Bewältigungsstrategie

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Die Begriffe Bewältigungsstrategie, Copingstrategie oder Coping (von englisch to cope with, „bewältigen, überwinden“) bezeichnen die Art des Umgangs mit einem als bedeutsam und schwierig empfundenen Lebensereignis oder einer Lebensphase.

Bewältigung bezieht sich auf bewusste oder unbewusste Strategien, um unangenehme Gefühle zu reduzieren. Bewältigungsstrategien können Kognitionen oder Verhaltensweisen sein und können individuell oder sozial sein.

Theorien zur Bewältigung

Es wurden Hunderte von Bewältigungsstrategien identifiziert. Über die Einteilung dieser Strategien in ein breiteres System ist man sich nicht einig. Die Forscher versuchen, die Bewältigungsreaktionen rational, empirisch durch Faktorenanalyse oder durch eine Mischung aus beiden Techniken zu gruppieren. In den Anfängen teilten Folkman und Lazarus die Bewältigungsstrategien in vier Gruppen ein, nämlich problemorientiertes, emotionsorientiertes, unterstützungssuchendes und sinnstiftendes Coping. Weiten hat vier Arten von Bewältigungsstrategien identifiziert: bewertungsorientiertes (adaptives kognitives), problemorientiertes (adaptives verhaltensorientiertes), emotionsorientiertes und beschäftigungsorientiertes Coping. Billings und Moos fügten Vermeidungsbewältigung als eine der emotionsfokussierten Bewältigungsstrategien hinzu. Einige Wissenschaftler haben die psychometrische Gültigkeit der erzwungenen Kategorisierung in Frage gestellt, da diese Strategien nicht unabhängig voneinander sind. Außerdem können Menschen in der Realität mehrere Bewältigungsstrategien gleichzeitig anwenden.

In der Regel verwenden Menschen eine Mischung aus mehreren Arten von Bewältigungsstrategien, die sich im Laufe der Zeit ändern können. Alle diese Strategien können sich als nützlich erweisen, aber manche behaupten, dass diejenigen, die problemorientierte Bewältigungsstrategien anwenden, sich besser an das Leben anpassen. Problemorientierte Bewältigungsmechanismen können einer Person eine größere wahrgenommene Kontrolle über ihr Problem ermöglichen, während emotionsorientierte Bewältigung manchmal zu einer Verringerung der wahrgenommenen Kontrolle führen kann (maladaptive Bewältigung).

Lazarus "stellt die Verbindung zwischen seiner Idee der 'defensiven Neubewertung' oder kognitiven Bewältigung und Freuds Konzept der 'Ich-Abwehr' fest", wobei sich die Bewältigungsstrategien mit den Abwehrmechanismen einer Person überschneiden.

Bewertungsorientierte Bewältigungsstrategien

Bewertungsorientierte (adaptive kognitive) Strategien treten auf, wenn die Person ihre Denkweise ändert, z. B. durch Verleugnung oder Distanzierung vom Problem. Personen, die bewertungsorientierte Bewältigungsstrategien anwenden, ändern absichtlich ihre Sichtweise auf die Situation, um eine positivere Sichtweise auf ihre Situation zu haben. Ein Beispiel für eine Bewertungsbewältigungsstrategie wäre, dass eine Person Karten für ein Fußballspiel kauft, obwohl sie weiß, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung wahrscheinlich nicht daran teilnehmen kann. Menschen können die Art und Weise, wie sie über ein Problem denken, ändern, indem sie ihre Ziele und Werte ändern, z. B. indem sie den Humor in einer Situation sehen: "Einige haben die Vermutung geäußert, dass Humor bei Frauen eine größere Rolle bei der Stressbewältigung spielt als bei Männern".

Adaptive verhaltensbezogene Bewältigungsstrategien

Die psychologischen Bewältigungsmechanismen werden gemeinhin als Bewältigungsstrategien oder Bewältigungsfähigkeiten bezeichnet. Der Begriff Bewältigung bezieht sich im Allgemeinen auf adaptive (konstruktive) Bewältigungsstrategien, d. h. Strategien, die Stress reduzieren. Andere Bewältigungsstrategien können dagegen als maladaptiv bezeichnet werden, wenn sie den Stress erhöhen. Maladaptives Coping wird daher aufgrund seines Ergebnisses auch als Non-Coping bezeichnet. Darüber hinaus bezieht sich der Begriff Coping im Allgemeinen auf reaktives Coping, d. h. auf die Bewältigungsreaktion, die auf den Stressor folgt. Dies unterscheidet sich vom proaktiven Coping, bei dem eine Bewältigungsreaktion darauf abzielt, einen zukünftigen Stressor zu neutralisieren. Unterbewusste oder unbewusste Strategien (z. B. Abwehrmechanismen) werden im Allgemeinen aus dem Bereich der Bewältigung ausgeschlossen.

Die Wirksamkeit der Bewältigungsbemühungen hängt von der Art des Stresses, der Person und den Umständen ab. Die Bewältigungsreaktionen werden zum Teil durch die Persönlichkeit (gewohnheitsmäßige Eigenschaften), zum Teil aber auch durch das soziale Umfeld, insbesondere die Art des stressigen Umfelds, gesteuert. Menschen, die problemorientierte Strategien anwenden, versuchen, die Ursache ihres Problems zu beseitigen. Sie tun dies, indem sie sich über das Problem informieren und neue Fähigkeiten erlernen, um das Problem zu bewältigen. Problemorientierte Bewältigung zielt darauf ab, die Quelle des Stresses zu verändern oder zu beseitigen. Die drei von Folkman und Lazarus genannten problemorientierten Bewältigungsstrategien sind: Kontrolle übernehmen, Informationen suchen und das Für und Wider abwägen. Problemorientierte Bewältigungsstrategien sind jedoch nicht unbedingt adaptiv, sondern können auch nach hinten losgehen, vor allem, wenn man das Problem nicht unter Kontrolle bringen kann.

Die Soziale Arbeit setzt Bewältigungsstrategien ein und entwickelt sie durch Techniken und systemische Betrachtungsweisen fort. Aus den Bewältigungsversuchen von Belastungen können sich personale Lernprozesse ergeben, die neue Kompetenzen aufbauen, die somit Entwicklungsschritte und personale Ressourcen für das zukünftige Leben darstellen. Uwe Schaarschmidt spricht von Bewältigungsmustern im Zusammenhang mit der Bearbeitung des beruflichen Burnouts bei Lehrern (Bewältigungsmuster im Lehrerberuf; S. 378f).

Im medizinischen Sinne bezeichnet Coping das Bewältigungsverhalten von Menschen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen.

Copingstrategien sind auch die von Elisabeth Kübler-Ross und anderen postulierten Trauer­phasen oder auch die Vergebung, wenn das Verhalten anderer Menschen die schwierigen Lebensumstände verursacht hat.

Es kann zwischen adaptiven und maladaptiven Copingstrategien unterschieden werden (auch als funktionale bzw. dysfunktionale Coping-Strategien bezeichnet). Adaptive Copingstrategien tragen zu einer langfristigen und nachhaltigen Lösung eines Problems bei, während bei maladaptiven Copingstrategien der Ablenkungscharakter im Vordergrund steht. Eine wichtige Theorie zu Coping bzw. Stressbewältigung wurde von Richard Lazarus durch das Stressmodell von Lazarus beschrieben.

In den 1980ern begann Lothar Böhnisch das Coping-Konzept als „Lebensbewältigung“ in der Sozialpädagogik anwendbar zu machen und weiterzuentwickeln.

Ein psychologischer Test zur Messung des Umgangs mit Stress (COPE) wurde 1989 von Charles S. Carver entwickelt. Er erfasst 14 unterschiedliche Coping-Strategien und wird sehr häufig für die Erforschung der Ursachen von Stress und deren Bewältigung eingesetzt.

Gefühlsbetonte Bewältigungsstrategien

Emotionsfokussierte Strategien beinhalten:

  • aufgestaute Emotionen freisetzen
  • sich ablenken
  • die Bewältigung feindseliger Gefühle
  • Meditieren
  • Achtsamkeitsübungen
  • systematische Entspannungsverfahren anwenden.

Die emotionsorientierte Bewältigung "ist darauf ausgerichtet, die Emotionen zu bewältigen, die mit der Wahrnehmung von Stress einhergehen". Die fünf von Folkman und Lazarus identifizierten emotionsfokussierten Bewältigungsstrategien sind:

  • Verleugnung
  • Flucht-Vermeidung
  • Übernahme von Verantwortung oder Schuld
  • Selbstkontrolle ausüben
  • und positive Neubewertung.

Emotionsorientierte Bewältigung ist ein Mechanismus zur Linderung von Stress durch Minimierung, Reduzierung oder Vermeidung der emotionalen Komponenten eines Stressors. Dieser Mechanismus kann auf verschiedene Weise angewandt werden, wie z. B:

  • Suche nach sozialer Unterstützung
  • Neubewertung des Stressors in einem positiven Licht
  • Übernahme von Verantwortung
  • Vermeidungsverhalten
  • Selbstkontrolle ausüben
  • Distanzierung

Bei diesem Bewältigungsmechanismus geht es darum, die Bedeutung des Stressors zu verändern oder die Aufmerksamkeit von ihm wegzulenken. Bei der Neubewertung wird zum Beispiel versucht, eine positivere Bedeutung der Stressursache zu finden, um die emotionale Komponente des Stressors zu verringern. Die Vermeidung des emotionalen Stresses lenkt von den negativen Gefühlen ab, die mit dem Stressor verbunden sind. Emotionsfokussierte Bewältigung eignet sich gut für Stressoren, die unkontrollierbar erscheinen (z. B. die Diagnose einer unheilbaren Krankheit oder der Verlust eines geliebten Menschen). Einige Mechanismen der emotionsfokussierten Bewältigung, wie z. B. Distanzierung oder Vermeidung, können für einen kurzen Zeitraum lindernde Wirkungen haben, sie können jedoch schädlich sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Positive emotionsfokussierte Mechanismen wie die Suche nach sozialer Unterstützung und eine positive Neubewertung werden mit positiven Ergebnissen in Verbindung gebracht. Die emotionale Bewältigung ist eine Form der emotionsorientierten Bewältigung, bei der der Ausdruck und die Verarbeitung von Emotionen zur adaptiven Bewältigung einer Reaktion auf einen Stressor eingesetzt wird. Weitere Beispiele sind Entspannungstraining durch tiefe Atmung, Meditation, Yoga, Musik- und Kunsttherapie und Aromatherapie sowie Erdung, bei der körperliche Empfindungen oder mentale Ablenkungen genutzt werden, um den Fokus vom Stressor auf die Gegenwart zu lenken.

Gesundheitstheorie der Bewältigung

Die Gesundheitstheorie der Bewältigung zielt darauf ab, die Beschränkungen früherer Bewältigungstheorien zu überwinden, indem sie Bewältigungsstrategien innerhalb von Kategorien beschreibt, die konzeptionell klar, sich gegenseitig ausschließend, umfassend, funktionell homogen, funktionell unterschiedlich, generativ und flexibel sind und das Kontinuum der Bewältigungsstrategien erklären. Die Nützlichkeit aller Bewältigungsstrategien zur Verringerung der akuten Notlage wird anerkannt, jedoch werden die Strategien je nach der Wahrscheinlichkeit zusätzlicher negativer Folgen als gesund oder ungesund eingestuft. Zu den gesunden Kategorien gehören Selbstberuhigung, Entspannung/Ablenkung, soziale Unterstützung und professionelle Unterstützung. Ungesunde Bewältigungskategorien sind negative Selbstgespräche, schädliche Aktivitäten (z. B. emotionales Essen, verbale oder körperliche Aggression, Alkohol, Drogen, Selbstverletzung), sozialer Rückzug und Suizidalität. Ungesunde Bewältigungsstrategien werden eingesetzt, wenn gesunde Bewältigungsstrategien überfordert sind, nicht wenn es keine gesunden Bewältigungsstrategien gibt. Einige Bewältigungsansätze betrachten die Bewältigung als einen Prozess und schlagen die Förderung von Selbstfürsorgestrategien vor.

Reaktive und proaktive Bewältigung

Die meisten Bewältigungsstrategien sind reaktiv, d. h. die Bewältigungsreaktion folgt den Stressoren. Das Antizipieren und Reagieren auf einen zukünftigen Stressor wird als proaktive Bewältigung oder zukunftsorientierte Bewältigung bezeichnet. Antizipation bedeutet, dass man den Stress einer schwierigen Herausforderung reduziert, indem man voraussieht, wie sie sein wird, und sich darauf vorbereitet, wie man mit ihr fertig wird.

Soziale Bewältigung

Bei der sozialen Bewältigung wird berücksichtigt, dass der Einzelne in ein soziales Umfeld eingebettet ist, das zwar stressig sein kann, aber auch die Quelle von Bewältigungsressourcen ist, wie z. B. die Suche nach sozialer Unterstützung durch andere.

Humor

Humor als positive Bewältigungsmethode kann sich positiv auf die emotionale und geistige Gesundheit auswirken. Durch eine humorvolle Lebenseinstellung können belastende Erfahrungen oft minimiert werden. Diese Bewältigungsmethode geht mit positiven emotionalen Zuständen einher und ist bekanntlich ein Indikator für psychische Gesundheit. Auch physiologische Prozesse werden durch die Ausübung von Humor beeinflusst. So kann Lachen beispielsweise die Muskelspannung verringern, die Sauerstoffzufuhr im Blut erhöhen, das Herz-Kreislauf-System trainieren und Endorphine im Körper produzieren. Der Einsatz von Humor bei der Bewältigung von Gefühlen kann je nach Lebensumständen und individuellem Humorstil variieren. In Bezug auf Trauer und Verlust im Leben hat man festgestellt, dass echtes Lachen/Lächeln beim Sprechen über den Verlust die spätere Bewältigung vorhersagt und positivere Reaktionen bei anderen Menschen hervorruft. Eine Person könnte auch komödiantische Erleichterung bei anderen finden, wenn es um irrationale mögliche Ergebnisse für die Beerdigung des Verstorbenen geht. Es ist auch möglich, dass Menschen Humor einsetzen, um ein Gefühl der Kontrolle über eine eher hilflose Situation zu bekommen und um vorübergehend einem Gefühl der Hilflosigkeit zu entkommen. Geübter Humor kann ein Zeichen für eine positive Anpassung sein und Unterstützung und Interaktion von anderen Menschen im Umfeld des Verlustes hervorrufen.

Negative Techniken (maladaptive Bewältigung oder Nichtbewältigung)

Während adaptive Bewältigungsstrategien die Funktionsfähigkeit verbessern, verringern maladaptive Bewältigungstechniken (auch als Non-Coping bezeichnet) lediglich die Symptome, während der Stressor beibehalten oder verstärkt wird. Maladaptive Techniken sind nur als kurzfristiger und nicht als langfristiger Bewältigungsprozess wirksam.

Beispiele für maladaptive Verhaltensstrategien sind Dissoziation, Sensibilisierung, Sicherheitsverhalten, ängstliches Vermeiden, Prokrastination, Rationalisierung und Flucht (einschließlich Selbstmedikation).

Diese Bewältigungsstrategien beeinträchtigen die Fähigkeit der Person, die Verknüpfung zwischen der Situation und den damit verbundenen Angstsymptomen zu verlernen bzw. aufzulösen. Es handelt sich dabei um maladaptive Strategien, da sie dazu dienen, die Störung aufrechtzuerhalten.

Dissoziation ist die Fähigkeit des Verstandes, Gedanken, Erinnerungen und Gefühle zu trennen und abzuschotten. Dies wird häufig mit dem posttraumatischen Stresssyndrom in Verbindung gebracht.

Sensibilisierung bedeutet, dass eine Person versucht, sich über ängstliche Ereignisse zu informieren, sie zu proben und/oder zu antizipieren, um zu verhindern, dass diese Ereignisse überhaupt eintreten.

Sicherheitsverhalten zeigt sich, wenn Menschen mit Angststörungen sich auf etwas oder jemanden verlassen, um mit ihrer übermäßigen Angst fertig zu werden.

Prokrastination liegt vor, wenn eine Person eine Aufgabe absichtlich aufschiebt, um sich vorübergehend vom Stress zu befreien. Dies mag zwar kurzfristig Erleichterung verschaffen, doch wenn es als Bewältigungsmechanismus eingesetzt wird, verursacht Prokrastination langfristig mehr Probleme.

Unter Rationalisierung versteht man den Versuch, die Schwere eines Ereignisses mit Hilfe von Argumenten zu minimieren oder zu vermeiden, dass es auf eine Weise angegangen wird, die ein psychologisches Trauma oder Stress verursachen könnte. Sie äußert sich am häufigsten in Form von Entschuldigungen für das Verhalten der Person, die die Rationalisierung vornimmt, oder für andere, die an der Situation beteiligt sind, die die Person zu rationalisieren versucht.

Angstvermeidung bedeutet, dass eine Person angstauslösende Situationen mit allen Mitteln vermeidet. Dies ist die am häufigsten angewandte Methode.

Die Flucht ist eng mit dem Vermeiden verbunden. Diese Technik wird häufig von Menschen angewandt, die unter Panikattacken oder Phobien leiden. Diese Menschen wollen bei den ersten Anzeichen von Angst aus der Situation fliehen.

Weitere Beispiele

Weitere Beispiele für Bewältigungsstrategien sind emotionale oder instrumentelle Unterstützung, Selbstablenkung, Verleugnung, Substanzkonsum, Selbstbeschuldigung, Verhaltensauflösung und der Konsum von Drogen oder Alkohol.

Viele Menschen sind der Meinung, dass Meditation "nicht nur unsere Emotionen beruhigt, sondern ... uns auch mehr 'zusammen' fühlen lässt", ebenso wie "die Art von Gebet, bei der man versucht, eine innere Ruhe und Frieden zu erreichen".

Das Low-Effort-Syndrom oder Low-Effort-Coping bezieht sich auf die Bewältigungsreaktionen einer Person, die sich weigert, hart zu arbeiten. Zum Beispiel kann ein Schüler in der Schule lernen, sich nur minimal anzustrengen, weil er glaubt, dass seine Schwächen aufgedeckt werden könnten, wenn er sich anstrengt.

Historische psychoanalytische Theorien

Otto Fenichel

Otto Fenichel fasste frühe psychoanalytische Studien über Bewältigungsmechanismen bei Kindern als "allmähliche Ersetzung von Handlungen durch bloße Entladungsreaktionen...[&] die Entwicklung der Urteilsfunktion" zusammen - wobei er jedoch feststellte, dass "hinter allen aktiven Arten der Bewältigung äußerer und innerer Aufgaben eine Bereitschaft zurückbleibt, auf passiv-rezeptive Arten der Bewältigung zurückzugreifen."

In erwachsenen Fällen von "akuten und mehr oder weniger 'traumatischen' erschütternden Ereignissen im Leben normaler Menschen" betonte Fenichel, dass er bei der Bewältigung, "bei der Durchführung einer 'Lernarbeit' oder 'Anpassungsarbeit', die neue und weniger angenehme Realität anerkennen und Tendenzen zur Regression, zur Fehlinterpretation der Realität bekämpfen muss", obwohl solche rationalen Strategien "mit relativen Erlaubnissen für Ruhe und für kleine Regressionen und kompensatorische Wunscherfüllung gemischt sein können, die eine erholende Wirkung haben".

Karen Horney

In den 1940er Jahren entwickelte die deutsche freudianische Psychoanalytikerin Karen Horney "ihre ausgereifte Theorie, nach der Individuen mit der Angst fertig werden, die dadurch entsteht, dass sie sich unsicher, ungeliebt und unterbewertet fühlen, indem sie ihre spontanen Gefühle verleugnen und ausgeklügelte Verteidigungsstrategien entwickeln." Horney definierte vier so genannte Bewältigungsstrategien, um zwischenmenschliche Beziehungen zu definieren, von denen eine die psychisch gesunden Individuen und die anderen die neurotischen Zustände beschreibt.

Die gesunde Strategie, die sie als "Moving with" bezeichnete, ist diejenige, mit der psychisch gesunde Menschen Beziehungen entwickeln. Sie beinhaltet Kompromisse. Um sich mit zu bewegen, muss es Kommunikation, Zustimmung, Meinungsverschiedenheiten, Kompromisse und Entscheidungen geben. Die drei anderen von ihr beschriebenen Strategien - "Sich hinbewegen", "Sich dagegen bewegen" und "Sich wegbewegen" - stellen neurotische, ungesunde Strategien dar, die Menschen anwenden, um sich zu schützen.

Horney untersuchte diese Muster der neurotischen Bedürfnisse (zwanghafte Bindungen). Die Neurotiker können diese Bindungen aufgrund von Schwierigkeiten in ihrem Leben stärker empfinden. Wenn der Neurotiker diese Bedürfnisse nicht erlebt, wird er Angst empfinden. Die zehn Bedürfnisse sind:

  1. Zuneigung und Anerkennung, das Bedürfnis, anderen zu gefallen und gemocht zu werden.
  2. Ein Partner, der das eigene Leben übernimmt, basierend auf der Vorstellung, dass die Liebe alle Probleme lösen wird.
  3. Beschränkung des eigenen Lebens auf enge Grenzen, anspruchslos zu sein, sich mit wenig zufrieden zu geben, unauffällig zu sein; das eigene Leben zu vereinfachen.
  4. Macht, um andere zu kontrollieren, um eine Fassade der Allmacht zu schaffen, verursacht durch ein verzweifeltes Verlangen nach Stärke und Dominanz.
  5. Ausbeutung von anderen; um sie zu übervorteilen.
  6. Soziale Anerkennung oder Prestige, verursacht durch eine abnorme Sorge um Äußerlichkeiten und Beliebtheit.
  7. Persönliche Bewunderung.
  8. Persönliche Leistung.
  9. Selbstgenügsamkeit und Unabhängigkeit.
  10. Perfektion und Unangreifbarkeit, der Wunsch, perfekt zu sein, und die Angst, Fehler zu machen.

Bei der Nachgiebigkeit, die auch als "Annäherung" oder "Selbstbeschränkung" bezeichnet wird, bewegt sich die Person auf diejenigen zu, die sie als Bedrohung empfindet, um Vergeltung und Verletzungen zu vermeiden, indem sie "jedes noch so nachteilige Opfer bringt". Das Argument lautet: "Wenn ich nachgebe, werde ich nicht verletzt." Das bedeutet: Wenn ich jedem, den ich als potenzielle Bedrohung ansehe, gebe, was er will, werde ich nicht verletzt (körperlich oder seelisch). Diese Strategie umfasst die neurotischen Bedürfnisse eins, zwei und drei.

Beim Rückzug, der auch als "Wegziehen" oder "Rückzugslösung" bekannt ist, distanziert sich der Einzelne von allen, die er als Bedrohung empfindet, um nicht verletzt zu werden - "die 'Mauseloch'-Haltung ... die Sicherheit der Unauffälligkeit". Das Argument lautet: "Wenn ich niemanden an mich heranlasse, werde ich auch nicht verletzt." Ein Neurotiker, so Horney, wünscht sich, distanziert zu sein, weil er missbraucht wurde. Wenn sie extrem introvertiert sein können, wird niemand jemals eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Wenn niemand da ist, kann sie auch niemand verletzen. Diese "sich entfernenden" Menschen kämpfen mit ihrer Persönlichkeit, weshalb sie oft kalt oder oberflächlich wirken. Das ist ihre Strategie. Sie entfernen sich emotional von der Gesellschaft. Zu dieser Strategie gehören auch die neurotischen Bedürfnisse drei, neun und zehn.

Bei der Aggression, die auch als "Gegenbewegung" oder "Expansive Lösung" bekannt ist, bedroht die Person diejenigen, die sie als Bedrohung empfindet, um zu vermeiden, dass sie verletzt wird. Kinder können auf elterliche Unstimmigkeiten mit Wut oder Feindseligkeit reagieren. Diese Strategie umfasst die neurotischen Bedürfnisse vier, fünf, sechs, sieben und acht.

In Anlehnung an die Arbeit von Karen Horney entwickelten Wissenschaftler der öffentlichen Verwaltung eine Klassifizierung der Bewältigungsstrategien von Mitarbeitern in der Arbeit mit Kunden (siehe auch die Arbeit von Michael Lipsky über die Bürokratie auf der Straße). Diese Klassifizierung der Bewältigung konzentriert sich auf das Verhalten, das Mitarbeiter gegenüber Kunden zeigen können, wenn sie mit Stress konfrontiert werden. Sie zeigen, dass es bei der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen drei Hauptfamilien von Bewältigungsstrategien gibt: - Auf die Kunden zugehen: Bewältigung durch Hilfe für Kunden in Stresssituationen. Ein Beispiel ist ein Lehrer, der Überstunden macht, um Schülern zu helfen.
- Sich von den Kunden wegbewegen: Bewältigung durch Vermeidung von bedeutsamen Interaktionen mit Kunden in Stresssituationen. Ein Beispiel ist ein Beamter, der sagt: "Das Büro ist heute sehr beschäftigt, bitte kommen Sie morgen wieder."
- Sich gegen Kunden wenden: Bewältigung durch Konfrontation mit Kunden. So können beispielsweise Lehrer den Stress bei der Arbeit mit Schülern bewältigen, indem sie sehr strenge Regeln aufstellen, z. B. dass die Benutzung von Mobiltelefonen im Unterricht verboten ist und jeder ins Büro geschickt wird, wenn er ein Mobiltelefon benutzt. Auch Aggressionen gegenüber Klienten sind hier zu nennen.

In ihrer systematischen Durchsicht von 35 Jahren Literatur fanden die Wissenschaftler heraus, dass die am häufigsten angewandte Familie die Annäherung an die Klienten ist (43 % aller Bewältigungsfragmente). Sich von Klienten wegbewegen wurde in 38% aller Bewältigungsfragmente gefunden und sich gegen Klienten bewegen in 19%.

Heinz Hartmann

Der Psychoanalytiker (sowie Arzt, Psychologe und Psychiater) Heinz Hartmann markierte 1937 mit der Veröffentlichung seines Aufsatzes "Me" (der später, 1958, unter dem Titel "The Ego and the Problem of Adaptation" ins Englische übersetzt wurde) die Entwicklung der Ich-Psychologie. Hartmann konzentrierte sich auf die adaptive Entwicklung des Ichs "durch die Bewältigung neuer Anforderungen und Aufgaben". Seiner adaptiven Sichtweise zufolge haben Säuglinge von Geburt an die Fähigkeit, mit den Anforderungen ihrer Umgebung zurechtzukommen. In seinem Gefolge betonte die Ich-Psychologie weiterhin "die Entwicklung der Persönlichkeit und der 'Ich-Stärken' ... die Anpassung an die sozialen Realitäten".

Objektbeziehungen

Die emotionale Intelligenz hat die Bedeutung der Fähigkeit hervorgehoben, "sich selbst zu beruhigen, aufkeimende Ängste, Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit abzuschütteln. .... Menschen, die diese Fähigkeit nicht besitzen, kämpfen ständig mit Gefühlen der Bedrängnis, während diejenigen, die sich darin auszeichnen, sich viel schneller von den Rückschlägen und Verstimmungen des Lebens erholen können". Einige psychoanalytische Denker wie John Bowlby und D. W. Winnicott betrachten dies als das wichtigste aller psychischen Werkzeuge".

Die Objektbeziehungstheorie hat die kindliche Entwicklung sowohl der "[i]nabhängigen Bewältigung ... der Fähigkeit zur Selbstberuhigung" als auch der "[a]ided coping" untersucht. Emotionsorientierte Bewältigung im Kindesalter wird oft durch die Unterstützung eines Erwachsenen erreicht."

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Bewältigungsstrategien sind die Art und Weise, in der sich Männer und Frauen bei der Bewältigung psychischer Belastungen unterscheiden. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Männer häufig Stress aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit entwickeln, während Frauen häufig Stress aufgrund von Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen haben. Frühere Studien haben gezeigt, dass "es geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Stressoren gibt, aber die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Bewältigung nach Kontrolle der Stressoren relativ gering sind"; und neuere Arbeiten haben ebenfalls "geringe Unterschiede zwischen den Bewältigungsstrategien von Frauen und Männern bei der Untersuchung von Personen in ähnlichen Situationen" ergeben.

Im Allgemeinen deuten diese Unterschiede darauf hin, dass Frauen dazu neigen, emotionsorientierte Bewältigungsstrategien und die "Tend-and-befriend"-Reaktion auf Stress anzuwenden, während Männer eher problemorientierte Bewältigungsstrategien und die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion anwenden, vielleicht weil die gesellschaftlichen Normen Männer dazu ermutigen, eher individualistisch zu sein, während von Frauen oft erwartet wird, dass sie zwischenmenschlich agieren. Eine alternative Erklärung für die oben genannten Unterschiede sind genetische Faktoren. Inwieweit genetische Faktoren und soziale Konditionierung das Verhalten beeinflussen, ist Gegenstand einer anhaltenden Debatte.

Physiologische Grundlage

Auch Hormone spielen bei der Stressbewältigung eine Rolle. Es wurde festgestellt, dass der Cortisolspiegel, ein Stresshormon, bei Männern in stressigen Situationen erhöht ist. Bei Frauen hingegen sank der Cortisolspiegel in Stresssituationen, und stattdessen wurde eine Zunahme der limbischen Aktivität festgestellt. Viele Forscher glauben, dass diese Ergebnisse die Gründe dafür sind, warum Männer eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion auf Stress ausüben, während Frauen eher eine Freund-Feind-Reaktion zeigen. Die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion aktiviert das sympathische Nervensystem in Form von erhöhter Konzentration, Adrenalin und Epinephrin. Die "Tend-and-befriend"-Reaktion hingegen bezieht sich auf die Tendenz von Frauen, ihre Nachkommen und Verwandten zu schützen. Obwohl diese beiden Reaktionen auf eine genetische Grundlage für die Unterschiede im Verhalten hindeuten, sollte man nicht davon ausgehen, dass Frauen im Allgemeinen kein "Kampf-oder-Flucht"-Verhalten oder Männer kein "Freundschafts-werben"-Verhalten zeigen können. Darüber hinaus deutet diese Studie auf unterschiedliche gesundheitliche Auswirkungen für die beiden Geschlechter hin, die sich aus den unterschiedlichen Stressprozessen ergeben.

Praxis

  • Pädagogik: Ziel bei der Konfrontation des Individuums mit Bewältigungsaufgaben ist die Herausbildung einer besonderen (spezifischen) Fähigkeit, künftige schwierige Situationen besser zu meistern. Mit der Bewältigung verbinden Pädagogen zudem die Erwartung eines Lerneffekts: In Zukunft sollen schwierige Situationen besser als bisher bearbeitet werden. Auf die Dauer soll sich eine spezifische Kompetenz (der Bewältigung schwieriger Situationen) in diesem Sinne entwickeln.
  • Zudem verbindet man in der Pädagogik (z. B. Kollegschule NRW; Erzieher-Ausbildung) damit die Erwartung, dass eine dem Alter entsprechende Entwicklungsaufgabe (Robert J. Havighurst) gelöst wird. Der Erwerb entsprechender Kompetenzen ermögliche dann die Bewältigung der nächstfolgenden Entwicklungsaufgabe. Auch ist der Verlauf einer Ausbildung mit der Bewältigung verschiedener Entwicklungsaufgaben verbunden, die nacheinander bearbeitet und bewältigt werden müssen – die letzte Entwicklungsaufgabe wäre die Professionalisierung, die noch in die letzte Phase der Ausbildung hineinragt (Andreas Gruschka).
  • Psychotherapie: Der Patient/Klient wird befähigt, zukünftig mit schwierigen Situationen umzugehen, die für seine Weiterentwicklung von Bedeutung sind. War sein Problem bisher, dass der Patient dazu nicht in der Lage war, soll er zukünftig mit Gewinn (schwierige) Probleme zur eigenen Zufriedenheit und selbständig (d. h. in eigener Regie) bearbeiten und lösen können. Beispielhaft kann hier das Stressmanagement genannt werden.

Wichtig ist die Methodik dieser Konfrontation des Individuums mit Aufgaben/schwierigen Situationen. Sowohl in der Pädagogik als auch in der Therapie könnte das Risiko der Überforderung des Individuums bestehen, die u. U. einen Rückfall eher als einen Lernfortschritt zur Folge haben könnte.