Schizophrenie

Aus besserwiki.de
Schizophrenie
A white cloth with seemingly random, unconnected text sewn into it using multiple colors of thread
Von einer an Schizophrenie erkrankten Person bestickter Stoff
Aussprache
  • /ˌskɪtsəˈfrniə/, UK auch /ˌskɪdzə-/, US auch /-ˈfrɛniə/
FachgebietPsychiatrie
SymptomeHalluzinationen (meist Stimmenhören), Wahnvorstellungen, Paranoia, verwirrtes Denken
KomplikationenSelbstmord, Herzkrankheiten, Zivilisationskrankheiten
Gewöhnlicher AusbruchIm Alter von 16 bis 30 Jahren
DauerChronisch
UrsachenUmwelt- und genetische Faktoren
RisikofaktorenFamilienanamnese, Cannabiskonsum in der Jugend, Probleme während der Schwangerschaft, Widrigkeiten in der Kindheit, Geburt im späten Winter oder frühen Frühjahr, älterer Vater, in einer Stadt geboren oder aufgewachsen
Diagnostische MethodeAuf der Grundlage von Verhaltensbeobachtungen, Erfahrungsberichten und Berichten von Personen, die mit der Person vertraut sind
DifferentialdiagnoseDrogenabhängigkeit, Chorea Huntington, Stimmungsstörungen (bipolare Störung), Autismus, Borderline-Persönlichkeitsstörung
VerwaltungBeratung, Arbeitstraining
MedikationAntipsychotika
Prognose20 Jahre kürzere Lebenserwartung
HäufigkeitJedes Jahr werden weltweit etwa 2,77 Millionen neue Schizophrenie-Diagnosen gestellt.
Todesfälle~17,000 (2015)

Schizophrenie ist eine psychische Störung, die durch kontinuierliche oder rezidivierende Episoden von Psychosen gekennzeichnet ist. Zu den Hauptsymptomen gehören Halluzinationen (typischerweise das Hören von Stimmen), Wahnvorstellungen, Paranoia und desorganisiertes Denken. Weitere Symptome sind sozialer Rückzug, verminderter emotionaler Ausdruck und Apathie. Die Symptome entwickeln sich in der Regel allmählich, beginnen im jungen Erwachsenenalter und klingen in vielen Fällen nie wieder ab. Es gibt keinen objektiven Diagnosetest; die Diagnose wird verwendet, um ein beobachtetes Verhalten zu beschreiben, das auf zahlreiche verschiedene Ursachen zurückzuführen sein kann. Neben dem beobachteten Verhalten ziehen die Ärzte für die Diagnose auch eine Anamnese heran, die die von der Person berichteten Erfahrungen und die Berichte anderer Personen, die mit der Person vertraut sind, umfasst. Um die Diagnose Schizophrenie zu stellen, müssen die Ärzte bestätigen, dass die Symptome und die funktionelle Beeinträchtigung seit sechs Monaten (DSM-5) oder einem Monat (ICD-11) bestehen. Viele Menschen mit Schizophrenie haben auch andere psychische Störungen, insbesondere Störungen des Substanzgebrauchs, depressive Störungen, Angststörungen und Zwangsneurosen.

Bei etwa 0,3 % bis 0,7 % der Menschen wird im Laufe ihres Lebens eine Schizophrenie diagnostiziert. Im Jahr 2017 gab es schätzungsweise 1,1 Millionen neue Fälle und im Jahr 2019 insgesamt 20 Millionen Fälle weltweit. Männer sind häufiger betroffen und haben im Durchschnitt einen früheren Krankheitsbeginn, obwohl in einigen großen Übersichtsarbeiten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Prävalenz der Erkrankung festgestellt wurden. Zu den wahrscheinlichen Ursachen der Schizophrenie gehören genetische und umweltbedingte Faktoren. Zu den genetischen Faktoren gehören eine Vielzahl häufiger und seltener genetischer Varianten. Zu den möglichen Umweltfaktoren gehören das Aufwachsen in einer Großstadt, Cannabiskonsum in der Jugend, Infektionen, das Alter der Mutter oder des Vaters und eine schlechte Ernährung während der Schwangerschaft.

Bei etwa der Hälfte der Menschen, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wird, tritt langfristig eine deutliche Besserung ein, ohne dass es zu weiteren Rückfällen kommt, und ein kleiner Teil von ihnen wird vollständig geheilt. Die andere Hälfte wird lebenslang beeinträchtigt sein. In einigen Fällen werden die Betroffenen wiederholt in Krankenhäuser eingewiesen. Soziale Probleme wie Langzeitarbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, Ausbeutung und Viktimisierung werden häufig mit Schizophrenie in Verbindung gebracht. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Menschen mit Schizophrenie eine höhere Selbstmordrate (insgesamt etwa 5 %) und mehr körperliche Gesundheitsprobleme, was zu einer durchschnittlichen Verkürzung der Lebenserwartung um 20 Jahre führt. Im Jahr 2015 wurden schätzungsweise 17.000 Todesfälle mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.

Die Behandlung besteht hauptsächlich aus antipsychotischen Medikamenten sowie aus Beratung, Berufsausbildung und sozialer Rehabilitation. Bis zu einem Drittel der Patienten sprechen nicht auf die ersten Antipsychotika an; in diesem Fall kann das atypische Antipsychotikum Clozapin eingesetzt werden. In einer vergleichenden Metaanalyse von 15 Antipsychotika erwies sich Clozapin als deutlich wirksamer als alle anderen Medikamente, obwohl die stark multimodale Wirkung von Clozapin zu mehr Nebenwirkungen führen kann. In Situationen, in denen Ärzte der Meinung sind, dass die Gefahr einer Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, können sie eine kurze unfreiwillige Krankenhauseinweisung vornehmen. Langfristige Krankenhausaufenthalte werden bei einer kleinen Anzahl von Menschen mit schwerer Schizophrenie durchgeführt. In einigen Ländern, in denen unterstützende Dienste nur begrenzt oder gar nicht vorhanden sind, sind langfristige Krankenhausaufenthalte häufiger.

Klassifikation nach ICD-10
F20.0 paranoide Schizophrenie
F20.1 hebephrene Schizophrenie
F20.2 katatone Schizophrenie
F20.3 undifferenzierte Schizophrenie
F20.4 Postschizophrene Depression
F20.5 Schizophrenes Residuum
F20.6 Schizophrenia simplex
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Künstlerische Darstellung einer für Schizophrenie typischen Halluzination

Als Schizophrenie oder schizophrene Psychose werden psychische Erkrankungen mit ähnlichem Symptommuster bezeichnet, die zur Gruppe der Psychosen gehören.

Im akuten Krankheitsstadium treten bei schizophrenen Menschen eine Vielzahl charakteristischer Störungen auf, die fast alle Bereiche des inneren Erlebens und Verhaltens betreffen, wie Wahrnehmung, Denken, Gefühls- und Gemütsleben, Willensbildung, Psychomotorik und Antrieb. Häufig werden nicht wirklich vorhandene Stimmen gehört (sogenanntes Stimmenhören). Es kann der Wahn vorkommen, verfolgt, ausspioniert oder kontrolliert zu werden. Weiter kann das Gefühl auftreten, fremdgesteuert zu werden, z. B. durch Gedankenentzug oder Gedankeneingebung. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität sind möglich. Auch sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit, mangelnde Motivation, emotionale Verflachung und Freudlosigkeit werden nicht selten beobachtet. Je nach vorherrschenden Symptomen werden mehrere Untergruppen der Schizophrenie unterschieden.

In vielen Fällen kommt es nach der erstmaligen Krankheitsphase zu einem Verschwinden der Symptome. Bei der Mehrzahl der Erkrankten folgen in unregelmäßigen Zeitintervallen weitere Krankheitsphasen (Rezidive). Bei etwa der Hälfte aller Patienten verbleiben Restsymptome (Residualsymptome).

Das Risiko einer Erkrankung liegt bei etwa 0,6 %. Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis werden seit dem Altertum beschrieben. Als Ursache geht man von einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus. Es existiert ein bewährtes multimodales Behandlungskonzept, das es den Erkrankten häufig ermöglicht, ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu führen.

Von medizinischen Laien wird Schizophrenie häufig fälschlicherweise mit der Vorstellung einer „gespaltenen Persönlichkeit“ verbunden.

Anzeichen und Symptome

Meine Augen im Augenblick der Erscheinungen des deutschen Künstlers August Natterer, der an Schizophrenie erkrankt war

Schizophrenie ist eine psychische Störung, die durch erhebliche Veränderungen der Wahrnehmung, der Gedanken, der Stimmung und des Verhaltens gekennzeichnet ist. Die Symptome werden in Form von Positiv-, Negativ- und kognitiven Symptomen beschrieben. Die Positivsymptome der Schizophrenie sind bei allen Psychosen gleich und werden manchmal auch als psychotische Symptome bezeichnet. Diese können bei jeder der verschiedenen Psychosen auftreten und sind oft vorübergehend, was eine frühzeitige Diagnose der Schizophrenie problematisch macht. Eine Psychose, die zum ersten Mal bei einer Person auftritt, bei der später eine Schizophrenie diagnostiziert wird, wird als Erste-Phase-Psychose (FEP) bezeichnet.

Positivsymptome

Positivsymptome (oder Plussymptome) bezeichnen Übersteigerungen des normalen Erlebens und werden deshalb als eine Art „Überschuss“ gegenüber dem gesunden Zustand angesehen. Dazu gehören starke Fehlauffassungen der erlebten Wirklichkeit bis hin zu Halluzinationen und Realitätsverlust. Schizophrenien mit überwiegend positiven Symptomen beginnen oft plötzlich, und oft gibt es vorher keine nach außen auffälligen Merkmale. Der Krankheitsverlauf ist hierbei eher günstig.

Charakteristische Positivsymptome sind inhaltliche Denkstörungen, Ich-Störungen, Sinnestäuschungen und innere Unruhe. Typisch für die inhaltlichen Denkstörungen ist die Bildung eines Wahns. Häufig treten akustische Halluzinationen (Akoasmen) auf: Etwa 84 % der Menschen mit einer schizophrenen Psychose nehmen Gedanken wahr, von denen sie meinen, deren Ursprung komme von außen. Sie nehmen z. B. Stimmen wahr, die in seltenen Fällen auch Befehle erteilen. Dies wird im allgemeinen Sprachgebrauch als „Stimmen hören“ bezeichnet. Häufig haben Betroffene den Eindruck, durch fremde Stimmen beleidigt zu werden. Ein solches Erleben kann während des Alleinseins oder inmitten von Sätzen auftreten, die umstehende Menschen sagen. Halluzination von Stimmen gibt es auch bei Ertaubten, sogar bei taub Geborenen. Bei Gehörlosen mit einer Schizophrenie-Diagnose sind allerdings optische und taktile Halluzinationen deutlich häufiger (bei jeweils ca. 50 % der Personen) als allgemein bei Schizophrenie (ca. 15 % bzw. 5 %).

Zu den Ich-Störungen zählen:

  • Gedankeneingebung: Erleben der eigenen Gedanken als von anderen aufgezwungen
  • Gedankenausbreitung: Vorstellung, andere könnten die eigenen Gedanken „abhören“ oder „mitlesen“
  • Gedankenentzug: Verlustgefühl, dass andere die eigenen Gedanken stehlen oder abschneiden
  • Fremdsteuerung: Gefühl, von anderen wie ein ferngelenkter Roboter gesteuert zu werden.

Negative Symptome

Negativsymptome (oder Minussymptome) bezeichnen Einschränkungen des normalen Erlebens sowie von psychischen Funktionen, die früher vorhanden waren, aber durch die Krankheit reduziert sind oder ganz fehlen. Diese Symptome stellen also einen Mangel gegenüber dem gesunden Zustand dar. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Negativsymptome:

Negativsymptom Erklärung
Affektverflachung Mangelnde Bandbreite von Emotionen in Wahrnehmung, Erleben und Ausdruck. Die Verarmung der Gemütserregungen (Affekte) äußert sich in einer verminderten Fähigkeit „emotional mitzumachen“. Die Betroffenen reagieren gemütsmäßig nur eingeschränkt auf normalerweise bewegende Ereignisse, erscheinen durch Erfreuliches wie Unerfreuliches wenig berührt. Der normale Wechsel zwischen verschiedenen affektiven Zuständen (Freude, Neugier, Trauer, Wut, Stolz …) geht verloren.
Alogie Mangel an sprachlichen Äußerungen mit verzögerten, wortkargen Antworten und einer wenig differenzierten Sprache
Asozialität mangelnde Kontaktfähigkeit in Form von Desinteresse am Umgang mit anderen Menschen, sozialem Rückzug, wenigen Freunden und wenig sexuellen Interessen (nicht zu verwechseln mit antisozialem Verhalten)
Avolition mangelnde Fähigkeit, ein zielgerichtetes Verhalten zu beginnen und beizubehalten
Antriebsstörung verminderte Fähigkeit und Wille zu zielgerichteter Aktivität (Antriebsschwäche)
Abulie Mangel an Willenskraft in Form von Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
Apathie mangelnde Erregbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen, was zu Teilnahmslosigkeit und Interessenlosigkeit führt
Anhedonie mangelnde Fähigkeit, Freude und Lust oder Genuss zu empfinden
„dynamische Entleerung“ Mangelnde Motivation zu Aktivitäten mit resultierender Antriebsarmut. Umfasst fehlende Zukunftsplanung, bis hin zu weitgehender Perspektivlosigkeit.
motorische Defizite Mangel an Mimik und Gestik mit reduziertem Bewegungsspiel. Diese Defizite lassen den Erkrankten oft abweisend oder kontaktgestört erscheinen. Diese Distanz lässt sich durch Zuwendung überbrücken, die von den Erkrankten in der Regel dankbar angenommen wird, auch wenn sie das durch Mimik und Gestik nicht zeigen können. Die Verarmung der Psychomotorik lässt die affektive Resonanz stärker beeinträchtigt erscheinen, als sie ist. Werden die Patienten also nicht gerade während eines verfestigten Wahnzustands angesprochen, sind sie zumeist empfänglich für Zuwendung.

Schizophrenien mit einer ausgeprägten Negativsymptomatik beginnen oft schleichend, und der Krankheitsverlauf ist eher ungünstig. Negativsymptome können schon Monate oder Jahre vor den akuten psychotischen Symptomen auftreten („Knick in der Lebenskurve“, „vorauslaufender Defekt“). Als Frühsymptome treten sehr oft Schlafstörungen und nicht selten auch depressive Symptome auf. Die Negativsymptome verstärken oder verfestigen sich üblicherweise mit zunehmender Krankheitsdauer.

Bei etwa zwei Dritteln der an Schizophrenie erkrankten Personen überdauern die Negativsymptome die Positivsymptome nach einem akuten Schub („schizophrener Defekt“, „Residualzustand“, „Residualsymptomatik“). Diese unterschiedlich ausgeprägten Einschränkungen führen zu Kontaktstörung, sozialem Rückzug und oft auch zu Invalidität. Bei einem gewissen Prozentsatz der an Schizophrenie Erkrankten bleiben jedoch keine Restsymptome zurück (siehe Residualsymptomatik).

Nach Abklingen einer akuten Krankheitsphase bei einer schubförmig verlaufenden Schizophrenie folgt gelegentlich eine vorübergehende depressive Episode („depressive Nachschwankung“). Unterschieden werden sollte zwischen echten Negativsymptomen und den Nebenwirkungen der Therapie mit einem Neuroleptikum. Die Nebenwirkungen von Neuroleptika können einer Negativsymptomatik ähnlich sein.

Apathie macht etwa 50 Prozent der am häufigsten auftretenden Negativsymptome aus und beeinträchtigt das funktionelle Ergebnis und die spätere Lebensqualität. Apathie steht im Zusammenhang mit einer gestörten kognitiven Verarbeitung, die sich auf das Gedächtnis und die Planung einschließlich zielgerichteten Verhaltens auswirkt. Die beiden Teilbereiche haben gezeigt, dass getrennte Behandlungsansätze erforderlich sind. Mangelndes Leidensempfinden - im Zusammenhang mit einem geringeren Erleben von Depressionen und Ängsten - ist ein weiteres bekanntes negatives Symptom. Häufig wird unterschieden zwischen den Negativsymptomen, die der Schizophrenie eigen sind und als primär bezeichnet werden, und den Negativsymptomen, die sich aus den Positivsymptomen, den Nebenwirkungen von Antipsychotika, Substanzkonsumstörungen und sozialer Deprivation ergeben und als sekundäre Negativsymptome bezeichnet werden. Negative Symptome sprechen weniger gut auf Medikamente an und sind am schwierigsten zu behandeln. Wenn sie jedoch richtig eingeschätzt werden, sind sekundäre Negativsymptome gut behandelbar.

Seit den früheren Skalen wie der PANNS, die sich mit allen Arten von Symptomen befasst, wurden Skalen eingeführt, die speziell das Vorhandensein von Negativsymptomen und die Messung ihres Schweregrads und ihrer Veränderungen erfassen. Diese Skalen sind das Clinical Assessment Interview for Negative Symptoms (CAINS) und die Brief Negative Symptom Scale (BNSS), die auch als Skalen der zweiten Generation bezeichnet werden. Im Jahr 2020, zehn Jahre nach ihrer Einführung, ergab eine kulturübergreifende Studie über die Verwendung der BNSS, dass die Fünf-Domänen-Struktur kulturübergreifend gültig und zuverlässig ist. Die BNSS ist so konzipiert, dass sie sowohl das Vorhandensein als auch den Schweregrad und die Veränderung von Negativsymptomen der fünf anerkannten Domänen sowie das zusätzliche Item der reduzierten normalen Belastung erfasst. Mit der BNSS können Veränderungen der Negativsymptome im Zusammenhang mit psychosozialen und pharmakologischen Interventionsversuchen erfasst werden. Die BNSS wurde auch zur Untersuchung einer vorgeschlagenen Nicht-D2-Behandlung namens SEP-363856 verwendet. Die Ergebnisse sprechen für die Bevorzugung von fünf Bereichen gegenüber dem zweidimensionalen Vorschlag.

Kognitive Symptome

Kognitive Defizite sind die frühesten und am häufigsten auftretenden Symptome der Schizophrenie. Sie zeigen sich oft lange vor dem Ausbruch der Krankheit im Prodromalstadium und können bereits im frühen Jugendalter oder in der Kindheit vorhanden sein. Sie sind ein zentrales Merkmal, gelten aber nicht als Kernsymptome wie Positiv- und Negativsymptome. Ihr Vorhandensein und der Grad der Störung werden jedoch als besserer Indikator für die Funktionalität angesehen als das Vorhandensein von Kernsymptomen. Die kognitiven Defizite verschlimmern sich in der ersten Episode der Psychose, kehren dann aber auf den Ausgangswert zurück und bleiben im Verlauf der Krankheit relativ stabil.

Die kognitiven Defizite werden als Ursache für die negativen psychosozialen Folgen der Schizophrenie angesehen, und es wird behauptet, dass sie einer möglichen Verringerung des IQ von der Norm von 100 auf 70-85 entsprechen. Die kognitiven Defizite können neurokognitiver (nicht sozialer) oder sozialer Natur sein. Die Neurokognition ist die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und sich zu merken, und umfasst Sprachgewandtheit, Gedächtnis, logisches Denken, Problemlösung, Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie auditive und visuelle Wahrnehmung. Das verbale Gedächtnis und die Aufmerksamkeit sind am stärksten betroffen. Die Beeinträchtigung des verbalen Gedächtnisses geht mit einer verminderten semantischen Verarbeitung (Verknüpfung der Bedeutung von Wörtern) einher. Eine weitere Beeinträchtigung des Gedächtnisses ist die des episodischen Gedächtnisses. Eine Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung, die bei Schizophrenie immer wieder festgestellt wird, ist die visuelle Rückwärtsmaskierung. Zu den Beeinträchtigungen der visuellen Verarbeitung gehört auch die Unfähigkeit, komplexe visuelle Illusionen wahrzunehmen. Die soziale Kognition befasst sich mit den mentalen Operationen, die erforderlich sind, um sich selbst und andere in der sozialen Welt zu interpretieren und zu verstehen. Auch hier liegt eine Beeinträchtigung vor, und die Wahrnehmung von Emotionen im Gesicht wird oft als schwierig empfunden. Die Wahrnehmung von Gesichtsausdrücken ist für die normale soziale Interaktion von entscheidender Bedeutung. Kognitive Beeinträchtigungen sprechen in der Regel nicht auf Antipsychotika an, und es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen versucht wird, sie zu verbessern; besonders hilfreich ist die kognitive Sanierungstherapie.

Beginn

Die Erkrankung beginnt in der Regel zwischen dem späten Teenageralter und den frühen 30er Jahren, wobei der Höhepunkt der Inzidenz bei Männern in den frühen bis mittleren Zwanzigern und bei Frauen in den späten Zwanzigern liegt. Ein Beginn vor dem 17. Lebensjahr wird als Frühschizophrenie und vor dem 13. Lebensjahr, wie es manchmal vorkommen kann, als Kindheitsschizophrenie oder sehr frühes Auftreten bezeichnet. Ein späteres Stadium kann zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auftreten und wird als Schizophrenie mit spätem Beginn bezeichnet. Ein späteres Auftreten über 60 Jahre, das möglicherweise schwer als Schizophrenie zu erkennen ist, wird als schizophrenieähnliche Psychose mit sehr spätem Auftreten bezeichnet. Es hat sich gezeigt, dass Frauen häufiger betroffen sind; sie haben weniger schwere Symptome und benötigen niedrigere Dosen von Antipsychotika. Die Tendenz zu einem früheren Ausbruch bei Männern wird später durch einen postmenopausalen Anstieg der Entwicklung bei Frauen ausgeglichen. Das vor der Menopause produzierte Östrogen hat eine dämpfende Wirkung auf die Dopaminrezeptoren, aber sein Schutz kann durch eine genetische Überlastung aufgehoben werden. Die Zahl der älteren Erwachsenen, die an Schizophrenie erkranken, hat dramatisch zugenommen. Schätzungsweise 70 % der an Schizophrenie Erkrankten weisen kognitive Defizite auf, die bei einem frühen oder späten Ausbruch der Krankheit am stärksten ausgeprägt sind.

Die Schizophrenie kann plötzlich oder nach einer langsamen und allmählichen Entwicklung einer Reihe von Anzeichen und Symptomen auftreten, die als Prodromalstadium bezeichnet wird. Bis zu 75 % der an Schizophrenie Erkrankten durchlaufen ein Prodromalstadium. Die negativen und kognitiven Symptome im Prodromalstadium können der FEP (Psychose in der ersten Episode) um viele Monate bis zu fünf Jahre vorausgehen. Der Zeitraum zwischen FEP und Behandlung wird als Dauer der unbehandelten Psychose (DUP) bezeichnet, die als ein Faktor für das funktionelle Ergebnis angesehen wird. Das Prodromalstadium ist das Hochrisikostadium für die Entwicklung einer Psychose. Da das Fortschreiten zu einer Psychose in der ersten Episode nicht unvermeidlich ist, wird häufig der alternative Begriff des psychischen Risikozustands bevorzugt. Eine kognitive Störung in einem frühen Alter beeinträchtigt die normale kognitive Entwicklung eines jungen Menschen. Die Erkennung und frühzeitige Intervention im Prodromalstadium würde die damit verbundenen Störungen der schulischen und sozialen Entwicklung minimieren und war Gegenstand vieler Studien. Es wird vermutet, dass der Einsatz von entzündungshemmenden Substanzen wie D-Serin den Übergang zur Schizophrenie verhindern kann. Kognitive Symptome sind nicht sekundär zu positiven Symptomen oder zu den Nebenwirkungen von Antipsychotika.

Die kognitiven Beeinträchtigungen im Prodromalstadium verschlimmern sich nach der ersten Psychoseepisode (danach kehren sie auf den Ausgangswert zurück und bleiben dann relativ stabil), so dass ein frühzeitiges Eingreifen zur Verhinderung dieses Übergangs von größter Bedeutung ist. Eine frühzeitige Behandlung mit kognitiven Verhaltenstherapien ist der Goldstandard. Neurologische Anzeichen von Ungeschicklichkeit und Verlust der Feinmotorik sind bei Schizophrenie häufig anzutreffen und können sich bei wirksamer Behandlung der FEP zurückbilden.

Risikofaktoren

Die Schizophrenie wird als eine neurologische Entwicklungsstörung beschrieben, für die es weder eine genaue Grenze noch eine einzige Ursache gibt und von der man annimmt, dass sie sich aus einer Wechselwirkung zwischen Genen und Umwelt entwickelt, an der Risikofaktoren beteiligt sind. Die Wechselwirkungen dieser Risikofaktoren sind komplex, da zahlreiche und unterschiedliche Einflüsse von der Empfängnis bis zum Erwachsenenalter beteiligt sein können. Eine genetische Veranlagung allein, ohne interagierende Umweltfaktoren, wird nicht zur Entwicklung einer Schizophrenie führen. Die genetische Komponente bedeutet, dass die pränatale Gehirnentwicklung gestört ist, und Umwelteinflüsse wirken sich auf die postnatale Entwicklung des Gehirns aus. Es gibt Hinweise darauf, dass genetisch anfällige Kinder eher für die Auswirkungen von Umweltrisikofaktoren anfällig sind.

Genetisch

Schätzungen der Erblichkeit der Schizophrenie liegen zwischen 70 % und 80 %, was bedeutet, dass 70 % bis 80 % der individuellen Unterschiede im Schizophrenierisiko auf die Genetik zurückzuführen sind. Diese Schätzungen schwanken aufgrund der Schwierigkeit, genetische und umweltbedingte Einflüsse voneinander zu trennen, und ihre Genauigkeit wurde in Frage gestellt. Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Schizophrenie besteht darin, dass ein Verwandter ersten Grades an der Krankheit leidet (das Risiko beträgt 6,5 %); mehr als 40 % der eineiigen Zwillinge von Schizophreniekranken sind ebenfalls betroffen. Ist ein Elternteil betroffen, liegt das Risiko bei etwa 13 %, sind beide betroffen, beträgt das Risiko fast 50 %. Das DSM-5 besagt jedoch, dass die meisten Menschen mit Schizophrenie keine familiäre Vorbelastung für eine Psychose haben. Die Ergebnisse von Studien über Kandidatengene für Schizophrenie haben im Allgemeinen keine konsistenten Assoziationen ergeben, und die in genomweiten Assoziationsstudien identifizierten genetischen Loci erklären nur einen kleinen Teil der Variationen bei der Krankheit.

Es ist bekannt, dass viele Gene an der Schizophrenie beteiligt sind, jedes mit geringer Wirkung und unbekannter Übertragung und Ausprägung. Die Summierung dieser Effektgrößen zu einem polygenen Risikoscore kann mindestens 7 % der Variabilität bei der Anfälligkeit für Schizophrenie erklären. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 5 % der Schizophreniefälle zumindest teilweise auf seltene Kopienzahlvariationen (CNV) zurückzuführen sind; diese strukturellen Variationen stehen in Zusammenhang mit bekannten genomischen Störungen wie Deletionen an 22q11.2 (DiGeorge-Syndrom) und 17q12 (17q12-Mikrodeletionssyndrom), Duplikationen an 16p11.2 (am häufigsten gefunden) und Deletionen an 15q11.2 (Burnside-Butler-Syndrom). Einige dieser CNVs erhöhen das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, um das bis zu 20-fache und gehen häufig mit Autismus und geistigen Behinderungen einher.

Die Gene CRHR1 und CRHBP werden mit der Schwere des suizidalen Verhaltens in Verbindung gebracht. Diese Gene kodieren für Stressreaktionsproteine, die für die Steuerung der HPA-Achse benötigt werden, und ihre Interaktion kann diese Achse beeinflussen. Die Reaktion auf Stress kann zu dauerhaften Veränderungen in der Funktion der HPA-Achse führen und möglicherweise den negativen Rückkopplungsmechanismus, die Homöostase und die Regulierung von Emotionen stören, was zu veränderten Verhaltensweisen führt.

Die Frage, wie Schizophrenie in erster Linie genetisch beeinflusst sein könnte, ist paradox, wenn man bedenkt, dass Menschen mit Schizophrenie eine niedrigere Fruchtbarkeitsrate haben. Man geht davon aus, dass genetische Varianten, die das Schizophrenierisiko erhöhen, aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf die reproduktive Fitness nicht selektiert werden. Es wurde eine Reihe möglicher Erklärungen vorgeschlagen, unter anderem, dass Allele, die mit dem Schizophrenierisiko assoziiert sind, einen Fitnessvorteil für nicht betroffene Personen darstellen. Während einige Beweise diese Idee nicht unterstützen, schlagen andere vor, dass eine große Anzahl von Allelen, von denen jedes einen kleinen Beitrag leistet, bestehen bleiben kann.

Eine Meta-Analyse ergab, dass oxidative DNA-Schäden bei Schizophrenie signifikant erhöht sind.

Umwelt

Zu den Umweltfaktoren, die jeweils mit einem geringen Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie im späteren Leben verbunden sind, gehören Sauerstoffmangel, Infektionen, pränataler mütterlicher Stress und Unterernährung der Mutter während der pränatalen Entwicklung. Ein Risiko wird auch mit mütterlicher Fettleibigkeit, erhöhtem oxidativem Stress und einer Dysregulierung der Dopamin- und Serotoninbahnen in Verbindung gebracht. Sowohl mütterlicher Stress als auch Infektionen verändern nachweislich die fetale Neuroentwicklung durch einen Anstieg proinflammatorischer Zytokine. Ein geringeres Risiko besteht bei Geburten im Winter oder Frühjahr, möglicherweise aufgrund eines Vitamin-D-Mangels oder einer pränatalen Virusinfektion. Andere Infektionen während der Schwangerschaft oder um die Geburt herum, die mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht wurden, sind Infektionen mit Toxoplasma gondii und Chlamydien. Das erhöhte Risiko liegt bei etwa fünf bis acht Prozent. Virusinfektionen des Gehirns in der Kindheit werden ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Schizophrenie im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht.

Unerwünschte Kindheitserfahrungen (Adverse Childhood Experiences, ACEs), deren schwere Formen als Kindheitstrauma eingestuft werden, reichen von Mobbing oder Missbrauch bis hin zum Tod eines Elternteils. Viele ungünstige Kindheitserfahrungen können toxischen Stress verursachen und das Risiko einer Psychose erhöhen. Chronische Traumata können dauerhafte entzündliche Dysregulationen im gesamten Nervensystem fördern. Es wird vermutet, dass früher Stress durch diese Veränderungen im Immunsystem zur Entwicklung von Schizophrenie beitragen kann. Die Schizophrenie war die letzte Diagnose, die von der Verbindung zwischen ACEs und der psychischen Gesundheit von Erwachsenen profitierte.

Es hat sich gezeigt, dass das Leben in einem städtischen Umfeld während der Kindheit oder als Erwachsener das Risiko einer Schizophrenie um den Faktor zwei erhöht, selbst wenn man Drogenkonsum, ethnische Zugehörigkeit und die Größe der sozialen Gruppe berücksichtigt. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der städtischen Umwelt und der Umweltverschmutzung wurde als Ursache für das erhöhte Schizophrenierisiko vermutet.

Weitere wichtige Risikofaktoren sind soziale Isolation, Einwanderung im Zusammenhang mit sozialer Benachteiligung und Rassendiskriminierung, familiäre Dysfunktion, Arbeitslosigkeit und schlechte Wohnverhältnisse. Ein Vater, der älter als 40 Jahre ist, oder Eltern, die jünger als 20 Jahre sind, werden ebenfalls mit Schizophrenie in Verbindung gebracht. Es wurde vorgeschlagen, neben den Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt auch die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Umwelt zu berücksichtigen, da jeder Umweltrisikofaktor für sich genommen nicht ausreichend ist.

Umweltfaktoren wie psychosoziale Stressoren spielen eine wichtige Rolle bei der Disposition und Manifestation der Schizophrenie.

Frühere Annahmen eines schizophrenieauslösenden Familienmilieus (insbesondere der „schizophrenogenen Mutter“) oder einer Doppelbindungstheorie gelten als überholt.

Nach Übersichtsarbeiten von 2006 und 2016 und einer Metaanalyse von 2012 gab es Anzeichen dafür, dass das Vorkommen eines Kindheitstraumas in der Biographie von Menschen mit Schizophrenie statistisch erhöht ist.

Eine Metaanalyse von 2011 ergab, dass das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, bei Einwanderern und ihrer nachfolgenden Generation erhöht ist: bei der ersten Generation um den Faktor 2,3 und bei der zweiten Generation um den Faktor 2,1. Die Autoren betrachteten die Ergebnisse als Anzeichen dafür, dass wegen des Effekts in der zweiten Generation die Einflüsse aus der Zeit nach der Einwanderung größer seien als die Einflüsse aus der Zeit vor der Einwanderung. Die vorgefundenen Unterschiede zwischen den Einzelstudien wurden mit möglichen Einflüssen der verschiedenen sozialen Umfelder in Verbindung gebracht.

Substanzkonsum

Etwa die Hälfte der an Schizophrenie Erkrankten konsumiert exzessiv Freizeitdrogen, darunter Cannabis, Tabak und Alkohol. Der Konsum von Stimulanzien wie Amphetamin und Kokain kann zu einer vorübergehenden Stimulanzienpsychose führen, die sich sehr ähnlich wie eine Schizophrenie darstellt. In seltenen Fällen kann auch der Konsum von Alkohol zu einer ähnlichen alkoholbedingten Psychose führen. Drogen können von Menschen mit Schizophrenie auch als Bewältigungsmechanismus eingesetzt werden, um mit Depressionen, Angst, Langeweile und Einsamkeit umzugehen. Der Konsum von Cannabis und Tabak wird nicht mit der Entwicklung kognitiver Defizite in Verbindung gebracht, und manchmal wird sogar eine umgekehrte Beziehung festgestellt, bei der der Konsum von Cannabis und Tabak diese Symptome verbessert. Allerdings sind Störungen des Substanzkonsums mit einem erhöhten Suizidrisiko und einem schlechten Ansprechen auf die Behandlung verbunden.

Cannabiskonsum kann zur Entwicklung von Schizophrenie beitragen und das Risiko der Erkrankung bei denjenigen, die bereits gefährdet sind, möglicherweise erhöhen. Das erhöhte Risiko setzt möglicherweise das Vorhandensein bestimmter Gene bei einer Person voraus. Sein Konsum wird mit einer Verdoppelung des Risikos in Verbindung gebracht. Der Konsum stärkerer Cannabissorten mit einem hohen Anteil des Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) erhöht das Risiko weiter. Eine dieser Sorten ist als Skunk bekannt.

Mechanismen

Die Diagnose Schizophrenie wird nicht durch einen objektiven Diagnosetest gestellt, sondern dient dazu, ein beobachtetes Verhalten zu beschreiben, das auf zahlreiche unterschiedliche Ursachen zurückzuführen ist. Zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen einer veränderten Hirnfunktion und der Schizophrenie wurde eine Reihe von Modellen vorgeschlagen. Das vorherrschende Modell der Schizophrenie ist das einer neurologischen Entwicklungsstörung, und die zugrunde liegenden Veränderungen, die auftreten, bevor sich die Symptome zeigen, werden als Folge der Wechselwirkung zwischen Genen und Umwelt angesehen. Umfangreiche Studien stützen dieses Modell. Mütterliche Infektionen, Unterernährung und Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Schizophrenie, die in der Regel im Alter von 18 bis 25 Jahren auftritt, einem Zeitraum, der sich mit bestimmten Phasen der Neuroentwicklung überschneidet. Die Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt führen zu Defiziten in den neuronalen Schaltkreisen, die die sensorischen und kognitiven Funktionen beeinflussen.

Die vorgeschlagenen gemeinsamen Dopamin- und Glutamatmodelle schließen sich nicht gegenseitig aus; beiden wird eine Rolle in der Neurobiologie der Schizophrenie zugeschrieben. Das am weitesten verbreitete Modell war die Dopaminhypothese der Schizophrenie, die die Psychose auf eine fehlerhafte Interpretation der Fehlzündung dopaminerger Neuronen durch den Verstand zurückführt. Dies steht in direktem Zusammenhang mit den Symptomen von Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Aufgrund der Nützlichkeit von Medikamenten, die den Dopaminrezeptor beeinflussen, und der Beobachtung, dass der Dopaminspiegel während einer akuten Psychose erhöht ist, wurde eine abnormale Dopaminsignalisierung mit der Schizophrenie in Verbindung gebracht. Ein Rückgang der D1-Rezeptoren im dorsolateralen präfrontalen Kortex könnte auch für Defizite im Arbeitsgedächtnis verantwortlich sein.

Die Glutamat-Hypothese der Schizophrenie stellt eine Verbindung zwischen Veränderungen der glutamatergen Neurotransmission und den neuronalen Oszillationen her, die die Verbindungen zwischen Thalamus und Kortex beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass eine verminderte Expression eines Glutamatrezeptors - des NMDA-Rezeptors - und glutamatblockierende Medikamente wie Phencyclidin und Ketamin die mit Schizophrenie verbundenen Symptome und kognitiven Probleme nachahmen können. In Post-mortem-Studien wird immer wieder festgestellt, dass eine Untergruppe dieser Neuronen nicht in der Lage ist, GAD67 (GAD1) zu exprimieren, und dass außerdem Anomalien in der Morphometrie des Gehirns vorliegen. Die Untergruppen der Interneuronen, die bei Schizophrenie abnormal sind, sind für die Synchronisierung der neuronalen Ensembles verantwortlich, die bei Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses benötigt werden. Diese erzeugen die neuronalen Oszillationen in Form von Gamma-Wellen mit einer Frequenz zwischen 30 und 80 Hertz. Sowohl das Arbeitsgedächtnis als auch die Gamma-Wellen sind bei Schizophrenie beeinträchtigt, was auf eine abnorme Interneuronenfunktionalität hindeuten könnte. Ein wichtiger Prozess, der bei der Neuroentwicklung gestört sein kann, ist die Astrogenese - die Bildung von Astrozyten. Astrozyten tragen entscheidend zur Bildung und Aufrechterhaltung neuronaler Schaltkreise bei, und man geht davon aus, dass eine Störung dieser Funktion zu einer Reihe von neurologischen Entwicklungsstörungen einschließlich der Schizophrenie führen kann. Es gibt Hinweise darauf, dass eine geringere Anzahl von Astrozyten in tieferen Kortikalschichten mit einer verminderten Expression von EAAT2, einem Glutamattransporter in Astrozyten, einhergeht, was die Glutamathypothese unterstützt.

Defizite bei exekutiven Funktionen wie Planung, Hemmung und Arbeitsgedächtnis sind bei Schizophrenie weit verbreitet. Obwohl diese Funktionen voneinander trennbar sind, könnte ihre Störung bei Schizophrenie ein zugrunde liegendes Defizit in der Fähigkeit widerspiegeln, zielbezogene Informationen im Arbeitsgedächtnis zu repräsentieren und diese zur Steuerung von Kognition und Verhalten zu nutzen. Diese Beeinträchtigungen wurden mit einer Reihe von Neuroimaging- und neuropathologischen Anomalien in Verbindung gebracht. So weisen funktionelle Neuroimaging-Studien auf eine verminderte neuronale Verarbeitungseffizienz hin, bei der der dorsolaterale präfrontale Kortex stärker aktiviert wird, um bei Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses ein bestimmtes Leistungsniveau im Vergleich zu Kontrollen zu erreichen. Diese Anomalien könnten mit dem konsistenten postmortalen Befund eines verringerten Neuropil verbunden sein, der sich in einer erhöhten Pyramidenzelldichte und einer verringerten Dichte dendritischer Stacheln zeigt. Diese zellulären und funktionellen Anomalien spiegeln sich möglicherweise auch in strukturellen Neuroimaging-Studien wider, die ein verringertes Volumen der grauen Substanz in Verbindung mit Defiziten bei Arbeitsgedächtnisaufgaben feststellen.

Positive Symptome wurden mit einer Ausdünnung der Kortikalis im Gyrus temporalis superior in Verbindung gebracht. Die Schwere der Negativsymptome wurde mit einer verringerten Dicke des linken medialen orbitofrontalen Kortex in Verbindung gebracht. Anhedonie, traditionell definiert als verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden, wird bei Schizophrenie häufig berichtet. Zahlreiche Belege deuten jedoch darauf hin, dass die hedonischen Reaktionen bei Schizophrenie intakt sind und dass das, was als Anhedonie bezeichnet wird, eine Störung anderer Prozesse im Zusammenhang mit der Belohnung widerspiegelt. Insgesamt geht man davon aus, dass ein Versagen der Belohnungsvorhersage trotz normaler hedonischer Reaktionen zu einer Beeinträchtigung der zur Erlangung von Belohnungen erforderlichen Kognition und des Verhaltens führt.

Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Entwicklung der Schizophrenie bei einigen Menschen mit einer Funktionsstörung des Verdauungstrakts zusammenhängt, wie sie bei nicht-zöliakischer Glutensensitivität oder Anomalien der Darmmikrobiota auftritt. Eine Untergruppe von Menschen mit Schizophrenie zeigt eine andere Immunreaktion auf Gluten als Menschen mit Zöliakie, mit erhöhten Werten bestimmter Serum-Biomarker für Glutensensitivität wie Anti-Gliadin-IgG- oder Anti-Gliadin-IgA-Antikörper.

Eine andere Theorie bringt eine abnorme Lateralisierung des Gehirns mit der Entwicklung von Linkshändigkeit in Verbindung, die bei Schizophrenie-Patienten deutlich häufiger vorkommt. Diese abnorme Entwicklung der hemisphärischen Asymmetrie wird bei Schizophrenie beobachtet. Studien kamen zu dem Schluss, dass es sich dabei um einen echten und nachweisbaren Effekt handelt, der möglicherweise eine genetische Verbindung zwischen Lateralisierung und Schizophrenie widerspiegelt.

Bayes'sche Modelle der Hirnfunktion wurden verwendet, um Anomalien in der zellulären Funktion mit den Symptomen in Verbindung zu bringen. Es wird angenommen, dass sowohl Halluzinationen als auch Wahnvorstellungen auf eine fehlerhafte Kodierung früherer Erwartungen zurückzuführen sind, so dass Erwartungen die Sinneswahrnehmung und die Bildung von Überzeugungen übermäßig beeinflussen. In erprobten Modellen von Schaltkreisen, die eine prädiktive Kodierung vermitteln, könnte eine verminderte NMDA-Rezeptoraktivierung theoretisch zu den positiven Symptomen von Wahnvorstellungen und Halluzinationen führen.

Diagnose

Kriterien

Schizophrenie wird anhand der Kriterien des von der American Psychiatric Association herausgegebenen Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) oder der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD) diagnostiziert. Diese Kriterien stützen sich auf die selbstberichteten Erfahrungen der Person und die berichteten Verhaltensauffälligkeiten, gefolgt von einer psychiatrischen Beurteilung. Die Untersuchung des mentalen Status ist ein wichtiger Teil der Beurteilung. Ein bewährtes Instrument zur Beurteilung des Schweregrads positiver und negativer Symptome ist die Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS). Es hat sich gezeigt, dass diese Skala in Bezug auf Negativsymptome unzureichend ist, und es wurden andere Skalen eingeführt: das Clinical Assessment Interview for Negative Symptoms (CAINS) und die Brief Negative Symptoms Scale (BNSS). Das DSM-5, das 2013 veröffentlicht wurde, enthält eine Skala zur Beurteilung der Schwere von Symptomdimensionen, die acht Dimensionen von Symptomen umreißt.

Das DSM-5 besagt, dass für die Diagnose einer Schizophrenie zwei diagnostische Kriterien über einen Zeitraum von einem Monat erfüllt sein müssen, die sich mindestens sechs Monate lang erheblich auf das soziale oder berufliche Funktionieren auswirken. Eines der Symptome muss entweder Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder eine desorganisierte Sprache sein. Ein zweites Symptom kann eines der Negativsymptome oder ein stark desorganisiertes oder katatones Verhalten sein. Eine andere Diagnose der schizophrenen Störung kann vor Ablauf der sechs Monate gestellt werden, die für die Diagnose der Schizophrenie erforderlich sind.

In Australien gilt als Richtwert für die Diagnose, dass die Symptome mindestens sechs Monate andauern und schwerwiegend genug sind, um das normale Funktionieren zu beeinträchtigen. Im Vereinigten Königreich wird die Diagnose gestellt, wenn die Symptome einen Monat lang die meiste Zeit über vorhanden sind, wenn die Symptome die Fähigkeit zu arbeiten, zu studieren oder ein normales Alltagsleben zu führen erheblich beeinträchtigen und wenn andere ähnliche Erkrankungen ausgeschlossen sind.

Die ICD-Kriterien werden in der Regel in europäischen Ländern verwendet, während die DSM-Kriterien vor allem in den Vereinigten Staaten und Kanada verwendet werden und in Forschungsstudien vorherrschen. In der Praxis ist die Übereinstimmung zwischen den beiden Systemen hoch. Im aktuellen Vorschlag für die ICD-11-Kriterien für Schizophrenie wird empfohlen, die Selbststörung als Symptom hinzuzufügen.

Ein wesentlicher ungelöster Unterschied zwischen den beiden Diagnosesystemen besteht in der Forderung des DSM nach einem beeinträchtigten funktionellen Ergebnis. Die WHO für die ICD argumentiert, dass nicht alle Menschen mit Schizophrenie funktionelle Defizite haben und diese daher nicht spezifisch für die Diagnose sind.

Vorgenommene Änderungen

Beide Handbücher haben die Kapitelüberschrift Schizophrenie-Spektrum und andere psychotische Störungen übernommen; im ICD wird sie in Schizophrenie-Spektrum und andere primäre psychotische Störungen geändert. Die Definition der Schizophrenie bleibt im Wesentlichen dieselbe wie in der 2000 überarbeiteten Fassung des DSM-IV (DSM-IV-TR). Mit der Veröffentlichung des DSM-5 hat die APA jedoch alle Unterkategorien der Schizophrenie entfernt. Auch das ICD-11 hat die Subtypen entfernt. Der aus beiden Klassifikationen entfernte Subtyp der Katatonie wurde in ICD-11 als psychomotorische Störung, die bei Schizophrenie auftreten kann, wieder aufgenommen.

Eine weitere wichtige Änderung bestand darin, dass die Bedeutung, die zuvor den Schneider'schen Symptomen ersten Ranges beigemessen wurde, aufgehoben wurde. Im DSM-5 wird die schizophreniforme Störung weiterhin aufgeführt, in der ICD-11 jedoch nicht mehr. DSM-5 empfiehlt auch eine bessere Unterscheidung zwischen einem aktuellen Zustand der Schizophrenie und ihrem historischen Verlauf, um eine klarere Gesamtcharakterisierung zu erreichen.

In das DSM-5 wurde eine dimensionale Bewertung aufgenommen, die acht zu bewertende Symptomdimensionen umfasst (unter Verwendung der Skala zur Bewertung des Schweregrads von Symptomdimensionen) - dazu gehören die fünf Diagnosekriterien sowie kognitive Beeinträchtigungen, Manie und Depression. Dies kann dem Betroffenen wichtige Informationen für die Behandlung, die Prognose und das funktionelle Ergebnis liefern und ermöglicht eine genauere Beschreibung des Ansprechens auf die Behandlung.

Zwei der Negativsymptome - Avolition und verminderter emotionaler Ausdruck - wurden in beiden Handbüchern stärker hervorgehoben.

Komorbiditäten

Viele Menschen mit Schizophrenie haben eine oder mehrere andere psychische Störungen, wie z. B. eine Panikstörung, eine Zwangsstörung oder eine Substanzkonsumstörung. Dabei handelt es sich um separate Störungen, die behandelt werden müssen. Bei einer Komorbidität mit Schizophrenie erhöhen sowohl die Substanzkonsumstörung als auch die antisoziale Persönlichkeitsstörung das Risiko für Gewalt. Eine komorbide Substanzkonsumstörung erhöht auch das Risiko für Selbstmord.

Schlafstörungen treten häufig gemeinsam mit Schizophrenie auf und können ein frühes Zeichen für einen Rückfall sein. Schlafstörungen werden mit positiven Symptomen wie desorganisiertem Denken in Verbindung gebracht und können die kortikale Plastizität und Kognition beeinträchtigen. Die Konsolidierung von Erinnerungen ist bei Schlafstörungen gestört. Sie stehen in Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung, einer schlechten Prognose und einer geringen Lebensqualität. Ein- und Durchschlafstörungen sind ein häufiges Symptom, unabhängig davon, ob eine Behandlung erfolgt ist oder nicht. Es wurden genetische Variationen gefunden, die mit diesen Erkrankungen in Zusammenhang stehen und den zirkadianen Rhythmus, den Dopamin- und Histaminstoffwechsel sowie die Signaltransduktion betreffen. Für den Einsatz von Akupunktur als Zusatztherapie liegen nur begrenzte positive Erkenntnisse vor.

Differentialdiagnose

Um die Diagnose einer Schizophrenie zu stellen, müssen andere mögliche Ursachen für eine Psychose ausgeschlossen werden. Psychotische Symptome, die weniger als einen Monat andauern, können als kurze psychotische Störung oder als schizophreniforme Störung diagnostiziert werden. Die Psychose wird in der DSM-5-Kategorie Anderes spezifiziertes Schizophreniespektrum und andere psychotische Störungen aufgeführt. Eine schizoaffektive Störung wird diagnostiziert, wenn neben psychotischen Symptomen auch Symptome einer affektiven Störung in erheblichem Umfang vorhanden sind. Eine Psychose, die auf eine allgemeine Erkrankung oder eine Substanz zurückzuführen ist, wird als sekundäre Psychose bezeichnet.

Psychotische Symptome können bei verschiedenen anderen Erkrankungen auftreten, z. B. bei einer bipolaren Störung, einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer Substanzintoxikation, einer substanzinduzierten Psychose und einer Reihe von Drogenentzugssyndromen. Nicht-bizarre Wahnvorstellungen treten auch bei wahnhaften Störungen auf, und sozialer Rückzug bei sozialer Angststörung, vermeidender Persönlichkeitsstörung und schizotypischer Persönlichkeitsstörung. Die schizotypische Persönlichkeitsstörung hat ähnliche, aber weniger schwere Symptome als die Schizophrenie. Eine Schizophrenie tritt wesentlich häufiger zusammen mit einer Zwangsstörung auf, als dies zufällig zu erklären wäre, obwohl es schwierig sein kann, die bei einer Zwangsstörung auftretenden Zwangsvorstellungen von den Wahnvorstellungen der Schizophrenie zu unterscheiden. Es kann erhebliche Überschneidungen mit den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung geben.

Eine allgemeinere medizinische und neurologische Untersuchung kann erforderlich sein, um medizinische Erkrankungen auszuschließen, die selten psychotische, schizophrenieähnliche Symptome hervorrufen können, wie z. B. Stoffwechselstörungen, systemische Infektionen, Syphilis, HIV-assoziierte neurokognitive Störungen, Epilepsie, limbische Enzephalitis und Hirnläsionen. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion und Demenzerkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit, die Huntington-Krankheit, die frontotemporale Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz können ebenfalls mit schizophrenieähnlichen psychotischen Symptomen einhergehen. Es kann notwendig sein, ein Delirium auszuschließen, das sich durch visuelle Halluzinationen, akuten Beginn und schwankenden Bewusstseinszustand auszeichnet und auf eine medizinische Grunderkrankung hinweist. Bei einem Rückfall werden die Untersuchungen in der Regel nicht wiederholt, es sei denn, es besteht eine spezifische medizinische Indikation oder mögliche unerwünschte Wirkungen einer antipsychotischen Medikation. Bei Kindern müssen Halluzinationen von typischen Kinderphantasien unterschieden werden. Es ist schwierig, Schizophrenie im Kindesalter von Autismus zu unterscheiden.

Eine Schizophrenie ist abzugrenzen von anderen

Nach ICD-10

Das ICD-10 führt neun Symptomgruppen ((a)–(i)) an. Von den festgestellten Symptomen müssen über einen Zeitraum von mindestens einem Monat (beinahe ständig) mindestens ein eindeutiges Symptom aus den Gruppen (a) bis (d) oder Symptome aus mindestens zwei der Gruppen (e) bis (h) zutreffen. Die Gruppe (i) dient zur Diagnose der „Schizophrenia simplex“ (ICD-10 2014).

Symptomgruppen nach ICD-10:

  • (a) Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung
  • (b) Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, Wahnwahrnehmungen
  • (c) kommentierende oder dialogische Stimmen
  • (d) anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn
  • (e) anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, begleitet von flüchtigen Wahngedanken oder überwertigen Ideen
  • (f) Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit, Danebenreden oder Neologismen führt
  • (g) katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien, wächserne Biegsamkeit, Negativismus, Verstummen (Mutismus) oder Starrezustand (Stupor)
  • (h) „negative“ Symptome wie auffällige Apathie, verflachte oder inadäquate Affekte
  • (i) deutliche und konstante Veränderung im persönlichen Verhalten (Interessensverlust, Ziellosigkeit, Müßigkeit, sozialer Rückzug)

Nach DSM-5

Nach DSM-5 ist Schizophrenie durch fünf von der Norm abweichende Hauptmerkmale gekennzeichnet:

  • Wahn: Der Wahn beschreibt eine feste Überzeugung, die trotz gegenteiliger Evidenz nicht verändert werden kann. Wahninhalte reichen von Verfolgungswahn, Beziehungswahn, körperbezogenem Wahn und religiösem Wahn bis hin zum Größenwahn.
  • Halluzinationen: Halluzinationen sind wahrnehmungsähnliche Erfahrungen, die ohne adäquate externe Reize auftreten. Halluzinationen erscheinen den Betroffenen eindeutig und klar, können durch die Betroffenen nicht kontrolliert werden und treten mit der gleichen Intensität und Wirkung auf wie normale Wahrnehmungen.
  • desorganisiertes Denken (desorganisierte Sprache): Auf desorganisiertes Denken (formale Denkstörung) wird üblicherweise aus den sprachlichen Äußerungen der Betroffenen geschlossen. Betroffene können von einem Gedanken zum nächsten springen („Entgleisung“ oder „Assoziationslockerung“). Antworten können nur indirekt oder gar nicht mit den Fragen verbunden sein („Danebenreden“).
  • grob desorganisiertes Verhalten oder gestörte Motorik (inklusive der Katatonie): Grob desorganisiertes Verhalten kann sich auf unterschiedliche Weisen manifestieren, die von kindlicher Albernheit bis zu unvorhersehbarer Unruhe reichen. Probleme können sich bei jeder Form zielgerichteten Verhaltens bemerkbar machen und zu Schwierigkeiten bei der Durchführung von Alltagsaktivitäten führen.
  • Negativsymptome: Negativsymptome erklären einen wesentlichen Teil der Morbidität bei Schizophrenie und sind bei anderen psychotischen Erkrankungen weniger ausgeprägt. Zwei Bereiche der Negativsymptome sind bei der Schizophrenie besonders häufig: verminderter emotionaler Ausdruck und die reduzierte Willenskraft (Avolition).

Diagnosekriterien im DSM-5:

A.) Zwei (oder mehr) der folgenden Symptome, jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer einmonatigen Zeitspanne (oder kürzer, wenn erfolgreich behandelt). Mindestens eines dieser Symptome muss (1), (2) oder (3) sein.

  1. Wahn.
  2. Halluzinationen.
  3. desorganisierte Sprechweise (z. B. häufiges Entgleisen oder Zerfahrenheit).
  4. grob desorganisiertes oder katatones Verhalten.
  5. Negativsymptome (z. B. verminderter emotionaler Ausdruck oder reduzierte Willenskraft [Avolition]).

B.) Für eine erhebliche Zeitspanne seit dem Beginn der Störung sind eine oder mehrere zentrale Funktionsbereiche wie Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen oder Selbstfürsorge deutlich unter dem Niveau, das vor dem Beginn erreicht wurde.

C.) Zeichen des Störungsbildes halten durchgehend für mindestens sechs Monate an.

Vorbeugung

Die Prävention der Schizophrenie ist schwierig, da es keine zuverlässigen Marker für die spätere Entwicklung der Störung gibt. Es gibt vorläufige, wenn auch nicht schlüssige Beweise für die Wirksamkeit einer frühzeitigen Intervention zur Vorbeugung von Schizophrenie in der Prodromalphase. Es gibt einige Hinweise darauf, dass ein frühzeitiges Eingreifen bei Personen mit einer Psychose in der ersten Episode die kurzfristigen Ergebnisse verbessern kann, aber nach fünf Jahren ist der Nutzen dieser Maßnahmen gering. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann das Psychoserisiko bei Personen mit hohem Risiko nach einem Jahr verringern und wird für diese Gruppe vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) empfohlen. Eine weitere Präventivmaßnahme besteht darin, Drogen zu meiden, die mit der Entwicklung der Störung in Verbindung gebracht werden, darunter Cannabis, Kokain und Amphetamine.

Antipsychotika werden nach einer ersten Psychoseepisode verschrieben, und nach der Remission wird eine präventive Erhaltungsbehandlung fortgesetzt, um einen Rückfall zu vermeiden. Es ist jedoch bekannt, dass sich manche Menschen nach einer einzigen Episode erholen und eine langfristige Einnahme von Antipsychotika nicht erforderlich ist, aber es gibt keine Möglichkeit, diese Gruppe zu identifizieren.

Verwaltung

Die primäre Behandlung der Schizophrenie besteht in der Verabreichung von antipsychotischen Medikamenten, oft in Kombination mit psychosozialen Maßnahmen und sozialer Unterstützung. Gemeindliche Unterstützungsdienste wie Anlaufstellen, Besuche von Mitgliedern eines gemeindenahen psychosozialen Teams, unterstützte Beschäftigung und Selbsthilfegruppen sind weit verbreitet. Die Zeit zwischen dem Auftreten psychotischer Symptome und der Aufnahme einer Behandlung - die Dauer der unbehandelten Psychose (DUP) - geht sowohl kurz- als auch langfristig mit einem schlechteren Ergebnis einher.

Die freiwillige oder unfreiwillige Einweisung in ein Krankenhaus kann von Ärzten und Gerichten angeordnet werden, die eine Person als Person mit einer schweren Episode einstufen. Im Vereinigten Königreich begann man in den 1950er Jahren mit dem Aufkommen von Antipsychotika und dem Bewusstsein der negativen Auswirkungen langfristiger Krankenhausaufenthalte auf die Genesung, große psychiatrische Kliniken, die so genannten Asylums, zu schließen. Dieser Prozess wurde als Deinstitutionalisierung bezeichnet, und es wurden gemeindenahe und unterstützende Dienste entwickelt, um diesen Wandel zu unterstützen. Viele andere Länder folgten diesem Beispiel, und die USA begannen in den 60er Jahren. Nach wie vor gibt es eine kleinere Gruppe von Menschen, die von Ärzten und Gerichten nicht entlassen werden können. In einigen Ländern, in denen es an den notwendigen Unterstützungs- und Sozialdiensten mangelt, ist eine langfristige Krankenhauseinweisung häufiger anzutreffen.

Psychotherapie ist ein wesentlicher Teil der mehrdimensionalen und multiprofessionellen Behandlung von Menschen mit einer Schizophrenie.

Medikation

Risperidon (Handelsname Risperdal) ist ein gängiges atypisches antipsychotisches Medikament.

Die Erstbehandlung der Schizophrenie ist ein Antipsychotikum. Die Antipsychotika der ersten Generation, die heute als typische Antipsychotika bezeichnet werden, sind Dopaminantagonisten, die D2-Rezeptoren blockieren und die Neurotransmission von Dopamin beeinflussen. Die später auf den Markt gebrachten Antipsychotika der zweiten Generation, die so genannten atypischen Antipsychotika, können auch auf einen anderen Neurotransmitter, das Serotonin, einwirken. Antipsychotika können die Symptome von Angstzuständen innerhalb von Stunden nach ihrer Einnahme verringern, bei anderen Symptomen kann es jedoch mehrere Tage oder Wochen dauern, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. Sie haben wenig Wirkung auf negative und kognitive Symptome, die mit zusätzlichen Psychotherapien und Medikamenten behandelt werden können. Es gibt kein einzelnes Antipsychotikum, das sich als Erstbehandlung für alle Menschen eignet, da das Ansprechen und die Verträglichkeit von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Ein Absetzen des Medikaments kann nach einer einzigen psychotischen Episode erwogen werden, wenn eine vollständige Genesung eingetreten ist und zwölf Monate lang keine Symptome aufgetreten sind. Wiederholte Rückfälle verschlechtern die langfristigen Aussichten, und das Risiko eines Rückfalls nach einer zweiten Episode ist hoch, so dass in der Regel eine Langzeitbehandlung empfohlen wird.

Tabakrauchen erhöht den Metabolismus einiger Antipsychotika, indem es CYP1A2, das Enzym, das sie abbaut, stark aktiviert, und es wird ein signifikanter Unterschied in diesen Spiegeln zwischen Rauchern und Nichtrauchern festgestellt. Es wird empfohlen, die Dosis für Raucher, die Clozapin einnehmen, um 50 % und für Raucher, die Olanzapin einnehmen, um 30 % zu erhöhen. Der Rauchstopp kann zu einer erhöhten Konzentration des Antipsychotikums führen, die eine Toxizität zur Folge haben kann, so dass eine Überwachung der Wirkungen im Hinblick auf eine Verringerung der Dosis erforderlich ist; viele Symptome können sich merklich verschlechtern, und extreme Müdigkeit und Krampfanfälle sind ebenfalls möglich, wobei die Gefahr eines Rückfalls besteht. Auch wer das Rauchen wieder aufnimmt, muss seine Dosierung möglicherweise entsprechend anpassen. Die verändernden Wirkungen sind auf Verbindungen im Tabakrauch und nicht auf Nikotin zurückzuführen; die Anwendung einer Nikotinersatztherapie hat daher die gleiche Wirkung wie ein Rauchstopp, und eine Überwachung wäre weiterhin erforderlich.

Etwa 30 bis 50 Prozent der Menschen, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, empfinden sich selbst nicht als krank oder halten sich nicht an die ihnen empfohlene Behandlung. Gerichte und Ärzte ordnen bei Personen, die nicht bereit oder in der Lage sind, die Medikamente regelmäßig einzunehmen, manchmal die Verabreichung von Antipsychotika in Form von Langzeitinjektionen an, die das Risiko eines Rückfalls stärker verringern können als orale Medikamente. In Kombination mit psychosozialen Interventionen können sie die langfristige Therapietreue verbessern.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass andere Neurotransmissionssysteme, darunter Serotonin, Glutamat, GABA und Acetylcholin, an der Entstehung der Schizophrenie beteiligt sind und dass ein umfassenderes Medikament benötigt wird. Ein neues First-in-Class-Antipsychotikum, das auf mehrere Neurotransmittersysteme abzielt, namens Lumateperon (ITI-007), wurde von der FDA im Dezember 2019 für die Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen geprüft und zugelassen. Lumateperon ist ein niedermolekularer Wirkstoff, der eine verbesserte Sicherheit und Verträglichkeit aufweist. Es interagiert mit Dopamin, Serotonin und Glutamat in einer komplexen, einzigartig selektiven Weise und verbessert negative und positive Symptome sowie das soziale Verhalten. Es wurde auch festgestellt, dass Lumateperon potenzielle Stoffwechselstörungen reduziert, die Häufigkeit von Bewegungsstörungen verringert und weniger kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie eine schnelle Herzfrequenz aufweist.

Unerwünschte Wirkungen

Typische Antipsychotika werden mit einer höheren Rate an Bewegungsstörungen einschließlich Akathisie in Verbindung gebracht. Einige atypische Antipsychotika werden mit einer erheblichen Gewichtszunahme, Diabetes und dem Risiko eines metabolischen Syndroms in Verbindung gebracht. Risperidon (atypisch) hat eine ähnliche Häufigkeit von extrapyramidalen Symptomen wie Haloperidol (typisch). Ein seltenes, aber potenziell tödliches neuroleptisches malignes Syndrom (NMS) wurde mit der Einnahme von Antipsychotika in Verbindung gebracht. Durch frühzeitiges Erkennen und rechtzeitiges Eingreifen sind die Raten zurückgegangen. Dennoch ist es ratsam, sich dieses Syndrom bewusst zu machen, um ein Eingreifen zu ermöglichen. Eine weitere, weniger seltene Erkrankung, die tardive Dyskinesie, kann bei Langzeiteinnahme von Antipsychotika auftreten und sich nach vielen Monaten oder Jahren entwickeln. Sie wird häufiger bei der Einnahme von typischen Antipsychotika berichtet.

Clozapin wird mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Müdigkeit und Hypersalivation in Verbindung gebracht. Zu den schwerwiegenderen unerwünschten Wirkungen gehören Krampfanfälle, NMS, Neutropenie und Agranulozytose (verringerte Anzahl weißer Blutkörperchen), und die Einnahme muss sorgfältig überwacht werden. Studien haben ergeben, dass eine antipsychotische Behandlung nach NMS und Neutropenie manchmal erfolgreich mit Clozapin wieder aufgenommen werden kann.

Clozapin wird auch mit Thromboembolien (einschließlich Lungenembolie), Myokarditis und Kardiomyopathie in Verbindung gebracht. Eine systematische Übersichtsarbeit über Clozapin-assoziierte Lungenembolien zeigt, dass diese unerwünschte Wirkung oft tödlich sein kann und dass sie früh einsetzt und dosisabhängig ist. Die Ergebnisse raten dazu, nach Beginn der Behandlung mit Clozapin eine Prophylaxe gegen venöse Thromboembolien zu erwägen und diese sechs Monate lang fortzusetzen. Verstopfung tritt unter Clozapin dreimal häufiger auf, und in schweren Fällen kann es zu Ileus und Darmischämie kommen, was in vielen Fällen zum Tod führt.

Das Risiko schwerwiegender unerwünschter Wirkungen von Clozapin ist jedoch gering, und die positive Wirkung besteht in einem geringeren Selbstmord- und Aggressionsrisiko. Typische Antipsychotika und atypisches Risperidon können als Nebenwirkung zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Clozapin, Olanzapin und Quetiapin werden mit positiven Auswirkungen auf die sexuelle Funktion in Verbindung gebracht, die durch verschiedene Psychotherapien unterstützt werden. Unerwünschte Nebenwirkungen führen dazu, dass die Behandlung abgebrochen wird, was zu Rückfällen führt.

Mit der Einführung des Clozapins 1972 gab es ein Präparat, das bei gleichzeitig überlegener Wirkung keine der extrapyramidalen Nebenwirkungen zeigte. Die danach eingeführten Antipsychotika sind Versuche, diese überlegene Wirkung zu erreichen, ohne die bei dem Clozapin auftretenden Nebenwirkungen, vor allem die Blutbildveränderungen, in Kauf zu nehmen.

Extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen bestehen auch bei den neueren atypischen Neuroleptika. Sie sind hier jedoch in der Regel geringer und unterscheiden sich je nach Präparat, vorheriger Behandlung und persönlicher Konstitution des Patienten.

Behandlungsresistente Schizophrenie

Etwa die Hälfte der an Schizophrenie Erkrankten spricht gut auf Antipsychotika an und ist wieder voll funktionsfähig. Bei bis zu einem Drittel der Betroffenen bleiben die positiven Symptome jedoch bestehen. Nach zwei Versuchen mit verschiedenen Antipsychotika über einen Zeitraum von sechs Wochen, die sich ebenfalls als unwirksam erweisen, werden sie als behandlungsresistente Schizophrenie (TRS) eingestuft und erhalten Clozapin. Clozapin ist für etwa die Hälfte dieser Gruppe von Nutzen, obwohl es bei weniger als 4 % der Patienten die potenziell schwerwiegende Nebenwirkung der Agranulozytose (Verminderung der weißen Blutkörperchen) hat. Zwischen 12 und 20 Prozent sprechen nicht auf Clozapin an, und diese Gruppe wird als extrem behandlungsresistente Schizophrenie bezeichnet. EKT kann zur Behandlung von TRS als Zusatztherapie angeboten werden und erweist sich manchmal als nützlich. Eine Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass dieser Einsatz nur bei mittelfristiger TRS Wirkung zeigt und dass es nicht genügend Beweise gibt, um den Einsatz außerhalb dieser Gruppe zu unterstützen.

Das TRS geht häufig mit einer geringen Lebensqualität und größeren sozialen Störungen einher. Das TRS kann eher das Ergebnis einer unzureichenden als einer ineffizienten Behandlung sein; es kann auch ein falsches Etikett sein, weil die Medikamente nicht regelmäßig oder gar nicht eingenommen werden. Etwa 16 Prozent der Menschen, die ursprünglich auf die Behandlung ansprachen, entwickeln später eine Resistenz. Dies könnte mit der Dauer der AP-Behandlung zusammenhängen, bei der die Behandlung immer weniger anspricht. Dieses Ergebnis untermauert auch die Beteiligung von Dopamin an der Entwicklung der Schizophrenie. Studien deuten darauf hin, dass die TRS eine eher vererbbare Form sein könnte.

Das TRS kann bei der ersten Psychoseepisode oder bei einem Rückfall auftreten. Es kann in seiner Intensität und in seiner Reaktion auf andere Therapien variieren. Diese Schwankungen deuten möglicherweise auf eine zugrunde liegende Neurobiologie hin, wie z. B. Dopamin-Supersensitivität (DSS), Glutamat- oder Serotonin-Dysfunktion, Entzündung und oxidativen Stress. Studien haben ergeben, dass eine Dopamin-Überempfindlichkeit bei bis zu 70 % der TRS-Betroffenen vorliegt. Diese Unterschiede haben zu dem Vorschlag geführt, die therapieresistente und die behandlungsresistente Schizophrenie als zwei verschiedene Subtypen zu betrachten. Es wird ferner vorgeschlagen, dass eine frühzeitige Unterscheidung der Subtypen erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung und die Forschung haben könnte. Neuroimaging-Studien haben eine signifikante Abnahme des Volumens der grauen Substanz bei TRS-Patienten ergeben, während bei therapieresistenten Patienten keine derartige Veränderung festgestellt wurde. Bei den extrem therapieresistenten Patienten war die Abnahme des Volumens der grauen Substanz stärker ausgeprägt.

Es wurde ein Zusammenhang zwischen der Darmmikrobiota und der Entwicklung von TRS hergestellt. Als häufigste Ursache für TRS werden Mutationen in den Genen genannt, die für die Wirksamkeit von Medikamenten verantwortlich sind. Dazu gehören Gene für Leberenzyme, die die Verfügbarkeit eines Medikaments für die Zielstrukturen im Gehirn kontrollieren, sowie Gene, die für die Struktur und Funktion dieser Zielstrukturen verantwortlich sind. Im Dickdarm kodieren die Bakterien hundertmal mehr Gene als im menschlichen Genom vorhanden sind. Nur ein Bruchteil der eingenommenen Medikamente erreicht den Dickdarm, nachdem sie bereits den Dünndarmbakterien ausgesetzt waren und in den portalen Kreislauf aufgenommen wurden. Dieser kleine Teil unterliegt dann der metabolischen Wirkung vieler Bakteriengemeinschaften. Die Aktivierung des Arzneimittels hängt von der Zusammensetzung und den Enzymen der Bakterien sowie von den spezifischen Merkmalen des Arzneimittels ab, so dass sowohl der Nutzen als auch die Verträglichkeit des Arzneimittels stark von den individuellen Gegebenheiten abhängen können. Es wird vermutet, dass die parenterale Verabreichung von Antipsychotika den Darm umgehen und erfolgreicher zur Überwindung des TRS beitragen würde. Die Zusammensetzung der Darmmikrobiota ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber sie scheint stabil zu bleiben. Die Phyla kann sich jedoch als Reaktion auf viele Faktoren wie Alterung, Ernährung, Substanzkonsum und Medikamente - insbesondere Antibiotika, Abführmittel und Antipsychotika - verändern. Bei FEP wurde die Schizophrenie mit signifikanten Veränderungen der Darmmikrobiota in Verbindung gebracht, die das Ansprechen auf eine Behandlung vorhersagen können.

Psychosoziale Interventionen

Eine Reihe von psychosozialen Maßnahmen, die verschiedene Arten von Psychotherapie umfassen, können bei der Behandlung von Schizophrenie nützlich sein, wie z. B.: Familientherapie, Gruppentherapie, kognitive Sanierungstherapie (CRT), kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und metakognitives Training. Darüber hinaus werden Fertigkeitstraining, Hilfe beim Substanzkonsum und bei der Gewichtskontrolle - die häufig als Nebenwirkung eines Antipsychotikums erforderlich ist - angeboten. In den USA wurden die Maßnahmen für Psychosen in der ersten Phase in einem Gesamtkonzept zusammengefasst, das als "coordinated speciality care" (CSC) bekannt ist und auch Unterstützung bei der Ausbildung umfasst. Im Vereinigten Königreich ist die Betreuung in allen Phasen ein ähnlicher Ansatz, der viele der empfohlenen Behandlungsrichtlinien abdeckt. Ziel ist es, die Zahl der Rückfälle und Krankenhausaufenthalte zu verringern.

In der Regel werden weitere Unterstützungsleistungen für Bildung, Beschäftigung und Wohnen angeboten. Für Menschen mit schwerer Schizophrenie, die aus einem Krankenhausaufenthalt entlassen werden, werden diese Dienste häufig in einem integrierten Ansatz zusammengeführt, um Unterstützung in der Gemeinschaft außerhalb des Krankenhauses anzubieten. Neben der Verwaltung von Medikamenten, Wohnraum und Finanzen wird auch Hilfe bei Routineangelegenheiten wie Einkaufen und Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel angeboten. Dieser Ansatz wird als Assertive Community Treatment (ACT) bezeichnet und führt nachweislich zu positiven Ergebnissen bei Symptomen, sozialem Verhalten und Lebensqualität. Ein anderer, intensiverer Ansatz ist das so genannte Intensivpflegemanagement (ICM). ICM ist eine Stufe weiter als ACT und legt den Schwerpunkt auf eine hochintensive Betreuung in kleineren Gruppen (weniger als zwanzig Personen). Dieser Ansatz zielt darauf ab, eine langfristige Betreuung in der Gemeinschaft zu gewährleisten. Studien zeigen, dass ICM viele der relevanten Ergebnisse, einschließlich des sozialen Funktionierens, verbessert.

Einige Studien haben wenig Beweise für die Wirksamkeit der CBT bei der Verringerung der Symptome oder der Verhinderung von Rückfällen erbracht. In anderen Studien wurde jedoch festgestellt, dass die CBT die psychotischen Symptome insgesamt verbessert (wenn sie zusammen mit Medikamenten eingesetzt wird), und sie wird in Kanada empfohlen, hat aber keine Auswirkungen auf die sozialen Funktionen, Rückfälle oder die Lebensqualität. Im Vereinigten Königreich wird sie als Zusatztherapie bei der Behandlung von Schizophrenie empfohlen; eine Studie stellt ihren Einsatz bei behandlungsresistenter Schizophrenie in Frage. Kunsttherapien können bei manchen Menschen die Negativsymptome verbessern und werden im Vereinigten Königreich vom NICE empfohlen. Dieser Ansatz wird als nicht gut erforscht kritisiert, und Kunsttherapien werden z. B. in australischen Leitlinien nicht empfohlen. Der Nutzen der Peer-Unterstützung, bei der sich Menschen mit persönlichen Erfahrungen mit Schizophrenie gegenseitig helfen, ist unklar.

Andere

Bewegung, einschließlich Aerobic, verbessert nachweislich die positiven und negativen Symptome, die Kognition und das Arbeitsgedächtnis und verbessert die Lebensqualität. Außerdem hat sich gezeigt, dass Bewegung das Volumen des Hippocampus bei Menschen mit Schizophrenie vergrößert. Eine Abnahme des Hippocampus-Volumens ist einer der Faktoren, die mit der Entwicklung der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Es bleibt jedoch das Problem, die Motivation zur körperlichen Betätigung zu erhöhen und die Teilnahme daran aufrechtzuerhalten. Empfohlen werden betreute Trainingseinheiten. Im Vereinigten Königreich werden neben Bewegungsprogrammen auch Ratschläge für eine gesunde Ernährung angeboten.

Eine unzureichende Ernährung ist bei Schizophrenie häufig anzutreffen, und der damit verbundene Mangel an Vitaminen, einschließlich Folat und Vitamin D, wird mit den Risikofaktoren für die Entwicklung von Schizophrenie und für einen frühen Tod, einschließlich Herzerkrankungen, in Verbindung gebracht. Menschen mit Schizophrenie haben möglicherweise die schlechteste Ernährung aller psychischen Störungen. Es wurde festgestellt, dass der Folat- und Vitamin-D-Spiegel bei Psychosen in der ersten Phase deutlich niedriger ist. Die Einnahme von Folatergänzungsmitteln wird empfohlen. Auch ein Zinkmangel ist festgestellt worden. Auch Vitamin B12 ist häufig mangelhaft, was mit einer Verschlechterung der Symptome einhergeht. Es hat sich gezeigt, dass eine Supplementierung mit B-Vitaminen die Symptome deutlich verbessert und einige der kognitiven Defizite rückgängig macht. Es wird auch vermutet, dass die festgestellte Störung der Darmmikrobiota von der Einnahme von Probiotika profitieren könnte.

Psychoedukation

Ein wichtiger Therapiebestandteil ist die Psychoedukation der Patienten im Einzelsetting oder in Gruppen, sowie der Angehörigen. Psychoedukation beschreibt alle systematischen didaktisch-psychotherapeutischen Interventionen, mittels derer Patienten und ihre Angehörigen über die Krankheit und ihre Behandlung informiert werden. Das Krankheitsverständnis und der selbstverantwortliche Umgang mit der Krankheit wird gefördert, die Krankheitsbewältigung unterstützt. Die Therapiecompliance und das Rückfallrisiko werden dadurch signifikant reduziert.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Behandlung einer ersten psychotischen Episode mit kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) trägt signifikant zur Reduktion der Negativ- und der Positivsymptomatik bei. Im weiteren Krankheitsverlauf verbessert der Einsatz einer KVT nachweisbar die Gesamtsymptomatik und die Positivsymptomatik. Die KVT soll in Einzeltherapie ambulant oder stationär durchgeführt werden. Insbesondere bei Ablehnung einer Neuroleptikabehandlung ist die KVT auch zur Behandlung der psychotischen Symptomatik effektiv.

Die KVT bei Psychosen basiert auf psychologisch-experimentellen Modellen. Diese postulieren, dass wahnhafte Überzeugungen durch eine Störung der Informationsverarbeitung und die Aktivierung von Schemata entstehen. Auch emotionale Faktoren werden einbezogen. Kognitive Modelle erkennen in der Negativ-Symptomatik eine Schutzfunktion vor einem unerträglich hohen Stressniveaus des Erkrankten. Auch die Rolle dysfunktionaler Gedanken bei der Aufrechterhaltung der Negativ-Symptomatik wird berücksichtigt.

Metakognitives Training

Ziel des Metakognitiven Training ist es, psychosetypische kognitive Denkverzerrungen (z. B. Überkonfidenz, Inflexibilität, voreiliges Schlussfolgern) durch spezifische Übungen bewusst zu machen (Metakognition). Die Effektivität dieser Behandlung zur Reduzierung der Positivsymptomatik konnte in Studien gezeigt werden. Eine 2018 erschienene Meta-Analyse berichtete eine signifikante Überlegenheit von MKT gegenüber Kontrollinterventionen.

Familieninterventionen

Familieninterventionen beinhalten verschiedene Behandlungsstrategien wie Familienpsychotherapie, Systemische Psychotherapieansätze, Problemlöse- und Kommunikationstrainings und Psychoedukation. Die Behandlung erhöht das Wissen über die Erkrankung, verbessert die Bewältigungsfähigkeiten Angehöriger und reduziert deren Stress. Es wird angenommen, dass diese Effekte auch die Situation der Betroffenen selbst verbessert. Systemische Therapiestrategien verbessern die allgemeine Schizophreniesymptomatik. Familientherapie reduziert das Rückfallrisikio deutlich. Psychotherapie unter Einbeziehung der Familie wird sowohl bei Ersterkrankungen und Akutphasen als auch bei Rezidiven zur Reduktion der Wiedererkrankungs- und Rehospitalisierungsrate empfohlen.

Training sozialer Fertigkeiten

Ein wesentliches Problem der Lebensführung von Menschen mit schizophrenen Erkrankungen sind Schwierigkeiten im sozialen Miteinander. Vor dem Hintergrund des Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modells der Schizophrenie wird durch die Verbesserung der sozialen Kompetenzen die Stressbelastung reduziert und somit der Krankheitsverlauf verbessert. Dieses Training verbessert signifikant die klinisch bedeutsame Negativsymptomatik.

Kognitive Remediation

Bei Menschen mit Schizophrenie sind neben der Positiv- und Negativsymptomatik auch eine Vielzahl von kognitiven Funktionsbereichen beeinträchtigt. Die kognitive Remediation ist eine trainingsbasierte Intervention zur Verbesserung kognitiver Prozesse wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutivfunktionen, soziale Kognitionen oder Metakognitionen. Vorliegende Meta-Analysen und Reviews zeigen, dass die Kognitive Remediation zu deutlichen und anhaltenden Verbesserungen von kognitiver Leistungsfähigkeit und psychosozialer Funktionsfähigkeit führt.

Psychodynamisch orientierte Psychotherapie

Psychodynamisch orientierte Psychotherapie kann zur Verbesserung des globalen Funktionsniveaus beitragen. Zudem lässt sich eine deutliche Symptomverbesserung feststellen. Das Konzept der modifizierten psychodynamischen Therapie der Schizophrenie berücksichtigt das instabile Selbsterleben bei Schizophrenieerkrankten. Die Behandlungstechniken stellen die Modellerfahrung in den Vordergrund, wodurch Fähigkeiten zur primären und sekundären Repräsentation (Mentalisieren) und die Erfahrung von Abgegrenztheit und Urheberschaft wiederhergestellt werden können. Neue Kompetenzen der interpersonellen Abstimmung und der Emotionsregulation werden aufgebaut. Nachfolgend kann durch einsichtsorientierte Methoden wie Rekonstruktion und Interpretation biographische Faktoren bearbeitet und reflektiert werden.

Klientenzentrierte Psychotherapie

Klientenzentrierte Psychotherapie umfasst Gesprächspsychotherapie und Supportive Psychotherapie. Sie zielt darauf ab, innere Blockaden von Selbstaktualisierungstendenzen aufzuheben. Die Selbstwahrnehmung der Patienten in Bezug auf Erfahrungen und Gefühle soll verändert werden. Im Mittelpunkt steht das Erleben des Individuums. Die Effektivität der Gesprächspsychotherapie bei Schizophrenie ist nicht ausreichend untersucht und wird daher nicht empfohlen.

Gewalt

Die meisten Menschen mit Schizophrenie sind nicht aggressiv und werden eher Opfer von Gewalt als Täter. Menschen mit Schizophrenie werden häufig ausgebeutet und Opfer von Gewaltverbrechen als Teil einer breiteren Dynamik der sozialen Ausgrenzung. Menschen, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, sind außerdem in hohem Maße von Zwangsmedikamenten, Isolationshaft und Zwangseinweisungen betroffen.

Das Risiko der Gewaltanwendung durch Menschen mit Schizophrenie ist gering. Es gibt kleinere Untergruppen, bei denen das Risiko hoch ist. Dieses Risiko steht in der Regel im Zusammenhang mit einer komorbiden Störung wie einer Substanzkonsumstörung - insbesondere Alkohol - oder einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Der Substanzkonsum steht in engem Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren, die mit Defiziten in der Kognition und der sozialen Kognition verbunden sind, einschließlich der Wahrnehmung von Gesichtern und der Einsichtsfähigkeit, die zum Teil zu den Beeinträchtigungen der Theory of Mind gehören. Eine schlechte kognitive Funktion, Entscheidungsfindung und Gesichtswahrnehmung können dazu beitragen, eine Situation falsch einzuschätzen, was zu einer unangemessenen Reaktion wie Gewalt führen könnte. Diese Risikofaktoren sind auch bei der antisozialen Persönlichkeitsstörung vorhanden, die als komorbide Störung das Risiko von Gewalt erheblich erhöht.

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2012 ergab, dass bei 6 % der Personen, die in westlichen Ländern wegen Mordes verurteilt wurden, eine schizophrene Störung diagnostiziert worden war. In einer anderen, umfassenderen Untersuchung wurde die Zahl auf 5 bis 20 Prozent geschätzt. Bei Personen, die wegen Mordes verurteilt wurden, war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie den Mord während einer Psychose in der ersten Episode begangen hatten, was 38,5 % ausmachte (von den 5 bis 20 % der Täter, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, also 2 bis 7,7 % der Täter insgesamt). Der Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Gewalt ist komplex. Tötungsdelikte stehen auch in Zusammenhang mit jungem Alter, männlichem Geschlecht, einer Vorgeschichte von Gewalt und einem belastenden Ereignis im vorangegangenen Jahr. Klinische Risikofaktoren sind schwerwiegende unbehandelte psychotische Symptome - unbehandelt, weil entweder keine Medikamente eingenommen werden oder weil die Erkrankung behandlungsresistent ist. Eine komorbide Substanzkonsumstörung oder eine antisoziale Persönlichkeitsstörung erhöht das Risiko eines Tötungsdelikts um das 8-fache, während das Risiko bei Personen ohne diese komorbiden Störungen um das 2-fache steigt. Die Tötungsraten im Zusammenhang mit Psychosen sind ähnlich hoch wie die Raten im Zusammenhang mit Substanzmissbrauch und entsprechen der Gesamtrate in einer Region. Welche Rolle die Schizophrenie unabhängig vom Substanzmissbrauch bei der Gewalttätigkeit spielt, ist umstritten, aber bestimmte Aspekte der individuellen Vorgeschichte oder der psychischen Verfassung könnten Faktoren sein.

Feindseligkeit ist gefühlte und gegen eine Person oder Gruppe gerichtete Wut, die mit Impulsivität und Aggression einhergeht. Wenn diese impulsive Aggression bei Schizophrenie auftritt, deutet die Neurobildgebung auf eine Funktionsstörung eines neuronalen Schaltkreises hin, der feindselige Gedanken und Verhaltensweisen moduliert, die mit negativen Emotionen in sozialen Interaktionen verbunden sind. Dieser Schaltkreis umfasst die Amygdala, das Striatum, den präfrontalen Kortex, den anterioren cingulären Kortex, die Insula und den Hippocampus. Feindseligkeit wurde während einer akuten Psychose und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus berichtet. Es besteht ein bekannter Zusammenhang zwischen niedrigen Cholesterinwerten, Impulsivität und Gewalttätigkeit. Eine Untersuchung ergab, dass Menschen mit Schizophrenie und niedrigem Cholesterinspiegel viermal häufiger zu Gewalttaten neigen. Dieser Zusammenhang wird auch mit der erhöhten Zahl von Selbstmorden bei Schizophrenie in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass der Cholesterinspiegel als Biomarker für Gewalttätigkeit und Selbstmordneigung dienen könnte.

Eine Untersuchung ergab, dass knapp 10 Prozent der an Schizophrenie Erkrankten gewalttätiges Verhalten zeigen, verglichen mit 1,6 Prozent der Allgemeinbevölkerung. Ein übermäßiges Gewaltrisiko wird mit Drogen oder Alkohol in Verbindung gebracht und erhöht das Risiko um bis zu das Vierfache. Gewalttätigkeit führt häufig zu Gefängnisstrafen. Clozapin ist ein wirksames Medikament, das in Strafvollzugsanstalten wie Gefängnissen eingesetzt werden kann. Allerdings schließt eine gutartige ethnische Neutropenie bei vielen Afroamerikanern den Einsatz von Clozapin, dem wirksamsten Medikament, aus. Es ist bekannt, dass kognitive Defizite eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Aggressionen spielen, und eine kognitive Sanierungstherapie könnte daher dazu beitragen, das Risiko von Gewalt bei Schizophrenie zu verhindern.

Prognose

Durch Schizophrenie verlorene behinderungsbereinigte Lebensjahre pro 100.000 Einwohner im Jahr 2004.

Schizophrenie ist mit hohen menschlichen und wirtschaftlichen Kosten verbunden. Sie führt zu einer um 20 Jahre verringerten Lebenserwartung. Dies ist in erster Linie auf den Zusammenhang mit Fettleibigkeit, schlechter Ernährung, Bewegungsmangel und Rauchen zurückzuführen, während die erhöhte Selbstmordrate eine geringere Rolle spielt. Auch die Nebenwirkungen von Antipsychotika können das Risiko erhöhen. Diese Unterschiede in der Lebenserwartung haben zwischen den 1970er und 1990er Jahren zugenommen. Eine australische Studie beziffert die Rate des frühen Todes auf 25 Jahre und sieht die Hauptursache in Herzkrankheiten.

Fast 40 % der an Schizophrenie Erkrankten sterben an den Komplikationen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die immer häufiger auftreten. Ein zugrundeliegender Faktor für den plötzlichen Herztod könnte das Brugada-Syndrom (BrS) sein - bei den Mutationen des BrS, die sich mit denen der Schizophrenie überschneiden, handelt es sich um Kalziumkanalmutationen. BrS kann auch medikamentös durch bestimmte Antipsychotika und Antidepressiva ausgelöst werden. Primäre Polydipsie, d. h. übermäßige Flüssigkeitsaufnahme, ist bei Menschen mit chronischer Schizophrenie relativ häufig. Dies kann zu einer Hyponatriämie führen, die lebensbedrohlich sein kann. Antipsychotika können zu Mundtrockenheit führen, aber es gibt noch eine Reihe anderer Faktoren, die zu der Störung beitragen können; sie kann die Lebenserwartung um 13 Prozent verringern. Hindernisse für eine Verbesserung der Sterblichkeitsrate bei Schizophrenie sind Armut, das Übersehen der Symptome anderer Krankheiten, Stress, Stigmatisierung und Nebenwirkungen der Medikamente.

Schizophrenie ist eine der Hauptursachen für Behinderungen. Im Jahr 2016 wurde sie als die Erkrankung mit den meisten Behinderungen auf Platz 12 eingestuft. Etwa 75 % der Menschen mit Schizophrenie leiden unter anhaltenden Behinderungen mit Rückfällen, und bei 16,7 Millionen Menschen weltweit wird von einer mittelschweren oder schweren Behinderung durch die Krankheit ausgegangen. Einige Menschen erholen sich vollständig, andere funktionieren gut in der Gesellschaft. Die meisten Menschen mit Schizophrenie leben unabhängig und mit Unterstützung der Gemeinschaft. Etwa 85 % sind arbeitslos. Bei Menschen mit einer ersten Psychoseepisode bei Schizophrenie ist das langfristige Ergebnis in 31 % gut, in 42 % mittelmäßig und in 31 % schlecht. Männer sind häufiger betroffen als Frauen und haben einen schlechteren Ausgang; einigen Berichten zufolge gibt es keinen Unterschied in der Prävalenz. Die Ergebnisse der Schizophrenie scheinen in den Entwicklungsländern besser zu sein als in den Industrieländern. Diese Schlussfolgerungen sind in Frage gestellt worden. Soziale Probleme wie Langzeitarbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, Ausbeutung, Stigmatisierung und Viktimisierung sind häufige Folgen, die zu sozialer Ausgrenzung führen.

Die Selbstmordrate im Zusammenhang mit Schizophrenie ist mit schätzungsweise 5 bis 6 % überdurchschnittlich hoch und tritt am häufigsten in der Zeit nach dem Ausbruch oder der ersten Krankenhauseinweisung auf. Ein Vielfaches davon (20 bis 40 %) sind mindestens einmalige Selbstmordversuche. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, darunter das männliche Geschlecht, Depressionen, ein hoher IQ, starkes Rauchen und Drogenkonsum. Ein wiederholter Rückfall ist mit einem erhöhten Risiko für suizidales Verhalten verbunden. Der Einsatz von Clozapin kann das Selbstmord- und Aggressionsrisiko verringern.

In weltweiten Studien wurde ein starker Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Tabakkonsum nachgewiesen. Der Anteil der Raucher ist bei denjenigen, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, besonders hoch. Schätzungen zufolge rauchen 80 bis 90 % der Betroffenen regelmäßig, im Vergleich zu 20 % der Allgemeinbevölkerung. Diejenigen, die rauchen, neigen dazu, stark zu rauchen, und rauchen zudem Zigaretten mit hohem Nikotingehalt. Manche vermuten, dass sie damit versuchen, ihre Symptome zu lindern. Bei Menschen mit Schizophrenie ist auch der Konsum von Cannabis weit verbreitet.

Schizophrenie führt zu einem erhöhten Risiko für Demenz.

Frauen mit Schizophrenie nehmen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nur halb so häufig an Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen teil. Dies wird als einer der Faktoren angesehen, die zu einer kürzeren Lebenserwartung führen.

Epidemiologie

Todesfälle aufgrund von Schizophrenie pro eine Million Personen im Jahr 2012.
  0–0
  1–1
  2–2
  3–3
  4–6
  7–20

Die Global Burden of Disease Study schätzt die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2017 auf 1,1 Millionen, und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht für 2019 von insgesamt 20 Millionen Fällen weltweit aus. Schizophrenie betrifft etwa 0,3-0,7 % der Menschen irgendwann in ihrem Leben. Sie tritt bei Männern 1,4-mal häufiger auf als bei Frauen und tritt bei Männern in der Regel früher auf - das Höchstalter für den Ausbruch liegt bei 25 Jahren bei Männern und 27 Jahren bei Frauen. Manchmal beginnt die Krankheit in der Kindheit, vor dem 13. In anderen Untersuchungen wurde kein Unterschied in der Prävalenz der Schizophrenie zwischen den Geschlechtern festgestellt. Ein späterer Ausbruch kann zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auftreten, was als Spätausbruch bezeichnet wird, und auch nach dem 60.

Weltweit ist die Schizophrenie die häufigste psychotische Störung. Die Häufigkeit der Schizophrenie variiert weltweit, innerhalb der Länder sowie auf lokaler und nachbarschaftlicher Ebene. Man schätzt, dass die Häufigkeit um das Fünffache schwankt. Sie verursacht etwa ein Prozent der weltweiten behinderungsbereinigten Lebensjahre und führte 2015 zu 17.000 Todesfällen.

Im Jahr 2000 stellte die WHO fest, dass der prozentuale Anteil der Betroffenen und die Zahl der jährlich neu auftretenden Fälle weltweit in etwa gleich hoch sind. Die altersstandardisierte Prävalenz pro 100.000 Einwohner reicht bei Männern von 343 in Afrika bis 544 in Japan und Ozeanien und bei Frauen von 378 in Afrika bis 527 in Südosteuropa. In den Vereinigten Staaten leiden etwa 1,1 % der Erwachsenen an Schizophrenie. In Konfliktgebieten kann diese Zahl jedoch auf 4,0 bis 6,5 % ansteigen.

Geschichte

Der Begriff "Schizophrenie" wurde von Eugen Bleuler geprägt.

Berichte über ein schizophrenieähnliches Syndrom sind in Aufzeichnungen vor dem 19. Jahrhundert selten. Die frühesten beschriebenen Fälle stammen aus den Jahren 1797 und 1809. Der Begriff Dementia praecox, d. h. vorzeitige Demenz, wurde 1886 von dem deutschen Psychiater Heinrich Schüle und 1891 von Arnold Pick in einem Fallbericht über Hebephrenie verwendet. Im Jahr 1893 verwendete Emil Kraepelin den Begriff, um eine Unterscheidung zwischen den beiden Psychosen Demenz praecox und manische Depression (heute bipolare Störung genannt) zu treffen, die als Kraepelinsche Dichotomie bekannt ist. Kraepelin ging davon aus, dass die Demenz praecox wahrscheinlich durch eine Systemerkrankung verursacht wurde, die viele Organe und Nerven betraf und sich nach der Pubertät in einer letzten entscheidenden Kaskade auf das Gehirn auswirkte. Man hielt sie für eine frühe Form der Demenz, eine degenerative Erkrankung. Als sich herausstellte, dass es sich nicht um eine degenerative Erkrankung handelte, wurde sie von Eugen Bleuler 1908 in Schizophrenie umbenannt.

Das Wort Schizophrenie bedeutet übersetzt "Spaltung des Geistes" und ist eine neulateinische Wortschöpfung aus den griechischen Wörtern schizein (σχίζειν, "spalten") und phrēn, (φρήν, "Geist"). Mit seiner Verwendung sollte die Trennung der Funktionen von Persönlichkeit, Denken, Gedächtnis und Wahrnehmung beschrieben werden.

Der Begriff Schizophrenie wurde früher von der Allgemeinbevölkerung mit der gespaltenen Persönlichkeit assoziiert, aber diese Verwendung ging zurück, als die gespaltene Persönlichkeit als eigenständige Störung bekannt wurde, zunächst als multiple Persönlichkeitsstörung und später als dissoziative Identitätsstörung. Im Jahr 2002 wurde der Name in Japan in Integrationsstörung und im Jahr 2012 in Südkorea in Einstellungsstörung umbenannt.

Ein Molekül von Chlorpromazin, dem ersten in den 1950er Jahren entwickelten Antipsychotikum

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterteilte der Psychiater Kurt Schneider die psychotischen Symptome der Schizophrenie in zwei Gruppen: Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Die Halluzinationen waren spezifisch für das Gehör, die Wahnvorstellungen umfassten Denkstörungen. Sie galten als die Symptome ersten Ranges und wurden als Symptome ersten Ranges bezeichnet. Diese wurden zwar manchmal auch als relevant für die Psychose bei einer manisch-depressiven Erkrankung angesehen, doch waren sie höchst suggestiv für eine Schizophrenie und wurden typischerweise als erstrangige Symptome der Schizophrenie bezeichnet. Das häufigste erstrangige Symptom wurde bei den Denkstörungen festgestellt. Im Jahr 2013 wurden die erstrangigen Symptome aus den DSM-5-Kriterien ausgeschlossen. Die erstrangigen Symptome sind für die Erkennung von Schizophrenie nur bedingt geeignet, können aber bei der Differenzialdiagnose hilfreich sein.

Vor den 1960er Jahren diagnostizierten Ärzte in Amerika vor allem gewaltlose Kleinkriminelle und Frauen mit Schizophrenie, wobei sie letztere als krank einstuften, weil sie ihre Pflichten im Patriarchat als Ehefrau und Mutter nicht erfüllten. Offizielle Beschreibungen betonten die "ruhige" Natur dieser Personen. Mitte bis Ende der 1960er Jahre begannen Psychiater, bei schwarzen Männern in viel höherem Maße Schizophrenie zu diagnostizieren, wobei sie deren Bürgerrechts- und Black-Power-Aktivismus häufig als Wahnvorstellungen bezeichneten und sie als "feindselig und aggressiv" einstuften.

Von den 1960er Jahren bis 1989 diagnostizierten Psychiater in der UdSSR und im Ostblock bei Tausenden von Menschen eine träge Schizophrenie, wobei sie davon ausgingen, dass die Symptome erst später auftreten würden", da die Abschaffung der gesetzlichen Rechte von Behinderten eine bequeme Möglichkeit darstellte, politische Dissidenten einzusperren. Die Diagnose der trägen Schizophrenie wurde diskreditiert und international verurteilt.

Psychiater unterzogen viele der ersten Menschen, die sie als schizophren diagnostizierten, psychochirurgischen Eingriffen. Dabei handelte es sich vor allem um Frontallobotomien, die von den 1930er bis in die 1970er Jahre in den Vereinigten Staaten und bis in die 1980er Jahre in Frankreich durchgeführt wurden und bei denen entweder Hirngewebe aus verschiedenen Regionen entnommen oder Nervenbahnen durchtrennt wurden, was allgemein als schwere Menschenrechtsverletzung anerkannt ist. In den 1930er Jahren wurde eine Reihe von Schockbehandlungen eingeführt, die Krampfanfälle (Konvulsionen) oder Komas auslösten. Bei der Insulinschocktherapie wurden hohe Insulindosen injiziert, um ein Koma herbeizuführen, das wiederum zu Unterzuckerung und Krämpfen führte. Die Verwendung von Elektrizität zur Auslösung von Krampfanfällen wurde entwickelt und bis 1938 als Elektrokrampftherapie (EKT) eingesetzt. Stereotaktische Operationen wurden in den 1940er Jahren entwickelt. Mitte der 1950er Jahre entwickelten Wissenschaftler das erste typische Antipsychotikum, Chlorpromazin, und führten es ein. In den 1970er Jahren wurde das erste atypische Antipsychotikum, Clozapin, eingeführt, gefolgt von der Einführung weiterer Medikamente.

In den frühen 1970er Jahren wurde in den USA ein umfassendes, klinisch orientiertes Diagnosemodell für Schizophrenie verwendet, das auf dem DSM II basierte. Es wurde festgestellt, dass die Schizophrenie in den USA viel häufiger diagnostiziert wurde als in Europa, wo die ICD-9-Kriterien verwendet wurden. Das US-amerikanische Modell wurde dafür kritisiert, dass es keine klare Abgrenzung zwischen Menschen mit einer psychischen Erkrankung und Menschen ohne diese Erkrankung gab. Im Jahr 1980 wurde das DSM III veröffentlicht, das eine Verlagerung des Schwerpunkts vom klinisch basierten biopsychosozialen Modell hin zu einem medizinischen Modell zeigte. Im DSM IV wurde der Schwerpunkt noch stärker auf das medizinische Modell gelegt.

Die Subtypen der Schizophrenie, die als paranoid, desorganisiert, katatonisch, undifferenziert und Residualtyp klassifiziert wurden, waren schwer zu unterscheiden und werden im DSM-5 (2013) und im ICD-11 nicht mehr als eigenständige Erkrankungen anerkannt.

Erste Diagnosen mit der Bezeichnung „Schizophrenie“ wurden jedoch erst ab 1921 und ab 1930 häufiger gestellt, am Burghölzli, (Eugen Bleuler war ab 1898 Direktor) erstmals 1912.

Im klinischen Alltag in psychiatrischen Einrichtungen wurde früher bei Visiten und in Arztbriefen auch von „Morbus Bleuler“ gesprochen, um die negativ besetzte und stigmatisierende Bezeichnung Schizophrenie zu vermeiden. Früher wurden die Schizophrenie und die affektive Psychose unter dem Begriff endogene Psychose zusammengefasst.

Schizophrenie geht zwar einher mit Einschränkungen bei manchen intellektuellen Fähigkeiten, nicht jedoch mit einer verminderten Intelligenz, auch wenn der historische Begriff Dementia praecox diesen Irrtum zu bekräftigen scheint. Es ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion, ob es sich bei der Schizophrenie um eine einzige Krankheitseinheit handelt oder um eine Gruppe von Erkrankungen – mit unterschiedlichen Ursachen und Verläufen.

Begriffsverwendung außerhalb der Fachsprache

Daneben etablierte sich seit den 1950er Jahren „schizophren“ in der Umgangssprache als abwertende Einstufung im Sinne von „unsinnig, sich absurd verhaltend, wahnhaft, zwiespältig“. Auch der allgemeine Begriff der Geisteskrankheit wurde früher für Schizophrenie verwendet.

Gesellschaft und Kultur

John Nash, ein amerikanischer Mathematiker und Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 1994, litt an Schizophrenie. Sein Leben war Gegenstand des 1998 erschienenen Buches A Beautiful Mind von Sylvia Nasar.

Im Jahr 2002 wurde die Bezeichnung für Schizophrenie in Japan von seishin-bunretsu-byō (精神分裂病, wörtlich "Geist-gespaltene Krankheit") in tōgō-shitchō-shō (統合失調症, wörtlich "Integrations-Dysregulations-Syndrom") geändert, um das Stigma zu verringern. Die neue Bezeichnung, die auch als "Integrationsstörung" interpretiert wird, wurde durch das biopsychosoziale Modell inspiriert; dadurch stieg der Prozentsatz der Personen, die über die Diagnose informiert wurden, innerhalb von drei Jahren von 37 auf 70 %. Eine ähnliche Änderung wurde 2012 in Südkorea in Einstellungsstörung vorgenommen. Der Psychiatrieprofessor Jim van Os hat vorgeschlagen, den englischen Begriff in Psychose-Spektrum-Syndrom zu ändern. Bei der Überarbeitung des DSM-5 im Jahr 2013 sprach sich das DSM-5-Komitee für einen neuen Namen für Schizophrenie aus, verwies die Frage jedoch an die WHO.

In den Vereinigten Staaten wurden die Kosten der Schizophrenie - einschließlich der direkten Kosten (ambulante und stationäre Behandlung, Medikamente und Langzeitpflege) und der Kosten außerhalb des Gesundheitswesens (Strafverfolgung, verringerte Produktivität am Arbeitsplatz und Arbeitslosigkeit) - im Jahr 2002 auf 62,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Vereinigten Königreich wurden die Kosten im Jahr 2016 auf 11,8 Milliarden Pfund pro Jahr geschätzt, wobei ein Drittel dieses Betrags direkt auf die Kosten für Krankenhaus- und Sozialfürsorge sowie für die Behandlung entfällt.

Das Buch A Beautiful Mind beschreibt das Leben von John Forbes Nash, bei dem Schizophrenie diagnostiziert worden war und der später den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Dieses Buch wurde später mit dem gleichnamigen Film verfilmt. Ein früherer Dokumentarfilm wurde unter dem Titel A Brilliant Madness gedreht.

1964 wurde eine ausführliche Fallstudie über drei an Schizophrenie erkrankte Männer veröffentlicht, die alle den wahnhaften Glauben hatten, Jesus Christus zu sein. Das Buch trägt den Titel The Three Christs of Ypsilanti, und 2020 wurde ein Film mit dem Titel Three Christs veröffentlicht. Solche religiösen Wahnvorstellungen sind ein recht häufiges Merkmal bei Psychosen, einschließlich Schizophrenie.

Die Medienberichterstattung über Gewalttaten von Menschen mit Schizophrenie verstärkt die öffentliche Wahrnehmung eines Zusammenhangs zwischen Schizophrenie und Gewalt. Eine solche sensationslüsterne Berichterstattung stigmatisiert die Schizophrenie mehr als jede andere psychische Krankheit. Im Vereinigten Königreich gibt es Leitlinien für die Berichterstattung über die verschiedenen Erkrankungen. Seine Kampagnen haben gezeigt, dass die negative Berichterstattung zurückgegangen ist.

In zeitgenössischen Filmen werden Menschen mit Schizophrenie mit hoher Wahrscheinlichkeit als eine Gefahr für andere und nicht als eine Gefahr für sich selbst dargestellt, obwohl das Gegenteil der Fall ist.

Forschungsrichtungen

Bei der Erforschung der Schizophrenie wurden Tiermodelle, insbesondere Ratten, verwendet, um verschiedene Aspekte der Entwicklung und Pathologie der Krankheit zu untersuchen.

Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2015 ergab unklare Hinweise auf einen Nutzen von Hirnstimulationstechniken zur Behandlung der positiven Symptome der Schizophrenie, insbesondere der auditiven verbalen Halluzinationen (AVH). Die meisten Studien konzentrieren sich auf die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCM) und die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS). Techniken, die auf fokussiertem Ultraschall zur Tiefenhirnstimulation basieren, könnten neue Erkenntnisse für die Behandlung von AVH liefern.

Ein aktiver Forschungsbereich ab 2020 ist die Untersuchung potenzieller Biomarker, die bei der Diagnose und Behandlung von Schizophrenie helfen könnten. Zu den möglichen Biomarkern gehören Entzündungsmarker, Neuroimaging, der vom Gehirn abgeleitete neurotrophe Faktor (BDNF) und Sprachanalyse. Einige Entzündungsmarker wie das C-reaktive Protein sind nützlich, um Entzündungswerte zu ermitteln, die bei einigen psychiatrischen Störungen eine Rolle spielen, aber sie sind nicht störungsspezifisch. Andere entzündliche Zytokine sind bei Psychosen in der ersten Episode und bei akuten Rückfällen erhöht und normalisieren sich nach der Behandlung mit Antipsychotika, so dass sie als Zustandsmarker betrachtet werden können. Defizite in den Schlafspindeln bei Schizophrenie können als Marker für einen gestörten thalamokortikalen Schaltkreis und als Mechanismus für Gedächtnisstörungen dienen. MikroRNAs haben einen großen Einfluss auf die frühe neuronale Entwicklung, und ihre Störung wird mit mehreren ZNS-Erkrankungen in Verbindung gebracht; zirkulierende MikroRNAs (cimiRNAs) werden in Körperflüssigkeiten wie Blut und Liquor gefunden, und es wurde festgestellt, dass Veränderungen in ihren Spiegeln mit Veränderungen in den MikroRNA-Spiegeln in bestimmten Regionen des Gehirngewebes zusammenhängen. Diese Studien deuten darauf hin, dass cimiRNAs das Potenzial haben, frühzeitige und genaue Biomarker für eine Reihe von Erkrankungen, einschließlich Schizophrenie, zu sein.

Symptome

Die Symptome der Schizophrenie werden traditionell in zwei große Bereiche unterteilt: Positivsymptome und Negativsymptome. In jüngerer Zeit finden auch die kognitiven Symptome der Erkrankung zunehmend Beachtung und werden als eigener dritter Bereich gesehen.

Die Symptomatik unterscheidet sich zwischen verschiedenen Personen insgesamt stark. Die Ausprägung der Symptome hängt zum Teil von der Persönlichkeit des Betroffenen ab und wird als individuelles Symptommuster oft über lange Zeiträume beibehalten.

Kognitive Symptome

Kognitive Symptome umfassen Probleme mit Aufmerksamkeit, Gedächtnis und der Planung von Handlungen. Kognitive Störungen dieser Art sind ein zentraler Symptomkomplex der Schizophrenie und ihre Ausprägung sagt am besten voraus, wie gut Betroffene ihren Alltag bewältigen können. Das Denken kann kurzschrittig werden, oder mehrschichtige Zusammenhänge in ihrer Komplexität nicht mehr begriffen werden. Der sprachliche Ausdruck verarmt. In zugespitzten Fällen können Perseveration (stereotypes Wiederholen eines Wortes oder Gedankens) oder Idiolalie (unverständliche Laute) auftreten.

Entstehung und Verlauf

Schizophrenie bei Kindern

In seltenen Fällen können bei Kindern Formen von schizophrenen Psychosen auftreten. Die wichtigsten Symptome dabei sind Sprachzerfall, Kontaktverlust und affektive Störungen. Schizophrenien bei Kindern vor dem Schulalter sind nicht diagnostizierbar, da die Symptome die Beeinträchtigung des Denkens, Sprechens, der Wahrnehmung und Gefühlswelt voraussetzen und diese Fähigkeiten in diesem Alter noch nicht hinreichend entwickelt sind. Von der kindlichen Schizophrenie, die als plötzlicher Knick in einer bis dahin normalen Entwicklung verstanden werden muss, muss man den kindlichen Autismus (Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom) unterscheiden. Dieser zeigt sich bereits ab Geburt oder Krabbelalter.

Häufigkeit

Schätzungen zur Lebenszeitprävalenz, d. h. das Risiko einer bestimmten Person, im Laufe des Lebens an Schizophrenie zu erkranken, liegt in internationalen Studie bei etwa 0,6 Prozent. Geographische und kulturelle Einflüsse auf die Häufigkeit können bislang (Stand 2018) aufgrund der Vielfalt der Untersuchungsmethoden und der großen Spannbreite der Ergebnisse nicht zuverlässig beschrieben werden.

Das Risiko einer Erkrankung ist für Männer und Frauen gleich hoch, wobei Männer statistisch gesehen in einem etwas früheren Lebensalter betroffen sind. Bei Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss und niedrigem sozioökonomischem Status tritt die Erkrankung häufiger auf.

Ursachen

Als Erklärungsmodell zur Verursachung (Ätiologie) der schizophrenen Psychosen geht man derzeit von einem multifaktoriellen Wechselspiel aus biologischen (z. B. genetischen, infektiösen, metabolischen) und psychosozialen (z. B. soziales Umfeld, psychische Stressoren, Bewältigungsmöglichkeiten, Resilienzfaktoren) Ursachen aus. Demnach können mehrere dieser Faktoren in Kombination eine Schizophrenie auslösen und deren Verlauf beeinflussen. So wird es auch im Vulnerabilitäts-Stress-Modell dargestellt, wo das Überschreiten einer Belastungsschwelle als der auslösende Faktor gilt, der die Psychose bei einem anfälligen (vulnerablen) Menschen entstehen lässt. Ungeklärt ist, ob den verschiedenen Ausprägungen der Schizophrenie gemeinsame Entstehungsursachen zugrunde liegen.

Unterformen

Die folgenden Unterformen der Schizophrenie stellen keine abschließende Aufzählung dar. Häufig kann eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis keiner dieser Formen eindeutig zugeordnet werden, da es viele Mischformen und Überschneidungen gibt. Die folgenden Subtypen beschreiben eher symptomatische Schwerpunkte innerhalb der schizophrenen Psychosen. Sowohl im neuen ICD-11 als auch im DSM-5 wurde die Einteilung in Untergruppen aufgegeben.

Paranoide Schizophrenie

Hierbei handelt es sich um die häufigste Form der Schizophrenie (ca. 60 %). Wesentliche Merkmale der paranoiden Schizophrenie sind Verfolgungs-, Größen- sowie Beeinträchtigungsideen. Weitere häufige Symptome sind klassische Wahnvorstellungen sowie akustische Halluzinationen (z. B. Stimmenhören). Auch Ich-Störungen sind häufig. Die wahnhaften Erlebnisse führen oft zu großer Angst und starkem Misstrauen.

Die paranoide Schizophrenie wird mit einem eher günstigen Verlauf in Verbindung gesetzt.

Hebephrene Schizophrenie

Die Hebephrenie, auch desintegrative Schizophrenie, bezeichnet eine kleine Gruppe von im Jugendalter beginnenden Formen der schizophrenen Psychose. Hier stehen affektive Veränderungen (d. h. Auffälligkeiten des Gefühls- und Gemütslebens und der Stimmung), desorganisiertes Verhalten und Denkstörungen im Vordergrund. Die Betroffenen werden häufig als emotional verflacht oder verarmt beschrieben. Oft lässt sich ein Entwicklungsknick beobachten: plötzlicher Leistungsabfall in der Schule, Abbruch sozialer Beziehungen, auffallende Antriebslosigkeit oder Isolierung. Aufgrund dieser Symptome ist die Abgrenzung einer Hebephrenie von üblichen, nicht krankhaften Pubertätsschwierigkeiten nicht einfach. Wahn und Halluzinationen kommen nur bruchstückhaft vor. Der hebephrenen Schizophrenie wird im ICD-10 eine eher ungünstige Prognose zugesprochen.

Katatone Schizophrenie

Bei der katatonen Schizophrenie prägen psychomotorische Symptome das Erscheinungsbild. Es können zum Beispiel Haltungsstereotypien auftreten (eigenartige Haltungen werden eingenommen und über lange Zeit beibehalten). Im katatonen Stupor ist der Patient bewegungslos bei voll erhaltenem Bewusstsein: Er ist wie erstarrt und spricht nicht. Eine Unterform des Stupors ist die Katalepsie, bei der man den Kranken wie eine Gliederpuppe bewegen kann. In der katatonen Erregung (Raptus) kommt es zu starker motorischer Unruhe („Bewegungssturm“). Erregung und Stupor können schlagartig wechseln.

Der katatone Stupor kann zu Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung führen, und die Betroffenen können nicht auf die Toilette gehen. Daher ist der katatone Stupor ein lebensgefährlicher psychiatrischer Notfall.

Spätestens seit 2010 wurde das Konzept dieser Unterform der Schizophrenie heftig kritisiert. Katatonie und Schizophrenie seien grundverschiedene Syndrome, die durch bestimmte medikamentöse Tests leicht auseinander gehalten werden könnten und die auch eine völlig unterschiedliche Behandlung erforderten.

Schizophrenia simplex

Diese eher seltene Unterform wurde 1903 zuerst von Otto Diem beschrieben. Hier setzt die Krankheit im Erwachsenenalter langsam und schleichend ein, wobei die auffallenden halluzinatorischen und paranoiden Symptome fehlen. Daher wird sie auch als eher harmlose (blande) Psychose bezeichnet. Die Betroffenen werden von ihrer Umwelt leicht als „seltsam“ oder „verschroben“ empfunden und ziehen sich mehr und mehr zurück.

Eugen Bleuler schrieb zur Schizophrenia simplex: „...ist eine schleichende Form der Schizophrenie, die sich über lange Jahre vor allem durch ein zunehmendes, unbegreifliches soziales Versagen bei Menschen kennzeichnet, die vorher gesund waren (…). Kommen die Kranken Jahre nach Beginn dieses Versagens zur ärztlichen Untersuchung, findet man keine in die Augen springenden, dramatischen psychotischen Zeichen. Bald fällt aber ihre unklare, verschrobene Sprache auf; sie zeigt bei genauer Untersuchung die Kennzeichen der schizophrenen Zerfahrenheit. Noch auffälliger ist aber gewöhnlich der Autismus solcher Kranken: Sie leben dahin, ohne sich groß um gesunde Lebensziele, um ihr berufliches Fortkommen, ihre Angehörigen und ihre Zukunft zu kümmern.“

Im Allgemeinen gilt dieses Störungsbild als schwer diagnostizierbar, unter anderem wegen starker definitorischer Überschneidungen mit der schizotypen Störung. Im DSM-IV ist die Schizophrenia simplex als klinische Diagnose gar nicht definiert, aber im Anhang B als Forschungskategorie enthalten.

Behandlung

Mit der aktuellen S3-Leitlinie von 2019 liegen fundierte und evidenzbasierte Empfehlungen zu Behandlung vor. Die spezifische Behandlung einer Schizophrenie ist Abhängig von der Erkrankungsphase (Früherkennung und -behandlung, Akutbehandlung, Rückfallprophylaxe) und hat neben der Symptomreduktion eine individuelle Zielsetzung (wie z. B. die soziale Integration und Inklusion, eine verbesserte Fähigkeit zur Realisierung von Lebenszielen sowie eine Verbesserung der Lebensqualität).

Mit Einführung der Neuroleptika in den 1950er Jahren verschwanden die früher praktizierten „harten Kuren“ wie Malariatherapie, Insulinschock oder Lobotomie (Operationen am Frontallappen der Patienten). Heute existiert eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die es den Erkrankten häufig ermöglichen, ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu führen. Trotzdem sind in Europa bis zu 20 % der Menschen mit Schizophrenie nicht in medizinischer Behandlung. Schizophrenie ist hinsichtlich der Kosten pro betroffener Person die teuerste psychische Erkrankung in Deutschland.

Neben der stationären Versorgung in spezialisierten psychiatrischen Fachkrankenhäusern oder psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern gibt es teilstationäre Tageskliniken. Ambulant stehen psychiatrische Institutsambulanzen, niedergelassene Fach- und Hausärzte, Psychotherapeuten, Soziotherapeuten, Ergotherapeuten, eine Fülle von gemeindenahen Institutionen (Wohnbetreuung, Tagesstätten, Kontakt-, Beratungs- oder Beschwerdestellen) sowie sozialpsychiatrische Dienste zur Verfügung. Die Therapie ist grundsätzlich multiprofessionell und mehrdimensional. Dies bedeutet, dass in allen Therapie- und Versorgungsangeboten biologisch-somatische, psychologisch-psychotherapeutische und soziotherapeutisch-rehabilitative Aspekte gleichermaßen – wenngleich phasenspezifisch mit unterschiedlichem Schwerpunkt – berücksichtigt werden müssen.

Biologisch-somatische Therapie

Medikamentöse Behandlung

In einer akuten Phase steht dabei die medikamentöse Behandlung im Vordergrund und sie verbleibt unter der gesamten Behandlung als die Basis der Therapie. In erster Linie werden dabei Antipsychotika (auch: Neuroleptika) eingesetzt, die spezifisch auf psychotische Symptome (positive Symptomatik, also etwa die Halluzinationen) wirken. Sie beeinflussen die Signalübertragung durch Neurotransmitter im Gehirn und können oft relativ schnell die Akut-Symptomatik mildern oder beseitigen. Neuroleptika führen nicht zu einer Gewöhnung oder Abhängigkeit. In einer Metaanalyse von 2017 wurde ermittelt, dass die Sterblichkeitsrate von Schizophrenie-Patienten durch Medikation mit Neuroleptika nahezu halbiert wurde. Bei Schizophrenien mit rezidivierenden Erkrankungsverlauf wird auch nach Abklingen einer Akutsymptomatik, abhängig von individuellen Rahmenbedingungen (z. B. Nebenwirkungen, Krankheitsschwere), eine Behandlungsdauer von bis zu mehreren Jahren zur Rückfallvermeidung empfohlen.

Klassische Antipsychotika

Ältere Neuroleptika (auch: typische Neuroleptika oder Neuroleptika der ersten Generation) beeinflussen vornehmlich die Signalübertragung durch Dopamin. Da Dopamin unter anderem auch wesentliche Funktionen bei der Bewegungssteuerung hat, treten in diesem Bereich teilweise gravierende Nebenwirkungen auf, sogenannte extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen (tardive Dyskinesien) mit Bewegungsstörungen, hauptsächlich im Gesichtsbereich und an den Extremitäten, parkinsonähnliche Symptome und quälender Bewegungsunruhe (Akathisie). Besonders problematisch sind hierbei die Spätdyskinesien, die erst nach längerer Zeit der Einnahme auftreten und nach Absetzen der Medikation teilweise bestehen bleiben. Klassische Neuroleptika können zur Erhöhung des Prolaktinspiegels im Blut (Hyperprolaktinämie) führen, und dies wiederum kann eine Unterdrückung der Estradiolproduktion bewirken. Hierdurch werden Langzeitfolgen wie emotionale Instabilität, Osteoporose, eine Erhöhung des kardiovaskulären Risikos und kognitive Störungen für möglich gehalten. Deswegen wird oft eine Östrogensubstitution durchgeführt.

Behandlung in der Schwangerschaft

In einer Metaanalyse von 2016 bezüglich Längsschnittstudien zu Auswirkungen von Neuroleptika während der Schwangerschaft zeigte sich, dass die Fortsetzung der Medikation während der Schwangerschaft keine größeren Risiken für Mutter und Kind mit sich führten als die Aussetzung der Medikation vor der Schwangerschaft.

Nicht-invasive Stimulationsverfahren

Elektrokonvulsionstherapie (EKT)

Bei eindeutiger medikamentöser Behandlungsresistenz, kann eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT) zur Behandlungsunterstützung angeboten werden, bei der unter Narkose mittels elektrischer Impulse an der Schädeldecke eine kurzzeitige neuronale Übererregung im Gehirn ausgelöst wird. Es gibt Empfehlungen zur Anwendung bei katatonen und pharmakotherapieresistenten Schizophrenien. Therapeutische Effekte sind nachgewiesen, halten in der Regel aber nur vorübergehend an. Unerwünschte Nebenwirkungen wie partielle und in der Regel vorübergehende Gedächtnisverluste wurden nachgewiesen.

Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)

Bei medikamentöser Behandlungsresistenz kann eine transkranielle Magnetstimulation (rTMS) im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans angeboten werden. Dabei werden durch die Applikation eines Magnetfeldes durch die Schädelkalotte kortikale Hirnareale elektrisch erregt.

Soziotherapeutisch-rehabilitative Therapie

Ergotherapie

Ziel der Ergotherapie bei Schizophrenierkrankten ist es, die eingeschränkte Handlungsfähigkeit durch Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu verbessern. Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dienen dazu, dem Erkrankten Handlungsfähigkeit und Selbstständigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen. Obwohl die Effektivität von Ergotherapeutischen Maßnahmen nicht geklärt ist, spielt die Ergotherapie in der Behandlung von Menschen mit einer Schizophrenie eine wichtige Rolle, insbesondere im akuten und teilstationären Setting.

Soziotherapie

Soziotherapie, Arbeitstherapie und unterstützte Beschäftigung können helfen, eine psychisch stabilisierende Tagesstruktur zu etablieren. Diese Maßnahmen können auch auf den Erhalt oder die Wiedererlangung eines Arbeitsplatzes abzielen, der seinerseits psychisch stabilisierend wirkt, und der erheblichen Gefahr eines sozialen Abstieges entgegenwirken kann.

Soteria ist eine alternative milieutherapeutische stationäre Behandlung von Menschen in psychotischen Krisen. Dies wird u. a. durch eine enge, stützende therapeutische Begleitung in einer überschaubaren wohnlichen und an Reizen armen Umgebung erreicht.

Künstlerische Therapien

Künstlerische Therapien wie Musiktherapie, Kunsttherapie oder Dramatherapie stellen eine verfahrenübergreifende Methode dar, deren theoretische Konzeption aus verschiedenen Bezugswissenschaften wie z. B. der Neurobiologie, der Bindungs-, Säuglings- und der Kognitionsforschung abgeleitet wurde. Die S3-Behandlungsleitlinie empfiehlt Künstlerische Therapien im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes zur Verbesserung der psychopathologischen Symptomatik bei schizophrenen Patienten.

Körpertherapie

Sport und Bewegungstherapien gehören zur Standardbehandlung von Menschen mit einer Schizophrenie zur Verbesserung der psychischen Befindlichkeit, sowie der Verbesserung der körperlichen Gesundheit. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen bewegen sich oft weniger, so dass Körpertherapie auch als aktivierende Maßnahme eine besondere Bedeutung hat. Körperliche Aktivität verbessert nachweislich die klinischen Symptome, die Lebensqualität, das allgemeine Funktionsniveau und reduziert depressive Symptome bei Schizophrenen.

Neurofeedback, eine spezielle Form des Biofeedbacks, bewirkt bei dem Patienten eine aktive Rückkopplung zu seinen momentanen Hirnaktivitäten. Beispielsweise können dadurch möglicherweise therapieresistente, akustische Halluzinationen beeinflusst werden.

Früherkennung und Prognose

Bei etwa 75 % der Patienten besteht vor dem Auftreten erster psychotischer Symptome eine Vorlaufphase (Prodromalphase), die mehrere Jahre andauern kann. In dieser Vorlaufzeit kommt es oft zu unspezifischen (unklaren) negativen und depressiven Symptomen. Da diese in der Regel negative soziale Folgen haben und daher das Risiko einer Schizophrenie erhöhen, ist eine frühe Erkennung einer möglichen Vorlaufphase von großer Bedeutung und geeignet die Prognose für den Krankheitsverlauf spürbar zu verbessern.

Gesellschaftlicher Umgang mit Erkrankten

Zeit des Nationalsozialismus

In der Zeit des Nationalsozialismus galt Schizophrenie als „Erbkrankheit“ und war laut Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (GezVeN) vom 14. Juli 1933 eine Diagnosestellung, welche „Unfruchtbarmachung“ – sprich: Zwangssterilisation bzw. Zwangskastration – zur Folge hatte. Bei systematischen Massentötungen (→ Aktion T4, Aktion 14f13 und Aktion Brandt) war Schizophrenie mit ein Kriterium für die euphemistisch Euthanasie genannte Ermordung. Zwischen 220.000 und 269.500 Menschen mit Schizophrenie wurden sterilisiert oder getötet. Das sind 73 bis 100 % aller zwischen 1939 und 1945 in Deutschland an Schizophrenie Erkrankten. Die Ermordung psychiatrischer Patienten gilt als das größte Verbrechen in der Geschichte der Psychiatrie.

Auch außerhalb des Machtbereichs des Nationalsozialismus gab es viele Länder, in denen gesetzlich geregelte Zwangssterilisationen von Schizophrenie-Patienten praktiziert wurde. Beispielsweise wurden in der Schweiz unter maßgeblicher Beteiligung des Schweizer Psychiaters Eugen Bleuler und seines Sohns Manfred Zwangssterilisationen und Zwangskastrationen an schizophrenen Patienten propagiert und durchgeführt.

Situation heute

Das mögliche Unverständnis im sozialen Umfeld des Patienten gegenüber der Krankheit und ihren Symptomen kann leicht zu einer Ausgrenzung (Stigmatisierung) führen. Die umsichtige Beachtung dieses Risikos ist eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten.

Inhalt und Schwere der Positivsymptomatik werden durch die Kultur der Betroffenen beeinflusst. In den meisten Ländern außerhalb der sogenannten "westlichen Welt" sind die durchschnittlichen Symptome und Leidensdruck, bei vergleichbaren Prävalenzraten, im Vergleich signifikant weniger schwer. Die Ursache hierfür ist noch nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenhang mit kulturellen Einstellungen zur Symptomatik oder supportiveren Kommunikationsformen.

Kritik am Konzept der Krankheit

Am Konzept der Krankheit gibt es ungefähr seit den 1960er Jahren vor allem aus Reihen der Antipsychiatrie vielfältige Kritik. Einer der häufigsten Kritikpunkte ist, dass die Schizophrenie als Krankheit wie auch viele andere psychische Krankheiten ein historisch bedingtes Konzept sei und auf sozialen und politischen Prozessen beruhe.

Jim van Os und anderen Autoren zufolge liegen die mit Schizophrenie in Zusammenhang gebrachten Denk- und Handlungsmuster eines Menschen vielmehr auf Achsen, entlang derer jedes Individuum variiere (Kontinuum-Modell). Die Diagnose „Schizophrenie“ basiere auf einer kulturell geprägten und historisch kontingenten Trennung der Bereiche dieser Achsen in „gesund“ und „krank“. Diese These werde gestützt durch die hohe Prävalenz von wahnhaften Gedanken und anderen psychotischen Symptomen in der Gesamtbevölkerung. Jim van Os wies jedoch in einer späteren Übersichtsarbeit (2010) darauf hin, dass es neben den Hinweisen für eine Stützung des Kontinuum-Modells auch Hinweise auf kategoriale Unterschiede zwischen Kranken und Nicht-Kranken auf diesem Gebiet gebe.

Schizophrenie in Literatur und Film

Zu den literarischen Werken, in denen Schizophrenie dargestellt wird, zählen u. a. Georg Büchners Novelle Lenz (1835) und sein Dramenfragment Woyzeck (1836–1837), Hannah Greens Buch Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen (1964), Unica Zürns Roman Der Mann im Jasmin (1977), Heinar Kipphardts Schauspiel März, ein Künstlerleben (1980), Dorothea Bucks autobiographischer Roman Auf der Spur des Morgensterns – Psychose als Selbstfindung (1990), Ruth Whites Roman Helle Sonne, dunkler Schatten (2000), Renate Klöppels Roman Die Schattenseite des Mondes (2004) sowie Henri Loevenbrucks Roman Das Kopernikus-Syndrom (Le Syndrome Copernic) (2008).

Auch im Spielfilm ist Schizophrenie gelegentlich ein zentrales Thema, z. B. in Wie in einem Spiegel (1961), Identikit (1974), Ich hab’ dir nie einen Rosengarten versprochen (1977) und Woyzeck (1979) nach oben erwähntem Buch bzw. Dramenfragment, Clean, Shaven (1993), Angel Baby (1995), Shine – Der Weg ins Licht (1996) über das Leben des Pianisten David Helfgott, Benny und Joon (1993), Forever Lulu (2000), Das weiße Rauschen (2001), A Beautiful Mind (2001), Donnie Darko (2001), Der Solist (2009) Take Shelter (2011) sowie Hirngespinster (2014). Die Schizophrenie wird auch in der US-Serie Perception (2012) behandelt, in der Dr. Daniel Pierce, ein Collegeprofessor für Neuromedizin, durch seine Schizophrenie dem FBI hilft, schwierige Fälle zu lösen.