Läsion
Läsion ⓘ | |
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Fachgebiet | Pathologie |
Eine Läsion ist eine Schädigung oder abnorme Veränderung im Gewebe eines Organismus, die in der Regel durch eine Krankheit oder ein Trauma verursacht wird. Läsion leitet sich vom lateinischen laesio "Verletzung" ab. Läsionen können sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren auftreten. ⓘ
Arten
Es gibt keine festgelegte Klassifizierung oder Benennung für Läsionen. Da die Definition einer Läsion so weit gefasst ist, gibt es praktisch unendlich viele Arten von Läsionen. Läsionen können überall im Körper auftreten. Im Allgemeinen können Läsionen nach ihren Mustern, ihrer Größe, ihrer Lage oder ihren Ursachen klassifiziert werden. Manchmal werden Läsionen auch nach der Person benannt, die sie entdeckt hat. Einige Läsionen haben spezielle Namen, wie z. B. Ghon-Läsionen in der Lunge von Tuberkuloseopfern, die nach dem Entdecker der Läsion benannt sind. Die charakteristischen Hautläsionen bei einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) werden Windpocken genannt. Läsionen an den Zähnen werden in der Regel als Zahnkaries bezeichnet. ⓘ
Standort
Läsionen werden häufig nach ihrer Gewebeart oder ihrem Ort klassifiziert. Eine "Hautläsion" oder eine "Hirnläsion" werden zum Beispiel nach dem Gewebe benannt, in dem sie sich befinden. Wenn Regionen innerhalb des Gewebes eine zusätzliche Bedeutung haben - wie z. B. bei Nervenverletzungen, bei denen verschiedene Orte verschiedenen neurologischen Defiziten entsprechen - werden sie weiter nach ihrem Ort klassifiziert. So wird beispielsweise eine Läsion im zentralen Nervensystem als zentrale Läsion und eine Läsion im peripheren Nervensystem als periphere Läsion bezeichnet. Eine myokardiale Läsion resultiert aus einer Schädigung des Herzmuskels, und eine koronare Läsion ist ein Subtyp, der eine Läsion in den Herzkranzgefäßen beschreibt. Koronarläsionen werden nach der betroffenen Herzseite und dem Durchmesser der Arterie, in der sie entstehen, unterschieden. ⓘ
Ursache und Verhalten
Wenn eine Läsion durch einen Tumor verursacht wird, kann sie nach der Analyse einer Biopsie als bösartig oder gutartig eingestuft werden. Eine gutartige Läsion, die sich zu einer bösartigen Läsion entwickelt, wird als "prämaligne" bezeichnet. Krebsartige Läsionen werden manchmal nach ihrer Wachstumskinetik klassifiziert, wie die Lodwick-Klassifikation, die Klassen von Knochenläsionen charakterisiert. Eine weitere Art von Läsionen sind exzitotoxische Läsionen, die durch exzitatorische Aminosäuren wie Kainsäure verursacht werden können, welche die Neuronen durch Überstimulation töten. ⓘ
Größe und Form
Die Größe der Läsionen kann als grob oder histologisch bezeichnet werden, je nachdem, ob sie mit dem bloßen Auge sichtbar sind oder ob ein Mikroskop erforderlich ist, um sie zu erkennen. Eine raumfordernde Läsion hat, wie der Name schon sagt, ein erkennbares Volumen und kann benachbarte Strukturen beeinträchtigen, während eine nicht raumfordernde Läsion einfach ein Loch im Gewebe ist, z. B. ein kleiner Bereich des Gehirns, der nach einem Schlaganfall zu Flüssigkeit geworden ist. ⓘ
Läsionen können auch nach ihrer Form klassifiziert werden, wie dies bei vielen Geschwüren der Fall ist, die wie ein Bullauge oder eine "Zielscheibe" aussehen können. Eine Münzläsion ist auf einem Röntgenbild zu erkennen, das wie eine Münze aussieht, die auf der Brust des Patienten sitzt. ⓘ
Forschung mit Läsionen
Hirnläsionen können Forschern helfen, die Funktion des Gehirns zu verstehen. Die Forschung mit Läsionen beruht auf zwei Annahmen: dass eine Hirnschädigung verschiedene Aspekte der Kognition unabhängig voneinander beeinflussen kann und dass ein lokal geschädigtes Gehirn in seinen "unbeschädigten" Teilen genauso funktioniert wie ein normales Gehirn. ⓘ
Scheinläsion ist die Bezeichnung für ein Kontrollverfahren während eines Läsionsexperiments. Bei einer Scheinläsion wird das Tier in einen stereotaktischen Apparat gesetzt und es werden Elektroden wie bei der Versuchsbedingung angebracht, aber es wird kein Strom fließen, so dass die Schädigung des Gewebes minimal sein sollte. ⓘ
Forschung mit Menschen
Menschen mit Hirnläsionen sind häufig Gegenstand von Forschungsarbeiten mit dem Ziel, die Funktion des Bereichs, in dem die Läsion aufgetreten ist, zu ermitteln. ⓘ
Ein Nachteil bei der Verwendung menschlicher Probanden ist die Schwierigkeit, Probanden zu finden, die eine Läsion in dem Bereich haben, den der Forscher untersuchen möchte. Aus diesem Grund wird bei kognitiven und neurowissenschaftlichen Tests häufig die transkranielle Magnetstimulation eingesetzt, um die Wirkung zu imitieren. ⓘ
Forschung mit Tieren
Die Verwendung von Tieren gibt den Forschern die Möglichkeit, bestimmte Bereiche der Versuchspersonen zu läsionieren, so dass sie schnell eine große Gruppe von Versuchspersonen gewinnen können. Ein Beispiel für eine solche Studie ist die Läsion des Hippocampus von Ratten, um die Rolle des Hippocampus bei der Objekterkennung und Objekterinnerung zu untersuchen. ⓘ
Bemerkenswerte Läsionen
- Morel-Lavallee-Läsion
- Bankart-Läsion
- Perthes-Läsion
- Stener-Läsion
- SLAP-Läsion
Diabetes-assoziierte Läsionen
- Armanni-Ebstein-Läsion
- Blumenthal-Läsion
Knöcherne Läsionen
- Nichtossifizierendes Fibrom
- ALPSA-Läsion
- Hill-Sachs-Läsion
- Osteoporose circumscripta
- Osteolytische Läsion
Gehirn-Läsionen
- Olney'sche Läsionen
Hautläsionen
- Melanozytärer Nävus
- Skip-Läsion
- Osler'scher Knoten
- Keratoderma blennorrhagicum
- Dermatose papulosa nigra
- Leukämie
- Janeway-Läsion
- Kaposi-Sarkom
- Naevus spilus
- Chronische Narbenkeratose
Gastrointestinale Läsionen
- Dieulafoy-Läsion
- Cameron-Läsionen
Endodermale Läsionen
- Melanozytäre orale Läsion
- Endometriale intraepitheliale Neoplasie
Verschiedene krankheitsassoziierte Läsionen
- Ghon-Fokus
- Gutartige lymphoepitheliale Läsion
- Multiple Sklerose-Läsionen
- Herpes labialis
- Tropisches Geschwür
- Herpetische Weißfärbung ⓘ
Läsion: Verletzung
Verletzung im eigentlichen Sinne ist jede von außen einwirkende Verwundung der körperlichen Integrität, also ein Trauma (etwa als Folge eines Unfalls). Treten dabei mehrfache Schäden auf, wird auch von einer Mehrfachverletzung oder, bei einer lebensbedrohlichen Mehrfachverletzung, einem Polytrauma gesprochen. ⓘ
Als Läsionen werden bei Hauterkrankungen auch die unterschiedlichen Erscheinungsbilder an der Haut bezeichnet: Bläschen (Vesicula), Blasen (Bullae), Krusten (Crustae), Papeln (Papulae), Knötchen (Noduli), Geschwüre (Ulcera) (siehe auch Primäreffloreszenzen). Die Ärzte sprechen in diesen Fällen von vesikulösen, bullösen, verkrustenden oder verkrusteten, papulären, nodulären oder ulzerierten Läsionen, die Charakteristika jeweils unterschiedlicher Erkrankungen sind oder sein können. ⓘ
In der medizinischen Bildgebung (Radiologie) werden Bezirke mit verändertem Signalverhalten als Läsionen zusammengefasst, oder weil ihre Herkunft (Entzündung, Parasit, Tumor, Verletzung, Abnutzung …) noch nicht bekannt ist. Die Richtung der Signaländerung wird entsprechend der abgebildeten physikalischen Eigenschaft des Gewebes meist mit den Vorsilben hypo- ‚weniger‘ oder hyper- ‚mehr‘ angegeben:
- in der Magnetresonanztomographie: hypointens, hyperintens;
- in der Nuklearmedizin: ebenso, für hypointens auch „photopenisch“, oder umgangssprachlich „kalt“ und „heiß“;
- bei Röntgenuntersuchungen: hypodens (auch „Aufhellung“ genannt) oder hyperdens („Verschattung“);
- bei Ultraschalluntersuchungen: reduzierte oder erhöhte Echogenität. ⓘ
Functio laesa
Die Functio laesa, die gestörte Funktion, ist nach Celsus und Galen eines der fünf charakteristischen Merkmale einer Entzündung sowie das Leitsymptom eines Knochenbruchs. ⓘ
Läsur
Die Läsur (wohl eine Wortverschmelzung der beiden Begriffe Läsion und Blessur) ist ein kleinerer Schaden, eine kleinere Beschädigung, auch von Sachen. ⓘ