Correa, Evo Morales, Néstor Kirchner, Cristina Fernández, Luiz Inácio Lula da Silva, Nicanor Duarte, und Hugo Chávez bei der Unterzeichnung der Gründungsurkunde der Bank des Südens

    Die wichtigsten Handelsblöcke (oder -abkommen) in der Region sind die Pazifische Allianz und der Mercosur. Kleinere Blöcke oder Handelsabkommen sind das G3-Freihandelsabkommen, das Freihandelsabkommen zwischen der Dominikanischen Republik und Zentralamerika (DR-CAFTA), die Karibische Gemeinschaft (CARICOM) und die Gemeinschaft der Andenländer (CAN). Venezuela hat sich offiziell sowohl aus der CAN als auch aus der G3 zurückgezogen und wurde offiziell in den Mercosur aufgenommen (die Ratifizierung durch die paraguayische Legislative steht noch aus). Der gewählte ecuadorianische Präsident hat seine Absicht bekundet, den gleichen Weg zu gehen. Dieser Block lehnt nominell jedes Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten ab, obwohl Uruguay seine gegenteilige Absicht bekundet hat. Chile, Peru, Kolumbien und Mexiko sind die einzigen vier lateinamerikanischen Länder, die ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten und Kanada haben, die beide Mitglieder des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) sind.

    China

    Chinas wirtschaftlicher Einfluss in Lateinamerika hat im 21. Jahrhundert erheblich zugenommen. Während die Einfuhren aus China im Jahr 2000 einen Wert von 8,3 Mrd. USD hatten, waren sie 2019 auf 184,2 Mrd. USD angestiegen und damit zum größten Handelspartner der Region geworden. Viele der Investitionen stehen im Zusammenhang mit der Belt and Road Initiative oder mit Energie. China hat auch mehreren lateinamerikanischen Ländern Kredite gewährt, was zu Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit von "Schuldenfallen" geführt hat. Insbesondere Venezuela, Brasilien, Ecuador und Argentinien erhielten zwischen 2005 und 2016 die meisten Kredite aus China.

    Tourismus

    Luftaufnahme von Cancún. Mexiko ist das meistbesuchte Land Lateinamerikas und das sechstbeste der Welt.

    Die Einnahmen aus dem Tourismus sind für die Wirtschaft mehrerer lateinamerikanischer Länder von entscheidender Bedeutung. Mexiko ist das einzige lateinamerikanische Land, das bei der Zahl der Touristenbesuche unter den Top 10 weltweit rangiert. Mit 39,3 Millionen Besuchern im Jahr 2017 empfing es bei weitem die meisten internationalen Touristen, gefolgt von Argentinien mit 6,7 Millionen, Brasilien mit 6,6 Millionen, Chile mit 6,5 Millionen, der Dominikanischen Republik mit 6,2 Millionen, Kuba mit 4,3 Millionen, Peru und Kolumbien mit 4,0 Millionen. Die Welttourismusorganisation meldet die folgenden Reiseziele als die sechs größten Einnahmequellen für den Tourismus im Jahr 2017: Mexiko mit 21.333 Millionen US-Dollar; die Dominikanische Republik mit 7.178 Millionen US-Dollar; Brasilien mit 6.024 Millionen US-Dollar; Kolumbien mit 4.773 Millionen US-Dollar; Argentinien mit 4.687 Millionen US-Dollar und Panama mit 4.258 Millionen US-Dollar.

    Orte wie Cancún, Riviera Maya, Galápagos-Inseln, Punta Cana, Chichen Itza, Cartagena de Indias, Cabo San Lucas, Mexiko-Stadt, Machu Picchu, Margarita Island, Acapulco, San Ignacio Miní, Santo Domingo, Buenos Aires, Salar de Uyuni, Rio de Janeiro, Florianópolis, Punta del Este, Labadee, San Juan, São Paulo, Havanna, Panama City, die Iguazú-Wasserfälle, Puerto Vallarta, der Vulkan-Nationalpark Poás, Viña del Mar, Guanajuato City, Bogotá, Santa Marta, San Andrés, San Miguel de Allende, Lima, Guadalajara, Cuzco, Ponce und der Perito-Moreno-Gletscher sind bei internationalen Besuchern der Region beliebt.

    Leistungsindikatoren für den internationalen Tourismus in Lateinamerika
    Land Internationaler Tourist
    Ankünfte
    (2017)
    (1000s)
    Internationaler Tourismus
    Quittungen
    (2017)
    (Millionen
    von US$)
    Tourismus
    Quittungen
    (2011)
    (US$
    pro Ankunft)
    Tourismus
    Quittungen
    (2011)
    (US$
    pro Kopf)
    Tourismus
    Quittungen
    (2003)
    (in %)
    der Ausfuhren)
    Tourismus
    Quittungen
    (2003)
    (in %)
    des BIP)
    Direkt und
    indirekt
    Beschäftigung
    im Tourismus
    (2005)
    (%)
    Tourismus
    Wettbewerbsfähigkeit
    (2011)
    (TTCI)
     Argentinien 6,705 5,060 945 133 7.4 1.8 9.1 4.20
     Bolivien 959* 784 31 9.4 2.2 7.6 3.35
     Brasilien 6,589 5,809 1,207 34 3.2 0.5 7.0 4.36
     Chile 6,450 3,634 596 107 5.3 1.9 6.8 4.27
     Kolumbien 4,027 4,773 873 45 6.6 1.4 5.9 3.94
     Costa Rica 2,910 3,876 982 459 17.5 8.1 13.3 4.43
     Kuba 4,297 3,045 872 194
     Dominikanische Republik 6,188 7,178 1,011 440 36.2 18.8 19.8 3.99
     Ecuador 1,608 1,657 734 58 6.3 1.5 7.4 3.79
     El Salvador 1,556 873 351 67 12.9 3.4 6.8 3.68
     Guatemala 1,660 1,550 1,102 94 16.0 2.6 6.0 3.82
     Haiti 516* 504 655 17 19.4 3.2 4.7
     Honduras 908 686 753 92 13.5 5.0 8.5 3.79
     Mexiko 39,298 21,333 507 105 5.7 1.6 14.2 4.43
     Nicaragua 1,787 841 356 65 15.5 3.7 5.6 3.56
     Panama 1,843 4,452 1,308 550 10.6 6.3 12.9 4.30
     Paraguay 1,537 603 460 37 4.2 1.3 6.4 3.26
     Peru 4,032 3,710 908 81 9.0 1.6 7.6 4.04
     Uruguay 3,674 2,540 765 643 14.2 3.6 10.7 4.24
     Venezuela 789* 575* 1,449 25 1.3 0.4 8.1 3.46
    • (*) Daten für 2015 und nicht für 2017, da die neuesten Daten derzeit nicht verfügbar sind.

    Kultur

    Römisch-katholische Osterprozession in Comayagua, Honduras
    Nicaraguanische Frauen tragen das Mestizaje-Kostüm, ein traditionelles Kostüm, das zum Mestizaje-Tanz getragen wird. Das Kostüm verdeutlicht den spanischen Einfluss auf die nicaraguanische Kleidung.

    Die lateinamerikanische Kultur ist eine Mischung aus vielen Einflüssen:

    • Indigene Kulturen der Menschen, die den Kontinent vor der europäischen Kolonisierung bewohnten. Alte und fortgeschrittene Zivilisationen entwickelten ihre eigenen politischen, sozialen und religiösen Systeme. Die Maya, die Azteken und die Inka sind Beispiele dafür. Das indigene Erbe in Form von Musik, Tanz, Essen, Kunsthandwerk, Kleidung, Volkskultur und Traditionen ist in Lateinamerika stark ausgeprägt. Die indigenen Sprachen haben das Spanische und Portugiesische beeinflusst, was zu Lehnwörtern wie pampa, taco, tamale, cacique geführt hat.
    • Die europäische Kultur wurde hauptsächlich von den Kolonialmächten - den Spaniern, Portugiesen und Franzosen - zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert eingeführt. Die nachhaltigsten europäischen kolonialen Einflüsse sind die Sprache und der Katholizismus. Weitere kulturelle Einflüsse kamen im 19. und 20. Jahrhundert aus den Vereinigten Staaten und Europa, was auf den wachsenden Einfluss der Vereinigten Staaten auf der Weltbühne und die Einwanderung aus Europa zurückzuführen ist. Der Einfluss der Vereinigten Staaten ist im Norden Lateinamerikas besonders stark, vor allem in Puerto Rico, das ein amerikanisches Territorium ist. Vor 1959 unterhielt auch Kuba, das seine Unabhängigkeit mit amerikanischer Hilfe im Spanisch-Amerikanischen Krieg erkämpft hatte, enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten unterstützten auch die Unabhängigkeit Panamas von Kolumbien und bauten die 20 Meilen lange Panamakanalzone in Panama, die sie von 1903 - der Panamakanal wurde 1914 für den transozeanischen Frachtverkehr geöffnet - bis 1999 hielten, als die Torrijos-Carter-Verträge die panamaische Kontrolle über die Kanalzone wiederherstellten. Südamerika erlebte Einwanderungswellen von Europäern, insbesondere von Italienern, Spaniern, Portugiesen, Deutschen, Österreichern, Polen, Ukrainern, Franzosen, Niederländern, Russen, Kroaten, Litauern und aschkenasischen Juden. Mit dem Ende des Kolonialismus übte die französische Kultur auch einen direkten Einfluss auf Lateinamerika aus, vor allem in den Bereichen Hochkultur, Wissenschaft und Medizin. Dies zeigt sich in den künstlerischen Traditionen der Region, einschließlich Malerei, Literatur und Musik, sowie in den Bereichen Wissenschaft und Politik.
    • Unter dem Einfluss der Ideale der Aufklärung nach der Französischen Revolution wurde Homosexualität in einigen iberoamerikanischen Ländern entkriminalisiert, nachdem Frankreich und die französischen Territorien in Amerika dies 1791 getan hatten. Zu den Ländern, die im 19. Jahrhundert Sodomiegesetze abschafften oder staatliche Eingriffe in die einvernehmliche Sexualität von Erwachsenen untersagten, gehörten die Dominikanische Republik (1822), Brasilien (1824), Peru (1836), Mexiko (1871), Paraguay (1880), Argentinien (1887), Honduras (1899), Guatemala und El Salvador. Heute ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Uruguay und den französischen Überseedepartements sowie in mehreren Bundesstaaten Mexikos legal. In Chile können Lebenspartnerschaften geschlossen werden.
    • Afrikanische Kulturen, deren Präsenz auf eine lange Geschichte des atlantischen Sklavenhandels zurückgeht. Menschen afrikanischer Abstammung haben die Ethnolandschaften Lateinamerikas und der Karibik beeinflusst. Dies zeigt sich beispielsweise in Musik, Tanz und Religion, insbesondere in Ländern wie Brasilien, Puerto Rico, Venezuela, Kolumbien, Panama, Haiti, Honduras, Costa Rica, der Dominikanischen Republik und Kuba.
    • Asiatische Kulturen, deren Anteil an der Präsenz auf die lange Geschichte der Kulis zurückzuführen ist, die vor allem im 19. und 20. Jahrhundert kamen, vor allem chinesische Arbeiter in Peru und Venezuela, aber auch japanische und koreanische Einwanderer, die vor allem nach Brasilien gingen. Dies hat die Küche und andere Traditionen wie Literatur, Kunst, Lebensstil und Politik stark beeinflusst. Asiatische Einflüsse haben vor allem Brasilien, Kuba, Panama und Peru beeinflusst.

    Art

    Diego Riveras Wandgemälde zur Geschichte Mexikos im Nationalpalast in Mexiko-Stadt

    Über die Tradition der indigenen Kunst hinaus verdankt die Entwicklung der lateinamerikanischen bildenden Kunst viel dem Einfluss der spanischen, portugiesischen und französischen Barockmalerei, die ihrerseits oft den Trends der Italiener folgte. Im Allgemeinen begann der künstlerische Eurozentrismus im frühen zwanzigsten Jahrhundert mit der zunehmenden Wertschätzung indigener Darstellungsformen zu schwinden.

    Wandgemälde von Santiago Martinez Delgado im kolumbianischen Kongress

    Jahrhunderts wurde die Kunst in Lateinamerika stark von der konstruktivistischen Bewegung inspiriert. Die Bewegung verbreitete sich schnell von Russland nach Europa und dann nach Lateinamerika. Joaquín Torres García und Manuel Rendón ist es zu verdanken, dass die konstruktivistische Bewegung von Europa nach Lateinamerika gelangte.

    Eine wichtige künstlerische Bewegung, die in Lateinamerika entstanden ist, ist der Muralismus, vertreten durch Diego Rivera, David Alfaro Siqueiros, José Clemente Orozco und Rufino Tamayo in Mexiko, Santiago Martinez Delgado und Pedro Nel Gómez in Kolumbien und Antonio Berni in Argentinien. Einige der beeindruckendsten Muralista-Werke finden sich in Mexiko, Kolumbien, New York City, San Francisco, Los Angeles und Philadelphia.

    Die Malerin Frida Kahlo, eine der berühmtesten mexikanischen Künstlerinnen, malte über ihr eigenes Leben und die mexikanische Kultur in einem Stil, der Realismus, Symbolismus und Surrealismus verbindet. Kahlos Werke erzielen die höchsten Verkaufspreise unter den lateinamerikanischen Gemälden.

    Der Venezolaner Armando Reverón, dessen Werk allmählich international anerkannt wird, ist einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts in Südamerika; er ist ein Vorläufer von Arte Povera und Happening. In den 60er Jahren entsteht in Venezuela die kinetische Kunst. Ihre wichtigsten Vertreter sind Jesús Soto, Carlos Cruz-Diez, Alejandro Otero und Gego.

    Auch der kolumbianische Bildhauer und Maler Fernando Botero ist weithin bekannt für seine Werke, die auf den ersten Blick durch ihre übertriebenen Proportionen und die Körperfülle der menschlichen und tierischen Figuren auffallen.

    Film

    Das Internationale Filmfestival von Guadalajara gilt als das renommierteste Filmfestival in Lateinamerika.

    Der lateinamerikanische Film ist sowohl reich als auch vielfältig. Historisch gesehen waren die Hauptzentren der Produktion Mexiko, Argentinien, Brasilien und Kuba. Der lateinamerikanische Film blühte auf, nachdem der Ton im Kino eingeführt wurde, was den Export von Hollywood-Filmen in den Süden um eine sprachliche Barriere erweiterte.

    2015 wurde Alejandro González Iñárritu als zweiter mexikanischer Regisseur in Folge sowohl mit dem Academy Award für die beste Regie als auch mit dem Directors Guild of America Award für die beste Regie ausgezeichnet. Seinen zweiten Oscar gewann er 2016 für "The Revenant".

    Das mexikanische Kino begann in der Stummfilmzeit von 1896 bis 1929 und erlebte seine Blütezeit in der Goldenen Ära der 1940er Jahre. Mit Stars wie María Félix, Dolores del Río und Pedro Infante entstand eine riesige Industrie, die mit Hollywood vergleichbar war. In den 1970er Jahren war Mexiko Schauplatz vieler kultiger Horror- und Actionfilme. In jüngerer Zeit wurden Filme wie Amores Perros (2000) und Y tu mamá también (2001) an den Kinokassen und von der Kritik gefeiert und brachten Alfonso Cuarón und Alejandro González Iñárritu in die erste Reihe der Hollywood-Regisseure. Iñárritu führte 2010 bei Biutiful und Birdman (2014) Regie, Alfonso Cuarón bei Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004) und Gravity (2013). Ein enger Freund von beiden, Guillermo del Toro, ein in Hollywood und Spanien hoch angesehener Regisseur, führte bei Pan's Labyrinth (2006) Regie und produzierte El Orfanato (2007). Carlos Carrera (Das Verbrechen des Pater Amaro) und der Drehbuchautor Guillermo Arriaga gehören ebenfalls zu den bekanntesten modernen mexikanischen Filmemachern. Rudo y Cursi kam im Dezember (2008) in Mexiko in die Kinos und wurde von Carlos Cuarón gedreht.

    Präsidentin Cristina Fernández mit dem Regisseur Juan José Campanella und der Besetzung von Das Geheimnis in ihren Augen (2009) mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film

    Auch das argentinische Kino hat sich seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht und produziert heute im Durchschnitt über 60 abendfüllende Filme pro Jahr. Während der Militärdiktatur von 1976-1983 litt die Branche unter der Krise, konnte sich aber wieder erholen und 1985 den Oscar-Gewinner The Official Story produzieren. Eine Welle importierter US-Filme schadete der Branche Anfang der 1990er Jahre erneut, doch erholte sie sich bald und florierte sogar während der argentinischen Wirtschaftskrise um 2001. Viele argentinische Filme, die in den letzten Jahren produziert wurden, haben internationale Anerkennung gefunden, darunter Nueve reinas (2000), Son of the Bride (2001), El abrazo partido (2004), El otro (2007), der 2010 mit dem Foreign Language Academy Award ausgezeichnete El secreto de sus ojos und Wild Tales (2014).

    In Brasilien schuf die Cinema Novo-Bewegung eine besondere Art des Filmemachens mit kritischen und intellektuellen Drehbüchern, klareren Fotografien, die sich auf das Licht der Natur in einer tropischen Landschaft beziehen, und einer politischen Botschaft. Die moderne brasilianische Filmindustrie ist innerhalb des Landes profitabler geworden, und einige ihrer Produktionen haben Preise und Anerkennung in Europa und den Vereinigten Staaten erhalten, wie z. B. Central do Brasil (1999), Cidade de Deus (2002) und Tropa de Elite (2007).

    Das puertoricanische Kino hat einige bemerkenswerte Filme hervorgebracht, z. B. Una Aventura Llamada Menudo, Los Diaz de Doris und Casi Casi. Ein Zustrom von Hollywood-Filmen beeinträchtigte die lokale Filmindustrie in Puerto Rico in den 1980er und 1990er Jahren, aber seitdem wurden mehrere puerto-ricanische Filme produziert, und die Branche hat sich erholt.

    Das kubanische Kino genießt seit der kubanischen Revolution große offizielle Unterstützung, und zu den wichtigsten Filmemachern gehört Tomás Gutiérrez Alea.

    Das venezolanische Fernsehen hatte ebenfalls einen großen Einfluss in Lateinamerika. Es heißt, dass "das venezolanische Kino zwar in den 1950er Jahren sporadisch begann[,] aber erst Mitte der 1970er Jahre zu einer national-kulturellen Bewegung wurde", als es staatliche Unterstützung erhielt und Autorenfilmer Werke produzieren konnten. Internationale Koproduktionen mit Lateinamerika und Spanien setzten sich in dieser Zeit und darüber hinaus fort, und venezolanische Filme aus dieser Zeit wurden zu den Werken des Neuen Lateinamerikanischen Kinos gezählt. Diese Periode wird als das Goldene Zeitalter des venezolanischen Kinos bezeichnet, das sich trotz der sozialen und politischen Umwälzungen großer Beliebtheit erfreute.

    Einer der berühmtesten venezolanischen Filme ist bis heute der Film Soy un delincuente von Clemente de la Cerda aus dem Jahr 1976, der beim Internationalen Filmfestival von Locarno 1977 mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Soy un delincuente war einer von neun Filmen, deren Produktion der Staat mit erheblichen Mitteln förderte, und zwar im Jahr, nachdem der venezolanische Staat 1975 begonnen hatte, das Kino finanziell zu unterstützen. Diese Unterstützung war wahrscheinlich auf den zunehmenden Ölreichtum in den frühen 1970er Jahren und die anschließende Kreditvergabepolitik von 1973 zurückzuführen. Zum Zeitpunkt seiner Produktion war der Film der populärste Film des Landes, und es dauerte ein Jahrzehnt, bis er von dieser Position verdrängt wurde, obwohl er nur einer in einer Reihe von Filmen war, die sozialrealistische Geschichten über den Kampf in den 1950er und 60er Jahren erzählen sollten. Ebenso berühmt ist der Film El Pez que Fuma (Román Chalbaud) von 1977. 1981 wurde der venezolanische Filmfonds FONCINE gegründet, der in diesem Jahr noch mehr Mittel für die Produktion von siebzehn Spielfilmen bereitstellte. Einige Jahre später, 1983 mit Viernes Negro, fielen die Ölpreise und Venezuela geriet in eine Depression, die eine solch extravagante Finanzierung verhinderte, aber die Filmproduktion ging weiter; es gab mehr transnationale Produktionen, viele mehr mit Spanien aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage Lateinamerikas im Allgemeinen, und es gab auch einige im neuen Kino: Der Film Oriana von Fina Torres aus dem Jahr 1985 wurde bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Caméra d'Or für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet. Die Filmproduktion erreichte in den Jahren 1984-5 ihren Höhepunkt:37 1986 wurde vom Staat als das erfolgreichste Jahr für das venezolanische Kino bezeichnet, da nach Angaben von Venezuelanalysis mehr als 4 Millionen Besucher die nationalen Filme sahen. Die venezolanische Hauptstadt Caracas war 1989 Gastgeberin des Iberoamerikanischen Forums für Kinematographie-Integration, aus dem die kontinentübergreifende IBERMEDIA hervorging, eine Vereinigung, die regionale Fördermittel bereitstellt.

    Literatur

    Sor Juana Inés de la Cruz im Jahr 1772 von Andrés de Islas
    Der Argentinier Jorge Luis Borges im L'Hôtel, Paris 1969

    Die präkolumbianischen Kulturen waren in erster Linie mündlich geprägt, obwohl beispielsweise die Azteken und Maya kunstvolle Kodizes anfertigten. Mündliche Überlieferungen mythologischer und religiöser Vorstellungen wurden manchmal auch nach der Ankunft der europäischen Kolonisatoren aufgezeichnet, wie im Fall des Popol Vuh. Darüber hinaus gibt es bis heute eine Tradition der mündlichen Überlieferung, zum Beispiel bei der Quechua-sprachigen Bevölkerung Perus und den Quiché (K'iche') in Guatemala.

    Seit der Entdeckung der Kontinente durch die Europäer haben die frühen Entdecker und Eroberer ihre Erfahrungen in schriftlichen Berichten und Crónicas festgehalten, wie z. B. in den Briefen von Kolumbus oder in Bernal Díaz del Castillos Beschreibung der Eroberung Mexikos. Während der Kolonialzeit lag die Schriftkultur oft in den Händen der Kirche, in deren Rahmen Sor Juana Inés de la Cruz denkwürdige Gedichte und philosophische Essays verfasste. Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand eine ausgeprägte literarische Tradition der Criollos, zu der auch die ersten Romane wie El Periquillo Sarniento (1816) von Lizardi gehören.

    Das 19. Jahrhundert war eine Zeit der "Gründungsfiktionen", wie es die Kritikerin Doris Sommer formulierte, Romane in der Tradition der Romantik oder des Naturalismus, die versuchten, ein Gefühl der nationalen Identität zu schaffen, und die sich oft auf die Frage der Indios oder die Dichotomie "Zivilisation oder Barbarei" konzentrierten (siehe z. B. Facundo von Domingo Sarmiento (1845), Cumandá von Juan León Mera (1879) oder Os Sertões von Euclides da Cunha (1902)). Im 19. Jahrhundert entstand auch das realistische Werk von Machado de Assis, der sich surrealer Mittel der Metapher und spielerischer Erzählkonstruktionen bediente, die der Kritiker Harold Bloom sehr schätzte.

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand der Modernismo, eine poetische Bewegung, deren Gründungstext das Buch Azul (1888) des nicaraguanischen Dichters Rubén Darío war. Dies war die erste lateinamerikanische literarische Bewegung, die die literarische Kultur außerhalb der Region beeinflusste, und es war auch die erste wirklich lateinamerikanische Literatur, da nationale Unterschiede nicht mehr so sehr im Vordergrund standen. José Martí zum Beispiel war zwar ein kubanischer Patriot, lebte aber auch in Mexiko und den Vereinigten Staaten und schrieb für Zeitschriften in Argentinien und anderswo.

    Die chilenische Dichterin Gabriela Mistral, erste lateinamerikanische Literaturnobelpreisträgerin, 1945
    García Márquez signiert ein Exemplar von Hundert Jahre Einsamkeit

    Was die lateinamerikanische Literatur jedoch wirklich auf die Weltkarte brachte, war zweifellos der literarische Boom der 1960er und 1970er Jahre, der sich durch gewagte und experimentelle Romane (wie Julio Cortázars Rayuela (1963)) auszeichnete, die häufig in Spanien veröffentlicht und schnell ins Englische übersetzt wurden. Der prägende Roman des Booms war Gabriel García Márquez' Cien años de soledad (1967), der dazu führte, dass die lateinamerikanische Literatur mit dem magischen Realismus in Verbindung gebracht wurde, obwohl andere wichtige Autoren dieser Zeit wie der Peruaner Mario Vargas Llosa und Carlos Fuentes nicht so leicht in diesen Rahmen passen. Der Höhepunkt des Booms war wohl Augusto Roa Bastos' monumentales Werk Yo, el supremo (1974). Im Zuge des Booms wurden auch einflussreiche Vorläufer wie Juan Rulfo, Alejo Carpentier und vor allem Jorge Luis Borges wiederentdeckt.

    Die zeitgenössische Literatur der Region ist lebendig und vielfältig und reicht von den Bestsellern Paulo Coelho und Isabel Allende bis zu den avantgardistischen und von der Kritik gefeierten Werken von Autoren wie Diamela Eltit, Giannina Braschi, Ricardo Piglia oder Roberto Bolaño. Auch dem Genre des testimonio, Texten, die in Zusammenarbeit mit subalternen Subjekten wie Rigoberta Menchú entstanden sind, wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. Eine neue Art von Chronisten schließlich sind die eher journalistischen Carlos Monsiváis und Pedro Lemebel.

    Die Region kann sechs Nobelpreisträger vorweisen: neben den beiden chilenischen Dichtern Gabriela Mistral (1945) und Pablo Neruda (1971) auch den guatemaltekischen Romancier Miguel Angel Asturias (1967), den kolumbianischen Schriftsteller Gabriel García Márquez (1982), den mexikanischen Dichter und Essayisten Octavio Paz (1990) und den peruanischen Romancier Mario Vargas Llosa (2010).

    Musik und Tanz

    Salsa tanzen in Cali, Kolumbien

    Lateinamerika hat viele weltweit erfolgreiche Künstler hervorgebracht, was den weltweiten Verkauf von Musik angeht. Zu den erfolgreichsten gehören Juan Gabriel (Mexiko), der einzige lateinamerikanische Musiker, der weltweit über 200 Millionen Tonträger verkauft hat, Gloria Estefan (Kuba), Carlos Santana, Luis Miguel (Mexiko), von denen über 90 Millionen Tonträger verkauft wurden, Shakira (Kolumbien) und Vicente Fernández (Mexiko) mit über 50 Millionen verkauften Tonträgern weltweit. Enrique Iglesias, obwohl kein Lateinamerikaner, hat ebenfalls zum Erfolg der lateinamerikanischen Musik beigetragen.

    Zu den weiteren erfolgreichen Mainstream-Acts der letzten Jahre gehören RBD, Celia Cruz, Soda Stereo, Thalía, Ricky Martin, Maná, Marc Anthony, Ricardo Arjona, Selena und Menudo.

    Lateinkaribische Musik wie Merengue, Bachata, Salsa und in jüngerer Zeit Reggaeton aus Ländern wie der Dominikanischen Republik, Puerto Rico, Kuba und Panama wurde stark von afrikanischen Rhythmen und Melodien beeinflusst. Der haitianische Compas ist ein Musikgenre, das von seinen lateinisch-karibischen Vorbildern beeinflusst ist und Elemente von Jazz und modernen Klängen enthält.

    Traditioneller mexikanischer Tanz Jarabe Tapatío

    Ein weiteres bekanntes lateinamerikanisches Musikgenre ist der argentinische und uruguayische Tango (mit Carlos Gardel als größtem Vertreter) sowie der ausgeprägte Nuevo Tango, eine Verschmelzung von Tango, akustischer und elektronischer Musik, die vom Bandoneón-Virtuosen Ástor Piazzolla populär gemacht wurde. Samba, nordamerikanischer Jazz, europäische klassische Musik und Choro verschmolzen in Brasilien zum Bossa Nova, den der Gitarrist João Gilberto mit der Sängerin Astrud Gilberto und dem Pianisten Antonio Carlos Jobim populär machte.

    Weitere einflussreiche lateinamerikanische Klänge sind der Soca und Calypso der Antillen, der Punta aus Honduras (Garifuna), der Cumbia und Vallenato aus Kolumbien, der Cueca aus Chile, die Boleros und Rockoleras aus Ecuador, der Ranchera aus Mexiko und der Mariachi, der Inbegriff des mexikanischen Soul, der nicaraguanische Palo de Mayo, die peruanische Marinera und der Tondero, der uruguayische Candombe, der Zouk der französischen Antillen (abgeleitet vom haitianischen Compas) und die verschiedenen Musikstile präkolumbianischer Traditionen, die in der Andenregion weit verbreitet sind.

    Die brasilianische Sängerin Carmen Miranda trug dazu bei, den Samba international bekannt zu machen.

    Der klassische Komponist Heitor Villa-Lobos (1887-1959) arbeitete an der Aufzeichnung einheimischer Musiktraditionen in seinem Heimatland Brasilien. Die Traditionen seines Heimatlandes haben seine klassischen Werke stark beeinflusst. Bemerkenswert sind auch die neueren Werke des Kubaners Leo Brouwer und die Gitarrenarbeit des Venezolaners Antonio Lauro und des Paraguayers Agustín Barrios. Lateinamerika hat auch klassische Künstler von Weltrang hervorgebracht, wie den chilenischen Pianisten Claudio Arrau, den brasilianischen Pianisten Nelson Freire und den argentinischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. Die brasilianische Opernsopranistin Bidu Sayão, eine der berühmtesten Musikerinnen Brasiliens, war von 1937 bis 1952 eine der führenden Künstlerinnen an der Metropolitan Opera in New York City.

    Ein Paar tanzt Tango.

    Der wichtigste Beitrag zur Musik ist wohl die Folklore, in der die wahre Seele der lateinamerikanischen und karibischen Länder zum Ausdruck kommt. Musiker wie Yma Súmac, Chabuca Granda, Atahualpa Yupanqui, Violeta Parra, Víctor Jara, Jorge Cafrune, Facundo Cabral, Mercedes Sosa, Jorge Negrete, Luiz Gonzaga, Caetano Veloso, Susana Baca, Chavela Vargas, Simon Diaz, Julio Jaramillo, Toto la Momposina, Gilberto Gil, Maria Bethânia, Nana Caymmi, Nara Leão, Gal Costa, Ney Matogrosso sowie Musikgruppen wie Inti Illimani und Los Kjarkas sind großartige Beispiele dafür, welche Höhen diese Seele erreichen kann.

    Latin Pop, einschließlich vieler Formen von Rock, ist heute in Lateinamerika sehr beliebt (siehe spanischsprachiger Rock and Roll). Einige Beispiele sind Café Tacuba, Soda Stereo, Maná, Los Fabulosos Cadillacs, Rita Lee, Mutantes, Secos e Molhados Legião Urbana, Titãs, Paralamas do Sucesso, Cazuza, Barão Vermelho, Skank, Miranda!, Cansei de Ser Sexy oder CSS, und Bajo Fondo.

    In jüngster Zeit erfreut sich Reggaeton, eine Mischung aus jamaikanischem Reggae und Dancehall mit lateinamerikanischen Genres wie Bomba und Plena sowie Hip-Hop, immer größerer Beliebtheit, trotz der Kontroversen um seine Texte, Tanzschritte (Perreo) und Musikvideos. Sie ist bei Bevölkerungsgruppen mit "Migrantenkultur"-Einfluss sehr populär geworden - sowohl bei der Latino-Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, z. B. in Südflorida und New York City, als auch in Teilen Lateinamerikas, in denen die Migration in die Vereinigten Staaten üblich ist, z. B. Trinidad und Tobago, Dominikanische Republik, Kolumbien, Ecuador, El Salvador und Mexiko.

    Welterbestätten

    Im Folgenden finden Sie eine Liste der zehn Länder mit den meisten UNESCO-Welterbestätten in Lateinamerika.

    Land Natürliche Standorte Kulturelle Stätten Gemischte Standorte Standorte insgesamt
     Mexiko 6 28 1 35
     Brasilien 7 14 0 21
     Peru 2 8 2 12
     Argentinien 5 6 0 11
     Kuba 2 7 0 9
     Kolumbien 2 6 1 9
     Bolivien 1 6 0 7
     Chile 0 6 0 6
     Panama 3 2 0 5
     Ecuador 2 3 0 5
     Guatemala 0 2 1 3

    Länder Lateinamerikas

    Im engeren Sinn gehören jene Länder zu Lateinamerika, in denen Spanisch oder – Brasilien betreffend – Portugiesisch dominiert. Im vielsprachigen Paraguay sind die beiden Amtssprachen Guaraní und Spanisch etwa gleichrangig und werden von den meisten Einheimischen verstanden, im weiteren Sinne werden häufig auch französischsprachige Länder und Territorien mit einbezogen.

    Nordamerika Zentralamerika Karibik Südamerika
     Mexiko  Costa Rica  Dominikanische Republik  Argentinien
     Saint-Pierre und Miquelon 1, 2  El Salvador  Guadeloupe 1, 2  Bolivien
     Guatemala  Haiti 2  Brasilien
     Honduras  Kuba  Chile
     Nicaragua  Martinique 1, 2  Ecuador
     Panama  Puerto Rico 1  Französisch-Guayana 1, 2
    Saint-Barthélemy Saint-Barthélemy 1, 2  Kolumbien
     Saint-Martin 1, 2  Paraguay
     Peru
     Uruguay
     Venezuela
    1 Abhängiges Gebiet.
    2 Wenn man französischsprachige Länder und Territorien einbezieht.

    Bevölkerung

    80 % der Bevölkerung Lateinamerikas lebt in den Städten, die 65 % des BIP erwirtschaften. In 300 Städten konzentrieren sich 50 % der Bevölkerung.

    Forschungs- und Dokumentationseinrichtungen zu Lateinamerika

    • CEISAL
    • CEPAL
    • Cibera
    • GIGA German Institute of Global and Area Studies
    • Ibero-Amerikanisches Institut
    • Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin
    • Österreichisches Lateinamerika-Institut
    • Lateinamerika-Zentrum der Universität Hamburg
    • REDIAL
    • Zentralinstitut für Lateinamerika-Studien der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (ZILAS)
    • Lateinamerika-Forschungszentrum Centro de Estudios Latinoamericanos (CELA) der Universität Kassel