Infusion

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Intravenöse Therapie
Photo of a person being administered fluid through an intravenous line or cannula in the arm
Eine Person, die ein Medikament über eine intravenöse Leitung (Kanüle) erhält
Andere BezeichnungenIV-Therapie, IV-Therapie
ICD-9-CM38.93
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Die intravenöse Therapie (abgekürzt IV-Therapie) ist eine medizinische Technik, bei der Flüssigkeiten, Medikamente und Nährstoffe direkt in die Vene einer Person verabreicht werden. Die intravenöse Verabreichung wird in der Regel zur Rehydrierung oder zur Versorgung von Menschen eingesetzt, die - aufgrund eines eingeschränkten Geisteszustands oder aus anderen Gründen - keine Nahrung oder kein Wasser über den Mund aufnehmen können oder wollen. Sie kann auch zur Verabreichung von Medikamenten oder anderen medizinischen Therapien wie Blutprodukten oder Elektrolyten zur Korrektur von Elektrolyt-Ungleichgewichten verwendet werden. Versuche, eine intravenöse Therapie durchzuführen, wurden bereits um 1400 aufgezeichnet, aber die Praxis wurde erst um 1900 weit verbreitet, nachdem Techniken für eine sichere und effektive Anwendung entwickelt worden waren.

Die intravenöse Verabreichung ist der schnellste Weg, um Medikamente und Flüssigkeitsersatz im Körper zu verteilen, da sie direkt in den Blutkreislauf gelangen und somit schnell verteilt werden. Aus diesem Grund wird der intravenöse Verabreichungsweg auch für den Konsum einiger Freizeitdrogen genutzt. Viele Therapien werden als "Bolus" oder Einmaldosis verabreicht, sie können aber auch als längere Infusion oder Tropf verabreicht werden. Die intravenöse Verabreichung einer Therapie oder das Legen eines intravenösen Zugangs ("IV-Zugang") für die spätere Anwendung ist ein Verfahren, das nur von einer qualifizierten Fachkraft durchgeführt werden sollte. Der einfachste intravenöse Zugang besteht darin, dass eine Nadel die Haut durchsticht und in eine Vene eindringt, die mit einer Spritze oder einem externen Schlauch verbunden ist. Auf diese Weise wird die gewünschte Therapie verabreicht. In Fällen, in denen ein Patient wahrscheinlich viele solcher Eingriffe in einem kurzen Zeitraum erhält (mit dem daraus resultierenden Risiko einer Verletzung der Vene), wird üblicherweise eine Kanüle eingeführt, deren eines Ende in der Vene verbleibt, und die nachfolgenden Therapien können problemlos über einen Schlauch am anderen Ende verabreicht werden. In einigen Fällen werden mehrere Medikamente oder Therapien über dieselbe IV-Leitung verabreicht.

Infusionsleitungen werden als "zentrale Leitungen" klassifiziert, wenn sie in einer großen Vene in der Nähe des Herzens enden, oder als "periphere Leitungen", wenn ihr Ausgang in einer kleinen Vene in der Peripherie, z. B. am Arm, liegt. Eine Infusionsleitung kann durch eine periphere Vene geführt werden und in der Nähe des Herzens enden, was als "peripher eingeführter zentraler Katheter" oder PICC-Leitung bezeichnet wird. Wenn eine Person voraussichtlich eine langfristige intravenöse Therapie benötigt, kann ein medizinischer Port implantiert werden, der einen leichteren wiederholten Zugang zur Vene ermöglicht, ohne dass die Vene wiederholt durchstochen werden muss. Ein Katheter kann auch durch den Brustkorb in eine Zentralvene eingeführt werden, was als getunnelte Leitung bezeichnet wird. Die Art des verwendeten Katheters und die Einstichstelle hängen von der zu verabreichenden Substanz und dem Zustand der Venen an der gewünschten Einstichstelle ab.

Das Legen eines Venenkatheters kann Schmerzen verursachen, da die Haut durchstochen werden muss. Infektionen und Entzündungen (sog. Phlebitis) sind ebenfalls häufige Nebenwirkungen einer Infusionsleitung. Phlebitis kann wahrscheinlicher sein, wenn dieselbe Vene wiederholt für einen intravenösen Zugang verwendet wird, und kann sich schließlich zu einem harten Strang entwickeln, der für einen IV-Zugang ungeeignet ist. Die unbeabsichtigte Verabreichung einer Therapie außerhalb einer Vene, Paravasation oder Infiltration genannt, kann weitere Nebenwirkungen verursachen.

Verschiedene Infusionslösungen und Infusionsbesteck (links)
Beutel mit Infusionslösung

Als Infusion (lateinisch infusio ‚Aufguss, Hineingießen, Einguss‘, von infundere ‚eingießen, eindringen‘) bezeichnet man in der Medizin die (im Gegensatz zur einmaligen Injektion) kontinuierliche, meist parenterale Verabreichung von flüssigen Medikamenten (Infusionstherapie). Möglich sind neben der intravenösen Verabreichung auch die subkutane, intraossäre und -arterielle Applikation.

Bestimmte Therapiemethoden implizieren in der Regel die Anwendung von Infusionen, z. B. Flüssigkeitsgabe, Volumenersatz oder -substitution, Volumen- und Osmotherapie. Die Verabreichung von Blutbestandteilen mittels Infusion wird als Transfusion bezeichnet.

Außerhalb der reinen Flüssigkeitstherapie finden Infusionslösungen noch Verwendung in der parenteralen Ernährung und als Trägerlösungen, falls eine gewisse Verabreichungsdauer nicht unterschritten werden soll oder bestimmte maximale Wirkstoffkonzentrationen am Infusionsort nicht überschritten werden sollen (Elektrolyttherapie, Säure-Basen-Korrektur, Antibiotikagabe, Chemotherapie u. ä.).

Verwendungen

Medizinische Anwendungen

Photograph of an intravenous line inserted in the wrist.
Photograph of two intravenous solution bags hanging from a pole.
Links: Eine Person, die über einen intravenösen Zugang am Handgelenk Flüssigkeit erhält. Rechts: IV-Beutel an einer Stange, die mit IV-Leitungen verbunden ist.

Intravenöse (IV) Zugänge werden zur Verabreichung von Medikamenten und zum Flüssigkeitsersatz verwendet, die im ganzen Körper verteilt werden müssen, insbesondere wenn eine schnelle Verteilung gewünscht ist. Eine weitere Anwendung der intravenösen Verabreichung ist die Vermeidung des First-Pass-Metabolismus in der Leber. Zu den Substanzen, die intravenös infundiert werden können, gehören volumenvergrößernde Mittel, Blutprodukte, Blutersatzmittel, Medikamente und Nahrungsmittel.

Flüssigkeitslösungen

Flüssigkeiten können als Teil der "Volumenexpansion" oder des Flüssigkeitsersatzes über den intravenösen Weg verabreicht werden. Die Volumenexpansion besteht in der Verabreichung von Lösungen oder Suspensionen auf Flüssigkeitsbasis, die auf bestimmte Bereiche des Körpers ausgerichtet sind, die mehr Wasser benötigen. Es gibt zwei Haupttypen von Volumenexpandern: Kristalloide und Kolloide. Kristalloide sind wässrige Lösungen von Mineralsalzen oder anderen wasserlöslichen Molekülen. Kolloide enthalten größere unlösliche Moleküle, wie z. B. Gelatine. Blut selbst wird als Kolloid betrachtet.

Die am häufigsten verwendete kristalloide Flüssigkeit ist normale Kochsalzlösung, eine Natriumchloridlösung mit einer Konzentration von 0,9 %, die mit Blut isotonisch ist. Lactated Ringer's (auch als Ringer-Lactat bekannt) und das eng verwandte Ringer-Acetat sind leicht hypotone Lösungen, die häufig bei Patienten mit schweren Verbrennungen verwendet werden. Kolloide erhalten einen hohen kolloidosmotischen Druck im Blut, während dieser Parameter durch Kristalloide aufgrund der Hämodilution verringert wird. Kristalloide sind im Allgemeinen viel billiger als Kolloide.

Pufferlösungen, die zur Korrektur einer Azidose oder Alkalose verwendet werden, werden ebenfalls über einen intravenösen Zugang verabreicht. Lactated Ringer's Solution, die als Flüssigkeitsexpander oder Basenlösung verwendet wird und der Medikamente zugesetzt werden, hat ebenfalls einen gewissen Puffereffekt. Eine weitere Lösung, die intravenös als Pufferlösung verabreicht wird, ist Natriumbicarbonat.

Medikation und Behandlung

Photograph of two intravenous solution bags (containing glucose and levofloxacin, respectively) and a paper log sheet hanging from a pole.
Kochsalz- und 5%ige Dextroselösung (links), Levofloxacin 750 mg (rechts) und ein an einem Infusionsständer hängendes Protokollblatt.

Die Medikamente können in die oben genannten Flüssigkeiten, in der Regel normale Kochsalzlösung oder Traubenzuckerlösung, gemischt werden. Im Vergleich zu anderen Verabreichungswegen, z. B. der oralen Verabreichung von Medikamenten, ist die intravenöse Verabreichung der schnellste Weg, um Flüssigkeiten und Medikamente in den Körper zu bringen. Aus diesem Grund wird die intravenöse Verabreichung in Notfallsituationen oder wenn ein schneller Wirkungseintritt erwünscht ist, häufig bevorzugt. Bei extrem hohem Blutdruck (so genannter hypertensiver Notfall) können intravenös verabreichte Antihypertensiva den Blutdruck schnell und kontrolliert senken, um Organschäden zu vermeiden. Bei Vorhofflimmern kann intravenös Amiodaron verabreicht werden, um einen normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. IV-Medikamente können auch bei chronischen Erkrankungen wie Krebs eingesetzt werden, bei denen Chemotherapeutika in der Regel intravenös verabreicht werden. In einigen Fällen, wie z. B. bei Vancomycin, wird vor Beginn eines Dosierungsschemas eine Lade- oder Bolusdosis des Medikaments verabreicht, um die Konzentration des Medikaments im Blut schneller zu erhöhen.

Die Bioverfügbarkeit eines intravenös verabreichten Medikaments beträgt definitionsgemäß 100 %, im Gegensatz zur oralen Verabreichung, bei der das Medikament möglicherweise nicht vollständig absorbiert oder vor dem Eintritt in den Blutkreislauf metabolisiert wird. Bei einigen Medikamenten ist die orale Bioverfügbarkeit praktisch gleich Null. Aus diesem Grund können bestimmte Arten von Medikamenten nur intravenös verabreicht werden, da die Aufnahme über andere Verabreichungswege unzureichend ist. Die Unvorhersehbarkeit der oralen Bioverfügbarkeit bei verschiedenen Personen ist ebenfalls ein Grund für die intravenöse Verabreichung eines Medikaments, wie z. B. bei Furosemid. Orale Medikamente können auch weniger wünschenswert sein, wenn eine Person an Übelkeit oder Erbrechen leidet oder schweren Durchfall hat, da dies die vollständige Aufnahme des Medikaments aus dem Magen-Darm-Trakt verhindern kann. In diesen Fällen kann ein Medikament nur intravenös verabreicht werden, bis der Patient eine orale Form des Medikaments vertragen kann. Die Umstellung von der intravenösen auf die orale Verabreichung erfolgt in der Regel so schnell wie möglich, da sie in der Regel Kosten und Zeit spart, die mit der intravenösen Verabreichung verbunden sind. Ob ein Medikament möglicherweise auf eine orale Form umgestellt werden kann, wird manchmal bei der Auswahl einer geeigneten Antibiotikatherapie im Krankenhaus in Betracht gezogen, da es unwahrscheinlich ist, dass eine Person entlassen wird, wenn sie noch eine IV-Therapie benötigt.

Einige Medikamente wie Aprepitant werden chemisch so verändert, dass sie sich besser für die intravenöse Verabreichung eignen, wobei ein Prodrug wie Fosaprepitant entsteht. Dies kann aus pharmakokinetischen Gründen geschehen oder um die Wirkung des Medikaments zu verzögern, bis es in die aktive Form umgewandelt werden kann.

Blutprodukte

Ein Blutprodukt (oder Produkt auf Blutbasis) ist ein Bestandteil des Blutes, der einem Spender zur Verwendung in einer Bluttransfusion entnommen wird. Bluttransfusionen können bei massivem Blutverlust aufgrund eines Traumas oder als Ersatz für Blutverluste während einer Operation eingesetzt werden. Bluttransfusionen können auch zur Behandlung einer schweren Anämie oder Thrombozytopenie aufgrund einer Blutkrankheit eingesetzt werden. Während früher Vollblut transfundiert wurde, werden in der modernen Medizin in der Regel nur noch Bestandteile des Blutes verwendet, z. B. gepackte rote Blutkörperchen, gefrorenes Frischplasma oder Kryopräzipitat.

Ernährung

Dieser Patient auf der Intensivstation eines deutschen Krankenhauses konnte aufgrund eines früheren chirurgischen Eingriffs im Bauchbereich, der durch eine schwere Sepsis kompliziert wurde, nicht essen. Er erhielt Antibiotika, parenterale Ernährung und Schmerzmittel über eine automatisierte Injektion mit Hilfe von Spritzenführern (Hintergrund, rechts).

Bei der parenteralen Ernährung werden einer Person die benötigten Nährstoffe über eine intravenöse Leitung zugeführt. Sie wird bei Menschen eingesetzt, die nicht in der Lage sind, Nährstoffe auf normalem Wege durch Essen und Verdauung aufzunehmen. Eine Person, die parenteral ernährt wird, erhält eine intravenöse Lösung, die Salze, Dextrose, Aminosäuren, Lipide und Vitamine enthalten kann. Die genaue Zusammensetzung der parenteralen Ernährung hängt von den spezifischen Ernährungsbedürfnissen der Person ab, der sie verabreicht wird. Wenn eine Person nur intravenös ernährt wird, spricht man von totaler parenteraler Ernährung (TPN), während eine Person, die nur einen Teil ihrer Nahrung intravenös erhält, als partielle parenterale Ernährung (oder ergänzende parenterale Ernährung) bezeichnet wird.

Die intraossäre Punktion und die Infusionstherapie über das Knochenmark sind Notfällen vorbehalten und kommen insbesondere bei Kindern zum Einsatz. In der Humanmedizin wird eine subkutane Infusion immer häufiger durchgeführt, insbesondere in der Geriatrie und der Palliativmedizin, allerdings sind nicht alle Medikamente für diese Applikationsform geeignet. In der Tiermedizin wird sehr häufig subkutan infundiert.

Bildgebung

Die medizinische Bildgebung beruht darauf, dass die inneren Teile des Körpers klar voneinander abgegrenzt werden können. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Verabreichung eines Kontrastmittels in eine Vene. Das jeweilige bildgebende Verfahren bestimmt die Eigenschaften eines geeigneten Kontrastmittels, das die Sichtbarkeit von Blutgefäßen oder anderen Merkmalen erhöht. Gängige Kontrastmittel werden in eine periphere Vene verabreicht, von wo aus sie sich über den Blutkreislauf bis zum Aufnahmeort verteilen.

Andere Anwendungen

Verwendung im Sport

Die intravenöse Rehydrierung war früher eine gängige Technik für Sportler. Die Welt-Anti-Doping-Agentur verbietet die intravenöse Injektion von mehr als 100 ml pro 12 Stunden, es sei denn, es liegt eine medizinische Ausnahmegenehmigung vor. Die Anti-Doping-Agentur der Vereinigten Staaten weist darauf hin, dass die intravenöse Behandlung nicht nur gefährlich ist, sondern auch dazu verwendet werden kann, die Ergebnisse von Bluttests zu verfälschen (z. B. den Hämatokritwert bei EPO oder Blutdoping), die Ergebnisse von Urintests zu verschleiern (durch Verdünnung) oder verbotene Substanzen so zu verabreichen, dass sie schneller aus dem Körper ausgeschieden werden, um eine Dopingkontrolle zu umgehen. Zu den Spielern, die nach dem Besuch von "Boutique-IV-Kliniken", die diese Art von Behandlung anbieten, suspendiert wurden, gehören der Fußballer Samir Nasri im Jahr 2017 und der Schwimmer Ryan Lochte im Jahr 2018.

Verwendung zur Katerbehandlung

In den 1960er Jahren entwickelte John Myers den "Myers-Cocktail", eine nicht verschreibungspflichtige Infusionslösung aus Vitaminen und Mineralien, die als Katerkur und allgemeines Wellnessmittel vermarktet wurde. Die erste "Boutique IV"-Klinik, die ähnliche Behandlungen anbietet, wurde 2008 in Tokio eröffnet. Diese Kliniken, deren Zielgruppe von der Zeitschrift Elle als "Gesundheitsfanatiker, die nebenbei als Trinker arbeiten" beschrieben wurde, sind in den 2010er Jahren durch glamouröse prominente Kunden bekannt geworden. Die intravenöse Therapie wird auch bei Menschen mit akuter Ethanoltoxizität eingesetzt, um Elektrolyt- und Vitaminmängel auszugleichen, die durch Alkoholkonsum entstehen.

Andere

In einigen Ländern wird nicht verschreibungspflichtige intravenöse Glukose verwendet, um den Energielevel einer Person zu verbessern. In Ländern wie den Vereinigten Staaten, in denen Glukoselösungen verschreibungspflichtig sind, ist dies jedoch nicht Teil der medizinischen Routineversorgung. Unsachgemäß verabreichter intravenöser Traubenzucker (so genannter "Ringer"), wie er z. B. heimlich in Kliniken mit Ladengeschäft verabreicht wird, birgt aufgrund unsachgemäßer Technik und Überwachung erhöhte Risiken. Intravenöse Zugänge werden manchmal auch außerhalb eines medizinischen Umfelds für die Selbstverabreichung von Freizeitdrogen wie Heroin und Fentanyl, Kokain, Methamphetamin, DMT und anderen verwendet.

Arten

Bolus

Einige Medikamente können als Bolusdosis verabreicht werden, was als "IV-Push" bezeichnet wird. Eine Spritze, die das Medikament enthält, wird an einen Zugang in der Hauptleitung angeschlossen, und das Medikament wird über diesen Anschluss verabreicht. Ein Bolus kann schnell verabreicht werden (durch schnelles Herunterdrücken des Spritzenkolbens) oder langsam, über mehrere Minuten hinweg. Die genaue Verabreichungsmethode hängt von der Art des Medikaments und anderen Faktoren ab. In manchen Fällen wird unmittelbar nach dem Bolus ein Bolus mit einer einfachen IV-Lösung (d. h. ohne Zusatz von Medikamenten) verabreicht, um das Medikament weiter in den Blutkreislauf zu bringen. Dieses Verfahren wird als "IV-Spülung" bezeichnet. Bestimmte Medikamente, wie z. B. Kalium, können aufgrund ihres extrem schnellen Wirkungseintritts und ihrer starken Wirkung nicht per Infusion verabreicht werden.

Infusion

Eine Medikamenteninfusion kann verwendet werden, wenn eine konstante Blutkonzentration eines Medikaments über einen bestimmten Zeitraum hinweg erwünscht ist, wie z. B. bei einigen Antibiotika, einschließlich Beta-Lactamen. Kontinuierliche Infusionen, bei denen die nächste Infusion unmittelbar nach Beendigung der vorangegangenen begonnen wird, können auch verwendet werden, um Schwankungen der Arzneimittelkonzentration im Blut (d. h. zwischen den Höchst- und Tiefstwerten) zu begrenzen. Aus demselben Grund können sie auch anstelle von intermittierenden Bolusinjektionen verwendet werden, wie z. B. bei Furosemid. Infusionen können auch intermittierend sein. In diesem Fall wird das Medikament über einen bestimmten Zeitraum verabreicht, dann abgesetzt und später wiederholt. Intermittierende Infusionen können verwendet werden, wenn Bedenken hinsichtlich der Stabilität des Arzneimittels in Lösung über einen längeren Zeitraum bestehen (wie es bei Dauerinfusionen üblich ist) oder um die Verabreichung von Arzneimitteln zu ermöglichen, die bei gleichzeitiger Verabreichung über dieselbe Infusionsleitung unverträglich wären, z. B. Vancomycin.

Wird eine Infusion nicht richtig berechnet und verabreicht, kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen, den so genannten Infusionsreaktionen. Aus diesem Grund haben viele Medikamente eine maximal empfohlene Infusionsrate, wie z. B. Vancomycin und viele monoklonale Antikörper. Diese Infusionsreaktionen können schwerwiegend sein, wie z. B. im Falle von Vancomycin, wo die Reaktion als "Red-Man-Syndrom" bezeichnet wird.

Sekundäres

Jedes zusätzliche Medikament, das gleichzeitig mit einer Infusion intravenös verabreicht werden soll, kann an den primären Schlauch angeschlossen werden; dies wird als sekundäre Infusion oder IV-Huckepack bezeichnet. Auf diese Weise wird vermieden, dass bei einer Person mehrere IV-Zugänge gelegt werden müssen. Bei der Verabreichung eines sekundären IV-Medikaments wird der primäre Beutel niedriger gehalten als der sekundäre Beutel, so dass das sekundäre Medikament in den primären Schlauch fließen kann, anstatt dass Flüssigkeit aus dem primären Beutel in den sekundären Schlauch fließt. Die Flüssigkeit aus dem primären Beutel wird benötigt, um etwaige Medikamentenreste aus der sekundären Infusion aus dem Schlauch zu spülen. Wenn ein Bolus oder eine Sekundärinfusion über denselben Schlauch wie eine Primärinfusion verabreicht werden soll, muss die molekulare Kompatibilität der Lösungen berücksichtigt werden. Die sekundäre Kompatibilität wird im Allgemeinen als "Y-Site-Kompatibilität" bezeichnet, benannt nach der Form des Schlauches, der einen Anschluss für die Bolusverabreichung hat. Inkompatibilität zwischen zwei Flüssigkeiten oder Medikamenten kann durch Probleme mit der molekularen Stabilität, Änderungen der Löslichkeit oder den Abbau eines der Medikamente entstehen.

Methoden und Ausrüstung

Zugang

Eine Krankenschwester führt eine 18-Gauge-IV-Nadel mit Kanüle ein.
Eine Nadel für einen intravenösen Zugang sollte in einem Winkel von etwa 25 Grad eingeführt werden.

Die einfachste Form des intravenösen Zugangs besteht darin, eine Hohlnadel durch die Haut direkt in eine Vene zu führen. An diese Nadel kann direkt eine Spritze angeschlossen werden, mit der eine "Bolus"-Dosis verabreicht werden kann. Alternativ kann die Nadel auch platziert und dann an einen Schlauch angeschlossen werden, so dass eine Infusion verabreicht werden kann. Die Art und Lage des venösen Zugangs (d. h. zentraler oder peripherer Zugang und in welche Vene der Zugang gelegt wird) kann dadurch beeinflusst werden, dass einige Medikamente eine periphere Vasokonstriktion verursachen können, die die Durchblutung der peripheren Venen einschränkt.

Eine periphere Kanüle ist die gängigste Methode für einen intravenösen Zugang, die in Krankenhäusern, in der prähospitalen Versorgung und in der ambulanten Medizin verwendet wird. Diese kann in den Arm gelegt werden, in der Regel entweder in das Handgelenk oder in die Vena cubitalis mediana am Ellenbogen. Ein Tourniquet kann verwendet werden, um den venösen Abfluss der Gliedmaße einzuschränken und die Vene auszuwölben, was die Lokalisierung und Platzierung eines Zugangs zu einer Vene erleichtert. Wenn eine Aderpresse verwendet wird, sollte sie vor der Injektion des Medikaments entfernt werden, um ein Paravasat zu verhindern. Der Teil des Katheters, der außerhalb der Haut verbleibt, wird als Anschlussstelle bezeichnet; er kann an eine Spritze oder eine intravenöse Infusionsleitung angeschlossen oder mit einem Heplock oder einer Kochsalzlösung verschlossen werden, einem nadellosen Anschluss, der mit einer kleinen Menge Heparin oder Kochsalzlösung gefüllt ist, um die Gerinnung zwischen den Anwendungen des Katheters zu verhindern. Portkanülen haben einen Injektionsanschluss an der Oberseite, der häufig zur Verabreichung von Medikamenten verwendet wird.

Die Dicke und Größe von Nadeln und Kathetern kann in Birmingham-Gauge oder French-Gauge angegeben werden. Ein Birmingham-Gauge von 14 ist eine sehr große Kanüle (die bei Wiederbelebungsmaßnahmen verwendet wird) und 24-26 ist die kleinste. Die gebräuchlichsten Größen sind 16-Gauge-Kanülen (mittelgroße Kanülen für Blutspenden und Transfusionen), 18- und 20-Gauge-Kanülen (Allzweckkanülen für Infusionen und Blutentnahmen) und 22-Gauge-Kanülen (Allzweckkanülen für Kinder). Periphere 12- und 14-Gauge-Leitungen sind in der Lage, sehr schnell große Flüssigkeitsmengen zuzuführen, weshalb sie in der Notfallmedizin so beliebt sind. Diese Schläuche werden häufig als "große Schläuche" oder "Trauma-Schläuche" bezeichnet.

Periphere Leitungen

Für die Kanülierung der Hand, des Fußes oder der Fossa antecubitalis bei Kindern wird zur Ruhigstellung der Extremität ein Armbrett empfohlen.

Ein peripherer intravenöser Zugang wird in periphere Venen, wie die Venen in Armen, Händen, Beinen und Füßen, gelegt. Die auf diese Weise verabreichten Medikamente werden über die Venen zum Herzen transportiert und von dort aus über den Blutkreislauf an den Rest des Körpers verteilt. Die Größe der peripheren Venen begrenzt die Menge und Geschwindigkeit der Medikamente, die sicher verabreicht werden können. Ein peripherer Zugang besteht aus einem kurzen Katheter, der durch die Haut in eine periphere Vene eingeführt wird. In der Regel handelt es sich dabei um ein Kanülen-über-Nadel-Gerät, bei dem eine flexible Kunststoffkanüle über einen Metalltrokar geschoben wird. Sobald die Spitze der Nadel und die Kanüle platziert sind, wird die Kanüle in der Vene über den Trokar in die richtige Position geschoben und gesichert. Der Trokar wird dann herausgezogen und entsorgt. Blutproben können auch direkt nach dem Einsetzen der ersten Kanüle über die Leitung entnommen werden.

Labelled computer-drawn illustration of parts of an inserted non-tunneled central intravenous line
Illustration eines nicht getunnelten zentralen Venenzugangs

Zentrale Leitungen

Eine zentrale Leitung ist eine Zugangsmethode, bei der ein Katheter in eine größere, zentralere Vene (eine Vene innerhalb des Rumpfes) mündet, in der Regel in die obere Hohlvene, die untere Hohlvene oder den rechten Vorhof des Herzens. Es gibt verschiedene Arten von zentralen IV-Zugängen, die nach dem Weg unterschieden werden, den der Katheter von der Außenseite des Körpers zum zentralen Venenausgang nimmt.

Peripher eingeführter zentraler Katheter

Ein peripher eingeführter zentraler Katheter (auch PICC-Katheter genannt) ist ein zentraler IV-Zugang, der aus einer Kanüle besteht, die durch eine Hülle in eine periphere Vene eingeführt und dann vorsichtig zum Herzen geführt wird und in der Vena cava superior oder im rechten Vorhof endet. Diese Leitungen werden in der Regel in den peripheren Venen des Arms gelegt und können mit der Seldinger-Technik unter Ultraschallkontrolle gelegt werden. Mit Hilfe einer Röntgenaufnahme wird überprüft, ob sich das Ende der Kanüle an der richtigen Stelle befindet, wenn beim Einführen keine Durchleuchtung erfolgte. In einigen Fällen kann auch ein EKG verwendet werden, um festzustellen, ob sich das Kanülenende an der richtigen Stelle befindet.

Getunnelte Leitungen
Photograph of an inserted Hickman line, which is a type of tunneled catheter, inserted in the chest.
Ein Hickman-Katheter, eine Art getunnelter Katheter, wird durch die Haut am Brustkorb eingeführt und getunnelt, um in die Jugularvene im Hals einzuführen.

Ein getunnelter Katheter ist eine Art zentraler Zugang, der unter die Haut eingeführt wird und dann eine beträchtliche Strecke durch das umliegende Gewebe zurücklegt, bevor er die Zentralvene erreicht und in sie eindringt. Die Verwendung eines getunnelten Zugangs verringert das Infektionsrisiko im Vergleich zu anderen Zugangsformen, da Bakterien von der Hautoberfläche nicht direkt in die Vene gelangen können. Diese Katheter bestehen häufig aus Materialien, die infektions- und gerinnungsresistent sind. Zu den getunnelten zentralen Kathetern gehören der Hickman-Katheter oder der Broviac-Katheter. Eine getunnelte Leitung ist eine Option für einen langfristigen Venenzugang, der für die Hämodialyse bei Menschen mit schlechter Nierenfunktion erforderlich ist.

Implantierbare Ports

Ein implantierbarer Port ist eine zentrale Leitung, die keinen aus der Haut herausragenden Anschluss für die Verabreichung von Medikamenten hat. Stattdessen besteht ein Port aus einem kleinen, mit Silikonkautschuk überzogenen Reservoir, das unter die Haut implantiert wird, die dann das Reservoir abdeckt. Die Verabreichung der Medikamente erfolgt durch Injektion des Medikaments durch die Haut und die Silikonabdeckung des Ports in das Reservoir. Wenn die Nadel herausgezogen wird, verschließt sich die Abdeckung des Reservoirs von selbst wieder. Eine Portabdeckung ist so konzipiert, dass sie während ihrer Lebensdauer für Hunderte von Nadelstichen funktioniert. Ports können in einem Arm oder im Brustbereich platziert werden.

Infusionen

Die Ausrüstung für das Legen und Verabreichen einer Infusionsleitung besteht aus einem Beutel, der in der Regel über der Körpergröße der Person hängt, und einem sterilen Schlauch, durch den das Medikament verabreicht wird. Bei einer einfachen Schwerkraftinfusion wird einfach ein Beutel über der Person aufgehängt und die Lösung durch die Schwerkraft durch einen Schlauch gezogen, der an einer in eine Vene eingeführten Nadel befestigt ist. Ohne zusätzliche Ausrüstung ist es nicht möglich, die Verabreichungsgeschwindigkeit genau zu steuern. Aus diesem Grund kann eine Anlage auch eine Klemme zur Regulierung des Flusses enthalten. Einige Infusionsleitungen können mit "Y-Stellen" versehen werden, d. h. mit Vorrichtungen, die es ermöglichen, eine zweite Lösung über dieselbe Leitung zu verabreichen (so genanntes Piggybacking). Einige Systeme verfügen über eine Tropfkammer, die verhindert, dass Luft in den Blutkreislauf gelangt (was zu einer Luftembolie führen könnte), und die eine visuelle Einschätzung der Durchflussrate der Lösung ermöglicht.

Photograph of a simple, single infusion IV pump
Eine Infusionspumpe, die für eine einzige IV-Leitung geeignet ist

Alternativ dazu ermöglicht eine Infusionspumpe eine genaue Kontrolle über die Durchflussrate und die abgegebene Gesamtmenge. Eine Pumpe wird auf der Grundlage der Anzahl und Größe der zu verabreichenden Infusionen programmiert, um sicherzustellen, dass alle Medikamente vollständig verabreicht werden, ohne dass die Zugangsleitung trocken läuft. Pumpen werden vor allem dann eingesetzt, wenn eine konstante Flussrate wichtig ist oder wenn Änderungen der Verabreichungsrate Folgen haben würden.

Präzise Dosierungen sind nur über Infusionspumpen möglich. Die Verbindung zwischen Infusionsgerät und Kanüle erfolgt mit einer Infusionsleitung, die gegebenenfalls mit einer Heidelberger Verlängerung verlängert werden kann. Dazu wird eine spezielle, mit dem jeweiligen Gerät kompatible Infusionsleitung benötigt, die in die Pumpe eingelegt wird. Eine Sonderform der Infusion stellen die so genannten Spritzenpumpen (Perfusoren) dar, die mit geringen Vortriebsgeschwindigkeiten Medikamente verabreichen. Dazu gehört die sogenannte PCA-Pumpe, mit der sich der Patient mittels Knopfdruck eine voreingestellte Dosis seines Medikamentes bei Bedarf selbst verabreichen kann.

Für das Bedienen pumpengesteuerter Systeme ist in Deutschland eine Einweisung nach der Medizinprodukte-Betreiberverordnung erforderlich.

Techniken

Um die mit dem Verfahren verbundenen Schmerzen zu verringern, kann das medizinische Personal etwa 45 Minuten vor der Punktion ein örtliches Betäubungsmittel (z. B. EMLA oder Ametop) auf die Haut des gewählten Venenpunktionsbereichs auftragen.

Wenn die Kanüle nicht richtig eingeführt wird oder die Vene besonders empfindlich ist und reißt, kann Blut in das umliegende Gewebe extravasieren; diese Situation wird als "geplatzte Vene" oder "Gewebsbildung" bezeichnet. Die Verwendung dieser Kanüle zur Verabreichung von Medikamenten führt zu einem Paravasat des Medikaments, das zu Ödemen, Schmerzen und Gewebeschäden führen kann, je nach Medikament sogar zu Nekrosen. Die Person, die den Zugang zu legen versucht, muss eine neue Zugangsstelle proximal des "geplatzten" Bereichs finden, um ein Paravasat von Medikamenten durch die beschädigte Vene zu verhindern. Aus diesem Grund ist es ratsam, die erste Kanüle an der am weitesten distal gelegenen geeigneten Vene zu platzieren.

Unerwünschte Wirkungen

Schmerzen

Das Legen einer intravenösen Leitung ist naturgemäß mit Schmerzen verbunden, wenn die Haut durchstochen wird, und gilt als medizinisch invasiv. Aus diesem Grund wird die intravenöse Therapie in der Regel nicht bevorzugt, wenn andere Formen der Verabreichung ausreichen. Dies gilt auch für die Behandlung einer leichten oder mittelschweren Dehydratation mit einer oralen Rehydratationstherapie, die im Gegensatz zur parenteralen Rehydratation über eine Infusionsleitung eine Option darstellt. Bei Kindern, die in der Notaufnahme wegen Dehydratation behandelt werden, sind die Ergebnisse mit einer oralen Behandlung besser als mit einer intravenösen Therapie, da ein intravenöser Zugang mit Schmerzen und Komplikationen verbunden ist. Kältespray kann die Schmerzen beim Anlegen einer Infusion verringern.

Bestimmte Medikamente haben auch ein spezifisches Schmerzempfinden bei ihrer intravenösen Verabreichung. Dazu gehört Kalium, das bei intravenöser Verabreichung ein brennendes oder schmerzhaftes Gefühl verursachen kann. Das Auftreten medikamentenspezifischer Nebenwirkungen kann durch die Art des Zugangs (peripher oder zentral), die Verabreichungsgeschwindigkeit oder die Menge des verabreichten Medikaments beeinflusst werden. Wenn Medikamente zu schnell über eine Infusionsleitung verabreicht werden, kann es zu einer Reihe von unklaren Symptomen wie Rötung oder Ausschlag, Fieber und anderen kommen; dies wird als "Infusionsreaktion" bezeichnet und kann durch eine Verringerung der Verabreichungsrate des Medikaments verhindert werden. Wenn es sich um Vancomycin handelt, wird dies gemeinhin als "Red-Man-Syndrom" bezeichnet, da es nach einer schnellen Verabreichung zu einer Rötung kommt.

Infektion und Entzündung

Da beim Legen eines intravenösen Zugangs die Haut durchtrennt werden muss, besteht die Gefahr einer Infektion. Hautbewohnende Organismen wie Koagulase-negative Staphylokokken oder Candida albicans können durch die Einstichstelle um den Katheter herum eindringen, oder es können versehentlich Bakterien durch kontaminierte Geräte in den Katheter gelangen. Die Infektion einer IV-Zugangsstelle ist in der Regel lokal und verursacht leicht sichtbare Schwellungen, Rötungen und Fieber. Erreger können jedoch auch in die Blutbahn gelangen und eine Sepsis verursachen, die plötzlich auftreten und lebensbedrohlich sein kann. Eine zentrale Infusionsleitung birgt ein höheres Sepsisrisiko, da über sie Bakterien direkt in den zentralen Kreislauf gelangen können. Eine Leitung, die über einen längeren Zeitraum gelegt wurde, erhöht ebenfalls das Risiko einer Infektion.

Es kann auch zu einer Entzündung der Vene kommen, die als Thrombophlebitis oder einfach als Venenentzündung bezeichnet wird. Dies kann durch eine Infektion, den Katheter selbst oder die verabreichten Flüssigkeiten oder Medikamente verursacht werden. Wiederholte Fälle von Venenentzündung können dazu führen, dass sich Narbengewebe entlang einer Vene bildet. Ein peripherer Venenkatheter kann nicht unbegrenzt in der Vene verbleiben, da die Gefahr einer Infektion, einer Venenentzündung und anderer möglicher Komplikationen besteht. Jüngste Studien haben jedoch ergeben, dass bei Patienten, deren Infusionen nur bei klinischer Indikation gewechselt wurden, kein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht, im Gegensatz zu Patienten, deren Infusionen routinemäßig gewechselt wurden. Bei ordnungsgemäßer aseptischer Technik wird nicht empfohlen, eine periphere Infusionsleitung häufiger als alle 72-96 Stunden zu wechseln.

Phlebitis tritt besonders häufig bei Personen auf, die intravenös Drogen konsumieren oder sich einer Chemotherapie unterziehen. Deren Venen können mit der Zeit sklerotisch werden und schwer zugänglich sein, so dass sich manchmal ein harter, schmerzhafter "Venenstrang" bildet. Das Vorhandensein eines Venenstrangs verursacht Unbehagen und Schmerzen bei der intravenösen Therapie und erschwert das Legen eines Venenkatheters, da ein Venenkatheter in einem Bereich mit einem Venenstrang nicht gelegt werden kann.

Infiltration und Paravasation

Eine Infiltration liegt vor, wenn eine nicht vesikulierende IV-Flüssigkeit oder ein Medikament in das umliegende Gewebe und nicht in die gewünschte Vene gelangt. Sie kann auftreten, wenn die Vene selbst reißt, wenn die Vene während des Einführens der intravaskulären Zugangsvorrichtung beschädigt wird oder aufgrund einer erhöhten Venenporosität. Zu einer Infiltration kann es auch kommen, wenn die Punktion der Vene durch die Nadel den Weg des geringsten Widerstands darstellt, wie z. B. bei einer Kanüle, die nicht eingeführt wurde, wodurch die Vene vernarbt. Sie kann auch beim Legen einer Infusionsleitung auftreten, wenn eine Aderpresse nicht sofort entfernt wird. Die Infiltration ist durch Kühle und Blässe der Haut sowie durch lokale Schwellungen oder Ödeme gekennzeichnet. Sie wird behandelt, indem der intravenöse Zugang entfernt und die betroffene Extremität hochgelagert wird, damit die angesammelte Flüssigkeit abfließen kann. Durch Injektionen von Hyaluronidase in den betroffenen Bereich kann der Abtransport der Flüssigkeit bzw. des Medikaments beschleunigt werden. Die Infiltration ist eine der häufigsten unerwünschten Wirkungen der Infusionstherapie und ist in der Regel nicht schwerwiegend, es sei denn, es handelt sich bei der infiltrierten Flüssigkeit um ein Medikament, das das umliegende Gewebe schädigt, meist ein Bläschenbildner oder ein Chemotherapeutikum. In solchen Fällen wird die Infiltration als Paravasat bezeichnet und kann zu Nekrosen führen.

Andere

Wenn die verabreichten Lösungen kälter sind als die Körpertemperatur, kann es zu einer induzierten Hypothermie kommen. Wenn die Temperaturänderung am Herzen schnell erfolgt, kann es zu Kammerflimmern kommen. Wird eine Lösung mit unausgewogener Konzentration verabreicht, können die Elektrolyte einer Person aus dem Gleichgewicht geraten. In Krankenhäusern können regelmäßige Blutuntersuchungen zur vorbeugenden Überwachung der Elektrolytwerte durchgeführt werden.

Geschichte

Der erste dokumentierte Versuch, eine therapeutische Substanz über eine intravenöse Injektion zu verabreichen, fand 1492 statt, als Papst Innozenz VIII. erkrankte und ihm Blut von gesunden Personen verabreicht wurde. In diesem Fall schlug die Behandlung nicht an und führte zum Tod der Spender, während der Papst nicht geheilt wurde. Diese Geschichte wird von einigen bestritten, die behaupten, dass die Idee der Bluttransfusionen von den damaligen Medizinern nicht in Betracht gezogen werden konnte oder dass eine vollständige Beschreibung des Blutkreislaufs erst über 100 Jahre später veröffentlicht wurde. Die Geschichte wird auf mögliche Fehler bei der Übersetzung von Dokumenten aus jener Zeit sowie auf eine möglicherweise absichtliche Fälschung zurückgeführt, während andere sie nach wie vor für korrekt halten. In einem der führenden medizinhistorischen Lehrbücher für Medizin- und Pflegestudenten wird behauptet, dass die gesamte Geschichte eine antisemitische Erfindung sei.

Im Jahr 1656 arbeiteten Sir Christopher Wren und Robert Boyle an dem Thema. Wren erklärte: "Ich habe einem lebenden Hund durch eine Vene Wein und Bier in guten Mengen in die Blutmasse gespritzt, bis ich ihn extrem betrunken gemacht habe, aber bald darauf hat er es ausgepisst." Der Hund überlebte, wurde fett und wurde später von seinem Besitzer gestohlen. Boyle schrieb die Urheberschaft Wren zu.

Richard Lower zeigte, dass es möglich war, Blut intravenös von Tier zu Tier und von Tier zu Mensch zu übertragen, eine Xenotransfusion. Er arbeitete mit Edmund King zusammen, um einem geisteskranken Mann Schafsblut zu transfundieren. Lower war daran interessiert, die Wissenschaft voranzubringen, glaubte aber auch, dass dem Mann geholfen werden könnte, entweder durch die Infusion von frischem Blut oder durch die Entfernung von altem Blut. Es war schwierig, Menschen zu finden, die einer Bluttransfusion zustimmten, aber ein exzentrischer Gelehrter, Arthur Coga, willigte ein, und das Verfahren wurde von Lower und King am 23. November 1667 vor der Royal Society durchgeführt. Die Transfusion erfreute sich in Frankreich und Italien einiger Beliebtheit, aber es kam zu medizinischen und theologischen Debatten, die dazu führten, dass die Transfusion in Frankreich verboten wurde.

Bis zum 19. Jahrhundert gab es praktisch keine dokumentierten Erfolge bei der Injektionstherapie. 1831 untersuchte Thomas Latta die Verwendung von intravenösem Flüssigkeitsersatz zur Behandlung der Cholera. Die ersten Lösungen, die in großem Umfang für intravenöse Injektionen verwendet wurden, waren einfache "kochsalzähnliche Lösungen", auf die Versuche mit verschiedenen anderen Flüssigkeiten folgten, darunter Milch, Zucker, Honig und Eigelb. In den 1830er Jahren setzte James Blundell, ein englischer Geburtshelfer, die intravenöse Verabreichung von Blut ein, um Frauen zu behandeln, die während oder nach der Geburt stark bluteten. Dies geschah zu einer Zeit, als man die Blutgruppe noch nicht kannte, was zu unvorhersehbaren Ergebnissen führte.

Die intravenöse Therapie wurde in den späten 1890er Jahren von dem italienischen Arzt Guido Baccelli erweitert und in den 1930er Jahren von Samuel Hirschfeld, Harold T. Hyman und Justine Johnstone Wanger weiterentwickelt, war aber erst in den 1950er Jahren allgemein verfügbar. Es gab eine Zeit, etwa in den 1910er bis 1920er Jahren, in der der Flüssigkeitsersatz, der heute intravenös erfolgen würde, eher mit einem Murphy-Tropf, einer rektalen Infusion, durchgeführt wurde; und es dauerte Jahre, bis die intravenöse Therapie diese ROA zunehmend verdrängte. In den 1960er Jahren wurde das Konzept, den gesamten Nährstoffbedarf eines Menschen über eine Infusionslösung zu decken, ernsthaft in Betracht gezogen. Die erste parenterale Nahrungsergänzung bestand aus hydrolysierten Proteinen und Dextrose. Im Jahr 1975 folgte die Einführung von intravenösen Fettemulsionen und Vitaminen, die zur "totalen parenteralen Ernährung" hinzugefügt wurden, d. h. zu einer Ernährung, die Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate enthält.

Darstellung im Artikel intravenös

Infusionslösungen und Indikationen

Zur Infusionstherapie stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung. Dabei kann man unspezifische Lösungen wie Elektrolytlösungen („Kristalloide“) oder Glucoselösungen von solchen mit spezifischem therapeutischem Einsatzzweck unterscheiden, z. B. kolloidale Lösungen zur Volumentherapie, hochkonzentrierte Glukoselösungen und andere Nährlösungen zur Ernährungstherapie oder Pufferlösungen zur Behandlung von Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.

Elektrolytlösungen

Elektrolytlösungen werden zum Ausgleich (bei Dehydratation) oder zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfes, als Teil der parenteralen Ernährung und zum Ausgleich von Elektrolytstörungen eingesetzt. Sie verbleiben (aufgrund des niedrigen kolloidosmotischen Druckes) nur kurzfristig in den Gefäßen des Kreislaufes und verteilen sich im Extrazellularraum, weswegen sie sich nur sehr eingeschränkt zum Ausgleich großer Blutverluste beim hypovolämischen Schock eignen. Durch die rasche Umverteilung drohen bei der Verabreichung größerer Mengen Hirn- und Lungenödeme.

Zur Abgrenzung von den Kolloidalen Lösungen (engl. colloids) werden Elektrolytlösungen in Anlehnung an den englischen Begriff crystalloids auch als Kristalloide bezeichnet.

Isotonische Kochsalzlösung

Die einfachste Elektrolytlösung ist die isotonische Kochsalzlösung, die aufgrund ihrer unphysiologischen Zusammensetzung meist nur als Spül- und Verdünnungslösung eingesetzt wird. Eine besondere Indikation ist die isotonische Dehydratation (allgemeiner Wasser- und Salzmangel).

Vollelektrolytlösungen

Vollelektrolytlösungen (VEL) oder balancierte Lösungen wie z. B. die Ringerlösung enthalten Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, teilweise Magnesium, Chlorid) in körperähnlicher Zusammensetzung. Da ihnen die negativ geladenen Proteine und das Hydrogencarbonat des Plasmas fehlen, sind als Ersatz organische Anionen wie Acetat, Malat oder Laktat zugesetzt, wodurch eine Isotonie erreicht wird. Nach neueren Forschungsergebnissen sollte Laktat wegen erheblicher Nachteile nicht mehr verwendet werden. Das Einsatzspektrum der Vollelektrolytlösungen ist breit, sie stellen den Standard der kristalloiden Lösungen dar.

Industrielle Markenprodukte sind zum Beispiel Sterofundin, Jonosteril und Ringer-Laktat.

Sonderformen sind Halb-, 2/3- oder 1/3-Elektrolytlösungen (Bezeichnung entsprechend dem Elektrolytgehalt der Vollelektrolytlösungen), deren Einsatz weitgehend aufgegeben wurde. Es existieren auch Kombinationslösungen mit Kolloiden oder Glukose.

Kolloidale Lösungen

Kolloidale Infusionslösungen zur Anwendung als Volumenersatz (Plasmaersatz) oder in der Volumentherapie (Plasmaexpander, „Blutverdünnung“ bzw. Hämodilution) sind durch ihren Gehalt an Makromolekülen (Kohlenhydrate wie Hydroxyethylstärke (HÄS) oder Dextrane; Proteine wie Gelatine oder Albumin) gekennzeichnet. Da diese Volumenersatzmittel die Gefäßwand nicht überschreiten können, wird der durch sie erhöhte kolloidosmotische Druck so lange aufrechterhalten, bis die Moleküle über enzymatischen Abbau oder Aufnahme durch das mononukleäre Phagozytosesystem eliminiert sind. Neben der gegenüber Elektrolyten verlängerten Verweildauer im Gefäßsystem ergibt sich daraus auch ein ausgeprägter und länger anhaltender Effekt auf das Blutvolumen, weshalb sie zum Ausgleich größerer Volumenverluste beim hypovolämischen Schock eingesetzt werden.

Mögliche Nebenwirkungen sind Veränderungen in der Blutgerinnung (Blutungsneigung), anaphylaktische Reaktionen und akutes Nierenversagen. Es ist nicht erwiesen, dass kolloidale Lösungen zur Anwendung nach Trauma, Verbrennungen oder chirurgischen Eingriffen besser geeignet wären als Elektrolytlösungen, oder dass sich die Sterberate der Patienten verringerte.

Glukoselösungen

Glukoselösungen sind in verschiedenen Konzentrationen verfügbar. Sie dienen als Energielieferant im Rahmen einer Infusionstherapie. Da sie keine Elektrolyte enthalten und sich schnell in den Intrazellularraum ausbreiten („freies Wasser“), drohen bei der Verabreichung größerer Mengen Hirn- und Lungenödeme. Glukoselösungen sind auch Bestandteil der totalen parenteralen Ernährung.

Osmotherapeutika

Osmotherapeutika sind hypertone Infusionslösungen, deren Wirkstoffe (Mannit, Glycerin) im Extrazellulärraum zu einer Erhöhung des osmotischen Druckes führen und dadurch dem umliegenden Gewebe Wasser entziehen. Anwendungsgebiete von Osmotherapeutika sind die Behandlung von Ödemen sowie die Förderung des Harnflusses zur Vorbeugung bzw. Behandlung einer akuten Nierenfunktionsstörung oder zur Förderung der Ausscheidung von giftigen, harngängigen Substanzen bei einer Vergiftung.

Mischlösungen

Zur parenteralen Ernährung werden Mischbeutel verwendet, die – jeweils getrennt in einzelnen Kammern – eine Glucose- und eine Aminosäurelösung enthalten. Vor der Verabreichung wird die Trennnaht durch Druck oder Aufrollen des Beutels geöffnet, so dass die Lösungen ineinanderfließen. Durch eine Zuspritzmöglichkeit können der Mischung vor der Verabreichung geeignete Zusätze wie wasserlösliche Vitamine oder Spurenelemente beigegeben werden. Dreikammerbeutel enthalten zusätzlich eine Lipidemulsion; hier können fettlösliche Vitamine hinzugefügt werden. Beispiele für Mischlösungen sind (Handelsnamen): Aminomix (D, A), Nutriflex (D, A), Olimel (D), SmofKabiven (A), StructoKabiven (D, A).

Verabreichung

Steuerung

Infusionen können über Schwerkraftsysteme oder maschinell unterstützt verabreicht werden. Die Methoden können auch kombiniert werden, wobei die Schwerkraftinfusion mit einem Rückschlagventil gesichert wird, damit der Druck der Pumpensteuerung keinen Rücklauf verursacht.

Schwerkraftinfusion

Tropfkammer

Bei der sogenannten Schwerkraftinfusion geschieht die Flüssigkeitszufuhr durch das hydrostatische Druckgefälle zwischen dem Infusionsbehälter und dem Patienten. Dazu wird die Infusionslösung mittels einer Halterung an einen der Haken eines Infusionsständers gehängt, der seinerseits z. B. am Kopfende des Bettes befestigt ist oder als mobiles Gerät mit arretierbaren Rollen auf dem Boden steht. Der Infusionsbehälter muss sich dabei über Herzhöhe des Patienten befinden. Die Dosierung der Tropfgeschwindigkeit erfolgt über eine einfache Rollklemme des Infusionssystems.

Druckinfusion

Bei einer Druckinfusion wird der Beutel mit der Infusionslösung durch eine Druckinfusionsmanschette bzw. einen Kompressionsbehälter oder ein Druckinfusionsgerät zusammengedrückt. Damit können sehr schnell große Mengen einer Infusionslösung infundiert werden.