Diagnose

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Die Röntgenaufnahme ist ein wichtiges Instrument für die Diagnose bestimmter Erkrankungen.

Die medizinische Diagnose (abgekürzt Dx, Dx oder Ds) ist der Prozess der Feststellung, welche Krankheit oder welcher Zustand die Symptome und Zeichen einer Person erklärt. Meistens wird sie als Diagnose bezeichnet, wobei der medizinische Kontext implizit ist. Die für die Diagnose erforderlichen Informationen werden in der Regel durch eine Anamnese und eine körperliche Untersuchung der Person, die medizinische Hilfe benötigt, erhoben. Häufig werden dabei auch ein oder mehrere diagnostische Verfahren, wie z. B. medizinische Tests, durchgeführt. Manchmal wird eine posthume Diagnose als eine Art medizinische Diagnose betrachtet.

Die Diagnose ist oft schwierig, da viele Anzeichen und Symptome unspezifisch sind. So ist beispielsweise eine Hautrötung (Erythem) an sich ein Anzeichen für eine Vielzahl von Erkrankungen und gibt dem Arzt keine Auskunft über das Problem. Daher muss eine Differenzialdiagnose durchgeführt werden, bei der mehrere mögliche Erklärungen verglichen und gegenübergestellt werden. Dabei werden verschiedene Informationen miteinander in Beziehung gesetzt, und es werden Muster erkannt und unterschieden. Gelegentlich wird der Prozess durch ein Zeichen oder Symptom (oder eine Gruppe von Symptomen) erleichtert, das pathognomonisch ist.

Die Diagnose ist ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens beim Arztbesuch. Aus Sicht der Statistik umfasst das Diagnoseverfahren Klassifizierungstests.

Körperliche Untersuchung

In der Medizin stellt die Diagnose nach allgemeinem Verständnis die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit dar. Das Wort ist abgeleitet von altgriechisch διάγνωσις diágnosis, deutsch ‚Unterscheidung‘, ‚Entscheidung‘ (bestehend aus διά- diá-, deutsch ‚durch-‘ und γνώσις gnósis, deutsch ‚Erkenntnis‘, ‚Urteil‘).

Eine Diagnose entsteht durch die zusammenfassende Gesamtschau und Beurteilung der erhobenen Befunde. Dabei kann es sich beispielsweise um einzelne Beschwerden und Krankheitszeichen (Symptome) oder typische Symptomkombinationen (Syndrom) handeln. Auch Normalbefunde oder nicht krankhafte Normabweichungen können zur Diagnosestellung beitragen. Diese Befunde werden durch systematische Befragung (Anamnese), durch eine körperliche Untersuchung sowie durch chemische oder apparative Untersuchungen erhoben. Die Diagnose ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise bei der Behandlung.

Medizinische Anwendungen

Eine Diagnose im Sinne eines diagnostischen Verfahrens kann als ein Versuch angesehen werden, den Zustand einer Person in verschiedene und eindeutige Kategorien einzuteilen, die es ermöglichen, medizinische Entscheidungen über Behandlung und Prognose zu treffen. In der Folge wird ein diagnostisches Gutachten oft in Bezug auf eine Krankheit oder einen anderen Zustand beschrieben. (Im Falle einer Fehldiagnose ist jedoch die tatsächliche Krankheit oder der tatsächliche Zustand der Person nicht mit der Diagnose der Person identisch).

Ein diagnostisches Verfahren kann von verschiedenen Fachleuten des Gesundheitswesens durchgeführt werden, z. B. von einem Arzt, Physiotherapeuten, Zahnarzt, Podologen, Optiker, Krankenpfleger, Gesundheitswissenschaftler oder Arzthelfer. In diesem Artikel wird der Begriff "Diagnostiker" für jede dieser Personenkategorien verwendet.

Ein diagnostisches Verfahren (sowie die dabei gewonnene Meinung) beinhaltet nicht notwendigerweise die Klärung der Ätiologie der betreffenden Krankheiten oder Zustände, d. h. die Frage, was die Krankheit oder den Zustand verursacht hat. Eine solche Klärung kann nützlich sein, um die Behandlung zu optimieren, die Prognose zu präzisieren oder ein Wiederauftreten der Krankheit oder des Zustands in der Zukunft zu verhindern.

Die erste Aufgabe besteht darin, eine medizinische Indikation für die Durchführung eines diagnostischen Verfahrens zu ermitteln. Zu den Indikationen gehören:

  • Feststellung einer Abweichung von dem, was als normal bekannt ist, z. B. in den Bereichen Anatomie (Aufbau des menschlichen Körpers), Physiologie (Funktionsweise des Körpers), Pathologie (Fehlfunktionen der Anatomie und Physiologie), Psychologie (Denken und Verhalten) und menschliche Homöostase (Mechanismen zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Körpersysteme). Die Kenntnis dessen, was normal ist, und die Messung des aktuellen Zustands des Patienten im Vergleich zu diesen Normen kann dabei helfen, die besondere Abweichung des Patienten von der Homöostase und den Grad der Abweichung zu bestimmen, was wiederum dabei helfen kann, die Indikation für eine weitere diagnostische Behandlung zu quantifizieren.
  • Eine von einem Patienten geäußerte Beschwerde.
  • Die Tatsache, dass ein Patient einen Diagnostiker aufgesucht hat, kann an sich schon eine Indikation für die Durchführung eines diagnostischen Verfahrens sein. Beispielsweise kann der Arzt bei einem Arztbesuch bereits mit der Durchführung eines diagnostischen Verfahrens beginnen, indem er den Gang des Patienten vom Wartezimmer zum Sprechzimmer beobachtet, noch bevor dieser Beschwerden äußert.

Selbst während eines bereits laufenden diagnostischen Verfahrens kann die Indikation zur Durchführung eines weiteren, separaten diagnostischen Verfahrens für eine andere, möglicherweise begleitende Krankheit oder einen anderen Zustand gegeben sein. Dies kann durch einen zufälligen Befund eines Zeichens geschehen, das mit dem interessierenden Parameter nichts zu tun hat, wie es bei umfassenden Untersuchungen wie radiologischen Studien (z. B. Magnetresonanztomographie) oder Bluttests der Fall sein kann, die auch Blutproben enthalten, die für die laufende Diagnose nicht relevant sind.

Verfahren

Zu den allgemeinen Komponenten, die bei den meisten der verschiedenen verfügbaren Methoden in einem Diagnoseverfahren enthalten sind, gehören:

  • Ergänzung der bereits vorliegenden Informationen durch weitere Datenerhebungen, die Fragen zur Krankengeschichte (möglicherweise auch von anderen dem Patienten nahestehenden Personen), eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests umfassen können.
    Ein diagnostischer Test ist jede Art von medizinischer Untersuchung, die zur Diagnose oder Erkennung einer Krankheit durchgeführt wird. Diagnostische Tests können auch verwendet werden, um prognostische Informationen über Menschen mit bereits bestehenden Krankheiten zu erhalten.
  • Verarbeitung der Antworten, Befunde oder anderer Ergebnisse. Es können Konsultationen mit anderen Leistungserbringern und Fachleuten auf dem Gebiet in Anspruch genommen werden.

Es gibt eine Reihe von Methoden oder Techniken, die in einem diagnostischen Verfahren verwendet werden können, einschließlich der Durchführung einer Differentialdiagnose oder der Anwendung medizinischer Algorithmen. In der Realität kann ein diagnostisches Verfahren Komponenten mehrerer Methoden umfassen.

Differentialdiagnose

Die Methode der Differentialdiagnose basiert auf der Suche nach möglichst vielen in Frage kommenden Krankheiten oder Zuständen, die möglicherweise die Anzeichen oder Symptome verursachen können, gefolgt von einem Prozess der Eliminierung oder zumindest der mehr oder weniger wahrscheinlichen Einstufung der Einträge durch weitere medizinische Tests und andere Verfahren, mit dem Ziel, den Punkt zu erreichen, an dem nur noch eine in Frage kommende Krankheit oder ein in Frage kommender Zustand als wahrscheinlich übrig bleibt. Das Ergebnis kann auch eine Liste möglicher Erkrankungen sein, die nach Wahrscheinlichkeit oder Schweregrad geordnet sind. Eine solche Liste wird häufig von computergestützten Diagnosesystemen erstellt.

Die sich aus dieser Methode ergebende Diagnose kann mehr oder weniger als Ausschlussdiagnose betrachtet werden. Auch wenn sie nicht zu einer einzigen wahrscheinlichen Krankheit oder einem Zustand führt, kann sie zumindest unmittelbar lebensbedrohliche Zustände ausschließen.

Wenn der Arzt sich nicht sicher ist, ob eine Erkrankung vorliegt, werden weitere medizinische Untersuchungen, wie z. B. bildgebende Verfahren, durchgeführt oder geplant, um die Diagnose zu bestätigen oder zu widerlegen, aber auch um den Zustand des Patienten zu dokumentieren und seine Krankengeschichte auf dem neuesten Stand zu halten.

Wenn dabei unerwartete Befunde erhoben werden, kann die ursprüngliche Hypothese ausgeschlossen werden, und der Arzt muss dann andere Hypothesen in Betracht ziehen.

Mustererkennung

Bei einer Mustererkennungsmethode nutzt der Leistungserbringer seine Erfahrung, um ein Muster von klinischen Merkmalen zu erkennen. Sie basiert hauptsächlich darauf, dass bestimmte Symptome oder Anzeichen mit bestimmten Krankheiten oder Zuständen in Verbindung gebracht werden, und erfordert nicht unbedingt die kognitive Verarbeitung, die bei einer Differentialdiagnose erforderlich ist.

Dies kann die primäre Methode sein, die in Fällen angewandt wird, in denen Krankheiten "offensichtlich" sind, oder die Erfahrung des Leistungserbringers kann ihn in die Lage versetzen, den Zustand schnell zu erkennen. Theoretisch kann ein bestimmtes Muster von Anzeichen oder Symptomen direkt mit einer bestimmten Therapie in Verbindung gebracht werden, auch ohne eine endgültige Entscheidung darüber, um welche Krankheit es sich tatsächlich handelt, aber ein solcher Kompromiss birgt ein erhebliches Risiko, eine Diagnose zu übersehen, die in Wirklichkeit mit einer anderen Therapie einhergeht, so dass er auf Fälle beschränkt werden kann, in denen keine Diagnose gestellt werden kann.

Diagnostische Kriterien

Ob eine Diagnose sinnvoll und zielführend ist, hängt auch von der Qualität der Definition der zugrundeliegenden Kategorien ab. Einer wohldefinierten Kategorie (zum Beispiel Knochenbruch am Unterarm) lässt sich ein Krankheitsbild anhand weniger Kriterien (Sturz in der Anamnese, Schmerzen (siehe auch: automatisierte Schmerzerkennung), Funktionsausfall des betroffenen Arms, Diskontinuität des Knochens im Röntgenbild) zuordnen und damit einer adäquaten Therapie zuführen (z. B. Gipsschiene).

Im Rahmen der Notfallmedizin kommt es darauf an, in sehr kurzer Zeit Erkenntnisse hinsichtlich der ersten Maßnahmen zu gewinnen. Das ist zum Beispiel gerade bei lebensbedrohlichen Situationen wie dem Herzinfarkt unbedingt erforderlich.

Bei Krankheiten, deren Kategorien weniger scharf definiert, umstritten oder komplex sind, ist das Risiko einer Fehldiagnose und damit einer Fehlbehandlung größer. Dieses Problem betrifft zum Beispiel die Psychiatrie. Insbesondere die Persönlichkeitsstörungen sind hier problematische Kategorien.

Gewöhnlich muss die Aussagekraft eines Diagnoseverfahrens einer Überprüfung nach wissenschaftlicher Methode standhalten können, um von der Hochschulmedizin und der Krankenkasse als anerkannt zu gelten. Nicht alle Diagnosen werden zum Beispiel von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlt. Die evidenzbasierte Medizin hat weitere Kriterien dazu entwickelt. Vor allem außerhalb von Krankenhäusern und Arztpraxen werden oft Methoden eingesetzt, die nicht den wissenschaftlichen Kriterien genügen, etwa in der Alternativmedizin und Naturheilkunde.

Der Begriff diagnostische Kriterien bezeichnet die spezifische Kombination von Anzeichen und Symptomen sowie Testergebnissen, die der Arzt verwendet, um die richtige Diagnose zu stellen.

Einige Beispiele für diagnostische Kriterien, auch bekannt als klinische Falldefinitionen, sind:

  • Amsterdam-Kriterien für hereditäres nichtpolypöses kolorektales Karzinom
  • McDonald-Kriterien für Multiple Sklerose
  • ACR-Kriterien für systemischen Lupus erythematosus
  • Centor-Kriterien für Streptokokken

System zur Unterstützung klinischer Entscheidungen

Klinische Entscheidungshilfesysteme sind interaktive Computerprogramme, die Angehörige der Gesundheitsberufe bei der Entscheidungsfindung unterstützen sollen. Der Arzt interagiert mit der Software, wobei sowohl das Wissen des Arztes als auch die Software genutzt werden, um eine bessere Analyse der Patientendaten vorzunehmen, als es ein Mensch oder die Software allein könnte. In der Regel macht das System dem Arzt Vorschläge, aus denen er nützliche Informationen auswählt und fehlerhafte Vorschläge entfernt. Einige Programme versuchen, dies zu tun, indem sie den Arzt ersetzen, z. B. indem sie die Daten eines Herzmonitors auslesen. Solche automatisierten Prozesse werden von der FDA in der Regel als "Gerät" eingestuft und bedürfen einer behördlichen Genehmigung. Im Gegensatz dazu gelten klinische Entscheidungsunterstützungssysteme, die den Arzt "unterstützen", aber nicht ersetzen, als "erweiterte Intelligenz", wenn sie die FDA-Kriterien erfüllen, d. h. (1) die zugrundeliegenden Daten offenlegen, (2) die zugrundeliegende Logik offenlegen und (3) dem Arzt die Aufgabe überlassen, die Entscheidung zu gestalten und zu treffen.

Andere Methoden für diagnostische Verfahren

Andere Methoden, die bei der Durchführung eines diagnostischen Verfahrens verwendet werden können, sind beispielsweise:

Ein Beispiel für einen medizinischen Algorithmus zur Bewertung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas.
  • Verwendung von medizinischen Algorithmen
  • Eine "erschöpfende Methode", bei der alle möglichen Fragen gestellt und alle möglichen Daten gesammelt werden.

Ungünstige Auswirkungen

Diagnoseprobleme sind die Hauptursache für Arzthaftungszahlungen, die in einer Studie mit Daten aus 25 Jahren und 350.000 Schadensfällen 35 % der Gesamtzahlungen ausmachen.

Überdiagnose

Unter Überdiagnose versteht man die Diagnose einer "Krankheit", die zu Lebzeiten des Patienten weder zu Symptomen noch zum Tod führen wird. Sie ist ein Problem, weil sie Menschen unnötigerweise zu Patienten macht und weil sie zu wirtschaftlicher Verschwendung (Überversorgung) und zu Behandlungen führen kann, die Schaden anrichten können. Eine Überdiagnose liegt vor, wenn eine Krankheit zwar korrekt diagnostiziert wird, die Diagnose aber irrelevant ist. Eine korrekte Diagnose kann irrelevant sein, weil eine Behandlung für die Krankheit nicht verfügbar, nicht notwendig oder nicht erwünscht ist.

Irrtümer

Laut einem Bericht der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine aus dem Jahr 2015 unterlaufen den meisten Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens ein Diagnosefehler.

Ursachen und Faktoren für Fehler bei der Diagnose sind:

  • die Manifestationen einer Krankheit sind nicht ausreichend erkennbar
  • eine Krankheit wird nicht in Betracht gezogen
  • Einem Aspekt der Diagnose wird zu viel Bedeutung beigemessen
  • es handelt sich um eine seltene Krankheit mit Symptomen, die auf viele andere Erkrankungen hindeuten
  • die Krankheit hat ein seltenes Erscheinungsbild

Verzögerungszeit

Bei einer medizinischen Diagnose ist eine Verzögerungszeit eine zeitliche Verzögerung, bis ein Schritt in Richtung Diagnose einer Krankheit oder eines Zustands gemacht wird. Arten von Verzögerungszeiten sind hauptsächlich:

  • Die Zeit vom Auftreten der Symptome bis zum Aufsuchen eines Arztes
  • Verzögerung zwischen Arztbesuch und Diagnose, d. h. die Zeit zwischen dem ersten Arztbesuch und der Diagnose
    • Verzögerungen aufgrund von Verzögerungen beim Lesen von Röntgenbildern wurden als eine der größten Herausforderungen bei der Gesundheitsversorgung genannt. Das Department of Health and Human Services hat Berichten zufolge festgestellt, dass die Interpretation von Röntgenbildern den Ärzten in der Notaufnahme selten vor der Entlassung des Patienten zur Verfügung steht.

Lange Wartezeiten werden oft als "diagnostische Odyssee" bezeichnet.

Geschichte

Die ersten aufgezeichneten Beispiele für medizinische Diagnosen finden sich in den Schriften von Imhotep (2630-2611 v. Chr.) im alten Ägypten (Edwin Smith Papyrus). Ein babylonisches medizinisches Lehrbuch, das von Esagil-kin-apli (ca. 1069-1046 v. Chr.) verfasste Diagnostische Handbuch, führte die Verwendung von Empirie, Logik und Rationalität bei der Diagnose einer Krankheit oder eines Leidens ein. Die traditionelle chinesische Medizin, wie sie im Inneren Kanon des Gelben Kaisers oder Huangdi Neijing beschrieben wird, nennt vier Diagnosemethoden: Inspektion, Auskultation-Olfaktation, Befragung und Abtasten. Hippokrates war dafür bekannt, dass er Diagnosen stellte, indem er den Urin seiner Patienten probierte und an ihrem Schweiß roch.

Wort

Die medizinische Diagnose oder der eigentliche Prozess der Diagnosestellung ist ein kognitiver Prozess. Der Arzt verwendet mehrere Datenquellen und setzt die einzelnen Teile des Puzzles zusammen, um einen diagnostischen Eindruck zu gewinnen. Der erste diagnostische Eindruck kann ein weit gefasster Begriff sein, der eine Kategorie von Krankheiten und nicht eine bestimmte Krankheit oder einen bestimmten Zustand beschreibt. Nach dem ersten diagnostischen Eindruck führt der Arzt weitere Tests und Verfahren durch, um weitere Daten zu erhalten, die die ursprüngliche Diagnose stützen oder widerlegen, und versucht, sie auf eine spezifischere Ebene einzugrenzen. Diagnostische Verfahren sind die spezifischen Instrumente, die der Arzt zur Eingrenzung der diagnostischen Möglichkeiten einsetzt.

Der Plural von Diagnose lautet Diagnosen. Das Verb lautet diagnostizieren, und eine Person, die Diagnosen stellt, wird als Diagnostiker bezeichnet.

Etymologie

Das Wort Diagnose /d.əɡˈnsɪs/ leitet sich über das Lateinische vom griechischen Wort διάγνωσις (diágnōsis) aus διαγιγνώσκειν (diagignṓskein) ab, was "erkennen, unterscheiden" bedeutet.

Gesellschaft und Kultur

Gesellschaftlicher Kontext

Die Diagnose kann viele Formen annehmen. Es kann sich um eine Benennung der Krankheit, Läsion, Funktionsstörung oder Behinderung handeln. Es kann sich um eine Benennung des Managements oder der Prognose handeln. Sie kann entweder den Grad der Abnormalität auf einem Kontinuum oder die Art der Abnormalität in einer Klassifikation angeben. Sie wird durch nichtmedizinische Faktoren wie Macht, Ethik und finanzielle Anreize für Patient oder Arzt beeinflusst. Sie kann eine kurze Zusammenfassung oder eine ausführliche Formulierung sein und sogar die Form einer Geschichte oder Metapher annehmen. Sie kann ein Kommunikationsmittel wie ein Computercode sein, der eine Zahlung, ein Rezept, eine Benachrichtigung, eine Information oder einen Ratschlag auslöst. Sie kann pathogen oder salutogen sein. Sie ist im Allgemeinen unsicher und vorläufig.

Sobald die Diagnose feststeht, kann der Leistungserbringer einen Managementplan vorschlagen, der sowohl die Behandlung als auch die Folgemaßnahmen umfasst. Von diesem Zeitpunkt an kann der Arzt den Patienten nicht nur behandeln, sondern ihn auch über die Ätiologie, den Verlauf, die Prognose, andere Folgen und mögliche Behandlungen seiner Beschwerden aufklären und ihm Ratschläge zur Erhaltung seiner Gesundheit geben.

Es wird ein Behandlungsplan vorgeschlagen, der eine Therapie sowie Folgekonsultationen und -untersuchungen zur Überwachung des Zustands und des Behandlungsfortschritts umfassen kann, falls erforderlich, in der Regel entsprechend den medizinischen Leitlinien, die der Fachbereich für die Behandlung der jeweiligen Krankheit bereitstellt.

Entsprechende Informationen sollten in die Krankenakte des Patienten aufgenommen werden.

Reagiert der Patient nicht auf Behandlungen, die normalerweise wirken, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die Diagnose überprüft werden muss.

Nancy McWilliams nennt fünf Gründe, die die Notwendigkeit einer Diagnose bestimmen:

  • Diagnose für die Behandlungsplanung;
  • darin enthaltene Informationen über die Prognose;
  • Schutz der Interessen der Patienten;
  • Eine Diagnose kann dem Therapeuten helfen, sich in seinen Patienten einzufühlen;
  • Sie kann die Wahrscheinlichkeit verringern, dass einige ängstliche Patienten die Behandlung ablehnen.

Arten

Zu den Untertypen von Diagnosen gehören:

Klinische Diagnose
Eine Diagnose, die auf der Grundlage von medizinischen Anzeichen und berichteten Symptomen und nicht durch diagnostische Tests gestellt wird.
Labordiagnose
Eine Diagnose, die im Wesentlichen auf Laborberichten oder Testergebnissen und nicht auf der körperlichen Untersuchung des Patienten beruht. So erfordert beispielsweise eine korrekte Diagnose von Infektionskrankheiten in der Regel sowohl eine Untersuchung der Anzeichen und Symptome als auch die Ergebnisse von Labortests und die Merkmale des betreffenden Erregers.
Radiologische Diagnose
Eine Diagnose, die in erster Linie auf den Ergebnissen bildgebender medizinischer Untersuchungen beruht. Grünholzfrakturen sind häufige radiologische Diagnosen.
Gewebediagnose
Eine Diagnose, die auf der makroskopischen, mikroskopischen und molekularen Untersuchung von Geweben wie Biopsien oder ganzen Organen beruht. Eine endgültige Krebsdiagnose wird beispielsweise durch eine Gewebeuntersuchung durch einen Pathologen gestellt.
Hauptdiagnose
Die einzige medizinische Diagnose, die für die Hauptbeschwerde oder den Behandlungsbedarf des Patienten am wichtigsten ist. Viele Patienten haben noch weitere Diagnosen.
Einweisungsdiagnose
Die Diagnose, die als Grund für die Aufnahme des Patienten in das Krankenhaus angegeben wird; sie kann sich von dem eigentlichen Problem oder von den Entlassungsdiagnosen unterscheiden, die bei der Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus gestellt werden.
Differentialdiagnose
Ein Prozess, bei dem alle möglichen Diagnosen identifiziert werden, die mit den Anzeichen, Symptomen und Laborbefunden in Zusammenhang stehen könnten, und dann Diagnosen ausgeschlossen werden, bis eine endgültige Entscheidung getroffen werden kann.
Diagnostische Kriterien
Bezeichnet die Kombination von Anzeichen, Symptomen und Testergebnissen, mit der der Arzt versucht, die richtige Diagnose zu stellen. Es handelt sich dabei um Standards, die in der Regel von internationalen Ausschüssen veröffentlicht werden und darauf ausgelegt sind, mit modernster Technologie die bestmögliche Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Erkrankung zu gewährleisten.
Pränatale Diagnose
Vor der Geburt durchgeführte Diagnosearbeiten
Ausschlussdiagnose
Ein medizinischer Zustand, dessen Vorhandensein durch Anamnese, Untersuchung oder Tests nicht mit absoluter Sicherheit festgestellt werden kann. Die Diagnose wird daher durch Ausschluss aller anderen vernünftigen Möglichkeiten gestellt.
Doppelte Diagnose
Die Diagnose von zwei zusammenhängenden, aber getrennten Erkrankungen oder Komorbiditäten. Der Begriff bezog sich fast immer auf die Diagnose einer schweren psychischen Erkrankung und einer Substanzkonsumstörung, doch mit der zunehmenden Verbreitung von Gentests wurden viele Fälle von Patienten mit mehreren gleichzeitigen genetischen Störungen aufgedeckt.
Selbstdiagnose
Die Diagnose oder Identifizierung eines medizinischen Zustands bei sich selbst. Die Selbstdiagnose ist sehr verbreitet.
Ferndiagnose
Eine Art der Telemedizin, bei der ein Patient diagnostiziert wird, ohne dass er sich physisch im selben Raum wie der Patient befindet.
Pflegediagnose
Die Pflegediagnose konzentriert sich nicht auf biologische Prozesse, sondern auf die Reaktionen von Menschen auf bestimmte Lebenssituationen, z. B. die Bereitschaft zur Veränderung oder zur Annahme von Hilfe.
Computergestützte Diagnose
Die Angabe von Symptomen ermöglicht es dem Computer, das Problem zu erkennen und den Benutzer bestmöglich zu diagnostizieren. Das Gesundheitsscreening beginnt mit der Identifizierung des Körperteils, an dem die Symptome auftreten; der Computer vergleicht eine Datenbank mit der entsprechenden Krankheit und stellt eine Diagnose.
Überdiagnose
Die Diagnose einer "Krankheit", die zu Lebzeiten des Patienten weder Symptome noch Beschwerden oder gar den Tod verursachen wird
Papierkorb-Diagnose
Eine vage oder sogar völlig gefälschte medizinische oder psychiatrische Bezeichnung, die dem Patienten oder der medizinischen Abteilung aus im Wesentlichen nicht medizinischen Gründen gegeben wird, z. B. um den Patienten durch eine offiziell klingende Bezeichnung zu beruhigen, um den Leistungserbringer effizient aussehen zu lassen oder um eine Genehmigung für eine Behandlung zu erhalten. Der Begriff wird auch als abwertende Bezeichnung für umstrittene, schlecht beschriebene, überstrapazierte oder fragwürdig eingestufte Diagnosen wie Pouchitis und Senilität verwendet, oder um Diagnosen abzutun, die auf eine Übermedikalisierung hinauslaufen, wie die Bezeichnung normaler Reaktionen auf körperlichen Hunger als reaktive Hypoglykämie.
Retrospektive Diagnose
Die Kennzeichnung einer Krankheit bei einer historischen Figur oder einem bestimmten historischen Ereignis unter Verwendung moderner Kenntnisse, Methoden und Krankheitsklassifikationen.

Wege zur Diagnose

Der Weg zur Diagnose, die Diagnosefindung, wird auch als Diagnostik bezeichnet und endet typischerweise mit der Benennung des gefundenen Krankheitsbildes. In die Benennung gehen häufig auch Vorstellungen über Krankheitsursache und -entstehung (Ätiologie und Pathogenese) ein. Die Diagnostik kann rein klinisch erfolgen (bereits in den Hippokratischen Schriften grundlegend dargestellt). Meist jedoch handelt es sich um die gezielte Abfolge verschiedener Untersuchungen, z. B. Psychologische Diagnostik oder Bildgebende Diagnostik.

Mit dem Begriff Routinediagnostik kann gemeint sein:

  • eine ohne besonderen Aufwand, ohne extra Anforderung, durchführbare Maßnahme (z. B. bei Laboren)
  • eine Abfolge von ohne konkreten Verdacht durchgeführten Maßnahmen (z. B. bei Screening, „mal durchchecken“)
  • eine in Behandlungsleitlinien für klinische Symptome (z. B.: Hinterwandinfarkt) durchzuführende Maßnahme
  • eine in Behandlungsprotokollen in festen Zeitabständen durchzuführende Maßnahme

Ausschlussdiagnose

Die Ausschlussdiagnose (englisch diagnosis by exclusion) ist eine Diagnose, die sich aus dem schrittweisen Ausschluss aller anderen möglichen Erkrankungen mit denselben Symptomen ergibt, bis nur noch die Ausschlussdiagnose übrig bleibt.

Verdachts- und Arbeitsdiagnose

Liefern weder Diagnostik noch Differenzialdiagnostik ein sicheres Ergebnis, dann wird der vermuteten Diagnose ein V. a. (Verdacht auf) vorangestellt. Die Begriffe Verdachts- und Arbeitsdiagnose werden häufig synonym verwendet. Sie sind grundsätzlich Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen, um einen Verdacht zu erhärten oder auch zu verwerfen. In der Notfallmedizin wird der Begriff der Arbeitsdiagnose für Symptomenkomplexe verwendet, die im Rahmen einer notärztlichen Versorgung oder in einer Notaufnahme nur zeitverzögert näher differenziert werden können, weil dazu nötige Labor- oder andere Untersuchungen, wie Computertomographie oder konventionelle Röntgendiagnostik, entsprechend Zeit benötigen. Beispiele hierfür sind das akute Koronarsyndrom und das Polytrauma.

Gründe, sich nur auf einen begründeten Verdacht zu beschränken, also keine exakte Diagnose zu stellen, liegen typischerweise darin, dass weiterführende Untersuchungen in keinem sinnvollen Verhältnis zu der therapeutischen Konsequenz stehen, vom Patienten abgelehnt werden oder für diesen ein Gesundheitsrisiko bergen. Auch ein Mangel an Möglichkeiten oder Zeit (beispielsweise im Notfall) oder Kostengründe können dagegenstehen. So ist beispielsweise die Diagnose grippaler Infekt immer eine Verdachtsdiagnose, solange keine virologische Untersuchung durchgeführt wurde. Ebenso hat sich in der Notfallmedizin der Begriff des akuten Koronarsyndroms eingebürgert, unter dem letztlich alle Symptome einer Minderdurchblutung des Herzens zusammengefasst werden. Die Differenzierung, ob es sich also konkret um eine Angina Pectoris oder einen Herzinfarkt handelt, erfolgt dann zweizeitig.

Selbstdiagnose

Die Selbstdiagnose (auch: Eigendiagnose) ist die medizinische und in der Regel laienhafte Beurteilung von Beschwerden und Symptomen, die eine Person mithilfe von Fachliteratur, Internet (Dr. Google) und anderen Quellen oder Hilfsmitteln an sich selbst vornimmt.

Differentialdiagnose

Als Differentialdiagnose (auch Differenzialdiagnose; auf Befundschreiben abgekürzt DD) bezeichnet man die Gesamtheit aller Diagnosen, die alternativ als Erklärung für die erhobenen Symptome (Krankheitszeichen) oder medizinischen Befunde in Betracht zu ziehen sind oder in Betracht gezogen worden sind. Eine systematische Differentialdiagnostik als Lehrgegenstand der Nosologie findet sich erstmals in den Schriften des römischen Arztes Caelius Aurelianus im 5. Jahrhundert.

Diagnose ex juvantibus

Bei nicht sicher gestellter Diagnose kann gelegentlich durch eine probeweise Therapieanwendung anhand einer beobachteten Verbesserung des klinischen Bildes oder einer Heilung ex post auf die Richtigkeit einer ursprünglichen Diagnose geschlossen werden. Man nennt dies Diagnosis ex juvantibus (Diagnose vom Heilerfolg her).

Fehldiagnose

Eine falsch gestellte Diagnose wird als Fehldiagnose bezeichnet. Die Ursachen können zum Beispiel an falschen Anwendungen bei den Labormethoden liegen. Häufig wird eine falsche Diagnose den Ärzten angelastet. 2010 wurden durch die Gutachterstellen der Ärzteschaft bei 2.199 Patienten falsche Diagnosen oder Behandlungen festgestellt, in deren Folge 87 Patienten starben. Nach Aussage von Fachleuten ist die Fehlerquote angesichts von rund 400 Millionen Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr jedoch gering.

Vorgehensweise bei der Erarbeitung einer Diagnose (Diagnostik)

Bereits beim Erstkontakt kann anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Arbeitsdiagnose erstellt werden. Letztere ist Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen, mit dem Ziel notwendige, ergänzende Informationen zu erlangen. Anhand der hinzugekommenen Informationen wird dann im ersten Schritt die Arbeitsdiagnose bestätigt oder verworfen bzw. verändert. Zur Erlangung einer gesicherten Diagnose kann es manchmal mehrerer solcher Schritte bedürfen.

Die Auswahl der notwendigen diagnostischen Methoden richtet sich auch nach der Wahrscheinlichkeit, Therapierbarkeit und Bedrohlichkeit der verbleibenden Differenzialdiagnosen und nach dem mit der Maßnahme verbundenen Aufwand und Risiko. Der Vorgang endet, wenn nur noch eine Diagnose in Frage kommt. Häufig wird der Vorgang vorher aber (vernünftigerweise) abgebrochen – und zwar dann, wenn die verbleibenden Differenzialdiagnosen nur noch Entitäten enthalten, die entweder

  • nicht therapierbar sind,
  • nicht therapiebedürftig sind oder
  • alle die gleiche (dann oft symptomatische) Therapie nahelegen.

Eine Herausforderung der medizinischen Diagnostik ist im Notfall der Zeitmangel.

Grundlegende Diagnostik

Die wichtigsten Methoden zur Diagnostik (Herausfinden einer Diagnose) sind die Anamnese (Vorgeschichte, z. B. durch Befragung des Patienten oder anderer Personen aus dem Umfeld), körperliche Untersuchung (Untersuchung des Patienten unter Einsatz der Sinne und einfacher Hilfsmittel, vor allem durch Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation) sowie die Berücksichtigung des Patientenumfeldes. Dabei können beispielsweise herumliegende Spritzen oder Medikamente am Ort eines Notfalles oder der Zustand der Patientenwohnung wichtige Hinweise geben.

Apparative Diagnostik

Die einfachen Untersuchungsmethoden sind in den meisten Fällen hinreichend genau, um Krankheiten mit lebensbedrohlichen Konsequenzen erkennen oder ausschließen zu können. Der Einsatz apparativer Methoden muss bezüglich des zu erwartenden Nutzen-Risiko-Verhältnisses (z. B. bei belastenden Röntgenstrahlen) und Nutzen-Aufwand-Verhältnisses (z. B. bei kostenintensiven MRT-Untersuchungen) abgewogen werden. Apparative Diagnostik kann dann sinnvoll sein, wenn sich daraus Erkenntnisse für die Behandlung des Patienten gewinnen lassen. Ausnahmen hiervon sind etwa Obduktionen zur Klärung von berufsgenossenschaftlichen oder rechtlichen Fragen. Auch im Rahmen der Qualitätssicherung zukünftiger Behandlungen anderer bzw. beim Feststellen genetischer Ursachen einer Erkrankung, um ggf. Angehörige frühzeitig behandeln zu können, kann Apparative Diagnostik hilfreich sein.

Beispiele für Apparative Diagnostik sind Labordiagnostik (Untersuchung von Blut, Urin usw.), Gewebs- und Zelldiagnostik mittels Histologie oder Zytologie, bildgebende Verfahren (Sonografie, Endoskopie, Röntgen, CT, MRT und Nuklearmedizinische Bildgebung), Messung elektrischer Felder des Körpers (EKG, EEG, EMG und ENG), Funktionsuntersuchungen (Lungenfunktionstest, Druckmessungen in Gefäßen und Schließmuskeln), Reflexuntersuchung, Provokations- und Belastungstests (Leistungstests (Ergometrie) und Glukosetoleranztest).

Insbesondere auch die Augenheilkunde bedient sich einer ganzen Reihe von apparativen Untersuchungsgeräten.

Klassifizierung

Im Rahmen des gesetzlichen Abrechnungssystems (G-DRG) muss für die Verschlüsselung der Diagnosen in Deutschland die ICD-10 verwendet werden (die internationale Klassifikation der Krankheiten). Hierzu gibt das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) eine deutsche Version heraus, die ICD-10-GM (German Modification).

Die ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) wurden durch das GKV-Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VStG) zum 31. Dezember 2011 abgeschafft.