Anarchismus

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Der Anarchismus ist eine politische Philosophie und Bewegung, die allen Rechtfertigungen für Autorität skeptisch gegenübersteht und die Abschaffung der Institutionen anstrebt, die ihrer Meinung nach unnötigen Zwang und Hierarchie aufrechterhalten, wozu in der Regel, aber nicht unbedingt ausschließlich, der Staat und der Kapitalismus gehören. Der Anarchismus tritt für die Ersetzung des Staates durch staatenlose Gesellschaften oder andere Formen freier Vereinigungen ein. Als eine historisch gesehen linke Bewegung, die am weitesten links im politischen Spektrum angesiedelt ist, wird sie in der Regel neben dem Kommunalismus und dem libertären Marxismus als der libertäre Flügel (libertärer Sozialismus) der sozialistischen Bewegung bezeichnet.

Die Menschen lebten in Gesellschaften ohne formale Hierarchien, lange bevor es formale Staaten, Reiche oder Imperien gab. Mit dem Aufkommen organisierter, hierarchischer Körperschaften wuchs auch die Skepsis gegenüber Autoritäten. Obwohl Spuren anarchistischen Denkens in der gesamten Geschichte zu finden sind, ist der moderne Anarchismus aus der Aufklärung hervorgegangen. In der zweiten Hälfte des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts blühte die anarchistische Bewegung in den meisten Teilen der Welt auf und spielte eine wichtige Rolle in den Emanzipationskämpfen der Arbeiter. In dieser Zeit bildeten sich verschiedene anarchistische Denkschulen heraus. Anarchisten waren an mehreren Revolutionen beteiligt, vor allem an der Pariser Kommune, dem Russischen Bürgerkrieg und dem Spanischen Bürgerkrieg, dessen Ende das Ende der klassischen Ära des Anarchismus markierte. In den letzten Jahrzehnten des 20. und im 21. Jahrhundert erlebt die anarchistische Bewegung einen erneuten Aufschwung.

Der Anarchismus wendet eine Vielzahl von Taktiken an, um seine idealen Ziele zu erreichen, die grob in revolutionäre und evolutionäre Taktiken unterteilt werden können; es gibt erhebliche Überschneidungen zwischen diesen beiden, die lediglich beschreibend sind. Die revolutionäre Taktik zielt darauf ab, die Autorität und den Staat zu stürzen, nachdem sie in der Vergangenheit eine gewaltsame Wendung genommen hat, während die evolutionäre Taktik darauf abzielt, eine anarchistische Gesellschaft zu entwerfen, wie sie aussehen könnte. Anarchistisches Denken, Kritik und Praxis haben in verschiedenen Bereichen der menschlichen Gesellschaft eine Rolle gespielt.

Das A im Kreis: Ein oft benutztes anarchistisches Symbol

Anarchismus (abgeleitet von altgriechisch ἀναρχία anarchia ‚Herrschaftslosigkeit‘; Derivation aus α privativum und ἀρχή arche ‚Herrschaft‘) ist eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unter­drückung von Freiheit ablehnt. Dieser wird eine Gesell­schaft entgegengestellt, in der sich Individuen auf freiwilliger Basis selbst­bestimmt und föderal in Kollektiven verschiedener Art wie Kommunen als kleinster Einheit des Zusammen­lebens, Genossenschaften und Syndikaten als Basis der Produktion zusammen­schließen.

Es gibt innerhalb des Anarchismus viele teils sehr unterschiedliche Strömungen. Grundsätzlich bedeutet Anarchie die Aufhebung hierarchischer Strukturen – bis hin zur Auflösung staatlicher Organisiertheit der menschlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Freiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Selbstverwirklichung der Individuen und kollektive Selbstverwaltung. Der Anarchismus wird in einem sozialrevolutionären Sinn von seinen Vertretern als Synthese zwischen individueller Freiheit wie im Liberalismus und sozialer Verantwortung für die Gemeinschaft wie im Sozialismus verstanden.

Menschen, die nach diesen Prinzipien leben oder eine herrschaftsfreie Gesellschaft anstreben, werden als Anarchisten bezeichnet. Bisweilen wird im deutschsprachigen Raum das Adjektiv libertär (deutsch: freiheitlich) als Synonym für „anarchistisch“ benutzt.

Etymologie, Terminologie und Definition

Wilhelm Weitling ist ein Beispiel für einen Schriftsteller, der zur anarchistischen Theorie beitrug, ohne den genauen Begriff zu verwenden.

Der etymologische Ursprung des Anarchismus liegt im altgriechischen anarkhia, was "ohne Herrscher" bedeutet, zusammengesetzt aus der Vorsilbe an- ("ohne") und dem Wort arkhos ("Führer" oder "Herrscher"). Das Suffix -ism bezeichnet die ideologische Strömung, die Anarchie befürwortet. Anarchismus erscheint im Englischen seit 1642 als anarchisme und anarchy seit 1539; der frühe englische Sprachgebrauch betonte das Gefühl der Unordnung. Verschiedene Gruppierungen innerhalb der Französischen Revolution bezeichneten ihre Gegner als Anarchisten, obwohl nur wenige dieser Angeklagten viele Ansichten mit späteren Anarchisten teilten. Viele Revolutionäre des 19. Jahrhunderts wie William Godwin (1756-1836) und Wilhelm Weitling (1808-1871) trugen zu den anarchistischen Doktrinen der nächsten Generation bei, benutzten jedoch nicht den Begriff Anarchist oder Anarchismus, um sich selbst oder ihre Überzeugungen zu beschreiben.

Der erste politische Philosoph, der sich selbst als Anarchist (französisch: anarchiste) bezeichnete, war Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865), was die formale Geburt des Anarchismus in der Mitte des 19.Jahrhunderts markiert. Seit den 1890er Jahren wird der Begriff Libertarismus in Frankreich häufig als Synonym für Anarchismus verwendet, und auch außerhalb der Vereinigten Staaten ist die Verwendung als Synonym üblich. Einige Verwendungen des Begriffs Libertarismus beziehen sich ausschließlich auf die individualistische Philosophie der freien Marktwirtschaft, und insbesondere der Anarchismus der freien Marktwirtschaft wird als libertärer Anarchismus bezeichnet.

Während der Begriff libertär weitgehend gleichbedeutend mit Anarchismus war, hat sich seine Bedeutung in jüngerer Zeit mit der breiteren Übernahme durch ideologisch unterschiedliche Gruppen verwässert, darunter sowohl die Neue Linke als auch libertäre Marxisten, die sich nicht mit autoritären Sozialisten oder einer Avantgardepartei assoziieren, und extreme Kulturliberale, denen es in erster Linie um die bürgerlichen Freiheiten geht. Darüber hinaus verwenden einige Anarchisten den Begriff libertärer Sozialist, um die negative Konnotation des Anarchismus zu vermeiden und seine Verbindungen zum Sozialismus zu betonen. Der Anarchismus wird allgemein verwendet, um den antiautoritären Flügel der sozialistischen Bewegung zu beschreiben. Der Anarchismus steht im Gegensatz zu staatlich orientierten oder von oben gesteuerten sozialistischen Formen. Anarchismusforscher betonen im Allgemeinen die sozialistische Ausrichtung des Anarchismus und kritisieren Versuche, eine Dichotomie zwischen den beiden zu schaffen. Einige Wissenschaftler beschreiben, dass der Anarchismus viele Einflüsse des Liberalismus aufweist und sowohl liberal als auch sozialistisch ist, wenn auch mehr, während die meisten Wissenschaftler den Anarchokapitalismus als ein Missverständnis der anarchistischen Prinzipien ablehnen.

Während die Ablehnung des Staates im Mittelpunkt des anarchistischen Denkens steht, ist die Definition des Anarchismus für Wissenschaftler keine leichte Aufgabe, da es unter Wissenschaftlern und Anarchisten viele Diskussionen zu diesem Thema gibt und verschiedene Strömungen den Anarchismus leicht unterschiedlich auffassen. Zu den wichtigsten Definitionsmerkmalen gehören der Wille zu einer zwangsfreien Gesellschaft, die Ablehnung des Staatsapparats, die Überzeugung, dass die menschliche Natur es den Menschen ermöglicht, in einer solchen zwangsfreien Gesellschaft zu existieren oder sich auf eine solche Gesellschaft hinzubewegen, sowie ein Vorschlag, wie man handeln sollte, um das Ideal der Anarchie zu verwirklichen.

Geschichte

Vormoderne Ära

Diogenes von Sinope auf einem Gemälde von John William Waterhouse. Diogenes gehörte zu den frühen Gesellschaftskritikern und predigte die Bedürfnislosigkeit als Grundlage der Freiheit.

Der Historiker Peter Marshall bezeichnet den Daoismus als „ersten klaren Ausdruck anarchistischer Sensibilität“ und dessen Hauptwerk Daodejing von Laozi als „einen der größten anarchistischen Klassiker.“ Die Taoisten lehnten Regierungen ab und strebten ein Leben in natürlicher und spontaner Harmonie an, wobei der Einklang des Menschen mit der Natur eine bedeutende Rolle spielte. Der Daoismus entwickelte im Laufe der Zeit ein regelrechtes System politischer Ethik und verzichtete auf Kulte und die Ausbildung einer Priesterkaste. Der Daoismus war damit auch die wichtigste Gegenströmung zum autoritären und bürokratischen Konfuzianismus, der später zur chinesischen Staatsreligion wurde.

Erste Vorläufer des Anarchismus in Europa finden sich in der griechischen Philosophie der Antike. Der Historiker Max Nettlau sieht die bloße Existenz des Wortes „An-Archia“ als Beleg, „dass Personen vorhanden waren, die bewußt die Herrschaft, den Staat verwarfen.“ Ab dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung predigte Diogenes von Sinope (ca. 400 – 324 v. Chr.) die Rückkehr zum naturgemäßen Leben. Er und die Schüler der von ihm begründeten Schule der Kyniker sahen die ursprüngliche Bedürfnislosigkeit als erstrebenswerten Zustand. Soziale Harmonie würde laut den Kynikern anstelle von gegenseitigem Kampf und gesellschaftlichem Konflikt bestehen, da sich diese aus der Gier des Menschen nach materiellem Besitz und dem Streben nach Ehre ergeben.

In den Lehren von Zenon von Kition (ca. 333–262 v. Chr.) sieht der Historiker Georg Adler zum ersten Mal in der Weltgeschichte die Ideen des Anarchismus entwickelt. Zenon, der Begründer der Stoa, war ein großer Kritiker von Platons Ideal einer Gesellschaft, die mit absoluter Staatsmacht zu einem moralischen Zusammenleben finden sollte. Zenon entwarf im Gegensatz zu Platon sein eigenes Ideal einer freien staatenlosen Gemeinschaft, die der Natur des Menschen besser entsprechen würde. Anstatt dem schriftlichen Gesetz zu folgen sollten die Menschen durch innere Einsicht ihren wahren natürlichen Trieben folgen. Dies würde die Menschen zur Liebe zum Mitmenschen und zur Gerechtigkeit führen. Wie in der äußeren Natur Eintracht, Harmonie und Gleichgewicht herrschen, so würde dies dann auch in der menschlichen Gesellschaft gelten. Daraus folgt die Negation des Gesetzes, der Gerichte, der Polizei, der Schule, der Ehe, des Geldes, der staatlichen Religion und des Staates. Über alle Völkergrenzen hinaus würde der Mensch in vollkommenster Gleichheit leben. Jeder sollte freiwillig gemäß seinen Fähigkeiten arbeiten und je nach Bedürfnis konsumieren dürfen.

Im späten Altertum und im Mittelalter gab es verschiedene verfolgte Sekten und Ketzer mit freiheitlichen Merkmalen. Anarchistische Elemente sind im Mittelalter jedoch erstmals beim Häretiker Amalrich von Bena und seinen Anhängern, den Amalrikanern, dokumentiert. Ähnliches gilt für die christlich-mystischen Brüder und Schwestern des freien Geistes im 12. und 13. Jahrhundert, die sich außerhalb der Gesellschaft und ihrer Gesetze stellten.

Zu den Vorläufern des Anarchismus wird Étienne de La Boétie (1530–1563) gezählt, der im Alter von 18 Jahren das grundlegende Werk Discours de la servitude volontaire ou le Contr'un (deutsch: Von der freiwilligen Knechtschaft oder das Gegen Einen [den Monarchen]) schrieb. Die Grundfrage des Discours de la servitude lautet: Woher kommt es, dass sich ein ganzes Volk von einem einzigen Menschen quälen, misshandeln und gegen seinen Willen leiten lässt. Monarchen stützen sich nicht nur auf Repression, um ihre Herrschaft zu erhalten. Viel wichtiger ist für Étienne de la Boétie der Fakt, dass sich die Untertanen freiwillig in ihre Knechtschaft ergeben und so erst dem einen Menschen die Macht übertragen. Würden also die Untertanen dem Monarchen ihren Dienst verweigern, hätte dieser wiederum keine Macht mehr. Eine Grundkritik des Anarchismus, das Herr-/Knechtschaftsverhältnis in der Gesellschaft, hat La Boétie erstmals für die Neuzeit formuliert.

Im Jahr 1649, einem Jahr großer sozialer Unruhen, entstand in England unter dem Einfluss von Gerrard Winstanley die religiös-anarchistische Bewegung der Diggers. Die bestehende gesellschaftliche Ordnung und die Herrschaft der Großgrundbesitzer versuchten die Diggers durch die Gründung kleiner, landwirtschaftlicher Kommunen auf egalitärer Basis aufzubrechen. Durch freiwilligen Zusammenschluss aller einfachen Leute sollten die Herrschenden ausgehungert werden, wenn sie sich nicht den Kommunen anschließen. Schon 1651 waren die Kolonien der gemeinschaftlich wirtschaftenden Dissidentengruppe durch Obrigkeit und lokale Grundbesitzer wieder zerstört.

William Godwin war ein englischer Gelehrter und Kritiker der autoritären Entwicklung der Französischen Revolution. 1793 formulierte er in seinem Hauptwerk Enquiry concerning political justice, dass jedwede obrigkeitliche Gewalt als ein Eingriff in die private Urteilskraft anzusehen sei. Mit seinen Ideen hatte Godwin bereits nahezu alle wesentlichen Punkte der anarchistischen Theorie vorweggenommen.

Zenon von Citium (ca. 334 - ca. 262 v. Chr.), dessen Republik Peter Kropotkin inspirierte

Vor der Gründung von Städten und Gemeinden gab es keine etablierte Autorität. Erst nach der Schaffung von Autoritätsinstitutionen traten anarchistische Ideen als Reaktion darauf auf. Die bedeutendsten Vorläufer des Anarchismus in der Antike waren in China und Griechenland zu finden. In China wurde der philosophische Anarchismus (die Diskussion über die Legitimität des Staates) von den taoistischen Philosophen Zhuang Zhou und Laozi entwickelt. Zusammen mit dem Stoizismus soll der Taoismus "bedeutende Vorwegnahmen" des Anarchismus enthalten haben.

Anarchistische Haltungen wurden auch von griechischen Tragödienschreibern und Philosophen artikuliert. Aischylos und Sophokles nutzten den Mythos der Antigone, um den Konflikt zwischen den vom Staat aufgestellten Regeln und der persönlichen Autonomie zu veranschaulichen. Sokrates stellte die athenischen Autoritäten ständig in Frage und bestand auf dem Recht der individuellen Gewissensfreiheit. Die Kyniker lehnten das menschliche Gesetz (nomos) und die damit verbundenen Autoritäten ab und versuchten, im Einklang mit der Natur (physis) zu leben. Die Stoiker befürworteten eine Gesellschaft, die auf inoffiziellen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Bürgern beruhte, ohne dass es einen Staat gab.

Im mittelalterlichen Europa gab es außer einigen asketischen religiösen Bewegungen keine anarchistischen Aktivitäten. Diese und andere muslimische Bewegungen brachten später den religiösen Anarchismus hervor. Im Sasanidenreich forderte Mazdak eine egalitäre Gesellschaft und die Abschaffung der Monarchie, wurde aber bald darauf von Kaiser Kavad I. hingerichtet.

In Basra predigten religiöse Sekten gegen den Staat. In Europa entwickelten verschiedene Sekten antistaatliche und libertäre Tendenzen. Das wiedererwachte Interesse an der Antike während der Renaissance und an der Privatmeinung während der Reformation ließ Elemente eines antiautoritären Säkularismus wieder aufleben, insbesondere in Frankreich. Die Anfechtung der intellektuellen Autorität (weltlich und religiös) durch die Aufklärung und die Revolutionen der 1790er Jahre und 1848 trieben die ideologische Entwicklung dessen voran, was zur Ära des klassischen Anarchismus wurde.

Moderne Ära

Während der Französischen Revolution erlebten Partisanengruppen wie die Enragés und die Sans-Culottes einen Wendepunkt in der Gärung staatsfeindlicher und föderalistischer Gefühle. Die ersten anarchistischen Strömungen entwickelten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts, als William Godwin in England einen philosophischen Anarchismus vertrat, der den Staat moralisch delegitimierte, Max Stirners Denken den Weg zum Individualismus ebnete und Pierre-Joseph Proudhons Theorie des Mutualismus in Frankreich auf fruchtbaren Boden fiel. In den späten 1870er Jahren hatten sich verschiedene anarchistische Denkschulen herausgebildet, und von 1880 bis 1914 kam es zu einer damals beispiellosen Globalisierungswelle. Diese Ära des klassischen Anarchismus dauerte bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs und gilt als das goldene Zeitalter des Anarchismus.

Michail Bakunin wandte sich gegen das marxistische Ziel der Diktatur des Proletariats und verbündete sich mit den Föderalisten in der Ersten Internationale, bevor er von den Marxisten ausgeschlossen wurde.

Auf der Grundlage des Mutualismus begründete Michail Bakunin den kollektivistischen Anarchismus und trat der Internationalen Arbeiterassoziation bei, einer Klassenarbeitergewerkschaft, die später als Erste Internationale bekannt wurde und 1864 gegründet wurde, um verschiedene revolutionäre Strömungen zu vereinigen. Die Internationale wurde zu einer bedeutenden politischen Kraft, und Karl Marx war eine führende Persönlichkeit und Mitglied ihres Generalrats. Die Fraktion von Bakunin (die Jura-Föderation) und die Anhänger von Proudhon (die Mutualisten) lehnten den Staatssozialismus ab und traten für politische Enthaltsamkeit und kleinen Grundbesitz ein. Nach erbitterten Auseinandersetzungen wurden die Bakuninisten auf dem Haager Kongress 1872 von den Marxisten aus der Internationale ausgeschlossen. In der Zweiten Internationale wurden die Anarchisten ähnlich behandelt und schließlich 1896 ausgeschlossen. Bakunin sagte bekanntlich voraus, dass die Revolutionäre, wenn sie die Macht nach den Bedingungen von Marx erlangten, als neue Tyrannen der Arbeiter enden würden. Als Reaktion auf ihren Ausschluss aus der Ersten Internationale gründeten die Anarchisten die St. Imier-Internationale. Unter dem Einfluss von Peter Kropotkin, einem russischen Philosophen und Wissenschaftler, überschneidet sich der Anarchokommunismus mit dem Kollektivismus. Die Anarchokommunisten, die sich von der Pariser Kommune von 1871 inspirieren ließen, traten für eine freie Föderation und für die Verteilung von Gütern nach den eigenen Bedürfnissen ein.

Um die Jahrhundertwende hatte sich der Anarchismus in der ganzen Welt verbreitet. Er war ein wichtiger Bestandteil der internationalen Syndikalismusbewegung. In China importierten kleine Gruppen von Studenten die humanistische, wissenschaftsfreundliche Version des Anarchokommunismus. Tokio war ein Hotspot für rebellische Jugendliche aus den Ländern des Fernen Ostens, die zum Studieren in die japanische Hauptstadt reisten. In Lateinamerika war Argentinien eine Hochburg des Anarcho-Syndikalismus, wo er zur wichtigsten linken Ideologie wurde. Während dieser Zeit wandte eine Minderheit von Anarchisten Taktiken der revolutionären politischen Gewalt an. Diese Strategie wurde als Propaganda der Tat bekannt. Die Zersplitterung der französischen sozialistischen Bewegung in viele Gruppen und die Hinrichtung und Verbannung vieler Kommunarden in Strafkolonien nach der Niederschlagung der Pariser Kommune begünstigten individualistische politische Äußerungen und Handlungen. Obwohl sich viele Anarchisten von diesen Terrorakten distanzierten, geriet die Bewegung in Verruf, und es wurden Versuche unternommen, sie von der amerikanischen Einwanderung auszuschließen, darunter der Immigration Act von 1903, auch Anarchist Exclusion Act genannt. Die Illegalität war eine weitere Strategie, die einige Anarchisten in dieser Zeit verfolgten.

Nestor Makhno zusammen mit Mitgliedern der anarchistischen Revolutionären Aufständischen Armee der Ukraine

Trotz aller Bedenken beteiligten sich die Anarchisten mit Begeisterung an der Russischen Revolution in Opposition zur Weißen Bewegung; nach der Stabilisierung der bolschewistischen Regierung wurden sie jedoch hart unterdrückt. Mehrere Anarchisten aus Petrograd und Moskau flohen in die Ukraine, was vor allem zum Kronstädter Aufstand und zur Makhnow-Bewegung führte. Nach der Zerschlagung der Anarchisten in Russland bildeten sich zwei neue, gegensätzliche Strömungen heraus: der Plattformismus und der Syntheseanarchismus. Erstere versuchten, eine kohärente Gruppe zu schaffen, die die Revolution vorantreiben würde, während letztere gegen alles waren, was einer politischen Partei ähnelte. Angesichts der Siege der Bolschewiki in der Oktoberrevolution und des darauf folgenden russischen Bürgerkriegs wandten sich viele Arbeiter und Aktivisten den kommunistischen Parteien zu, die auf Kosten des Anarchismus und anderer sozialistischer Bewegungen wuchsen. In Frankreich und den Vereinigten Staaten verließen Mitglieder der großen syndikalistischen Bewegungen wie des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes und der Industrial Workers of the World ihre Organisationen und schlossen sich der Kommunistischen Internationale an.

Im spanischen Bürgerkrieg von 1936 verbündeten sich Anarchisten und Syndikalisten (CNT und FAI) erneut mit verschiedenen linken Strömungen. Die lange Tradition des spanischen Anarchismus führte dazu, dass die Anarchisten in diesem Krieg eine zentrale Rolle spielten. Als Reaktion auf den Aufstand der Armee übernahm eine anarchistisch inspirierte Bewegung von Bauern und Arbeitern, unterstützt von bewaffneten Milizen, die Kontrolle über Barcelona und große Teile des ländlichen Spaniens, wo sie das Land kollektivierten. Die Sowjetunion leistete zu Beginn des Krieges in begrenztem Umfang Unterstützung, aber das Ergebnis war ein erbitterter Kampf zwischen Kommunisten und Anarchisten bei einer Reihe von Veranstaltungen, die Maitage genannt wurden, als Josef Stalin versuchte, die Kontrolle über die Republikaner zu erlangen.

In Europa und den Amerikas rekonstituierten sich die überregionalen Anarchistischen Föderationen und schlossen sich 1968 zur Internationale der Anarchistischen Föderationen zusammen. In den USA und Großbritannien entstand Ende der 1970er-Jahre der Punk als anarchistisch geprägte Subkultur. Vor allem die Mitglieder der Band Crass sind hier als engagierte Anarchisten und Pazifisten zu nennen. Nach dem Zerfall der zentralistischen Staaten des Warschauer Pakts haben sich dort weitere anarchistische Föderationen gebildet, die teilweise der Internationale beigetreten sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre gibt es internationale Libertäre Buchmessen in mehr als zehn Ländern.

Nachkriegszeit

Die Bemühungen Rojavas um die Unterstützung von Arbeitnehmern bei der Gründung von Genossenschaften werden durch diese Nähkooperative veranschaulicht.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die anarchistische Bewegung stark geschwächt. In den 1960er Jahren kam es zu einem Wiederaufleben des Anarchismus, was wahrscheinlich auf das empfundene Scheitern des Marxismus-Leninismus und die durch den Kalten Krieg entstandenen Spannungen zurückzuführen war. In dieser Zeit fand der Anarchismus Eingang in andere kapitalismus- und staatskritische Bewegungen wie die Anti-Atom-, Umwelt- und Friedensbewegung, die Gegenkultur der 1960er Jahre und die Neue Linke. Außerdem vollzog sich ein Übergang von seinem früheren revolutionären Charakter zu einem provokanten antikapitalistischen Reformismus. Der Anarchismus wurde mit der Punk-Subkultur in Verbindung gebracht, die von Bands wie Crass und den Sex Pistols verkörpert wurde. Die etablierten feministischen Tendenzen des Anarcho-Feminismus kehrten während der zweiten Welle des Feminismus mit Nachdruck zurück. Der schwarze Anarchismus begann sich zu dieser Zeit zu formieren und beeinflusste die Abkehr des Anarchismus von einer eurozentrischen Demografie. Dies fiel mit dem Scheitern des Anarchismus in Nordeuropa und seinem beispiellosen Aufschwung in Lateinamerika zusammen.

Um die Wende zum 21. Jahrhundert gewann der Anarchismus innerhalb der antikapitalistischen, Anti-Kriegs- und Anti-Globalisierungsbewegungen an Popularität und Einfluss. Anarchisten wurden durch ihre Beteiligung an den Protesten gegen die Welthandelsorganisation (WTO), die Gruppe der Acht und das Weltwirtschaftsforum bekannt. Während der Proteste kam es zu Ausschreitungen, Zerstörung von Eigentum und gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei durch anonyme, führerlose Ad-hoc-Kader, die als schwarze Blöcke bekannt wurden. Zu den weiteren Organisationstaktiken, die in dieser Zeit entwickelt wurden, gehören Zugehörigkeitsgruppen, Sicherheitskultur und die Nutzung dezentraler Technologien wie des Internets. Ein wichtiges Ereignis dieser Zeit waren die Auseinandersetzungen auf der WTO-Konferenz 1999 in Seattle. Anarchistische Ideen hatten Einfluss auf die Entwicklung der Zapatisten in Mexiko und der Demokratischen Föderation von Nordsyrien, besser bekannt als Rojava, einer de facto autonomen Region in Nordsyrien.

Deutsche Demokratische Republik

Kurzzeitig kam es unter sowjetischer Besatzungsmacht zum Wiederaufleben des Anarchismus, vor allem durch syndikalistische Arbeiter. Nach dem Krieg hatte sich um Wilhelm Jelinek in Zwickau ein neuer Kreis von freiheitlich gesinnten Personen gebildet. Jelinek war Betriebsratsvorsitzender eines großen Industriebetriebes. Dieser Kreis verschickte Rundbriefe an mindestens 18 verschiedene Orte in der sowjetischen Zone und unterhielt auch Korrespondenzen mit Anarchisten in anderen Zonen Deutschlands. Es gelang ihm durch mündliche und briefliche Agitation, ein weitmaschiges Netz über die gesamte Ostzone und spätere DDR zu spannen. „In Zwickau wurde, so unglaublich es klingt, eine Informationsstelle des gesamtdeutschen Anarchismus gebildet. Sie berief Mitte 1948 nach Leipzig eine geheime Konferenz aller unter sowjetischer Besatzungsmacht lebenden Antiautoritären verschiedener Richtungen ein.“ Zirkulare des Zwickauer Kreises fielen den Staatsorganen in die Hände. Der Staatssicherheitsdienst wurde aufmerksam und verhaftete alle Teilnehmer. Nach Kriegsende bis zur gesprengten Tagung 1948 waren die anarchistischen Gruppierungen in der Sowjetischen Besatzungszone so stark, dass sie sogar die westdeutschen Anarchisten mit einer Vervielfältigungsmaschine und Geld unterstützen konnten. Von einigen Orten aus dem Gebiet der DDR ist bekannt, dass einige ehemalige Mitglieder der FAUD sich der SED anschlossen, die zumeist in den 1950er Jahren wieder „hinausgesäubert“ wurden. Bis zur Wende beschränkten sich anarchistische Aktivitäten auf die Herausgabe von Flugblättern und einigen Zeitschriften.

Bundesrepublik Deutschland

Mit der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre stieg das öffentliche Interesse am Anarchismus. Innerhalb der Studentenbewegung gab es eine anarchistische Strömung. Auch im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), der sich zum Sammelbecken der gesamten Bewegung entwickelte, waren Anarchisten vertreten. Des Weiteren hatte der Anarchismus für die Neuen sozialen Bewegungen (NSB) eine theoretische und praktische Bedeutung. Innerhalb der Autonomen, als linksradikalem Flügel der NSB, gab und gibt es eine große libertäre Strömung. Ein bundesweit organisiertes Bündnis anarchopazifistisch dominierter Bezugsgruppen war die von 1980 bis in die 1990er bestehende Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA), die über Jahre hinweg die bis in die Gegenwart erscheinende Zeitschrift Graswurzelrevolution herausgab. 1989 gründete sich die „Initiative für eine anarchistische Föderation in Deutschland“ (I-AFD). Sie überstand die Jahrtausendwende und ist später im „Forum deutschsprachiger Anarchistinnen und Anarchisten“ (seit 2013 Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) aufgegangen. Im frühen 21. Jahrhundert haben sich mehrere Ortsgruppen der Anarchistisch-Syndikalistischen Jugend gebildet.

Zeitweilig, insbesondere in den 1970er Jahren, wurde vor allem in den Massenmedien die Rote Armee Fraktion (RAF) neben anderen ähnlich agierenden, dem Linksterrorismus zugeordneten Gruppierungen ebenfalls als „anarchistisch“ bezeichnet. Diese Zuordnung beruhte jedoch auf einem inhaltlich falschen bzw. in der Praxis verengten Verständnis des Anarchismus. Sie besetzte das in der Gesellschaft verbreitete, polarisierende und nicht näher spezifizierte Schlagwort Anarchie im Sinne von Anomie. Die RAF, die ihre Aktionen und Anschläge aus einem marxistisch-leninistischen Verständnis des Antiimperialismus heraus begründete, hatte selbst inhaltlich keinen anarchistischen Bezugsrahmen. Die fälschliche Fremdzuschreibung als „anarchistisch“ beruhte vor allem auf ihrer extremen Militanz, mit der ihre wesentlichen Akteure bis zur tödlichen Konsequenz für andere und sich selbst gegen Symbolfiguren der herrschenden staatlichen und ökonomischen Strukturen aus Politik, Wirtschaft und Justiz vorgingen.

Deutsche Verfassungsschutzbehörden ordnen den Anarchismus mit der Begründung, er strebe eine „staats- und herrschaftsfreie Gesellschaftsordnung“ an, unter dem Begriff des Linksextremismus ein, etwa im Verfassungsschutzbericht des Bundes von 2012.

Frühes 20. Jahrhundert

Anarchisten spielten in vielen Arbeiterbewegungen, Aufständen und Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts eine Rolle. Dazu gehören etwa die Mexikanische Revolution von 1910 bis 1919 mit der Bauernarmee unter Führung von Emiliano Zapata, die Oktoberrevolution 1917 in Russland und die nach ihrem Anführer Nestor Machno benannte Bauern- und Partisanenbewegung, der Machnowzi zwischen 1917 und 1921 in der Ukraine; auch in der kurzlebigen Münchner Räterepublik von 1919 waren zeitweise Anarchisten wie Gustav Landauer und der Dichter Erich Mühsam an der Räteregierung beteiligt. Die 1922 gegründete anarchosyndikalistische Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) ist heute noch in vielen Ländern Amerikas und Europas in Arbeitskämpfen aktiv.

Im frühen 20. Jahrhundert wurden Anarchistengruppen in Russland von den kommunistischen Bolschewiki verdrängt und fielen gegen Ende der russischen Revolution Säuberungsaktionen zum Opfer (Niederschlagung des Aufstandes in Kronstadt und der anarchistischen Bauernbewegung Machnowschtschina).

Spanische Republik

Fahne der CNT-FAI

Im Spanischen Bürgerkrieg, der in den Jahren von Juni 1936 bis April 1939 zwischen verschiedenen Gruppen der Republikaner und der faschistischen Bewegung unter General Franco stattfand, wirkte der Anarchismus bisher am stärksten. Insbesondere die mitgliederstarke und einflussreiche anarchosyndikalistische Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) kontrollierte mit ihrem militanten Arm, der anarchistischen Federación Anarquista Ibérica (FAI), große Teile des östlichen Spaniens.

Deutschland während der NS-Diktatur

Während des nationalsozialistischen Regimes war eine legale politische Tätigkeit von Anarchisten in Deutschland nicht möglich. Bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers wurden ab 1933 prominente Wortführer der Anarchisten in Konzentrationslager verbracht. Viele von ihnen wurden ermordet, wie beispielsweise der Dichter und Publizist Erich Mühsam. Junge und weniger bekannte Aktivisten versuchten noch mit den Schwarzen Scharen antifaschistische Widerstandsgruppen zu organisieren, wurden aber von der Gestapo ausgehoben. Ein Großteil emigrierte. Viele der emigrierten deutschen Anarchisten, darunter etwa Augustin Souchy, schlossen sich ab 1936 in Spanien während des dortigen Bürgerkriegs dem Kampf der Internationalen Brigaden auf der Seite der CNT/FAI gegen Franco an. Hunderte von in Deutschland verbliebenen Anarchisten wurden in „Schutzhaft“ genommen, in Schauprozessen verurteilt und in Konzentrationslager verbracht, von wo einige zum Ende des Zweiten Weltkriegs etwa in die SS-Sondereinheit Dirlewanger gepresst wurden.

Anarchismus in der Gegenwart

Scheiss auf die Wahlen, gegen jede Repräsentation, gegen jede Autorität, für Eigenverantwortung und Autonomie, für die Anarchie. Plakat in Wien, 2016
Ein zeitgenössisches Plakat in griechischer Sprache. "Ihr erhebt euch also erneut! Sie schafften es nicht, euch auf die Knie zu zwingen. Der Geist, der euch dazu antreibt, den Staat und jede Herrschaft zu zerstören, ist nicht das Resultat irgendeines pubertären Triebs, sondern Äußerung einer natürlichen LEIDENSCHAFT für FREIHEIT, die aus den Tiefen eurer Seele entspringt." M. Bakunin

Es gibt auf der ganzen Welt lokale anarchistische Gruppen, die verschiedene Strömungen propagieren und unterschiedlich organisiert sind. Die Bandbreite der Aktivitäten reicht von Herausgabe von Zeitungen über die Umsetzung direkter Aktionen bis zu anarchistischen Wohn- und Arbeitskollektiven. Der politische Einfluss ist in der Regel begrenzt. Der Anarchismus in den Niederlanden wurde Mitte der 1960er Jahre mit der Provo-Bewegung wieder aktuell. Nach der Wirtschaftskrise in Argentinien im Jahre 2000 wurden einige hundert, zumeist peronistisch ausgerichtete Betriebe in Selbstverwaltung gestellt, die allerdings am normalen weltwirtschaftlichen Geschehen teilnehmen und nur einen eingeschränkt mutualistischen Ansatz verfolgen. Ebenso gelten die Autonomen- und Punk-, insbesondere Anarcho-Punk-Szenen als stark vom Anarchismus beeinflusst. Die Hausbesetzer- und Umsonstladenbewegungen gelten ebenfalls als anarchistisch inspiriert. Zu Beginn des 3. Jahrtausends adaptierte die kurdische Bewegung in Form des demokratischen Konföderalismus eine zeitgenössische, pragmatische Form der ökologischen und demokratischen Selbstverwaltung aus anarchistischen Diskursen.

Periodika

Die wichtigsten deutschsprachigen Periodika sind die „Direkte Aktion“ der Anarchosyndikalistischen Organisation FAU-IAA, die sich vom Print-zum digitalen Medium gewandelt hat, die anarcho-pazifistische „Graswurzelrevolution“ und ihre auch gesondert erscheinende Beilage „Utopia“, welche 2011 eingestellt wurde. Seit 2015 erscheint halbjährlich Ne znam, eine Zeitschrift für Anarchismusforschung. Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen veröffentlichte von 2011 bis 2021 monatlich das Magazin „Gǎidào“. Der vierteljährlich erschienene „Schwarze Faden“ ist seit 2004 eingestellt.

In Berlin erschien die englischsprachige Zeitschrift „Abolishing the Borders from Below“ von 2001 bis 2010. Zum anarchistischen Umfeld werden die Selbstorganisationszeitschrift „Contraste“ und das ökologisch orientierte „Grüne Blatt“ gerechnet. Mittlerweile eingestellt wurde „Die Aktion“. Die Organisation Socialiste Libertaire gibt die „Rébéllion“ in deutscher und französischer Sprache heraus.

Anarchistische beziehungsweise anarchosyndikalistische Wochenzeitungen erscheinen mit „Umanità Nova“ in Italien, „le monde libertaire“ in Frankreich und „Arbetaren“ in Schweden.

Rolle des Anarchismus in der Wissenschaft

Laut dem Anthropologen David Graeber hat der Anarchismus im Vergleich zum Marxismus eine geringe Resonanz innerhalb der akademischen Welt. Die Gründe dafür liegen laut Graeber in einem prinzipiellen Unterschied: So sei der Marxismus ein theoretisch-analytischer Diskurs über revolutionäre Strategien, der Anarchismus hingegen stellt sich mehr und mehr als eine ethische Diskussion über revolutionäre Praktiken heraus. Aus diesem Grundunterschied ergebe sich weniger theoretisches Potential im Anarchismus. Vor allem mache es jedoch seine praktische Auslegung schwierig, anarchistische Positionen im akademischen Umfeld zu vertreten. Ein offen anarchistischer Professor beispielsweise würde allein durch seine Einstellung die Strukturen, in welchen er arbeitet, offen zur Disposition stellen.

Gedanken

Die anarchistischen Denkschulen werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Ursprünge, Werte und Entwicklungen im Allgemeinen in zwei historische Haupttraditionen unterteilt, den sozialen Anarchismus und den individualistischen Anarchismus. Die individualistische Strömung betont die negative Freiheit, indem sie sich gegen die Einschränkung des freien Individuums wendet, während die soziale Strömung die positive Freiheit betont, indem sie das freie Potenzial der Gesellschaft durch Gleichheit und soziales Eigentum erreichen will. Chronologisch gesehen lässt sich der Anarchismus in die klassischen Strömungen des späten 19. Jahrhunderts und die danach entstandenen postklassischen Strömungen (Anarcho-Feminismus, grüner Anarchismus und Post-Anarchismus) unterteilen.

Jenseits der spezifischen Fraktionen anarchistischer Bewegungen, die den politischen Anarchismus ausmachen, gibt es den philosophischen Anarchismus, der die Auffassung vertritt, dass der Staat keine moralische Legitimität besitzt, ohne notwendigerweise den Imperativ der Revolution zu seiner Abschaffung zu akzeptieren. Als Teil des individualistischen Anarchismus kann der philosophische Anarchismus die Existenz eines Minimalstaates tolerieren, behauptet aber, dass die Bürger keine moralische Verpflichtung haben, der Regierung zu gehorchen, wenn diese mit der individuellen Autonomie in Konflikt steht. Der Anarchismus schenkt moralischen Argumenten große Aufmerksamkeit, da die Ethik in der anarchistischen Philosophie eine zentrale Rolle spielt. Die Betonung des Antikapitalismus, des Egalitarismus und der Ausdehnung von Gemeinschaft und Individualität unterscheidet den Anarchismus vom Anarchokapitalismus und anderen Formen des wirtschaftlichen Libertarismus.

Der Anarchismus wird in der Regel auf der äußersten linken Seite des politischen Spektrums angesiedelt. Ein Großteil seiner Wirtschafts- und Rechtsphilosophie spiegelt antiautoritäre, antistaatliche, libertäre und radikale Interpretationen linker und sozialistischer Politik wider, wie Kollektivismus, Kommunismus, Individualismus, Mutualismus und Syndikalismus sowie andere libertär-sozialistische Wirtschaftstheorien. Da der Anarchismus keine feste Lehre aus einer einzigen bestimmten Weltanschauung bietet, gibt es viele anarchistische Typen und Traditionen, und die Spielarten der Anarchie gehen weit auseinander. Eine Reaktion auf das Sektierertum innerhalb des anarchistischen Milieus war der Anarchismus ohne Adjektive, ein Aufruf zu Toleranz und Einheit unter Anarchisten, der erstmals 1889 von Fernando Tarrida del Mármol als Reaktion auf die erbitterten Debatten der anarchistischen Theorie zu jener Zeit angenommen wurde. Der Glaube an den politischen Nihilismus wurde von Anarchisten vertreten. Trotz der Trennung werden die verschiedenen anarchistischen Denkschulen nicht als getrennte Einheiten betrachtet, sondern vielmehr als Tendenzen, die sich vermischen und durch eine Reihe einheitlicher Prinzipien verbunden sind, wie individuelle und lokale Autonomie, gegenseitige Hilfe, Netzwerkorganisation, kommunale Demokratie, gerechtfertigte Autorität und Dezentralisierung.

Klassisch

Pierre-Joseph Proudhon ist der Hauptvertreter des Mutualismus und beeinflusste viele spätere individualistische anarchistische und sozialanarchistische Denker.

Die einflussreichsten Strömungen unter den klassischen anarchistischen Strömungen waren der Mutualismus und der Individualismus. Ihnen folgten die wichtigsten Strömungen des sozialen Anarchismus (kollektivistisch, kommunistisch und syndikalistisch). Sie unterscheiden sich in den organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekten ihrer idealen Gesellschaft.

Der Mutualismus ist eine Wirtschaftstheorie aus dem 18. Jahrhundert, die von Pierre-Joseph Proudhon zu einer anarchistischen Theorie weiterentwickelt wurde. Zu seinen Zielen gehören Gegenseitigkeit, freie Assoziation, freiwillige Verträge, Föderation und eine Währungsreform, bei der sowohl Kredit als auch Währung von einer Bank des Volkes geregelt werden. Der Mutualismus wurde im Nachhinein als ideologisch zwischen individualistischen und kollektivistischen Formen des Anarchismus angesiedelt charakterisiert. In Was ist Eigentum? (1840) bezeichnete Proudhon sein Ziel erstmals als "dritte Gesellschaftsform, die Synthese von Kommunismus und Eigentum". Der kollektivistische Anarchismus ist eine revolutionäre sozialistische Form des Anarchismus, die gemeinhin mit Michail Bakunin in Verbindung gebracht wird. Kollektivistische Anarchisten treten für das kollektive Eigentum an den Produktionsmitteln ein, das theoretisch durch eine gewaltsame Revolution erreicht werden kann, und dafür, dass die Arbeiter nach der geleisteten Arbeitszeit bezahlt werden, anstatt dass die Güter wie im Kommunismus nach dem Bedarf verteilt werden. Der kollektivistische Anarchismus entstand parallel zum Marxismus, lehnte aber die Diktatur des Proletariats trotz des erklärten marxistischen Ziels einer kollektivistischen staatenlosen Gesellschaft ab.

Der Anarchokommunismus ist eine Theorie des Anarchismus, die für eine kommunistische Gesellschaft mit gemeinschaftlichem Eigentum an den Produktionsmitteln, direkter Demokratie und einem horizontalen Netz von freiwilligen Vereinigungen, Arbeiterräten und Arbeitergenossenschaften eintritt, wobei Produktion und Konsum auf dem Leitprinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" basieren. Der Anarchokommunismus entwickelte sich aus radikalen sozialistischen Strömungen nach der Französischen Revolution, wurde aber erstmals in der italienischen Sektion der Ersten Internationale als solcher formuliert. Später wurde er in der theoretischen Arbeit von Peter Kropotkin erweitert, dessen spezifischer Stil im späten 19. Jahrhundert zur vorherrschenden Auffassung der Anarchisten wurde. Der Anarchosyndikalismus ist ein Zweig des Anarchismus, der Arbeitersyndikate als potenzielle Kraft für einen revolutionären sozialen Wandel ansieht, der den Kapitalismus und den Staat durch eine neue, von den Arbeitern demokratisch selbstverwaltete Gesellschaft ersetzt. Die Grundprinzipien des Anarchosyndikalismus sind direkte Aktion, Arbeitersolidarität und Arbeiterselbstverwaltung.

Der individualistische Anarchismus ist eine Reihe von Denktraditionen innerhalb der anarchistischen Bewegung, die das Individuum und seinen Willen gegenüber allen Arten von externen Faktoren betonen. Zu den frühen Einflüssen auf individualistische Formen des Anarchismus gehören William Godwin, Max Stirner und Henry David Thoreau. In vielen Ländern zog der individualistische Anarchismus eine kleine, aber vielfältige Anhängerschaft von Künstlern und Intellektuellen aus der Bohème sowie junge anarchistische Outlaws an, die als Illegalisten und individuelle Reklamierer bekannt wurden.

Postklassisch und zeitgenössisch

Lawrence Jarach (links) und John Zerzan (rechts) sind zwei prominente zeitgenössische anarchistische Autoren, wobei Zerzan eine prominente Stimme innerhalb des Anarcho-Primitivismus ist und Jarach ein bemerkenswerter Verfechter der post-linken Anarchie.

Anarchistische Prinzipien sind die Grundlage der heutigen radikalen sozialen Bewegungen der Linken. Das Interesse an der anarchistischen Bewegung entwickelte sich parallel zum Aufschwung der Antiglobalisierungsbewegung, deren führende Aktivistennetzwerke anarchistisch orientiert waren. Während die Bewegung den Radikalismus des 21. Jahrhunderts prägte, signalisierte eine breitere Akzeptanz anarchistischer Prinzipien ein Wiederaufleben des Interesses. Der Anarchismus hat weiterhin viele Philosophien und Bewegungen hervorgebracht, die zuweilen eklektisch sind, sich auf verschiedene Quellen stützen und disparate Konzepte zu neuen philosophischen Ansätzen kombinieren. Die antikapitalistische Tradition des klassischen Anarchismus ist in den zeitgenössischen Strömungen nach wie vor präsent.

Die zeitgenössische Berichterstattung, die die Demonstrationen des Schwarzen Blocks in den Vordergrund stellt, hat die historische Assoziation des Anarchismus mit Chaos und Gewalt verstärkt. Seine Bekanntheit hat auch dazu geführt, dass sich mehr Wissenschaftler aus Bereichen wie Anthropologie und Geschichte mit der anarchistischen Bewegung befassen, obwohl der zeitgenössische Anarchismus Aktionen gegenüber akademischer Theorie bevorzugt. Heute gibt es verschiedene anarchistische Gruppen, Tendenzen und Denkschulen, was es schwierig macht, die zeitgenössische anarchistische Bewegung zu beschreiben. Während Theoretiker und Aktivisten "relativ stabile Konstellationen anarchistischer Prinzipien" aufgestellt haben, gibt es keinen Konsens darüber, welche Prinzipien den Kern bilden, und Kommentatoren beschreiben eher einen multiplen Anarchismus als einen singulären Anarchismus, in dem gemeinsame Prinzipien von verschiedenen Schulen des Anarchismus geteilt werden, während jede Gruppe diese Prinzipien unterschiedlich priorisiert. Die Gleichstellung der Geschlechter kann ein gemeinsames Prinzip sein, obwohl sie für Anarcho-Feministen eine höhere Priorität hat als für Anarcho-Kommunisten.

Anarchisten engagieren sich im Allgemeinen gegen alle Formen von Zwangsautorität, nämlich "alle zentralisierten und hierarchischen Regierungsformen (z. B. Monarchie, repräsentative Demokratie, Staatssozialismus usw.), wirtschaftliche Klassensysteme (z. B. Kapitalismus, Bolschewismus, Feudalismus, Sklaverei usw.), autokratische Religionen (z. B. fundamentalistischer Islam, römischer Katholizismus usw.), Patriarchat, Heterosexismus, weiße Vorherrschaft und Imperialismus". Die anarchistischen Schulen sind sich uneins über die Methoden, mit denen diese Formen bekämpft werden sollten. Das Prinzip der gleichen Freiheit steht der anarchistischen politischen Ethik insofern näher, als es sowohl die liberale als auch die sozialistische Tradition übersteigt. Dies bedeutet, dass Freiheit und Gleichheit nicht innerhalb des Staates umgesetzt werden können, was dazu führt, dass alle Formen von Herrschaft und Hierarchie in Frage gestellt werden.

Taktik

Die Taktik der Anarchisten nimmt verschiedene Formen an, dient aber im Allgemeinen zwei Hauptzielen, nämlich erstens dem Widerstand gegen das Establishment und zweitens der Förderung der anarchistischen Ethik und der Widerspiegelung einer anarchistischen Vision der Gesellschaft, die die Einheit von Mitteln und Zielen verdeutlicht. Es lässt sich eine grobe Unterscheidung treffen zwischen dem Ziel, unterdrückerische Staaten und Institutionen mit revolutionären Mitteln zu zerstören, und dem Ziel, die Gesellschaft mit evolutionären Mitteln zu verändern. Die evolutionäre Taktik umfasst Gewaltlosigkeit, lehnt Gewalt ab und verfolgt einen schrittweisen Ansatz zur Verwirklichung anarchistischer Ziele, obwohl es erhebliche Überschneidungen zwischen beiden gibt.

Die anarchistische Taktik hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts gewandelt. Die Anarchisten des frühen 20. Jahrhunderts konzentrierten sich mehr auf Streiks und Militanz, während die heutigen Anarchisten ein breiteres Spektrum von Ansätzen anwenden.

Klassische Ära

Der französische Anarchist Ravachol war ein Verfechter der Propaganda der Tat durch Gewalt: Als Rache für getötete Demonstranten verübte er Bombenanschläge und wurde dafür guillotiniert.

Ab den späten 1870er Jahren wurden anarchistische Aktionen und Taten mit Vorbildcharakter als Propaganda der Tat bezeichnet. Sie sollten die Gesellschaft „aufwecken“ und in der Bevölkerung Sympathien schaffen, um somit als Mittel für politische und soziale Veränderung zu dienen. Durch die relative Häufung von Attentaten zum Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern kam es in der öffentlichen Meinung zu einer Reduktion des Anarchismus auf Terroranschläge, eine bis heute verbreitete Ansicht.

Zu den publizistischen Unterstützern der Anschläge durch die Narodniki auf Zar Alexander II. zählten beispielsweise auch einzelne sozialdemokratische Politiker im Deutschen Reich wie Wilhelm Hasselmann und Johann Most. Durch den 1880 erfolgten Ausschluss dieser beiden Protagonisten der sozialrevolutionär-anarchistischen Fraktion der SPD-Vorläuferpartei SAP versuchte die deutsche Sozialdemokratie, sich während der Geltungsdauer des repressiven Sozialistengesetzes ihres tendenziell anarchistischen Flügels zu entledigen. Hasselmann und Most, die beispielsweise in der in London herausgegebenen und illegal im Deutschen Kaiserreich verbreiteten zunächst sozialdemokratischen, dann anarchistischen Zeitschrift Freiheit auch zu offener Gewalt gegen die antisozialistische Unterdrückungspraxis der deutschen Regierung unter Reichskanzler Otto von Bismarck aufgerufen und der SAP-Führung eine zu gemäßigte Haltung in ihrer bloß verbalen Systemopposition vorgeworfen hatten, setzten nach ihrem Parteiausschluss ihre sozialrevolutionäre Agitation im US-amerikanischen Exil fort.

Schon einige Jahre zuvor hatten symbolträchtige Anschläge auf Kaiser Wilhelm I. und die Könige von Spanien und Italien stattgefunden. Am 24. Juni 1894 aber tötete der junge italienische Einwanderer Sante Geronimo Caserio, der dem anarchistischen Umfeld zuzurechnen war, den französischen Präsidenten Carnot. Dies war der Höhepunkt einer ganzen Serie von anarchistisch motivierten Anschlägen in Frankreich. Am 10. September 1898 erstach Luigi Lucheni in Genf Kaiserin Elisabeth (Sisi). Am 6. September 1901 schoss Leon Czolgosz in Buffalo (New York) auf den US-Präsidenten William McKinley; dieser starb acht Tage später.

Die 1890er Jahre wurden als ein „Jahrzehnt der Bomben“ bezeichnet. Mit Dynamit – einer damals neuen Erfindung – wurden Anschläge verübt gegen Monarchen, Präsidenten, Minister, Polizeichefs, Polizisten und gegen Richter, die Anarchisten verurteilt hatten. Andere trafen offizielle Gebäude. Die gewaltsamen Anschläge und Attentate gegen Ende des 19. Jahrhunderts, von Peter Kropotkin anlässlich eines internationalen revolutionären Kongresses 1881 in London als kontraproduktiv oder ineffektiv bezeichnet, wurden zunehmend auch von anderen Anarchisten abgelehnt.

Die Beziehung zwischen Anarchismus und Gewalt ist ein kontroverses Thema unter Anarchisten, wie das Attentat des Anarchisten Leon Czolgosz auf William McKinley zeigt.

In der klassischen Ära hatten die Anarchisten eine militante Tendenz. Sie gingen nicht nur gegen staatliche Streitkräfte vor, wie in Spanien und der Ukraine, sondern einige von ihnen setzten auch Terrorismus als Propaganda für die Tat ein. Es wurden Attentate auf Staatsoberhäupter verübt, von denen einige erfolgreich waren. Anarchisten nahmen auch an Revolutionen teil. Viele Anarchisten, insbesondere die Galleanisten, glaubten, dass diese Anschläge den Anstoß für eine Revolution gegen den Kapitalismus und den Staat geben würden. Viele dieser Anschläge wurden von einzelnen Angreifern verübt, und die meisten fanden in den späten 1870er, den frühen 1880er und den 1890er Jahren statt, wobei einige auch noch in den frühen 1900er Jahren verübt wurden. Ihr Rückgang war das Ergebnis der zunehmenden Macht der Justiz sowie der gezielten Erfassung und Katalogisierung durch staatliche Institutionen.

Die anarchistische Sichtweise auf Gewalt war schon immer umstritten. Anarcho-Pazifisten treten für gewaltfreie Mittel ein, um ihre staatslosen, gewaltfreien Ziele zu erreichen. Andere anarchistische Gruppen befürworten die direkte Aktion, eine Taktik, die Sabotageakte oder Terrorismus beinhalten kann. Diese Haltung war vor einem Jahrhundert sehr verbreitet, als der Staat als Tyrann angesehen wurde und einige Anarchisten glaubten, dass sie jedes Recht hätten, sich seiner Unterdrückung mit allen Mitteln zu widersetzen. Emma Goldman und Errico Malatesta, die für eine begrenzte Anwendung von Gewalt eintraten, erklärten, dass Gewalt lediglich eine Reaktion auf staatliche Gewalt als notwendiges Übel sei.

Die Anarchisten beteiligten sich aktiv an Streiks, obwohl sie dem formalen Syndikalismus tendenziell ablehnend gegenüberstanden, da sie ihn als reformistisch betrachteten. Sie sahen ihn als Teil der Bewegung, die den Staat und den Kapitalismus stürzen wollte. Die Anarchisten verstärkten ihre Propaganda auch in der Kunst, einige von ihnen praktizierten Naturismus und Nudismus. Diese Anarchisten bildeten auch Gemeinschaften, die auf Freundschaft basierten, und engagierten sich in den Nachrichtenmedien.

Revolutionär

Demonstranten des Schwarzen Blocks mit anarcho-kommunistischen Symbolen wie dem Motto "Kein Krieg außer dem Klassenkrieg".

In der heutigen Zeit hat der italienische Anarchist Alfredo Bonanno, ein Verfechter des aufständischen Anarchismus, die Debatte über Gewalt wieder aufgenommen, indem er die Taktik der Gewaltlosigkeit, die seit dem späten 19. Sowohl Bonanno als auch die französische Gruppe Das unsichtbare Komitee treten für kleine, informelle Gruppen ein, in denen jedes Mitglied für sein eigenes Handeln verantwortlich ist, aber gemeinsam daran arbeitet, die Unterdrückung durch Sabotage und andere gewaltsame Mittel gegen Staat, Kapitalismus und andere Feinde zu beseitigen. Mitglieder des Unsichtbaren Komitees wurden 2008 wegen verschiedener Anschuldigungen, darunter auch Terrorismus, verhaftet.

Insgesamt sind die heutigen Anarchisten weit weniger gewalttätig und militant als ihre ideologischen Vorfahren. Sie stellen sich bei Demonstrationen und Unruhen meist der Polizei entgegen, vor allem in Ländern wie Kanada, Griechenland und Mexiko. Militante Protestgruppen des Schwarzen Blocks sind dafür bekannt, dass sie sich mit der Polizei anlegen. Anarchisten hingegen legen sich nicht nur mit staatlichen Akteuren an, sondern engagieren sich auch im Kampf gegen Faschisten und Rassisten, indem sie antifaschistische Aktionen durchführen und sich dafür einsetzen, Hasskundgebungen zu verhindern.

Entwicklung

Anarchisten setzen in der Regel direkte Aktionen ein. Dies kann in Form von Störungen und Protesten gegen ungerechte Hierarchien oder in Form der Selbstverwaltung ihres Lebens durch die Schaffung von Gegeninstitutionen wie Kommunen und nicht-hierarchischen Kollektiven erfolgen. Die Entscheidungsfindung wird oft auf antiautoritäre Weise gehandhabt, wobei alle gleiches Mitspracherecht bei jeder Entscheidung haben, ein Ansatz, der als Horizontalismus bekannt ist. Zeitgenössische Anarchisten engagieren sich in verschiedenen Basisbewegungen, die mehr oder weniger auf dem Horizontalismus basieren, obwohl sie nicht explizit anarchistisch sind, die persönliche Autonomie respektieren und sich an Massenaktivismus wie Streiks und Demonstrationen beteiligen. Im Gegensatz zum Big-A-Anarchismus der klassischen Ära signalisiert der neu geprägte Begriff Small-A-Anarchismus ihre Tendenz, ihr Denken und Handeln nicht auf den Anarchismus der klassischen Ära zu stützen oder sich auf klassische Anarchisten wie Peter Kropotkin und Pierre-Joseph Proudhon zu beziehen, um ihre Ansichten zu rechtfertigen. Diese Anarchisten stützen ihr Denken und ihre Praxis lieber auf ihre eigenen Erfahrungen, die sie später theoretisieren werden.

Der Entscheidungsprozess kleiner anarchistischer Splittergruppen spielt eine wichtige taktische Rolle. Anarchisten haben verschiedene Methoden angewandt, um einen groben Konsens unter den Mitgliedern ihrer Gruppe herzustellen, ohne dass ein Anführer oder eine Führungsgruppe nötig ist. Eine Möglichkeit besteht darin, dass eine Person aus der Gruppe die Rolle eines Moderators übernimmt, um einen Konsens zu erreichen, ohne selbst an der Diskussion teilzunehmen oder einen bestimmten Punkt zu vertreten. Minderheiten akzeptieren in der Regel einen groben Konsens, es sei denn, sie haben das Gefühl, dass der Vorschlag anarchistischen Ethiken, Zielen und Werten widerspricht. Anarchisten bilden in der Regel kleine Gruppen (5-20 Personen), um die Autonomie und die Freundschaft zwischen ihren Mitgliedern zu fördern. Diese Gruppen sind meist untereinander vernetzt und bilden größere Netzwerke. Anarchisten unterstützen und beteiligen sich nach wie vor an Streiks, insbesondere an wilden Streiks, da es sich dabei um führerlose Streiks handelt, die nicht zentral von einem Syndikat organisiert werden.

Wie in der Vergangenheit werden Zeitungen und Zeitschriften genutzt, und Anarchisten sind im World Wide Web online gegangen, um ihre Botschaft zu verbreiten. Aufgrund von Vertriebs- und anderen Schwierigkeiten ist es für Anarchisten einfacher geworden, Websites zu erstellen und elektronische Bibliotheken und andere Portale zu betreiben. Anarchisten waren auch an der Entwicklung verschiedener Software beteiligt, die kostenlos erhältlich ist. Die Art und Weise, wie diese Hacktivisten an der Entwicklung und Verbreitung arbeiten, ähnelt den anarchistischen Idealen, insbesondere wenn es darum geht, die Privatsphäre der Nutzer vor staatlicher Überwachung zu schützen.

Anarchisten organisieren sich, um öffentliche Räume zu besetzen und zurückzuerobern. Bei wichtigen Ereignissen wie Protesten und Raumbesetzungen werden sie oft als Temporäre Autonome Zonen (TAZ) bezeichnet, in denen sich Kunst, Poesie und Surrealismus vermischen, um das anarchistische Ideal darzustellen. Aus Sicht der Anarchisten sind Hausbesetzungen eine Möglichkeit, städtischen Raum vom kapitalistischen Markt zurückzuerobern, die pragmatischen Bedürfnissen dient und gleichzeitig eine beispielhafte direkte Aktion darstellt. Die Aneignung von Raum ermöglicht es Anarchisten, mit ihren Ideen zu experimentieren und soziale Bindungen aufzubauen. Wenn man diese Taktiken zusammenzählt und dabei bedenkt, dass nicht alle Anarchisten die gleiche Einstellung dazu haben, ergibt sich zusammen mit verschiedenen Formen des Protests bei symbolträchtigen Veranstaltungen eine karnevaleske Atmosphäre, die Teil der zeitgenössischen anarchistischen Lebendigkeit ist.

Zentrale Themen

Da der Anarchismus eine Philosophie ist, die viele verschiedene Haltungen, Tendenzen und Denkschulen verkörpert, sind Meinungsverschiedenheiten über Fragen der Werte, Ideologie und Taktik an der Tagesordnung. Diese Vielfalt hat dazu geführt, dass identische Begriffe in den verschiedenen anarchistischen Traditionen sehr unterschiedlich verwendet werden, was zu einer Reihe von Definitionsproblemen in der anarchistischen Theorie geführt hat. Die Vereinbarkeit von Kapitalismus, Nationalismus und Religion mit dem Anarchismus ist weithin umstritten, und der Anarchismus unterhält komplexe Beziehungen zu Ideologien wie Kommunismus, Kollektivismus, Marxismus und Gewerkschaftsbewegung. Anarchisten können durch Humanismus, göttliche Autorität, aufgeklärtes Eigeninteresse, Veganismus oder eine beliebige Anzahl alternativer ethischer Lehren motiviert sein. Phänomene wie Zivilisation, Technologie (z. B. im Anarcho-Primitivismus) und der demokratische Prozess können in einigen anarchistischen Strömungen scharf kritisiert und in anderen gleichzeitig gelobt werden.

Geschlecht, Sexualität und freie Liebe

Émile Armand war ein französischer individualistischer Anarchist, der die Tugenden der freien Liebe im Pariser anarchistischen Milieu des frühen 20.

Da Geschlecht und Sexualität eine Dynamik der Hierarchie mit sich bringen, befassen sich viele Anarchisten mit der Unterdrückung der eigenen Autonomie durch die Geschlechterrollen, analysieren sie und wenden sich dagegen.

Sammlung anarcho-feministischer Proteste, Symbole und Fahnen

Sexualität wurde von den klassischen Anarchisten nicht oft diskutiert, aber die wenigen, die dies taten, waren der Meinung, dass eine anarchistische Gesellschaft zu einer natürlichen Entwicklung der Sexualität führen würde. Sexuelle Gewalt war ein Anliegen von Anarchisten wie Benjamin Tucker, der sich gegen Gesetze zur Volljährigkeit aussprach, weil er glaubte, dass sie räuberische Männer begünstigen würden. Eine historische Strömung, die zwischen 1890 und 1920 im Anarchismus aufkam und florierte, war die freie Liebe. Im heutigen Anarchismus überlebt diese Strömung als eine Tendenz zur Unterstützung von Polyamorie und Queer-Anarchismus. Die Befürworter der freien Liebe lehnten die Ehe ab, da sie darin eine Möglichkeit sahen, die Macht des Mannes über die Frau durchzusetzen, vor allem weil das Eherecht die Macht des Mannes stark begünstigte. Der Begriff der freien Liebe war viel weiter gefasst und beinhaltete eine Kritik an der bestehenden Ordnung, die die sexuelle Freiheit und das Vergnügen der Frauen einschränkte. Diese Bewegungen der freien Liebe trugen zur Gründung von Wohngemeinschaften bei, in denen große Gruppen von Reisenden, Anarchisten und anderen Aktivisten gemeinsam in Betten schliefen. Die freie Liebe hatte ihre Wurzeln sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten; einige Anarchisten hatten jedoch mit der Eifersucht zu kämpfen, die sich aus der freien Liebe ergab. Anarchistische Feministinnen waren Befürworterinnen der freien Liebe, gegen die Ehe und für die Abtreibung (unter Verwendung eines zeitgenössischen Begriffs) und verfolgten eine ähnliche Agenda. Anarchistische und nicht-anarchistische Feministinnen waren unterschiedlicher Meinung über das Wahlrecht, unterstützten sich aber gegenseitig.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermischte sich der Anarchismus mit der zweiten Welle des Feminismus, radikalisierte einige Strömungen der Frauenbewegung und wurde von ihnen ebenfalls beeinflusst. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts setzten sich Anarchisten und Feministen für die Rechte und die Autonomie von Frauen, Schwulen, Queers und anderen Randgruppen ein, wobei einige feministische Denkerinnen eine Verschmelzung der beiden Strömungen vorschlugen. Mit der dritten Welle des Feminismus wurden die sexuelle Identität und die obligatorische Heterosexualität zu einem Untersuchungsgegenstand für Anarchisten, was zu einer poststrukturalistischen Kritik der sexuellen Normalität führte. Einige Anarchisten distanzierten sich von dieser Denkrichtung, da sie der Meinung waren, dass sie zu einem Individualismus tendierte, der die Sache der sozialen Befreiung aufgab.

Bildung

Anarchistische vs. etatistische Perspektiven auf Bildung
Ruth Kinna (2019)
Anarchistische Bildung Staatliche Bildung
Konzept . Bildung als Selbstbeherrschung Bildung als Dienstleistung
Verwaltung Gemeinschaftlich Staatlich geleitet
Methoden Praxisorientiertes Lernen Berufliche Bildung
Ziele Ein kritisches Mitglied der Gesellschaft sein Ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein

Das Interesse von Anarchisten an Bildung reicht bis zu den ersten Anfängen des klassischen Anarchismus zurück. Anarchisten betrachten eine angemessene Bildung, die die Grundlagen für die künftige Autonomie des Einzelnen und der Gesellschaft schafft, als einen Akt der gegenseitigen Hilfe. Anarchistische Schriftsteller wie William Godwin (Politische Gerechtigkeit) und Max Stirner ("Das falsche Prinzip unserer Erziehung") griffen sowohl das staatliche als auch das private Bildungswesen als ein weiteres Mittel an, mit dem die herrschende Klasse ihre Privilegien reproduziert.

Im Jahr 1901 gründete der katalanische Anarchist und Freidenker Francisco Ferrer in Barcelona die Escuela Moderna als Gegenbewegung zum etablierten, weitgehend von der katholischen Kirche diktierten Bildungssystem. Ferrer verfolgte einen säkularen Ansatz und lehnte sowohl die staatliche als auch die kirchliche Einmischung in den Bildungsprozess ab, während er den Schülern ein hohes Maß an Autonomie bei der Planung ihrer Arbeit und der Teilnahme am Unterricht gewährte. Ferrer wollte die Arbeiterklasse erziehen und bemühte sich ausdrücklich darum, das Klassenbewusstsein der Schüler zu fördern. Die Schule wurde nach ständigen Schikanen durch den Staat geschlossen und Ferrer später verhaftet. Nichtsdestotrotz standen seine Ideen Pate für eine Reihe moderner Schulen auf der ganzen Welt. Der christliche Anarchist Leo Tolstoi, der den Essay Bildung und Kultur veröffentlichte, gründete ebenfalls eine ähnliche Schule, deren Gründungsprinzip lautete, dass "Bildung nur dann wirksam sein kann, wenn sie frei ist." In ähnlicher Weise gründete A. S. Neill 1921 die spätere Summerhill School, die ebenfalls erklärte, frei von Zwang zu sein.

Die anarchistische Erziehung basiert weitgehend auf der Idee, dass das Recht des Kindes, sich frei und ohne Manipulation zu entwickeln, respektiert werden sollte und dass die Rationalität die Kinder zu moralisch guten Schlussfolgerungen führen würde; allerdings gab es unter anarchistischen Persönlichkeiten wenig Konsens darüber, was Manipulation ausmacht. Ferrer war der Ansicht, dass moralische Indoktrination notwendig sei, und lehrte die Schüler ausdrücklich, dass Gleichheit, Freiheit und soziale Gerechtigkeit im Kapitalismus nicht möglich seien, zusammen mit anderen Kritiken an Regierung und Nationalismus.

Anarchistische Autoren des späten 20. Jahrhunderts und der Gegenwart (Paul Goodman, Herbert Read und Colin Ward) intensivierten und erweiterten die anarchistische Kritik an der staatlichen Bildung, wobei sie sich vor allem auf die Notwendigkeit eines Systems konzentrierten, das die Kreativität der Kinder in den Mittelpunkt stellt und nicht ihre Fähigkeit, eine Karriere zu machen oder als Teil einer Konsumgesellschaft am Konsum teilzunehmen. Zeitgenössische Anarchisten wie Ward behaupten, dass die staatliche Bildung dazu dient, die sozioökonomische Ungleichheit aufrechtzuerhalten.

Während nur wenige anarchistische Bildungseinrichtungen bis heute überlebt haben, haben sich wichtige Grundsätze anarchistischer Schulen, darunter die Achtung der Autonomie des Kindes und das Vertrauen auf Argumentation statt Indoktrination als Lehrmethode, in den allgemeinen Bildungseinrichtungen verbreitet. Judith Suissa nennt drei Schulen als explizit anarchistische Schulen, nämlich die Free Skool Santa Cruz in den Vereinigten Staaten, die Teil eines größeren amerikanisch-kanadischen Schulnetzwerks ist, das Self-Managed Learning College in Brighton, England, und die Paideia School in Spanien.

Der Staat

Die Ablehnung des Staates und seiner Institutionen ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Anarchismus. Anarchisten betrachten den Staat als ein Instrument der Herrschaft und halten ihn unabhängig von seinen politischen Tendenzen für illegitim. Anstatt dass die Menschen die Möglichkeit haben, die Aspekte ihres Lebens zu kontrollieren, werden wichtige Entscheidungen von einer kleinen Elite getroffen. Die Autorität beruht letztlich allein auf Macht, unabhängig davon, ob diese Macht offen oder transparent ist, da sie immer noch die Fähigkeit hat, Menschen zu zwingen. Ein weiteres anarchistisches Argument gegen Staaten ist, dass die Menschen, die eine Regierung bilden, selbst die altruistischsten unter den Beamten, unweigerlich versuchen werden, mehr Macht zu erlangen, was zu Korruption führt. Anarchisten halten die Vorstellung, der Staat sei der kollektive Wille des Volkes, für eine unerreichbare Fiktion, da sich die herrschende Klasse vom Rest der Gesellschaft unterscheidet.

Die spezifischen anarchistischen Haltungen gegenüber dem Staat sind unterschiedlich. Robert Paul Wolff war der Ansicht, dass die Spannung zwischen Autorität und Autonomie dazu führt, dass der Staat niemals legitim sein kann. Für Bakunin bedeutete der Staat "Zwang, Herrschaft durch Zwang, wenn möglich getarnt, aber wenn nötig unauffällig und offen". A. John Simmons und Leslie Green, die dem philosophischen Anarchismus zugeneigt waren, glaubten, dass der Staat legitim sein könnte, wenn er im Konsens regiert wird, obwohl sie dies als höchst unwahrscheinlich ansahen. Auch über die Abschaffung des Staates gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Die Künste

Les chataigniers a Osny (1888) des anarchistischen Malers Camille Pissarro ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Verbindung von Anarchismus und Kunst.

Die Verbindung zwischen Anarchismus und Kunst war während der klassischen Ära des Anarchismus recht eng, insbesondere bei den sich in dieser Zeit entwickelnden künstlerischen Strömungen wie den Futuristen, Surrealisten und anderen. In der Literatur wurde der Anarchismus vor allem mit den Neuen Apokalyptikern und der neoromantischen Bewegung in Verbindung gebracht. In der Musik wurde der Anarchismus mit Musikszenen wie dem Punk in Verbindung gebracht. Anarchisten wie Leo Tolstoi und Herbert Read vertraten die Auffassung, dass die Grenze zwischen Künstler und Nichtkünstler, die die Kunst von einer alltäglichen Handlung trennt, ein Konstrukt ist, das durch die vom Kapitalismus verursachte Entfremdung hervorgerufen wird und die Menschen daran hindert, ein freudvolles Leben zu führen.

Andere Anarchisten befürworteten oder nutzten die Kunst als Mittel, um anarchistische Ziele zu erreichen. In seinem Buch Breaking the Spell: A History of Anarchist Filmmakers, Videotape Guerrillas, and Digital Ninjas (Eine Geschichte anarchistischer Filmemacher, Videotape Guerrillas und digitaler Ninjas) behauptet Chris Robé, dass "anarchistisch inspirierte Praktiken den bewegungsbasierten Videoaktivismus zunehmend strukturiert haben". Im Laufe des 20. Jahrhunderts schrieben viele prominente Anarchisten (Peter Kropotkin, Emma Goldman, Gustav Landauer und Camillo Berneri) und Publikationen wie Anarchy über Angelegenheiten, die die Kunst betreffen.

Drei sich überschneidende Eigenschaften machten die Kunst für die Anarchisten nützlich. Sie konnte eine Kritik an der bestehenden Gesellschaft und den Hierarchien darstellen, als präfiguratives Werkzeug dienen, um die anarchistische Idealgesellschaft widerzuspiegeln, und sogar zu einem Mittel der direkten Aktion werden, etwa bei Protesten. Da sie sowohl an das Gefühl als auch an die Vernunft appelliert, kann die Kunst den ganzen Menschen ansprechen und eine starke Wirkung entfalten. Die neoimpressionistische Bewegung des 19. Jahrhunderts hatte eine ökologische Ästhetik und bot ein Beispiel für eine anarchistische Vorstellung vom Weg zum Sozialismus. In Les chataigniers a Osny des anarchistischen Malers Camille Pissarro wird durch die Verschmelzung von ästhetischer und sozialer Harmonie eine ideale anarchistische Agrargemeinschaft vorweggenommen.

Analyse

Die häufigste Kritik am Anarchismus lautet, dass der Mensch sich nicht selbst regieren kann und daher ein Staat für das menschliche Überleben notwendig ist. Der Philosoph Bertrand Russell unterstützte diese Kritik, indem er feststellte, dass "Frieden und Krieg, Zölle, die Regulierung der sanitären Bedingungen und des Verkaufs schädlicher Drogen, die Aufrechterhaltung eines gerechten Verteilungssystems: dies sind unter anderem Funktionen, die in einer Gemeinschaft ohne Zentralregierung kaum erfüllt werden könnten. Ein weiterer gängiger Vorwurf an den Anarchismus lautet, er passe in eine Welt der Isolation, in der nur ausreichend kleine Einheiten selbstverwaltet sein können; eine Antwort darauf wäre, dass wichtige anarchistische Denker einen anarchistischen Föderalismus befürworteten.

Der Philosophiedozent Andrew G. Fiala hat eine Liste gängiger Argumente gegen den Anarchismus zusammengestellt, die u.a. besagt, dass der Anarchismus von Natur aus mit Gewalt und Zerstörung verbunden ist, und zwar nicht nur in der pragmatischen Welt, wie z.B. bei Protesten, sondern auch in der Welt der Ethik. Zweitens wird der Anarchismus als undurchführbar oder utopisch bewertet, da der Staat praktisch nicht zu besiegen ist. In dieser Argumentationslinie wird zumeist eine politische Aktion innerhalb des Systems gefordert, um es zu reformieren. Das dritte Argument ist, dass der Anarchismus in sich widersprüchlich ist. Während er dafür plädiert, dass niemand die Herrschaft übernimmt, würde der Anarchismus, wenn er von vielen akzeptiert würde, zur herrschenden politischen Theorie werden. Zu dieser Kritik gehört auch der Widerspruch, dass der Anarchismus zu kollektivem Handeln aufruft, aber gleichzeitig die Autonomie des Individuums befürwortet, so dass keine kollektiven Maßnahmen ergriffen werden können. Schließlich kritisiert Fiala, dass der philosophische Anarchismus unwirksam sei (nur Gerede und Gedanken), während der Kapitalismus und die Bourgeoisie stark bleiben.

Der philosophische Anarchismus ist nach der Veröffentlichung pro-anarchistischer Bücher wie A. John Simmons' Moral Principles and Political Obligations (Moralische Prinzipien und politische Pflichten) auf die Kritik von Mitgliedern der akademischen Welt gestoßen. Der Juraprofessor William A. Edmundson hat einen Aufsatz verfasst, in dem er gegen drei wichtige philosophische anarchistische Grundsätze argumentiert, die er für falsch hält. Edmundson sagt, dass der Einzelne dem Staat zwar keine Gehorsamspflicht schulde, dies aber nicht bedeute, dass der Anarchismus die unvermeidliche Schlussfolgerung sei und der Staat immer noch moralisch legitim sei. In The Problem of Political Authority verteidigt Michael Huemer den philosophischen Anarchismus und behauptet, dass "politische Autorität eine moralische Illusion" sei.

Einer der ersten Kritikpunkte ist, dass der Anarchismus die biologische Neigung zur Autorität missachtet und nicht versteht. Joseph Raz stellt fest, dass die Akzeptanz von Autoritäten den Glauben impliziert, dass die Befolgung ihrer Anweisungen mehr Erfolg verspricht. Raz ist der Ansicht, dass dieses Argument sowohl für die Befolgung erfolgreicher als auch für die Befolgung falscher Anweisungen von Autoritäten zutrifft. Anarchisten weisen diese Kritik zurück, weil die Infragestellung oder der Ungehorsam gegenüber Autoritäten nicht bedeutet, dass deren Vorteile verschwinden, indem man Autoritäten wie Ärzte oder Anwälte als zuverlässig anerkennt, und auch nicht, dass man sein unabhängiges Urteilsvermögen völlig aufgibt. Die anarchistische Auffassung von der menschlichen Natur, die Ablehnung des Staates und das Engagement für eine soziale Revolution wurden von Akademikern als naiv, zu vereinfachend bzw. unrealistisch kritisiert. Der klassische Anarchismus wurde kritisiert, weil er sich zu sehr auf die Überzeugung stützt, dass die Abschaffung des Staates zu einer gedeihlichen menschlichen Zusammenarbeit führen wird.

Friedrich Engels, der als einer der Hauptbegründer des Marxismus gilt, kritisierte den Antiautoritarismus des Anarchismus als inhärent konterrevolutionär, da seiner Ansicht nach eine Revolution an sich autoritär ist. Der Akademiker John Molyneux schreibt in seinem Buch Anarchism: A Marxist Criticism, dass "der Anarchismus nicht gewinnen kann", weil er glaubt, dass es ihm an der Fähigkeit fehlt, seine Ideen richtig umzusetzen. Die marxistische Kritik am Anarchismus besteht darin, dass er einen utopischen Charakter hat, weil alle Menschen anarchistische Ansichten und Werte haben sollten. Nach marxistischer Auffassung würde sich eine gesellschaftliche Idee direkt aus diesem menschlichen Ideal ergeben und aus dem freien Willen jedes Einzelnen ihr Wesen bilden. Marxisten erklären, dass dieser Widerspruch für ihre Handlungsunfähigkeit verantwortlich sei. In der anarchistischen Sichtweise wurde der Konflikt zwischen Freiheit und Gleichheit durch Koexistenz und Verflechtung aufgelöst.

Strömungen

Neuere Ansätze

Emma Goldman

Die französische Variante des Anarchismus von 1968, der Situationismus, zeigte sich in der Studentenbewegung und den Mai-Unruhen. Forderungen waren unter anderem Abschaffung der Ware, der Arbeit, der Hierarchien, Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben.

Der Anarchafeminismus ist eine Wortschöpfung der 1970er Jahre und vereint den Radikalfeminismus mit der anarchistischen Idee. Es gibt in der anarchistischen Bewegung schon Vorläufer, so hat Emma Goldman den Kampf um weibliche Gleichberechtigung mit dem um Herrschaftsfreiheit verbunden.

Die Begriffssetzung Neo-Anarchismus beschreibt die historische Erscheinungsform im Zuge der 68er-Bewegung in Deutschland, in der der theoretische Anarchismus wiederentdeckt wurde und die Hierarchiefreiheit in progressiven und „linken“ Gruppen Einzug hielt.

Öko-Anarchismus ist die Bezeichnung für die Verknüpfung von Ablehnung der Herrschaft von Menschen über Menschen mit der Ablehnung der Herrschaft des Menschen über die Natur. Eine bedeutende Strömung in Nordamerika ist der Primitivismus, der die Rückkehr zu vorindustriellen Formen des Wirtschaftens propagiert.

„Folk-Anarchy“, auch der „kleines-a-Anarchismus“, sind in den USA entwickelte „postlinke“ anarchistische Strömungen. Diese Ansätze finden sich in Netzwerken wie CrimethInc. und der Curious George Brigade, die sich gegen nostalgische Theorie- und Personenbezüge richten und eine „Do it yourself“-Praxis (DIY) fordern: „eine Anarchie geschaffen von gewöhnlichen Menschen, die außergewöhnliche Leben leben, genannt Folk-Anarchy.“

Postanarchismus stellt keine einheitliche Theorie dar, sondern ist ein Sammelbegriff für postmoderne, postfeministische und poststrukturalistische Debatten aus anarchistischer Perspektive. Das Präfix „Post“ steht für eine Infragestellung und Verwerfung von einigen Grundannahmen des klassischen Anarchismus, nicht für ein Aufgeben anarchistischer Ziele. Das äußerst positive Menschen- und Weltbild des Anarchismus des 19. Jahrhunderts gilt dem Postanarchismus als überholt. Ihm zeigt sich Herrschaft als verändert und erweitert dar, der Ausbeutung wird die unterwerfende Subjektivierung zur Seite gestellt, der positive Machtbegriff Foucaults adaptiert. Der Postanarchismus beschäftigt sich zudem mit Postkolonialismus und Antirassismus.

Libertärer Kommunalismus ist ein reformistisch orientierter praxisnaher Entwurf für demokratische Selbstverwaltung von Gemeinden auf der Basis von Ökologie, Freiwilligkeit und Föderalismus und wurde in den kurdischen Gebieten zur Zeit des syrischen Bürgerkriegs umgesetzt.

Das englischsprachige begriffliche Pendant zu libertär, libertarian, bezeichnet seit den 1950er Jahren eine Verbindung von Anarchismus und Kapitalismus. Anarchisten wie Noam Chomsky betrachten diesen Ansatz jedoch als „spezielle amerikanische Verirrung“ die „nicht wirklich ernstzunehmen“ sei, da ungezügelter Kapitalismus viele Herrschaftsformen, eine „extreme Form von Autorität“, impliziere und deshalb mit dem Anarchismus inkompatibel sei. Der Krypto-Anarchismus wendet Libertarismus auf elektronische Datenströme an.

Symbole

Die Symbole des Anarchismus umfassen eine Vielzahl von Zeichen. Am häufigsten werden das A im Kreis, eine schwarze oder diagonal schwarz geteilte Fahne und der schwarze Stern verwendet.

Siehe auch

Portal: Anarchismus – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Anarchismus
  • Liste bekannter Anarchisten
  • Anarchismus in Kuba
  • Anarchismus in der Türkei
  • Anarchismus in den Vereinigten Staaten
  • Anarchismus in Japan
  • Anarchismus in Korea

Literatur

Einführungen

  • Autorenkollektiv: Was ist eigentlich Anarchie. Einführung in die Theorie und Geschichte des Anarchismus. 2. überarbeitete Auflage. Kramer, Berlin 1997, ISBN 3-87956-700-X.
  • Achim von Borries, Ingeborg Brandies (Hrsg.): Anarchismus. Theorie, Kritik, Utopie. Texte und Kommentare. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2007, ISBN 978-3-939045-00-7.
  • Jan Cattepoel: Der Anarchismus. Gestalten, Geschichte, Probleme. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Beck, München 1979, ISBN 3-406-06786-7.
  • Hans J. Degen, Jochen Knoblauch: Anarchismus. Eine Einführung. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-89657-590-6.
  • Andreas G. Graf (Hrsg.), Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil. Berlin: Lukas-Verlag 2001, ISBN 3-931836-23-1
  • Monika Grosche: Anarchismus und Revolution. Zum Verständnis gesellschaftlicher Umgestaltung bei den anarchistischen Klassikern Proudhon, Bakunin, Kropotkin. Syndikat A, Moers 2004, ISBN 3-00-011749-0.
  • Daniel Guérin: Anarchismus. Begriff und Praxis. edition suhrkamp, Frankfurt/M. 1967, ISBN 3-518-10240-0.
  • Philippe Kellermann (Hrsg.): Anarchismus und Geschlechterverhältnisse. Band 1. Verlag Edition AV, Lich 2016, ISBN 978-3-86841-139-3.
  • Daniel Loick: Anarchismus zur Einführung. Junius, Hamburg 2017, ISBN 978-3-88506-768-9.
  • Cindy Milstein: Der Anarchismus und seine Ideale. Unrast Verlag, Münster 2013, ISBN 978-3-89771-533-2.
  • Erwin Oberländer (Hrsg.): Der Anarchismus. Walter, Olten/Freiburg 1972, ISBN 3-530-16784-3.
  • Roland Raasch, Hans Jürgen Degen (Hrsg.): Die richtige Idee für eine falsche Welt? Perspektiven der Anarchie. Oppo-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-926880-12-0.
  • K. H. Z. Solneman: Das Manifest der Freiheit und des Friedens. Der Gegenpol zum kommunistischen Manifest. Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1977, ISBN 3-921388-12-0.
  • Horst Stowasser: Anarchie! Idee, Geschichte, Perspektiven. Edition Nautilus, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89401-537-4. (Vorläuferband als PDF; 3,01 MB)
  • Uwe Timm: Anarchie, eine konsequente Entscheidung für Freiheit und Wohlstand. Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1976, ISBN 3-921388-10-4.

Klassiker

  • Pierre-Joseph Proudhon: Système des contradictions économiques ou Philosophie de la misère. 1846
    • System der ökonomischen Widersprüche oder: Philosophie des Elends. Kramer, Berlin 2003, ISBN 3-87956-281-4.
  • Michail Bakunin: Dieu et l’état. 1882 (1871 verfasst)
    • Gott und der Staat. Kramer, Berlin 1995, ISBN 3-87956-222-9.
  • Peter Kropotkin: La Conquête du Pain. 1892
    • Die Eroberung des Brotes. Edition Anares, Bern 1989, ISBN 3-922209-08-4.
    • Artikel Anarchism; in: Encyclopaedia Britannica, 1910.
  • Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus. 1911; Oppo-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-926880-11-2.
  • Alexander Berkman: What is communist anarchism? 1929
  • Erich Mühsam: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? 1932; Kramer, Berlin 2005, ISBN 3-87956-276-8, Volltext auf Wikisource
  • Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. 3 Bände
    • Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1925; Bibliothek Thélème, Münster 1993, ISBN 3-930819-02-3.
    • Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1927; Bibliothek Thélème, Münster 1993, ISBN 3-930819-04-X.
    • Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880–1886. Asy-Verlag, Berlin 1931; Bibliothek Thélème, Münster 1996, ISBN 3-930819-06-6.
  • John Henry Mackay: Die Anarchisten. Kulturgemälde aus dem Ende des XIX. Jahrhunderts. 1891; Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1976, ISBN 3-921388-08-2.

Moderne Ansätze

  • Murray Bookchin: Remaking Society. 1989
    • Die Neugestaltung der Gesellschaft. Pfade in eine ökologische Zukunft. Trotzdem-Verlag, Grafenau 1992, ISBN 3-922209-35-1 (PDF; 0,5 MB)
  • Ralf Burnicki: Anarchie als Direktdemokratie. Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit. Eine Einführung in den Gegenstand der Anarchie. Syndikat A Medienvertrieb, Moers 1998, ISBN 3-00-002097-7
  • Rolf Cantzen: Weniger Staat – mehr Gesellschaft. Freiheit – Ökologie – Anarchismus. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1987, ISBN 3-596-24175-8; Trotzdem-Verlag, Grafenau 1995, ISBN 3-922209-81-5
  • Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators: DIY. Von Anarchie und Dinosauriern. Unrast, Münster 2006, ISBN 3-89771-444-2
  • Bernd Drücke (Hrsg.): Ja! Anarchismus! Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche. Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1
  • Bernd Drücke (Hrsg.): Anarchismus Hoch 2. Soziale Bewegung, Utopie, Realität, Zukunft. Karin Kramer Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-87956-375-3
  • Gruppe Gegenbilder (Hrsg.): Autonomie & Kooperation. Projektwerkstatt, Reiskirchen-Saasen 2005, ISBN 978-3-86747-001-8
  • Gruppe Gegenbilder (Hrsg., überarbeitet von Jörg Bergstedt): Freie Menschen in freien Vereinbarungen, Reiskirchen-Saasen 2012, ISBN 978-3-86747-005-6
  • Graswurzelrevolution (Hrsg.): Gewaltfreier Anarchismus. Herausforderungen und Perspektiven zur Jahrhundertwende. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 1999, ISBN 3-9806353-1-7
  • Wolfgang Haug & Michael Wilk: Der Malstrom. Aspekte anarchistischer Staatskritik. Trotzdem Verlag, Grafenau 1995, ISBN 3-922209-82-3
  • Gabriel Kuhn: Vielfalt – Bewegung – Widerstand. Texte zum Anarchismus Unrast Verlag, Münster 2009 ISBN 978-3-89771-497-7
  • Gabriel Kuhn: Anarchismus und Revolution. Gespräche und Aufsätze. Unrast Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-226-3
  • Christine Magerski und David Roberts: Kulturrebellen. Studien zur anarchistischen Moderne. Wiesbaden: Springer VS 2019 ISBN 978-3-658-22274-1
  • Jürgen Mümken: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive. Verlag Edition AV, Frankfurt 2003, ISBN 3-936049-12-2
  • Michael Wilk: Macht, Herrschaft, Emanzipation. Aspekte anarchistischer Staatskritik. Trotzdem Verlag, Grafenau 1999, ISBN 3-931786-16-1 (michael-wilk.info [PDF; abgerufen am 28. Juli 2017]).

Kritik am Anarchismus

  • Wolfgang Harich: Zur Kritik der revolutionären Ungeduld. Eine Abrechnung mit dem alten und dem neuen Anarchismus. Verlag 8. Mai, Berlin 1998. ISBN 3-931745-06-6
  • Ute Nicolaus: Souverän und Märtyrer. Verlag Königshausen & Neumann. Reihe Literaturwissenschaft. Band 506. S. 39, 40. Florens Christian Rang: Kritik am Anarchismus: Das Problem der Gewalt. ISBN 3-8260-2789-2
  • C. Roland Hoffmann-Negulescu: Anarchie, Minimalstaat, Weltstaat. Kritik der libertären Rechts- und Staatstheorie. Kapitel IV., Anarchie, Staat und Utopie. S. 83. Tectum Verlag, Marburg 2011. ISBN 3-8288-8303-6

Medien

  • Juan A. Gamero Vivir la Utopia Arte-TV, 1997. Der Film über den Anarchismus in Spanien mit 30 überlebenden Anarchisten der Spanischen Revolution und des Bürgerkriegs lief im deutschen Fernsehen auf Arte unter dem Titel Die Utopie leben! Der Anarchismus in Spanien.
  • Radio Libertaire – Radio der französischen Anarchistischen Föderation
  • Kein Gott, kein Herr! Eine kleine Geschichte der Anarchie. Film in zwei Teilen von Tancrède Ramonet, jeweils 72 Minuten, Arte F 2013