Seidenstraße

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Seidenstraße
Map of Eurasia with drawn lines for overland routes
Hauptrouten der Seidenstraße
Informationen zur Route
ZeitabschnittUm 114 v. Chr. - 1450 n. Chr.
UNESCO-Welterbe
Offizieller NameSeidenstraßen: das Routennetz von Chang'an-Tianshan
TypKulturelles
Kriterienii, iii, iv, vi
Ausgewählt2014 (38. Tagung)
Referenz Nr.1442
RegionAsien-Pazifik

Die Seidenstraße (chinesisch: 絲綢之路) war ein Netzwerk eurasischer Handelsrouten, das vom zweiten Jahrhundert v. Chr. bis Mitte des 15. Mit einer Länge von über 6.400 Kilometern (4.000 Meilen) spielte es eine zentrale Rolle bei der Erleichterung der wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und religiösen Interaktionen zwischen Ost und West. Der Name "Seidenstraße", der erstmals im späten 19. Jahrhundert geprägt wurde, ist bei einigen modernen Historikern zugunsten des Begriffs "Seidenstraßen" in Vergessenheit geraten, der das verschlungene Netz von Land- und Seewegen, das Ost- und Südostasien, den indischen Subkontinent, Zentralasien, den Nahen Osten, Ostafrika und Europa miteinander verband, besser beschreibt.

Die Seidenstraße verdankt ihren Namen dem äußerst lukrativen Handel mit Seidentextilien, die fast ausschließlich in China hergestellt wurden. Das Netzwerk begann mit der Expansion der Han-Dynastie nach Zentralasien um 114 v. Chr., wodurch die einst ungezähmte Region weitgehend befriedet wurde. Der kaiserliche Gesandte Zhang Qian erhielt den Auftrag, die unbekannten Länder jenseits der Region auf der Suche nach potenziellen Handelspartnern und Verbündeten zu erkunden. Die bei diesen Expeditionen gesammelten Informationen und Waren weckten das Interesse der Chinesen und führten zu offiziellen diplomatischen und kommerziellen Entsendungen sowie zu Bemühungen, die Routen mit Soldaten und einer Erweiterung der Großen Mauer zu schützen.

Die Ausdehnung des Partherreiches, das sich von Ostanatolien bis nach Afghanistan erstreckte, bildete eine Brücke nach Ostafrika und zum Mittelmeerraum, insbesondere zum entstehenden Römischen Reich. Zu Beginn des ersten Jahrhunderts n. Chr. war chinesische Seide in Rom, Ägypten und Griechenland sehr begehrt. Andere lukrative Waren aus dem Osten waren Tee, Farbstoffe, Parfüm und Porzellan; zu den westlichen Exporten gehörten Pferde, Kamele, Honig, Wein und Gold. Die Verbreitung von Waren wie Papier und Schießpulver verschaffte den aufstrebenden Handelsschichten nicht nur beträchtlichen Reichtum, sondern veränderte auch die Entwicklung verschiedener Reiche, wenn nicht gar die Weltgeschichte.

In den rund 1 500 Jahren ihres Bestehens erlebte die Seidenstraße den Aufstieg und Fall zahlreicher Reiche und mehrere große Katastrophen wie den Schwarzen Tod und die Eroberungen der Mongolen. Nach diesen Katastrophen ging die Seidenstraße oft gestärkt hervor, auch nach dem Mongolenreich und seinem Ableger, der Yuan-Dynastie. Da es sich um ein stark dezentralisiertes Netzwerk handelte, war die Sicherheit gering. Die Reisenden waren ständig der Bedrohung durch Banditen und nomadische Räuber ausgesetzt und mussten weite Strecken in unwirtlichem Gelände zurücklegen. Nur wenige Reisende durchquerten die gesamte Seidenstraße, stattdessen waren sie auf eine Reihe von Zwischenhändlern angewiesen, die an verschiedenen Haltepunkten entlang des Weges stationiert waren.

Der Handel auf der Seidenstraße spielte eine wichtige Rolle bei der Öffnung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China, Korea, Japan, Indien, Iran, Europa, dem Horn von Afrika und Arabien. Zusätzlich zu den Waren ermöglichte das Netzwerk einen beispiellosen Austausch von Ideen, Religionen (insbesondere des Buddhismus), Philosophien und wissenschaftlichen Entdeckungen, von denen viele von den Gesellschaften, die sie kennenlernten, synkretisiert oder umgestaltet wurden. Ebenso nutzte eine Vielzahl von Menschen die Routen, darunter Migranten, Flüchtlinge, Missionare, Handwerker, Diplomaten und Soldaten. Auch Krankheiten wie die Pest verbreiteten sich entlang der Seidenstraße und trugen möglicherweise zum Schwarzen Tod bei.

Obwohl die Seidenstraße immer wieder zahlreiche geopolitische Veränderungen und Unterbrechungen überlebte, fand sie mit dem Aufstieg des Osmanischen Reiches im Jahr 1453 ein jähes Ende, wodurch der Handel zwischen Ost und West fast sofort unterbrochen wurde. Dies veranlasste die Europäer, nach alternativen Wegen zu den Reichtümern des Ostens zu suchen, und leitete damit das Zeitalter der Entdeckungen, den europäischen Kolonialismus und einen intensiveren Prozess der Globalisierung ein, der wohl mit der Seidenstraße begonnen hatte. Der Einfluss des Netzwerks reicht bis ins 21. Jahrhundert. Eine der bekanntesten historischen Figuren der Welt, Marco Polo, war ein venezianischer Kaufmann aus dem Mittelalter, der zu den ersten westlichen Reisenden gehörte, die den Osten besuchten und beschrieben. Der Name "Neue Seidenstraße" wird für mehrere große Infrastrukturprojekte verwendet, die darauf abzielen, den Transport über viele der historischen Handelsrouten zu erweitern; zu den bekanntesten gehören die Eurasische Landbrücke und die chinesische Belt and Road Initiative (BRI). Im Juni 2014 erklärte die UNESCO den Korridor Chang'an-Tianshan der Seidenstraße zum Weltkulturerbe, während der indische Teil weiterhin auf der vorläufigen Liste steht.

Das Netz der antiken Seidenstraße und daran angeschlossene Handelsrouten

Als Seidenstraße (chinesisch 絲綢之路 / 丝绸之路, Pinyin Sīchóu zhī Lù – „die Route / Straße der Seide“; mongolisch ᠲᠣᠷᠭᠠᠨ ᠵᠠᠮ Tôrgan Jam; kurz: 絲路 / 丝路, Sīlù, persisch: جاده ابریشم) bezeichnet man ein altes Netz von Karawanenstraßen, dessen Hauptroute den Mittelmeerraum auf dem Landweg über Zentralasien mit Ostasien verband. Die Bezeichnung geht auf den deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück, der den Begriff erstmals 1877 verwendete.

Auf der antiken Seidenstraße wurde in westliche Richtung hauptsächlich Seide, gen Osten vor allem Wolle, Gold und Silber gehandelt (siehe auch Indienhandel). Nicht nur Kaufleute, Gelehrte und Armeen nutzten ihr Netz, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturkreise diffundierten und migrierten auf den Routen von Ost nach West und umgekehrt: hierüber kamen z. B. der Nestorianismus (aus dem spätantiken Römischen Reich) und der Buddhismus (von Indien) nach China. Allerdings wird in der neueren Forschung davor gewarnt, das Handelsvolumen (zumindest auf dem Landweg) und die Verkehrsinfrastruktur der verschiedenen Handelsrouten zu überschätzen.

Eine 6400 Kilometer lange Route begann in Xi’an und folgte dem Verlauf der Chinesischen Mauer in Richtung Nordwesten, passierte die Taklamakan-Wüste, überwand das Pamirgebirge und führte über Afghanistan in die Levante; von dort wurden die Handelsgüter dann über das Mittelmeer verschifft. Nur wenige Kaufleute reisten auf der gesamten Route, die Waren wurden eher gestaffelt über Zwischenhändler transportiert.

Ihre größte Bedeutung erreichte das Handels- und Wegenetz zwischen 115 v. Chr. und dem 13. Jahrhundert n. Chr. Mit dem allmählichen Verlust römischen Territoriums in Asien und dem Aufstieg Arabiens in der Levante wurde die Seidenstraße zunehmend unsicher und kaum noch bereist. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Strecke unter den Mongolen wiederbelebt; unter anderen benutzte sie zu der Zeit der Venezianer Marco Polo, um nach Cathay (China) zu reisen. Nach weit verbreiteter Ansicht war die Route einer der Hauptwege, über die Mitte des 14. Jahrhunderts Pestbakterien von Asien nach Europa gelangten und dort den Schwarzen Tod verursachten.

In der Gegenwart gibt es unter dem Namen „Neue Seidenstraße“ mehrere Projekte der Volksrepublik China zum Ausbau insbesondere der Verkehrsinfrastruktur im Gebiet der historischen Seidenstraße.

Name

Gewebtes Seidentextil aus dem Grab Nr. 1 in Mawangdui, Changsha, Provinz Hunan, China, datiert auf die westliche Han-Zeit, 2. Jahrhundert v. Chr.

Die Seidenstraße verdankt ihren Namen dem lukrativen Seidenhandel, der zuerst in China entwickelt wurde und ein wichtiger Grund für die Verbindung der Handelswege zu einem ausgedehnten transkontinentalen Netz war. Der Name leitet sich von dem deutschen Begriff Seidenstraße ab und wurde erstmals 1877 von Ferdinand von Richthofen bekannt gemacht, der von 1868 bis 1872 sieben Expeditionen nach China unternahm. Der Begriff selbst wurde jedoch schon in den Jahrzehnten zuvor verwendet. Gelegentlich wird auch die alternative Übersetzung "Seidenstraße" verwendet. Obwohl der Begriff im 19. Jahrhundert geprägt wurde, fand er erst im 20. Jahrhundert breite Akzeptanz in der Wissenschaft und Popularität in der Öffentlichkeit. Das erste Buch mit dem Titel Die Seidenstraße wurde 1938 von dem schwedischen Geographen Sven Hedin veröffentlicht.

Die Verwendung des Begriffs "Seidenstraße" ist nicht unumstritten. So behauptet Warwick Ball, dass der maritime Gewürzhandel mit Indien und Arabien für die Wirtschaft des Römischen Reiches weitaus bedeutender war als der Seidenhandel mit China, der auf dem Seeweg hauptsächlich über Indien und auf dem Landweg über zahlreiche Zwischenhändler wie die Sogdier abgewickelt wurde. Ball geht so weit, das Ganze als "Mythos" der modernen Wissenschaft zu bezeichnen, und argumentiert, dass es bis zur Zeit des Mongolenreichs kein kohärentes Landhandelssystem und keinen freien Warenverkehr von Ostasien nach dem Westen gab. Er weist darauf hin, dass traditionelle Autoren, die sich mit dem Ost-West-Handel befassten, wie Marco Polo und Edward Gibbon, nie eine bestimmte Route als "Seidenstraße" bezeichneten.

Die südlichen Abschnitte der Seidenstraße von Khotan (Xinjiang) nach Ostchina wurden bereits 5000 v. Chr. für Jade und nicht für Seide genutzt und werden auch heute noch für diesen Zweck verwendet. Der Begriff "Jadestraße" wäre angemessener als "Seidenstraße", wenn der Seidenhandel nicht so umfangreich und geografisch ausgedehnt gewesen wäre; der Begriff wird in China noch immer verwendet.

Vorläufer

Chinesische und zentralasiatische Kontakte (2. Jahrtausend v. Chr.)

Chinesische Jade- und Steatitplatten in der Tierkunst der Steppen im skythischen Stil. 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. Britisches Museum.

Mitteleurasien ist seit der Antike für seine Reiter- und Pferdezuchtgemeinschaften bekannt, und die Steppenroute über den Landweg durch die nördlichen Steppen Mitteleurasiens wurde schon lange vor der Seidenstraße genutzt. Archäologische Stätten wie das Gräberfeld von Berel in Kasachstan bestätigen, dass die nomadischen Arimaspier nicht nur Pferde für den Handel züchteten, sondern auch großartige Handwerker hervorbrachten, die in der Lage waren, exquisite Kunstwerke entlang der Seidenstraße zu verbreiten. Seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. wurde Nephrit-Jade aus Minen in der Region Yarkand und Khotan nach China gehandelt. Bezeichnenderweise lagen diese Minen nicht weit von den Lapislazuli- und Spinellminen ("Balas Rubin") in Badakhshan entfernt, und obwohl sie durch das gewaltige Pamirgebirge getrennt waren, wurden offenbar schon sehr früh Routen über sie hinweg benutzt.

Die Tarim-Mumien, Mumien nicht-mongoloider, offenbar kaukasischer Individuen, wurden im Tarim-Becken in der Gegend von Loulan, 200 km östlich von Yingpan an der Seidenstraße gelegen, gefunden. Sie stammen aus der Zeit um 1600 v. Chr. und lassen auf sehr alte Kontakte zwischen Ost und West schließen. Diese mumifizierten Überreste könnten von Menschen stammen, die indoeuropäische Sprachen sprachen, die im Tarimbecken, in der heutigen Region Xinjiang, in Gebrauch blieben, bis sie durch türkische Einflüsse aus der Xiongnu-Kultur im Norden und durch chinesische Einflüsse aus der östlichen Han-Dynastie, die eine sino-tibetische Sprache sprachen, ersetzt wurden.

Im alten Ägypten wurden Überreste von wahrscheinlich chinesischer Seide aus dem Jahr 1070 v. Chr. gefunden. Die großen Oasenstädte Zentralasiens spielten eine entscheidende Rolle für das Funktionieren des Handels auf der Seidenstraße. Die Ursprungsquelle scheint hinreichend zuverlässig zu sein, aber die Seide zersetzt sich sehr schnell, so dass sich nicht feststellen lässt, ob es sich um kultivierte Seide (die mit ziemlicher Sicherheit aus China stammte) oder um eine Art Wildseide handelte, die möglicherweise aus dem Mittelmeerraum oder dem Nahen Osten stammte.

Nach den Kontakten zwischen dem großstädtischen China und den westlichen Nomadengebieten im 8. Jahrhundert v. Chr. wurde Gold aus Zentralasien eingeführt, und chinesische Jadeschnitzer begannen mit der Nachahmung von Steppendesigns und übernahmen die skythische Tierkunst der Steppe (Darstellungen von Tieren im Kampf). Dieser Stil spiegelt sich vor allem in den rechteckigen Gürtelplaketten aus Gold und Bronze wider, aber auch in anderen Versionen aus Jade und Steatit. In einem Elitegrab in der Nähe von Stuttgart (Deutschland), das auf das 6. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, wurden bei Ausgrabungen nicht nur griechische Bronzen, sondern auch chinesische Seide gefunden. Ähnliche Kunstwerke in Tierform und Ringermotive auf Gürteln wurden in skythischen Grabstätten gefunden, die sich von der Schwarzmeerregion bis hin zu archäologischen Stätten aus der Zeit der Ringstaaten in der Inneren Mongolei (in Aluchaideng) und Shaanxi (in Keshengzhuang [de]) in China erstrecken.

Die Ausbreitung der skythischen Kulturen, die sich von der ungarischen Ebene und den Karpaten bis zum chinesischen Kansu-Korridor erstreckte und den Nahen Osten mit Nordindien und dem Punjab verband, spielte zweifellos eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Seidenstraße. Die Skythen begleiteten den Assyrer Esarhaddon bei seinem Einmarsch in Ägypten, und ihre charakteristischen dreieckigen Pfeilspitzen wurden bis nach Assuan gefunden. Diese Nomadenvölker waren in Bezug auf eine Reihe wichtiger Technologien von den benachbarten sesshaften Völkern abhängig, und sie überfielen nicht nur anfällige Siedlungen, um diese Waren zu erbeuten, sondern förderten auch den Fernhandel als Einnahmequelle, indem sie die Zahlung von Zöllen erzwangen. Die Sogdier spielten noch im 10. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Erleichterung des Handels zwischen China und Zentralasien entlang der Seidenstraßen, und ihre Sprache diente bereits im 4.

Persische Königsstraße (500-330 v. Chr.)

Das persische Reich der Achämeniden in seiner größten Ausdehnung mit der Königsstraße.

Zur Zeit von Herodot (ca. 475 v. Chr.) verlief die Königsstraße des persischen Reiches über 2 857 km von der Stadt Susa am Karun (250 km östlich des Tigris) bis zum Hafen von Smyrna (dem heutigen İzmir in der Türkei) an der Ägäis. Sie wurde vom Achämenidenreich (ca. 500-330 v. Chr.) unterhalten und geschützt und verfügte in regelmäßigen Abständen über Poststationen und -staffeln. Da an jeder Relaisstation frische Pferde und Reiter bereitstanden, konnten königliche Kuriere Nachrichten überbringen und die Strecke in neun Tagen zurücklegen, während normale Reisende etwa drei Monate brauchten.

Ausdehnung des griechischen Reiches (329 v. Chr.-10 n. Chr.)

Soldat mit einem Zentauren auf dem Sampul-Wandteppich, Wandbehang aus Wolle, 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr., Xinjiang-Museum, Urumqi, Xinjiang, China.

Der nächste große Schritt zur Entwicklung der Seidenstraße war die Ausdehnung des mazedonischen Reichs von Alexander dem Großen nach Zentralasien. Im August 329 v. Chr. gründete er an der Mündung des Fergana-Tals die Stadt Alexandria Eschate oder "Alexandria, das am weitesten entfernte".

Die Griechen blieben die nächsten drei Jahrhunderte in Zentralasien, zunächst unter der Verwaltung des Seleukidenreichs, dann mit der Gründung des griechisch-baktrischen Königreichs (250-125 v. Chr.) in Baktrien (dem heutigen Afghanistan, Tadschikistan und Pakistan) und des späteren indo-griechischen Königreichs (180 v. Chr. - 10 n. Chr.) im heutigen Nordpakistan und Afghanistan. Sie dehnten sich weiter nach Osten aus, insbesondere während der Herrschaft von Euthydemus (230-200 v. Chr.), der seine Herrschaft über Alexandria Eschate hinaus bis Sogdiana ausdehnte. Es gibt Hinweise darauf, dass er Expeditionen bis nach Kashgar am westlichen Rand der Taklamakan-Wüste geführt haben könnte, was zu den ersten bekannten Kontakten zwischen China und dem Westen um 200 v. Chr. führte. Der griechische Historiker Strabo schreibt: "Sie dehnten ihr Reich sogar bis zum Seres (China) und zum Phryni aus".

Die klassische griechische Philosophie wurde mit der indischen Philosophie synkretisiert.

Einweihung in China (130 v. Chr.)

Gewebte Seidentextilien aus dem Grab Nr. 1 in Mawangdui, Changsha, Provinz Hunan, China, aus der westlichen Han-Dynastie, datiert auf das 2. Jahrhundert v. Chr.

Die Seidenstraße wurde von der chinesischen Han-Dynastie durch Erkundung und Eroberungen in Zentralasien initiiert und verbreitet. Nachdem das Mittelmeer mit dem Fergana-Tal verbunden worden war, bestand der nächste Schritt darin, eine Route durch das Tarim-Becken und den Hexi-Korridor nach China selbst zu eröffnen. Diese Erweiterung erfolgte um 130 v. Chr. mit den Botschaften der Han-Dynastie nach Zentralasien, die den Berichten des Botschafters Zhang Qian folgten (der ursprünglich entsandt worden war, um ein Bündnis mit den Yuezhi gegen die Xiongnu zu erreichen). Zhang Qian besuchte direkt das Königreich Dayuan in Ferghana, die Gebiete der Yuezhi in Transoxiana, das baktrische Land Daxia mit seinen Resten der griechisch-baktrischen Herrschaft und Kangju. Er berichtete auch über Nachbarländer, die er nicht besucht hatte, wie Anxi (Parthien), Tiaozhi (Mesopotamien), Shendu (indischer Subkontinent) und die Wusun. Zhang Qians Bericht lieferte den wirtschaftlichen Grund für die chinesische Expansion und den Mauerbau nach Westen und wurde zum Wegbereiter der Seidenstraße, die zu einer der berühmtesten Handelsrouten der Geschichte und der Welt wurde.

Nach dem Sieg im Krieg der Himmlischen Pferde und im Han-Xiongnu-Krieg setzten sich chinesische Armeen in Zentralasien fest und machten die Seidenstraße zu einem wichtigen Weg des internationalen Handels. Es heißt, der chinesische Kaiser Wu habe sich für die Entwicklung von Handelsbeziehungen mit den hochentwickelten städtischen Zivilisationen von Ferghana, Baktrien und dem Partherreich interessiert: "Als der Sohn des Himmels all dies hörte, dachte er so: Ferghana (Dayuan "Große Ionier") und die Besitztümer Baktriens (Ta-Hsia) und des Partherreichs (Anxi) sind große Länder, voll von seltenen Dingen, mit einer Bevölkerung, die in festen Häusern lebt und Beschäftigungen nachgeht, die denen des chinesischen Volkes ähnlich sind, aber mit schwachen Armeen, und die großen Wert auf die reichen Produkte Chinas legen" (Hou Hanshu, Later Han History). Andere sagen, dass Kaiser Wu vor allem an der Bekämpfung der Xiongnu interessiert war und dass der große Handel erst begann, nachdem die Chinesen den Hexi-Korridor befriedet hatten. Der Ursprung der Seidenstraßen lag in den Händen der Chinesen. Den Böden in China mangelte es an Selen, ein Mangel, der zu Muskelschwäche und vermindertem Wachstum bei Pferden führte. Folglich waren die Pferde in China zu schwach, um das Gewicht eines chinesischen Soldaten zu tragen. Die Chinesen brauchten die überlegenen Pferde, die Nomaden in den eurasischen Steppen züchteten, und Nomaden wollten Dinge, die nur landwirtschaftliche Gesellschaften produzierten, wie Getreide und Seide. Selbst nach dem Bau der Großen Mauer versammelten sich die Nomaden an den Toren der Mauer, um Handel zu treiben. Die zur Bewachung der Mauer entsandten Soldaten wurden oft mit Seide bezahlt, die sie mit den Nomaden tauschten. Nach der Errichtung der Mauer dominierten die Chinesen weiterhin die Seidenstraßen, ein Prozess, der beschleunigt wurde, als "China den Hsiung-nu die Kontrolle über die Seidenstraße entriss" und der chinesische General Cheng Ki "sich in Wu-lei, das zwischen Kara Shahr und Kucha liegt, zum Beschützer des Tarim machte". "Chinas Kontrolle der Seidenstraße zur Zeit der späteren Han, die die Freiheit des transkontinentalen Handels entlang der doppelten Oasenkette nördlich und südlich des Tarim sicherstellte, begünstigte die Verbreitung des Buddhismus im Flussgebiet und damit auch die indische Literatur und die hellenistische Kunst."

Pferdekopf und -hals aus Keramik (vom Körper abgetrennt), aus der chinesischen östlichen Han-Dynastie (1.-2. Jahrhundert n. Chr.)
Bronzemünze von Constantius II (337-361), gefunden in Karghalik, Xinjiang, China

Die Chinesen fühlten sich auch stark von den großen und mächtigen Pferden (die "Himmelspferde" genannt wurden) im Besitz der Dayuan (wörtlich die "Großen Ionier", die griechischen Königreiche Zentralasiens) angezogen, die im Kampf gegen die nomadischen Xiongnu von großer Bedeutung waren. Sie besiegten die Dayuan im Han-Dayuan-Krieg. In der Folgezeit entsandten die Chinesen zahlreiche Botschaften, etwa zehn pro Jahr, in diese Länder und bis hin zum seleukidischen Syrien.

So wurden weitere Gesandtschaften nach Anxi [Parthien], Yancai [das sich später den Alanen anschloss], Lijian [Syrien unter den griechischen Seleukiden], Tiaozhi (Mesopotamien) und Tianzhu [Nordwestindien] entsandt... In der Regel wurden im Laufe eines Jahres mehr als zehn solcher Missionen durchgeführt, mindestens aber fünf oder sechs. (Hou Hanshu, Spätere Han-Geschichte).

Diese Verbindungen markierten den Beginn des Handelsnetzes der Seidenstraße, das bis ins Römische Reich reichte. Die Chinesen führten mehrmals Feldzüge in Zentralasien durch, und es gibt Aufzeichnungen über direkte Begegnungen zwischen Han-Truppen und römischen Legionären (die wahrscheinlich von den Xiong Nu gefangen genommen oder als Söldner rekrutiert wurden), insbesondere in der Schlacht von Sogdiana 36 v. Chr. (Joseph Needham, Sidney Shapiro). Es wurde vermutet, dass die chinesische Armbrust bei solchen Gelegenheiten an die römische Welt weitergegeben wurde, obwohl die griechischen Gastraphetes einen alternativen Ursprung darstellen. R. Ernest Dupuy und Trevor N. Dupuy vermuten, dass im Jahr 36 v. Chr,

[Eine Han-Expedition in Zentralasien, westlich des Flusses Jaxartes, traf offenbar auf ein Kontingent römischer Legionäre und besiegte sie. Die Römer gehörten möglicherweise zu Antonius' Armee, die in Parthien einmarschierte. Sogdiana (das heutige Buchara), östlich des Oxus, am Fluss Polytimetus gelegen, war offenbar das östlichste Vordringen römischer Truppen in Asien. Ausschlaggebend für den Sieg der Chinesen scheinen ihre Armbrüste gewesen zu sein, deren Bolzen und Pfeile römische Schilde und Rüstungen leicht durchdringen konnten.

Der römische Geschichtsschreiber Florus beschreibt auch den Besuch zahlreicher Gesandter beim ersten römischen Kaiser Augustus, der zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. regierte, zu denen auch Seres (China) gehörte:

Auch die übrigen Völker der Welt, die nicht unter der kaiserlichen Herrschaft standen, waren sich seiner Größe bewusst und blickten mit Ehrfurcht auf das römische Volk, den großen Eroberer der Völker. So schickten sogar Skythen und Sarmaten Abgesandte, um die Freundschaft Roms zu suchen. Nein, auch die Serer und die Inder, die unter der senkrechten Sonne wohnten, kamen und brachten Geschenke von Edelsteinen, Perlen und Elefanten mit, aber sie hielten das alles für weniger wichtig als die Weite der Reise, die sie unternommen hatten und von der sie sagten, sie habe vier Jahre gedauert. In Wahrheit genügte ein Blick auf ihre Hautfarbe, um zu erkennen, dass sie aus einer anderen Welt stammten als die unsere.

- Henry Yule, Cathay und der Weg dorthin (1866)

Die Armee der Han-Dynastie überwachte regelmäßig die Handelsroute gegen nomadische Banditen, die allgemein als Xiongnu bezeichnet wurden. Der Han-General Ban Chao führte im 1. Jahrhundert n. Chr. eine Armee von 70 000 berittenen Infanteristen und leichten Reitern an, um die Handelswege zu sichern, die weit nach Westen bis zum Tarim-Becken reichten. Ban Chao dehnte seine Eroberungen über den Pamir bis zu den Ufern des Kaspischen Meeres und den Grenzen von Parthien aus. Von hier aus sandte der Han-General den Gesandten Gan Ying nach Daqin (Rom). Die Seidenstraße entstand im Wesentlichen ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. im Anschluss an diese Bemühungen Chinas, einen Weg in die westliche Welt und nach Indien zu schaffen, sowohl durch direkte Siedlungen im Gebiet des Tarimbeckens als auch durch diplomatische Beziehungen zu den weiter westlich gelegenen Ländern der Dayuaner, Parther und Baktrier. Die Seidenstraßen waren ein "komplexes Netz von Handelswegen", das den Menschen die Möglichkeit zum Austausch von Waren und Kultur bot.

Die Seidenstraße als Übertragungsweg des Buddhismus: Der Mahayana-Buddhismus gelangte erstmals während der Kuschan-Ära in das chinesische Reich (Han-Dynastie). Die Seidenstraßen auf dem Land- und dem Seeweg waren miteinander verbunden und ergänzten sich gegenseitig, so dass sie den "großen Kreis des Buddhismus" bildeten, wie ihn die Wissenschaftler nennen.

Eine maritime Seidenstraße entstand zwischen dem von China kontrollierten Giao Chỉ (im heutigen Vietnam, in der Nähe von Hanoi), wahrscheinlich im 1. Sie erstreckte sich über Häfen an den Küsten Indiens und Sri Lankas bis zu den von den Römern kontrollierten Häfen im römischen Ägypten und den nabatäischen Gebieten an der nordöstlichen Küste des Roten Meeres. Die früheste römische Glasschale, die in China gefunden wurde, stammt aus einem Grab der westlichen Han in Guangzhou und wird auf das frühe 1. Jahrhundert v. Chr. datiert, was darauf hindeutet, dass römische Handelswaren über das Südchinesische Meer eingeführt wurden. Den chinesischen Dynastiegeschichten zufolge kamen die römischen Botschaften aus dieser Region nach China, und zwar ab 166 n. Chr. während der Regierungszeit von Marcus Aurelius und Kaiser Huan von Han. Andere römische Glaswaren wurden in Gräbern aus der Ost-Han-Zeit (25-220 n. Chr.) weiter im Landesinneren in Nanjing und Luoyang gefunden.

P.O. Harper behauptet, dass ein römischer vergoldeter Silberteller aus dem 2. oder 3. Jahrhundert, der in Jingyuan, Gansu, China, gefunden wurde und ein zentrales Bild des griechisch-römischen Gottes Dionysos zeigt, der auf einem Katzenwesen ruht, höchstwahrscheinlich über den Groß-Iran (d. h. Sogdiana) kam. Valerie Hansen (2012) geht davon aus, dass die frühesten römischen Münzen, die in China gefunden wurden, aus dem 4. Jahrhundert stammen, also aus der Spätantike und der Herrschaftszeit, und dass sie aus dem Byzantinischen Reich stammen. Warwick Ball (2016) hebt jedoch die jüngste Entdeckung von sechzehn römischen Münzen aus der Prinzipatszeit hervor, die in Xi'an (ehemals Chang'an, eine der beiden Han-Hauptstädte) gefunden wurden und während der Regierungszeit der römischen Kaiser von Tiberius bis Aurelian (d. h. 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) geprägt wurden.

Helen Wang weist darauf hin, dass diese Münzen zwar in China gefunden wurden, aber im zwanzigsten Jahrhundert und nicht in der Antike dort deponiert wurden und daher keinen Aufschluss über die historischen Kontakte zwischen China und Rom geben. Römische Goldmedaillons aus der Regierungszeit von Antoninus Pius und möglicherweise seines Nachfolgers Marcus Aurelius wurden in Óc Eo in Südvietnam gefunden, das damals zum Königreich Funan gehörte und an die chinesische Provinz Jiaozhi in Nordvietnam grenzte. In Anbetracht der archäologischen Funde mediterraner Artefakte, die Louis Malleret in den 1940er Jahren machte, könnte Óc Eo derselbe Ort gewesen sein wie die von Ptolemäus in seiner Geographie (um 150 n. Chr.) beschriebene Hafenstadt Kattigara, obwohl Ferdinand von Richthofen zuvor glaubte, sie läge näher bei Hanoi.

Entwicklung

Römisches Reich (30 v. Chr. - 3. Jahrhundert n. Chr.)

Zentralasien zur Zeit der Römer, mit der ersten Seidenstraße BCE–3rd_century_CE)

Schon bald nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer im Jahr 30 v. Chr. blühten die regelmäßige Kommunikation und der Handel zwischen China, Südostasien, Indien, dem Nahen Osten, Afrika und Europa in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Das Römische Reich erbte die östlichen Handelswege, die Teil der Seidenstraße waren, von den früheren hellenistischen Mächten und den Arabern. Die Kontrolle über diese Handelswege brachte den Bürgern des Römischen Reiches neuen Luxus und größeren Wohlstand für das gesamte Reich. Die in den archäologischen Stätten von Gyeongju, der Hauptstadt des Königreichs Silla (Korea), entdeckten Glaswaren im römischen Stil zeigen, dass römische Artefakte bis auf die koreanische Halbinsel gehandelt wurden. Der griechisch-römische Handel mit Indien, der 130 v. Chr. von Eudoxus von Cyzicus begonnen wurde, nahm weiter zu, und laut Strabo (II.5.12) fuhren zur Zeit des Augustus jährlich bis zu 120 Schiffe von Myos Hormos im römischen Ägypten nach Indien. Über die Häfen von Barygaza (heute Bharuch) und Barbaricum (heute Karachi, Sindh, Pakistan) war das Römische Reich mit der zentralasiatischen Seidenstraße verbunden und setzte sie entlang der Westküste Indiens fort. Ein antiker "Reiseführer" für diese Handelsroute durch den Indischen Ozean war der griechische Periplus of the Erythraean Sea aus dem Jahr 60 n. Chr. BCE–3rd_century_CE)

Die Reisegruppe von Maës Titianus drang von der Mittelmeerwelt aus am weitesten nach Osten entlang der Seidenstraße vor, wahrscheinlich mit dem Ziel, die Kontakte zu regulieren und die Rolle der Zwischenhändler zu verringern, und zwar während einer der Flauten in den zeitweiligen Kriegen Roms mit Parthien, die den Verkehr auf der Seidenstraße immer wieder behinderten. Der interkontinentale Handel und die Kommunikation wurden regelmäßig, organisiert und von den "Großmächten" geschützt. Schon bald kam es zu einem intensiven Handel mit dem Römischen Reich, was durch die römische Begeisterung für chinesische Seide (die über die Parther geliefert wurde) bestätigt wurde, obwohl die Römer glaubten, dass die Seide von Bäumen stammte. Dieser Glaube wurde von Seneca dem Jüngeren in seiner Phaedra und von Vergil in seinen Georgien bestätigt. Vor allem Plinius der Ältere wusste es besser. Über die Bombyx oder Seidenspinner schrieb er in seinen Naturgeschichten: "Sie weben Netze wie Spinnen, die zu einem luxuriösen Kleidungsstoff für Frauen werden, der Seide genannt wird." Die Römer handelten mit Gewürzen, Glaswaren, Parfüm und Seide. BCE–3rd_century_CE)

Ein Westler auf einem Kamel, Nördliche Wei-Dynastie (386-534) BCE–3rd_century_CE)

Römische Handwerker begannen, Garn durch wertvolle Seidenstoffe aus China und dem Silla-Königreich in Gyeongju, Korea, zu ersetzen. Der Reichtum der Chinesen wuchs, als sie Seide und andere Luxusgüter an das Römische Reich lieferten, dessen reiche Frauen ihre Schönheit bewunderten. Der römische Senat erließ vergeblich mehrere Edikte, um das Tragen von Seide zu verbieten, und zwar aus wirtschaftlichen und moralischen Gründen: Die Einfuhr chinesischer Seide verursachte einen enormen Goldabfluss, und Seidenkleider galten als dekadent und unmoralisch.

Ich kann Kleidung aus Seide sehen, wenn man Materialien, die weder den Körper noch den eigenen Anstand verbergen, als Kleidung bezeichnen kann.... Elende Scharen von Mägden mühen sich ab, damit die Ehebrecherin durch ihr dünnes Kleid sichtbar ist, damit ihr Mann nicht mehr Bekanntschaft mit dem Körper seiner Frau macht als irgendein Außenstehender oder Fremder.

Das Weströmische Reich und seine Nachfrage nach hochentwickelten asiatischen Produkten brach im fünften Jahrhundert zusammen. BCE–3rd_century_CE)

Die Vereinigung Zentralasiens und Nordindiens im Kuschan-Reich zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert stärkte die Rolle der mächtigen Kaufleute aus Baktrien und Taxila. Sie förderten die multikulturelle Interaktion, wie ihre Schatzkammern aus dem 2. Jahrhundert zeigen, die mit Produkten aus der griechisch-römischen Welt, China und Indien gefüllt waren, wie z. B. in der archäologischen Stätte von Begram. BCE–3rd_century_CE)

Byzantinisches Reich (6.-14. Jahrhundert)

Die Karte zeigt Byzanz zusammen mit den anderen Großmächten der Seidenstraße während der Zeit der Zersplitterung der südlichen Dynastien Chinas.

Der byzantinische griechische Historiker Prokopius berichtet, dass zwei nestorianische christliche Mönche schließlich die Art und Weise der Seidenherstellung entdeckten. Daraufhin schickte der byzantinische Kaiser Justinian (reg. 527-565) Mönche als Spione auf der Seidenstraße von Konstantinopel nach China und zurück, um die Seidenraupeneier zu stehlen. Dies führte zur Seidenproduktion im Mittelmeerraum, insbesondere in Thrakien in Nordgriechenland, und verschaffte dem Byzantinischen Reich das Monopol auf die Seidenproduktion im mittelalterlichen Europa. Im Jahr 568 wurde der byzantinische Herrscher Justin II. von einer sogdischen Gesandtschaft empfangen, die Istämi, den Herrscher des Ersten Türkischen Khaganats, vertrat. Dieser schloss mit den Byzantinern ein Bündnis gegen Khosrow I. vom Sasanischen Reich, das es den Byzantinern ermöglichte, die sasanischen Händler zu umgehen und direkt mit den Sogdiern zu handeln, um chinesische Seide zu kaufen. Obwohl die Byzantiner zu diesem Zeitpunkt bereits Seidenraupeneier aus China bezogen, war die Qualität der chinesischen Seide immer noch weitaus besser als alles, was im Westen hergestellt wurde. Diese Tatsache wird vielleicht durch die Entdeckung von Münzen unterstrichen, die von Justin II. geprägt wurden und in einem chinesischen Grab in der Provinz Shanxi gefunden wurden, das auf die Sui-Dynastie (581-618) datiert wird.

Münze von Constans II. (reg. 641-648), der in chinesischen Quellen als der erste von mehreren byzantinischen Kaisern genannt wird, der Botschaften an die chinesische Tang-Dynastie schickte

Sowohl das Alte Buch der Tang als auch das Neue Buch der Tang, die die Geschichte der chinesischen Tang-Dynastie (618-907) behandeln, berichten, dass ein neuer Staat namens Fu-lin (拂菻; d. h. Byzantinisches Reich) praktisch identisch mit dem vorherigen Daqin (大秦; d. h. Römisches Reich) war. Für die Tang-Zeit sind mehrere Fu-lin-Botschaften überliefert, beginnend im Jahr 643 mit einer angeblichen Botschaft von Constans II. (transliteriert als Bo duo li, 波多力, nach seinem Spitznamen "Kōnstantinos Pogonatos") an den Hof des Tang-Kaisers Taizong. Die Geschichte der Song-Dynastie beschreibt die letzte Botschaft und ihre Ankunft im Jahr 1081, die offenbar von Michael VII. Doukas (Mie li yi ling kai sa, 滅力伊靈改撒, nach seinem Namen und Titel Michael VII. Parapinakēs Caesar) an den Hof des Kaisers Shenzong der Song-Dynastie (960-1279) gesandt wurde.

In der Geschichte von Yuan wird jedoch behauptet, dass ein Byzantiner ein führender Astronom und Arzt in Khanbaliq am Hof von Kublai Khan, dem mongolischen Gründer der Yuan-Dynastie (1271-1368), wurde und sogar den Adelstitel "Prinz von Fu lin" (chinesisch: 拂菻王; Fú lǐn wáng) erhielt. Der uigurische nestorianisch-christliche Diplomat Rabban Bar Sauma, der von seiner chinesischen Heimat Khanbaliq (Peking) aus als Vertreter von Arghun (einem Großneffen von Kublai Khan) aufbrach, reiste durch Europa und versuchte, militärische Allianzen mit Edward I. von England, Philipp IV. von Frankreich, Papst Nikolaus IV. sowie dem byzantinischen Herrscher Andronikos II. Andronikos II. hatte zwei Halbschwestern, die mit Urenkeln von Dschingis Khan verheiratet waren, was ihn mit dem Mongolenherrscher der Yuan-Dynastie in Peking, Kublai Khan, verschwägert machte.

In der Geschichte der Ming-Dynastie ist ein Bericht überliefert, in dem der Hongwu-Kaiser nach der Gründung der Ming-Dynastie (1368-1644) einen angeblichen byzantinischen Kaufmann namens Nieh-ku-lun (捏古倫) beauftragt, dem byzantinischen Hof von Johannes V. Palaiologos im September 1371 seine Proklamation zur Gründung einer neuen Dynastie zu überbringen. Friedrich Hirth (1885), Emil Bretschneider (1888) und in jüngerer Zeit Edward Luttwak (2009) vermuteten, dass es sich dabei um keinen Geringeren als Nicolaus de Bentra handelte, einen römisch-katholischen Bischof von Khanbilaq, der von Papst Johannes XXII. ausgewählt wurde, um den vorherigen Erzbischof Johannes von Montecorvino zu ersetzen.

Tang-Dynastie (7. Jahrhundert)

Eine chinesische Sancai-Statue eines Sogdianers mit einem Weinschlauch, Tang-Dynastie (618-907)
Die Reiche und Stadtstaaten am Horn von Afrika, wie z. B. die Axumiten, waren wichtige Handelspartner an der alten Seidenstraße.
Nachdem die Tang die Gokturken besiegt hatten, öffneten sie die Seidenstraße wieder nach Westen.

Obwohl die Seidenstraße ursprünglich während der Herrschaft von Kaiser Wu von Han (141-87 v. Chr.) angelegt wurde, wurde sie vom Tang-Reich 639 wiedereröffnet, als Hou Junji die westlichen Regionen eroberte, und blieb fast vier Jahrzehnte lang offen. Nach der Eroberung durch die Tibeter im Jahr 678 wurde sie geschlossen, doch im Jahr 699, zur Zeit der Kaiserin Wu, wurde die Seidenstraße wieder eröffnet, als die Tang die ursprünglich 640 errichteten Vier Garnisonen von Anxi zurückeroberten und China wieder direkt mit dem Westen für den Landhandel verbanden. Die Tang eroberten 722 die lebenswichtige Route durch das Gilgit-Tal von Tibet aus, verloren sie 737 an die Tibeter und gewannen sie unter dem Kommando des goguryeo-koreanischen Generals Gao Xianzhi zurück.

Während die Türken in der Ordos-Region (ehemaliges Gebiet der Xiongnu) angesiedelt wurden, übernahm die Tang-Regierung die militärische Beherrschung der zentralen Steppe. In den 640er und 650er Jahren eroberte die Tang-Dynastie (zusammen mit türkischen Verbündeten) Zentralasien und unterwarf es. Allein während der Herrschaft von Kaiser Taizong wurden große Feldzüge nicht nur gegen die Göktürken, sondern auch gegen die Tuyuhun, die Oasenstaaten und die Xueyantuo geführt. Unter Kaiser Taizong eroberte der Tang-General Li Jing das osttürkische Khaganat. Unter Kaiser Gaozong eroberte der Tang-General Su Dingfang das westtürkische Khaganat, einen wichtigen Verbündeten des byzantinischen Reiches. Nach diesen Eroberungen kontrollierte die Tang-Dynastie das Gebiet von Xiyu, das strategisch günstig an der Seidenstraße lag, vollständig. Dies veranlasste die Tang-Dynastie zur Wiedereröffnung der Seidenstraße, wobei dieser Abschnitt in vielen historischen Texten als Tang-Tubo-Straße ("Tang-Tibet-Straße") bezeichnet wird.

Die Tang-Dynastie errichtete eine zweite Pax Sinica, und die Seidenstraße erreichte ihr goldenes Zeitalter, in dem persische und sogdische Kaufleute vom Handel zwischen Ost und West profitierten. Gleichzeitig nahm das chinesische Kaiserreich fremde Kulturen auf und wurde in seinen städtischen Zentren sehr kosmopolitisch. Neben dem Landweg entwickelte die Tang-Dynastie auch die maritime Seidenstraße. Chinesische Gesandte segelten vielleicht schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. durch den Indischen Ozean nach Indien, doch erst während der Tang-Dynastie war eine starke chinesische Seepräsenz im Persischen Golf und im Roten Meer bis nach Persien, Mesopotamien (den Euphrat im heutigen Irak hinauf), Arabien, Ägypten, Aksum (Äthiopien) und Somalia am Horn von Afrika zu verzeichnen.

Sogdisch-türkische Stämme (4.-8. Jahrhundert)

Die Karawane von Marco Polo auf der Seidenstraße, 1380

Die Seidenstraße ist ein frühes Phänomen der politischen und kulturellen Integration durch den interregionalen Handel. In ihrer Blütezeit förderte sie eine internationale Kultur, die so unterschiedliche Gruppen wie die Magyaren, Armenier und Chinesen zusammenbrachte. Die Seidenstraße erreichte ihren Höhepunkt im Westen während der Zeit des Byzantinischen Reiches, im Nil-Oxus-Abschnitt von der Zeit der Sassaniden bis zur Zeit des Il-Khanats und in der sinitischen Zone von der Zeit der Drei Reiche bis zur Yuan-Dynastie. Der Handel zwischen Ost und West entwickelte sich auch über den Indischen Ozean, zwischen Alexandria in Ägypten und Guangzhou in China. Die Münzen der persischen Sassaniden entwickelten sich zu einem ebenso wertvollen Zahlungsmittel wie Seidengarn und Textilien.

Die starke integrierende Dynamik der Seidenstraße einerseits und die von ihr ausgehenden Veränderungen andererseits führten dazu, dass Stammesgesellschaften, die zuvor isoliert entlang der Seidenstraße lebten, und Hirtenvölker mit barbarischer Kulturentwicklung von den Reichtümern und Möglichkeiten der durch die Routen verbundenen Zivilisationen angezogen wurden und den Beruf des Plünderers oder Söldners ergriffen. "Viele Barbarenstämme wurden zu geschickten Kriegern, die in der Lage waren, reiche Städte und fruchtbares Land zu erobern und starke militärische Imperien zu schmieden."

Karte von Eurasien und Afrika mit Handelsnetzen, um 870

Die Sogdier beherrschten den Ost-West-Handel nach dem 4. Jahrhundert bis zum 8. Jahrhundert, wobei Suyab und Talas zu ihren wichtigsten Zentren im Norden zählten. Sie waren die wichtigsten Karawanenhändler in Zentralasien. Ihre Handelsinteressen wurden durch die wiedererstarkte militärische Macht der Göktürken geschützt, deren Reich als "gemeinsames Unternehmen des Ashina-Klans und der Soghdianer" beschrieben wurde. A.V. Dybo stellte fest, dass "nach Ansicht der Historiker die Hauptantriebskraft der Großen Seidenstraße nicht nur Sogdier waren, sondern die Träger einer gemischten sogdisch-türkischen Kultur, die oft aus gemischten Familien stammten".

Die Seidenstraße führte zur Entstehung von Militärstaaten nomadischen Ursprungs in Nordchina und zur Einführung der nestorianischen, manichäischen, buddhistischen und später islamischen Religionen in Zentralasien und China.

Islamische Ära (8.-13. Jahrhundert)

Die runde Stadt Bagdad war zwischen 767 und 912 der wichtigste städtische Knotenpunkt entlang der Seidenstraße.
Ein Löwenmotiv auf sogdischer polychromer Seide, 8. Jahrhundert, wahrscheinlich aus Buchara

In der Umayyaden-Ära hatte Damaskus Ctesiphon als wichtiges Handelszentrum überholt, bis die Abbasiden-Dynastie die Stadt Bagdad errichtete, die sich zur wichtigsten Stadt an der Seidenstraße entwickelte.

Am Ende seines Ruhmes brachten die Routen das größte kontinentale Reich aller Zeiten hervor, das Mongolenreich mit seinen politischen Zentren entlang der Seidenstraße (Peking) in Nordchina, Karakorum in der zentralen Mongolei, Sarmakhand in Transoxiana, Täbris im Nordiran, das die politische Vereinigung von Zonen verwirklichte, die zuvor nur lose und mit Unterbrechungen durch materielle und kulturelle Güter verbunden waren.

Die islamische Welt expandierte im 8. Jahrhundert unter dem Umayyaden-Kalifat nach Zentralasien, während sein Nachfolger, das Abbasiden-Kalifat, die chinesische Westexpansion in der Schlacht von Talas im Jahr 751 (in der Nähe des Flusses Talas im heutigen Kirgisistan) stoppte. Nach dem katastrophalen An-Lushan-Aufstand (755-763) und der Eroberung der westlichen Regionen durch das tibetische Reich war das Tang-Reich jedoch nicht in der Lage, seine Kontrolle über Zentralasien wiederherzustellen. Zeitgenössische Tang-Autoren stellten fest, dass die Dynastie ab diesem Zeitpunkt im Niedergang begriffen war. Im Jahr 848 gelang es den Tang-Chinesen unter der Führung des Feldherrn Zhang Yichao lediglich, den Hexi-Korridor und Dunhuang in Gansu von den Tibetern zurückzuerobern. Das persische Samanidenreich (819-999) mit Zentrum in Buchara (Usbekistan) setzte das Handelserbe der Sogdier fort. Jahrhunderts und der Eroberung Zentralasiens durch das türkisch-islamische Kara-Khanid-Khanat wurden die Handelsunterbrechungen in diesem Teil der Welt eingedämmt, doch das nestorianische Christentum, der Zoroastrismus, der Manichäismus und der Buddhismus verschwanden in Zentralasien praktisch.

Im frühen 13. Jahrhundert wurde Khwarezmia vom Mongolenreich eingenommen. Der Mongolenherrscher Dschingis Khan ließ die einst pulsierenden Städte Buchara und Samarkand nach einer Belagerung niederbrennen. Im Jahr 1370 erlebte Samarkand als Hauptstadt des neuen Timuridenreichs jedoch einen neuen Aufschwung. Der türkisch-mongolische Herrscher Timur siedelte mit Gewalt Handwerker und Intellektuelle aus ganz Asien nach Samarkand um und machte die Stadt zu einem der wichtigsten Handelszentren und kulturellen Zentren der islamischen Welt.

Mongolenreich (13.-14. Jahrhundert)

Celadon-Vase aus der Yuan-Dynastie aus Mogadischu.
Karte der Reisen von Marco Polo (1271-1295)

Die mongolische Expansion auf dem gesamten asiatischen Kontinent von etwa 1207 bis 1360 trug zur politischen Stabilität bei und stellte die Seidenstraße (über Karakorum und Khanbaliq) wieder her. Sie beendete auch die Vorherrschaft des islamischen Kalifats über den Welthandel. Da die Mongolen die Kontrolle über die Handelswege erlangten, wurde der Handel in der gesamten Region vorangetrieben, auch wenn sie ihre nomadische Lebensweise nie aufgaben.

Die mongolischen Herrscher wollten ihre Hauptstadt in der zentralasiatischen Steppe errichten. Um dieses Ziel zu erreichen, stellten sie nach jeder Eroberung Einheimische (Händler, Gelehrte, Handwerker) ein, die ihnen beim Aufbau und der Verwaltung ihres Reiches helfen sollten. Die Mongolen bauten Land- und Seewege über den eurasischen Kontinent, das Schwarze Meer und das Mittelmeer im Westen und den Indischen Ozean im Süden aus. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts florierten von den Mongolen geförderte Handelspartnerschaften im Indischen Ozean, die den mongolischen Nahen Osten mit dem mongolischen China verbanden.

Der mongolische Diplomat Rabban Bar Sauma besuchte 1287-88 die europäischen Höfe und legte den Mongolen einen ausführlichen schriftlichen Bericht vor. Etwa zur gleichen Zeit bereiste der venezianische Entdecker Marco Polo als einer der ersten Europäer die Seidenstraße nach China. Seine Erzählungen, die in The Travels of Marco Polo dokumentiert sind, öffneten dem Westen die Augen für einige der Bräuche des Fernen Ostens. Er war nicht der erste, der Geschichten mitbrachte, aber er war einer der am meisten gelesenen. Ihm waren zahlreiche christliche Missionare im Osten vorausgegangen, wie Wilhelm von Rubruck, Benedykt Polak, Giovanni da Pian del Carpine und Andreas von Longjumeau. Zu den späteren Gesandten gehörten Odoric von Pordenone, Giovanni de' Marignolli, Johannes von Montecorvino, Niccolò de' Conti und Ibn Battuta, ein marokkanisch-muslimischer Reisender, der zwischen 1325 und 1354 von Täbris aus den heutigen Nahen Osten und die Seidenstraße durchquerte.

Im 13. Jahrhundert wurde eine französisch-mongolische Allianz angestrebt, mit einem Austausch von Botschaftern und (gescheiterten) Versuchen einer militärischen Zusammenarbeit im Heiligen Land während der späteren Kreuzzüge. Schließlich konvertierten die Mongolen im Ilkhanat, nachdem sie die Dynastien der Abbasiden und Ayyubiden zerstört hatten, zum Islam und unterzeichneten 1323 den Vertrag von Aleppo mit der überlebenden muslimischen Macht, den ägyptischen Mamelucken.

Einige Studien deuten darauf hin, dass der Schwarze Tod, der Europa ab den späten 1340er Jahren verwüstete, über die Handelsrouten des Mongolenreichs aus Zentralasien (oder China) nach Europa gelangt sein könnte. Eine Theorie besagt, dass genuesische Händler, die aus dem Hafen von Trebizond in der Nordtürkei kamen, die Krankheit nach Westeuropa brachten; wie bei vielen anderen Pestausbrüchen gibt es deutliche Hinweise darauf, dass sie von Murmeltieren in Zentralasien ausging und von Händlern der Seidenstraße nach Westen zum Schwarzen Meer getragen wurde.

Niedergang und Zerfall (15. Jahrhundert)

Die Hafenstädte an der Seidenstraße standen im Mittelpunkt der Reisen von Zheng He.

Die Zersplitterung des Mongolenreichs lockerte die politische, kulturelle und wirtschaftliche Einheit der Seidenstraße. Turkmenische Marschherren eroberten das Land um den westlichen Teil der Seidenstraße vom zerfallenden byzantinischen Reich. Nach dem Fall des Mongolenreichs wurden die großen politischen Mächte entlang der Seidenstraße wirtschaftlich und kulturell voneinander getrennt. Mit der Herausbildung regionaler Staaten ging der Niedergang der Nomaden einher, der zum Teil auf die verheerenden Folgen des Schwarzen Todes und zum Teil auf das Vordringen sesshafter, mit Schießpulver ausgestatteter Zivilisationen zurückzuführen war.

Teilweise Wiederbelebung in Westasien

Die Rolle Armeniens bei der Ermöglichung des europäisch-asiatischen Handels ist von großer Bedeutung, da es an den Kreuzungspunkten zwischen diesen beiden Ländern lag. Armenien hatte ein Monopol auf fast alle Handelsstraßen in diesem Gebiet und verfügte über ein riesiges Netz. Von 1700 bis 1765 wurde der gesamte Export von persischer Seide von Armeniern abgewickelt. Sie exportierten auch Rosinen, Kaffeebohnen, Feigen, türkisches Garn, Kamelhaar, verschiedene Edelsteine, Reis usw. aus der Türkei und dem Iran.

Zusammenbruch (18. Jahrhundert)

Der Seidenhandel florierte weiter, bis er durch den Zusammenbruch des Safawidenreichs in den 1720er Jahren unterbrochen wurde.

Neue Seidenstraße (20./21. Jahrhundert)

Plan der Seidenstraße mit ihrem maritimen Zweig

Im 20. Jahrhundert wurden die Seidenstraße durch den Suezkanal und die Überlandverbindungen seit dem Ersten Weltkrieg wiederholt blockiert. Dies galt auch für die massiven Handelsbarrieren des Kalten Krieges. Erst in den 1990er Jahren begannen die "alten" Handelswege wieder zu reaktivieren. Neben den chinesischen Aktivitäten und der Integration Afrikas gilt dies auch für die zunehmende Bedeutung des Mittelmeerraumes und die Verbindung nach Mitteleuropa, wie z.B. das Handelszentrum von Triest.

Der Handel entlang der Seidenstraße könnte bald fast 40 % des gesamten Welthandels ausmachen, wobei ein großer Teil auf dem Seeweg abgewickelt wird. Die Landroute der Seidenstraße scheint, was das Transportvolumen angeht, auch in Zukunft ein Nischenprojekt zu bleiben. Infolge der chinesischen Seidenstraßeninitiative und der Investitionen scheint sich der Handel auf den betreffenden Routen zu intensivieren.

Maritime Seidenstraße

Yangshan-Hafen in Shanghai, China

Die maritime Seidenstraße folgt der alten Handelsroute, die vom chinesischen Admiral Zheng He während der frühen Ming-Dynastie eröffnet wurde. Vor allem die Einrichtung des schleusenlosen Suezkanals förderte damals den Seehandel zwischen Asien und Europa in diesem Gebiet stark. Während viele Handelsströme im 20. Jahrhundert durch die Weltkriege, die Suezkrise und den Kalten Krieg unterbrochen wurden, wurden ab Beginn des 21. Jahrhunderts viele der bereits im 19.

Auch der Suezkanal wurde kontinuierlich ausgebaut und seine zeitsparende Rolle im asiatisch-europäischen Handel hervorgehoben. Am Anfang der maritimen Seidenstraße stehen die großen chinesischen Häfen in Shanghai, Shenzhen und Ningbo-Zhoushan. Die chinesischen Investitionen in Afrika werden große Gebiete Zentral- und Ostafrikas an die maritime Seidenstraße und damit an China und über den Suezkanal direkt an Südeuropa anbinden. Die zunehmende Bedeutung des Mittelmeerraums als Handelsplatz mit seinen direkten und schnellen Verbindungen nach Mittel- und Osteuropa zeigt sich an den internationalen Investitionen in den Hafenstädten Piräus und Triest. Vor allem Triest spielt eine wichtige Rolle in der als Blaue Banane bezeichneten Wirtschaftszone in Mitteleuropa. Dieser umfasst einen bananenförmigen Korridor von Südengland über die Benelux-Region, Westdeutschland und die Schweiz bis nach Norditalien. Der Transport über Triest anstelle von nördlichen Häfen wie Rotterdam und Hamburg verkürzt die Lieferzeit von Shanghai um zehn Tage und von Hongkong um neun Tage. Auf der maritimen Seidenstraße, auf der bereits mehr als die Hälfte aller Container weltweit unterwegs sind, werden Tiefwasserhäfen ausgebaut, Logistikhubs errichtet und neue Verkehrswege wie Eisenbahnen und Straßen im Hinterland geschaffen.

Der Hafen von Triest

Heute verläuft die maritime Seidenstraße mit ihren Verbindungen von der chinesischen Küste im Süden über Hanoi nach Jakarta, Singapur und Kuala Lumpur durch die Straße von Malakka über das srilankische Colombo in Richtung der Südspitze Indiens über Malé, die Hauptstadt der Malediven, bis ins ostafrikanische Mombasa, von dort nach Dschibuti, dann durch das Rote Meer über den Suezkanal ins Mittelmeer, dort über Haifa, Istanbul und Athen in die oberadriatische Region zum norditalienischen Knotenpunkt Triest mit seinem internationalen Freihafen und seinen Bahnverbindungen nach Mitteleuropa und zur Nordsee. Damit sind auch Polen, die baltischen Staaten, Nordeuropa und Mitteleuropa an die maritime Seidenstraße angeschlossen.

Eisenbahn (1990)

Bahnhof von Kaxgar, 2012

Ein Teil der Seidenstraße zwischen Pakistan und dem autonomen Gebiet Xinjiang in China bestand aus einer Schotterpiste, als 1958 mit dem Ausbau zu einer asphaltierten mehrspurigen Fernstraße (Karakorum Highway) begonnen wurde. Die Vereinten Nationen starteten 1959 das Projekt für eine transasiatische Fernstraße. Von der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik (UNESCAP) wird seit den 50er Jahren eine durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen Singapur und Istanbul vorangetrieben, die Transasiatische Eisenbahn. Seit 2001 werden 4 Korridore geplant.

Eisenbahn mit Container der China Railway Express Co. in Deutschland, 2016

Der Bau von Straßen, der durch die Entdeckung großer Ölreserven begünstigt wurde, hat den Zugang zu den unwirtlichen Gegenden erleichtert und die Regionen wurden industrialisiert. Auch die Handelswege an sich wurden wieder eröffnet und sind nicht zuletzt für den Tourismus bedeutend. Der Ausbau des asiatischen Fernstreckennetzes wird in jüngster Zeit durch das Asiatische Fernstraßen-Projekt von 32 asiatischen Staaten und den Vereinten Nationen (Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik) vorangetrieben.

Unter dem Namen Trans-Eurasia-Express wird seit 2008 eine kommerzielle Güterzugverbindung zwischen China und Deutschland angestrebt, seit 2012 verkehrt mit dem Yuxinou ein regelmäßiger Güterzug zwischen Chongqing und Duisburg. Seit 2011 lässt Hewlett-Packard Notebooks und Zubehör während der Sommermonate in drei Wochen von der Produktionsstätte in Chongqing nach Duisburg transportieren. Die Zollabfertigung wurde durch die seit 2012 in Kraft getretene Zollunion Belarus-Kasachstan-Russland vereinfacht. Insgesamt verkehrten 2016 rund 1700 Güterzüge zwischen China und Europa, im Mai 2017 waren 116 Züge von Duisburg nach China gefahren.

Trans-Eurasische Logistik

Wiederbelebung der Städte (1966)

Nach einem Erdbeben, das Taschkent in Zentralasien 1966 erschütterte, musste die Stadt wieder aufgebaut werden. Obwohl dies einen hohen Tribut für ihre Märkte forderte, begann damit eine Wiederbelebung der modernen Seidenstraßenstädte.

Gürtel- und Straßeninitiative (2013)

Während eines Besuchs in Kasachstan im September 2013 stellte der chinesische Präsident Xi Jinping einen Plan für eine neue Seidenstraße von China nach Europa vor. Die jüngste Version dieses Plans, der als "Gürtel- und Straßeninitiative" (BRI) bezeichnet wird, umfasst einen Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel auf dem Landweg und eine maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts mit Hauptpunkten in Ürümqi, Dostyk, Nur-Sultan, Gomel, der weißrussischen Stadt Brest und den polnischen Städten Małaszewicze und Łódź, die Drehkreuze für die Logistik und den Umschlag in andere europäische Länder sein würden.

Am 15. Februar 2016 traf der erste Zug, der im Rahmen des Projekts abgefertigt wurde, mit geänderter Streckenführung aus der östlichen Provinz Zhejiang in Teheran ein. Obwohl dieser Abschnitt die Seidenstraßenverbindung zwischen China und Europa nicht vervollständigt, wurde nun eine neue Eisenbahnverbindung zwischen China und Europa über Istanbul eingerichtet. Die eigentliche Route führte über Almaty, Bischkek, Samarkand und Duschanbe.

Routen

Die Seidenstraße bestand aus mehreren Routen. Als sie sich von den alten Handelszentren Chinas nach Westen ausdehnte, teilte sich die interkontinentale Seidenstraße auf dem Landweg in eine nördliche und eine südliche Route, die die Taklamakan-Wüste und den Lop Nur umgingen. Die Händler entlang dieser Routen betrieben einen "Relay-Handel", bei dem die Waren "viele Male den Besitzer wechselten, bevor sie ihr endgültiges Ziel erreichten".

Nördliche Route

Die Seidenstraße im 1. Jahrhundert

Die Nordroute begann in Chang'an (heute Xi'an), einer alten Hauptstadt Chinas, die während der späteren Han-Zeit weiter nach Osten nach Luoyang verlegt wurde. Die Route wurde um das 1. Jahrhundert v. Chr. festgelegt, als Han Wudi den Belästigungen durch Nomadenstämme ein Ende setzte.

Die nördliche Route verlief von der Provinz Shaanxi aus nordwestlich durch die chinesische Provinz Gansu und teilte sich in drei weitere Routen, von denen zwei den Gebirgsketten nördlich und südlich der Taklamakan-Wüste folgten, um sich in Kashgar zu vereinen, und die andere nördlich des Tian-Shan-Gebirges durch Turpan, Talgar und Almaty (im heutigen Südosten Kasachstans) verlief. Westlich von Kashgar trennten sich die Wege erneut, wobei ein südlicher Zweig das Alai-Tal hinunter nach Termez (im heutigen Usbekistan) und Balkh (Afghanistan) führte, während der andere durch Kokand im Fergana-Tal (im heutigen Ost-Usbekistan) und dann nach Westen durch die Karakum-Wüste verlief. Beide Routen vereinigten sich mit der südlichen Hauptroute, bevor sie das alte Merv in Turkmenistan erreichten. Ein anderer Zweig der Nordroute führte nach Nordwesten, vorbei am Aralsee und nördlich des Kaspischen Meeres, und dann weiter zum Schwarzen Meer.

Die nördliche Seidenstraße war eine Route für Karawanen und brachte zahlreiche Waren nach China, darunter "Datteln, Safranpulver und Pistazien aus Persien; Weihrauch, Aloe und Myrrhe aus Somalia; Sandelholz aus Indien; Glasflaschen aus Ägypten und andere teure und begehrte Waren aus anderen Teilen der Welt." Im Gegenzug schickten die Karawanen Bänder aus Seidenbrokat, Lackwaren und Porzellan zurück.

Südliche Route

Die südliche Route oder Karakoram-Route führte hauptsächlich auf einer einzigen Strecke von China durch das Karakoram-Gebirge, wo sie bis heute als Karakoram Highway fortbesteht, eine asphaltierte Straße, die Pakistan und China miteinander verbindet. Anschließend verlief sie in westlicher Richtung, jedoch mit Abzweigungen in südlicher Richtung, so dass Reisende die Reise von verschiedenen Punkten aus auf dem Seeweg fortsetzen konnten. Nach der Überquerung des Hochgebirges führte sie durch Nordpakistan, über das Hindukusch-Gebirge und nach Afghanistan, wo sie in der Nähe von Merv (Turkmenistan) wieder auf die Nordroute traf. Von Merv aus folgte sie einer fast geraden Linie nach Westen durch den gebirgigen Nordiran, Mesopotamien und die nördliche Spitze der syrischen Wüste bis zur Levante, wo Mittelmeer-Handelsschiffe auf regelmäßigen Routen nach Italien fuhren, während Landrouten entweder nach Norden durch Anatolien oder nach Süden nach Nordafrika führten. Eine weitere Nebenstraße führte von Herat über Susa nach Charax Spasinu an der Spitze des Persischen Golfs und weiter nach Petra und nach Alexandria und anderen Häfen des östlichen Mittelmeers, von wo aus Schiffe die Ladungen nach Rom brachten.

Südwestliche Route

Als südwestliche Route wird das Ganges/Brahmaputra-Delta vermutet, das seit mehr als zwei Jahrtausenden im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht. Strabo, der römische Schriftsteller aus dem 1. Jahrhundert, erwähnt die Deltalandschaft: "Was die Kaufleute betrifft, die jetzt von Ägypten aus segeln ... bis zum Ganges, so sind sie nur Privatleute ...". Seine Bemerkungen sind insofern interessant, als römische Perlen und andere Materialien in den Ruinen von Wari-Bateshwar gefunden werden, der antiken Stadt, deren Wurzeln noch vor der Bronzezeit liegen und die derzeit am Ufer des alten Brahmaputra in Bangladesch langsam ausgegraben wird. Ptolemäus' Karte des Gangesdeltas, eine bemerkenswert genaue Arbeit, zeigt, dass seine Informanten den Verlauf des Brahmaputra kannten, der den Himalaya durchquert und dann in westlicher Richtung zu seiner Quelle in Tibet fließt. Es besteht kein Zweifel, dass dieses Delta ein wichtiges internationales Handelszentrum war, und zwar mit ziemlicher Sicherheit schon viel früher als in unserer Zeitrechnung. Edelsteine und andere Waren aus Thailand und Java wurden im Delta und über das Delta gehandelt. Der chinesische Archäologe Bin Yang und einige frühere Autoren und Archäologen, wie z. B. Janice Stargardt, weisen nachdrücklich darauf hin, dass diese Route des internationalen Handels die Sichuan-Yunnan-Burma-Bangladesch-Route war. Bin Yang zufolge wurde die Route vor allem ab dem 12. Jahrhundert genutzt, um Goldbarren aus Yunnan (Gold und Silber gehören zu den Mineralien, an denen Yunnan reich ist) durch Nordburma ins heutige Bangladesch zu transportieren, wobei die alte Route, die so genannte "Ledo"-Route, genutzt wurde. Man geht davon aus, dass die alten Städte in Bangladesch, insbesondere die Ruinen von Wari-Bateshwar, Mahasthangarh, Bhitagarh, Bikrampur, Egarasindhur und Sonargaon, die internationalen Handelszentren dieser Route waren.

Maritime Route

Bedeutende Handelswege in Asien im 1. Jahrhundert, fett markiert die Hauptroute der Seidenstraße
  • Vom oberen Industal zum Hafen Debal im heutigen Pakistan an der Indus-Mündung. Von dort mit dem Schiff bis zum Zweistromland oder um die arabische Halbinsel herum nach Ägypten.
  • Eine Variante der vorherigen Route, diesmal aber über den Hafen Barygaza (Bharuch), weiter östlich am Golf von Khambhat gelegen.
  • Von Samarkand am Jaxartes (Syr-Darja) durch die Kasachensteppe und die Kaspische Senke zur Krim und dem Schwarzen Meer.
  • Verlängerung von den chinesischen Städten bis nach Korea und Japan.
  • Von den chinesischen Hafenstädten mit dem Schiff entlang der Küste durch die Straße von Malakka bis zu den Häfen an der indischen Ostküste, um die indische Halbinsel herum zu den Häfen an der indischen Westküste. Von dort zum Persischen Golf und nach Mesopotamien oder zum Roten Meer und Ägypten oder Palästina.
  • Von den südwestchinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan über Myanmar nach Bengalen zu den Handelsstädten im Delta von Ganges und Brahmaputra.
  • Von China über Tibet nach Bengalen.
  • Auf den mit der Seidenstraße verbundenen Pfaden durch den Ostpamir wurde in den 1930er Jahren die Pamirstraße gebaut.

Die maritime Seidenstraße bezeichnet den maritimen Abschnitt der historischen Seidenstraße, der China mit Südostasien, dem indonesischen Archipel, dem indischen Subkontinent, der arabischen Halbinsel und schließlich mit Ägypten und Europa verband.

Ausbreitung der Religionen

Die Nestorianische Stele aus dem Jahr 781 beschreibt die Einführung des nestorianischen Christentums in China

Richard Foltz, Xinru Liu und andere haben beschrieben, wie die Handelsaktivitäten entlang der Seidenstraße über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur die Übertragung von Waren, sondern auch von Ideen und Kultur ermöglichten, insbesondere im Bereich der Religionen. Der Zoroastrismus, das Judentum, der Buddhismus, das Christentum, der Manichäismus und der Islam verbreiteten sich in ganz Eurasien über Handelsnetze, die mit bestimmten religiösen Gemeinschaften und deren Institutionen verbunden waren. Vor allem die buddhistischen Klöster entlang der Seidenstraße boten Fremden einen Zufluchtsort und eine neue Religion.

Die Ausbreitung von Religionen und kulturellen Traditionen entlang der Seidenstraßen führte laut Jerry H. Bentley auch zu Synkretismus. Ein Beispiel dafür war die Begegnung mit den Chinesen und den Xiongnu-Nomaden. Diese unwahrscheinlichen Ereignisse des kulturübergreifenden Kontakts ermöglichten es beiden Kulturen, sich alternativ aneinander anzupassen. Die Xiongnu übernahmen die chinesischen landwirtschaftlichen Techniken, den Kleidungsstil und die Lebensweise, während die Chinesen die militärischen Techniken der Xiongnu, einige Kleidungsstile, Musik und Tanz übernahmen. Das vielleicht Überraschendste am kulturellen Austausch zwischen China und den Xiongnu war, dass chinesische Soldaten manchmal überliefen und zur Lebensweise der Xiongnu konvertierten und aus Angst vor Bestrafung in den Steppen blieben.

Die Mobilität der Nomaden spielte eine Schlüsselrolle bei der Erleichterung interregionaler Kontakte und des kulturellen Austauschs entlang der alten Seidenstraßen.

Übertragung des Christentums

Die Übertragung des Christentums war auf der Seidenstraße vor allem als Nestorianismus bekannt. Eine beschriftete Stele aus dem Jahr 781 zeigt, wie christliche Missionare des Nestorianismus an der Seidenstraße eintrafen. Das Christentum hatte sich sowohl nach Osten als auch nach Westen ausgebreitet, wobei es gleichzeitig die syrische Sprache mitbrachte und die Formen des Gottesdienstes weiterentwickelte.

Übertragung des Buddhismus

Fragment eines Wandgemäldes mit einer Buddha-Darstellung aus einer Stupa in Miran an der Seidenstraße (200 n. Chr. - 400 n. Chr.)
Ein blauäugiger zentralasiatischer Mönch unterrichtet einen ostasiatischen Mönch, Bezeklik, Turfan, östliches Tarimbecken, China, 9. Jahrhundert; der Mönch rechts ist möglicherweise tocharisch, wahrscheinlicher aber sogdisch.

Die Übertragung des Buddhismus nach China über die Seidenstraße begann im 1. Jahrhundert n. Chr., wie aus einem halblegendären Bericht eines Botschafters hervorgeht, der vom chinesischen Kaiser Ming (58-75) in den Westen geschickt wurde. In dieser Zeit begann sich der Buddhismus in ganz Südost-, Ost- und Zentralasien zu verbreiten. Mahayana-, Theravada- und tibetischer Buddhismus sind die drei wichtigsten Formen des Buddhismus, die sich über die Seidenstraße in Asien verbreiteten.

Die buddhistische Bewegung war die erste groß angelegte Missionsbewegung in der Geschichte der Weltreligionen. Chinesischen Missionaren gelang es, den Buddhismus bis zu einem gewissen Grad den einheimischen chinesischen Daoisten anzugleichen, wodurch die beiden Glaubensrichtungen zusammengeführt wurden. Die Gemeinschaft der Anhänger des Buddha, die Sangha, bestand aus männlichen und weiblichen Mönchen und Laien. Diese Menschen zogen durch Indien und darüber hinaus, um die Ideen des Buddha zu verbreiten. Als die Zahl der Mitglieder der Sangha zunahm, wurde es kostspielig, so dass sich nur die größeren Städte den Besuch des Buddha und seiner Jünger leisten konnten. Es wird angenommen, dass der Buddhismus unter der Herrschaft der Kuschaner von der Mitte des ersten bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts in China und anderen Teilen Asiens verbreitet wurde. Umfangreiche Kontakte begannen im 2. Jahrhundert, wahrscheinlich als Folge der Ausdehnung des Kuschan-Reiches in das chinesische Gebiet des Tarim-Beckens, aufgrund der Missionsbemühungen einer großen Zahl buddhistischer Mönche in chinesischen Gebieten. Die ersten Missionare und Übersetzer der buddhistischen Schriften ins Chinesische waren entweder Parther, Kuschaner, Sogdianer oder Kucheaner.

Zweisprachiges Edikt (Griechisch und Aramäisch) des indischen buddhistischen Königs Ashoka, 3. Jahrhundert v. Chr.; siehe Edikte von Ashoka, aus Kandahar. Dieses Edikt befürwortet die Annahme von "Göttlichkeit" unter Verwendung des griechischen Begriffs Eusebeia für Dharma. Kabul-Museum.

Eine Folge der Verbreitung des Buddhismus entlang der Seidenstraße waren Vertreibungen und Konflikte. Die griechischen Seleukiden wurden zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. wegen einer neuen iranischen Dynastie, den Parthern, in den Iran und nach Zentralasien verbannt, und infolgedessen wurden die Parther zu neuen Zwischenhändlern für den Handel in einer Zeit, in der die Römer die Hauptabnehmer für Seide waren. Parthische Gelehrte waren an einer der ersten Übersetzungen buddhistischer Texte in die chinesische Sprache überhaupt beteiligt. Ihr Haupthandelszentrum an der Seidenstraße, die Stadt Merv, entwickelte sich im Laufe der Zeit und mit dem Aufkommen des Buddhismus in China bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts zu einem bedeutenden buddhistischen Zentrum. Jahrhunderts zu einem wichtigen buddhistischen Zentrum. Das Wissen der Menschen an der Seidenstraße wuchs auch, als Kaiser Ashoka aus der Maurya-Dynastie (268-239 v. Chr.) zum Buddhismus konvertierte und die Religion in seinem nordindischen Reich zum offiziellen Status erhob.

Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. begannen auch chinesische Pilger auf der Seidenstraße nach Indien zu reisen, um einen besseren Zugang zu den buddhistischen Originalschriften zu erhalten, so z. B. Fa-hsien auf seiner Pilgerreise nach Indien (395-414) und später Xuanzang (629-644) und Hyecho, die von Korea nach Indien reisten. Die Reisen des Priesters Xuanzang wurden im 16. Jahrhundert in einem Fantasy-Abenteuerroman mit dem Titel Reise in den Westen fiktionalisiert, der von Prüfungen mit Dämonen und der Hilfe verschiedener Schüler auf der Reise erzählt.

Eine Statue, die Buddha bei einer Predigt darstellt, aus Sarnath, 3.000 km südwestlich von Urumqi, Xinjiang, 8.

Auf der Seidenstraße waren viele verschiedene Schulen des Buddhismus unterwegs. Die Dharmaguptakas und die Sarvastivadins waren zwei der wichtigsten Nikaya-Schulen. Beide wurden schließlich vom Mahayana, auch bekannt als "Großes Fahrzeug", verdrängt. Diese Strömung des Buddhismus gewann zunächst in der Region Khotan an Einfluss. Der Mahayana, der eher eine "panbuddhistische Bewegung" als eine buddhistische Schule war, scheint in Nordwestindien oder Zentralasien entstanden zu sein. Sie entstand im 1. Jahrhundert v. Chr. und war zunächst klein, und die Ursprünge dieses "Großen Fahrzeugs" sind nicht ganz klar. Einige Mahayana-Schriften wurden in Nordpakistan gefunden, aber es wird immer noch angenommen, dass die wichtigsten Texte in Zentralasien entlang der Seidenstraße verfasst wurden. Diese verschiedenen Schulen und Strömungen des Buddhismus waren das Ergebnis der vielfältigen und komplexen Einflüsse und Glaubensvorstellungen auf der Seidenstraße. Mit dem Aufkommen des Mahayana-Buddhismus änderte sich die ursprüngliche Richtung der buddhistischen Entwicklung. Diese Form des Buddhismus betonte, wie Xinru Liu sagt, "die Flüchtigkeit der physischen Realität, einschließlich des materiellen Reichtums". Sie betonte auch, dass man sich bis zu einem gewissen Punkt von materiellen Begierden befreien sollte; dies war für die Anhänger oft schwer zu verstehen.

Im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. spielten die Kaufleute eine große Rolle bei der Verbreitung der Religion, insbesondere des Buddhismus. Die Kaufleute fanden die moralischen und ethischen Lehren des Buddhismus eine attraktive Alternative zu den bisherigen Religionen. Daher unterstützten die Kaufleute buddhistische Klöster entlang der Seidenstraße, und im Gegenzug boten die Buddhisten den Kaufleuten auf ihrer Reise von Stadt zu Stadt eine Unterkunft an. Infolgedessen verbreiteten die Kaufleute den Buddhismus auf ihren Reisen in fremden Gegenden. Die Händler trugen auch dazu bei, die Diaspora in den Gemeinschaften, auf die sie trafen, zu etablieren, und im Laufe der Zeit wurden deren Kulturen auf den Buddhismus gegründet. Infolgedessen wurden diese Gemeinschaften zu Zentren der Alphabetisierung und Kultur mit gut organisierten Marktplätzen, Unterkünften und Lagerräumen. Die freiwillige Konversion der chinesischen Führungseliten trug zur Verbreitung des Buddhismus in Ostasien bei und führte dazu, dass der Buddhismus in der chinesischen Gesellschaft weit verbreitet wurde. Die Verbreitung des Buddhismus über die Seidenstraße endete im Wesentlichen im 7. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Islam in Zentralasien.

Das Judentum auf der Seidenstraße

Nach der Eroberung Babylons durch die persischen Truppen von Kyros dem Großen im Jahr 559 begannen die Anhänger des jüdischen Glaubens, von Mesopotamien aus nach Osten zu reisen. Die nach der persischen Eroberung Babylons freigelassenen judäischen Sklaven verteilten sich über das gesamte persische Reich. Einige Judäer könnten bis nach Baktrien und Sogdien gereist sein, obwohl es keine eindeutigen Beweise für diese frühe Ansiedlung von Judäern gibt. Nach der Ansiedlung dürften die meisten Judäer in den Handel eingestiegen sein. Der Handel entlang der Seidenhandelsnetze durch judäische Kaufleute nahm mit der Ausweitung der Handelsnetze zu. Im klassischen Zeitalter, als Handelsgüter von China bis Rom transportiert wurden, befanden sich die judäischen Kaufleute in Zentralasien in einer vorteilhaften Position, um am Handel entlang der Seidenstraße teilzunehmen. Eine Gruppe judäischer Kaufleute, die aus Gallien stammte und als Radaniten bekannt war, war eine Gruppe judäischer Kaufleute, die über ein blühendes Handelsnetz von China nach Rom verfügte. Erleichtert wurde dieser Handel durch die guten Beziehungen, die die Radaniten zu den Chasarentürken aufbauen konnten. Die Chasarentürken dienten als gute Zwischenstation zwischen China und Rom, und die Chasarentürken sahen in einer Beziehung zu den Radaniten eine gute Handelsmöglichkeit.

Richard Foltz zufolge "gibt es mehr Beweise für einen iranischen Einfluss auf die Entstehung jüdischer [religiöser] Ideen als umgekehrt". Die Vorstellungen von einem Paradies (Himmel) für die Guten und einem Ort des Leidens (Hölle) für die Bösen sowie eine Form der Apokalypse am Ende der Welt stammen von iranischen religiösen Vorstellungen, was durch das Fehlen solcher Vorstellungen in vorexilischen jüdischen Quellen bestätigt wird. Der Ursprung des Teufels soll auch auf den iranischen Angra Mainyu, eine böse Figur in der persischen Mythologie, zurückgehen.

Ausweitung der Künste

Ikonographische Entwicklung des Windgottes. Links: Griechischer Windgott aus Hadda, 2. Jahrhundert. Mitte: Windgott aus Kizil, Tarimbecken, 7. Jahrhundert. Rechts: Japanischer Windgott Fujin, 17. Jahrhundert.

Viele künstlerische Einflüsse wurden über die Seidenstraße übertragen, insbesondere über Zentralasien, wo sich hellenistische, iranische, indische und chinesische Einflüsse vermischen konnten. Die griechisch-buddhistische Kunst ist eines der anschaulichsten Beispiele für diese Interaktion. Seide war auch eine Darstellung der Kunst und diente als religiöses Symbol. Vor allem aber diente die Seide als Zahlungsmittel für den Handel entlang der Seidenstraße.

Diese künstlerischen Einflüsse lassen sich an der Entwicklung des Buddhismus ablesen, wo zum Beispiel Buddha in der Kushan-Zeit erstmals als Mensch dargestellt wurde. Viele Gelehrte führen dies auf griechische Einflüsse zurück. Die Mischung aus griechischen und indischen Elementen findet sich in der späteren buddhistischen Kunst in China und in allen Ländern an der Seidenstraße wieder.

Die Kunstproduktion bestand aus vielen verschiedenen Gegenständen, die entlang der Seidenstraße von Ost nach West gehandelt wurden. Ein gängiges Produkt, der Lapislazuli, war ein blauer Stein mit goldenen Flecken, der als Farbe verwendet wurde, nachdem er zu Pulver gemahlen worden war.

Gedenkveranstaltung

Am 22. Juni 2014 ernannte die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) die Seidenstraße auf der Welterbekonferenz 2014 zum Weltkulturerbe. Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen arbeitet seit 1993 an der Entwicklung eines nachhaltigen internationalen Tourismus entlang der Route mit dem erklärten Ziel, Frieden und Verständnis zu fördern.

Anlässlich der Aufnahme der Seidenstraße in das UNESCO-Welterbe kündigte das Nationale Seidenmuseum Chinas eine "Seidenstraßenwoche" an, die vom 19. bis 25. Juni 2020 stattfinden soll.

In Bischkek und Almaty ist jeweils eine große Ost-West-Straße nach der Seidenstraße benannt (kirgisisch: Жибек жолу, Jibek Jolu in Bischkek, und kasachisch: Жібек жолы, Jibek Joly in Almaty). Es gibt auch eine Seidenstraße in Macclesfield, UK.

Galerie

Bedeutung

Organisation des Handels

Banditen und Räuber waren wegen des großen Warenstromes und der Reichtümer sehr häufig ein Problem der Sicherheit. Das Han-Reich stattete deshalb seine Karawanen mit besonderem Geleitschutz aus und erweiterte die Große Mauer nach Westen.

Chinesische Zollstation auf der Seidenstraße in der Nähe von Dunhuang

Die Organisation des transkontinentalen Handels war komplex und schwierig. Unzählige Tiere, eine große Anzahl von Viehtreibern und Tonnen von Handelsgütern mussten organisiert und bewegt werden. Dabei mussten Mensch und Tier auf der langen Reise unter erschwerten geographischen und klimatischen Bedingungen versorgt werden. Üblicherweise bereisten die Kaufleute aber nicht die gesamte Strecke, um ihre Waren zu verkaufen. Vielmehr lief der Handel über verschiedene Streckenabschnitte und mehrere Zwischenhändler ab. Während das westliche Ende der Seidenstraße lange die Parther und später die Sassaniden kontrollierten, waren es in Zentralasien vor allem verschiedene Gruppen von Reiterstämmen (etwa Xiongnu, Iranische Hunnen, Kök-Türken), die den Warenaustausch dominierten.

Eine wichtige Rolle spielten sogdische Händler, deren Kontakte bis nach China reichten. Erhaltene Briefe sogdischer Händler stellen zudem eine bedeutende Quelle zur Geschichte der Seidenstraße dar.

Im Mittelalter nutzten auch die jüdischen Radhaniten die Seidenstraße. Außer durch Oasen wurde die Strecke auch durch militärische Stationen wie Haltepunkte zum Wechseln der Pferde unterbrochen, die den Durchgangsverkehr sicherten.

Eine große Bedeutung als Transportmittel kam dem Trampeltier zu, das in Zentralasien beheimatet war. Es hat den Vorteil, dass es hitzeresistenter als Dromedare ist und ein Winterfell besitzt, so dass es gut an die kontinentalklimatypisch extremen Temperaturschwankungen in den Steppen- und Bergregionen mit großen Höhenunterschieden angepasst ist.

In der neueren Forschung wird davor gewarnt, dass das Handelsvolumen auf dem Landweg und die Verkehrsinfrastruktur der verschiedenen Handelsrouten oft überschätzt wurde, denn es handelte sich bei der Seidenstraße nicht um eine einzige, durchgängige Route von Ost nach West. Der Transport war oft mit dem Warenumschlag an verschiedenen Stationen verbunden und zeitraubend. In der älteren Forschung wurde zudem die Bedeutung der Transferlandschaften nicht genügend gewürdigt, wie Zentralasien und Persien.

Kultur- und Techniktransfer

Chinesische Darstellung zur Papierherstellung, 105 n. Chr.

Der Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder Ideologien geschah weniger absichtlich als der Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen, politischen oder missionarischen Gründen, stimulierten den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Gesellschaften. Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und unbekanntes Wissen kursierten unter den Reisenden. Die Seidenstraße bildete über mehrere Jahrhunderte den ausdauerndsten, weitreichendsten und vielfältigsten Austausch zwischen Orient und Okzident.

Neben der Einführung neuer Nahrungsmittel fand auch ein agrarkultureller Austausch statt.

Bedeutende Techniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck, chemische Prozesse wie die Destillation und die Erzeugung von Schwarzpulver, sowie effizientere Pferdegeschirre und der Steigbügel wurden über die Seidenstraße aus Asien nach Westen verbreitet.

Ausbreitung von Krankheiten

Die Pest in Phrygien, Kupferstich von Marcantonio Raimondi, 1515/16

Genauso wie religiöse Vorstellungen oder kulturelle Güter verbreiteten sich wiederholt Krankheiten und Infektionen entlang der Seidenstraße. Fernreisende halfen den Erregern, sich über ihr Ursprungsgebiet hinaus zu verbreiten und so Populationen anzugreifen, die weder ererbte noch erworbene Immunität gegen die Krankheiten, die sie auslösten, besaßen. So entstanden Epidemien, die zu dramatischen Konsequenzen führen konnten.

Das in Europa wohl bekannteste und folgenreichste Beispiel für die Verbreitung von Krankheiten entlang der Seidenstraße ist die Ausbreitung der Pest im 14. Jahrhundert. Nach einer Hypothese des Autors William Bernstein erlaubte die auf den Mongolensturm im 13. Jahrhundert folgende Pax Mongolica erneut intensivierte und direkte Handelskontakte zwischen Europa und Asien. Durch diesen regen Austausch wurden auch Pestbakterien, die vor allem in wild lebenden Nagetierpopulationen Asiens vorkommen, nach Europa gebracht. Über Handelsschiffe aus Kaffa auf der Halbinsel Krim gelangte die Pest um 1348 auch nach Mitteleuropa. Vor allem der Transport von Pelzen begünstigte ihre schnelle Verbreitung. Ungeklärt in diesem Zusammenhang ist, warum der Schwarze Tod in China und Indien keine vergleichbare Zahl an Toten forderte. Im ähnlich dicht bevölkerten Indien des 14. Jahrhunderts kam es sogar zu einem Bevölkerungsanstieg; im viel dichter besiedelten China starben mehr Menschen an Hungersnöten und den Kriegen gegen die Mongolen als am Schwarzen Tod. Es gibt auch keine historischen Aufzeichnungen über eine Pandemie, die mit dem Schwarzen Tod in Europa vergleichbar wäre.

Verlauf

Zur Natur

Tian-Shan-Gebirge

Die Seidenstraße war alles andere als eine durch die Natur vorgegebene Route. Vom Mittelmeer bis nach China durch Trockengebiete und Wüsten verlaufend, ist sie eine der unwirtlichsten Strecken der Erde, die durch versengtes, wasserloses Land läuft und eine Oase mit der nächsten verbindet. Mesopotamien, das Iranische Hochland und das Tiefland von Turan liegen auf dem Weg. Hat man das Tarimbecken mit der Taklamakan-Wüste erreicht, ist man umgeben von den höchsten Gebirgsketten der Erde: Im Norden ragt der Tian Shan auf, im Westen der Pamir, im Südwesten der Karakorum und im Süden der Kunlun. Nur ein paar eisige Pässe, die mit ihren tiefen Schluchten und 5000 zu überwindenden Höhenmetern zu den schwersten der Welt gehören, führen durch das Gebirge. Auch das Klima ist rau: Sandstürme sind häufig, im Sommer steigt die Temperatur auf über 40 °C an und im Winter sinkt sie oft unter −20 °C.

Gerade durch die geographische Beschaffenheit bedingt, bildeten sich nur wenige feste Verkehrs- und Handelswege aus. An vielen Stellen gab es Alternativen und Ausweichwege.

Hauptroute

Meistens bezieht sich der Name „Seidenstraße“ auf die hier beschriebene Route, die einige Verzweigungen aufweist, und die wegen ihrer Länge nochmals unterteilt wird in einen westlichen, mittleren und östlichen Teil.

Das Kernstück der Seidenstraße im Mittelalter

Das Kernstück der Seidenstraße, manchmal auch mittlere Seidenstraße genannt, erstreckt sich von der ostiranischen Hochebene und der Stadt Merw im Westen bis zur Wüste Gobi und der Stadt Dunhuang im Osten sowie dem Abzweig Richtung Süden nach Kaschmir und Peschawar. Es verbindet drei der wichtigsten asiatischen Kulturräume: Iran, Indien und China. Das Land ist gekennzeichnet durch Wüsten mit alten Oasenstädten, der Kasachensteppe im Westen und der mongolischen Steppe im Osten sowie hohen Gebirgen.

Die Hauptroute teilt sich streckenweise in verschiedene Zweige auf. Von Merw konnte man den Oxus (heute Amudarja) überqueren und erreichte die in Transoxanien gelegenen Städte Buchara und Samarkand. Von dort aus führte ein Nordostzweig über Taschkent nördlich des Tian-Shan-Gebirges über Beshbaliq (bei Ürümqi) und über Turpan (Turfan), Hami (Kumul), vereinigte sich bei Anxi (heute Guazhou) wieder mit dem Hauptzweig. Der Hauptzweig folgte von Samarkand aus dem Oberlauf des Jaxartes (Syrdarja) durch das von diesem bewässerte Ferghanatal über Kokand (Qoʻqon) und Andijon, überquerte das Tian-Shan-Gebirge und gelangte nach Kaschgar (Kaxgar) im Tarimbecken.

Taklamakan bei Yarkant

Die im Tarimbecken gelegene Wüste Taklamakan konnte im Norden oder im Süden umgangen werden. Entlang dem Südrand ging es über Yarkant, Hotan, Yutian, Qarqan, Keriya, Niya, Miran und Qakilik, bis man schließlich Dunhuang erreichte. Ab dem 2. Jahrhundert, als ein Klimawechsel mehr Wasser in die Region brachte, war dies der übliche Weg. Später trockneten die Oasen am Südrand wieder aus, und ab dem 5. Jahrhundert wurde der Weg entlang des Nordrandes üblich: von Kaschgar (Kaxgar) ging es über Tumshuq (Tumxuk), Aksu, Kuqa (Kucha), Karashar, Korla, Loulan und schließlich erreichte man ebenfalls Dunhuang.

Von Kuqa (Kucha) gab es einen weiteren Abzweig nordöstlich nach Turpan (Turfan) und dann weiter wie der oben beschriebene Nordostzweig. Auch das Siebenstromland war durch Pfade angebunden.

Um nach Indien zu gelangen, mussten sehr hohe Gebirge überquert werden. Von Merw gelangte man entlang des Oberlaufes des Oxus (Amu Darja) über Baktra (heute Balch) zum Chaiber-Pass, überquerte den Hindukusch und gelangte in die nordwestindische Provinz Gandhara nach Begram, Kapisa und Peschawar.

Ab dem 3. Jahrhundert wurde auch eine andere Route genutzt: vom oberen Industal über Gilgit und das Hunza-Tal wurde das Karakorum-Gebirge überquert und mit Kaschgar (Kaxgar) das Tarimbecken erreicht. Diese Route entspricht dem Verlauf des ab den 1960er Jahren gebauten Karakorum Highways.

Der Gesamtverlauf der Hauptroute der Seidenstraße im Mittelalter

Die östliche Seidenstraße schließt sich östlich an die mittlere Seidenstraße an und führt zu den wichtigen Städten Chinas. Sie führte von Dunhuang östlich über Anxi (heute Guazhou) durch den Gansu- oder Hexi-Korridor über Jiayuguan (bis hierher wurde die Große Mauer zum Schutz des Handelsweges gebaut), Zhangye und Wuwei bis nach Lanzhou, danach über Tianshui und Baoji bis Chang’an. Von dort ging es nordöstlich nach Peking oder östlich nach Nanjing.

Die westliche Seidenstraße, auch die Große Chorasan-Straße genannt, schließt westlich an die mittlere Seidenstraße an und führt zu den Hafenstädten am Mittelmeer. Sie führte von Merw über Tūs (Maschhad), Nischapur, Hekatompylos (später Dāmghān), Rhagae (später Schahr-e Rey), Ekbatana (später Hamadan) und Babylon (später Bagdad) nach Palmyra. Von dort ging es nach Nordwesten über Aleppo nach Antiochia am Orontes (heute Antakya) und Tyros bis Konstantinopel (heute Istanbul) oder nach Südwesten über Damaskus und Gaza nach Kairo und Alexandria.

Geschichte

Älteste Berichte über den Verlauf der Seidenstraße stammen aus der griechisch-römischen Antike. Herodot hat um 430 v. Chr. die Stationen der Route mit den Namen der dort ansässigen Völker bezeichnet. Nach seiner Beschreibung verlief die Straße von der Mündung des Don zunächst nach Norden, ehe sie nach Osten abbog zu dem Gebiet der Parther und weiter über einen Karawanenpfad nördlich des Tian Shan bis zur westlichen chinesischen Provinz Gansu.

Verbindungen zwischen innerasiatischen Gebieten wie auch zwischen China und Europa hat es seit ältester Zeit, mindestens seit Beginn der Bronzezeit gegeben. Sie basierten unter anderem auf dem Austausch von Kenntnissen der Metallgewinnung und -verarbeitung wie auch dem Austausch von Handelsgütern, ermöglichten diplomatische Kontakte und beförderten auch das Wissen über die jeweils andere Kultur. Diese Verbindungen bestanden aber keineswegs kontinuierlich, liefen meist über Mittelsmänner ab und waren immer wieder längere Zeiträume unterbrochen, in denen Handel, Verkehr und Austausch von Informationen behindert wurden.

Niedergang

Der Niedergang der Seidenstraße setzte mit der Song-Dynastie ein und wurde durch den verstärkten chinesischen Seehandel, die Entstehung neuer Märkte in Südostasien und die hohen Zollforderungen der Araber begünstigt. Ein weiterer wichtiger Grund war das Versiegen der von Gletschern gespeisten Flüsse rund um die Wüsten Taklamakan und Lop im mittleren Teil der Seidenstraße.

Auf dem Seeweg entfielen die Gefahren der langen Reise und die Abgaben an die Zwischenhändler. Die Seidenstraße verlor im Zuge der weltweiten Expansion der europäischen Seemächte in der Frühen Neuzeit endgültig an Bedeutung. Der Handel über die Seidenstraße wurde durch Schiffe ersetzt, wobei chinesische Händler mit ihren Dschunken bis nach Indien und Arabien fuhren. Die Europäer waren seit der Song-Zeit in ihrem China-Handel stark eingeschränkt. Während der Seeexpeditionen war daher eines ihrer Hauptziele, das sagenumwobene Cathay (China) auf dem Seeweg wiederzufinden. Erst 1514 erreichten die Portugiesen China und etablierten schnell einen lebhaften Handel, später besetzt durch Spanien. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Reich der Mitte der Hauptprofiteur der europäischen Kolonien in der Neuen Welt. Ein großer Teil des dort gewonnenen Edelmetalls wurde nach China verbracht, um dort Waren für Europa einzukaufen. Mit der Zeit ersetzten Schiffe der Handelskompanien die Seidenstraße als Verbindung nach Ostasien, um von dort Luxusartikel und Kunstgegenstände für den europäischen Adel zu besorgen.

Die Städte entlang der Seidenstraße verfielen, ehemals blühende Kulturen verschwanden in einem langen Prozess und wurden auf Jahrhunderte vergessen.

Erforschung

Die ersten Erkundungen der Europäer in Chinesisch-Zentralasien unternahmen sogenannte „Moonshees“, von den Engländern angeworbene Einheimische, die das unbekannte Land vermessen sollten. Am 12. Juni 1863 brach der Inder Mohammed-i Hammeed auf und reiste von Kashmir nach Yarkand.

Ab 1878 begannen Forschungsreisen in das Kerngebiet der Seidenstraße, unter anderem von Sven Hedin (1895), Aurel Stein, Albert Grünwedel, Albert von Le Coq, Paul Pelliot, Pjotr Kusmitsch Koslow und Langdon Warner. Weitere Fahrten wurden von dem Japaner Ōtani Kōzui finanziert. In den folgenden Jahren wurden viele Ruinen wiederentdeckt und kartografiert, Manuskripte und Fresken in deutsche, russische, französische, japanische und englische Museen gebracht. Sven Hedin unternahm nochmals 1927–1933 eine wissenschaftliche Expedition entlang der Seidenstraße; 1933–1935 schloss sich eine weitere Expedition im Auftrag der chinesischen Regierung an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte China die Erforschung des auf seinem Gebiet liegenden Teils der Seidenstraße selbst durch, ein wichtiger Archäologe war Huang Wenbi.

Heute beklagt China den Raub vieler Kulturgüter durch die damaligen westlichen Expeditionen.

Seidenstraße heute

Tourismus

Auf der Seidenstraße, 1992
Alt- und Neustadt von Korla in Xinjiang, China, 2007

Heute hat die Seidenstraße einen eher geheimnisvollen, abenteuerlichen Stellenwert. Durch Bücher wird die orientalische Mystik der Route dem Westen näher gebracht und Reisen „auf den Spuren Marco Polos“ ziehen eine wachsende Zahl von Touristen in diese abgelegenen Regionen.
China erkannte das touristische Potential sehr schnell, indem es in den späten 1970ern seine Türen für ausländische Reisende öffnete. Dies führte dazu, dass viele Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler entlang der Seidenstraße restauriert wurden und man von offizieller Seite Sorge für die Erhaltung dieser Monumente trägt. Überdies wurde mit archäologischen Ausgrabungen dem Leben entlang der Seidenstraße nachgespürt. Reisende entlang der Taklamakan-Wüste treffen vor allem auf Stadtruinen und Überreste von Höhlen. Eine Hauptattraktion aber bildet die Bevölkerung und der bis heute erhalten gebliebene Lebensstil. Viele Touristen kommen heute aus Japan, um jene Stätten zu besuchen, die die buddhistische Religion auf ihrem Weg nach Japan passierte.

Eine Reise in das Taklamakan-Gebiet ist trotz einiger Erleichterungen wegen der klimatischen und geographischen Bedingungen auch heute immer noch sehr beschwerlich.

Die letzte Lücke der Eisenbahnverbindung entlang der Seidenstraße wurde 1992 geschlossen, als die internationale Linie Almaty–Ürümqi eröffnet wurde. Trotzdem gibt es entlang der Seidenstraße keine durchgehenden Züge oder zeitlich abgestimmte Umsteigeverbindungen PekingTeheran oder Peking–Moskau.

Weltkulturerbe

Balasagun, Burana, 2015, Teil des Straßennetzwerks

Mehrere Länder haben Stätten entlang der verschiedenen Zweige der Seidenstraße auf ihre Vorschlagsliste zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe gesetzt. Darauf hin schlug das Welterbekomitee vor, die Vorschläge nach einzelnen Trassen gruppiert einzureichen. Ein gemeinsamer Vorschlag der Volksrepublik China, Kasachstans und Kirgisistans für eine serielle transnationale Weltkulturerbestätte entlang des Korridors vom Siebenstromland in Zentralasien über das Tian-Shan-Gebirge bis nach Zentralchina wurde 2014 unter dem Titel „Seidenstraßen: das Straßennetzwerk des Chang'an-Tianshan-Korridors“ in die Welterbeliste aufgenommen.

Schmuggel

Die ehemalige Seidenstraße wird heute auch als Heroin-Highway bezeichnet, denn sie dient zum Beispiel dem Schmuggel von Drogen, hauptsächlich Opium und Heroin, von Afghanistan nach Europa, China und Russland sowie dem Transport des zur Herstellung von Heroin notwendigen Essigsäureanhydrids von Europa zurück nach Afghanistan. Durch Tadschikistan beispielsweise werden jährlich ca. 700 Tonnen Heroin geschmuggelt, lediglich etwa 43 Tonnen unterschiedlicher Rauschgifte werden beschlagnahmt. Dabei sind zum Beispiel die auf der Straße befindlichen Container-LKW der NATO-Schutztruppen Afghanistans (für den Nachschub aus Zentralasien) und der Schmuggler nicht zu unterscheiden, weil die NATO-Lastwagen zum Schutz der sich unter Umständen in ihnen befindlichen militärischen Güter unauffällig getarnt sind.

In Kirgisistan ist ein Teil der Seidenstraße aufgrund von Grenzstreitigkeiten vermint (2011).

Geostrategische Aspekte

Mit dem Ende der Sowjetunion und dem Erstarken Chinas treten die lange am Rande liegenden Kerngebiete der Seidenstraße wieder mehr in die öffentliche Aufmerksamkeit. Diese Kerngebiete umfassen

In der Region ist eine Häufung ungelöster, oft blutiger Konflikte festzustellen. Es überlagern sich ethnische Konflikte und islamistische Tendenzen sowie die Versuche Russlands, verlorenen Einfluss wiederherzustellen und die Versuche Chinas und der USA, Einfluss zu gewinnen und die Bestrebungen aller drei Großmächte, dem Islamismus entgegenzutreten.

1999 wurden in den USA mit der „Seidenstraßenstrategie“ die US-Interessen in Zentralasien definiert. Die wirtschaftlichen Ziele Europas wurden 1993 im Projekt TRACECA definiert, die chinesischen Ziele ab 2013 im Projekt „One Belt, One Road“ (OBOR, „Ein Gürtel, Eine Straße“) gebündelt.

Weitere Verwendungen des Namens

  • Die sogenannte Silk Way Rally verläuft höchstens im weitesten Sinne auf Routen der historischen Seidenstraße.
  • Der Film Die Kinder der Seidenstraße erzählt eine Geschichte in Nanjing (China) während des Zweiten Weltkrieges.
  • Am 21. Mai 2016 wurde ein Asteroid nach der Seidenstraße benannt: (229864) Sichouzhilu.

Der englische Name Silk Road oder Silk Way:

  • Im Jahr 2005 wurde das koreanische Online-Rollenspiel Silkroad Online gestartet, 2011 der Nachfolger Silkroad-R.
  • Die aserbaidschanischen Fluggesellschaften Silk Way Airlines und Silk Way West Airlines bedienen sich der Bezeichnung, da durch Aserbaidschan eine Route der Seidenstraße verlief.
  • Die E-Commerce-Plattform Silk Road, berüchtigt wegen des Handels illegaler Waren.

Verwendung als Straßenname:

  • Seidenstraße (Rostock)