Allergie

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Allergie
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Nesselsucht ist ein häufiges Symptom einer Allergie.
FachgebietImmunologie
SymptomeRote Augen, juckender Ausschlag, laufende Nase, Kurzatmigkeit, Schwellung, Niesen und Husten.
ArtenHeuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, atopische Dermatitis, allergisches Asthma, Anaphylaxie
UrsachenGenetische und umweltbedingte Faktoren
Diagnostische MethodeAnhand der Symptome, Hautpricktest, Bluttest
DifferentialdiagnoseLebensmittelunverträglichkeiten, Lebensmittelvergiftungen
VorbeugungFrühzeitige Exposition gegenüber potenziellen Allergenen
BehandlungMeiden bekannter Allergene, Medikamente, Allergen-Immuntherapie
MedikationSteroide, Antihistaminika, Epinephrin, Mastzellenstabilisatoren, Antileukotriene
HäufigkeitHäufig

Allergien, auch allergische Erkrankungen genannt, sind eine Reihe von Erkrankungen, die durch eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen normalerweise harmlose Stoffe in der Umwelt verursacht werden. Zu diesen Krankheiten gehören Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, atopische Dermatitis, allergisches Asthma und Anaphylaxie. Zu den Symptomen können rote Augen, ein juckender Ausschlag, Niesen, Husten, eine laufende Nase, Kurzatmigkeit oder Schwellungen gehören. Lebensmittelunverträglichkeiten und Lebensmittelvergiftungen sind getrennte Erkrankungen.

Häufige Allergene sind Pollen und bestimmte Lebensmittel. Auch Metalle und andere Stoffe können solche Probleme verursachen. Lebensmittel, Insektenstiche und Medikamente sind häufige Ursachen für schwere Reaktionen. Ihre Entstehung ist sowohl auf genetische als auch auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Der zugrundeliegende Mechanismus besteht darin, dass Immunglobulin-E-Antikörper (IgE), die Teil des körpereigenen Immunsystems sind, an ein Allergen und dann an einen Rezeptor auf Mastzellen oder Basophilen binden, wo sie die Freisetzung von entzündlichen Chemikalien wie Histamin auslösen. Die Diagnose stützt sich in der Regel auf die Krankengeschichte einer Person. In bestimmten Fällen können weitere Tests der Haut oder des Blutes sinnvoll sein. Ein positiver Test bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass eine signifikante Allergie gegen die betreffende Substanz vorliegt.

Eine frühzeitige Exposition gegenüber potenziellen Allergenen kann schützend wirken. Die Behandlung von Allergien umfasst das Meiden bekannter Allergene und die Einnahme von Medikamenten wie Steroiden und Antihistaminika. Bei schweren Reaktionen wird die Verabreichung von Adrenalin (Epinephrin) empfohlen. Die Allergen-Immuntherapie, bei der die Betroffenen nach und nach immer größeren Mengen des Allergens ausgesetzt werden, ist bei einigen Arten von Allergien wie Heuschnupfen und Reaktionen auf Insektenstiche sinnvoll. Ihr Nutzen bei Nahrungsmittelallergien ist unklar.

Allergien sind weit verbreitet. In den Industrieländern sind etwa 20 % der Menschen von allergischer Rhinitis betroffen, etwa 6 % der Menschen haben mindestens eine Nahrungsmittelallergie, und etwa 20 % leiden irgendwann an atopischer Dermatitis. Je nach Land leiden etwa 1-18 % der Menschen an Asthma. Anaphylaxie tritt bei 0,05-2 % der Menschen auf. Die Häufigkeit vieler allergischer Erkrankungen scheint zuzunehmen. Der Begriff "Allergie" wurde erstmals 1906 von Clemens von Pirquet verwendet.

Klassifikation nach ICD-10
T78.4 Allergie, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Allergie (von altgriechisch ἀλλεργία ‚Fremdreaktion‘, aus ἄλλος állos ‚fremd‘ und ἔργον érgon ‚Reaktion‘) bezeichnet man eine überschießende, krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde, aber harmlose Umweltstoffe, die dann als Allergene oder Antigene bezeichnet werden. Die allergische Reaktion richtet sich gegen von außen, beispielsweise über die Lunge, den Verdauungstrakt, die Haut, die Schleimhaut oder mit dem Blut kommende Stoffe.

Dagegen werden Autoimmunreaktionen, also überschießende, krankhafte Reaktionen des Immunsystems gegen Bestandteile des eigenen Körpers, nur dann zu den Allergien gezählt, wenn sie durch von außen in den Körper gelangte Stoffe ausgelöst werden. Neben der Allergie gibt es weitere Unverträglichkeitsreaktionen, z. B. die Pseudoallergie oder die Intoleranz, die mit einem ähnlichen Krankheitsbild wie eine Allergie einhergehen. Aufgrund der ähnlichen Symptome werden diese Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch fälschlicherweise oft synonym verwendet.

Anzeichen und Symptome

Betroffenes Organ Häufige Anzeichen und Symptome
Nase Schwellung der Nasenschleimhaut (allergische Rhinitis), laufende Nase, Niesen
Nasennebenhöhlen Allergische Sinusitis
Augen Rötung und Juckreiz der Bindehaut (allergische Bindehautentzündung, wässrig)
Atemwege Niesen, Husten, Bronchialverengung, Keuchen und Dyspnoe, manchmal regelrechte Asthmaanfälle, in schweren Fällen Verengung der Atemwege aufgrund einer Schwellung, die als Kehlkopfödem bezeichnet wird
Ohren Völlegefühl, möglicherweise Schmerzen und Hörstörungen aufgrund des fehlenden Abflusses der Eustachischen Röhre.
Haut Hautausschläge, wie Ekzeme und Nesselsucht (Urtikaria)
Gastrointestinaltrakt Unterleibsschmerzen, Blähungen, Erbrechen, Durchfall

Bei vielen Allergenen wie Staub oder Pollen handelt es sich um luftgetragene Partikel. In diesen Fällen treten die Symptome in Bereichen auf, die mit der Luft in Berührung kommen, wie Augen, Nase und Lunge. Die allergische Rhinitis, auch Heuschnupfen genannt, verursacht beispielsweise Nasenreizungen, Niesen, Juckreiz und Rötungen der Augen. Eingeatmete Allergene können auch zu einer erhöhten Schleimproduktion in der Lunge, Kurzatmigkeit, Husten und Keuchen führen.

Neben diesen Umgebungsallergenen können allergische Reaktionen auch durch Nahrungsmittel, Insektenstiche und Reaktionen auf Medikamente wie Aspirin und Antibiotika wie Penicillin ausgelöst werden. Zu den Symptomen einer Nahrungsmittelallergie gehören Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen, Durchfall, juckende Haut und Schwellungen der Haut bei Nesselsucht. Lebensmittelallergien verursachen selten Reaktionen der Atemwege (Asthma) oder Schnupfen. Insektenstiche, Lebensmittel, Antibiotika und bestimmte Arzneimittel können eine systemische allergische Reaktion hervorrufen, die auch als Anaphylaxie bezeichnet wird; mehrere Organsysteme können betroffen sein, darunter das Verdauungssystem, das Atmungssystem und das Kreislaufsystem. Je nach Schweregrad kann die Anaphylaxie zu Hautreaktionen, Bronchialverengungen, Schwellungen, niedrigem Blutdruck, Koma und Tod führen. Diese Art von Reaktion kann plötzlich ausgelöst werden, aber auch verzögert eintreten. Die Anaphylaxie ist so beschaffen, dass die Reaktion scheinbar abklingt, aber über einen gewissen Zeitraum hinweg immer wieder auftritt.

Haut

Stoffe, die mit der Haut in Berührung kommen, wie z. B. Latex, sind ebenfalls eine häufige Ursache für allergische Reaktionen, die als Kontaktdermatitis oder Ekzem bezeichnet werden. Bei Hautallergien kommt es häufig zu Hautausschlägen oder Schwellungen und Entzündungen in der Haut, einer so genannten "weal and flare"-Reaktion, die für Nesselsucht und Angioödeme charakteristisch ist.

Bei Insektenstichen kann eine großflächige lokale Reaktion auftreten (eine Hautrötung von mehr als 10 cm Größe). Sie kann ein bis zwei Tage andauern. Diese Reaktion kann auch nach einer Immuntherapie auftreten.

Ursache

Die Risikofaktoren für eine Allergie können in zwei allgemeine Kategorien eingeteilt werden: Wirtsfaktoren und Umweltfaktoren. Zu den Wirtsfaktoren gehören Vererbung, Geschlecht, Rasse und Alter, wobei die Vererbung bei weitem die größte Rolle spielt. In jüngster Zeit ist jedoch ein Anstieg der Häufigkeit allergischer Erkrankungen zu verzeichnen, der nicht allein durch genetische Faktoren erklärt werden kann. Vier wichtige umweltbedingte Faktoren kommen dafür in Frage: eine veränderte Exposition gegenüber Infektionskrankheiten in der frühen Kindheit, Umweltverschmutzung, die Menge an Allergenen und Veränderungen in der Ernährung.

Hausstaubmilben

Bei der Hausstaubmilbenallergie, auch bekannt als Hausstauballergie, handelt es sich um eine Sensibilisierung und allergische Reaktion auf die Ausscheidungen von Hausstaubmilben. Die Allergie ist weit verbreitet und kann allergische Reaktionen wie Asthma, Ekzeme oder Juckreiz auslösen. Sie ist die Erscheinungsform einer Parasitose. Der Darm der Milbe enthält starke Verdauungsenzyme (insbesondere Peptidase 1), die in ihrem Kot verbleiben und allergische Reaktionen wie Keuchen auslösen. Das Exoskelett der Milbe kann ebenfalls zu allergischen Reaktionen beitragen. Im Gegensatz zu Krätzemilben oder Hautfollikelmilben bohren sich Hausstaubmilben nicht unter die Haut und sind keine Parasiten.

Lebensmittel

Eine Vielzahl von Lebensmitteln kann allergische Reaktionen hervorrufen, aber 90 % der allergischen Reaktionen auf Lebensmittel werden durch Kuhmilch, Soja, Eier, Weizen, Erdnüsse, Baumnüsse, Fisch und Schalentiere verursacht. Andere Nahrungsmittelallergien, von denen weniger als 1 Person pro 10 000 Einwohner betroffen ist, können als "selten" angesehen werden. Die Verwendung von Säuglingsnahrung aus hydrolysierter Milch im Vergleich zu normaler Milchnahrung scheint das Risiko nicht zu verändern.

Die häufigste Nahrungsmittelallergie in der US-Bevölkerung ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Krustentieren. Obwohl Erdnussallergien für ihre Schwere berüchtigt sind, sind Erdnussallergien nicht die häufigste Nahrungsmittelallergie bei Erwachsenen oder Kindern. Schwere oder lebensbedrohliche Reaktionen können durch andere Allergene ausgelöst werden und sind häufiger, wenn sie mit Asthma kombiniert sind.

Die Häufigkeit von Allergien ist bei Erwachsenen und Kindern unterschiedlich. Erdnussallergien können bei Kindern manchmal auswachsen. Eierallergien betreffen ein bis zwei Prozent der Kinder, werden aber von etwa zwei Dritteln der Kinder bis zum Alter von 5 Jahren überwunden. Die Empfindlichkeit bezieht sich in der Regel auf die Proteine im Eiweiß und nicht auf das Eigelb.

Milcheiweißallergien sind bei Kindern am häufigsten. Etwa 60 % der Milcheiweißreaktionen werden durch Immunglobulin E vermittelt, die übrigen sind in der Regel auf Entzündungen des Dickdarms zurückzuführen. Manche Menschen vertragen nicht nur Kuhmilch, sondern auch Ziegen- oder Schafsmilch, und viele vertragen auch Milchprodukte wie Käse nicht. Ungefähr 10 % der Kinder mit einer Milchallergie reagieren auch auf Rindfleisch. Rindfleisch enthält geringe Mengen von Proteinen, die in Kuhmilch in größerer Menge vorhanden sind. Bei der Laktoseintoleranz, einer häufigen Reaktion auf Milch, handelt es sich nicht um eine Form der Allergie, sondern um das Fehlen eines Enzyms im Verdauungstrakt.

Nussallergiker können auf eine oder mehrere Nüsse allergisch reagieren, darunter Pekannüsse, Pistazien, Pinienkerne und Walnüsse. Auch Samen, einschließlich Sesam und Mohn, enthalten Öle, in denen Eiweiß enthalten ist, das eine allergische Reaktion auslösen kann.

Allergene können durch Gentechnik von einem Lebensmittel auf ein anderes übertragen werden; durch gentechnische Veränderungen können Allergene aber auch entfernt werden. Die natürlichen Schwankungen der Allergenkonzentrationen in unveränderten Pflanzen wurden bisher kaum erforscht.

Latex

Latex kann eine IgE-vermittelte kutane, respiratorische und systemische Reaktion auslösen. Die Prävalenz von Latexallergien in der Allgemeinbevölkerung wird auf weniger als ein Prozent geschätzt. In einer Krankenhausstudie meldete 1 von 800 chirurgischen Patienten (0,125 %) eine Latexempfindlichkeit, obwohl die Empfindlichkeit bei Beschäftigten im Gesundheitswesen mit sieben bis zehn Prozent höher ist. Die Forscher führen diese höhere Sensibilisierung darauf zurück, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen in Bereichen arbeiten, in denen Latexallergene in der Luft enthalten sind, wie z. B. in Operationssälen, Intensivstationen und Zahnarztpraxen. Diese latexhaltigen Umgebungen können Beschäftigte im Gesundheitswesen, die regelmäßig allergene Proteine einatmen, sensibilisieren.

Die häufigste Reaktion auf Latex ist eine allergische Kontaktdermatitis, eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion, die als trockene, verkrustete Läsionen auftritt. Diese Reaktion hält in der Regel 48-96 Stunden an. Schwitzen oder Reiben des Bereichs unter dem Handschuh verschlimmert die Läsionen und kann zu Geschwüren führen. Anaphylaktische Reaktionen treten am häufigsten bei empfindlichen Patienten auf, die während einer Bauchoperation mit den Latexhandschuhen eines Chirurgen in Berührung gekommen sind, aber auch andere Schleimhautexpositionen, z. B. bei zahnärztlichen Eingriffen, können systemische Reaktionen hervorrufen.

Latex- und Bananenempfindlichkeit können sich gegenseitig beeinflussen. Darüber hinaus können Menschen mit einer Latexallergie auch empfindlich auf Avocado, Kiwis und Kastanien reagieren. Diese Menschen leiden häufig unter Juckreiz im Bereich der Haut und lokaler Urtikaria. Nur in seltenen Fällen haben diese lebensmittelbedingten Allergien systemische Reaktionen ausgelöst. Forscher vermuten, dass die Kreuzreaktivität von Latex mit Banane, Avocado, Kiwi und Kastanie darauf zurückzuführen ist, dass Latexproteine strukturell mit einigen anderen Pflanzenproteinen homolog sind.

Kinder, die mit offenem Rücken (Spina bifida) geboren werden, haben ein sehr hohes Risiko einer Sensibilisierung gegen Latex. Es ist daher heute klinischer Standard, diese Kinder von Geburt an vor jedem Kontakt mit Latex (beispielsweise bei Latex-OP-Handschuhen) zu schützen.

Medikamente

Etwa 10 % der Menschen geben an, allergisch gegen Penicillin zu sein; bei 90 % stellt sich dies jedoch nicht heraus. Schwere Allergien treten nur bei etwa 0,03 % auf.

Insektenstiche

Bei den Insekten, die allergische Reaktionen hervorrufen, handelt es sich in der Regel entweder um stechende Insekten (Wespen, Bienen, Hornissen und Ameisen) oder um beißende Insekten (Mücken, Zecken). Stechende Insekten injizieren ihren Opfern Gift, während beißende Insekten in der Regel gerinnungshemmende Stoffe einführen.

Toxine in Wechselwirkung mit Proteinen

Eine weitere Reaktion, die nicht durch Lebensmittelproteine ausgelöst wird, ist die Urushiol-induzierte Kontaktdermatitis, die nach Kontakt mit Giftefeu, östlicher Gifteiche, westlicher Gifteiche oder Giftsumach auftritt. Urushiol, das selbst kein Protein ist, wirkt als Hapten und reagiert chemisch mit integralen Membranproteinen auf exponierten Hautzellen, bindet daran und verändert ihre Form. Das Immunsystem erkennt die betroffenen Zellen nicht als normale Teile des Körpers und löst eine T-Zell-vermittelte Immunreaktion aus. Von diesen giftigen Pflanzen ist der Sumach die giftigste. Die daraus resultierende dermatologische Reaktion auf die Reaktion zwischen Urushiol und Membranproteinen umfasst Rötungen, Schwellungen, Papeln, Bläschen, Blasen und Streifenbildung.

Die Schätzungen über den Prozentsatz der Bevölkerung, der eine Reaktion des Immunsystems zeigt, variieren. Etwa 25 Prozent der Bevölkerung reagieren stark allergisch auf Urushiol. Im Allgemeinen entwickeln etwa 80 bis 90 Prozent der Erwachsenen einen Ausschlag, wenn sie 0,0050 Milligramm (7,7×10-5 gr) gereinigtem Urushiol ausgesetzt sind, aber manche Menschen sind so empfindlich, dass nur eine molekulare Spur auf der Haut ausreicht, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Genetik

Allergische Erkrankungen sind stark familiär bedingt: Eineiige Zwillinge haben in etwa 70 % der Fälle die gleichen allergischen Erkrankungen; bei zweieiigen Zwillingen tritt die gleiche Allergie in etwa 40 % der Fälle auf. Allergische Eltern haben mit größerer Wahrscheinlichkeit allergische Kinder, und die Allergien dieser Kinder sind wahrscheinlich schwerer als die von Kindern nicht-allergischer Eltern. Einige Allergien sind jedoch in der Genealogie nicht konsistent; Eltern, die gegen Erdnüsse allergisch sind, können Kinder haben, die gegen Ambrosia allergisch sind. Es scheint, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Allergie zu entwickeln, vererbt wird und mit einer Unregelmäßigkeit im Immunsystem zusammenhängt, nicht aber mit dem spezifischen Allergen.

Das Risiko einer allergischen Sensibilisierung und der Entwicklung von Allergien variiert mit dem Alter, wobei Kleinkinder am meisten gefährdet sind. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die IgE-Werte in der Kindheit am höchsten sind und zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr rasch abfallen. Die Spitzenprävalenz von Heuschnupfen ist bei Kindern und jungen Erwachsenen am höchsten und die Häufigkeit von Asthma ist bei Kindern unter 10 Jahren am größten.

Die ethnische Zugehörigkeit kann bei einigen Allergien eine Rolle spielen; es ist jedoch schwierig, rassische Faktoren von Umwelteinflüssen und migrationsbedingten Veränderungen zu trennen. Es wurde vermutet, dass bei Menschen europäischer, hispanischer, asiatischer und afrikanischer Herkunft unterschiedliche genetische Loci für Asthma verantwortlich sind.

Zu den genetischen Faktoren gehören: Disposition zur überschießenden Bildung von Gesamt-IgE und allergenspezifischen IgE-Antikörpern, sowie deren Fixierung besonders an Mastzellen und basophilen Granulozyten von Haut und Schleimhäuten (Atopie). Zu den genetischen Faktoren gehört auch eine verminderte Aktivität von Regulatorischen T-Zellen, deren Aufgabe es ist, die Aktivierung des Immunsystems zu begrenzen und dadurch die Selbsttoleranz des Immunsystems zu regulieren. Die allergische Reaktionsbereitschaft ist mit den HLA-Genen assoziiert.

Die physiologische Funktion von IgE-Antikörpern, die bei Allergien eine wesentliche Rolle spielen, ist die Abwehr von Wurm- und anderem Parasitenbefall. Der Rückgang parasitärer Erkrankungen könnte zu einer Umlenkung des Immunsystems auf andere, harmlose Strukturen führen. Hierfür spricht das geringere Aufkommen von Allergien in Ländern mit geringeren Hygienestandards. Da in den westlichen Industrienationen Parasitenbefall so gut wie nicht mehr vorkommt, bei allergischen Reaktionen aber eine verstärkte IgE-Antikörper-Bildung vorliegt, wird geprüft, ob hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Eine Studie an 1600 Kindern in Vietnam zeigte, dass Kinder mit intestinalem Wurmbefall im Vergleich zu Kindern ohne Wurmbefall eine um sechzig Prozent verringerte Chance einer Allergie gegen Hausstaubmilben hatten. Jedoch gibt es derzeit widersprüchliche Forschungsergebnisse, so dass diese Hypothese noch nicht abschließend beurteilt werden kann.

Hygiene-Hypothese

Allergische Erkrankungen werden durch unangemessene immunologische Reaktionen auf harmlose Antigene verursacht, die durch eine TH2-vermittelte Immunreaktion ausgelöst werden. Viele Bakterien und Viren lösen eine TH1-vermittelte Immunreaktion aus, die die TH2-Reaktion herunterreguliert. Der erste vorgeschlagene Wirkmechanismus der Hygienehypothese bestand darin, dass eine unzureichende Stimulierung des TH1-Arms des Immunsystems zu einem überaktiven TH2-Arm führt, der wiederum eine allergische Erkrankung auslöst. Mit anderen Worten: Menschen, die in einer zu sterilen Umgebung leben, sind nicht genügend Krankheitserregern ausgesetzt, um das Immunsystem auf Trab zu halten. Da sich unser Körper so entwickelt hat, dass er mit einem bestimmten Maß an solchen Krankheitserregern umgehen kann, greift das Immunsystem harmlose Antigene an, wenn es diesem Maß nicht ausgesetzt ist, so dass normalerweise harmlose mikrobielle Objekte - wie Pollen - eine Immunreaktion auslösen.

Die Hygienehypothese wurde entwickelt, um die Beobachtung zu erklären, dass Heuschnupfen und Ekzeme, beides allergische Erkrankungen, bei Kindern aus größeren Familien, die vermutlich durch ihre Geschwister mehr Infektionserregern ausgesetzt waren, seltener vorkamen als bei Kindern aus Familien mit nur einem Kind. Die Hygienehypothese wurde von Immunologen und Epidemiologen eingehend untersucht und ist zu einem wichtigen theoretischen Rahmen für die Untersuchung allergischer Erkrankungen geworden. Sie wird herangezogen, um die seit der Industrialisierung zu beobachtende Zunahme allergischer Erkrankungen und die höhere Inzidenz allergischer Erkrankungen in höher entwickelten Ländern zu erklären. Die Hygienehypothese hat sich inzwischen erweitert und schließt neben Infektionserregern auch die Exposition gegenüber symbiotischen Bakterien und Parasiten als wichtige Modulatoren für die Entwicklung des Immunsystems ein.

Epidemiologische Daten unterstützen die Hygienehypothese. Studien haben gezeigt, dass verschiedene immunologische und Autoimmunerkrankungen in den Entwicklungsländern viel seltener vorkommen als in den Industrieländern und dass Einwanderer aus den Entwicklungsländern in die Industrieländer zunehmend immunologische Störungen entwickeln, je länger sie in den Industrieländern leben. Längsschnittstudien in der Dritten Welt zeigen eine Zunahme immunologischer Störungen, wenn ein Land wohlhabender und, so wird vermutet, sauberer wird. Der Einsatz von Antibiotika im ersten Lebensjahr wurde mit Asthma und anderen allergischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die Verwendung von antibakteriellen Reinigungsmitteln wurde ebenfalls mit einem erhöhten Auftreten von Asthma in Verbindung gebracht, ebenso wie die Geburt per Kaiserschnitt anstelle einer vaginalen Geburt.

Stress

Chronischer Stress kann allergische Erkrankungen verschlimmern. Dies wird auf eine dominante T-Helfer 2 (TH2)-Reaktion zurückgeführt, die durch die Unterdrückung von Interleukin 12 sowohl durch das autonome Nervensystem als auch durch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse ausgelöst wird. Eine Stressbewältigung bei hochgradig anfälligen Personen kann die Symptome verbessern.

Andere Umweltfaktoren

Es gibt Unterschiede zwischen den Ländern, was die Anzahl der Personen mit Allergien innerhalb einer Bevölkerung betrifft. Allergische Erkrankungen treten in Industrieländern häufiger auf als in traditionelleren oder landwirtschaftlich geprägten Ländern, und die Häufigkeit allergischer Erkrankungen ist in der Stadtbevölkerung höher als in der Landbevölkerung, auch wenn sich diese Unterschiede immer mehr auflösen. In der Vergangenheit wurden in städtischen Gebieten überwiegend männliche Bäume gepflanzt, um eine Vermüllung durch Samen und Früchte zu verhindern. Der hohe Anteil männlicher Bäume führt jedoch zu einem hohen Pollenflug, ein Phänomen, das der Gartenbauwissenschaftler Tom Ogren als "botanischen Sexismus" bezeichnet hat.

Eine andere plausible Erklärung für die Zunahme der atopischen Allergie ist die veränderte Belastung durch Mikroorganismen. Die Exposition gegenüber Endotoxinen verringert die Freisetzung von Entzündungszytokinen wie TNF-α, IFNγ, Interleukin-10 und Interleukin-12 aus weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die im Blut zirkulieren. Bestimmte Proteine, die auf Mikroben reagieren, sogenannte Toll-like-Rezeptoren, die sich auf der Oberfläche von Körperzellen befinden, sind vermutlich ebenfalls an diesen Prozessen beteiligt.

Darmwürmer und ähnliche Parasiten sind in Entwicklungsländern in unbehandeltem Trinkwasser vorhanden und waren bis zur routinemäßigen Chlorierung und Reinigung der Trinkwasserversorgung auch im Wasser der Industrieländer vorhanden. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass einige weit verbreitete Parasiten wie Darmwürmer (z. B. Hakenwürmer) Chemikalien in die Darmwand (und damit in den Blutkreislauf) abgeben, die das Immunsystem unterdrücken und den Körper daran hindern, den Parasiten zu bekämpfen. Daraus ergibt sich eine neue Sichtweise auf die Hygienehypothese, wonach die gemeinsame Evolution von Mensch und Parasiten zu einem Immunsystem geführt hat, das nur in Gegenwart der Parasiten richtig funktioniert. Ohne sie gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und wird überempfindlich. Die Forschung legt nahe, dass Allergien mit einer verzögerten Entwicklung der Darmflora bei Säuglingen einhergehen. Die Forschungsergebnisse, die diese Theorie stützen, sind jedoch widersprüchlich, wobei einige in China und Äthiopien durchgeführte Studien eine Zunahme von Allergien bei Menschen zeigen, die mit Darmwürmern infiziert sind. Es wurden klinische Versuche eingeleitet, um die Wirksamkeit bestimmter Würmer bei der Behandlung bestimmter Allergien zu testen. Möglicherweise ist der Begriff "Parasit" unzutreffend, und es handelt sich in Wirklichkeit um eine bisher nicht vermutete Symbiose. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter Helminthische Therapie.

Pathophysiologie

Ein zusammenfassendes Diagramm, das die Entstehung einer Allergie erklärt
Bei allergischen Entzündungen betroffene Gewebe

Akute Reaktion

Degranulationsprozess bei einer Allergie. Zweite Exposition gegenüber dem Allergen. 1 - Antigen; 2 - IgE-Antikörper; 3 - FcεRI-Rezeptor; 4 - vorgebildete Mediatoren (Histamin, Proteasen, Chemokine, Heparin); 5 - Granula; 6 - Mastzelle; 7 - neu gebildete Mediatoren (Prostaglandine, Leukotriene, Thromboxane, PAF).

In den frühen Stadien der Allergie löst eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I gegen ein Allergen, das zum ersten Mal auftritt und von einer professionellen antigenpräsentierenden Zelle präsentiert wird, eine Reaktion in einer Art von Immunzellen aus, die TH2-Lymphozyten genannt werden; eine Untergruppe der T-Zellen, die ein Zytokin namens Interleukin-4 (IL-4) produzieren. Diese TH2-Zellen interagieren mit anderen Lymphozyten, den so genannten B-Zellen, deren Aufgabe die Produktion von Antikörpern ist. In Verbindung mit den von IL-4 gelieferten Signalen regt diese Interaktion die B-Zelle dazu an, eine große Menge eines bestimmten Antikörpertyps, des so genannten IgE, zu produzieren. Das sezernierte IgE zirkuliert im Blut und bindet an einen IgE-spezifischen Rezeptor (eine Art Fc-Rezeptor namens FcεRI) auf der Oberfläche anderer Arten von Immunzellen, den Mastzellen und Basophilen, die beide an der akuten Entzündungsreaktion beteiligt sind. Die IgE-beschichteten Zellen sind in diesem Stadium für das Allergen sensibilisiert.

Kommt es zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Exposition gegenüber demselben Allergen, kann sich das Allergen an die IgE-Moleküle auf der Oberfläche der Mastzellen oder Basophilen binden. Wenn mehr als ein IgE-Rezeptorkomplex mit demselben allergenen Molekül interagiert, kommt es zu einer Vernetzung der IgE- und Fc-Rezeptoren, wodurch die sensibilisierte Zelle aktiviert wird. Aktivierte Mastzellen und Basophile durchlaufen einen Prozess, der als Degranulation bezeichnet wird und bei dem sie Histamin und andere entzündungsfördernde chemische Mediatoren (Zytokine, Interleukine, Leukotriene und Prostaglandine) aus ihren Granula in das umliegende Gewebe freisetzen, was verschiedene systemische Wirkungen wie Gefäßerweiterung, Schleimsekretion, Nervenstimulation und Kontraktion der glatten Muskulatur verursacht. Dies führt zu Rhinorrhoe, Juckreiz, Dyspnoe und Anaphylaxie. Je nach Person, Allergen und Art der Einführung können die Symptome das gesamte System betreffen (klassische Anaphylaxie) oder auf bestimmte Körpersysteme beschränkt sein; Asthma ist auf die Atemwege und Ekzeme sind auf die Haut beschränkt.

Reaktion in der Spätphase

Nachdem die chemischen Mediatoren der akuten Reaktion abgeklungen sind, kann es häufig zu Spätphasenreaktionen kommen. Dies ist auf die Einwanderung anderer Leukozyten wie Neutrophile, Lymphozyten, Eosinophile und Makrophagen an die Ausgangsstelle zurückzuführen. Die Reaktion tritt in der Regel 2-24 Stunden nach der ursprünglichen Reaktion auf. Zytokine aus Mastzellen können eine Rolle bei der Persistenz von Langzeitwirkungen spielen. Die bei Asthma beobachteten Spätphasenreaktionen unterscheiden sich geringfügig von denen anderer allergischer Reaktionen, obwohl sie immer noch durch die Freisetzung von Mediatoren aus Eosinophilen verursacht werden und von der Aktivität der TH2-Zellen abhängen.

Allergische Kontaktdermatitis

Obwohl die allergische Kontaktdermatitis als "allergische" Reaktion bezeichnet wird (was sich in der Regel auf eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I bezieht), beinhaltet ihre Pathophysiologie eigentlich eine Reaktion, die eher einer Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ IV entspricht. Bei einer Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ IV kommt es zur Aktivierung bestimmter Arten von T-Zellen (CD8+), die bei Kontakt die Zielzellen zerstören, sowie zur Aktivierung von Makrophagen, die hydrolytische Enzyme produzieren.

Diagnose

Ein Allergietestgerät, das in einem diagnostischen Immunologielabor betrieben wird

Eine wirksame Behandlung allergischer Erkrankungen hängt von der Fähigkeit ab, eine genaue Diagnose zu stellen. Allergietests können helfen, Allergien zu bestätigen oder auszuschließen. Eine korrekte Diagnose, Beratung und Vermeidungsempfehlungen auf der Grundlage gültiger Allergietestergebnisse verringern das Auftreten von Symptomen und den Bedarf an Medikamenten und verbessern die Lebensqualität. Um das Vorhandensein allergenspezifischer IgE-Antikörper festzustellen, können zwei verschiedene Methoden angewandt werden: ein Haut-Prick-Test oder ein Allergie-Bluttest. Beide Methoden werden empfohlen und haben einen ähnlichen diagnostischen Wert.

Hautpricktests und Bluttests sind gleichermaßen kosteneffizient, und gesundheitsökonomische Daten zeigen, dass beide Tests im Vergleich zu keinem Test kosteneffizient waren. Eine frühzeitige und genauere Diagnose spart außerdem Kosten, da weniger Konsultationen, Überweisungen in die Sekundärversorgung, Fehldiagnosen und Notfallaufnahmen erforderlich sind.

Allergien unterliegen im Laufe der Zeit dynamischen Veränderungen. Regelmäßige Allergietests auf relevante Allergene geben Aufschluss darüber, ob und wie die Behandlung des Patienten geändert werden kann, um Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Jährliche Tests werden häufig durchgeführt, um festzustellen, ob die Allergie gegen Milch, Ei, Soja und Weizen überwunden ist. Bei Allergien gegen Erdnüsse, Baumnüsse, Fisch und Krustentiere wird das Testintervall auf 2-3 Jahre verlängert. Die Ergebnisse der Folgetests können bei der Entscheidung helfen, ob und wann es sicher ist, allergene Lebensmittel in die Ernährung aufzunehmen oder wieder aufzunehmen.

Hautpricktest

Hauttest am Arm
Hauttest auf dem Rücken

Hauttests werden auch als "Punktionstests" und "Pricktests" bezeichnet, da eine Reihe kleiner Einstiche in die Haut des Patienten vorgenommen wird. Kleine Mengen der vermuteten Allergene und/oder ihrer Extrakte (z. B. Pollen, Gräser, Milbenproteine, Erdnussextrakt) werden an Stellen auf der Haut eingebracht, die mit einem Stift oder Farbstoff markiert sind (die Tinte/der Farbstoff sollte sorgfältig ausgewählt werden, damit sie/er nicht selbst eine allergische Reaktion auslöst). Mit einem kleinen Plastik- oder Metallgerät wird die Haut punktiert oder gestochen. Manchmal werden die Allergene auch mit einer Nadel und einer Spritze "intradermal" in die Haut des Patienten injiziert. Übliche Teststellen sind die Innenseite des Unterarms und der Rücken.

Reagiert der Patient allergisch auf die Substanz, kommt es in der Regel innerhalb von 30 Minuten zu einer sichtbaren Entzündungsreaktion. Diese Reaktion reicht von einer leichten Rötung der Haut bis hin zu einem ausgewachsenen Bienenstock (so genannte Quaddel und Flare") bei empfindlicheren Patienten, ähnlich wie bei einem Mückenstich. Die Auswertung der Ergebnisse des Hautstichtests erfolgt in der Regel durch Allergologen anhand einer Schweregradskala, wobei +/- für eine grenzwertige Reaktivität und 4+ für eine starke Reaktion steht. In zunehmendem Maße messen und registrieren Allergologen den Durchmesser der Quaddel- und Flare-Reaktion. Gut ausgebildete Allergologen orientieren sich bei der Interpretation häufig an der einschlägigen Literatur. Manche Patienten glauben, dass sie ihre eigene allergische Empfindlichkeit durch Beobachtung festgestellt haben, aber ein Hauttest ist nachweislich viel besser geeignet, eine Allergie festzustellen, als die Beobachtung des Patienten.

Wenn ein Patient wegen einer schweren, lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktion untersucht werden muss, ziehen einige Allergologen einen Bluttest vor, bevor sie den Hauttest durchführen. Hauttests kommen unter Umständen nicht in Frage, wenn der Patient eine weit verbreitete Hauterkrankung hat oder in den letzten Tagen Antihistaminika eingenommen hat.

Patch-Test

Pflastertest

Der Pflastertest ist eine Methode, mit der festgestellt werden kann, ob eine bestimmte Substanz eine allergische Entzündung der Haut verursacht. Dabei wird auf verzögerte Reaktionen getestet. Er wird eingesetzt, um die Ursache einer Hautkontaktallergie oder Kontaktdermatitis festzustellen. Auf den Rücken werden Klebepflaster geklebt, die in der Regel mit einer Reihe gängiger allergischer Chemikalien oder Hautsensibilisatoren behandelt werden. Die Haut wird dann mindestens zweimal auf mögliche lokale Reaktionen untersucht, in der Regel 48 Stunden nach dem Aufkleben des Pflasters und erneut zwei oder drei Tage später.

Blutuntersuchung

Ein Allergie-Bluttest ist schnell und einfach und kann von einem zugelassenen Gesundheitsdienstleister (z. B. einem Allergologen) oder einem Allgemeinmediziner angeordnet werden. Im Gegensatz zu Hautstichtests kann ein Bluttest unabhängig von Alter, Hautzustand, Medikamenten, Symptomen, Krankheitsaktivität und Schwangerschaft durchgeführt werden. Erwachsene und Kinder jeden Alters können sich einem Allergie-Bluttest unterziehen. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist ein einzelner Nadelstich für einen Allergie-Bluttest oft schonender als mehrere Hautstiche.

Ein Allergie-Bluttest ist in den meisten Labors erhältlich. Eine Blutprobe des Patienten wird zur Analyse an ein Labor geschickt, und die Ergebnisse werden einige Tage später zurückgesandt. Mit einer einzigen Blutprobe können mehrere Allergene nachgewiesen werden. Allergie-Bluttests sind sehr sicher, da die Person während des Testverfahrens keinen Allergenen ausgesetzt ist.

Der Test misst die Konzentration der spezifischen IgE-Antikörper im Blut. Quantitative IgE-Testergebnisse erhöhen die Möglichkeit, die Auswirkungen verschiedener Substanzen auf die Symptome einzuordnen. Als Faustregel gilt: Je höher der IgE-Antikörperwert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von Symptomen. Allergene, die in niedrigen Konzentrationen gefunden werden und heute keine Symptome verursachen, können nicht zur Vorhersage der zukünftigen Entwicklung von Symptomen beitragen. Mit Hilfe des quantitativen Allergieblutergebnisses lässt sich feststellen, worauf ein Patient allergisch reagiert, die Entwicklung der Krankheit vorhersagen und verfolgen, das Risiko einer schweren Reaktion abschätzen und die Kreuzreaktivität erklären.

Ein niedriger Gesamt-IgE-Spiegel reicht nicht aus, um eine Sensibilisierung auf häufig inhalierte Allergene auszuschließen. Statistische Methoden wie ROC-Kurven, Vorhersagewertberechnungen und Likelihood-Ratios wurden eingesetzt, um das Verhältnis verschiedener Testmethoden zueinander zu untersuchen. Diese Methoden haben gezeigt, dass Patienten mit einem hohen Gesamt-IgE-Wert eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine allergische Sensibilisierung haben, dass aber eine weitere Untersuchung mit Allergietests für spezifische IgE-Antikörper für eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von Allergenen oft gerechtfertigt ist.

Zu den Labormethoden zur Messung spezifischer IgE-Antikörper für Allergietests gehören der Enzymimmunoassay (ELISA oder EIA), der Radioallergosorptionstest (RAST) und der Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay (FEIA).

Andere Tests

Provokationstests: Bei Challenge-Tests werden dem Körper kleine Mengen eines vermuteten Allergens oral, durch Inhalation oder über andere Wege zugeführt. Mit Ausnahme von Tests auf Nahrungsmittel- und Medikamentenallergien werden Challenge-Tests nur selten durchgeführt. Wenn man sich für diese Art von Test entscheidet, muss er von einem Allergologen genau überwacht werden.

Eliminations-/Challenge-Tests: Diese Testmethode wird am häufigsten bei Lebensmitteln oder Medikamenten angewandt. Ein Patient, bei dem ein Allergen vermutet wird, wird angewiesen, seine Ernährung so zu ändern, dass er dieses Allergen für eine bestimmte Zeit vollständig meidet. Erfährt der Patient eine deutliche Besserung, kann er anschließend durch die Wiedereinführung des Allergens "herausgefordert" werden, um zu sehen, ob sich die Symptome wieder einstellen.

Unzuverlässige Tests: Es gibt noch andere Arten von Allergietests, die unzuverlässig sind, z. B. die angewandte Kinesiologie (Allergietestung durch Muskelentspannung), Zytotoxizitätstests, Urin-Autoinjektion, Hauttitration (Rinkel-Methode) sowie Provokations- und Neutralisationstests (subkutan) oder sublinguale Provokation.

Differentialdiagnose

Bevor die Diagnose einer allergischen Erkrankung bestätigt werden kann, sollten andere mögliche Ursachen für die vorliegenden Symptome in Betracht gezogen werden. Die vasomotorische Rhinitis ist zum Beispiel eine von vielen Erkrankungen, die die gleichen Symptome wie die allergische Rhinitis aufweisen, was die Notwendigkeit einer professionellen Differenzialdiagnose unterstreicht. Sobald die Diagnose Asthma, Rhinitis, Anaphylaxie oder eine andere allergische Erkrankung gestellt wurde, gibt es mehrere Methoden, um den Erreger dieser Allergie zu ermitteln.

Vorbeugung

Die frühzeitige Gabe von Erdnussprodukten kann das Allergierisiko verringern, während das ausschließliche Stillen zumindest während der ersten Lebensmonate das Risiko einer Dermatitis verringern kann. Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft oder Stillzeit das Risiko beeinflusst. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine verzögerte Einführung bestimmter Lebensmittel sinnvoll ist. Eine frühe Exposition gegenüber potenziellen Allergenen kann sogar schützend wirken.

Die Einnahme von Fischöl während der Schwangerschaft ist mit einem geringeren Risiko verbunden. Die Einnahme von Probiotika während der Schwangerschaft oder im Säuglingsalter kann zur Vorbeugung der atopischen Dermatitis beitragen.

Behandlung

Die beste Prophylaxe gegen eine Allergie ist die Vermeidung der Sensibilisierung. Das vollständige Vermeiden von sämtlichen Allergenen ist unmöglich. Jedoch ist in bestimmten Fällen die Vermeidung bzw. Verringerung der Belastung mit potentiellen Allergenen möglich und sinnvoll:

Medikation

Verschiedene Medikamente können eingesetzt werden, um die Wirkung der allergischen Mediatoren zu blockieren oder die Aktivierung der Zellen und die Degranulationsprozesse zu verhindern. Dazu gehören Antihistaminika, Glukokortikoide, Epinephrin (Adrenalin), Mastzellenstabilisatoren und Antileukotrienmittel, die häufig zur Behandlung allergischer Erkrankungen eingesetzt werden. Anticholinergika, abschwellende Mittel und andere Substanzen, von denen angenommen wird, dass sie die Chemotaxis der Eosinophilen beeinträchtigen, werden ebenfalls häufig eingesetzt. Wenngleich selten, erfordert der Schweregrad der Anaphylaxie häufig eine Epinephrin-Injektion, und wenn keine medizinische Versorgung zur Verfügung steht, kann ein so genannter Epinephrin-Autoinjektor verwendet werden.

Hyposensibilisierung

Die Hyposensibilisierung, auch Spezifische Immuntherapie (SIT), ist bislang die einzige verfügbare kausale Therapie bei Typ-I-Allergien. Bei der Hyposensibilisierung wird die allergenspezifische IgE-vermittelte Reaktionsbereitschaft des Immunsystems (Allergie vom Soforttyp, Typ-I-Allergie) herabgesetzt durch regelmäßige Zufuhr des Allergens über einen längeren Zeitraum in unterschwelligen, langsam ansteigenden Konzentrationen. Das Allergen oder das modifizierte Allergen (Allergoid) werden entweder unter die Haut gespritzt (subkutane Immuntherapie (SCIT)) oder als Tropfen oder Tabletten sublingual (sublinguale Immuntherapie (SLIT)) aufgenommen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Hyposensibilisierung ist die Bereitschaft und Fähigkeit des Allergikers, die Therapie über einen Zeitraum von drei Jahren, sowie die anschließende Erhaltungstherapie, regelmäßig durchzuführen. Die Indikation für eine Hyposensibilisierung besteht für Menschen ab 5 Jahre, wenn das verursachende Allergen nicht gemieden werden kann, die Wirkung der Hyposensibilisierung für die behandelnde Erkrankung belegt ist und ein geeigneter Allergenextrakt verfügbar ist. Die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung ist durch mehrere Studien für Rhinokonjunktivitis bei Pollenallergie, für das allergische Asthma bronchiale, für die Hausstaubmilbenallergie, für die Schimmelpilzallergie, für die Tierhaarallergie und für die Insektengiftallergie belegt.

Auch konnte durch entsprechende Studien für einige Produkte nachgewiesen werden, dass durch die Hyposensibilisierung das Asthmarisiko verringert und die Neusensibilisierung auf weitere Allergene reduziert wird. Aus diesem Grund sollte die Hyposensibilisierung bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig erfolgen und solche Produkte gewählt werden, für die dieser Effekt nachgewiesen wurde.

Meta-Analysen haben ergeben, dass die Injektion von Allergenen unter die Haut bei der Behandlung von allergischer Rhinitis bei Kindern und von Asthma wirksam ist. Der Nutzen kann noch Jahre nach Beendigung der Behandlung anhalten. Die Injektion von Allergenen unter die Haut ist im Allgemeinen sicher und wirksam bei allergischer Rhinitis und Konjunktivitis, allergischen Formen von Asthma und stechenden Insekten.

Alternative Medizin

Eine experimentelle Behandlung, die enzympotenzierte Desensibilisierung (EPD), wird seit Jahrzehnten erprobt, ist aber nicht allgemein als wirksam anerkannt. Bei der EPD werden Verdünnungen des Allergens und ein Enzym, die Beta-Glucuronidase, verwendet, auf die die T-regulatorischen Lymphozyten reagieren sollen, indem sie eine Desensibilisierung oder Herunterregulierung anstelle einer Sensibilisierung begünstigen. EPD wurde auch für die Behandlung von Autoimmunkrankheiten erprobt, aber die Wirksamkeit ist nicht belegt.

Eine Überprüfung ergab keine Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen und keinen Unterschied zu Placebo. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass es auf der Grundlage strenger klinischer Studien zu allen Arten von Homöopathie bei Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter keine überzeugenden Beweise für die Verwendung homöopathischer Behandlungen gibt.

Nach Angaben des National Center for Complementary and Integrative Health, USA, sind die Beweise für die Wirksamkeit von Nasenspülungen mit Kochsalzlösung und Pestwurz relativ stark, verglichen mit anderen alternativmedizinischen Behandlungen, für die die wissenschaftlichen Beweise schwach, negativ oder nicht vorhanden sind, wie Honig, Akupunktur, Omega-3-Fettsäuren, Probiotika, Astragalus, Capsaicin, Traubenkernextrakt, Pycnogenol, Quercetin, Spirulina, Brennnessel, Tinospora oder Guduchi.

Epidemiologie

Die allergischen Erkrankungen - Heuschnupfen und Asthma - haben in den letzten 2-3 Jahrzehnten in der westlichen Welt zugenommen. Man schätzt, dass die Zunahme von allergischem Asthma und anderen atopischen Erkrankungen in den Industrieländern in den 1960er und 1970er Jahren begann und in den 1980er und 1990er Jahren weiter zunahm, obwohl manche davon ausgehen, dass die Sensibilisierung seit den 1920er Jahren stetig zunimmt. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Atopie in den Entwicklungsländern ist im Allgemeinen viel niedriger geblieben.

Allergische Erkrankungen: Statistik und Epidemiologie
Art der Allergie Vereinigte Staaten Vereinigtes Königreich
Allergische Rhinitis 35,9 Millionen (etwa 11 % der Bevölkerung) 3,3 Millionen (ca. 5,5 % der Bevölkerung)
Asthma 10 Millionen Menschen haben allergisches Asthma (ca. 3 % der Bevölkerung). Die Prävalenz von Asthma ist zwischen 1980 und 1994 um 75 % gestiegen. Die Prävalenz von Asthma ist bei Afroamerikanern um 39 % höher als bei Europäern. 5,7 Millionen (etwa 9,4 %). Bei den Sechs- und Siebenjährigen nahm Asthma innerhalb von fünf Jahren von 18,4 % auf 20,9 % zu, während die Rate bei den 13- bis 14-Jährigen im gleichen Zeitraum von 31 % auf 24,7 % sank.
Atopisches Ekzem Etwa 9 % der Bevölkerung. Zwischen 1960 und 1990 ist die Prävalenz bei Kindern von 3% auf 10% gestiegen. 5,8 Millionen (etwa 1% schwer).
Anaphylaxie Mindestens 40 Todesfälle pro Jahr aufgrund von Insektengift. Etwa 400 Todesfälle aufgrund von Penicillin-Anaphylaxie. Etwa 220 Fälle von Anaphylaxie und 3 Todesfälle pro Jahr sind auf eine Latexallergie zurückzuführen. Jährlich sterben schätzungsweise 150 Menschen an Anaphylaxie aufgrund von Nahrungsmittelallergien. Zwischen 1999 und 2006 traten 48 Todesfälle bei Menschen im Alter von fünf Monaten bis 85 Jahren auf.
Insektengift Etwa 15 % der Erwachsenen haben leichte, lokal begrenzte allergische Reaktionen. Systemische Reaktionen treten bei 3 % der Erwachsenen und bei weniger als 1 % der Kinder auf. Unbekannt
Medikamentenallergien Anaphylaktische Reaktionen auf Penicillin führen zu 400 Todesfällen pro Jahr. Unbekannt
Nahrungsmittelallergien 7,6 % der Kinder und 10,8 % der Erwachsenen. Eine Allergie gegen Erdnüsse und/oder Baumnüsse (z. B. Walnüsse) betrifft etwa drei Millionen Amerikaner, das sind 1,1 % der Bevölkerung. 5-7 % der Säuglinge und 1-2 % der Erwachsenen. Zwischen 2001 und 2005 wurde ein Anstieg der Erdnussallergien um 117,3 % beobachtet, in England sind schätzungsweise 25 700 Menschen betroffen.
Mehrfachallergien (Asthma, Ekzem und allergische Rhinitis zusammen) Unbekannt 2,3 Millionen (etwa 3,7 %), die Prävalenz ist zwischen 2001 und 2005 um 48,9 % gestiegen.

Wechselnde Häufigkeit

Obwohl genetische Faktoren für die Anfälligkeit für atopische Erkrankungen ausschlaggebend sind, ist die Zunahme der Atopie innerhalb eines zu kurzen Zeitraums eingetreten, um durch eine genetische Veränderung in der Bevölkerung erklärt werden zu können, was auf Veränderungen in der Umwelt oder im Lebensstil hindeutet. Es wurden mehrere Hypothesen aufgestellt, um diese erhöhte Rate zu erklären: eine erhöhte Exposition gegenüber mehrjährigen Allergenen aufgrund von Veränderungen in den Wohnverhältnissen und der zunehmenden Zeit, die in Innenräumen verbracht wird, sowie Veränderungen in der Sauberkeit oder Hygiene, die zu einer verringerten Aktivierung eines gemeinsamen Immunkontrollmechanismus geführt haben, gekoppelt mit Veränderungen in der Ernährung, Fettleibigkeit und einem Rückgang der körperlichen Bewegung. Die Hygienehypothese besagt, dass ein hoher Lebensstandard und hygienische Bedingungen Kinder weniger Infektionen aussetzen. Man geht davon aus, dass weniger bakterielle und virale Infektionen im frühen Alter das heranreifende Immunsystem von TH1-Reaktionen ablenken und zu unkontrollierten TH2-Reaktionen führen, die eine Zunahme von Allergien ermöglichen.

Veränderungen der Infektionsraten und -arten allein können jedoch die beobachtete Zunahme allergischer Erkrankungen nicht erklären, und neuere Erkenntnisse haben die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des mikrobiellen Umfelds im Magen-Darm-Trakt gelenkt. Es hat sich gezeigt, dass die Exposition gegenüber Lebensmitteln und fäkal-oralen Krankheitserregern wie Hepatitis A, Toxoplasma gondii und Helicobacter pylori (die in Entwicklungsländern tendenziell häufiger vorkommen) das Gesamtrisiko einer Atopie um mehr als 60 % senken kann, und eine erhöhte Rate von Parasiteninfektionen wurde mit einer geringeren Prävalenz von Asthma in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass diese Infektionen ihre Wirkung durch eine kritische Veränderung der TH1/TH2-Regulation entfalten. Wichtige Elemente der neueren Hygienehypothesen sind auch die Exposition gegenüber Endotoxinen, der Umgang mit Haustieren und das Aufwachsen auf einem Bauernhof.

Vorgeschichte

Einige Symptome, die auf allergische Erkrankungen zurückzuführen sind, werden in antiken Quellen erwähnt. Insbesondere bei drei Mitgliedern der römischen Julio-Claudianer-Dynastie (Augustus, Claudius und Britannicus) wird eine familiäre Vorbelastung mit Atopie vermutet. Der Begriff der "Allergie" wurde ursprünglich 1906 von dem Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet eingeführt, nachdem er festgestellt hatte, dass Patienten, die eine Injektion mit Pferdeserum oder Pockenimpfstoff erhalten hatten, in der Regel schneller und heftiger auf eine zweite Injektion reagierten. Pirquet nannte dieses Phänomen "Allergie", abgeleitet von den altgriechischen Worten ἄλλος allos für "anders" und ἔργον ergon für "Arbeit".

Früher wurden alle Formen von Überempfindlichkeit als Allergien eingestuft, und man ging davon aus, dass sie alle durch eine unangemessene Aktivierung des Immunsystems verursacht werden. Später stellte sich heraus, dass mehrere verschiedene Krankheitsmechanismen beteiligt waren, deren gemeinsamer Nenner eine gestörte Aktivierung des Immunsystems war. 1963 wurde von Philip Gell und Robin Coombs ein neues Klassifizierungsschema entworfen, das vier Arten von Überempfindlichkeitsreaktionen beschrieb, die als Überempfindlichkeit vom Typ I bis Typ IV bekannt sind. Mit dieser neuen Klassifizierung wurde das Wort Allergie, das manchmal auch als echte Allergie bezeichnet wird, auf Überempfindlichkeiten vom Typ I (auch als sofortige Überempfindlichkeit bezeichnet) beschränkt, die als sich schnell entwickelnde Reaktionen unter Beteiligung von IgE-Antikörpern gekennzeichnet sind.

Ein wichtiger Durchbruch im Verständnis der Mechanismen der Allergie war die Entdeckung der Antikörperklasse Immunglobulin E (IgE). IgE wurde 1966-67 gleichzeitig von zwei unabhängigen Gruppen entdeckt: Ishizakas Team am Children's Asthma Research Institute and Hospital in Denver, USA, und von Gunnar Johansson und Hans Bennich in Uppsala, Schweden. Ihre gemeinsame Arbeit wurde im April 1969 veröffentlicht.

Diagnose

Zu den radiometrischen Tests gehört der Radioallergosorptionstest (RAST-Test), bei dem mit radioaktiven Isotopen markierte IgE-bindende (Anti-IgE-) Antikörper zur Quantifizierung der IgE-Antikörper im Blut verwendet werden. Andere neuere Methoden verwenden anstelle von radioaktiven Isotopen eine kolorimetrische oder fluoreszenzmarkierte Technologie.

Die RAST-Methode wurde 1974 von Pharmacia Diagnostics AB, Uppsala, Schweden, erfunden und vermarktet; die Abkürzung RAST ist eigentlich ein Markenname. Die Abkürzung RAST ist eigentlich ein Markenname. 1989 ersetzte Pharmacia Diagnostics AB den Test durch einen besseren Test namens ImmunoCAP Spezifischer IgE-Bluttest, der die neuere fluoreszenzmarkierte Technologie verwendet.

Das American College of Allergy Asthma and Immunology (ACAAI) und die American Academy of Allergy Asthma and Immunology (AAAAI) haben 2008 den gemeinsamen Task-Force-Bericht "Pearls and pitfalls of allergy diagnostic testing" herausgegeben, in dem sie eindeutig erklären, dass der Begriff RAST inzwischen veraltet ist:

Der Begriff RAST wurde zu einem umgangssprachlichen Ausdruck für alle Arten von (In-vitro-Allergie-)Tests. Dies ist bedauerlich, da es anerkanntermaßen gut funktionierende und weniger gut funktionierende Tests gibt, die jedoch alle als RAST bezeichnet werden, so dass es schwierig ist, die einzelnen Tests zu unterscheiden. Aus diesen Gründen wird nun empfohlen, die Verwendung von RAST als allgemeine Bezeichnung für diese Tests aufzugeben.

Die neue Version, der ImmunoCAP-Bluttest für spezifisches IgE, ist der einzige spezifische IgE-Test, der von der Food and Drug Administration für die quantitative Messung bis zur Nachweisgrenze von 0,1 kU/l zugelassen wurde.

Medizinisches Fachgebiet

Allergologe/Immunologe
Beruf
Namen
  • Arzt
Art des Berufes
Fachgebiet
Tätigkeitsbereiche
Medizin
Beschreibung
Erforderliche Ausbildung
  • Doktor der Medizin (M.D.)
  • Doktor der Osteopathischen Medizin (D.O.)
  • Bachelor der Medizin, Bachelor der Chirurgie (M.B.B.S.)
  • Bachelor der Medizin, Bachelor der Chirurgie (MBChB)
Bereiche
Beschäftigung
Krankenhäuser, Kliniken

Ein Allergologe ist ein Arzt, der speziell für die Behandlung von Allergien, Asthma und anderen allergischen Erkrankungen ausgebildet ist. In den Vereinigten Staaten haben Ärzte, die vom American Board of Allergy and Immunology (ABAI) zertifiziert sind, ein akkreditiertes Ausbildungsprogramm und ein Bewertungsverfahren erfolgreich absolviert, einschließlich einer Prüfung zum Nachweis von Kenntnissen, Fähigkeiten und Erfahrung in der Patientenversorgung im Bereich Allergie und Immunologie. Um Allergologe/Immunologe zu werden, muss eine mindestens neunjährige Ausbildung absolviert werden. Nach Abschluss des Medizinstudiums und dem Erwerb des Doktorgrades absolviert der Arzt eine dreijährige Ausbildung in Innerer Medizin (zum Internisten) oder Pädiatrie (zum Kinderarzt). Nach Abschluss der Ausbildung in einem dieser Fachgebiete müssen die Ärzte das Examen entweder des American Board of Pediatrics (ABP), des American Osteopathic Board of Pediatrics (AOBP), des American Board of Internal Medicine (ABIM) oder des American Osteopathic Board of Internal Medicine (AOBIM) ablegen. Internisten oder Kinderärzte, die sich auf das Teilgebiet der Allergie-Immunologie spezialisieren möchten, absolvieren dann ein mindestens zweijähriges Zusatzstudium, ein so genanntes Fellowship, in einem Ausbildungsprogramm für Allergie/Immunologie. Allergologen/Immunologen, die als ABAI-zertifiziert gelten, haben die Zertifizierungsprüfung der ABAI im Anschluss an ihr Fellowship erfolgreich bestanden.

Im Vereinigten Königreich ist die Allergie ein Teilgebiet der Allgemeinmedizin oder der Pädiatrie. Nach dem Erwerb eines Postgraduierten-Examens (MRCP oder MRCPCH) arbeitet ein Arzt mehrere Jahre lang als Facharzt (specialist registrar), bevor er sich für das Facharztregister des General Medical Council qualifiziert. Allergiebehandlungen können auch von Immunologen durchgeführt werden. In einem Bericht des Royal College of Physicians aus dem Jahr 2003 wurde eine Verbesserung der als unzureichend empfundenen Allergiedienste im Vereinigten Königreich gefordert. Im Jahr 2006 berief das House of Lords einen Unterausschuss ein. Dieser kam 2007 ebenfalls zu dem Schluss, dass die Allergiedienste unzureichend sind, um das, was die Lords als "Allergieepidemie" bezeichneten, und die damit verbundenen sozialen Kosten zu bewältigen; er sprach mehrere Empfehlungen aus.

Forschung

Es werden allergenarme Lebensmittel entwickelt, ebenso wie Verbesserungen bei der Vorhersage von Hautstichtests, die Bewertung des Atopie-Pflastertests, die Vorhersage der Ergebnisse von Wespenstichen, eine schnell zerfallende Epinephrintablette und ein Anti-IL-5 für eosinophile Erkrankungen.

Geschichte und Begriffsentstehung

Schon aus dem alten Ägypten und aus dem alten Rom sind Krankheitsbeschreibungen bekannt, die man heute als Allergie bezeichnen würde.

Seine Beobachtung, dass manche Menschen Schnupfen und Atemwegsverengungen zeigen, wenn sie sich in der Nähe blühender Rosen aufhalten, bezeichnete der italienische Chirurg Leonardo Botallo 1565 als „Rosenerkältung“. Eine von der Jahreszeit abhängige Nasenerkrankung beschrieb 1819 der Londoner Arzt John Bostock. Dass Gräserpollen die auslösende Ursache für diesen „Heuschnupfen“ sind, erkannten 1870 Charles Blackley in England und unabhängig von diesem Morrill Wyman an der Harvard University. 1903 hat der Deutsche Wilhelm P. Dunbar bei Versuchspersonen Heuschnupfensymptome durch mit Pollen versetzte Salzlösungen ausgelöst.

Der Begriff Allergie (griechische Übersetzung von „Anders-Reaktion“, welche auch von Robert Koch bei Anwendung von Tuberkulin beschrieben wurde) wurde 1906 von Clemens von Pirquet, einem Wiener Kinderarzt, der Erscheinungen nach Erst- und Reinjektion von Diphterieseren untersuchte, in Analogie zu Energie geprägt in der Hinsicht, dass „der en-érgeia, einer körpereigenen (inneren) Kraft, eine all(o)-érgeia als Ausdruck von Reaktionen auf körperfremde Stoffe gegenübertrete“. Pirquet definierte Allergie weit gefasst als „veränderte Fähigkeit des Körpers, auf eine fremde Substanz zu reagieren“. In dieser Definition sind sowohl verstärkte (Hyperergie), verminderte (Hypoergie) wie auch fehlende (Anergie) Reaktivitäten einbezogen. Pirquet erkannte als erster, dass Antikörper nicht nur schützende Immunantworten vermitteln, sondern auch Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können. Er gilt als Begründer der klinischen Allergielehre.

Bereits 1902 hatten Charles Richet und Paul Portier (1866–1962) bei Hunden eine veränderte Reaktion auf eine niedrigdosierte Toxingabe beobachtet, nachdem die Versuchstiere eine Vergiftung mit diesen intravenös und hochdosiert verabreichten Toxinen überstanden hatten. Diese nach zwei bis drei Wochen aufgetretene Überempfindlichkeit, welche trotz ungefährlicher Toxindosis zum Tod der Tiere führte, nannte Richet Anaphylaxie. Der französische Physiologe Maurice Arthus konnte 1903 beobachten, dass auch nichttoxische Stoffe, nämlich „artfremde Eiweiße“, nach Vorbehandlung damit eine Überempfindlichkeit nach erneutem Einspritzen (Reinjektion) verursachen können.

Verbreitung

Allergien sind häufige Erkrankungen. Hierbei nehmen die Inhalationsallergien wie Heuschnupfen eine besonders prominente Stellung ein.

In Deutschland, zu Beginn der 1990er-Jahre, gaben 9,6 % der Befragten beim Bundes-Gesundheitssurvey an, dass sie schon einmal Heuschnupfen hatten. Es gab in den alten Bundesländern einen deutlich höheren Anteil Betroffener (10,6 %) als in den neuen Bundesländern (5,8 %). Zwischen Männern und Frauen war jeweils kaum ein Unterschied zu verzeichnen.

Ende der 1990er-Jahre waren beim BGS98 14,5 % der Bevölkerung (15,4 % der Frauen und 13,5 % der Männer) betroffen. Die Verbreitung war sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern deutlich gewachsen. Bei den Frauen fiel diese Zunahme jeweils größer aus, sodass sich bis 1998 ein geschlechtsspezifischer Unterschied herausgebildet hatte.

Weitere 10 Jahre später, beim DEGS1, der von 2008 bis 2011 durchgeführt wurde, hatten sich die Zahlen auf diesem hohen Niveau stabilisiert (14,8 % gesamt, 16,5 % der Frauen und 13,0 % der Männer).

Dass sich zwischen Anfang und Ende der 1990er-Jahre nicht lediglich das Antwortverhalten der Befragten verändert hat, sondern es sich um einen tatsächlichen Anstieg der Heuschnupfenhäufigkeit handelte, konnte durch vergleichende Analysen und durch Laboruntersuchungen herausgefunden werden. Auf der Basis von allergenspezifischen IgE-Tests wurde stichprobenartig bei den Gesundheitssurveys die Sensibilisierung auf Inhalationsallergene überprüft.

Im Nationalen Untersuchungssurvey 1990–1992 lag die Rate der Sensibilisierungen auf Inhalationsallergene – genau wie die Heuschnupfenprävalenz – in den alten Bundesländern (27,4 %) höher als in den neuen Bundesländern (24,1 %). Die Gesamtrate betrug 26,7 %. Bis zum Ende der 1990er Jahre kam es gemäß BGS98 zu einem deutschlandweiten Anstieg der Sensibilisierungsrate auf 31,2 %. Diese Zunahme war etwas weniger ausgeprägt als die beim selbst berichteten Heuschnupfen. Der Anstieg in West (auf 31,9 %) und Ost (auf 28,5 %) verlief ähnlich.

Thesen über die Ursachen der Zunahme allergischer Erkrankungen

Eine befriedigende Erklärung für die Zunahme allergischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten gibt es – wie auch für die Zunahme der Autoimmunerkrankungen – bisher nicht, wohl aber einige Thesen:

Hygienehypothese

Einige Forscher führen den beobachteten Anstieg allergischer Erkrankungen in westlichen Industrieländern auf die sogenannte „Dreck- und Urwaldhypothese“ zurück. Diese geht von einer mangelnden Aktivierung („Unterforderung“) des Immunsystems – vor allem in der Kindheit und frühen Jugend – durch übertriebene Hygienemaßnahmen aus. Es wird vermutet, dass der Kontakt mit bestimmten Bakterien insbesondere in den ersten Lebensmonaten wichtig ist, um das Immunsystem, das während der Schwangerschaft eher Typ2-T-Helferzellen-lastig ist, wieder in Richtung einer Typ1-T-Helferzellen-Antwort zu lenken, die weniger mit allergischen Reaktionen assoziiert ist. Eine prominente Studie zum Thema ist die ALEX-Studie.

Umweltverschmutzung

Umweltfaktoren wird eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Allergien zugesprochen. Es konnte bewiesen werden, dass Kinder seltener an Allergien litten, je mehr Endotoxin im täglichen Umfeld dieser nachgewiesen werden konnte.

Allergene wie das Hauptallergen der Birke, Bet v 1, können sich an Dieselrußpartikel (auch Feinstaub) anheften und so beim Einatmen unter Umständen in tiefere Lungenabschnitte gelangen. Es ist möglich, dass die Dieselrußpartikel als „Träger“ der Allergene auch eine adjuvante (unterstützende) Wirkung haben und somit eine Sensibilisierung fördern.

Die Umweltverschmutzung sorgt auch bei Haselsträuchern für Stress und verändert die Eiweißbildung derart, dass die betroffenen Menschen immer heftiger darauf reagieren.

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums in München haben herausgefunden, dass sich die allergischen Reaktionen des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) verstärken, wenn sie mit Stickstoffdioxid in Verbindung treten. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Allergene und macht sie aggressiver. Die Pollen der Ambrosia zählen zu den stärksten Allergieauslösern.

Kindliche Allergien durch Medikamente

Ein Zusammenhang zwischen Allergien und Impfungen besteht nicht. Im Gegenteil war in der DDR die Durchimpfungsrate deutlich höher (nahe 100 %) und zugleich die Allergierate niedriger als in der BRD (bis 1989) und es gibt Hinweise, dass Impfungen das Allergierisiko senken können.

Neu in der Diskussion sind Studien zur kindlichen Vitamin-D-Prophylaxe, zu Paracetamol und zur Antibiotikatherapie.

Erhöhte Allergenexposition

Diese Überlegung bezieht sich darauf, dass aufgrund einer erhöhten Allergenexposition vermehrt Sensibilisierungen stattfinden könnten. Ursachen für eine erhöhte Exposition könnten sein: die Zunahme des Pollenflugs infolge einer Stressreaktion von Bäumen auf die Erderwärmung oder Schadstoffbelastung, die Zunahme der Milbenexposition durch verbesserte Isolierung der Häuser, der vermehrte Konsum exotischer Lebensmittel wie Kiwi.

Veränderungen in der kommensalen Flora

Veränderungen in der kommensalen Flora könnten ebenfalls das Immunsystem beeinflussen und im Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von Allergien stehen. Veränderungen in der Darmflora können durch den Einsatz von Antibiotika und durch moderne Ernährungsgewohnheiten ausgelöst werden. Die Bakterienflora der Haut könnte durch die Einführung von Windeln verändert worden sein.

Es wird diskutiert, ob Probiotika einen günstigen Effekt auf die Entwicklung von Allergien haben könnten.

Veränderte Lebensgewohnheiten

Es gibt etliche weitere Faktoren, von denen ebenfalls vermutet wird, dass sie die Entstehung allergischer Erkrankungen begünstigen können. Dies sind Rauchen, Autoabgase, Stress, kleinere Familien, veränderte Ernährung, aber auch ein veränderter individueller Lebensstil, der sich auf die Entwicklung von Atopie und Allergien auswirken könnte, wie die kürzere Stillzeit junger Mütter und ein dadurch bedingtes höheres Allergierisiko des Kindes. Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft Kontakt zu Tieren, Getreide oder Heu hatten, bekommen im späteren Leben seltener allergische Atemwegs- und Hauterkrankungen. Für einen optimalen Schutz ist aber ein anhaltender Kontakt zu Nutztieren oder Getreide nötig.

Ursachen allergischer Erkrankungen

Nicht genetische Faktoren

Gestörte Barrierefunktion der Haut

Ursache einer Allergie kann auch eine gestörte Barrierefunktion und eine damit verbundene erhöhte Durchlässigkeit von Haut und Schleimhaut sein, z. B. durch bakterielle oder virale Infekte oder durch chemische Irritation.

Intensive Allergenexposition

Auch eine verstärkte Allergenexposition kann bei entsprechender Veranlagung zu Allergien führen. Diese Form der Allergie spielt besonders bei berufsbedingten Allergien eine Rolle.

Stress

Körperlicher oder psycho-sozialer Stress ist nicht Ursache einer Allergie. Stress beeinflusst aber das Immunsystem. Körperlicher und/oder psycho-sozialer Stress kann deshalb eine bestehende Allergie verstärken oder aber bei einer bestehenden Sensibilisierung Auslöser für die allergische Erkrankung sein.

Auslöser

Allergene

Auslöser von Allergien sind Allergene. Hier reagiert das Immunsystem in überempfindlicher Weise (Sensibilisierung) auf bestimmte Allergene. Allergene sind Antigene, also Substanzen, die vom Körper als fremd erkannt werden und eine spezifische Immunantwort auslösen. Diese normale körperliche Reaktion ist bei der Allergie fehlgeleitet, sodass eigentlich harmlose Antigene zu allergieauslösenden Allergenen werden. Es gibt eine Vielzahl von Allergenen. Meistens sind Allergene Polypeptide oder Proteine.

Allergene können nach unterschiedlichen Gesichtspunkten eingeteilt werden:

  • nach der Allergenquelle (z. B. Tierallergene, siehe insbesondere Allergie gegen Katzenepithelien, Pollenallergene, Hausstaubmilbenallergene)
  • nach der Art des Kontakts mit den Allergenen (z. B. Inhalationsallergene, Nahrungsmittelallergene)
  • nach dem Pathomechanismus, durch den die Allergene eine allergische Reaktion auslösen (z. B. IgE-reaktive Allergene, Kontaktallergene)
  • nach ihrer allergenen Potenz in Haupt- und Nebenallergene
  • nach ihrer Aminosäuresequenz in bestimmte Allergengruppen (z. B. Gruppe-5-Graspollenallergene) oder in bestimmte Proteinfamilien (z. B. Lipocaline, Profiline).

Allergene können vom Körper durch Inhalation, durch Ingestion, durch Hautkontakt oder durch Injektion (darunter fallen auch Insektenstiche), aufgenommen werden.

Nicht immunogene Substanzen

Allergien gegen Wasser und Zucker sind per Definition nicht möglich, da einer Allergie eine unangemessene Immunantwort auf ein Allergen zu Grunde liegt. Wasser und Zucker sind aber nicht immunogen und daher auch nicht „allergisierend“. Eine Erkrankung, die gelegentlich als Wasserallergie bezeichnet wird, ist die extrem seltene aquagene Urtikaria (Wassernesselsucht). Als Wasserallergie wird hin und wieder auch eine Immunantwort auf im Leitungswasser gelöste Stoffe bezeichnet.

Sensibilisierung

Eine Allergie setzt eine Sensibilisierung voraus. Unter Sensibilisierung versteht man den 1. Kontakt mit dem Allergen und der für dieses Allergen spezifischen Immunantwort des Körpers. Diese Sensibilisierung verursacht keine Krankheitssymptome, kann aber im Blut nachgewiesen werden. Erst bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen nach Abschluss der Sensibilisierungsphase (5 Tage bis mehrere Jahre) treten bei Allergikern die allergischen Krankheitssymptome auf.

Stillen

Die optimale Ernährung für Neugeborene ist das ausschließliche Stillen während mindestens der ersten 4 Lebensmonate. Es gibt retrospektive Studien, die beobachtet haben, dass gestillte Kinder seltener an Allergien leiden als nicht gestillte.

Hunde und Katzen

Es gibt auch Studien dazu, dass Haushunde und auch Hauskatzen vor Allergien schützen können. Diese sammeln im Freien Allergene ein, die dann später zu Hause an das Kind abgegeben werden. Dessen Immunsystem wird dann dazu trainiert, die Fremdkörper zwar zu erkennen, diese aber als harmlos einzustufen. Zumindest in einer tierexperimentellen Studie an Mäusen hat dies funktioniert.

Arbeitsschutz

Die exogen-allergische Alveolitis ist meist eine Berufskrankheit, die durch die Inhalation von bestimmten Stäuben (z. B. Mehl bei der Bäcker-Lunge) verursacht wird. Durch entsprechende Arbeitsschutz-Maßnahmen, wie das Tragen von Feinstaubmasken oder auch die Verwendung von Abzugshauben, kann der Allergenkontakt vermindert und die Mitarbeiter somit vor einer Sensibilisierung geschützt werden.

Symptome

Das Risiko an einer Allergie zu erkranken, wird durch genetisch fixierte Prädisposition, durch die aktuelle Abwehrlage der Körpergrenzflächen, durch Häufigkeit und Intensität der Allergenexposition und durch die allergene Potenz der betreffenden Substanz bestimmt. Die Symptome einer Allergie können mild bis schwerwiegend und in einigen Fällen sogar akut lebensbedrohlich sein. Expositionsbedingt kann es sein, dass die Symptome nur saisonal auftreten, etwa zur Zeit des entsprechenden Pollenflugs, oder dass die Symptome ganzjährig auftreten, wie bei einer Allergie gegen Hausstaubmilbenkot.

Je nachdem, mit welchem Organ Allergene durch den Körper aufgenommen werden, entstehen bei der Allergie unterschiedliche Krankheitssymptome. Allergiker können an einer Krankheitsform leiden, aber auch an Mischformen. Organmanifestationen können Respirationstrakt, Verdauungstrakt, Herz und Kreislauf, blutbildende Organe, Haut, Nieren, Gelenke und das Nervensystem betreffen.

Symptome durch Inhalationsallergene

Inhalationsallergien gehören zu den Typ-1-Allergien vom Soforttyp. Inhalationsallergene werden über die Atmungsorgane aufgenommen und/oder gelangen über die Schleimhäute von Nase und Augen in den Körper. Zu den Inhalationsallergenen gehören z. B. Allergene aus Pollen, Pilzsporen, tierischen Epithelien, Federstaub, Speichel, Schweiß, Urin und Kot, Milbenkot, Insektenschüppchen, Holz- und Mehlstaub, Formaldehyd und Harzen.

Inhalationsallerge lösen primär Atemwegssymptome aus, können sekundär aber auch Haut- und Darmsymptome sowie Kreislauf- und Nervenreaktionen auslösen. Typische allergische Erkrankungen durch Inhalationsallergene sind Allergische Rhinitis (Heuschnupfen), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Hustenreiz, bronchiale Hyperreaktivität, Asthma bronchiale.

Symptome durch Ingestionsallergene

Ingestionsallergene werden durch den Mund bzw. den Verdauungstrakt aufgenommen. Manche Ingestionsallergene werden erst im Laufe des Verdauungsprozesses freigesetzt und vom Körper aufgenommen. Die Symptome einer Allergie gegen Nahrungsmittel oder gegen oral aufgenommene Medikamente kann deshalb innerhalb weniger Minuten oder auch erst mehrere Stunden nach der Nahrungsaufnahme/ Medikamenteneinnahme auftreten, obwohl es sich bei der Nahrungsmittelallergie um eine Typ-I-Soforttyp-Allergie handelt. Die Arzneimittelallergie kann in Form eines Arzneimittelexanthems auch als Typ-IV-Spätreaktion auftreten.

Ingestionsallergene können bei entsprechend veranlagten und sensibilisierten Menschen primär Verstopfung, Brechdurchfall oder abdominale Koliken verursachen, über die Aufnahme der Allergene durch das Blut auch Haut- und/oder Atemwegssymptome.

Symptome durch Kontaktallergene

Allergischer Hautausschlag

Kontaktallergene werden über die Haut aufgenommen. Sie überwinden die Barrierefunktion der Haut. Kontaktallergene können sowohl eine Sofortreaktion der Haut auslösen z. B. Kontakturtikaria oder auch eine Spätreaktion (Typ-IV-Spättyp-Allergie), die erst nach 12 bis 72 Stunden eintritt, z. B. das allergische Kontaktekzem.

Symptome durch Injektionsallergene

Injektionsallergene werden durch Injektion oder Infusion in den Körper eingebracht. Die Barrierefunktion von Haut und Schleimhaut wird dadurch umgangen. Zu den Injektionsallergenen gehören tierische Gifte (z. B. von Bienen, Wespen, Feuerameisen, Quallen, Seeanemonen, Feuerkorallen) und Medikamente (z. B. Penicillin).

Zu den typischen allergischen Reaktionen durch Injektionsallergene gehören eine gesteigerte örtliche Reaktion und/oder anaphylaktische Reaktionen.

Systemische Reaktionen

Unabhängig davon, mit welchem Organ Allergene vom Körper aufgenommen werden, kann eine Allergie auch systemische Reaktionen verursachen, die den gesamten Körper betreffen, z. B. Urtikaria und anaphylaktische Reaktionen.

Kreuzallergie

Unter einer Kreuzallergie versteht man eine Sensibilisierung gegenüber biologisch oder chemisch verwandten Substanzen. Die Struktur dieser Substanzen ist teilweise identisch, so dass vom Immunsystem mehrere unterschiedliche Substanzen als Allergen erkannt werden können, obwohl eine Sensibilisierung nur gegen eine der Substanzen vorliegt. Beispielsweise können Allergiker gegen Birkenpollen auch auf Äpfel allergisch reagieren. Die allergische Reaktion kann bei der Kreuzallergie bereits beim Erstkontakt erfolgen, wenn es vorher eine Sensibilisierung mit einer ähnlichen Substanz gab.

Systematik von Allergien nach Pathomechanismus

Coombs und Gell haben 1963 als erste Menschen Allergien nach ihrem pathophysiologischen Mechanismen in vier Typen eingeteilt, die sich überlappen können:

Frühtypen

Die Frühtypen (Typ-I- bis Typ-III-Allergien), genannt auch allergische Sofortreaktionen, werden durch Antikörper vermittelt (humorale Allergie).

Typ-II-Allergie (zytotoxischer Typ)

Bei der Typ-II-Allergie kommt es zur Bildung von Immunkomplexen aus membranständigen Antigenen (z. B. Medikamenten, Blutgruppenantigenen) mit zirkulierenden IgG- oder IgM-Antikörpern. Dadurch werden das Komplementsystem oder zytotoxische Killerzellen aktiviert und es kommt zur Zytolyse (Zerstörung) körpereigener Zellen.

Die allergische Reaktion bei der Typ-II-Allergie erfolgt nach 6 bis 12 Stunden.

Typische Krankheiten für die Typ-II-Allergie:

  • allergisch bedingte Hämolytische Anämie
  • Thrombopenie
  • Agranulozytose
  • Transfusionszwischenfälle
  • Goodpasture-Syndrom

Typ-III-Allergie (Immunkomplextyp, Arthus-Typ)

Bei der Typ-III-Allergie werden Immunkomplexe aus präzipitierenden IgG- und IgM-Antikörpern und Allergenen gebildet. Dadurch werden Komplementfaktoren aktiviert, insbesondere C3a und C5a. Diese speziellen Teile des Komplementsystems führen zur Phagozytose (aktiven Aufnahme) der Immunkomplexe durch Granulozyten unter Freisetzung gewebeschädigender Enzyme, z. B. Elastase, Kollagenase, Myeloperoxidase.

Die allergische Reaktion bei der Typ-III-Allergie erfolgt nach 6 bis 12 Stunden.

Typische Krankheiten für die Typ-III-Allergie:

  • Serumkrankheit
  • allergische Vaskulitis
  • exogen-allergische Alveolitis
  • Allergische bronchopulmonale Aspergillose

Allergietests

Auch ein positiver Allergietest ist allein kein Nachweis für eine Allergie. Die Diagnose Allergie kann nur im Zusammenhang mit dem Allergietest und den klinischen Beschwerden gestellt werden. Durch den Hauttest und den Bluttest wird lediglich die Sensibilisierung gegen eine bestimmte Substanz nachgewiesen. Diese Testungen sagen wenig darüber aus, ob überhaupt Beschwerden bestehen oder über die Art oder Schwere der Beschwerden. Mit den Provokationstests werden eine Unverträglichkeit und das Beschwerdebild dieser Unverträglichkeit nachgewiesen, aber nicht, ob es sich bei dieser Unverträglichkeit tatsächlich um eine Allergie handelt.

Provokationstests

Bei Provokationstests wird das vermutete Allergen dem Patienten nicht über die Haut, sondern in anderer Form zugeführt. Der wesentliche Vorteil der Provokationstests liegt darin, dass eine Beschwerde-Auslösung nachgewiesen werden kann und nicht nur wie beim Bluttest mittels Nachweis von IgE-Antikörpern eine Sensibilisierung. Da bei Provokationstests unerwartet heftige Krankheitszeichen bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auftreten können, sollten sie nur von einem allergologisch erfahrenen Arzt durchgeführt werden, der erforderlichenfalls auch die entsprechenden Notfallmaßnahmen durchführen kann.

Rhinomanometrie

Bei allergischer Rhinoconjunctivitis (Heuschnupfen) kann zur Provokation ein Allergenextrakt in die Nase gesprüht werden und anschließend die allergische Reaktion gemessen werden, indem die Schwellung der Nasenschleimhaut mittels einer sogenannten Rhinomanometrie oder der Tryptase-Spiegel im Blut gemessen wird.

Lungenfunktionsprüfung

Bei allergischem Asthma erfolgt die Provokation durch die Inhalation eines Allergenextrakts mit anschließender Erfassung der allergischen Reaktion mit einer Lungenfunktionsprüfung. Da Asthma meist mit einer bronchialen Hyperregibilität einhergeht, kann auch unspezifisch mit ansteigenden Konzentrationen einer Methacholin-Lösung provoziert werden (Methacholintest).

Doppelblinde plazebokontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation

Bei schweren Nahrungsmittelallergien kann die double blind placebo controlled food challenge (Doppelblinde plazebokontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation (DBPCFC)) angewendet werden. Dabei werden einer hypoallergenen Grundnahrung nach und nach verschiedene Nahrungsmittel so zugefügt, dass weder der Patient noch der Arzt das Nahrungsmittel erkennen kann. Dabei wird die Verträglichkeit beobachtet. So kann festgestellt werden, welche Nahrungsmittel allergische Reaktionen auslösen, und es können andersherum auch Nahrungsmittel identifiziert werden, die gefahrlos konsumiert werden können. Dieses Verfahren ist allerdings sehr zeitaufwändig und kann i. d. R. nur stationär durchgeführt werden.

Blutuntersuchungen

ECP

Ein weiterer Parameter, der in Blutproben gemessen werden kann, ist das eosinophile kationische Protein (ECP). ECP wird von aktivierten Eosinophilen ausgeschüttet. ECP ist ein Entzündungsparameter und wird zur Verlaufskontrolle bei allergischem Asthma oder bei atopischer Dermatitis bestimmt.

Tryptase

Tryptase kann ebenfalls in Blutproben nachgewiesen werden. Tryptase wird von aktivierten Mastzellen ausgeschüttet und ist ein für aktivierte Mastzellen hochspezifischer Parameter. Der Tryptase-Spiegel wird auch bestimmt zur Diagnostik beim anaphylaktischen Schock, zur postmortalen Diagnose beim Asthmatod, zur Diagnostik der Mastozytose und bei der Provokationstestung bei allergischer Rhinitis.

LTT

Durch einen Lymphozytentransformationstest (LTT) kann die Bestimmung sensibilisierter Lymphozyten nachgewiesen und quantifiziert werden. Dies kann bei bestimmten Typ-IV-(Spät-)Allergien sinnvoll sein.

Therapie

Allergenkarenz

Die Allergenkarenz, d. h. die Allergenvermeidung, ist bei sensibilisierten Personen die optimale Therapie, um eine Allergie zu vermeiden, da eine Allergie nur bei einem Kontakt mit dem entsprechenden Allergen auftreten kann. Eine fortgesetzte Allergenbelastung steigert die Immunantwort auf das Allergen, während eine dauerhafte Allergenkarenz die Sensibilisierung zwar nicht aufhebt, die spezifische Immunantwort aber abschwächt. Wenn die strikte Vermeidung eines Allergens nicht möglich ist, sollte eine möglichst weitgehende Verringerung der Allergenbelastung erfolgen, da eine Allergie auch von der Intensität der Allergenbelastung abhängt.

Bestimmte Produkte, wie milbendichte Matratzenbezüge bei der Hausstaubmilbenallergie oder Pollenfilter in Klimaanlagen bei der Pollenallergie, helfen, den Allergenkontakt zu reduzieren. Auch wenn bei der Tierhaarallergie ein Verzicht auf Haustiere den Allergenkontakt stark reduziert, so sind Tierhaarallergene sehr stabil, werden verschleppt und können auch an Orten wie Schulen nachgewiesen werden, an denen normalerweise keine Tiere gehalten werden. Nahrungsmittelallergene hingegen können meistens sehr gut vermieden werden.

Medikamentöse Therapie

Die meisten Allergien werden mit Medikamenten behandelt, die das Auftreten von allergischen Symptomen mildern oder verhindern, aber keine Heilung von der allergischen Erkrankung bewirken können. Diese Antiallergika werden je nach Krankheitsform und Schwere der Erkrankung in unterschiedlichen Darreichungsformen (Tabletten, Nasensprays, Asthmasprays, Augentropfen, Cremes, Salben und Injektionen) und in unterschiedlichen Intervallen (bei akutem Bedarf, prophylaktisch, dauerhaft) angewendet.

Eingesetzte Wirkstoffe zur Allergiebehandlung sind

  • Antihistaminika, (zum Beispiel Loratadin)
  • Adrenalin (bei schweren Reaktionen)
  • Glukokortikoide, (zum Beispiel Prednison)
  • Mastzellstabilisatoren, (zum Beispiel Cromoglicinsäure)
  • pflanzliche Wirkstoffe (z. B. Extrakte aus der Wurzel der Tragant)
  • Bei Asthma
    • β2-Sympathomimetika, (zum Beispiel Salbutamol)
    • Leukotrienrezeptor-Antagonisten, (zum Beispiel Montelukast)
    • Theophyllin
    • der humanisierte monoklonale Antikörper Omalizumab (Xolair) bei schwerem allergischen Asthma
  • Schwere akute Fälle mit anaphylaktischem Schock sind lebensbedrohlich und erfordern ärztliche Notfallmaßnahmen.
    • Antihistaminika intravenös
    • Adrenalin intramuskulär und intravenös
    • Glukokortikoide
    • Infusionen zum Volumenersatz

Patienten, bei denen bekannt ist, dass sie Gefahr laufen, einen anaphylaktischen Schock zu erleiden (z. B. bei Insektengiftallergien), wird ein Notfallset mit Antihistaminikum, Glukokortikoid, eventuell einem Inhalationspräparat und einem Autoinjektor mit Adrenalin verschrieben (Adrenalin-Pen), welches sie stets bei sich tragen sollten.

Ausblicke

Verschiedene Wirkstoffe vor allem zur Dämpfung der Immunreaktion werden derzeit auf ihre Eignung als Medikament getestet.

Wirkstoff (Markenname) Wirkprinzip Status Quellen
CYT003-QbG10 Immunmodulator (T-Zellen Th2 -> Th1 Shift) Phase-II-Studien erfolgreich Q1 (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive)Q2Q3 (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive)
TOLAMBA Immunmodulator (T-Zellen Th2 -> Th1 Shift) Phase-II/III-Studie erfolgreich Q4
AIC Immunmodulator (Histamin-Reduktion) Phase-III-Studie läuft Q5

Prognose

Veränderte Reaktionsbereitschaft von Zellen

Besonders bei chronischem Verlauf der Typ-I-Allergie erhöht sich die Reaktionsbereitschaft von Mastzellen, Monozyten, sowie von basophilen und eosinophilen Granulozyten. Dadurch können die Symptome einer bestehenden Allergie verstärkt werden und/oder neue Allergien hinzutreten.

Etagenwechsel

Unter einem Etagenwechsel versteht man bei der Inhalationsallergie das Übergreifen IgE-vermittelter Allergiesymptome (Typ-1-Sofort-Allergie) von den Konjunktiven (Bindehaut des Auges) auf die Nasen- und Bronchialschleimhaut oder von den oberen Atemwegen auf die unteren Atemwege, ein Heuschnupfen wird zum allergischen Asthma. Auch das Hinzutreten weiterer Inhalationsallergien und/oder das Auftreten von Kreuzallergien wird als Etagenwechsel bezeichnet.

Unbehandelt führen 30–40 % aller Allergien gegen Inhalationsallergene zu einem Etagenwechsel.

Pseudoallergien und Intoleranzen

Allergie und Pseudoallergie

Es gibt Krankheiten, deren Symptome einer Allergie gleichen, die jedoch nicht immunologisch bedingt sind. Diese Krankheiten werden als Pseudoallergie oder Intoleranz bezeichnet.

Bei der Pseudoallergie werden die allergieähnlichen Symptome ausgelöst, indem Mastzellen unspezifisch aktiviert werden. Wenn Mastzellen aktiviert werden und degranulieren, dann setzen sie eine Reihe von Entzündungsmediatoren (z. B. Histamin) frei. Es entsteht eine Entzündungsreaktion, die sich in allergieähnlichen Symptomen äußert.

Während bei Allergien die Aktivierung der Mastzellen spezifisch erfolgt, nämlich dadurch, dass bestimmte Allergene an oberflächlich gebundene Antikörper binden können, so erfolgt die Mastzell-Aktivierung bei Pseudoallergien unspezifisch, also ohne Beteiligung der oberflächlich gebundenen Antikörper.

Abzugrenzen von der Pseudoallergie und der Allergie ist die Intoleranz, die ebenfalls allergieähnliche Symptome verursachen kann. Bei der Intoleranz handelt es sich um eine Stoffwechselstörung. Der Körper kann bestimmte Substanzen nicht oder nicht ausreichend verstoffwechseln, meistens aufgrund eines Enzymdefektes.

Arzt für Allergologie

Die Ausbildung zum Allergologen ist eine Zusatzausbildung für Fachärzte. Dieser Facharzt ist also nur für Allergien in seinem Fachbereich zuständig. Für die Hauttestungen ist der Dermatologe mit der Zusatzausbildung Allergologie zuständig. Für die mit ähnlichen Symptomen auftretenden Pseudoallergien und Intoleranzen gibt es keine speziellen Fachärzte.

Da sich beim Allergiker aber die Symptome nur in den seltensten Fällen auf ein Organ beschränken, der Kranke selbst gar nicht erkennen kann, ob seine Symptome von einer Allergie, einer Pseudoallergie oder einer Intoleranz herrühren und welche spezielle Diagnostik er benötigt, ist die Diagnose von Unverträglichkeiten oft langwierig und schwierig, da man für die Diagnose oft mehrere Ärzte aufsuchen muss.