Demenz

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Demenz
Andere NamenSenilität, senile Demenz
A man diagnosed as suffering from acute dementia. Lithograph Wellcome L0026694.jpg
Bild eines Mannes, bei dem in den 1800er Jahren Demenz diagnostiziert wurde
FachgebietNeurologie, Psychiatrie
SymptomeVermindertes Denk- und Erinnerungsvermögen, emotionale Probleme, Probleme mit der Sprache, verminderte Motivation
Komplikationenschlechte Ernährung, Lungenentzündung, Unfähigkeit zur Selbstversorgung, Probleme mit der persönlichen Sicherheit, Tod.
Übliches AuftretenAllmählich
DauerLangfristig
UrsachenAlzheimer-Krankheit, Gefäßerkrankung, Lewy-Körperchen-Krankheit und frontotemporale Lobärdegeneration.
Diagnostische MethodeKognitive Tests (Mini-Mental State Examination)
DifferentialdiagnoseDelirium, Hypothyreose
VorbeugungFrüherziehung, Vorbeugung von Bluthochdruck, Vorbeugung von Fettleibigkeit, Nichtrauchen, soziales Engagement
BehandlungUnterstützende Pflege
MedikationAcetylcholinesterase-Hemmer (geringer Nutzen)
Häufigkeit55 Millionen (2021)
Todesfälle2,4 Millionen (2016)

Demenz ist eine Erkrankung, die sich als eine Reihe von zusammenhängenden Symptomen manifestiert, die in der Regel auftreten, wenn das Gehirn durch eine Verletzung oder Krankheit geschädigt wird. Die Symptome umfassen fortschreitende Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, des Denkens und des Verhaltens, die sich negativ auf die Fähigkeit einer Person auswirken, zu funktionieren und alltägliche Aktivitäten auszuführen. Zu den häufigsten Symptomen gehören neben Gedächtnisstörungen und einer Störung der Denkmuster auch emotionale Probleme, Sprachschwierigkeiten und eine verminderte Motivation. Die Symptome lassen sich als ein Kontinuum beschreiben, das sich über mehrere Stufen erstreckt. Das Bewusstsein ist nicht beeinträchtigt. Eine Demenzerkrankung hat letztlich erhebliche Auswirkungen auf den Betroffenen, die Pflegekräfte und die sozialen Beziehungen im Allgemeinen. Eine Demenzdiagnose erfordert die Beobachtung einer Abweichung von der üblichen geistigen Funktionsweise einer Person und einen stärkeren kognitiven Abbau als den, der durch das normale Altern verursacht wird. Verschiedene Krankheiten und Verletzungen des Gehirns, wie z. B. ein Schlaganfall, können zu einer Demenz führen. Die häufigste Ursache ist jedoch die Alzheimer-Krankheit, eine neurodegenerative Störung.

Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5), hat Demenz als eine schwere neurokognitive Störung mit unterschiedlichen Schweregraden und vielen ursächlichen Subtypen neu beschrieben. Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) stuft Demenz ebenfalls als neurokognitive Störung mit vielen Formen oder Unterklassen ein. Demenz wird als ein erworbenes Gehirnsyndrom aufgeführt, das durch einen Rückgang der kognitiven Funktionen gekennzeichnet ist, und steht im Gegensatz zu neurologischen Entwicklungsstörungen. Die ursächlichen Subtypen von Demenz können auf einer bekannten Erkrankung beruhen, z. B. Parkinson-Krankheit für Parkinson-Demenz, Chorea Huntington für Chorea Huntington-Demenz, vaskuläre Erkrankungen für vaskuläre Demenz, da vaskuläre Hirnverletzungen, einschließlich Schlaganfall, häufig zu vaskulärer Demenz führen, oder viele andere medizinische Bedingungen, einschließlich HIV-Infektion, die HIV-Demenz verursacht, und Prionenerkrankungen. Subtypen können auf verschiedenen Symptomen beruhen, die möglicherweise auf eine neurodegenerative Störung zurückzuführen sind: frontotemporale lobäre Degeneration bei frontotemporaler Demenz oder Lewy-Körperchen-Krankheit bei Demenz mit Lewy-Körperchen. Es können auch mehrere Arten von Demenz, die so genannte gemischte Demenz, zusammen auftreten.

Die Diagnose stützt sich in der Regel auf die Krankheitsgeschichte und kognitive Tests mit Bildgebung. Es können Bluttests durchgeführt werden, um andere mögliche Ursachen auszuschließen, die möglicherweise reversibel sind, wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion, und um den Subtyp zu bestimmen. Ein häufig verwendeter kognitiver Test ist die Mini-Mental State Examination. Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist das Älterwerden, doch Demenz ist kein normaler Bestandteil des Alterns. Mehrere Risikofaktoren für Demenz, wie z. B. Rauchen und Fettleibigkeit, lassen sich durch eine Änderung des Lebensstils vermeiden. Es hat sich gezeigt, dass ein Screening der allgemeinen älteren Bevölkerung auf diese Krankheit keinen Einfluss auf das Ergebnis hat.

Es gibt keine bekannte Heilung für Demenz. Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil werden häufig eingesetzt und können bei leichten bis mittelschweren Störungen hilfreich sein. Der Gesamtnutzen kann jedoch gering sein. Es gibt viele Maßnahmen, die die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Betreuern verbessern können. Kognitive und verhaltenstherapeutische Interventionen können sinnvoll sein.

Die Demenz ([deˈmɛnʦ], lateinisch dementia ‚Wahnsinn‘, ‚Torheit‘) ist ein Muster von Symptomen unterschiedlicher Erkrankungen, deren Hauptmerkmal eine Verschlechterung von mehreren geistigen (kognitiven) Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Zustand ist. Sie kann durch verschiedene degenerative und nichtdegenerative Erkrankungen des Gehirns entstehen. Der Begriff leitet sich ab von lateinisch demens ‚unvernünftig‘ (ohne mens, das heißt‚ ohne ‚Verstand‘, ‚Denkkraft’ oder ‚Besonnenheit‘ seiend) und kann mit ‚Nachlassen der Verstandeskraft’ übersetzt werden.

Das Symptombild der Demenz umfasst Einbußen an kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Vor allem betroffen sind das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik; bei einigen Formen kommt es auch zu Veränderungen der Persönlichkeit. Kennzeichnend für die Demenz ist der Verlust von Denkfähigkeiten, die bereits im Lebensverlauf erworben wurden (im Gegensatz z. B. zur angeborenen Minderbegabung).

Heute sind die Ursachen einiger Demenzen geklärt, bei vielen Formen gibt es jedoch noch keine eindeutigen, unumstrittenen Erkenntnisse zur Entstehung. Einige wenige Formen von Demenz sind reversibel, bei einigen anderen Formen sind in begrenztem Umfang therapeutische Interventionen möglich, die allerdings lediglich eine Verzögerung des Auftretens bestimmter Symptome bewirken können. Die häufigste Ursache einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.

Anzeichen und Symptome

Zeichnung einer Frau, bei der eine Demenz diagnostiziert wurde
Zeichnung eines alten Mannes, bei dem eine Altersdemenz diagnostiziert wurde

Die Anzeichen und Symptome der Demenz werden als neuropsychiatrische Symptome bezeichnet, die auch als Verhaltenssymptome und psychologische Symptome der Demenz bekannt sind. Zu den Verhaltenssymptomen gehören Unruhe, Rastlosigkeit, unangemessenes Verhalten, sexuelle Enthemmung und Aggression, die verbal oder körperlich sein kann. Diese Symptome können auf eine Beeinträchtigung der kognitiven Hemmung zurückzuführen sein. Zu den psychologischen Symptomen können Depressionen, psychotische Halluzinationen und Wahnvorstellungen, Apathie und Angstzustände gehören. Zu den am häufigsten betroffenen Bereichen gehören das Gedächtnis, die visuell-räumlichen Funktionen, die die Wahrnehmung und Orientierung betreffen, die Sprache, die Aufmerksamkeit und das Problemlösungsverhalten. Die Geschwindigkeit, mit der die Symptome fortschreiten, ist ein Kontinuum, das sich über mehrere Stufen erstreckt und bei den verschiedenen Demenz-Subtypen unterschiedlich ist. Die meisten Demenzformen schreiten langsam voran, wobei eine gewisse Verschlechterung des Gehirns bereits eingetreten ist, bevor Anzeichen der Störung sichtbar werden. Oft liegen auch andere Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes vor, und manchmal können bis zu vier dieser Begleiterkrankungen auftreten.

Menschen mit Demenz haben auch häufiger Probleme mit Inkontinenz: Sie leiden dreimal häufiger an Harn- und viermal häufiger an Stuhlinkontinenz als Menschen in ähnlichem Alter.

Stadien

Der Verlauf der Demenz wird häufig in vier Stadien beschrieben, die ein Muster fortschreitender kognitiver und funktioneller Beeinträchtigung zeigen. Die Verwendung von numerischen Skalen ermöglicht jedoch eine detailliertere Beschreibung. Zu diesen Skalen gehören: die Global Deterioration Scale for Assessment of Primary Degenerative Dementia (GDS oder Reisberg-Skala), der Functional Assessment Staging Test (FAST) und das Clinical Dementia Rating (CDR). Anhand des GDS, der die einzelnen Stadien des Krankheitsverlaufs genauer identifiziert, wird ein detaillierterer Verlauf in sieben Stadien beschrieben, von denen zwei weiter in fünf und sechs Grade unterteilt sind. Stufe 7(f) ist die letzte Stufe.

Vor-Demenz

Prä-Demenzzustände umfassen präklinische und prodromale Stadien. Zu den Prodromalstadien gehören (1) leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI), (2) Delirien und psychiatrische Zustände.

Präklinisch

Für dieses Stadium, das den ersten klinischen Anzeichen einer Demenz um bis zu zehn Jahre vorausgehen kann, werden sensorische Funktionsstörungen angegeben. Vor allem der Geruchssinn geht verloren. Der Verlust des Geruchssinns wird mit Depressionen und Appetitlosigkeit in Verbindung gebracht, was zu schlechter Ernährung führt. Es wird vermutet, dass diese Funktionsstörung dadurch zustande kommt, dass das Riechepithel der Umwelt ausgesetzt ist. Der fehlende Schutz durch die Blut-Hirn-Schranke bedeutet, dass toxische Elemente eindringen und die chemosensorischen Netzwerke schädigen können.

Prodromalstadium

Die 2013 erschienene Neuauflage DSM-5 des US-amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders verwendet den Begriff der Demenz nicht mehr, sondern spricht von neurokognitiven Störungen (neurocognitive disorders, NCD) und schließt weitgehend alle erworbenen Hirnleistungsstörungen ein, mit Ausnahme kognitiver Beeinträchtigungen bei Psychosen oder Schizophrenie und kognitive Störungen bei Hirnentwicklungsstörungen. Die bisher im DSM nicht berücksichtigte leichte kognitive Beeinträchtigung (mild cognitive impairment, MCI) wird dagegen ebenso berücksichtigt wie das Delir, letzteres als eigenständige Kategorie. Das DSM-5 unterscheidet hinsichtlich der Demenzen, die nun eben als Oberbegriff neurocognitive disorders heißen, folgende als gesichert geltende Krankheiten, wobei die vollständige Formulierung lautet „neurokognitive Störung aufgrund […]“, und das Wort „Demenz“ aus der DSM-Terminologie vollständig verschwunden ist.

Neurokognitive Störungen aufgrund

  • Alzheimer-Krankheit
  • frontotemporal
  • Lewy-Körpern
  • vaskulär
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • substanz-/medikationsinduziert
  • aufgrund HIV-Infektion
  • aufgrund Prionenkrankheit
  • aufgrund Parkinson-Krankheit
  • aufgrund Huntington-Krankheit
  • aufgrund anderem medizinischen Faktor
  • aufgrund multipler Ätiologie

Die bisherigen diagnostischen Kategorien

  • Aphasie: Störung der Sprache
  • Apraxie: beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen
  • Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen
  • Dysexekutives Syndrom: Störung der Exekutivfunktionen, d. h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge

wurden neu gefasst und erweitert zu den Diagnosekriterien komplexe Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen, Lernen und Gedächtnis, Sprache, perzeptuell motorische Fähigkeiten und soziale Kognitionen.

Vorläufige Demenzzustände sind die leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI) und die leichte Verhaltensstörung (MBI).

Kynurenin ist ein Tryptophan-Metabolit, der die Signalübertragung des Mikrobioms, die Reaktion der Immunzellen und die neuronale Erregung reguliert. Eine Störung des Kynurenin-Wegs kann mit den neuropsychiatrischen Symptomen und der kognitiven Prognose bei leichter Demenz in Verbindung gebracht werden.

In diesem Stadium können die Anzeichen und Symptome unauffällig sein. Oft werden die ersten Anzeichen erst im Rückblick deutlich. 70 % der Menschen, bei denen MCI diagnostiziert wird, erkranken später an Demenz. Bei MCI haben sich die Veränderungen im Gehirn des Betroffenen schon seit langem vollzogen, aber die Symptome treten erst jetzt auf. Diese Probleme sind jedoch nicht schwerwiegend genug, um das tägliche Leben zu beeinträchtigen. Wenn dies doch der Fall ist, wird die Diagnose Demenz gestellt. Sie haben vielleicht Gedächtnisprobleme und Schwierigkeiten, Wörter zu finden, aber sie lösen alltägliche Probleme und erledigen ihre Lebensangelegenheiten kompetent.

Frühes Stadium

Im Frühstadium der Demenz werden die Symptome für andere Menschen spürbar. Darüber hinaus beginnen die Symptome, die täglichen Aktivitäten zu beeinträchtigen, und werden in einer Mini-Mental State Examination (MMSE) erfasst. Die MMSE-Werte liegen bei 24 bis 30 für eine normale kognitive Bewertung; niedrigere Werte spiegeln die Schwere der Symptome wider. Die Symptome hängen von der Art der Demenz ab. Kompliziertere Hausarbeiten und Aufgaben im Haushalt oder bei der Arbeit werden schwieriger. Der Betroffene kann sich in der Regel noch selbst versorgen, vergisst aber möglicherweise Dinge wie die Einnahme von Tabletten oder das Wäschewaschen und muss aufgefordert oder erinnert werden.

Zu den Symptomen einer frühen Demenz gehören in der Regel Gedächtnisschwierigkeiten, aber auch Wortfindungsprobleme und Probleme mit den exekutiven Funktionen der Planung und Organisation. Die Verwaltung der Finanzen kann sich als schwierig erweisen. Weitere Anzeichen können sein, dass man sich an neuen Orten verirrt, Dinge wiederholt und sich die Persönlichkeit verändert.

Bei einigen Arten von Demenz, wie der Demenz mit Lewy-Körperchen und der frontotemporalen Demenz, können Persönlichkeitsveränderungen und Schwierigkeiten bei der Organisation und Planung die ersten Anzeichen sein.

Mitte

Mit fortschreitender Demenz verschlimmern sich die anfänglichen Symptome im Allgemeinen. Die Geschwindigkeit der Verschlechterung ist bei jeder Person unterschiedlich. MMSE-Werte zwischen 6 und 17 deuten auf eine mittelschwere Demenz hin. Menschen mit mittelschwerer Alzheimer-Demenz verlieren zum Beispiel fast alle neuen Informationen. Menschen mit Demenz können beim Lösen von Problemen stark beeinträchtigt sein, und ihr soziales Urteilsvermögen ist in der Regel ebenfalls gestört. Sie können in der Regel nicht außerhalb ihrer eigenen Wohnung leben und sollten nicht allein gelassen werden. Sie sind möglicherweise in der Lage, einfache Aufgaben im Haushalt zu erledigen, aber nicht viel mehr, und benötigen allmählich Hilfe bei der Körperpflege und Hygiene, die über einfache Ermahnungen hinausgeht. Ein Mangel an Einsicht in die eigene Erkrankung wird deutlich.

Spätes Stadium

Menschen im mittleren Stadium einer Demenz nehmen die Realität, wie sie orientierte, kognitiv gesunde Menschen normalerweise wahrnehmen, anders wahr. Sie verlieren zunehmend bestimmte Wahrnehmungsfähigkeiten, zuallererst die zeitliche Orientierungsfähigkeit, später die Fähigkeit, sich hinsichtlich Ort, Situation und zuletzt der Personen zu orientieren. Sie können Gegenstände, Situationen und Personen immer weniger in einen größeren Kontext einordnen. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf früheres Wissen (semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis – zurücklöschend) verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlen das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum, Vergangenheit und Realität. Im Umgang mit Menschen im mittleren Stadium einer Demenz ist es zumeist nicht mehr möglich, diese über die Unterschiede aufzuklären.

Oft kommt es zu Halluzinationen (insbesondere bei Lewy-Körper-Demenzen) oder Wahnvorstellungen. Eine Korrektur der wahnhaften Vorstellungen ist kaum möglich. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein. Wenn der erkrankte Mensch noch in der Lage ist zu erkennen, dass er in einer Situation nicht angemessen reagiert hat, kann das bei ihm Unruhe und Resignation auslösen.

Menschen mit Demenz benötigen viel Zeit für alle Reaktionen und Handlungen. In fortgeschrittenen Stadien ist z. B. die ausreichende Ernährung eine zunehmende Herausforderung für die Begleiter, weil die Betroffenen kein Hungergefühl verspüren, die Nahrung verweigern oder nicht mehr in der Lage scheinen, die Nahrung aufzunehmen. Gründe dafür können vielschichtig sein, insbesondere ist zu überprüfen, ob es sich um eine Verkennung der Situation (Nichterkennen der Nahrung), um eine physiologisch bedingte Schluckstörung oder um einen bereits soweit fortgeschrittenen Abbau der kognitiven Fähigkeiten handelt, so dass zwischen dem Spüren von Nahrung im Mund und dem Auslösen eines Schluckreflexes keine kognitive Verbindung mehr möglich ist. Im mittleren Stadium ist es durch ausreichende Sinnesreize (appetitlich und eindeutig zu identifizierende Nahrung, gut gewürzte bzw. süße Nahrungsmittel), eine gute Esskultur (gemeinsames Essen am Tisch, gesunde „Modelle“, die mitessen) und kontinuierliches Anbieten von Nahrung über den Tag und auch in der Nacht oft möglich, den betroffenen Menschen mit ausreichend Nahrung wie Nährstoffen zu versorgen. Allerdings kann es hier zu Einschränkungen kommen, weil Geruchs- und Geschmackssinn bei manchen Formen der Erkrankung abnehmen. In Verbindung mit der Alzheimer-Krankheit können mehrere kognitive Fähigkeiten eingeschränkt sein wie das Erkennen von Farben.

Menschen, die an Demenz erkrankt sind, fühlen sich oft falsch verstanden, herumkommandiert oder bevormundet, da sie die Entscheidungsgründe der sie Pflegenden nicht erfassen können. Menschen mit Demenz sind in der Regel gut in der Lage, ihre Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken. Manche sind noch in der Lage, zu spüren, wenn sich Mitmenschen langweilen oder von ihrem Verhalten peinlich berührt sind. Menschen mit Demenz reagieren gelegentlich sehr verärgert, wenn sie für Dinge verantwortlich gemacht werden, die sie vergessen haben. Damit werden sie gleich doppelt in die Enge getrieben: einmal dadurch, dass ihnen vorgeworfen wird, absichtlich Fehler zu begehen, und zum anderen, weil sie mit ihren Schwächen – sich nicht erinnern zu können – konfrontiert werden.

Besonders Depressionen sind ein häufiges Problem, oft bereits vor der Manifestation der Demenz, oft dann, wenn die Betroffenen ihren geistigen Verfall wahrnehmen. Da die Symptome einer Depression denen der Demenz ähneln, können beide Krankheiten bei unzureichenden Kenntnissen verwechselt werden. Je weiter die Demenz fortschreitet, desto mehr verflacht aber auch die Gefühlswelt und weicht parallel zu einer zunehmenden Interessenlosigkeit einer affektiven Indifferenz mit der Unfähigkeit, sich zu freuen oder traurig zu sein bzw. die Emotionen auszudrücken.

Der Umgang mit Menschen mit Demenz sollte an deren verändertes Erleben angepasst sein. Als hilfreiche Methoden im Umgang mit Menschen mit Demenz haben sich erwiesen: Validation, Biografiearbeit/Erinnerungspflege, Basale Stimulation und die Selbsterhaltungstherapie (SET) nach Barbara Romero.

In Deutschland können Menschen mit Demenz Unterstützungsleistungen aus der Pflegeversicherung erhalten.

Menschen mit Demenz im Spätstadium wenden sich typischerweise zunehmend nach innen und benötigen Hilfe bei der meisten oder allen Aufgaben der persönlichen Pflege. Personen mit Demenz im Spätstadium benötigen in der Regel eine 24-Stunden-Beaufsichtigung, um ihre persönliche Sicherheit und die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse zu gewährleisten. Wenn sie unbeaufsichtigt bleiben, kann es passieren, dass sie umherwandern oder stürzen, dass sie alltägliche Gefahren wie einen heißen Herd nicht erkennen oder dass sie nicht merken, dass sie auf die Toilette müssen und inkontinent werden. Sie wollen vielleicht nicht aus dem Bett aufstehen oder brauchen dabei Hilfe. In der Regel erkennt die Person vertraute Gesichter nicht mehr. Die Schlafgewohnheiten können sich stark verändern oder sie können überhaupt nicht mehr schlafen.

Untertypen

Viele der Unterformen der Demenz sind neurodegenerativ, und Proteintoxizität ist ein wesentliches Merkmal dieser Erkrankungen.

Alzheimer-Krankheit

Hirnatrophie bei schwerer Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist weltweit für 60-70 % aller Demenzfälle verantwortlich. Die häufigsten Symptome der Alzheimer-Krankheit sind der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und Wortfindungsschwierigkeiten. Probleme mit dem räumlichen Vorstellungsvermögen (häufiges Verirren), dem logischen Denken, dem Urteilsvermögen und der Einsichtsfähigkeit lassen nach. Die Einsicht bezieht sich darauf, ob die Person merkt, dass sie Gedächtnisprobleme hat oder nicht.

Der Teil des Gehirns, der am meisten von Alzheimer betroffen ist, ist der Hippocampus. Andere Teile, die eine Atrophie (Schrumpfung) aufweisen, sind die Schläfen- und Scheitellappen. Obwohl dieses Schrumpfungsmuster des Gehirns auf Alzheimer hindeutet, ist es variabel und ein Hirnscan reicht für eine Diagnose nicht aus. Der Zusammenhang zwischen Allgemeinanästhesie und Alzheimer bei älteren Menschen ist unklar.

Über die Vorgänge, die während der Narkose ablaufen und die Alzheimer-Krankheit tatsächlich verursachen, ist wenig bekannt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Hirngewebe von Patienten mit dieser Krankheit erst nach dem Tod der Person untersucht werden kann. Es ist jedoch bekannt, dass einer der ersten Aspekte der Krankheit eine Funktionsstörung des Gens ist, das Amyloid produziert. Extrazelluläre senile Plaques (SPs), die aus Beta-Amyloid (Aβ)-Peptiden bestehen, und intrazelluläre neurofibrilläre Tangles (NFTs), die durch hyperphosphorylierte Tau-Proteine gebildet werden, sind zwei bekannte pathologische Kennzeichen von Alzheimer. Amyloid verursacht eine Entzündung um die senilen Plaques im Gehirn, und eine zu starke Anhäufung dieser Entzündung führt zu Veränderungen im Gehirn, die nicht kontrolliert werden können und zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit führen.

Vaskuläre

Die vaskuläre Demenz macht mindestens 20 % der Demenzfälle aus und ist damit die zweithäufigste Form. Sie wird durch eine Krankheit oder Verletzung verursacht, die die Blutzufuhr zum Gehirn beeinträchtigt, typischerweise durch eine Reihe von Mini-Schlaganfällen. Die Symptome dieser Demenz hängen davon ab, wo im Gehirn die Schlaganfälle auftraten und ob die betroffenen Blutgefäße groß oder klein waren. Mehrere Verletzungen können im Laufe der Zeit zu einer fortschreitenden Demenz führen, während eine einzelne Verletzung in einem für die Kognition wichtigen Bereich wie dem Hippocampus oder dem Thalamus zu einem plötzlichen kognitiven Rückgang führen kann. Elemente der vaskulären Demenz können auch bei allen anderen Formen der Demenz vorhanden sein.

Gehirnscans können Hinweise auf mehrere Schlaganfälle unterschiedlicher Größe an verschiedenen Stellen zeigen. Menschen mit vaskulärer Demenz haben in der Regel Risikofaktoren für Erkrankungen der Blutgefäße wie Tabakkonsum, Bluthochdruck, Vorhofflimmern, hohe Cholesterinwerte, Diabetes oder andere Anzeichen einer Gefäßerkrankung wie einen früheren Herzinfarkt oder Angina pectoris.

Lewy-Körperchen

Zu den Prodromalsymptomen der Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) gehören leichte kognitive Beeinträchtigungen und das Auftreten von Delirien. Die Symptome der DLB sind häufiger, schwerer und treten früher auf als bei den anderen Demenz-Subtypen. Bei der Demenz mit Lewy-Körperchen sind die Hauptsymptome fluktuierende Kognition, Wachsamkeit oder Aufmerksamkeit, REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), eines oder mehrere der Hauptmerkmale des Parkinsonismus, die nicht auf Medikamente oder einen Schlaganfall zurückzuführen sind, und wiederholte visuelle Halluzinationen. Bei den visuellen Halluzinationen bei DLB handelt es sich in der Regel um lebhafte Halluzinationen von Menschen oder Tieren, die häufig auftreten, wenn jemand kurz vor dem Einschlafen oder Aufwachen steht. Zu den weiteren auffälligen Symptomen gehören Probleme bei der Planung (Exekutivfunktion) und Schwierigkeiten mit der visuell-räumlichen Funktion sowie Störungen der autonomen Körperfunktionen. Das abnormale Schlafverhalten kann beginnen, bevor ein kognitiver Abbau beobachtet wird, und ist ein Hauptmerkmal der DLB. RBD wird entweder durch Aufzeichnung von Schlafstudien oder, wenn keine Schlafstudien durchgeführt werden können, durch Anamnese und validierte Fragebögen diagnostiziert.

Die Parkinson-Krankheit

Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine Lewy-Körperchen-Krankheit, die häufig nach einer Phase ohne Demenz zu einer Parkinson-Demenz fortschreitet.

Frontotemporale

Frontotemporale Demenzen (FTD) sind durch drastische Persönlichkeitsveränderungen und Sprachschwierigkeiten gekennzeichnet. Bei allen FTDs ziehen sich die Betroffenen relativ früh aus dem sozialen Leben zurück und leiden unter einem frühen Mangel an Einsicht. Gedächtnisprobleme sind nicht das Hauptmerkmal. Es gibt sechs Haupttypen von FTD. Bei der ersten treten vor allem Symptome in Bezug auf Persönlichkeit und Verhalten auf. Sie wird als verhaltensbedingte Variante der FTD (bv-FTD) bezeichnet und ist die häufigste Form. Kennzeichnend für die bv-FTD ist impulsives Verhalten, das bereits im Vorfeld der Demenz festgestellt werden kann. Bei bv-FTD zeigt die Person eine veränderte Körperpflege, wird starr in ihrem Denken und gesteht selten Probleme ein; sie ist sozial zurückgezogen und hat oft einen drastisch gesteigerten Appetit. Sie können sozial unangemessen werden. So können sie beispielsweise unangemessene sexuelle Bemerkungen machen oder beginnen, offen Pornografie zu konsumieren. Eines der häufigsten Anzeichen ist Apathie, d. h., dass sie sich für nichts mehr interessieren. Apathie ist jedoch ein häufiges Symptom bei vielen Demenzerkrankungen.

Zwei Arten von FTD weisen Aphasie (Sprachprobleme) als Hauptsymptom auf. Die eine Form wird als semantische Variante der primär progredienten Aphasie (SV-PPA) bezeichnet. Das Hauptmerkmal ist der Verlust der Bedeutung von Wörtern. Es kann mit Schwierigkeiten beim Benennen von Dingen beginnen. Schließlich kann die Person auch die Bedeutung von Objekten verlieren. So kann zum Beispiel die Zeichnung eines Vogels, eines Hundes und eines Flugzeugs bei einer Person mit FTD fast identisch aussehen. In einem klassischen Test hierfür wird einem Patienten das Bild einer Pyramide gezeigt und darunter ein Bild einer Palme und einer Kiefer. Die Person wird gebeten zu sagen, welches Bild am besten zur Pyramide passt. Bei SV-PPA kann die Person diese Frage nicht beantworten. Der andere Typ wird als nicht-flüssige agrammatische Variante der primär-progredienten Aphasie (NFA-PPA) bezeichnet. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um ein Problem bei der Sprachproduktion. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, aber vor allem haben sie Schwierigkeiten, die Muskeln zu koordinieren, die sie zum Sprechen brauchen. Mit der Zeit verwendet jemand mit NFA-PPA nur noch einsilbige Wörter oder kann ganz stumm werden.

Die mit der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) assoziierte Frontotemporale Demenz (FTD-ALS) umfasst die Symptome der FTD (Verhaltens-, Sprach- und Bewegungsprobleme) bei gleichzeitigem Auftreten der Amyotrophen Lateralsklerose (Verlust der motorischen Neuronen). Zwei mit FTD zusammenhängende Störungen sind die progressive supranukleäre Lähmung (auch als Parkinson-plus-Syndrom bezeichnet) und die kortikobasale Degeneration. Diese Erkrankungen sind Tau-assoziiert.

Chorea Huntington

Die Huntington-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch Mutationen in einem einzigen Gen HTT verursacht wird, das für das Huntington-Protein kodiert. Zu den Symptomen gehören kognitive Beeinträchtigungen, die in der Regel in eine Demenz übergehen.

Zu den ersten Hauptsymptomen der Huntington-Krankheit gehören häufig:

  • Konzentrationsschwierigkeiten.
  • Gedächtnislücken.
  • Depressionen - dies kann sich in Form von schlechter Stimmung, Desinteresse an Dingen oder einfach nur abnormen Gefühlen der Hoffnungslosigkeit äußern.
  • Stolpern und Ungeschicklichkeit, die untypisch sind.
  • Stimmungsschwankungen, wie Reizbarkeit oder aggressives Verhalten bei unbedeutenden Dingen.

HIV

Die HIV-assoziierte Demenz tritt als Spätfolge der HIV-Infektion auf und betrifft meist jüngere Menschen. Die wesentlichen Merkmale der HIV-assoziierten Demenz sind eine behindernde kognitive Beeinträchtigung, begleitet von motorischen Störungen, Sprachproblemen und Verhaltensänderungen. Die kognitiven Beeinträchtigungen sind gekennzeichnet durch geistige Verlangsamung, Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwäche. Zu den motorischen Symptomen gehören der Verlust der feinmotorischen Kontrolle, der zu Ungeschicklichkeit, Gleichgewichtsstörungen und Zittern führt. Zu den Verhaltensänderungen können Apathie, Lethargie sowie verminderte emotionale Reaktionen und Spontaneität gehören. Histopathologisch ist die Krankheit an der Infiltration von Monozyten und Makrophagen in das Zentralnervensystem (ZNS), Gliose, Blässe der Myelinscheiden, Anomalien der dendritischen Prozesse und Neuronenverlust erkennbar.

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine rasch fortschreitende Prionenkrankheit, die in der Regel eine Demenz verursacht, die sich über Wochen bis Monate verschlimmert. Prionen sind krankheitsverursachende Erreger, die aus abnormen Proteinen entstehen.

Alkoholismus

Die alkoholbedingte Demenz, auch alkoholbedingte Hirnschädigung genannt, tritt als Folge eines übermäßigen Alkoholkonsums auf, insbesondere als Folge von Drogenmissbrauch. Verschiedene Faktoren können an dieser Entwicklung beteiligt sein, darunter Thiaminmangel und Altersanfälligkeit. Ein gewisser Grad an Hirnschädigung wird bei mehr als 70 % der Menschen mit Alkoholmissbrauchsstörung festgestellt. Die betroffenen Hirnregionen ähneln denen, die bei der Alterung und auch bei der Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Zu den Regionen, die einen Volumenverlust aufweisen, gehören der Frontal-, Temporal- und Parietallappen sowie das Kleinhirn, der Thalamus und der Hippocampus. Dieser Verlust kann bei Menschen ab 65 Jahren stärker ausgeprägt sein und zu größeren kognitiven Beeinträchtigungen führen.

Gemischte Demenz

In etwa 10 % der Demenzfälle treten mehrere Demenzformen zusammen auf, die als gemischte Demenz bezeichnet werden. Die häufigste Form der gemischten Demenz ist die Alzheimer-Krankheit und die vaskuläre Demenz. Diese besondere Form der gemischten Demenz entsteht vor allem durch eine Mischung aus hohem Alter, hohem Blutdruck und Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn.

Die Diagnose einer gemischten Demenz kann schwierig sein, da oft nur ein Typ überwiegt. Dies macht die Behandlung von Menschen mit gemischter Demenz unüblich, so dass vielen Menschen potenziell hilfreiche Behandlungen entgehen. Eine gemischte Demenz kann bedeuten, dass die Symptome früher einsetzen und sich schneller verschlimmern, da mehr Teile des Gehirns betroffen sind.

Genetik

Obwohl es nicht sehr häufig ist, Demenz von einem Eltern- oder Großelternteil zu erben, ist es möglich, dass ein starker genetischer Zusammenhang besteht. Dies ist zwar nur ein kleiner Teil der Demenzfälle insgesamt, aber es ist möglich.

Andere

Zu den chronischen Entzündungskrankheiten, die das Gehirn und die Wahrnehmung beeinträchtigen können, gehören die Behçet-Krankheit, Multiple Sklerose, Sarkoidose, das Sjögren-Syndrom, Lupus, Zöliakie und Glutensensitivität ohne Zöliakie. Diese Arten von Demenzerkrankungen können schnell fortschreiten, sprechen aber in der Regel gut auf eine frühzeitige Behandlung an. Diese besteht in der Verabreichung von Immunmodulatoren oder Steroiden oder in bestimmten Fällen in der Beseitigung des verursachenden Agens. Eine Übersichtsarbeit von 2019 ergab keinen Zusammenhang zwischen Zöliakie und Demenz insgesamt, aber einen möglichen Zusammenhang mit vaskulärer Demenz. Eine Überprüfung aus dem Jahr 2018 ergab einen Zusammenhang zwischen Zöliakie oder nicht-zöliakischer Glutensensitivität und kognitiven Beeinträchtigungen und dass Zöliakie mit Alzheimer, vaskulärer Demenz und frontotemporaler Demenz in Verbindung gebracht werden kann. Eine frühzeitig begonnene strenge glutenfreie Diät kann vor Demenz im Zusammenhang mit glutenbedingten Erkrankungen schützen.

Zu den Fällen von leicht reversibler Demenz gehören Hypothyreose, Vitamin-B12-Mangel, Borreliose und Neurosyphilis. Bei Borreliose und Neurosyphilis sollten Tests durchgeführt werden, wenn Risikofaktoren vorhanden sind. Da Risikofaktoren oft schwer zu bestimmen sind, kann bei Verdacht auf Demenz ein Test auf Neurosyphilis und Borreliose sowie auf die anderen genannten Faktoren als Selbstverständlichkeit durchgeführt werden.

Bei vielen anderen medizinischen und neurologischen Erkrankungen tritt die Demenz erst in einem späten Stadium der Erkrankung auf. So entwickelt beispielsweise ein Teil der Parkinson-Patienten eine Demenz, wobei die Angaben zu diesem Anteil sehr unterschiedlich sind. Wenn Demenz bei der Parkinson-Krankheit auftritt, kann die zugrunde liegende Ursache eine Demenz mit Lewy-Körperchen oder die Alzheimer-Krankheit oder beides sein. Kognitive Beeinträchtigungen treten auch bei den Parkinson-plus-Syndromen der progressiven supranukleären Lähmung und der kortikobasalen Degeneration auf (und die gleiche zugrunde liegende Pathologie kann die klinischen Syndrome der frontotemporalen Lobärdegeneration verursachen). Obwohl die akuten Porphyrien Episoden von Verwirrung und psychiatrischen Störungen verursachen können, ist Demenz ein seltenes Merkmal dieser seltenen Krankheiten. Die limbisch-prädominante altersbedingte TDP-43-Enzephalopathie (LATE) ist eine Form der Demenz, die vor allem Menschen im Alter von 80 oder 90 Jahren betrifft und bei der sich das TDP-43-Protein im limbischen Teil des Gehirns ablagert.

Zu den Erbkrankheiten, die ebenfalls zu Demenz führen können, gehören einige Stoffwechselstörungen, lysosomale Speicherkrankheiten, Leukodystrophien und spinozerebelläre Ataxien.

Diagnose

Die Symptome sind bei allen Demenzarten ähnlich, und es ist schwierig, die Diagnose allein anhand der Symptome zu stellen. Die Diagnose kann durch Gehirnscans unterstützt werden. In vielen Fällen ist zur endgültigen Diagnose eine Hirnbiopsie erforderlich, die jedoch nur selten empfohlen wird (obwohl sie bei einer Autopsie durchgeführt werden kann). Bei älteren Menschen hat sich gezeigt, dass ein allgemeines Screening auf kognitive Beeinträchtigungen mittels kognitiver Tests oder eine frühzeitige Diagnose von Demenz die Ergebnisse nicht verbessert. Screening-Untersuchungen sind jedoch bei Personen über 65 Jahren mit Gedächtnisbeschwerden sinnvoll.

Normalerweise müssen die Symptome mindestens sechs Monate lang vorhanden sein, um eine Diagnose zu stützen. Kognitive Funktionsstörungen von kürzerer Dauer werden als Delirium bezeichnet. Ein Delirium kann aufgrund der ähnlichen Symptome leicht mit einer Demenz verwechselt werden. Ein Delirium ist durch einen plötzlichen Beginn, einen fluktuierenden Verlauf und eine kurze Dauer (oft von Stunden bis Wochen) gekennzeichnet und steht in erster Linie im Zusammenhang mit einer somatischen (oder medizinischen) Störung. Im Vergleich dazu hat eine Demenz in der Regel einen langen, langsamen Beginn (außer bei einem Schlaganfall oder Trauma), eine langsame Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit und einen längeren Verlauf (von Monaten bis Jahren).

Einige psychische Erkrankungen, darunter Depressionen und Psychosen, können Symptome hervorrufen, die sowohl von Delirium als auch von Demenz unterschieden werden müssen. Diese werden in unterschiedlicher Weise als Pseudodemenzen diagnostiziert, und jede Demenzbeurteilung muss ein Depressionsscreening wie das Neuropsychiatrische Inventar oder die Geriatrische Depressionsskala umfassen. Früher gingen Ärzte davon aus, dass Menschen mit Gedächtnisproblemen Depressionen und keine Demenz haben (weil sie dachten, dass Menschen mit Demenz sich ihrer Gedächtnisprobleme im Allgemeinen nicht bewusst sind). Die Forscher haben jedoch erkannt, dass viele ältere Menschen mit Gedächtnisproblemen in Wirklichkeit an einer leichten kognitiven Beeinträchtigung, dem frühesten Stadium der Demenz, leiden. Depressionen sollten jedoch bei älteren Menschen mit Gedächtnisproblemen immer ganz oben auf der Liste der Möglichkeiten stehen. Veränderungen des Denkens, des Hörens und des Sehens sind mit dem normalen Alterungsprozess verbunden und können aufgrund der Ähnlichkeiten Probleme bei der Diagnose von Demenz verursachen. Angesichts der Schwierigkeit, den Beginn einer Demenz vorherzusagen und eine Demenzdiagnose zu stellen, haben klinische Entscheidungshilfen, die durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz unterstützt werden, das Potenzial, die klinische Praxis zu verbessern.

Kognitive Tests

Sensitivität und Spezifität gängiger Tests für Demenz
Test Sensitivität Spezifität Referenz
MMSE 71–92% 56–96%
3MS 83–93% 85–90%
AMTS 73–100% 71–100%

Verschiedene kognitive Kurztests (5-15 Minuten) haben eine angemessene Zuverlässigkeit für das Screening auf Demenz, können aber von Faktoren wie Alter, Bildung und ethnischer Zugehörigkeit beeinflusst werden. Obwohl viele Tests untersucht wurden, ist die Mini Mental State Examination (MMSE) derzeit der am besten untersuchte und am häufigsten verwendete. Der MMSE ist ein nützliches Instrument für die Diagnose von Demenz, wenn die Ergebnisse zusammen mit einer Bewertung der Persönlichkeit einer Person, ihrer Fähigkeit, Aktivitäten des täglichen Lebens durchzuführen, und ihres Verhaltens interpretiert werden. Zu den anderen kognitiven Tests gehören der AMTS (Abbreviated Mental Test Score), der 3MS (Modified Mini-Mental State Examination), das CASI (Cognitive Abilities Screening Instrument), der Trail-Making-Test und der Uhren-Zeichen-Test. Der MoCA (Montreal Cognitive Assessment) ist ein zuverlässiger Screening-Test und steht online kostenlos in 35 verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Es hat sich auch gezeigt, dass der MoCA leichte kognitive Beeinträchtigungen etwas besser erkennen kann als der MMSE. Der AD-8 - ein Screening-Fragebogen zur Bewertung von Funktionsveränderungen im Zusammenhang mit dem kognitiven Abbau - ist potenziell nützlich, aber nicht diagnostisch, variabel und birgt das Risiko einer Verzerrung. Ein integrierter kognitiver Test (CognICA) ist ein fünfminütiger Test, der sehr empfindlich auf die frühen Stadien der Demenz reagiert und eine Anwendung verwendet, die auf ein iPad übertragen werden kann. CognICA wurde bereits im Vereinigten Königreich eingesetzt und erhielt 2021 die FDA-Zulassung für die kommerzielle Nutzung als Medizinprodukt.

Ein weiterer Ansatz für das Screening auf Demenz besteht darin, einen Informanten (einen Verwandten oder eine andere Bezugsperson) zu bitten, einen Fragebogen über die alltäglichen kognitiven Funktionen der Person auszufüllen. Informantenfragebögen liefern ergänzende Informationen zu kurzen kognitiven Tests. Der wohl bekannteste Fragebogen dieser Art ist der Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly (IQCODE). Es liegen keine ausreichenden Erkenntnisse darüber vor, wie genau der IQCODE zur Diagnose oder Vorhersage von Demenz geeignet ist. Ein weiteres Instrument ist der Alzheimer's Disease Caregiver Questionnaire. Er ist zu etwa 90 % genau für die Alzheimer-Demenz, wenn er von einer Pflegeperson eingesetzt wird. Der General Practitioner Assessment Of Cognition kombiniert eine Patientenbeurteilung mit einer Befragung von Informanten. Er wurde speziell für den Einsatz in der Primärversorgung entwickelt.

Klinische Neuropsychologen bieten eine diagnostische Beratung an, nachdem sie eine ganze Reihe von kognitiven Tests durchgeführt haben, die oft mehrere Stunden dauern, um funktionelle Muster der Verschlechterung zu bestimmen, die mit verschiedenen Arten von Demenz einhergehen. Dazu gehören Tests des Gedächtnisses, der Exekutivfunktion, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der Aufmerksamkeit und der sprachlichen Fähigkeiten sowie Tests zur emotionalen und psychologischen Anpassung. Diese Tests helfen beim Ausschluss anderer Ursachen und bei der Bestimmung des relativen kognitiven Rückgangs im Laufe der Zeit oder anhand von Schätzungen früherer kognitiver Fähigkeiten.

Laboruntersuchungen

Routine-Bluttests werden in der Regel durchgeführt, um behandelbare Ursachen auszuschließen. Dazu gehören Tests auf Vitamin B12, Folsäure, schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH), C-reaktives Protein, vollständiges Blutbild, Elektrolyte, Kalzium, Nierenfunktion und Leberenzyme. Anomalien können auf Vitaminmangel, Infektionen oder andere Probleme hinweisen, die bei älteren Menschen häufig Verwirrung oder Desorientierung hervorrufen.

Bildgebung

In der Regel wird eine CT- oder MRT-Untersuchung durchgeführt, um möglicherweise einen Normaldruckhydrozephalus, eine potenziell reversible Ursache für Demenz, oder einen damit verbundenen Tumor zu finden. Die Scans können auch Informationen liefern, die für andere Arten von Demenz relevant sind, wie z. B. Infarkte (Schlaganfälle), die auf eine vaskuläre Form der Demenz hinweisen würden. Bei einer Person, die bei einer neurologischen Untersuchung keine groben neurologischen Probleme (wie Lähmungen oder Schwäche) zeigt, lassen sich mit diesen Tests keine diffusen Stoffwechselveränderungen feststellen, die mit einer Demenz einhergehen.

Die funktionellen Neurobildgebungsverfahren SPECT und PET sind nützlicher bei der Beurteilung lang anhaltender kognitiver Funktionsstörungen, da sie eine ähnliche Fähigkeit zur Diagnose von Demenz gezeigt haben wie eine klinische Untersuchung und kognitive Tests. Die Fähigkeit von SPECT, eine vaskuläre Demenz von der Alzheimer-Krankheit zu unterscheiden, scheint der Differenzierung durch eine klinische Untersuchung überlegen zu sein.

Der Wert der PiB-PET-Bildgebung unter Verwendung von Pittsburgh Compound B (PiB) als Radiotracer hat sich bei der prädiktiven Diagnose, insbesondere der Alzheimer-Krankheit, erwiesen.

Vorbeugung

Risikofaktoren

Die Zahl der assoziierten Risikofaktoren für Demenz wurde von neun auf zwölf im Jahr 2020 erhöht. Die drei neu hinzugekommenen Risikofaktoren sind übermäßiger Alkoholgenuss, traumatische Hirnverletzungen und Luftverschmutzung. Die anderen neun Risikofaktoren sind: niedriges Bildungsniveau, Bluthochdruck, Schwerhörigkeit, Rauchen, Fettleibigkeit, Depression, Bewegungsmangel, Diabetes und geringe soziale Kontakte. Viele dieser identifizierten Risikofaktoren, einschließlich des niedrigeren Bildungsniveaus, des Rauchens, der körperlichen Inaktivität und der Diabetes, sind veränderbar. Bei mehreren dieser Gruppen handelt es sich um bekannte vaskuläre Risikofaktoren, die möglicherweise reduziert oder beseitigt werden können. Die Beherrschung dieser Risikofaktoren kann das Demenzrisiko bei Personen in der Lebensmitte oder im höheren Alter verringern. Eine Verringerung einer Reihe dieser Risikofaktoren kann zu einem positiven Ergebnis führen. Die Verringerung des Risikos durch einen gesunden Lebensstil ist selbst bei Personen mit einem hohen genetischen Risiko zu beobachten.

Auf der Grundlage der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) wurde festgestellt, dass Einsamkeit bei älteren Menschen das Demenzrisiko um ein Drittel erhöht. Das Fehlen eines Partners (alleinstehend, geschieden oder verwitwet) verdoppelte das Demenzrisiko. Bei zwei oder drei engeren Beziehungen verringerte sich das Risiko jedoch um drei Fünftel.

Die beiden am besten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz sind körperliche Inaktivität und ein Mangel an kognitiver Stimulation. Körperliche Aktivität, insbesondere aerobes Training, steht in Verbindung mit einer Verringerung des altersbedingten Verlusts von Hirngewebe und neurotoxischen Faktoren, wodurch das Gehirnvolumen und die neuronale Integrität erhalten bleiben. Kognitive Aktivität stärkt die neuronale Plastizität, und beides zusammen trägt zur Erhaltung der kognitiven Reserve bei. Die Vernachlässigung dieser Risikofaktoren führt zu einer Verringerung dieser Reserve.

Studien deuten darauf hin, dass sensorische Beeinträchtigungen des Sehens und Hörens modifizierbare Risikofaktoren für Demenz sind. Diese Beeinträchtigungen können den kognitiven Symptomen z. B. der Alzheimer-Krankheit um viele Jahre vorausgehen. Schwerhörigkeit kann zu sozialer Isolation führen, die sich negativ auf die Kognition auswirkt. Soziale Isolation wird ebenfalls als modifizierbarer Risikofaktor angesehen. Altersbedingter Hörverlust in der Lebensmitte wird mit kognitiven Beeinträchtigungen im späteren Leben in Verbindung gebracht und gilt als Risikofaktor für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit und Demenz. Ein solcher Hörverlust kann durch eine zentrale Hörverarbeitungsstörung verursacht werden, die das Verstehen von Sprache vor dem Hintergrund von Lärm erschwert. Altersbedingter Hörverlust ist durch eine verlangsamte zentrale Verarbeitung von Hörinformationen gekennzeichnet. Weltweit sind etwa 9 % der Demenzfälle auf einen Hörverlust im mittleren Lebensalter zurückzuführen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Gebrechlichkeit das Risiko eines kognitiven Abbaus und einer Demenz erhöhen kann und dass umgekehrt eine kognitive Beeinträchtigung das Risiko der Gebrechlichkeit erhöht. Die Prävention von Gebrechlichkeit kann dazu beitragen, den kognitiven Verfall zu verhindern.

Eine Überprüfung aus dem Jahr 2018 kam jedoch zu dem Schluss, dass es für keine Medikamente, auch nicht für Blutdruckmedikamente, gute Belege für eine präventive Wirkung gibt. Eine Überprüfung aus dem Jahr 2020 ergab, dass das Risiko einer Demenz oder kognitiver Probleme mit blutdrucksenkenden Medikamenten von 7,5 % auf 7,0 % zurückging.

Es hat sich gezeigt, dass wirtschaftliche Benachteiligung in engem Zusammenhang mit einer höheren Demenzprävalenz steht, die durch andere Risikofaktoren noch nicht vollständig erklärt werden kann.

Zahngesundheit

Es gibt nur wenige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundgesundheit und kognitivem Abbau. Das Versäumnis, die Zähne zu putzen, und Zahnfleischentzündungen können jedoch als Prädiktoren für das Demenzrisiko herangezogen werden.

Orale Bakterien

Das Bindeglied zwischen Alzheimer und Zahnfleischerkrankungen sind orale Bakterien. Zu den Bakterienarten in der Mundhöhle gehören P. gingivalis, F. nucleatum, P. intermedia und T. forsythia. Sechs orale Treponema-Spirochäten wurden in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten untersucht. Spirochäten sind von Natur aus neurotrop, d. h. sie zerstören Nervengewebe und lösen Entzündungen aus. Entzündungserreger sind ein Indikator für die Alzheimer-Krankheit, und in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten wurden Bakterien gefunden, die mit Zahnfleischerkrankungen in Verbindung stehen. Die Bakterien dringen in das Nervengewebe des Gehirns ein, erhöhen die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke und begünstigen den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit. Menschen mit viel Zahnbelag riskieren einen kognitiven Rückgang. Eine schlechte Mundhygiene kann sich nachteilig auf Sprache und Ernährung auswirken und zu einem allgemeinen und kognitiven Gesundheitsrückgang führen.

Orale Viren

Das Herpes-simplex-Virus (HSV) wurde bei mehr als 70 % der über 50-Jährigen nachgewiesen. HSV persistiert im peripheren Nervensystem und kann durch Stress, Krankheit oder Müdigkeit ausgelöst werden. Hohe Anteile virenassoziierter Proteine in amyloiden Plaques oder neurofibrillären Tangles (NFTs) bestätigen die Beteiligung von HSV-1 an der Pathologie der Alzheimer-Krankheit. NFTs sind als primärer Marker der Alzheimer-Krankheit bekannt. HSV-1 produziert die Hauptkomponenten der NFTs.

Ernährung

Die Ernährung gilt als modifizierbarer Risikofaktor für die Entwicklung von Demenz. Es wurde festgestellt, dass ein Thiaminmangel das Risiko für die Alzheimer-Krankheit bei Erwachsenen erhöht. Die Rolle von Thiamin in der Gehirnphysiologie ist einzigartig und für die normale kognitive Funktion älterer Menschen unerlässlich. Viele Ernährungsgewohnheiten älterer Menschen, einschließlich des höheren Verzehrs glutenfreier Produkte, beeinträchtigen die Aufnahme von Thiamin, da diese Produkte nicht mit Thiamin angereichert sind.

Die mediterrane und die DASH-Diät werden beide mit einem geringeren kognitiven Abbau in Verbindung gebracht. Ein anderer Ansatz besteht darin, Elemente dieser beiden Diäten in die so genannte MIND-Diät einzubinden. Diese Diäten enthalten im Allgemeinen wenig gesättigte Fette und sind gleichzeitig eine gute Quelle für Kohlenhydrate, vor allem für solche, die zur Stabilisierung des Blutzucker- und Insulinspiegels beitragen. Ein über längere Zeit erhöhter Blutzuckerspiegel kann die Nerven schädigen und Gedächtnisprobleme verursachen, wenn er nicht kontrolliert wird. Zu den Ernährungsfaktoren, die mit den vorgeschlagenen Diäten zur Verringerung des Demenzrisikos in Verbindung gebracht werden, gehören ungesättigte Fettsäuren, die Antioxidantien Vitamin E, Vitamin C und Flavonoide, Vitamin B und Vitamin D.

Die MIND-Diät könnte einen höheren Schutz bieten, doch sind weitere Studien erforderlich. Die Mittelmeerdiät scheint besser vor Alzheimer zu schützen als die DASH-Diät, aber es gibt keine konsistenten Ergebnisse zum Schutz vor Demenz im Allgemeinen. Die Rolle des Olivenöls muss weiter untersucht werden, da es eine der wichtigsten Komponenten zur Verringerung des Risikos für kognitiven Abbau und Demenz sein könnte.

Bei Menschen mit Zöliakie oder nicht-zöliakischer Glutensensitivität kann eine strikte glutenfreie Diät die Symptome bei einer leichten kognitiven Beeinträchtigung lindern. Sobald die Demenz fortgeschritten ist, gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass eine glutenfreie Diät sinnvoll ist.

Die Einnahme von Omega-3-Fettsäurepräparaten scheint Menschen mit leichten bis mittelschweren Symptomen weder zu nützen noch zu schaden. Es gibt jedoch gute Belege dafür, dass die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren in die Ernährung bei der Behandlung von Depressionen, einem häufigen Symptom und potenziell modifizierbaren Risikofaktor für Demenz, von Nutzen ist.

Behandlung

Beim Umgang mit Menschen mit Demenz ist die Koordination von ärztlichen und pflegerischen Empfehlungen und Maßnahmen mit den Bedürfnissen der erkrankten Person und deren Angehörigen wichtig. Unstrittig in der wissenschaftlichen Forschung ist auch, dass die Pflege eines von Demenz betroffenen Angehörigen eine besondere psychische wie physische Belastung darstellt. Insgesamt werden etwa zwei Drittel aller von einer Demenz betroffenen Menschen zuhause betreut, in der Regel von einem oder mehreren Angehörigen, oftmals mit zumindest zeitweiser Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes. In der Mehrzahl übernehmen Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter der betroffenen Menschen die Pflege. Dabei stellt sich das Belastungserleben für die verschiedenen Angehörigengruppen unterschiedlich dar. Am meisten gefährdet sind die Hauptpflegepersonen, bei denen in Studien ein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, später selbst an einer Demenz zu erkranken. Aber auch die etwas weniger involvierten familiären Kontaktpersonen sind besonderen Belastungen ausgesetzt. Studien liegen unter anderem für die Enkel von Erkrankten und für die Ehepartner der Betroffenen vor.

Für die Angehörigen von Menschen mit Demenz gibt es in fast jedem größeren Ort Unterstützungs- und Entlastungsangebote. So haben nahezu alle psychiatrischen Kliniken, Universitätskliniken und andere große Kliniken eine gerontopsychiatrische Station und/oder eine Gedächtnisambulanz, die auch Gesprächskreise und Beratung für Angehörige anbieten. Weitere Gesprächskreise für Angehörige von Menschen mit Demenz werden von Alzheimergesellschaften, Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbänden organisiert. Die Selbsthilfe-Organisation Deutsche Alzheimer Gesellschaft führt auf ihren Internetseiten die Gedächtnissprechstunden nach Regionen auf. Die örtlichen Alzheimer-Gesellschaften bieten – je nach Kapazitäten, da die Arbeit oft ehrenamtlich geleistet wird – Beratung für Angehörige an oder Veranstaltungen, z. B. Nachmittage für pflegende Angehörige und ihre erkrankten Familienmitglieder als Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, Singkreise sowie Musik- und Tanzcafés. Teils unterstützen Ehrenamtliche der Alzheimer-Gesellschaft Betroffene auch zu Hause beim Bewegungstraining.

Zudem gibt es Kurkliniken, die pflegenden Angehörigen eine Kur ermöglichen, bei der sie ihren an Demenz erkrankten Angehörigen mitnehmen können. Dieser wird dann während der Anwendungen innerhalb der Klinik durch Fachkräfte betreut. Ebenso gibt es Rehabilitationsmaßnahmen für Menschen mit Demenz, bei denen die Angehörigen mitreisen können. Das Programm nennt sich „Medizinische Rehabilitation für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen“, Informationen dazu unter anderem bei der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft.

Das SGB XI sieht Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen (§ 45 SGB XI) vor, ebenso wie Angebote zur Unterstützung im Alltag (§ 45a SGB XI; siehe auch: Alltagsbegleiter, Seniorenbetreuer) und eine Förderung entsprechender Versorgungsstrukturen (§ 45c SGB XI).

Der Übergang von Menschen mit Demenz aus der häuslichen Betreuung in eine stationäre Betreuung ist für die Betroffenen und ihre Angehörigkeit häufig besonders belastend und verlangt nach besonderer Unterstützung. Ergebnisse von Untersuchungen zu diesem Übergang deuten darauf hin, dass Beratungs- und Unterstützungsangebote, die eine Fortführung und zugleich eine Entlastung der häuslichen Pflegesituation erlauben könnten, zwar gegeben sind, den Betroffenen und ihren Angehörigen aber oft kaum oder gar nicht bekannt sind oder von ihnen nicht in Anspruch genommen werden (Stand: 2019).

Es gibt nur begrenzte Möglichkeiten zur Behandlung von Demenz, wobei sich die meisten Ansätze auf die Behandlung oder Linderung einzelner Symptome konzentrieren. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeiten, die den Ausbruch der Demenz verzögern. Acetylcholinesterase-Hemmer werden häufig zu Beginn des Krankheitsverlaufs eingesetzt, ihr Nutzen ist jedoch im Allgemeinen gering. Bei mehr als der Hälfte der Demenzkranken treten psychologische oder Verhaltenssymptome wie Unruhe, Schlafprobleme, Aggression und/oder Psychosen auf. Die Behandlung dieser Symptome zielt darauf ab, den Leidensdruck der Betroffenen zu verringern und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Bei Unruhe und Aggression scheinen andere Behandlungen als Medikamente besser geeignet zu sein. Kognitive und verhaltenstherapeutische Interventionen können geeignet sein. Einiges deutet darauf hin, dass Aufklärung und Unterstützung für Demenzkranke sowie für Pflegekräfte und Familienmitglieder die Ergebnisse verbessern. Palliativmedizinische Maßnahmen können zu einer Verbesserung des Komforts im Sterben führen, aber die Evidenz ist gering. Bewegungsprogramme wirken sich positiv auf die Aktivitäten des täglichen Lebens aus und können die Demenzerkrankung verbessern.

Die Wirkung von Therapien kann z. B. durch die Bewertung der Unruhe mit dem Cohen-Mansfield Agitation Inventory (CMAI), durch die Bewertung der Stimmung und des Engagements mit der Menorah Park Engagement Scale (MPES) und der Observed Emotion Rating Scale (OERS) oder durch die Bewertung von Indikatoren für Depressionen mit der Cornell Scale for Depression in Dementia (CSDD) oder einer vereinfachten Version davon beurteilt werden.

Bei der Behandlung und Bewältigung von Demenz wird die Rolle der Betreuungsperson oft übersehen, und es ist nicht bekannt, wie sie verschiedene Interventionen unterstützen kann. Eine systematische Überprüfung der Literatur aus dem Jahr 2021 ergab, dass Pfleger von Demenzkranken in Pflegeheimen nicht über ausreichende Instrumente oder klinische Anleitungen für verhaltensbezogene und psychologische Symptome der Demenz (BPSD) sowie für die Verwendung von Medikamenten verfügen. Einfache Maßnahmen wie das Gespräch mit Menschen über ihre Interessen können die Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Demenz verbessern. Ein Programm hat gezeigt, dass solche einfachen Maßnahmen die Unruhe und Depression der Bewohner verringern. Außerdem waren weniger Hausarztbesuche und Krankenhauseinweisungen erforderlich, was ebenfalls bedeutet, dass das Programm kostensparend war.

Psychologische und psychosoziale Therapien

Zu den psychologischen Therapien bei Demenz gehören einige begrenzte Belege für die Erinnerungstherapie (nämlich einige positive Auswirkungen in den Bereichen Lebensqualität, Kognition, Kommunikation und Stimmung - die ersten drei insbesondere in Pflegeheimen), ein gewisser Nutzen für das kognitive Reframing für Pflegekräfte, unklare Belege für die Validierungstherapie und vorläufige Belege für mentale Übungen wie kognitive Stimulationsprogramme für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz. Das Angebot persönlich zugeschnittener Aktivitäten kann dazu beitragen, herausforderndes Verhalten zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist nicht klar, ob persönlich zugeschnittene Aktivitäten einen Einfluss auf den Affekt haben oder die Lebensqualität des Pflegepersonals verbessern.

Tagesstätten für Erwachsene und spezielle Pflegestationen in Pflegeheimen bieten häufig spezielle Betreuung für Demenzpatienten an. Tagesstätten bieten den Teilnehmern Betreuung, Erholung, Mahlzeiten und eine begrenzte medizinische Versorgung sowie Entlastung für die Pfleger. Darüber hinaus kann die häusliche Pflege eine individuelle Betreuung und Pflege in der Wohnung ermöglichen, die bei fortschreitender Erkrankung erforderlich ist. Psychiatrische Krankenschwestern und -pfleger können einen besonderen Beitrag zur psychischen Gesundheit der Menschen leisten.

Da Demenz die normale Kommunikation aufgrund von Veränderungen in der rezeptiven und expressiven Sprache sowie in der Fähigkeit, zu planen und Probleme zu lösen, beeinträchtigt, ist unruhiges Verhalten oft eine Form der Kommunikation für die Person mit Demenz. Die aktive Suche nach einer möglichen Ursache, wie z. B. Schmerzen, körperliche Erkrankungen oder Reizüberflutung, kann hilfreich sein, um die Unruhe zu verringern. Darüber hinaus kann die ABC-Analyse des Verhaltens" ein nützliches Instrument sein, um das Verhalten von Menschen mit Demenz zu verstehen. Dabei werden die Vorgeschichte (A), das Verhalten (B) und die Folgen (C) eines Ereignisses betrachtet, um das Problem zu definieren und weitere Vorfälle zu vermeiden, die auftreten können, wenn die Bedürfnisse der Person missverstanden werden. Die stärkste Evidenz für nicht-pharmakologische Therapien zur Bewältigung veränderter Verhaltensweisen bei Demenz ist für die Anwendung solcher Ansätze. Geringwertige Belege deuten darauf hin, dass regelmäßige (mindestens fünf Sitzungen) Musiktherapie Heimbewohnern helfen kann. Sie kann depressive Symptome verringern und das allgemeine Verhalten verbessern. Sie kann sich auch positiv auf das emotionale Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken und Ängste verringern. Im Jahr 2003 rief die Alzheimer's Society das Projekt 'Singing for the Brain' (SftB) ins Leben, das auf Pilotstudien basierte, die zeigten, dass die Aktivität die Teilnahme fördert und das Erlernen neuer Lieder erleichtert. Die Sitzungen kombinieren Aspekte der Erinnerungstherapie und der Musik. Musikalische und zwischenmenschliche Verbindungen können den Wert der Person unterstreichen und die Lebensqualität verbessern.

Einige Londoner Krankenhäuser haben festgestellt, dass die Verwendung von Farben, Mustern, Bildern und Lichtern Menschen mit Demenz hilft, sich an den Aufenthalt im Krankenhaus zu gewöhnen. Diese Anpassungen des Layouts der Demenzabteilungen in diesen Krankenhäusern halfen den Patienten, indem sie Verwirrung verhinderten.

Es hat sich gezeigt, dass die Arbeit mit Lebensgeschichten als Teil der Reminiszenztherapie und Videobiografien die Bedürfnisse der Klienten und ihrer Betreuer auf verschiedene Weise ansprechen und den Klienten die Möglichkeit bieten, ein Vermächtnis zu hinterlassen und ihre Persönlichkeit zu stärken. Solche Interventionen können vorteilhafter sein, wenn sie in einem relativ frühen Stadium der Demenz durchgeführt werden. Sie können auch bei Personen problematisch sein, die Schwierigkeiten bei der Verarbeitung vergangener Erfahrungen haben.

Die tiergestützte Therapie hat sich als hilfreich erwiesen. Nachteilig kann sein, dass Haustiere in einem Gemeinschaftsraum in der Pflegeeinrichtung nicht immer willkommen sind. Ein Tier kann ein Risiko für die Bewohner darstellen oder als gefährlich empfunden werden. Bestimmte Tiere können auch von einigen kulturellen Gruppen als "unrein" oder "gefährlich" angesehen werden.

Die Ergotherapie befasst sich auch mit den psychologischen und psychosozialen Bedürfnissen von Demenzpatienten, indem sie die tägliche berufliche Leistung und die Kompetenz des Pflegepersonals verbessert. Wenn kompensatorische Interventionsstrategien in die tägliche Routine aufgenommen werden, verbessert sich das Leistungsniveau und verringert sich die Belastung, die den Pflegern in der Regel auferlegt wird. Ergotherapeutinnen können auch mit anderen Disziplinen zusammenarbeiten, um eine klientenzentrierte Intervention zu entwickeln. Bei der Bewältigung kognitiver Einschränkungen und der Bewältigung verhaltensbezogener und psychologischer Symptome von Demenz können kombinierte Beschäftigungs- und Verhaltenstherapien Patienten mit Demenz noch weiter unterstützen.

Kognitives Training

Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass kognitives Training für Menschen mit Parkinson-Krankheit, Demenz oder leichter kognitiver Beeinträchtigung von Vorteil ist.

Persönlich zugeschnittene Aktivitäten

Das Angebot von individuell zugeschnittenen Aktivitäten für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen kann helfen, herausforderndes Verhalten zu bewältigen.

Medikamente

Donepezil

Es gibt keine Medikamente, die Demenz nachweislich verhindern oder heilen können. Medikamente können zur Behandlung der verhaltensbedingten und kognitiven Symptome eingesetzt werden, haben aber keinen Einfluss auf den zugrunde liegenden Krankheitsprozess.

Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil können bei der Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Demenz, DLB oder vaskulärer Demenz hilfreich sein. Die Qualität der Nachweise ist schlecht und der Nutzen ist gering. Es wurde kein Unterschied zwischen den Wirkstoffen dieser Familie nachgewiesen. Bei einer Minderheit der Patienten treten als Nebenwirkungen ein langsamer Herzschlag und Ohnmacht auf. Rivastigmin wird zur Behandlung der Symptome der Parkinson-Demenz empfohlen.

Medikamente mit anticholinergen Wirkungen erhöhen die Gesamtmortalität bei Demenzkranken, obwohl die Auswirkungen dieser Medikamente auf die kognitiven Funktionen laut einer 2021 veröffentlichten systematischen Übersicht ungewiss sind.

Bevor antipsychotische Medikamente bei älteren Menschen verschrieben werden, muss geprüft werden, ob dem Verhalten eine andere Ursache zugrunde liegt. Schwere und lebensbedrohliche Reaktionen treten bei fast der Hälfte der Menschen mit DLB auf und können bereits nach einer einzigen Dosis tödlich sein. Bei Menschen mit Lewy-Body-Demenz, die Neuroleptika einnehmen, besteht das Risiko eines neuroleptischen malignen Syndroms, einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Bei der Einnahme von Antipsychotika bei Menschen mit DLB ist äußerste Vorsicht geboten, da sie empfindlich auf diese Mittel reagieren. Antipsychotika werden zur Behandlung von Demenz nur dann eingesetzt, wenn nichtmedikamentöse Therapien nicht anschlagen und der Betroffene sich selbst oder andere gefährdet. Aggressive Verhaltensänderungen sind manchmal das Ergebnis anderer, lösbarer Probleme, die eine Behandlung mit Antipsychotika überflüssig machen könnten. Da Demenzkranke aggressiv, behandlungsresistent und anderweitig störend sein können, werden manchmal Antipsychotika als Therapie in Betracht gezogen. Diese Medikamente haben riskante unerwünschte Wirkungen, die unter anderem das Risiko eines Schlaganfalls und des Todes erhöhen. Angesichts dieser unerwünschten Wirkungen und des geringen Nutzens werden Antipsychotika nach Möglichkeit vermieden. Im Allgemeinen ist das Absetzen von Antipsychotika bei Demenzkranken unproblematisch, selbst bei Personen, die sie schon lange einnehmen.

N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptorblocker wie Memantin können von Nutzen sein, aber die Beweise sind weniger schlüssig als für AChEIs. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirkmechanismen können Memantin und Acetylcholinesterase-Hemmer in Kombination eingesetzt werden, allerdings ist der Nutzen gering.

Ein Extrakt aus Ginkgo biloba, bekannt als EGb 761, wird in großem Umfang zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Demenz und anderer neuropsychiatrischer Störungen eingesetzt. Seine Verwendung ist in ganz Europa zugelassen. In den Leitlinien der World Federation of Biological Psychiatry wird EGb 761 mit der gleichen Beweiskraft (Stufe B) aufgeführt wie Acetylcholinesterasehemmer und Mementin. EGb 761 ist das einzige Medikament, das eine Verbesserung der Symptome sowohl bei Alzheimer als auch bei vaskulärer Demenz gezeigt hat. EGb 761 kann entweder allein oder als Zusatztherapie eine wichtige Rolle spielen, insbesondere wenn sich andere Therapien als unwirksam erweisen. EGb 761 gilt als neuroprotektiv; es ist ein Radikalfänger, verbessert die Mitochondrienfunktion und moduliert den Serotonin- und Dopaminspiegel. Zahlreiche Studien über seinen Einsatz bei leichter bis mittelschwerer Demenz haben gezeigt, dass es die kognitiven Funktionen, die Aktivitäten des täglichen Lebens, die neuropsychiatrischen Symptome und die Lebensqualität deutlich verbessert. Es konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass die Einnahme das Fortschreiten der Demenz verhindern kann.

Obwohl Depressionen häufig mit Demenz in Verbindung gebracht werden, scheint die Einnahme von Antidepressiva wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) die Ergebnisse nicht zu beeinflussen. Allerdings haben die SSRI Sertralin und Citalopram im Vergleich zu Placebo nachweislich die Symptome der Unruhe reduziert.

Der Einsatz von Medikamenten zur Linderung von Schlafstörungen, unter denen Menschen mit Demenz häufig leiden, ist nicht gut erforscht, auch nicht für Medikamente, die häufig verschrieben werden. Im Jahr 2012 empfahl die American Geriatrics Society, dass Benzodiazepine wie Diazepam und Nicht-Benzodiazepin-Hypnotika bei Menschen mit Demenz wegen des Risikos einer erhöhten kognitiven Beeinträchtigung und von Stürzen vermieden werden sollten. Benzodiazepine sind auch dafür bekannt, dass sie Delirien fördern. Außerdem gibt es nur wenige Belege für die Wirksamkeit von Benzodiazepinen in dieser Bevölkerungsgruppe. Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass Melatonin oder Ramelteon den Schlaf von Menschen mit Demenz aufgrund von Alzheimer verbessert, aber es wird zur Behandlung von REM-Schlaf-Verhaltensstörungen bei Demenz mit Lewy-Körperchen eingesetzt. Begrenzte Hinweise deuten darauf hin, dass eine niedrige Dosis Trazodon den Schlaf verbessern kann, doch sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Folat oder Vitamin B12 die Ergebnisse bei Menschen mit kognitiven Problemen verbessert. Statine haben keinen Nutzen bei Demenz. Die Einnahme von Medikamenten für andere Erkrankungen muss bei Personen mit einer Demenzdiagnose möglicherweise anders gehandhabt werden. Es ist unklar, ob ein Zusammenhang zwischen Blutdruckmedikamenten und Demenz besteht. Wenn diese Medikamente abgesetzt werden, kann es zu einer Zunahme von kardiovaskulären Ereignissen kommen.

Die MATCH-D-Kriterien (Medication Appropriateness Tool for Comorbid Health Conditions in Dementia) können dabei helfen, festzustellen, wie die Diagnose Demenz das Medikamentenmanagement für andere Gesundheitszustände verändert. Diese Kriterien wurden entwickelt, weil Menschen mit Demenz im Durchschnitt mit fünf weiteren chronischen Krankheiten leben, die häufig mit Medikamenten behandelt werden. Die systematische Überprüfung, auf der die Kriterien basieren, wurde 2018 veröffentlicht und 2022 aktualisiert.

Seit einigen Jahren stehen Medikamente gegen Demenz zur Verfügung (Antidementiva). Zum einen handelt es sich um zentral wirksame Cholinergica (Cholinesterasehemmer) wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin, zum anderen Memantin. Bei diesem Präparat kam 2009 und 2010 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen allerdings zu dem Schluss, dass es keinen Beleg für einen Nutzen der Memantin-Therapie bei Alzheimer-Demenz gebe. Heilbar ist die Demenz zurzeit nicht, aber in vielen Fällen in ihrem Verlauf um ein bis zwei Jahre aufzuhalten, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Im späteren Verlauf zeigt sich, dass eine Behandlung mit den bisher bekannten Medikamenten keine Besserung bringt. Seit einiger Zeit steht eine Therapie mit einem wirkstoffhaltigen Pflaster zur Verfügung. Durch gleichbleibende Wirkspiegel treten weniger Nebenwirkungen auf, sodass eine höhere Dosierung möglich ist. Zugleich wird die Betreuung durch Pflegekräfte erleichtert, da die Anwendung des Pflasters häufig einfacher als die Verabreichung von Tabletten oder Lösungen ist. Ziel ist es, die kognitiven Fähigkeiten und die Alltagskompetenz der betroffenen Patienten zu verbessern.

Alle beruhigenden Medikamente, die beispielsweise bei Schlafstörungen oder Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus gegeben werden, verschlechtern die kognitive Leistung. Dasselbe gilt für Neuroleptika mit anticholinerger Nebenwirkung, die manchmal bei Halluzinationen nicht zu umgehen sind. Die medikamentöse Behandlung der vaskulären Demenz entspricht einerseits der Behandlung der chronischen Gefäßerkrankungen (Atherosklerose), andererseits haben sich bei der vaskulären Demenz Antidementiva als wirksam erwiesen, sowohl Acetylcholinesterasehemmer als auch Memantin.

Schmerzen

Mit zunehmendem Alter treten mehr gesundheitliche Probleme auf, und die meisten altersbedingten Gesundheitsprobleme sind mit einer erheblichen Schmerzbelastung verbunden; daher leiden zwischen 25 und 50 % der älteren Erwachsenen unter anhaltenden Schmerzen. Bei Senioren mit Demenz ist die Prävalenz von Erkrankungen, die Schmerzen verursachen können, gleich hoch wie bei Senioren ohne Demenz. Schmerzen werden bei älteren Erwachsenen oft übersehen, und wenn sie erkannt werden, werden sie oft nur unzureichend bewertet, insbesondere bei Menschen mit Demenz, da sie nicht mehr in der Lage sind, andere über ihre Schmerzen zu informieren. Abgesehen von der Frage der menschenwürdigen Pflege hat nicht gelinderter Schmerz auch funktionelle Auswirkungen. Anhaltende Schmerzen können zu eingeschränkter Mobilität, depressiver Stimmung, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und einer Verschlimmerung der kognitiven Beeinträchtigung führen, und die schmerzbedingte Beeinträchtigung von Aktivitäten ist ein Faktor, der zu Stürzen bei älteren Menschen beiträgt.

Obwohl anhaltende Schmerzen bei Menschen mit Demenz schwer zu kommunizieren, zu diagnostizieren und zu behandeln sind, hat das Versäumnis, anhaltende Schmerzen zu behandeln, tief greifende funktionelle, psychosoziale und lebensqualitätssteigernde Auswirkungen auf diese gefährdete Bevölkerungsgruppe. Den Angehörigen der Gesundheitsberufe fehlt es oft an den notwendigen Fähigkeiten und der nötigen Zeit, um Schmerzen bei Menschen mit Demenz zu erkennen, genau zu beurteilen und angemessen zu überwachen. Familienmitglieder und Freunde können einen wertvollen Beitrag zur Pflege von Menschen mit Demenz leisten, indem sie lernen, ihre Schmerzen zu erkennen und zu beurteilen. Es gibt Schulungsmaterial und Instrumente zur Beobachtung und Bewertung.

Schwierigkeiten beim Essen

Menschen mit Demenz können Schwierigkeiten beim Essen haben. Wann immer es möglich ist, wird empfohlen, bei Essensproblemen eine Pflegekraft hinzuzuziehen, die ihnen hilft. Eine zweite Möglichkeit für Menschen, die nicht richtig schlucken können, ist das Legen einer Magensonde, um Nahrung zuzuführen. Wenn es darum geht, den Komfort und den funktionellen Status zu erhalten und gleichzeitig das Risiko einer Aspirationspneumonie und des Todes zu senken, ist die Unterstützung bei der oralen Ernährung jedoch mindestens so gut wie die Sondenernährung. Sondenernährung ist mit Unruhe, einem erhöhten Einsatz von körperlichen und chemischen Fixierungen und einer Verschlimmerung von Druckgeschwüren verbunden. Sondenernährung kann zu Flüssigkeitsüberladung, Durchfall, Bauchschmerzen, lokalen Komplikationen, weniger menschlicher Interaktion und einem erhöhten Aspirationsrisiko führen.

Der Nutzen bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz ist nicht erwiesen. Zu den Risiken der Sondenernährung gehören Unruhe, Ablehnung durch die Person (Herausziehen der Sonde oder anderweitige physische oder chemische Ruhigstellung, um sie daran zu hindern) oder die Entwicklung von Druckgeschwüren. Das Verfahren steht in direktem Zusammenhang mit einer Sterblichkeitsrate von 1 % und einer Rate von 3 % schwerer Komplikationen. Der Prozentsatz der Menschen mit Demenz am Lebensende, die eine Ernährungssonde verwenden, ist in den USA von 12 % im Jahr 2000 auf 6 % im Jahr 2014 gesunken.

Die unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen einer Änderung der Flüssigkeitsdicke bei Schluckstörungen von Menschen mit Demenz sind nicht gut bekannt. Die Verdickung von Flüssigkeiten kann zwar eine unmittelbare positive Wirkung auf das Schlucken und die Verbesserung der oralen Aufnahme haben, doch sollten auch die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit des Demenzkranken berücksichtigt werden.

Bewegung

Bewegungsprogramme können die Fähigkeit von Menschen mit Demenz verbessern, alltägliche Aktivitäten auszuführen, aber die beste Art von Bewegung ist noch unklar. Mehr Bewegung kann die Entwicklung kognitiver Probleme wie Demenz verlangsamen und das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung nachweislich um etwa 50 % senken. Für ältere Menschen wird eine Mischung aus Krafttraining, das die Muskeln dabei unterstützt, Blut zum Gehirn zu pumpen, und Gleichgewichtsübungen empfohlen. Ein empfohlener Umfang von etwa 2+12 Stunden pro Woche kann das Risiko des kognitiven Verfalls sowie andere Gesundheitsrisiken wie Stürze verringern.

Unterstützende Technologie

Es gibt nicht genügend hochwertige Belege dafür, ob unterstützende Technologien Menschen mit Demenz wirksam bei der Bewältigung von Gedächtnisproblemen helfen. Zu den spezifischen Hilfsmitteln, die heute bei Demenz eingesetzt werden, gehören: Uhren, Kommunikationshilfen, elektrische Geräte zur Überwachung des Gebrauchs, GPS-Ortungsgeräte, Pflegeroboter, Kameras im Haus und Medikamentenmanagement, um nur einige zu nennen.

Alternative Medizin

Für Aromatherapie und Massage gibt es keine eindeutigen Beweise. Es ist nicht klar, ob Cannabinoide für Menschen mit Demenz schädlich oder wirksam sind.

Palliativmedizin

Angesichts des fortschreitenden und unheilbaren Charakters der Demenz kann die Palliativpflege für die Patienten und ihre Betreuer hilfreich sein, indem sie den Betroffenen und ihren Betreuern hilft, zu verstehen, was sie erwartet, mit dem Verlust der körperlichen und geistigen Fähigkeiten umzugehen, die Wünsche und Ziele der Betroffenen zu unterstützen, einschließlich der stellvertretenden Entscheidungsfindung, und die Wünsche für oder gegen HLW und lebenserhaltende Maßnahmen zu besprechen. Da der Verfall schnell voranschreiten kann und die meisten Menschen es vorziehen, dass der Demenzkranke seine eigenen Entscheidungen treffen kann, wird empfohlen, die Palliativpflege bereits vor dem Spätstadium der Demenz einzuschalten. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um zu ermitteln, welche Maßnahmen der Palliativpflege geeignet sind und wie gut sie Menschen mit fortgeschrittener Demenz helfen.

Die personenzentrierte Pflege trägt dazu bei, die Würde von Menschen mit Demenz zu wahren.

Aus der Ferne bereitgestellte Informationen für Pflegerinnen und Pfleger

Aus der Ferne bereitgestellte Maßnahmen wie Unterstützung, Schulung und Information können die Belastung der informellen Pflegekräfte verringern und ihre depressiven Symptome verbessern. Es gibt keine sicheren Hinweise darauf, dass sie die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern.

In mehreren Orten in Japan kann Familienmitgliedern eine digitale Überwachung zur Verfügung gestellt werden, wenn ein Demenzkranker dazu neigt, umherzuwandern und zu verschwinden.

Epidemiologie

Demenzbedingte Todesfälle pro Million Personen im Jahr 2012
  0–4
  5–8
  9–10
  11–13
  14–17
  18–24
  25–45
  46–114
  115–375
  376–1266
Um die Behinderung bereinigte Lebensjahre für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen pro 100 000 Einwohner im Jahr 2004.

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Weitere häufige Formen sind vaskuläre Demenz, Demenz mit Lewy-Körperchen, frontotemporale Demenz und gemischte Demenz (häufig Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz). Zu den weniger häufigen Ursachen gehören Normaldruckhydrozephalus, Parkinson-Demenz, Syphilis, HIV und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Für das Jahr 2021 wird die Zahl der Demenzfälle weltweit auf 55 Millionen geschätzt, wobei jedes Jahr fast 10 Millionen neue Fälle hinzukommen. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Demenzkranken auf über 150 Millionen Menschen weltweit geschätzt. Schätzungsweise 58 % der Menschen mit Demenz leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Prävalenz von Demenz ist in den verschiedenen Weltregionen unterschiedlich und reicht von 4,7 % in Mitteleuropa bis 8,7 % in Nordafrika/Nahost; die Prävalenz in den übrigen Regionen wird auf 5,6 bis 7,6 % geschätzt. Schätzungen zufolge verdoppelt sich die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen alle 20 Jahre. Im Jahr 2016 waren etwa 2,4 Millionen Todesfälle auf Demenz zurückzuführen, gegenüber 0,8 Millionen im Jahr 1990.

Jährlich werden weltweit fast 10 Millionen Demenzdiagnosen gestellt. Fast die Hälfte der neuen Demenzfälle tritt in Asien auf, gefolgt von Europa (25 %), Nord- und Südamerika (18 %) und Afrika (8 %). Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen nimmt mit dem Alter exponentiell zu und verdoppelt sich mit jedem Anstieg des Alters um 6,3 Jahre. Von Demenz betroffen sind 5 % der über 65-Jährigen und 20-40 % der über 85-Jährigen. Die Raten sind bei Frauen im Alter von 65 Jahren und darüber etwas höher als bei Männern. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich, und die mittlere Zeit von der Diagnose bis zum Tod hängt stark vom Alter bei der Diagnose ab, von 6,7 Jahren für Menschen, bei denen die Diagnose im Alter von 60-69 Jahren gestellt wird, bis zu 1,9 Jahren für Menschen, bei denen die Diagnose im Alter von 90 Jahren oder älter gestellt wird.

Demenz hat nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen selbst, sondern auch auf ihre Betreuer und die Gesellschaft insgesamt. Nach den Schätzungen der Global Burden of Disease (GBD) von 2010 steht Demenz bei Menschen ab 60 Jahren auf Platz 9 der am stärksten belastenden Krankheiten. Die weltweiten Kosten von Demenz beliefen sich 2015 auf rund 818 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 35,4 % gegenüber 604 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 entspricht.

Betroffene Altersgruppen

Etwa 3 % der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren sind an Demenz erkrankt, 19 % im Alter zwischen 75 und 84 Jahren und fast die Hälfte der über 85-Jährigen. Da die Menschen immer älter werden, tritt Demenz immer häufiger auf. In den Industrieländern ist die Häufigkeit von Demenz bei Menschen eines bestimmten Alters jedoch rückläufig, was auf einen Rückgang der beeinflussbaren Risikofaktoren zurückzuführen ist, der durch größere finanzielle und bildungsbezogene Ressourcen ermöglicht wird. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen bei älteren Menschen, kann aber auch schon vor dem 65. Weniger als 1 % der an Alzheimer Erkrankten weisen Genmutationen auf, die zu einem viel früheren Ausbruch der Krankheit führen, etwa im Alter von 45 Jahren, was als früh einsetzende Alzheimer-Krankheit bezeichnet wird. Mehr als 95 % der Alzheimer-Patienten leiden an der sporadischen Form (spätes Auftreten im Alter von 80-90 Jahren). Weltweit wurden die Kosten für Demenzerkrankungen im Jahr 2015 auf 818 Milliarden US-Dollar geschätzt. Menschen mit Demenz werden oft in größerem Umfang als nötig physisch oder chemisch fixiert, was Fragen der Menschenrechte aufwirft. Die soziale Stigmatisierung wird häufig von den Erkrankten und ihren Betreuern wahrgenommen.

Geschichte

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Demenz ein viel weiter gefasster klinischer Begriff. Er umfasste Geisteskrankheiten und jede Art von psychosozialem Unvermögen, einschließlich reversibler Zustände. Zu dieser Zeit bezeichnete Demenz einfach jeden, der die Fähigkeit zu denken verloren hatte, und wurde gleichermaßen auf Psychosen, "organische" Krankheiten wie Syphilis, die das Gehirn zerstören, und auf die mit dem Alter verbundene Demenz, die auf eine "Arterienverkalkung" zurückgeführt wurde, angewandt.

Auf Demenz wird in medizinischen Texten seit der Antike hingewiesen. Eine der frühesten bekannten Anspielungen auf Demenz wird dem griechischen Philosophen Pythagoras (7. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben, der die menschliche Lebensspanne in sechs verschiedene Phasen einteilte: 0-6 Jahre (Säuglingsalter), 7-21 Jahre (Jugendalter), 22-49 Jahre (junges Erwachsenenalter), 50-62 Jahre (mittleres Alter), 63-79 Jahre (hohes Alter) und 80 Jahre bis zum Tod (hohes Alter). Die letzten beiden beschrieb er als "senium", eine Periode des geistigen und körperlichen Verfalls, und dass die letzte Phase darin besteht, dass "die Szene der sterblichen Existenz sich nach einer langen Zeitspanne schließt, die glücklicherweise nur wenige der menschlichen Spezies erreichen, wo der Geist auf die Schwachsinnigkeit der ersten Epoche der Kindheit reduziert ist". Im Jahr 550 v. Chr. vertrat der athenische Staatsmann und Dichter Solon die Ansicht, dass der Wille eines Menschen ungültig werden kann, wenn er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters an Urteilsvermögen verliert. Auch in chinesischen medizinischen Texten finden sich Anspielungen auf diesen Zustand, und das Schriftzeichen für "Demenz" bedeutet wörtlich übersetzt "törichter alter Mensch".

Die athenischen Philosophen Aristoteles und Platon erörterten den geistigen Verfall, der mit dem Alter eintreten kann, und sagten voraus, dass dies jeden betrifft, der alt wird, und dass nichts getan werden kann, um diesen Verfall aufzuhalten. Platon sprach insbesondere darüber, dass ältere Menschen keine verantwortungsvollen Positionen bekleiden sollten, weil "der Verstand, der sie einst in ihrer Jugend trug, nicht mehr so gescheit ist, jene Eigenschaften, die man Urteilsvermögen, Vorstellungskraft, Denkvermögen und Gedächtnis nennen würde. Sie sehen sie allmählich durch Verfall abgestumpft und können ihre Funktion kaum noch erfüllen."

Zum Vergleich: Der römische Staatsmann Cicero vertrat eine Ansicht, die viel mehr mit der heutigen medizinischen Weisheit übereinstimmt, dass der Verlust der geistigen Funktionen bei älteren Menschen nicht unvermeidlich sei und "nur die willensschwachen alten Männer" betreffe. Er sprach davon, dass diejenigen, die geistig aktiv blieben und sich bemühten, Neues zu lernen, die Demenz abwenden konnten. Obwohl Ciceros Ansichten über das Altern fortschrittlich waren, wurden sie in einer Welt, die jahrhundertelang von den medizinischen Schriften des Aristoteles beherrscht wurde, weitgehend ignoriert. Ärzte im Römischen Reich, wie Galen und Celsus, wiederholten lediglich die Überzeugungen von Aristoteles und fügten nur wenige neue Beiträge zum medizinischen Wissen hinzu.

Byzantinische Ärzte schrieben manchmal über Demenz. Es ist überliefert, dass mindestens sieben Kaiser, die mehr als 70 Jahre alt wurden, Anzeichen eines kognitiven Verfalls aufwiesen. In Konstantinopel gab es spezielle Krankenhäuser für Demenzkranke oder Geisteskranke, die jedoch nicht für die Kaiser galten, die über dem Gesetz standen und deren Gesundheitszustand nicht öffentlich bekannt gegeben werden durfte.

Ansonsten ist in den westlichen medizinischen Texten fast 1700 Jahre lang wenig über Demenz zu finden. Einer der wenigen Hinweise stammt von dem Mönch Roger Bacon aus dem 13. Jahrhundert, der das Alter als göttliche Strafe für die Erbsünde ansah. Er wiederholte zwar die aristotelische Überzeugung, dass Demenz unvermeidlich sei, stellte aber die fortschrittliche Behauptung auf, dass das Gehirn das Zentrum des Gedächtnisses und des Denkens sei und nicht das Herz.

Dichter, Dramatiker und andere Schriftsteller spielten häufig auf den Verlust der geistigen Funktionen im Alter an. William Shakespeare erwähnte dies insbesondere in Stücken wie Hamlet und König Lear.

Im 19. Jahrhundert gingen die Ärzte allgemein davon aus, dass die Altersdemenz auf eine Arteriosklerose des Gehirns zurückzuführen ist, wobei die Meinungen zwischen der Vorstellung, dass sie auf eine Verstopfung der großen Arterien, die das Gehirn versorgen, oder auf kleine Schlaganfälle in den Gefäßen der Großhirnrinde zurückzuführen ist, schwankten.

Im Jahr 1907 erkannte und beschrieb der bayerische Psychiater Alois Alzheimer als erster die Merkmale einer fortschreitenden Demenz im Gehirn des 51-jährigen Auguste Deter. Deter hatte begonnen, sich untypisch zu verhalten. Sie beschuldigte ihren Ehemann des Ehebruchs, vernachlässigte die Hausarbeit, hatte Schwierigkeiten beim Schreiben und in Gesprächen, litt unter Schlaflosigkeit und verlor den Orientierungssinn. Einmal soll Deter "ein Bettlaken nach draußen geschleppt haben, wild umhergeirrt sein und um Mitternacht stundenlang geweint haben". Alzheimer begann mit der Behandlung von Deter, als sie am 25. November 1901 in eine Frankfurter Nervenheilanstalt kam. Während der fortlaufenden Behandlung hatten Deter und ihr Ehemann Schwierigkeiten, die Kosten für die medizinische Versorgung aufzubringen, und Alzheimer erklärte sich bereit, die Behandlung fortzusetzen, wenn er im Gegenzug Deters medizinische Unterlagen und die Spende ihres Gehirns nach ihrem Tod erhalten würde. Deter starb am 8. April 1906 an den Folgen einer Sepsis und Lungenentzündung. Alzheimer führte die Hirnbiopsie mit der damals neu entwickelten Bielschowsky-Färbemethode durch und stellte senile Plaques, neurofibrilläre Tangles und atherosklerotische Veränderungen fest. Zu dieser Zeit herrschte unter Medizinern der Konsens, dass senile Plaques in der Regel bei älteren Patienten zu finden sind, und das Auftreten von neurofibrillären Tangles war damals eine völlig neue Beobachtung. Alzheimer stellte seine Erkenntnisse am 11. April 1906 auf der 37. südwestdeutschen Psychiatrietagung in Tübingen vor, wurde aber von seinen Fachkollegen kaum beachtet. Im Jahr 1910 veröffentlichte Alois Alzheimers Lehrer Emil Kraepelin ein Buch, in dem er den Begriff "Alzheimer-Krankheit" prägte, um die Bedeutung der Entdeckung Alzheimers anzuerkennen.

In den 1960er Jahren hatte sich der Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Erkrankungen und altersbedingtem kognitiven Abbau gefestigt. In den 1970er Jahren vertrat die medizinische Gemeinschaft die Auffassung, dass vaskuläre Demenz seltener sei als zuvor angenommen und die Alzheimer-Krankheit die überwiegende Mehrheit der geistigen Beeinträchtigungen im Alter verursache. In jüngerer Zeit geht man jedoch davon aus, dass Demenz oft eine Mischung aus verschiedenen Erkrankungen ist.

Im Jahr 1976 schlug der Neurologe Robert Katzmann eine Verbindung zwischen Altersdemenz und Alzheimer-Krankheit vor. Katzmann vertrat die Auffassung, dass ein Großteil der Altersdemenz, die (per Definition) nach dem 65. Lebensjahr auftritt, pathologisch identisch mit der Alzheimer-Krankheit ist, die bei Menschen unter 65 Jahren auftritt, und daher nicht anders behandelt werden sollte. Katzmann schlug also vor, dass die Alzheimer-Krankheit, wenn man davon ausgeht, dass sie über 65 Jahre auftritt, tatsächlich häufig und nicht selten ist und die viert- oder fünfthäufigste Todesursache darstellt, auch wenn sie 1976 nur selten auf den Totenscheinen vermerkt wurde.

Eine hilfreiche Erkenntnis war, dass die Häufigkeit der Alzheimer-Krankheit zwar mit dem Alter zunimmt (von 5-10 % der 75-Jährigen auf bis zu 40-50 % der 90-Jährigen), dass aber kein Schwellenwert gefunden wurde, bis zu dem alle Personen die Krankheit entwickeln. Dies zeigt sich an den dokumentierten Supercentenarians (Menschen, die 110 Jahre oder älter werden), die keine wesentlichen kognitiven Beeinträchtigungen aufweisen. Einiges deutet darauf hin, dass eine Demenz am ehesten zwischen dem 80. und 84. Lebensjahr auftritt und dass Personen, die diesen Zeitpunkt ohne Beeinträchtigung überschreiten, ein geringeres Risiko haben, an einer Demenz zu erkranken. Frauen sind prozentual häufiger an Demenz erkrankt als Männer, was jedoch auf ihre insgesamt längere Lebenserwartung und die größere Wahrscheinlichkeit zurückzuführen ist, ein Alter zu erreichen, in dem die Krankheit wahrscheinlich auftritt.

Wie andere Krankheiten, die mit dem Altern einhergehen, war die Demenz vor dem 20. Jahrhundert vergleichsweise selten, da nur wenige Menschen älter als 80 Jahre wurden. Umgekehrt war die syphilitische Demenz in den Industrieländern weit verbreitet, bis sie durch den Einsatz von Penicillin nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend ausgerottet wurde. Danach stieg die Lebenserwartung deutlich an, und die Zahl der über 65-Jährigen begann rasch zu steigen. Während der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung vor 1945 durchschnittlich 3 bis 5 % betrug, lag er 2010 in vielen Ländern bei 10 bis 14 % und in Deutschland und Japan bei über 20 %. Das öffentliche Bewusstsein für die Alzheimer-Krankheit nahm 1994 stark zu, als der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan bekannt gab, dass bei ihm die Krankheit diagnostiziert worden war.

Im 21. Jahrhundert wurden andere Formen der Demenz von der Alzheimer-Krankheit und den vaskulären Demenzen (den häufigsten Formen) unterschieden. Diese Unterscheidung beruht auf der pathologischen Untersuchung von Hirngewebe, auf der Symptomatik und auf unterschiedlichen Mustern der Stoffwechselaktivität des Gehirns in nuklearmedizinischen Bildgebungstests wie SPECT- und PET-Scans des Gehirns. Die verschiedenen Formen haben unterschiedliche Prognosen und unterschiedliche epidemiologische Risikofaktoren. Die Hauptursache für viele Krankheiten, einschließlich der Alzheimer-Krankheit, ist nach wie vor unklar.

Terminologie

Demenz bei älteren Menschen wurde früher als senile Demenz oder Senilität bezeichnet und als ein normaler und in gewisser Weise unvermeidlicher Aspekt des Alterns angesehen.

Um 1913-20 wurde der Begriff dementia praecox eingeführt, um die Entwicklung einer senilen Demenz in jüngerem Alter zu beschreiben. Schließlich verschmolzen die beiden Begriffe, so dass Mediziner bis 1952 die Begriffe Demenz praecox (frühzeitige Demenz) und Schizophrenie synonym verwendeten. Seitdem hat die Wissenschaft festgestellt, dass es sich bei Demenz und Schizophrenie um zwei unterschiedliche Erkrankungen handelt, die jedoch einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Der Begriff "frühzeitige Demenz" für eine Geisteskrankheit suggerierte, dass eine Art von Geisteskrankheit wie Schizophrenie (einschließlich Paranoia und verminderter kognitiver Fähigkeiten) bei allen Personen mit zunehmendem Alter normal auftreten würde (siehe Paraphrenie). Nach etwa 1920 trug die beginnende Verwendung des Begriffs Demenz für das, was heute als Schizophrenie und senile Demenz verstanden wird, dazu bei, die Bedeutung des Wortes auf "dauerhaften, irreversiblen geistigen Verfall" zu begrenzen. Damit begann der Wandel zur späteren Verwendung des Begriffs. In neueren Studien haben Forscher einen Zusammenhang zwischen Patienten, bei denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, und Patienten, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde, gesehen und eine positive Korrelation zwischen den beiden Krankheiten festgestellt.

Die Auffassung, dass Demenz immer die Folge eines bestimmten Krankheitsprozesses sein muss, führte eine Zeit lang zu dem Vorschlag, bei Personen über 65 Jahren eine "senile Demenz vom Alzheimer-Typ" (SDAT) zu diagnostizieren, während bei Personen unter 65 Jahren, die dieselbe Pathologie aufwiesen, die "Alzheimer-Krankheit" diagnostiziert wurde. Schließlich einigte man sich jedoch darauf, dass die Altersgrenze künstlich sei und dass die Alzheimer-Krankheit der richtige Begriff für Personen mit dieser speziellen Gehirnpathologie sei, unabhängig vom Alter.

Nach 1952 wurden psychische Erkrankungen, einschließlich der Schizophrenie, aus der Kategorie der hirnorganischen Syndrome gestrichen und damit (per definitionem) aus den möglichen Ursachen für "Demenzkrankheiten" (Demenzen) entfernt. Gleichzeitig kehrte jedoch die traditionelle Ursache der Altersdemenz - "Arterienverkalkung" - als eine Reihe von Demenzen mit vaskulärer Ursache (kleine Schlaganfälle) zurück. Diese wurden nun als Multi-Infarkt-Demenzen oder vaskuläre Demenzen bezeichnet.

Gesellschaft und Kultur

Eine demenzkranke Frau wird in Äthiopien zu Hause gepflegt

Die gesellschaftlichen Kosten der Demenz sind hoch, insbesondere für die Pflegekräfte. Einer im Vereinigten Königreich durchgeführten Studie zufolge fühlen sich fast zwei von drei Betreuern von Menschen mit Demenz einsam. Die meisten der in der Studie untersuchten Pfleger waren Familienmitglieder oder Freunde.

Im Jahr 2015 betrugen die jährlichen Kosten pro Alzheimer-Patient in den Vereinigten Staaten rund 19 144,36 US-Dollar. Die Gesamtkosten für die Nation werden auf etwa 167,74 Milliarden Dollar geschätzt. Bis zum Jahr 2030 werden sich die jährlichen sozioökonomischen Kosten auf etwa 507 Milliarden Dollar belaufen, und bis 2050 wird erwartet, dass diese Zahl 1,89 Billionen Dollar erreichen wird. Dieser stetige Anstieg wird nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit zu beobachten sein. Die weltweiten Schätzungen für die Kosten der Demenz beliefen sich 2015 auf 957,56 Milliarden Dollar, bis 2050 werden die Kosten auf 9,12 Billionen Dollar geschätzt.

Viele Länder betrachten die Pflege von Menschen mit Demenz als nationale Priorität und investieren in Ressourcen und Bildung, um Gesundheits- und Sozialarbeiter, unbezahlte Pflegekräfte, Angehörige und Mitglieder der weiteren Gemeinschaft besser zu informieren. Mehrere Länder haben nationale Pläne oder Strategien verfasst. In diesen Plänen wird anerkannt, dass Menschen jahrelang vernünftig mit Demenz leben können, solange die richtige Unterstützung und die rechtzeitige DeepL einer Diagnose zur Verfügung stehen. Der ehemalige britische Premierminister David Cameron bezeichnete Demenz als "nationale Krise", von der im Vereinigten Königreich 800 000 Menschen betroffen sind. In der Tat ist Demenz die häufigste Todesursache bei Frauen in England geworden.

Wie bei allen psychischen Störungen können Menschen mit Demenz, die eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen, nach dem Mental Health Act 1983 zur Beurteilung, Betreuung und Behandlung inhaftiert werden. Dies ist ein letzter Ausweg und wird in der Regel von Menschen vermieden, die Familie oder Freunde haben, die die Pflege sicherstellen können.

Einige Krankenhäuser in Großbritannien bemühen sich um eine bereichernde und freundlichere Betreuung. Um die Krankenstationen ruhiger und für die Bewohner weniger überwältigend zu gestalten, hat das Personal den üblichen Schwesternarbeitsplatz durch eine Ansammlung kleinerer Schreibtische ersetzt, ähnlich wie in einem Empfangsbereich. Eine helle Beleuchtung trägt zu einer positiven Stimmung bei und erleichtert den Bewohnern das Sehen.

Das Fahren mit Demenz kann zu Verletzungen oder zum Tod führen. Ärzte sollten geeignete Tests empfehlen, um festzustellen, wann das Autofahren aufgegeben werden sollte. Die britische Fahrerlaubnisbehörde DVLA (Driver & Vehicle Licensing Agency) erklärt, dass Menschen mit Demenz, die ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis, Orientierungslosigkeit oder mangelnde Einsichts- und Urteilsfähigkeit aufweisen, nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, und dass in diesen Fällen die DVLA informiert werden muss, damit der Führerschein eingezogen werden kann. Sie räumen ein, dass in Fällen mit geringem Schweregrad und bei frühzeitiger Diagnose das Führen von Kraftfahrzeugen erlaubt werden kann.

Für Menschen mit Demenz und ihre Familien und Betreuer gibt es zahlreiche Unterstützungsnetzwerke. Wohltätige Organisationen setzen sich für die Rechte von Menschen mit Demenz ein und sensibilisieren sie. Es gibt Unterstützung und Beratung bei der Beurteilung der Testierfähigkeit von Menschen mit Demenz.

Im Jahr 2015 gab Atlantic Philanthropies eine Spende von 177 Millionen Dollar bekannt, die dem Verständnis und der Bekämpfung von Demenz dienen soll. Empfänger war das Global Brain Health Institute, ein Programm, das gemeinsam von der University of California, San Francisco und dem Trinity College Dublin geleitet wird. Diese Spende ist die größte nicht-kapitalbezogene Zuwendung, die Atlantic je getätigt hat, und die größte philanthropische Spende in der irischen Geschichte.

Im Oktober 2020 wurde die letzte Musikveröffentlichung von The Caretaker, Everywhere at the End of Time, von TikTok-Nutzern wegen ihrer Darstellung der Stadien der Demenz populär gemacht. Pflegekräfte befürworteten dieses Phänomen; Leyland Kirby, der Schöpfer des Albums, schloss sich dieser Meinung an und erklärte, es könne bei einem jüngeren Publikum Empathie hervorrufen.

Am 2. November 2020 spendete der schottische Milliardär Sir Tom Hunter eine Million Pfund für Wohltätigkeitsorganisationen für Demenzkranke, nachdem er in einem viralen Video beobachtet hatte, wie der an Demenz erkrankte ehemalige Musiklehrer Paul Harvey eine seiner eigenen Kompositionen auf dem Klavier spielte. Die Spende soll zwischen der Alzheimer-Gesellschaft und Music for Dementia aufgeteilt werden.

Definition der Demenz

Eine Demenz wird in der wissenschaftlichen Diskussion anhand diagnostischer Kriterien beschrieben. Eine Demenz ist demzufolge eine Kombination von Symptomen des zunehmenden Abbaus kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten, die im Verlaufe der Krankheit zu einer Beeinträchtigung beruflicher und später allgemein sozialer Funktionen führen.

Als Leitsymptom gilt die Gedächtnisstörung. Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, später folgen Störungen in der Orientierungsfähigkeit. Im weiteren Verlauf einer Demenz kann der betroffene Mensch immer weniger auf bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses zurückgreifen, so dass er die während seines Lebens erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten verliert.

Im ICD-10

Demenz (ICD-10-Code F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen (einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen) und des Urteilsvermögens (im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung). Das Bewusstsein ist jedoch nicht getrübt. Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome nach ICD über mindestens sechs Monate bestanden haben. Sinne und Wahrnehmung funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Gewöhnlich werden die kognitiven Beeinträchtigungen begleitet von Auffälligkeiten der emotionalen Kontrolle und der Gemütslage, des Sozialverhaltens oder der Motivation; gelegentlich treten diese Veränderungen eher auf. Sie kommen bei Alzheimer-Krankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns und anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die Neuronen betreffen.

Demenzformen

Klassifikationen der Demenzformen

Im deutschen Sprachbereich orientieren sich die Fachgesellschaften an der Ursache, hier gilt entweder die Klassifikation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie oder die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation. In der US-amerikanischen Forschung orientiert sich die Einteilung am Ort der Schädigung im Gehirn.

Klassifikation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie

Die Demenzformen werden laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde nach der Pathogenese in vaskuläre, (neuro-)degenerative Demenzformen und Mischformen unterteilt.

Vaskuläre Demenz (VAD)

  • Multiinfarktsyndrom: Defektsyndrom nach größeren, einzelnen oder multiplen, ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfällen (Insulten) mit Untergang einer kritischen Masse an neuronalem Gewebe (wahrscheinlich ca. 100 ml)
  • Strategische Insulte: ausgeprägte kognitive Defizite bei kleinem Läsionsvolumen an entscheidenden Stellen (Thalamus, hinteres Kapselknie, frontales Marklager)
  • Mikroangiopathische Läsionen
    • multilakunäres Syndrom
    • konfluierende Marklagerveränderungen (Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, SAE)
  • Mikrogefäßveränderungen
    • Kapillarverlust
    • Blut-Hirn-Schranken-Störungen
  • genetische Grunderkrankungen
    • CADASIL-Erkrankung
    • HERNS-Syndrom
    • Familial British dementia (HCHWA-D (Hereditary Cerebral Hemorrhages with Amyloidosis of the Dutch Type), HCHWA-I (Icelandic Type))

Degenerative Demenz

  • Alzheimer-Krankheit
  • Frontotemporale Demenz
  • Lewy-Körperchen-Demenz

Sonstige Einteilungen

In der US-amerikanischen Literatur wird eine Unterteilung in kortikale und subkortikale Demenzen verwendet. Diese unterscheiden sich nicht nur nach dem Ort der zerebralen Schädigung (Kortex versus Basalganglien), sondern nach deren klinischem Erscheinungsbild. Klassisches Beispiel für die kortikalen Demenzen ist die Alzheimer-Krankheit. Subkortikale Demenzen sind die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie, die Demenz beim Parkinson-Syndrom, Normaldruckhydrocephalus, Morbus Wilson oder Chorea Huntington.

Eine Verbindung zwischen dementiellen Veränderungen und chronischem Nierenversagen scheint zu bestehen.

Verbreitung

Entwicklung in der Schweiz

In der Schweiz lebten 2019 schätzungsweise 128.000 demenzkranke Menschen. Dazu kommen 30.400 jährliche Neuerkrankungen.

Geschätzte Anzahl Personen mit Demenz in der Schweiz 2017
Männer Frauen Total
Altersgruppe Anzahl Betroffene Prävalenzrate Anzahl Betroffene Prävalenzrate Anzahl Betroffene Prävalenzrate
30-64 3.433 0.2% 3.811 0.2% 7.244 0.2%
65-74 9.576 2.4% 10.790 2.5% 20.365 2.5%
75-84 21.666 10.1% 32.574 11.6% 54.240 10.9%
85-94 15.295 23.1% 43.821 33.6% 59.115 30.1%
95+ 1.132 32.4% 5.728 48.8% 6.861 45.1%

Symptome

Im Vorfeld einer Demenz sind oft psychische Störungen zu beobachten, die häufig kaum von denen einer Depression unterschieden werden können, wie Verlust von Interessen und Eigeninitiative, Reizbarkeit, Gefühl der Überforderung, Verlust der affektiven Schwingungsfähigkeit, depressive Verstimmungen.

Kognitive Symptome

Ohrspeichermodell des menschlichen Gedächtnisses

Leitsymptom aller Demenz-Erkrankungen ist die Störung des Gedächtnisses, vor allem des Kurzzeitgedächtnisses. Die Vergesslichkeit ist zunächst etwas Normales. Oft ist zumindest in den Anfangsstadien die äußere Fassade der Person dabei gut erhalten, sodass die Gedächtnisstörungen im oberflächlichen Kontakt sehr gut überspielt werden können. Dies gelingt besonders gut den Menschen, die ihr Leben lang viele soziale Kontakte hatten – der verbindliche Umgangston ersetzt streckenweise den Inhalt der Botschaft (Kommunikation).

Später verlieren sich länger zurückliegende Gedächtnisinhalte. Wenn die Demenz fortschreitet, treten auch andere Störungen der Hirnfunktion hinzu, wie Wortfindungsstörungen, Rechenstörungen, Störungen der Raumwahrnehmung, sodass sich die Betroffenen häufig verlaufen, besonders wenn in der ihnen über Jahrzehnte geläufigen Umgebung bauliche Veränderungen stattfinden, und starke Müdigkeit.

Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen oftmals nicht einmal ihre engsten Angehörigen wieder. Sie werden oft apathisch, bettlägerig und – nachdem es schon wesentlich früher zu Harninkontinenz kommen kann – auch stuhlinkontinent.

Eine Demenz schränkt in der Regel die Lebenserwartung ein. Die frühere Annahme, dass eine Demenz selbst nicht zum Tode führen kann, sondern die Betroffenen an anderen Erkrankungen, insbesondere an einer Lungenentzündung sterben (für die sie durch die Demenzsymptome besonders anfällig sind), kann heute nicht mehr als Verallgemeinerung gehalten werden. Aufgrund der in der Regel sehr guten Gesundheitsversorgung – zumindest im deutschsprachigen Raum – insbesondere der medikamentösen Versorgung, guter Pflege (z. B. Vermeidung eines Dekubitus, der den Organismus zusätzlich schwächt) und die – ethisch umstrittene – Anlage von Magensonden (PEG) leben viele Menschen mit Demenz sehr lange bei körperlich weitgehend stabiler Verfassung, so dass es am Ende doch die Demenz sein kann, also der fortschreitende Abbau von Nervenzellen im Gehirn, der zum Tode führt.

Motorische Symptome

Motorische Störungen können zum Bild einer fortgeschrittenen Demenz gehören. Dies ist nicht nur dann der Fall, wenn es sich um eine Demenz in Folge eines Parkinson-Syndroms handelt (wo die motorischen Störungen bereits in der Grunderkrankung begründet sind), sondern auch bei anderen Demenzformen. Die Patienten können zunehmend unbeweglicher werden, was den ganzen Körper betreffen kann. Der Gang kann kleinschrittiger, schlurfender und breitbeiniger werden. Häufig geht damit eine erhöhte Sturzgefährdung einher, weil es zu einer Störung der Haltereflexe kommen kann.

Laut Studien kann sich eine Demenz teils schon durch eine Verlangsamung des Gangs ankündigen.

Verhaltensstörungen

Die Verhaltensstörungen bei Menschen mit Demenz werden BPSD (Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia) genannt. Darunter werden die Apathie (76,0 %), Aberrant motor behaviour (d. h. zielloses Herumirren, 64,5 %), Essstörung (Essen von Unessbarem, 63,7 %), Gereiztheit/Labilität (63,0 %), Agitation/Aggression (62,8 %), Schlafstörungen (53,8 %), Depression/Dysphorie (54,3 %), Angst (50,2 %), Wahn (49,5 %), Enthemmung (29,5 %), Halluzinationen (27,8 %) und Euphorie (16,6 %) gezählt. Die Klammern beziehen sich auf die Prävalenz der 12 BPSD bei Alzheimer-Patienten.

Psychotische Symptome können bei allen Demenzformen auftreten. Relativ typisch sind sie für die Lewy-Körper-Demenz. Es handelt sich vor allem um optische Halluzinationen. Typischerweise sehen die Betroffenen zunächst vor allem im Zwielicht der Dämmerung nicht anwesende Personen, mit denen sie mitunter sogar Gespräche führen. Die Patienten können sich in diesem Stadium meist von ihren (Pseudo-)Halluzinationen distanzieren; das heißt, sie wissen, dass die Personen, mit denen sie sprechen, nicht anwesend sind. Später sehen sie Tiere oder Fabelwesen, Muster an den Wänden, Staubfussel. Schließlich erleben sie groteske, meist bedrohliche Dinge, zum Beispiel Entführungen. Diese szenischen Halluzinationen sind in der Regel sehr angstgefärbt. Die Patienten werden nicht selten aggressiv, wenn sie die sich in besten Absichten nähernden Angehörigen und Pflegenden in ihr Wahnsystem einbauen. Hier sind die Übergänge zum Delir fließend.

Menschen mit Demenz verlieren ihre Eigeninitiative. Sie vernachlässigen ihre früheren Hobbys, ihre Körperpflege und das Aufräumen ihrer Wohnung. Schließlich sind sie nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu ernähren. Sie haben keinen Antrieb zum Essen, verlieren das Hungergefühl und vergessen schließlich, die Nahrung zu kauen und hinunterzuschlucken. Sie magern ab und werden anfällig für internistische Erkrankungen wie eine Lungenentzündung. Verschiebungen im Tag-Nacht-Rhythmus können erhebliche pflegerische Probleme bereiten.

Situation von Menschen mit Demenz

Menschen im frühen Stadium einer Demenz

Während die Menschen mit Demenz im mittleren und fortgeschrittenen Stadium einer Demenz bereits im Mittelpunkt verschiedener Forschungsbereiche stehen, ist die Aufmerksamkeit für Menschen mit einer beginnenden oder einer moderaten mittleren Demenz, die noch aktiv am Leben teilnehmen können, noch gering. Dagegen gehen zunehmend Betroffene vor, also Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde, die selbst aber weiterhin aktiv am Leben teilhaben. Sie sprechen in der Öffentlichkeit als Demenz-Aktivisten. Die bekannteste Demenz-Aktivistin in Deutschland ist die Münchenerin Helga Rohra, die seit 2009 mit einer Lewy-Körper-Demenz-Diagnose lebt. Helga Rohra spricht auf vielen Tagungen und Kongressen und setzt sich unter anderem als Vorsitzende der European Working Group of People with Dementia für die Rechte von Menschen mit Demenz und für „eine Bewusstseinsänderung zum Thema Demenz“ ein.

Therapie

Nicht-medikamentöse Therapie

Um Krankheitszeichen günstig zu beeinflussen, das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern und/oder Fähigkeiten (Ressourcen) so lange wie möglich zu erhalten, wurden verschiedene Formen von nicht-medikamentösen Interventionen entwickelt.

Diese Interventionen können beispielsweise in der Ergotherapie durchgeführt werden. Auch das Tanzen kann kognitive, körperliche, emotionale und soziale Fähigkeiten aktivieren, zum Wohlbefinden der Demenzkranken beitragen und ihr Selbstwertgefühl stärken.

Gedächtnistraining

Gedächtnistraining unterscheidet sich dadurch von Gehirnjogging, dass es sich an ein erkranktes Publikum wendet oder zur Prävention eingesetzt wird, es hat nicht den Charakter eines Sports oder einer reinen Freizeitbeschäftigung. Ein Wirksamkeitsnachweis konnte für die Aufgaben erbracht werden, die geübt wurden, wie das Wiedererkennen von Gesichtern auf Fotos oder die Orientierung in der Umgebung. Die Alltagsrelevanz des Gedächtnistrainings in der sozialen Betreuung von Demenzerkrankten ist umstritten, da die Gefahr besteht, dass die Betroffenen mit ihren Defiziten konfrontiert werden und es eher zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation führt, wenn sich die Betroffenen als Versager fühlen. Deshalb wird diese Methode der sozialen Betreuung von Demenzkranken nur in den Anfangsstadien der Krankheit und angepasst an die jeweilige Krankheitslage angewandt.

Biografiearbeit

Durch Biografiearbeit kann erfahren werden, welche Bedeutung bestimmte Verhaltensweisen für einen Menschen mit Demenz haben. (Was bedeutet es, wenn Herr M. abends nicht schlafen gehen will? Will er signalisieren: „Ich vermisse noch meinen Schlaftrunk.“ oder meint er: „Ich vermisse beim Schlafengehen meine Ehefrau“?). Je gründlicher die Biografie sowie die Gewohnheiten und Eigenheiten eines Menschen bekannt sind, umso leichter kann sich ein Begleiter in einen Menschen mit Demenz einfühlen und seine momentanen Antriebe und Bedürfnisse verstehen – eine Technik, die Grundlage der Validation ist. Es ist wieder eine gründliche Dokumentation und eine enge Zusammenarbeit aller an der Pflege beteiligten Personen notwendig. Der Ich-Pass kann die Biografiearbeit im Alltag erleichtern: Mit klassischen Fragen, wie sie aus Freundesalben bekannt sind, zum Beispiel nach dem Lieblingsessen, Musikgeschmack oder Hobbys kann der Ich-Pass-Besitzer seine Vorlieben und Abneigungen festhalten. Das kann sehr hilfreich sein, wenn er sich zum Beispiel im Fall einer demenziellen Veränderung nicht mehr verbal artikulieren kann und auf fremde Hilfe angewiesen ist. Durch die Informationen aus dem Ich-Pass kann zum Beispiel das Pflegepersonal ohne Kontakt zu Angehörigen schnell einen guten Zugang zum Betroffenen erhalten.

Daseinsthematische Begleitung

Basierend auf der dynamischen Persönlichkeitstheorie des Entwicklungspsychologen Hans Thomae wurde von Andreas Kruse in einer Studie mit demenzkranken Menschen untersucht, inwieweit durch offene, vertrauensvolle Beziehungen der Ausdruck persönlicher, im Laufe des Lebens entwickelter Themen ermöglicht beziehungsweise gefördert wird.

Konkret bezieht sich Daseinsthematische Begleitung auf Themen, Talente und charakteristische Muster, die einen Menschen im Laufe des Lebens geprägt haben und die bis zuletzt bleiben, auch wenn die konkreten Erinnerungen an die eigene Biografie verblassen. Beispiele für Daseinsthemen sind ein Auslandssemester, Fremdsprachenkenntnisse oder Ausdrucksformen.

Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen

Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz Erkrankten ist Geduld. Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – dies ist Ursache für Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).

Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das Meiste, was ihnen gesagt wird, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Mit an Demenz erkrankten Menschen ist daher nichts zuverlässig zu vereinbaren. Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich. Wird ein Betroffener immer wieder an einen Platz an einem Tisch geführt und ihm erklärt, dies sei sein Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht. Auf die Frage: „Wo ist Ihr Platz?“ wird der Betroffene dennoch ausweichend antworten. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst auf Fragen zu verzichten. Zur Kontrolle des Bewegungsspielraums können Weglaufschutzsysteme eingesetzt werden. Diese können ungewollte Folgen oder Gefahrensituationen vermeiden, wenn Angehörige oder in die Meldungskette eingebundene Personen rechtzeitig informiert werden.

Stella Braam, Tochter eines Betroffenen, schildert einige typische Missverständnisse zwischen (beruflich) Pflegenden und an Alzheimer leidenden Personen wie Bevormundung, Fixierung als vorgebliche Sicherheit vor Stürzen, unangepasste Beschäftigungsangebote und zu große, zu laute Personengruppen.

Wohnformen

Teils wohnen Menschen mit Demenz zuhause bzw. zusammen mit ihren Angehörigen, teils wohnen sie in stationären Einrichtungen: in (allgemeinen) Alters- oder Pflegeheimen oder in gesonderten Einrichtungen.

In manchen stationären Einrichtungen wurden besondere Wohngruppen für Menschen mit Demenz eingerichtet, die sich zum Beispiel am Konzept ambulant betreuter Wohngemeinschaften oder stationärer Hausgemeinschaften orientieren, oder auch am ehemaligen Pilotprojekt der „Besonderen stationären Dementenbetreuung“ nach dem „Hamburger Modell“.

Arbeitswelt

In Japan besteht seit 2017 das Restaurant der Fehlerhaften Bestellungen (englisch The Restaurant of Mistaken Orders, jap. 注文をまちがえる料理店). In diesem Restaurant sind Menschen mit Demenz und Alzheimer als Kellner angestellt. Dass nicht alle Bestellungen richtig ankommen, gehört hier zum Konzept. Im preisgekrönten Dokumentarfilm zum Projekt ist zu sehen, dass diese Wertschätzung den Angestellten wieder zu Selbstwert und Zufriedenheit verhilft.

Historisches

Der Demenzbegriff wurde im 18. Jahrhundert in der Juristen- und Umgangssprache für jede Form geistiger Störungen verwendet. Im Jahre 1827 trennte Jean-Étienne Esquirol zwischen angeborenem und erworbenem Schwachsinn und führte démence als medizinischen Terminus für letzteren ein. Lange Zeit wurde in der deutschsprachigen Psychiatrie nur das Endstadium des intellektuellen Abbaus als Demenz bezeichnet. Im Jahre 1916 beschrieb Eugen Bleuler das unspezifische hirnorganische Psychosyndrom mit den Merkmalen kognitive Störung, emotionale Veränderung und Persönlichkeitswandel als psychopathologische Folge chronischer Gehirnerkrankungen. Sein Sohn Manfred Bleuler grenzte 1951 davon das hirnlokale Psychosyndrom ab und wies auf seine Ähnlichkeit mit den endokrin verursachten psychischen Störungen hin. Im Zuge der Entwicklung moderner Klassifikationssysteme wie ICD-10 und DSM-IV hat sich die Definition des Demenzsyndroms deutlich erweitert. Dieser Begriff beschreibt heute nicht mehr nur die schweren Fälle kognitiver Störungen, sondern jetzt ein erworbenes komplexes Störungsmuster höherer psychischer Funktionen. Die Störungen können sowohl reversibel als auch irreversibel sein, müssen aber das Gedächtnis betreffen und dürfen nicht mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen. Außerdem muss die Bewältigung des Alltags beeinträchtigt sein.

Volkswirtschaftliche Auswirkungen

Im vierten Altenbericht der deutschen Bundesregierung aus dem Jahr 2004 wurden die Behandlungs- und Pflegekosten für Demenzkranke auf 26 Milliarden Euro geschätzt. Ein großer Anteil hiervon, nämlich 30 % für Pflege, wurde aber bisher nicht ausgabenwirksam, da er durch Angehörige der Patienten erbracht wurde. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich 20 % aller Bundesbürger über 65 Jahre alt sein und so die (noch fiktiven) Kosten bei gleichen Bedingungen auf 36,3 Milliarden Euro ansteigen. Aufgrund der sich verändernden Familienstrukturen (Single-Haushalte, Kleinfamilien) wird aber der Anteil der Pflegekosten zusätzlich ansteigen.

Berechnungen aus dem Jahr 2015 beziffern die jährlichen Pflegekosten für einen dementen Menschen mit 15.000 bis 42.000 Euro. Demgegenüber beträgt laut dem Pflegebeauftragten des Bundes, Karl-Josef Laumann, die maximal mögliche Erstattung durch die Pflegeversicherung 14.400 Euro im Jahr.

Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein ließ 2012 eine Demenzstrategie ausarbeiten. Dabei kam sie zum Schluss, dass die medizinischen Behandlungskosten (Spitalaufenthalte, Medikamente und Kosten für Diagnostik) im Verhältnis zu den Kosten für Pflege und Betreuung sehr gering sind (lediglich ca. 5 %). Aufgabe der Studie war jedoch nicht das Errechnen des finanziellen Aufwandes, sondern das Aufzeigen von Handlungsalternativen für eine nachhaltige Verbesserung der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz.

Siehe auch

  • Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (umgangssprachlich Kinderdemenz)
  • Nonnenstudie
  • Topographagnosie

Literatur

Lehrbücher

  • Naomi Feil, Vicki de Klerk-Rubin: Validation. Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen. 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Reinhardt, München u. a. 2010, ISBN 978-3-497-02156-7.
  • Hans Förstl (Hrsg.): Demenzen in Theorie und Praxis. 3., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Springer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-642-19794-9.
  • Hans Förstl (Hrsg.): Lehrbuch der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie. Grundlagen, Klinik, Therapie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 2003, ISBN 3-13-129922-3.
  • Esme Moniz-Cook, Jill Manthorpe: Frühe Diagnose Demenz. Rechtzeitige evidenzbasierte psychosoziale Intervention bei Menschen mit Demenz. Huber, Bern 2010, ISBN 978-3-456-84806-8.
  • Hartmut Reinbold, Hans-Jörg Assion: Dementicum. Kompaktwissen über Demenz und Antidepressiva. PGV – PsychoGen-Verlag, Dortmund 2010, ISBN 3-938001-07-0.
  • Frank Schneider: Demenz. Der Ratgeber für Patienten und Angehörige. Verstehen, therapieren, begleiten. Herbig, München 2012, ISBN 978-3-7766-2688-9.
  • Christoph Metzger: Bauen für Demenz. JOVIS Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86859-389-1.
  • Walter-Uwe Weitbrecht (Hrsg.): Dementielle Erkrankungen: Diagnose, Differentialdiagnose und Therapie. Berlin/Heidelberg/New York/London/Paris/Tokio 1988.

Fachgesellschaften

Dokumentarfilme

  • Mitgefühl (It Is Not Over Yet). Dänemark 2021, Regie: Louise Detlefsen