Nordkorea
Koordinaten: 40°N 127°E / 40°N 127°E ⓘ
Demokratische Volksrepublik Korea | |
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Motto: 강성대국 Kangsŏngtaeguk "Starke und wohlhabende Nation" | |
Hymne: 애국가 Aegukka "Das patriotische Lied" | |
Hauptstadt und größte Stadt | Pjöngjang 39°2′N 125°45′E / 39.033°N 125.750°E |
Offizielle Sprachen | Koreanisch (Munhwaŏ) |
Offizielle Schrift | Chosŏn'gŭl |
Religion | Staatlicher Atheismus |
Demonym(e) |
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Regierung | Einheitliche sozialistische Ein-Parteien-Republik unter einer totalitären erblichen Diktatur |
- Generalsekretär der WPK und Präsident des Staatssekretariats | Kim Jong-un |
- Vorsitzender des Ständigen Ausschusses der SPA und Erster Vizepräsident des SAC | Choe Ryong-hae |
- Vizepräsident des SAC und Ministerpräsident des Kabinetts | Kim Tok-hun |
- Vorsitzender des SPA | Pak Thae-song |
Legislative | Oberste Volksversammlung |
Gründung | |
- Sowjetische Verwaltung | 3. Oktober 1945 |
- 1. provisorische Regierung | 8. Februar 1946 |
- 2. provisorische Regierung. | 22. Februar 1947 |
- Gründung der DVRK | 9. September 1948 |
- Aktuelle Verfassung | 27. Dezember 1972 |
- Aufnahme in die UNO | 17. September 1991 |
- Panmunjom-Erklärung | 27. April 2018 |
Gebiet | |
- Gesamt | 120.540 km2 (46.540 sq mi) (97.) |
- Wasser (%) | 0.11 |
Bevölkerung | |
- Schätzung für 2021 | 25.971.909 (55.) |
- Volkszählung 2008 | 24,052,231 |
- Siedlungsdichte | 212/km2 (549,1/qm) (45.) |
BIP (PPP) | Schätzung 2015 |
- Gesamt | 40 Milliarden Dollar |
- Pro-Kopf | $1,800 |
BIP (nominal) | Schätzung 2017 |
- Gesamt | 30 Mrd. $ |
- Pro-Kopf | $1,300 |
Währung | Koreanischer Volkswon (₩) (KPW) |
Zeitzone | UTC+9 (Pjöngjang-Zeit) |
Format des Datums |
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Antriebsseite | rechts |
Aufrufender Code | +850 |
ISO-3166-Code | KP |
Internet TLD | .kp |
Nordkorea, offiziell die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK), ist ein Land in Ostasien. Es bildet die nördliche Hälfte der koreanischen Halbinsel und grenzt im Norden an China und Russland, an den Flüssen Yalu (Amnok) und Tumen, und im Süden an Südkorea, an der Koreanischen Entmilitarisierten Zone. Die Westgrenze des Landes wird durch das Gelbe Meer gebildet, während die Ostgrenze durch das Japanische Meer definiert wird. Nordkorea erhebt wie sein südliches Pendant den Anspruch, die rechtmäßige Regierung der gesamten Halbinsel und der angrenzenden Inseln zu sein. Pjöngjang ist die Hauptstadt und größte Stadt des Landes. ⓘ
Im Jahr 1910 wurde Korea vom japanischen Kaiserreich annektiert. Nach der Kapitulation Japans am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Korea 1945 entlang des 38. Breitengrads in zwei Zonen geteilt, wobei der Norden von der Sowjetunion und der Süden von den Vereinigten Staaten besetzt wurde. Die Verhandlungen über die Wiedervereinigung scheiterten, und 1948 wurden getrennte Regierungen gebildet: die sozialistische und sowjetisch orientierte DVRK im Norden und die kapitalistische, westlich orientierte Republik Korea im Süden. Der Koreakrieg begann 1950 mit einer Invasion durch Nordkorea und dauerte bis 1953. Das koreanische Waffenstillstandsabkommen führte zu einem Waffenstillstand und zur Einrichtung einer entmilitarisierten Zone (DMZ), aber ein formeller Friedensvertrag wurde nie unterzeichnet. ⓘ
In der Nachkriegszeit profitierte Nordkorea in hohem Maße von der Wirtschaftshilfe und dem Know-how anderer Ostblockländer, insbesondere der Sowjetunion und Chinas. Die Beziehungen zwischen Nordkorea und der Sowjetunion verschlechterten sich jedoch nach dem Aufstieg von Nikita Chruschtschow zum sowjetischen Premierminister im Jahr 1953, da Chruschtschow den Stalinismus anprangerte, während Kim Il-sung, der erste Führer Nordkoreas, ihn hochhielt. In den späten 1950er Jahren wandte sich Kim kurzzeitig China zu, bevor er sowohl prosowjetische als auch chinesische Elemente aus der regierenden Arbeiterpartei Koreas ausschloss und Juche als Staatsideologie propagierte. Ab den 1970er Jahren begann die südkoreanische Wirtschaft zu boomen, während die DVRK in eine Stagnation verfiel. Die internationale Isolation Pjöngjangs nahm ab den 1980er Jahren mit dem Ende des Kalten Krieges und der Öffnung Chinas gegenüber dem Westen drastisch zu. Der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 führte dann zu einem völligen Zusammenbruch der nordkoreanischen Wirtschaft, der sich bis 1998 in einer tödlichen Hungersnot mit landwirtschaftlichen Ausfällen häufte. Trotz anfänglicher Versuche einer Annäherung an den Westen in den frühen 1990er Jahren entschieden sich Kim Il-sungs Nachfolger, Kim Jong-il und später sein Sohn Kim Jong-un, im 21. ⓘ
Laut Artikel 1 der Staatsverfassung ist Nordkorea ein "unabhängiger sozialistischer Staat". Es finden Wahlen statt, die jedoch von unabhängigen Beobachtern als Scheinwahlen bezeichnet wurden, da Nordkorea eine totalitäre Diktatur mit einem umfassenden Personenkult um die Kim-Dynastie ist. Die Partei der Arbeit Koreas ist die Regierungspartei Nordkoreas und steht an der Spitze der Demokratischen Front für die Wiedervereinigung Koreas, der einzigen legalen politischen Bewegung im Lande. Gemäß Artikel 3 der Verfassung ist Juche die offizielle Ideologie Nordkoreas. Die Produktionsmittel befinden sich in Form von Staatsbetrieben und kollektivierten landwirtschaftlichen Betrieben im Besitz des Staates. Die meisten Dienstleistungen - wie Gesundheitsfürsorge, Bildung, Wohnungsbau und Nahrungsmittelproduktion - werden subventioniert oder vom Staat finanziert. Von 1994 bis 1998 litt Nordkorea unter einer Hungersnot, der zwischen 240.000 und 420.000 Menschen zum Opfer fielen, und die Bevölkerung leidet weiterhin an Unterernährung. ⓘ
Nordkorea verfolgt für seine koreanische Volksarmee die Songun-Politik, d. h. "Militär zuerst". Nordkorea verfügt über Atomwaffen und ist das Land mit der zweithöchsten Anzahl an militärischem und paramilitärischem Personal, insgesamt 7,769 Millionen Aktive, Reservisten und paramilitärisches Personal, was etwa 30 % der Bevölkerung entspricht. Die aktive Armee ist mit 1,28 Millionen Soldaten die viertgrößte der Welt und macht 4,9 % der Bevölkerung aus. Eine 2014 von den Vereinten Nationen durchgeführte Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea kam zu dem Schluss, dass "die Schwere, das Ausmaß und die Art dieser Verstöße einen Zustand offenbaren, der in der heutigen Welt keine Parallele hat", wobei Amnesty International und Human Rights Watch ähnliche Ansichten vertreten. Die nordkoreanische Regierung leugnet diese Verstöße. Nordkorea ist nicht nur seit 1991 Mitglied der Vereinten Nationen, sondern auch Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten, der G77 und des ASEAN-Regionalforums. ⓘ
ⓘ조선민주주의인민공화국 | |||||
Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk | |||||
Demokratische Volksrepublik Korea | |||||
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Amtssprache | Koreanisch | ||||
Hauptstadt | Pjöngjang | ||||
Staats- und Regierungsform | Volksrepublik mit Einparteiensystem, de facto Diktatur auf dynastischer Basis | ||||
Staatsoberhaupt | Ewiger Präsident Kim Il-sung † (symbolisch) Vorsitzender des Komitees für Staatsangelegenheiten „Oberster Führer“ Kim Jong-un (de facto) Vorsitzender des Präsidiums der Obersten Volksversammlung Choe Ryong-hae (de jure) | ||||
Regierungschef | Vorsitzender des Ministerrats Kim Tok-hun (de jure) | ||||
Fläche | 120.538 (99.) km² | ||||
Einwohnerzahl | 25.549.604 (2018, gemäß UN-Schätzung) 24.052.231 (52.) (2008, gemäß Volkszählung) | ||||
Bevölkerungsdichte | 200 (42.) Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | 0,384 % pro Jahr | ||||
Bruttoinlandsprodukt | 27 Mrd. USD (Stand: 2020) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 783 USD (Stand: 2012) | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | n. v. | ||||
Währung | Won (= 100 Chon) | ||||
Unabhängigkeit | 9. September 1948 (von der Provinz Chōsen) | ||||
Nationalhymne | Ach’imŭn pinnara | ||||
Zeitzone | UTC+9 | ||||
Kfz-Kennzeichen | KP | ||||
ISO 3166 | KP, PRK, 408 | ||||
Internet-TLD | .kp | ||||
Telefonvorwahl | +850 | ||||
Nordkorea steht wegen der Entwicklung und Weitergabe von militärischer Raketentechnik etwa seit dem Jahr 2000 im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. 2005 wurde bekannt gegeben, dass ein nordkoreanisches Kernwaffenprogramm existiert. 2011 war jeder zwanzigste Nordkoreaner Angehöriger des Militärs. ⓘ
Geografie
Nordkorea nimmt den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel ein und liegt zwischen den Breitengraden 37° und 43°N und den Längengraden 124° und 131°E. Es erstreckt sich über eine Fläche von 120.540 Quadratkilometern. Im Westen befinden sich das Gelbe Meer und die Bucht von Korea, im Osten liegt Japan über das Japanische Meer. ⓘ
Frühe europäische Besucher Koreas bemerkten, dass das Land wegen der vielen aufeinanderfolgenden Gebirgszüge, die die Halbinsel durchziehen, "einem Meer in einem schweren Sturm" glich. Etwa 80 % der Fläche Nordkoreas besteht aus Bergen und Hochebenen, die durch tiefe und enge Täler voneinander getrennt sind. Alle Berge der koreanischen Halbinsel mit einer Höhe von 2.000 Metern oder mehr befinden sich in Nordkorea. Der höchste Punkt in Nordkorea ist der Paektu-Berg, ein Vulkanberg mit einer Höhe von 2.744 Metern über dem Meeresspiegel. Der Berg Paektu, der von den Nordkoreanern als heiliger Ort betrachtet wird, ist in der koreanischen Kultur von großer Bedeutung und wurde in die ausgefeilte Folklore und den Personenkult um die Kim-Dynastie aufgenommen. Das Lied "We Will Go To Mount Paektu" ist ein Loblied auf Kim Jong-un und beschreibt eine symbolische Wanderung zu diesem Berg. Weitere bekannte Gebirgszüge sind das Hamgyong-Gebirge im äußersten Nordosten und das Rangrim-Gebirge im zentralen Norden Nordkoreas. Der Berg Kumgang in der Taebaek-Kette, die sich bis nach Südkorea erstreckt, ist für seine landschaftliche Schönheit bekannt. ⓘ
Die Küstenebenen sind im Westen breit und im Osten unregelmäßig. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebt in den Ebenen und im Tiefland. Einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2003 zufolge sind über 70 % des Landes bewaldet, vor allem an steilen Hängen. Im Forest Landscape Integrity Index 2019 erreichte Nordkorea einen Durchschnittswert von 8,02/10 und lag damit weltweit auf Platz 28 von 172 Ländern. Der längste Fluss ist der Amnok (Yalu) mit einer Länge von 790 Kilometern (491 Meilen). Das Land verfügt über drei terrestrische Ökoregionen: Zentralkoreanische Laubwälder, Mischwälder im Changbai-Gebirge und mandschurische Mischwälder. ⓘ
- Grenze zwischen der Volksrepublik China und Nordkorea
- Grenze zwischen Nordkorea und Russland
- Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea ⓘ
Das Landesinnere ist wegen seines gebirgigen Charakters nur dünn besiedelt. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die Küstenregionen im Westen und Osten des Landes. Dementsprechend befinden sich dort auch die größten Städte Nordkoreas; neben der Hauptstadt Pjöngjang sind dies Hamhŭng, Kaesŏng, Sinŭiju sowie Ch’ŏngjin. Nordkorea ist in neun Provinzen unterteilt. ⓘ
Klima
In Nordkorea herrscht eine Kombination aus kontinentalem und ozeanischem Klima, aber der größte Teil des Landes wird als feuchtes Kontinentalklima im Sinne der Köppen-Klimaklassifikation eingestuft. Die Winter bringen klares Wetter mit Schneestürmen, die durch die aus Sibirien wehenden Nord- und Nordwestwinde verursacht werden. Der Sommer ist aufgrund der südlichen und südöstlichen Monsunwinde, die feuchte Luft aus dem Pazifik herantragen, die bei weitem heißeste, feuchteste und regenreichste Zeit des Jahres. Ungefähr 60 Prozent aller Niederschläge fallen von Juni bis September. Frühling und Herbst sind Übergangsjahreszeiten zwischen Sommer und Winter. Die durchschnittlichen Tageshöchst- und -tiefsttemperaturen für Pjöngjang liegen bei -3 und -13 °C im Januar und 29 und 20 °C im August. ⓘ
Nordkorea besitzt im Wesentlichen ein gemäßigtes Kontinentalklima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten. Der Jahresniederschlag fällt hauptsächlich während des Monsuns (jangma) im Zeitraum von Juni bis August. Die Wintermonate sind durch Kälte und Trockenheit gekennzeichnet. Im Herbst ist das Land gelegentlich von Taifunen betroffen. Ein solcher Taifun traf besonders den Nordosten des Landes im August 2015 schwer. ⓘ
Verwaltungsgliederung
Karte | Name | Chosŏn'gŭl | Sitz der Verwaltung | ||
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Pjöngjang
Rason
Nampo
Süd-Pyongan
Nord Hwanghae
Süd-Hwanghae
Kangwon
Süd-Hamgyong
Nord-Hamgyong
Ryanggang
Chagang
Nord-Pyongan
Kaesong China
Südkorea Gelbes Meer
(Koreanisches Westmeer) Korea Bucht
Japanisches Meer
(Koreanisches Ostmeer) |
Unmittelbar verwaltete Stadt (chikhalsi) | ||||
1 | Pjöngjang | 평양직할시 | (Chung-guyok) | ||
Besondere Stadt (teukbyeolsi) | |||||
2 | Rason | 라선특별시 | (Rajin-guyok) | ||
Provinzen (do) | |||||
3 | Süd-Pyongan | 평안남도 | Pyongsong | ||
4 | Nord-Pyongan | 평안북도 | Sinuiju | ||
5 | Chagang | 자강도 | Kanggye | ||
6 | Süd-Hwanghae | 황해남도 | Haeju | ||
7 | Nord Hwanghae | 황해북도 | Sariwon | ||
8 | Kangwon | 강원도 | Wonsan | ||
9 | Süd-Hamgyong | 함경남도 | Hamhung | ||
10 | Nord-Hamgyong | 함경북도 | Chongjin | ||
11 | Ryanggang | 량강도 | Hyesan |
Größte Städte
Der mit Abstand größte Ballungsraum in Nordkorea ist Pjöngjang mit einer Einwohnerzahl von 3.702.757 (Stand 1. Januar 2005). Damit leben 16 Prozent der Menschen des Landes in der Hauptstadtregion. ⓘ
Die Einwohnerzahlen gelten für den Tag der Volkszählung von 2008 und beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne Vorortgürtel. Die zehn größten Städte Nordkoreas sind:
Städte in Nordkorea ⓘ | |||||
Rang | Name | Einwohner 2008 | Verwaltungseinheit | ||
Transkription | Hangeul | Hanja | |||
1. | Pjöngjang | 평양 | 平壤 | 3.255.288 | Pjöngjang |
2. | Hamhŭng | 함흥 | 咸興 | 768.551 | Hamgyŏng-namdo |
3. | Ch’ŏngjin | 청진 | 淸津 | 667.929 | Hamgyŏng-pukto |
4. | Namp’o | 남포 | 南浦 | 366.341 | P’yŏngan-namdo |
5. | Wŏnsan | 원산 | 元山 | 363.127 | Kangwŏn-do |
6. | Sinŭiju | 신의주 | 新義州 | 359.341 | P’yŏngan-pukto |
7. | Tanch’ŏn | 단천 | 端川 | 345.876 | Hamgyŏng-namdo |
8. | Kaech'ŏn | 개천 | 价川 | 319.554 | P’yŏngan-namdo |
9. | Kaesŏng | 개성 | 開城 | 308.440 | Hwanghae-pukto |
10. | Sariwŏn | 사리원 | 沙里院 | 307.764 | Hwanghae-pukto |
Bevölkerung
Demografie
Nordkorea ist ethnisch homogen – abgesehen von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes – und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil weltweit auf. Es gilt als praktisch unmöglich, sich als Ausländer in Nordkorea niederzulassen. Im Jahre 2017 waren 0,2 % der Bevölkerung im Ausland geboren. ⓘ
Die Bevölkerung Nordkoreas wuchs im Zeitraum von 1960 bis 2016 von 12,3 auf mehr als 25 Millionen Menschen. Nordkoreanischen Statistiken zufolge ist die Lebenserwartung seit 1986 im Mittel gesunken. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) betrug die durchschnittliche Lebenserwartung im Zeitraum von 2010 bis 2015 für Männer 67,2 Jahre, für Frauen 74,1 Jahre. Die durchschnittliche Säuglingssterblichkeit lag bei 5,8 Prozent. Der offizielle Zensus Nordkoreas vom Jahr 2008 gibt die Lebenserwartung von Männern mit 65,6 Jahren an, die von Frauen mit 72,7 Jahren. Laut Angaben dieses Zensus lag die Säuglingssterblichkeit im Jahr 2008 bei 1,9 Prozent. Trotz der zahlreichen Probleme und der schlechten Ausstattung des nordkoreanischen Gesundheitswesen ist es gelungen, die Lebenserwartung seit dem Ende des Korea-Kriegs um knapp 30 Jahre zu steigern und die Kindersterblichkeit zu senken. Die Fertilität pro Frau lag 2016 bei 2,0 Kindern pro Frau. Mit einem Medianalter von 34,2 Jahren und einer Bevölkerungswachstumsrate von jährlich 0,5 Prozent hat Nordkorea eher die demographische Struktur von deutlich höher entwickelten Ländern. ⓘ
Seit Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea gibt es, angetrieben durch die politischen Repressionen sowie die schlechten Lebensbedingungen, einen seit der Jahrtausendwende stark angewachsenen Flüchtlingsstrom. Die Statistik des südkoreanischen Ministeriums für Wiedervereinigung über die Zahl der im Süden eintreffenden nordkoreanischen Flüchtlinge zeigt eine deutliche Aufwärtstendenz. Viele Nordkoreaner haben, bevor sie im Süden eintreffen, vorher längere Zeit in anderen Ländern (meist in China) gelebt:
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Die innerkoreanische Landgrenze auf direktem Wege zu überschreiten, ist nahezu unmöglich. Verhältnismäßig wenige nordkoreanische Flüchtlinge passieren die Seegrenze, die meisten überqueren zunächst die vergleichsweise wenig bewachte Grenze zu China. Es wird vermutet, dass sich zwischen 50.000 und 300.000 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufhalten, denen es noch nicht gelungen ist, sich nach Südkorea durchzuschlagen, oder die aus anderen Gründen in China geblieben sind. China schiebt die aufgegriffenen Flüchtlinge aus Nordkorea in deren Heimatland ab. Gemäß unbestätigten Berichten von Amnesty International soll es zu Folterungen und auch Hinrichtungen von Flüchtlingen gekommen sein, die von der chinesischen Grenze zurückkommen. In der Zeit der akuten Hungersnot wurde die Grenze relativ schwach bewacht und deren Überqueren mehr oder weniger geduldet; 2008 wurde von einer Verschärfung der Situation berichtet. Dabei kommen verstärkt Wärmebildkameras zum Einsatz. ⓘ
Ab dem Regierungsantritt Kim Jong-uns im Jahr 2012 ging die Zahl der in Südkorea eintreffenden Flüchtlinge von 2.500 bis 3.000 auf 1.400 bis 1.500 pro Jahr zurück. Dies wird auf die gezielten Maßnahmen der nordkoreanischen Regierung zur Eindämmung des Flüchtlingsstroms zurückgeführt: Einen massiven Ausbau der Befestigungen an der chinesischen Grenze, eine Propagandakampagne, die die tatsächlich auftretenden Anpassungsschwierigkeiten nordkoreanischer Flüchtlinge und deren Diskriminierung in Südkorea thematisiert, sowie die teilweise Legalisierung von Auslandsaufenthalten für Normalbürger. ⓘ
Politische Einteilung
Nordkoreanischen Dokumenten und Flüchtlingsaussagen zufolge werden alle Nordkoreaner nach ihrem Songbun, einem Statussystem, das auf der Bewertung der Loyalität eines Bürgers gegenüber der Regierung beruht, in Gruppen eingeteilt. Auf der Grundlage des eigenen Verhaltens und des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Hintergrunds der Familie seit drei Generationen sowie des Verhaltens von Verwandten in diesem Bereich wird angeblich anhand von Songbun bestimmt, ob einer Person Verantwortung übertragen wird, ob sie Chancen erhält oder ob sie sogar ausreichend zu essen bekommt. ⓘ
Songbun hat angeblich Einfluss auf den Zugang zu Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten und insbesondere darauf, ob eine Person für die Mitgliedschaft in der nordkoreanischen Regierungspartei in Frage kommt. Es gibt 3 Hauptklassifizierungen und etwa 50 Unterklassifizierungen. Laut Kim Il-sung, der 1958 sprach, machte die loyale "Kernklasse" 25 % der nordkoreanischen Bevölkerung aus, die "schwankende Klasse" 55 % und die "feindliche Klasse" 20 %. Der höchste Status wird Personen zuerkannt, die von denjenigen abstammen, die mit Kim Il-sung am Widerstand gegen die japanische Besatzung vor und während des Zweiten Weltkriegs teilgenommen haben, sowie denjenigen, die 1950 Fabrikarbeiter, Arbeiter oder Bauern waren. ⓘ
Während einige Analysten glauben, dass der private Handel das Songbun-System in jüngster Zeit in gewissem Maße verändert hat, sagen die meisten nordkoreanischen Flüchtlinge, dass es nach wie vor eine beherrschende Rolle im täglichen Leben spielt. Die nordkoreanische Regierung behauptet, alle Bürger seien gleich und lehnt jegliche Diskriminierung aufgrund der familiären Herkunft ab. ⓘ
Die Einwohner sind von der Regierung in drei Kategorien / Kasten eingeteilt:
- „Genossen“, das bedeutet loyale Personen
- „schwankende Personen“
- „feindlich gesinnte Personen“ ⓘ
Diese Einteilung wurde bereits in den 1950er-Jahren vorgenommen. In den 1960er-Jahren wurde ein verfeinertes System mit 51 Untergruppen eingeführt. Zur loyalen Kategorie gehören zum Beispiel Arbeiter, die einer Arbeiterfamilie entstammen, Mitglieder der Partei der Arbeit Koreas sowie Kriegshelden aus dem Koreakrieg. Zur Gruppe der „schwankenden Personen“ gehören ehemalige Händler und Handwerker. Zur Gruppe der „feindlich gesinnten Personen“ gehören unter anderem Arbeiter mit schwieriger sozialer Herkunft, das heißt ehemalige Unternehmer und Beamte, ehemalige Großbauern, Personen, die an projapanischen oder pro-US-amerikanischen Aktivitäten beteiligt waren sowie gläubige Christen und Buddhisten. ⓘ
Diese soziale Herkunft beeinflusst den Zugang zu Ausbildung und Beruf wie auch zu von der Regierung verteilten Gütern wie Lebensmitteln. Man schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu der Kategorie der feindlich Gesinnten gerechnet wird. In den letzten Jahren erfuhr die soziale Ordnung Nordkoreas einen gewissen Bedeutungsverlust. Der materielle Status eines Menschen (sofern er nicht der Nomenklatura angehört) ist wegen des wirtschaftlichen Umbruchs zunehmend nicht mehr vom staatlichen Versorgungssystem abhängig, sondern ergibt sich mehr und mehr durch den Handel auf den neu entstandenen Märkten. ⓘ
Religion
Offiziell ist Nordkorea ein atheistischer Staat. Es sind keine offiziellen Statistiken über Religionen in Nordkorea bekannt. Nach Angaben von Religious Intelligence aus dem Jahr 2007 sind 64 % der Bevölkerung nicht religiös, 16 % praktizieren den koreanischen Schamanismus, 14 % den Chondoismus, 4 % sind Buddhisten und 2 % sind Christen. Die Religionsfreiheit und das Recht auf religiöse Zeremonien sind zwar verfassungsmäßig garantiert, aber die Religionen werden laut Human Rights Watch von der Regierung eingeschränkt. Amnesty International hat sich besorgt über die religiöse Verfolgung in Nordkorea geäußert. Nordkorea-freundliche Gruppen wie die Paektu Solidarity Alliance bestreiten diese Behauptungen und weisen darauf hin, dass es im ganzen Land zahlreiche religiöse Einrichtungen gibt. Einige religiöse Stätten befinden sich in ausländischen Botschaften in der Hauptstadt Pjöngjang. ⓘ
Buddhismus und Konfuzianismus beeinflussen nach wie vor die Spiritualität. Der Chondoismus ("himmlischer Weg") ist ein einheimischer synkretistischer Glaube, der Elemente des koreanischen Schamanismus, des Buddhismus, des Taoismus und des Katholizismus vereint und offiziell von der von der WPK kontrollierten Chondoistischen Chongu-Partei vertreten wird. ⓘ
Die Mission Open Doors, eine protestantische Gruppe mit Sitz in den Vereinigten Staaten, die während des Kalten Krieges gegründet wurde, behauptet, dass in Nordkorea die schlimmste Christenverfolgung der Welt stattfindet. Es gibt vier staatlich anerkannte Kirchen, aber Kritiker behaupten, dass es sich dabei um Schaufenster für Ausländer handelt. ⓘ
Die traditionellen Religionen Koreas sind der Buddhismus und der Konfuzianismus. Das Christentum war lange besonders in Pjöngjang stark vertreten. Allein dort gab es um 1907 rund 100 Kirchen mit 13.000 bis 14.000 Gläubigen, weshalb die Stadt auch als „Jerusalem des Ostens“ bezeichnet wurde. Im Jahr 2006 wurde in Pjöngjang eine russisch-orthodoxe Kirche eröffnet, die vierte christliche Kirche insgesamt in der Hauptstadt von Nordkorea. ⓘ
Artikel 68 der nordkoreanischen Verfassung gewährt seinen Bürgern freie Ausübung ihrer Religion, solange dies nicht zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung missbraucht wird. Gleichwohl berichten christliche Organisationen wie Open Doors, dass praktizierende Christen in Umerziehungslagern interniert würden. Einige existierende Kirchen werden offenbar zu Propagandazwecken genutzt. Das in der Verfassung verbriefte Recht werde den Christen verweigert, da es sich nicht um eine staatlich kontrollierte Organisation handelt. Nach Angaben von Open Doors gibt es eine aktive Untergrundkirche. Nach Einschätzung südkoreanischer Menschenrechtler gibt es nichts, was so bezeichnet werden könnte. Auf dem Weltverfolgungsindex von Christen ist Nordkorea seit 14 Jahren auf dem ersten Platz, unter anderem weil der Besitz einer Bibel mit Todesstrafe oder Arbeitslager mit Sippenhaftung geahndet werde. Auch Amnesty International kritisiert die nicht vorhandene Religionsfreiheit und die Internierung von Christen. ⓘ
Bildung
Die Schulbildung ist in Nordkorea bis zur zweiten Stufe verpflichtend und kostenlos. Bis in die frühen 1990er-Jahre wurden Schulkindern kostenlose Schuluniformen zur Verfügung gestellt. Die erste Schulstufe dauert vier Jahre, die zweite Schulstufe enthält eine sechsjährige Ausbildung. Außerdem ist ein vorheriger einjähriger Besuch des Kindergartens verpflichtend. Die Alphabetisierungsrate soll bei 99 Prozent liegen. Laut Shin Dong-hyuk erhalten die in Konzentrationslagern inhaftierten Kinder eine rudimentäre Form von Schulbildung, die der Vorbereitung zur Zwangsarbeit dient. Kang Chol-hwan beschreibt in Die Aquarien von Pjöngjang seinen Schulbesuch in der als Umerziehungslager fungierenden revolutionären Zone des Konzentrationslagers Yodŏk, der von Misshandlungen und Indoktrinierung geprägt war. ⓘ
Hochschulwesen
Das Hochschulwesen in Nordkorea besteht aus zwei Zweigen, einem für die akademische Hochschulbildung und einem für die weiterführende Bildung. Der akademische Sektor besteht aus Universitäten, Fachhochschulen und technischen Schulen. Weiterführende Studiengänge für Master- und PhD-äquivalente Grade werden an Universitäten angeboten. Eine wichtige Rolle im nordkoreanischen Hochschulwesen nehmen die Kim-Il-sung-Universität und die Universität für Wissenschaft und Technik Pjöngjang ein. Die Kim-Il-Sung-Universität zählt rund 16.000 Studenten. Die Technische Universität Kim Ch’aek betreibt unter anderem auch Nuklearforschung. ⓘ
2015 wurde in Pjöngjang auf der Insel Ssuk-sŏm der Palast der Wissenschaft und Technik errichtet. ⓘ
Namen
Der Name Korea leitet sich von dem Namen Goryeo (auch Koryŏ geschrieben) ab. Der Name Goryeo selbst wurde erstmals vom alten Königreich Goguryeo (Koguryŏ) verwendet, das zu seiner Zeit eine der Großmächte in Ostasien war. Das Königreich Goryeo aus dem 10. Jahrhundert trat die Nachfolge von Goguryeo an und übernahm dessen Namen, der von persischen Kaufleuten als "Korea" ausgesprochen wurde. Die moderne Schreibweise von Korea tauchte erstmals Ende des 17. Jahrhunderts in den Reisebeschreibungen des Hendrick Hamel von der Niederländischen Ostindien-Kompanie auf. ⓘ
Nach der Teilung des Landes in Nord- und Südkorea verwendeten die beiden Seiten unterschiedliche Bezeichnungen für Korea: Chosun oder Joseon (조선) in Nordkorea und Hanguk (한국) in Südkorea. Im Jahr 1948 nahm Nordkorea die Demokratische Volksrepublik Korea (koreanisch: 조선민주주의인민공화국, Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk; listen) als seinen neuen rechtlichen Namen. Da die Regierung den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel kontrolliert, wird es in der Welt gemeinhin als Nordkorea bezeichnet, um es von Südkorea zu unterscheiden, das im Englischen offiziell als Republik Korea bezeichnet wird. Beide Regierungen betrachten sich als die rechtmäßige Regierung von ganz Korea. Aus diesem Grund betrachten sich die Menschen nicht als "Nordkoreaner", sondern als Koreaner in demselben geteilten Land wie ihre Landsleute im Süden, und ausländische Besucher werden davon abgehalten, die frühere Bezeichnung zu verwenden. ⓘ
In Nordkorea ist die Kurzform Chosŏn (kor. 조선, Korea) üblich. In Südkorea, wo Gesamtkorea Hanguk statt Chosŏn genannt wird, heißt der Nachbarstaat Bukhan (북한, 北韓, „Nordkorea“). ⓘ
Geschichte
Die Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg ist unter Geschichte Koreas zu finden. ⓘ
Einrichtung eines Arbeiter- und Bauernstaates
Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende gefunden hatte, wurde die Provinz Chōsen, die dem Gebiet des seit 1910 in das Japanische Kaiserreich eingegliederten und kolonisierten Koreas entsprach, von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von US-amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee. ⓘ
Die Sowjetunion hatte ein strategisches Interesse daran, einen ihr wohlgesinnten koreanischen Staat aufzubauen. Dieser sollte als Puffer gegenüber Japan dienen, da die koreanische Halbinsel als mögliche Operationsbasis für einen Angriff auf die Sowjetunion gesehen wurde. Abgesehen davon, dass Japan und Russland auf eine konfliktreiche gemeinsame Geschichte zurückblicken, beschleunigte diese Strategie Japans Annäherung an die USA. Im Folgenden sollte daher in Nordkorea ein Arbeiter-und-Bauern-Staat nach marxistisch-leninistischen Vorstellungen aufgebaut werden. ⓘ
Ende des Jahres 1945 setzte eine starke Einwanderungsbewegung von ethnischen Koreanern aus der Sowjetunion ein (vor allem aus den zentralasiatischen Sowjetrepubliken), durch die die kommunistischen Gruppen im Norden gestärkt wurden. Die staatlichen Stellen in der Sowjetunion propagierten insbesondere die Übersiedlung „politisch gebildeter“ Koreaner. Am 13. Oktober 1945 wurde das Nordkoreanische Büro der KP Koreas als Sektion der gesamtkoreanischen KP (mit Sitz in Seoul) gebildet, zu dessen Vorsitzendem im Dezember Kim Il-sung bestimmt wurde. ⓘ
Im Februar 1946 wurde das Provisorische Volkskomitee gebildet, an dessen Spitze Kim Il-sung stand. Im Frühjahr spaltete sich die nordkoreanische Sektion der KP ab und bildete eine eigene „Kommunistische Partei Nordkoreas“, die sich am 29. Juli mit der linken Neuen Volkspartei zur Partei der Arbeit Nordkoreas vereinigte. Erster Generalsekretär wurde Kim Du-bong. Die südkoreanischen Kommunisten vereinigten sich nach der Abspaltung der nordkoreanischen Sektion ebenfalls mit anderen linken Parteien zur Nam-joseon-rodong-Partei (Süd-Joseon-Arbeiterpartei). In der Folgezeit erhöhte die US-amerikanische Besatzungsmacht ihren Druck auf die kommunistische Untergrundbewegung. Führende Parteimitglieder wurden verhaftet, die restlichen flohen in den Norden, von wo aus die Untergrundarbeit im Süden fortgesetzt wurde. Im Juni 1949 vereinigten sich beide Parteien zur Partei der Arbeit Koreas, deren Vorsitzender Kim Il-sung wurde. Darüber hinaus wurde mit der Koreanischen Demokratischen Partei und der Chondoistischen Ch’ŏngu-Partei eine Nationale Einheitsfront gebildet. ⓘ
1946 begann auch die wirtschaftliche Umgestaltung des Landes. Im Frühjahr wurde eine Bodenreform durchgeführt und im Spätsommer begann die Verstaatlichung der Industriebetriebe. ⓘ
Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde unter alliierter Verwaltung im Gesetz zur Gleichheit der Geschlechter garantiert, das am 30. Juli 1946 eingeführt wurde. Am 3. November 1946 fanden Wahlen zu den so genannten Volkskomitees, den lokalen Verwaltungsorganen, statt. Es gab lediglich die Option, für oder gegen die Einheitsfront zu stimmen. Offiziell entfielen 97 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die Einheitsfront. Der 1. Kongress der Volkskomitees bestimmte am 17. Februar 1947 die erste nordkoreanische Regierung unter Kim Il-sung und wählte das Volkskomitee Nordkoreas als eine Art Parlament. ⓘ
Im Spätherbst 1947 wurde offiziell die Ausarbeitung einer Verfassung angekündigt, womit die baldige Ausrufung eines eigenständigen nordkoreanischen Staates besiegelt schien. Die Verfassung wurde in Moskau redigiert und schließlich von Stalin genehmigt. Am 25. August 1948 fanden Wahlen zur Obersten Volksversammlung (OVV) statt, die am 8. September die Verfassung bestätigte. Einen Tag später wurde die Demokratische Volksrepublik Korea proklamiert. ⓘ
Zuvor war am 15. August in Seoul die Republik Korea ausgerufen worden. Beide Staaten erkannten einander nicht an und sahen sich jeweils als den einzig rechtmäßigen koreanischen Staat an. ⓘ
Koreakrieg (1950–1953)
Am 25. Juni 1950 marschierte das nordkoreanische Militär in Südkorea ein und eroberte in kürzester Zeit den größten Teil des Landes. Nach der Anerkennung der nordkoreanischen Aggression gegen Südkorea durch den UN-Sicherheitsrat wurde das Kommando der Vereinten Nationen (UNC) eingerichtet. Der Antrag wurde angenommen, weil die Sowjetunion, ein enger Verbündeter Nordkoreas und Mitglied des UN-Sicherheitsrats, die UNO boykottierte, weil sie die Republik China und nicht die Volksrepublik China anerkannt hatte. Die UNO, angeführt von den Vereinigten Staaten, griff ein, um den Süden zu verteidigen, und rückte rasch nach Nordkorea vor. Als sie sich der Grenze zu China näherten, griffen chinesische Truppen auf Seiten Nordkoreas ein, wodurch sich das Gleichgewicht des Krieges erneut verschob. Die Kämpfe endeten am 27. Juli 1953 mit einem Waffenstillstand, der die ursprünglichen Grenzen zwischen Nord- und Südkorea annähernd wiederherstellte, aber es wurde kein Friedensvertrag unterzeichnet. Etwa 3 Millionen Menschen starben im Koreakrieg, wobei der Anteil der zivilen Todesopfer höher war als im Zweiten Weltkrieg oder im Vietnamkrieg, was ihn vielleicht zum tödlichsten Konflikt der Ära des Kalten Krieges machte. Sowohl pro Kopf als auch in absoluten Zahlen war Nordkorea das Land, das am stärksten durch den Krieg verwüstet wurde, der schätzungsweise 12-15 % der nordkoreanischen Bevölkerung (ca. 10 Millionen) das Leben kostete, "eine Zahl, die dem Anteil der im Zweiten Weltkrieg getöteten Sowjetbürger nahe kommt oder ihn sogar übertrifft", so Charles K. Armstrong. Infolge des Krieges wurde fast jedes größere Gebäude in Nordkorea zerstört. Einige haben den Konflikt als Bürgerkrieg bezeichnet, an dem auch andere Faktoren beteiligt waren. ⓘ
Eine schwer bewachte entmilitarisierte Zone (DMZ) trennt die Halbinsel noch immer, und in Südkorea herrscht nach wie vor eine antikommunistische und nordkoreafeindliche Stimmung. Seit dem Krieg haben die Vereinigten Staaten eine starke Militärpräsenz im Süden aufrechterhalten, die von der nordkoreanischen Regierung als imperialistische Besatzungsmacht dargestellt wird. Sie behauptet, der Koreakrieg sei von den Vereinigten Staaten und Südkorea verursacht worden. ⓘ
Herrschaft Kim Il-sungs (1948–1994)
Die Konsolidierung der Alleinherrschaft
In den 1950er Jahren arbeitete Kim Il-sung an der Konsolidierung seiner unangefochtenen Führungsposition in Staat und Partei. Bis dahin bestand die Partei der Arbeit Koreas aus verschiedenen Fraktionen, die wenig Sympathie füreinander hatten. In den Jahren von 1957 bis 1962 wurden die peking- und moskautreuen Funktionäre ausgeschaltet, was Kims Position nachhaltig stärkte. Am 15. Dezember 1955 wurde Außenminister Pak Hon-yong zum Tode verurteilt (Vorwurf: er sei ein US-amerikanischer Spion). 1956 wurde Mu Chong, ehemaliger General der chinesischen Armee und im Koreakrieg Stabschef im Generalhauptquartier der vereinigten Streitkräfte von China und Nordkorea, als Vertreter der Yan’an-Gruppe hingerichtet. ⓘ
1958 folgten weitere Säuberungen, die sich gegen sowjetfreundliche Kader wie Hŏ Ka-i, Sympathisanten der Chruschtschow’schen Tauwetterpolitik und wiederum mit China verbundene Funktionäre wie Kim Du-bong richteten. Die „Säuberungen“ entwickelten sich von einer zeitweiligen Erscheinung zu einem permanenten, systemimmanenten Phänomen. Auch 1997 gab es eine solche Kampagne gegen reformorientierte Armeeangehörige und Parteikader, unter ihnen den Vorsitzenden des Ministerrates Kang Song-san. ⓘ
Ab Mitte der 1960er Jahre wurde Kim Il-sung in den nordkoreanischen Medien als Großer Führer bezeichnet. Die Bezeichnung Führer war bis dahin (sowohl innerhalb Nordkoreas als auch in der internationalen kommunistischen Bewegung überhaupt) Lenin und Stalin vorbehalten gewesen. ⓘ
Durch die materielle Unterstützung von China und der Sowjetunion konnte die Industrieproduktion Nordkoreas wieder auf Vorkriegsniveau gebracht werden. Gegen Ende der 1960er Jahre zeigte die nordkoreanische Wirtschaft Anzeichen einer Stagnation, die der anderer Staaten des Ostblocks ähnelte. Ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion und der Mangel an Konsumgütern führten zu einem Niedergang der Wirtschaft; die immensen Militärausgaben waren eine zusätzliche Belastung. ⓘ
Das nach Stalins Tod (1953) zu Tage tretende chinesisch-sowjetische Zerwürfnis über die weitere Entwicklung des Kommunismus verkomplizierte die Situation Nordkoreas. Zunächst lavierte man zwischen beiden benachbarten Großmächten. Die Kritik der sowjetischen Führung an Stalin (unter anderem geißelte Chruschtschow in seiner Geheimrede am XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 Stalins Personenkult), verstand Kim Il-sung als Infragestellung seiner eigenen Position. Auch lehnte er das von der Sowjetunion propagierte Konzept der friedlichen Koexistenz ab. 1962 schlug sich Kim auf die Seite Mao Zedongs; wie Mao hielt er strikt am traditionellen Politikstil und somit am Personenkult fest. Ausschlaggebend für den Bruch mit der Sowjetunion war deren Verhalten in der Kubakrise (Oktober 1962), das die Nordkoreaner als Defätismus verstanden. Die Sowjetunion kappte daraufhin alle Hilfen für Nordkorea, das neben Albanien einer der engsten Verbündeten Chinas wurde. China, das selbst in den Wirren der Kulturrevolution gefangen war, konnte die UdSSR als Handelspartner aber nicht ersetzen. Die Bestrebungen, militärstrategische Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu erreichen, belasteten die nordkoreanische Volkswirtschaft zusätzlich; deshalb arbeitete Kim Il-sung ab 1965 wieder auf eine Normalisierung des Verhältnisses zur UdSSR hin. ⓘ
Isolation
Die Propagierung der Chuch’e-Ideologie gegen Ende der 1960er Jahre, die die Autarkie Nordkoreas als oberstes Ziel definierte, war möglicherweise eine Reaktion auf die zunehmend isolierte Position Nordkoreas. Kim Il-sung wurde fortan als Großer Führer bezeichnet. Dieser verstärkte die Isolation des Landes auch deshalb, weil die Regierung versuchte, den Niedergang Nordkoreas zu kaschieren und die wirtschaftlichen Erfolge Südkoreas vor der nordkoreanischen Bevölkerung geheim zu halten. ⓘ
Der zeitweilige Bruch mit der Führung der Sowjetunion führte zu einer aggressiveren Haltung gegenüber Südkorea; der mäßigende Einfluss der Sowjetunion war nicht mehr gegeben. Ende der 1960er Jahre kam es zu militärischen Einsätzen Nordkoreas. Im Januar 1968 kaperte die nordkoreanische Marine das US-amerikanische Spionageschiff USS Pueblo (AGER-2), und nachdem nordkoreanische Soldaten auf das Territorium des Südens vorgedrungen waren, kam es an der Demarkationslinie zu Gefechten zwischen nord- und südkoreanischen Truppen. ⓘ
Die sogenannte Erste Nuklearkrise 1994 war gekennzeichnet durch Mobilmachungen in Nord- und Südkorea und die Anordnung allerhöchster Alarmbereitschaft der US-Einheiten vor Ort. ⓘ
Personenkult und Klanherrschaft
1972 nahm Nordkorea eine neue Verfassung an, aufgrund derer Kim Il-sung zum Präsidenten erklärt wurde. Der Kult um seine Person nahm ab diesem Zeitpunkt bislang unbekannte Ausmaße an und auch die Familie Kims wurde einbezogen (sowohl Kim Jong-il, sein Nachfolger, als auch seine verstorbene Frau Kim Jong-suk). Die „Diktatur des Proletariats“ entwickelte sich immer mehr zur Herrschaft weniger Familienclans mit der Familie Kims an der Spitze (Oligarchie). Neben seinem Sohn wurde auch Kims dritte Frau Kim Song-ae einbezogen, die hohe Posten in Partei und Massenorganisationen einnahm. ⓘ
Herrschaft Kim Jong-ils (1994–2011)
Kim Il-sung starb 1994. Nach einer staatlich verordneten dreijährigen Trauerzeit übernahm sein Sohn Kim Jong-il den Posten des Generalsekretärs der Partei der Arbeit Koreas. Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission war er bereits seit 1993, jedoch gewann diese 1998 durch eine Verfassungsänderung stark an Einfluss. Der Posten des Präsidenten ist bis heute frei, da Kim Il-sung durch die Verfassungsänderung von 1998 zum Ewigen Präsidenten wurde. Kim Jong-il wurde als Geliebter Führer bezeichnet, später als Großer Führer wie der Vater. ⓘ
Die Zeit seit dem Zusammenbruch des sozialistischen Staatenblocks ist in Nordkorea von einem relativ kompromisslosen Festhalten am Status quo gekennzeichnet. Dies zeigt sich sowohl in der sozialistischen Wirtschaftspolitik als auch in der weiterhin auf Isolation ausgerichteten Außen- und Verteidigungspolitik. Grund hierfür ist die Annahme der nordkoreanischen Führung, dass ein Abweichen von der bisherigen Linie, eine Aufweichung des stalinistisch geprägten Regimes, zwangsläufig zu dessen Sturz führen würde, was man an den ehemaligen osteuropäischen Bruderstaaten beobachten könne. ⓘ
Kim Jong-il starb nach offizieller Verlautbarung am 17. Dezember 2011 während einer Zugfahrt an einem Herzinfarkt. Noch am Tag der Bekanntgabe des Todes, am 19. Dezember 2011, wurde sein Sohn, Kim Jong-un, von der amtlichen koreanischen Nachrichtenagentur als Nachfolger tituliert. ⓘ
Ernährungslage
Durch den Zusammenbruch des Ostblocks kam Nordkoreas Außenhandel Anfang der 1990er Jahre fast völlig zum Erliegen. Der Import günstigen Erdöls, von Ersatzteilen für Maschinen, Kunstdünger und Nahrungsmitteln aus der Sowjetunion riss fast gänzlich ab. Die ohnehin strukturell zu niedrige Nahrungsmittelproduktion wurde ab 1994 in Folge der Fertigstellung eines Dammes, durch den große Teile der ohnehin wenig vorhandenen Anbauflächen überschwemmt wurden, weiter gehemmt. Aufgrund dieser Entwicklungen und durch schwere Fehler in der Reaktion der nordkoreanischen Regierung, die in den ersten Jahren der Krise keine Helfer ins Land lassen wollte, kam es zu einer schweren Hungersnot, durch deren direkte und indirekte Folgen von 1994 bis 1999 eine große Zahl von Nordkoreanern starb. Die Opferzahl ist bis heute nur annäherungsweise bekannt. Erste Schätzungen schwankten zwischen 220.000 und 3,5 Millionen Todesopfern, spätere Studien gingen von einer Zahl zwischen 600.000 und einer Million aus. ⓘ
Im März des Jahres 2011 informierte eine Untersuchungsgruppe, die sich aus dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und der UNICEF zusammensetzte, die Weltgemeinschaft, dass etwa sechs Millionen Nordkoreaner von Hunger bedroht seien. Das Welternährungsprogramm startete daraufhin eine Notoperation, die 3,5 Millionen Nordkoreaner mit Lebensmitteln versorgen soll. International wird diese Nothilfeoperation auch kritisch betrachtet, da Vertreter vieler Staaten fürchten, die nordkoreanische Regierung würde die Lage dramatisieren, um Hilfen zu erschleichen und diese dann zweckzuentfremden. Nach dem ersten Bericht eines UN-Nothilfekoordinators seit 2002, in diesem Fall von Valerie Amos, mussten die täglichen öffentlichen Verteilungs-Rationen von 400 auf 200 Gramm pro Person halbiert werden. Es fehlten zum jährlichen Bedarf von 5,3 Millionen Tonnen Getreide etwa eine Million Tonnen. Aufgrund der chronischen Ernährungskrise sei jedes dritte Kind unter fünf Jahren kleinwüchsig. Im Jahre 2015 waren laut Zahlen der Weltbank 41,6 % der Bevölkerung unterernährt. ⓘ
Am 29. März 2016 kündigten Staatsmedien einen erneuten „beschwerlichen Marsch“ an, eine Terminologie, die die Führung bereits in der Hungersnot 1994 benutzt hatte. Man rief die Bevölkerung zur Einsparung von Lebensmitteln auf. Im Februar 2019 gab Nordkorea gegenüber den Vereinten Nationen an, dass aufgrund von schlechten Witterungsbedingungen sowie Sanktionen 1,4 Millionen Tonnen Lebensmittel fehlen würden. Als Folge müssten die staatlichen Essensrationen beinahe halbiert werden. ⓘ
Entwicklung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea
Im Jahr 2000 zeichneten sich im Rahmen der Sonnenscheinpolitik Kim Dae-jungs Entspannungserfolge zwischen Nord- und Südkorea ab. Für einige Zeit waren Besuche von seit Jahrzehnten durch die koreanische Teilung getrennt lebenden Familienangehörigen möglich. Es wurde die Erneuerung der Verkehrsverbindungen zwischen beiden Staaten, die bislang außer Betrieb waren, vereinbart. Südkoreanische Touristen konnten in der Folge und bis zum Jahr 2008, als eine südkoreanische Frau unter bisher nicht vollständig geklärten Umständen von einem nordkoreanischen Soldaten erschossen wurde, die Kŭmgang-Berge besuchen. Südkoreanische Unternehmen produzieren seit 2003 in nordkoreanischen Sonderwirtschaftszonen (Industrieregion Kaesŏng). Die Mannschaften Nord- und Südkoreas marschierten gemeinsam bei den Olympischen Spielen 2000 ein. Schließlich kam es sogar zum ersten Gipfeltreffen der beiden Staatsoberhäupter in Pjöngjang. ⓘ
Unter dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak kühlte sich das Verhältnis zwischen beiden Staaten jedoch merklich ab. Lee hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, eine härtere außenpolitische Linie gegenüber Nordkorea zu verfolgen. Die nordkoreanische Regierung kündigte schließlich an, die Grenzen zum Süden ab 1. Dezember 2008 zu schließen. Von dieser Maßnahme sind vor allem Reisen von Südkoreanern in die grenznahen Tourismusgebiete Nordkoreas betroffen. Vorausgegangen waren Aktionen südkoreanischer Nichtregierungsorganisationen, die mit Hilfe von Ballons tausende Flugblätter über Nordkorea abgeworfen hatten. Darin waren Informationen über den Gesundheitszustand Kim Jong-ils und dessen Familienbeziehungen enthalten. Beide Themen gelten in Nordkorea als Tabus. Entsprechend verärgert zeigte sich die nordkoreanische Führung und warf Südkorea eine feindlich gesinnte Politik vor. ⓘ
Einen neuen Tiefpunkt in den Beziehungen zu Südkorea stellte der Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs Cheonan am 26. März 2010 dar, bei dem 46 Seeleute ums Leben kamen. Das Schiff sank nahe der Insel Baengnyeongdo nach einer Explosion. Baengnyeong gehört zu Südkorea, liegt jedoch vor der nordkoreanischen Küste. Die Seegrenze zwischen den beiden koreanischen Staaten ist umstritten. Eine Expertenkommission aus Vertretern Südkoreas, der USA und anderer westlicher Staaten kam zu dem Ergebnis, dass das Schiff durch einen nordkoreanischen Torpedo versenkt worden sei. Nordkorea bestritt eine Verwicklung in den Vorfall. ⓘ
Am 23. November 2010 beschossen nordkoreanische Einheiten in einem Artillerieduell mit dem südkoreanischen Militär die bewohnte und zum Militärstützpunkt ausgebaute südkoreanische Insel Yeonpyeong mit mehr als 100 Granaten, wobei zwei südkoreanische Soldaten sowie zwei südkoreanische Zivilisten starben. Eine militärische Auseinandersetzung dieses Ausmaßes hatte es seit Ende des Koreakrieges nicht gegeben. ⓘ
Herrschaft Kim Jong-uns (seit 2011)
Nach dem Tod von Kim Jong-il am 17. Dezember 2011 folgte dessen jüngster Sohn Kim Jong-un seinem Vater an der Staatsspitze nach. Es wird jedoch vermutet, dass sein Onkel Jang Song Thaek die Politik des Landes bis zu seiner Verhaftung entscheidend mitprägte. Ebenso seien Armeespitzen als Funktionäre mit in Entscheidungen eingebunden. ⓘ
Nordkorea erklärte sich Mitte April 2012 im Wege einer Verfassungsänderung auch offiziell zur Atommacht. ⓘ
In seiner Neujahrsrede 2013 sprach Kim Jong-un von einer möglichen Aussöhnung mit dem Süden und machte Andeutungen, die eine Modernisierung des Staates unter seiner Herrschaft möglich erscheinen ließen. ⓘ
Außenpolitische Krise
Nachdem die UN verschärfte Sanktionen gegen Nordkorea verhängt hatten und die Vereinigten Staaten von Amerika gemeinsame militärische Manöver mit Südkorea ankündigten, kündigte Kim im Frühjahr 2013 erneute Atomtests an, rief das Kriegsrecht aus, versetzte die Streitkräfte in volle Bereitschaft, drohte sowohl Südkorea als auch den Vereinigten Staaten mit einem nuklearen Präventivschlag und schloss vorübergehend den Zugang zur Sonderwirtschaftszone Kaesŏng. Die internationale Staatengemeinschaft, darunter auch die VR China, ein Verbündeter Nordkoreas, verurteilten diese Drohgebärden scharf und mahnten Nordkorea zur Mäßigung. ⓘ
Die Vereinigten Staaten hielten die Drohungen überwiegend für Kriegsrhetorik, reagierten jedoch darauf mit der Ankündigung, weitere Raketenabwehrstationen auf ihren Pazifikinseln, wie Guam, zu errichten, um einen möglichen Angriff abzufangen. Im Juni 2013 entspannte sich das Verhältnis zwischen den koreanischen Staaten wieder. ⓘ
2018 nahm Nordkorea an der Winterolympiade in Südkorea teil und trat im Frauen-Eishockey in einer gemeinsamen nord- und südkoreanischen Mannschaft an. ⓘ
Laut dem Expertenbericht an den UNO-Sicherheitsrat, der Anfang Februar 2018 bekannt wurde, umging Nordkorea 2017 UN-Handelsembargos „in großem Stil“. Kohle wird exportiert, Erdöl und Eisen importiert, Schiffe fahren dafür unter falscher Flagge und mit gefälschten Frachtpapieren. 40 Lieferungen gingen demnach zwischen 2012 und 2017 an das syrische Chemiewaffenprogramm. Myanmar wurde mit ballistischen Raketen und Raketenwerfern beliefert. Nach Erkenntnissen des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) wurden über die Botschaft in Berlin Hightech-Bestandteile (teilweise Dual-Use-Güter) für das nordkoreanische Raketen- und Atomwaffenprogramm beschafft. ⓘ
Innerer Machtkampf
Anfang Dezember 2013 wurde der Vizevorsitzende der Nationalen Verteidigungskommission Nordkoreas, Jang Song Thaek, verhaftet und entmachtet. Ihm wurden unter anderem Hochverrat, Bestechlichkeit, Spielsucht, Drogenmissbrauch, Geldverschwendung und Ausverkauf von Rohstoffen an die Volksrepublik China vorgeworfen. Jang wurde am 12. Dezember 2013 hingerichtet. Zugleich wurde Jangs Witwe und Schwester von Kim Jong-il, Kim Kyŏng-hŭi Mitte Dezember 2013 in das Komitee für das Staatsbegräbnis des Mitglieds des Politbüros des Zentralkomitees der PdAK und Vorsitzenden der Parteikontrollkommission Kim Kuk-thae berufen. ⓘ
Im Februar 2017 wurde Kim Jong-uns Halbbruder Kim Jong-nam auf dem Flughafen Kuala Lumpur ermordet. ⓘ
Prekäre Versorgungslage
Seit einigen Jahren spricht die nordkoreanische Führung immer wieder von einer Lebensmittelknappheit im Land. Der UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Nordkorea (Tomás Ojea Quintana) hat im März 2021 in einem Bericht an den UN-Menschenrechtsrat vor einer „ernsten Nahrungsmittelkrise“ gewarnt. Es gebe bereits Berichte über Hungertote und eine zunehmende Zahl von bettelnden Kindern und Alten, die von ihren Familien nicht mehr versorgt werden könnten. ⓘ
Schmuggel aus China leistet in den Grenzregionen einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Lage. Infolge der COVID-19-Pandemie wurde die Grenze strenger bewacht. Der Handel mit China brach laut offiziellen Zahlen 2020 um mehr als 80 Prozent ein. ⓘ
Politik
Name des Index | Indexwert | Weltweiter Rang | Interpretationshilfe | Jahr ⓘ |
---|---|---|---|---|
Fragile States Index | 90,2 von 120 | 30 von 178 | Stabilität des Landes: Alarm 0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend |
2020 |
Demokratieindex | 1,08 von 10 | 167 von 167 | Autoritäres Regime 0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie |
2020 |
Freedom in the World | 3 von 100 | ⸺ | Freiheitsstatus: nicht frei 0 = unfrei / 100 = frei |
2020 |
Rangliste der Pressefreiheit | 85,82 von 100 | 180 von 180 | Sehr ernste Lage für die Pressefreiheit 0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage |
2020 |
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) | 18 von 100 | 170 von 180 | 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber | 2020 |
Politisches System
Nordkorea ist laut Verfassung ein sozialistischer Staat. Der klassische Marxismus-Leninismus wurde 1977 offiziell durch die von Staatsgründer Kim Il-sung entwickelte Chuch’e-Ideologie ersetzt, welche eine Weiterentwicklung der Staatsideologie darstellen soll. Im Jahr 2009 wurden zudem die Kommunismus-Bezüge aus der Verfassung gestrichen und ein militaristischer Staat kodifiziert. ⓘ
Der Regierungsapparat wird von der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) dominiert, deren Führungsrolle in der Verfassung verankert ist. Daneben gibt es zwei weitere, kleinere Blockparteien. Diese Parteien sind in der Demokratischen Front für die Wiedervereinigung des Vaterlandes zusammengeschlossen. Das höchste Machtorgan des Staates bildet formell das Parlament (Oberste Volksversammlung), dessen Mitglieder auf fünf Jahre gewählt werden. Da dieses allerdings lediglich ein- bis zweimal im Jahr für wenige Tage in der Mansudae-Kongresshalle zusammentritt, wird das Land während der Sitzungspausen vom Präsidium der Obersten Volksversammlung regiert. Dessen Vorsitzender, zurzeit Choe Ryong-hae, ist formal das Staatsoberhaupt. Dieses Amt kann er aber nur protokollarisch ausüben, da de jure noch immer der 1994 verstorbene Kim Il-sung Staatsoberhaupt ist und er de facto dem Obersten Führer untergeordnet ist. Die Rolle der Regierung hat der Ministerrat inne. Dessen Vorsitzender und damit formeller Regierungschef ist Pak Pong-ju. Dieser wird durch die Oberste Volksversammlung ernannt, er wiederum ernennt die Minister. Daneben existiert das Verteidigungskomitee, das für die Außenpolitik zuständig ist und den Oberbefehl über das Militär besitzt. ⓘ
Das Verfahren zur Besetzung öffentlicher Ämter wird in der Verfassung als „demokratischer Zentralismus“ bezeichnet. Aus den unfreien Scheinwahlen geht in der Regel der Einzige, von der Partei der Arbeit Koreas aufgestellte Kandidat mit 100 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von knapp unter 100 Prozent als Sieger hervor. Wahlberechtigt laut Verfassung sind alle Bürger ab Vollendung des 17. Lebensjahres ohne psychische Erkrankung. Das Wahlrecht kann per Gerichtsurteil aberkannt werden. Diese formale Verfassungsordnung hat jedoch in der Praxis keine Bedeutung. ⓘ
Die tatsächlichen Machtstrukturen innerhalb des Landes sind diffus. Im Ausland wird Nordkorea gemeinhin als totalitäre, stalinistische Diktatur unter der Führung Kim Jong-uns angesehen. Einige akademische Kreise bezeichnen das politische System Nordkoreas jedoch infolge der Übernahme von Strukturen aus der Zeit der japanischen Herrschaft über Korea, durch die die Staatsführung innerhalb der Kim-Dynastie weitervererbt wird, als de facto absolutistische Monarchie mit deutlichen Parallelen zum Japanischen Kaiserreich unter Tennō Hirohito in den 1930er bis 40er Jahren. ⓘ
Westliche Beobachter wie Richard Herzinger oder Brian Reynolds Myers betonen zudem rassenideologische Tendenzen der Chuch’e-Ideologie sowie die Parallelen zur rassistisch-xenophoben Ideologie der präfaschistisch-kolonialistischen japanischen Militärdiktatur. Ziel sei die Vereinigung aller Koreaner (die als genetisch überlegen dargestellt werden) in einem ethnisch homogenen Staat. Andere Autoren betonen die Parallelen zum europäischen Faschismus, da dem japanischen Militarismus anders als dem europäischen Faschismus ein charismatischer Führer gefehlt habe. Aufgrund dessen, der Existenz von Konzentrationslagern, bezeichnen einige Beobachter Nordkorea auch als nationalsozialistisches Regime. ⓘ
Seit dem Tod Kim Il-sungs wird der Posten des Präsidenten nicht mehr besetzt, da dieser für immer Kim Il-sung (dem Ewigen Präsidenten) vorbehalten sei. Kim Jong-Il vereinigte jedoch neben anderen Spitzenämtern den Vorsitz der Partei der Arbeit Koreas und des Verteidigungskomitees auf sich, das vom Parlament inzwischen zum höchsten Amt des Staates erklärt wurde. Dies kann als Konsequenz der von Kim Jong-Il eingeführten Songun-Politik gesehen werden, der zufolge alle Belange des Staates der Entwicklung und Verbesserung des Militärs unterzuordnen sind. „Der Schutz der revolutionären Führung um jeden Preis ist der höchste Patriotismus und die erste Priorität unseres Militärs und des Volkes“, hieß es nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einem Leitartikel der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun. Begründet wird dies mit einem Bedrohungsszenario, das von der stets akuten Gefahr einer Invasion durch ausländische Truppen ausgeht. Nicht zuletzt wird durch Songun auch der Aufbau des Atomwaffenarsenals gerechtfertigt. Mitte April 2012 verabschiedete die Oberste Volksversammlung eine Verfassungsänderung, in der es heißt, der 2011 gestorbene Herrscher Kim Jong Il habe aus dem Land einen Staat im Besitz von Atomwaffen und einer unbezwingbaren militärischen Macht geformt. Als Folge leidet die Bevölkerung immer wieder an Hungersnöten, es mangelt an Konsumgütern, die Infrastruktur ist unzureichend und das Gesundheitssystem ungenügend. ⓘ
Auf den Bürgerkrieg in Libyen 2011 reagierten offizielle Stellen in Nordkorea mit der Aussage, Libyen hätte besser nicht auf sein Atomprogramm verzichten sollen. Die New York Times zitierte einen Blogeintrag des Koreaspezialisten Rüdiger Frank, wonach aus nordkoreanischer Perspektive daher ein Abrücken von der Songun-Politik in weite Ferne rücke. Seit 2016 ist unter Kim Jong-un eine Abkehr von der Songun-Politik zu beobachten, hin zu einem eigenen Führungsstil Kim Jong-uns. ⓘ
Die Juche-Ideologie ist der Eckpfeiler der Parteiarbeit und der Regierungstätigkeit. Sie wird von der offiziellen nordkoreanischen Linie als Verkörperung der Weisheit Kim Il-sungs, als Ausdruck seiner Führungsstärke und als eine Idee angesehen, die "eine vollständige Antwort auf alle Fragen gibt, die sich im Kampf für die nationale Befreiung stellen". Die Juche-Ideologie wurde im Dezember 1955 in einer Rede mit dem Titel Über die Beseitigung von Dogmatismus und Formalismus und die Einführung der Juche-Ideologie in die ideologische Arbeit verkündet, um eine auf Korea ausgerichtete Revolution zu betonen. Die Kernpunkte sind wirtschaftliche Autarkie, militärische Selbständigkeit und eine unabhängige Außenpolitik. Die Wurzeln von Juche sind ein komplexes Gemisch von Faktoren, darunter der Personenkult um Kim Il-sung, der Konflikt mit pro-sowjetischen und pro-chinesischen Dissidenten und der jahrhundertelange Kampf Koreas um Unabhängigkeit. Juche wurde 1972 in die Verfassung aufgenommen. ⓘ
Menschenrechte
Nordkorea wird weithin vorgeworfen, die vielleicht schlechteste Menschenrechtsbilanz der Welt zu haben. Eine UN-Untersuchung über die Menschenrechte in Nordkorea aus dem Jahr 2014 kam zu dem Schluss, dass "die Schwere, das Ausmaß und die Art dieser Verstöße einen Zustand offenbaren, der in der heutigen Welt keine Parallele hat". Die Nordkoreaner wurden von Human Rights Watch als "einige der am meisten verrohten Menschen der Welt" bezeichnet, da ihre politischen und wirtschaftlichen Freiheiten stark eingeschränkt sind. Die nordkoreanische Bevölkerung wird streng vom Staat verwaltet, und alle Aspekte des täglichen Lebens sind der Partei- und Staatsplanung untergeordnet. Die Beschäftigung wird von der Partei auf der Grundlage der politischen Zuverlässigkeit verwaltet, und das Reisen wird vom Ministerium für Volkssicherheit streng kontrolliert. ⓘ
Amnesty International berichtet von schwerwiegenden Einschränkungen der Versammlungs-, Meinungs- und Bewegungsfreiheit, willkürlicher Inhaftierung, Folter und anderen Misshandlungen mit Todesfolge sowie Hinrichtungen. ⓘ
Der Staatssicherheitsdienst nimmt Personen, die politischer Verbrechen beschuldigt werden, außergerichtlich fest und inhaftiert sie ohne ordnungsgemäßes Verfahren. Menschen, die als regierungsfeindlich gelten, wie Christen oder Kritiker der Führung, werden ohne Gerichtsverfahren in Arbeitslager deportiert, oft mit ihrer gesamten Familie und meist ohne Aussicht auf Freilassung. ⓘ
Auf der Grundlage von Satellitenbildern und Zeugenaussagen von Überläufern schätzt Amnesty International, dass rund 200 000 Gefangene in sechs großen politischen Gefangenenlagern festgehalten werden, wo sie unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen. Anhänger der Regierung, die von der Regierungslinie abweichen, werden in eigens dafür eingerichteten Arbeitslagern umerzogen. Diejenigen, die als politisch rehabilitiert gelten, können nach ihrer Entlassung wieder verantwortungsvolle Positionen in der Regierung übernehmen. ⓘ
Nordkoreanische Überläufer haben detailliert über die Existenz der totalen Kontrollzonen berichtet, in denen Misshandlungen wie Folter, Hunger, Vergewaltigung, Mord, medizinische Experimente, Zwangsarbeit und Zwangsabtreibungen festgestellt wurden. Aufgrund dieser Misshandlungen sowie der Verfolgung aus politischen, religiösen, rassischen und geschlechtsspezifischen Gründen, der Zwangsumsiedlung von Menschen, des gewaltsamen Verschwindenlassens von Personen und des erzwungenen Hungertods hat die Untersuchungskommission der Vereinten Nationen Nordkorea Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Die International Coalition to Stop Crimes Against Humanity in North Korea (ICNK) schätzt, dass jedes Jahr über 10.000 Menschen in nordkoreanischen Gefangenenlagern sterben. ⓘ
Laut Human Rights Watch, die sich auf Interviews mit Überläufern beruft, sind nordkoreanische Frauen routinemäßig sexueller Gewalt, unerwünschten sexuellen Kontakten und Vergewaltigungen ausgesetzt. Männer in Machtpositionen, darunter Polizisten, hochrangige Beamte, Marktaufseher und Wachleute, können Frauen nach Belieben missbrauchen und werden dafür nicht belangt. Dies geschieht so häufig, dass es als normaler Bestandteil des Lebens akzeptiert wird. Die Frauen gehen davon aus, dass sie nichts dagegen tun können. Die einzigen, die Schutz genießen, sind diejenigen, deren Ehemänner oder Väter selbst Machtpositionen innehaben. ⓘ
Die nordkoreanische Regierung weist die Behauptungen über Menschenrechtsverletzungen zurück und bezeichnet sie als "Verleumdungskampagne" und "Menschenrechtsbetrug" mit dem Ziel eines Regierungswechsels. In einem Bericht an die Vereinten Nationen aus dem Jahr 2014 wies Nordkorea die Vorwürfe als "wilde Gerüchte" zurück. Das offizielle Staatsmedium KCNA reagierte mit einem Artikel, der homophobe Beleidigungen gegen den Autor des Menschenrechtsberichts, Michael Kirby, enthielt und ihn als "ekelhaften alten Lustmolch mit einer 40-jährigen Karriere der Homosexualität" bezeichnete. Diese Praxis ist in der DVRK, die sich einer gesunden Mentalität und guten Moral rühmt, nicht zu finden ... In der Tat ist es lächerlich, dass ein solcher Homosexueller [sic] den Umgang mit der Menschenrechtsfrage anderer sponsert." Die Regierung räumte jedoch einige Menschenrechtsprobleme im Zusammenhang mit den Lebensbedingungen ein und erklärte, dass sie daran arbeite, diese zu verbessern. ⓘ
Nach Angaben von Amnesty International wird den Bürgern in Nordkorea die Freizügigkeit verweigert, einschließlich des Rechts, das Land nach Belieben zu verlassen, und die Regierung verweigert internationalen Menschenrechtsbeobachtern den Zugang. ⓘ
ⓘKonzentrationslager in Nordkorea |
Nordkorea zählt zu jenen Ländern, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden. Kritik an der Führung wird streng bestraft. Die Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert, ungenehmigte Versammlungen sind verboten. Es ist den Nordkoreanern nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Auch der Aufenthaltsort im eigenen Land wird von den Behörden vorgeschrieben und hängt von der persönlichen politischen Kaste ab. Zum Tode verurteilte Personen werden oft in der Öffentlichkeit hingerichtet. ⓘ
Menschenrechtsgruppen berichten von mehreren Konzentrations- und Umerziehungslagern im Land, in denen hauptsächlich politische Gefangene sowie Menschen, die aufgrund ihres Glaubens verhaftet wurden, inhaftiert sind. Selbst schwangere Frauen werden in diesen Lagern zu langer und harter Arbeit gezwungen. Die Inhaftierten sind der Willkür der Wärter ausgeliefert, zudem existieren Berichte über Folter, teilweise bis zum Tod. Inhaftierte starben infolge von Folter, Hunger, durch Nahrungsmittelentzug oder wurden aufgrund von geringen Vergehen hingerichtet. Westlichen Hilfsorganisationen zufolge sind rund 200.000 Menschen interniert (Stand 2005), von denen etwa 10 bis 20 Prozent jährlich durch die miserablen Lagerverhältnisse oder Exekutionen zu Tode kommen. Vereinzelte Zeugen (zum Beispiel Kang Chol-hwan oder Lee Soon-ok), denen es gelungen ist, aus den Lagern und aus Nordkorea zu fliehen, berichten zudem über Menschenversuche an Gefangenen mit Gasen oder Viren. ⓘ
Einer der detaillierteren Berichte über die Situation in diesen Lagern stammt von Shin Dong-hyuk. 1982 im Konzentrationslager Kaechon geboren, war er niemals dafür vorgesehen, dieses zu verlassen, denn aufgrund der in Nordkorea praktizierten Sippenhaftung wird auch die gesamte Familie eines Verurteilten bestraft. Dadurch verbringen auch ihre Nachkommen ihr gesamtes Leben in den Lagern. Für nordkoreanische Verhältnisse ungewöhnlich, wurde er nicht einmal in der Ideologie und Staatsauffassung unterrichtet. Nachdem er 22 Jahre im Lager gelebt und die Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders miterlebt hatte, monatelang gefoltert wurde, ihm ein Finger abgetrennt und er Zeuge unzähliger öffentlicher Hinrichtungen geworden war, gelang ihm im Januar 2005 die Flucht. Über China erreichte er 2006 Südkorea, wo er seitdem lebt und zusammen mit Menschenrechtsorganisationen versucht, auf die Situation in Nordkorea aufmerksam zu machen. Im Konzentrationslager Haengyŏng existiert eine Gaskammer, in der laut dem vormaligen Lagerkommandanten Kwon Hyuk Gefangene zu Anschauungszwecken vergast wurden. Der geflohene Wächter Ahn Myong-chol berichtete auch von Menschenversuchen im Lager Haengyŏng. ⓘ
Die Religionsfreiheit ist in Nordkorea nur formell gewährleistet (siehe Abschnitt Religion). ⓘ
Nach China geflüchtete Nordkoreaner, die aus China zurück nach Nordkorea abgeschoben wurden, sollen hingerichtet worden sein, teilweise öffentlich, um Landsleute vor einer Flucht abzuschrecken. So sollen Anfang 2005 in nur einem Monat 70 Menschen in diesem Zusammenhang hingerichtet worden sein. ⓘ
Die Verteilung von durch das Ausland gelieferten Nahrungsmitteln und anderer Hilfsgüter wurde bisher immer durch die Behörden durchgeführt. Die Regierung verschlimmerte so besonders während der Hungersnot der 1990er Jahre die Situation, da regierungsfreundliche Personen und insbesondere das Militär bevorzugt wurden. Da eine gerechte Verteilung der Hilfsgüter nicht gewährleistet werden konnte, zogen sich mehrere Hilfsorganisationen aus Nordkorea zurück. ⓘ
Am 17. Februar 2014 legt eine Untersuchungskommission der UNO in Genf so detailliert wie noch nie einen Bericht von 372 Seiten vor: Basierend auf Erfahrungsberichten von Dutzenden Exilanten und Flüchtlingen werden dem Regime in Pjöngjang systematische und weitreichende Menschenrechtsverletzungen, von denen viele Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind, vorgeworfen: Vernichtung, Versklavung und das Aushungern der eigenen Bevölkerung. Die Experten empfehlen ob der Notlage der Bevölkerung keine generellen Sanktionen, sondern Sanktionen gegen die verantwortlichen Funktionäre und deren Anklage vor einem Internationalen Strafgerichtshof, was in einem Brief auch dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un mitgeteilt worden ist, so der Leiter der UNO-Kommission Michael Kirby. Die Volksrepublik China verhinderte als engster Verbündeter Nordkoreas und ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats jedoch bisher eine entsprechende Anklage. ⓘ
Informationsfreiheit
Die öffentlichen Medien werden vollständig vom Staat und dessen Nachrichtenagentur KCNA kontrolliert. Die Bürger haben praktisch keinen Zugang zu unabhängigen und ausländischen Nachrichtenquellen. In der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit belegte Nordkorea seit der Erstveröffentlichung im Jahre 2002 bis zum Jahre 2006 stets den letzten, zwischen 2007 und 2016 den vorletzten Platz. Im Jahr 2017 belegte das Land wieder den letzten Platz. ⓘ
Im Juni 2004 – 18 Monate nachdem der erste Mobilfunknetzbetreiber seinen Dienst aufgenommen hatte – verfügte die Regierung Nordkoreas, dass alle Mobiltelefone wieder eingezogen werden sollen und alle Mobilfunkbetreiber verboten werden. Es soll damit verhindert werden, dass unliebsame Informationen ins Land kommen bzw. dasselbe verlassen oder Regimegegner Informationen austauschen können. Im Dezember 2008 erhielt Koryolink, ein Joint-Venture des ägyptischen Telekom-Mischkonzernes Orascom Telecom und der staatlichen nordkoreanischen Post- und Kommunikationsbehörde, eine Lizenz zum Betrieb eines UMTS-Mobilfunknetzes in Pjöngjang. Der bislang einzige Mobilfunkanbieter hatte bereits im Juni 2010 über 100.000 Teilnehmer, im Februar 2012 wurde die Eine-Million-Marke erreicht. Mit Stand von 2012 waren allerdings weder Gespräche ins Ausland, noch die Nutzung des mobilen Internets möglich. Weiterhin dürfen die offiziell importierten Mobilgeräte nicht über Memory-Cards, Videokameras oder eine Bluetooth-Funktion verfügen. Medienberichten zufolge müssen Personen, die einen Mobilfunkanschluss haben möchten, neben ihren persönlichen Daten auch eine Erklärung darüber abgeben, dass sie keine Anrufe tätigen, deren Inhalt Staatsgeheimnisse berührt und das Gerät auch nicht missbräuchlich verwenden. Zudem soll eine Erlaubnis der Sicherheitsbehörden nötig sein, die nur der Nomenklatura erteilt wird. Im Grenzgebiet zu China sollen Menschen aber mithilfe von chinesischen Geräten auf das Netz des Nachbarlandes zugreifen und somit auch Auslandsgespräche führen können. ⓘ
Die nordkoreanische Regierung ist bestrebt, freie Berichterstattung in Nordkorea zu unterbinden. Journalisten, auch aus dem Ausland, dürfen sich nur in Begleitung von staatlich bestellten Kontrolleuren im Land bewegen. Im Januar 2012 wurde Associated Press erlaubt, ein Korrespondentenbüro in Pjöngjang zu eröffnen. AP wurde damit die erste ausländische Nachrichtenagentur, die regelmäßig aus dem Land berichten darf. Die wenigen ausländischen Journalisten kommen nur „auf Einladung regierungsnaher Strukturen“ offiziell ins Land. Da unabhängiger Journalismus nicht möglich ist, muss die japanische Zeitung Rimjin-gang auf Nordkoreaner zurückgreifen, die Informationen heimlich und unter hohem Risiko aus dem Land schmuggeln, welche dann über China weitergeleitet werden. ⓘ
Die starke Isolation und restriktive Informationspolitik des Landes fördert die Bildung von Gerüchten und Spekulationen im Ausland. So berichtete die BBC im März 2014 von einer angeblichen Vorschrift, wonach ein Teil der Bevölkerung die Frisur Kim Jong-uns zu tragen habe. Die Meldung geht auf eine Veröffentlichung des US-amerikanischen Senders Radio Free Asia zurück und wurde danach von zahlreichen Medien übernommen. Beobachtungen von Informanten des auf Nordkorea spezialisierten Onlineportals NK News konnten die Meldung jedoch nicht bestätigen. Ein Friseursalon, den ein ZDF-Team im Jahr 2017 besuchen konnte, um den Alltag des Volkes zu dokumentieren, bot 18 Frisuren für Frauen und 10 für Männer an, womit die Bürger die Verbundenheit mit dem Staat zum Ausdruck bringen. Es wurde im Verlauf der Reportage eine sehr vorsichtige und kontrollierte Öffnung des Landes festgestellt, jedoch bei strikter Isolation aller Ausländer von Einheimischen, von wenigen arrangierten Kontakten mit ausgewählten Gesprächspartnern abgesehen. ⓘ
Im Jahr 2004 wurde ein Lesesaal des Goethe-Instituts in Pjöngjang eröffnet. Der Bestand umfasste neben deutscher Literatur vor allem praktische Fachbücher von Medizin bis Bauingenieurwesen. Zusätzlich waren dort bis zum Jahr 2007 auch deutsche Zeitschriften und Zeitungen zugänglich. Ob es der nordkoreanischen Bevölkerung tatsächlich möglich war, dieses Angebot anzunehmen, war allerdings von Anfang an umstritten. In den ersten drei Monaten des Jahres 2007 kamen etwa 50 Besucher in den Lesesaal; im November 2009 wurde er seitens des Goethe-Institutes geschlossen. Als Ursache wurden Vertragsverletzungen der nordkoreanischen Seite genannt, die den ungehinderten Zugang zur vorhandenen Literatur nur regimetreuen Kadern gewährte. Im Oktober 2008 kam es auf Initiative des Deutschen Botschafters in Nordkorea Thomas Schäfer zu einer Ausstellung der United Buddy Bears im Stadtzentrum von Pjöngjang. Es war die erste öffentliche Kunstausstellung aus dem Ausland, die für jedermann frei zugänglich war. ⓘ
Medienberichten zufolge wurden Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Koreanischen Zentralfernsehen gezeigt, jedoch nicht live. Spiele, die von Mannschaften feindlich angesehener Staaten gewonnen wurden, wurden nicht ausgestrahlt. Die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, für die sich die nordkoreanische Mannschaft qualifizieren konnte, wurden mithilfe der Asia-Pacific Broadcasting Union ausgestrahlt. Zuvor waren Verhandlungen mit der südkoreanischen Sendeanstalt SBS, die die Rechte für die gesamte Koreanische Halbinsel besitzt und 2006 die Bilder für Nordkorea lieferte, aufgrund von politischen Spannungen gescheitert. Die Aufzeichnung der ersten Partie gegen Brasilien wurde einen Tag später ausgestrahlt. Das zweite Spiel gegen Portugal wurde live ausgestrahlt. ⓘ
Internet
Nordkoreas Bevölkerung ist teilweise vom globalen Internet abgeschottet. Die Nomenklatura, die Elite aus politischer und militärischer Führung, nutzt das Internet dagegen ausgiebig zum Konsum und der Benutzung von ausländischen Medien, wie Filmen, Computerspielen und sozialen Netzwerken. ⓘ
Die physische Infrastruktur des Internets in Nordkorea wird (Stand Februar 2021) durch je ein chinesisches und ein russisches Unternehmen, die jeweils ein Kabel in Nordkorea betreiben, bereitgestellt. ⓘ
Etliche amtliche Stellen sowie Regierungsangestellte, Fremdenführer und Studenten, mit denen westliche Besucher sich unterhalten dürfen, haben E-Mail-Adressen bei Providern in China, die ein nordkoreanisch-chinesisches Gemeinschaftsunternehmen darstellen. Unter diesen sind sie auch aus dem Westen erreichbar, sofern der Absender zuvor bei offiziellen nordkoreanischen Stellen registriert wurde. ⓘ
Es gibt ein landesweites Intranet namens Kwangmyong, das hauptsächlich Betriebe, Behörden und Ministerien verbindet. In der Großen Studienhalle des Volkes dürfen westliche Besucher beobachten, wie Studenten über dieses Intranet chatten. Zivile Nutzung durch Mitarbeiter der angeschlossenen Organisationen ist eingeschränkt möglich. Es soll jedoch die Möglichkeit geben, Kwangmyong über Tablets via einer VPN-Anbindung zu nutzen. WLAN oder Bluetooth sind jedoch nicht vorhanden. ⓘ
Der nordkoreanische Staat betreibt über die Organisation Komitee für die friedliche Wiedervereinigung Koreas neben der Website Minjok Tongshin auch den Online-Dienst Uriminzokkiri, der Nachrichten auf koreanisch, englisch und russisch sowie Inhalte des nordkoreanischen Fernsehens auf YouTube bereitstellt. ⓘ
Im September 2014 wurde es ausländischen Botschaften verboten, WLAN zu nutzen. Hintergrund dieser Aktion war, dass die Botschaften ihr WLAN nicht verschlüsselten, sodass es jedermann möglich war, über diese Netze im Internet zu surfen. Es wird vermutet, dass die Botschaften ihr WLAN absichtlich nicht verschlüsselten, um nordkoreanischen Bürgern einen Zugriff auf ausländische Websites zu ermöglichen. Angeblich sollen infolgedessen sogar die Wohnungspreise in direkter Nachbarschaft der Botschaften gestiegen sein. ⓘ
Ein Besuch der BBC bei der Kim-Il-sung-Universität offenbarte im Jahr 2016, dass die Studenten kein Internet über die Computer der Universität aufrufen konnten – und dass sie dies nicht gegenüber ausländischer Presse zugeben konnten. ⓘ
Im Zeitraum von drei Jahren, von 2018 bis einschließlich 2020, stieg die Internetnutzung in Nordkorea insgesamt um 300 Prozent an. ⓘ
Außenpolitik
Aufgrund seiner Isolation wird Nordkorea manchmal als "Einsiedlerkönigreich" bezeichnet, ein Begriff, der sich ursprünglich auf den Isolationismus in der zweiten Hälfte der Joseon-Dynastie bezog. Ursprünglich unterhielt Nordkorea nur diplomatische Beziehungen zu anderen kommunistischen Ländern, und auch heute noch befinden sich die meisten der in Nordkorea akkreditierten ausländischen Botschaften in Peking und nicht in Pjöngjang. In den 1960er und 1970er Jahren verfolgte Nordkorea eine unabhängige Außenpolitik, nahm Beziehungen zu vielen Entwicklungsländern auf und trat der Bewegung der Blockfreien Staaten bei. Ende der 1980er und in den 1990er Jahren geriet die Außenpolitik des Landes durch den Zusammenbruch des Sowjetblocks in Turbulenzen. Das Land geriet in eine Wirtschaftskrise und schloss eine Reihe von Botschaften. Gleichzeitig bemühte sich Nordkorea, Beziehungen zu entwickelten Ländern der freien Marktwirtschaft aufzubauen. ⓘ
1991 trat Nordkorea gemeinsam mit Südkorea den Vereinten Nationen bei. Nordkorea ist auch Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten, der G77 und des ASEAN-Regionalforums. ⓘ
Nordkorea unterhält enge Beziehungen zu China, das oft als Nordkoreas engster Verbündeter bezeichnet wird. Die Beziehungen waren in den letzten Jahren wegen Chinas Besorgnis über Nordkoreas Atomprogramm angespannt. Die Beziehungen haben sich jedoch wieder verbessert und sind zunehmend enger geworden, insbesondere nachdem Xi Jinping, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, Nordkorea im April 2019 besucht hat. ⓘ
Nordkorea unterhält weiterhin enge Beziehungen zu seinen sozialistischen südostasiatischen Verbündeten in Vietnam und Laos sowie zu Kambodscha. ⓘ
Im Jahr 2015 unterhielt Nordkorea diplomatische Beziehungen zu 166 Ländern und Botschaften in 47 Ländern. Nordkorea unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Argentinien, Botswana, Estland, Frankreich, Irak, Israel, Japan, Taiwan und den Vereinigten Staaten. Seit September 2017 sind Frankreich und Estland die beiden letzten europäischen Länder, die keine offiziellen Beziehungen zu Nordkorea unterhalten. Im Juli 2022 brach die Ukraine ihre diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea ab, nachdem Nordkorea die Volksrepublik Lugansk und die Volksrepublik Donezk anerkannt hatte. ⓘ
Nordkorea wurde wegen seiner angeblichen Beteiligung an dem Bombenanschlag in Rangun 1983 und dem Bombenanschlag auf ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug im Jahr 1987 als staatlicher Sponsor des Terrorismus eingestuft. Am 11. Oktober 2008 strichen die Vereinigten Staaten Nordkorea von ihrer Liste der Staaten, die den Terrorismus unterstützen, nachdem Pjöngjang sich bereit erklärt hatte, in Fragen seines Atomprogramms zu kooperieren. Am 20. November 2017 wurde Nordkorea von den USA unter der Trump-Regierung erneut als Staat eingestuft, der den Terrorismus fördert. Die Entführung von mindestens 13 japanischen Staatsbürgern durch nordkoreanische Agenten in den 1970er und 1980er Jahren hat die Beziehungen Nordkoreas zu Japan beeinträchtigt. ⓘ
US-Präsident Donald Trump traf sich am 12. Juni 2018 mit Kim in Singapur. Beide Länder unterzeichneten ein Abkommen, in dem sie die 2017 von Nord- und Südkorea unterzeichnete Panmunjom-Erklärung bestätigten und sich verpflichteten, auf eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel hinzuarbeiten. Die beiden Länder trafen sich vom 27. bis 28. Februar 2019 in Hanoi, konnten jedoch keine Einigung erzielen. Am 30. Juni 2019 traf Trump mit Kim und Moon Jae-in in der koreanischen DMZ zusammen. ⓘ
Internationale Verträge
Nordkorea vereinbarte 1961 mit der Sowjetunion und der Volksrepublik China jeweils einen Freundschaftsvertrag, der gegenseitige militärische und wirtschaftliche Hilfen umfasste. Russland kündigte den Vertrag am 7. August 1996 kurz vor seinem Ablauf im September desselben Jahres und ersetzte ihn durch einen 2006 unterzeichneten Vertrag, der keine militärische Beistandsklausel mehr enthielt. Der Vertrag mit der Volksrepublik China ist noch in Kraft, die gegenseitigen Verpflichtungen wurden jedoch verringert. ⓘ
Am 17. September 1991 wurde Nordkorea Mitglied der Vereinten Nationen. Der Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag erfolgte im Dezember 1985 und der Austritt im April 2003. ⓘ
Anfang September 2012 wurde in Teheran ein wissenschaftliches und technologisches Kooperationsabkommen mit dem ebenfalls politisch isolierten Iran unterzeichnet. An dem Treffen zwischen Außenminister Pak Ui-chun und dem iranischen Forschungsminister Kamran Daneschdschu nahmen auch Kim Yŏng-nam und Mahmud Ahmadinedschad teil. Das Abkommen sieht die Errichtung gemeinsamer Labors, den Austausch wissenschaftlicher Arbeitsgruppen und Technologietransfers in den Bereichen Informationstechnik, Energie, Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung vor. ⓘ
Militär
Konventionelle Streitkräfte
Laut nordkoreanischer Geschichtsschreibung wurde am 6. Juli 1932 von Kim Il-sung eine Koreanische Revolutionsarmee gegründet, um für eine Unabhängigkeit Chōsens vom japanischen Kaiserreich zu kämpfen. Am 25. April 1932 erfolgte die Gründung einer Antijapanischen Partisanenvolksarmee (APVA), aus der im März 1934 die Koreanische Revolutionäre Volksarmee (KRVA) hervorging. Abgesehen von einem Angriff auf eine Polizeistation in Pochonbo am 4. Juni 1934, der propagandistisch als Schlacht überhöht wurde, ist die KRVA während der Zeit, als Korea eine Provinz Japans war, nur in begrenztem Umfang in Erscheinung getreten. Während bis zum Anfang der 1960er Jahre die entscheidende Rolle der Sowjetarmee bei der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft noch offiziell anerkannt wurde, hieß es später in der Geschichtsschreibung Nordkoreas lange Zeit nur noch, die KRVA unter der Führung Kim Il-sungs hätte Korea befreit. Heute wird der Anteil der Sowjetarmee an der Befreiung Nordkoreas zumindest partiell wieder anerkannt. ⓘ
Noch vor der Gründung der Volksrepublik am 9. September 1948 wurde bereits am 8. Februar 1947 die Koreanische Volksarmee (KVA) aufgestellt, die in den folgenden Jahren in großem Umfang aufgerüstet wurde. Die KVA umfasste zu dieser Zeit etwa 200.000 Soldaten. Ausbilder und Waffen kamen aus der Sowjetunion. ⓘ
Die paramilitärischen Arbeiter-und-Bauern-Rotarmisten bestehen seit 1959. ⓘ
Die Land- und die Luftstreitkräfte sind jeweils die zweitgrößten in Asien nach denen der Volksrepublik China. Insgesamt stehen ständig mehr als eine Million Soldaten unter Waffen. Die Dienstzeit beträgt je nach Waffengattung drei bis sieben Jahre. Die Ausbildung wird von einer Indoktrination begleitet, die es jedem Soldaten der KVA zur heiligen Pflicht macht, für die Verteidigung der Volksrepublik und die Wiedervereinigung der Halbinsel und Befreiung Südkoreas von den US-Truppen bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Die Waffen gelten aber weitgehend als veraltet, Probleme mit Ersatzteilen dürften die Einsatzbereitschaft weiter begrenzen. ⓘ
Neben den Hauptgegnern Südkorea und dessen Verbündeten USA ist vor allem Japan aufgrund seiner früheren Kolonialpolitik von 1910 bis 1945 ein wesentlicher Teil des Feindbildes der Koreanischen Volksarmee. ⓘ
Atomwaffen- und Raketenprogramm
Etwa seit der Jahrtausendwende stand Nordkorea wegen des Streits um sein Atomwaffenprogramm im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Nach eigenen Angaben verfügt der Staat über mehrere einsatzbereite Atombomben. Eine zurzeit in Nordkorea in Entwicklung befindliche Interkontinentalrakete des Typs Taepodong-2 soll, mit einem Atomsprengkopf bestückt, die Westküste der USA erreichen können. Das Atomprogramm wird wesentlich aus den erbeuteten Einnahmen durch die Aktivitäten des Büro 121 finanziert. ⓘ
Nach eigenen Angaben hat Nordkorea am 9. Oktober 2006 erstmals einen unterirdischen Atomtest erfolgreich durchgeführt. Messungen russischer und südkoreanischer Experten bestätigten die Meldung, dass eine Sprengung durchgeführt wurde. Ob es sich um eine atomare oder eine konventionelle Sprengung handelte, ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Am 10. Oktober 2006 zitierte Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap einen nordkoreanischen Regierungsmitarbeiter: „Wir hoffen, dass die Lage geklärt ist, bevor es zu einem unglücklichen Zwischenfall kommt und wir eine Atomrakete abfeuern“, was als indirekte Drohung gesehen wird. ⓘ
Im Oktober 2007 begann Nordkorea mit US-amerikanischen und weiteren internationalen Experten seine Atomanlagen zu zerstören. Als Gegenleistung wurden Wirtschaftshilfen und weitere Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung gewährt. Nachdem am 27. Juni 2008 der Kühlturm des Atomreaktors Nyŏngbyŏn gesprengt wurde, kündigte der US-Präsident George W. Bush die Aufhebung von Handelssanktionen an und ließ Nordkorea von der Liste der den Terror unterstützenden Staaten löschen. ⓘ
Im Februar 2013 führte Nordkorea erneut einen Atomtest durch, der international auf starke Kritik stieß. Anfang März 2013 drohte Kim Jong-un mit einem präventiven Atomschlag gegen die USA, falls die UN-Sanktionen weiter verstärkt würden. Letzteres geschah jedoch wie erwartet am 7. März 2013. Am Abend des 5. Januars 2016 meldete Nordkorea den erfolgreichen Test einer Wasserstoffbombe. Kurz darauf, am 8. Februar 2016, gelang Nordkorea der Start einer Langstreckenrakete, mit der ein Satellit in den Orbit gebracht wurde. Experten und internationale Beobachter gingen jedoch davon aus, dass der Zweck des Abschusses der Test von Raketentechnologie war, um eine einen Atomsprengkopf tragende Rakete zu entwickeln, mit der die Vereinigten Staaten von Amerika erreicht werden können. Am 9. April 2016 wurde ein Booster für die Interkontinentalraketen (ICBM) vom Typ KN-14 erfolgreich getestet. ⓘ
Die Entwicklungen, die das nordkoreanische Raketenprogramm hervorbrachte, machten von 2013 bis 2017 eine Reihe von technologischen Sprüngen, von denen Experten überzeugt sind, dass sie auf Basis ausländischer Entwicklungen erfolgt sein müssen. Im Juli 2017 wurde mit der Hwasong-14 mit 3400 Meilen Reichweite die erste echte Interkontinentalrakete Nordkoreas erprobt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängte anschließend im September 2017 weitere Sanktionen. Als Resultat der Raketentests drosselte die Volksrepublik China die Ausfuhr von Diesel und Benzin nach Nordkorea, so dass angenommen wird, der einzig verbliebene Lieferant seien Tanker, die aus der Russischen Föderation, von Wladiwostok aus, Nordkoreanische Häfen mit Treibstoff versorgten, ohne internationale Gewässer zu befahren. Wenig später wurden jedoch chinesische Schiffe von US-Spionagesatelliten erfasst, wie sie in etwa 30 Fällen in einer Spanne zwischen Oktober und Dezember 2017 Treibstoff auf See an nordkoreanische Schiffe abgaben. ⓘ
Am 29. November 2017 wurde von Nordkorea eine Rakete vom Typ Hwasong-15 gestartet. Pjöngjang erklärte, dass diese Rakete das ganze Festland der USA erreichen könne. Der amerikanische Raketenexperte Lance Gatling sagte dazu: „Bisher haben die Nordkoreaner nur gezeigt, dass sie den Pazifik treffen können“. ⓘ
Am 20. April 2018 erklärte Nordkorea, dass es niemals Atomwaffen einsetzen werde, es sei denn, es bestünde eine nukleare Bedrohung oder eine nukleare Provokation. Des Weiteren werde es keinen Transfer von Atomwaffen oder entsprechender Technologie geben. Alle interkontinentalen Langstreckenraketentests würden ab dem 21. April 2018 eingestellt, da die Realisierung des Atomwaffenprogramms erfolgreich abgeschlossen sei. ⓘ
Verwaltungsgliederung
Nordkorea gliedert sich in neun Provinzen sowie drei besondere Verwaltungsregionen. Pjöngjang wird direkt von der Regierung verwaltet. ⓘ
Provinzen
- Chagang-do (자강도)
- Hamgyŏng-pukto (함경 북도)
- Hamgyŏng-namdo (함경 남도)
- Hwanghae-pukto (황해 북도)
- Hwanghae-namdo (황해 남도)
- Kangwŏn-do (강원도)
- P’yŏngan-pukto (평안 북도)
- P’yŏngan-namdo (평안 남도)
- Ryanggang-do (량강도) ⓘ
Besondere Verwaltungsregionen
- Industrieregion Kaesŏng (Kaesŏng Kong-ŏp Chigu; 개성 공업 지구)
- Touristenregion Kŭmgang-san (Kŭmgang-san Kwanwang Chigu; 금강산 관광 지구)
- Besondere Verwaltungsregion Sinŭiju (Sinŭiju T’ŭkbyŭl Haengjŏnggu; 신의주 특별 행정구) ⓘ
Besondere Städte
- Namp’o (Namp’o T'ŭkpyŏlsi; 남포 특별시)
- Rasŏn (Rasŏn T’ŭkpyŏlsi; 라선 특별시) ⓘ
Städte unter direkter Verwaltung der Regierung
- Pjöngjang (P’yŏng-yang Chik’alshi; 평양 직할시)
- frühere:
- Rasŏn (Rajin-Sŏnbong) (Rasŏn Chik’alshi; 라 선 (라진-선봉) 직할시) ⓘ
Infrastruktur
Verkehr
Das Verkehrsnetz ist vor allem auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet, so finden sich zum Beispiel in Grenzregionen riesige Betonsäulen neben der Straße, die im Bedarfsfall als Panzersperre auf die Straße gekippt werden können. ⓘ
Der Hauptverkehrsträger ist die nordkoreanische Bahn. Sie leidet jedoch häufig an dem Energiemangel des Landes, so kommt es vor, dass E-Loks auf freier Strecke halten müssen, da die Oberleitung nicht genügend Spannung führt. Regelmäßige Fernzugverbindungen von Pjöngjang aus bestehen nach Peking (über Shenyang) und Moskau (über Shenyang oder Ussurijsk). Im Mai 2007 überquerten erstmals seit Jahrzehnten wieder Eisenbahnzüge die innerkoreanische Grenze. Einen regelmäßigen Personenzugverkehr zwischen Nord- und Südkorea lehnt der Norden jedoch ab. Russland befürwortet den Anschluss der sogenannten Transkoreanischen Eisenbahnmagistrale, die die Koreanische Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchquert, an die Transsibirische Eisenbahn. Die so entstehende Verbindung zwischen Südkorea und Europa würde im Güterverkehr (auch in Bezug auf den japanischen Markt) eine Alternative zum zeitaufwändigeren Schiffsweg bilden. ⓘ
Zwischen Wŏnsan und Niigata in Japan bestand bis Juli 2006 eine unregelmäßige Fährverbindung, deren Benutzung Staatsbürgern Nordkoreas und Japans vorbehalten war. Auf der Linie verkehrte das 1992 mit Mitteln der Ch’ongryŏn gebaute Schiff Mangyongbyong-92. Nach den von Japan als unfreundlicher Akt verstandenen Raketentests verbot Japan der Fähre dauerhaft das Einlaufen in seine Häfen. ⓘ
Von Pjöngjang führen Autobahnen nach Nordosten, nach Osten (Wŏnsan), nach Süden (Kaesŏng) und nach Westen (Namp’o), jedoch hat der motorisierte Individualverkehr in Nordkorea keine Bedeutung. ⓘ
Bei Pjöngjang befindet sich der internationale Flughafen Sunan. Regelmäßige internationale Passagier-Flugverbindungen der staatlichen Fluggesellschaft Air Koryo bestehen jedoch lediglich nach Peking, Shanghai und Shenyang in China, Bangkok in Thailand sowie nach Wladiwostok. Inlandsflüge sind z. B. zum Flughafen Ch’ŏngjin möglich. ⓘ
Am 22. April 2004 ereignete sich ein großes Zugunglück bei Ryongchŏn. Bei der Katastrophe in der an der Grenze zur Volksrepublik China gelegenen Stadt wurden laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua mindestens 161 Menschen getötet und etwa 1300 verletzt. ⓘ
Es gibt zwei Straßenbahnnetze; die Straßenbahn Pjöngjang und die Straßenbahn Ch’ŏngjin. Das größte Busnetz bildet der Oberleitungsbus Pjöngjang. ⓘ
Gesundheit
In einem im Juli 2010 veröffentlichten Bericht wies Amnesty International auf die prekäre Situation des nordkoreanischen Gesundheitssystems hin. So seien die Krankenhäuser des Landes unzureichend ausgestattet und die hygienischen Zustände katastrophal. Medikamente sind kaum erhältlich und müssen auf den Märkten gekauft werden, mangels Betäubungsmittel müssen Operationen und Amputationen teilweise ohne Narkose durchgeführt werden. Obwohl die ärztliche Versorgung offiziell kostenlos ist, verlangen Ärzte Gegenleistungen für ihre Behandlungen. Eine 2015 von südkoreanischen Wissenschaftlern durchgeführte Studie über die Gesundheitsaufzeichnungen von nordkoreanischen Überläufern in der Zeit zwischen 2006 und 2014 in einem Krankenhaus in Cheonan ergab, dass diese im Vergleich zu Südkoreanern häufiger unter chronischer Hepatitis B und C sowie Tuberkulose und parasitären Infektionen litten. Als Grund für die hohe Prävalenz parasitärer Infektionen kann angeführt werden, dass in der Landwirtschaft mangels chemischer Dünger auf unbehandelten menschlichen Kot zurückgegriffen wird (siehe auch Kot#Medizinische Bedeutung). Die Lebenserwartung in Nordkorea liegt jedoch im Vergleich zu anderen Staaten mit ähnlichem Pro-Kopf-Einkommen über dem Durchschnitt. Aufgrund des großen gesundheitlichen Gefälles könnten sich im Falle einer Wiedervereinigung enorme Gesundheitsprobleme etablieren. ⓘ
Energie
Das Kohlekraftwerk Pukchang ist, gefolgt vom Kraftwerk Pjöngjang, der größte Elektrizitätslieferant Nordkoreas. Ferner verfügt das Land über mehrere Wasserkraftwerke. Der Bau des Kernkraftwerks Kŭmho nördlich von Sinpo wurde 2003 eingestellt. Die Stromerzeugung in Nordkorea ist störungsanfällig. ⓘ
Zeitzone
Im August 2015 (zum 70. Jahrestag der Unabhängigkeit von Japan) stellte Nordkorea auf eine neue Zeitzone UTC+8,5 um. Bisher hatten Japan, Süd- und Nordkorea dieselbe Zeit UTC+9, die während der japanischen Kolonialherrschaft in Korea (1910–1945) eingeführt worden war. ⓘ
Zum 5. Mai 2018 wurde diese Änderung jedoch wieder rückgängig gemacht, so dass Nord- und Südkorea wieder in der gleichen Zeitzone liegen. ⓘ
Internetanbindung
Das Projekt 38 North des US-Korea-Instituts der Johns-Hopkins-Universität berichtete, dass ab 1. Oktober 2017 eine weitere Internetanbindung über den russischen Telekomkonzern TransTeleCom eingerichtet wurde. Zuvor war Nordkorea nur über einen einzigen Knoten über das staatliche chinesische Telekomunternehmen China Unicom mit dem Internet verbunden. Nordkorea wird für verschiedene Cyberangriffe verantwortlich gemacht, „darunter die auf Sony Pictures, Banken und die WannaCry-Attacke. Die Regierung in Pjöngjang weist die Vorwürfe zurück“. ⓘ
Wirtschaft
Planwirtschaft
Nordkorea besitzt eine straff zentralisierte Planwirtschaft, die im Rahmen der vorherrschenden Chuch’e-Ideologie über Jahrzehnte auf Autarkie ausgerichtet wurde. Alle Hauptindustrien sowie die Landwirtschaft befinden sich in staatlicher Hand. Das Hauptaugenmerk der Pjöngjanger Führung liegt nach wie vor auf der militärisch bedeutsamen Schwerindustrie, zugunsten derer insbesondere die Produktion von Konsumgütern und die Landwirtschaft stark vernachlässigt werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Nordkoreas mit 600 USD nur ein Vierzigstel des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf Südkoreas beträgt. Die CIA schätzt die Arbeitslosenquote 2013 auf 25,6 %. 2008 arbeiteten 37 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und 63 % im Dienstleistungssektor oder in der Industrie. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 14 Millionen geschätzt. ⓘ
Laut dem Index für wirtschaftliche Freiheit hat das Land 2017 die unfreieste Wirtschaft der Welt. ⓘ
Der Verlust der einstigen Handelspartner im Ostblock hat zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft des Landes geführt. Aufgrund ausstehender Kredite in Höhe von etwa 12,9 Milliarden US-Dollar werden Bürgschaften nordkoreanischer Banken international nicht anerkannt, was den Außenhandel stark erschwert. Zur Ernährung seiner Bevölkerung ist Nordkorea auf Lebensmittellieferungen ausländischer Hilfsorganisationen angewiesen. Die Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln und Öl durch die Vereinten Nationen wurde allerdings verringert, nachdem Nordkorea die Einstellung seines Atomwaffenprogramms verweigerte. Zudem hat sich seit den 1990er Jahren in Folge der Krise ein Schwarzmarkt, in Medien Jangmadang genannt, gebildet, um die Versorgung zu gewährleisten. Diese informellen Märkte werden weitgehend geduldet und unterliegen kaum einer Reglementierung. Während sich die Märkte anfangs aus Not entwickelten, versuchte Nordkorea später, die Märkte offiziell ins Wirtschaftssystem zu integrieren und Steuern zu erheben. Durch die Jangmadangs kommen über China verschiedene Produkte und Kulturgüter nach Nordkorea und werden frei gehandelt. ⓘ
Ab 2001 unternahm die Regierung aufgrund der angespannten Versorgungssituation Versuche, die Wirtschaft in marktwirtschaftliche Richtung zu reformieren. Diese Reformen (1. Juli-Maßnahmen) wurden aber spätestens seit 2005 weitgehend rückgängig gemacht. Bis zum 100. Geburtstag von Kim Il-sung im Jahr 2012 wollte die Regierung die Konsum-Märkte, die sich während der Hungerjahre als Überlebensmechanismen parallel zur Planwirtschaft ausgebildet hatten, wieder abschaffen. Es ist heute schon streng untersagt, Getreide auf solchen Märkten zu verkaufen, und neuerdings will die Regierung auch den freien Handel mit Industriegütern einschränken. Allerdings bekundet die Regierung erhebliche Schwierigkeiten, die dafür erlassenen Vorschriften auch durchzusetzen. Im Zuge der Marktreformen von 2001 versuchte die Regierung auch durch Joint-Ventures (siehe auch Pyeonghwa Motors) und die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen (siehe auch Verwaltungsregion Sinŭiju), ausländische Investoren ins Land zu locken. Durch diese Maßnahmen in Verbindung mit äußerst geringen Lohnkosten gelang es der Regierung, den Außenhandel, insbesondere mit der Volksrepublik China und Südkorea, stark zu steigern. ⓘ
Es gibt Berichte, nach denen das SEK-Trickfilmstudio in Pjöngjang Auftragsarbeiten für westliche Studios übernimmt; es soll unter anderem an den Filmen Der König der Löwen und Pocahontas mitgearbeitet haben. Weitere Trickfilmstudios übernehmen regelmäßig Auftragsarbeiten für französische und italienische Studios. ⓘ
Das Vinalon-Werk 8. Februar und das Vinalon-Werk Sunch’ŏn sind die weltweit einzigen Produzenten der Chemiefaser Vinalon. ⓘ
Tourismus
Für den Tourismus nach Nordkorea ist die staatliche Tourismusorganisation (Ryohaengsa) zuständig, über die jede Reise gebucht werden muss. Jede Reisegruppe und auch Alleinreisende werden permanent von zwei Reiseleitern begleitet, die in der Regel die Muttersprache der jeweiligen Touristen sprechen. Das Reiseprogramm wird vorher festgelegt, spontane Änderungen sind kaum möglich. Nach Möglichkeit wird jeder Kontakt zur einheimischen Bevölkerung unterbunden. Die meisten Touristen kommen aus China und Japan, während Touristen aus westlichen Ländern in Nordkorea noch relativ selten sind – 2011 besuchten etwa 5000 bis 6000 Touristen aus Westeuropa das Land. Nordkorea kann ganzjährig bereist werden. Für Bürger Südkoreas allerdings besteht nur für den Besuch des Arirang-Festivals die Möglichkeit, ein Visum für Nordkorea zu erlangen. ⓘ
Seit 1982 gibt es speziell für Touristen in Pjöngjang mit dem Kaufhaus Nr. 1 ein eigenes Warenhaus. ⓘ
Die Einfuhr von Handys war bis zum 7. Januar 2013 verboten. Entsprechende Geräte mussten bei Einreise abgegeben werden und wurden dem Eigentümer erst bei Ausreise wieder ausgehändigt. ⓘ
Im Kŭmgangsan-Gebirge gibt es einige touristische Anlagen, die vom Hyundai-Konzern gebaut wurden und betrieben werden. Reisen dorthin sind nur in organisierten Gruppen von Südkorea aus möglich (siehe auch Touristenregion Kŭmgang-san). 2007 konnten erstmals südkoreanische Busreisegruppen die Stadt Kaesŏng besuchen. In Masik im Norden der Provinz Kangwŏn-do wurde Anfang 2014 ein Wintersportgebiet eröffnet, das auch Touristen zugänglich gemacht werden soll. ⓘ
National und international gibt es mehrere Reiseunternehmen, die Reisen nach Nordkorea anbieten. ⓘ
Seit August 2017 dürfen Bürger der Vereinigten Staaten nach einem Beschluss von US-Präsident Donald Trump nicht mehr nach Nordkorea einreisen. Ausgenommen sind US-Bürger, die zusätzlich einen ausländischen, für Nordkorea gültigen Reisepass besitzen. ⓘ
Staatshaushalt
Angaben zum Staatshaushalt hält Nordkorea geheim, dadurch existieren keine zuverlässigen Zahlen. Die Kosten der Aufrechterhaltung der aus 1,2 Millionen Soldaten bestehenden Armee wirken sich äußerst negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Nach offiziellen nordkoreanischen Angaben liegen die Ausgaben des Staatshaushaltes für das Militär für das Jahr 2014 bei 15,9 Prozent. Im März 2016 wurde berichtet, dass, nach Angaben von Überläufern, die nordkoreanischen Diplomaten nicht ausreichend bezahlt würden, viele nicht krankenversichert und das Erzielen von Nebenverdiensten, auch durch Waffenhandel, erforderlich seien, auch würden Botschaftsräume vermietet. Im September 2012 gab das russische Finanzministerium bekannt, dass es Nordkorea 90 Prozent seiner noch aus der Zeit der Sowjetunion stammenden Schulden in Höhe von umgerechnet insgesamt elf Milliarden US-Dollar erlasse und der Rest im Rahmen einer Umschuldung in Bildungs-, Gesundheits- und Energieprojekte investiert würde. ⓘ
Währung
Die Zentralbank der Demokratischen Volksrepublik Korea gibt den Nordkoreanischen Won aus. ⓘ
Telekommunikation
Mobiltelefonie ist unter gewissen Einschränkungen seit 2002 möglich. Es gab zwei Mobilfunknetze: Koryolink und SunNet. SunNet wurde jedoch bereits 2010 zugunsten Koryolinks wieder geschlossen. Geschätzt 14.000 Nordkoreaner oder 0,1 % der Bevölkerung nutzten 2016 das Internet. Freien Zugang zum weltweiten Internet haben nur wenige Tausend Menschen, überwiegend hohe Regierungsmitarbeiter. „Der übrigen Bevölkerung steht über wenige PCs in Internetcafés und Universitäten ein stark zensiertes, landeseigenes Intranet zur Verfügung. Für die gesamte Bevölkerung existieren gerade einmal 1024 IP-Adressen.“ Alle ausländischen Websites sind darin gesperrt. ⓘ
Infrastruktur und Verkehr
Die Energieinfrastruktur Nordkoreas ist veraltet und baufällig. Es kommt immer wieder zu Stromengpässen, die auch durch Stromimporte nicht behoben werden könnten, da das schlecht gewartete Netz bei der Übertragung erhebliche Verluste verursacht. 70 % der Primärenergieerzeugung entfallen auf Kohle, gefolgt von Wasserkraft mit 17 %. Die Regierung unter Kim Jong-un setzt verstärkt auf Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien wie Windkraftanlagen, Solarparks, Solarthermie und Biomasse. Ein 2014 verabschiedetes Gesetzespaket betont die Entwicklung von Geothermie, Wind- und Solarenergie sowie Recycling und Umweltschutz. Nordkoreas langfristiges Ziel ist es, die Nutzung fossiler Brennstoffe einzuschränken und bis 2044 eine Leistung von 5 Millionen Kilowatt aus erneuerbaren Quellen zu erreichen, ausgehend von einer Gesamtleistung von derzeit 430.000 Kilowatt aus allen Quellen. Die Windenergie soll im Rahmen dieser Strategie 15 % des gesamten Energiebedarfs des Landes decken. ⓘ
Nordkorea bemüht sich auch um die Entwicklung eines eigenen zivilen Atomprogramms. Diese Bemühungen sind aufgrund ihrer militärischen Anwendungen und Sicherheitsbedenken international sehr umstritten. ⓘ
Die Verkehrsinfrastruktur umfasst Eisenbahnen, Autobahnen, Wasser- und Luftwege, wobei der Schienenverkehr mit Abstand am weitesten verbreitet ist. Nordkorea verfügt über einige Eisenbahnen, meist in Normalspur, auf denen 80 % des jährlichen Personenverkehrs und 86 % des Güterverkehrs abgewickelt werden, doch wird ihre Effizienz durch Strommangel beeinträchtigt. Der Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn, die Kaesong, Pjöngjang und Sinuiju mit höheren Geschwindigkeiten verbindet, wurde 2013 genehmigt. Über Rajin hat Nordkorea Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn. ⓘ
Der Straßenverkehr ist sehr begrenzt - nur ein Teil des Straßennetzes ist asphaltiert, und die Instandhaltung der meisten Straßen ist schlecht. Nur 2 % der Frachtkapazität werden über den Fluss- und Seeverkehr abgewickelt, und der Luftverkehr ist vernachlässigbar. Alle Hafenanlagen sind eisfrei und beherbergen eine Handelsflotte von 158 Schiffen. Zweiundachtzig Flughäfen und 23 Hubschrauberlandeplätze sind in Betrieb, wobei die größten von der staatlichen Fluggesellschaft Air Koryo genutzt werden. Autos sind relativ selten, aber Fahrräder sind weit verbreitet. Es gibt nur einen internationalen Flughafen - Pjöngjang International Airport - der von Russland und China angeflogen wird (siehe Liste der öffentlichen Flughäfen in Nordkorea). ⓘ
Wissenschaft und Technologie
Die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen konzentrieren sich auf die Staatliche Akademie der Wissenschaften, die 40 Forschungsinstitute, 200 kleinere Forschungszentren, eine Fabrik für wissenschaftliche Ausrüstung und sechs Verlagshäuser unterhält. Die Regierung ist der Ansicht, dass Wissenschaft und Technologie in direktem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung stehen. Anfang der 2000er Jahre wurde ein wissenschaftlicher Fünfjahresplan mit den Schwerpunkten IT, Biotechnologie, Nanotechnologie, Meerestechnik sowie Laser- und Plasmaforschung durchgeführt. In einem Bericht des südkoreanischen Instituts für Wissenschafts- und Technologiepolitik aus dem Jahr 2010 werden Polymerchemie, Einzelkohlenstoffmaterialien, Nanowissenschaften, Mathematik, Software, Nukleartechnologie und Raketentechnik als potenzielle Bereiche für die innerkoreanische wissenschaftliche Zusammenarbeit genannt. Nordkoreanische Institute sind in diesen Forschungsbereichen stark, allerdings benötigen ihre Ingenieure eine zusätzliche Ausbildung und die Labors eine Aufrüstung ihrer Ausrüstung. ⓘ
Unter dem Motto "Aufbau einer starken wissensbasierten Wirtschaft" hat der Staat ein Projekt zur Konzentration von Bildung, wissenschaftlicher Forschung und Produktion in einer Reihe von "High-Tech-Entwicklungszonen" gestartet. Die internationalen Sanktionen stellen nach wie vor ein erhebliches Hindernis für deren Entwicklung dar. Das Miraewon-Netzwerk elektronischer Bibliotheken wurde 2014 unter ähnlichen Parolen eingerichtet. ⓘ
Für das nationale Raumfahrtprogramm, das von der National Aerospace Development Administration (bis April 2013 vom Koreanischen Komitee für Raumfahrttechnologie) verwaltet wird, wurden beträchtliche Mittel bereitgestellt. Im Inland hergestellte Trägerraketen und die Kwangmyŏngsŏng-Satellitenklasse werden von zwei Raumfahrtzentren aus gestartet, dem Tonghae Satellite Launching Ground und der Sohae Satellite Launching Station. Nach vier fehlgeschlagenen Versuchen wurde Nordkorea mit dem Start von Kwangmyŏngsŏng-3 Unit 2 im Dezember 2012 zum zehnten weltraumfahrenden Land, das die Umlaufbahn erfolgreich erreichte, aber als verkrüppelt und nicht betriebsbereit galt. Das Land ist 2009 dem Weltraumvertrag beigetreten und hat seine Absicht bekundet, bemannte Missionen und Mondmissionen durchzuführen. Die Regierung behauptet, das Weltraumprogramm diene friedlichen Zwecken, doch die Vereinigten Staaten, Japan, Südkorea und andere Länder behaupten, es diene der Weiterentwicklung militärischer Raketenprogramme. ⓘ
Am 7. Februar 2016 startete Nordkorea erfolgreich eine Langstreckenrakete, die angeblich einen Satelliten in die Umlaufbahn bringen sollte. Kritiker glauben, dass der eigentliche Zweck des Starts der Test einer ballistischen Rakete war. Der Start wurde vom UN-Sicherheitsrat scharf verurteilt. In einer vom koreanischen Zentralfernsehen ausgestrahlten Erklärung hieß es, ein neuer Erdbeobachtungssatellit, Kwangmyongsong-4, sei weniger als 10 Minuten nach dem Start vom Raumfahrtzentrum Sohae in der Provinz Nord-Phyongan erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht worden. ⓘ
Die Nutzung der Kommunikationstechnologie wird vom Ministerium für Post und Telekommunikation kontrolliert. Es gibt ein angemessenes landesweites Glasfaser-Telefonsystem mit 1,18 Millionen Festnetzanschlüssen und einer wachsenden Mobilfunkabdeckung. Die meisten Telefone werden für hochrangige Regierungsbeamte installiert und die Installation erfordert eine schriftliche Erklärung, warum der Nutzer ein Telefon benötigt und wie es bezahlt wird. Die Mobilfunkabdeckung erfolgt über ein 3G-Netz, das von Koryolink, einem Joint Venture mit der Orascom Telecom Holding, betrieben wird. Die Zahl der Abonnenten ist von 3.000 im Jahr 2002 auf fast zwei Millionen im Jahr 2013 gestiegen. Auslandsgespräche über das Festnetz oder den Mobilfunk sind eingeschränkt, und mobiles Internet ist nicht verfügbar. ⓘ
Der Internetzugang selbst ist auf eine Handvoll elitärer Nutzer und Wissenschaftler beschränkt. Stattdessen verfügt Nordkorea über ein Intranetsystem mit der Bezeichnung Kwangmyong, das vom Korea Computer Center gepflegt und überwacht wird. Sein Inhalt beschränkt sich auf staatliche Medien, Chat-Dienste, Nachrichtenbretter, einen E-Mail-Dienst und schätzungsweise 1.000-5.500 Websites. Auf den Computern kommt das Red Star OS zum Einsatz, ein von Linux abgeleitetes Betriebssystem mit einer Benutzeroberfläche, die optisch der von OS X ähnelt. Am 19. September 2016 stellte ein TLDR-Projekt fest, dass die DNS-Daten und die Top-Level-Domain des nordkoreanischen Internets offen gelassen wurden, was globale DNS-Zonentransfers ermöglichte. Ein Dump der entdeckten Daten wurde auf GitHub veröffentlicht. ⓘ
Am 8. Juli 2020 berichtete CNN, dass Satellitenbilder Aktivitäten in einer nordkoreanischen Anlage zeigten, von der Forscher vermuteten, dass sie für den Bau von Atomsprengköpfen genutzt wird. Die Bilder wurden von Planet Labs aufgenommen und von Experten des Middlebury Institute of International Studies ausgewertet. ⓘ
Raum 39 und die "Königshof"-Wirtschaft
Nach Angaben hochrangiger nordkoreanischer Überläufer sind die seit den 1970er Jahren durch Devisen angehäuften Einnahmen, die von den offiziellen Wirtschaftsorganen des Staates völlig getrennt sind, von wirtschaftlicher Bedeutung. Das Ausmaß ihrer Bedeutung ist jedoch unbekannt und wird streng geheim gehalten. In jüngerer Zeit sollen diese Devisen auch von den über 100.000 nordkoreanischen Wanderarbeitern stammen, die in die ganze Welt geschickt werden und den Löwenanteil ihres Einkommens in diesen "Königshof"-Fonds einzahlen. Andere Bank-, Handels- und Finanzunternehmen (von denen viele illegal sind) sollen ebenfalls einen erheblichen Beitrag leisten. Der Fonds soll in erster Linie die Aufgabe haben, das für die Entwicklung der Militärtechnologie des Landes (vor allem für das Atomwaffenprogramm) erforderliche Kapital bereitzustellen und zu einem System von "Geschenken" für die politische, militärische und wirtschaftliche Elite des Landes beizutragen. ⓘ
Kultur
Trotz des historisch starken chinesischen Einflusses hat die koreanische Kultur ihre eigene, einzigartige Identität entwickelt. Sie wurde während der japanischen Herrschaft von 1910 bis 1945 angegriffen, als Japan eine Politik der kulturellen Assimilierung durchsetzte. Die Koreaner wurden gezwungen, Japanisch zu lernen und zu sprechen, das japanische Familiennamensystem und die Shinto-Religion anzunehmen, und es war ihnen verboten, die koreanische Sprache in Schulen, Unternehmen oder an öffentlichen Orten zu sprechen oder zu schreiben. ⓘ
Nach der Teilung der Halbinsel im Jahr 1945 bildeten sich aus dem gemeinsamen koreanischen Erbe zwei unterschiedliche Kulturen heraus. Die Nordkoreaner haben nur wenig Kontakt zu ausländischen Einflüssen. Der revolutionäre Kampf und der Glanz der Führung sind einige der Hauptthemen in der Kunst. "Reaktionäre" Elemente der traditionellen Kultur wurden verworfen, und kulturelle Formen mit "volkstümlichem" Geist wurden wieder eingeführt. ⓘ
Das koreanische Kulturerbe wird vom Staat geschützt und gepflegt. Über 190 historische Stätten und Objekte von nationaler Bedeutung sind als Nationale Schätze Nordkoreas katalogisiert, während etwa 1 800 weniger wertvolle Artefakte in einer Liste von Kulturgütern aufgeführt sind. Die historischen Denkmäler und Stätten in Kaesong und der Komplex der Koguryo-Gräber gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. ⓘ
Die nordkoreanische Kultur ist von der Verherrlichung des verstorbenen Vaters des gegenwärtigen Diktators Kim Jong-un, Kim Jong-il und dessen Vaters Kim Il-sung geprägt. Typisch sind Militärparaden und Massengymnastiken, an denen Tausende von Menschen mitwirken. Hierbei soll die unerschütterliche Treue und Opferbereitschaft für die Staatsführung beschworen werden. In diesem Zusammenhang ist das Arirang-Festival zu nennen, das jährlich zur Feier des Geburtstages Kim Il-sungs (15. April) veranstaltet wird. Es dauert jeweils zwei Monate und beginnt mit einer Eröffnungsfeier im Rŭngnado-1.-Mai-Stadion in Pjöngjang. ⓘ
Im Juli 1989 wurden die 13. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Pjöngjang abgehalten, an denen rund 10.000 Jugendliche aus 177 Staaten sowie mehrere internationale Organisationen teilnahmen. ⓘ
Nach dem Tod Kim Il-sungs wurde in Nordkorea offiziell der nach der Staatsideologie benannte Chuch’e-Kalender eingeführt. Er unterscheidet sich vom Gregorianischen Kalender durch die Jahreszählung, die mit dem Geburtsjahr des Staatsgründers 1912 beginnt. Das Jahr 2023 ist somit das Jahr Chuch’e 112, wobei in der Regel beide Jahreszahlen angegeben werden, also etwa „Juche 109 (2020)“ ⓘ
Nationale Feier- und Gedenktage
Datum | Name ⓘ |
---|---|
1. Januar | Neujahr |
25. Januar | Neujahr nach dem Mondkalender (2020) |
16. Februar | Tag des strahlenden Sterns, Geburtstag des Großen Führers Genosse Kim Jong-il (Chuch’e 31/1942) |
20. Februar | Tag der Maschinenarbeiter |
5. März | Tag der Bauern |
8. März | Internationaler Tag der Frauen |
22. März | Tag der Fischer |
5. April | Tag der Gesundheit |
6. April | Wiederaufforstungstag |
8. April | Tag der Kommunikation |
15. April | Tag der Sonne, Geburtstag des Großen Führers Genosse Kim Il-sung (Chuch’e 1/1912) |
25. April | Gründungstag der Koreanischen Revolutionären Volksarmee (Chuch’e 21/1932) |
1. Mai | Maifeiertag (Internationaler Tag der Arbeit (1890)) |
11. Mai | Tag der Eisenbahn |
15. Mai | Tag der geologischen Forschung |
21. Mai | Tag der Bauarbeiter |
1. Juni | Internationaler Kindertag |
6. Juni | Tag der Gründung der koreanischen Kinderunion |
7. Juni | Tag der nationalen Industrie |
1. Juli | Tag der Minenarbeiter |
7. Juli | Tag der Kohlenbergleute |
8. Juli | Todestag des Großen Führers Genosse Kim Il-sung (Chuch’e 83/1994) |
27. Juli | Tag des Sieges im Vaterländischen Befreiungskrieg (Chuch’e 42/1953) |
10. August | Tag der Waldarbeiter |
15. August | Tag der nationalen Befreiung (Chogukhaebang’ŭi nal) (Chuch’e 34/1945) |
20. August | Tag der Luftwaffe |
28. August | Tag der Marine |
28. August | Jugendtag |
5. September | Tag der Erziehung |
9. September | Nationalfeiertag (Gründungstag der Demokratischen Volksrepublik Korea) (Chuch’e 37/1948) |
15. September | Tag des Handels |
2. Sonntag im Oktober | Tag des Sports |
9. Oktober | Tag der Metallarbeiter |
10. Oktober | Tag der Gründung der Partei der Arbeit Koreas |
14. Oktober | Tag der Werktätigen des Rundfunks |
15. Oktober | Tag der Textilindustrie |
1. November | Tag der Presse |
16. November | Tag des Land- und Wassertransports |
6. Dezember | Tag der chemischen Industrie |
17. Dezember | Todestag des Großen Führers Genosse Kim Jong-il (Chuch’e 100/2011) |
27. Dezember | Tag der Verkündung der Sozialistischen Verfassung der DVRK (Chuch’e 61/1972) |
Bibliothekswesen
Es soll 15.000 Bibliotheken in Nordkorea geben. Jede Kommune ist verpflichtet, neben der alltäglichen Grundversorgung auch Bibliotheken einzurichten. ⓘ
Allerdings gibt es keine bibliothekarische Ausbildung. Die Übernahme einer Bibliotheksleitung, zumindest einer Hochschulbibliothek, setzt ein Hochschulstudium voraus. Eine Initiative des Goethe-Instituts versucht seit Mai 2005, dem Land zu einer qualifizierten Ausbildungsstätte für Bibliothekare zu verhelfen. ⓘ
Die Nationalbibliothek in Pjöngjang nennt sich Große Studienhalle des Volkes und ist eine Mischung aus Bibliothek und Volkshochschule. Sie soll 30 Millionen Medieneinheiten beherbergen. Zu besichtigen sind zahlreiche spezialisierte Lesesäle sowie Hörsäle, Sprachlabore und Einrichtungen für die Produktion von Fernlehrmaterialien. ⓘ
Musik
Das Nationale Sinfonieorchester der KDVR wurde aus dem 1950 bis 1953 bestehenden Orchester der Volksarmee gebildet und hat heute etwa 120 Mitglieder. Es wird von Kim Byong-hwa (* 1936) geleitet. Während zunächst viele der Musiker in der Sowjetunion und Osteuropa ausgebildet worden waren, hat die jüngere Generation vor allem an der Musikhochschule von Pjöngjang studiert. Die wenigen außerhalb Nordkoreas erhältlichen Aufnahmen zeigen durchgehend ein den Maßstäben internationaler Spitzenorchester entsprechendes Niveau. Das Repertoire der nordkoreanischen Orchester besteht aus Kompositionen bekannter europäischer Komponisten der klassischen und romantischen Epoche, unter anderem auch Schostakowitsch und Prokofjew und vor allem zeitgenössischer nordkoreanischer Musik, die sich durchgehend am Sozialistischen Realismus orientiert und stark von koreanischer Volksmusik beeinflusst ist. Beliebt ist die Integration von Folkloreinstrumenten in den klassischen Klangkörper. Bei vielen nordkoreanischen Kompositionen wird das Nationale Sinfonieorchester als Autor angegeben. Beinahe alle Kompositionen haben programmatische Titel und beziehen sich oft auch auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Einer der wenigen namentlich bekannten Komponisten ist Choe Song-hwan. Ein besonderes Ansehen genießt der deutsch-koreanische Komponist Yun Isang (Isang Yun) (1917–1995), nach dem auch zahlreiche kulturelle Institutionen benannt sind. ⓘ
Ein weiteres bekanntes Orchester ist das Yun I Sang Philharmonic Orchestra, das von Kim Il-jin (* 1956) dirigiert wird. ⓘ
Die Regierung legte während des größten Teils des 20. Jahrhunderts großen Wert auf optimistische volkstümliche Melodien und revolutionäre Musik. Ideologische Botschaften werden durch gewaltige Orchesterstücke wie die "Fünf großen Revolutionsopern" vermittelt, die auf dem traditionellen koreanischen ch'angguk basieren. Die Revolutionsopern unterscheiden sich von ihren westlichen Vorbildern dadurch, dass sie das Orchester um traditionelle Instrumente erweitern und auf rezitativische Abschnitte verzichten. Sea of Blood ist die meistgespielte der fünf großen Opern: Seit ihrer Uraufführung 1971 wurde sie über 1 500 Mal gespielt, und die Tournee 2010 in China war ein großer Erfolg. Westliche klassische Musik von Brahms, Tschaikowsky, Strawinsky und anderen Komponisten wird sowohl vom Staatlichen Symphonieorchester als auch von Studentenorchestern aufgeführt. ⓘ
Popmusik kam in den 1980er Jahren mit dem Pochonbo Electronic Ensemble und der Wangjaesan Light Music Band auf. Die verbesserten Beziehungen zu Südkorea nach dem innerkoreanischen Gipfel im Jahr 2000 führten zu einem Rückgang direkter ideologischer Botschaften in Popsongs, aber Themen wie Kameradschaft, Nostalgie und der Aufbau eines starken Landes blieben bestehen. Im Jahr 2014 wurde die Moranbong-Band, die ausschließlich aus Mädchen besteht, als die beliebteste Gruppe des Landes bezeichnet. Auch Nordkoreaner hören K-Pop, der sich über illegale Märkte verbreitet. ⓘ
Literatur
Alle Verlage befinden sich im Besitz der Regierung oder der WPK, da sie als wichtiges Instrument für Agitprop angesehen werden. Der Verlag der Arbeiterpartei Koreas ist der bedeutendste unter ihnen und veröffentlicht alle Werke von Kim Il-sung, ideologisches Lehrmaterial und politische Dokumente der Partei. Ausländische Literatur ist nur in begrenztem Umfang verfügbar. Beispiele sind nordkoreanische Ausgaben indischer, deutscher, chinesischer und russischer Märchen, Tales of Shakespeare, einige Werke von Bertolt Brecht und Erich Kästner sowie die Harry-Potter-Reihe. ⓘ
Kim Il-sungs persönliche Werke gelten als "klassische Meisterwerke", während die unter seiner Anleitung entstandenen Werke als "Modelle der Juche-Literatur" bezeichnet werden. Dazu gehören "Das Schicksal eines Mannes des Selbstverteidigungskorps", "Das Lied von Korea" und "Unsterbliche Geschichte", eine Reihe historischer Romane, die das Leiden der Koreaner unter der japanischen Besatzung schildern. Zwischen den 1980er und den frühen 2000er Jahren wurden mehr als vier Millionen literarische Werke veröffentlicht, die jedoch fast alle zu einer engen Bandbreite politischer Genres wie der "revolutionären Literatur mit dem Schwerpunkt Armee" gehören. ⓘ
Die Science-Fiction wird als sekundäres Genre betrachtet, da sie in gewisser Weise von den traditionellen Standards der detaillierten Beschreibungen und Metaphern des Führers abweicht. Die exotischen Schauplätze der Geschichten geben den Autoren mehr Freiheit bei der Darstellung von Cyberkriegsführung, Gewalt, sexuellem Missbrauch und Verbrechen, die in anderen Genres nicht vorkommen. Science-Fiction-Werke verherrlichen die Technologie und fördern das Juche-Konzept der anthropozentrischen Existenz durch Darstellungen von Robotik, Weltraumforschung und Unsterblichkeit. ⓘ
Über nordkoreanische Belletristik ist wenig bekannt. Anders als in anderen Staaten des sozialistischen Systems konnte in Nordkorea der Sozialistische Realismus in der Literatur nicht nachhaltig Fuß fassen. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass der alles beherrschende Personenkult der Belletristik ohnehin wenig Raum lässt – der nordkoreanische Buchmarkt ist wie wohl kein anderer dominiert von politischer Propagandaliteratur – und andererseits in Nordkorea kein solch markanter Bruch mit der Kultur der vorrevolutionären Zeit stattfand wie in anderen sozialistischen Ländern. Die existierende Belletristik ist somit eher von koreanischer Nationalkultur und Personenkult geprägt als vom (nationalitätslosen) Sozialistischen Realismus. ⓘ
Eine herausragende Rolle in der nordkoreanischen Literatur der 1940er und 1950er Jahre spielte der Schriftsteller Han Sŏrya (1900–1976), der als Protegé Kim Il-sungs zum wichtigsten nordkoreanischen Autor jener Zeit und zum Vorsitzenden des nordkoreanischen Schriftsteller- und Künstlerverbandes wurde, bis er 1962 infolge einer Intrige abgesetzt und aus der Hauptstadt verbannt wurde. 1969 wurde er allerdings rehabilitiert und erschien sogar noch einmal auf der Mitgliedsliste des Zentralkomitees. ⓘ
Bandi ist ein (mutmaßlich) nordkoreanischer Autor, dessen Sammlung von Erzählungen mit dem Titel Gobal durch nordkoreanische Flüchtlinge aus Nordkorea geschmuggelt worden sei. Der Band ist auf deutsch unter dem Titel Denunziation erschienen. ⓘ
Bildende Kunst
Nordkoreanische Gegenwartskunst zeichnet sich durch den Einsatz traditioneller Arbeitsmethoden wie Tuschemalerei und Holzschnitt aus und ist international noch weitgehend unbeachtet. ⓘ
Internationale Aufmerksamkeit erlangte ein großes Gemälde des Malers der Wellen Kim Song Gun, da es im Hintergrund eines Fotos von Bill Clintons Besuch bei Kim Jong-il im Jahre 2009 zu sehen war. ⓘ
Eine handwerkliche Besonderheit stellen gestickte Bilder dar, die auf den ersten Blick kaum von Fotos zu unterscheiden sind. ⓘ
Film
Da ausländische Kinofilme kaum in Nordkorea zu sehen sind (allenfalls einige ausgewählte chinesische und in der Vergangenheit sowjetische Produktionen), kommt der heimischen Filmindustrie besondere Bedeutung zu. Verstärkt wird dies auch dadurch, dass der ehemalige Staatschef Kim Jong-il als ausgesprochener Liebhaber des Kinos galt. Wie das gesamte Spektrum der Kunst in Nordkorea befasst sich auch der Film oft mit propagandistischen Themen, sprich der Verherrlichung der beiden Kims, dem Aufbau des Chuch’e-Sozialismus und dem Kampf gegen die „amerikanischen Imperialisten“. Ein Film, der auch über die Grenzen des Landes hinaus – zumindest unter Cineasten – einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat, ist Das Blumenmädchen von 1972, der auf dem 18. Internationalen Filmfestival Karlovy Vary mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. ⓘ
Seit 1987 findet, nunmehr alle zwei Jahre, das Internationale Filmfestival von Pjöngjang (ehemals Internationales Pjöngjanger Filmfestival der Blockfreien und anderer Entwicklungsländer) statt. Beim 9. Festival im September 2004 wurde unter anderem der Film Kick it like Beckham gezeigt. Bei beiden Vorführungen befanden sich je etwa 2.000 Nordkoreaner im Kinosaal. Der Film wie auch die anderen internationalen Filme zog viele einheimische Besucher an. Von den 2006 gezeigten 73 Filmen waren neun chinesische, sieben deutsche, sechs ägyptische, fünf russische, vier britische und vier nordkoreanische Produktionen. Den Preis als bester Film erhielt Dennis Gansels Film Napola – Elite für den Führer. Spezialpreise erhielten auch der Eröffnungsfilm Das Wunder von Bern von Sönke Wortmann und Marc Rothemunds Sophie Scholl – Die letzten Tage. Das letzte Filmfestival fand im September 2016 statt. ⓘ
Architektur
Die nordkoreanische Architektur wird im Wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt. Wie in den meisten sozialistischen bzw. ehemals sozialistischen Ländern findet man auch in Nordkorea vom in den 1960er Jahren einsetzenden pragmatischen Baustil geprägte schlichte Hochbauten (Plattenbauten). Dies betrifft vor allem den Wohnungsbau. Repräsentative Bauten zeichnen sich dagegen durch ihre besondere Größe und Pracht aus. Im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern sind diese Bauten in Nordkorea jedoch nicht immer vom Modernismus beeinflusst (wie etwa das Koryŏ-Hotel und das nicht vollendete Ryugyŏng-Hotel in Pjöngjang), sondern in besonderer Weise von der traditionellen koreanischen Bauweise (Pagodenstil). Beispiele hierfür sind etwa die Große Studienhalle des Volkes in Pjöngjang und die Gebäude der so genannten Freundschaftsausstellung in den Myohyang-Bergen. ⓘ
Sport
Die größte Sportveranstaltung des Landes ist das Arirang-Festival, ein von Massentänzen und Massengymnastiken geprägter Anlass, der im Rŭngnado-May-Day-Stadion ausgetragen wird. ⓘ
Seit 1972 – mit Ausnahme der Spiele 1984 und 1988 – nimmt Nordkorea an den olympischen Sommerspielen teil. Insgesamt gewannen die Athleten des Landes 41 Medaillen, davon 10 Gold-, 12 Silber- und 19 Bronzemedaillen. Erfolgreichste Sportart ist Ringen mit neun Auszeichnungen für Nordkorea. ⓘ
Im Fußball konnte das Land bisher einige Erfolge feiern. Die Nationalmannschaft der Herren qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft 1966 und erreichte dort überraschend das Viertelfinale. Nach 44-jähriger Pause gelang der Mannschaft die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, sie schied aber nach drei Niederlagen in der Gruppenphase gegen Brasilien (1:2), Portugal (0:7) und Elfenbeinküste (0:3) noch vor dem Achtelfinale aus. Die Nationalmannschaft der Damen ist eine etablierte Größe im asiatischen Frauenfußball, dreimal konnte die Auswahl des Landes bereits die Asienmeisterschaft gewinnen. Hinzu kommen die WM-Teilnahmen von 1999, 2003, 2007 und 2011. Mit den Jugendmannschaften wurden die Nordkoreanerinnen bereits 2006 (U-19) und 2008 (U-17) Weltmeister. ⓘ
Während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011 wurde in Urinproben der nordkoreanischen Spielerinnen Song Jong-sun und Jong Pok-sim eine Substanz der Gruppe S1B (Steroidhormone) nachgewiesen. Der nordkoreanische Verband verzichtete auf eine Analyse der B-Probe, was Experten gemeinhin als Schuldeingeständnis werten. Anschließend wurde der komplette WM-Kader Nordkoreas zur Dopingkontrolle gebeten. Die FIFA teilte daraufhin mit, dass drei weitere nicht namentlich genannte Spielerinnen der Mannschaft Nordkoreas des Dopings überführt worden seien. Bei allen Sportlerinnen seien 14 unterschiedliche Steroide gefunden worden, wovon vier auf der Dopingliste stünden. Die während der WM des Dopings überführten nordkoreanischen Spielerinnen Jong Pok-sim, Hong Myong-hui, Ho Un-byol, Ri Un-hyang wurden von der FIFA am 25. August 2011 für 18 Monate sowie Song Jong-sun für 14 Monate gesperrt. Die Ärztin des nordkoreanischen Fußballverbands, Nam Jong-ae, wurde für sechs Jahre gesperrt. Darüber hinaus wurde gegen den nordkoreanischen Fußballverband eine Geldstrafe von 400.000 US-Dollar verhängt. Die Nationalmannschaft wurde von der WM 2015 in Kanada ausgeschlossen. ⓘ
1995 wurde mit Collision in Korea erstmals ein Wrestlingevent veranstaltet. Seit 2011 wird auf dem Pyongyang Golf Complex jährlich ein Golfturnier namens DPRK Amateur Golf Open veranstaltet. Der Munsu Water Park wurde im November 2013 eröffnet. ⓘ
Der niederländische Fußballtrainer Guus Hiddink baut seit Kurzem Futsal-Strukturen auf. ⓘ
Eine in den 1990er Jahren in Tirol errichtete und 2014 abgebaute Gondelbahn des Herstellers Doppelmayr wurde – als Gebrauchtanlage über China gehandelt – im nordkoreanischen Skigebiet Masik-Ryong aufgestellt, obwohl Doppelmayr entsprechende Anfragen aufgrund von Handelssanktionen abgelehnt hatte. ⓘ
Kunst
Die bildende Kunst wird im Allgemeinen in der Ästhetik des sozialistischen Realismus produziert. Die nordkoreanische Malerei verbindet den Einfluss der sowjetischen und japanischen Bildsprache, um eine sentimentale Loyalität gegenüber dem System zu vermitteln. Alle Künstler in Nordkorea sind verpflichtet, dem Künstlerverband beizutreten, und die besten unter ihnen können eine offizielle Lizenz zum Porträtieren der Staatsführung erhalten. Porträts und Skulpturen, die Kim Il-sung, Kim Jong-il und Kim Jong-un darstellen, gelten als "Werke Nummer Eins". ⓘ
Die meisten Bereiche der Kunst werden seit seiner Gründung im Jahr 1959 vom Mansudae Art Studio beherrscht. Es beschäftigt rund 1 000 Künstler in der wahrscheinlich größten Kunstfabrik der Welt, in der Gemälde, Wandbilder, Poster und Denkmäler entworfen und hergestellt werden. Das Studio hat seine Tätigkeit kommerzialisiert und verkauft seine Werke an Sammler in einer Vielzahl von Ländern, darunter auch in China, wo sie sehr gefragt sind. Mansudae Overseas Projects ist eine Unterabteilung des Mansudae Art Studio, die große Monumente für internationale Kunden baut. Zu den Projekten gehören das African Renaissance Monument im Senegal und der Heldenacker in Namibia. ⓘ
Welterbe
In der Demokratischen Volksrepublik Korea wurde der Goguryeo-Tumulus in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Diese Überreste wurden im Juli 2004 als erstes Welterbe Nordkoreas in das UNESCO-Welterbekomitee (WHC) aufgenommen. In der Grabgruppe befinden sich 63 Grabhügel, in denen deutliche Wandmalereien erhalten sind. Die Bestattungsbräuche der Goguryeo-Kultur haben asiatische Zivilisationen außerhalb Koreas, einschließlich Japan, beeinflusst. ⓘ
Kulinarisches
Die koreanische Küche hat sich im Laufe der Jahrhunderte durch soziale und politische Veränderungen entwickelt. Sie geht auf alte landwirtschaftliche und nomadische Traditionen in der südlichen Mandschurei und auf der koreanischen Halbinsel zurück und hat eine komplexe Wechselwirkung mit der natürlichen Umwelt und verschiedenen kulturellen Strömungen durchlaufen. Reisgerichte und Kimchi gehören zu den koreanischen Grundnahrungsmitteln. Bei einer traditionellen Mahlzeit begleiten sie sowohl Beilagen (Panch'an) als auch Hauptgerichte wie Juk, Pulgogi oder Nudeln. Soju ist die bekannteste traditionelle koreanische Spirituose. ⓘ
Das berühmteste Restaurant Nordkoreas, Okryu-gwan in Pjöngjang, ist für seine kalten Nudeln Ragmyeon bekannt. Zu den weiteren Gerichten, die dort serviert werden, gehören Meerbarbensuppe mit gekochtem Reis, Rinderrippensuppe, Pfannkuchen mit grünen Bohnen, Sinsollo und Gerichte aus Schildkröte. Okryu-gwan schickt Forschungsteams aufs Land, um Daten über die koreanische Küche zu sammeln und neue Rezepte einzuführen. In einigen asiatischen Städten gibt es Filialen der Restaurantkette Pyongyang, in denen die Kellnerinnen Musik und Tanz aufführen. ⓘ
Regierung und Politik
Strafverfolgung und innere Sicherheit
Nordkorea hat ein Zivilrechtssystem, das auf dem preußischen Modell basiert und von japanischen Traditionen und der kommunistischen Rechtstheorie beeinflusst ist. Die Gerichtsverfahren werden vom Obersten Gerichtshof (dem höchsten Berufungsgericht), den Provinz- oder speziellen Stadtgerichten, den Volksgerichten und den Sondergerichten durchgeführt. Die Volksgerichte befinden sich auf der untersten Ebene des Systems und sind in Städten, Landkreisen und Stadtbezirken tätig, während verschiedene Arten von Sondergerichten Fälle im Zusammenhang mit Militär-, Eisenbahn- oder Seeangelegenheiten behandeln. ⓘ
Theoretisch werden die Richter von den jeweiligen örtlichen Volksversammlungen gewählt, in der Praxis werden sie jedoch von der Arbeiterpartei Koreas ernannt. Das Strafgesetzbuch beruht auf dem Grundsatz nullum crimen sine lege (kein Verbrechen ohne Gesetz), bleibt aber trotz mehrerer Änderungen, die den ideologischen Einfluss verringern, ein Instrument der politischen Kontrolle. Die Gerichte führen nicht nur Straf- und Zivilverfahren durch, sondern auch politische Verfahren. Politische Gefangene werden in Arbeitslager eingewiesen, während Straftäter in einem separaten System inhaftiert sind. ⓘ
Das Ministerium für soziale Sicherheit (MSS) ist für die meisten Strafverfolgungsmaßnahmen zuständig. Es ist eine der mächtigsten staatlichen Institutionen in Nordkorea und beaufsichtigt die nationale Polizei, ermittelt in Strafsachen und verwaltet nicht-politische Strafvollzugsanstalten. Sie ist auch für andere Aspekte der inneren Sicherheit zuständig, z. B. für das Einwohnermeldewesen, die Verkehrskontrolle, die Feuerwehr und die Sicherheit im Eisenbahnverkehr. Die Abteilung für Staatssicherheit wurde 1973 von der MPS abgetrennt, um in- und ausländische Nachrichtendienste und die Spionageabwehr zu betreiben und das politische Gefängnissystem zu verwalten. Bei den politischen Lagern kann es sich um kurzfristige Umerziehungszonen oder um "kwalliso" (totale Kontrollzonen) für lebenslange Inhaftierung handeln. Lager 15 in Yodok und Lager 18 in Bukchang wurden in ausführlichen Berichten beschrieben. ⓘ
Der Sicherheitsapparat ist umfangreich und übt eine strenge Kontrolle über Aufenthalt, Reisen, Beschäftigung, Kleidung, Ernährung und Familienleben aus. Die Sicherheitskräfte setzen Massenüberwachung ein. Es wird vermutet, dass sie die zellulare und digitale Kommunikation genauestens überwachen. ⓘ
Militär
Die nordkoreanischen Streitkräfte, die Koreanische Volksarmee (KPA), umfassen schätzungsweise 1.280.000 aktive und 6.300.000 Reserve- und paramilitärische Soldaten und sind damit eine der größten militärischen Einrichtungen der Welt. Mit einer aktiven Armee, die 4,9 % der Bevölkerung umfasst, ist die KPA die viertgrößte aktive Streitkraft der Welt hinter China, Indien und den Vereinigten Staaten. Etwa 20 % der Männer im Alter von 17 bis 54 Jahren dienen in den regulären Streitkräften, und etwa einer von 25 Bürgern ist Soldat. ⓘ
Die UN-Sanktionen gegen Nordkorea haben es der KPA schwer gemacht, moderne Ausrüstung zu kaufen oder zu entwickeln, und sie ist nach wie vor weitgehend auf veraltetes Material aus der Zeit des Kalten Krieges angewiesen. Dennoch gilt die KPA, auch aufgrund der Songun-Politik (Militär zuerst) und der hohen Personalstärke der Streitkräfte, als eine beeindruckende militärische Kraft. ⓘ
Die KPA ist in fünf Teilstreitkräfte unterteilt: Bodentruppen, Marine, Luftwaffe, Spezialeinsatzkräfte und Raketentruppen. Das Kommando über die KPA liegt sowohl bei der Zentralen Militärkommission der Arbeiterpartei Koreas als auch bei der unabhängigen Kommission für Staatsangelegenheiten, die das Ministerium für Volksstreitkräfte kontrolliert. ⓘ
Von allen Teilstreitkräften der KPA ist die Bodentruppe die größte. Sie umfasst rund eine Million Soldaten, die sich auf 80 Infanteriedivisionen, 30 Artilleriebrigaden, 25 Brigaden für spezielle Kriegsführung, 20 mechanisierte Brigaden, 10 Panzerbrigaden und sieben Panzerregimenter verteilen. Sie ist mit 3.700 Panzern, 2.100 gepanzerten Mannschaftstransportern und Schützenpanzern, 17.900 Artilleriegeschützen, 11.000 Flugabwehrkanonen und etwa 10.000 MANPADS und Panzerabwehrlenkraketen ausgestattet. Die Luftwaffe verfügt über schätzungsweise 1.600 Flugzeuge (davon zwischen 545 und 810 in Kampfeinsätzen), während die Marine etwa 800 Schiffe betreibt, darunter die größte U-Boot-Flotte der Welt. Die Sondereinsatztruppe der KPA ist außerdem die größte Spezialeinheit der Welt. ⓘ
Nordkorea ist ein atomar bewaffneter Staat, wobei Art und Stärke seines Arsenals ungewiss sind. Im Januar 2018 schwankten die Schätzungen über Nordkoreas Atomwaffenarsenal zwischen 15 und 60 Bomben, wahrscheinlich einschließlich Wasserstoffbomben. Die Raketenstreitkräfte verfügen über rund 1.000 ballistische Raketen mit einer Reichweite von bis zu 11.900 km. ⓘ
Nach einer südkoreanischen Einschätzung aus dem Jahr 2004 verfügt Nordkorea auch über einen Bestand an chemischen Waffen, der auf 2.500 bis 5.000 Tonnen geschätzt wird, darunter Nerven-, Blasen-, Blut- und Brechmittel, und ist in der Lage, biologische Waffen wie Anthrax, Pocken und Cholera zu züchten und herzustellen. Aufgrund seiner Atom- und Raketentests wurde Nordkorea mit den Resolutionen 1695 vom Juli 2006, 1718 vom Oktober 2006, 1874 vom Juni 2009, 2087 vom Januar 2013 und 2397 vom Dezember 2017 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sanktioniert. ⓘ
Der Verkauf von Waffen an Nordkorea durch andere Staaten ist durch die UN-Sanktionen verboten, und die konventionellen Fähigkeiten der KVA sind durch eine Reihe von Faktoren eingeschränkt, darunter veraltete Ausrüstung, unzureichende Treibstoffvorräte und ein Mangel an digitalen Führungs- und Kontrollmitteln. Um diese Defizite auszugleichen, hat die KVA ein breites Spektrum an asymmetrischen Kriegstechnologien eingesetzt, darunter Blendlaser, GPS-Störsender, Zwerg-U-Boote und menschliche Torpedos, Tarnanstriche und Cyberwarfare-Einheiten. Im Jahr 2015 beschäftigte Nordkorea Berichten zufolge 6 000 hochentwickelte Computersicherheitsmitarbeiter in einer von China aus operierenden Cyberwarfare-Einheit. KPA-Einheiten wurden für den Sony-Pictures-Hack im Jahr 2014 verantwortlich gemacht und haben angeblich versucht, südkoreanische Militärsatelliten zu stören. ⓘ
Ein Großteil der von der KPA verwendeten Ausrüstung wird von der heimischen Rüstungsindustrie entwickelt und hergestellt. Die Waffen werden in rund 1.800 unterirdischen Werken der Rüstungsindustrie hergestellt, die über das ganze Land verteilt sind, die meisten davon in der Provinz Chagang. Die Rüstungsindustrie ist in der Lage, eine ganze Palette von Einzel- und Mannschaftswaffen, Artillerie, gepanzerten Fahrzeugen, Panzern, Raketen, Hubschraubern, U-Booten, Lande- und Infiltrationsbooten und Yak-18-Trainern herzustellen und verfügt möglicherweise sogar über begrenzte Kapazitäten zur Herstellung von Düsenflugzeugen. Nach Angaben der nordkoreanischen Staatsmedien beliefen sich die Militärausgaben im Jahr 2010 auf 15,8 Prozent des Staatshaushalts. Nach Schätzungen des US-Außenministeriums beliefen sich die Militärausgaben Nordkoreas zwischen 2004 und 2014 auf durchschnittlich 23 % des BIP und waren damit die höchsten der Welt. Am 19. Oktober 2021 testete Nordkorea erfolgreich einen neuen Typ von U-Boot-gestützten ballistischen Raketen. ⓘ
Nordkorea steht wegen der Entwicklung von Raketensystemen unter US-Sanktionen, obwohl es seit 2019 mehr als 25 Tests gab, die auf die Alsom-Inseln ("Alsom" bedeutet "Niemandsland") vor Nordkoreas Südostküste abzielten. Acht davon fanden allein im Januar 2022 statt. ⓘ
Gesellschaft
Bildung
Bei der Volkszählung 2008 wurde die gesamte Bevölkerung als alphabetisiert eingestuft. In mehr als 27 000 Vorschulen, 14 000 Kindergärten, 4 800 vierjährigen Grundschulen und 4 700 sechsjährigen weiterführenden Schulen wird ein 11-jähriger kostenloser, obligatorischer Zyklus der Grund- und Mittelschulbildung angeboten. 77 % der Männer und 79 % der Frauen im Alter von 30 bis 34 Jahren haben einen Sekundarschulabschluss. Weitere 300 Universitäten und Hochschulen bieten höhere Bildung an. ⓘ
Die meisten Absolventen des Pflichtprogramms besuchen keine Universität, sondern treten ihren obligatorischen Militärdienst an oder arbeiten stattdessen in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Die Hauptmängel der Hochschulbildung sind die starke Präsenz ideologischer Fächer, die 50 % der Kurse in Sozialkunde und 20 % in Naturwissenschaften ausmachen, sowie die Unausgewogenheit der Lehrpläne. Das Studium der Naturwissenschaften wird stark betont, während die Sozialwissenschaften vernachlässigt werden. Die Heuristik wird aktiv eingesetzt, um die Unabhängigkeit und Kreativität der Schüler im gesamten System zu fördern. Das Erlernen von Russisch und Englisch wurde 1978 in der Oberstufe der Mittelschulen zur Pflicht gemacht. ⓘ
Sprache
Nordkorea teilt die koreanische Sprache mit Südkorea, obwohl es innerhalb beider Koreas einige dialektale Unterschiede gibt. Die Nordkoreaner bezeichnen ihren Pjöngjanger Dialekt als munhwaŏ ("kultivierte Sprache"), im Gegensatz zu den Dialekten Südkoreas, insbesondere dem Seouler Dialekt oder p'yojun'ŏ ("Standardsprache"), der wegen der Verwendung von Lehnwörtern aus dem Chinesischen und den europäischen Sprachen (insbesondere dem Englischen) als dekadent gilt. Wörter chinesischen, mandschurischen oder westlichen Ursprungs wurden aus dem munhwa gestrichen, ebenso wie die Verwendung chinesischer hancha-Zeichen. In der Schriftsprache wird ausschließlich das chosŏn'gŭl (Hangul)-Lautalphabet verwendet, das unter Sejong dem Großen (1418-1450) entwickelt wurde. ⓘ