Fibromyalgie

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Fibromyalgie
Andere NamenFibromyalgie-Syndrom (FMS)
Widespread Pain Index Areas with numbers.svg
Die Lage der 19 Schmerzbereiche für den Widespread Pain Index der Fibromyalgie
Aussprache
  • /ˌfbrmˈælə/
FachgebietPsychiatrie, Rheumatologie, Neurologie
SymptomeWeit verbreitete Schmerzen, Müdigkeit, Schlafprobleme
Übliches AuftretenMittleres Alter
DauerLangfristig
UrsachenUnbekannt
Diagnostische MethodeAnhand der Symptome nach Ausschluss anderer möglicher Ursachen
DifferentialdiagnosePolymyalgia rheumatica, rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, Schilddrüsenerkrankungen
BehandlungAusreichend Schlaf und Bewegung
Medikamentöse BehandlungDuloxetin, Milnacipran, Pregabalin, Gabapentin
PrognoseNormale Lebenserwartung
Häufigkeit2–4%

Fibromyalgie (FM) ist eine Krankheit, die durch chronische, weit verbreitete Schmerzen, Müdigkeit, unausgeschlafenes Aufwachen, kognitive Symptome, Unterleibsschmerzen oder -krämpfe und Depressionen gekennzeichnet ist. Weitere Symptome sind Schlaflosigkeit und eine allgemeine Überempfindlichkeit.

Die Ursache der Fibromyalgie ist nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt. Zu den Umweltfaktoren können psychischer Stress, Traumata und bestimmte Infektionen gehören. Die Schmerzen scheinen auf Vorgänge im zentralen Nervensystem zurückzuführen zu sein, weshalb man von einem "zentralen Sensibilisierungssyndrom" spricht.

Die Behandlung der Fibromyalgie erfolgt symptomatisch und multidisziplinär. Die European Alliance of Associations for Rheumatology empfiehlt nachdrücklich aerobe und stärkende Übungen. Schwache Empfehlungen gibt es für Achtsamkeit, Psychotherapie, Akupunktur, Hydrotherapie und meditative Übungen wie Qigong, Yoga und Tai Chi. Der Einsatz von Medikamenten bei der Behandlung von Fibromyalgie ist umstritten, obwohl Antidepressiva die Lebensqualität verbessern können. Die Medikamente Duloxetin, Milnacipran oder Pregabalin wurden von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung der Fibromyalgie zugelassen. Andere häufig verwendete Medikamente sind Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) und Muskelrelaxantien. Coenzym Q10 und Vitamin-D-Präparate können die Schmerzen und die Lebensqualität verbessern. Die Fibromyalgie ist zwar bei fast allen Patienten hartnäckig, führt aber nicht zum Tod oder zu Gewebeschäden.

Schätzungen zufolge sind 2-4 % der Bevölkerung von Fibromyalgie betroffen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Raten scheinen in verschiedenen Regionen der Welt und in unterschiedlichen Kulturen ähnlich zu sein. Fibromyalgie wurde erstmals 1990 definiert, wobei die Kriterien 2011, 2016 und 2019 aktualisiert wurden. Der Begriff "Fibromyalgie" stammt aus dem Neulateinischen fibro-, was "faseriges Gewebe" bedeutet, aus dem Griechischen μυώ myo-, "Muskel", und aus dem Griechischen άλγος algos, "Schmerz"; der Begriff bedeutet also wörtlich "Muskel- und faserige Bindegewebsschmerzen".

Klassifikation nach ICD-10
M79.7 Fibromyalgie (M79.7 seit ICD-10-GM Version 2005; zuvor M79.0)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Druckschmerzhafte paarige tender points (ACR)

Fibromyalgie oder Fibromyalgiesyndrom (FMS) (von lateinisch fibra ‚Faser‘ und Myalgie, von altgriechisch μῦς mŷs, deutsch ‚Muskel‘ und ἄλγος álgos, deutsch Schmerz, "Muskelschmerz") ist ein Syndrom ausgebreiteter Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schlafstörungen und vermehrter Erschöpfung. Zu diesen Kernsymptomen kommen eine Reihe von Begleitsymptomen wie Morgensteifigkeit und Konzentrationsstörungen. Fibromyalgie ist keine entzündliche Erkrankung, sondern vorrangig eine Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung. Zur Diagnosestellung wird oft die Untersuchung schmerzhafter Druckpunkte (tender points) genutzt. Die meisten Betroffenen sind Frauen. Die Ursachen der Erkrankung sind noch nicht aufgeklärt, es ist aber bekannt, dass bei Fibromyalgie-Patienten eine generell erhöhte Schmerzempfindlichkeit, eine sogenannte zentrale Sensibilisierung, vorliegt. Medikamentöse Therapien sind nicht etabliert, der Fokus der Behandlung liegt auf Sport- und Bewegungsangeboten. Fibromyalgie wurde früher Weichteilrheumatismus, auch Muskelrheuma, genannt und wird umgangssprachlich noch Weichteilrheuma genannt.

Klassifizierung

Die Fibromyalgie wird als eine Störung der Schmerzverarbeitung eingestuft, die auf Anomalien bei der Verarbeitung von Schmerzsignalen im zentralen Nervensystem beruht. In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) wird die Fibromyalgie unter dem Code MG30.01 in die Kategorie "Chronisch verbreitete Schmerzen" eingeordnet.

Anzeichen und Symptome

Die charakteristischen Symptome der Fibromyalgie sind chronisch verbreitete Schmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen. Weitere Symptome können verstärkte Schmerzen als Reaktion auf taktilen Druck (Allodynie), kognitive Probleme, Steifheit des Bewegungsapparats, Umweltempfindlichkeit, Hypervigilanz, sexuelle Funktionsstörungen und visuelle Symptome sein.

Schmerzen

Die Fibromyalgie ist in erster Linie eine chronische Schmerzerkrankung. Nach Angaben des NHS ist der weit verbreitete Schmerz ein Hauptsymptom, das sich wie ein Schmerz, ein Brennen oder ein scharfer, stechender Schmerz anfühlen kann.

Müdigkeit

Müdigkeit ist eines der charakteristischen Symptome der Fibromyalgie. Patienten können körperliche oder geistige Müdigkeit empfinden. Körperliche Müdigkeit kann sich durch ein Gefühl der Erschöpfung nach körperlicher Anstrengung oder durch eine Einschränkung bei alltäglichen Aktivitäten zeigen.

Schlafprobleme

Schlafprobleme sind ein Kernsymptom der Fibromyalgie. Dazu gehören Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen, Aufwachen während des Schlafs und Aufwachen mit einem Gefühl der Unausgeschlafenheit. In einer Metaanalyse wurden objektive und subjektive Schlafdaten von Menschen mit Fibromyalgie mit denen von gesunden Menschen verglichen. Personen mit Fibromyalgie hatten eine geringere Schlafqualität und -effizienz sowie eine längere Aufwachzeit nach dem Einschlafen, eine kürzere Schlafdauer, einen leichteren Schlaf und größere Schwierigkeiten, den Schlaf einzuleiten, wenn sie objektiv beurteilt wurden, und mehr Schwierigkeiten, den Schlaf einzuleiten, wenn sie subjektiv beurteilt wurden. Schlafprobleme können durch eine verringerte Freisetzung von IGF-1 und menschlichem Wachstumshormon zu Schmerzen beitragen, was zu einer verminderten Gewebereparatur führt. Die Verbesserung der Schlafqualität kann Menschen mit Fibromyalgie helfen, ihre Schmerzen zu lindern.

Kognitive Probleme

Viele Menschen mit Fibromyalgie leiden unter kognitiven Problemen (bekannt als "Fibrofog" oder "Brainfog"). In einer Studie wurde festgestellt, dass etwa 50 % der Fibromyalgie-Patienten subjektive kognitive Funktionsstörungen hatten und dass diese mit stärkeren Schmerzen und anderen Fibromyalgie-Symptomen einhergingen. Die Amerikanische Schmerzgesellschaft erkennt diese Probleme als ein Hauptmerkmal der Fibromyalgie an, das durch Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und desorganisiertes oder langsames Denken gekennzeichnet ist. Etwa 75 % der Fibromyalgiepatienten berichten über erhebliche Probleme mit Konzentration, Gedächtnis und Multitasking. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2018 ergab, dass die größten Unterschiede zwischen Fibromyalgie-Patienten und gesunden Probanden bei der inhibitorischen Kontrolle, dem Gedächtnis und der Verarbeitungsgeschwindigkeit bestehen. Es wird vermutet, dass die verstärkten Schmerzen die Aufmerksamkeitssysteme beeinträchtigen, was zu kognitiven Problemen führt.

Überempfindlichkeit

Neben einer Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzen reagieren Fibromyalgie-Patienten auch auf andere Reize wie helles Licht, laute Geräusche, Parfüm und Kälte überempfindlich. In einem Übersichtsartikel wurde festgestellt, dass sie eine niedrigere Schmerzschwelle bei Kälte haben. Andere Studien dokumentierten eine akustische Überempfindlichkeit.

Risikofaktoren

Die Ursache der Fibromyalgie ist unbekannt. Es wurden jedoch mehrere genetische und umweltbedingte Risikofaktoren ermittelt.

Genetik

Die Genetik spielt bei Fibromyalgie eine wichtige Rolle und kann bis zu 50 % der Krankheitsanfälligkeit erklären. Fibromyalgie wird möglicherweise mit Polymorphismen von Genen im serotonergen, dopaminergen und katecholaminergen System in Verbindung gebracht. Mehrere Gene wurden als Kandidaten für die Anfälligkeit für Fibromyalgie vorgeschlagen. Dazu gehören SLC64A4, TRPV2, MYT1L, NRXN3 und der Polymorphismus des 5-HT2A-Rezeptors 102T/C. Die Erblichkeit der Fibromyalgie ist Schätzungen zufolge bei Patienten, die jünger als 50 Jahre sind, höher.

Neuropathische Schmerzen und schwere depressive Störungen treten häufig gemeinsam mit Fibromyalgie auf - der Grund für diese Komorbidität scheint auf gemeinsame genetische Anomalien zurückzuführen zu sein, die zu Beeinträchtigungen der monoaminergen, glutamatergen, neurotrophen, opioiden und proinflammatorischen Zytokin-Signalübertragung führen. Bei diesen anfälligen Personen können psychische Belastungen oder Krankheiten zu Anomalien in den Entzündungs- und Stresswegen führen, die die Stimmung und den Schmerz regulieren. Schließlich kommt es zu einem Sensibilisierungs- und Entzündungseffekt in bestimmten Neuronen, der zur Entstehung von Fibromyalgie und manchmal auch einer Stimmungsstörung führt.

Stress

Stress und Trauma stehen in engem Zusammenhang mit Fibromyalgie

Stress kann ein wichtiger auslösender Faktor für die Entwicklung von Fibromyalgie sein. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 ergab, dass psychische Traumata stark mit Fibromyalgie verbunden sind. Bei Menschen, die in ihrem Leben missbraucht wurden, war die Wahrscheinlichkeit, an Fibromyalgie zu erkranken, dreimal so hoch, bei Menschen, die in ihrem Leben ein medizinisches Trauma oder andere Stressfaktoren erlitten, etwa doppelt so hoch.

Einige Autoren haben vorgeschlagen, dass die Entwicklung von Fibromyalgie auf eine stressbedingte Störung der HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse) zurückzuführen sein könnte, da Stress die Funktion der Achse verändern kann.

Persönlichkeit

Obwohl einige der Meinung sind, dass Fibromyalgie-Patienten eher bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, zeigt sich bei statistischer Kontrolle der Depression, dass sich ihre Persönlichkeit nicht von der der Allgemeinbevölkerung unterscheidet.

Andere Risikomarker

Zu den weiteren Risikomarkern für Fibromyalgie gehören Frühgeburtlichkeit, weibliches Geschlecht, kognitive Einflüsse, primäre Schmerzstörungen, multiregionale Schmerzen, Infektionskrankheiten, Hypermobilität der Gelenke, Eisenmangel und kleinfaserige Polyneuropathie.

Pathophysiologie

Als Hauptfaktor in der Entstehung der Fibromyalgie wird nervliche Sensitivierung (Sensibilisierung), einschließlich einer zentralen Sensitivierung, angesehen. Das bedeutet, dass die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem so gestört ist, dass das Gehirn Schmerzen wahrnimmt, ohne dass ein schädigender Reiz vorliegt, und dass die Schmerzschwelle sinkt, wodurch normalerweise nicht schmerzhafte Reize als schmerzhaft wahrgenommen werden. Diese Annahme beruht auf verschiedenen pathophysiologischen Befunden: So wurden bei Erkrankten unter anderem im Nervenwasser erniedrigte Spiegel von Serotonin-Stoffwechselprodukten festgestellt. Neben Serotonin wird auch die Rolle anderer Hormone und Neurotransmitter wie beispielsweise jene der Substanz P oder des Wachstumshormons Somatotropin in der Entstehung der Fibromyalgie untersucht.

Gewebestudien des Unterhautbindegewebes bei Fibromyalgie-Patienten deuten auf eine veränderte Anzahl und Zusammensetzung der sensorischen Nervenenden in dieser Gewebeschicht hin. So scheint die Anzahl der freien Nervenendigungen im Allgemeinen gegenüber Nichterkrankten deutlich verringert zu sein (englisch small fibre pathology). Gleichzeitig ist eine spezielle Kategorie dieser Nervenendigungen besonders zahlreich vorhanden. Hierbei handelt es sich um solche, die mit der Regulation der Durchblutung des Unterhautbindegewebes in Zusammenhang stehen und die sich in der Nähe der sogenannten arteriole-venule shunts (AVS) befinden. Diese Shunts sind kleine Gefäßverbindungen zwischen Arteriolen und Venolen und ermöglichen eine Regulation der Körpertemperatur in dieser Gewebeschicht. Es wird vermutet, dass die häufig beobachteten Störungen in der Temperaturempfindung von Fibromyalgie-Patienten mit dieser veränderten Innervation des Unterhautbindegewebes im Zusammenhang stehen.

Bis 2022 ist die Pathophysiologie der Fibromyalgie noch nicht geklärt, und es wurden mehrere Theorien vorgeschlagen.

Das Nervensystem

Anomalien in der Schmerzverarbeitung

Chronische Schmerzen lassen sich in drei Kategorien einteilen. Nozizeptive Schmerzen sind Schmerzen, die durch eine Entzündung oder Schädigung des Gewebes verursacht werden. Neuropathische Schmerzen sind Schmerzen, die durch eine Nervenschädigung verursacht werden. Der nozizeptive Schmerz (oder die zentrale Sensibilisierung) ist weniger gut erforscht und ist die gängige Erklärung für die Schmerzen bei Fibromyalgie. Da sich die drei Schmerzformen überschneiden können, können Fibromyalgiepatienten neben nozizeptiven (z. B. rheumatische Erkrankungen) und neuropathischen (z. B. Small-Fiber-Neuropathie) Schmerzen auch nokiplastische Schmerzen haben.

Noziplastische Schmerzen (zentrale Sensibilisierung)

Die Fibromyalgie kann als ein Zustand nokiplastischer Schmerzen angesehen werden. Nokiplastische Schmerzen werden durch eine veränderte Funktion schmerzbezogener sensorischer Bahnen in der Peripherie und im zentralen Nervensystem verursacht, was zu einer Überempfindlichkeit führt.

Nokiplastische Schmerzen werden häufig auch als "nokiplastisches Schmerzsyndrom" bezeichnet, da sie mit anderen Symptomen einhergehen. Dazu gehören Müdigkeit, Schlafstörungen, kognitive Störungen, Überempfindlichkeit gegenüber Umweltreizen, Angstzustände und Depressionen. Nociplastische Schmerzen werden entweder durch (1) eine verstärkte Verarbeitung von Schmerzreizen oder (2) eine verminderte Unterdrückung von Schmerzreizen auf verschiedenen Ebenen des Nervensystems oder durch beides verursacht.

Neuropathische Schmerzen

Eine alternative Hypothese zum nociplastischen Schmerz sieht die Fibromyalgie als eine stressbedingte Dysautonomie mit neuropathischen Schmerzmerkmalen. Diese Sichtweise unterstreicht die Rolle des autonomen und peripheren nozizeptiven Nervensystems bei der Entstehung von weit verbreiteten Schmerzen, Müdigkeit und Schlaflosigkeit. Die Beschreibung der Small-Fiber-Neuropathie in einer Untergruppe von Fibromyalgie-Patienten unterstützt die neuropathisch-autonome Untermauerung der Krankheit. Andere behaupten jedoch, dass die Small-Fiber-Neuropathie nur bei einer kleinen Gruppe von Fibromyalgie-Patienten auftritt.

Autonomes Nervensystem

Einige vermuten, dass die Fibromyalgie durch einen verminderten Vagustonus verursacht oder aufrechterhalten wird, der durch eine niedrige Herzfrequenzvariabilität angezeigt wird, die eine verstärkte sympathische Reaktion signalisiert. Dementsprechend zeigen mehrere Studien, dass eine klinische Verbesserung mit einer Erhöhung der Herzfrequenzvariabilität einhergeht. Einige Beispiele für Interventionen, die die Herzfrequenzvariabilität und den vagalen Tonus erhöhen, sind Meditation, Yoga, Achtsamkeit und Bewegung.

Neurotransmitter

Einige neurochemische Anomalien, die bei Fibromyalgie auftreten, regulieren auch die Stimmung, den Schlaf und die Energie, was erklärt, warum Stimmungs-, Schlaf- und Müdigkeitsprobleme häufig mit Fibromyalgie ko-morbide sind. Serotonin ist der am meisten untersuchte Neurotransmitter bei Fibromyalgie. Es wird vermutet, dass ein Ungleichgewicht im serotonergen System zur Entwicklung von Fibromyalgie führen kann. Es gibt auch einige Daten, die auf eine veränderte dopaminerge und noradrenerge Signalübertragung bei Fibromyalgie hindeuten. Die Wirksamkeit monoaminerger Antidepressiva bei Fibromyalgie stützt die monoaminergen Theorien.

Neurophysiologie

Neuroimaging-Studien haben bei Fibromyalgie-Patienten eine Verringerung der grauen Substanz des Default-Mode-Netzwerks festgestellt. Diese Defizite werden mit der Schmerzverarbeitung in Verbindung gebracht.

Neuroendokrines System

Die Studien zum neuroendokrinen System und zur HPA-Achse bei Fibromyalgie sind uneinheitlich. In einer Studie wurde festgestellt, dass Fibromyalgiepatienten ein höheres Plasmacortisol, extremere Spitzen- und Tiefstwerte und eine höhere Rate an Dexamethason-Nichtsuppression aufweisen. Andere Studien haben jedoch nur Korrelationen zwischen einer höheren Cortisol-Wachreaktion und Schmerzen festgestellt, nicht aber andere Cortisol-Anomalien. Es wurde ein erhöhter ACTH-Grundwert und ein Anstieg als Reaktion auf Stress beobachtet, der vermutlich auf eine verminderte negative Rückkopplung zurückzuführen ist.

Immunsystem

Es wurde vermutet, dass Entzündungen eine Rolle bei der Entstehung der Fibromyalgie spielen. Menschen mit Fibromyalgie weisen tendenziell höhere Werte der entzündlichen Zytokine IL-6 und IL-8 auf. Auch die Spiegel der proinflammatorischen Zytokine IL-1-Rezeptorantagonist sind erhöht. Erhöhte Werte von proinflammatorischen Zytokinen können die Schmerzempfindlichkeit erhöhen und zu Stimmungsproblemen beitragen. Entzündungshemmende Interleukine wie IL-10 wurden ebenfalls mit Fibromyalgie in Verbindung gebracht.

Eine wiederholte Beobachtung zeigt, dass Autoimmunitätsauslöser wie Traumata und Infektionen zu den häufigsten Ereignissen gehören, die dem Auftreten von Fibromyalgie vorausgehen. Neurogene Entzündungen wurden als ein Faktor vorgeschlagen, der zur Fibromyalgie beiträgt.

Das Verdauungssystem

Darm-Mikrobiom

Darmbakterien können bei Fibromyalgie eine Rolle spielen. Menschen mit Fibromyalgie weisen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Dysbiose auf, d. h. eine Abnahme der Vielfalt der Mikrobiota. Es besteht eine bidirektionale Wechselwirkung zwischen dem Darm und dem Nervensystem. Der Darm kann sich also auf das Nervensystem auswirken, aber das Nervensystem kann sich auch auf den Darm auswirken. Neurologische Wirkungen, die über das autonome Nervensystem und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse vermittelt werden, sind auf funktionelle Effektorzellen des Darms gerichtet, die wiederum unter dem Einfluss der Darmmikrobiota stehen.

Darm-Hirn-Achse

Die Darm-Hirn-Achse, die das Darmmikrobiom über das enterische Nervensystem mit dem Gehirn verbindet, ist ein weiteres Forschungsgebiet. Fibromyalgie-Patienten haben eine weniger vielfältige Darmflora und veränderte Serum-Metabolomwerte von Glutamat und Serin, was auf Anomalien im Neurotransmitter-Stoffwechsel schließen lässt.

Diagnose

Die Lage der neun gepaarten Schmerzpunkte, die die Kriterien des American College of Rheumatology von 1990 für Fibromyalgie umfassen

Es gibt kein einzelnes pathologisches Merkmal, keinen Laborbefund und keinen Biomarker, anhand dessen die Fibromyalgie diagnostiziert werden kann, und es wird darüber diskutiert, was als Diagnosekriterien gelten sollte und ob eine objektive Diagnose möglich ist. In den meisten Fällen haben Menschen mit Fibromyalgiesymptomen Labortestergebnisse, die normal erscheinen, und viele ihrer Symptome können denen anderer rheumatischer Erkrankungen wie Arthritis oder Osteoporose ähneln. Die spezifischen Diagnosekriterien für Fibromyalgie haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt.

Die Diagnose einer Fibromyalgie gestaltet sich recht schwierig, da sowohl Röntgenbilder als auch Laborwerte keinen eindeutigen Aufschluss geben, auch wenn sie zum Ausschluss wichtiger Differentialdiagnosen hilfreich sind. Die Diagnosestellung beruht daher auf den Befunden der körperlichen Untersuchung und der Befragung der Patienten (Anamnese).

Amerikanisches College für Rheumatologie 1990

Die erste allgemein anerkannte Reihe von Klassifizierungskriterien für Forschungszwecke wurde 1990 vom Multicenter Criteria Committee des American College of Rheumatology ausgearbeitet. Diese Kriterien, die inoffiziell als ACR 1990" bezeichnet werden, definieren Fibromyalgie nach dem Vorhandensein der folgenden Kriterien:

  • Weit verbreitete Schmerzen, die länger als drei Monate andauern und alle vier Quadranten des Körpers betreffen, d. h. beide Seiten sowie oberhalb und unterhalb der Taille.
  • Tenderpoints - es gibt 18 festgelegte mögliche Tenderpoints (obwohl ein Betroffener auch in anderen Bereichen Schmerzen empfinden kann).

Die ACR-Kriterien für die Klassifizierung von Patienten wurden ursprünglich als Einschlusskriterien für Forschungszwecke aufgestellt und waren nicht für die klinische Diagnose gedacht, sind aber später zu den De-facto-Diagnosekriterien im klinischen Umfeld geworden. Eine umstrittene Studie wurde von einem Anwaltsteam durchgeführt, das die Behinderung seines Klienten in erster Linie auf der Grundlage von Tender Points nachweisen wollte, und ihre weite Verbreitung in nicht religiösen Gemeinschaften veranlasste den Hauptautor der ACR-Kriterien, die nützliche Gültigkeit von Tender Points für die Diagnose in Frage zu stellen. Die Verwendung von Kontrollpunkten wurde genutzt, um Zweifel daran zu wecken, ob eine Person an Fibromyalgie leidet, und um zu behaupten, die Person würde simulieren.

Vorläufige Kriterien des American College of Rheumatology 2010

Bereiche des Widespread Pain Index (WPI)

Im Jahr 2010 verabschiedete das American College of Rheumatology vorläufige überarbeitete Diagnosekriterien für Fibromyalgie, die die Abhängigkeit der Kriterien von 1990 von Tender-Point-Tests aufheben. Die überarbeiteten Kriterien verwenden einen Index der verbreiteten Schmerzen (WPI) und eine Symptomschwere-Skala (SSS) anstelle der Tender-Point-Tests der Kriterien von 1990. Der WPI zählt bis zu 19 allgemeine Körperbereiche, in denen der Betroffene in der vorangegangenen Woche Schmerzen verspürt hat. Die SSS bewertet den Schweregrad der Müdigkeit, des unausgeschlafenen Aufwachens, der kognitiven Symptome und der allgemeinen somatischen Symptome auf einer Skala von 0 bis 3, so dass sich ein Gesamtwert von 0 bis 12 ergibt. Die überarbeiteten Kriterien für die Diagnose waren:

  • WPI ≥ 7 und SSS ≥ 5 ODER WPI 3-6 und SSS ≥ 9,
  • Die Symptome sind seit mindestens drei Monaten in ähnlicher Ausprägung vorhanden, und
  • Keine andere diagnostizierbare Störung erklärt die Schmerzen.

Revisionen des American College of Rheumatology 2016

Im Jahr 2016 wurden die vorläufigen Kriterien des American College of Rheumatology aus dem Jahr 2010 überarbeitet. Die neue Diagnose erfordert alle der folgenden Kriterien:

  1. "Generalisierte Schmerzen, definiert als Schmerzen in mindestens 4 von 5 Regionen, sind vorhanden."
  2. "Die Symptome sind seit mindestens 3 Monaten in ähnlicher Ausprägung vorhanden".
  3. "Widespread Pain Index (WPI) ≥ 7 und Symptomschwere-Skala (SSS) ≥ 5 ODER WPI von 4-6 und SSS-Score ≥ 9."
  4. "Die Diagnose Fibromyalgie ist unabhängig von anderen Diagnosen gültig. Die Diagnose Fibromyalgie schließt das Vorliegen anderer klinisch wichtiger Erkrankungen nicht aus."

Amerikanische Schmerzgesellschaft 2019

2019 entwickelte die American Pain Society in Zusammenarbeit mit der US Food and Drug Administration ein neues Diagnosesystem mit zwei Dimensionen. Die erste Dimension umfasst diagnostische Kernkriterien und die zweite Dimension umfasst gemeinsame Merkmale. Gemäß den Diagnoserichtlinien von 2016 schließt das Vorhandensein einer anderen medizinischen Erkrankung oder Schmerzstörung die Diagnose Fibromyalgie nicht aus. Allerdings sollten andere Erkrankungen als Hauptursache für die Symptome des Patienten ausgeschlossen werden. Die wichtigsten Diagnosekriterien sind:

  1. Multiseitige Schmerzen, definiert als sechs oder mehr Schmerzstellen von insgesamt neun möglichen Stellen, seit mindestens drei Monaten
  2. Mäßige bis schwere Schlafprobleme oder Müdigkeit, seit mindestens drei Monaten

Gemeinsame Merkmale, die bei Fibromyalgie-Patienten festgestellt werden, können die Diagnose erleichtern. Dazu gehören Zärtlichkeit (Empfindlichkeit gegenüber leichtem Druck), Dyskognition (Denkschwierigkeiten), Steifheit des Bewegungsapparats und Umweltempfindlichkeit oder Hypervigilanz.

Fragebögen zur Selbsteinschätzung

In einigen Forschungsarbeiten wurde ein mehrdimensionaler Ansatz vorgeschlagen, der somatische Symptome, psychologische Faktoren, psychosoziale Stressoren und subjektive Überzeugungen in Bezug auf Fibromyalgie berücksichtigt. Diese Symptome können mit verschiedenen Selbstauskunftsfragebögen erfasst werden.

Weit verbreiteter Schmerz-Index (WPI)

Der Widespread Pain Index (WPI) misst die Anzahl der schmerzhaften Körperregionen.

Symptom-Schweregrad-Skala (SSS)

Mit der Symptomschwere-Skala (SSS) wird der Schweregrad der Fibromyalgiesymptome bewertet.

Fragebogen zu den Auswirkungen der Fibromyalgie (FIQ)

Mit dem Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQ) und dem Revised Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQR) werden drei Bereiche bewertet: Funktion, Gesamtbelastung und Symptome. Er gilt als nützliches Maß für die Auswirkungen der Krankheit.

Andere Fragebögen

Zu den weiteren Messinstrumenten gehören die Hospital Anxiety and Depression Scale, der Multiple Ability Self-Report Questionnaire, das Multidimensional Fatigue Inventory und die Medical Outcomes Study Sleep Scale.

Differentialdiagnose

Im Jahr 2009 wurde festgestellt, dass zwei von drei Personen, denen ein Rheumatologe Fibromyalgie attestiert, stattdessen an einer anderen Krankheit leiden. Fibromyalgie könnte bei frühen, nicht diagnostizierten rheumatischen Erkrankungen wie präklinischer rheumatoider Arthritis, frühen Stadien der entzündlichen Spondyloarthritis, Polymyalgia rheumatica, myofaszialen Schmerzsyndromen und Hypermobilitätssyndromen fehldiagnostiziert werden. Zu den neurologischen Erkrankungen mit einer bedeutenden Schmerzkomponente gehören die Multiple Sklerose, die Parkinsonsche Krankheit und die periphere Neuropathie. Andere medizinische Erkrankungen, die ausgeschlossen werden sollten, sind endokrine Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen (Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus, Akromegalie, Vitamin-D-Mangel), Magen-Darm-Erkrankungen (Zöliakie und nicht-zöliakische Glutensensitivität), Infektionskrankheiten (Borreliose, Hepatitis C und Immunschwächekrankheit) und frühe Stadien einer bösartigen Erkrankung wie multiples Myelom, metastasierender Krebs und Leukämie/Lymphom. Auch andere systemische, entzündliche, endokrine, rheumatische, infektiöse und neurologische Erkrankungen können Fibromyalgie-ähnliche Symptome hervorrufen, z. B. systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, Spondylitis ankylosans, Ehlers-Danlos-Syndrome, psoriatisch bedingte Polyenthesitis, ein Nervenkompressionssyndrom (wie das Karpaltunnelsyndrom) und Myasthenia gravis. Darüber hinaus können auch verschiedene Medikamente Schmerzen hervorrufen (Statine, Aromatosehemmer, Biophosphonate und Opioide).

Die Differentialdiagnose wird während der Untersuchung auf der Grundlage der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung und der Laboruntersuchungen des Patienten gestellt. Die Anamnese des Patienten kann einige Hinweise auf eine Fibromyalgie-Diagnose liefern. Eine Familienanamnese früher chronischer Schmerzen, eine Schmerzanamnese in der Kindheit, das Auftreten breiter Schmerzen nach körperlichem und/oder psychosozialem Stress, eine allgemeine Überempfindlichkeit gegenüber Berührung, Geruch, Lärm, Geschmack, Hypervigilanz und verschiedene somatische Symptome (Gastrointestinaltrakt, Urologie, Gynäkologie, Neurologie) sind Beispiele für diese Hinweise.

Umfangreiche Labortests sind bei der Differenzialdiagnose der Fibromyalgie in der Regel nicht erforderlich. Zu den häufig durchgeführten Tests gehören ein komplettes Blutbild, ein umfassendes Stoffwechselpanel, die Erythrozytensenkungsrate, das C-reaktive Protein und ein Schilddrüsenfunktionstest.

Abgrenzung von somatoformen Störungen

Bis heute ist in der Wissenschaft umstritten, wie das Fibromyalgie-Syndrom einzuordnen ist. Vertreter der Psychiatrie ordneten es den somatoformen Störungen zu, was daran liegt, dass Patienten mit Fibromyalgie die Kriterien einer somatoformen Störung gemäß ICD-10 und DSM 4 erfüllen, und zwar anhaltende körperliche Beschwerden, ohne dass eine körperliche Grunderkrankung festgestellt werden könnte, sowie eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch psychosoziale Faktoren. Andere Forscher lehnen die Klassifikation der Fibromyalgie als somatoforme Störung jedoch ab. Begründet wird dies zum einen mit dem Konzept der somatoformen Störung, die einen emotionalen oder psychischen Konflikt als zugrundeliegende Ursache der körperlichen Beschwerden annimmt und damit im Prinzip eine psychische Erkrankung ist. Ein solcher Konflikt liege der Fibromyalgie nicht zugrunde. Zum anderen werden die ICD- und DSM-Kriterien als schwammig und inkonsistent kritisiert. Laut diesen Wissenschaftlern handelt es sich beim Fibromyalgiesyndrom um ein Konstrukt mit biologischen, psychischen und sozialen Einflussfaktoren, das Überschneidungen mit somatoformen Störungen zeigt, jedoch nicht als solche zu verstehen sei. Eine weitere Kategorie, in die das Fibromyalgie-Syndrom in der Literatur manchmal eingeordnet wird, sind die Funktionellen Syndrome (functional somatic syndrome).

Schlafmedizinische Aspekte

Die Fibromyalgie wird in der International Classification of Sleep Disorders (ICSD-2, 2005) im Anhang A und in der Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen bei den Schlafstörungen, die assoziiert mit andernorts klassifizierten Erkrankungen auftreten, aufgeführt, weil die Betroffenen wegen ihrer Beschwerden häufig zum Schlafmediziner überwiesen werden.

Bei der Störung des Schlafs handelt es sich um eine Folge der Grunderkrankung, die als Ursache der Schlafstörung erkannt und behandelt werden muss. Eine spezifische schlafmedizinische Diagnostik ist regelmäßig nicht erforderlich. In Einzelfällen wurden Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen entsprechend dem irregulären Typ beschrieben.

Komorbidität

Fibromyalgie als eigenständige Diagnose ist selten, da die meisten Fibromyalgie-Patienten häufig andere chronische, sich überschneidende Schmerzprobleme oder psychische Störungen haben. Fibromyalgie wird mit psychischen Problemen wie Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen, bipolaren Störungen und Depressionen in Verbindung gebracht. Bei Patienten mit Fibromyalgie ist die Wahrscheinlichkeit, an einer schweren Depression zu erkranken, fünfmal höher als in der Allgemeinbevölkerung.

Fibromyalgie und zahlreiche chronische Schmerzzustände treten häufig nebeneinander auf. Dazu gehören chronische Spannungskopfschmerzen, das myofasziale Schmerzsyndrom und temporomandibuläre Störungen. Multiple Sklerose, Post-Polio-Syndrom, neuropathische Schmerzen und die Parkinson-Krankheit sind vier neurologische Erkrankungen, die mit Schmerzen oder Fibromyalgie in Verbindung gebracht wurden. Die Fibromyalgie überschneidet sich weitgehend mit dem chronischen Müdigkeitssyndrom und weist möglicherweise die gleichen pathogenetischen Mechanismen auf.

Eine komorbide Fibromyalgie tritt Berichten zufolge bei 20-30 % der Personen mit rheumatischen Erkrankungen auf. Sie wurde auch bei Menschen mit nicht entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats festgestellt.

Die Prävalenz der Fibromyalgie bei Magen-Darm-Erkrankungen wurde vor allem für die Zöliakie und das Reizdarmsyndrom (IBS) beschrieben. Fibromyalgie wurde auch mit Adipositas in Verbindung gebracht. Zu den weiteren Erkrankungen, die mit Fibromyalgie in Verbindung gebracht werden, gehört eine überaktive Blase.

Behandlung

Wie bei vielen anderen medizinisch ungeklärten Syndromen gibt es auch für die Fibromyalgie keine allgemein anerkannte Behandlung oder Heilung, und die Behandlung besteht in der Regel in der Symptomkontrolle und der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Ein individueller, multidisziplinärer Behandlungsansatz, der sowohl nicht-pharmakologische als auch pharmakologische Therapien umfasst und mit einer effektiven Patientenaufklärung beginnt, ist von größtem Nutzen. Die Entwicklung des Verständnisses der Pathophysiologie der Erkrankung hat zu Verbesserungen in der Behandlung geführt, die verschreibungspflichtige Medikamente, Verhaltensinterventionen und Bewegung umfasst.

Eine Reihe von Verbänden hat Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Fibromyalgie veröffentlicht. Die Europäische Liga gegen Rheuma (EULAR; 2017) empfiehlt einen multidisziplinären Ansatz, der eine schnelle Diagnose und Patientenaufklärung ermöglicht. Die empfohlene Erstbehandlung sollte nicht-pharmakologisch sein, später kann eine pharmakologische Behandlung hinzugefügt werden. Die Europäische Liga gegen Rheuma gibt die stärkste Empfehlung für aerobe und stärkende Übungen. Für eine Reihe von Behandlungen wurden aufgrund ihrer Ergebnisse schwache Empfehlungen ausgesprochen. Qigong, Yoga und Tai Chi wurden zur Verbesserung des Schlafs und der Lebensqualität nur schwach empfohlen. Achtsamkeit wurde zur Verbesserung der Schmerzen und der Lebensqualität nur schwach empfohlen. Akupunktur und Hydrotherapie wurden zur Verbesserung der Schmerzen nur schwach empfohlen. Eine schwache Empfehlung gab es auch für die Psychotherapie. Sie war eher für Patienten mit Stimmungsstörungen oder wenig hilfreichen Bewältigungsstrategien geeignet. Von der Chiropraktik wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken dringend abgeraten. Einige Medikamente wurden bei starken Schmerzen (Duloxetin, Pregabalin, Tramadol) oder Schlafstörungen (Amitriptylin, Cyclobenzaprin, Pregabalin) nur schwach empfohlen. Andere wurden wegen mangelnder Wirksamkeit nicht empfohlen (nichtsteroidale Antirheumatika, Monoaminoxidase-Hemmer und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Von Wachstumshormonen, Natriumoxybat, Opioiden und Steroiden wurde wegen mangelnder Wirksamkeit und Nebenwirkungen dringend abgeraten.

In den von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland veröffentlichten Leitlinien werden die Patienten darauf hingewiesen, dass Selbstmanagementstrategien ein wichtiger Bestandteil der Krankheitsbewältigung sind. Auch die Kanadische Schmerzgesellschaft hat Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Fibromyalgie veröffentlicht.

Bewegung

Bewegung ist die einzige Fibromyalgie-Behandlung, die von der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) nachdrücklich empfohlen wird. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Bewegung die Fitness, den Schlaf und die Lebensqualität verbessert und Schmerzen und Müdigkeit bei Menschen mit Fibromyalgie verringern kann. Ein zusätzlicher Vorteil von Bewegung ist, dass sie keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen verursacht.

Bewegung kann die Fibromyalgiesymptome über eine Reihe von vermuteten biologischen Mechanismen lindern. Bewegung kann die Schmerzmodulation über serotoninerge Bahnen verbessern. Sie kann die Schmerzen verringern, indem sie die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse verändert und den Cortisolspiegel senkt. Außerdem hat sie entzündungshemmende Wirkungen, die die Fibromyalgiesymptome verbessern können. Aerobes Training kann den Muskelstoffwechsel und den Schmerz über mitochondriale Wege verbessern.

Beim Vergleich verschiedener Trainingsprogramme zeigt sich, dass aerobes Training in der Lage ist, die autonome Nervenfunktion von Fibromyalgie-Patienten zu modulieren, während Widerstandstraining keine solche Wirkung zeigt. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2022 ergab, dass aerobes Training eine hohe Effektgröße aufweist, während Kraftübungen mäßige Effekte zeigen. Meditative Übungen scheinen den Schlaf zu verbessern, wobei es keine Unterschiede zwischen Widerstands-, Flexibilitäts- und Wassergymnastik hinsichtlich ihrer positiven Auswirkungen auf die Müdigkeit gibt.

Trotz ihrer Vorteile ist Bewegung für Fibromyalgie-Patienten aufgrund ihrer chronischen Müdigkeit und Schmerzen eine Herausforderung. Sie empfinden sie als anstrengender als gesunde Erwachsene. Bewegung kann sie einschüchtern, weil sie befürchten, dass man ihnen mehr abverlangt, als sie verkraften können. Möglicherweise haben sie auch das Gefühl, dass diejenigen, die Bewegungsmaßnahmen empfehlen oder durchführen, die möglichen negativen Auswirkungen von Bewegung auf Müdigkeit und Schmerzen nicht vollständig verstehen. Dies gilt insbesondere für nicht personalisierte Trainingsprogramme. Die Akzeptanz ist höher, wenn das Trainingsprogramm von Ärzten empfohlen oder von Krankenschwestern überwacht wird. Empfohlen wird ein abgestuftes Übungsprogramm, das mit kleinen, häufigen Übungsphasen beginnt und sich dann steigert. Um die Schmerzen zu reduzieren, wird ein Übungsprogramm über 13 bis 24 Wochen empfohlen, wobei jede Sitzung 30 bis 60 Minuten dauert.

Aerobic

Aerobes Training für Fibromyalgie-Patienten ist die am häufigsten untersuchte Art von Bewegung. Sie umfasst Aktivitäten wie Gehen, Joggen, Spinning, Radfahren, Tanzen und Bewegung im Wasser. Eine Cochrane-Zusammenfassung aus dem Jahr 2017 kam zu dem Schluss, dass aerobes Training wahrscheinlich die Lebensqualität verbessert, die Schmerzen leicht verringert und die körperliche Funktion verbessert, aber keinen Unterschied bei Müdigkeit und Steifheit macht. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2019 zeigte, dass aerobes Training die autonome Dysfunktion verringern und die Herzfrequenzvariabilität erhöhen kann. Dies geschieht, wenn Patienten mindestens zweimal pro Woche 45-60 Minuten lang bei etwa 60-80 % der maximalen Herzfrequenz trainieren. Aerobes Training verringert auch Angstzustände und Depressionen und verbessert die Lebensqualität.

Beweglichkeit

Kombinationen verschiedener Übungen wie Beweglichkeits- und Ausdauertraining können die Steifigkeit verbessern. Die Nachweise sind jedoch von geringer Qualität. Es ist nicht klar, ob Beweglichkeitstraining allein im Vergleich zu aerobem Training die Symptome wirksam reduziert oder ob es negative Auswirkungen hat.

Widerstandstraining

Beim Widerstandstraining belasten die Teilnehmer ihren Körper mit Gewichten, Gummibändern, dem eigenen Körpergewicht oder mit anderen Mitteln.

Zwei Metaanalysen haben gezeigt, dass Widerstandstraining Ängste und Depressionen verringern kann, und eine ergab, dass es die Lebensqualität verbessert.

In einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2022 wurde die Dosierung des Widerstandstrainings für Frauen mit Fibromyalgie untersucht. Eine wirksame Dosierung wurde festgestellt, wenn zweimal pro Woche über mindestens acht Wochen trainiert wurde. Eine Verbesserung der Symptome wurde auch bei niedrigen Dosierungen wie 1-2 Sätzen mit 4-20 Wiederholungen festgestellt. In den meisten Studien wurde eine mäßige Trainingsintensität von 40 % bis 85 % einer maximalen Wiederholung verwendet. Mit dieser Intensität konnten die Schmerzen wirksam reduziert werden. Bei einigen Therapieschemata wird die Intensität im Laufe der Zeit erhöht (von 40 % auf 80 %), während bei anderen die Intensität erhöht wird, sobald der Teilnehmer in der Lage ist, 12 Wiederholungen durchzuführen. Übungen mit hoher Intensität können zu einer geringeren Therapietreue führen.

Meditativ

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2021 ergab, dass meditative Übungsprogramme (Tai Chi, Yoga, Qi Gong) anderen Formen von Bewegung (Aerobic, Flexibilität, Widerstand) bei der Verbesserung der Schlafqualität überlegen waren. Die positive Wirkung von Tai Chi auf den Schlaf von Menschen mit verschiedenen Erkrankungen wurde in einer zweiten Meta-Analyse dokumentiert. Eine dritte Meta-Analyse aus dem Jahr 2019 ergab, dass Tai Chi bei Patienten mit Fibromyalgie nicht nur den Schlaf, sondern auch Schmerzen, Müdigkeit, Depressionen und die Lebensqualität verbessert. Diese Tai-Chi-Interventionen umfassten häufig 1-stündige Sitzungen, die 1-3 Mal pro Woche über einen Zeitraum von 12 Wochen durchgeführt wurden. Meditative Übungen als Ganzes können durch biologische Mechanismen wie Antioxidation, Entzündungshemmung, Verringerung der Sympathikusaktivität und Modulation der Glukokortikoidrezeptorempfindlichkeit die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Bewegungsorientierte Maßnahmen stellen einen wichtigen Baustein in der Therapie dar. Zur Schmerzreduktion empfohlen wird moderates Ausdauertraining, wie Walking, Radfahren, Schwimmen und Aquajogging, sowie ein Funktionstraining mit Übungen in Trocken- und Wassergymnastik. Ebenfalls eine Empfehlung gibt es für sogenannte meditative Bewegungsformen, also Tai-Chi, Chi Gong und Yoga. Eine abgestufte Empfehlung gibt es für moderates Krafttraining. Gemäß deutschen Leitlinien können auch Dehnübungen und Vibrationstraining erwogen werden.

Wasser

Mehrere Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen deuten darauf hin, dass Wassergymnastik die Symptome und das Wohlbefinden von Menschen mit Fibromyalgie verbessern kann.

Andere

Begrenzte Hinweise deuten darauf hin, dass Vibrationstraining in Kombination mit körperlicher Betätigung Schmerzen, Müdigkeit und Steifheit lindern kann.

Medikamente

Einige Länder haben Leitlinien für die Behandlung von Fibromyalgie veröffentlicht. Alle betonen (Stand 2018), dass eine medikamentöse Behandlung nicht erforderlich, sondern nur optional ist. In den deutschen Leitlinien werden Parameter für die Beendigung der medikamentösen Therapie festgelegt und empfohlen, nach sechs Monaten eine Medikamentenpause zu erwägen.

Zugelassene Medikamente

Die kanadische Gesundheitsbehörde Health Canada und die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) haben Pregabalin und Duloxetin für die Behandlung von Fibromyalgie zugelassen. Die FDA hat auch Milnacipran zugelassen, doch die Europäische Arzneimittelagentur verweigerte die Marktzulassung.

Antidepressiva

Antidepressiva gehören zu den gängigen Medikamenten bei Fibromyalgie. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 kam zu dem Schluss, dass Antidepressiva die Lebensqualität von Fibromyalgie-Patienten mittelfristig verbessern können. Im Jahr 2018 ist Amitriptylin das einzige trizyklische Antidepressivum (TCA), für das ausreichende Belege vorliegen.

Bei den meisten Fibromyalgie-Patienten wird der potenzielle Nutzen einer Behandlung mit den Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) Duloxetin und Milnacipran und den TCA wie Amitriptylin durch die erheblichen unerwünschten Wirkungen (mehr unerwünschte Wirkungen als Nutzen) aufgewogen; bei einer kleinen Zahl von Menschen können diese Medikamente jedoch zu einer Linderung der Symptome führen. Darüber hinaus wurde Amitriptylin zwar als Erstlinientherapie eingesetzt, die Qualität der Belege für diesen Einsatz und den Vergleich zwischen verschiedenen Medikamenten ist jedoch gering. Sehr schwache Belege deuten darauf hin, dass eine sehr kleine Zahl von Menschen von einer Behandlung mit dem tetrazyklischen Antidepressivum Mirtazapin profitieren könnte, doch für die meisten ist der potenzielle Nutzen nicht groß und das Risiko unerwünschter Wirkungen und potenzieller Schäden überwiegt den potenziellen Nutzen.

Es kann unterschiedlich lange dauern, bis Antidepressiva bei der Linderung der Symptome wirksam werden. Bei dem Antidepressivum Amitriptylin kann es bis zu drei Monate dauern, bis die Wirkung einsetzt, und bei Duloxetin, Milnacipran und Pregabalin kann es zwischen drei und sechs Monaten dauern, bis die Symptome sich verbessern. Einige Medikamente können beim Absetzen Entzugserscheinungen hervorrufen, so dass insbesondere bei Antidepressiva und Pregabalin ein schrittweises Absetzen angezeigt sein kann.

Es gibt vorläufige Hinweise darauf, dass Nutzen und Schaden von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) ähnlich zu sein scheinen. SSRI können zur Behandlung von Depressionen bei Menschen mit diagnostizierter Fibromyalgie eingesetzt werden.

Vorläufige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Monoaminoxidase-Hemmer (MAOIs) wie Pirlindol und Moclobemid mäßig wirksam zur Schmerzlinderung sind. Sehr schwache Belege deuten darauf hin, dass Pirlindol bei der Schmerzbehandlung wirksamer ist als Moclobemid. Zu den Nebenwirkungen von MAOIs können Übelkeit und Erbrechen gehören.

Depressiva des zentralen Nervensystems

Zu den Depressiva des zentralen Nervensystems gehören Arzneimittelkategorien wie Sedativa, Tranquilizer und Hypnotika. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 kam zu dem Schluss, dass diese Medikamente die Lebensqualität von Fibromyalgie-Patienten mittelfristig verbessern können.

Anti-Epileptika

Die krampflösenden Medikamente Gabapentin und Pregabalin können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Es gibt vorläufige Hinweise darauf, dass Gabapentin bei etwa 18 % der Fibromyalgie-Patienten zur Schmerzlinderung beitragen kann. Es lässt sich nicht vorhersagen, wer davon profitieren wird, und es kann eine kurze Studie empfohlen werden, um die Wirksamkeit dieser Art von Medikament zu testen. Bei etwa 6/10 der Menschen, die Gabapentin zur Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit Fibromyalgie einnehmen, treten unangenehme Nebenwirkungen wie Schwindel, Gangstörungen oder Schwellungen durch Flüssigkeitsansammlungen auf. Pregabalin zeigt bei etwa 9 % der Patienten einen Nutzen. Pregabalin reduzierte den Arbeitsausfall um 0,2 Tage pro Woche.

Cannabinoide

Cannabinoide können für Menschen mit Fibromyalgie von gewissem Nutzen sein. Im Jahr 2022 ist die Datenlage zu diesem Thema jedoch noch begrenzt. Cannabinoide können auch unerwünschte Wirkungen haben und negative Wechselwirkungen mit gängigen rheumatologischen Medikamenten aufweisen.

Opioide

Der Einsatz von Opioiden ist umstritten. Seit 2015 ist kein Opioid von der FDA für die Verwendung bei dieser Erkrankung zugelassen. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2016 kam zu dem Schluss, dass es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass Oxycodon, allein oder in Kombination mit Naloxon, die Schmerzen bei Fibromyalgie lindert oder widerlegt. Das National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases (NIAMS) stellte 2014 fest, dass es für Opioide bei den meisten Menschen keine ausreichenden Belege gibt. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sprach 2012 keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz schwacher Opioide aus, da es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu deren Einsatz bei der Behandlung von FM gibt. Sie raten dringend von der Verwendung starker Opioide ab. Die Kanadische Schmerzgesellschaft sagte 2012, dass Opioide, beginnend mit einem schwachen Opioid wie Tramadol, ausprobiert werden können, aber nur für Menschen mit mäßigen bis starken Schmerzen, die durch nicht-opioide Schmerzmittel nicht gut kontrolliert werden können. Von der Einnahme starker Opioide wird abgeraten, und es wird empfohlen, sie nur so lange einzusetzen, wie sie die Schmerzen und die Funktionsfähigkeit verbessern. Gesundheitsdienstleister sollten Menschen, die Opioide einnehmen, im Hinblick auf ihre anhaltende Wirksamkeit, Nebenwirkungen und mögliches unerwünschtes Drogenverhalten überwachen.

Eine Überprüfung aus dem Jahr 2015 ergab, dass die Verwendung von Tramadol ausreichend belegt ist, wenn andere Medikamente nicht wirken. Eine Überprüfung aus dem Jahr 2018 ergab, dass die Kombination von Paracetamol (Paracetamol) und Tramadol im Vergleich zu einer Einzelmedikation nur geringfügig belegt ist. Goldenberg et al. vermuten, dass Tramadol über seine Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung wirkt und nicht über seine Wirkung als schwacher Opioidrezeptor-Agonist.

Eine große Studie an US-amerikanischen Fibromyalgie-Patienten ergab, dass zwischen 2005 und 2007 37,4 % kurz wirkende Opioide und 8,3 % lang wirkende Opioide verschrieben wurden, wobei etwa 10 % derjenigen, denen kurz wirkende Opioide verschrieben wurden, Tramadol einnahmen; eine kanadische Studie aus dem Jahr 2011 an 457 FM-Patienten ergab, dass 32 % Opioide einnahmen und zwei Drittel davon starke Opioide.

Topische Behandlung

Capsaicin ist als topisches Schmerzmittel vorgeschlagen worden. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es die Schlafqualität und die Müdigkeit verbessern kann, aber es gibt nicht genügend Studien, um diese Behauptung zu belegen.

Nicht zugelassen oder unbegründet

Natriumoxybat steigert die Produktion von Wachstumshormonen durch erhöhte Langsamschlafphasen. Dieses Medikament wurde jedoch von der FDA nicht für die Anwendung bei Fibromyalgiepatienten zugelassen, da die Gefahr des Missbrauchs besteht.

Die Muskelrelaxanzien Cyclobenzaprin, Carisoprodol mit Paracetamol und Koffein und Tizanidin werden manchmal zur Behandlung von Fibromyalgie eingesetzt, sind aber seit 2015 in den USA nicht mehr für diese Anwendung zugelassen. Die Verwendung von NSAIDs wird nicht als Erstbehandlung empfohlen. Außerdem können NSAIDs bei der Behandlung von Fibromyalgie nicht als nützlich angesehen werden.

Sehr schwache Belege deuten darauf hin, dass Quetiapin bei Fibromyalgie wirksam sein kann.

Es gibt keine hochwertigen Belege dafür, dass synthetisches THC (Nabilon) bei Fibromyalgie hilft.

Andere

Eine Überprüfung aus dem Jahr 2013 ergab mäßige Belege für die Verwendung von Akupunktur mit Elektrostimulation zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens. Akupunktur allein hat nicht die gleiche Wirkung, kann aber den Einfluss von Bewegung und Medikamenten auf Schmerzen und Steifheit verstärken.

Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel

Die Ernährung hat auf verschiedene Weise mit der Fibromyalgie zu tun. Einige ernährungsbedingte Risikofaktoren für Fibromyalgie-Komplikationen sind Übergewicht, Nährstoffmangel, Lebensmittelallergien und der Konsum von Lebensmittelzusatzstoffen. Der Verzehr von Obst und Gemüse, wenig verarbeiteten Lebensmitteln, hochwertigen Proteinen und gesunden Fetten kann einige Vorteile haben. Eine vegetarische oder vegane Ernährung hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn auch in geringer Qualität.

Obwohl Nahrungsergänzungsmittel im Zusammenhang mit Fibromyalgie umfassend untersucht worden sind, sind die meisten Belege (Stand 2021) von schlechter Qualität. Es ist daher schwierig, schlüssige Empfehlungen zu geben. Es hat den Anschein, dass die Einnahme von Q10-Coenzym und Vitamin D die Schmerzen und die Lebensqualität von Fibromyalgie-Patienten verbessern kann. Q10-Coenzym wirkt sich positiv auf die Müdigkeit von Fibromyalgie-Patienten aus, wobei in den meisten Studien Dosen von 300 mg pro Tag über drei Monate verwendet wurden. Es wird angenommen, dass das Coenzym Q10 die Aktivität der Mitochondrien verbessert und Entzündungen verringert. Es hat sich gezeigt, dass Vitamin D einige Fibromyalgie-Maße verbessert, andere jedoch nicht.

Ein Übersichtsartikel, der vier Studien mit 98 Patienten umfasste, kam zu dem Ergebnis, dass eine Melatoninbehandlung mehrere positive Auswirkungen auf Fibromyalgie-Patienten hat, darunter die Verbesserung der Schlafqualität, der Schmerzen und der Auswirkungen der Krankheit. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse berichtet.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft sieht in ihrer Behandlungsleitlinie von 2019 keine Belege dafür, dass bestimmte Ernährungsformen (wie Vegetarismus, Veganismus, glutenfreie Diät, Heilfasten) einen positiven Einfluss auf die Symptomatik haben. Ausnahmen bilden Patientinnen mit Glutensensitivität, bei denen glutenfreie Kost die Fibromyalgie-Beschwerden bessern kann, sowie Übergewichtige, die von einer Gewichtsreduktion profitieren. Von Nahrungsergänzungsmitteln sollte Abstand genommen werden.

Psychotherapie

Aufgrund der Ungewissheit über die Pathogenese der Fibromyalgie konzentrieren sich die derzeitigen Behandlungsansätze auf das Management der Symptome, um die Lebensqualität zu verbessern, wobei integrierte pharmakologische und nicht-pharmakologische Ansätze verwendet werden. Es gibt keine einzelne Intervention, die sich als wirksam für alle Patienten erwiesen hat. In einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2020 wurde festgestellt, dass die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) eine geringe, aber positive Wirkung auf die Verringerung von Schmerzen und Beschwerden hat, aber unerwünschte Ereignisse wurden nicht gut bewertet. CBT und verwandte psychologische und Verhaltenstherapien haben eine geringe bis mäßige Wirkung bei der Verringerung der Symptome der Fibromyalgie. Die Wirkungen sind in der Regel gering, wenn die CBT als alleinige Behandlung für FM-Patienten eingesetzt wird, aber sie verbessern sich erheblich, wenn die CBT Teil eines umfassenderen multidisziplinären Behandlungsprogramms ist.

Eine systematische Überprüfung von 14 Studien aus dem Jahr 2010 ergab, dass die CBT die Selbstwirksamkeit oder die Schmerzbewältigung verbessert und die Zahl der Arztbesuche nach der Behandlung verringert, aber keine signifikante Wirkung auf Schmerzen, Müdigkeit, Schlaf oder gesundheitsbezogene Lebensqualität nach der Behandlung oder bei der Nachuntersuchung hat. Auch die depressive Stimmung wurde verbessert, doch konnte dies nicht von einigen Risiken der Verzerrung unterschieden werden. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2022 ergab, dass CBT die Schlaflosigkeit bei Menschen mit chronischen Schmerzen, einschließlich Fibromyalgie, verringert. Schlafhygienische Maßnahmen waren jedoch nicht so wirksam.

Psychologische Maßnahmen wie Verhaltenstherapie werden in der deutschen Leitlinie für bestimmte klinische Konstellationen empfohlen, etwa bei komorbiden psychischen Störungen. In bisherigen Arbeiten erwiesen sich die Effekte der Verhaltenstherapie auf Schmerz, Müdigkeit und gesundheitsbezogene Lebensqualität als gering. Das Nebenwirkungsrisiko von Verhaltenstherapie bei Fibromyalgie ist noch unbekannt, eine Symptomzunahme wird für möglich gehalten.

Maßnahmen wie Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, Entspannungsverfahren und therapeutisches Schreiben sollten aufgrund der minderwertigen Evidenzlage nicht als einzige Therapie angewendet werden. Solche Maßnahmen können vielmehr flankierend in ein multimodales Therapiekonzept eingebettet werden.

Patientenaufklärung

Die Fibromyalgie ist durch medizinische Maßnahmen nur begrenzt beeinflussbar und beschränkt sich zumeist auf eine symptomatische Behandlung. Ein Behandlungskonzept ist heute die multimodale Schmerztherapie entsprechend den Erkenntnissen der modernen Schmerzforschung. Ziel der Maßnahmen sind hierbei die Erhaltung oder Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag und damit der Lebensqualität sowie die Minderung und/oder Linderung der Beschwerden. Da es sich um ein lebenslang bestehendes Beschwerdebild handeln kann, werden insbesondere Behandlungsmaßnahmen empfohlen, die von Betroffenen eigenständig durchgeführt werden können (Selbstmanagement), die keine oder nur geringe Nebenwirkungen haben und deren langfristige Wirksamkeit gesichert sein sollte. So umfasst das heutige Konzept meist eine Patientenschulung, den Einsatz von Medikamenten in Verbindung mit Sport- und Funktionstraining, physikalischen Therapien sowie Psychotherapie und Entspannungsmethoden.

Die Europäische Liga gegen Rheuma (EULAR) empfiehlt Patientenschulung als wichtigen Bestandteil der Behandlung. Für das Jahr 2022 gibt es nur minderwertige Belege dafür, dass Patientenschulungen die Schmerzen und die Auswirkungen der Fibromyalgie verringern können.

Maßnahmen zur Schlafhygiene zeigen eine geringe Wirksamkeit bei der Verbesserung der Schlaflosigkeit.

Manuelle Therapie

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2021 kam zu dem Schluss, dass Massagen und myofasziale Entspannung mittelfristig die Schmerzen lindern. Im Jahr 2015 gab es keine guten Belege für den Nutzen anderer geistig-körperlicher Therapien.

Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)

Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) werden gepulste elektrische Ströme über die Haut geleitet, um die peripheren Nerven zu stimulieren. TENS wird häufig zur Schmerzbehandlung eingesetzt und gilt als kostengünstige, sichere und selbst durchzuführende Behandlung. Daher wird sie häufig von Ärzten für Schmerzpatienten empfohlen. Für 2019 wurde eine Übersicht über acht Cochrane-Reviews erstellt, die 51 randomisierte kontrollierte Studien zu TENS umfassten. Die Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass die Qualität der verfügbaren Belege nicht ausreicht, um Empfehlungen auszusprechen. Eine spätere Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass die transkutane elektrische Nervenstimulation kurzfristig Schmerzen lindern kann, wobei jedoch Unsicherheit über die Relevanz der Ergebnisse bestand.

Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass die elektrische Stimulation des Vagusnervs durch ein implantiertes Gerät die Fibromyalgiesymptome möglicherweise verringern kann. Es kann jedoch zu unerwünschten Reaktionen auf das Verfahren kommen.

Nichtinvasive Hirnstimulation

Zur nichtinvasiven Hirnstimulation gehören Methoden wie die transkranielle Gleichstromstimulation und die hochfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (TMS). Beide Methoden haben nachweislich die Schmerzwerte bei neuropathischen Schmerzen und Fibromyalgie verbessert.

Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021, die mehrere Interventionsarten untersuchte, kam zu dem Schluss, dass Magnetfeldtherapie und transkranielle Magnetstimulation die Schmerzen kurzfristig lindern können, ließ jedoch Zweifel an der Relevanz des Ergebnisses aufkommen. Mehrere Meta-Analysen aus dem Jahr 2022, die sich auf die transkranielle Magnetstimulation konzentrierten, ergaben positive Auswirkungen auf die Fibromyalgie. Die repetitive transkranielle Magnetstimulation verbesserte kurzfristig die Schmerzen und nach 5-12 Wochen die Lebensqualität. Die wiederholte transkranielle Magnetstimulation führte nicht zu einer Verbesserung von Angstzuständen, Depressionen und Müdigkeit. Die transkranielle Magnetstimulation des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex war ebenfalls unwirksam.

Hyperbare Sauerstofftherapie

Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) hat sich bei der Behandlung chronischer Schmerzen als nützlich erwiesen. Die Behandlung von Fibromyalgie mit hyperbarer Sauerstofftherapie ist jedoch nach wie vor umstritten, da es nur wenige groß angelegte klinische Studien gibt. Darüber hinaus wirft die hyperbare Sauerstofftherapie Sicherheitsbedenken auf, da sie zu oxidativen Schäden führen kann.

Prognose

Obwohl die Fibromyalgie an sich weder degenerativ noch tödlich ist, sind die chronischen Schmerzen der Fibromyalgie allgegenwärtig und anhaltend. Die meisten Menschen mit Fibromyalgie berichten, dass sich ihre Symptome im Laufe der Zeit nicht bessern. Die meisten Patienten lernen jedoch mit der Zeit, sich an die Symptome zu gewöhnen. Das erklären die deutschen Leitlinien für Patienten:

  1. Die Symptome der Fibromyalgie sind bei fast allen Patienten hartnäckig.
  2. Eine vollständige Linderung der Symptome wird nur selten erreicht.
  3. Die Symptome führen nicht zu Invalidität und verkürzen nicht die Lebenserwartung.

Eine 11-Jahres-Follow-up-Studie an 1555 Patienten ergab, dass die meisten weiterhin ein hohes Maß an selbstberichteten Symptomen und Belastungen aufwiesen. Allerdings gab es eine große Heterogenität der Patienten, die fast die Hälfte der Varianz ausmachte. Bei der Abschlussbeobachtung wiesen 10 % der Patienten eine erhebliche Verbesserung der minimalen Symptome auf. Weitere 15 % wiesen eine mäßige Verbesserung auf. Dieser Zustand kann jedoch angesichts der Schwankungen der Symptomschwere vorübergehend sein.

In einer Studie mit 97 Jugendlichen, bei denen Fibromyalgie diagnostiziert wurde, wurden diese acht Jahre lang beobachtet. Nach acht Jahren litt die Mehrheit der Jugendlichen immer noch unter Schmerzen und Behinderungen in körperlichen, sozialen und psychischen Bereichen. Bei der letzten Nachuntersuchung berichteten alle Teilnehmer über ein oder mehrere Fibromyalgiesymptome wie Schmerzen, Müdigkeit und/oder Schlafprobleme, wobei 58 % die vollständigen ACR 2010-Kriterien für Fibromyalgie erfüllten. Auf der Grundlage der WPI- und SS-Score-Grenzwerte wiesen die restlichen 42 % subklinische Symptome auf. Die Schmerz- und emotionalen Symptomverläufe hingegen wiesen eine Vielzahl von Längsschnittmustern auf. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Fibromyalgie-Symptome bei den meisten Patienten zwar andauern, die Schwere ihrer Schmerzen jedoch im Laufe der Zeit abnimmt.

Depressive Ausgangssymptome bei Jugendlichen scheinen eine Verschlechterung der Schmerzen in der Nachbeobachtungsphase vorherzusagen.

Verbreitung

Nach Schätzungen sind in Europa und Nordamerika etwa 0,5 bis 5,8 % der Bevölkerung vom Fibromyalgiesyndrom betroffen. In Deutschland erfüllten 2013 rund 2 % der Bevölkerung formale Kriterien des Fibromyalgiesyndroms, wobei das Geschlechterverhältnis ausgeglichen war. In klinischen Einrichtungen sind „bis zu 80 % der Patientinnen Frauen im Alter von 40 bis 60“.

Fibromyalgie betrifft schätzungsweise 2-4 % der Bevölkerung.

Frauen sind nach den Kriterien von 2014 etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Geschichte

Beschreibungen muskuloskelettaler Schmerzen reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Hier führte Guillaume de Baillou den Rheumatismus als Sammelbegriff für Schmerzen des Bewegungsapparates ein. Im 18. Jahrhundert kam der Begriff Muskelrheumatismus auf. Dieser wurde für Schmerzen verwendet, die nicht von gelenkzerstörenden Prozessen (wie Arthrose oder rheumatoider Arthritis) herrührten, somit fielen die Symptome der Fibromyalgie zusammen mit anderen Schmerzzuständen in diese Kategorie. Auch die Polymyalgia rheumatica wurde früher als „Muskelrheumatismus“ bezeichnet. Ab dem 19. Jahrhundert begannen Ärzte, verschiedene Unterformen des Muskelrheumatismus zu beschreiben, wobei diese frühen Definitionsversuche vage blieben und eine Unterscheidung von örtlich begrenzten und generalisierten Schmerzformen kaum ermöglichten. Im Lauf des Jahrhunderts wurden Fibromyalgie-typische Symptome wie die „empfindlichen Stellen“ (tender points) beschrieben. Der britische Neurologe William Richard Gowers war wie viele seiner Zeitgenossen vom Vorliegen entzündlicher Prozesse überzeugt und prägte 1904 den Begriff Fibrositis, wobei die Endung -itis bei Krankheitsnamen für eine Entzündung steht. Am Ende der 1920er Jahre und 1930 wurden weitere Begriffe vorgeschlagen: Myofasziitis, Myofibrositis und Neurofibrositis, die durch ihre Endungen weiterhin auf einen entzündlichen Prozess verwiesen. Dieser konnte in der Folgezeit aber nie nachgewiesen werden, so dass 1976 der Begriff Fibromyalgie vorgeschlagen wurde, der die Vorstellung einer entzündlichen Ursache fallen lässt und bis heute verwendet wird. Seit den 1980er Jahren sind die tender points, Schmerzen, Schlafstörungen und andere Beschwerden als typisch für das Fibromyalgie-Syndrom anerkannt. Mit der Veröffentlichung der Klassifikationskriterien durch das American College of Rheumatology 1990 wurde der wissenschaftliche Austausch über das Fibromyalgie-Syndrom erleichtert. Der Mangel an zuverlässigen apparativen oder laborchemischen Diagnoseinstrumenten hat aber nicht nur die Forschung behindert, sondern führt auch zu anhaltenden Zweifeln an der Eigenständigkeit der Fibromyalgie als Syndrom. So ist das Fibromyalgie-Syndrom unter Ärzten und Medizinstudenten gering angesehen. Patienten leiden daher darunter, dass sie sich mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen fühlen.

In der historischen Betrachtung der Entwicklung des Fibromyalgiekonzepts wird die "zentrale Bedeutung" einer Arbeit von Smythe und Moldofsky von 1977 über Fibrositis hervorgehoben. Die erste klinische, kontrollierte Studie zu den Merkmalen des Fibromyalgie-Syndroms wurde 1981 veröffentlicht und stützt die Assoziation der Symptome. Im Jahr 1984 wurde ein Zusammenhang zwischen dem Fibromyalgie-Syndrom und anderen ähnlichen Erkrankungen vorgeschlagen, und 1986 wurden Studien zu den ersten vorgeschlagenen Medikamenten für Fibromyalgie veröffentlicht.

Gesellschaft und Kultur

Wirtschaft

Menschen mit Fibromyalgie haben im Allgemeinen höhere Kosten und Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. In einer Studie mit fast 20 000 Humana-Mitgliedern, die in Medicare Advantage- und kommerziellen Plänen eingeschrieben sind, wurden die Kosten und die Inanspruchnahme von Medikamenten verglichen und festgestellt, dass Menschen mit Fibromyalgie doppelt so viele schmerzbezogene Medikamente einnehmen wie Menschen ohne Fibromyalgie. Darüber hinaus stieg die Inanspruchnahme von Medikamenten und medizinischem Bedarf bei vielen Maßnahmen deutlich an, sobald eine Diagnose gestellt wurde.

Kontroversen

Die Fibromyalgie wurde erst vor relativ kurzer Zeit definiert. In der Vergangenheit war sie eine umstrittene Diagnose. Frederick Wolfe, Hauptautor des Papiers aus dem Jahr 1990, in dem die ersten diagnostischen Richtlinien für Fibromyalgie festgelegt wurden, erklärte 2008, dass es sich seiner Meinung nach "eindeutig" nicht um eine Krankheit handele, sondern um eine körperliche Reaktion auf Depression und Stress. Im Jahr 2013 fügte Wolfe hinzu, dass die Ursachen der Fibromyalgie "in gewisser Weise umstritten sind" und "es viele Faktoren gibt, die diese Symptome hervorrufen - einige sind psychologisch, andere physisch, und es gibt ein Kontinuum". Einige Mediziner betrachteten die Fibromyalgie nicht als Krankheit, weil bei der körperlichen Untersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt wurden und es keine objektiven diagnostischen Tests gab.

In der Vergangenheit haben einige Psychiater die Fibromyalgie als eine Art affektive Störung oder als eine Störung mit somatischen Symptomen betrachtet. Diese Kontroversen beschäftigen nicht nur Fachleute im Gesundheitswesen; einige Patienten wehren sich dagegen, dass die Fibromyalgie mit rein somatischen Begriffen beschrieben wird.

Seit 2022 tendieren Neurologen und Schmerzspezialisten dazu, die Fibromyalgie als eine Pathologie zu betrachten, die auf Funktionsstörungen der Muskeln und des Bindegewebes sowie auf funktionelle Anomalien im zentralen Nervensystem zurückzuführen ist. Rheumatologen definieren das Syndrom im Zusammenhang mit der "zentralen Sensibilisierung", d. h. einer verstärkten Reaktion des Gehirns auf normale Reize, ohne dass eine Störung der Muskeln, Gelenke oder des Bindegewebes vorliegt. Aufgrund dieser symptomatischen Überschneidung haben einige Forscher vorgeschlagen, die Fibromyalgie und andere analoge Syndrome als zentrale Sensibilitätssyndrome zu klassifizieren.

Ursachen

Es wird als unwahrscheinlich angenommen, dass Fibromyalgie auf einen einzelnen Ursachenfaktor oder Auslöser zurückgeführt werden kann. Zur Entstehung der Störung werden aktuell multifaktorielle Entwicklungsmodelle diskutiert. Wahrscheinlich ist, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen psychischen, sozialen und biologischen Einflüssen zu der Krankheit führt.

  • Da Fibromyalgie familiär gehäuft auftritt, sind genetische Mitursachen anzunehmen. Im Verdacht stehen verschiedene Gene, die am Hirnstoffwechsel beteiligt sind, insbesondere bei den Botenstoffen Serotonin (am 5HT2-Rezeptor), Dopamin und den Katecholaminen. Allerdings sind diese Genvarianten nicht spezifisch für die Fibromyalgie.
  • Entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes gelten als eine weitere Ursache.

Daneben:

  • ein Vitamin-D-Mangel,
  • der individuelle Lebensstil (Rauchen, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität),
  • psychische Faktoren wie sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt in der Kindheit sowie sexualisierte Gewalt im Erwachsenenalter,
  • depressive Störungen.

Für die einzelnen Faktoren ist nicht klar, inwieweit sie ursächlich mit der Entstehung der Krankheit in Verbindung stehen.

Symptome

Im Zentrum des Syndroms stehen chronische, also über mehrere Monate bestehende, Schmerzen in mehreren Körperregionen, ein gestörter oder nicht erholsamer Schlaf und Müdigkeit bzw. vermehrte Erschöpfbarkeit. Eine Studie der Deutschen Fibromyalgievereinigung ergab als häufigste Beschwerden Gelenk- und Muskelschmerzen an wechselnden Orten sowie Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit, „Zerschlagenheit“ und morgens das Gefühl, schlecht geschlafen zu haben sowie Müdigkeit, geringe Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit.

Das Fibromyalgiesyndrom geht häufig mit einer Depression einher. Zwischen 62 und 86 % der Patienten zeigen im Laufe ihres Lebens Anzeichen einer Depression. Insbesondere bei den berichteten kognitiven Einschränkungen (wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen) ist unklar, inwieweit sie auf Depressionen, Ängste oder unerwünschte Nebenwirkungen verwendeter, im zentralen Nervensystem wirkender Medikamente zurückzuführen sind.

Physikalische Therapien

Die deutsche Leitlinie kommt zu positiven Empfehlungen für bädertherapeutische Anwendungen, genau genommen für das Baden in heißem Wasser, mineralhaltigem Wasser und Meerwasser (Thalasso). Zu Stangerbädern trifft sie wegen der unzureichenden Datenlage keine Aussage („offene Empfehlung“).

In Bezug auf Wärmeanwendungen kann die Verwendung der Biosauna oder von Infrarotkabinen erwogen werden. Unklar ist der Nutzen von Ganzkörperwärmeanwendungen (z. B. durch Wärmepackungen). Von der Nutzung von Kältekammern rät die Leitlinie ab, aber es gebe einzelne Patienten, die davon profitierten. Weitere negative Empfehlungen gibt es zu hyperbarer Sauerstofftherapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie und transkranieller Magnetstimulation.

Entspannungsmethoden

Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditation, Lachyoga und weitere Techniken der Stressbewältigung werden in Kombination mit aerobem Training empfohlen. Als alleinige Therapie sind diese Verfahren allerdings ungeeignet.