Namibia

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Republic of Namibia
Republik Namibia
Flag of Namibia.svg
Coat of arms of Namibia.svg
Flagge Wappen
Wahlspruch: Unity, Liberty, Justice
(englisch für „Einheit, Freiheit, Gerechtigkeit“)
Amtssprache Englisch

diverse Nationalsprachen, darunter auch Deutsch

Hauptstadt Windhoek
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik
Staatsoberhaupt Präsident
Hage Geingob (seit 21. März 2015)
Regierungschef Premierministerin
Saara Kuugongelwa-Amadhila (seit 21. März 2015)
Fläche 824.116 km²
Einwohnerzahl 2.324.388 (2016)
Bevölkerungsdichte 2,83 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,9 % (Schätzung für das Jahr 2019)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019
  • 12 Milliarden USD (140.)
  • 25 Milliarden USD (142.)
  • 5.072 USD (105.)
  • 10.279 USD (118.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,646 (130.) (2019)
Währung Namibia-Dollar (NAD)
als akzeptiertes Zahlungsmittel auch
Südafrikanischer Rand (ZAR)
Unabhängigkeit 21. März 1990 (von Südafrika)
National­hymne Namibia, Land of the Brave (Namibia, Land der Tapferen)
Nationalfeiertag 21. März
(Unabhängigkeitstag)
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen NAM
ISO 3166 NA, NAM, 516
Internet-TLD .na
Telefonvorwahl +264
ÄgyptenLibyenGuinea-BissauGuineaBeninÄquatorialguineaNamibiaEswatiniMosambikKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanNigerJemenOmanSaudi-ArabienIrakKuwaitKatarBahrainIsraelSyrienLibanonJordanienAfghanistanPakistanItalienFrankreichPortugalSpanienMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarIndonesienBangladeschNepalBhutanMyanmarAntarktikaBolivienFrankreich (Französisch-Guayana)SurinameGuyanaKolumbienSchwedenIrlandNiederlandeBarbadosBelgienSlowenienLitauenLettlandEstlandAlbanienMontenegroRumänienGeorgienAserbaidschanKasachstanTadschikistanNamibia on the globe (Africa centered).svg
Über dieses Bild
Namibia (Namibia)
Windhoek
Katima Mulilo
Swakopmund
Walvis Bay
Mariental
Keetmanshoop
Rundu
Nkurenkuru
Opuwo
Eenhana
Gobabis
Outapi
Oshakati
Omuthiya
Otjiwarongo
Königstein
ANGOLA
SÜDAFRIKA
ATLANTIK

Namibia (amtlich Republik Namibia; deutsche Aussprache [naˈmiːbi̯a]; englisch Republic of Namibia) ist ein Staat im südlichen Afrika zwischen Angola, Botswana, Sambia, Südafrika und dem Atlantischen Ozean. Ein Vierländereck im Nordosten wird knapp verfehlt, da die Grenze zu Simbabwe etwa 40 Meter entfernt liegt.

Die Hauptstadt und größte Stadt Namibias ist Windhoek. Das Land ist seit 1990 (Resolution 652) Mitglied der Vereinten Nationen (UNO), der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), der Zollunion des Südlichen Afrika (SACU) sowie der Afrikanischen Union (AU) und des Commonwealth of Nations.

Die trockene Landschaft war ursprünglich von den Völkern der San („Buschleute“) und der Damara besiedelt. Etwa seit dem 14. Jahrhundert wanderten Bantu im Zuge der Bantu-Migration in das Land ein. Das Gebiet des heutigen Namibia wurde im Jahre 1884 ein Schutzgebiet des Deutschen Reiches und blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine deutsche Kolonie mit dem Namen Deutsch-Südwestafrika. In den Jahren 1904 bis 1908 schlug die deutsche Kolonialmacht den Aufstand der Herero und Nama gewaltsam nieder und verübte dabei einen Völkermord. 1920 stellte der Völkerbund Namibia unter südafrikanisches Mandat – faktisch als südafrikanische Kolonie –, das seine eigenen Gesetze, wie die zur Apartheid, in Namibia einführte.

Namibia erlangte im Zuge des Namibischen Befreiungskampfes am 21. März 1990 – mit Ausnahme von Walvis Bay und den Penguin Islands, die bis 1994 unter südafrikanischer Kontrolle standen – die Unabhängigkeit von Südafrika. Der 21. März ist seitdem Nationalfeiertag des Landes.

Namibia ist aufgrund des großen Flächenanteils der Namib nur sehr dünn besiedelt. Das Land hat etwa 2,3 Millionen Einwohner. 18 Prozent der Bevölkerung leben unter der namibischen Armutsgrenze (Stand November 2016), gegenüber 28,7 Prozent 2009. Namibia hat eine stabile parlamentarische Demokratie. Die namibische Wirtschaft ist stark durch die Bereiche Landwirtschaft, Tourismus und Bergbau (Uran, Gold, Silber und unedle Metalle) geprägt.

Koordinaten: 22°S 17°E / 22°S 17°E

Republik Namibia
Name in den Landessprachen
  • Afrikaans:Republiek van Namibië
    Deutsch:Republik Namibia
    Khoekhoegowab:Namibiab Republiki dib
    Otjiherero:Orepublika yaNamibia
    Oshiwambo:Orepublika yaNamibia
    RuKwangali:Republika zaNamibia
    Setswana:Rephaboliki ya Namibia
    siLozi:Namibia ye Lukuluhile
Flagge von Namibia
Flagge
Wappen von Namibia
Wappen
Motto: "Einigkeit, Freiheit, Gerechtigkeit"
Hymne: "Namibia, Land der Tapferen"
Namibia (orthographic projection).svg
Location Namibia AU Africa.svg
Hauptstadt
und größte Stadt
Windhoek
22°34′S 17°5′E / 22.567°S 17.083°E
Offizielle SprachenEnglisch
Anerkannte Landessprachen
  • Afrikaans
  • Deutsch
  • Otjiherero
  • Khoekhoegowab
  • Oshiwambo
  • RuKwangali
  • Setswana
  • siLozi
Anerkannte regionale Sprachen
  • !Kung
  • Gciriku
  • Thimbukushu
Ethnische Gruppen
(2014)
  • 49,5% Ovambo
  • 9,2% Kavango
  • 8,0% Farbige (einschließlich Baster)
  • 7,0% Herero
  • 7,0% Damara
  • 7,0% Weiße
  • 4,7% Nama
  • 3,5% Lozi
  • 3,0% San
  • 0,6% Tswana
  • 0,5% Andere
Religion
(2013)
  • 87,9% Christentum
  • -43,7% Luthertum
  • -22,8% Katholizismus
  • -17,0% Anglikanismus
  • -4,4% Sonstige Christen
  • 10,2% Traditionelle Glaubensrichtungen
  • 1,6% Keine Religion
  • 0,3% Andere
Demonym(e)Namibia
RegierungEinheitliche, dominante, halbpräsidentielle Republik
- Präsident
Hage Geingob
- Vizepräsident
Nangolo Mbumba
- Premierminister
Saara Kuugongelwa
- Stellvertretender Premierminister
Netumbo Nandi-Ndaitwah
- Oberster Richter
Peter Schiwute
LegislativeParlament
- Oberhaus
Nationalrat
- Unterhaus
Nationalversammlung
Unabhängigkeit von Südafrika
- Verfassung
9. Februar 1990
- Unabhängigkeit
21. März 1990
Gebiet
- Gesamt
825.615 km2 (318.772 sq mi) (34.)
- Wasser (%)
vernachlässigbar
Einwohnerzahl
- Schätzung für 2020
2.550.226 (140.)
- Volkszählung 2011
2,113,077
- Siedlungsdichte
3,2/km2 (8,3/qm) (235.)
BIP (PPP)2022 Schätzung
- Gesamt
26,644 Mrd. $
- Pro-Kopf
$10,448
BIP (nominal)2022 Schätzung
- Gesamt
12,791 Mrd. $
- Pro-Kopf
$5,016
Gini (2015)59.1
hoch
HDI (2019)Increase 0.646
mittel - 130.
WährungNamibischer Dollar
(NAD)
Südafrikanischer Rand (ZAR)
ZeitzoneUTC+2 (CAST)
Fahrende Seitelinks
Vorwahl+264
ISO-3166-CodeNA
Internet TLD.na

Geschichte

Etymologie

Der Name des Landes leitet sich von der Wüste Namib ab, der ältesten Wüste der Welt. Der Name Namib selbst ist namaischen Ursprungs und bedeutet "großer Ort". Dieses Wort für das Land wurde von Mburumba Kerina gewählt, der ursprünglich den Namen "Republik Namib" vorschlug. Vor seiner Unabhängigkeit im Jahr 1990 war das Gebiet zunächst als Deutsch-Südwestafrika und dann als Südwestafrika bekannt, was auf die koloniale Besetzung durch die Deutschen und Südafrikaner hinweist.

Am 12. Juni 1968 wurde der Name Namibia von der Generalversammlung der Vereinten Nationen anerkannt.

Vorkoloniale Zeit

Das Gebiet des heutigen Namibia wurde zuerst vermutlich vor 2000 (bis 2500) Jahren von den aus Zentral- oder sogar Nordafrika zugewanderten San besiedelt. Es sind zwar in Namibia Felsgravuren gefunden worden, die auf eine deutlich ältere Besiedlung als 2000 Jahre hinweisen, die Felsmalereien in Twyfelfontein sind vermutlich über 10.000 Jahre alt, jedoch können sie nicht mit der erforderlichen Sicherheit den San zugeordnet werden. Deren eindeutig zuzuordnenden Felsmalereien sind zum Teil deutlich über 1000 Jahre alt und wurden erst im 19./20. Jahrhundert gänzlich eingestellt.

Im Zuge der afrikanischen Nord-Süd-Völkerwanderung drangen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert aus dem Betschuanaland (heutiges Botswana) zunächst die zu den Bantustämmen gehörenden viehzüchtenden Herero, im 19. Jahrhundert dann aus der Kapprovinz die Nama und sodann aus gleicher Richtung die Afrikaner nach Namibia ein. Sie alle führten einen Vernichtungsfeldzug gegen die San und drängten diese in Richtung Osten in die Kalahari ab, wo sie auf eine Wildbeuterwirtschaft reduziert wurden. Dort leben die San auch heute noch – von den Regierungen Südafrikas, Botswanas und Namibias mehr geduldet als willkommen, da sie sich bislang hartnäckig allen „Zivilisierungsbemühungen“ widersetzen.

Die Besiedelung durch deutsche Einwanderer begann gute hundert bis hundertfünfzig Jahre nach den ersten Einwanderern der heute dort lebenden schwarzen Stämme und zweihundert Jahre nach der Besiedlung durch Niederländer, den sogenannten Buren oder Afrikaanern, am Kap und Umgebung und der Gründung Kapstadts 1652, beziehungsweise fast 400 Jahre nach der Entdeckung durch die Portugiesen (Bartolomeu Diaz, 1488) und der späteren Gründung einer Kolonie. Letztere hielt sich aber wegen zunehmender Schwierigkeiten mit den Khoi Khoi nicht und wurde nach einer Strafexpedition des portugiesischen Vizekönigs, die samt seiner Person nie zurückkehrte, aufgegeben und später von den Niederländern abgelöst.

Die trockenen Gebiete Namibias wurden seit prähistorischen Zeiten von den San, Damara und Nama bewohnt. Um das 14. Jahrhundert begann die Einwanderung von Bantu-Völkern im Zuge der Bantu-Expansion aus Zentralafrika.

Ab dem späten 18. Jahrhundert überquerten die Oorlam aus der Kapkolonie den Oranje-Fluss und zogen in das Gebiet des heutigen Südnamibia. Ihre Begegnungen mit den nomadischen Nama-Stämmen verliefen weitgehend friedlich. Sie empfingen die Missionare, die die Oorlam begleiteten, sehr freundlich und gewährten ihnen gegen eine jährliche Zahlung das Recht, Wasserlöcher und Weideland zu nutzen. Auf ihrem Weg weiter nach Norden trafen die Oorlam jedoch in Windhoek, Gobabis und Okahandja auf Clans der OvaHerero, die sich gegen ihr Eindringen wehrten. Der Nama-Herero-Krieg brach 1880 aus, und die Feindseligkeiten ebbten erst ab, als das Deutsche Reich Truppen in die umkämpften Gebiete entsandte und den Status quo zwischen den Nama, Oorlam und Herero festigte.

Im Jahr 1878 annektierte das Kap der Guten Hoffnung, damals eine britische Kolonie, den Hafen von Walvis Bay und die vorgelagerten Pinguininseln; diese wurden bei der Gründung der Südafrikanischen Union im Jahr 1910 in diese integriert.

Die ersten Europäer, die an Land gingen und die Region erkundeten, waren die portugiesischen Seefahrer Diogo Cão im Jahr 1485 und Bartolomeu Dias im Jahr 1486, die jedoch nicht versuchten, das Gebiet für sich zu beanspruchen. Wie das meiste Innere Afrikas südlich der Sahara wurde auch Namibia erst im 19. Zu dieser Zeit kamen Händler und Siedler vor allem aus Deutschland und Schweden. Im späten 19. Jahrhundert durchquerten Dorsland-Trekker das Gebiet auf ihrem Weg von Transvaal nach Angola. Einige von ihnen ließen sich in Namibia nieder, anstatt ihre Reise fortzusetzen.

Deutsche Herrschaft

Deutsche Kirche und Denkmal für die Kolonisten in Windhoek, Namibia.
Hendrik Witbooi (links) und Samuel Maharero (rechts) waren prominente Anführer gegen die deutsche Kolonialherrschaft

Namibia wurde 1884 unter Otto von Bismarck zu einer deutschen Kolonie, um einer wahrgenommenen britischen Einmischung zuvorzukommen, und wurde als Deutsch-Südwestafrika bezeichnet. Die Palgrave-Kommission des britischen Gouverneurs in Kapstadt kam zu dem Schluss, dass nur der natürliche Tiefwasserhafen von Walvis Bay eine Besetzung wert sei, und schloss ihn daher an die Kap-Provinz von Britisch-Südafrika an.

Von 1904 bis 1907 bewaffneten sich die Herero und Namaqua gegen die brutale deutsche Kolonialherrschaft. In einer kalkulierten Strafaktion der deutschen Besatzer ordneten Regierungsbeamte die Ausrottung der Eingeborenen an, den Völkermord an den OvaHerero und Namaqua. In dem, was als "erster Völkermord des 20. Jahrhunderts" bezeichnet wurde, töteten die Deutschen systematisch 10.000 Nama (die Hälfte der Bevölkerung) und etwa 65.000 Herero (etwa 80 % der Bevölkerung). Die Überlebenden, die schließlich aus der Haft entlassen wurden, waren einer Politik der Enteignung, Deportation, Zwangsarbeit, Rassentrennung und Diskriminierung ausgesetzt - ein System, das in vielerlei Hinsicht die 1948 von Südafrika eingeführte Apartheid vorwegnahm.

Die meisten Afrikaner wurden in den so genannten "Eingeborenengebieten" eingesperrt, die unter südafrikanischer Herrschaft nach 1949 in "Homelands" (Bantustans) umgewandelt wurden. Einige Historiker haben spekuliert, dass der deutsche Völkermord in Namibia ein Vorbild für die Nazis im Holocaust war. Die Erinnerung an den Völkermord bleibt für die ethnische Identität im unabhängigen Namibia und für die Beziehungen zu Deutschland von Bedeutung. Die deutsche Regierung hat sich 2004 offiziell für den namibischen Völkermord entschuldigt.

„Deutsch-Südwest“-Devotionalien in einem Schaufenster in Swakopmund

Nachdem es dem deutschen Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz gelungen war, durch Verträge mit einheimischen Stammesführern weite Landstriche zu erwerben („Lüderitzbucht“), wurde das Land vom Oranje bis zum Kunene 1884 zum „Schutzgebiet“ Deutsch-Südwestafrika und sodann zur deutschen Kolonie erklärt. Die Nachricht von sagenhaften Diamantenfunden löste geradezu eine „Goldgräberstimmung“ im kaiserlichen Deutschen Reich aus. In der Lüderitzbucht konnte man die Klippekies, wie die Diamanten bezeichnet wurden, im Sand des Strandes und im Hinterland in den Dünen der Wüste auflesen. Im Zuge dessen wurde zehn Kilometer von Lüderitz entfernt im Landesinnern die Diamantenschürferstadt Kolmannskuppe gegründet. Der davon ausgelöste Zuzug von Händlern und Farmern sowie deren Landnahme stießen auf zunehmenden Widerstand der einheimischen Herero und Nama. Das rüde Vorgehen der Siedler stieß besonders bei den Herero auf Widerstand.

Die sich Ende des 19. Jahrhunderts dramatisch verschlechternde wirtschaftliche Situation der Herero zwang sie zu weiteren Landverkäufen und schließlich zur Lohnarbeit bei deutschen Siedlern. Anhaltende Konflikte zwischen den Siedlern und der einheimischen Bevölkerung konnten durch den Kapitän der Herero Samuel Maharero und den Gouverneur Deutsch-Südafrikas Theodor Leutwein nicht gelöst werden. Es kam in der Folge zu einem deutschen Kolonialkrieg gegen die Herero und Nama, der von 1904 bis 1908 dauerte und sich zu einem Vernichtungskrieg auswuchs, der schätzungsweise 60.000 bis 70.000 Männer, Frauen und Kinder das Leben kostete.

Südafrikanisches Mandat

Während des Ersten Weltkriegs besetzten südafrikanische Truppen unter General Louis Botha das Gebiet und setzten die deutsche Kolonialverwaltung ab. Nach dem Ende des Krieges und dem Vertrag von Versailles blieb Südwestafrika bis 1990 im Besitz Südafrikas, zunächst als Völkerbundmandat. Das Mandatssystem war ein Kompromiss zwischen den Befürwortern einer alliierten Annexion der ehemaligen deutschen und osmanischen Gebiete und den Befürwortern einer internationalen Treuhänderschaft, bis die Gebiete sich selbst verwalten konnten. Es erlaubte der südafrikanischen Regierung, Südwestafrika so lange zu verwalten, bis die Bewohner dieses Gebiets auf die politische Selbstbestimmung vorbereitet waren. Südafrika interpretierte das Mandat als eine verschleierte Annexion und unternahm keinen Versuch, Südwestafrika auf eine künftige Autonomie vorzubereiten.

Als Ergebnis der Konferenz über internationale Organisation im Jahr 1945 wurde der Völkerbund formell durch die Vereinten Nationen (UNO) ersetzt und die früheren Mandate des Völkerbundes durch ein Treuhandsystem abgelöst. In Artikel 77 der Charta der Vereinten Nationen heißt es, dass die Treuhänderschaft der UNO "auf die Gebiete Anwendung findet, die jetzt unter Mandat stehen"; außerdem würde es "Gegenstand einer späteren Vereinbarung sein, welche Gebiete in den vorgenannten Gebieten unter das System der Treuhänderschaft gebracht werden und unter welchen Bedingungen". Die Vereinten Nationen verlangten, dass alle ehemaligen Völkerbundmandate in Erwartung ihrer Unabhängigkeit an den Treuhandrat abgetreten werden. Südafrika lehnte dies ab und beantragte stattdessen bei der UNO die Erlaubnis, Südwestafrika formell zu annektieren, wofür es erhebliche Kritik erntete. Als die UN-Generalversammlung diesen Vorschlag ablehnte, verwarf Südafrika seine Meinung und begann, die Kontrolle über das Gebiet zu festigen. Die UN-Generalversammlung und der Sicherheitsrat reagierten, indem sie die Angelegenheit an den Internationalen Gerichtshof (IGH) verwiesen, der zwischen 1949 und 1966 eine Reihe von Diskussionen über die Rechtmäßigkeit der südafrikanischen Herrschaft führte.

Karte mit der Polizeizone (hellbraun) und den Stammesgebieten (rot), wie sie 1978 bestanden. Die selbstverwalteten Stammesgebiete sind hellbraun mit roten Streifen dargestellt.
Ausweis für ausländische Beobachter, ausgestellt während der Wahlen in Namibia 1989

Südafrika begann in den späten 1940er Jahren mit der Einführung der Apartheid, einem kodifizierten System der Rassentrennung und Diskriminierung, in Südwestafrika. Für schwarze Südwestafrikaner galten Passierscheingesetze, Ausgangssperren und eine Vielzahl von Wohnsitzbestimmungen, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkten. Die Entwicklung konzentrierte sich auf die südliche Region des an Südafrika angrenzenden Territoriums, die so genannte "Polizeizone", in der sich die meisten größeren Siedlungen und kommerziellen Wirtschaftsaktivitäten befanden. Außerhalb der Polizeizone waren die indigenen Völker auf theoretisch selbstverwaltete Stammesgebiete beschränkt.

In den späten 1950er und frühen 1960er Jahren führten die beschleunigte Entkolonialisierung Afrikas und der zunehmende Druck auf die verbleibenden Kolonialmächte, ihren Kolonien Selbstbestimmung zu gewähren, zur Bildung von im Entstehen begriffenen nationalistischen Parteien in Südwestafrika. Bewegungen wie die South West African National Union (SWANU) und die South West African People's Organisation traten für die formelle Beendigung des südafrikanischen Mandats und die Unabhängigkeit des Gebiets ein. Nach der umstrittenen Entscheidung des IGH, dass der IGH nicht befugt sei, die Frage der südafrikanischen Herrschaft zu prüfen, begann die SWAPO 1966 einen bewaffneten Aufstand, der sich zu einem größeren regionalen Konflikt ausweitete, der als Südafrikanischer Grenzkrieg bekannt wurde.

Unabhängigkeit

Während sich der Aufstand der SWAPO verschärfte, wurden die Argumente Südafrikas für eine Annexion in der internationalen Gemeinschaft immer schwächer. Die Vereinten Nationen erklärten, dass Südafrika seinen Verpflichtungen, für das moralische und materielle Wohlergehen der einheimischen Bevölkerung Südwestafrikas zu sorgen, nicht nachgekommen sei und somit sein eigenes Mandat missachtet habe. Am 12. Juni 1968 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, in der verkündet wurde, dass Südwestafrika entsprechend dem Wunsch seiner Bevölkerung in Namibia umbenannt werden sollte. Die im August 1969 verabschiedete Resolution 269 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen erklärte die fortgesetzte Besetzung Namibias durch Südafrika für illegal. In Anerkennung dieser bahnbrechenden Entscheidung wurde der bewaffnete Flügel der SWAPO in People's Liberation Army of Namibia (PLAN) umbenannt.

In den letzten Jahren des PLAN-Aufstands wurde Namibia zu einem von mehreren Brennpunkten für Stellvertreterkonflikte des Kalten Krieges im südlichen Afrika. Die Aufständischen besorgten sich Waffen und schickten Rekruten zur militärischen Ausbildung in die Sowjetunion. Als die Kriegsanstrengungen der PLAN an Schwung gewannen, verstärkten die Sowjetunion und andere sympathisierende Staaten wie Kuba ihre Unterstützung, indem sie Berater entsandten, um die Aufständischen direkt auszubilden, und mehr Waffen und Munition lieferten. Die SWAPO-Führung, die von sowjetischer, angolanischer und kubanischer Militärhilfe abhängig war, positionierte die Bewegung bis 1975 fest innerhalb des sozialistischen Blocks. Dieses praktische Bündnis bestärkte die vorherrschende Sichtweise, dass die SWAPO ein sowjetischer Stellvertreter sei, die die Ideologie des Kalten Krieges in Südafrika und den Vereinigten Staaten beherrschte. Die Sowjetunion ihrerseits unterstützte die SWAPO unter anderem deshalb, weil sie Südafrika als regionalen westlichen Verbündeten betrachtete.

Südafrikanische Truppen patrouillieren in der Grenzregion nach PLAN-Aufständischen, 1980er Jahre.

Die zunehmende Kriegsmüdigkeit und der Abbau der Spannungen zwischen den Supermächten zwangen Südafrika, Angola und Kuba, unter dem Druck der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten dem Dreiparteienabkommen beizutreten. Südafrika akzeptierte die namibische Unabhängigkeit im Gegenzug für den Rückzug der kubanischen Streitkräfte aus der Region und die Verpflichtung Angolas, jegliche Hilfe für PLAN einzustellen. Im August 1988 schlossen PLAN und Südafrika einen informellen Waffenstillstand, und es wurde eine Übergangsunterstützungsgruppe der Vereinten Nationen (UNTAG) gebildet, die den namibischen Friedensprozess überwachen und die Rückkehr der Flüchtlinge kontrollieren sollte. Der Waffenstillstand wurde gebrochen, nachdem PLAN im März 1989 einen letzten Einmarsch in das Gebiet unternahm, der möglicherweise auf ein Missverständnis der UNTAG-Richtlinien zurückzuführen war. Später wurde ein neuer Waffenstillstand mit der Auflage verhängt, dass die Aufständischen auf ihre Außenstützpunkte in Angola beschränkt bleiben sollten, bis sie von der UNTAG entwaffnet und demobilisiert werden konnten.

Am Ende der elfmonatigen Übergangszeit waren die letzten südafrikanischen Truppen aus Namibia abgezogen, alle politischen Gefangenen amnestiert, die rassendiskriminierenden Gesetze aufgehoben und 42.000 namibische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt. Etwas mehr als 97 % der Wahlberechtigten nahmen an den ersten Parlamentswahlen des Landes teil, die nach dem allgemeinen Wahlrecht abgehalten wurden. Der Plan der Vereinten Nationen sah die Überwachung durch ausländische Wahlbeobachter vor, um eine freie und faire Wahl zu gewährleisten. Die SWAPO errang mit 57 % der Stimmen eine Mehrheit der Sitze in der verfassungsgebenden Versammlung. Damit verfügte die Partei zwar über 41 Sitze, aber nicht über eine Zweidrittelmehrheit, die es ihr ermöglicht hätte, die Verfassung selbst auszuarbeiten.

Die namibische Verfassung wurde im Februar 1990 angenommen. Sie sah den Schutz der Menschenrechte und Entschädigungen für staatliche Enteignungen von Privateigentum vor und schuf eine unabhängige Justiz, eine Legislative und eine exekutive Präsidentschaft (die verfassungsgebende Versammlung wurde zur Nationalversammlung). Am 21. März 1990 wurde das Land offiziell unabhängig. Sam Nujoma wurde in Anwesenheit des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela (der im Monat zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war) und Vertretern aus 147 Ländern, darunter 20 Staatsoberhäuptern, als erster Präsident Namibias vereidigt. 1994, nach den ersten rassenübergreifenden Wahlen in Südafrika, trat das Land Walvis Bay an Namibia ab.

Nach der Unabhängigkeit

Seit der Unabhängigkeit hat Namibia den Übergang von der Apartheidherrschaft der weißen Minderheit zur parlamentarischen Demokratie vollzogen. Die Mehrparteiendemokratie wurde eingeführt und beibehalten, wobei regelmäßig lokale, regionale und nationale Wahlen abgehalten werden. Mehrere registrierte politische Parteien sind aktiv und in der Nationalversammlung vertreten, obwohl die SWAPO seit der Unabhängigkeit jede Wahl gewonnen hat. Der Übergang von der 15-jährigen Herrschaft von Präsident Nujoma zu seinem Nachfolger Hifikepunye Pohamba im Jahr 2005 verlief reibungslos.

Seit der Unabhängigkeit hat die namibische Regierung eine Politik der nationalen Versöhnung betrieben. Sie erließ eine Amnestie für diejenigen, die während des Befreiungskrieges auf beiden Seiten gekämpft hatten. Der Bürgerkrieg in Angola schwappte über und beeinträchtigte die im Norden des Landes lebenden Namibier. 1998 wurden Truppen der Namibia Defence Force (NDF) als Teil eines Kontingents der Southern African Development Community (SADC) in die Demokratische Republik Kongo entsandt.

1999 schlug die nationale Regierung einen Sezessionsversuch im nordöstlichen Caprivi-Streifen nieder. Der Caprivi-Konflikt wurde von der Caprivi-Befreiungsarmee (CLA) ausgelöst, einer Rebellengruppe unter der Führung von Mishake Muyongo. Sie wollte, dass sich der Caprivi-Streifen abspaltet und eine eigene Gesellschaft bildet.

Im Dezember 2014 gewann Premierminister Hage Geingob, der Kandidat der regierenden SWAPO, die Präsidentschaftswahlen mit 87 % der Stimmen. Sein Vorgänger, Präsident Hifikepunye Pohamba, ebenfalls von der SWAPO, hatte die verfassungsmäßig zulässige Höchstzahl von zwei Amtszeiten erreicht. Im Dezember 2019 wurde Präsident Hage Geingob mit 56,3 % der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

Der Nama-Aufstand

Im Anschluss an den Hererokrieg erhoben sich im Oktober 1904 im Süden des Landes die Witbooi – ein Orlam-Stamm, der während des Hererokrieges noch auf deutscher Seite gekämpft hatte. Diesem Aufstand schlossen sich die Fransman-Nama an; nach der Kapitulation der Witbooi 1905 führten die Nama den Guerillakampf unter Simon Kooper und Jakobus Morenga bis 1908 weiter, was diesem Aufstand den Namen Namaaufstand gab.

Erster Weltkrieg

Die Nachricht über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erreichte Deutsch-Südwestafrika am 2. August über die Funkstrecke Nauen – Kamina und die sich noch im Bau befindende Großfunkstation in Windhoek. Nach Bekanntwerden des Kriegsausbruchs befahl Gouverneur Theodor Seitz am 7. August 1914 die allgemeine Mobilmachung der Truppe. Es kam zu diversen Gefechten mit den Unionstruppen Südafrikas, aber auch zu Auseinandersetzungen mit den Portugiesen in Angola. Einige Burenverbände aus Südafrika, die gegen ihre Regierung gekämpft hatten, wurden zum Teil zerschlagen und zogen sich über den Oranje zurück, um sich den deutschen Truppen anzuschließen. Zu Beginn des Krieges gelang es deutschen Truppen, den Südafrikanern schwere Verluste beizufügen, doch sie verloren an Boden und mussten schließlich aufgeben.

Am 9. Juli 1915 unterzeichneten der Kommandeur der Schutztruppe, Oberstleutnant Franke, sowie der kaiserliche Gouverneur Seitz und der Generaloberkommandeur der Südafrikanischen Union Louis Botha einen Waffenstillstandsvertrag, der einer Kapitulation gleichkam.

Geografie

Sanddünen in der Namib, Namibia
Schattierte Reliefkarte von Namibia
Namibia Karte der Köppen-Klimaklassifikationszonen

Mit einer Fläche von 825.615 km2 ist Namibia das vierunddreißigstgrößte Land der Welt (nach Venezuela). Es liegt hauptsächlich zwischen den Breitengraden 17° und 29°S (ein kleines Gebiet liegt nördlich von 17°) und den Längengraden 11° und 26°E.

Durch seine Lage zwischen der Namib- und der Kalahari-Wüste hat Namibia die geringsten Niederschlagsmengen aller Länder südlich der Sahara.

Die namibische Landschaft besteht im Allgemeinen aus fünf geografischen Gebieten mit jeweils charakteristischen abiotischen Bedingungen und einer charakteristischen Vegetation, wobei es innerhalb dieser Gebiete gewisse Unterschiede und Überschneidungen gibt: das Zentralplateau, die Namib, das Great Escarpment, das Bushveld und die Kalahari-Wüste.

Das Zentralplateau verläuft von Norden nach Süden und wird im Nordwesten von der Skelettküste, im Südwesten von der Namibwüste und ihren Küstenebenen, im Süden vom Oranjefluss und im Osten von der Kalahariwüste begrenzt. Auf dem Zentralplateau befindet sich der höchste Punkt Namibias, der Königstein mit einer Höhe von 2.606 Metern (8.550 Fuß).

Die Namib ist eine weite Fläche aus hyper-trockenen Schotterebenen und Dünen, die sich entlang der gesamten Küstenlinie Namibias erstreckt. Ihre Breite variiert zwischen 100 und 200 Kilometern (60 und 120 Meilen). Zu den Gebieten innerhalb der Namib gehören die Skelettküste und das Kaokoveld im Norden sowie das ausgedehnte Namib-Sandmeer entlang der zentralen Küste.

Das Great Escarpment steigt rasch auf über 2.000 Meter an. Die Durchschnittstemperaturen und Temperaturschwankungen steigen weiter landeinwärts von den kalten atlantischen Gewässern an, während die anhaltenden Küstennebel langsam abnehmen. Obwohl das Gebiet felsig ist und wenig entwickelte Böden aufweist, ist es wesentlich ertragreicher als die Namib-Wüste. Wenn die Sommerwinde über das Escarpment wehen, wird die Feuchtigkeit in Form von Niederschlägen entzogen.

Das Bushveld befindet sich im Nordosten Namibias entlang der angolanischen Grenze und im Caprivi-Streifen. In diesem Gebiet fallen deutlich mehr Niederschläge als im Rest des Landes, im Durchschnitt etwa 400 mm pro Jahr. Das Gebiet ist im Allgemeinen flach und die Böden sind sandig, was ihre Fähigkeit, Wasser zu speichern und Landwirtschaft zu betreiben, einschränkt.

Die Kalahari-Wüste, eine trockene Region, die sich bis nach Südafrika und Botswana erstreckt, ist eines der bekanntesten geografischen Merkmale Namibias. Obwohl die Kalahari im Volksmund als Wüste bezeichnet wird, gibt es hier eine Vielzahl von Umgebungen, darunter auch einige grüne und technisch gesehen nicht wüstenartige Gebiete. Die Sukkulenten-Karoo beherbergt über 5.000 Pflanzenarten, von denen fast die Hälfte endemisch ist; etwa 10 % der weltweit vorkommenden Sukkulenten sind in der Karoo zu finden. Der Grund für diese hohe Produktivität und Endemitenvielfalt könnte die relativ stabile Niederschlagsmenge sein.

Die Küstenwüste Namibias ist eine der ältesten Wüsten der Welt. Ihre Sanddünen, die durch die starken auflandigen Winde entstehen, sind die höchsten der Welt. Aufgrund der Lage der Küste an der Stelle, an der das kalte Wasser des Atlantiks auf das heiße Klima Afrikas trifft, bildet sich an der Küste oft extrem dichter Nebel. In Küstennähe gibt es Gebiete, in denen die Dünenhügel bewachsen sind. Namibia verfügt über reiche Küsten- und Meeresressourcen, die noch weitgehend unerforscht sind.

Fischfluss-Schlucht

Klima

Namibia ist in erster Linie ein großes Wüsten- und Halbwüstenplateau.

Namibia erstreckt sich von 17°S bis 25°S geografischer Breite: klimatisch gesehen liegt es im Bereich des subtropischen Hochdruckgürtels. Das Klima ist insgesamt als trocken zu bezeichnen und reicht von Sub-Humid [mittlere Niederschlagsmenge über 500 mm] über Semi-Arid [zwischen 300 und 500 mm] (umfasst den größten Teil der wasserlosen Kalahari) und Arid [zwischen 150 und 300 mm] (diese drei Regionen befinden sich im Landesinneren des westlichen Steilhangs) bis hin zur Hyper-Arid Küstenebene [weniger als 100 mm]. Die Temperaturmaxima sind durch die Gesamthöhe der Region begrenzt: Nur im äußersten Süden, z. B. in Warmbad, werden Maxima von über 40 °C (100 °F) gemessen.

In der Regel bietet der subtropische Hochdruckgürtel mit häufig klarem Himmel mehr als 300 Sonnentage im Jahr. Es liegt am südlichen Rand der Tropen; der Wendekreis des Steinbocks schneidet das Land etwa in zwei Hälften. Der Winter (Juni - August) ist im Allgemeinen trocken. Die beiden Regenzeiten finden im Sommer statt: die kleine Regenzeit zwischen September und November, die große zwischen Februar und April. Die Luftfeuchtigkeit ist gering, und die durchschnittliche Niederschlagsmenge schwankt zwischen fast Null in der Küstenwüste und mehr als 600 mm im Caprivi-Streifen. Die Niederschlagsmengen schwanken stark, und Dürreperioden sind häufig. Im Sommer 2006/07 lag die Niederschlagsmenge weit unter dem Jahresdurchschnitt. Im Mai 2019 rief Namibia als Reaktion auf die Dürre den Notstand aus und verlängerte ihn im Oktober 2019 um weitere 6 Monate.

Wetter und Klima in der Küstenregion werden durch den kalten, nach Norden fließenden Benguelastrom des Atlantiks bestimmt, der für sehr geringe Niederschläge (50 mm oder weniger pro Jahr), häufigen dichten Nebel und insgesamt niedrigere Temperaturen als im Rest des Landes sorgt. Im Winter kommt es gelegentlich zu Bergwind oder Oosweer (Afrikaans für "Ostwetter"), einem heißen, trockenen Wind, der vom Landesinneren zur Küste weht. Da das Gebiet hinter der Küste eine Wüste ist, können sich diese Winde zu Sandstürmen entwickeln und Sandablagerungen im Atlantik hinterlassen, die auf Satellitenbildern sichtbar sind.

Im Zentralplateau und in der Kalahari herrschen große tägliche Temperaturschwankungen von bis zu 30 °C (86 °F).

Efundja, die alljährlichen saisonalen Überschwemmungen in den nördlichen Teilen des Landes, verursachen oft nicht nur Schäden an der Infrastruktur, sondern auch Todesopfer. Die Regenfälle, die diese Überschwemmungen verursachen, haben ihren Ursprung in Angola, fließen in das namibische Cuvelai-Etosha-Becken und füllen dort die Oshanas (Oshiwambo: Überschwemmungsgebiete). Die bisher schlimmsten Überschwemmungen ereigneten sich im März 2011 und führten zur Vertreibung von 21.000 Menschen.

Wasserquellen

Namibia ist das trockenste Land in Afrika südlich der Sahara und hängt weitgehend vom Grundwasser ab. Bei einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von etwa 350 mm pro Jahr fallen die höchsten Niederschläge im Caprivi im Nordosten (etwa 600 mm pro Jahr) und nehmen in westlicher und südwestlicher Richtung auf 50 mm und weniger pro Jahr an der Küste ab. Die einzigen ganzjährigen Flüsse befinden sich an den Landesgrenzen zu Südafrika, Angola und Sambia sowie an der kurzen Grenze zu Botswana im Caprivi. Im Landesinneren ist Oberflächenwasser nur in den Sommermonaten verfügbar, wenn die Flüsse nach außergewöhnlichen Regenfällen Hochwasser führen. Ansonsten beschränkt sich das Oberflächenwasser auf einige große Staudämme, die diese saisonalen Überschwemmungen und ihre Abflüsse zurückhalten und aufstauen. Wo die Menschen nicht in der Nähe von ganzjährigen Flüssen leben oder die Speicherdämme nutzen, sind sie auf das Grundwasser angewiesen. Selbst abgelegene Gemeinden und Wirtschaftszweige, die weit von guten Oberflächenwasserquellen entfernt sind, wie Bergbau, Landwirtschaft und Tourismus, können in fast 80 % des Landes durch Grundwasser versorgt werden.

Im vergangenen Jahrhundert wurden in Namibia mehr als 100.000 Bohrlöcher gebohrt. Ein Drittel dieser Bohrlöcher wurde trocken gebohrt. 2012 wurde ein Grundwasserleiter namens Ohangwena II auf beiden Seiten der Grenze zwischen Angola und Namibia entdeckt. Schätzungen zufolge könnte er bei der derzeitigen (2018) Verbrauchsrate eine Bevölkerung von 800 000 Menschen im Norden 400 Jahre lang versorgen. Experten schätzen, dass Namibia über 7.720 km3 (1.850 cu mi) an unterirdischem Wasser verfügt.

Kommunale Wildtierschutzgebiete

Quivertree Forest, Bushveld

Namibia ist eines der wenigen Länder der Welt, das die Erhaltung und den Schutz der natürlichen Ressourcen ausdrücklich in seiner Verfassung verankert hat. In Artikel 95 heißt es: "Der Staat fördert und erhält aktiv das Wohlergehen des Volkes, indem er eine internationale Politik verfolgt, die darauf abzielt, die Ökosysteme, die wesentlichen ökologischen Prozesse und die biologische Vielfalt Namibias zu erhalten und die lebenden natürlichen Ressourcen zum Nutzen aller Namibier, sowohl der gegenwärtigen als auch der zukünftigen, nachhaltig zu nutzen."

1993 erhielt die neu gebildete Regierung Namibias von der United States Agency for International Development (USAID) im Rahmen des LIFE-Projekts (Living in a Finite Environment) finanzielle Unterstützung. Das Ministerium für Umwelt und Tourismus bildet zusammen mit finanzieller Unterstützung von Organisationen wie USAID, Endangered Wildlife Trust, WWF und Canadian Ambassador's Fund eine Unterstützungsstruktur für gemeindebasiertes Management natürlicher Ressourcen (CBNRM). Das Hauptziel des Projekts ist die Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen durch die Übertragung von Rechten für die Bewirtschaftung von Wildtieren und den Tourismus an lokale Gemeinschaften.

Geologie

Das Gebiet des heutigen Namibia gilt als einer der ältesten Teile der Erdkruste. Schon lange vor der Entstehung des Superkontinentes Gondwana bildeten sich vor mehr als zwei Milliarden Jahren im Gebiet des heutigen Afrika zwei Schelfe: der Kongo-Kraton und der Kalahari-Kraton. Letzterer umfasst große Teile des heutigen Namibia. Durch verschiedene tektonische Vorgänge entstand dann vor etwa 550 Millionen Jahren ein riesiges, zusammenhängendes Festlandgebiet, das die heutigen (Teil-)Kontinente Afrika, Südamerika, Australien, Indien und die Antarktis umfasste: Gondwana.

Vor etwa 150 Millionen Jahren begann dieser Superkontinent allmählich in die heute bekannten Kontinente zu zerbrechen und auseinanderzudriften. Die besonderen, über Jahrmillionen andauernden klimatischen Verhältnisse in Südwestafrika führten dazu, dass viele geologische Strukturen, Vorgänge und Erscheinungen besonders gut erhalten und deshalb auch heute noch zu beobachten sind. Dazu gehört letztlich auch die Namib, die damit als älteste Wüste der Welt gelten darf.

Regierung und Politik

Tintenpalast, das Zentrum der namibischen Regierung

Namibia ist eine halbpräsidentielle repräsentative demokratische Einheitsrepublik. Der Präsident von Namibia wird für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt und ist sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef. Alle Regierungsmitglieder sind individuell und kollektiv gegenüber der Legislative verantwortlich.

In der namibischen Verfassung sind die Organe der Regierung des Landes wie folgt festgelegt:

  • Exekutive: Die Exekutivgewalt wird durch den Präsidenten und die Regierung ausgeübt.
  • Legislative: Namibia hat ein Zweikammerparlament mit der Nationalversammlung als Unterhaus und dem Nationalrat als Oberhaus.
  • Justizwesen: Namibia verfügt über ein System von Gerichten, die das Recht im Namen des Staates auslegen und anwenden.

Obwohl die Verfassung ein Mehrparteiensystem für die Regierung Namibias vorsieht, hat die SWAPO-Partei seit der Unabhängigkeit 1990 die Vorherrschaft.

Außenbeziehungen

Leitlinie der Außenpolitik des Landes ist es laut Präsident Hage Geingob „keine Feinde und nur Freunde“ zu haben. Das Land versucht dabei ausgewogene diplomatische Beziehungen zu haben und fühlt sich, aufgrund seiner eigenen Geschichte, der multilateralen Zusammenarbeit verpflichtet. Wichtigster außenpolitischer Bezugspunkt ist für Namibia der große Nachbar Südafrika, der der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Landes ist. Mit Südafrika sowie Botswana, Lesotho und Eswatini ist Namibia durch die Zollunion des Südlichen Afrika (Southern African Customs Union, SACU) verbunden. Der namibische Dollar ist im Verhältnis 1:1 an den südafrikanischen Rand gekoppelt. Das Land ist zudem Mitgliedsstaat der Afrikanischen Union, Southern African Development Community (SADC), die eine vertiefte Integration des südlichen Afrika zum Ziel haben. Neben der regionalen Zusammenarbeit sind die Mitgliedsbeziehungen im Commonwealth of Nations sowie Beziehungen zur Europäischen Union, der Volksrepublik China, den Vereinigten Staaten und Nordkorea von Bedeutung.

Deutschland pflegt aufgrund der gemeinsamen Kolonialgeschichte (1884–1915) und der daraus erwachsenden besonderen Verantwortung Deutschlands sowie der deutschsprachigen Minderheit im Land äußerst intensive Beziehungen zu Namibia. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Deutschland in Namibia Entwicklungshilfe in Höhe von ca. 1 Mrd. Euro geleistet (höchste deutsche Leistung pro Kopf in Afrika). Das deutsch-namibische Sonderverhältnis kam zum Ausdruck in zahlreichen weiteren hochrangigen politischen Kontakten auf Regierungsebene. Dazu zählen u. a. die Besuche von Bundeskanzler Kohl (1995) und Bundespräsident Herzog (1998) in Namibia sowie die Deutschland-Besuche von Staatspräsident Nujoma (1996 und 2002) und Staatspräsident Pohamba (2005). Bundespräsident a. D. Köhler vertrat die Bundesrepublik Deutschland bei den Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jahrestags der Unabhängigkeit Namibias und Amtseinführung des neuen Präsidenten Geingob im Jahr 2015. Jedes Jahr besuchen knapp 100.000 deutsche Touristen das Land, weshalb die Deutschen die größte außerafrikanische Touristengruppe sind und für das Land eine hohe wirtschaftliche Bedeutung einnehmen.

Namibia verfolgt eine weitgehend unabhängige Außenpolitik, wobei es weiterhin Beziehungen zu Staaten unterhält, die den Unabhängigkeitskampf unterstützt haben, darunter Kuba. Mit einer kleinen Armee und einer schwachen Wirtschaft ist das Hauptanliegen der namibischen Regierung die Entwicklung engerer Beziehungen innerhalb der Region des südlichen Afrikas. Als dynamisches Mitglied der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika setzt sich Namibia lautstark für eine stärkere regionale Integration ein. Am 23. April 1990 wurde es als 160. Mitglied in die UN aufgenommen. Nach seiner Unabhängigkeit wurde es das 50. Mitglied des Commonwealth of Nations.

Militärisch

Anfang 2020 berichtete der Global Firepower Index (GFP), dass Namibias Militär zu den schwächsten der Welt gehört und auf Platz 126 von 137 Ländern liegt. Unter 34 afrikanischen Ländern liegt Namibia auf Platz 28. Trotzdem beliefen sich die Ausgaben der Regierung für das Verteidigungsministerium auf 5.885 Millionen N$ (ein Rückgang um 1,2 % gegenüber dem vorangegangenen Haushaltsjahr). Mit fast 6 Milliarden namibischen Dollar (411 Millionen USD im Jahr 2021) erhält das Verteidigungsministerium den vierthöchsten Betrag von der Regierung pro Ministerium.

Namibia hat keine Feinde in der Region, obwohl es in verschiedene Streitigkeiten über Grenzen und Baupläne verwickelt war.

Die namibische Verfassung definiert die Rolle des Militärs als "Verteidigung des Territoriums und der nationalen Interessen". Namibia gründete die Namibian Defence Force (NDF), die sich aus ehemaligen Feinden in einem 23-jährigen Buschkrieg zusammensetzt: der People's Liberation Army of Namibia (PLAN) und der South West African Territorial Force (SWATF). Die Briten formulierten den Plan zur Integration dieser Kräfte und begannen mit der Ausbildung der NDF, die aus einem kleinen Hauptquartier und fünf Bataillonen besteht.

Das kenianische Infanteriebataillon der United Nations Transitional Assistance Group (UNTAG) blieb nach der Unabhängigkeit drei Monate lang in Namibia, um bei der Ausbildung der NDF und der Stabilisierung des Nordens zu helfen. Nach Angaben des namibischen Verteidigungsministeriums wird die Zahl der männlichen und weiblichen Rekruten nicht mehr als 7.500 betragen.

Der Chef der namibischen Verteidigungskräfte ist Air Vice Marshal Martin Kambulu Pinehas (ab 1. April 2020).

Im Jahr 2017 hat Namibia den UN-Vertrag über das Verbot von Atomwaffen unterzeichnet.

Namibia gab 2017 knapp 3,4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 434 Millionen US-Dollar für seine Streitkräfte aus.

Verwaltungsgliederung

Regionen in Namibia

Namibia ist in 14 Regionen unterteilt, die wiederum in 121 Wahlkreise unterteilt sind. Die administrative Aufteilung Namibias wird von Abgrenzungskommissionen vorgeschlagen und von der Nationalversammlung angenommen oder abgelehnt. Seit der Staatsgründung haben vier Abgrenzungskommissionen ihre Arbeit geleistet, die letzte im Jahr 2013 unter dem Vorsitz von Richter Alfred Siboleka.

Die Regionalräte werden von den Einwohnern ihrer Wahlkreise in geheimer Abstimmung (Regionalwahlen) direkt gewählt.

Die lokalen Gebietskörperschaften in Namibia können die Form von Gemeinden (entweder Teil 1 oder Teil 2), Stadträten oder Dörfern haben.

Menschenrechte

Homosexuelle Handlungen sind in Namibia illegal, obwohl das Verbot nicht durchgesetzt wird. Diskriminierung und Intoleranz gegenüber LGBT-Menschen sind weit verbreitet. Einige namibische Regierungsbeamte und prominente Persönlichkeiten wie der namibische Ombudsmann John Walters und die First Lady Monica Geingos haben die Entkriminalisierung von Sodomie und Homosexualität gefordert und sich für die Rechte von LGBT eingesetzt.

Im November 2018 wurde berichtet, dass 32 % der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren Gewalt und häusliche Gewalt durch ihre Ehegatten/Partner erlebt haben und 29,5 % der Männer glauben, dass körperliche Gewalt gegen ihre Frau/Partnerin akzeptabel ist. Die namibische Verfassung garantiert die Rechte, Freiheiten und die Gleichbehandlung von Frauen in Namibia, und die SWAPO, die regierende Partei in Namibia, hat ein "Zebra-System" eingeführt, das ein faires Gleichgewicht zwischen beiden Geschlechtern in der Regierung und eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen in der namibischen Regierung gewährleistet.

Namibia gilt als eines der freiesten und demokratischsten Länder Afrikas mit einer Regierung, die die grundlegenden Menschenrechte und Freiheiten wahrt und schützt.

Wirtschaft

Historische Entwicklung des Pro-Kopf-BIP in den Ländern des südlichen Afrikas, seit 1950
Stadtzentrum von Windhoek

Die Wirtschaft Namibias ist aufgrund der gemeinsamen Geschichte eng mit der Südafrikas verbunden. Die größten Wirtschaftssektoren sind der Bergbau (10,4 % des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2009), die Landwirtschaft (5,0 %), das verarbeitende Gewerbe (13,5 %) und der Tourismus.

Namibia verfügt über einen hoch entwickelten Bankensektor mit moderner Infrastruktur, wie z.B. Online-Banking und Handy-Banking. Die Bank of Namibia (BoN) ist die Zentralbank von Namibia und für alle anderen Funktionen zuständig, die üblicherweise von einer Zentralbank wahrgenommen werden. Es gibt 5 von der BoN zugelassene Geschäftsbanken in Namibia: Bank Windhoek, First National Bank, Nedbank, Standard Bank und Small and Medium Enterprises Bank.

Laut dem Namibia Labour Force Survey Report 2012, der von der Namibia Statistics Agency durchgeführt wurde, liegt die Arbeitslosenquote des Landes bei 27,4 %. Die "Strenge Arbeitslosigkeit" (Menschen, die aktiv eine Vollzeitstelle suchen) lag im Jahr 2000 bei 20,2 %, 2004 bei 21,9 % und stieg 2008 auf 29,4 %. Bei einer weiter gefassten Definition (die auch Personen einschließt, die die Suche nach einem Arbeitsplatz aufgegeben haben) stieg die Arbeitslosigkeit 2004 auf 36,7 %. Bei dieser Schätzung werden Personen in der informellen Wirtschaft als erwerbstätig betrachtet. Der Minister für Arbeit und Soziales, Immanuel Ngatjizeko, lobte die Studie von 2008 als "in Umfang und Qualität weitaus besser als alle zuvor verfügbaren Studien", doch die Methodik wurde auch kritisiert.

Im Jahr 2004 wurde ein Arbeitsgesetz verabschiedet, um Menschen vor beruflicher Diskriminierung aufgrund von Schwangerschaft und HIV/AIDS-Status zu schützen. Anfang 2010 verkündete die Ausschreibungsbehörde der Regierung, dass fortan 100 Prozent aller un- und angelernten Arbeitskräfte ausnahmslos aus Namibia stammen müssen".

Im Jahr 2013 wurde Namibia vom globalen Wirtschafts- und Finanznachrichtendienst Bloomberg als bestes Schwellenland Afrikas und als 13. bestes Land der Welt bezeichnet. Nur vier afrikanische Länder schafften es in der März-Ausgabe 2013 des Magazins Bloomberg Markets in die Liste der Top 20 Schwellenländer, und Namibia wurde vor Marokko (19.), Südafrika (15.) und Sambia (14.) eingestuft. Weltweit schnitt Namibia auch besser ab als Ungarn, Brasilien und Mexiko. Die Zeitschrift Bloomberg Markets hat die Top 20 anhand von mehr als einem Dutzend Kriterien bewertet. Die Daten stammen aus Bloombergs eigenen Finanzmarktstatistiken, IWF-Prognosen und der Weltbank. Die Länder wurden auch in Bereichen bewertet, die für ausländische Investoren von besonderem Interesse sind: die Leichtigkeit der Geschäftstätigkeit, das wahrgenommene Ausmaß der Korruption und die wirtschaftliche Freiheit. Um Auslandsinvestitionen anzuziehen, hat die Regierung den Bürokratieabbau aufgrund übermäßiger staatlicher Vorschriften verbessert und Namibia zu einem der am wenigsten bürokratischen Wirtschaftsstandorte in der Region gemacht. Aufgrund der schwerfälligen und kostspieligen Zollverfahren werden gelegentlich Erleichterungszahlungen vom Zoll verlangt. Namibia wird von der Weltbank als Land mit hohem mittlerem Einkommen eingestuft und rangiert auf Platz 87 von 185 Volkswirtschaften, was die Erleichterung von Geschäften anbelangt.

Die Lebenshaltungskosten in Namibia sind relativ hoch, da die meisten Waren, einschließlich Getreide, importiert werden müssen. Die Hauptstadt Windhoek steht an 150. Stelle der teuersten Orte der Welt, an denen Auswanderer leben.

Die Besteuerung in Namibia umfasst die persönliche Einkommenssteuer, die auf das gesamte steuerpflichtige Einkommen einer Person erhoben wird. Alle natürlichen Personen werden mit progressiven Grenzsätzen über eine Reihe von Einkommensstufen besteuert. Die Mehrwertsteuer (VAT) gilt für die meisten Waren und Dienstleistungen.

Die B2 zwischen Swakopmund und Walvis Bay, Namibia

Trotz der Abgeschiedenheit eines großen Teils des Landes verfügt Namibia über Seehäfen, Flughäfen, Autobahnen und Eisenbahnlinien (Schmalspurbahnen). Das Land strebt danach, ein regionaler Verkehrsknotenpunkt zu werden; es hat einen wichtigen Seehafen und mehrere Nachbarn, die vom Festland aus erreichbar sind. Das Zentralplateau dient bereits als Transportkorridor vom dichter besiedelten Norden nach Südafrika, von wo vier Fünftel der namibischen Importe stammen.

Namibia besitzt eine größtenteils marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftsordnung. Die Hauptwirtschaftszweige sind Bergbau, Fischfang und -verarbeitung sowie Landwirtschaft und Tourismus.

Die Landwirtschaft spielt traditionell eine große Rolle. Neben Subsistenzwirtschaft exportiert Namibia auch große Mengen an Fleisch und tierischen Produkten. Die Landwirtschaft ist neben dem Staat der größte Arbeitgeber des Landes.

Namibia ist Mitglied der Southern African Customs Union (SACU) (Namibia, Lesotho, Eswatini, Südafrika und Botswana), deren Verrechnungseinheiten faktisch auch eine Währungsunion bedingen.

Obwohl das Land zu den reicheren Staaten Afrikas zählt, ist die Arbeitslosigkeit in Namibia hoch (34,1 Prozent im Jahr 2018.) Aufgrund der niedrigen Löhne einerseits und der sehr unvollkommenen steuerlichen Erfassung des Einkommens andererseits zahlten 2007 nur knapp 134.000 Einwohner Namibias Steuern. Nach dem Gini-Koeffizienten belegt Namibia weltweit einen der letzten Plätze und weist demnach eine sehr ungleiche Einkommensverteilung auf. Korruption stellt vor allem in der öffentlichen Auftragsvergabe ein Hindernis für ausländische Investoren dar. Namibia ist 2011 der Aufstieg in die Gruppe der „upper middle income countries“ (Länder mit höherem mittleren Einkommen) der Vereinten Nationen gelungen.

Daneben spielen die Fischerei und der Tourismus eine immer größere Rolle. Dahingehend ist die verarbeitende Industrie in Namibia nur schwach ausgeprägt, so dass ein großer Teil der Konsumgüter und Maschinen eingeführt werden muss.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Namibia Platz 89 von 137 Ländern (Stand 2017/18). Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 78 von 180 Ländern.

Einkommensdisparität

Namibia ist ein Land mit einer erheblichen Einkommensungleichheit. Aus den Daten geht hervor, dass der derzeitige Einkommensanteil der höchsten 10 % etwa 51,8 % beträgt. Eine weitere Zahl beschreibt das Armutsgefälle: Etwa 17,72 % der Bevölkerung des Landes leben von 2 US-Dollar oder weniger.

Der Staatshaushalt umfasst 2014/2015 Ausgaben von fast 58 Milliarden Namibia-Dollar, umgerechnet etwa 5,2 Milliarden US-Dollar. Das Haushaltsdefizit lag 2012/13 bei etwa 4,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Staatsverschuldung betrug 2012 etwa 20 Prozent des BIP.

Landwirtschaft

Begrüßungsschild der Burgsdorfer Farm in Hardap

Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft (größtenteils Subsistenzlandwirtschaft), aber Namibia muss immer noch einen Teil seiner Nahrungsmittel importieren. Obwohl das Pro-Kopf-BIP das Fünffache des Pro-Kopf-BIP der ärmsten Länder Afrikas beträgt, lebt die Mehrheit der namibischen Bevölkerung in ländlichen Gebieten und führt einen Subsistenzlebensstil. Namibia hat eine der höchsten Einkommensungleichheiten der Welt, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass es eine städtische Wirtschaft und eine eher ländliche, bargeldlose Wirtschaft gibt. Die Zahlen zur Ungleichheit berücksichtigen daher auch Menschen, die nicht auf die formelle Wirtschaft angewiesen sind, um zu überleben. Obwohl das Ackerland nur 1 % der Fläche Namibias ausmacht (etwa 0,97 %), ist fast die Hälfte der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt.

Etwa 4.000, meist weiße, kommerzielle Farmer besitzen fast die Hälfte des namibischen Ackerbodens. Das Vereinigte Königreich bot 2004 rund 180.000 Dollar an, um die Landreform in Namibia zu finanzieren, da Namibia plant, Land von weißen Farmern zu enteignen, um landlose schwarze Namibier anzusiedeln. Deutschland hat 2021 1,1 Mrd. € über 30 Jahre als Entschädigung für die Völkermorde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angeboten, doch das Geld wird nicht für die Landreform, sondern für Infrastruktur-, Gesundheits- und Ausbildungsprogramme verwendet.

Es wurde eine Vereinbarung über die Privatisierung mehrerer Unternehmen in den kommenden Jahren getroffen, in der Hoffnung, dass dadurch dringend benötigte ausländische Investitionen angekurbelt werden, doch die Reinvestition von aus der Umwelt stammendem Kapital hat das namibische Pro-Kopf-Einkommen beeinträchtigt. Einer der am schnellsten wachsenden Bereiche der wirtschaftlichen Entwicklung in Namibia ist das Wachstum der Wildtierschutzgebiete. Diese sind für die ländliche Bevölkerung, die im Allgemeinen arbeitslos ist, besonders wichtig.

Bergbau und Elektrizität

Mit einem Anteil von 25 % an den Einnahmen Namibias ist der Bergbau der wichtigste Beitrag zur Wirtschaft. Namibia ist der viertgrößte Exporteur von Nichtbrennstoffmineralien in Afrika und war der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Es wurden erhebliche Investitionen in den Uranbergbau getätigt, und Namibia plante, bis 2015 der größte Uranexporteur zu werden. Ab 2019 produziert Namibia jedoch weiterhin 750 Tonnen Uran pro Jahr und ist damit ein unterdurchschnittlicher Exporteur auf dem wettbewerbsintensiven Weltmarkt. Reiche alluviale Diamantenvorkommen machen Namibia zu einer Hauptquelle für Diamanten in Edelsteinqualität. Namibia ist zwar vor allem für seine Edelsteindiamanten- und Uranvorkommen bekannt, doch werden auch eine Reihe anderer Mineralien wie Blei, Wolfram, Gold, Zinn, Flussspat, Mangan, Marmor, Kupfer und Zink industriell abgebaut. Es gibt Offshore-Gasvorkommen im Atlantischen Ozean, die in Zukunft gefördert werden sollen. Laut "The Diamond Investigation", einem Buch über den globalen Diamantenmarkt aus dem Jahr 1978, kaufte De Beers, das größte Diamantenunternehmen, den Großteil der namibischen Diamanten auf und würde dies auch weiterhin tun, denn "welche Regierung auch immer letztendlich an die Macht kommt, sie wird diese Einnahmen zum Überleben brauchen".

Die Spannung der Haushalte beträgt 220 V Wechselstrom. Die Elektrizität wird hauptsächlich in Wärme- und Wasserkraftwerken erzeugt. Aber auch nicht-konventionelle Methoden der Stromerzeugung spielen eine gewisse Rolle. Ermutigt durch die reichen Uranvorkommen plant die namibische Regierung, bis 2018 ihr erstes Kernkraftwerk zu errichten, und auch die Urananreicherung soll vor Ort erfolgen.

Diamanten

Obwohl ein Großteil des weltweiten Diamantenangebots aus so genannten afrikanischen Blutdiamanten stammt, ist es Namibia gelungen, eine Diamantenindustrie zu entwickeln, die weitgehend frei von Konflikten, Erpressungen und Morden ist, die viele andere afrikanische Länder mit Diamantenminen geplagt haben. Dies wird auf die politische Dynamik, die wirtschaftlichen Institutionen, Missstände, die politische Geografie und die Auswirkungen der Nachbarschaft zurückgeführt und ist das Ergebnis einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen der Regierung und De Beers, die zu einer steuerpflichtigen Basis geführt und die staatlichen Institutionen gestärkt hat.

Erdöl und Erdgas

Schätzungen zufolge, die im Jahr 2022 aktualisiert werden, könnten zwei Explorationsbohrungen im Offshore-Orange-Becken 2 bzw. 3 Milliarden Barrel Öl enthalten. Die erwarteten Einnahmen könnten Namibias Binnenwirtschaft verändern und nachhaltige Entwicklungsziele ermöglichen.

Tourismus

Ein Beispiel für die namibische Tierwelt, das Steppenzebra, ist ein Schwerpunkt des Tourismus.

Der Tourismus leistet einen wichtigen Beitrag (14,5 %) zum namibischen BIP, schafft direkt oder indirekt Zehntausende von Arbeitsplätzen (18,2 % aller Arbeitsplätze) und bedient über eine Million Touristen pro Jahr. Das Land ist ein erstklassiges Reiseziel in Afrika und bekannt für seinen Ökotourismus, bei dem Namibias umfangreiche Tierwelt im Mittelpunkt steht.

Es gibt viele Lodges und Reservate, die Ökotouristen beherbergen. Die Sport- und Trophäenjagd ist ebenfalls ein großer und wachsender Bestandteil der namibischen Wirtschaft und machte im Jahr 2000 14 % des gesamten Tourismus aus, was 19,6 Millionen US-Dollar entspricht.

Darüber hinaus sind Extremsportarten wie Sandboarding, Fallschirmspringen und Geländewagenfahren sehr beliebt geworden, und in vielen Städten gibt es Unternehmen, die Touren anbieten. Zu den meistbesuchten Orten gehören die Hauptstadt Windhoek, der Caprivi-Streifen, der Fischfluss-Canyon, Sossusvlei, der Skelettküstenpark, Sesriem, die Etoscha-Pfanne und die Küstenstädte Swakopmund, Walvis Bay und Lüderitz.

Windhoek spielt aufgrund seiner zentralen Lage und der Nähe zum Hosea Kutako International Airport eine sehr wichtige Rolle für den Tourismus in Namibia. Laut der Namibia Tourism Exit Survey, die von der Millennium Challenge Corporation für das namibische Direktorat für Tourismus erstellt wurde, besuchten 56 % aller Touristen, die Namibia im Jahr 2012/13 besuchten, Windhoek. Viele der für den Tourismus zuständigen halbstaatlichen Einrichtungen und Verwaltungsorgane Namibias, wie die Namibia Wildlife Resorts und das Namibia Tourism Board, sowie die namibischen Tourismusverbände, wie die Hospitality Association of Namibia, haben ihren Sitz in Windhoek. Außerdem gibt es in Windhoek eine Reihe namhafter Hotels, wie das Windhoek Country Club Resort, und einige internationale Hotelketten, wie Hilton Hotels and Resorts.

Das Namibia Tourism Board (NTB) wurde durch ein Gesetz des Parlaments gegründet: das Namibia Tourism Board Act, 2000 (Act 21 of 2000). Seine Hauptziele sind die Regulierung der Tourismusindustrie und die Vermarktung Namibias als Reiseziel. Außerdem gibt es eine Reihe von Fachverbänden, die den Tourismussektor in Namibia vertreten, wie die Federation of Namibia Tourism Associations (der Dachverband aller Tourismusverbände in Namibia), die Hospitality Association of Namibia, die Association of Namibian Travel Agents, Car Rental Association of Namibia und die Tour and Safari Association of Namibia.

Eine private Flugpiste auf einer Farm in der Kalahari

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Namibia ist das einzige Land in Afrika südlich der Sahara, in dem die Wasserversorgung durch kommunale Abteilungen erfolgt. Der einzige Wasserversorger in Namibia ist NamWater, der das Wasser an die jeweiligen Gemeinden verkauft, die es ihrerseits über ihre Leitungsnetze verteilen. In ländlichen Gebieten ist die Direktion für ländliche Wasserversorgung im Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Forstwirtschaft für die Trinkwasserversorgung zuständig.

Die Vereinten Nationen bewerteten 2011, dass Namibia sein Wasserversorgungsnetz seit der Unabhängigkeit im Jahr 1990 erheblich verbessert hat. Ein großer Teil der Bevölkerung kann diese Ressourcen jedoch nicht nutzen, da die Verbrauchskosten unerschwinglich hoch sind und die Entfernungen zwischen den Wohnorten und den Wasserstellen in den ländlichen Gebieten sehr groß sind. Infolgedessen ziehen viele Namibier die traditionellen Brunnen den weit entfernten Wasserentnahmestellen vor.

Im Vergleich zu den Anstrengungen, die zur Verbesserung des Zugangs zu sicherem Wasser unternommen wurden, hinkt Namibia bei der Bereitstellung angemessener sanitärer Einrichtungen hinterher. So gibt es 298 Schulen, die über keine Toilettenanlagen verfügen. Über 50 % der Todesfälle bei Kindern sind auf mangelnde Wasserversorgung, Abwasserentsorgung oder Hygiene zurückzuführen; 23 % sind allein auf Durchfallerkrankungen zurückzuführen. Die UNO hat eine "Sanitärkrise" im Land festgestellt.

Abgesehen von den Wohnhäusern der Ober- und Mittelschicht sind die sanitären Einrichtungen in den meisten Wohngebieten unzureichend. Private Toiletten mit Wasserspülung sind aufgrund ihres Wasserverbrauchs und der Installationskosten für fast alle Bewohner der Townships zu teuer. Infolgedessen hat sich der Zugang zu verbesserten sanitären Einrichtungen seit der Unabhängigkeit nicht wesentlich verbessert: In den ländlichen Gebieten Namibias verfügten 13 % der Bevölkerung über mehr als eine sanitäre Grundversorgung, 1990 waren es noch 8 %. Viele Einwohner Namibias müssen auf "fliegende Toiletten" zurückgreifen, d. h. auf Plastiktüten, die nach Gebrauch in den Busch geschleudert werden. Die Nutzung offener Flächen in der Nähe von Wohngebieten zum Urinieren und Defäkieren ist weit verbreitet und wurde als großes Gesundheitsrisiko erkannt.

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsdichte in Namibia nach Regionen (Volkszählung 2011)

Namibia hat nach der Mongolei die zweitniedrigste Bevölkerungsdichte aller souveränen Länder. Im Jahr 2017 lebten im Durchschnitt 3,08 Menschen pro km2. Die Gesamtfruchtbarkeitsrate lag 2015 nach Angaben der UN bei 3,47 Kindern pro Frau.

Ethnische Gruppen

Die Mehrheit der namibischen Bevölkerung ist bantusprachig, vor allem die Ovambo-Ethnie, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, und lebt hauptsächlich im Norden des Landes, obwohl viele von ihnen inzwischen in Städten in ganz Namibia leben. Weitere ethnische Gruppen sind die Herero und Himba, die eine ähnliche Sprache sprechen, und die Damara, die wie die Nama die Khoekhoe-Sprache sprechen.

Neben der Bantu-Mehrheit gibt es große Gruppen von Khoisan (z. B. Nama und San), die Nachfahren der ursprünglichen Bewohner des südlichen Afrikas sind. Das Land beherbergt auch einige Nachkommen von Flüchtlingen aus Angola. Außerdem gibt es zwei kleinere Gruppen von Menschen gemischter Herkunft, die "Coloureds" und "Basters", die zusammen 8,0 % der Bevölkerung ausmachen (wobei die Coloureds die Basters zahlenmäßig um zwei zu eins übertreffen). In Namibia gibt es eine bedeutende chinesische Minderheit, die 2006 40 000 Personen umfasste.

Das Volk der Himba im Norden Namibias

Die Weißen (hauptsächlich afrikanischer, deutscher, britischer und portugiesischer Herkunft) machen zwischen 4,0 und 7,0 % der Bevölkerung aus. Obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung nach der Unabhängigkeit aufgrund von Auswanderung und niedrigeren Geburtenraten zurückgegangen ist, bilden sie sowohl prozentual als auch zahlenmäßig immer noch die zweitgrößte Bevölkerung europäischer Abstammung in Afrika südlich der Sahara (nach Südafrika). Die Mehrheit der namibischen Weißen und fast alle Mischlinge sprechen Afrikaans und haben eine ähnliche Herkunft, Kultur und Religion wie die weiße und farbige Bevölkerung Südafrikas. Eine große Minderheit der Weißen (etwa 30 000) führt ihre familiäre Herkunft auf die deutschen Siedler zurück, die Namibia vor der britischen Konfiszierung der deutschen Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg kolonisiert hatten, und unterhält deutsche Kultur- und Bildungseinrichtungen. Nahezu alle portugiesischen Siedler kamen aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola ins Land. Die Volkszählung von 1960 ergab 526.004 Personen im damaligen Südwestafrika, darunter 73.464 Weiße (14 %).

Afrikanische Kinder in Namibia

Volkszählungen

Namibia führt alle zehn Jahre eine Volkszählung durch. Nach der Unabhängigkeit wurde die erste Volks- und Wohnungszählung im Jahr 1991 durchgeführt; weitere Runden folgten 2001 und 2011. Die Methode der Datenerhebung besteht darin, jede Person zu zählen, die in der Stichtagsnacht in Namibia wohnt, unabhängig davon, wo sie sich gerade befindet. Dies wird als De-facto-Methode bezeichnet. Für die Zählung wird das Land in 4.042 Zählgebiete eingeteilt. Diese Gebiete überschneiden sich nicht mit den Grenzen der Wahlkreise, um auch für Wahlzwecke zuverlässige Daten zu erhalten.

Bei der Volks- und Wohnungszählung 2011 wurden 2.113.077 Einwohner gezählt. Zwischen 2001 und 2011 betrug das jährliche Bevölkerungswachstum 1,4 %, gegenüber 2,6 % im vorangegangenen Zehnjahreszeitraum.

Städtische Siedlungen

Namibia hat 13 Städte, die von Gemeinden verwaltet werden, und 26 Städte, die von Stadträten verwaltet werden. Die Hauptstadt Windhoek ist die bei weitem größte städtische Siedlung in Namibia.

Größte Städte oder Orte in Namibia
Gemäß der Volkszählung von 2011
Rang Region Bevölkerung
Windhoek
Windhoek
Rundu
Rundu
1 Windhoek Khomas 325,858 Walfischbucht
Walfischbucht
Swakopmund
Swakopmund
2 Rundu Kavango 63,431
3 Walfischbucht Erongo 62,096
4 Swakopmund Erongo 44,725
5 Oshakati Oshana 36,541
6 Rehoboth Hardap 28,843
7 Katima Mulilo Sambesi 28,362
8 Otjiwarongo Otjozondjupa 28,249
9 Ondangwa Oshana 22,822
10 Okahandja Otjozondjupa 22,639

Religion

Lutherische Kirche in Swakopmund

Die christliche Gemeinschaft macht 80-90 % der Bevölkerung Namibias aus, wobei mindestens 75 % protestantisch sind, davon mindestens 50 % lutherisch. Die Lutheraner sind die größte religiöse Gruppe, ein Erbe der deutschen und finnischen Missionierung während der Kolonialzeit des Landes. 10 % bis 20 % der Bevölkerung sind Anhänger einheimischer Glaubensrichtungen.

Die Missionsaktivitäten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten dazu, dass viele Namibier zum Christentum konvertierten. Heute sind die meisten Christen lutherisch, aber es gibt auch römisch-katholische, methodistische, anglikanische, afrikanisch-methodistische Episkopale, niederländisch-reformierte Christen, Heilige der Letzten Tage und Zeugen Jehovas.

Zum Islam bekennen sich in Namibia etwa 9.000 Menschen, viele von ihnen Nama. In Namibia gibt es eine kleine jüdische Gemeinde mit etwa 100 Mitgliedern.

Sprachen

Obwohl die nationale Amtssprache Englisch ist, ist Namibia ein mehrsprachiges Land, wie diese Beispiele auf Deutsch, Afrikaans und Oshivambo zeigen.

Die heutigen Namibier sind unterschiedlicher Herkunft, größtenteils von verwandten Völkern, die sich in mehreren Wanderungsbewegungen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert auf dem Gebiet Namibias niederließen. Die Vielfältigkeit der Bevölkerung spiegelt sich in den gesprochenen Sprachen wider. Mit den Bantusprachen, den Khoisan-Sprachen (z. B. der Haiǁom) und den indogermanischen Sprachen Afrikaans, Englisch und Deutsch sind drei große Sprachgruppen mit insgesamt mehr als 30 Einzelsprachen und Dialekten in Namibia vertreten.

Die in Namibia gesprochenen Bantu-Sprachen sind Oshivambo, Otjiherero, RuKwangali, SiLozi und Setswana. Zu den Khoisan-Sprachen zählen Khoekhoegowab und die Sprachen der San wie ǃKung und Khoe. Die von den Europäern eingeführten indogermanischen Sprachen werden von einem kleinen Bevölkerungsteil als Muttersprache gesprochen, sind aber besonders unter Farmarbeitern und anderssprachigen Weißen weiterhin sehr verbreitete Verkehrssprachen.

48,9 % der namibischen Bevölkerung (Zensus 2011) gaben an, Oshivambo als Muttersprache zu sprechen, 11,3 % Khoekhoegowab, 10,4 % Afrikaans, 8,6 % Otjiherero und 8,5 % Kavango-Sprachen. Ein großer Teil der Bevölkerung spricht Afrikaans als Zweitsprache. Von der weißen Bevölkerung sprechen 60 % Afrikaans, 32 % Deutsch und 7 % Englisch.

Von 1884 bis 1915 war Deutsch Amtssprache in Deutsch-Südwestafrika. Von 1916 bis 1920 war Deutsch geduldete Umgangssprache. Von 1920 an waren in Südwestafrika Englisch und Afrikaans alleinige Amtssprachen. Von 1984 bis zur Unabhängigkeit des Landes von Südafrika 1990 waren de jure Afrikaans, Deutsch und Englisch gleichberechtigte Amtssprachen. Um endgültig mit der Apartheid und Fremdherrschaft abzuschließen und um keine Bevölkerungsgruppe zu bevorteilen, wurde die als „neutral“ betrachtete Sprache Englisch zur alleinigen Amtssprache erhoben. Neben der Amtssprache Englisch genießen jedoch weitere Sprachen als sogenannte Nationalsprachen eine bevorzugte Stellung.

Deutsch ist die Muttersprache von 0,9 % (etwa 20.000) der Bevölkerung und Zweitsprache eines Großteils der weißen Einwohner sowie eines kleinen Teils der schwarzen Bevölkerung (etwa 80.000). Im täglichen Leben ist Deutsch eine wichtige Verkehrssprache vor allem in der Wirtschaft und dem Tourismus.

Obwohl Englisch nur von 3,4 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird, hat sich der Anteil derer, die fließend Englisch sprechen, seit der Unabhängigkeit erheblich erhöht. Das ist vor allem auf den konsequenten Gebrauch des Englischen in Schulen, Ämtern und Medien zurückzuführen. Jedoch unterscheidet sich das in Namibia gesprochene Englisch aufgrund des geringen Anteils an Muttersprachlern durch diverse Eigenarten von den Standardvarietäten des Englischen. So ist besonders unter der schwarzafrikanischen Bevölkerung Namibias eine Pidgin-ähnliche Mischsprache entstanden, die mitunter als Namlish bezeichnet wird.

Gesundheit

Die Lebenserwartung bei der Geburt wird für das Jahr 2017 auf 64 Jahre geschätzt und gehört damit zu den niedrigsten der Welt.

Namibia hat 2012 ein nationales Gesundheitsberatungsprogramm ins Leben gerufen, in dessen Rahmen 1.800 (2015) von insgesamt 4.800 Gesundheitsberatern sechs Monate lang in gemeindenahen Gesundheitsaktivitäten geschult wurden, darunter Erste Hilfe, Gesundheitsförderung zur Krankheitsvorbeugung, Ernährungsbewertung und -beratung, Wasserversorgung und Hygienemaßnahmen, HIV-Tests und gemeindenahe antiretrovirale Behandlung.

Namibia ist mit nicht übertragbaren Krankheiten belastet. Der Demographic and Health Survey (2013) fasst die Ergebnisse zu erhöhtem Blutdruck, Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit zusammen:

  • Von den wahlberechtigten Befragten im Alter von 35 bis 64 Jahren haben mehr als vier von zehn Frauen (44 Prozent) und Männern (45 Prozent) einen erhöhten Blutdruck oder nehmen derzeit Medikamente zur Senkung ihres Blutdrucks ein.
  • Neunundvierzig Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer sind sich nicht bewusst, dass sie einen erhöhten Blutdruck haben.
  • Dreiundvierzig Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer mit Bluthochdruck nehmen Medikamente gegen ihren Zustand ein.
  • Nur 29 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer mit Bluthochdruck nehmen Medikamente ein und haben ihren Blutdruck unter Kontrolle.
  • Sechs Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer sind Diabetiker, d. h. sie haben erhöhte Nüchtern-Plasmaglukosewerte oder geben an, dass sie Diabetesmedikamente einnehmen. Weitere 7 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer sind Prädiabetiker.
  • Siebenundsechzig Prozent der Frauen und 74 Prozent der Männer mit Diabetes nehmen Medikamente zur Senkung ihres Blutzuckerspiegels ein.
  • Frauen und Männer mit einem überdurchschnittlich hohen Body-Mass-Index (25,0 oder höher) haben mit größerer Wahrscheinlichkeit einen erhöhten Blutdruck und einen erhöhten Nüchternblutzuckerwert.
Geschätzter Prozentsatz von HIV unter jungen Erwachsenen (15-49) pro Land, Stand 2011.

Die HIV-Epidemie ist in Namibia nach wie vor ein Problem für die öffentliche Gesundheit, obwohl das Ministerium für Gesundheit und Soziales erhebliche Erfolge bei der Ausweitung der HIV-Behandlungsdienste erzielt hat. Im Jahr 2001 lebten schätzungsweise 210 000 Menschen mit HIV/AIDS, und die Zahl der Todesfälle wurde für 2003 auf 16 000 geschätzt. Dem UNAIDS-Bericht 2011 zufolge scheint die Epidemie in Namibia abzuflachen". Da die HIV/AIDS-Epidemie die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter reduziert hat, ist die Zahl der Waisen gestiegen. Es ist Aufgabe der Regierung, für Bildung, Nahrung, Unterkunft und Kleidung für diese Waisen zu sorgen. Im Jahr 2013 wurde eine Demografie- und Gesundheitserhebung mit einem HIV-Biomarker abgeschlossen, die als vierte umfassende, landesweite Bevölkerungs- und Gesundheitserhebung in Namibia im Rahmen des globalen Programms für Demografie- und Gesundheitserhebungen (DHS) durchgeführt wurde. Bei der DHS wurden wichtige Merkmale im Zusammenhang mit der HIV-Epidemie beobachtet:

  • Insgesamt sind 26 Prozent der Männer im Alter von 15-49 Jahren und 32 Prozent der 50-64-Jährigen beschnitten worden. Die HIV-Prävalenz bei Männern im Alter von 15 bis 49 Jahren ist bei beschnittenen Männern niedriger (8,0 Prozent) als bei unbeschnittenen Männern (11,9 Prozent). Das Muster einer niedrigeren HIV-Prävalenz unter beschnittenen als unter unbeschnittenen Männern ist bei den meisten Hintergrundmerkmalen zu beobachten. In jeder Altersgruppe haben beschnittene Männer eine niedrigere HIV-Prävalenz als nicht beschnittene Männer; besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei Männern im Alter von 35-39 und 45-49 Jahren (jeweils 11,7 Prozentpunkte). Der Unterschied in der HIV-Prävalenz zwischen unbeschnittenen und beschnittenen Männern ist bei Männern in der Stadt größer als auf dem Land (5,2 Prozentpunkte gegenüber 2,1 Prozentpunkten).
  • Die HIV-Prävalenz unter den Befragten im Alter von 15-49 Jahren beträgt 16,9 Prozent bei Frauen und 10,9 Prozent bei Männern. Die HIV-Prävalenzraten bei Frauen und Männern zwischen 50 und 64 Jahren sind ähnlich (16,7 Prozent bzw. 16,0 Prozent).
  • Die HIV-Prävalenz erreicht in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen sowohl bei Frauen als auch bei Männern ihren Höhepunkt (30,9 % bzw. 22,6 %). Am niedrigsten ist sie bei den Befragten im Alter von 15-24 Jahren (2,5-6,4 Prozent bei Frauen und 2,0-3,4 Prozent bei Männern).
  • Unter den Befragten im Alter von 15-49 Jahren ist die HIV-Prävalenz bei Frauen und Männern in Sambesi am höchsten (30,9 Prozent bzw. 15,9 Prozent) und bei Frauen in Omaheke (6,9 Prozent) und Männern in Ohangwena (6,6 Prozent) am niedrigsten.
  • Bei 76,4 Prozent der 1.007 zusammenlebenden Paare, die im NDHS 2013 auf HIV getestet wurden, waren beide Partner HIV-negativ; bei 10,1 Prozent der Paare waren beide Partner HIV-positiv; und 13,5 Prozent der Paare waren diskordant (d. h. ein Partner war mit HIV infiziert und der andere nicht).

2015 legten das Ministerium für Gesundheit und Soziales und UNAIDS einen Fortschrittsbericht vor, in dem UNAIDS die HIV-Prävalenz bei den 15- bis 49-Jährigen auf 13,3 % [12,2-14,5 %] und die Zahl der mit HIV lebenden Menschen auf 210.000 [200.000-230.000] schätzte.

Das Malariaproblem scheint sich durch die AIDS-Epidemie noch zu verschärfen. Untersuchungen haben ergeben, dass in Namibia das Risiko, an Malaria zu erkranken, um 14,5 % höher ist, wenn eine Person auch mit HIV infiziert ist. Das Risiko, an Malaria zu sterben, ist bei einer gleichzeitigen HIV-Infektion ebenfalls um etwa 50 % erhöht. Im Jahr 2002 gab es in Namibia nur 598 Ärzte.

Kultur

Sport

Die namibische Rugby-Nationalmannschaft

Die beliebtesten Sportarten in Namibia sind Rugby und Fußball sowie Cricket. Unter den deutschen Namibiern ist Inlinehockey und Faustball verbreitet, unter den Afrikaanssprechenden vor allem auch Jukskei. Als Nationalsportarten gelten seit August 2018 Rugby, Fußball und Netball.

Der nationale Rugbyverband Namibia Rugby Union wurde im März 1990, im Jahr der Unabhängigkeit, gegründet und trat im selben Jahr dem IRB, heute World Rugby, bei. Er ist außerdem Mitglied von Rugby Africa. Die Nationalmannschaft der Männer ist eine der besten Afrikas und qualifiziert sich häufig für die Weltmeisterschaft als eine von zwei afrikanischen Mannschaften, nach den südafrikanischen Springboks. Sie ist zudem neunfacher Afrikameister und zweimaliger Vizeafrikameister.

Der nationale Fußballverband Namibia Football Association wurde ebenfalls 1990 gegründet. 1992 trat die NFA der FIFA und der CAF bei. In der höchsten Spielklasse, der Namibia Premier League, treten 16 Mannschaften gegeneinander an. Die Nationalmannschaft gehört in Afrika zum Mittelfeld und konnte sich 1998 und 2008 für die Afrikameisterschaft qualifizieren. 2014 war Namibia Ausrichter der Fußball-Afrikameisterschaft der Frauen.

Der nationale Cricketverband Cricket Namibia wurde 1989 gegründet und 1990/92 erfolgte die Anerkennung seitens des International Cricket Council. Die Namibische Cricket-Nationalmannschaft gilt als eine der besten Afrikas und nahm erstmals an der Weltmeisterschaft 2003 teil, die in Südafrika, Kenia und Simbabwe ausgetragen wurde. Der nächste Erfolg war dann die erstmalige Qualifikation für den ICC Men’s T20 World Cup 2021 in Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei dem man die direkte Qualifikation für den ICC Men’s T20 World Cup 2022 schaffte. 2027 soll Namibia, gemeinsam mit Südafrika und Simbabwe den Cricket World Cup austragen.

Einer der weltweit bekanntesten namibischen Sportler ist Frank Fredericks, ehemaliger Leichtathlet über 100- und 200-Meter-Distanzen und mehrfacher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen. Zudem erlangte Collin Benjamin als langjähriger Spieler beim Hamburger SV in Deutschland größere Bekanntheit.

Die Icestocksport Association of Namibia wurde 2004 gegründet und nahm im selben Jahr und 2008 an der Weltmeisterschaft teil. Der Verband wurde 2005 und 2007 Afrikameister.

Außerdem hat Namibia eine Faustballnationalmannschaft und richtete 1995 die Faustball-Weltmeisterschaft sowie im Januar 2009 die Faustball-U18-Weltmeisterschaft aus. Zudem richtete Namibia 2008 die Weltmeisterschaften im Bogenschießen nach Richtlinien der IFAA aus.

Die beliebteste Sportart in Namibia ist der Vereinsfußball. Die namibische Fußballnationalmannschaft qualifizierte sich 1998, 2008 und 2019 für den Afrikanischen Nationen-Pokal, konnte sich aber noch nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren.

Der bekannteste Athlet aus Namibia ist Frankie Fredericks, Sprinter über 100 und 200 m. Er gewann vier olympische Silbermedaillen (1992, 1996) und hat auch Medaillen von mehreren Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Der Golfer Trevor Dodds gewann 1998 die Greater Greensboro Open, eines von 15 Turnieren in seiner Karriere. Er erreichte 1998 mit Platz 78 in der Weltrangliste ein Karrierehoch. Der Radprofi und namibische Meister im Straßenrennen Dan Craven vertrat Namibia bei den Olympischen Sommerspielen 2016 sowohl im Straßenrennen als auch im Einzelzeitfahren. Der Boxer Julius Indongo ist Weltmeister der Verbände WBA, IBF und IBO im Halbweltergewicht. Ein weiterer berühmter Sportler aus Namibia ist der ehemalige Profi-Rugbyspieler Jacques Burger. Burger spielte für die Saracens und Aurillac in Europa und absolvierte 41 Länderspiele für die Nationalmannschaft.

Medien

Obwohl die Bevölkerung Namibias relativ klein ist, verfügt das Land über ein vielfältiges Medienangebot: zwei Fernsehsender, 19 Radiosender (ohne die Gemeinschaftssender), fünf Tageszeitungen, mehrere Wochenzeitungen und Sonderpublikationen konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Publikums. Darüber hinaus gibt es eine nennenswerte Anzahl ausländischer, insbesondere südafrikanischer Medien. Die Online-Medien basieren meist auf den Inhalten der Printmedien. Namibia hat eine staatliche Presseagentur, die NAMPA. Insgesamt arbeiten ca. 300 Journalisten im Lande.

Die erste Zeitung in Namibia war der deutschsprachige Windhoeker Anzeiger, der 1898 gegründet wurde. Während der deutschen Herrschaft spiegelten die Zeitungen hauptsächlich die Lebenswirklichkeit und die Sichtweise der weißen deutschsprachigen Minderheit wider. Die schwarze Mehrheit wurde ignoriert oder als Bedrohung dargestellt. Während der südafrikanischen Herrschaft setzte sich die Voreingenommenheit der Weißen fort, wobei der Einfluss der Regierung in Pretoria auf das südwestafrikanische Mediensystem erwähnenswert ist. Unabhängige Zeitungen wurden als Bedrohung für die bestehende Ordnung angesehen, und kritische Journalisten wurden häufig bedroht.

Zu den aktuellen Tageszeitungen gehören die privaten Publikationen The Namibian (Englisch und andere Sprachen), Die Republikein (Afrikaans), Allgemeine Zeitung (Deutsch) und Namibian Sun (Englisch) sowie die staatliche New Era (vorwiegend Englisch). Mit Ausnahme der größten Zeitung, The Namibian, die sich im Besitz eines Trusts befindet, sind die anderen genannten privaten Zeitungen Teil der Democratic Media Holdings. Weitere erwähnenswerte Zeitungen sind die Boulevardzeitung Informanté, die TrustCo gehört, die Wochenzeitung Windhoek Observer, die Wochenzeitung Namibia Economist sowie die Regionalzeitung Namib Times. Zu den aktuellen Magazinen gehören Insight Namibia, das Magazin Vision2030 Focus und Prime FOCUS. Das Magazin Sister Namibia ist das am längsten erscheinende NGO-Magazin in Namibia, während Namibia Sport das einzige nationale Sportmagazin ist. Darüber hinaus wird der Printmarkt durch Parteipublikationen, Studentenzeitungen und PR-Publikationen ergänzt.

Das Radio wurde 1969 eingeführt, das Fernsehen 1981. Der Rundfunksektor wird heute von der staatlichen Namibian Broadcasting Corporation (NBC) beherrscht. Die öffentliche Rundfunkanstalt bietet einen Fernsehsender sowie ein "National Radio" in englischer Sprache und neun Sprachdienste in den lokal gesprochenen Sprachen an. Die neun privaten Radiosender des Landes sind hauptsächlich englischsprachige Sender, mit Ausnahme von Radio Omulunga (Oshiwambo) und Kosmos 94.1 (Afrikaans). Der Privatsender One Africa TV steht seit den 2000er Jahren im Wettbewerb mit NBC.

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern verfügt Namibia über ein hohes Maß an Medienfreiheit. In den vergangenen Jahren rangierte das Land in der Regel im oberen Viertel des Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen und erreichte 2010 Platz 21, gleichauf mit Kanada und als bestplatziertes afrikanisches Land. Das afrikanische Medienbarometer zeigt ähnlich positive Ergebnisse. Wie in anderen Ländern ist jedoch auch in Namibia der Einfluss von Vertretern des Staates und der Wirtschaft auf die Medien noch immer spürbar. Im Jahr 2009 fiel Namibia auf dem Pressefreiheitsindex auf Platz 36 zurück. Im Jahr 2013 lag es auf Platz 19, 2014 auf Platz 22 und 2019 auf Platz 23, was bedeutet, dass es derzeit das am besten bewertete afrikanische Land in Bezug auf die Pressefreiheit ist.

Medien und Journalisten in Namibia werden durch die namibische Sektion des Media Institute of Southern Africa und das Editors' Forum of Namibia vertreten. Im Jahr 2009 wurde ein unabhängiger Medien-Ombudsmann ernannt, um einen staatlich kontrollierten Medienrat zu verhindern.

Bildung

Schüler der Sekundarschule

In Namibia ist die Bildung sowohl in der Primar- als auch in der Sekundarstufe kostenlos. Die Klassen 1-7 sind die Primarstufe, die Klassen 8-12 die Sekundarstufe. Im Jahr 1998 besuchten 400.325 namibische Schüler die Grundschule und 115.237 Schüler die Sekundarschule. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis lag 1999 bei schätzungsweise 32:1, und etwa 8 % des BIP wurden für Bildung ausgegeben. Die Entwicklung von Lehrplänen, die Bildungsforschung und die berufliche Weiterbildung von Lehrern werden zentral vom Nationalen Institut für Bildungsentwicklung (NIED) in Okahandja organisiert. Unter den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hat Namibia eine der höchsten Alphabetisierungsraten. Laut CIA World Factbook können im Jahr 2018 91,5 % der Bevölkerung ab 15 Jahren lesen und schreiben.

Die meisten Schulen in Namibia sind staatlich, aber es gibt auch einige Privatschulen, die ebenfalls Teil des Bildungssystems des Landes sind. Es gibt vier Lehrerausbildungsstätten, drei landwirtschaftliche Hochschulen, eine Polizeiausbildungsstätte und drei Universitäten: University of Namibia (UNAM), International University of Management (IUM) und Namibia University of Science and Technology (NUST). Namibia wurde im Jahr 2021 auf Platz 100 des Global Innovation Index eingestuft.

Kultur- und Naturdenkmäler

Die landesweite Aufnahme der Kultur- und Naturdenkmäler wurde 2003 abgeschlossen. Sie verzeichnet geologische Strukturen, paläontologische und archäologische Fundstätten (einschließlich der Petroglyphen und Felsmalereien von Twyfelfontein), Habitate und Pflanzenformationen wie die Affenbrotbäume von Tsandi und Ombalantu oder den Kameldornwald bei Rehoboth sowie historische Stätten, darunter die Padrões der portugiesischen Seefahrer an der Küste, Grabstätten (unter anderem das Grab des Jonker Afrikaner) und Friedhöfe, Profanbauten, Sakralbauten und Industriedenkmäler.

Feiertage

In Namibia existieren zwölf gesetzliche Feiertage. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, ist der folgende Montag grundsätzlich ebenfalls ein Feiertag.

Der Hererotag ist ein am letzten Wochenende im August in der namibischen Stadt Okahandja stattfindender Tag zum Gedenken an die Schlacht am Waterberg. Er ist kein gesetzlicher Feiertag, wird jedoch von den Herero als solcher empfunden.

Literatur

Der Namibier Helmut Kangulohi Angula verfasste einen auch ins Deutsche übersetzten autobiographischen Roman über die Zeit des Unabhängigkeitskampfes der SWAPO („Zweitausend Tage des Haimbodi ya Haufiku“). Ähnliche Themen behandelt Joseph Diescho. In einem Flüchtlingslager in Angola geboren wurde die Autorin Rachel Valentina Nghiwete, die 2010 ihre Autobiographie Valentina: The exile child veröffentlichte.

Giselher Hoffmann, Nachkomme deutscher Siedler, und die in Dresden geborene Lisa Kuntze schrieben Romane und Erzählungen in deutscher Sprache.

Bevölkerung

Entwicklung

Insgesamt hat Namibia (Stand 2016) etwa 2,32 Millionen Einwohner, mit wachsender Tendenz (1991: etwa 1,4 Millionen Einwohner). In den Jahren zwischen 1970 und 1990 hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt, in den folgenden zehn Jahren hat sie um etwa 30 Prozent zugenommen. In der Dekade 2001 bis 2011 nahm sie um nur noch 15 Prozent zu.

Recht

Eine eigenständige namibische Rechtskultur hat sich bis heute nicht entwickelt. Aus historischen Gründen besteht das namibische Recht somit im Wesentlichen aus dem übernommenen Recht Südafrikas, d. h. dem Roman-Dutch Law als Mischsystem zwischen common law und römischem Recht.

Verfassungsrecht

Die Nationalversammlung ist das Legislativorgan, das heißt Gesetze können nur von ihr erlassen werden. Der Nationalrat hat lediglich eine beratende Funktion, um den Belangen der einzelnen Regionen ausreichendes Gehör zu schenken. Das höchste Gericht Namibias ist der Supreme Court, dessen Richter vom Präsidenten eingesetzt werden.

Politik

Politische Indizes
Name des Index Indexwert Weltweiter Rang Interpretationshilfe Jahr
Fragile States Index 65,1 von 120 105 von 178 Stabilität des Landes: Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020
Demokratieindex  6,52 von 10  58 von 167 Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020
Freedom in the World 77 von 100 --- Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020
Rangliste der Pressefreiheit  19,72 von 100  24 von 180 Zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)  51 von 100  57 von 180 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber 2020

Bergbau und Industrie

Navachab-Goldbergwerk bei Karibib
Die „Kristallgalerie“ in Swakopmund

Etwa 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP; Stand 2012) von Namibia wird vom Bergbau erwirtschaftet. Rohstoffe Namibias sind vor allem Uran und Diamanten, daneben werden auch große Mengen Kupfer, Gold, Blei und Zinn gefördert. Berühmt ist das Diamantensperrgebiet um Lüderitz. Die größte Uranmine der Welt ist die Rössing-Mine nordöstlich von Swakopmund. Ein bedeutendes Kupfervorkommen befindet sich bei Tsumeb, und die ehemals weltgrößte Zinnmine befand sich in Uis.

Tourismus

Naturschutzgebiete oder Erholungsgebiete

Die Größe des Landes, seine vielfältigen Landschaftsformen und sein Tierreichtum hatten bereits Südwest-Afrika in den 1950er Jahren zu einem interessanten Reisegebiet werden lassen – zunächst vor allem für die benachbarten südafrikanischen Touristen, die hier unberührte Natur und unendlich erscheinende Weite fanden. Zudem stand Namibia damals unter südafrikanischer Verwaltung, so dass es für die zu dieser Zeit isolierten Südafrikaner keinerlei Einreise- und Aufenthaltshürden gab.

Der Tourismus trug 2011 11 Prozent zum BIP bei und ist damit der zweitwichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Es wurden mehr als 11 Milliarden Namibia-Dollar umgesetzt.

Infrastruktur

Zeitzone

Namibia verwendet seit dem 3. September 2017 – wie bereits zwischen 1990 und 1994 – ganzjährig dieselbe Uhrzeit wie Südafrika (UTC+2).

Kommunikation

Namibia verfügt über ein modernes Telekommunikationssystem. Im Dezember 2016 gab es laut der Kommunikationsregulierungsbehörde von Namibia 2,66 Millionen aktive SIM-Karten, d. h. mehr als eine pro Einwohner. Zudem gab es im Land knapp 188.000 Festnetzanschlüsse, was etwa dem Stand von Juni 2013 entsprach.

Schiene

Eisenbahnnetz von Namibia

Das Schienennetz des staatlichen Transportunternehmens TransNamib stammt in seiner Grundstruktur noch aus der deutschen Kolonialzeit und wurde zunächst vor allem durch militärische Bedürfnisse bestimmt. Es ist inzwischen auf 2626 Kilometer Länge ausgebaut worden und verbindet wichtige wirtschaftliche Zentren Namibias. Der Bau neuer Strecken und die Sanierung bestehender wird seit 2011 weiter vorangetrieben. Der Schienenverkehr spielt vor allem in der Güterbeförderung eine Rolle; in der Personenbeförderung ist er dagegen fast ohne Bedeutung.

Straße

Hauptstraße C24 von Rehoboth nach Westen mit typischer Kiestragschicht

Das namibische Straßennetz ist gut ausgebaut und erschließt alle bewohnten Gebiete des Landes. Es ist etwa 45.000 Kilometer lang, davon sind rund 80 Prozent nicht asphaltierte Pisten, meist mit Kiestragschicht, die regelmäßig oder nach Bedarf mit dem Grader instand gehalten werden. Nur die Nationalstraßen, einige Hauptstraßen sowie die wichtigsten innerstädtischen Straßen (etwa 6.700 Kilometer) sind asphaltiert. In Namibia herrscht wie in allen Nachbarstaaten mit Ausnahme Angolas Linksverkehr. Mit bis zu 700 Verkehrstoten pro Jahr hat Namibia – bezogen auf die Einwohnerzahl – die weltweit höchste Todeszahl zu verzeichnen.

Schifffahrt

Die beiden Tiefwasserhäfen Namibias befinden sich in Walvis Bay und in Lüderitz. Vier weitere Häfen sind im Bau beziehungsweise in Planung (Stand 2015).

Nationalparks

Video: Namibias Nationalparks

In Namibia gibt es zahlreiche Nationalparks, wie Wildparks oder Naturreservate. 2013 standen 138.163,7 km² unter staatlichem Schutz. Teils zählen die Parks zum UNESCO-Welterbe, wie zum Beispiel der Sossusvlei-Nationalpark, in dem die orange Färbung des Sandes, der mehr als 5 Millionen Jahre alt ist, je nach Lichteinfall sich verändert. Unter anderem gehören zu den Nationalparks die Skelettküste, der Namib-Naukluft-Nationalpark sowie der Etosha-Nationalpark.