Dysphorie

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Als Dysphorie wird eine Störung des emotionalen Erlebens (Affektivität) bezeichnet, die durch eine ängstlich-bedrückte, traurig-gereizte Stimmungslage charakterisiert ist. Die Betroffenen erleben sich dabei als unzufrieden, schlecht gelaunt, misslaunig oder missgestimmt, mürrisch, verdrossen oder verärgert bzw. werden so wahrgenommen.

Es handelt sich meist um eine „banale Alltagsverstimmung“ ohne Krankheitswert; gelegentlich kann Dysphorie jedoch als Symptom im Rahmen von Krankheiten oder als Folge davon auftreten. Die Dysphorie bildet das sprachliche Gegenstück (Antonym) zur Euphorie.

Dysphorie (von altgriechisch δύσφορος (dúsphoros) "schmerzlich"; von δυσ- (dus-) "schlecht, schwer" und φέρω (phérō) "ertragen") ist ein tiefgreifender Zustand des Unbehagens oder der Unzufriedenheit. Er ist das Gegenteil von Euphorie. In einem psychiatrischen Kontext kann Dysphorie mit Depression, Angst oder Unruhe einhergehen.

In der Psychiatrie

Intensive Zustände des Leidens und des Unbehagens erhöhen das Risiko eines Selbstmordes und sind an sich schon unangenehm. Die Linderung von Dysphorie ist daher eine Priorität der psychiatrischen Behandlung. Dabei können sowohl die zugrundeliegenden Ursachen wie Depressionen oder bipolare Störungen als auch die dysphorischen Symptome selbst behandelt werden.

Das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen (DSM-5) ordnet die spezifische Dysphorie in das Zwangsspektrum ein.

Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kann im ICD-11 als Dysphorie der Körperintegrität diagnostiziert werden.

Geschlechtsdysphorie

Geschlechtsdysphorie ist das Unbehagen, die Unzufriedenheit oder der Kummer aufgrund des zugewiesenen Geschlechts. In der aktuellen Ausgabe (DSM-5) des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders wird der Begriff "Geschlechtsdysphorie" anstelle des früheren Begriffs "Störung der Geschlechtsidentität" verwendet, um deutlich zu machen, dass nicht mehr die Geschlechtsidentität als Störung betrachtet wird, sondern der emotionale Zustand des Leidens, der sich aus der Geschlechtsidentität ergibt.

Verwandte Erkrankungen

Bei den folgenden Erkrankungen kann Dysphorie ein Symptom sein:

  • Schwere depressive Störung (unipolar) und Dysthymie
  • Bipolare Störung und Zyklothymie
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung
  • Prämenstruelles Syndrom
  • Prämenstruelle dysphorische Störung
  • Dysphorischer Milchausstoßreflex
  • Stress
  • Anpassungsstörung mit depressiver Stimmung
  • Angststörungen wie die posttraumatische Belastungsstörung
  • Dysphorisches Grübeln
  • Dissoziative Störungen wie die dissoziative Identitätsstörung, die dissoziative Amnesie und die Depersonalisationsstörung.
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, definiert als emotionale Deregulierung oder unerträgliche RSD "Ablehnungsempfindlichkeitsdysphorie".
  • Gemischte ängstlich-depressive Störung
  • Geschlechtsdysphorie
  • Persönlichkeitsstörungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörung, abhängige Persönlichkeitsstörung und antisoziale Persönlichkeitsstörung
  • Substanzentzug
  • Körperdysmorphe Störung
  • Akathisie
  • Hypoglykämie
  • Schizophrenie
  • Sexuelle Dysfunktion
  • Dysphorie der Körperintegrität
  • Schlaflosigkeit
  • Chronische Schmerzen

Drogeninduziert (Dysphorie)

Einige Drogen können Dysphorie hervorrufen, darunter κ-Opioidrezeptor-Agonisten wie Salvinorin A (der aktive Bestandteil der halluzinogenen Pflanze Salvia divinorum), Butorphanol und Pentazocin, μ-Opioidrezeptor-Antagonisten wie Naltrexon und Nalmefen sowie Antipsychotika wie Haloperidol und Chlorpromazin (über die Blockade von Dopaminrezeptoren), neben anderen. Auch depressive und/oder angstauslösende Medikamente können mit Dysphorie in Verbindung gebracht werden.

In der Populärkultur

Against Me! veröffentlichte das Album Transgender Dysphoria Blues, in dem die Leadsängerin Laura Jane Grace über ihre Erfahrungen mit Geschlechtsdysphorie berichtet.

Shane Neilson veröffentlichte einen Gedichtband mit dem Titel Dysphoria (Erin, ON: The Porcupine's Quill, 2017), in dem er die Erfahrung der Dysphorie erforscht.

Psychopathologie

Eine anhaltende Dysphorie kann als Folge vielfältiger körperlicher und psychischer Erkrankungen, beispielsweise einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) entstehen. Diese kann die Ausprägung einer komorbiden Depression annehmen.

Als symptomatische Stimmungsänderung wird sie beim prämenstruellen Syndrom (prämenstruelle Dysphorie) sowie bei hirnorganischen Erkrankungen, Intoxikationen oder Entzugssyndromen und im Rahmen von Geschlechtsidentitätsstörungen (engl.: gender dysphoria) beobachtet.