Schädel-Hirn-Trauma

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Traumatische Hirnverletzung
Andere BezeichnungenIntrakranielle Verletzung, physisch verursachte Hirnverletzung
Brain trauma CT.jpg
Die CT-Aufnahme zeigt Hirnprellungen, Blutungen in den Hemisphären und ein subdurales Hämatom. Außerdem liegt eine verschobene Schädelfraktur des linken Querscheitel- und Schläfenbeins vor.
FachgebietNeurochirurgie, Pädiatrie
SymptomeKörperliche, kognitive, sensorische, soziale, emotionale und Verhaltenssymptome
ArtenMild bis schwer
UrsachenTrauma des Kopfes
Risikofaktorenhohes Alter, Alkohol
Diagnostische MethodeAuf der Grundlage einer neurologischen Untersuchung, medizinische Bildgebung
BehandlungVerhaltenstherapie, Sprachtherapie

Ein Schädel-Hirn-Trauma (TBI), auch bekannt als intrakranielle Verletzung, ist eine Verletzung des Gehirns, die durch eine äußere Einwirkung verursacht wird. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann nach Schweregrad (von leichtem Schädel-Hirn-Trauma [mTBI/concussion] bis hin zu schwerem Schädel-Hirn-Trauma), Mechanismus (geschlossene oder penetrierende Kopfverletzung) oder anderen Merkmalen (z. B. Auftreten an einem bestimmten Ort oder in einem ausgedehnten Gebiet) klassifiziert werden. Kopfverletzungen sind eine breitere Kategorie, die auch Schäden an anderen Strukturen wie Kopfhaut und Schädel umfassen kann. Eine Schädel-Hirn-Trauma kann zu körperlichen, kognitiven, sozialen, emotionalen und verhaltensbezogenen Symptomen führen, und die Ergebnisse können von vollständiger Genesung bis hin zu dauerhafter Behinderung oder Tod reichen.

Zu den Ursachen gehören Stürze, Zusammenstöße mit Fahrzeugen und Gewalt. Ein Hirntrauma entsteht als Folge einer plötzlichen Beschleunigung oder Abbremsung innerhalb des Schädels oder durch eine komplexe Kombination aus Bewegung und plötzlichem Aufprall. Zusätzlich zu den Schäden, die im Moment der Verletzung verursacht werden, kann eine Vielzahl von Ereignissen nach der Verletzung zu weiteren Schäden führen. Zu diesen Prozessen gehören Veränderungen des zerebralen Blutflusses und des Drucks im Schädel. Zu den für die Diagnose verwendeten bildgebenden Verfahren gehören die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).

Zu den Präventionsmaßnahmen gehören das Anlegen von Sicherheitsgurten und Helmen, der Verzicht auf Alkohol am Steuer, Maßnahmen zur Sturzprävention bei älteren Erwachsenen und Sicherheitsmaßnahmen für Kinder. Je nach Art der Verletzung kann die erforderliche Behandlung minimal sein oder Eingriffe wie Medikamente, Notoperationen oder Operationen Jahre später umfassen. Zur Rehabilitation können Physiotherapie, Logopädie, Erholungstherapie, Beschäftigungstherapie und Sehtherapie eingesetzt werden. Beratung, unterstützte Beschäftigung und kommunale Unterstützungsdienste können ebenfalls nützlich sein.

Traumatische Hirnverletzungen sind weltweit eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung, insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen. Männer erleiden etwa doppelt so häufig traumatische Hirnverletzungen wie Frauen. Im 20. Jahrhundert gab es Entwicklungen in der Diagnose und Behandlung, die die Sterblichkeitsrate verringerten und die Behandlungsergebnisse verbesserten.

Klassifikation nach ICD-10
S06 Intrakranielle Verletzung
S06.0 Gehirnerschütterung
Commotio cerebri
S06.1 Traumatisches Hirnödem
S06.2 Diffuse Hirnverletzung
Compressio cerebri, traumatisch, o.n.A.
Hirnkontusion o.n.A.
S06.3 Umschriebene Hirnverletzung
umschriebene Hirnkontusion
traumatische intrazerebrale Blutung
S06.4 Epidurale Blutung
S06.5 Traumatische subdurale Blutung
S06.6 Traumatische subarachnoidale Blutung
S06.7 Intrakranielle Verletzung mit verlängertem Koma [Coma prolongé]
S06.8 Sonstige intrakranielle Verletzungen
S06.9 Intrakranielle Verletzung, nicht näher bezeichnet
Hirnverletzung o.n.A.
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Ausgedehnte Blutung unter der harten Hirnhaut (subdurales Hämatom markiert durch Einzelpfeile) mit Verlegung des linken Seitenventrikels und Verdrängung des Hirngewebes mit Mittellinienverlagerung nach rechts (Doppelpfeile)

Klassifizierung

Man unterteilt das SHT mittels Glasgow-Koma-Skala (GCS):

  • leichtes SHT: GCS 15–13
  • mittelschweres SHT: GCS 12–9
  • schweres SHT: GCS 8–3

Man unterscheidet weiterhin das

  • gedeckte SHT und das
  • offene SHT: Perforation von Kopfhaut, Schädelknochen und Zerreißung der harten Hirnhaut (Dura mater).

Früher erfolgte eine Einteilung nach Tönnies und Loew in drei Schweregrade, ausgehend von der Dauer der Bewusstlosigkeit, der Rückbildung der Symptome und den Spätfolgen:

  • SHT 1. Grades (Commotio cerebri oder Gehirnerschütterung): leichte, gedeckte Hirnverletzung mit akuter, vorübergehender Funktionsstörung des Gehirns. Sie geht mit sofortiger kurzfristiger Bewusstseinsstörung von einigen Sekunden bis zu maximal zehn Minuten einher. Weitere typische Symptome sind retrograde Amnesie (Gedächtnislücke für das Unfallereignis und einen Zeitraum vor dem Unfallgeschehen), Übelkeit und/oder Erbrechen. Eine anterograde Amnesie (Gedächtnisverlust für die Zeit nach dem Unfallgeschehen) tritt selten auf (sie ist in der Regel Zeichen einer höhergradigen Hirnverletzung). Neurologische Ausfälle treten nach Abklingen der Bewusstlosigkeit nicht auf. Beschwerden wie etwa Apathie, Leistungsminderung, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit können im Rahmen eines so genannten postkommotionellen Syndroms mehrere Wochen fortbestehen.
  • SHT 2. Grades (Contusio cerebri, Gehirnprellung oder Hirnprellung): Es handelt sich um eine gedeckte Verletzung bzw. Zerstörung von Gehirnsubstanz durch stumpfe Gewalt. Die Bewusstlosigkeit dauert länger als zehn Minuten. Spätfolgen sind von der Lokalisation der Hirnverletzung abhängig. Keine Perforation der Dura mater. Die Contusio tritt sehr oft mit einer Commotio cerebri zusammen auf.
  • SHT 3. Grades (Compressio cerebri oder Gehirnquetschung): Die Bewusstlosigkeit dauert länger als 60 Minuten und ist verursacht durch Einklemmung des Gehirns durch Blutungen (etwa bei einem Epiduralhämatom), Ödeme oder ähnliche Vorgänge. Das Gehirn ist der einzige große Körperteil des Menschen, der fast vollständig von Knochen umgeben ist. Dieser besondere Schutz kann jedoch bei raumfordernden Prozessen zur Gefahr werden, da das gesamte Gehirn unter dem Druckanstieg und der folgenden Einklemmung leiden kann. Die Folge ist oftmals ein lang andauerndes Koma (das oft künstlich verlängert wird), ein komaähnlicher Zustand oder gar der Tod. Zur Druckentlastung kann eine temporäre Entfernung eines Teils der Schädeldecke (einige Monate) angewandt werden. Dauerhafte Hirnverletzungen sind zu erwarten, aber nicht zwangsläufig.

Die Einteilung ist sehr schematisch. Beispielsweise hat eine traumatische Verletzung des Frontalhirns nicht unbedingt eine Bewusstlosigkeit zur Folge, kann aber zu einer dauernden Hirnverletzung führen (Frontalhirnsyndrom). Meist wird heute nur noch zwischen leichtem, mittelschwerem und schwerem Schädel-Trauma differenziert (gemäß Glasgow-Koma-Skala). Eine leichtere Beschwerden wie Kopfschmerzen und Schwindel verursachende Schädelverletzung durch stumpfe Gewalt, ohne dass das vollständige Bild einer Gehirnerschütterung hervorgerufen wird, bezeichnet man als Kopfprellung (Contusio capitis) oder Schädelprellung.

Ein Schädel-Hirn-Trauma ist definiert als eine Schädigung des Gehirns durch eine äußere mechanische Einwirkung, z. B. durch rasche Beschleunigung oder Abbremsung, einen Aufprall, Druckwellen oder das Eindringen eines Geschosses. Die Hirnfunktion ist vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigt, und strukturelle Schäden können mit der heutigen Technologie erkannt werden oder auch nicht.

Das Schädel-Hirn-Trauma ist eine von zwei Untergruppen der erworbenen Hirnverletzungen (Hirnschäden, die nach der Geburt auftreten); die andere Untergruppe sind nicht-traumatische Hirnverletzungen, bei denen keine äußere mechanische Einwirkung vorliegt (Beispiele sind Schlaganfall und Infektion). Alle traumatischen Hirnverletzungen sind Kopfverletzungen, aber der letztgenannte Begriff kann sich auch auf Verletzungen an anderen Teilen des Kopfes beziehen. Die Begriffe "Kopfverletzung" und "Hirnverletzung" werden jedoch häufig synonym verwendet. Ebenso fallen Hirnverletzungen unter die Klassifizierung von Verletzungen des zentralen Nervensystems und Neurotraumen. In der neuropsychologischen Forschungsliteratur wird der Begriff "traumatische Hirnverletzung" im Allgemeinen verwendet, um nicht-penetrierende traumatische Hirnverletzungen zu bezeichnen.

Traumatische Hirnverletzungen werden in der Regel nach dem Schweregrad, den anatomischen Merkmalen der Verletzung und dem Mechanismus (den verursachenden Kräften) klassifiziert. Bei der mechanismusbezogenen Klassifizierung wird zwischen geschlossenen und penetrierenden Kopfverletzungen unterschieden. Eine geschlossene (auch nicht-penetrierende oder stumpfe) Verletzung liegt vor, wenn das Gehirn nicht freigelegt ist. Eine penetrierende oder offene Kopfverletzung liegt vor, wenn ein Objekt den Schädel durchstößt und die Dura mater, die äußerste Membran, die das Gehirn umgibt, durchbricht.

Schweregrad

Schwere der traumatischen Hirnverletzung
  GCS PTA LOC
Schwach 13–15 <1
Tag
0–30
Minuten
Mäßig 9–12 >1 bis <7
Tage
>30 min bis
<24 Stunden
Schwere 3–8 >7 Tage >24
Stunden

Hirnverletzungen können in leichte, mittelschwere und schwere Kategorien eingeteilt werden. Die Glasgow Coma Scale (GCS), das am häufigsten verwendete System zur Klassifizierung des Schweregrads einer Schädel-Hirn-Verletzung, stuft den Bewusstseinszustand einer Person auf einer Skala von 3-15 ein, die auf verbalen, motorischen und Augenreaktionen auf Reize basiert. Im Allgemeinen gilt eine Schädel-Hirn-Verletzung mit einem GCS-Wert von 13 oder mehr als leicht, 9-12 als mittelschwer und 8 oder weniger als schwer. Ähnliche Systeme gibt es auch für Kleinkinder. Das GCS-Klassifizierungssystem ist jedoch nur begrenzt geeignet, um die Folgen vorherzusagen. Aus diesem Grund werden auch andere Klassifizierungssysteme, wie das in der Tabelle gezeigte, zur Bestimmung des Schweregrads verwendet. Ein aktuelles Modell, das vom Verteidigungsministerium und dem Department of Veterans Affairs entwickelt wurde, verwendet alle drei Kriterien der GCS nach Wiederbelebung, die Dauer der posttraumatischen Amnesie (PTA) und den Bewusstseinsverlust (LOC). Es wurde auch vorgeschlagen, Veränderungen, die auf dem Neuroimaging sichtbar sind, wie Schwellungen, fokale Läsionen oder diffuse Verletzungen, als Klassifizierungsmethode zu verwenden. Es gibt auch Einstufungsskalen zur Klassifizierung des Schweregrads einer leichten Schädel-Hirn-Trauma, die gemeinhin als Gehirnerschütterung bezeichnet wird; diese verwenden die Dauer der Bewusstlosigkeit, die PTA und andere Symptome der Gehirnerschütterung.

Pathologische Merkmale

CT-Scan Ausbreitung des subduralen Hämatoms (einzelne Pfeile), Mittellinienverschiebung (Doppelpfeile)

Es gibt auch Systeme zur Klassifizierung von Schädel-Hirn-Traumata nach ihren pathologischen Merkmalen. Läsionen können extra-axial (innerhalb des Schädels, aber außerhalb des Gehirns) oder intra-axial (innerhalb des Hirngewebes) sein. Eine Schädigung durch ein Schädel-Hirn-Trauma kann fokal oder diffus sein, d. h. auf bestimmte Bereiche beschränkt oder allgemeiner verteilt. Es ist jedoch üblich, dass in einem bestimmten Fall beide Arten von Verletzungen auftreten.

In den frühen 2000er Jahren entdeckten Forscher, dass die Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI), eine Methode zur Verarbeitung von MRT-Bildern, die Bahnen der weißen Substanz zeigt, ein wirksames Instrument zur Darstellung des Ausmaßes einer diffusen axonalen Verletzung ist. Zu den diffusen Verletzungen gehören Ödeme (Schwellungen), Gehirnerschütterungen und diffuse axonale Verletzungen, d. h. weit verbreitete Schädigungen der Axone, einschließlich der Bahnen der weißen Substanz und der Projektionen zum Kortex.

Bei fokalen Verletzungen treten häufig Symptome auf, die mit den Funktionen des geschädigten Bereichs zusammenhängen. Die Forschung zeigt, dass die häufigsten Bereiche mit fokalen Läsionen bei nicht-penetrierenden traumatischen Hirnverletzungen der orbitofrontale Kortex (die untere Oberfläche der Frontallappen) und die vorderen Temporallappen sind, Bereiche, die an sozialem Verhalten, Emotionsregulation, Geruchssinn und Entscheidungsfindung beteiligt sind, daher die häufigen sozialen/emotionalen und Urteilsfähigkeitsdefizite nach mittelschweren Schädel-Hirn-Traumata. Symptome wie Hemiparese oder Aphasie können auch auftreten, wenn weniger häufig betroffene Bereiche wie motorische oder sprachliche Bereiche geschädigt sind.

Eine Art der fokalen Verletzung, die zerebrale Risswunde, tritt auf, wenn das Gewebe geschnitten oder gerissen wird. Solche Einrisse sind vor allem im orbitofrontalen Kortex häufig, da sich dort knöcherne Vorsprünge am inneren Schädelgrat über den Augen befinden. Bei einer ähnlichen Verletzung, der zerebralen Kontusion (Quetschung des Hirngewebes), vermischt sich das Blut mit dem Gewebe. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer intrakraniellen Blutung um eine Blutung, die nicht mit dem Gewebe vermischt ist.

Hämatome, auch fokale Läsionen, sind Blutansammlungen im oder um das Gehirn, die durch eine Blutung entstehen können. Eine intrazerebrale Blutung, bei der das Hirngewebe selbst blutet, ist eine intraaxiale Läsion. Zu den extraaxialen Läsionen gehören das Epiduralhämatom, das Subduralhämatom, die Subarachnoidalblutung und die intraventrikuläre Blutung. Beim epiduralen Hämatom handelt es sich um eine Blutung in den Bereich zwischen dem Schädel und der Dura mater, der äußersten der drei Membranen, die das Gehirn umgeben. Bei einem subduralen Hämatom kommt es zu einer Blutung zwischen der Dura und der Arachnoidea mater. Bei einer Subarachnoidalblutung handelt es sich um eine Blutung in den Raum zwischen der Arachnoidea und der Pia mater. Eine intraventrikuläre Blutung liegt vor, wenn eine Blutung in den Ventrikeln auftritt.

Anzeichen und Symptome

Ungleiche Pupillengröße ist möglicherweise ein Anzeichen für eine schwere Hirnverletzung.

Die Symptome hängen von der Art des Schädel-Hirn-Traumas (diffus oder fokal) und dem betroffenen Teil des Gehirns ab. Bei Menschen mit Verletzungen auf der linken Gehirnhälfte dauert die Bewusstlosigkeit in der Regel länger als bei Menschen mit Verletzungen auf der rechten Seite des Gehirns. Die Symptome hängen auch von der Schwere der Verletzung ab. Bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma kann der Patient bei Bewusstsein bleiben oder das Bewusstsein für ein paar Sekunden oder Minuten verlieren. Zu den weiteren Symptomen einer leichten Schädel-Hirn-Trauma gehören Kopfschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, mangelnde motorische Koordination, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Benommenheit, verschwommenes Sehen oder müde Augen, Ohrensausen, schlechter Geschmack im Mund, Müdigkeit oder Lethargie und Veränderungen des Schlafverhaltens. Zu den kognitiven und emotionalen Symptomen gehören Verhaltens- oder Stimmungsschwankungen, Verwirrung und Probleme mit dem Gedächtnis, der Konzentration, der Aufmerksamkeit oder dem Denken. Leichte TBI-Symptome können auch bei mittelschweren und schweren Verletzungen vorhanden sein.

Eine Person mit einer mittelschweren oder schweren Schädel-Hirn-Trauma kann unter Kopfschmerzen leiden, die nicht verschwinden, wiederholtem Erbrechen oder Übelkeit, Krämpfen, der Unfähigkeit zu erwachen, der Erweiterung einer oder beider Pupillen, undeutlicher Sprache, Aphasie (Wortfindungsstörungen), Dysarthrie (Muskelschwäche, die zu Sprachstörungen führt), Schwäche oder Taubheit in den Gliedmaßen, Koordinationsverlust, Verwirrung, Unruhe oder Unruhe. Häufige Langzeitsymptome einer mittelschweren bis schweren Schädel-Hirn-Trauma sind Veränderungen des angemessenen Sozialverhaltens, Defizite im sozialen Urteilsvermögen und kognitive Veränderungen, insbesondere Probleme mit der anhaltenden Aufmerksamkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der exekutiven Funktion. Alexithymie, ein Defizit beim Erkennen, Verstehen, Verarbeiten und Beschreiben von Emotionen, tritt bei 60,9 % der Menschen mit einer Schädel-Hirn-Trauma auf. Kognitive und soziale Defizite haben langfristige Auswirkungen auf das tägliche Leben von Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Schädel-Hirn-Trauma, können aber durch eine angemessene Rehabilitation verbessert werden.

Wenn der Druck innerhalb des Schädels (intrakranieller Druck, abgekürzt ICP) zu hoch ansteigt, kann dies tödlich sein. Zu den Anzeichen für einen erhöhten ICP gehören eine abnehmende Bewusstseinslage, Lähmungen oder Schwäche auf einer Körperseite und eine erweiterte Pupille, die sich bei Lichteinfall nicht oder nur langsam verengt. Die Cushing-Trias, eine langsame Herzfrequenz mit hohem Blutdruck und Atemdepression, ist eine klassische Manifestation eines deutlich erhöhten ICP. Anisokorie, ungleiche Pupillengröße, ist ein weiteres Anzeichen für ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Eine abnorme Körperhaltung, eine charakteristische Positionierung der Gliedmaßen, die durch eine schwere diffuse Verletzung oder einen hohen ICP verursacht wird, ist ein bedrohliches Zeichen.

Kleine Kinder mit mittelschwerem bis schwerem Schädel-Hirn-Trauma können einige dieser Symptome aufweisen, haben aber Schwierigkeiten, sie mitzuteilen. Andere Anzeichen, die bei Kleinkindern beobachtet werden, sind anhaltendes Weinen, Unfähigkeit, sich trösten zu lassen, Lustlosigkeit, Verweigerung der Nahrungsaufnahme und Reizbarkeit.

Ursachen

Menschen erleiden Schädel-Hirn-Traumata häufig bei Arbeitsunfällen, Verkehrsunfällen, Haushalts- bzw. Sportunfällen.

Angaben zu den hochgerechnet 270.000 Schädelhirnverletzten p. a. insgesamt und der Aufteilung nach Unfallursachen liefert die Studie „Schädel-Hirn-Verletzung - Epidemiologie und Versorgung Ergebnisse einer prospektiven Studie (Eckhard Rickels / Klaus von Wild / Paul Wenzlaff / Wolfgang J. Bock - 2006)“. Unfallursachen:

  • 52,2 % Sturz
  • 26,3 % Verkehrsunfall, davon:
    • 12 % Autofahrer
    • 9 % Radfahrer
    • 3 % Fußgänger
    • 2 % Motorradfahrer
  • 14,2 % Gewalt
  • 6,9 % Sportunfall
  • 0,1 % Suizid

Lisa Linnea Jägers kommt 2020 zu folgender Ursachenverteilung für die Patientenschaft in berufsgenossenschaftlichen Kliniken:

  • 52 % Trauma durch Sturz
  • 22 % Verkehrsunfall
  • 16 % Trauma durch äußere Gewalt
  • 7 % unbekannt/k. A.
  • 3 % Sportunfall
  • 0 % Suizid(versuch)

In der Gruppe "Verkehrsunfall" veröffentlicht sie folgende Patientenschaft mit SH-Trauma:

  • 32 % Fahrradfahrer ohne Helm
  • 28 % PKW-(Bei-)Fahrer oder -insasse
  • 13 % Kraftrad-(Bei-)Fahrer mit Helm
  • 12 % Fahrradfahrer mit Helm
  • 10 % Fußgänger
  • 2 % Sonstige
  • 2 % Kraftrad-(Bei)Fahrer ohne Helm
  • 1 % LKW-(Bei)Fahrer oder -insasse

Eine Aufschlüsselung der Hintergründe zu Beratungsanfragen rund um Hirnschäden findet sich im Geschäftsbericht der Hannelore-Kohl-Stiftung auf Seite 15 unten.

Helme (z. B. Schutzhelme, Autohelme, Motorradhelme, Fahrradhelme, Sporthelme) können das Verletzungsrisiko vermindern. Explizit im Hinblick auf die Anforderungen an eine umweltverträgliche Mobilität und die demografischen Veränderungen sind Fragen des sicheren Radverkehrs unbedingt zu klären: Dies sollte - insbesondere durch Unfälle gänzlich vermeidende Maßnahmen - nicht zu mehr Unfällen mit SHT als Folge führen.

Manche Sportarten bergen ein besonders hohes Risiko eines Schädel-Hirn-Traumas, zum Beispiel durch den Bodycheck beim Eishockey und American Football. 42 % aller Verletzungen, die Eishockeyspieler erleiden, sind direkt auf einen Bodycheck zurückzuführen. Etliche professionelle Eishockey-Spieler mussten nach Kopfverletzungen ihre Sportlerlaufbahn beenden. Die Deutsche Eishockey Liga gab 2012 an, Checks gegen den Kopf- und/oder Nackenbereich härter als früher zu verfolgen. In den Vereinigten Staaten leiden ehemalige Football-Spieler gehäuft an chronischen Hirnkrankheiten.

Mechanismus

Physikalische Kräfte

Der Abprall des Gehirns innerhalb des Schädels kann für das Coup-Contrecoup-Phänomen verantwortlich sein.

Art, Richtung, Intensität und Dauer der Kräfte tragen zu den Merkmalen und dem Schweregrad einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung bei. Zu den Kräften, die zu einer Schädel-Hirn-Trauma beitragen können, gehören Winkel-, Rotations-, Scher- und Translationskräfte.

Auch ohne einen Aufprall kann eine erhebliche Beschleunigung oder Abbremsung des Kopfes eine Schädel-Hirn-Trauma verursachen; in den meisten Fällen ist jedoch wahrscheinlich eine Kombination aus Aufprall und Beschleunigung die Ursache. Die meisten fokalen Verletzungen werden durch Kräfte verursacht, bei denen der Kopf gegen etwas stößt oder von etwas getroffen wird, was als Kontakt- oder Stoßbelastung bezeichnet wird, während die Bewegung des Gehirns innerhalb des Schädels, die als berührungslose oder träge Belastung bezeichnet wird, in der Regel diffuse Verletzungen verursacht. Das heftige Schütteln eines Säuglings, das das Shaken-Baby-Syndrom verursacht, äußert sich in der Regel als diffuse Verletzung. Bei Stoßbelastungen sendet die Kraft Schockwellen durch den Schädel und das Gehirn, was zu Gewebeschäden führt. Schockwellen, die durch penetrierende Verletzungen verursacht werden, können auch Gewebe entlang der Flugbahn eines Geschosses zerstören und den durch das Geschoss selbst verursachten Schaden noch verstärken.

Die Schäden können direkt unter der Einschlagstelle oder auf der dem Einschlag entgegengesetzten Seite auftreten (Coup- bzw. Contrecoup-Verletzung). Wenn ein bewegliches Objekt auf den feststehenden Kopf trifft, sind Coup-Verletzungen typisch, während Contrecoup-Verletzungen in der Regel entstehen, wenn der bewegliche Kopf auf ein feststehendes Objekt trifft.

Primäre und sekundäre Verletzungen

MRT-Aufnahme, die eine Schädigung aufgrund einer Hirnhernie nach einem Schädel-Hirn-Trauma zeigt

Ein großer Prozentsatz der Menschen, die durch ein Schädel-Hirn-Trauma getötet werden, stirbt nicht sofort, sondern erst Tage bis Wochen nach dem Ereignis; bei etwa 40 % der Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma tritt nach dem Krankenhausaufenthalt keine Besserung ein, sondern eine Verschlechterung. Die primäre Hirnschädigung (der Schaden, der im Moment des Traumas auftritt, wenn Gewebe und Blutgefäße gedehnt, zusammengedrückt und zerrissen werden) reicht nicht aus, um diese Verschlechterung zu erklären; sie wird vielmehr durch eine sekundäre Schädigung verursacht, eine komplexe Reihe von zellulären Prozessen und biochemischen Kaskaden, die in den Minuten bis Tagen nach dem Trauma auftreten. Diese sekundären Prozesse können die durch die Primärverletzungen verursachten Schäden dramatisch verschlimmern und sind für die meisten Todesfälle durch Schädel-Hirn-Trauma in Krankenhäusern verantwortlich.

Zu den sekundären Verletzungsereignissen gehören die Beschädigung der Blut-Hirn-Schranke, die Freisetzung von Entzündungsfaktoren, die Überlastung mit freien Radikalen, die übermäßige Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat (Exzitotoxizität), der Einstrom von Kalzium- und Natriumionen in die Neuronen und die Funktionsstörung der Mitochondrien. Verletzte Axone in der weißen Substanz des Gehirns können sich infolge der sekundären Schädigung von ihren Zellkörpern lösen, wodurch diese Neuronen möglicherweise absterben. Weitere Faktoren für sekundäre Verletzungen sind Veränderungen des Blutflusses zum Gehirn, Ischämie (unzureichender Blutfluss), zerebrale Hypoxie (unzureichender Sauerstoffgehalt im Gehirn), zerebrale Ödeme (Anschwellen des Gehirns) und erhöhter intrakranieller Druck (Druck innerhalb des Schädels). Der intrakranielle Druck kann aufgrund einer Schwellung oder eines Masseneffekts durch eine Läsion, wie z. B. eine Blutung, ansteigen. Infolgedessen sinkt der zerebrale Perfusionsdruck (der Druck des Blutflusses im Gehirn); eine Ischämie ist die Folge. Wenn der Druck innerhalb des Schädels zu hoch ansteigt, kann dies zum Hirntod oder zu einer Hernie führen, bei der Teile des Gehirns durch Strukturen im Schädel eingeklemmt werden. Ein besonders schwacher Teil des Schädels, der anfällig für Schäden ist, die zu extraduralen Hämatomen führen, ist das Pterion, in dessen Tiefe die mittlere Meningealarterie liegt, die bei Brüchen des Pterions leicht verletzt wird. Da das Pterion so schwach ist, kann diese Art von Verletzung leicht auftreten und sekundär durch ein Trauma an anderen Teilen des Schädels verursacht werden, bei dem sich die Aufprallkräfte auf das Pterion ausbreiten.

Diagnose

CT-Aufnahme mit epiduralem Hämatom (Pfeil)

Die Verdachtsdiagnose stützt sich auf die Umstände der Läsion und den klinischen Befund, vor allem auf eine neurologische Untersuchung, bei der z. B. geprüft wird, ob sich die Pupillen als Reaktion auf Licht normal verengen und ein Glasgow Coma Score ermittelt wird. Die Neurobildgebung hilft bei der Bestimmung der Diagnose und der Prognose sowie bei der Entscheidung über die zu ergreifenden Maßnahmen. Das DSM-5 kann zur Diagnose eines Schädel-Hirn-Traumas und seiner psychiatrischen Folgeerscheinungen herangezogen werden.

Die bevorzugte radiologische Untersuchung in der Notfallsituation ist die Computertomografie (CT): Sie ist schnell, genau und überall verfügbar. Später können weitere CT-Untersuchungen durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Verletzung fortgeschritten ist.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt mehr Details als die CT und kann zusätzliche Informationen über das zu erwartende langfristige Ergebnis liefern. Sie ist nützlicher als die CT, wenn es darum geht, Verletzungsmerkmale wie diffuse axonale Verletzungen längerfristig zu erkennen. Die MRT wird jedoch nicht in der Notaufnahme eingesetzt, u. a. wegen ihrer relativen Ineffizienz bei der Erkennung von Blutungen und Frakturen, ihrer langwierigen Bildaufnahme, der Unzugänglichkeit des Patienten im Gerät und ihrer Unverträglichkeit mit Metallgegenständen, die in der Notfallversorgung verwendet werden. Eine Variante der MRT ist seit 2012 das High Definition Fiber Tracking (HDFT).

Zur Bestätigung einer bestimmten Diagnose können auch andere Verfahren eingesetzt werden. Röntgenaufnahmen werden immer noch bei Kopftraumata eingesetzt, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie nicht sinnvoll sind; Kopfverletzungen sind entweder so leicht, dass keine Bildgebung erforderlich ist, oder so schwer, dass eine genauere CT erforderlich ist. Mit Hilfe der Angiografie kann eine Pathologie der Blutgefäße festgestellt werden, wenn Risikofaktoren wie ein penetrierendes Kopftrauma vorliegen. Mit der funktionellen Bildgebung können der zerebrale Blutfluss oder der Stoffwechsel gemessen werden, was Rückschlüsse auf die neuronale Aktivität in bestimmten Regionen zulässt und möglicherweise dazu beiträgt, das Ergebnis vorherzusagen. Elektroenzephalographie und transkranieller Doppler können ebenfalls eingesetzt werden. Die bisher empfindlichste physikalische Messung ist das quantitative EEG, das nachweislich zu 80 bis 100 % in der Lage ist, zwischen normalen und traumatisch geschädigten Personen zu unterscheiden.

Eine neuropsychologische Beurteilung kann durchgeführt werden, um die langfristigen kognitiven Folgen zu bewerten und die Planung der Rehabilitation zu unterstützen. Die Instrumente reichen von kurzen Messungen der allgemeinen geistigen Leistungsfähigkeit bis hin zu kompletten Testbatterien, die aus verschiedenen bereichsspezifischen Tests bestehen.

Prävention

Demonstration des Warren Safety Helmet im Jahr 1912, der zum Schutz von Piloten entwickelt wurde, aber oft fälschlicherweise als Fußballhelm bezeichnet wurde.
Sportschutzausrüstung wie Helme können Sportler teilweise vor Kopfverletzungen schützen.

Da eine der Hauptursachen für Schädel-Hirn-Traumata Fahrzeugunfälle sind, können deren Vermeidung oder die Milderung ihrer Folgen sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere von Schädel-Hirn-Traumata verringern. Bei Unfällen kann der Schaden durch das Anlegen von Sicherheitsgurten, Kindersitzen und Motorradhelmen sowie durch das Vorhandensein von Überrollbügeln und Airbags verringert werden. Es gibt Aufklärungsprogramme, um die Zahl der Unfälle zu verringern. Darüber hinaus können die öffentliche Ordnung und die Sicherheitsgesetze geändert werden, z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Anschnall- und Helmpflicht und Straßenbaupraktiken.

Auch Änderungen der gängigen Praktiken im Sport wurden diskutiert. Eine verstärkte Verwendung von Helmen könnte die Häufigkeit von schweren Verletzungen verringern. Da die Möglichkeit besteht, dass das wiederholte "Köpfen" eines Balls beim Fußballspielen zu kumulativen Hirnverletzungen führen kann, wurde die Einführung eines Kopfschutzes für Spieler vorgeschlagen. Ein verbessertes Ausrüstungsdesign kann die Sicherheit erhöhen; weichere Basebälle verringern das Risiko von Kopfverletzungen. Regeln gegen gefährliche Berührungen, wie z. B. das "Spear Tackling" im American Football, bei dem ein Spieler einen anderen mit dem Kopf angreift, können die Zahl der Kopfverletzungen ebenfalls verringern.

Stürze können vermieden werden, indem man Haltegriffe in Badezimmern und Handläufe an Treppen anbringt, Stolperfallen wie z. B. Teppiche entfernt oder Fensterschutzgitter und Sicherheitsgitter am oberen und unteren Ende von Treppen in der Nähe von Kleinkindern anbringt. Spielplätze mit stoßdämpfenden Oberflächen wie Mulch oder Sand beugen ebenfalls Kopfverletzungen vor. Eine weitere Taktik ist die Prävention von Kindesmissbrauch; es gibt Programme zur Verhinderung des Schüttelbabysyndroms, indem über die Gefahren des Schüttelns von Kindern aufgeklärt wird. Waffensicherheit, einschließlich der Aufbewahrung ungeladener und verschlossener Waffen, ist eine weitere Präventionsmaßnahme. Studien über die Wirkung von Gesetzen, die den Zugang zu Waffen in den Vereinigten Staaten regeln sollen, sind unzureichend, um ihre Wirksamkeit bei der Verhinderung von Todesfällen oder Verletzungen zu bestimmen.

Jüngste klinische und Laboruntersuchungen des Neurochirurgen Dr. Julian Bailes und seiner Kollegen von der West Virginia University haben ergeben, dass eine Nahrungsergänzung mit Omega-3-DHA vor den biochemischen Hirnschäden schützt, die nach einer traumatischen Verletzung auftreten. Bei Ratten, denen vor einer induzierten Hirnverletzung DHA verabreicht wurde, war der Anstieg von zwei wichtigen Markern für Hirnschäden (APP und Caspase-3) geringer als bei Ratten, die kein DHA erhielten. "Das Potenzial von DHA, das Gehirn vor traumatischen Verletzungen zu schützen, scheint vielversprechend und muss weiter untersucht werden. Das grundlegende Konzept einer täglichen Nahrungsergänzung mit DHA, so dass diejenigen, die ein erhebliches Risiko tragen, vorbelastet werden können, um sich vor den akuten Auswirkungen von Schädel-Hirn-Traumata zu schützen, hat enorme Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit."

Darüber hinaus wurde in einer kürzlich vom US-Militär durchgeführten doppelblinden, placebokontrollierten Studie bestätigt, dass Acetylcystein die Auswirkungen von durch Explosionen verursachten leichten traumatischen Hirnverletzungen und neurologischen Schäden bei Soldaten verringert. In mehreren Tierstudien wurde auch seine Wirksamkeit bei der Verringerung der Schäden im Zusammenhang mit mittelschweren traumatischen Hirn- oder Wirbelsäulenverletzungen sowie ischämiebedingten Hirnverletzungen nachgewiesen. Insbesondere wurde in mehreren Studien nachgewiesen, dass es den Verlust von Nervenzellen deutlich verringert und die kognitiven und neurologischen Ergebnisse im Zusammenhang mit diesen traumatischen Ereignissen verbessert. Acetylcystein wird seit über vierzig Jahren sicher zur Behandlung von Paracetamol-Überdosierungen eingesetzt und findet in der Notfallmedizin breite Anwendung.

Behandlung

Es ist wichtig, mit der Notfallbehandlung innerhalb der so genannten "goldenen Stunde" nach der Verletzung zu beginnen. Menschen mit mittelschweren bis schweren Verletzungen werden wahrscheinlich auf einer Intensivstation und anschließend auf einer neurochirurgischen Station behandelt. Die Behandlung richtet sich nach dem Genesungsstadium des Patienten. In der akuten Phase besteht das Hauptziel darin, den Patienten zu stabilisieren und weitere Verletzungen zu verhindern. Dies geschieht, weil die durch das Trauma verursachte Erstschädigung nicht rückgängig gemacht werden kann. In der subakuten und chronischen Phase der Genesung steht die Rehabilitation im Mittelpunkt der Behandlung. Es wurden internationale klinische Leitlinien vorgeschlagen, die als Entscheidungshilfe für die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata dienen sollen und durch eine maßgebliche Prüfung der aktuellen Erkenntnisse definiert wurden.

Bei einem SHT erfolgt die Beschädigung neuronaler Strukturen in zwei Phasen. Die erste Phase betrifft die akute Verletzung: Die Schädigung neuronaler Strukturen kann hier nicht mehr verhindert werden. Die zweite Phase der Hirnschädigung beginnt erst später: Durch verschiedene pathophysiologische Prozesse kommt es zu einer verspäteten und nicht-mechanischen neuronalen Schädigung, die durch eine adäquate Therapie möglicherweise abgemildert werden kann.

Akutes Stadium

Die Verabreichung von Tranexamsäure innerhalb von drei Stunden nach einer Kopfverletzung senkt das Sterberisiko. Bestimmte Einrichtungen sind für die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata besser ausgerüstet als andere; zu den ersten Maßnahmen gehört der Transport der Patienten in ein geeignetes Behandlungszentrum. Sowohl während des Transports als auch im Krankenhaus geht es in erster Linie darum, eine angemessene Sauerstoffversorgung sicherzustellen, eine ausreichende Durchblutung des Gehirns aufrechtzuerhalten und einen erhöhten intrakraniellen Druck (ICP) zu kontrollieren, da ein hoher ICP dem Gehirn die dringend benötigte Durchblutung vorenthält und eine tödliche Hirnhernie verursachen kann. Weitere Methoden zur Vermeidung von Schäden sind die Behandlung anderer Verletzungen und die Verhinderung von Krampfanfällen. Einige Daten unterstützen den Einsatz der hyperbaren Sauerstofftherapie zur Verbesserung der Ergebnisse. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die Wirksamkeit und klinische Bedeutung der Lagerung des Kopfes in verschiedenen Winkeln (Grad der Kopfüberhöhung) während der Behandlung auf der Intensivstation zu ermitteln.

Neuroimaging ist hilfreich, aber nicht fehlerfrei bei der Erkennung eines erhöhten ICP. Eine genauere Methode zur Messung des ICP besteht darin, einen Katheter in einen Hirnventrikel zu legen, was den zusätzlichen Vorteil hat, dass Liquor abfließen kann und der Druck im Schädel abnimmt. Die Behandlung eines erhöhten ICP kann so einfach sein wie das Kippen des Bettes und das Aufrichten des Kopfes, um den Blutfluss durch die Halsvenen zu fördern. Häufig werden Sedativa, Analgetika und Lähmungsmittel eingesetzt. Propofol und Midazolam sind als Beruhigungsmittel gleichermaßen wirksam.

Hypertonische Kochsalzlösung kann den ICP verbessern, indem sie die Menge des Hirnwassers (Schwellung) reduziert, wird jedoch mit Vorsicht eingesetzt, um Elektrolytstörungen oder Herzversagen zu vermeiden. Mannitol, ein osmotisches Diuretikum, scheint bei der Senkung des Hirndrucks ebenso wirksam zu sein wie hypertone Kochsalzlösung. Bei einigen der durchgeführten Studien wurden jedoch Bedenken geäußert. Diuretika, d. h. Medikamente, die die Urinausscheidung erhöhen, um überschüssige Flüssigkeit im System zu reduzieren, können zur Behandlung eines hohen Hirndrucks eingesetzt werden, können jedoch eine Hypovolämie (unzureichendes Blutvolumen) verursachen. Hyperventilation (größere und/oder schnellere Atemzüge) senkt den Kohlendioxidgehalt und bewirkt eine Verengung der Blutgefäße; dies verringert den Blutfluss zum Gehirn und senkt den Hirndruck, kann jedoch eine Ischämie verursachen und wird daher nur kurzfristig eingesetzt.

Die Verabreichung von Kortikosteroiden ist mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden, so dass ihre routinemäßige Anwendung nicht empfohlen wird. Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die folgenden pharmazeutischen Interventionen für die Routinebehandlung eines Schädel-Hirn-Traumas empfohlen werden sollten: Magnesium, monoaminerge und Dopamin-Agonisten, Progesteron, Aminosteroide, exzitatorische Aminosäure-Wiederaufnahmehemmer, Beta-2-Antagonisten (Bronchodilatatoren), hämostatische und antifibrinolytische Medikamente.

Endotracheale Intubation und mechanische Beatmung können eingesetzt werden, um eine angemessene Sauerstoffzufuhr und sichere Atemwege zu gewährleisten. Eine Hypotonie (niedriger Blutdruck), die bei einem Schädel-Hirn-Trauma verheerende Folgen hat, kann durch intravenöse Flüssigkeitszufuhr zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks verhindert werden. Wird der Blutdruck nicht aufrechterhalten, kann dies zu einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns führen. Der Blutdruck kann unter kontrollierten Bedingungen durch die Infusion von Noradrenalin oder ähnlichen Medikamenten künstlich hoch gehalten werden; dies trägt zur Aufrechterhaltung der Hirndurchblutung bei. Die Körpertemperatur wird sorgfältig reguliert, da eine erhöhte Temperatur den Stoffwechselbedarf des Gehirns steigert und ihm möglicherweise Nährstoffe entzieht. Krampfanfälle sind häufig. Sie können zwar mit Benzodiazepinen behandelt werden, doch sind diese Medikamente mit Vorsicht einzusetzen, da sie die Atmung beeinträchtigen und den Blutdruck senken können. Antikonvulsiva haben sich nur als nützlich erwiesen, um das Risiko eines frühen Anfalls zu verringern. Phenytoin und Leviteracetam scheinen ähnlich wirksam zu sein, um frühe Anfälle zu verhindern. Menschen mit einer Schädel-Hirn-Trauma sind anfälliger für Nebenwirkungen und können auf einige Medikamente negativ reagieren. Während der Behandlung wird weiterhin auf Anzeichen einer Verschlechterung, wie z. B. eine abnehmende Bewusstseinslage, geachtet.

Ein Schädel-Hirn-Trauma kann eine Reihe schwerwiegender zufälliger Komplikationen verursachen, darunter Herzrhythmusstörungen und neurogene Lungenödeme. Diese Erkrankungen müssen im Rahmen der Grundversorgung angemessen behandelt und stabilisiert werden.

Chirurgische Eingriffe können bei massiven Läsionen oder zur Beseitigung von Objekten, die in das Gehirn eingedrungen sind, durchgeführt werden. Massenläsionen wie Prellungen oder Hämatome, die einen erheblichen Masseneffekt (Verschiebung intrakranieller Strukturen) verursachen, gelten als Notfälle und werden chirurgisch entfernt. Bei intrakraniellen Hämatomen kann das angesammelte Blut durch Absaugen oder mit einer Zange entfernt oder mit Wasser abgeschwemmt werden. Die Chirurgen suchen nach blutenden Blutgefäßen und versuchen, die Blutung zu stillen. Bei penetrierenden Hirnverletzungen wird das beschädigte Gewebe chirurgisch entfernt, und es kann eine Kraniotomie erforderlich sein. Eine Kraniotomie, bei der ein Teil des Schädels entfernt wird, kann erforderlich sein, um Teile des gebrochenen Schädels oder im Gehirn eingebettete Gegenstände zu entfernen. Die dekompressive Kraniektomie (DC) wird routinemäßig in der sehr kurzen Zeit nach dem Schädel-Hirn-Trauma bei Operationen zur Behandlung von Hämatomen durchgeführt; ein Teil des Schädels wird vorübergehend entfernt (primäre DC). Eine DC, die Stunden oder Tage nach dem Schädelhirntrauma durchgeführt wird, um den anhaltend hohen Hirndruck zu kontrollieren (sekundäre DC), kann zwar den Hirndruck und die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation verringern, hat aber im Vergleich zu Patienten, die eine medizinische Standardtherapie erhalten, schlechtere Werte auf der Glasgow Coma Scale (GCS) und ein höheres Risiko für Tod, Wachkoma oder schwere Behinderung.

Die Behandlung eines Schädel-Hirn-Traumas kann sich je nach Schweregrad und Begleitverletzungen unterscheiden. Die Sofortmaßnahmen, die noch am Unfallort ergriffen werden, konzentrieren sich darauf, die Herz-Kreislauffunktion zu stabilisieren und alle Zustände zu beseitigen, die mit Blutdruckabfall (Hypotension) und verminderter Sauerstoffkonzentration (Hypoxie) im Blut einhergehen. Es müssen also Maßnahmen ergriffen werden, um die Sauerstoffversorgung des Gehirns sicherzustellen. Bewusstlose Patienten werden daher intubiert, und atemrelevante Begleitverletzungen wie Pneumothorax müssen ebenfalls behandelt werden.

Bei einem SHT ersten Grades (und wenn keine Begleitverletzungen vorliegen) ist dazu nur die symptomatische Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, Bettruhe und eine stationäre Überwachung von 12–24 Stunden nötig.

Bei einem SHT zweiten oder höheren Grades sind weitere Maßnahmen erforderlich: Die Sicherung der Atmung durch Sauerstoffgabe und Intubation, Flüssigkeitsersatz je nach Verlust, Schockbehandlung (falls erforderlich), Hirndruckbekämpfung durch Oberkörperhochlagerung, Intubation, milde Hyperventilation, (starke) Sedierung mittels Benzodiazepin und Propofol und ggf. Barbiturat, da diese Substanzen gleichzeitig den Hirndruck senken und den zerebralen Stoffwechsel reduzieren. Chirurgische Maßnahmen kommen unmittelbar in Betracht, wenn raumfordernde Blutungen entstanden sind.

Zur weiteren Behandlung und Überwachung muss der Patient ins nächste Krankenhaus, das über ein CT verfügt, transportiert werden.

Steigt der Hirndruck trotz maximaler konservativer Therapie zu stark an, empfiehlt sich eine Entlastungskraniektomie. Bei dieser Operation werden Teile des Schädels entfernt, um dem angeschwollenen Gehirn mehr Platz zu verschaffen und so zur Hirndrucksenkung beizutragen. Die entfernten Schädelteile können nach dem Rückgang der Schwellung, üblicherweise nach 4 Wochen bis 6 Monaten, wieder eingesetzt werden.

Die Rückbildung der Symptome bei einer Gehirnerschütterung kann 10 bis 25 Tage dauern, in weniger schweren Fällen auch nur 3–7 Tage. Sie wird unterstützt durch Ruhe sowie Vermeiden von Fernsehen, Lärm und Stress.

Übt ein Betroffener nach einer im Kontakt-Sport erlittenen Gehirnerschütterung seinen Sport unmittelbar weiter aus, verdoppelt sich die Zeit für die Rückbildung seiner Symptome.

Im Rahmen des SHT können verschiedene Komplikationen auftreten, deren Therapie jeweils gesondert beschrieben sind: Bewusstlosigkeit, Hirndruck, Epiduralblutung, Subduralblutung und Schädelbasisbruch.

Chronisches Stadium

Die physikalische Therapie umfasst in der Regel Muskelkraftübungen.

Sobald die Patienten medizinisch stabil sind, können sie in eine subakute Rehabilitationsabteilung des medizinischen Zentrums oder in eine unabhängige Rehabilitationsklinik verlegt werden. Ziel der Rehabilitation ist es, die Selbstständigkeit zu Hause und in der Gesellschaft zu verbessern und die Anpassung an die Behinderung zu erleichtern. Die Rehabilitation hat ihre allgemeine Wirksamkeit bewiesen, wenn sie von einem Team von Fachleuten durchgeführt wird, die auf Schädelverletzungen spezialisiert sind. Wie bei jeder Person mit neurologischen Defiziten ist ein multidisziplinärer Ansatz der Schlüssel zur Optimierung der Ergebnisse. Physiologen oder Neurologen sind wahrscheinlich die wichtigsten beteiligten Ärzte, aber je nach Person können auch Ärzte anderer medizinischer Fachrichtungen hilfreich sein. Verbundene Gesundheitsberufe wie Physiotherapie, Logopädie, kognitive Rehabilitation und Beschäftigungstherapie sind unerlässlich, um die Funktion zu beurteilen und die Rehabilitationsmaßnahmen für jede Person zu gestalten. An der Behandlung neuropsychiatrischer Symptome wie emotionaler Belastung und klinischer Depression können Fachleute aus dem Bereich der psychischen Gesundheit wie Therapeuten, Psychologen und Psychiater beteiligt sein, während Neuropsychologen bei der Bewertung und Behandlung kognitiver Defizite helfen können. Sozialarbeiter, Rehabilitationshelfer, Ernährungsberater, Freizeittherapeuten und Apotheker sind ebenfalls wichtige Mitglieder des Rehabilitationsteams für Schädel-Hirn-Traumata. Nach der Entlassung aus der stationären Rehabilitationsbehandlung kann die Betreuung ambulant erfolgen. Für einen großen Teil der Betroffenen ist eine gemeindenahe Rehabilitation erforderlich, einschließlich einer beruflichen Rehabilitation, bei der die Arbeitsanforderungen an die Fähigkeiten des Betroffenen angepasst werden. Menschen mit einer Schädel-Hirn-Trauma, die nicht selbstständig oder bei ihrer Familie leben können, benötigen möglicherweise Pflege in Einrichtungen des betreuten Wohnens, z. B. in Wohngruppen. Erholungspflege, einschließlich Tageszentren und Freizeiteinrichtungen für Behinderte, bietet eine Auszeit für Betreuer und Aktivitäten für Menschen mit einer schweren Behinderung.

Eine pharmakologische Behandlung kann helfen, psychiatrische oder Verhaltensprobleme zu bewältigen. Medikamente werden auch zur Kontrolle posttraumatischer Epilepsie eingesetzt; der präventive Einsatz von Antiepileptika wird jedoch nicht empfohlen. In den Fällen, in denen die Person aufgrund von Bewusstseinsstörungen bettlägerig ist, aufgrund von Mobilitätsproblemen im Rollstuhl sitzen muss oder andere Probleme hat, die die Selbstpflegekapazitäten stark beeinträchtigen, sind Betreuung und Pflege entscheidend. Der wirksamste, durch die Forschung dokumentierte Interventionsansatz ist der aktivierungsdatenbankgestützte EEG-Biofeedback-Ansatz, der signifikante Verbesserungen der Gedächtnisfähigkeiten von Menschen mit einer Schädel-Hirn-Trauma gezeigt hat, die den traditionellen Ansätzen (Strategien, Computer, medikamentöse Behandlung) weit überlegen sind. Es wurden Verbesserungen von 2,61 Standardabweichungen dokumentiert. Die auditive Gedächtnisleistung der TBI-Patienten war nach der Behandlung besser als die der Kontrollgruppe.

Auswirkung auf das Gangbild

Das Schädel-Hirn-Trauma ist eine potentiell lebensbedrohende Erkrankung. Daher muss der Patient umgehend untersucht werden:

  • Klinisch-neurologische Untersuchung: Prüfung der Bewusstseinslage (einschließlich Sprache und Gedächtnis), der Hirnnerven (Auge, Ohr, Mimik, Zunge und Rachen), der Bewegungsfähigkeit (Kraft, Koordination) und der Sensibilität. Dabei Einschätzung der Glasgow-Koma-Skala und Prüfung der Indikation für eine Computertomographie. Da das SHT oft im Rahmen eines Polytraumas auftritt, müssen auch alle anderen Körperregionen untersucht werden.
  • Computertomographie (CT) des Kopfes: Mittels des Röntgenverfahrens kann festgestellt werden, ob und wo Blutungsherde, Gewebeschäden oder Hirndruckzeichen vorhanden sind. Bei Kindern ist zu prüfen, ob die CT wegen der Strahlenbelastung durch die Magnetresonanztomographie ersetzt werden kann.
  • Bei Beuge- und/oder Strecksynergismen am Unfallort, arterieller Hypotension und höherem Lebensalter besteht die Indikation zur Anlage eines invasiven Hirndruckmonitorings mittels einer intraventrikulären ICP-Sonde.
  • Die Analyse des Proteins S100 aus dem Blut kann zur Ausschlussdiagnose des leichten Schädel-Hirn-Traumas verwendet werden, ist aber kaum verfügbar.

Danach müssen die unmittelbaren (akuten) Therapieentscheidungen getroffen werden: Indikation für Operation, Intensivmedizin, weitere fachärztliche Untersuchungen (Augenarzt, HNO-Arzt usw.), stationäre Überwachung oder Entlassung (z. B. bei Schädelprellung ohne SHT).

Im Intervall sind oft weitere Untersuchungen sinnvoll:

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die Bilder lassen bereits kleine Schäden an verschiedenen Hirngebieten erkennen. Auch ist eine frühe Aussage zur Prognose beim schweren SHT möglich. Voraussetzung für diese Untersuchung ist die Ruhelage des Patienten.
  • Das Elektroenzephalogramm (EEG): Damit werden die Hirnströme, also die Funktion des Gehirns gemessen (Frage nach epileptischen Anfällen, Prüfung der Reaktion auf Außenreize beim schweren SHT).
  • Evozierte Potentiale: Nervenbahnen werden auf ihre Durchlässigkeit überprüft. Auge, Ohr und Haut werden elektrisch gereizt. Reaktionen darauf lassen auf Störungen an bestimmten Schaltstellen schließen. Besonders SEP und AEP erlauben oft Aussagen zur Prognose beim schweren SHT.
  • Der augenärztliche Befund: Klärung zusätzlicher Verletzungen des Auges (Einblutung, Perforation, Netzhautablösung).
  • Post mortem finden sich als Hinweise auf ein schweres SHT bei einer Autopsie Plaques jaunes.

Mit Hilfe von MicroRNAs aus dem Speichel ergeben sich Hinweise auf den Schweregrad einer Gehirnerschütterung, insbesondere bei Kindern, wie Forscher um Steven Hicks von der Pennsylvania State University festgestellt haben. Etwa ein Drittel der Kinder, die eine Gehirnerschütterung erleiden, entwickeln länger andauernde Gehirnerschütterungssymptome. Die Speichel-MicroRNAs stellen leicht messbare, physiologisch relevante und genaue potentielle Biomarker für ein Schädel-Hirn-Trauma dar, die eine Vorhersage der Symptomatik erlauben.

Auswirkung auf das Gangbild

Die Amsterdam Gait Classification erleichtert die Beurteilung des Gangbildes bei Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma. Sie hilft dabei, die Kommunikation im interdisziplinären Team zwischen Betroffenen, Ärzten, Physiotherapeuten und Orthopädietechnik-Mechanikern zu erleichtern.

Bei Patienten bei denen sich durch das Schädel-Hirn-Trauma eine Lähmung der Beine in Form einer spastischen Hemiplegie oder Diplegie entwickelt hat, lassen sich verschiedene Gangbilder beobachten, die in der genauen Ausprägung nur mithilfe von komplexen Ganganalysesystemen beschrieben werden können. Um bei Therapiebesprechungen eine fachübergreifende Kommunikation im interdisziplinären Team zwischen Betroffenen, Ärzten, Physiotherapeuten und Orthopädietechnik-Mechanikern zu erleichtern ist eine einfache Beschreibung des Gangbildes sinnvoll. J. Rodda und H. K. Graham haben bereits im Jahr 2001 beschrieben, wie sich Gangbilder leichter erkennen lassen und haben Gangtypen definiert, die sie in einer Klassifikation gegenübergestellt haben. Sie beschrieben auch, dass die Gangbilder mit zunehmendem Alter variieren können. Darauf aufbauend wurde an der freien Universität in Amsterdam, dem VU medisch centrum, die Amsterdam Gait Classification entwickelt. Eine Besonderheit dieser Klassifikation ist, dass sie unterschiedliche Gangbilder sehr einfach erkennbar macht und bei Patienten angewendet werden kann, bei denen sowohl nur ein Bein als auch beide Beine betroffen sind. Die Amsterdam Gait Classification wurde zur Betrachtung von Patienten mit Cerebralparese entwickelt. Sie lässt sich aber genauso gut bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma anwenden. Nach der Amsterdam Gait Classification werden fünf Gangtypen beschrieben. Zur Beurteilung des Gangbildes wird der Patient visuell oder über eine Videoaufzeichnung von der Seite des zu beurteilenden Beines betrachtet. Zu dem Zeitpunkt an dem sich das zu betrachtende Bein in der mittleren Standphase (englisch Mid stance) befindet und das nicht zu betrachtende Bein in der mittleren Schwungphase (Mid swing), wird einerseits der Kniewinkel und zusätzlich der Kontakt des Fußes zum Boden beurteilt.

Klassifizierung des Gangbildes nach der Amsterdam Gait Classification: Beim Gangtyp 1 ist der Kniewinkel normal und der Fußkontakt vollständig. Beim Gangtyp 2 ist der Kniewinkel überstreckt und der Fußkontakt vollständig. Beim Gangtyp 3 ist der Kniewinkel überstreckt und der Fußkontakt unvollständig (nur auf dem Vorfuß). Beim Gangtyp 4 ist der Kniewinkel gebeugt und der Fußkontakt unvollständig (nur auf dem Vorfuß). Beim Gangtyp 5 ist der Kniewinkel gebeugt und der Fußkontakt vollständig.

Die Gangtypen 3 und 4 werden auch als Steppergang bezeichnet und der Gangtyp 5 wird auch Kauergang genannt.

Einlagen

Knöchel-Fuß-Orthese mit dynamischen Funktionselementen, deren einstellbare Federwiderstände in Plantar- und Dorsalflexion separat an das Gangbild des Patienten angepasst werden können. Die Orthese wird zur Verbesserung der Sicherheit beim Stehen und Gehen eingesetzt. (Bezeichnung der Orthese nach den in die Orthesenversorgung einbezogenen Körperteilen: Knöchel und Fuß, englische Abkürzung: AFO für ankle-foot orthoses)

Um das Gangbild zu verbessern, können Orthesen in das Therapiekonzept einbezogen werden. Eine Orthese kann die physiotherapeutische Behandlung dabei unterstützen, die richtigen motorischen Impulse zu setzen, um neue zerebrale Verknüpfungen zu schaffen. Die Orthese muss den Anforderungen der ärztlichen Verordnung entsprechen. Darüber hinaus muss die Orthese vom Orthopädietechniker so gestaltet werden, dass sie passend zum Gangbild die Wirksamkeit der notwendigen Hebel erreicht, um die propriozeptiven Ansätze der Physiotherapie zu unterstützen. Die orthopädietechnischen Behandlungskonzepte orientieren sich an den Konzepten für Patienten mit Zerebralparese. Die Eigenschaften der Steifigkeit der Orthesenschalen und die einstellbare Dynamik im Sprunggelenk sind wichtige zu berücksichtigende Elemente der Orthese. Die Orthesenkonzepte der Versorgung orientieren sich an den Konzepten für Patienten mit Cerebralparese. Aufgrund dieser Anforderungen hat sich die Entwicklung von Orthesen in den letzten Jahren, insbesondere seit etwa 2010, stark verändert. Etwa zur gleichen Zeit wurden Versorgungskonzepte entwickelt, die sich intensiv mit der orthetischen Versorgung der unteren Extremitäten bei Cerebralparese auseinandersetzen. Moderne Materialien und neue Funktionselemente ermöglichen eine gezielte Anpassung der Steifigkeit an die Anforderungen, die dem Gangbild des Patienten entsprechen. Die Einstellung der Steifigkeit hat einen entscheidenden Einfluss auf das Gangbild und auf den Energieaufwand beim Gehen. Es ist von großem Vorteil, wenn die Steifigkeit der Orthese über Widerstände der beiden Funktionselemente in den beiden Bewegungsrichtungen Dorsalflexion und Plantarflexion getrennt voneinander eingestellt werden kann.

Prognose

Die Prognose verschlechtert sich mit der Schwere der Verletzung. Die meisten Schädel-Hirn-Traumata sind leicht und führen nicht zu dauerhaften oder langfristigen Behinderungen; alle Schweregrade von Schädel-Hirn-Traumata haben jedoch das Potenzial, erhebliche, lang anhaltende Behinderungen zu verursachen. Man geht davon aus, dass bei 10 % der leichten, 66 % der mittelschweren und 100 % der schweren Verletzungen eine dauerhafte Behinderung eintritt. Die meisten leichten Schädel-Hirn-Traumata sind innerhalb von drei Wochen vollständig abgeklungen. Fast alle Menschen mit einem leichten Schädel-Hirn-Trauma sind in der Lage, ein unabhängiges Leben zu führen und in den Beruf zurückzukehren, den sie vor der Verletzung ausgeübt haben, obwohl ein kleiner Teil leichte kognitive und soziale Beeinträchtigungen aufweist. Über 90 % der Menschen mit einer mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma sind in der Lage, ein unabhängiges Leben zu führen, auch wenn einige von ihnen Unterstützung in Bereichen wie körperliche Fähigkeiten, Beschäftigung und Finanzmanagement benötigen. Die meisten Menschen mit schweren geschlossenen Kopfverletzungen sterben entweder oder erholen sich so weit, dass sie unabhängig leben können. Da das Koma eng mit dem Schweregrad zusammenhängt, ist es ein starker Prädiktor für einen schlechten Ausgang.

Die Prognose hängt von der Schwere und der Lokalisation der Verletzung sowie vom Zugang zu sofortiger, spezialisierter Akutbehandlung ab. Bei einer Subarachnoidalblutung verdoppelt sich die Sterblichkeit ungefähr. Ein subdurales Hämatom geht mit einem schlechteren Ergebnis und einer erhöhten Sterblichkeit einher, während Menschen mit einem epiduralen Hämatom eine gute Prognose haben, wenn sie schnell operiert werden. Diffuse axonale Verletzungen können, wenn sie schwerwiegend sind, mit Koma und schlechtem Ausgang verbunden sein. Nach der Akutphase wird die Prognose stark davon beeinflusst, ob der Patient an Aktivitäten teilnimmt, die seine Genesung fördern, was für die meisten Patienten den Zugang zu einem spezialisierten, intensiven Rehabilitationsdienst erfordert. Die Messung der funktionellen Unabhängigkeit ist eine Möglichkeit, die Fortschritte und den Grad der Unabhängigkeit während der Rehabilitation zu verfolgen.

Medizinische Komplikationen sind mit einer schlechten Prognose verbunden. Beispiele für solche Komplikationen sind: Hypotonie (niedriger Blutdruck), Hypoxie (niedrige Sauerstoffsättigung im Blut), niedriger zerebraler Perfusionsdruck und längere Zeit mit hohem Hirndruck. Auch Patientenmerkmale beeinflussen die Prognose. Beispiele für Faktoren, von denen angenommen wird, dass sie die Prognose verschlechtern, sind: Missbrauch von Substanzen wie illegalen Drogen und Alkohol sowie ein Alter von über sechzig oder unter zwei Jahren (bei Kindern kann ein jüngeres Alter zum Zeitpunkt der Verletzung mit einer langsameren Erholung einiger Fähigkeiten einhergehen). Weitere Einflüsse, die sich auf die Genesung auswirken können, sind die intellektuellen Fähigkeiten vor der Verletzung, Bewältigungsstrategien, Persönlichkeitsmerkmale, das familiäre Umfeld, soziale Unterstützungssysteme und die finanzielle Situation.

Es ist bekannt, dass die Lebenszufriedenheit von Menschen mit einer Schädel-Hirn-Verletzung unmittelbar nach dem Trauma abnimmt, aber es gibt Hinweise darauf, dass Lebensrollen, Alter und depressive Symptome die Entwicklung der Lebenszufriedenheit im Laufe der Zeit beeinflussen. Viele Menschen mit traumatischen Hirnverletzungen haben nach ihrer akuten Verletzung eine schlechte körperliche Fitness, was zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten und einem erhöhten Maß an Müdigkeit führen kann.

Komplikationen

Das relative Risiko für posttraumatische Krampfanfälle steigt mit der Schwere der traumatischen Hirnverletzung.
Ein CT des Kopfes Jahre nach einem Schädel-Hirn-Trauma zeigt einen leeren Raum, in dem die Schädigung aufgetreten ist (Pfeil).

Eine Besserung der neurologischen Funktionen tritt in der Regel erst zwei oder mehr Jahre nach dem Trauma ein. Viele Jahre lang glaubte man, dass die Genesung in den ersten sechs Monaten am schnellsten eintritt, aber es gibt keine Belege dafür. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Leistungen nach diesem Zeitraum in der Regel eingestellt werden, und nicht mit einer physiologischen Beeinträchtigung des weiteren Fortschritts. Kinder erholen sich besser in der unmittelbaren Zeitspanne und verbessern sich über längere Zeiträume.

Komplikationen sind verschiedene medizinische Probleme, die als Folge der Schädel-Hirn-Verletzung auftreten können. Die Folgen einer traumatischen Hirnverletzung sind in Art und Dauer sehr unterschiedlich; sie umfassen körperliche, kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Komplikationen. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann lang anhaltende oder dauerhafte Auswirkungen auf das Bewusstsein haben, z. B. Koma, Hirntod, Wachkoma (bei dem die Patienten nicht in der Lage sind, einen Zustand der Wachheit zu erreichen, um mit ihrer Umgebung zu interagieren) und minimales Bewusstsein (bei dem die Patienten minimale Anzeichen dafür zeigen, dass sie sich ihrer selbst oder ihrer Umgebung bewusst sind). Langes Liegen kann zu Komplikationen wie Druckgeschwüren, Lungenentzündung oder anderen Infektionen, fortschreitendem Multiorganversagen und tiefen Venenthrombosen führen, die eine Lungenembolie verursachen können. Zu den Infektionen, die nach Schädelfrakturen und penetrierenden Verletzungen auftreten können, gehören Meningitis und Abszesse. Zu den Komplikationen, die die Blutgefäße betreffen, gehören Vasospasmen, bei denen sich die Gefäße verengen und den Blutfluss einschränken, die Bildung von Aneurysmen, bei denen die Seite eines Gefäßes schwächer wird und sich aufbläht, sowie Schlaganfälle.

Zu den Bewegungsstörungen, die sich nach einem Schädel-Hirn-Trauma entwickeln können, gehören Tremor, Ataxie (unkoordinierte Muskelbewegungen), Spastik (überaktive Muskelkontraktionen), Myoklonus (schockartige Muskelkontraktionen) und der Verlust des Bewegungsumfangs und der Bewegungskontrolle (insbesondere mit einem Verlust des Bewegungsrepertoires). Das Risiko posttraumatischer Krampfanfälle steigt mit der Schwere des Traumas (siehe Abbildung rechts) und ist bei bestimmten Arten von Hirntraumata wie Hirnprellungen oder Hämatomen besonders hoch. Menschen mit frühen Anfällen, die innerhalb einer Woche nach der Verletzung auftreten, haben ein erhöhtes Risiko für posttraumatische Epilepsie (wiederkehrende Anfälle, die mehr als eine Woche nach dem ersten Trauma auftreten). Das Seh-, Hör- und Geruchsvermögen kann beeinträchtigt oder verändert sein.

Hormonelle Störungen können als Folge eines Hypopituitarismus auftreten, der bei 10 bis 15 % der Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma sofort oder erst Jahre nach der Verletzung auftritt. Die Entwicklung eines Diabetes insipidus oder einer Elektrolytanomalie akut nach der Verletzung weist auf die Notwendigkeit einer endokrinologischen Untersuchung hin. Bei Erwachsenen mit mittelschwerem Schädel-Hirn-Trauma und bei leichtem Schädel-Hirn-Trauma mit Bildgebungsanomalien können sich Anzeichen und Symptome eines Hypopituitarismus entwickeln, auf die untersucht werden sollte. Kinder mit mittelschweren bis schweren Kopfverletzungen können ebenfalls einen Hypopituitarismus entwickeln. Das Screening sollte 3 bis 6 Monate und 12 Monate nach der Verletzung erfolgen, aber Probleme können auch schon früher auftreten.

Zu den kognitiven Defiziten, die nach einer Schädel-Hirn-Trauma auftreten können, gehören Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen der Einsicht, des Urteilsvermögens und des Denkens, eine verringerte Verarbeitungsgeschwindigkeit, Ablenkbarkeit und Defizite bei exekutiven Funktionen wie abstraktem Denken, Planung, Problemlösung und Multitasking. Gedächtnisverlust, die häufigste kognitive Beeinträchtigung bei Menschen mit Kopfverletzungen, tritt je nach Schweregrad bei 20-79 % der Menschen mit einem geschlossenen Kopftrauma auf. Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma können auch Schwierigkeiten mit dem Verständnis oder der Produktion von gesprochener oder geschriebener Sprache oder mit subtileren Aspekten der Kommunikation wie der Körpersprache haben. Das Postkollisionssyndrom, eine Reihe von anhaltenden Symptomen, die nach einer leichten Schädel-Hirn-Trauma auftreten, kann körperliche, kognitive, emotionale und Verhaltensprobleme wie Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten und Depressionen umfassen. Mehrere Schädel-Hirn-Traumata können eine kumulative Wirkung haben. Ein junger Mensch, der eine zweite Gehirnerschütterung erleidet, bevor die Symptome der ersten abgeklungen sind, läuft Gefahr, eine sehr seltene, aber tödliche Erkrankung zu entwickeln, das so genannte Second-Impact-Syndrom, bei dem das Gehirn schon nach einem leichten Schlag katastrophal anschwillt, mit schwächenden oder tödlichen Folgen. Etwa einer von fünf Berufsboxern ist von einer chronischen traumatischen Hirnverletzung (CTBI) betroffen, die kognitive, verhaltensbezogene und körperliche Beeinträchtigungen verursacht. Die Dementia pugilistica, die schwere Form der CTBI, betrifft vor allem Berufsboxer Jahre nach ihrer Boxkarriere. Sie äußert sich häufig in Form von Demenz, Gedächtnisproblemen und Parkinsonismus (Zittern und Koordinationsschwäche).

Eine Schädel-Hirn-Trauma kann emotionale, soziale oder Verhaltensprobleme und Veränderungen der Persönlichkeit hervorrufen. Dazu gehören emotionale Instabilität, Depression, Angstzustände, Hypomanie, Manie, Apathie, Reizbarkeit, Probleme mit dem sozialen Urteilsvermögen und beeinträchtigte Gesprächsfähigkeiten. Eine Schädel-Hirn-Trauma scheint Überlebende für psychiatrische Störungen wie Zwangsstörungen, Drogenmissbrauch, Dysthymie, klinische Depression, bipolare Störungen und Angststörungen zu prädisponieren. Bei Patienten, die nach einer Schädel-Hirn-Trauma an Depressionen leiden, sind Selbstmordgedanken keine Seltenheit; die Selbstmordrate ist bei diesen Personen um das 2- bis 3-fache erhöht. Zu den sozialen und verhaltensbezogenen Symptomen, die nach einer Schädel-Hirn-Trauma auftreten können, gehören Enthemmung, die Unfähigkeit, Wut zu kontrollieren, Impulsivität, mangelnde Initiative, unangemessene sexuelle Aktivität, Asozialität und sozialer Rückzug sowie Veränderungen der Persönlichkeit.

Eine Schädel-Hirn-Trauma hat auch erhebliche Auswirkungen auf das Funktionieren von Familiensystemen. Pflegende Familienmitglieder und Überlebende einer Schädel-Hirn-Trauma ändern ihre familiären Rollen und Verantwortlichkeiten nach einer Verletzung oft erheblich, was zu bedeutenden Veränderungen und Belastungen in einem Familiensystem führt. Zu den typischen Herausforderungen, die von Familien, die sich von einer Schädel-Hirn-Trauma erholen, genannt werden, gehören: Frustration und Ungeduld untereinander, Verlust des früheren Lebens und der früheren Beziehungen, Schwierigkeiten, sich vernünftige Ziele zu setzen, Unfähigkeit, Probleme als Familie effektiv zu lösen, erhöhtes Stressniveau und Spannungen im Haushalt, Veränderungen in der emotionalen Dynamik und der überwältigende Wunsch, in den Zustand vor der Schädigung zurückzukehren. Darüber hinaus können die Familien in Bereichen wie Bewältigung, Problemlösung und Kommunikation weniger effektiv arbeiten. Psychoedukations- und Beratungsmodelle haben sich als wirksam erwiesen, um die Störung der Familie zu minimieren.

Epidemiologie

Ursachen für tödliche Unfälle mit Schädel-Hirn-Trauma in den USA

Schädel-Hirn-Traumata sind weltweit eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung und stellen weltweit ein großes soziales, wirtschaftliches und gesundheitliches Problem dar. Sie ist die Hauptursache für Koma, spielt die Hauptrolle bei Behinderungen aufgrund von Traumata und ist die Hauptursache für Hirnschäden bei Kindern und jungen Erwachsenen. In Europa ist sie für mehr Behinderungsjahre verantwortlich als jede andere Ursache. Auch bei der Hälfte der Todesfälle durch Traumata spielt sie eine wichtige Rolle.

Die Erkenntnisse über die Häufigkeit der einzelnen Schweregrade variieren je nach den in den Studien verwendeten Definitionen und Methoden. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass zwischen 70 und 90 % der Kopfverletzungen, die behandelt werden, leicht sind, und eine US-Studie ergab, dass mittelschwere und schwere Verletzungen jeweils 10 % der Traumata ausmachen, während der Rest leicht ist.

Die Inzidenz von Schädel-Hirn-Traumata variiert je nach Alter, Geschlecht, Region und anderen Faktoren. Die Ergebnisse der Inzidenz und Prävalenz in epidemiologischen Studien variieren je nachdem, welche Schweregrade berücksichtigt werden, ob Todesfälle einbezogen werden, ob sich die Studie auf hospitalisierte Personen beschränkt und wo die Studie durchgeführt wird. Die jährliche Inzidenz von leichten Schädel-Hirn-Traumata ist schwer zu bestimmen, liegt aber möglicherweise bei 100-600 Personen pro 100.000.

Sterblichkeit

In den USA wird die Sterblichkeitsrate bis 30 Tage nach einer Schädel-Hirn-Trauma auf 21 % geschätzt. Eine Studie an Soldaten aus dem Irakkrieg ergab, dass die Sterblichkeitsrate bei schweren Schädel-Hirn-Traumata bei 30-50 % liegt. Die Zahl der Todesfälle ist dank verbesserter Behandlungsmethoden und Traumabehandlungssysteme in Gesellschaften, die reich genug sind, um moderne Notfall- und neurochirurgische Dienste bereitzustellen, zurückgegangen. Der Anteil derjenigen, die nach einem Krankenhausaufenthalt mit Schädel-Hirn-Trauma sterben, ist von fast der Hälfte in den 1970er Jahren auf etwa ein Viertel zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dieser Rückgang der Sterblichkeit hat zu einem gleichzeitigen Anstieg der Zahl der Menschen geführt, die mit Behinderungen infolge einer Schädel-Hirn-Trauma leben.

Biologische, klinische und demografische Faktoren tragen zu der Wahrscheinlichkeit bei, dass eine Verletzung tödlich verläuft. Darüber hinaus hängt das Ergebnis stark von der Ursache der Kopfverletzung ab. In den USA haben Patienten mit sturzbedingten Schädelhirntraumen eine Überlebensrate von 89 %, während nur 9 % der Patienten mit schusswaffenbedingten Schädelhirntraumen überleben. In den USA sind Schusswaffen die häufigste Ursache für tödliche Schädel-Hirn-Traumata, gefolgt von Autounfällen und Stürzen. Von den durch Schusswaffen verursachten Todesfällen werden 75 % als Selbstmord betrachtet.

Die Inzidenz von Schädel-Hirn-Traumata nimmt weltweit zu, was vor allem auf die zunehmende Nutzung von Kraftfahrzeugen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zurückzuführen ist. In den Entwicklungsländern hat die Nutzung von Kraftfahrzeugen schneller zugenommen als die Sicherheitsinfrastruktur eingeführt werden konnte. In Ländern mit hohem Einkommen, in denen die Zahl der verkehrsbedingten Schädel-Hirn-Traumata seit den 1970er Jahren zurückgegangen ist, sind die Raten der Schädel-Hirn-Traumata dagegen durch Gesetze zur Fahrzeugsicherheit gesunken. In den Vereinigten Staaten erleiden jedes Jahr etwa zwei Millionen Menschen ein Schädel-Hirn-Trauma, etwa 675.000 Verletzungen werden in der Notaufnahme behandelt, und etwa 500.000 Patienten werden ins Krankenhaus eingeliefert. Die jährliche Inzidenz von Schädel-Hirn-Traumata wird in den USA auf 180-250 pro 100.000 Menschen geschätzt, in Frankreich auf 281 pro 100.000, in Südafrika auf 361 pro 100.000, in Australien auf 322 pro 100.000 und in England auf 430 pro 100.000. In der Europäischen Union wird die jährliche Gesamthäufigkeit von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen mit Schädel-Hirn-Trauma auf 235 pro 100.000 geschätzt.

Demografische Daten

Bei 85 % der traumatisch verletzten Kinder liegt eine Schädel-Hirn-Trauma vor, entweder allein oder zusammen mit anderen Verletzungen. Die meisten Schädel-Hirn-Traumata treten bei Personen im Alter von 15-24 Jahren auf. Da Schädel-Hirn-Traumata bei jungen Menschen häufiger auftreten, sind die Kosten für die Gesellschaft aufgrund des Verlustes an produktiven Jahren durch Tod und Behinderung hoch. Die Altersgruppen mit dem höchsten Risiko für eine Schädel-Hirn-Trauma sind Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren und Erwachsene über 80 Jahre, und die höchsten Raten von Todesfällen und Krankenhausaufenthalten aufgrund von Schädel-Hirn-Traumata sind bei Menschen über 65 Jahre zu verzeichnen. Die Häufigkeit von sturzbedingten Schädel-Hirn-Traumata nimmt in den Ländern der Ersten Welt mit der Alterung der Bevölkerung zu, so dass das Durchschnittsalter der Menschen mit Kopfverletzungen gestiegen ist.

Unabhängig vom Alter sind die Raten von Schädel-Hirn-Traumata bei Männern höher. Männer erleiden doppelt so viele Schädel-Hirn-Traumata wie Frauen und haben ein vierfach höheres Risiko für tödliche Kopfverletzungen, und zwei Drittel der Schädel-Hirn-Traumata im Kindes- und Jugendalter entfallen auf Männer. Wenn man jedoch die Schwere der Verletzung berücksichtigt, scheinen Frauen schlechter abzuschneiden als Männer.

Auch der sozioökonomische Status scheint sich auf die Häufigkeit von Schädel-Hirn-Traumata auszuwirken: Menschen mit einem niedrigeren Bildungs- und Beschäftigungsniveau und einem niedrigeren sozioökonomischen Status sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Ungefähr die Hälfte der in den Vereinigten Staaten in Gefängnissen inhaftierten Personen hat eine Schädel-Hirn-Trauma erlitten.

Geschichte

Das Edwin-Smith-Papyrus

Kopfverletzungen kommen in alten Mythen vor, die möglicherweise aus der Zeit vor der Aufzeichnung der Geschichte stammen. In Schlachtfeldern gefundene Schädel mit Bohrlöchern über den Bruchlinien deuten darauf hin, dass die Trepanation in der Antike zur Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata eingesetzt wurde. Die alten Mesopotamier kannten Kopfverletzungen und einige ihrer Auswirkungen, darunter Krampfanfälle, Lähmungen und den Verlust des Seh-, Hör- oder Sprachvermögens. Der Edwin-Smith-Papyrus, der um 1650-1550 v. Chr. verfasst wurde, beschreibt verschiedene Kopfverletzungen und Symptome und klassifiziert sie auf der Grundlage ihrer Erscheinungsform und ihrer Behandelbarkeit. Die griechischen Ärzte der Antike, darunter Hippokrates, verstanden das Gehirn als Zentrum des Denkens, wahrscheinlich aufgrund ihrer Erfahrungen mit Kopfverletzungen.

Chirurgen des Mittelalters und der Renaissance setzten die Praxis der Trepanation bei Kopfverletzungen fort. Im Mittelalter beschrieben Ärzte die Symptome von Kopfverletzungen genauer, und der Begriff Gehirnerschütterung setzte sich durch. Die Symptome einer Gehirnerschütterung wurden erstmals im 16. Jahrhundert von Berengario da Carpi systematisch beschrieben.

Im 18. Jahrhundert wurde erstmals die Vermutung geäußert, dass der intrakranielle Druck und nicht die Schädelschädigung die Ursache für die Pathologie nach einem Schädelhirntrauma ist. Diese Hypothese wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestätigt, und die Öffnung des Schädels zur Druckentlastung wurde als Behandlungsmethode vorgeschlagen.

Im 19. Jahrhundert wurde festgestellt, dass ein Schädelhirntrauma mit der Entwicklung einer Psychose zusammenhängt. Damals entstand eine Debatte darüber, ob das Post-Concussion-Syndrom auf eine Störung des Gehirngewebes oder auf psychologische Faktoren zurückzuführen ist. Diese Debatte dauert bis heute an.

Phineas Gage mit dem Stopfbügeleisen, das in seine linke Wange eindrang und oben am Kopf wieder austrat

Der vielleicht erste gemeldete Fall einer Persönlichkeitsveränderung nach einer Hirnverletzung ist der von Phineas Gage, der einen Unfall überlebte, bei dem ihm eine große Eisenstange durch den Kopf getrieben wurde, die einen oder beide Frontallappen zerstörte; seitdem wurden zahlreiche Fälle von Persönlichkeitsveränderungen nach Hirnverletzungen gemeldet.

Im 20. Jahrhundert wurden Technologien entwickelt, die die Behandlung und Diagnose verbesserten, wie z. B. die Entwicklung von bildgebenden Verfahren wie CT und MRT und im 21. Die Einführung der intrakraniellen Drucküberwachung in den 1950er Jahren gilt als Beginn der "modernen Ära" der Kopfverletzungen. Bis zum 20. Jahrhundert war die Sterblichkeitsrate bei Schädel-Hirn-Traumata hoch und eine Rehabilitation selten; Verbesserungen in der Versorgung während des Ersten Weltkriegs verringerten die Sterblichkeitsrate und ermöglichten die Rehabilitation. Sprengstoffe, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden, verursachten viele Explosionsverletzungen; die große Zahl von Schädel-Hirn-Traumata, die daraus resultierten, ermöglichte es den Forschern, etwas über die Lokalisierung von Gehirnfunktionen zu lernen. Explosionsbedingte Verletzungen sind heute ein häufiges Problem bei Veteranen, die aus dem Irak und aus Afghanistan zurückkehren. Die Forschung zeigt, dass die Symptome solcher Schädel-Hirn-Traumata weitgehend mit denen von Schädel-Hirn-Traumata identisch sind, die durch einen physischen Schlag auf den Kopf verursacht wurden.

In den 1970er Jahren wuchs das Bewusstsein für Schädel-Hirn-Traumata als Problem der öffentlichen Gesundheit, und seither wurden in der Hirntrauma-Forschung große Fortschritte erzielt, wie z. B. die Entdeckung der primären und sekundären Hirnverletzungen. In den 1990er Jahren wurden standardisierte Leitlinien für die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata entwickelt und verbreitet, mit Protokollen für eine Reihe von Themen wie Medikamente und Management des intrakraniellen Drucks. Die Forschung seit den frühen 1990er Jahren hat die Überlebenschancen bei Schädel-Hirn-Verletzungen verbessert; dieses Jahrzehnt wurde aufgrund der Fortschritte in der Hirnforschung als "Jahrzehnt des Gehirns" bezeichnet.

Forschungsrichtungen

Medikamente

Es gibt keine zugelassenen Medikamente, die das Fortschreiten der Erstverletzung zu Sekundärschäden aufhalten. Die Vielfalt der pathologischen Ereignisse bietet die Möglichkeit, Behandlungen zu finden, die in die Schädigungsprozesse eingreifen. Neuroprotektionsmethoden zur Verringerung von Sekundärschäden sind Gegenstand des Interesses nach TBI. Versuche, Mittel zu testen, die diese zellulären Mechanismen aufhalten könnten, sind jedoch weitgehend gescheitert. So bestand zum Beispiel Interesse an der Kühlung des verletzten Gehirns; ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2020 fand jedoch nicht genügend Beweise, um festzustellen, ob dies nützlich ist oder nicht. Die Aufrechterhaltung einer normalen Temperatur in der unmittelbaren Zeit nach einer Schädel-Hirn-Verletzung schien nützlich zu sein. In einer Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass eine niedrigere als die normale Temperatur bei Erwachsenen nützlich ist, nicht aber bei Kindern. Zwei andere Übersichten ergaben, dass dies nicht sinnvoll zu sein scheint.

Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um festzustellen, ob der Vasokonstriktor Indometacin (Indometacin) zur Behandlung des erhöhten Drucks im Schädel nach einem Schädelhirntrauma eingesetzt werden kann.

Darüber hinaus waren Medikamente wie NMDA-Rezeptor-Antagonisten, die neurochemische Kaskaden wie die Exzitotoxizität aufhalten sollen, in Tierversuchen vielversprechend, scheiterten jedoch in klinischen Studien. Diese Misserfolge könnten u. a. auf Fehler in der Versuchsplanung oder darauf zurückzuführen sein, dass ein einziger Wirkstoff nicht in der Lage ist, die Vielzahl von Verletzungsprozessen zu verhindern, die zu Sekundärschäden führen.

Zu den weiteren Forschungsthemen gehören Untersuchungen zu Mannitol, Dexamethason, Progesteron, Xenon, Barbituraten, Magnesium (keine überzeugenden Beweise), Kalziumkanalblockern, PPAR-γ-Agonisten, Curcuminoiden, Ethanol, NMDA-Antagonisten und Koffein.

Verfahren

Zusätzlich zu den herkömmlichen bildgebenden Verfahren gibt es mehrere Geräte, die bei der Überwachung von Hirnverletzungen helfen und die Forschung erleichtern. Die Mikrodialyse ermöglicht die kontinuierliche Entnahme von Proben der extrazellulären Flüssigkeit zur Analyse von Metaboliten, die auf eine Ischämie oder den Hirnstoffwechsel hinweisen könnten, wie z. B. Glukose, Glycerin und Glutamat. Intraparenchymale Systeme zur Überwachung des Sauerstoffs im Hirngewebe (Licox oder Neurovent-PTO) werden in den USA routinemäßig in der Neurointensivmedizin eingesetzt. Ein nicht invasives Modell namens CerOx befindet sich in der Entwicklung.

Geplant sind auch Forschungsarbeiten zur Klärung von Faktoren, die mit dem Ergebnis von Schädel-Hirn-Traumata korrelieren, und zur Bestimmung, in welchen Fällen CT-Scans und chirurgische Eingriffe am besten geeignet sind.

Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) wurde als zusätzliche Behandlung nach einer Schädel-Hirn-Trauma untersucht. Die Ergebnisse einer systematischen Cochrane-Überprüfung aus dem Jahr 2012 rechtfertigen nicht den routinemäßigen Einsatz der hyperbaren Sauerstofftherapie zur Behandlung von Menschen, die sich von einer traumatischen Hirnverletzung erholen. In dieser Übersichtsarbeit wurde auch festgestellt, dass zum Zeitpunkt der Überprüfung nur wenige randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt worden waren, von denen viele methodische Probleme aufwiesen und schlecht berichtet wurden. Die HBO-Behandlung von Schädel-Hirn-Verletzungen ist umstritten, und es bedarf weiterer Nachweise, um zu bestimmen, ob sie eine Rolle spielt.

Psychologische

Es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Wirksamkeit nicht-pharmakologischer Behandlungsansätze zur Behandlung von Depressionen bei Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen mit Schädel-Hirn-Trauma zu ermitteln.

Im Jahr 2010 wurde der Einsatz von prädiktiven visuellen Tracking-Messungen zur Erkennung leichter traumatischer Hirnverletzungen untersucht. Bei visuellen Verfolgungstests zeigt ein kopfgetragenes Display mit Blickverfolgungsfunktion ein Objekt, das sich in einem regelmäßigen Muster bewegt. Personen ohne Hirnverletzung sind in der Lage, das sich bewegende Objekt mit gleichmäßigen Augenbewegungen und korrekter Flugbahn zu verfolgen. Der Test erfordert sowohl Aufmerksamkeit als auch Arbeitsgedächtnis, was für Menschen mit leichten traumatischen Hirnverletzungen schwierig ist. Die Frage, die untersucht wird, ist, ob die Ergebnisse bei Menschen mit Hirnverletzungen Fehler bei der visuellen Verfolgung des Blicks in Bezug auf das sich bewegende Ziel zeigen.

Überwachung des Drucks

Der Druckreaktivitätsindex wird verwendet, um den intrakraniellen Druck mit dem arteriellen Blutdruck zu korrelieren, um Informationen über den Zustand der zerebralen Perfusion zu erhalten und so die Behandlung zu steuern und einen zu hohen oder zu niedrigen Blutfluss zum Gehirn zu verhindern. Diese Methode zur Überwachung des intrakraniellen Drucks von 20 mmHg oder weniger ist jedoch nicht besser als bildgebende Verfahren und klinische Untersuchungen, die den neurologischen Zustand des Gehirns überwachen, um das Überleben zu verlängern und den geistigen oder funktionellen Zustand des Patienten zu erhalten.

Sensorische Verarbeitung

In Tiermodellen mit Schädel-Hirn-Trauma wurde die sensorische Verarbeitung eingehend untersucht, um zu zeigen, dass systematische Defekte entstehen und sich nur langsam und wahrscheinlich nur teilweise erholen. Sie ist insbesondere durch eine anfängliche Periode verminderter Aktivität in den oberen Kortikalschichten gekennzeichnet. Diese Periode verminderter Aktivität ist auch durch spezifische zeitliche Effekte in den Mustern der kortikalen Aktivität in diesen oberen Schichten als Reaktion auf regelmäßige sensorische Reize gekennzeichnet.

Zitierte Texte

  • Boake C, Diller L (2005). "Geschichte der Rehabilitation bei traumatischen Hirnverletzungen". In High WM, Sander AM, Struchen MA, Hart KA (eds.). Rehabilitation bei traumatischen Hirnverletzungen. Oxford [Oxfordshire]: Oxford University Press. ISBN 978-0-19-517355-0.
  • Granacher RA (2007). Traumatic Brain Injury (Traumatische Hirnverletzung): Methods for Clinical & Forensic Neuropsychiatric Assessment, Second Edition. Boca Raton: CRC. ISBN 978-0-8493-8138-6.
  • LaPlaca MC, Simon CM, Prado GR, Cullen DR (2007). "Biomechanik von ZNS-Verletzungen und experimentelle Modelle". In Weber JT (ed.). Neurotrauma: New Insights Into Pathology and Treatment. Amsterdam: Academic Press. ISBN 978-0-444-53017-2.
  • Marion DW (1999). "Einleitung". In Marion DW (ed.). Traumatic Brain Injury. Stuttgart: Thieme. ISBN 978-0-86577-727-9.

Die ursprüngliche Version dieses Artikels enthielt Text aus den öffentlich zugänglichen Seiten des NINDS über TBI

Symptome

Die folgenden Symptome können auf ein Schädel-Hirn-Trauma hindeuten. Einige der genannten Symptome können sich teilweise auch erst einige Zeit nach dem Trauma entwickeln. Dies wird als Latenz oder Latenzzeit (Zeitraum zwischen Auftreten des Traumas und des Symptoms) bezeichnet.

  • Bewusstseinsstörung, eventuell mit zunehmender Eintrübung, bis zur Bewusstlosigkeit
  • Kopfschmerzen bestehen bei bis zu 95 % der Patienten und können auch verzögert, bis sieben Tage nach dem Trauma auftreten. Sie können für Wochen bis Monate bestehen, nach drei Jahren litten in einer Fallserie noch 13 % unter persistierenden Kopfschmerzen.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Liquorfluss aus dem Ohr
  • Austritt von Hirnmasse
  • Schielen (Déviation conjuguée)
  • Augenzittern
  • Pupillendifferenz (unterschiedlich große Pupillen)
  • Pupillenstarre
  • Lähmungen an Armen oder Beinen
  • Krämpfe, Krampfanfälle, Streckstarre
  • Atemstörung, etwa durch Verlegung der Atemwege durch Zurückfallen der Zunge
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Wortfindungsstörungen (Amnestische bzw. anomische Aphasie)
  • Erinnerungslücken (Amnesie)
  • visuelle Halluzinationen (Photopsien)

Die Pupillendifferenz (Anisokorie) und zunehmende Bewusstseinsstörungen sind besondere ernst zu nehmende Warnzeichen, da sie Hinweise auf eine Blutung innerhalb des Schädels sein können. Tritt nach einer unmittelbar posttraumatischen, zunächst zeitlich begrenzten Bewusstlosigkeit später eine zweite Phase von Bewusstseinsstörung auf, bezeichnet man die dazwischenliegende Phase klareren Bewusstseins als freies Intervall. Ein solcher Verlauf wird als Anzeichen einer epiduralen oder subduralen Hirnblutung gewertet.

Hypothermie

In der Theorie soll eine kurz nach dem Trauma eingeleitete Hypothermie, also künstliche Absenkung der Körpertemperatur, den Energie- und Sauerstoffbedarf des Gehirns senken, die Entzündungsreaktion (Enzephalitis) und das Risiko von bleibenden Hirnschäden reduzieren. Die ersten beobachtenden experimentellen Studien zeigten auch deutliche neuroprotektive Ergebnisse. Inzwischen liegt mit der POLAR-Studie von 2018 aber die vierte große multizentrische randomisierte Studie vor, die eindeutig zeigt, dass eine Hypothermie keine protektive Wirkung entfaltet. In dieser Studie mit 466 Patienten nach schwerer, traumatischer Hirnschädigung erfolgte die Hypothermie im Durchschnitt 1,8 Stunden nach der Hirnverletzung. Nach 22,5 Stunden erfolgte eine langsame Wiedererwärmung. Nach 6 Monaten wurde das Ergebnis mithilfe der Glasgow Outcome Scale überprüft. Mit Hypothermie war in 48,8 % das Ergebnis günstig, ohne Hypothermie in 49,1 % (relatives Risiko RR=0,99, nicht signifikant). Unter Hypothermie waren Lungenentzündungen (55 % gegen 51,3 %) und intrakranielle Blutungen (18,1 % gegen 15,4 %) häufiger.

Sonstiges

Es gibt ein Konsenspapier des IOC und der FIFA, das konkrete Richtlinien zum diagnostischen Vorgehen nach dem Auftreten einer leichten Kopfverletzung im Sport sowie Empfehlungen für die Kriterien zur schrittweisen Rückkehr ins Trainings- und Spielgeschehen enthält (Sport Concussion Assessment Tool, SCAT).

Neben dem GCS sind folgende Kontrollfragen aufgeführt, die u. a. zur Bewertung herangezogen werden: Kopfschmerzen, Druck im Kopf, Nackenschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, Schwindelgefühl, verschwommenes Sehen, Gleichgewichtsstörungen, Licht- oder Lärmempfindlichkeit, das Gefühl „alles ist langsamer“, man fühlt sich „wie im Nebel“, man fühlt sich nicht „beieinander“, Konzentrationsschwierigkeiten, Erinnerungslücken, Müdigkeit oder niedrige Energie, Verwirrtheit, Schläfrigkeit, Probleme beim Einschlafen (falls zutreffend), mehr Emotionen/Reizbarkeit/Traurigkeit, Nervosität und Ängstlichkeit.

Eine wissenschaftliche Longitudinal-Studie an 235.110 Patienten mit einer Gehirnerschütterung ergab, dass 667 von diesen später (median 9,3 Jahre danach) Suizid begingen. Das entspricht jährlich 31 Selbsttötungen unter 100.000 Patienten oder 3fach mehr Suiziden als in der Normalbevölkerung.

Seit 1992 erscheint die Special-Interest-Zeitschrift not, die vorwiegend an Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata und Angehörige, aber auch an Kliniken und medizinisches Fachpersonal adressiert ist.