Wehrmacht

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Wehrmacht
Red flag with black Nordic cross, black swastika in the center and black iron cross in the upper left corner
Reichskriegsflagge, Kriegsflagge und Marinefahne der Wehrmacht (Version 1938-1945)
Black cross with white and black outline
Emblem der Wehrmacht, das Balkenkreuz, eine stilisierte Version des Eisernen Kreuzes in unterschiedlichen Proportionen
MottoGott mit uns
Gegründet16. März 1935
Aufgelöst20. September 1945
Dienstzweige
Hauptquartier Maybach II, Wünsdorf
Führung
Oberster
Befehlshaber
  • Adolf Hitler (erster)
  • Karl Dönitz (letzter)
Oberbefehlshaber
  • Werner von Blomberg (erster)
  • Adolf Hitler (letzter)
KriegsministerWerner von Blomberg
Chef des Oberkommandos der WehrmachtWilhelm Keitel
Personal
Militärisches Alter18–45
Wehrpflicht1-2 Jahre
Erreichen des militärischen
Alter jährlich
700,000 (1935)
Aktives Personal18.000.000 (insgesamt gedient)
Ausgaben
Haushalt
  • 19 Mrd. ℛℳ (1939) (85 Mrd. € im Jahr 2021)
  • 89 Mrd. ℛℳ (1944) (359 Mrd. € im Jahr 2021)
Prozentsatz des BIP
  • 25% (1939)
  • 75% (1944)
Industrie
Inländische Anbieter
  • Alkett
  • Auto Union
  • Blohm+Voss
  • BMW
  • Daimler-Benz
  • Focke-Wulf
  • Heinkel
  • Henschel & Sohn
  • Junkers
  • Krupp
  • MAN SE
  • Messerschmitt
  • Opel
  • Porsche
Ausländische Lieferanten
  • Königreich Ungarn
  • Zweite Spanische Republik
  • Schweiz
Jährliche Ausfuhren245 Millionen ℛℳ (1939) (1090 Millionen € im Jahr 2021)
Verwandte Artikel
GeschichteGeschichte Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs
Dienstgrade
  • Dienstgrade des Heeres
  • Dienstgrade der Kriegsmarine
  • Dienstgrade der Luftwaffe

Die Wehrmacht (deutsche Aussprache: [ˈveːɐ̯maxt] (listen), lit. Wehrmacht") war die einheitliche Streitmacht des nationalsozialistischen Deutschlands von 1935 bis 1945. Sie bestand aus dem Heer, der Kriegsmarine und der Luftwaffe. Die Bezeichnung "Wehrmacht" ersetzte den zuvor verwendeten Begriff Reichswehr und war Ausdruck der Bemühungen des NS-Regimes, Deutschland in größerem Umfang aufzurüsten, als es der Versailler Vertrag zuließ.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 war eine der offenkundigsten und kühnsten Maßnahmen Adolf Hitlers die Aufstellung der Wehrmacht, einer modernen, offensiv einsetzbaren Streitmacht, die die langfristigen Ziele des NS-Regimes, nämlich die Rückgewinnung verlorener Gebiete sowie die Gewinnung neuer Gebiete und die Beherrschung der Nachbarländer, erfüllen sollte. Dies erforderte die Wiedereinführung der Wehrpflicht und massive Investitionen und Verteidigungsausgaben in die Rüstungsindustrie.

Die Wehrmacht bildete das Herzstück der politisch-militärischen Macht Deutschlands. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs setzte die Wehrmacht kombinierte Taktiken (Luftunterstützung, Panzer und Infanterie) mit verheerender Wirkung ein, die als Blitzkrieg bekannt wurden. Ihre Feldzüge in Frankreich (1940), in der Sowjetunion (1941) und in Nordafrika (1941/42) werden von Historikern als kühne Taten angesehen. Gleichzeitig bringen die weitreichenden Vorstöße die Wehrmacht an ihre Belastungsgrenze, die in der ersten großen Niederlage in der Schlacht um Moskau (1941) gipfelt; Ende 1942 verliert Deutschland auf allen Schauplätzen die Initiative. Die deutsche Operationskunst erwies sich als unzureichend für die Kriegsführung der Alliierten und machte die Schwächen der Wehrmacht in Strategie, Doktrin und Logistik deutlich.

In enger Zusammenarbeit mit der SS und den Einsatzgruppen beging die deutsche Wehrmacht zahlreiche Kriegsverbrechen (trotz späterer Leugnung und Förderung des Mythos von der sauberen Wehrmacht). Die meisten Kriegsverbrechen fanden in der Sowjetunion, in Polen, Jugoslawien, Griechenland und Italien im Rahmen des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion, des Holocausts und des nationalsozialistischen Sicherheitskrieges statt.

Während des Zweiten Weltkriegs dienten etwa 18 Millionen Männer in der Wehrmacht. Bis zum Ende des Krieges in Europa im Mai 1945 hatten die deutschen Streitkräfte (bestehend aus Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe, Waffen-SS, Volkssturm und ausländischen Kollaborateuren) rund 11 300 000 Mann verloren, von denen etwa die Hälfte vermisst wurde oder während des Krieges gefallen war. Nur wenige Führungskräfte der Wehrmacht wurden wegen Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt, obwohl es Beweise dafür gab, dass noch mehr in illegale Handlungen verwickelt waren. Ian Kershaw zufolge waren die meisten der drei Millionen Wehrmachtssoldaten, die in die UdSSR einmarschierten, an Kriegsverbrechen beteiligt.

Vorschriften – Die Pflichten des deutschen Soldaten, Mai 1934 und andere

Herkunft

Etymologie

„Wehrmacht“ war nach der Bedeutung der Wortteile lediglich ein anderes Wort für Streitmacht und wurde zumindest ab Mitte oder Ende des 19. Jahrhunderts so gebraucht. Im damaligen Sprachgebrauch wurden auch die Streitkräfte anderer Staaten als Wehrmacht bezeichnet, so beispielsweise die italienische Wehrmacht oder die englische Wehrmacht. Der Ausdruck taucht bereits in der Paulskirchenverfassung von 1849 für das deutsche Militär auf. Auch die deutsche Bundeswehr wurde anfänglich als neue Wehrmacht bezeichnet („Wehr“ ist ein Synonym für „Verteidigung“); zum Beispiel skizzierte am 12. November 1955 Verteidigungsminister Theodor Blank zur Gründung der Bundeswehr das politische Profil einer „neuen Wehrmacht“. Bis in die 1970er-Jahre wurde Wehrmacht auch noch in der ursprünglichen Bedeutung definiert; im allgemeinen Sprachgebrauch reduzierte sich der Begriff seitdem auf die Streitkräfte des NS-Staates.

Die Reichsverfassung von 1849 legte im § 19 (Reichsflotte) fest:

(2) Die Bemannung der Kriegsflotte bildet einen Teil der deutschen Wehrmacht. Sie ist unabhängig von der Landmacht.

Ebenso wurde in den Gesetzen über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr sowie vorläufigen Reichsmarine vom 6. März und 16. April 1919 von der Wehrmacht gesprochen.

Die Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919: Artikel 47. Der Reichspräsident hat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht des Reichs.
Vom 20. August 1919 datiert die Verordnung, betreffend die Übertragung des Oberbefehls über die Wehrmacht des Deutschen Reichs auf den Reichswehrminister.
Im Gesetz über die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht vom 21. August 1920 hieß es dann in § 1: „Die deutsche Wehrmacht besteht aus der Reichswehr und der Reichsmarine.“
Schließlich besagte das Wehrgesetz vom 23. März 1921 in § 1 „(1) Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr. Sie wird gebildet aus dem Reichsheer und der Reichsmarine […]“.

Ab 1935 fanden die Begriffe Reichswehr und Reichsmarine im offiziellen Sprachgebrauch keine Verwendung mehr, um jeden Bezug auf die von den nationalsozialistischen Machthabern „Systemzeit“ genannte Periode der Weimarer Republik zu tilgen. Von 1936 bis 1944 gab es eine vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW) herausgegebene Zeitschrift mit dem Namen Die Wehrmacht.

Hintergrund

Reichswehrsoldaten bei der Ablegung des Hitler-Eids im August 1934

Im Januar 1919, nachdem der Erste Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands vom 11. November 1918 beendet worden war, erhielt die Wehrmacht den Namen Friedensheer. Im März 1919 verabschiedete die Nationalversammlung ein Gesetz zur Aufstellung einer 420.000 Mann starken vorläufigen Armee, der Vorläufigen Reichswehr. Im Mai wurden die Bedingungen des Versailler Vertrags bekannt gegeben, und im Juni unterzeichnete Deutschland den Vertrag, der unter anderem strenge Beschränkungen für den Umfang der deutschen Streitkräfte vorsah. Das Heer wurde auf einhunderttausend Mann und die Marine auf fünfzehntausend Mann begrenzt. Die Flotte sollte aus höchstens sechs Schlachtschiffen, sechs Kreuzern und zwölf Zerstörern bestehen. U-Boote, Panzer und schwere Artillerie wurden verboten und die Luftwaffe wurde aufgelöst. Am 23. März 1921 wurde eine neue Nachkriegsarmee, die Reichswehr, aufgestellt. Die allgemeine Wehrpflicht wurde aufgrund eines weiteren Mandats des Versailler Vertrags abgeschafft.

Die Reichswehr wurde auf 115.000 Mann begrenzt, so dass die Streitkräfte unter der Führung von Hans von Seeckt nur noch die fähigsten Offiziere enthielten. Die amerikanischen Historiker Alan Millet und Williamson Murray schrieben: "Bei der Verkleinerung des Offizierskorps wählte Seeckt die neue Führung aus den besten Männern des Generalstabs aus, ohne Rücksicht auf andere Gruppen, wie Kriegshelden und den Adel." Seects Entschlossenheit, die Reichswehr zu einer Elitekadertruppe zu machen, die als Kern eines erweiterten Militärs dienen sollte, als die Möglichkeit bestand, die Wehrpflicht wieder einzuführen, führte im Wesentlichen zur Schaffung einer neuen Armee, die auf der Armee des Ersten Weltkriegs basierte, sich aber stark von ihr unterschied. In den 1920er Jahren entwickelten Seeckt und seine Offiziere neue Doktrinen, die Schnelligkeit, Aggressivität, kombinierte Waffen und die Initiative der unteren Offiziere betonten, um momentane Chancen zu nutzen. Obwohl Seeckt 1926 in den Ruhestand ging, war sein Einfluss auf die Armee noch immer spürbar, als diese 1939 in den Krieg zog.

Der Versailler Vertrag verbot es Deutschland, eine Luftwaffe zu unterhalten; dennoch schuf Seeckt in den frühen 1920er Jahren einen geheimen Kader von Luftwaffenoffizieren. Diese Offiziere sahen die Aufgabe einer Luftwaffe darin, die Luftüberlegenheit zu erringen, strategische Bombenangriffe durchzuführen und die Luftunterstützung zu verbessern. Dass die Luftwaffe in den 1930er Jahren keine strategischen Bomberkräfte aufbaute, lag nicht an mangelndem Interesse, sondern an wirtschaftlichen Beschränkungen. Die Führung der Marine unter Großadmiral Erich Raeder, einem engen Protegé von Alfred von Tirpitz, war von der Idee beseelt, Tirpitz' Hochseeflotte wiederzubeleben. Offiziere, die an die von Admiral Karl Dönitz geführte U-Boot-Kriegsführung glaubten, waren vor 1939 in der Minderheit.

Bereits 1922 hatte Deutschland damit begonnen, die Bedingungen des Versailler Vertrages heimlich zu umgehen. Nach dem Vertrag von Rapallo begann eine geheime Zusammenarbeit mit der Sowjetunion. Generalmajor Otto Hasse [de] reiste 1923 nach Moskau, um die Bedingungen weiter auszuhandeln. Deutschland half der Sowjetunion bei der Industrialisierung, und sowjetische Offiziere sollten in Deutschland ausgebildet werden. Deutsche Panzer- und Luftwaffenspezialisten durften in der Sowjetunion trainieren, und die deutsche Chemiewaffenforschung und -herstellung sollte zusammen mit anderen Projekten in der Sowjetunion durchgeführt werden. 1924 wurde in Lipezk eine Jagdfliegerschule eingerichtet, in der in den nächsten zehn Jahren bis zum endgültigen Abzug der Deutschen im September 1933 mehrere hundert Angehörige der deutschen Luftwaffe in den Bereichen Wartung, Navigation und Luftkampf ausgebildet wurden. Die Aufrüstung fand jedoch im Geheimen statt, bis Hitler an die Macht kam und sie breite politische Unterstützung fand.

Eid für jeden Soldaten

Rekrutenangelobung beim Gebirgsjäger-Regiment 138 in der Kaserne in Pinkafeld am 31. Mai 1939.

Unmittelbar nach dem Tod Paul von Hindenburgs am 2. August 1934 wurden die Streitkräfte auf die Person Hitlers vereidigt. Viele später betroffene Soldaten führten diese persönlichen Eide als Begründung dafür an, keinen aktiven Widerstand gegen verbrecherische Befehle der Führung geleistet zu haben.

„Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“

Eid für jeden Soldaten, gültig ab 2. August 1934

Durch Gesetz vom 20. Juli 1935 erhielt der Eid folgende Fassung:

„Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“

Beide Eide waren jedoch verfassungswidrig zustande gekommen, denn der erste war ein Produkt des Chefs des neu geschaffenen Wehrmachtamtes, Walter von Reichenau, und der zweite wurde von Hitler kreiert, um mit der Änderung „Oberbefehlshaber“ in „Oberster Befehlshaber“ seinen militärischen Machtanspruch zu festigen. Eine Abstimmung mit dem Reichstag fand nicht statt. Ebenfalls verstieß gegen die (formal noch bestehende) Weimarer Verfassung die Zusammenlegung des Amtes des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers. Im Remer-Prozess (1952) gegen den ehemaligen Generalmajor Otto Ernst Remer wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener betonte Staatsanwalt Fritz Bauer (1903–1968), dass eine eidliche Verpflichtung auf unbedingten Gehorsam gegenüber einer Person unsittlich und auch nach NS-Recht ungesetzlich und damit ungültig gewesen sei. Des Weiteren betonte er: „Ein Unrechtsstaat, der täglich Zehntausende Morde begeht, berechtigt jedermann zur Notwehr.“ Aus heutiger juristischer Sicht hätte sich niemand an diese Eide gebunden fühlen müssen.

Der Remer-Prozess erregte in Westdeutschland große Aufmerksamkeit, weil darin posthum die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 rehabilitiert wurden.

1935 setzte sich Deutschland offen über die im Versailler Vertrag festgelegten militärischen Beschränkungen hinweg: Mit dem "Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht" und der Wiedereinführung der Wehrpflicht wurde am 16. März die Wiederaufrüstung Deutschlands angekündigt. Während die Größe des stehenden Heeres bei der vertraglich festgelegten Zahl von 100.000 Mann verbleiben sollte, sollte jedes Jahr eine neue Gruppe von Wehrpflichtigen in dieser Größenordnung ausgebildet werden. Mit dem Einberufungsgesetz wurde der Name "Wehrmacht" eingeführt; die Reichswehr wurde am 21. Mai 1935 offiziell in Wehrmacht umbenannt. Hitlers Proklamation des Bestehens der Wehrmacht umfasste in ihrer ursprünglichen Projektion nicht weniger als 36 Divisionen und verstieß damit in grandioser Weise gegen den Versailler Vertrag. Im Dezember 1935 fügte General Ludwig Beck dem geplanten Aufrüstungsprogramm 48 Panzerbataillone hinzu. Hitler setzte ursprünglich einen Zeitrahmen von 10 Jahren für die Remilitarisierung an, verkürzte ihn aber bald auf vier Jahre. Mit der Remilitarisierung des Rheinlandes und dem "Anschluss" vergrößerte sich die Fläche des Deutschen Reiches beträchtlich, so dass eine größere Bevölkerungszahl für die Wehrpflicht zur Verfügung stand.

Personal und Rekrutierung

Men standing in line waiting for a medical check
Inspektion der deutschen Wehrpflichtigen

Die Rekrutierung für die Wehrmacht erfolgte über die freiwillige Einberufung und die Wehrpflicht. Im Zeitraum 1935-1939 wurden 1,3 Millionen Soldaten eingezogen und 2,4 Millionen meldeten sich freiwillig. Die Gesamtzahl der Soldaten, die während des Bestehens der Wehrmacht von 1935 bis 1945 in ihr dienten, wird auf 18,2 Millionen geschätzt. Ursprünglich strebte die deutsche Militärführung eine homogene Armee an, die sich an den traditionellen preußischen Militärwerten orientierte. Mit Hitlers ständigem Wunsch, die Wehrmacht zu vergrößern, war das Heer jedoch gezwungen, Bürger aus niedrigeren Schichten und mit geringerer Bildung aufzunehmen, was den internen Zusammenhalt schwächte und die Ernennung von Offizieren zur Folge hatte, denen es an realer Kriegserfahrung aus früheren Konflikten, insbesondere dem Ersten Weltkrieg und dem Spanischen Bürgerkrieg, fehlte.

Die Effizienz der Offiziersausbildung und der Rekrutierung durch die Wehrmacht wurde als ein wichtiger Faktor für die frühen Siege der Wehrmacht sowie für ihre Fähigkeit, den Krieg so lange aufrechtzuerhalten, angesehen, selbst als sich der Krieg gegen Deutschland wandte.

Gemeinsame Themen in der nationalsozialistischen Propaganda drehten sich um die nationale Demütigung nach dem Vertrag von Versailles, der von den Deutschen als Diktat angesehen wurde. Dieses Plakat bringt zum Ausdruck, dass der Korridor von "Danzig ist deutsch", der als Seezugang an Polen abgetreten wurde, gleichzeitig Ostpreußen vom übrigen Deutschland trennte.

Mit der Verschärfung des Zweiten Weltkriegs wurden immer mehr Angehörige der Kriegsmarine und der Luftwaffe zum Heer überstellt, und auch die "freiwillige" Rekrutierung zur SS wurde verstärkt. Nach der Schlacht von Stalingrad im Jahr 1943 wurden die Anforderungen an die Fitness und den Gesundheitszustand der Wehrmachtsrekruten drastisch gesenkt, und das Regime ging sogar so weit, "Spezialdiät"-Bataillone für Männer mit schweren Magenbeschwerden zu schaffen. Vor allem in den letzten beiden Kriegsjahren wurden die ältesten und jüngsten Soldaten durch die ständige Propaganda dazu gebracht, an der Front zu dienen und oft bis zum Tod zu kämpfen, unabhängig davon, ob sie als Kanonenfutter oder Elitetruppen eingestuft wurden.

An African in German uniform sitting on a chair, next to two other soldiers having a cigarette
Ein afro-arabischer Soldat der Freien Arabischen Legion

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Wehrmacht bestrebt, eine rein ethnisch deutsche Truppe zu bleiben. Daher wurden Minderheiten innerhalb und außerhalb Deutschlands, wie z. B. die Tschechen in der annektierten Tschechoslowakei, nach Hitlers Machtübernahme 1938 vom Wehrdienst befreit. Ausländische Freiwillige wurden vor 1941 generell nicht in die deutschen Streitkräfte aufgenommen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Jahr 1941 änderte sich die Haltung der Regierung. Die deutsche Propaganda wollte den Krieg nicht als eine rein deutsche Angelegenheit, sondern als einen multinationalen Kreuzzug gegen den so genannten jüdischen Bolschewismus darstellen. Daher begannen die Wehrmacht und die SS, Rekruten aus den besetzten und neutralen Ländern Europas zu rekrutieren: Die germanische Bevölkerung der Niederlande und Norwegens wurde größtenteils für die SS rekrutiert, während "Nicht-Germanen" für die Wehrmacht angeworben wurden. Die "Freiwilligkeit" dieser Rekrutierung war oft zweifelhaft, insbesondere in den späteren Kriegsjahren, als sogar die im polnischen Korridor lebenden Polen zu "ethnischen Deutschen" erklärt und eingezogen wurden.

Nach der deutschen Niederlage in der Schlacht von Stalingrad griff die Wehrmacht auch in erheblichem Umfang auf Personal aus der Sowjetunion zurück, darunter die Kaukasus-Muslim-Legion, die Turkestan-Legion, Krimtataren, ethnische Ukrainer und Russen, Kosaken und andere, die gegen das sowjetische Regime kämpfen wollten oder anderweitig dazu bewegt wurden, sich anzuschließen. Zwischen 15.000 und 20.000 antikommunistische weiße Emigranten, die Russland nach der Russischen Revolution verlassen hatten, traten in die Reihen der Wehrmacht und der Waffen-SS ein, von denen 1.500 als Dolmetscher und mehr als 10.000 in der Wachmannschaft des Russischen Schutzkorps dienten.

1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Heer 3,737,000 4,550,000 5,000,000 5,800,000 6,550,000 6,510,000 5,300,000
Luftwaffe 400,000 1,200,000 1,680,000 1,700,000 1,700,000 1,500,000 1,000,000
Kriegsmarine 50,000 250,000 404,000 580,000 780,000 810,000 700,000
Waffen-SS 35,000 50,000 150,000 230,000 450,000 600,000 830,000
Gesamt 4,220,000 6,050,000 7,234,000 8,310,000 9,480,000 9,420,000 7,830,000
Quelle:
Wehrmacht-Kennkarte
Kosaken-Einheit in der Wehrmacht

Während des Zweiten Weltkrieges dienten auch zahlreiche nichtdeutsche Soldaten, vor allem Osteuropäer, in der Wehrmacht. Diese meldeten sich freiwillig, da viele den Stalinismus bekämpfen wollten oder eine sowjetische, jüdische oder bolschewistische Dominanz in Osteuropa fürchteten (Judentum und Bolschewismus wurden dabei aufgrund des weitverbreiteten Antisemitismus als Synonyme gesehen, vgl. „Jüdischer Bolschewismus“). Teilweise wurden diese aber auch zwangsrekrutiert. Allein in der Sowjetunion wurden etwa 600.000 Mann Hilfswillige. Zu den Freiwilligen gehörten unter anderem Esten, Letten, Weißrussen, Ukrainer, Russen und Kaukasier. Die nichtrussischen Verbände wurden dabei als Ostlegionen bezeichnet, die russischen hingegen als Russische Befreiungsarmee, die von Andrei Andrejewitsch Wlassow geführt wurde. Nichtdeutsche Soldaten stellten etwa fünf Prozent der Personalstärke der Wehrmacht.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 mussten auch alle wehrfähigen Österreicher in der Wehrmacht dienen. Zigtausend Volksdeutsche aus verbündeten Staaten meldeten sich freiwillig zur Wehrmacht, weitaus häufiger aber zur Waffen-SS. Auch 11.600 Luxemburger Zwangsrekrutierte, rund 100.000 Elsässer und 30.000 Lothringer (sogenannte Malgré-nous „wider unseren Willen“') mussten in ihr dienen. Ausländische Freiwillige waren in Verbänden wie Indische Legion und Legion Freies Arabien Teil der Wehrmacht.

Nicht zu verwechseln sind diese Freiwilligenverbände mit den Armeen der mit Deutschland verbündeten osteuropäischen Staaten Rumänien, Slowakei, Kroatien, Bulgarien und Ungarn. Diese standen zwar während der Ostfeldzüge unter deutschem Oberkommando, waren aber rechtlich unabhängig.

Frauen in der Wehrmacht

Wehrmachtshelferinnen im besetzten Paris, 1940

Anfangs waren Frauen in Nazi-Deutschland nicht in die Wehrmacht eingebunden, da Hitler die Einberufung von Frauen ideologisch ablehnte und erklärte, Deutschland werde "keine Abteilung von Granatwerferinnen oder ein Korps von Elite-Scharfschützinnen bilden". Da jedoch viele Männer an die Front gingen, wurden Frauen in Hilfspositionen innerhalb der Wehrmacht eingesetzt, die als Wehrmachtshelferinnen bezeichnet wurden und Aufgaben übernahmen wie:

  • Telefonistinnen, Telegrafistinnen und Funkerinnen,
  • Verwaltungsfachangestellte, Schreibkräfte und Boten,
  • Bedienerinnen und Bediener von Abhöranlagen, in der Flugabwehr, Bedienerinnen und Bediener von Projektoren für die Flugabwehr, Angestellte im Wetterdienst und Hilfskräfte im Zivilschutz
  • Freiwillige Krankenschwestern und -pfleger im militärischen Sanitätsdienst, wie das Deutsche Rote Kreuz oder andere freiwillige Organisationen.

Sie waren den Hiwis, dem Behelfspersonal des Heeres, unterstellt und wurden im Reich und in geringerem Umfang in den besetzten Gebieten eingesetzt, z. B. im Generalgouvernement des besetzten Polens, in Frankreich und später in Jugoslawien, in Griechenland und in Rumänien.

Bis 1945 leisteten 500.000 Frauen ihren Dienst als Wehrmachtshelferinnen, die Hälfte davon als Freiwillige, die andere Hälfte als Pflichtdienstleistende im Rahmen des Kriegshilfsdienstes.

Ausländische Freiwillige und Wehrpflichtige

Im Grunde sollte die Wehrmacht nur aus reinen Deutschen bestehen, aber im Laufe des Krieges musste wegen des Mangels an Arbeitskräften eine große Zahl ausländischer Freiwilliger und Wehrpflichtiger mobilisiert werden, die selbst in den niedrigsten Schätzungen 350.000 erreichte.

Kommandostruktur

Drawing of the structure of the Wehrmacht (1935–1938)
Aufbau der Wehrmacht (1935-1938)
Drawing of the structure of the Wehrmacht (1939–1945)
Aufbau der Wehrmacht (1939-1945)

Rechtlich gesehen war der Oberbefehlshaber der Wehrmacht Adolf Hitler in seiner Eigenschaft als deutsches Staatsoberhaupt, eine Position, die er nach dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg im August 1934 einnahm. Mit der Gründung der Wehrmacht im Jahr 1935 stieg Hitler zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte auf und behielt diese Position bis zu seinem Selbstmord am 30. April 1945. Der Titel des Oberbefehlshabers wurde dem Reichswehrminister Werner von Blomberg übertragen, der gleichzeitig zum Reichskriegsminister ernannt wurde. Nach der Blomberg-Fritsch-Affäre trat Blomberg zurück und Hitler schaffte das Kriegsministerium ab. Als Ersatz für das Ministerium wurde das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel eingesetzt.

Dem OKW unterstellt waren die drei Teiloberkommandos: Oberkommando des Heeres (OKH), Oberkommando der Marine (OKM) und Oberkommando der Luftwaffe (OKL). Das OKW sollte als gemeinsames Kommando dienen und alle militärischen Aktivitäten koordinieren, mit Hitler an der Spitze. Obwohl viele hochrangige Offiziere wie von Manstein für ein echtes gemeinsames Kommando der drei Teilstreitkräfte oder die Ernennung eines einzigen Generalstabschefs plädiert hatten, lehnte Hitler dies ab. Selbst nach der Niederlage in Stalingrad weigerte sich Hitler mit der Begründung, dass Göring als Reichsmarschall und Hitlers Stellvertreter sich nicht einem anderen unterordnen oder sich als gleichwertig mit anderen Befehlshabern betrachten würde. Ein wahrscheinlicherer Grund war jedoch, dass Hitler befürchtete, dies würde sein Image als "Midas Touch" in Sachen Militärstrategie zerstören.

Mit der Gründung des OKW festigte Hitler seine Kontrolle über die Wehrmacht. Nachdem er sich zu Beginn des Krieges zurückhaltend gezeigt hatte, mischte er sich zunehmend in militärische Operationen aller Art ein.

Außerdem mangelte es eindeutig an Zusammenhalt zwischen den drei Oberkommandos und dem OKW, da die höheren Generäle die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Grenzen der anderen Teilstreitkräfte nicht kannten. Da Hitler als Oberbefehlshaber fungierte, waren die Kommandostellen oft gezwungen, um ihren Einfluss bei Hitler zu kämpfen. Der Einfluss auf Hitler beruhte jedoch nicht nur auf Rang und Leistung, sondern auch darauf, wen Hitler als loyal ansah, was eher zu Rivalität zwischen den Dienststellen als zu einem Zusammenhalt zwischen seinen militärischen Beratern führte.

Zweige

Heer

Soldiers walking towards the camera
Infanterie "zu Fuß" der Wehrmacht, 1942

Das deutsche Heer führte die im Ersten Weltkrieg entwickelten Konzepte weiter, indem es Land- (Heer) und Luftstreitkräfte (Luftwaffe) zu kombinierten Verbänden zusammenfasste. In Verbindung mit traditionellen Kriegsmethoden wie Einkesselungen und der "Vernichtungsschlacht" erzielte die Wehrmacht im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs viele blitzschnelle Siege, die ausländische Journalisten dazu veranlassten, ein neues Wort für das zu kreieren, was sie sahen: Blitzkrieg. Der unmittelbare militärische Erfolg Deutschlands auf dem Schlachtfeld zu Beginn des Zweiten Weltkriegs deckt sich mit dem günstigen Start im Ersten Weltkrieg, was einige auf das überlegene Offizierskorps zurückführen.

Das Heer trat mit einer Minderheit motorisierter Verbände in den Krieg ein; die Infanterie blieb während des gesamten Krieges zu etwa 90 % zu Fuß, und die Artillerie war hauptsächlich pferdegezogen. Die motorisierten Verbände fanden in den ersten Kriegsjahren in der Weltpresse große Beachtung und wurden als Grund für den Erfolg der Invasionen in Polen (September 1939), Dänemark und Norwegen (April 1940), Belgien, Frankreich und den Niederlanden (Mai 1940), Jugoslawien und Griechenland (April 1941) sowie der frühen Phase der Operation Barbarossa in der Sowjetunion (Juni 1941) genannt.

Nachdem Hitler den Vereinigten Staaten im Dezember 1941 den Krieg erklärt hatte, sahen sich die Achsenmächte mit Feldzügen gegen mehrere große Industriemächte konfrontiert, während sich Deutschland noch im Übergang zu einer Kriegswirtschaft befand. Die deutschen Einheiten waren überfordert, unterversorgt, ausmanövriert, zahlenmäßig unterlegen und wurden von ihren Gegnern in entscheidenden Schlachten in den Jahren 1941, 1942 und 1943 in der Schlacht von Moskau, der Belagerung von Leningrad, Stalingrad, Tunis in Nordafrika und der Schlacht von Kursk besiegt.

Armored vehicle convoy moving through a dessert
Ein Panzerjägerbataillon, das zur 21. Panzerdivision des Afrikakorps gehörte

Das deutsche Heer wurde durch eine auftragsbezogene Taktik (anstelle einer auftragsbezogenen Taktik) geführt, die den Befehlshabern eine größere Freiheit geben sollte, auf Ereignisse zu reagieren und Chancen zu nutzen. In der öffentlichen Meinung wurde und wird das deutsche Heer manchmal immer noch als High-Tech-Armee angesehen. Diese moderne Ausrüstung wurde zwar in der Propaganda häufig angepriesen, war aber oft nur in relativ geringer Zahl vorhanden. Nur 40 bis 60 % aller Einheiten an der Ostfront waren motorisiert, Gepäckzüge waren aufgrund der schlechten Straßen und Wetterbedingungen in der Sowjetunion oft auf Pferdeanhänger angewiesen, und aus denselben Gründen marschierten viele Soldaten zu Fuß oder benutzten Fahrräder als Fahrradinfanterie. Da sich das Kriegsglück gegen sie wendete, befanden sich die Deutschen ab 1943 ständig auf dem Rückzug.

Die Panzerdivisionen waren für den frühen Erfolg der deutschen Armee von entscheidender Bedeutung. In den Strategien des Blitzkriegs kombinierte die Wehrmacht die Mobilität der leichten Panzer mit Luftangriffen, um schnell durch die schwachen feindlichen Linien vorzudringen, was es der deutschen Armee ermöglichte, Polen und Frankreich schnell und brutal zu erobern. Diese Panzer wurden eingesetzt, um die feindlichen Linien zu durchbrechen und Regimenter von der Hauptstreitmacht zu isolieren, so dass die Infanterie hinter den Panzern die feindlichen Truppen schnell töten oder gefangen nehmen konnte.

Luftwaffe

German paratrooper landing with others in the sky behind him
Deutsche Fallschirmjäger bei der Landung auf Kreta

Ursprünglich durch den Versailler Vertrag verboten, wurde die Luftwaffe 1935 unter der Führung von Hermann Göring offiziell gegründet. Die Luftwaffe sammelte erste Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg und war ein Schlüsselelement in den ersten Blitzkrieg-Kampagnen (Polen, Frankreich 1940, UdSSR 1941). Die Luftwaffe konzentrierte sich auf die Produktion von Jagdflugzeugen und (kleinen) taktischen Bombern, wie dem Messerschmitt-Jagdflugzeug Bf 109 und dem Junkers-Sturzkampfbomber Ju 87 Stuka. Die Flugzeuge arbeiteten eng mit den Bodentruppen zusammen. Eine überwältigende Anzahl von Jagdflugzeugen sicherte die Luftüberlegenheit, und die Bomber griffen Kommando- und Versorgungslinien, Depots und andere Unterstützungsziele in Frontnähe an. Die Luftwaffe sollte auch für den Transport von Fallschirmjägern eingesetzt werden, wie dies erstmals bei der Operation Weserübung geschah. Aufgrund des Einflusses, den das Heer auf Hitler ausübte, wurde die Luftwaffe häufig dem Heer unterstellt, was dazu führte, dass sie als taktische Unterstützungseinheit eingesetzt wurde und ihre strategischen Fähigkeiten verlor.

Die strategische Bombenkampagne der Westalliierten gegen deutsche Industrieziele, insbesondere die rund um die Uhr stattfindende Kombinierte Bomberoffensive und die Reichsverteidigung, zwangen die Luftwaffe absichtlich in einen Zermürbungskrieg. Nach der Zerstörung der deutschen Kampfflugzeuge hatten die Westalliierten die Lufthoheit über dem Schlachtfeld, konnten den deutschen Streitkräften am Boden die Unterstützung verweigern und ihre eigenen Jagdbomber für Angriffe und Störungen einsetzen. Nach den Verlusten bei der Operation Bodenplatte im Jahr 1945 war die Luftwaffe keine wirksame Streitkraft mehr.

Marine

Several people looking at a submarine with its crew on the deck
Karl Dönitz bei der Inspektion der U-Boot-Basis Saint-Nazaire in Frankreich, Juni 1941

Der Vertrag von Versailles verbot U-Boote und beschränkte die Größe der Reichsmarine auf sechs Schlachtschiffe, sechs Kreuzer und zwölf Zerstörer. Nach der Gründung der Wehrmacht wurde die Marine in Kriegsmarine umbenannt.

Mit der Unterzeichnung des deutsch-britischen Flottenabkommens erhielt Deutschland die Erlaubnis, die Größe seiner Marine auf 35:100 Tonnage der Royal Navy zu erhöhen und U-Boote zu bauen. Dies geschah zum Teil, um Deutschland zu beschwichtigen, und weil Großbritannien glaubte, dass die Kriegsmarine nicht in der Lage sein würde, die 35%-Grenze bis 1942 zu erreichen. Außerdem wurde die Marine im deutschen Aufrüstungsplan als letzte Priorität eingestuft, so dass sie die kleinste der Teilstreitkräfte war.

In der Atlantikschlacht wurde der anfangs erfolgreiche deutsche U-Boot-Flottenverband schließlich durch technische Innovationen der Alliierten wie Sonar, Radar und die Entschlüsselung des Enigma-Codes besiegt.

Große Überwasserschiffe waren aufgrund der durch internationale Verträge vor 1935 auferlegten Baubeschränkungen nur in geringer Zahl vorhanden. Die "Taschenkampfschiffe" Admiral Graf Spee und Admiral Scheer waren nur im ersten Jahr des Krieges als Handelsschiffe von Bedeutung. Kein Flugzeugträger war einsatzbereit, da die deutsche Führung das Interesse an der 1938 vom Stapel gelaufenen Graf Zeppelin verlor.

Nach dem Verlust des deutschen Schlachtschiffs Bismarck im Jahr 1941 und angesichts der alliierten Luftüberlegenheit, die die verbliebenen Schlachtkreuzer in den französischen Atlantikhäfen bedrohte, wurden die Schiffe angewiesen, über den Ärmelkanal zu den deutschen Häfen zurückzufahren. Von den Fjorden entlang der norwegischen Küste aus, die seit 1940 besetzt war, konnten Konvois von Nordamerika zum sowjetischen Hafen Murmansk abgefangen werden, obwohl die Tirpitz die meiste Zeit ihrer Karriere als Flotte im Einsatz war. Nach der Ernennung von Karl Dönitz zum Großadmiral der Kriegsmarine (im Anschluss an die Schlacht in der Barentssee) stellte Deutschland den Bau von Schlachtschiffen und Kreuzern zugunsten von U-Booten ein. Bis 1941 hatte die Kriegsmarine jedoch bereits einige ihrer großen Überwasserschiffe verloren, die während des Krieges nicht wiederaufgefüllt werden konnten.

Der wichtigste Beitrag der Kriegsmarine zu den deutschen Kriegsanstrengungen war der Einsatz ihrer fast 1.000 U-Boote, die alliierte Geleitzüge angriffen. Die deutsche Marinestrategie bestand darin, die Konvois anzugreifen, um eine Einmischung der Vereinigten Staaten in Europa zu verhindern und die Briten auszuhungern. Karl Doenitz, der Chef der U-Boote, begann einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der die Alliierten 22.898 Männer und 1.315 Schiffe kostete. Der U-Boot-Krieg blieb für die Alliierten bis zum Frühjahr 1943 kostspielig, als die Alliierten begannen, Gegenmaßnahmen gegen die U-Boote zu ergreifen, wie z. B. den Einsatz von Jäger-Killer-Gruppen, Flugradar, Torpedos und Minen wie die FIDO. Der U-Boot-Krieg kostete die Kriegsmarine 757 U-Boote und mehr als 30.000 U-Boot-Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Koexistenz mit der Waffen-SS

Two soldiers in different uniforms sitting and looking over a map
Ein Oberleutnant des Heeres mit einem SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS im Jahr 1944

Anfangs gab es Reibereien zwischen der SS und dem Heer, da das Heer befürchtete, die SS würde versuchen, ein legitimer Teil der Streitkräfte des nationalsozialistischen Deutschlands zu werden, was zum Teil auf die Kämpfe zwischen der begrenzten Bewaffnung und dem vermeintlichen Fanatismus gegenüber dem Nazismus zurückzuführen war. Am 17. August 1938 kodifizierte Hitler jedoch die Rolle der SS und des Heeres, um die Fehde zwischen den beiden zu beenden. Die Bewaffnung der SS sollte "gegen Bezahlung von der Wehrmacht beschafft werden", doch "in Friedenszeiten besteht keine organisatorische Verbindung mit der Wehrmacht." Das Heer durfte jedoch den Haushalt der SS überprüfen und die Kampfbereitschaft der SS-Truppen kontrollieren. Im Falle einer Mobilmachung könnten die Feldeinheiten der Waffen-SS der operativen Kontrolle des OKW oder des OKH unterstellt werden. Alle diesbezüglichen Entscheidungen würden im persönlichen Ermessen Hitlers liegen.

Obwohl es zwischen SS und Wehrmacht zu Konflikten kam, waren viele SS-Offiziere ehemalige Heeresoffiziere, was die Kontinuität und das Verständnis zwischen beiden sicherstellte. Während des gesamten Krieges arbeiteten Armee- und SS-Soldaten in verschiedenen Gefechtssituationen zusammen und schufen so ein Band zwischen den beiden Gruppen. Guderian stellte fest, dass Heer und SS mit jedem Tag, den der Krieg andauerte, enger zusammenrückten. Gegen Ende des Krieges wurden in Italien und den Niederlanden sogar Heereseinheiten dem Kommando der SS unterstellt. Das Verhältnis zwischen Wehrmacht und SS verbesserte sich, doch die Waffen-SS wurde nie als "vierte Gewalt der Wehrmacht" betrachtet.

Schauplätze und Feldzüge

Die Wehrmacht leitete während des Zweiten Weltkriegs (vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945) als Oberkommando des Deutschen Reiches die Kampfhandlungen. Nach 1941 wurde das OKH zum faktischen Oberkommando Ost der Wehrmacht, das die Waffen-SS außer für operative und taktische Kampfzwecke ausschloss. Das OKW führte die Operationen im Westteil durch. Die Operationen der Kriegsmarine im Nord- und Mittelatlantik können aufgrund der Größe des Einsatzgebietes und der Entfernung zu den anderen Einsatzgebieten ebenfalls als eigene Einsatzgebiete betrachtet werden.

Die Wehrmacht kämpfte an anderen Fronten, manchmal an drei gleichzeitig; die Verlegung von Truppen aus dem sich verschärfenden Kriegsschauplatz im Osten in den Westen nach der Landung in der Normandie führte zu Spannungen zwischen den Generalstäben des OKW und des OKH, da Deutschland nicht über genügend Material und Personal für einen Zweifrontenkrieg dieses Ausmaßes verfügte.

Östlicher Schauplatz

Several soldiers walking away from a burning house.
Deutsche Truppen in der Sowjetunion, Oktober 1941

Zu den wichtigsten Feldzügen und Schlachten in Ost- und Mitteleuropa gehörten:

  • Tschechoslowakischer Feldzug (1938-1945)
  • Invasion Polens (Herbst Weiss)
  • Operation Barbarossa (1941), durchgeführt von der Heeresgruppe Nord, der Heeresgruppe Mitte und der Heeresgruppe Süd
  • Schlacht um Moskau (1941)
  • Schlachten um Rschew (1942-1943)
  • Schlacht um Stalingrad (1942-1943)
  • Schlacht im Kaukasus (1942-1943)
  • Schlacht von Kursk (Operation Zitadelle) (1943)
  • Schlacht um Kiew (1943)
  • Operation Bagration (1944)
  • Nationalsozialistischer Sicherheitskrieg - hauptsächlich durchgeführt von Sicherheitsdivisionen der Wehrmacht, von der Ordnungspolizei und von Einheiten der Waffen-SS in den besetzten Gebieten hinter den Frontlinien der Achse.

Westliches Theater

Soldiers walking down Champs-Élysées, with Arc de Triomphe in the back
Deutsche Soldaten im besetzten Paris
  • Vorgetäuschter Krieg (Sitzkrieg, September 1939 bis Mai 1940) zwischen dem Überfall auf Polen und der Schlacht um Frankreich
  • Operation Weserübung
    • Deutscher Einmarsch in Dänemark - 9. April 1940
    • Der Norwegenfeldzug - 9. April bis 10. Juni 1940
  • Fall Gelb
    • Schlacht um Belgien - 10. bis 28. Mai 1940
    • Deutscher Einmarsch in Luxemburg - 10. Mai 1940
    • Schlacht in den Niederlanden - 10. bis 17. Mai 1940
    • Schlacht um Frankreich - 10. Mai bis 25. Juni 1940
  • Schlacht um Großbritannien (1940)
  • Schlacht um den Atlantik (1939-1945)
  • Schlacht in der Normandie (1944)
  • Invasion der Alliierten in Südfrankreich (1944)
  • Ardennen-Offensive (1944-1945)
  • Luftverteidigung des Reiches, 1939 bis 1945

Mittelmeerraum

German tank in the foreground with a burning wreck in the back
Deutsche Panzer während eines Gegenangriffs in Nordafrika, 1942

Das Mittelmeertheater der Achsenmächte und der Nordafrikakrieg wurden eine Zeit lang als gemeinsamer Feldzug mit der italienischen Armee geführt und können als ein separates Theater betrachtet werden.

  • Invasion auf dem Balkan und in Griechenland (Operation Marita) (1940-1941)
  • Schlacht um Kreta (1941)
  • Der Nordafrika-Feldzug in Libyen, Tunesien und Ägypten zwischen den britischen und Commonwealth-Streitkräften (und später den US-Streitkräften) und den Achsenmächten
  • Das italienische Theater war eine Fortsetzung der Niederlage der Achsenmächte in Nordafrika und diente der Verteidigung Italiens.

Todesopfer

Illustration der Gefechtsopfer im Zweiten Weltkrieg
80% der Wehrmachtssoldaten starben an der Ostfront

.

Commemoration stone with names of fallen soldiers
Ein deutscher Soldatenfriedhof in Estland

Mehr als 6.000.000 Soldaten wurden während des Konflikts verwundet, während mehr als 11.000.000 in Gefangenschaft gerieten. Insgesamt kämpften etwa 5.318.000 Soldaten aus Deutschland und anderen Nationen für die deutschen Streitkräfte - einschließlich der Waffen-SS, Volkssturm und ausländische kollaborierende Einheiten - im Zweiten Weltkrieg gefallen, an ihren Verwundungen gestorben, in Gefangenschaft gestorben oder verschollen. In dieser Zahl sind auch 215.000 von Deutschland eingezogene Sowjetbürger enthalten.

Nach Angaben von Frank Biess,

Die deutschen Verluste stiegen mit der Niederlage der Sechsten Armee bei Stalingrad im Januar 1943 sprunghaft an, als innerhalb eines Monats 180.310 Soldaten getötet wurden. Von den 5,3 Millionen Gefallenen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs starben mehr als 80 Prozent in den letzten beiden Kriegsjahren. Ungefähr drei Viertel dieser Verluste entstanden an der Ostfront (2,7 Millionen) und in der Endphase des Krieges zwischen Januar und Mai 1945 (1,2 Millionen).

Das schrieb Jeffrey Herf:

Während die deutschen Todesopfer an der Westfront zwischen 1941 und 1943 nicht mehr als drei Prozent der Gesamtzahl an allen Fronten ausmachten, stieg die Zahl 1944 sprunghaft auf etwa 14 Prozent an. Doch selbst in den Monaten nach dem D-Day ereigneten sich etwa 68,5 Prozent aller deutschen Todesopfer auf dem Schlachtfeld an der Ostfront, als ein sowjetischer Blitzkrieg die sich zurückziehende Wehrmacht verwüstete.

Zusätzlich zu den Verlusten durch Witterungseinflüsse und feindliche Kämpfe wurden mindestens 20.000 Soldaten durch das Militärgericht hingerichtet. Zum Vergleich: Die Rote Armee richtete 135.000, Frankreich 102, die USA 146 und das Vereinigte Königreich 40 Soldaten hin.

Kriegsverbrechen

Die NS-Propaganda hatte die Wehrmachtssoldaten aufgefordert, die sogenannten jüdisch-bolschewistischen Untermenschen, die mongolischen Horden, die asiatische Flut und die rote Bestie auszurotten. Während die Haupttäter der zivilen Unterdrückung hinter der Front unter den deutschen Streitkräften die nationalsozialistischen deutschen "politischen" Armeen waren (die SS-Totenkopfverbände, die Waffen-SS und die Einsatzgruppen, die für Massenmorde verantwortlich waren, vor allem bei der Umsetzung der so genannten Endlösung der Judenfrage in den besetzten Gebieten), begingen und befahlen die traditionellen Streitkräfte, die von der Wehrmacht repräsentiert wurden, eigene Kriegsverbrechen (z. B. der Kommissar-Orden), insbesondere während des Überfalls auf Polen 1939 und später im Krieg gegen die Sowjetunion.

Zusammenarbeit mit der SS

Vor Ausbruch des Krieges informierte Hitler hohe Wehrmachtsoffiziere darüber, dass in den besetzten Gebieten Aktionen stattfinden würden, "die den deutschen Generälen nicht gefallen würden", und wies sie an, "sich nicht in solche Angelegenheiten einzumischen, sondern sich auf ihre militärischen Aufgaben zu beschränken". Einige Wehrmachtsoffiziere hegten anfangs eine starke Abneigung gegen die SS und lehnten es ab, dass die Armee gemeinsam mit der SS Kriegsverbrechen beging, auch wenn sich diese Einwände nicht gegen die Idee der Gräueltaten selbst richteten. Im weiteren Verlauf des Krieges verbesserten sich die Beziehungen zwischen SS und Wehrmacht erheblich. Der einfache Soldat hatte keine Skrupel gegenüber der SS und unterstützte sie oft beim Zusammentreiben von Zivilisten für Erschießungen.

Der Generalstabschef des Heeres, General Franz Halder, erklärte in einer Anweisung, dass die deutschen Truppen im Falle von Partisanenangriffen "kollektive Gewaltmaßnahmen" ergreifen sollten, indem sie ganze Dörfer massakrierten. Die Zusammenarbeit zwischen den SS-Einsatzgruppen und der Wehrmacht umfasste die Versorgung der Todesschwadronen mit Waffen, Munition, Ausrüstung, Transportmitteln und sogar Unterkünften. Partisanenkämpfer, Juden und Kommunisten wurden zum Synonym für die Feinde des NS-Regimes und wurden sowohl von den Einsatzgruppen als auch von der Wehrmacht gejagt und vernichtet, wie aus zahlreichen Feldpostaufzeichnungen deutscher Soldaten hervorgeht. Mit der Umsetzung des Hungerplans wurden Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von sowjetischen Zivilisten absichtlich verhungern gelassen, während die Deutschen Nahrungsmittel für ihre Armeen und Futter für ihre Zugpferde beschafften. Thomas Kühne zufolge "wurden während des Sicherheitskrieges der Wehrmacht in der Sowjetunion schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Menschen getötet."

Als britische Beamte heimlich Gespräche gefangener deutscher Generäle abhörten, wurde ihnen bewusst, dass die deutsche Armee an den Gräueltaten und dem Massenmord an Juden beteiligt war und sich Kriegsverbrechen zuschulden kommen ließ. Amerikanische Beamte erfuhren auf die gleiche Weise von den Gräueltaten der Wehrmacht. Aufgezeichnete Gespräche von Soldaten, die als Kriegsgefangene inhaftiert waren, enthüllten, wie einige von ihnen freiwillig an Massenexekutionen teilnahmen.

Verbrechen gegen Zivilisten

Dead civilians shot in reprisal by German paratroopers
Von deutschen Fallschirmjägern in Kondomari hingerichtete Zivilisten
Soldiers escorting civilians with bound hands
Deutsche Truppen marschieren Zivilisten zur Hinrichtung

Während des Krieges beging die Wehrmacht in den besetzten Ländern zahlreiche Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Dazu gehörten Massaker an der Zivilbevölkerung und der Betrieb von Zwangsbordellen in den besetzten Gebieten.

Die Massaker erfolgten in vielen Fällen als Repressalien für Widerstandshandlungen. Bei diesen Repressalien reagierte die Wehrmacht je nach Ausmaß des Widerstands und je nachdem, ob dieser in Ost- oder Westeuropa stattfand, mit unterschiedlicher Härte und Methode. Oft wurde die Zahl der zu erschießenden Geiseln im Verhältnis von 100 Geiseln für jeden getöteten deutschen Soldaten und 50 Geiseln für jeden verwundeten deutschen Soldaten berechnet. In anderen Fällen wurden Zivilisten zusammengetrieben und mit Maschinengewehren erschossen.

Um die Angst der deutschen Beamten vor Geschlechtskrankheiten und Selbstbefriedigung zu bekämpfen, richtete die Wehrmacht in ganz Nazi-Deutschland und den besetzten Gebieten zahlreiche Bordelle ein. Oft wurden Frauen von der Straße entführt und zur Arbeit in den Bordellen gezwungen, wobei schätzungsweise mindestens 34.140 Frauen zur Prostitution gezwungen wurden.

Verbrechen gegen Kriegsgefangene

Soldiers putting blindfolded people up against a wall
Sechzehn junge Partisanen mit verbundenen Augen, die auf ihre Hinrichtung durch deutsche Truppen in Serbien warten, 20. August 1941

Während die Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht für Häftlinge aus dem Westen in der Regel den völkerrechtlich vorgeschriebenen humanitären Anforderungen genügten, waren Gefangene aus Polen und der UdSSR unter wesentlich schlechteren Bedingungen inhaftiert. Zwischen dem Beginn der Operation Barbarossa im Sommer 1941 und dem folgenden Frühjahr starben 2,8 Millionen der 3,2 Millionen sowjetischen Gefangenen in deutscher Hand.

Verbrecherische und völkermordende Organisation

Unter deutschen Historikern wuchs Ende der 1970er und in den 1980er Jahren die Ansicht, dass die Wehrmacht an Kriegsgräueln beteiligt war, insbesondere an der Ostfront. In den 1990er Jahren wurde die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland durch kontroverse Reaktionen und Debatten über die Ausstellung von Kriegsverbrecherfragen beeinflusst.

Der israelische Historiker Omer Bartov, ein führender Wehrmachtsexperte, schrieb 2003, dass die Wehrmacht ein williges Instrument des Völkermords war und dass es nicht stimmt, dass die Wehrmacht eine unpolitische, professionelle Kampftruppe war, in der es nur einige wenige "schlechte Äpfel" gab. Bartov argumentiert, dass die Wehrmacht weit davon entfernt war, ein "makelloses Schutzschild" zu sein, wie verschiedene deutsche Apologeten nach dem Krieg behaupteten, sondern eine kriminelle Organisation. Auch der Historiker Richard J. Evans, ein führender Experte für moderne deutsche Geschichte, schrieb, dass die Wehrmacht eine völkermordende Organisation war. Der Historiker Ben H. Shepherd schreibt: "Unter Historikern herrscht heute Einigkeit darüber, dass sich die deutsche Wehrmacht ... stark mit dem Nationalsozialismus identifizierte und in die Kriminalität des Dritten Reiches verwickelt war." Der britische Historiker Ian Kershaw kommt zu dem Schluss, dass es die Aufgabe der Wehrmacht war, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die Hitlers Anforderungen an die Zugehörigkeit zum arischen Herrenvolk erfüllten, Lebensraum hatten. Das schrieb er:

Die nationalsozialistische Revolution war umfassender als nur der Holocaust. Ihr zweites Ziel war es, die Slawen aus Mittel- und Osteuropa zu eliminieren und einen Lebensraum für Arier zu schaffen. ... Wie Bartov (The Eastern Front; Hitler's Army) zeigt, wurden die deutschen Armeen an der Ostfront barbarisiert. Die meisten ihrer drei Millionen Männer, von Generälen bis zu einfachen Soldaten, halfen bei der Ausrottung gefangener slawischer Soldaten und Zivilisten. Dabei handelte es sich manchmal um kalte und gezielte Morde an einzelnen Personen (wie an Juden), manchmal um allgemeine Brutalität und Vernachlässigung. ... Die Briefe und Memoiren der deutschen Soldaten offenbaren ihre schrecklichen Überlegungen: Die Slawen waren 'die asiatisch-bolschewistische' Horde, eine minderwertige, aber bedrohliche Rasse.

Mehrere hochrangige Wehrmachtsoffiziere, darunter Hermann Hoth, Georg von Küchler, Georg-Hans Reinhardt, Karl von Roques und Walter Warlimont, wurden im Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu Haftstrafen zwischen lebenslänglich und lebenslänglich verurteilt.

Widerstand gegen das NS-Regime

Several people looking inside a destroyed room
Martin Bormann, Hermann Göring und Bruno Loerzer begutachten den Schaden, den das Komplott vom 20. Juli angerichtet hat

Ursprünglich gab es nur wenig Widerstand innerhalb der Wehrmacht, da Hitler aktiv gegen den Versailler Vertrag verstieß und versuchte, die Ehre der Armee wiederherzustellen. Der erste größere Widerstand begann 1938 mit der Osterverschwörung, bei der mehrere Militärs Hitler entmachten wollten, da sie befürchteten, ein Krieg mit der Tschechoslowakei würde Deutschland ruinieren. Nach den Erfolgen der ersten Feldzüge in Polen, Skandinavien und Frankreich wurde der Glaube an Hitler jedoch wiederhergestellt. Mit der Niederlage in Stalingrad begann das Vertrauen in Hitlers Führung zu schwinden. Dies führte zu einer Zunahme des Widerstands innerhalb der Streitkräfte. Der Widerstand gipfelte im Komplott vom 20. Juli (1944), als eine Gruppe von Offizieren unter der Führung von Claus von Stauffenberg ein Attentat auf Hitler verübte. Das Attentat scheiterte, woraufhin 4.980 Menschen hingerichtet wurden und der militärische Standardgruß durch den Hitlergruß ersetzt wurde.

Einige Wehrmachtsangehörige retteten Juden und Nichtjuden vor den Konzentrationslagern und/oder dem Massenmord. Anton Schmid - ein Unteroffizier der Wehrmacht - verhalf zwischen 250 und 300 jüdischen Männern, Frauen und Kindern zur Flucht aus dem Ghetto Vilna in Litauen. Er kam vor ein Kriegsgericht und wurde daraufhin hingerichtet. Albert Battel, ein Reserveoffizier, der in der Nähe des Ghettos von Przemysl stationiert war, hinderte ein SS-Kommando daran, das Ghetto zu betreten. Anschließend evakuierte er bis zu 100 Juden und ihre Familien in die Kaserne des örtlichen Militärkommandos und stellte sie unter seinen Schutz. Wilm Hosenfeld - ein Hauptmann der Armee in Warschau - half, versteckte oder rettete mehrere Polen, darunter auch Juden, im besetzten Polen. Er half dem polnisch-jüdischen Komponisten Władysław Szpilman, der sich in den Trümmern der Stadt versteckt hielt, indem er ihn mit Lebensmitteln und Wasser versorgte.

Laut Wolfram Wette sind nur drei Wehrmachtssoldaten bekannt, die für die Rettung von Juden hingerichtet wurden: Anton Schmid, Friedrich Rath und Friedrich Winking.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

März 1945: deutsche Soldaten vor dem Abtransport in ein alliiertes Kriegsgefangenenlager
Bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst
Kapitulationserklärung der Deutschen Wehrmacht, 8. Mai 1945 Berlin-Karlshorst

Die Wehrmacht hatte nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 aktive Truppenteile, die noch nicht entwaffnet waren.

  • So bekämpften in Norddeutschland deutsche Infanterie-Einheiten unter deutschem Kommando auf Weisung der britischen Streitkräfte marodierende Banden, bestehend meist aus „displaced persons“, Ausländern, die während des Krieges – sehr häufig als Zwangsarbeiter – ins Deutsche Reich verschleppt worden waren und aus Angst vor Verfolgung nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wollten.
  • Der georgische Aufstand auf Texel wurde erst am 20. Mai beendet.
  • Der Westteil der Insel Kreta um Chania blieb bis zum 23. Mai 1945 von deutschen Truppen besetzt, die bis Juni 1945 noch Einsätze gegen kretische Partisanen unternahmen und den britischen Truppen gegen die kommunistische ELAS mit Panzerwagen Geleitschutz gaben.
  • In Norwegen bildeten Truppenteile der Artillerie weiter aus und übten sich dabei im Scharfschießen.
  • In Oslo wurde der 8. Generalstabsoffizier-Lehrgang weitergeführt.
  • Im Protektorat Böhmen und Mähren ließ Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner die am 8. Mai überbrachte Kapitulation zunächst ignorieren.
  • In Kurland wurden nach der Gefangennahme noch Ernennungen ausgesprochen.
  • In Süddeutschland und in Norwegen wurde deutsche Feldgendarmerie (Feldjäger-Kommandos) unter alliiertem Kommando eingesetzt. Die endgültige Entwaffnung erfolgte Ende August 1945.
  • Auf Spitzbergen kapitulierte am 4. September 1945 der Wettertrupp Haudegen als letzte Wehrmachteinheit im Zweiten Weltkrieg.
  • Der Marinerichter Hans Filbinger verurteilte als Verhandlungsleiter eines Feldkriegsgerichts des Kommandanten der Seeverteidigung Oslofjord am 29. Mai 1945 einen Obergefreiten der Wehrmacht „wegen Erregens von Mißvergnügen, Gehorsamsverweigerung und Widersetzung“ zu einer Gefängnisstrafe.

Die Wehrmacht wurde von den Alliierten mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 34 am 20. August 1946 offiziell aufgelöst. Bereits auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 hatten die Alliierten beschlossen, dass Deutschland nach einem alliierten Sieg kein Militär mehr haben sollte.

Militärisches operatives Erbe

Unmittelbar nach Kriegsende waren viele bereit, die Wehrmacht aufgrund ihrer Versäumnisse zu entlassen und die Überlegenheit der Alliierten zu behaupten. Seitdem haben Historiker die Wehrmacht jedoch in Bezug auf Kampfkraft und Taktik neu bewertet und ihr eine positivere Einschätzung gegeben. Einige bezeichnen sie als eine der besten der Welt, was zum Teil auf ihre Fähigkeit zurückzuführen ist, regelmäßig höhere Verluste zu verursachen als sie einstecken musste, während sie zahlen- und waffenmäßig unterlegen war.

Der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld, der versuchte, die militärische Stärke der Wehrmacht in einem rein militärischen Kontext zu untersuchen, kam zu dem Schluss: "Die deutsche Armee war eine hervorragende Kampforganisation. In puncto Moral, Elan, Truppenzusammenhalt und Widerstandsfähigkeit war sie unter den Armeen des zwanzigsten Jahrhunderts wahrscheinlich unübertroffen." Der deutsche Historiker Rolf-Dieter Müller kommt zu folgendem Schluss: "Im rein militärischen Sinne [...] kann man durchaus sagen, dass der Eindruck einer überlegenen Kampftruppe zu Recht besteht. Die sprichwörtliche Effizienz war sogar größer als bisher angenommen, denn die Überlegenheit des Gegners war viel größer, als deutsche Offiziere damals vermuteten. Die Auswertung der russischen Archivakten gibt uns diesbezüglich endlich ein klares Bild." Der strategische Denker und Professor Colin S. Gray war der Meinung, dass die Wehrmacht über hervorragende taktische und operative Fähigkeiten verfügte. Nach einer Reihe erfolgreicher Feldzüge begann die deutsche Politik jedoch an der Siegeskrankheit zu leiden und verlangte von der Wehrmacht, das Unmögliche zu tun. Die fortgesetzte Anwendung des Blitzkriegs führte auch dazu, dass die Sowjets diese Taktik lernten und gegen die Wehrmacht einsetzten.

Die Wehrmacht war in der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich als größte Massenorganisation der bedeutendste institutionelle Träger des deutschen Militarismus.

Geschichtsrevisionismus

Bald nach Kriegsende begannen ehemalige Wehrmachtsoffiziere, Veteranengruppen und verschiedene rechtsextreme Autoren zu behaupten, die Wehrmacht sei eine unpolitische Organisation gewesen, die an den Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit des nationalsozialistischen Deutschlands weitgehend unschuldig war. Veteranen der Waffen-SS versuchten, vom Mythos der sauberen Wehrmacht zu profitieren, indem sie erklärten, die Organisation sei praktisch ein Zweig der Wehrmacht gewesen und habe daher ebenso "ehrenhaft" gekämpft wie diese. Ihre Veteranenorganisation HIAG versuchte, den Mythos zu pflegen, ihre Soldaten seien "Soldaten wie alle anderen" gewesen.

Nachkriegsmilitärs

Die ehemaligen Wehrmachtsgeneräle Adolf Heusinger und Hans Speidel bei ihrer Vereidigung in der neu gegründeten Bundeswehr am 12. November 1955

Nach der Teilung Deutschlands befürchteten viele ehemalige Wehrmachts- und SS-Offiziere in Westdeutschland eine sowjetische Invasion des Landes. Um dem entgegenzuwirken, gründeten mehrere prominente Offiziere eine Geheimarmee, die der Öffentlichkeit unbekannt war und kein Mandat der Alliierten Kontrollbehörde oder der westdeutschen Regierung besaß.

Mitte der 1950er Jahre führten die Spannungen des Kalten Krieges zur Schaffung getrennter Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland und der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik. Die westdeutsche Armee, die am 5. Mai 1955 offiziell gegründet wurde, erhielt den Namen Bundeswehr (Bundesverteidigung). Ihr ostdeutsches Pendant, das am 1. März 1956 gegründet wurde, trug den Namen Nationale Volksarmee. Beide Organisationen beschäftigten viele ehemalige Wehrmachtsangehörige, insbesondere in ihren Anfangsjahren, obwohl sich keine der beiden Organisationen als Nachfolger der Wehrmacht verstand. Dem Historiker Hannes Heer zufolge tun sich die Deutschen jedoch immer noch schwer, wenn es darum geht, offen mit ihrer Nazi-Vergangenheit umzugehen. So haben von den 50 Militärstützpunkten, die nach Wehrmachtssoldaten benannt sind, nur 16 ihren Namen geändert.

Wehrmachtsveteranen in Westdeutschland haben über das Kriegsopferversorgungsgesetz (deutsch: Bundesversorgungsgesetz) von der Regierung eine Rente erhalten. Die Times of Israel berichtet: "Die Leistungen werden durch das Bundesversorgungsgesetz gewährt, das 1950 verabschiedet wurde, um Kriegsopfer zu unterstützen, ob Zivilisten oder Veteranen der Wehrmacht oder der Waffen-SS."

Geschichte

Verluste

Die Gesamtverluste der Wehrmacht sind schwer zu beziffern, da eine namentliche Vollerhebung der Todesfälle bis heute nicht vorgenommen wurde. Bis zum Frühjahr 1945 existieren Unterlagen zu den personellen Verlusten der Wehrmacht und der Waffen-SS, soweit sie dem Feldheer angehörten. Allerdings konnten hunderttausende Soldaten, die zu diesem Zeitpunkt bereits tot waren, von diesen Statistiken nicht mehr erfasst werden. Insofern sind selbst die Kriegsunterlagen bereits mit einem hohen Unsicherheitsfaktor behaftet. Für die letzten Kriegsmonate konnten schließlich gar keine Übersichten mehr erstellt werden. Percy E. Schramm kommt für den Zeitraum vom 1. September 1939 bis zum 31. Januar 1945 im Kriegstagebuch des OKW auf eine Zahl von 2.001.399 Todesfällen sowie 1.902.704 Vermissten in der Wehrmacht, von denen sich 322.807 in alliierter Kriegsgefangenschaft befanden.

Das Statistische Bundesamt gab 1949 die Gesamtzahl der Wehrmachtverluste mit drei Millionen an, 1956 mit 3,76 Millionen.

Diese Zahl spiegelt sich auch in der Publikation des DRK-Suchdienstes von 1975 wider, die 3.810.000 Tote und Vermisste angibt.

Die Deutsche Dienststelle ehemals Wehrmachtauskunftstelle in Berlin nennt in ihrem Jahresbericht 1985 3,1 Millionen Tote und 1,2 Millionen Vermisste, zusammen also 4,3 Millionen. Diese Angaben beziehen sich auf die bis 28. Februar 1945 namentlich gemeldeten Verluste. Demzufolge wird heute unter Einbeziehung der in den letzten Kriegsmonaten Gefallenen und der in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen von über fünf Millionen Toten ausgegangen; Rüdiger Overmans beziffert sie auf 5,3 Millionen. Sie sind nachstehend nach Jahrgängen aufgeschlüsselt, wobei Jahrgangsstärken nur aus dem Reichsgebiet bekannt sind:

Deutscher Soldatenfriedhof Toila, Estland
Todesfälle nach Jahrgängen
Jahrgang Todesfälle
gesamt
davon aus dem Reichsgebiet
Todesfälle alle Männer in %
1900 und älter 288.310 241.000 9.823.000 2,5
1901 67.627 57.000 642.000 8,9
1902 99.759 85.000 658.000 12,9
1903 84.660 77.000 641.000 12,0
1904 92.825 86.000 658.000 13,1
1905 94.858 86.000 655.000 13,1
1906 152.287 138.000 679.000 20,3
1907 157.221 139.000 682.000 20,4
1908 204.452 189.000 685.000 27,2
1909 187.352 167.000 689.000 24,2
1910 221.650 205.000 681.000 30,1
1911 225.551 201.000 650.000 30,9
1912 226.683 198.000 686.000 28,9
1913 211.221 191.000 663.000 28,8
1914 269.881 240.000 653.000 36,7
1915 193.353 174.000 509.000 34,2
1916 133.825 120.000 389.000 30,8
1917 122.627 116.000 352.000 33,0
1918 149.858 131.000 367.000 35,7
1919 229.287 216.000 542.000 39,9
1920 318.848 293.000 712.000 41,1
1921 276.419 243.000 695.000 35,0
1922 240.419 204.000 650.000 31,4
1923 269.749 227.000 621.000 36,6
1924 271.716 234.000 616.000 38,0
1925 235.683 208.000 628.000 33,1
1926 153.188 130.000 598.000 21,7
1927 105.990 97.000 572.000 16,9
1928–1930 33.231 27.000 1.722.000 1,6
Summen 5.318.530 4.720.000 28.118.000 16,8

Völkerrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen

Massaker in Bochnia, Polen 1939

Der Angriff auf acht Staaten ohne Kriegserklärung war völkerrechtswidrig, ebenso wie bestimmte Praktiken der Kriegführung und zur Kontrolle der eroberten Gebiete, wie etwa Geiselerschießungen, Racheakte und Vergeltungsmaßnahmen an der Zivilbevölkerung (so genannte „Sühnemaßnahmen“) und der Vernichtungskrieg im Osten. Während der Partisanenbekämpfung (so genannte „Bandenbekämpfung“) war die Wehrmacht vor allem in Osteuropa an vielen Kriegsverbrechen und Übergriffen beteiligt.

Die Wehrmacht verfolgte bei ihren Rückzügen eine „Politik der verbrannten Erde“: In Weißrussland wurden beispielsweise zwischen Juni 1941 und Juli 1944 209 Städte und 9200 Dörfer von der Wehrmacht und der SS ausgelöscht und ihre Einwohner größtenteils ermordet. An der Inhaftierung und Ermordung von Juden und anderen verfolgten Gruppen in den besetzten Gebieten war die Wehrmacht auf der Grundlage der Richtlinien zur Zusammenarbeit des Heeres mit den Einsatzgruppen der SS teilweise involviert und sowohl direkt als auch indirekt beteiligt.

Die Behandlung der osteuropäischen und vor allem sowjetischen Kriegsgefangenen entsprach nicht den internationalen Normen, was eine hohe bis sehr hohe Sterblichkeit zur Folge hatte. Zusätzlich wurden sowjetische Politkommissare auf Grundlage des Kommissarbefehls häufig sofort nach der Gefangennahme erschossen. 1944 wurden die von Sinti und Roma abstammenden deutschen Soldaten der SS übergeben, ohne dass es zu nennenswerten Protesten seitens der Wehrmachtführung kam.

Organisation und Struktur

Führung 1935–1938
Führung 1939–1945

Befehls- und Kommandogewalt

In der Reichswehr wurde zwischen der Befehlsgewalt und der Kommandogewalt unterschieden. Man ging davon aus, dass ein Politiker nicht die Kompetenz zur Truppenführung hat, und teilte deshalb die Führungskompetenzen zwischen dem Reichspräsidenten als Oberbefehlshaber und den Chefs der Heeresleitung und der Marineleitung als Oberkommandierende auf. In der Praxis bedeutete dies, dass der Reichspräsident zwar Befehle erteilen konnte, die Truppenführung aber den Offizieren überlassen musste (siehe auch Art. 47 Weimarer Verfassung).

In der Wehrmacht wurde diese Trennung spätestens mit Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges immer mehr verwischt. Hitler mischte sich immer mehr in die Truppenführung ein, und mit der Übernahme des Postens des Oberbefehlshabers des Heeres fiel die Teilung zwischen Befehls- und Kommandogewalt endgültig weg.

Truppenstärke und Gliederung

Empfang zweier Rekruten (1936)
Drei Rekruten nach einer Geländeübung, Anfang 1939

Gliederung

Heer

Das Heer gliederte sich mit Stand vom 3. Januar 1939 in sechs Heeresgruppen, denen die Armeekorps (AK) und weitere Stäbe und Truppen unterstanden.

Heeresgruppe Hauptquartier Unterstellungen
1 Berlin I., II., III. und VIII. Armeekorps
Kommandanturen der Befestigungen bei Breslau, Glogau, Neustettin und Oppeln
Grenzkommandantur Küstrin; Inspektion der Ostbefestigungen
2 Frankfurt am Main V., VI. und XII. Armeekorps; Generalkommando der Grenztruppen Saarpfalz
Kommandostäbe Eifel und Oberrhein, Landwehrkommandeure Hanau und Heilbronn (Neckar)
Inspektion der Grenzbefestigungen
3 Dresden IV., VII. und XIII. Armeekorps
4 Leipzig XIV., XV. und XVI. Armeekorps
5 Wien XVII. und XVIII. Armeekorps
4. leichte Division und 2. Panzer-Division
Festungsinspektion XI
6 Hannover IX., X. und XI. Armeekorps

Zur gleichen Zeit gab es 15 Generalkommandos und weitere 4 Korpskommandos. Die Generalkommandos umfassten sowohl die Armeekorps als auch die Wehrkreise, in denen die Wehrersatzorganisation sowie die ortsfesten Einrichtungen territorial zusammengefasst waren und die sich über das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches erstreckten. Die Wehrkreiskommandos unterstanden dem Ersatzheer. Die Tabelle zeigt den letzten Stand des Friedensheeres vor der Mobilmachung am 26. August 1939 (mit „*“ gekennzeichnete Armeekorps waren gleichzeitig Wehrkreise).

Wehrkreise im Deutschen Reich (1938/39)
Wehrkreise im Großdeutschen Reich (1944)
Armeekorps Hauptquartier Divisionen
I * Königsberg 1. Infanterie-Division (ID), 11. ID, 21. ID
II * Stettin 12. ID, 32. ID
III * Berlin 3. ID, 23. ID
IV * Dresden 4. ID, 14. ID
V * Stuttgart 5. ID, 25. ID, 35. ID
VI * Münster 6. ID, 16. ID, 26. ID
VII * München 7. ID, 27. ID, 1. Gebirgs-Division (GD)
VIII * Breslau 8. ID, 18. ID, 28. ID
IX * Kassel 9. ID, 15. ID
X * Hamburg 22. ID, 30. ID
XI * Hannover 19. ID, 31. ID
XII * Wiesbaden 33. ID, 34. ID, 36. ID
XIII * Nürnberg 10. ID, 17. ID, 46. ID
XIV Magdeburg 2. ID (motorisiert), 13. ID (mot.), 20. ID (mot.), 29. ID (mot.)
XV Jena 1. leichte Division, 2. leichte Division
XVI Berlin 1. Panzer-Division (PD), 3. PD, 4. PD, 5. PD
XVII * Wien 44. ID, 45. ID
XVIII * Salzburg 2. GD, 3. GD
Kaiserslautern Generalkommando der Grenztruppen Saarpfalz
Abteilungen in den Führungsstäben des Heeres

Die Generalstabs- bzw. Stabsabteilungen waren auf allen Ebenen gleich gegliedert. Folgende Bezeichnungen wurden dabei verwendet:

Ia Führungsabteilung
Ib Quartiermeisterabteilung
Ic Feindaufklärung und Abwehr; geistige Betreuung im NS-Sinn
Id Ausbildung
IIa 1. Adjutant (Offizierpersonalien)
IIb 2. Adjutant (Unteroffiziere und Mannschaften)
III Gericht
IVa Intendant (Rechnungswesen, allgemeine Verwaltung)
IVb Arzt
IVc Veterinär
IVd Geistlicher

Luftwaffe

Lufttransport mit Junkers Ju 52 bei Demjansk, Dezember 1941

Die Luftwaffe gliederte sich vor allem in unabhängige Luftflotten, deren Zahl von 1939 bis 1944 auf sieben stieg. Die Luftflotten waren von 1 bis 6 durchnummeriert und wurden jeweils an die verschiedenen Kriegsschauplätze verlegt. Zusätzlich gab es die Luftflotte Reich, welche die Aufgabe hatte, das Reichsgebiet zu schützen.

Zusätzlich zu den Luftflotten gab es die Luftgaue der Luftwaffe, die ähnlich wie die Wehrkreise bestimmte territoriale Aufgaben übernahmen. Dies war vor allem der Unterhalt aller Einrichtungen und Flugplätze der Luftwaffe in den jeweiligen Gebieten.

Fallschirmjäger auf Kreta, Mai 1941

Die Luftgaue waren:

  • Luftgau-Kommando I bis XVII (alle im Deutschen Reich)
  • Luftgau-Kommando Belgien-Nordfrankreich (aufgestellt 1940, von 1944 auch Holland)
  • Luftgau-Kommando Charkow (1942–1943, Süd-Russland)
  • Luftgau-Kommando Finnland (1941–1943)
  • Luftgau-Kommando Holland (1940–1944)
  • Luftgau-Kommando Kiew (1941–1942, dann Luftgau-Kommando Charkow, Süd-Russland)
  • Luftgau-Kommando Moskau (1941–1942, Mittelbereich der Ostfront)
  • Luftgau-Kommando Norwegen (1940–1944)
  • Luftgau-Kommando Petersburg oder Luftgau-Kommando Ostland (1941–1943, Nordabschnitt der Ostfront)
  • Luftgau-Kommando Rostow (1941–1943, Süd-Russland und Krim)
  • Luftgau-Kommando Westfrankreich (1940–1944, Süd- und Westfrankreich)
  • Feldluftgau-Kommando XXV (1943–1944, aus Luftgau-Kommandos Rostow und Charkow, im Süden der Ostfront)
  • Feldluftgau-Kommando XXVI (1943–1944, aus Luftgau-Kommando Petersburg)
  • Feldluftgau-Kommando XXVII (1943–1944, aus Luftgau-Kommando Moskau)
  • Feldluftgau-Kommando XXVIII oder Luftgau-Kommando Süd (1941–1943, Italien)
  • Feldluftgau-Kommando XXIX (1943–1944, Griechenland)
  • Feldluftgau-Kommando XXX (1943–1944, Balkan)

Militärische Grundlagen

Auftragstaktik, sehr hohe Disziplin und unbedingter Gehorsam waren die militärischen Grundlagen, auf denen die Wehrmacht aufbaute. Dies führte zum Teil, insbesondere im Offizierskorps, zu Reibungen mit der NSDAP, leistete aber andererseits auch völkerrechtswidrigen Handlungen Vorschub.

Bei motorisierten Verbänden der Wehrmacht wurde eine Führung von vorne praktiziert, bei der die Kommandeure ihre Einheiten direkt an der Front befehligten und nicht in einem gesicherten Gefechtsstand hinter der Front. Dazu wendeten die motorisierten Verbände das taktische Konzept vom Gefecht der verbundenen Waffen zur Gefechtsführung an, bei dem die verschiedenen Truppengattungen eng zusammenwirken, um einen möglichst hohen gemeinsamen Gefechtswert zu erreichen.

Inneres Gefüge

Der „Geist der Truppe“ wurde als „Grundlage für die Schlagkraft und Disziplin und somit entscheidend für den Sieg“ angesehen. Auf „das richtige Vertrauensverhältnis zwischen Offizier, Unteroffizier und Mann“ durch u. a. „das untadelige Vorbild des Offiziers“ und der „unermüdlichen Fürsorge“ wurde besonderer Wert gelegt. Als wesentliche Faktoren wurden dabei auch die Erledigung von Beschwerden und die Beseitigung von Missständen angesehen.

Beschwerde- und Disziplinarrecht

Mit der Beschwerdeordnung für die Angehörigen der Wehrmacht (BO) waren das Beschwerderecht der Angehörigen der Wehrmacht herausgestellt und die geordnete Behandlung von Beschwerden – einschließlich der Einschaltung eines Vermittlers – vorgegeben. In der Wehrmachtdisziplinarstrafordnung (WDStO) wurde die Disziplinarstrafgewalt vom Verweis bis zum „geschärften Arrest“, angepasst an den Rang des Betroffenen und der Ebene des Verhängenden, geregelt.

Wehrmachtstrafgerichtsbarkeit

Nach dem Militärstrafgesetzbuch (MStGB) konnten u. a. Feigheit, Gehorsamsverweigerung, „Erregen von Mißvergnügen“ und „Untergraben der Manneszucht“ mit Strafen bis zur Todesstrafe belegt werden. Gleichzeitig war der „Mißbrauch der Dienstgewalt“, wozu auch die „Unterdrückung einer Beschwerde“ oder die „Mißhandlung eines Untergebenen“ gehörten, unter Strafe gestellt. Mit der Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) wurde die „Wehrmachtstrafgerichtsbarkeit im Kriege“ um Sondertatbestände wie Freischärlerei und Zersetzung der Wehrkraft erweitert und die „Überschreitung des regelmäßigen Strafrahmens“ bei strafbaren „Handlungen gegen die Manneszucht oder das Gebot soldatischen Mutes“ bis hin zur Todesstrafe geboten, „wenn es die Aufrechterhaltung der Manneszucht oder die Sicherheit der Truppe“ erfordere.

Militärseelsorge

Die für die Reichswehr mit Artikel 27 des Reichskonkordats geregelte Militärseelsorge war damit nur für Heer und Marine garantiert. In der Luftwaffe war sie daher nicht präsent. Im Geheimanhang des Konkordats waren unter Missachtung des Versailler Vertrages bereits Regelungen für Priesteramtskandidaten und Kleriker im Falle der Einführung der Wehrpflicht und einer Mobilmachung enthalten.

Uniformen

Unterfeldwebel mit Maschinenpistole MP 40 und Fernglas 1941 bei einer Übung (Polen)

Die Uniformen der Wehrmacht wurden zum Teil von der Reichswehr übernommen und von 1935 bis 1945 modernisiert und ersetzt.

Mit Verfügung vom 17. Februar 1934 gab Hitler die Anweisung, zum 1. Mai 1934 das Hoheitszeichen („Hoheitsadler“) an Kopfbedeckung und Uniform einzuführen. Der auf einem gesonderten Stoffstück gewebte bzw. aufgestickte „Brustadler“ wurde auf der rechten Seite der Feldblusen, Matrosenjacken etc. getragen. Für Unteroffiziere waren die Brustadler maschinengestickt, für Offiziere teilweise auch handgestickt, für Generale ab 1942 immer in Gold und handgestickt.

Beim Heer war die Grundfarbe der Uniform Feldgrau, bei der Luftwaffe ein etwas helleres Blaugrau und bei der Marine marineblau. Im Jahr 1944 wurde die Felduniform 44 eingeführt, welche die bisherigen Uniformen des Heeres und der Luftwaffe durch eine einheitliche, bräunliche Uniform ersetzen sollte. Dies wurde bis Kriegsende aber nicht mehr voll umgesetzt.

Es wurden nach Anzugsarten unterschieden (hier die sechs grundlegenden):

  • Paradeuniform
  • Dienstanzug
  • Sportanzug
  • Ausgehanzug
  • Gesellschaftsanzug
  • Tropenanzug

Auszeichnungen der Wehrmacht

Eisernes Kreuz 1. Klasse mit Verleihungsurkunde

Eine Besonderheit der Wehrmacht war, dass an allen Uniformen (außer beim Sport) die Orden und Ehrenzeichen getragen wurden, auch im Feld. Von 1939 bis 1945 wurden eine Vielzahl von Ehrenzeichen gestiftet, die es in dieser Anzahl im Zweiten Weltkrieg nur im Dritten Reich gab. Nur das Kriegsverdienstkreuz war für Soldaten der rückwärtigen Truppenteile bestimmt. Bewährte Frontkämpfer waren an ihren Orden an der Uniform für alle sofort zu erkennen.

Auswahl von Orden der Wehrmacht:

  • Ehrenkreuz des Weltkrieges 1914–1918
  • Spanienkreuz
  • Eisernes Kreuz 1939–1945
  • Kriegsdenkmünze
  • Krimschild
  • Kubanschild
  • Demjanskschild
  • Cholmschild
  • Nahkampfspange
  • Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer
  • Kriegsverdienstkreuz
  • Deutsches Kreuz
  • Ehrenblattspangen 1944–1945
  • Verwundetenabzeichen 1939–1945
  • Verwundetenabzeichen 20. Juli 1944
  • Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42
  • Dienstauszeichnungen Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe

Daneben gab es verschiedene Kampf- und Tätigkeitsabzeichen von Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe.