Aserbaidschan

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Azərbaycan Respublikası
Republik Aserbaidschan
Flag of Azerbaijan.svg
Emblem of Azerbaijan.svg
Flagge Emblem
Amtssprache Aserbaidschanisch
Hauptstadt Baku
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik (de facto defekte Demokratie mit autokratischen bis totalitären Zügen)
Staatsoberhaupt Präsident İlham Əliyev
Regierungschef Premierminister Əli Əsədov
Fläche 86.600 km²
Einwohnerzahl 10.119.100 (89.) (2021)
Bevölkerungsdichte 120 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,5 % (Schätzung für das Jahr 2021)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2021
  • 55 Milliarden USD (90.)
  • 161 Milliarden USD (76.)
  • 5.398 USD (112.)
  • 15.882 USD (88.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,756 (88.) (2019)
Währung 1 Aserbaidschan-Manat (AZN) = 100 Qəpik/Qäpik
Unabhängigkeit 28. Mai 1918 (Deklaration)
18. Oktober 1991 (Wiedererlangung)
National­hymne Azərbaycan Marşı
Nationalfeiertag 28. Mai
Zeitzone UTC+4
Kfz-Kennzeichen AZ
ISO 3166 AZ, AZE, 031
Internet-TLD .az
Telefonvorwahl +994
ÄgyptenLibyenGuinea-BissauGuineaBeninÄquatorialguineaNamibiaEswatiniMosambikKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanNigerJemenOmanSaudi-ArabienIrakKuwaitKatarBahrainIsraelSyrienLibanonJordanienAfghanistanPakistanItalienFrankreichPortugalSpanienMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarIndonesienBangladeschNepalBhutanMyanmarSchwedenIrlandBelgienSlowenienLitauenLettlandEstlandAlbanienMontenegroRumänienGeorgienAserbaidschanKasachstanTadschikistanMaledivenNordkoreaSingapurMalaysiaPhilippinenVietnamGuyanaSurinameFrankreich (Französisch-Guayana)Spanien (Kanaren)BahamasJamaikaMexikoMexikoGuyanaSurinameFrankreich (Französisch-Guayana)Spanien (Kanaren)BahamasJamaikaMexikoMexikoAzerbaijan on the globe (Europe centered).svg
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Aserbaidschan (Aserbaidschan)
Gəncə
Sumqayıt
Mingəçevir
Şirvan
Şəki
Naxçıvan
Cəlilabad
Bərdə
Bazardüzü
RUSSLAND
IRAN
ARMENIEN
Nachitschewan
Kaspisches Meer
Mingəçevir-Stausee

Aserbaidschan (aserbaidschanisch Azərbaycan, amtlich Republik Aserbaidschan, aserbaidschanisch Azərbaycan Respublikası) ist ein Staat in Vorderasien mit über 10 Millionen Einwohnern. Zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus gelegen, grenzt er im Norden an Russland, im Nordwesten an Georgien, im Süden an den Iran, im Westen an Armenien und über die Exklave Nachitschewan, die vom aserbaidschanischen Kernland durch einen armenischen Gebietsstreifen getrennt ist, an die Türkei. Hauptstadt und mit rund 2,2 Millionen Einwohnern größte Stadt Aserbaidschans ist Baku (aserbaidschanisch Bakı), eine bedeutende Hafenstadt am Kaspischen Meer. Weitere wichtige Städte sind Sumgait, Gandscha und Lankaran. Mehr als 89 Prozent der Bevölkerung sind schiitische Muslime.

„Aserbaidschan“ bezeichnete ursprünglich die weiter südlich gelegene iranische Region Aserbaidschan, während das heutige Staatsgebiet Arrān und Albania hieß. Als das Russische Kaiserreich zerfiel, wurde am 28. Mai 1918 die unabhängige Demokratische Republik Aserbaidschan ausgerufen. Die Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik war ein Teilstaat der Sowjetunion. Sie wurde 1991 unabhängig, das Land wird wie zuvor autoritär regiert.

Aserbaidschan verfügt über bedeutende Ölreserven. Ein rasanter Wirtschaftsaufschwung ab dem Jahr 2000 hat es zu einem Land mittleren Einkommens gemacht. Außerdem ist Aserbaidschan einer von sechs unabhängigen Turkstaaten und aktives Mitglied des Turkischen Rates sowie der TÜRKSOY-Gemeinschaft.

Republik Aserbaidschan
Azərbaycan Respublikası (Aserbaidschanisch)
Three equally sized horizontal bands of blue, red, and green, with a white crescent and an eight-pointed star centered in the red band
Flagge
Nationales Emblem von Aserbaidschan
Nationales Emblem
Hymne: Azərbaycan marşı.
"Marsch von Aserbaidschan"
Lage von Aserbaidschan (grün) mit dem von der selbsternannten Republik Artsakh kontrollierten Gebiet in hellgrün dargestellt.
Lage von Aserbaidschan (grün) mit dem von der selbsternannten Republik Artsakh kontrollierten Gebiet in hellgrün dargestellt.
Lage von Aserbaidschan
Hauptstadt
und größte Stadt
Baku
40°23′43″N 49°52′56″E / 40.39528°N 49.88222°E
Offizielle SprachenAserbaidschaner
MinderheitensprachenSiehe vollständige Liste
Ethnische Gruppen
(2009)
  • 91,6% Aserbaidschaner
  • 2,0% Talysh
  • 2,0% Lezgin
  • 1,4% Armenier
  • 1,3% Russen
  • 2,4% andere
Religion
  • 96,9% Islam
  • 3,0% Christentum
  • 0,1% andere
Demonym(e)
  • Aserbaidschaner
  • Aseri
RegierungEinheitliche semipräsidentielle Republik
- Präsident
Ilham Aliyev
- Vizepräsident
Mehriban Aliyeva
- Premierminister
Ali Asadow
- Sprecher der Nationalversammlung
Sahiba Gafarowa
LegislativeNationalversammlung
Bildung
- Demokratische Republik
28. Mai 1918
- Sozialistische Sowjetrepublik
28. April 1920
- Unabhängigkeit von der Sowjetunion
  • 30. August 1991 (erklärt)
  • 18. Oktober 1991 (Unabhängigkeit)
  • 25. Dezember 1991 (abgeschlossen)
- Vollmitgliedschaft in der GUS
21. Dezember 1991
- Beitritt zu den Vereinten Nationen
2. März 1992
- Annahme der Verfassung
12. November 1995
Fläche
- Gesamt
86.600 km2 (33.400 sq mi) (112.)
- Wasser (%)
1.6
Einwohnerzahl
- Schätzung vom März 2022
10.164.464 (90.)
- Dichte
117/km2 (303,0/qm) (99.)
BIP (PPP)2021 Schätzung
- Gesamt
160,713 Mrd. $
- Pro-Kopf
$15,882
BIP (nominal)2021 Schätzung
- Gesamt
54,622 Mrd. $
- Pro-Kopf
$5,398
Gini (2008)Negative increase 33.7
mittel
HDI (2019)Increase 0.756
hoch - 88.
WährungManat (₼) (AZN)
ZeitzoneUTC+4 (AZT)
Format des Datumstt.mm.jjjj (CE)
Fahrseiterechts
Aufrufender Code+994
ISO-3166-CodeAZ
Internet TLD.az

Die Demokratische Republik Aserbaidschan proklamierte 1918 ihre Unabhängigkeit von der Transkaukasischen Demokratischen Föderativen Republik und wurde der erste säkulare demokratische Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Im Jahr 1920 wurde das Land als Aserbaidschanische SSR in die Sowjetunion eingegliedert. Die moderne Republik Aserbaidschan proklamierte ihre Unabhängigkeit am 30. August 1991, kurz vor der Auflösung der Sowjetunion im selben Jahr. Im September 1991 gründete die armenische Bevölkerungsmehrheit in der Region Berg-Karabach die selbsternannte Republik Artsakh. Die Region und sieben umliegende Bezirke werden international als Teil Aserbaidschans anerkannt, bis eine Lösung für den Status von Berg-Karabach durch Verhandlungen unter Vermittlung der OSZE gefunden ist. 1994 wurde die Region mit dem Ende des Ersten Berg-Karabach-Kriegs de facto unabhängig. Nach dem Berg-Karabach-Krieg 2020 wurden die sieben Bezirke und Teile von Berg-Karabach wieder unter aserbaidschanische Kontrolle gestellt.

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Landes (97 %) ist nominell muslimisch, aber in der Verfassung ist keine offizielle Religion verankert, und alle wichtigen politischen Kräfte des Landes sind säkularistisch. Aserbaidschan ist ein Entwicklungsland und steht auf dem Index der menschlichen Entwicklung auf Platz 88. Das Land hat eine hohe wirtschaftliche Entwicklung, eine hohe Alphabetisierungsrate und eine niedrige Arbeitslosenquote. Der regierenden Partei "Neues Aserbaidschan", die seit 1993 an der Macht ist, wird jedoch eine autoritäre Führung und eine Verschlechterung der Menschenrechtslage im Land vorgeworfen, wozu auch eine zunehmende Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten, insbesondere der Pressefreiheit, und politische Repressionen gehören.

Etymologie

Nach einer modernen Etymologie leitet sich der Begriff Aserbaidschan von Atropates ab, einem persischen Satrapen unter dem Achämenidenreich, der später unter Alexander dem Großen als Satrap von Medien wieder eingesetzt wurde. Es wird angenommen, dass die ursprüngliche Etymologie dieses Namens ihre Wurzeln im einstmals vorherrschenden Zoroastrismus hat. In der Frawardin Yasht ("Hymne an die Schutzengel") des Avesta wird âterepâtahe ashaonô fravashîm ýazamaide erwähnt, was wörtlich aus dem Avestischen übersetzt heißt: "Wir verehren die fravashi der heiligen Atropatene". Der Name "Atropates" selbst ist die griechische Transliteration eines altiranischen, wahrscheinlich medischen, zusammengesetzten Namens mit der Bedeutung "Geschützt durch das (heilige) Feuer" oder "Das Land des (heiligen) Feuers". Der griechische Name wurde von Diodorus Siculus und Strabo erwähnt. Im Laufe der Jahrtausende entwickelte sich der Name zu Āturpātākān (Mittelpersisch), dann zu Ādharbādhagān, Ādhorbāygān, Āzarbāydjān (Neupersisch) und dem heutigen Aserbaidschan.

Der Name Aserbaidschan wurde zum ersten Mal für das Gebiet der heutigen Republik Aserbaidschan von der Regierung von Musavat im Jahr 1918 nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches angenommen, als die unabhängige Demokratische Republik Aserbaidschan gegründet wurde. Bis dahin war die Bezeichnung ausschließlich für die angrenzende Region im heutigen Nordwesten Irans verwendet worden, während das Gebiet der Demokratischen Republik Aserbaidschan früher als Arran und Schirwan bezeichnet wurde. Auf dieser Grundlage protestierte der Iran gegen den neu angenommenen Landesnamen.

Während der sowjetischen Herrschaft wurde das Land auch in der russischen Transliteration als Aserbaidschan (russisch: Азербайджа́н) geschrieben. Von 1940 bis 1991 wurde der Name des Landes auch in kyrillischer Schrift als Азәрбајҹан geschrieben.

Geschichte

Antike

Petroglyphen im Gobustan-Nationalpark, die auf das 10. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen und auf eine blühende Kultur hinweisen.

Die frühesten Nachweise menschlicher Besiedlung auf dem Gebiet Aserbaidschans gehen auf die späte Steinzeit zurück und stehen im Zusammenhang mit der Guruchay-Kultur der Azykh-Höhle.

Zu den frühen Siedlern gehörten die Skythen im 9. Jahrhundert vor Christus. Auf die Skythen folgten die iranischen Meder, die das Gebiet südlich des Aras beherrschten. Die Meder bildeten zwischen 900 und 700 v. Chr. ein riesiges Reich, das um 550 v. Chr. in das Achämenidenreich integriert wurde. Die Eroberung des Gebiets durch die Achämeniden führte zur Verbreitung des Zoroastrismus.

Von der Sasanidenzeit bis zur Safawidenzeit

Der Jungfernturm und der Palast der Schirwanschahs in der Altstadt von Baku gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurden im 11. und 12.
Maiden Tower
Palace of the Shirvanshahs

Das Sasanidenreich machte das kaukasische Albanien im Jahr 252 zu einem Vasallenstaat, während König Urnayr im 4. Jahrhundert offiziell das Christentum als Staatsreligion annahm. Trotz der sassanidischen Herrschaft blieb Albanien bis zum 9. Jahrhundert ein eigenständiger Staat in der Region, der vollständig dem sassanidischen Iran unterstellt war, und behielt seine Monarchie bei. Obwohl der albanische König einer der wichtigsten Vasallen des sassanidischen Kaisers war, besaß er nur eine scheinbare Autorität, und der sassanidische Marzban (Militärgouverneur) hatte die meisten zivilen, religiösen und militärischen Befugnisse.

In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts kam das kaukasische Albanien als Vasall der Sasaniden durch die muslimische Eroberung Persiens unter nominelle muslimische Herrschaft. Das Umayyaden-Kalifat vertrieb sowohl die Sasaniden als auch die Byzantiner aus dem Südkaukasus und machte Kaukasus-Albanien zu einem Vasallenstaat, nachdem der christliche Widerstand unter der Führung von König Javanshir 667 niedergeschlagen worden war. Das Machtvakuum, das der Niedergang des Abbasiden-Kalifats hinterließ, wurde von zahlreichen lokalen Dynastien wie den Sallariden, Sajiden und Schaddadiden ausgefüllt. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das Gebiet allmählich von einer Welle von Oghus-Türken aus Zentralasien erobert, die zu dieser Zeit den ethnischen Namen Turkoman annahmen. Die erste dieser türkischen Dynastien war das Seldschukenreich, das 1067 in das Gebiet eindrang, das heute als Aserbaidschan bekannt ist.

Die vortürkische Bevölkerung, die auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan lebte, sprach mehrere indoeuropäische und kaukasische Sprachen, darunter Armenisch und eine iranische Sprache, Alt-Aseri, die allmählich durch eine türkische Sprache ersetzt wurde, den frühen Vorläufer der heutigen aserbaidschanischen Sprache. Einige Sprachwissenschaftler haben auch festgestellt, dass die Tati-Dialekte im iranischen Aserbaidschan und in der Republik Aserbaidschan ebenso wie die von den Tats gesprochenen Dialekte vom Altaserbaidschanischen abstammen. Auf lokaler Ebene wurden die Besitztümer des späteren Seldschukenreichs von Eldiguziden regiert, die technisch gesehen Vasallen der seldschukischen Sultane waren, de facto aber manchmal selbst Herrscher. Unter den Seldschuken sorgten lokale Dichter wie Nizami Ganjavi und Khaqani für eine Blüte der persischen Literatur auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan.

Die örtliche Dynastie der Schirwanschahs wurde ein Vasallenstaat von Timurs Reich und unterstützte ihn in seinem Krieg mit dem Herrscher der Goldenen Horde Tokhtamysh. Nach Timurs Tod bildeten sich zwei unabhängige und rivalisierende Staaten: Kara Koyunlu und Aq Qoyunlu. Die Schirwanschahs kehrten zurück und behielten für viele Jahrhunderte ein hohes Maß an Autonomie als lokale Herrscher und Vasallen, wie sie es seit 861 getan hatten. Im Jahr 1501 unterwarf die iranische Safawiden-Dynastie die Schirwanschahs und erlangte ihre Besitzungen. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts konvertierten die Safawiden die ehemals sunnitische Bevölkerung zum schiitischen Islam, wie sie es auch mit der Bevölkerung im heutigen Iran taten. Die Safawiden erlaubten den Schirwanen, unter safawidischer Oberhoheit an der Macht zu bleiben, bis sie 1538 von Safawidenkönig Tahmasp I. (reg. 1524-1576) vollständig abgesetzt wurden und das Gebiet zur safawidischen Provinz Schirwan wurde. Den sunnitischen Osmanen gelang es in Folge des Osmanisch-Safawidischen Krieges von 1578-1590 kurzzeitig, Teile des heutigen Aserbaidschans zu besetzen; zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden sie vom safawidisch-iranischen Herrscher Abbas I. (reg. 1588-1629) verdrängt. Nach dem Untergang des Safawidenreiches wurden Baku und seine Umgebung im Russisch-Persischen Krieg von 1722-1723 kurzzeitig von den Russen besetzt. Trotz dieser kurzen Unterbrechungen durch die benachbarten Rivalen der Safawiden blieb das Gebiet des heutigen Aserbaidschan von den Anfängen der Safawiden bis zum 19.

Zeitgenössische Geschichte

Territorien der Khanate (und Sultanate) im 18. und 19. Jahrhundert

Nach den Safawiden wurde das Gebiet von der iranischen Afschariden-Dynastie regiert. Nach dem Tod von Nader Shah (reg. 1736-1747) nutzten viele seiner ehemaligen Untertanen die aufkommende Instabilität. In der Region entstanden zahlreiche selbstverwaltete Khanate mit verschiedenen Formen der Autonomie. Die Herrscher dieser Khanate standen in direkter Beziehung zu den herrschenden Dynastien des Iran und waren Vasallen und Untertanen des iranischen Schahs. Die Khanate übten die Kontrolle über ihre Angelegenheiten über die internationalen Handelswege zwischen Zentralasien und dem Westen aus.

Danach stand das Gebiet unter der aufeinander folgenden Herrschaft der iranischen Zands und Qajars. Ab dem späten 18. Jahrhundert ging das kaiserliche Russland zu einer aggressiveren geopolitischen Haltung gegenüber seinen beiden Nachbarn und Rivalen im Süden über, nämlich dem Iran und dem Osmanischen Reich. Russland versuchte nun aktiv, die Kaukasusregion in Besitz zu nehmen, die sich größtenteils in iranischer Hand befand. Im Jahr 1804 fielen die Russen in die iranische Stadt Ganja ein und plünderten sie, was den Russisch-Persischen Krieg von 1804-1813 auslöste. Die militärisch überlegenen Russen beendeten den Russisch-Persischen Krieg von 1804-1813 mit einem Sieg.

Die Belagerung der Festung Ganja im Jahr 1804 während des Russisch-Persischen Krieges von 1804-1813

Nach der Niederlage des Qadscharen-Irans im Krieg von 1804-1813 war das Land gezwungen, die Oberhoheit über den größten Teil der Khanate sowie über Georgien und Dagestan im Vertrag von Gulistan an das Russische Reich abzutreten.

Das Gebiet nördlich des Flusses Aras, zu dem die heutige Republik Aserbaidschan gehört, war iranisches Territorium, bis Russland es im 19. Jahrhundert besetzte. Etwa ein Jahrzehnt später fielen die Russen unter Verstoß gegen den Vertrag von Gulistan in das iranische Eriwan-Khanat ein. Dies löste die letzten Feindseligkeiten zwischen den beiden Ländern aus, den Russisch-Persischen Krieg von 1826-1828. Der daraus resultierende Vertrag von Turkmenchay zwang den Qajar-Iran, die Souveränität über das Eriwan-Khanat, das Nachitschewan-Khanat und den Rest des Talysh-Khanats abzutreten, d. h. die letzten Teile des Bodens der heutigen Aserbaidschanischen Republik, die noch in iranischer Hand waren. Nach der Eingliederung aller kaukasischen Gebiete aus dem Iran in Russland wurde die neue Grenze zwischen den beiden Ländern am Fluss Aras festgelegt, der nach dem Zerfall der Sowjetunion Teil der Grenze zwischen dem Iran und der Aserbaidschanischen Republik wurde.

Der Qajar-Iran musste im 19. Jahrhundert seine kaukasischen Gebiete an Russland abtreten, zu denen auch das Gebiet der heutigen Aserbaidschanischen Republik gehörte, während die aserbaidschanische Volksgruppe heute zwischen zwei Nationen aufgeteilt ist: Iran und Aserbaidschan.

Trotz der russischen Eroberung blieb die Beschäftigung mit der iranischen Kultur, Literatur und Sprache während des gesamten 19. Jahrhunderts unter schiitischen und sunnitischen Intellektuellen in den von Russland besetzten Städten Baku, Ganja und Tiflis (Tiflis, heute Georgien) weit verbreitet. Im selben Jahrhundert entstand im post-iranischen, russisch besetzten Ostkaukasien Ende des 19. Jahrhunderts eine aserbaidschanische nationale Identität.

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde die kurzlebige Transkaukasische Demokratische Föderative Republik ausgerufen, aus der die heutigen Republiken Aserbaidschan, Georgien und Armenien hervorgingen. Es folgten die Massaker der Märztage, die zwischen dem 30. März und dem 2. April 1918 in der Stadt Baku und den angrenzenden Gebieten des Gouvernements Baku des Russischen Reiches stattfanden. Als sich die Republik im Mai 1918 auflöste, rief die führende Musavat-Partei die Unabhängigkeit als Demokratische Republik Aserbaidschan (ADR) aus und wählte für die neue Republik den Namen "Aserbaidschan"; ein Name, der vor der Ausrufung der ADR ausschließlich für die angrenzende nordwestliche Region des heutigen Iran verwendet worden war. Die ADR war die erste moderne parlamentarische Republik in der muslimischen Welt. Zu den wichtigsten Errungenschaften des Parlaments gehörte die Ausweitung des Wahlrechts auf Frauen, wodurch Aserbaidschan zur ersten muslimischen Nation wurde, die Frauen die gleichen politischen Rechte wie Männern gewährte. Eine weitere wichtige Errungenschaft der ADR war die Gründung der Staatlichen Universität Baku, der ersten Universität modernen Typs im muslimischen Osten.

Von der aserbaidschanischen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 vorgelegte Karte

Im März 1920 war es offensichtlich, dass Sowjetrussland Baku angreifen würde. Wladimir Lenin hielt den Einmarsch für gerechtfertigt, da Sowjetrussland ohne das Öl von Baku nicht überleben könne. Das unabhängige Aserbaidschan bestand nur 23 Monate, bis die bolschewistische 11. sowjetische Rote Armee dort einmarschierte und am 28. April 1920 die Aserbaidschanische SSR gründete. Obwohl der Großteil der neu gegründeten aserbaidschanischen Armee mit der Niederschlagung eines armenischen Aufstands beschäftigt war, der gerade in Karabach ausgebrochen war, gaben die Aserbaidschaner ihre kurze Unabhängigkeit von 1918-20 nicht so schnell oder einfach auf. Bis zu 20.000 aserbaidschanische Soldaten starben im Widerstand gegen die russische Rückeroberung. In der darauf folgenden frühen Sowjetzeit wurde die aserbaidschanische nationale Identität endgültig geformt.

Am 13. Oktober 1921 unterzeichneten die Sowjetrepubliken Russland, Armenien, Aserbaidschan und Georgien ein Abkommen mit der Türkei, den Vertrag von Kars. Mit dem Vertrag von Kars wurde auch die zuvor unabhängige Republik Aras zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Nachitschewan innerhalb der Aserbaidschanischen SSR. Im Gegenzug wurde Armenien die Region Zangezur zugesprochen, und die Türkei erklärte sich bereit, Gjumri (damals Alexandropol genannt) zurückzugeben.

Während des Zweiten Weltkriegs spielte Aserbaidschan eine entscheidende Rolle in der strategischen Energiepolitik der Sowjetunion: 80 Prozent des sowjetischen Erdöls an der Ostfront wurde von Baku geliefert. Durch einen Erlass des Obersten Sowjets der UdSSR vom Februar 1942 wurde das Engagement von mehr als 500 Arbeitern und Angestellten der aserbaidschanischen Ölindustrie mit Orden und Medaillen ausgezeichnet. Die von der deutschen Wehrmacht durchgeführte Operation Edelweiß zielte auf Baku wegen seiner Bedeutung als Energiedynamo (Erdöl) der UdSSR. Ein Fünftel aller Aserbaidschaner kämpfte im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1945. Etwa 681.000 Menschen, darunter über 100.000 Frauen, gingen an die Front, während die Gesamtbevölkerung Aserbaidschans zu dieser Zeit 3,4 Millionen betrug. Etwa 250.000 Aserbaidschaner wurden an der Front getötet. Mehr als 130 Aserbaidschaner wurden zu Helden der Sowjetunion ernannt. Der aserbaidschanische Generalmajor Azi Aslanov wurde zweimal als Held der Sowjetunion ausgezeichnet.

Unabhängigkeit

Fallschirmjäger der Sowjetarmee während der Tragödie des Schwarzen Januars im Jahr 1990

Im Zuge der von Michail Gorbatschow eingeleiteten Glasnost-Politik kam es in verschiedenen Regionen der Sowjetunion zu Unruhen und ethnischen Konflikten, darunter auch in Berg-Karabach, einer autonomen Region der Aserbaidschanischen SSR. Die Unruhen in Aserbaidschan führten als Reaktion auf die Gleichgültigkeit Moskaus gegenüber dem bereits aufgeheizten Konflikt zu Forderungen nach Unabhängigkeit und Sezession, die in den Ereignissen des Schwarzen Januars in Baku gipfelten. Später im Jahr 1990 strich der Oberste Rat der Aserbaidschanischen SSR die Worte "sozialistische Sowjetunion" aus dem Titel, verabschiedete die "Erklärung der Souveränität der Aserbaidschanischen Republik" und führte die Flagge der Aserbaidschanischen Demokratischen Republik als Staatsflagge wieder ein. Als Folge des gescheiterten sowjetischen Putschversuchs 1991 in Moskau verabschiedete der Oberste Rat von Aserbaidschan am 18. Oktober 1991 eine Unabhängigkeitserklärung, die im Dezember 1991 durch ein landesweites Referendum bestätigt wurde, während die Sowjetunion am 26. Dezember 1991 offiziell aufhörte zu existieren. Heute feiert das Land seinen Unabhängigkeitstag am 18. Oktober.

Die ersten Jahre der Unabhängigkeit waren vom Ersten Berg-Karabach-Krieg überschattet, in dem die armenische Bevölkerungsmehrheit von Berg-Karabach von Armenien unterstützt wurde. Am Ende der Feindseligkeiten im Jahr 1994 kontrollierten die Armenier bis zu 14-16 Prozent des aserbaidschanischen Territoriums, einschließlich Berg-Karabach selbst. Während des Krieges kam es zu zahlreichen Gräueltaten und Pogromen auf beiden Seiten, darunter die Massaker von Malibeyli und Gushchular, das Massaker von Garadaghly und die Massaker von Chodschali sowie das Pogrom von Baku, das Massaker von Maraga und das Pogrom von Kirowabad. Darüber hinaus wurden schätzungsweise 30.000 Menschen getötet und mehr als eine Million Menschen vertrieben, mehr als 800.000 Aserbaidschaner und 300.000 Armenier. Vier Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (822, 853, 874 und 884) fordern "den sofortigen Rückzug aller armenischen Streitkräfte aus allen besetzten Gebieten Aserbaidschans". In den 1990er Jahren verließen viele Russen und Armenier Aserbaidschan und flohen. Nach der Volkszählung von 1970 lebten 510.000 ethnische Russen und 484.000 Armenier in Aserbaidschan.

Heydar Aliyev, 1993-heute

Militärische Lage in der Region Berg-Karabach vor dem Berg-Karabach-Krieg 2020

1993 wurde der demokratisch gewählte Präsident Abulfaz Elchibey durch einen Militäraufstand unter der Führung von Oberst Surat Huseynov gestürzt, woraufhin der ehemalige Führer des sowjetischen Aserbaidschans, Heydar Aliyev, an die Macht kam. Im Jahr 1994 versuchte Surat Huseynov, der zu diesem Zeitpunkt Premierminister war, einen weiteren Militärputsch gegen Heydar Aliyev, wurde jedoch verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Ein Jahr später, 1995, wurde ein weiterer Putschversuch gegen Alijew unternommen, diesmal durch den Kommandeur der OMON-Sondereinheit, Rovshan Javadov. Der Putschversuch wurde abgewehrt, woraufhin dieser getötet und die aserbaidschanischen OMON-Einheiten aufgelöst wurden. Gleichzeitig wurde das Land durch die grassierende Korruption in der Regierungsbürokratie in Mitleidenschaft gezogen. Im Oktober 1998 wurde Alijew für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Trotz der deutlich verbesserten Wirtschaftslage, insbesondere durch die Ausbeutung des Ölfeldes Aseri-Chirag-Guneshli und des Gasfeldes Schah Deniz, wurde Alijews Präsidentschaft wegen des Verdachts auf Wahlbetrug, der großen wirtschaftlichen Ungleichheit und der Korruption im Land kritisiert.

Ilham Alijew, der Sohn von Heydar Alijew, wurde nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2003 Vorsitzender der Partei Neues Aserbaidschan und Präsident von Aserbaidschan. Er wurde im Oktober 2013 für eine dritte Amtszeit als Präsident wiedergewählt. Im April 2018 gewann Präsident Ilham Alijew seine vierte Amtszeit in Folge bei einer Wahl, die von den wichtigsten Oppositionsparteien als betrügerisch boykottiert wurde. Am 27. September 2020 kam es erneut zu Zusammenstößen im ungelösten Berg-Karabach-Konflikt entlang der Kontaktlinie zu Berg-Karabach. Sowohl die Streitkräfte Aserbaidschans als auch Armeniens meldeten militärische und zivile Opfer. Das Waffenstillstandsabkommen für Berg-Karabach und das Ende des sechswöchigen Krieges zwischen Aserbaidschan und Armenien wurden in Aserbaidschan allgemein gefeiert, da Aserbaidschan erhebliche Gebietsgewinne erzielte.

Geografie

Köppen-Geiger-Klimaklassifikationskarte für Aserbaidschan.

Geografisch gesehen liegt Aserbaidschan in der eurasischen Region Südkaukasus, die sich zwischen Westasien und Osteuropa erstreckt. Es liegt zwischen 38° und 42° nördlicher Breite und 44° und 51° östlicher Länge. Die Landgrenzen Aserbaidschans sind insgesamt 2.648 km lang, davon 1.007 km mit Armenien, 756 km mit dem Iran, 480 km mit Georgien, 390 km mit Russland und 15 km mit der Türkei. Die Küstenlinie erstreckt sich über 800 km, und die Länge der breitesten Stelle des aserbaidschanischen Teils des Kaspischen Meeres beträgt 456 km. Das Land verfügt über eine Binnenexklave, die Autonome Republik Nachitschewan.

Kaukasusgebirge in Nord-Aserbaidschan

Aserbaidschan wird von drei physischen Merkmalen dominiert: dem Kaspischen Meer, dessen Küstenlinie eine natürliche Grenze im Osten bildet, dem Gebirgszug des Großen Kaukasus im Norden und dem ausgedehnten Flachland in der Mitte des Landes. Außerdem gibt es drei Gebirgszüge, den Großen und den Kleinen Kaukasus sowie das Talysh-Gebirge, die zusammen etwa 40 % des Landes bedecken. Der höchste Gipfel Aserbaidschans ist der Berg Bazardüzü (4 466 m), während der tiefste Punkt im Kaspischen Meer liegt (-28 m). Fast die Hälfte aller Schlammvulkane der Erde befinden sich in Aserbaidschan; diese Vulkane waren auch unter den Nominierten für die New7Wonders of Nature.

Die Hauptwasserquellen sind Oberflächengewässer. Nur 24 der 8 350 Flüsse haben eine Länge von mehr als 100 km. Alle Flüsse fließen in das Kaspische Meer im Osten des Landes. Der größte See ist der Sarysu (67 km2), und der längste Fluss ist der Kur (1.515 km), der grenzüberschreitend mit Armenien ist. Aserbaidschan hat mehrere Inseln entlang des Kaspischen Meeres, die sich größtenteils im Baku-Archipel befinden.

Seit der Unabhängigkeit Aserbaidschans im Jahr 1991 hat die aserbaidschanische Regierung Maßnahmen zum Schutz der Umwelt in Aserbaidschan ergriffen. Der nationale Umweltschutz beschleunigte sich nach 2001, als der Staatshaushalt aufgrund der neuen Einnahmen aus der Baku-Tbilisi-Ceyhan-Pipeline aufgestockt wurde. Innerhalb von vier Jahren verdoppelte sich die Zahl der Schutzgebiete, die nun acht Prozent der Landesfläche ausmachen. Seit 2001 hat die Regierung sieben große Schutzgebiete eingerichtet und den für den Umweltschutz bestimmten Teil des Haushalts fast verdoppelt.

Topografische Karte Aserbaidschans
Topografie Aserbaidschans und des Nachbarlands Armenien

Landschaft

Der Berg Bazarduzu, der höchste Gipfel Aserbaidschans, vom Berg Shahdagh aus gesehen
Die Landschaft des Khinalug-Tals

Aserbaidschan hat eine große Vielfalt an Landschaften zu bieten. Mehr als die Hälfte der aserbaidschanischen Landmasse besteht aus Gebirgskämmen, Kämmen, Hochebenen und Plateaus, die sich bis zu einer Höhe von 400-1000 m erheben (einschließlich des Mittleren und des Unteren Tieflands), an einigen Stellen (Talis, Jeyranchol-Ajinohur und Langabiz-Alat Vorgebirge) bis zu 100-120 m, an anderen von 0-50 m und höher (Qobustan, Absheron). Der Rest des aserbaidschanischen Geländes besteht aus Ebenen und Tiefland. Die hypsometrischen Werte in der Kaukasusregion variieren von etwa -28 Metern an der Küste des Kaspischen Meeres bis zu 4.466 Metern (Bazardüzü-Gipfel).

Die Klimabildung in Aserbaidschan wird vor allem durch kalte arktische Luftmassen des skandinavischen Antizyklons, gemäßigte Luftmassen des sibirischen Antizyklons und das zentralasiatische Antizyklon beeinflusst. Die vielfältige Landschaft Aserbaidschans wirkt sich auf die Art und Weise aus, wie die Luftmassen in das Land gelangen. Der Große Kaukasus schützt das Land vor den direkten Einflüssen der kalten Luftmassen aus dem Norden. Dies führt zur Ausbildung eines subtropischen Klimas in den meisten Vorgebirgen und Ebenen des Landes. Die Ebenen und Vorgebirge zeichnen sich durch eine hohe Sonneneinstrahlung aus.

In Aserbaidschan sind 9 der 11 existierenden Klimazonen vertreten. Sowohl die absolute Tiefsttemperatur (-33 °C) als auch die absolute Höchsttemperatur (46 °C) wurden in den Regionen Julfa und Ordubad der Autonomen Republik Nachitschewan gemessen. Der höchste Jahresniederschlag fällt in Lankaran (1.600 bis 1.800 mm oder 63 bis 71 in) und der niedrigste in Absheron (200 bis 350 mm oder 7,9 bis 13,8 in).

Der Murovdag ist das höchste Gebirge im Kleinen Kaukasus.

Flüsse und Seen bilden den Hauptbestandteil der Wassersysteme Aserbaidschans. Sie sind über einen langen geologischen Zeitraum entstanden und haben sich in dieser Zeit erheblich verändert. Davon zeugen insbesondere die Überreste alter Flüsse, die im ganzen Land zu finden sind. Die Wassersysteme des Landes verändern sich ständig unter dem Einfluss natürlicher Kräfte und vom Menschen eingeführter industrieller Aktivitäten. Künstliche Flüsse (Kanäle) und Teiche sind Teil des aserbaidschanischen Wassersystems. In Bezug auf die Wasserversorgung liegt Aserbaidschan mit etwa 100.000 Kubikmetern Wasser pro Quadratkilometer und Jahr unter dem weltweiten Durchschnitt. Alle großen Wasserreservoirs sind auf Kur gebaut. Die Hydrographie von Aserbaidschan gehört im Wesentlichen zum Becken des Kaspischen Meeres.

Kura und Aras sind die wichtigsten Flüsse in Aserbaidschan. Sie fließen durch die Kura-Aras-Tiefebene. Die Flüsse, die direkt ins Kaspische Meer münden, entspringen hauptsächlich am Nordosthang des Großen Kaukasus und des Talysh-Gebirges und fließen durch die Samur-Devechi und Lankaran-Tiefebene.

Der Yanar Dag, übersetzt "brennender Berg", ist ein Erdgasfeuer, das ununterbrochen auf einem Berghang auf der Halbinsel Absheron am Kaspischen Meer in der Nähe von Baku lodert, die selbst als "Land des Feuers" bekannt ist. Die Flammen schießen aus einer dünnen, porösen Sandsteinschicht in die Luft. Es ist eine Touristenattraktion für Besucher der Region Baku.

Artenvielfalt

Das Karabach-Pferd ist das Nationaltier von Aserbaidschan.

Die ersten Berichte über den Reichtum und die Vielfalt der Tierwelt in Aserbaidschan finden sich in Reiseberichten von Orientreisenden. Tierdarstellungen auf architektonischen Denkmälern, alten Felsen und Steinen sind bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Die ersten Informationen über die Flora und Fauna Aserbaidschans wurden während der Besuche von Naturforschern in Aserbaidschan im 17. Jahrhundert gesammelt.

Es gibt 106 Säugetierarten, 97 Fischarten, 363 Vogelarten, 10 Amphibienarten und 52 Reptilienarten, die in Aserbaidschan erfasst und klassifiziert worden sind. Das Nationaltier Aserbaidschans ist das Karabach-Pferd, ein in Aserbaidschan beheimatetes Renn- und Reitpferd aus der Bergsteppe. Das Karabach-Pferd ist bekannt für sein gutes Temperament, seine Schnelligkeit, Eleganz und Intelligenz. Es ist eine der ältesten Pferderassen, deren Vorfahren bis in die Antike zurückreichen, aber heute ist das Pferd eine vom Aussterben bedrohte Art.

Die Flora Aserbaidschans besteht aus mehr als 4.500 Arten höherer Pflanzen. Aufgrund des einzigartigen Klimas in Aserbaidschan ist die Flora viel artenreicher als in den anderen Republiken des Südkaukasus. 66 Prozent der Arten, die im gesamten Kaukasus wachsen, sind in Aserbaidschan zu finden. Das Land liegt innerhalb von vier Ökoregionen: Kaspisch-hyrkanische Mischwälder, kaukasische Mischwälder, ostanatolische montane Steppe und aserbaidschanische Strauchwüste und Steppe. Aserbaidschan erreichte 2018 im Forest Landscape Integrity Index einen Durchschnittswert von 6,55/10 und liegt damit weltweit auf Platz 72 von 172 Ländern.

Regierung und Politik

Regierungsgebäude in Baku

Die strukturelle Gestaltung des politischen Systems Aserbaidschans wurde mit der Verabschiedung der neuen Verfassung am 12. November 1995 abgeschlossen. Gemäß Artikel 23 der Verfassung sind die Staatssymbole der Aserbaidschanischen Republik die Flagge, das Wappen und die Nationalhymne. Die Staatsgewalt in Aserbaidschan ist nur in internen Angelegenheiten durch das Gesetz beschränkt, in internationalen Angelegenheiten jedoch auch durch die Bestimmungen internationaler Abkommen.

Die Verfassung Aserbaidschans besagt, dass es sich um eine Präsidialrepublik mit drei Gewalten handelt - Exekutive, Legislative und Judikative. Die gesetzgebende Gewalt wird von der Einkammer-Nationalversammlung und der Obersten Nationalversammlung in der Autonomen Republik Nachitschewan ausgeübt. Das aserbaidschanische Parlament, Milli Majlis genannt, besteht aus 125 Abgeordneten, die nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt werden, wobei die Amtszeit für jedes gewählte Mitglied fünf Jahre beträgt. Die Wahlen finden alle fünf Jahre, jeweils am ersten Sonntag im November, statt. Das Parlament ist nicht für die Regierungsbildung zuständig, aber die Verfassung schreibt die Genehmigung des Ministerkabinetts durch die Milli Majlis vor. Die Neue Aserbaidschanische Partei und regierungstreue Unabhängige verfügen derzeit über fast alle der 125 Sitze im Parlament. Bei den Parlamentswahlen 2010 konnten die Oppositionsparteien Musavat und Aserbaidschanische Volksfrontpartei keinen einzigen Sitz erringen. Europäische Beobachter stellten zahlreiche Unregelmäßigkeiten im Vorfeld der Wahl und am Wahltag fest.

Der Sohn des ehemaligen Präsidenten Heydar Alijew, Ilham Alijew, trat die Nachfolge seines Vaters an und ist seit 2003 an der Macht.

Die Exekutivgewalt liegt beim Präsidenten, der in direkten Wahlen für eine Amtszeit von sieben Jahren gewählt wird, und dem Premierminister. Der Präsident ist befugt, das Kabinett zu bilden, ein kollektives Exekutivorgan, das sowohl dem Präsidenten als auch der Nationalversammlung gegenüber rechenschaftspflichtig ist. Das Kabinett Aserbaidschans besteht in erster Linie aus dem Premierminister, seinen Stellvertretern und Ministern. Der Präsident hat nicht das Recht, die Nationalversammlung aufzulösen, kann aber gegen deren Beschlüsse ein Veto einlegen. Um das Veto des Präsidenten zu überstimmen, benötigt das Parlament eine Mehrheit von 95 Stimmen. Die richterliche Gewalt obliegt dem Verfassungsgericht, dem Obersten Gerichtshof und dem Wirtschaftsgericht. Der Präsident ernennt die Richter an diesen Gerichten. Der Bericht der Europäischen Kommission für die Wirksamkeit der Justiz (CEPEJ) bezeichnet das aserbaidschanische Justizmodell für die Auswahl neuer Richter als vorbildlich, da es die besonderen Merkmale und den Entwicklungsverlauf im Hinblick auf die Gewährleistung der Unabhängigkeit und Qualität der Justiz in einer neuen Demokratie widerspiegelt.

Das aserbaidschanische Regierungssystem kann nominell als zweistufig bezeichnet werden. Die oberste Ebene der Regierung ist die Exekutive, an deren Spitze der Präsident steht. Der Präsident ernennt das Ministerkabinett und andere hochrangige Beamte. Die lokalen Exekutivbehörden sind lediglich eine Fortsetzung der Exekutivgewalt. Die am 16. Juni 1999 verabschiedete Bestimmung über die lokale Exekutivbehörde (Yerli Icra Hakimiyati) bestimmt den rechtlichen Status der lokalen staatlichen Verwaltung in Aserbaidschan. Im Juni 2012 genehmigte der Präsident die neue Verordnung, die den lokalen Exekutivbehörden zusätzliche Befugnisse einräumt und ihre dominante Stellung in den lokalen Angelegenheiten Aserbaidschans stärkt. In Kapitel 9 der Verfassung der Aserbaidschanischen Republik werden wichtige Fragen der lokalen Selbstverwaltung behandelt, wie der Rechtsstatus der Gemeinden, die Arten der lokalen Selbstverwaltungsorgane, ihre grundlegenden Befugnisse und ihre Beziehungen zu anderen offiziellen Stellen. Die andere nominelle Regierungsebene sind die Gemeinden (Bələdiyə), deren Mitglieder alle fünf Jahre in allgemeinen Kommunalwahlen gewählt werden. Derzeit gibt es landesweit 1.607 Gemeinden. Das Gesetz über Kommunalwahlen und das Gesetz über den Status der Gemeinden waren die ersten, die im Bereich der Kommunalverwaltung verabschiedet wurden (2. Juli 1999). Das Gesetz über den Gemeindedienst regelt die Tätigkeit der Gemeindebediensteten, ihre Rechte, Pflichten, Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen und umreißt die Struktur des Exekutivapparats und die Organisation des Gemeindedienstes. Das Gesetz über den Status der Gemeinden regelt die Rolle und die Struktur der Gemeindeorgane und umreißt die staatlichen Garantien der rechtlichen und finanziellen Autonomie. Besonderes Augenmerk legt das Gesetz auf die Verabschiedung und Durchführung kommunaler Programme in den Bereichen Sozialschutz, soziale und wirtschaftliche Entwicklung sowie lokale Umwelt.

Der Sicherheitsrat ist das dem Präsidenten unterstellte beratende Organ, das von ihm gemäß der Verfassung organisiert wird. Er wurde am 10. April 1997 eingerichtet. Die Verwaltungsabteilung ist nicht Teil des Präsidialamtes, sondern verwaltet die finanziellen, technischen und pekuniären Aktivitäten des Präsidenten und seines Amtes.

Obwohl Aserbaidschan seit der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit mehrere Wahlen abgehalten hat und über viele der formalen Institutionen der Demokratie verfügt, wird es von Freedom House im Jahr 2022 auf dem Global Freedom Score mit 9/100 als "nicht frei" eingestuft und als "konsolidiertes autoritäres Regime" bezeichnet. In den letzten Jahren wurden zahlreiche aserbaidschanische Journalisten, Blogger, Rechtsanwälte und Menschenrechtsaktivisten wegen ihrer Kritik an Präsident Alijew und den Regierungsbehörden festgenommen und inhaftiert. In einer vom Europäischen Parlament im September 2015 angenommenen Entschließung wird Aserbaidschan als Land beschrieben, das "in den letzten zehn Jahren den größten Rückgang der demokratischen Regierungsführung in ganz Eurasien erlitten hat", und es wird festgestellt, dass der Dialog mit dem Land über Menschenrechte "keine wesentlichen Fortschritte gemacht hat". Am 17. März 2016 unterzeichnete der aserbaidschanische Präsident ein Dekret zur Begnadigung von mehr als einem Dutzend Personen, die von einigen NRO als politische Gefangene betrachtet wurden. Dieses Dekret wurde vom US-Außenministerium als positiver Schritt begrüßt. Am 16. März 2017 wurde ein weiteres Begnadigungsdekret unterzeichnet, das zur Freilassung weiterer Personen führte, die als politische Gefangene gelten.

Aserbaidschan wurde scharf kritisiert, weil es ausländische Beamte und Diplomaten bestochen hat, um im Ausland für seine Anliegen zu werben und seine Wahlen im Inland zu legitimieren, eine Praxis, die als Kaviar-Diplomatie bezeichnet wird. Am 6. März 2017 veröffentlichte ESISC (European Strategic Intelligence and Security Center) jedoch einen Bericht mit dem Titel "The Armenian Connection", in dem es Menschenrechts-NGOs und Forschungsorganisationen angriff, die Menschenrechtsverletzungen und Korruption in Aserbaidschan kritisieren. ESISC behauptete in diesem Bericht, dass der von ESI ausgearbeitete Bericht "Caviar Diplomacy" darauf abzielte, ein Klima des Misstrauens auf der Grundlage von Verleumdungen zu schaffen, um ein Netzwerk von Abgeordneten zu bilden, das einen politischen Krieg gegen Aserbaidschan führen würde, und dass das Netzwerk, das sich aus europäischen Premierministern, armenischen Beamten und einigen NROs (Human Rights Watch, Amnesty International, "Human Rights House Foundation", "Open Dialog, European Stability Initiative und Helsinki Committee for Human Rights) zusammensetzt, von der Soros-Stiftung finanziert wurde. Laut Robert Coalson (Radio Free Europe) ist ESISC Teil der Lobbying-Bemühungen Bakus, den Einsatz von Think Tanks zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung auszuweiten. Das Freedom Files Analytical Centre erklärte, der Bericht sei in der schlimmsten Tradition autoritärer Propaganda verfasst.

Aserbaidschan ist seit 1992 geprägt vom autoritären Führungsstil der Präsidenten und durch Korruption unterminiert. Laut Demokratieindex des Economist gehörte Aserbaidschan 2020, wie schon in den Jahren zuvor, zu den autoritären Regimen.

Nach Artikel 125. der Verfassung üben die rechtsprechende Gewalt durch Rechtsprechung nur Gerichte (das Verfassungsgericht, das Oberste Gericht, die Berufungsgerichte, die allgemeinen und die speziellen Gerichte der Aserbaidschanischen Republik) aus.

Ausländische Beziehungen

Präsident İlham Aliyev mit dem Präsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdoğan, 31. Oktober 2017

Der kurzlebigen Demokratischen Republik Aserbaidschan gelang es, diplomatische Beziehungen zu sechs Ländern aufzunehmen und diplomatische Vertreter nach Deutschland und Finnland zu entsenden. Der Prozess der internationalen Anerkennung der Unabhängigkeit Aserbaidschans von der zerfallenden Sowjetunion dauerte etwa ein Jahr. Das letzte Land, das Aserbaidschan anerkannte, war Bahrain am 6. November 1996. Umfassende diplomatische Beziehungen, einschließlich des gegenseitigen Austauschs von Missionen, wurden zunächst mit der Türkei, Pakistan, den Vereinigten Staaten, dem Iran und Israel aufgenommen. Aserbaidschan hat besonderen Wert auf seine "besonderen Beziehungen" zur Türkei gelegt.

Aserbaidschan unterhält bisher diplomatische Beziehungen zu 158 Ländern und ist Mitglied in 38 internationalen Organisationen. Aserbaidschan hat Beobachterstatus in der Bewegung der Blockfreien Staaten und der Welthandelsorganisation und ist Korrespondent bei der Internationalen Fernmeldeunion. Am 9. Mai 2006 wurde Aserbaidschan von der Generalversammlung der Vereinten Nationen als Mitglied in den neu gegründeten Menschenrechtsrat gewählt. Die Amtszeit begann am 19. Juni 2006. Aserbaidschan wurde 2011 erstmals als nichtständiges Mitglied in den UN-Sicherheitsrat gewählt, wobei es von 155 Ländern unterstützt wurde.

Ilham Aliyev mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beim Gipfeltreffen zum Kaspischen Meer in Aktau, Kasachstan, August 2018

Zu den außenpolitischen Prioritäten Aserbaidschans gehören in erster Linie die Wiederherstellung seiner territorialen Integrität; die Beseitigung der Folgen der Besetzung von Berg-Karabach und sieben weiteren Regionen Aserbaidschans, die Berg-Karabach umgeben; die Integration in die europäische und euro-atlantische Struktur; der Beitrag zur internationalen Sicherheit; die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen; regionale Zusammenarbeit und bilaterale Beziehungen; Stärkung der Verteidigungsfähigkeit; Förderung der Sicherheit mit innenpolitischen Mitteln; Stärkung der Demokratie; Wahrung ethnischer und religiöser Toleranz; Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturpolitik und Bewahrung moralischer Werte; wirtschaftliche und soziale Entwicklung; Verbesserung der inneren Sicherheit und der Sicherheit an den Grenzen sowie Migrations-, Energie- und Verkehrssicherheitspolitik.

Aserbaidschan ist ein aktives Mitglied internationaler Koalitionen zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Aserbaidschan war eines der ersten Länder, das nach den Anschlägen vom 11. September Unterstützung anbot. Das Land beteiligt sich an den friedenserhaltenden Maßnahmen im Kosovo, in Afghanistan und im Irak. Aserbaidschan ist ein aktives Mitglied des NATO-Programms Partnerschaft für den Frieden. Aserbaidschan unterhält auch gute Beziehungen zur Europäischen Union und könnte möglicherweise eines Tages einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen.

Am 1. Juli 2021 verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz, das sich auf die Militärhilfe auswirken wird, die Washington seit 2012 an Aserbaidschan geleistet hat. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Pakete an Armenien stattdessen deutlich kleiner ausfallen.

Militär

Flotte der aserbaidschanischen Marine während der Militärparade 2011 in Baku

Die Geschichte der modernen aserbaidschanischen Armee geht auf die Demokratische Republik Aserbaidschan im Jahr 1918 zurück, als am 26. Juni 1918 die Nationale Armee der neu gegründeten Demokratischen Republik Aserbaidschan gegründet wurde. Als Aserbaidschan nach der Auflösung der Sowjetunion unabhängig wurde, wurden die Streitkräfte der Republik Aserbaidschan gemäß dem Gesetz über die Streitkräfte vom 9. Oktober 1991 geschaffen. Das ursprüngliche Datum der Gründung der kurzlebigen Nationalarmee wird im heutigen Aserbaidschan als Tag der Armee (26. Juni) gefeiert. Im Jahr 2021 verfügte Aserbaidschan über 126.000 aktive Angehörige seiner Streitkräfte. Hinzu kommen 17.000 paramilitärische Truppen und 330.00 Reservisten. Die Streitkräfte bestehen aus drei Teilstreitkräften: den Landstreitkräften, den Luftstreitkräften und der Marine. Darüber hinaus umfassen die Streitkräfte mehrere militärische Untergruppen, die bei Bedarf in die Landesverteidigung einbezogen werden können. Dazu gehören die internen Truppen des Innenministeriums und der staatliche Grenzdienst, zu dem auch die Küstenwache gehört. Die aserbaidschanische Nationalgarde ist eine weitere paramilitärische Truppe. Sie arbeitet als halb unabhängige Einheit des Besonderen Staatsschutzdienstes, einer dem Präsidenten unterstellten Behörde.

Kontingent des aserbaidschanischen Militärs während der Parade zum Tag des Sieges in Moskau, 9. Mai 2015

Aserbaidschan ist dem Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa beigetreten und hat alle wichtigen internationalen Rüstungs- und Waffenabkommen unterzeichnet. Aserbaidschan arbeitet im Rahmen von Programmen wie der Partnerschaft für den Frieden und dem Individual Partnership Action Plan/pfp und ipa eng mit der NATO zusammen. Aserbaidschan hat 151 seiner Friedenstruppen im Irak und weitere 184 in Afghanistan stationiert.

Der Verteidigungshaushalt Aserbaidschans für 2011 wurde auf 3,1 Milliarden US-Dollar festgelegt. Darüber hinaus wurden 1,36 Mrd. USD für die Bedürfnisse der Verteidigungsindustrie eingeplant, so dass sich der gesamte Militärhaushalt auf 4,6 Mrd. USD beläuft. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew erklärte am 26. Juni 2011, dass die Verteidigungsausgaben in diesem Jahr 3,3 Mrd. US-Dollar erreichten.

Der aserbaidschanische Verteidigungshaushalt für 2013 beläuft sich auf 3,7 Mrd. USD.

Die aserbaidschanische Verteidigungsindustrie stellt Handfeuerwaffen, Artilleriesysteme, Panzer, Panzerungen und Nachtsichtgeräte, Fliegerbomben, unbemannte Luftfahrzeuge (UAV), verschiedene Militärfahrzeuge sowie Militärflugzeuge und -hubschrauber her.

Verwaltungsgliederung

Aserbaidschan ist in 14 Wirtschaftsregionen unterteilt.

Aserbaidschan ist verwaltungstechnisch in 14 Wirtschaftsregionen, 66 Rajons (rayonlar, Singular) und 11 Städte (, Singular) unter der direkten Autorität der Republik unterteilt. Außerdem gehört zu Aserbaidschan die Autonome Republik () Nachitschewan. Der Präsident von Aserbaidschan ernennt die Gouverneure dieser Einheiten, während die Regierung von Nachitschewan vom Parlament der Autonomen Republik Nachitschewan gewählt und bestätigt wird.

  • Wirtschaftsregion Baku
  • Wirtschaftsregion Absheron-Khizi
    • Absheron (Abşeron)
    • Khizi (Xızı)
    • Sumgait (Sumqayıt)
  • Wirtschaftsregion Zentral-Aran
    • Aghdasch (Ağdaş)
    • Goychay (Göyçay)
    • Kurdamir (Kürdəmir)
    • Ujar (Ucar)
    • Yevlakh (Yevlax)
    • Yevlakh (Yevlax; Stadt)
    • Zardab (Zərdab)
    • Mingachevir (Mingəçevir)
  • Wirtschaftsregion Mil-Mughan
    • Beylagan (Beyləqan)
    • Imishli (İmişli)
    • Saatly (Saatlı)
    • Sabirabad (Sabirabad)
  • Wirtschaftsregion Schirwan-Salan
    • Bilasuvar (Biləsuvar)
    • Hajigabul (Hacıqabul)
    • Neftchala (Neftçala)
    • Salyan (Salyan)
    • Yevlakh (Yevlax)
    • Schirwan (Şirwan)
  • Gebirgige Wirtschaftsregion Schirwan
    • Aghsu (Ağsu)
    • Gobustan (Qobustan)
    • Ismayilli (İsmayıllı)
    • Schamachi (Şamaxı)
  • Wirtschaftsregion Ganja-Daschkasan
    • Dashkasan (Daşkəsən)
    • Goranboy (Goranboy)
    • Goygol (Göygöl)
    • Samukh (Samux)
    • Ganja (Gəncə)
    • Naftalan (Naftalan)
  • Wirtschaftsregion Gazakh-Tovuz
    • Aghstafa (Ağstafa)
    • Gadabay (Gədəbəy)
    • Gazakh (Qazax)
    • Schamkir (Şəmkir)
    • Tovuz (Tovuz)
  • Wirtschaftsregion Guba-Khachmaz
    • Guba (Quba)
    • Gusar (Qusar)
    • Khachmaz (Xaçmaz)
    • Schabran (Şabran)
    • Siyazan (Siyəzən)
  • Wirtschaftsregion Ost-Zangezur
    • Gubadly (Qubadlı)
    • Jabrayil (Cəbrayıl)
    • Kalbajar (Kəlbəcər)
    • Latschin (Laçın)
    • Zangilan (Zəngilan)
  • Wirtschaftsregion Lankaran-Astara
    • Astara (Astara)
    • Dschalilabad (Cəlilabad)
    • Lankaran (Lənkəran)
    • Lerik (Lerik)
    • Masally (Masallı)
    • Yardimli (Yardımlı)
    • Lankaran (Lənkəran; Stadt)
  • Wirtschaftsregion Nachitschewan (Nakhchivan)
    • Babek (Babək)
    • Julfa (Culfa)
    • Kangarli (Kəngərli)
    • Ordubad (Ordubad)
    • Sadarak (Sədərək)
    • Schahbuz (Şahbuz)
    • Scharur (Şərur)
    • Nachitschewan (Naxçıvan)
  • Wirtschaftsregion Schaki-Zagatala
    • Balakan (Balakən)
    • Gabala (Qəbələ)
    • Gakh (Qax)
    • Oghuz (Oğuz)
    • Schaki (Şəki)
    • Zagatala (Zaqatala)
    • Schaki (Şəki; Stadt)
  • Wirtschaftsregion Karabach
    • Aghjabadi (Ağcabədi)
    • Barda (Bərdə)
    • Aghdam (Ağdam)
    • Fuzuli (Füzuli)
    • Chodschali (Xocalı)
    • Khojavend (Xocavənd)
    • Schuscha (Şuşa)
    • Tartar (Tərtər)
    • Chankendi (Xankəndi)

Wirtschaft

Veränderung des Pro-Kopf-BIP in Aserbaidschan seit 1973. Die Zahlen sind inflationsbereinigt in Internationalen Dollar 2011.

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1991 wurde Aserbaidschan Mitglied des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Islamischen Entwicklungsbank und der Asiatischen Entwicklungsbank. Das Bankensystem Aserbaidschans besteht aus der aserbaidschanischen Zentralbank, Geschäftsbanken und Kreditinstituten, die keine Banken sind. Die Nationalbank (jetzt Zentralbank) wurde 1992 auf der Grundlage der Aserbaidschanischen Staatssparkasse gegründet, einer Tochtergesellschaft der ehemaligen Staatssparkasse der UdSSR. Die Zentralbank fungiert als Zentralbank Aserbaidschans und ist befugt, die Landeswährung, den aserbaidschanischen Manat, auszugeben und alle Geschäftsbanken zu beaufsichtigen. Zwei große Geschäftsbanken sind die UniBank und die staatliche International Bank of Azerbaijan, die von Abbas Ibrahimov geleitet wird.

Die Inflationsrate erreichte im ersten Quartal 2007 16,6 % und wurde durch das Wachstum der Ausgaben und der Nachfrage in die Höhe getrieben. Die Nominaleinkommen und die Monatslöhne stiegen im Vergleich dazu um 29 % bzw. 25 %, aber die Preissteigerungen in der Nicht-Öl-Industrie förderten die Inflation. Aserbaidschan weist aufgrund seines schnell wachsenden Energiesektors einige Anzeichen der so genannten "holländischen Krankheit" auf, die Inflation verursacht und Exporte von Nicht-Energieprodukten verteuert.

Eine proportionale Darstellung der aserbaidschanischen Exporte, 2019

In den frühen 2000er Jahren wurde die chronisch hohe Inflation unter Kontrolle gebracht. Dies führte dazu, dass am 1. Januar 2006 eine neue Währung, der neue aserbaidschanische Manat, eingeführt wurde, um die Wirtschaftsreformen zu festigen und die Spuren einer instabilen Wirtschaft zu beseitigen.

Im Jahr 2008 wurde Aserbaidschan im Doing Business Report der Weltbank als einer der 10 besten Reformer genannt.

Aserbaidschan war 2007/08 mit Verbesserungen bei sieben von zehn Indikatoren für Regulierungsreformen weltweit der führende Reformer. Aserbaidschan hat im Januar 2008 einen One-Stop-Shop eingeführt, der den Zeitaufwand, die Kosten und die Anzahl der Verfahren für die Gründung eines Unternehmens halbiert hat. Die Zahl der Unternehmensregistrierungen stieg in den ersten sechs Monaten um 40 %. Aserbaidschan schaffte auch die Mindestkredithöhe von 1.100 Dollar ab, wodurch sich die Zahl der von der Kreditregistrierung erfassten Kreditnehmer mehr als verdoppelte. Außerdem können die Steuerzahler jetzt ihre Formulare online einreichen und ihre Steuern bezahlen. Die umfassenden Reformen haben Aserbaidschan in der Rangliste von 97 auf 33 in der Gesamtwertung für die Erleichterung von Geschäften gebracht.

Auch im Global Competitiveness Report für 2010-2011 liegt Aserbaidschan auf Platz 57, noch vor anderen GUS-Ländern. Bis 2012 hat sich das BIP Aserbaidschans im Vergleich zu 1995 um das 20-fache erhöht.

Laut dem Doing-Business-Bericht 2019 der Weltbank verbesserte Aserbaidschan seine Position in der Rangliste für die Erleichterung der Geschäftstätigkeit von 57 auf 25. Als Ergebnis der Umsetzung einer Rekordzahl von Reformen, die hauptsächlich institutionelle Änderungen unter den 10 Top-Verbesserern beinhalten, wurde die Geschäftstätigkeit in Aserbaidschan einfacher, wie z. B. die Zeit und die Kosten für die Erteilung einer Baugenehmigung wurden erheblich reduziert (Zeit um 80 Tage und Kosten um 12.563 AZN), das Verfahren für den Anschluss an das Stromnetz wurde rationalisiert und die Kreditaufnahme vereinfacht.

Energie und natürliche Ressourcen

Eine Pumpanlage für die mechanische Ölförderung am Stadtrand von Baku

Aserbaidschan ist zu zwei Dritteln reich an Erdöl und Erdgas. Die Geschichte der aserbaidschanischen Ölindustrie reicht bis in die Antike zurück. Der arabische Historiker und Reisende Ahmad Al-Baladhuri beschrieb die Wirtschaft der Halbinsel Absheron in der Antike und erwähnte dabei insbesondere das Öl. In Aserbaidschan gibt es zahlreiche Pipelines. Ziel des Südlichen Gaskorridors, der das riesige Gasfeld Shah Deniz in Aserbaidschan mit Europa verbindet, ist es, die Abhängigkeit der Europäischen Union von russischem Gas zu verringern.

Die Region des Kleinen Kaukasus liefert den größten Teil der Gold-, Silber-, Eisen-, Kupfer-, Titan-, Chrom-, Mangan-, Kobalt-, Molybdän-, Komplexerz- und Antimonvorräte des Landes. Im September 1994 wurde ein 30-Jahres-Vertrag zwischen der Staatlichen Ölgesellschaft der Aserbaidschanischen Republik (SOCAR) und 13 Ölgesellschaften, darunter Amoco, BP, ExxonMobil, Lukoil und Equinor, unterzeichnet. Da westliche Ölgesellschaften in der Lage sind, Tiefsee-Ölfelder zu erschließen, die von der sowjetischen Ausbeutung unberührt geblieben sind, gilt Aserbaidschan als einer der wichtigsten Orte der Welt für die Ölexploration und -entwicklung. Inzwischen wurde der staatliche Ölfonds Aserbaidschans als außerbudgetärer Fonds eingerichtet, um makroökonomische Stabilität, Transparenz bei der Verwaltung der Öleinnahmen und die Sicherung der Ressourcen für künftige Generationen zu gewährleisten.

Die Südkaukasus-Pipeline bringt Erdgas über die Türkei nach Europa

Der Zugang zu Biokapazität ist in Aserbaidschan geringer als im Weltdurchschnitt. Im Jahr 2016 verfügte Aserbaidschan über 0,8 globale Hektar Biokapazität pro Person auf seinem Staatsgebiet, die Hälfte des weltweiten Durchschnitts von 1,6 globalen Hektar pro Person. Im Jahr 2016 verbrauchte Aserbaidschan 2,1 globale Hektar Biokapazität pro Person - seinen ökologischen Fußabdruck des Konsums. Das bedeutet, dass sie mehr Biokapazität verbrauchen als Aserbaidschan enthält. Infolgedessen hat Aserbaidschan ein Biokapazitätsdefizit.

Azeriqaz, ein Tochterunternehmen von SOCAR, will die vollständige Gasifizierung des Landes bis 2021 sicherstellen. Aserbaidschan ist einer der Förderer der Ost-West- und Nord-Süd-Energietransportkorridore. Die Eisenbahnlinie Baku-Tbilisi-Kars wird die kaspische Region mit der Türkei verbinden; sie soll im Juli 2017 fertiggestellt werden. Die Transanatolische Gaspipeline (TANAP) und die Transadriatische Pipeline (TAP) werden Erdgas aus dem aserbaidschanischen Shah-Deniz-Vorkommen in die Türkei und nach Europa liefern.

Aserbaidschan verlängerte die Vereinbarung über die Erschließung von ACG bis 2050 gemäß der geänderten PSA, die am 14. September 2017 von SOCAR und den Co-Ventures (BP, Chevron, Inpex, Equinor, ExxonMobil, TP, ITOCHU und ONGC Videsh) unterzeichnet wurde.

Landwirtschaft

Aserbaidschan verfügt über das größte landwirtschaftliche Einzugsgebiet in der Region. Etwa 54,9 Prozent der Fläche Aserbaidschans sind landwirtschaftliche Nutzfläche. Zu Beginn des Jahres 2007 gab es 4.755.100 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche. Im selben Jahr wurden insgesamt 136 Millionen m3 Holz gewonnen. Die agrarwissenschaftlichen Forschungsinstitute Aserbaidschans konzentrieren sich auf Wiesen und Weiden, Gartenbau und subtropische Kulturen, grünes Gemüse, Weinbau und Weinherstellung, Baumwollanbau und Heilpflanzen. In einigen Gebieten ist es rentabel, Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Baumwolle und Tabak anzubauen. Viehzucht, Milchprodukte, Wein und Spirituosen sind ebenfalls wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die kaspische Fischereiindustrie konzentriert sich auf die schwindenden Bestände von Stör und Beluga. Im Jahr 2002 verfügte die aserbaidschanische Handelsmarine über 54 Schiffe.

Einige Produkte, die früher aus dem Ausland importiert wurden, werden inzwischen vor Ort hergestellt. Dazu gehören Coca-Cola von Coca-Cola Bottlers LTD., Bier von Baki-Kastel, Parkett von Nehir und Ölrohre von EUPEC Pipe Coating Azerbaijan.

Fremdenverkehr

Das Shahdag Mountain Resort ist der größte Wintersportort des Landes.

Der Tourismus ist ein wichtiger Bestandteil der aserbaidschanischen Wirtschaft. In den 1980er Jahren war das Land ein bekannter Touristenort. Der Zerfall der Sowjetunion und der Erste Berg-Karabach-Krieg in den 1990er Jahren schadeten der Tourismusbranche und dem Image Aserbaidschans als Reiseziel.

Erst in den 2000er Jahren begann sich die Tourismusbranche zu erholen, und seitdem verzeichnet das Land eine hohe Wachstumsrate bei der Zahl der Touristenbesuche und Übernachtungen. In den letzten Jahren hat sich Aserbaidschan auch zu einem beliebten Ziel für den Religions-, Kur- und Gesundheitstourismus entwickelt. Im Winter bietet das Shahdag Mountain Resort ein Skigebiet mit hochmodernen Einrichtungen.

Die aserbaidschanische Regierung hat die Entwicklung Aserbaidschans zu einem erstklassigen Reiseziel als oberste Priorität festgelegt. Es ist eine nationale Strategie, den Tourismus zu einem wichtigen, wenn nicht sogar dem größten Beitrag zur aserbaidschanischen Wirtschaft zu machen. Diese Aktivitäten werden durch das aserbaidschanische Ministerium für Kultur und Tourismus geregelt. Es gibt 63 Länder, für die Visumfreiheit gilt. E-Visum - für den Besuch von Ausländern aus visumspflichtigen Ländern in der Republik Aserbaidschan.

Laut dem Travel and Tourism Competitiveness Report 2015 des Weltwirtschaftsforums liegt Aserbaidschan auf Platz 84.

Einem Bericht des World Travel and Tourism Council zufolge gehörte Aserbaidschan zu den zehn Ländern mit dem stärksten Wachstum der Besucherexporte zwischen 2010 und 2016. Darüber hinaus belegte Aserbaidschan den ersten Platz (46,1 %) unter den Ländern mit der sich am schnellsten entwickelnden Reise- und Tourismuswirtschaft, mit starken Indikatoren für die Ausgaben internationaler Besucher im vergangenen Jahr.

Wachstumsrate des BIP pro Kopf in Armenien, Georgien und Aserbaidschan

Prinzipiell baut die Wirtschaft in Aserbaidschan heute auf der Erdöl- und Gasindustrie auf. Nach dem Oil und Gas Journal vom Januar 2012 hat Aserbaidschan 7 Milliarden Barrel Erdölreserven. Die Diversifizierung der Wirtschaft ist größte Herausforderung und ein erklärtes Ziel der Regierung.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Aserbaidschan Platz 35 von 137 Ländern (Stand 2017–18). Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte das Land 2019 Platz 60 von 180 Ländern.

Verkehr

Die günstige Lage Aserbaidschans an der Kreuzung wichtiger internationaler Verkehrsadern, wie der Seidenstraße und dem Süd-Nord-Korridor, unterstreicht die strategische Bedeutung des Transportsektors für die Wirtschaft des Landes. Der Verkehrssektor des Landes umfasst Straßen, Eisenbahnen, Luftfahrt und Seeverkehr.

Aserbaidschan ist auch ein wichtiger wirtschaftlicher Knotenpunkt für den Transport von Rohstoffen. Die Baku-Tbilisi-Ceyhan-Pipeline (BTC) wurde im Mai 2006 in Betrieb genommen und führt über 1.774 Kilometer durch die Länder Aserbaidschan, Georgien und die Türkei. Die BTC ist für den Transport von jährlich bis zu 50 Millionen Tonnen Rohöl ausgelegt und befördert Öl aus den Ölfeldern am Kaspischen Meer zu den Weltmärkten. Die Südkaukasus-Pipeline, die ebenfalls durch das Gebiet von Aserbaidschan, Georgien und der Türkei verläuft, wurde Ende 2006 in Betrieb genommen und bietet zusätzliche Gaslieferungen für den europäischen Markt aus dem Gasfeld Shah Deniz. Shah Deniz wird voraussichtlich bis zu 296 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr produzieren. Aserbaidschan spielt auch eine wichtige Rolle in dem von der EU geförderten Seidenstraßenprojekt.

Im Jahr 2002 richtete die aserbaidschanische Regierung das Verkehrsministerium ein, das über ein breites Spektrum an politischen und regulatorischen Aufgaben verfügt. Im selben Jahr wurde das Land Mitglied des Wiener Übereinkommens über den Straßenverkehr. Zu den Prioritäten gehören die Modernisierung des Verkehrsnetzes und die Verbesserung der Verkehrsdienste, um die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige zu erleichtern.

Der Bau der Kars-Tiflis-Baku-Eisenbahn im Jahr 2012 sollte den Verkehr zwischen Asien und Europa verbessern, indem die Eisenbahnen Chinas und Kasachstans im Osten über die Türkei mit dem europäischen Eisenbahnsystem im Westen verbunden werden. Im Jahr 2010 erstreckten sich Breitspurbahnen und elektrifizierte Eisenbahnen über und. Im Jahr 2010 gab es 35 Flughäfen und einen Hubschrauberlandeplatz.

Wissenschaft und Technik

Astrophysikalisches Observatorium Schamakhi

Im 21. Jahrhundert trug ein neuer Öl- und Gasboom zur Verbesserung der Situation in Aserbaidschans Wissenschafts- und Technologiesektor bei. Die Regierung startete eine Kampagne zur Modernisierung und Innovation. Die Regierung schätzt, dass die Gewinne aus der Informationstechnologie und der Kommunikationsindustrie wachsen und mit denen aus der Ölförderung vergleichbar werden.

Aserbaidschan verfügt über einen großen und stetig wachsenden Internetsektor, der von der Finanzkrise 2007-2008 weitgehend unbeeinflusst geblieben ist; ein schnelles Wachstum wird für mindestens fünf weitere Jahre prognostiziert. Aserbaidschan liegt im Jahr 2021 auf Platz 80 des Global Innovation Index, gegenüber Platz 84 im Jahr 2019.

Auch bei der Entwicklung seines Telekommunikationssektors hat das Land Fortschritte gemacht. Das Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologien (MCIT) und der Betreiber Aztelekom sind sowohl politische Entscheidungsträger als auch Regulierungsbehörden. Öffentliche Münztelefone stehen für Ortsgespräche zur Verfügung und erfordern den Kauf einer Wertmarke in der Telefonzentrale oder in einigen Geschäften und Kiosken. Die Wertmarken ermöglichen einen Anruf von unbegrenzter Dauer. Im Jahr 2009 gab es 1.397.000 Telefonanschlüsse und 1.485.000 Internetnutzer. Es gibt vier GSM-Anbieter: Azercell, Bakcell, Azerfon (Nar Mobile), Nakhtel und einen CDMA-Mobilfunknetzbetreiber.

Im 21. Jahrhundert entwarfen eine Reihe prominenter aserbaidschanischer Geodynamiker und Geotektoniker, inspiriert durch die grundlegenden Arbeiten von Elchin Chalilow und anderen, Hunderte von Erdbebenvorhersagestationen und erdbebensichere Gebäude, die heute den größten Teil des Republikanischen Zentrums für Erdbebendienst bilden.

Die Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde Aserbaidschans hat am 7. Februar 2013 ihren ersten Satelliten AzerSat 1 vom Raumfahrtzentrum Guayana in Französisch-Guayana auf der Orbitalposition 46° Ost in die Umlaufbahn gebracht. Der Satellit deckt Europa und einen großen Teil Asiens und Afrikas ab und dient der Übertragung von Fernseh- und Radiosendungen sowie dem Internet. Der Start eines Satelliten in die Erdumlaufbahn ist der erste Schritt Aserbaidschans zur Verwirklichung seines Ziels, eine Nation mit eigener Raumfahrtindustrie zu werden, die in der Lage ist, in Zukunft weitere Projekte erfolgreich umzusetzen.

Öl

Aserbaidschan ist nach Russland und Kasachstan der drittwichtigste Erdölexporteur des postsowjetischen Raums. 2005 erwirtschaftete die Ölindustrie 67 % des BIP, der Anteil der Öl- und zunehmenden Erdgasförderung am BIP stieg über lange Zeit. Aserbaidschan förderte 2009 knapp über 1 Million Barrel (ca. 159 Mio. Liter) Erdöl pro Tag (1997: 173.000 Barrel); 2015 waren es noch 800.000 Barrel. Für den Export des Öls wurde die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline gebaut und im Sommer 2005 eröffnet. Sie kann täglich eine Million Barrel Rohöl von Baku in die türkische Hafenstadt Ceyhan transportieren. Die Gewinne aus der Rohstoffförderung sollten in einen staatlichen Ölfonds fließen. Mit diesem sollte für die Zukunft Aserbaidschans nach dem Ölzeitalter vorgesorgt und makroökonomische Stabilität geschaffen werden. Neft Daşları ist eine der größten Ölförderanlagen der Welt. Sie hat sich zu einer Stadt entwickelt, in der mittlerweile ca. 5000 Menschen leben.

Gas

Aserbaidschan hat Gazprom den Zuschlag für 1,2 Billionen Kubikmeter seiner Gasreserven erteilt. Darüber hinaus galt Aserbaidschan auch als Hauptlieferant für den südlichen Gas-Korridor, bestehend aus South Caucasus Pipeline (SCPX), Trans Anatolian Pipeline (TANAP) und der Trans Adriatic Pipeline (TAP), die seit 2020 Gas über Georgien, die Türkei, Griechenland, Albanien und die Adria nach Italien bringt.

Aserbaidschan gilt als Beispielfall für die Holländische Krankheit: Infolge des rasch expandierenden Öl- und Gasgeschäfts wurde die industrielle und landwirtschaftliche Produktion stark vernachlässigt (wie in den Niederlanden der 1970er Jahre). Kapital und Arbeitskräfte wurden abgezogen und unter Einsatz staatlicher Mittel in die Rohstoffbranche umgelenkt. Die durch den Export bedingte Währungsaufwertung schwächte die Exportchancen der anderen Industrien, deren Produkte von billigen Importen substituiert werden. Diese Abhängigkeit vom Ölexport rächte sich während des Falls des Ölpreises 2014/15. Dieser führte zu einer Abwertung der Landeswährung Manat um fast 50 %.

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungspyramide

Im März 2022 waren 52,9 % der aserbaidschanischen Gesamtbevölkerung von 10.164.464 Einwohnern städtisch, während die restlichen 47,1 % auf dem Land lebten. Im Januar 2019 war der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung 50,1 %. Das Geschlechterverhältnis lag im selben Jahr bei 0,99 Männern pro Frau.

Die Wachstumsrate der Bevölkerung lag 2011 bei 0,85 %, verglichen mit 1,09 % weltweit. Ein wichtiger Faktor, der das Bevölkerungswachstum einschränkt, ist die hohe Migration. Im Jahr 2011 verzeichnete Aserbaidschan eine Migration von -1,14/1.000 Menschen.

Die aserbaidschanische Diaspora ist in 42 Ländern vertreten, und im Gegenzug gibt es viele Zentren für ethnische Minderheiten in Aserbaidschan, darunter die deutsche Kulturgesellschaft "Karelhaus", das slawische Kulturzentrum, die aserbaidschanisch-israelische Gemeinschaft, das kurdische Kulturzentrum, die Internationale Talysh Association, das nationale Zentrum "Samur" der Lezgin, die aserbaidschanisch-tatarische Gemeinschaft, die Gesellschaft der Krimtataren usw.

Insgesamt gibt es in Aserbaidschan 78 Städte, 63 Stadtbezirke und eine Stadt mit besonderem Rechtsstatus. Daran schließen sich 261 Siedlungen städtischen Typs und 4248 Dörfer an.

Größte Städte in Aserbaidschan
2013 Bevölkerungsstatistiken nach Verwaltungseinheiten, Staatliches Statistikkomitee Aserbaidschan
Rang Wirtschaftsregionen Bevölkerung. Rang Wirtschaftsregionen Bevölkerung.
1 Baku Absheron 2,150,800 11 Chatschmaz Guba-Khachmaz 64,800
2 Sumgait Absheron 325,200 12 Aghdam . Oberkarabach 59,800
3 Ganja Ganja-Qazakh 323,000 13 Dschalilabad Lankaran 56,400
4 Mingatschewir Aran 99,700 14 Khankandi Oberkarabach 55,100
5 Lankaran Lankaran 85,300 15 Agjabadi Aran 46,900
6 Schirwan Aran 80,900 16 Schamakhi Daglig-Schirwan 43,700
7 Nachitschewan Nachitschewan 78,300 17 Fuzuli Oberkarabach 42,000
8 Schamkir Ganja-Qazakh 69,600 18 Salyan Aran 37,000
9 Schaki Schaki-Zaqatala 66,400 19 Barda Aran 38,600
10 Jevlakh Aran 66,300 20 Neftchala Aran 38,200

Ethnizität

91,6 % oder 8.172.809 Personen der Bevölkerung betrachteten sich bei der Volkszählung 2009 als Aserbaidschaner. Den restlichen Anteil bildeten die 180.300 Lesgier (2,02 %), 120.306 Armenier (1,35 %), 119.307 Russen (1,34 %), 111.996 Talyschen (1,26 %), 49.838 Awaren (0,56 %), 37.975 Türken (0,43 %), 25.911 Tataren (0,29 %), 25.218 Taten (0,28 %), 21.509 Ukrainer (0,24 %), 12.289 Zachuren (0,14 %), 9912 Georgier (0,11 %), 9084 Juden (0,1 %), 6065 Kurden (0,07 %) und 3821 Udinen (0,04 %). Andere Minderheiten sind die Mescheten (ca. 106.000), Grizen (ostkaukasische Sprache; ca. 4400) und Chinalugen (ostkaukasische Sprache; ca. 2200). Die seit dem 19. Jahrhundert in der Region lebenden Kaukasiendeutschen wurden während des Zweiten Weltkrieges zumeist deportiert. Die hauptsächlich aus dem Königreich Württemberg stammenden landlosen Bauern (Schwaben) waren auf Initiative des russischen Zaren Alexander I. im westlichen Teil Aserbaidschans angesiedelt und gründeten dort mehrere Kolonien, darunter Helenendorf, Annenfeld, Georgsfeld, Traubenfeld und Eigenfeld. Bis zu ihrer Deportation lebten Schätzungen zufolge bis zu 20.000 Deutsche in Aserbaidschan.

Zwischen 12 und 15 Millionen Aserbaidschaner leben im Iran, bis zu 16 % der Bevölkerung des Irans. Damit gibt es mehr Aserbaidschaner im Iran als in Aserbaidschan selbst, die meisten davon im Nordwesten des Landes. Aserbaidschaner betrachten sich ethnisch, sprachlich und kulturell mit den Türken verwandt.

Infolge des Bergkarabachkonflikts und der seit 1993 andauernden armenischen Besetzung dieser Gebiete leben 600.000 bis 700.000 Aserbaidschaner (Stand 2003) als Flüchtlinge in Aserbaidschan unter schlechten Lebensbedingungen.

Die intern Vertriebenen aus der Bergkarabach-Region bedeuten einen finanziellen Aufwand für Aserbaidschan. 2005 hat das World Food Programme der Vereinten Nationen die Ernährungssicherheit von über 90 % der Binnenvertriebenen in Aserbaidschan als „food insecure“ bezeichnet. Laut Regierungsaussagen belaufen sich die Ausgaben für die intern Vertriebenen auf jährlich 3 % des Gesamtbudget des Landes.

Sprachen

Staats- und Amtssprache ist seit Ende der Sowjetunion ausschließlich die aserbaidschanische Sprache (Eigenbezeichnung Azərbaycan dili/türkçesi), die – nach unterschiedlichen Schätzungen, einschließlich der Sprecher im Iran – etwa 20 bis 32 Millionen Muttersprachler hat. Die Sprache wurde bis zum Jahr 1937 als Türkisch (Eigenbezeichnung: Türk dili) bezeichnet; nach dem Jahr 1937 wurde die Sprache als ein Teil der Stalinpolitik ins Aserbaidschanisch umbenannt. Aserbaidschanisch gehört zu den Turksprachen und weist große Ähnlichkeiten zur türkischen Sprache auf. Seit Dezember 1992 wird Aserbaidschanisch – in Anlehnung an das Türkische – in lateinischer Schrift geschrieben, zuvor wurde das kyrillische Alphabet benutzt.

Bis 1991 war das Russische ebenfalls Amtssprache. Seit der Unabhängigkeit nahm dessen Bedeutung jedoch ab; es spielt aber noch immer eine große Rolle im täglichen Leben und wird von vielen Schülern bereits ab der ersten Klasse gelernt. Russisch dient außerdem als Sprache zur interethnischen Kommunikation. Trotzdem lernen daneben mehr und mehr junge Aserbaidschaner auch Englisch. Viele Schüler bekunden zudem Interesse an weiteren Fremdsprachen, unter anderem Deutsch, Französisch und insbesondere (Türkei-)Türkisch.

Außerdem werden in Aserbaidschan noch 14 Minderheitensprachen aus vier verschiedenen Sprachfamilien gesprochen, darunter etwa Georgisch oder Awarisch. Armenisch, das vor dem Krieg um Bergkarabach von 70 % der dortigen Bevölkerung und von Minderheiten in vielen anderen Regionen Aserbaidschans, insbesondere Städten, gesprochen wurde, ist heute praktisch nur noch im Gebiet Bergkarabach anzutreffen, dort aber nunmehr zu nahezu 100 %.

Religion

Die Bibi-Heybat-Moschee in Baku. Die Moschee ist über dem Grab eines Nachfahren Mohammeds erbaut.

Aserbaidschan gilt als das säkularste Land mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Rund 97 % der Bevölkerung sind Muslime. 85 % der Muslime sind schiitisch und 15 % sunnitisch; die Republik Aserbaidschan hat den zweithöchsten Anteil an schiitischen Muslimen in der Welt. Andere Glaubensrichtungen werden von den verschiedenen ethnischen Gruppen des Landes praktiziert. Gemäß Artikel 48 seiner Verfassung ist Aserbaidschan ein säkularer Staat und gewährleistet Religionsfreiheit. In einer Gallup-Umfrage von 2006-2008 gaben nur 21 % der Befragten aus Aserbaidschan an, dass die Religion ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen Lebens ist.

Von den religiösen Minderheiten des Landes sind die geschätzten 280.000 Christen (3,1%) überwiegend russisch- und georgisch-orthodox und armenisch-apostolisch (fast alle Armenier leben in der abtrünnigen Region Berg-Karabach). Im Jahr 2003 gab es 250 römisch-katholische Gläubige. Zu den anderen christlichen Konfessionen gehörten 2002 Lutheraner, Baptisten und Molokaner. Es gibt auch eine kleine protestantische Gemeinde. Aserbaidschan hat auch eine alte jüdische Bevölkerung mit einer 2.000-jährigen Geschichte; jüdische Organisationen schätzen, dass noch 12.000 Juden in Aserbaidschan leben, das die einzige Stadt mit jüdischer Mehrheit außerhalb Israels und der Vereinigten Staaten ist. In Aserbaidschan leben auch Mitglieder der Baháʼí-, der Hare-Krishna- und der Zeugen Jehovas-Gemeinschaft sowie Anhänger der anderen Religionsgemeinschaften. Einige Religionsgemeinschaften sind inoffiziell in ihrer Religionsfreiheit eingeschränkt worden. In einem Bericht des US-Außenministeriums zu diesem Thema wird die Inhaftierung von Mitgliedern bestimmter muslimischer und christlicher Gruppen erwähnt, und viele Gruppen haben Schwierigkeiten, sich beim SCWRA registrieren zu lassen.

In Aserbaidschan leben heute noch 25.000 bis 30.000 Juden, die zu rund 75 % in Baku leben. Sie lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Aschkenasim europäischer Herkunft, Bergjuden bzw. Taten (konzentriert in der Siedlung Qırmızı Qəsəbə im Norden des Landes) und georgische Juden. In Baku gibt es heute drei Synagogen, eine kleine Jeschiwa, eine jüdische Schule namens Hebrew Language School, die von ca. 300 Schülern besucht wird, sowie ein israelisches Zentrum.

Bei Ausgrabungen in der Stadt Şabran (Nordosten Aserbaidschans) zu Beginn der 1990er Jahre wurden die Überreste des ältesten jüdischen Viertels und einer Synagoge aus dem 7. Jahrhundert entdeckt. Während der Zeit der Demokratischen Republik Aserbaidschan (1918–1920) war Jewsei Gindes, ein ethnischer Jude, Gesundheitsminister des Landes. Zu den prominenten Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde aus Aserbaidschan zählen unter anderem der Nobelpreisträger für Physik Lew Landau, der Arzt Solomon Gusman, sowie der Panzerkommandant Albert Aqarunov, der im Bergkarabach-Krieg starb. Aserbaidschan gilt weltweit als eines der sichersten Länder für Juden, wo überwiegenden Angaben zufolge kaum antisemitische Übergriffe bekannt sind. Nach Einschätzung der deutschen Bundesregierung erfährt die jüdische Minderheit in Aserbaidschan Schutz und Unterstützung, ihre Repräsentanten werden von der Staatsführung gleichrangig mit den muslimischen Vertretern wahrgenommen.

Bildung

Klassenzimmer in der Dunya-Schule

Ein relativ hoher Prozentsatz der Aserbaidschaner hat irgendeine Form von Hochschulbildung erworben, vor allem in wissenschaftlichen und technischen Fächern. In der Sowjetära stiegen die Alphabetisierungsrate und das durchschnittliche Bildungsniveau von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau aus dramatisch an, und das trotz zweier Änderungen des Standardalphabets, nämlich von der perso-arabischen Schrift zu Latein in den 1920er Jahren und von der lateinischen zur kyrillischen Schrift in den 1930er Jahren. Nach sowjetischen Angaben waren 1970 100 Prozent der Männer und Frauen (im Alter von neun bis neunundvierzig Jahren) des Lesens und Schreibens kundig. Dem Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen von 2009 zufolge liegt die Alphabetisierungsrate in Aserbaidschan bei 99,5 Prozent.

Seit der Unabhängigkeit war eines der ersten Gesetze, die das aserbaidschanische Parlament verabschiedete, um sich von der Sowjetunion zu distanzieren, die Einführung eines modifizierten lateinischen Alphabets anstelle des kyrillischen. Abgesehen davon hat sich das aserbaidschanische System strukturell kaum verändert. Zu den ersten Änderungen gehörten die Wiedereinführung des Religionsunterrichts (der während der Sowjetzeit verboten war) und Lehrplanänderungen, die den Gebrauch der aserbaidschanischen Sprache wieder in den Vordergrund rückten und ideologische Inhalte eliminierten. Neben den Grundschulen gibt es Tausende von Vorschulen, allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen, einschließlich Fachoberschulen und technischen Schulen. Es besteht Schulpflicht bis zur neunten Klasse.

Kultur

Die aserbaidschanische Kultur hat sich durch zahlreiche Einflüsse entwickelt, weshalb die Aserbaidschaner in vielerlei Hinsicht bikulturell sind. Heute sind die nationalen Traditionen im Land trotz westlicher Einflüsse, einschließlich der globalisierten Konsumkultur, gut erhalten. Einige der wichtigsten Elemente der aserbaidschanischen Kultur sind: Musik, Literatur, Volkstänze und Kunst, Küche, Architektur, Kinematographie und Novruz Bayram. Letzteres geht auf das traditionelle Neujahrsfest der alten iranischen Religion des Zoroastrismus zurück. Novruz ist ein Familienfest.

Das Profil der aserbaidschanischen Bevölkerung besteht, wie bereits erwähnt, aus Aserbaidschanern sowie aus anderen Nationalitäten oder ethnischen Gruppen, die kompakt in verschiedenen Gebieten des Landes leben. Die aserbaidschanische National- und Tracht ist die Chokha und die Papakhi. Es gibt Radiosendungen in russischer, georgischer, kurdischer, lezgischer und talyschischer Sprache, die aus dem Staatshaushalt finanziert werden. Einige lokale Radiosender in Balakan und Khachmaz senden in Avar und Tat. In Baku werden mehrere Zeitungen in russischer, kurdischer (Dengi Kurd), lezgischer (Samur) und talyschischer Sprache veröffentlicht. Die jüdische Gesellschaft "Sokhnut" gibt die Zeitung Aziz heraus.

Musik und Volkstänze

Uzeyir Hajibeyov verschmolz zu Beginn des 20. Jahrhunderts die traditionelle aserbaidschanische Musik mit westlichen Stilen.

Die Musik Aserbaidschans basiert auf Volkstraditionen, die fast tausend Jahre zurückreichen. Seit Jahrhunderten hat sich die aserbaidschanische Musik unter dem Zeichen der Monodie entwickelt und rhythmisch vielfältige Melodien hervorgebracht. Die aserbaidschanische Musik hat ein verzweigtes Modus-System, in dem die Chromatisierung von Dur- und Moll-Tonleitern von großer Bedeutung ist. Unter den nationalen Musikinstrumenten befinden sich 14 Streichinstrumente, acht Schlaginstrumente und sechs Blasinstrumente. Laut dem Grove Dictionary of Music and Musicians stehen die Aserbaidschaner in Bezug auf Ethnizität, Kultur und Religion dem Iran musikalisch viel näher als der Türkei".

Alim Qasimov singt Mugham beim Eurovision Song Contest 2012. Der aserbaidschanische Mugham wurde 2008 in die Liste der UNESCO-Meisterwerke des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Mugham, Meykhana und Ashiq-Kunst gehören zu den zahlreichen Musiktraditionen Aserbaidschans. Mugham ist in der Regel eine Suite mit Gedichten und instrumentalen Zwischenspielen. Bei der Aufführung von Mugham müssen die Sänger ihre Gefühle in Gesang und Musik umsetzen. Im Gegensatz zu den Mugham-Traditionen der zentralasiatischen Länder ist der aserbaidschanische Mugham freier und weniger starr; er wird oft mit dem improvisierten Bereich des Jazz verglichen. Die UNESCO hat die aserbaidschanische Mugham-Tradition am 7. November 2003 zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit erklärt. Meykhana ist eine Art traditioneller aserbaidschanischer, unverwechselbarer Volksgesang ohne Begleitung, der in der Regel von mehreren Personen vorgetragen wird, die über ein bestimmtes Thema improvisieren.

Ashiq verbindet Poesie, Geschichtenerzählen, Tanz sowie Vokal- und Instrumentalmusik zu einer traditionellen Performance-Kunst, die als Symbol der aserbaidschanischen Kultur gilt. Er ist ein mystischer Troubadour oder fahrender Barde, der singt und die Saz spielt. Diese Tradition hat ihren Ursprung in den schamanistischen Vorstellungen der alten Turkvölker. Die Lieder der Ashiqs sind halb improvisiert und basieren auf gemeinsamen Grundlagen. Die aserbaidschanische Ashiq-Kunst wurde am 30. September 2009 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Seit Mitte der 1960er Jahre erfreut sich die westlich geprägte aserbaidschanische Popmusik in ihren verschiedenen Formen in Aserbaidschan zunehmender Beliebtheit, während Genres wie Rock und Hip-Hop weit verbreitet sind. Aserbaidschanischer Pop und aserbaidschanische Volksmusik sind mit der internationalen Popularität von Künstlern wie Alim Qasimov, Rashid Behbudov, Vagif Mustafazadeh, Muslim Magomayev, Shovkat Alakbarova und Rubaba Muradova entstanden. Aserbaidschan ist ein begeisterter Teilnehmer am Eurovision Song Contest. Aserbaidschan nahm erstmals am Eurovision Song Contest 2008 teil. Der Beitrag des Landes belegte 2009 den dritten und im Jahr darauf den fünften Platz. Ell und Nikki gewannen den ersten Platz beim Eurovision Song Contest 2011 mit dem Lied "Running Scared", was Aserbaidschan dazu berechtigte, den Wettbewerb 2012 in Baku auszurichten. Bis zur Ausgabe 2018 haben sie sich für jedes große Finale qualifiziert und treten mit X My Heart der Sängerin Aisel an.

Es gibt Dutzende von aserbaidschanischen Volkstänzen. Sie werden bei feierlichen Anlässen aufgeführt und die Tänzerinnen und Tänzer tragen nationale Kleidung wie die Chokha, die in den nationalen Tänzen gut erhalten ist. Die meisten Tänze haben einen sehr schnellen Rhythmus.

Literatur

Gemälde von Khurshidbanu Natavan, einer der bedeutendsten aserbaidschanischen Dichterinnen. Sie war auch die Tochter des letzten Herrschers des Karabach-Khanats.

Zu den mittelalterlichen Autoren, die auf dem Gebiet der heutigen Republik Aserbaidschan geboren wurden, gehörte der persische Dichter und Philosoph Nizami, der nach seinem Geburtsort Ganja Ganjavi genannt wurde. Er war der Autor der Khamsa ("Fünflinge"), die aus fünf romantischen Gedichten bestehen, darunter "Der Schatz der Geheimnisse", "Khosrow und Shīrīn" und "Leyli und Mejnūn".

Der früheste bekannte Vertreter der aserbaidschanischen Literatur war Izzeddin Hasanoghlu, der einen Diwan aus persischen und aserbaidschanischen Ghazals verfasste. In den persischen Ghazals verwendete er sein Pseudonym, während seine aserbaidschanischen Ghazals unter seinem eigenen Namen Hasanoghlu verfasst wurden.

Die klassische aserbaidschanische Literatur entstand im 14. Jahrhundert auf der Grundlage der verschiedenen frühmittelalterlichen Dialekte von Täbris und Schirwan. Zu den Dichtern dieser Zeit gehörten Gazi Burhanaddin, Haqiqi (Pseudonym von Jahan Shah Qara Qoyunlu) und Habibi. Ende des 14. Jahrhunderts begann auch die literarische Tätigkeit von Imadaddin Nasimi, einem der größten aserbaidschanischen mystischen Hurufi-Dichter des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts und einem der bedeutendsten frühen Divan-Meister der türkischen Literaturgeschichte, der auch Gedichte in persischer und arabischer Sprache verfasste. Der Diwan- und Ghazal-Stil wurde von den Dichtern Qasem-e Anvar, Fuzuli und Khatai (Pseudonym des Safawiden-Schahs Ismail I.) weiterentwickelt.

Das Buch von Dede Korkut besteht aus zwei Manuskripten, die im 16. Jahrhundert kopiert wurden, und wurde nicht vor dem 15. Es ist eine Sammlung von 12 Geschichten, die die mündliche Tradition der Oghusen-Nomaden widerspiegeln. Der Dichter Muhammed Fuzuli aus dem 16. Jahrhundert verfasste seine zeitlosen philosophischen und lyrischen Qazals auf Arabisch, Persisch und Aserbaidschanisch. Fuzuli profitierte in hohem Maße von den feinen literarischen Traditionen seiner Umgebung und baute auf dem Erbe seiner Vorgänger auf. Er war dazu bestimmt, die führende literarische Figur seiner Gesellschaft zu werden. Zu seinen Hauptwerken gehören The Divan of Ghazals und The Qasidas. Im selben Jahrhundert erlebte die aserbaidschanische Literatur mit der Entwicklung der Aschik (), der poetischen Gattung der Barden, eine weitere Blütezeit. Im selben Zeitraum schrieb Schah Ismail I. unter dem Pseudonym Khatāī (für Sünder) etwa 1400 Verse auf Aserbaidschanisch, die später als sein Diwan veröffentlicht wurden. In dieser Zeit wurde ein einzigartiger literarischer Stil eingeführt, der als Qoshma (für Improvisation) bekannt ist und von Schah Ismail und später von seinem Sohn und Nachfolger, Schah Tahmasp I., weiterentwickelt wurde.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die einzigartigen Genres der Fuzuli und der Aschik-Dichtung von prominenten Dichtern und Schriftstellern wie Qovsi von Täbris, Schah Abbas Sani, Agha Mesih Shirvani, Nishat, Molla Vali Vidadi, Molla Panah Vagif, Amani, Zafar und anderen aufgegriffen. Zusammen mit den Türken, Turkmenen und Usbeken feiern die Aserbaidschaner auch das Epos von Koroglu (von "Sohn des Blinden"), einem legendären Volkshelden. Mehrere dokumentierte Versionen des Koroglu-Epos werden im Institut für Manuskripte der Nationalen Akademie der Wissenschaften von Aserbaidschan aufbewahrt.

Die moderne aserbaidschanische Literatur in Aserbaidschan basiert hauptsächlich auf dem Schirwani-Dialekt, während sie im Iran auf dem Tabrizi-Dialekt basiert. Die erste Zeitung in aserbaidschanischer Sprache, Akinchi, wurde 1875 veröffentlicht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es in den Schulen von Baku, Ganja, Schaki, Tiflis und Eriwan unterrichtet. Seit 1845 wurde sie auch an der Universität von Sankt Petersburg in Russland gelehrt.

Volkstümliche Kunst

Traditionelle aserbaidschanische Kleidung und Musikinstrumente

Die Aserbaidschaner haben eine reiche und ausgeprägte Kultur, zu der vor allem die dekorative und angewandte Kunst gehört. Diese Kunstform wird durch eine breite Palette von Handarbeiten repräsentiert, wie Ziselieren, Juwelenschleifen, Gravieren in Metall, Schnitzen in Holz, Stein und Knochen, Teppichknüpfen, Lasieren, Musterweben und -drucken sowie Stricken und Sticken. Jede dieser Arten der dekorativen Kunst, die von den Begabungen der aserbaidschanischen Nation zeugen, ist hier sehr beliebt. Zahlreiche Händler, Reisende und Diplomaten, die Aserbaidschan zu verschiedenen Zeiten besuchten, berichteten über viele interessante Fakten zur Entwicklung des Kunsthandwerks in Aserbaidschan.

Der aserbaidschanische Teppich ist ein traditionelles handgefertigtes Textil in verschiedenen Größen, mit einer dichten Textur und einer floralen oder florlosen Oberfläche, deren Muster für die vielen Teppichherstellungsregionen Aserbaidschans charakteristisch sind. Im November 2010 wurde der aserbaidschanische Teppich von der UNESCO zum Meisterwerk des immateriellen Kulturerbes erklärt.

Handarbeit kupfern in Lahij

Aserbaidschan ist seit der Antike als Zentrum für eine Vielzahl von Handwerken bekannt. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Gebiet von Aserbaidschan zeugen von einer gut entwickelten Landwirtschaft, Viehzucht, Metallverarbeitung, Töpferei, Keramik und Teppichweberei, die bis ins 2. Archäologische Stätten in Dashbulaq, Hasansu, Zayamchai und Tovuzchai, die im Zuge der BTC-Pipeline freigelegt wurden, enthielten Artefakte aus der frühen Eisenzeit.

Aserbaidschanische Teppiche können in mehrere große Gruppen und eine Vielzahl von Untergruppen eingeteilt werden. Die wissenschaftliche Erforschung des aserbaidschanischen Teppichs ist mit dem Namen von Latif Karimov, einem bekannten Wissenschaftler und Künstler, verbunden. Seine Klassifizierung brachte die vier großen Teppichgruppen mit den vier geografischen Zonen Aserbaidschans in Verbindung: Guba-Schirwan, Ganja-Kasach, Karabach und Täbris.

Kulinarisches

Dolma, eine traditionelle aserbaidschanische Mahlzeit

Die traditionelle Küche ist berühmt für ihren Reichtum an Gemüse und Grünzeug, das je nach Saison in den Gerichten verwendet wird. Frische Kräuter wie Minze, Koriander, Dill, Basilikum, Petersilie, Estragon, Lauch, Schnittlauch, Thymian, Majoran, Frühlingszwiebeln und Brunnenkresse sind sehr beliebt und kommen oft zu den Hauptgerichten auf den Tisch. Die klimatische Vielfalt und die Fruchtbarkeit des Landes spiegeln sich in den Nationalgerichten wider, die auf Fisch aus dem Kaspischen Meer, lokalem Fleisch (hauptsächlich Hammel- und Rindfleisch) und einer Fülle von saisonalem Gemüse und Grünzeug basieren. Safran-Reis-Plov ist das Aushängeschild Aserbaidschans, und schwarzer Tee ist das Nationalgetränk. Aserbaidschaner verwenden häufig das traditionelle Armudu-Glas (birnenförmig), da die Teekultur in Aserbaidschan sehr ausgeprägt ist. Zu den beliebten traditionellen Gerichten gehören Bozbash (Lammsuppe, die es in mehreren regionalen Varianten mit verschiedenen Gemüsesorten gibt), Qutab (gebratene Teigtaschen mit einer Füllung aus Grünzeug oder Hackfleisch) und Dushbara (eine Art Teigtaschen, die mit Hackfleisch und Gewürzen gefüllt sind).

Die aserbaidschanische Küche ähnelt der iranischen und türkischen Küche.

Architektur

Momine-Khatun-Mausoleum in Nachitschewan aus dem 12. Jahrhundert

Die aserbaidschanische Architektur verbindet typischerweise Elemente aus Ost und West. Die aserbaidschanische Architektur ist stark von der persischen Architektur beeinflusst. Viele alte architektonische Schätze wie der Jungfernturm und der Palast der Schirwanschahs in der ummauerten Stadt Baku sind im modernen Aserbaidschan erhalten geblieben. Auf der vorläufigen UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen unter anderem die Ateshgah von Baku, das Momine-Khatun-Mausoleum, der Hirkan-Nationalpark, der Binagadi-Asphalt-See, der Lökbatan-Schlammvulkan, das staatliche historische und architektonische Reservat von Schuscha, der Baku-Etappenberg, die Verteidigungsanlagen am Kaspischen Ufer, das Ordubad-Nationalreservat und der Palast der Schaki-Khans.

Zu den weiteren architektonischen Schätzen gehören das viereckige Schloss in Mardakan, die Parigala in Yukhary Chardaglar, eine Reihe von Brücken über den Aras und mehrere Mausoleen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde nur wenig Monumentalarchitektur geschaffen, doch wurden in Baku und anderswo charakteristische Wohnhäuser errichtet. Zu den jüngsten architektonischen Denkmälern gehören die U-Bahnen von Baku, die sich durch ihre üppige Ausstattung auszeichnen.

Die Aufgabe für die moderne aserbaidschanische Architektur ist die vielfältige Anwendung moderner Ästhetik, die Suche nach einem eigenen künstlerischen Stil und die Einbeziehung des bestehenden kulturhistorischen Umfelds. Großprojekte wie das Heydar Aliyev Cultural Center, die Flame Towers, die Baku Crystal Hall, die Baku White City und der SOCAR Tower haben die Skyline des Landes verändert und fördern seine zeitgenössische Identität.

Visuelle Kunst

Miniaturmalerei einer Schlachtszene an den Wänden des Palastes der Shaki Khans, 18. Jahrhundert, Stadt Shaki

Die Gamigaya-Petroglyphen, die auf das 1. bis 4. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen, befinden sich im aserbaidschanischen Bezirk Ordubad. Sie bestehen aus etwa 1500 abgetragenen und eingeritzten Felszeichnungen mit Bildern von Hirschen, Ziegen, Stieren, Hunden, Schlangen, Vögeln, fantastischen Wesen und Menschen, Wagen und verschiedenen Symbolen, die auf Basaltfelsen gefunden wurden. Der norwegische Ethnograf und Abenteurer Thor Heyerdahl war davon überzeugt, dass Menschen aus diesem Gebiet um 100 n. Chr. nach Skandinavien gingen, ihre Fertigkeiten im Bootsbau mitnahmen und sie in Nordeuropa in die Wikingerboote umwandelten.

Im Laufe der Jahrhunderte hat die aserbaidschanische Kunst viele stilistische Veränderungen durchlaufen. Die aserbaidschanische Malerei zeichnet sich traditionell durch die Wärme der Farben und des Lichts aus, wie die Werke von Azim Azimzade und Bahruz Kangarli zeigen, sowie durch die Beschäftigung mit religiösen Figuren und kulturellen Motiven. Die aserbaidschanische Malerei hatte im Kaukasus jahrhundertelang eine herausragende Stellung inne, angefangen von der Romanik und der osmanischen Periode über die sowjetische und die barocke Periode, von denen die beiden letzteren in Aserbaidschan zum Tragen kamen. Weitere namhafte Künstler, die in diese Perioden fallen, sind Sattar Bahlulzade, Togrul Narimanbekov, Tahir Salahov, Alakbar Rezaguliyev, Mirza Gadim Iravani, Mikayil Abdullayev und Boyukagha Mirzazade.

Kino

Szene aus dem aserbaidschanischen Film In the Kingdom of Oil and Millions, 1916

Die Filmindustrie in Aserbaidschan geht auf das Jahr 1898 zurück. Tatsächlich gehörte Aserbaidschan zu den ersten Ländern, die sich mit der Kinematographie beschäftigten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Apparat schon bald in Baku auftauchte - zu Beginn des 20. Jahrhunderts förderte die Stadt am Kaspischen Meer mehr als 50 Prozent des weltweiten Ölangebots. Genau wie heute zog die Ölindustrie Ausländer an, die investieren und arbeiten wollten. Im Jahr 1919, zur Zeit der Demokratischen Republik Aserbaidschan, wurde am ersten Jahrestag der Unabhängigkeit Aserbaidschans von Russland, dem 27. Mai, ein Dokumentarfilm mit dem Titel The Celebration of the Anniversary of Azerbaijani Independence gedreht, der im Juni 1919 in mehreren Theatern in Baku uraufgeführt wurde. Nach der Errichtung der Sowjetmacht im Jahr 1920 unterzeichnete Nariman Narimanow, Vorsitzender des Aserbaidschanischen Revolutionskomitees, einen Erlass zur Verstaatlichung des aserbaidschanischen Kinos. Dies beeinflusste auch die Entstehung der aserbaidschanischen Animation.

1991, nachdem Aserbaidschan seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangt hatte, fand in Baku das erste Internationale Filmfestival Ost-West statt. Im Dezember 2000 unterzeichnete der damalige Präsident von Aserbaidschan, Heydar Aliyev, ein Dekret, mit dem der 2. August zum Berufsfeiertag der aserbaidschanischen Filmemacher erklärt wurde. Heute stehen die aserbaidschanischen Filmemacher wieder vor ähnlichen Problemen wie die Kinematographen vor der Gründung der Sowjetunion im Jahr 1920. Auch hier sind sowohl die Auswahl des Inhalts als auch das Sponsoring der Filme weitgehend der Initiative der Filmemacher überlassen.

Fernsehen

Es gibt drei staatseigene Fernsehsender: AzTV, Idman TV und Medeniyyet TV. Es gibt einen öffentlich-rechtlichen Sender und 6 private Sender: İctimai Television, Space TV, Lider TV, Azad Azerbaijan TV, Xazar TV, Real TV und ARB.

Menschenrechte

Rashadat Akhundov, der Mitbegründer der Nida-Bürgerbewegung, wurde am 6. Mai 2014 zu acht Jahren Haft verurteilt.

In der aserbaidschanischen Verfassung wird behauptet, dass die Meinungsfreiheit garantiert ist, was jedoch in der Praxis nicht der Fall ist. Nach mehreren Jahren des Rückgangs der Presse- und Medienfreiheit verschlechterte sich das Medienumfeld in Aserbaidschan 2014 rapide im Rahmen einer Regierungskampagne, die darauf abzielte, jegliche Opposition und Kritik zum Schweigen zu bringen, während das Land sogar den Vorsitz im Ministerkomitee des Europarats innehatte (Mai-November 2014). Scheinbare juristische Anklagen und Straffreiheit bei Gewalt gegen Journalisten sind nach wie vor die Regel. Alle ausländischen Sendungen sind im Lande verboten.

Laut dem Freedom-House-Bericht zur Pressefreiheit von 2013 ist die Pressefreiheit in Aserbaidschan "nicht frei", und Aserbaidschan rangiert auf Platz 177 von 196 Ländern.

Das Christentum ist offiziell anerkannt. Alle Religionsgemeinschaften müssen sich registrieren lassen, um sich versammeln zu dürfen, wobei ihnen eine Gefängnisstrafe droht. Diese Registrierung wird häufig verweigert. "Rassendiskriminierung trägt zur mangelnden Religionsfreiheit im Land bei, da viele Christen nicht aserbaidschanische Muslime, sondern armenischer oder russischer Abstammung sind.

Radio Free Europe/Radio Liberty und Voice of America sind in Aserbaidschan verboten. Die Diskriminierung von LGBT-Menschen ist in Aserbaidschan weit verbreitet.

In den letzten Jahren wurden drei Journalisten ermordet und mehrere in Prozessen verurteilt, die von internationalen Menschenrechtsorganisationen als unfair bezeichnet wurden. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten war Aserbaidschan 2015 das Land mit den meisten inhaftierten Journalisten in Europa und steht an fünfter Stelle der am stärksten zensierten Länder der Welt, noch vor dem Iran und China. Einige kritische Journalisten wurden wegen ihrer Berichterstattung über die COVID-19-Pandemie in Aserbaidschan verhaftet.

Ein Bericht eines Forschers von Amnesty International vom Oktober 2015 weist auf "... die gravierende Verschlechterung der Menschenrechtslage in Aserbaidschan in den letzten Jahren hin. Leider wurde Aserbaidschan erlaubt, mit einem noch nie dagewesenen Ausmaß an Unterdrückung davonzukommen und dabei seine Zivilgesellschaft fast auszulöschen". Im Amnesty-Jahresbericht 2015/16 über das Land heißt es: "... die Verfolgung politisch Andersdenkender ging weiter. Menschenrechtsorganisationen waren weiterhin nicht in der Lage, ihre Arbeit fortzusetzen. Mindestens 18 Gefangene aus Gewissensgründen befanden sich am Ende des Jahres weiterhin in Haft. Die Repressalien gegen unabhängige Journalisten und Aktivisten hielten sowohl im Land als auch im Ausland an, und auch ihre Familienangehörigen wurden schikaniert und verhaftet. Internationalen Menschenrechtsbeobachtern wurde die Einreise verweigert und sie wurden des Landes verwiesen. Berichte über Folter und andere Misshandlungen hielten an.

Der Guardian berichtete im April 2017, dass "Aserbaidschans herrschende Elite ein geheimes System im Wert von 2,9 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Pfund) betrieb, um prominente Europäer zu bezahlen, Luxusgüter zu kaufen und Geld über ein Netzwerk undurchsichtiger britischer Unternehmen zu waschen .... Durchgesickerte Daten zeigen, dass die aserbaidschanische Führung, die serienmäßiger Menschenrechtsverletzungen, systematischer Korruption und Wahlmanipulationen beschuldigt wird, von 2012 bis 2014 mehr als 16.000 verdeckte Zahlungen geleistet hat. Ein Teil dieser Gelder ging an Politiker und Journalisten als Teil einer internationalen Lobbying-Operation, um Kritik an Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew abzulenken und ein positives Bild seines ölreichen Landes zu fördern." Es gab keinen Hinweis darauf, dass alle Empfänger über die Herkunft des Geldes Bescheid wussten, da es über eine verdeckte Route ankam.

Die aserbaidschanische Verfassung enthält einen umfassenden Menschenrechtskatalog. Bis 1998 existierte die Todesstrafe, sie ist heute aber abgeschafft. Das Land ist einer Reihe internationaler Abkommen zum Schutz von Menschenrechten beigetreten. Ende 2001 hat Aserbaidschan die Europäische Menschenrechtskonvention ratifiziert. Seit dem Beitritt Aserbaidschans zum Europarat im Januar 2001 unterliegt das Land einem sogenannten „Monitoring“ durch die Parlamentarische Versammlung und das Ministerkomitee des Europarates. Diese Institutionen übten Kritik an der mangelnden Umsetzung der Vorgaben des Europarates, insbesondere hinsichtlich der Medienfreiheit.

Am 24. März 2009 hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats den Bundestagsabgeordneten Christoph Strässer (SPD) zum Sonderberichterstatter für politische Gefangene in Aserbaidschan ernannt. Strässer durfte aber bisher (Stand 2012) in dieser Funktion nicht nach Aserbaidschan einreisen. Er wies 2011 darauf hin, dass rund 50 mutmaßliche politische Gefangene, also Oppositionelle, Journalisten und Blogger, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit Gebrauch gemacht hatten, im Gefängnis sitzen. Aserbaidschan selbst vertritt die Position, dass es keine politischen Gefangenen im Land gibt. Am 24. Januar 2013 hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats den Bericht von Christoph Strässer "über politische Häftlinge in Aserbaidschan" mit 125 Stimmen abgelehnt. Das offizielle Baku gab sich mit der Abstimmung zufrieden und bekräftigte, Strässers Bericht habe zahlreiche Widersprüche beinhaltet und sei politisch motiviert gewesen.

Einige regimekritische Nichtregierungsorganisationen sind in Aserbaidschan tätig. Sie müssen allerdings große administrative Hürden überwinden, wie umfangreiche Registrierungspflichten.

Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen beurteilt die Lage der Pressefreiheit in Aserbaidschan als „sehr ernst“. Die meisten Medien des Landes gelten als regierungskonform. Zusätzlich wurde das Büro des National Democratic Institute 2014 geschlossen.

Nach einem Bericht des Institute for Reporters’ Freedom and Safety (IRFS) von 2012 ist es der aserbaidschanischen Bevölkerung nicht möglich, an seriöse, umfangreiche und objektive Nachrichten bezüglich menschenrechtsrelevanter Themen aus Aserbaidschan zu gelangen. Bei Themen von öffentlichem Interesse ist die aserbaidschanische Bevölkerung „wenig informiert“. Radio- sowie Fernsehanstalten stehen unter Kontrolle der aserbaidschanischen Regierung, und die Mehrheit der Informationen basiert auf Quellen der Regierung.

2009 und 2010 wurden die kritischen Blogger und Jugendaktivisten Emin „Milli“ (Abdullayev) und Adnan Hajizade wegen „Rowdytums“ verhaftet. Sie wurden zwischenzeitlich (2012) wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Mai 2011 kam der Journalist Eynulla Fatullayev hinter Gitter und ist mittlerweile ebenfalls wieder frei (2012). Nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes (2012) ist die Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Aserbaidschan erheblich eingeschränkt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ordnet 17 Personen, die seit Frühjahr 2011 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, als „Gefangene aus Gewissensgründen“ ein.

2012 fand in Baku der Eurovision Song Contest statt. Laut Amnesty International wurden vor dem Wettbewerb insbesondere Oppositionelle, Medienschaffende und junge Internet-Aktivisten Zielscheibe von staatlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen.

Menschenrechtsorganisationen starteten die Aktion „Sing for Democracy“. Die Aktion wollte die internationale Aufmerksamkeit rund um den ESC nutzen, um auf die Menschenrechtsverletzungen und die mangelnde Meinungsfreiheit im Land aufmerksam zu machen. Die Aktivisten haben unter anderem kurz vor dem ESC einen eigenen Songcontest mit Liedern über Demokratie und Freiheit organisiert.

Am 18. Juli 2016, drei Tage nach dem Putschversuch in der Türkei, gab die zuständige Rundfunk-Aufsichtsbehörde bekannt, dass sie die Tätigkeit des privaten Fernsehsenders Azerbaijani News Service (ANS) einstweilen für einen Monat unterbinden und den Widerruf seiner Sendelizenz beantragen werde, nachdem der Sender angekündigt hatte, ein Interview mit dem in den Vereinigten Staaten von Amerika im Exil lebenden Fethullah Gülen auszustrahlen. Zur Begründung gab die Behörde an, dass damit „die strategischen Beziehungen zur Türkei“ vor Provokationen und vor offener terroristischer Propaganda geschützt werden sollen.

Sport

Freistilringen gilt traditionell als Nationalsport Aserbaidschans, in dem Aserbaidschan bis zu vierzehn Medaillen gewonnen hat, darunter vier Goldmedaillen seit dem Beitritt zum Internationalen Olympischen Komitee. Zu den beliebtesten Sportarten gehören derzeit Fußball und Ringen.

Fußball ist die beliebteste Sportart in Aserbaidschan, und der Verband der Fußballverbände Aserbaidschans ist mit 9 122 registrierten Spielern der größte Sportverband des Landes. Die aserbaidschanische Fußballnationalmannschaft zeigt im Vergleich zu den nationalen Fußballvereinen relativ geringe Leistungen auf dem internationalen Parkett. Die erfolgreichsten aserbaidschanischen Fußballvereine sind Neftchi Baku, Qarabağ und Gabala. Im Jahr 2012 erreichte Neftchi Baku als erste aserbaidschanische Mannschaft die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs, indem es in der Playoff-Runde der UEFA Europa League 2012/13 APOEL aus Zypern mit 4:2 nach Punkten besiegte. Im Jahr 2014 war Qarabağ der zweite aserbaidschanische Verein, der in die Gruppenphase der UEFA Europa League einzog. Im Jahr 2017 erreichte Qarabağ nach einem 2:2 (a) gegen Kopenhagen in der Playoff-Runde der UEFA Champions League als erster aserbaidschanischer Verein die Gruppenphase. Futsal ist eine weitere beliebte Sportart in Aserbaidschan. Die aserbaidschanische Futsal-Nationalmannschaft erreichte bei der UEFA-Futsal-Meisterschaft 2010 den vierten Platz, während der einheimische Verein Araz Naxçivan beim UEFA-Futsal-Pokal 2009/10 und beim UEFA-Futsal-Pokal 2013/14 die Bronzemedaille gewann. Aserbaidschan war in den Spielzeiten 2013/2014 und 2014/2015 Hauptsponsor des spanischen Fußballvereins Atlético de Madrid, eine Partnerschaft, die nach Angaben des Vereins "das Image Aserbaidschans in der Welt fördern soll".

Aserbaidschan ist eines der traditionellen Kraftzentren des Weltschachs, hat viele internationale Schachturniere und -wettbewerbe ausgerichtet und wurde 2009, 2013 und 2017 Sieger der Mannschaftseuropameisterschaft. Zu den bemerkenswerten Schachspielern aus den Schachschulen des Landes, die einen großen Einfluss auf das Spiel hatten, gehören Teimour Radjabov, Shahriyar Mammadyarov, Vladimir Makogonov, Vugar Gashimov und der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparov. Seit 2014 ist das Land die Heimat von Shamkir Chess, einer Veranstaltung der Kategorie 22 und eines der am höchsten bewerteten Turniere aller Zeiten. Backgammon spielt auch eine wichtige Rolle in der aserbaidschanischen Kultur. Das Spiel ist in Aserbaidschan sehr beliebt und wird von der Bevölkerung häufig gespielt. Es gibt auch verschiedene Varianten von Backgammon, die von aserbaidschanischen Experten entwickelt und analysiert wurden.

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Das Nationalstadion von Baku wurde im Juni 2015 für die ersten Europäischen Spiele genutzt.

Die aserbaidschanische Frauen-Volleyball-Superliga ist eine der stärksten Frauenligen der Welt. Die aserbaidschanische Frauennationalmannschaft belegte bei der Europameisterschaft 2005 den vierten Platz. In den letzten Jahren haben Vereine wie Rabita Baku und Azerrail Baku große Erfolge bei Europapokalen erzielt. Zu den aserbaidschanischen Volleyballerinnen gehören Spielerinnen wie Valeriya Korotenko, Oksana Parkhomenko, Inessa Korkmaz, Natalya Mammadova und Alla Hasanova.

Weitere aserbaidschanische Sportler sind Namig Abdullayev, Toghrul Asgarov, Rovshan Bayramov, Sharif Sharifov, Mariya Stadnik und Farid Mansurov im Ringen sowie Nazim Huseynov, Elnur Mammadli, Elkhan Mammadov und Rustam Orujov im Judo, Rafael Aghayev im Karate, Magomedrasul Majidov und Aghasi Mammadov im Boxen, Nizami Pashayev im olympischen Gewichtheben, Azad Asgarov im Pankration, Eduard Mammadov im Kickboxen und der K-1-Kämpfer Zabit Samedov.

Aserbaidschan verfügt über eine Formel-1-Rennstrecke, die im Juni 2012 fertiggestellt wurde, und das Land war am 19. Juni 2016 Gastgeber des ersten Formel-1-Grand-Prix sowie des Großen Preises von Aserbaidschan in den Jahren 2017, 2018, 2019 und 2021. Weitere jährliche Sportereignisse im Land sind das Tennisturnier Baku Cup und das Radrennen Tour d'Azerbaïdjan.

Seit Ende der 2000er Jahre war Aserbaidschan Gastgeber mehrerer großer Sportwettbewerbe, darunter die F1 Powerboat World Championship 2013, die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2012, die AIBA-Boxweltmeisterschaft 2011, die Europameisterschaft im Ringen 2010, die Europameisterschaft der Rhythmischen Sportgymnastik 2009, die Europameisterschaft im Taekwondo 2014 und die Schacholympiade 2016. Am 8. Dezember 2012 wurde Baku als Austragungsort für die Europäischen Spiele 2015 ausgewählt, die ersten in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Baku war auch Gastgeber der vierten Islamischen Solidaritätsspiele 2017 und des Europäischen Olympischen Jugend-Sommerfestivals 2019 und ist außerdem einer der Ausrichter der UEFA-Europameisterschaft 2020, die aufgrund von Covid-19 im Jahr 2021 stattfinden wird.

2015 wurden in Baku, das sich als einziger Ausrichter beworben hatte, die ersten Europaspiele unter Teilnahme von etwa 6000 Athleten durchgeführt. Vorsitzende des Vorbereitungskomitees war die Ehefrau des Präsidenten, Mehriban Əliyeva. Unter den 52 teilnehmenden Nationen erreichte das Land im Medaillenspiegel den zweiten Platz hinter Russland.

In der Fußball-Europa-League spielten 2015 zum ersten Mal zwei aserbaidschanische Mannschaften, FK Qarabağ Ağdam und FK Qəbələ, in der Gruppenphase. Auch 2016 spielen die beiden Mannschaften in der Gruppenphase. Zuvor waren schon Neftçi Baku (2012) und FK Qarabağ Ağdam (2014) in dieser Phase einzeln vertreten.

Erstmals wurde 2016 ein Formel-1-Rennen mit dem Großen Preis von Europa in Baku veranstaltet. Es wurde ein Stadtkurs von 6,003 Kilometer Länge durch das Stadtzentrum und rund um die historische Altstadt geführt.

Auf den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro hat Aserbaidschan 18 Medaillen gewonnen: 1 Gold, 7 Silber und 10 Bronze. Nach Anzahl der Goldmedaillen hat Aserbaidschan den Platz 39 belegt. Nach Anzahl der insgesamt gewonnenen Medaillen jedoch teilt das Land die Plätze 14.–15. mit Neuseeland, belegt den Platz 7 unter europäischen Ländern und Platz 1 unter moslemischen Ländern. Platz 1 belegte Aserbaidschan auch als effektivste Mannschaft auf den Olympischen Spielen im Verhältnis der Anzahl der Teilnehmer (56) zur Anzahl der gewonnenen Medaillen (18). 

Eine „lebende Legende“ des aserbaidschanischen Sports ist der Karateka Rəfael Ağayev. Er hat bis jetzt fünf Weltmeister- (zuletzt im Oktober 2016 in Linz) und zehn Europameistertitel sowie die 1. Europaspiele im Kumite gewonnen.

Tierwelt

Etwa 18.000 Tierarten – darunter 102 Säugetierarten – leben in Aserbaidschan, so zum Beispiel Braunbären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche, Gazellen, Goldschakale, Eurasische Luchse, Leoparden und Streifenhyänen, aber auch Reptilien und Nagetiere. Die Spinnenfauna Aserbaidschans ist gut untersucht – bisher sind hier 717 Arten nachgewiesen worden (Stand 2019).

Klima

Am Rande der gemäßigten und subtropischen Klimazonen gelegen weist das Klima Aserbaidschans reliefbedingt erhebliche Unterschiede auf. In der Kura-Aras-Niederung und Abşeron-Halbinsel herrscht semiarides Halbwüsten- und Steppenklima mit 200–300 mm Niederschlag jährlich vor. In den südlichen Küstengebieten dagegen findet sich feucht-subtropisches Ostseitenklima mit im äußersten Süden erheblichen Niederschlagsmengen (1800 mm, überwiegend im Winterhalbjahr). Im Gebirge herrscht Gebirgsklima mit ebenfalls hohen Niederschlägen (1500 mm). Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 13,1 °C.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung in Tausend (1960 bis 2017)
Bevölkerungspyramide Aserbaidschan 2016
Volksgruppen in Aserbaidschan 2003

Demografie

Aserbaidschan hatte 2020 10,1 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 0,7 %. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 32,3 Jahren. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,7. Die Lebenserwartung der Einwohner Aserbaidschans ab der Geburt lag 2020 bei 73,1 Jahren (Frauen: 75,6, Männer: 70,6).

Religionen

Islam

Bibi-Heybat-Moschee

Vorherrschende Religion ist der schiitische Islam, der im 8. Jahrhundert von arabischen Eroberern verbreitet wurde. Aserbaidschan ist neben dem Iran, dem Irak und Bahrain eines der wenigen Länder mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit: 85 % der muslimischen Aserbaidschaner sind Schiiten, 15 % Sunniten.

Viele Aserbaidschaner wurden während der Sowjetherrschaft säkularisiert. Daher bezeichnen sich heute nur etwa 10 % als regelmäßig praktizierende Muslime. Die meisten Aserbaidschaner praktizieren den Islam nur an hohen Feiertagen wie dem Ramadan; nach dem Zerfall der Sowjetunion erlebte der Islam aber eine Wiedergeburt. Immer mehr Menschen wandten sich dem Islam wieder zu. Besonders im Süden des Landes entsteht seit einigen Jahren durch iranischen Einfluss eine orthodoxere Form des Islams. Bereits 1991 wurden erste politische Organisationen mit islamischem Charakter in Aserbaidschan gegründet. Hierzu gehören die Islamische Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt und die Organisation Azad Ruhaniler. Anschließend wurden unter den aktualisierten laizistischen Gesetzen Aserbaidschans im Jahr 1995 die Islamische Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt und andere islamische Parteien und Organisationen verboten. Auch die (Neu-)Gründung religiöser Parteien wurde gesetzlich verboten.

Regierung

İlham Əliyev, Präsident Aserbai­dschans, und seine Ehefrau, die Vize­präsidentin Mehriban Əliyeva (2019)

Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer, allgemeiner Wahl für die Periode von sieben Jahren gewählt wird. Bis 2016 galt eine fünfjährige Amtszeit, bis 2009 eine Beschränkung auf zwei Amtszeiten. Beides wurde durch Verfassungsreferenden abgeschafft beziehungsweise geändert. Das Amt des Staatspräsidenten hat İlham Əliyev, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Heydər Əliyev, inne. Sein Vater Heydər Əliyev wiederum war einst durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. İlham Əliyev gehört der regierenden Partei Neues Aserbaidschan (as. Yeni Azərbaycan) an. Nach der Wahl vom 15. Oktober 2003 verkündete man ein Ergebnis von über 80 % für ihn. Er ließ sich am 31. Oktober 2003 inaugurieren. İlham Əliyevs Ehefrau Mehriban Əliyeva ist die Vizepräsidentin des Landes.

Ministerpräsident ist seit Oktober 2019 Əli Əsədov von der Präsidentenpartei Neues Aserbaidschan.

Opposition

Wichtigste Oppositionspartei ist die Aserbaidschanische Hoffnungspartei. Eine besondere Rolle hat die älteste politische Partei in Aserbaidschan, die Gleichheitspartei (auch Müsawat). Daneben gibt es die Aserbaidschanische Kommunistische Partei.

Internationale Wahlbeobachter (unter anderem von der OSZE) berichten von Wahlfälschung und Einschüchterungsversuchen. Auch die Opposition warf der Regierung etwa bei den Präsidentenwahlen im Oktober 2003 Fälschung vor. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere Oppositionspolitiker festgenommen wurden. Kritikern der Regierung gilt Aserbaidschan unter der Herrschaft von İlham Əliyev als ein Inbegriff eines Polizeistaates.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des Index Indexwert Weltweiter Rang Interpretationshilfe Jahr
Fragile States Index 75,1 von 120 71 von 179 Stabilität des Landes: erhöhte Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2021
Demokratieindex 2,68 von 10 141 von 167 Autoritäres Regime
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2021
Freedom in the World Index 9 von 100 Freiheitsstatus: unfrei
0 = unfrei / 100 = frei
2022
Rangliste der Pressefreiheit 39,4 von 100 154 von 180 Sehr ernste Lage für die Pressefreiheit
100 = gute Lage / 0 = sehr ernste Lage
2022
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 30 von 100 128 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2021

Außenpolitik

Europapolitik

Eine Grundlage der bilateralen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Aserbaidschan bildet das 1996 unterzeichnete und Mitte 1999 in Kraft getretene Partnerschafts- und Kooperationsabkommen. Als Mitglied des Europarats ist Aserbaidschan in die europäischen Strukturen eingebunden. Mit der EU ist das Land über die Europäische Nachbarschaftspolitik mit Aktionsplänen verbunden. Seit 2009 ist es darüber hinaus Mitglied der Östlichen Partnerschaft, deren Ziel die Heranführung von Ländern Osteuropas an die Europäische Union ist. Der parlamentarische Kooperationsausschuss zwischen der EU und Aserbaidschan, dem beiderseitig hochrangige Politiker angehören, hält einen Beitritt Aserbaidschans zur EU für möglich.

Zur Europäischen Nachbarschaftspolitik hat die Europäische Kommission im Zusammenhang mit der EU-Erweiterung am 12. Mai 2004 ein unilateral formuliertes Strategiepapier vorgelegt, das den strategischen Kern der ENP enthält. Mit dieser Mitteilung empfahl die Kommission dem Rat zum ersten Mal, einen Beschluss zu fassen, um die südkaukasischen Ländern, einschließlich Aserbaidschan, in die Europäische Nachbarschaftspolitik einzubeziehen.

Im September 2014 wurde in Baku der Grundstein für die Transanatolische Pipeline (TAP) gelegt. Für diesen Teil des geplanten „Südlichen Gaskorridors“ wurden Transportmengen von jährlich 16 Milliarden Kubikmeter Erdgas bis 2020 [veraltet] und 30 Milliarden Kubikmeter bis 2031 projektiert.

Verhältnis zu Deutschland

Aserbaidschan war 2020 unter den zehn wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands. 2015 führte Aserbaidschan Erdöl im Wert von 1,2 Mrd. USD. nach Deutschland aus. Eine aserbaidschanisch-deutsche parlamentarische Arbeitsgruppe und eine deutsch-südkaukasische parlamentarische Arbeitsgruppe fördern eine parlamentarische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Aserbaidschan.

Recht

Homosexualität

Nach Informationen des Auswärtigen Amts ist Homosexualität zwar nicht ausdrücklich strafbar, sei aber gesellschaftlich nicht akzeptiert. Gleichgeschlechtlicher intimer Umgang in der Öffentlichkeit wird teilweise als Provokation betrachtet und kann Gegenreaktionen hervorrufen bis hin zur Abmahnung durch die Polizei.

Militär

Aserbaidschan hat etwa 150.000 aktive Soldaten. Es besteht eine 12- bis 18-monatige Wehrpflicht, ein Kriegsdienstverweigerungsrecht hat das Land nicht. Aserbaidschan gab 2017 knapp 3,9 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 1,5 Milliarden Dollar für seine Streitkräfte aus.

Verwaltung

Verwaltungsgliederung von Aserbaidschan

Aserbaidschan gliedert sich in:

  • 59 Rayons (rayonlar; rayon – Singular),
  • 1 Autonome Republik (Muxtar Respublika),
  • 10 republikunmittelbare Städte (respublika tabeli şəhərlər; şəhər – Singular):

Autonome Republik

Die Autonome Republik Nachitschewan gliedert sich in sieben Rayons (rayonlar) und eine Stadt (şəhər):

  • Babək
  • Julfa
  • Kəngərli (Qıvraq)
  • Naxçıvan Şəhəri
  • Ordubad
  • Sədərək (Heydərabad)
  • Şahbuz
  • Şərur

(In Klammern jeweils der Verwaltungssitz, sofern nicht identisch mit dem Rayonsnamen)

Städte

Im Jahr 2020 lebten 56 Prozent der Einwohner Aserbaidschans in Städten.

  1. Baku: 1.415.300 Einwohner
  2. Gəncə: 328.400 Einwohner
  3. Sumqayıt: 297.600 Einwohner
  4. Mingəçevir: 101.600 Einwohner
  5. Xırdalan: 96.200 Einwohner
  6. Qaraçuxur: 84.500 Einwohner
  7. Şirvan: 78.100 Einwohner
  8. Naxçıvan: 77.400 Einwohner

Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote wird mit ca. 6 % angegeben, allerdings ist Unterbeschäftigung häufig. 2014 arbeiteten 37 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 17,5 % in der Industrie und 48,9 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 5,12 Millionen geschätzt. 48,8 % der Arbeitskräfte sind Frauen, was einem der höchsten Anteile in der islamischen Welt entspricht.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 11,64 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 12,18 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 3,0 % des Bruttoinlandsprodukts (2014: 0,5 %).

Die Staatsverschuldung betrug 2016 37,6 % des BIP.

Der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche beträgt:

  • Gesundheit: 4,1 (2010) bzw. 5,6 % (2013)
  • Bildung: 2,4 % (2011)
  • Militär: 4,7 % (2013, zum Vergleich: 2005: 2,6 %)

Infrastruktur

Eisenbahn

Der Schienenverkehr wird von der staatlichen Azərbaycan Dəmir Yolları betrieben. Die Netzlänge beträgt 2918 km. Davon sind 1300 km elektrifiziert.

Aufgrund des Konflikts mit Armenien um Bergkarabach ist der Eisenbahnbetrieb in den armenisch besetzten Gebieten (Republik Bergkarabach) sowie der grenzüberschreitende Verkehr nach Armenien eingestellt. Damit besteht auch kein Eisenbahnverkehr in die Exklave Autonome Republik Nachitschewan. Der Eisenbahnverkehr dort wird von einer Tochtergesellschaft der Azərbaycan Dəmir Yolları durchgeführt, der Naxçivan Dəmir Yolları.

Flugverkehr

Als wichtigstes Luftdrehkreuz in Aserbaidschan dient der Flughafen Baku (ICAO-Code: UBBB, IATA-Code: GYD), welcher 15 km östlich des Stadtzentrums von Baku liegt. Von hier bestehen Flugverbindungen nach Europa und Asien, wie auch zwei Verbindungen in die USA. Russland ist mit 11 angeflogenen Flughäfen das am meisten angeflogene Land. (Stand Dezember 2019)

Es gibt vier weitere internationale Flughäfen in Aserbaidschan.

In Ganja gibt es den Ganja International Airport (ICAO-Code: UBBG, IATA-Code: KVD), von welchem aus drei internationale und zwei nationale Ziele bedient werden.

In Qabala, Qabala International Airport (ICAO-Code: UBBQ, IATA-Code: GBB) welches aktuell nur eine Route nach Moskau, Russland anbietet, demnächst aber eine weitere Route durch Air Arabia nach Sharjah, VAE anbieten will.

In Lankaran, wo vom Lankaran International Airport (ICAO-Code: UBBL, IATA-Code: LKK) aus gleich zwei Flughäfen in Moskau, Russland bedient werden.

In der Exklave Nachitschewan gibt es Nahe der gleichnamigen Hauptstadt den Nakhchivan International Airport (ICAO-Code: UBBN, IATA-Code: NAJ). Von dort aus kann man sowohl in die Türkei, nach Russland als auch mit Turkish Airlines einmal in der Woche nach Ganja fliegen.

Sonstige Infrastruktur

  • Hafen in Baku
  • Motorisierung: 49 Kraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner
  • Rundfunk: İTV (staatlicher Hörfunk- und Fernsehsender)
  • Straßennetz: 24.981 km (davon 92,3 % befestigt)
  • Metro Baku

Gewerkschaften

Der aserbaidschanische Gewerkschaftsbund ATUC (englisch Azerbaijan Trade Unions Confederation) ist Mitglied des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB). Die Zahl der Mitglieder in den zum ATUC gehörenden Einzelgewerkschaften wird mit 735.000 Mitgliedern (Stand: November 2017) angegeben.

Kultur und Bildung

Bildung

Es besteht eine Schulpflicht von neun Jahren, aufgeteilt in eine vierjährige Grundschulzeit und eine fünfjährige Mittelschulzeit. Die Alphabetisierungsrate betrug über 99 % der erwachsenen Bevölkerung.

Von den 48 Hochschuleinrichtungen in Aserbaidschan sind 30 Einrichtungen staatliche Hochschulen und 18 Privathochschulen; 26 besitzen den Status einer Universität. Die größten Universitäten sind die 1919 gegründete Staatliche Universität Baku, die Aserbaidschanische Technische Universität, die Staatliche Erdölakademie, die Architektur- und Bauuniversität Aserbaidschan (ABUA), die Bakuer Slawische Universität, die Aserbaidschanische Staatliche Wirtschaftsuniversität, die Aserbaidschanische Sprachenuniversität, die Aserbaidschanische Universität der Kultur und Kunst und die Musikakademie. Circa 116.000 Studenten absolvieren ein Studium (Stand 2007).

  • Nationale Akademie der Wissenschaften Aserbaidschans
  • Liste der Universitäten in Aserbaidschan

Schach

Schach ist in Aserbaidschan sehr beliebt. Die Spitzenspieler werden staatlich gefördert. Größte Erfolge sind die Siege bei der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft 2009, 2013 und 2017.

Garri Kasparow (* 1963) wuchs in Baku auf, er und seine Familie flohen jedoch 1990 vor anti-armenischen Pogromen aus Aserbaidschan. Weitere bekannte Spieler (Großmeister) sind Teymur Rəcəbov, Şəhriyar Məmmədyarov sowie der mit nur 27 Jahren verstorbene Vüqar Həşimov.