Abraham

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Abraham
אַבְרָהָם
Guercino Abramo ripudia Agar (cropped).jpg
Abraham verstößt Hagar und Ismael (1657)
von Giovanni Francesco Barbieri
GeborenAbram ben Terah
Ur Kaśdim, Chaldäa, Sumer
(heutiger Irak)
GestorbenHebron, Kanaan
(heutiges Westjordanland)
BedeutungNamensgeber der abrahamitischen Religionen: traditioneller Gründer der jüdischen Nation, geistiger Vorfahre der Christen, bedeutender islamischer Prophet
Elternteil(e)
  • Terach (Vater)
  • Amathlai (Mutter, Talmud)
Ehefrau(en)Sara
Hagar (Konkubine aus Ägypten)
Keturah (auch Konkubine)
Kinder
Älteste bis jüngste:
  • Ismael (Sohn, mit Hagar)
  • Isaak (Sohn, mit Sarah)
  • Zimran (Sohn, mit Keturah)
  • Jokschan (Sohn, mit Ketura)
  • Medan (Sohn, mit Ketura)
  • Midian (Sohn, mit Keturah)
  • Ischbak (Sohn, mit Keturah)
  • Schuah (Sohn, mit Keturah)
Verwandtschaft(en)
Am nächsten bis am weitesten entfernt:
  • Haran (Bruder)
  • Nahor (Bruder)
  • Sarah (Halbschwester und Ehefrau)
  • Jakob (Enkel)
  • Esau (Enkelsohn)
  • Lot (Neffe)
  • Zwölf Stämme Israels (Urenkel)
  • Dinah (Urenkelin)
  •    ... Abrahams Stammbaum

Abraham (ursprünglich Abram) ist der gemeinsame hebräische Patriarch der abrahamitischen Religionen, einschließlich Judentum, Christentum und Islam. Im Judentum ist er der Begründer der besonderen Beziehung zwischen den Juden und Gott; im Christentum ist er der geistige Stammvater aller Gläubigen, ob Juden oder Nichtjuden; und im Islam ist er ein Glied in der Kette der islamischen Propheten, die mit Adam beginnt (siehe Adam im Islam) und in Mohammed gipfelt.

Sein Leben, das im Buch Genesis erzählt wird, dreht sich um die Themen Nachkommenschaft und Land. Abraham wird von Gott aufgefordert, das Haus seines Vaters Terach zu verlassen und sich im Land Kanaan niederzulassen, das Gott nun Abraham und seinen Nachkommen verspricht. Diese Verheißung erbt später Isaak, Abrahams Sohn von seiner Frau Sarah, während Isaaks Halbbruder Ismael ebenfalls verheißen wird, dass er der Gründer einer großen Nation sein wird. Abraham erwirbt ein Grab (die Höhle der Patriarchen) in Hebron, das als Sarahs Grab dienen soll, und begründet damit sein Recht auf das Land; und in der zweiten Generation wird sein Erbe Isaak mit einer Frau aus seiner eigenen Sippe verheiratet, wodurch die Kanaaniter von jeglichem Erbe ausgeschlossen werden. Später heiratet Abraham Keturah und bekommt sechs weitere Söhne; aber nach seinem Tod, als er neben Sarah begraben wird, ist es Isaak, der "alle Güter Abrahams" erhält, während die anderen Söhne nur "Geschenke" erhalten.

Die meisten Historiker betrachten das Zeitalter des Patriarchats zusammen mit dem Exodus und der Zeit der biblischen Richter als ein spätes literarisches Konstrukt, das sich nicht auf eine bestimmte historische Epoche bezieht; und nach einem Jahrhundert erschöpfender archäologischer Untersuchungen konnte kein Beweis für einen historischen Abraham gefunden werden. Es wird weitgehend davon ausgegangen, dass die Tora in der frühen persischen Periode (spätes 6. Jahrhundert v. Chr.) als Ergebnis von Spannungen zwischen jüdischen Landbesitzern, die während der babylonischen Gefangenschaft in Juda geblieben waren und ihr Recht auf das Land auf ihren "Vater Abraham" zurückführten, und den zurückkehrenden Exilanten, die ihren Gegenanspruch auf Moses und die Exodus-Tradition der Israeliten stützten, verfasst wurde.

Der Schoß Abrahams – Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (12. Jahrhundert)
Rembrandt: „Der Engel verhindert die Opferung Isaaks“
Treffen Abrahams und Melchisedeks, Ölgemälde von Dierick Bouts
Abrahams Quelle in Be’er Scheva

Abraham (hebräisch אֲבִירָם / אַבְרָהָם Avraham / Aviram volksetymologisch: „Vater der vielen [Völker]“ [Genesis 17,4 f.] von אַבְרָם Avram „(Der) Vater ist erhaben“, aramäisch ܐܒܪܗܡ Abrohom, altjiddisch Awroham, arabisch إبرَاهِيم Ibrāhīm) ist als Stammvater Israels eine zentrale Figur des Tanach oder des Alten Testaments. Er gilt auch als Stammvater der Araber; von seinem Sohn Ismael soll der Prophet des Islam, Mohammed, abstammen (siehe Abraham im Islam). Abrahams Geschichte wird im biblischen Buch Genesis beziehungsweise Bereschit (Gen 12–25 EU) erzählt. Danach gehört er zusammen mit seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob zu den Erzvätern, aus denen laut biblischer Überlieferung die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen.

Abraham im Tanach

In der jüdischen Tradition wird Abraham Avinu (אברהם אבינו) genannt, "unser Vater Abraham", was bedeutet, dass er sowohl der biologische Stammvater der Juden als auch der Vater des Judentums, der erste Jude, ist. Seine Geschichte wird in den wöchentlichen Tora-Lesungen erzählt, vor allem in den Paraschot: Lech-Lecha (לֶךְ-לְךָ), Vayeira (וַיֵּרָא), Chayei Sarah (חַיֵּי שָׂרָה), und Toledot (תּוֹלְדֹת).

Hanan bar Rava lehrte im Namen von Abba Arikha, dass Abrahams Mutter ʾĂmatlaʾy bat Karnebo genannt wurde. Hiyya bar Abba lehrte, dass Abraham in seiner Jugend in Teraḥs Götzenladen arbeitete.

Nach der jüdischen Legende schuf Gott Himmel und Erde um der Verdienste Abrahams willen. Nach der biblischen Sintflut war Abraham der einzige unter den Frommen, der feierlich schwor, Gott niemals zu verlassen, der im Haus Noahs und Sems studierte, um die "Wege Gottes" kennenzulernen, der die Linie der Hohepriester von Noah und Sem fortsetzte und das Amt für immer Levi und seinem Samen zuwies. Bevor er das Land seines Vaters verließ, wurde Abraham auf wundersame Weise aus dem Feuerofen Nimrods gerettet, nachdem er mutig die Götzen der Chaldäer in Stücke geschlagen hatte. Während seines Aufenthalts in Kanaan wurde Abraham daran gewöhnt, Reisenden und Fremden Gastfreundschaft zu gewähren, und er lernte, Gott zu preisen und denen, die seine Freundlichkeit erfahren hatten, von Gott zu erzählen.

Zusammen mit Isaak und Jakob ist er derjenige, dessen Name in Verbindung mit Gott erscheint, da Gott im Judentum Elohei Abraham, Elohei Yitzchaq ve Elohei Ya'aqob ("Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs") genannt wurde und niemals der Gott eines anderen. Er wurde auch als Vater von dreißig Völkern erwähnt.

Abraham wird allgemein als Autor des Sefer Yetzirah, eines der frühesten erhaltenen Bücher über jüdische Mystik, angesehen.

Laut Pirkei Avot unterzog sich Abraham auf Gottes Befehl zehn Prüfungen. Die Bindung Isaaks wird in der Bibel als Prüfung genannt; die anderen neun werden nicht näher beschrieben, aber spätere rabbinische Quellen geben verschiedene Aufzählungen an.

Stammfolge0
Noach
 
 
 
 
Sem
 
 
 
 
Arpachschad
 
 
 
 
Schelach
 
 
 
 
Eber
 
 
 
 
Peleg
 
 
 
 
Regu
 
 
 
 
Serug
 
 
 
 
Nahor
 
 
 
 
Terach
 
 
 
 
Abram

Gen 10,1 EU,
Gen 11,10–26 EU

In der Tora (Weisung, Lehre) des Tanach (Jüdische Bibel) wird im 1. Buch Mose (Buch Genesis, Gen 11,27 EU–25,10 EU) die Geschichte Abrahams erzählt. Die Abrahamserzählung ist durchzogen von Verheißungen, an einer Stelle auch als Schwur bekräftigt (22,16). Die wichtigsten Verheißungen sind die folgenden:

  1. Mehrung (12,2; 13,16: wie Staub; 15,5: wie Sterne; 16,10; 17,2.4) und Nachkommenschaft (15,4)
  2. Segen (12,2) und Segensmittlerschaft (12,3)
  3. großer Name (12,2)
  4. Land (12,7; 13,15.17; 15,7.18), auch im Bild vom „Ausliefern der Bedrücker“ (14,20) oder vom „Tor der Feinde“ (22,17)
  5. Gott als sein Schild und großer Lohn (15,1)
  6. Bund (15,18; 17,2)
  7. Mit-Sein Gottes/Bundesformel (17,7–8)

Abra(ha)m der Hebräer wird außerhalb von Genesis 12–50 44-mal erwähnt, meist formelhaft in Verbindung mit Isaak und Jakob. In den Nevi’im (Propheten) gibt es elf Belege (Jos 24,2.3; 1.Kön 18,36; 2.Kön 13,23; Jes 29,22; 41,8; 51,2; 63,16; Jer 33,26; Ez 33,24; Mi 7,20). In den Ketuvim (Schriften) kommt er in Ps 47,10 und Ps 105, in Neh 9,7 sowie mehrfach in der Chronik vor.

Biografische Eckdaten

Zunächst ein Überblick mit biografischen Eckdaten Abrahams, wie sie die Texte enthalten: Die Zuordnung der ersten Altersangaben sind mit Schwierigkeiten verbunden, da die Texte nicht ganz eindeutig sind (man kann entweder von Variante A oder Variante B ausgehen). Keith N. Grüneberg stellt beide Varianten vor und entschließt sich aufgrund der folgenden Argumente für Variante A:

  • Wenn Terach erst mit 130 Jahren Abram gezeugt hätte, lässt sich schwerer erklären, warum Abraham selbst es kaum glauben kann, mit 100 Jahren noch ein Kind zu bekommen (Gen 17,17 EU).
  • Wenn Terach immer noch am Leben ist zu dem Zeitpunkt, an dem Abraham von Haran (wohl Harran) auszieht, dann erklärt sich das Fehlen der Toledot-Formel in Gen 12 EU, weil Terach immer noch Familienhaupt ist.

Andererseits bezeugt die Bibel (Apostelgeschichte 7,4 EU), dass Abraham Haran erst nach dem Tod seines Vaters verlassen habe. Somit kann er frühestens 75 Jahre vor dem Tod Terachs geboren sein. Daraus würde eine Bestätigung der Variante B erwachsen.

Alter Ereignisse Stelle in Genesis
0 Variante A: der 70-jährige Terach zeugt Abram und seine Brüder Nahor und Haran 11,26 EU
0 Variante B: Der 130-jährige Terach zeugt Abram (dieses Alter Terachs ergibt sich, wenn das Alter Abrams beim Auszug aus Haran vom Alter seines Vaters abgezogen wird, der ja gemäß der Apostelgeschichte gestorben war, als Abram auszog.) 11,32 EU
12,4 EU
75 Variante B: Abrams 205-jähriger Vater Terach stirbt, woraufhin Abraham wegen des göttlichen Befehls von Haran auszieht 11,32 EU
12,4 EU
75 Variante A: Abram zieht wegen des göttlichen Befehls aus Haran aus, noch bevor Terach stirbt (hier wird einer angenommenen Chronologie der Zeugung der drei Söhne Terachs in 11,26 mehr vertraut als der Versfolge von 11,32 und 12,4, die dann nicht als chronologischen Ablauf aufgefasst wird). Terachs Alter lässt sich dann auf 145 berechnen. Die Apostelgeschichte bleibt bei dieser Annahme jedoch unberücksichtigt. 11,32 EU
12,4 EU
135 Variante A: Abrams 205-jähriger Vater Terach stirbt (das Alter Abrahams von 135 Jahren ergibt sich, wenn 11,26 und 11,32 kombiniert werden) 11,32 EU
85 Sarai gibt Abram ihre Dienerin Hagar zur Frau 16,3 EU
86 Ismael kommt als Sohn Hagars und Abrams zur Welt 16,16 EU
99 Abram wird in Abraham und Sarai in Sara umbenannt und sie bekommen eine Sohnesverheißung (17,16 EU), wobei Abraham nicht glaubt, dass er mit 100 Jahren einen Sohn bekommt (17,17 EU). Gott wiederholt seine Sohnesverheißung und weist Abraham an, den angekündigten Sohn Isaak zu nennen (17,19 EU). Mit 99 Jahren beschneidet Abraham seine Vorhaut und die Vorhäute aller Männer in seinem Haus.(17,24-27 EU) 17 EU
100 Isaak kommt als Sohn Saras und Abrahams zur Welt 21,5 EU
Abraham nimmt Ketura zur Frau. Sie bringt Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach zur Welt. 25,1f EU
Abraham gibt Isaak all sein Hab und Gut. Den Söhnen seiner Nebenfrauen macht er Geschenke und schickt sie „weit weg von seinem Isaak nach Osten, ins Morgenland“. 25,5f EU
175 Abraham stirbt in glücklichem Alter, betagt und lebenssatt 25,7f EU

Geografische Stationen

Abrahams wichtigste Stationen (eingezeichnet in eine Karte vom 9. Jh. v. Chr.)

Die Texte aus Gen 11–25 nennen folgende wichtige Stationen: Abraham kommt aus Ur in Chaldäa über das nördlich gelegene Haran (11,31) Richtung Süden nach Sichem (Gen 12,6), baut dort einen Altar, und zieht dann an einen Ort bei Bethel (Gen 12,8: östlich von Bethel und westlich von Ai). Nachdem er weiter ins Südland zieht (Gen 12,9), geht er wegen einer Hungersnot nach Ägypten (Gen 12,10). Danach kehrt er wieder ins Negev-Gebiet (Gen 13,1) und nach Bethel (Gen 13,3) zurück. In Anschluss an die Landverheißung baut Abraham in Mamre bei Hebron einen Altar (Gen 13,18). Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Gen 14 führen Abraham an verschiedene Orte, unter anderem hoch in den Norden nach Dan (Gen 14,14), auf die nicht näher eingegangen wird. Es folgen einige Erzählungen ohne genauere Ortsangaben, bis in Gen 18,1 Adonai dem Abraham in Mamre erscheint. Von dort aus begleitet Abraham die Männer Richtung Sodom (Gen 18,16). Er kehrt nach der Diskussion wieder „an seinen Ort“ zurück (Gen 18,33), wobei er am nächsten Morgen wieder an die Stelle geht, wo er mit Adonai gesprochen hat, um den Untergang von Sodom und Gomorra zu sehen (Gen 18,27f). In Gen 20,1 bricht Abraham wieder ins Südland auf, wo er in Gerar als Fremder wohnt. Abimelech stellt es Abraham frei, sich irgendwo in seinem Gebiet niederzulassen (Gen 20,15). Abraham entscheidet sich für Beerscheba, was daran deutlich wird, dass Hagar nach ihrer Vertreibung dort umherirrt (Gen 21,14) und Abraham einen Tamariskenbaum zur Anbetung Gottes pflanzt, der in Beerscheba lokalisiert wird (Gen 21,33). Außerdem kehren Abraham und seine Diener nach der Bindung Isaaks am Berg Moria (dieser Berg wird in der Genesis nicht näher lokalisiert; 2Chr 3,1 identifiziert den Ort mit Jerusalem) dorthin zurück (Gen 22,19). Dann stirbt Sara in Hebron im Alter von 127 Jahren (Gen 23,1) und wird dort in der Nähe (östlich von Mamre/Hebron) in Machpela begraben (Gen 23,19). In derselben Höhle wird auch Abraham nach seinem Tod im Alter von 175 Jahren von Isaak und Ismael begraben (Gen 25,9).

Der geografische Aufbau gliedert also zusammenfassend den Erzählzyklus wie folgt in drei Teile:

  1. Teil (Gen 11,27 – 19,38 + 21,1–7): Abraham und Lot ziehen von Ur-Kasdim nach Hebron (13,18; 18) und Sodom (13,12; 19). In diese Abraham-Lot-Erzählung sind die Kapitel 14–17 eingeschoben, die andere Themen und Interessen haben.
  2. Teil (Gen 20,1 – 22,19): Abraham hält sich in Gerar und Beerscheba auf. Dubletten sind in Gen 12 und 26 zu finden. Die Geburt Isaaks unterbricht die beiden Episoden von Abraham in Gerar. Mit Moria (Gen 22) ist ähnlich wie schon mit Salem (Gen 14) eine Anspielung auf Jerusalem gegeben.
  3. Teil (Gen 22,20 – 25,11): Die letzte Station der Erzeltern ist die Rückkehr nach Hebron. Hier wird von Tod und Begräbnis berichtet (23; 25,7–11), wodurch die Erzählungen von Abraham und Sara abgeschlossen werden. Durch die Liste der Nahoriden (22,20–24) und Gen 24 kommt mit Isaak schon die nächste Generation in den Blick.

Gen 11–12

Abrams Vater Terach zieht aus der Stadt Ur in Chaldäa – dem Süden des heutigen Irak – nach Haran (bei Edessa) in der heutigen Türkei, um dort zu wohnen. Er nimmt seinen Sohn Abram und seinen Neffen Lot – dessen Vater Haran bereits verstorben ist – sowie Abrams Frau Sarai mit. Ob auch Abrams zweitjüngster Bruder Nahor diese Reise antritt, bleibt im Buch Genesis unklar. In Haran stirbt Terach, und Abram wird von Gott aufgefordert, in ein Land zu ziehen, das er ihm zeigen wird. Seine Nachkommen werden zahlreich sein, und er wird ein Segen für alle Völker werden. Im Alter von fünfundsiebzig Jahren zieht Abram mit seiner Frau Sarai und seinem Neffen Lot nach Kanaan. Den Besitz und die Leute, die sie in Haran erworben hatten, nehmen sie mit.

Als über das Land eine Hungersnot kommt, zieht Abram mit seiner Sippe nach Ägypten. Weil seine Frau Sarai sehr schön ist und er befürchtet, dass die Ägypter ihn deshalb töten werden, gibt er sie als seine Schwester aus – was insofern auch stimmt, als sie seine Halbschwester ist (Gen 20,12 EU). Kaum ist Abrahams Sippe in Ägypten angekommen, erfährt der Pharao von der schönen Frau und lässt diese holen. Ihrem vermeintlichen Bruder macht er große Geschenke. Als Gott daraufhin anfängt, den Pharao und sein Haus zu bestrafen, lässt dieser Abram zu sich kommen und hält ihm seine Lüge vor. Er gibt ihm seine Frau zurück und lässt ihn mit allem, was ihm gehört, fortgeleiten (Gen 12 EU). Von einer Rückgabe der Geschenke steht in der Bibel nichts geschrieben. Im nächsten Kapitel wird jedoch erwähnt, dass Abram sehr reich ist (Gen 13,2 EU).

Gen 13–14

Abram und Lot besitzen viele Schafe und Rinder, und zwischen ihren Hirten kommt es zum Streit. Deshalb trennen sich Abram und Lot. Abram lässt dabei Lot den Vortritt, zu wählen, wohin er ziehen möchte. Während Lot in das wasserreiche Jordantal zieht (in die Nähe von Sodom und Gomorra), wohnt Abram weiter im Lande Kanaan in der Nähe von Hebron. Nach ihrer Trennung erhält Abram von Gott die Verheißung reicher Nachkommenschaft (so Gen 13,15–18 EU) und großen Landbesitzes in Kanaan. Nachdem sein Neffe Lot infolge einer kriegerischen Verwicklung Sodoms durch Kedor-Laomer von Elam gefangen genommen worden ist, befreit ihn Abram mit seinen Männern – 318 an der Zahl. Auf dem Rückweg wird er durch Melchisedek von Salem (d. h. Jerusalem) gesegnet, und er entrichtet ihm den Zehnten (Gen 14 EU). Dem König von Sodom übergibt er dessen zurückeroberte Beute vollständig, obwohl dieser ihn beschenken möchte:

„Keinen Faden und keinen Schuhriemen, nichts von allem, was dir gehört, will ich behalten. Du sollst nicht behaupten können: Ich habe Abram reich gemacht. Nur was meine Leute verzehrt haben und was auf die Männer entfällt, die mit mir gezogen sind, auf Aner, Eschkol und Mamre, das sollen sie als ihren Anteil behalten.“

Gen 14,23–24 EU

Gen 15

Gott bekräftigt daraufhin die dauerhafte Zusage von Nachkommen und Land durch einen feierlichen Bundesschlussritus (Gen 15 EU). Abraham zweifelt, wie die Verheißungen in Erfüllung gehen sollen:

„Nach diesen Ereignissen erging das Wort des Herrn in einer Vision an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein. Abram antwortete: Herr, mein Herr, was willst du mir schon geben? Ich gehe doch kinderlos dahin, und Erbe meines Hauses ist Eliëser aus Damaskus. Und Abram sagte: Du hast mir ja keine Nachkommen gegeben; also wird mich mein Haussklave beerben. Da erging das Wort des Herrn an ihn: Nicht er wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein. Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme?“

Gen 15,1–8 EU

In der Nacht spricht Gott zu Abram und lässt ihn wissen, dass seine Nachfahren 400 Jahre lang aus dem Land vertrieben und in Knechtschaft leben, dann aber mit Reichtum nach Kanaan zurückkommen werden. Am nächsten Tag bestätigt Gott seine Zusage noch einmal:

„An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom Eufrat, (das Land) der Keniter, der Kenasiter, der Kadmoniter, der Hetiter, der Perisiter, der Rafaiter, der Amoriter, der Kanaaniter, der Girgaschiter, der Hiwiter und der Jebusiter.“

Gen 15,18–21 EU

Gen 16

Abraham, Sara und Hagar, Bibelillustration aus dem Jahr 1897

Abram und Sarai versuchten herauszufinden, wie er zum Stammvater von Völkern werden könnte, denn nach zehn Jahren in Kanaan war ihm kein Kind geboren worden. Daraufhin bot Sarai Abram ihre ägyptische Magd Hagar an, damit sie ihm einen Sohn gebären würde.

Als Hagar erfuhr, dass sie schwanger war, begann sie, ihre Herrin Sarai zu verachten. Sarai reagierte darauf, indem sie Hagar schlecht behandelte, und Hagar floh in die Wüste. Ein Engel sprach mit Hagar an der Quelle auf dem Weg nach Schur. Er wies sie an, zu Abrams Lager zurückzukehren, und sagte ihr, dass ihr Sohn "ein Wildesel von einem Menschen sein würde; seine Hand wird gegen jeden Menschen sein und jedermanns Hand gegen ihn, und er wird vor den Augen aller seiner Brüder wohnen." Man sagte ihr, sie solle ihren Sohn Ismael nennen. Hagar rief daraufhin Gott an, der zu ihr sprach: "El-roi", ("Du Gott siehst mich", KJV). Von diesem Tag an wurde der Brunnen Beer-lahai-roi genannt ("Der Brunnen dessen, der lebt und mich sieht", KJV). Sie tat dann, was ihr aufgetragen wurde, und kehrte zu ihrer Herrin zurück, um ihr Kind zu bekommen. Abram war 86 Jahre alt, als Ismael geboren wurde.

Gen 17

Abraham heißt ursprünglich Abram, hebräisch אַבְרָם Avram, mit der Bedeutung „der Vater ist erhaben“ oder „er ist erhaben in Bezug auf seinen Vater“. Der Gott Israels ändert den Namen zu Abraham, was in Gen 17,5 EU als „Vater der Menge an Völkern“ gedeutet wird. Dabei handelt es sich nicht um eine wörtliche Übersetzung, sondern um eine Volksetymologie. Die Umbenennung dient so der biblischen Erzählung als Hinweis auf den Beginn des Bundes Gottes mit den Israeliten.

Als Abram 99 Jahre alt ist, bekräftigt Gott seinen Bund mit ihm und fordert von ihm und seinen Nachkommen fortan das Zeichen der Beschneidung. Gott sagt ihm, dass er ihn segne und er ein Vater vieler Völker sein werde, und gibt Abram (אַבְרָם) und seiner Frau Sarai (שָׂרַי) neue Namen: Abraham (אַבְרָהָם) und Sara (שָׂרָה) (Gen 17 EU). Gott verspricht, dass er Sara segnen wolle und sie ihm innerhalb eines Jahres einen Sohn zur Welt bringen werde. Des Weiteren verheißt er, dass aus ihr Völker und Könige hervorgehen sollen. Den Sohn seiner Frau Sara solle er Isaak nennen („er lacht/lächelt“), denn mit Isaak wolle Gott seinen ewigen Bund aufrichten. Gott verspricht Abram auch, Ismael zu segnen und zu einem großen Volk zu machen.

Gen 18–19

Gen 18: Die Mamre-Episode

Andrej Rublëv

Gott kommt in Gestalt dreier Männer zu Abraham auf Besuch (Gen 18,1–15). Auf die Beschreibung von Abrahams Gastfreundschaft folgt eine Ankündigungs-Szene, die fünf Hauptaspekte enthält:

  • die Ankündigung eines Sohnes für Sara (V. 9–10)
  • Saras skeptisches inneres Lachen (V. 10–12)
  • Adonais Tadel: „Warum hat Sara gelacht?“ (V. 13–14)
  • Saras Leugnung (V. 15a)
  • Adonais Tadel: „Doch, du hast gelacht“ (V. 15b)

Zunächst wird Abraham als der ideale Gastgeber dargestellt, der das Beste gibt, was er hat (darunter Fußwaschungen, Wasser, ein Kalb, Rahm, Milch, …). Die Besucher belohnen Abrahams Großzügigkeit mit der Verheißung eines Sohnes, über den allerdings nichts ausgesagt wird, außer dass er geboren werden wird. Das Lachen, das menschlichen Zweifel in göttliche Verheißungen besonders hervorhebt, ist ein zentrales Motiv in der Szene und bereitet die Namensgebung Isaaks (יצְחָק = er lacht) vor. Der Grund des Zweifels liegt im fortgeschrittenen Alter der beiden künftigen Eltern. Offen bleibt, ob Abraham und Sara der Verheißung Glauben schenken oder nicht. Die Erfüllung der Kindes-Verheißung wird nicht wie sonst teilweise üblich direkt im Anschluss erzählt, sondern erst in Gen 21.

Abraham und die drei Engel, Aquarell von James Tissot, ca. 1896-1902

Nicht lange danach, in der Hitze des Tages, saß Abraham am Eingang seines Zeltes bei den Terebinthen von Mamre. Als er aufblickte, sah er drei Männer in der Gegenwart Gottes. Er lief hin und verbeugte sich vor ihnen, um sie zu begrüßen. Abraham bot ihnen an, ihre Füße zu waschen und ihnen einen Bissen Brot zu bringen, was sie auch annahmen. Abraham eilte zu Sarahs Zelt, um Aschekuchen aus bestem Mehl zu bestellen, dann befahl er einem Knecht, ein Kalb zuzubereiten. Als alles vorbereitet war, stellte er ihnen Quark, Milch und das Kalb vor und wartete unter einem Baum auf sie, während sie aßen.

Einer der Besucher erzählte Abraham, dass Sarah bei seiner Rückkehr im nächsten Jahr einen Sohn bekommen würde. Am Zelteingang hörte Sarah, was gesagt wurde, und sie lachte über die Aussicht, in ihrem Alter noch ein Kind zu bekommen. Der Besucher fragte Abraham, warum Sarah darüber lachte, in ihrem Alter ein Kind zu bekommen, denn für Gott sei nichts zu schwer. Verängstigt leugnete Sarah, gelacht zu haben.

Gen 18–19 Sodom und Gomorra

Abraham sieht Sodom in Flammen, Aquarell von James Tissot, ca. 1896-1902

Nachdem sie gegessen hatten, standen Abraham und die drei Besucher auf. Sie gingen auf den Gipfel, von dem aus man die "Städte der Ebene" überblicken konnte, um über das Schicksal von Sodom und Gomorra zu sprechen, deren abscheuliche Sünden so groß waren, dass sie Gott zum Handeln bewegten. Da Abrahams Neffe in Sodom lebte, offenbarte Gott Pläne, diese Städte zu bestätigen und zu richten. Zu diesem Zeitpunkt reisten die beiden anderen Besucher nach Sodom ab. Daraufhin wandte sich Abraham an Gott und bat ihn inständig (von fünfzig Personen auf weniger): "Wenn sich wenigstens zehn Gerechte in der Stadt finden würden, würde Gott die Stadt nicht verschonen?" Um der zehn Gerechten willen erklärte Gott, dass er die Stadt nicht zerstören würde.

Als die beiden Besucher in Sodom ankamen, um ihren Bericht zu schreiben, wollten sie auf dem Marktplatz der Stadt übernachten. Doch Abrahams Neffe Lot traf sich mit ihnen und bestand darauf, dass die beiden "Männer" in seinem Haus übernachteten. Eine Versammlung von Männern stand vor Lots Haus und verlangte, dass Lot seine Gäste herausbringen solle, damit sie sie "kennenlernen" (V. 5) könnten. Lot lehnte jedoch ab und bot den Männern stattdessen seine jungfräulichen Töchter an, die den Mann noch nicht "gekannt" (V. 8) hatten. Sie lehnten dies ab und versuchten, Lots Tür aufzubrechen, um an seine männlichen Gäste heranzukommen, was die Schlechtigkeit der Stadt bestätigte und ihre bevorstehende Zerstörung ankündigte.

Früh am nächsten Morgen ging Abraham an den Ort, an dem er vor Gott stand. Er "blickte auf Sodom und Gomorra" und sah, was aus den Städten der Ebene geworden war, in denen nicht einmal "zehn Gerechte" (V. 18:32) gefunden worden waren, denn "der Rauch des Landes stieg auf wie der Rauch eines Ofens."

Gen 20

Die Karawane Abrahams, Aquarell von James Tissot, vor 1903 (Jüdisches Museum, New York)

Abraham ließ sich zwischen Kadesch und Schur nieder, in dem Gebiet, das die Bibel anachronistisch "das Land der Philister" nennt. Während er in Gerar lebte, behauptete Abraham ganz offen, dass Sara seine Schwester sei. Als König Abimelech dies erfuhr, ließ er sie zu sich bringen. Gott erschien Abimelech daraufhin im Traum und erklärte ihm, dass es den Tod bedeuten würde, sie zu nehmen, weil sie die Frau eines Mannes sei. Da Abimelech nicht Hand an sie gelegt hatte, fragte er, ob er auch ein rechtschaffenes Volk töten würde, zumal Abraham behauptet hatte, er und Sara seien Geschwister. Gott antwortete Abimelech, dass er in der Tat ein untadeliges Herz habe und deshalb weiter existiere. Sollte er jedoch die Frau Abrahams nicht zurückgeben, würde Gott Abimelech und sein ganzes Haus vernichten. Abimelech wurde darüber informiert, dass Abraham ein Prophet war, der für ihn beten würde.

Am nächsten Morgen berichtete Abimelech seinen Dienern von seinem Traum und wandte sich an Abraham, um ihn zu fragen, warum er so große Schuld über sein Reich gebracht habe. Abraham erklärte, er glaube, dass es an diesem Ort keine Gottesfurcht gäbe und dass sie ihn wegen seiner Frau töten würden. Daraufhin verteidigte Abraham seine Worte als gar nicht gelogen: "Und doch ist sie meine Schwester; sie ist die Tochter meines Vaters, aber nicht die Tochter meiner Mutter, und sie ist meine Frau geworden." Abimelech gab Abraham Sarah zurück und beschenkte ihn mit Schafen, Rindern und Knechten und lud ihn ein, sich in Abimelechs Land niederzulassen, wo immer er wollte. Außerdem gab Abimelech Abraham tausend Silberstücke, die als Rechtfertigung für Sarah vor allen dienen sollten. Abraham betete dann für Abimelech und sein Haus, da Gott die Frauen wegen der Entführung Saras mit Unfruchtbarkeit behaftet hatte.

Nachdem er einige Zeit im Land der Philister gelebt hatte, traten Abimelech und Phicol, der Anführer seiner Truppen, wegen eines Streits an Abraham heran, der in einer gewalttätigen Auseinandersetzung an einem Brunnen endete. Abraham machte Abimelech daraufhin Vorwürfe wegen der aggressiven Angriffe seines philippinischen Dieners und der Inbesitznahme von Abrahams Brunnen. Abimelech behauptete, von dem Vorfall nichts gewusst zu haben. Daraufhin bot Abraham Abimelech einen Pakt an, indem er ihm Schafe und Rinder zur Verfügung stellte. Als Beweis dafür, dass Abraham derjenige war, der den Brunnen gegraben hatte, gab er Abimelech sieben Mutterschafe als Beweis. Aufgrund dieses Eides nannten sie den Ort des Brunnens: Beerscheba. Nachdem Abimelech und Phicol nach Philisterland zurückgekehrt waren, pflanzte Abraham in Beerscheba einen Tamariskenhain und rief "den Namen des Herrn, des ewigen Gottes" an.

Gen 21

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Die Bindung Isaaks
Adi Holzer: Abrahams Opfer 1997 (siehe Bildbeschreibung)

Wie vorhergesagt, wird Sara schwanger und gebiert Isaak, als Abraham einhundert Jahre alt ist (Gen 21,1–5 EU). Da sich Ismael über Isaak lustig macht, werden er und Hagar, auf Saras Wunsch, von Abraham weggeschickt. Sara wünscht nicht, dass beide Söhne gemeinsam erben. Zuerst ist Abraham unwillig, doch als ihm nachts ein Engel erscheint, der Saras Wunsch bestätigt und ihm verspricht, auch aus Ismael ein großes Volk zu machen (Gen 21,12–13 EU), gibt er nach und schickt Hagar und Ismael mit Proviant fort.

Gen 22

Der Engel verhindert die Opferung Isaaks, von Rembrandt, 1635 (Eremitage Museum, Sankt Petersburg)

Irgendwann in Isaaks Jugend erhielt Abraham von Gott den Auftrag, seinen Sohn im Land Morija zu opfern. Der Patriarch reiste drei Tage lang, bis er zu dem Berg kam, von dem Gott ihm erzählt hatte. Dann befahl er den Dienern zu bleiben, während er und Isaak allein auf den Berg gingen. Isaak trug das Holz, auf dem er geopfert werden sollte. Unterwegs fragte Isaak seinen Vater, wo das Tier für das Brandopfer sei, worauf Abraham antwortete: "Gott wird selbst ein Lamm für ein Brandopfer bereitstellen". Gerade als Abraham seinen Sohn opfern wollte, wurde er vom Engel des Herrn unterbrochen, und er sah hinter sich einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Dickicht verfangen hatte", den er anstelle seines Sohnes opferte. Der Ort wurde später Jehovah-Jireh genannt. Für seinen Gehorsam erhielt er eine weitere Verheißung von zahlreichen Nachkommen und reichlich Wohlstand. Nach diesem Ereignis zog Abraham nach Beerscheba.

Gen 23–25

Sarah starb, und Abraham begrub sie in der Höhle der Patriarchen (der "Höhle von Machpela") in der Nähe von Hebron, die er zusammen mit dem angrenzenden Feld von Ephron dem Hethiter erworben hatte. Nach dem Tod von Sara nahm Abraham eine andere Frau, eine Nebenfrau namens Ketura, mit der er sechs Söhne hatte: Zimran, Jokschan, Medan, Midian, Ischbak und Schuah. Der Bibel zufolge gilt Abraham als Stammvater vieler in der Bibel erwähnter Völker, unter anderem der Israeliten, Ismaeliter, Edomiter, Amalekiter, Kenisiter, Midianiter und Assyrer, und über seinen Neffen Lot war er auch mit den Moabitern und Ammonitern verwandt. Abraham erlebte die Heirat seines Sohnes mit Rebekka und die Geburt seiner Zwillingsenkel Jakob und Esau. Er starb im Alter von 175 Jahren und wurde von seinen Söhnen Isaak und Ismael in der Höhle von Machpelah begraben.

Josua 24

„2 sprach Josua zum ganzen Volk: So spricht der HERR, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Stroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern. 3 Da nahm ich euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und ließ ihn umherziehen im ganzen Land Kanaan und mehrte sein Geschlecht und gab ihm Isaak.“

Josua: 24,2–3 (Lutherübersetzung 2017)

Auch hier gibt es einen Geschichtsrückblick. Diesmal kommen zunächst Abrahams Vorfahren in den Blick, und zwar als Götzendiener. Mit der Erwähnung Terachs wird die Genealogie aus Gen 11,27ff aufgegriffen. Die Wendung „jenseits des Stroms“ deutet Gen 12,1 aus der Perspektive von 24,7. Die verschiedenen Aufenthaltsorte aus Gen 12–13 werden hier prägnant darin zusammengefasst, dass Abraham in Land Kanaan umherzieht. Darüber hinaus wird auf die Mehrungsverheißung angespielt.

Jesaja

Jesaja 51

„Schaut Abraham an, euren Vater, und Sara, von der ihr geboren seid. Denn als einen Einzelnen berief ich ihn, um ihn zu segnen und zu mehren.“

Jesaja: 51,2 (Lutherübersetzung 2017)

In Jes 51,1–8 ist eine Gottesrede, die Heil ankündigt. Dabei steht stärker das Thema der Mehrung im Vordergrund (und nicht so sehr das Thema Landbesitz wie in Ez 33). Abraham wird zur Beispielfigur für Gottes Heilshandeln. Der Blick auf ihn soll vergewissern, dass aus wenigen viele werden können, so wie es schon bei Abraham und bei Sara der Fall war. Sara ist in dem Fall aber noch im Prozess des Gebärens, also Gott ist gerade dabei, Segen und Mehrung zu verwirklichen. In Jes 51 wird die Einheit des Gottesvolks betont, deren gemeinsame Identität in „eurem Vater“ Abraham besteht.

Jesaja 41

„Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, du Same Abrahams, meines Geliebten“

Jesaja: 41,8 (Lutherübersetzung 2017)

In Jes 41,8–13 kommt das Thema der Erwählung ins Spiel. Anstatt der sonst geläufigen Anrede Jakob-Israel ist hier vom „Samen Abrahams“ (= Nachkommenschaft Abrahams) die Rede. Abraham dient hier als exemplarischer Fremder und wird so zum Vorbild der Zerstreuten. Ebenso wie er den Ruf zum Aufbruch ins Land gefolgt ist, so sollen nun auch die durch das Exil Vertriebenen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Der „Same“ ist durch eine besondere Gottesliebe gekennzeichnet, wie auch schon Abrahams Gottesliebe durch seine Tora-Frömmigkeit hervorgehoben wurde (In Gen 18,6 hält er sich an Speisevorschriften, in 14,20 entrichtet er den Zehnten, in 24 nimmt er Rücksicht auf das Mischehenverbot und außerdem wird sein Gehorsam in 22 und 26,3.5 besonders deutlich).

Jesaja 29

„22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände – ihre Kinder – in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.“

Jesaja 29,22-23: (Lutherübersetzung 2017)

Jesaja 63

„Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name.“

Jesaja: 63,16 (Lutherübersetzung 2017)

Im Gebet Jes 63,7 – 64,11 wird zur Vaterschaft Abrahams und Jakob-Israels kritisch Stellung genommen: Der Text weiß zwar um die Abstammung, will sich aber von ihr lösen und sich allein an Gott binden, der als Exodus-Erlöser-Gott nützlicher scheint als die Väter, die sich nicht um ihre Söhne kümmern.

Ezechiel 33

In Ez 33,23–29 wird eine Gottesrede im Stil eines Disputationsworts gegen die Judäer dargestellt. Die Judäer wollen ihre Besitzansprüche auf das Land über die Identitätsfigur Abraham vergewissern, aber die Gottesrede lehnt dies ab.

„23 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 24 Du Menschenkind, die Bewohner jener Trümmer im Lande Israels sprechen: Abraham war ein einzelner Mann und nahm dies Land in Besitz; wir aber sind viele, uns ist das Land zum Eigentum gegeben. 25 Darum sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Ihr habt Blutiges gegessen und eure Augen zu den Götzen aufgehoben und Blut vergossen – und ihr wollt das Land besitzen? 26 Ihr verlasst euch auf euer Schwert und übt Gräuel, und einer schändet die Frau des andern – und ihr wollt das Land besitzen? 27 So sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: So wahr ich lebe, sollen alle, die in den Trümmern wohnen, durchs Schwert fallen, und die auf freiem Felde sind, will ich den Tieren zum Fraß geben, und die in den Festungen und Höhlen sind, sollen an der Pest sterben. 28 Denn ich will das Land ganz verwüsten und seiner Hoffart und Macht ein Ende machen, dass das Gebirge Israel so zur Wüste wird, dass niemand mehr hindurchzieht. 29 Und sie sollen erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich das Land ganz verwüste um aller ihrer Gräuel willen, die sie verübt haben.“

Ezechiel: 33,23–29 (Lutherübersetzung 2017)

Darin spiegelt sich wohl der Konflikt zwischen den Judäern, die im Land geblieben sind und es unter Berufung auf Abraham für sich beanspruchen, und denen, die durch die Deportation ins babylonische Exil eine Gola-Gemeinschaft bilden und den Verbliebenen den Landanspruch streitig machen.

Micha 7

„18 Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! 19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. 20 Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.“

Micha 7,18-20: (Lutherübersetzung 2017)

Psalm 105

„6 du Geschlecht Abrahams, seines Knechts, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten! … 8 Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter, 9 an den Bund, den er geschlossen hat mit Abraham, und an den Eid, den er Isaak geschworen hat. … 42 Denn er gedachte an sein heiliges Wort und an Abraham, seinen Knecht.“

Psalm: 105,6.8 – 9.42 (Lutherübersetzung 2017)

In Ps 105 taucht neben dem Erwählungsmotiv auch Gottes Bundesschluss mit Abraham auf. Die ganze Volksgeschichte wird als Produkt dessen dargestellt, dass Gott sich an den Bund erinnert. Die Landverheißung an Abraham wird hier zum entscheidenden Motor der Volksgeschichte.

Nehemia 9

„HERR, du bist Gott, der du Abram erwählt hast und ihn aus Ur in Chaldäa geführt und Abraham genannt hast“

Nehemia: 9,7 (Lutherübersetzung 2017)

Im Geschichtsrückblick des Bußgebets aus Neh 9 wird Abraham aufgegriffen. Er scheint aber weniger für das Thema der Mehrung, sondern eher für das der Landnahme in Anschluss an den Exodus relevant zu sein. Auch die Vaterbezeichnung für Abraham wird in diesem Zusammenhang vermieden. Von den Erzvätern wird nur Abraham genannt.

2. Chronik 20

„Hast du, unser Gott, nicht die Bewohner dieses Landes vertrieben vor deinem Volk Israel und hast es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben für immer?“

2. Chronik 20,7: (Lutherübersetzung 2017)

Historische Einordnung

Außerhalb der biblischen Erzählungen und davon abhängigen Traditionen gibt es keine Nachweise für die Existenz Abrahams. Die in den Abrahamserzählungen erwähnten historischen Verhältnisse erlauben auch keine eindeutigen Rückschlüsse auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund der biblischen Erzählungen. Die Archäologen Israel Finkelstein und Neil A. Silberman verweisen auf einige Anachronismen im Text, die darauf schließen lassen, dass die Erzählungen in einer späten Zeit entstanden sein könnten. Die Zeit, in welcher die Abraham-Erzählungen des Tanach stattfinden, wird im Allgemeinen mit dem Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. angesetzt.

In seiner Publikation Mythos im Judentum (Vlg. Hamouda, Leipzig 2021) stellt Alexander Rauch den Namen Abram als spätere mythologische Etymologie zur Diskussion: „Av“ (Ab-) = Vater, „ram“ = Hoch/erhaben/groß. Also im Sinne von Urvater (der Stämme). Auch die Altersangaben erklärt er für die vor- und nachabrahamitischen Epochen dahingehend, dass in speziell dieser Zeitspanne eine doppelte Jahreszählung angenommen werden müsste, entsprechend der zur Zeit der Bibelredaktion bereits zweimaligen jüdischen „Neujahrsfeste“ im Frühling und Herbst. Danach hätte Sara mit 45 Jahren geboren, was damals bereits als Wunder gesehen werden konnte. Dies ginge auch zusammen mit den Erkenntnissen von Finkelstein und Silbermann. Erst in späterer Epoche (Salomon/Kohelet) finden wir dann die heute übliche Menschenalters-Angabe von „70 bis 80“ Jahren. Dagegen seien die frühen biblischen Gestalten (Methusalem) auffallend mit einem etwa zehnfachen Jahresalter genannt. Auch die hundertfach in Bibeltexten genannten „40“ Jahre erklärt Rauch aus dem nur in semitischem Sprachraum verstehbaren Deutung als „sehr viele“ (Hebräisch arba=vier, arbaim=vierzig, arbe=viel, h‘arbe= sehr viel). Damit erklären sich sowohl die Zeitangaben für den Exodus, wie auch in der Abrahamgeschichte usw.

Stammbaum

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
unbekannt
 
 
 
Terach
 
 
 
 
 
 
 
 
 
unbekannt
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Milka
 
 
 
Nahor
 
 
Haran
 
unbekannt
 
Hagar
 
Abraham
 
 
 
Sarah
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Betuël
 
 
 
unbekannt
 
Lot
 
 
 
 
 
Ismael
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
unbekannt
 
 
 
Laban
 
 
 
 
 
Rebekka
 
 
 
 
 
 
Isaak
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Lea
 
 
 
 
 
Rachel
 
 
 
 
 
 
Jakob
 
 
 
 
Bilha
 
 
 
Silpa
 
Esau
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
RubenSimeonLeviJudaIssacharSebulonDinaJosefBenjaminDanNaftaliGadAscher

Im Christentum

Im Neuen Testament

Russische Ikone (17. Jahrhundert)

Abraham wird im Neuen Testament in zwei abweichenden Stammlinien Jesu aufgeführt. Das Evangelium nach Matthäus (Mt 1,1–17 EU) nennt 41 Namen, das Evangelium nach Lukas Lk 3,23–38 EU nennt je nach Version 56 oder 57 Namen. Abraham erscheint darüber hinaus an vielen Stellen als Vorbild und „Vater des Glaubens“ (Mt 3,9 EU).

Das Evangelium nach Lukas stellt Abraham im Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus vor als Vater der im Leben Benachteiligten (Lk 16,19–31 EU). Der arme Lazarus wird nach seinem Tod „in Abrahams Schoß“ (Lk 16,22 EU) aufgenommen.

Im Evangelium nach Johannes (Joh 8,33–58 EU) scheiden sich am rechten Verhältnis zu Abraham die Geister zwischen dem jüdischen Jesus und einigen Gegnern, die ihn verfolgen.

Im Brief des Paulus an die Römer (Röm 4,1–25 EU) wird Abraham als Schlüsselfigur paulinischer Theologie greifbar. Paulus zufolge wurden Abraham die göttlichen Verheißungen nicht wegen seiner „Gesetzeswerke“, sondern durch „Glaubensgerechtigkeit“ zuteil (Röm 4,13 EU).

Darüber hinaus sind auch die Gestalten der Sara und Hagar im Galaterbrief des Paulus zum Anlass ausführlicher Auslegungen zum Thema „Gesetz und Freiheit“ geworden (Gal 4,21–31 EU). Darin wird Ismael, der Sohn Hagars, mit Knechtschaft und fleischlicher Existenz verbunden, während Isaak, der Sohn Saras, als „Kind der Verheißung“ und der Freiheit gesehen wird. Damit stehe Isaak für das befreite Christentum, Ismael jedoch für das weiterhin in Knechtschaft existierende Judentum.

Im Brief an die Hebräer (Heb 11,8–19 SLT) stellt der Verfasser Abraham als einen Glaubenszeugen dar, der in seinem Leben nie an der Kraft des Glaubens zweifelte.

In der evangelischen Literarkritik

Blum: Die Komposition der Vätergeschichte

Skizze literarkritischer Hypothesen zu Abraham

Der evangelische Alttestamentler Erhard Blum hat sich ausführlich mit der Literarkritik der Vätergeschichte beschäftigt. Für die Abrahamserzählung nimmt Blum drei Stufen an:

  1. vordeuteronomistische Komposition
  2. D-Bearbeitungen
  3. priesterliche Schicht

Die vordeuteronomistische Komposition

Die Abraham-Lot-Erzählungen (Gen 13; 18–19) rechnet er zur vor-exilischen Komposition. Bei der Datierung von Gen 12,10–20 (Gefährdung der Ahnfrau) legt sich Blum nicht genau fest, allerdings geht er davon aus, dass Gen 12,10–20 älter ist als die anderen beiden Varianten in Gen 20 und Gen 26. Gen 12,10–20 behandelt er zusammen mit den Ismaelerzählungen und Genesis 22 im Kapitel zu der vordeuteronomistischen exilischen Komposition. Die Erzählung von Hagar in Gen 16 diene als Vorerzählung von der Vertreibung Ismaels in Gen 21,8ff. Aufgrund der Parallelen von Gen 21,8ff und Gen 22 nimmt Blum an, dass Gen 21,8ff auf Gen 22 hin erzählt ist: Die Vertreibung Ismaels sei dann eine Art „Generalprobe“ für die Bindung Isaaks in Gen 22. In Gen 16 seien die Verse 3 und 16 spätere Zusätze von P mit den für die Priesterschrift typischen chronologischen Angaben. Gen 16,15 habe zwar keinen P-Charakter, aber sei trotzdem eine spätere Ergänzung. Gen 16,9–10 seien spätere Ergänzungen desjenigen Redaktors, der eine Rückkehr Hagars einfügen muss, um eine Voraussetzung für Gen 21,8ff zu schaffen. Die Verheißungen in Gen 16,11f passen nicht zu bisherigen Verheißungen, liegen aber für Blum auch nicht in derselben Schicht wie Gen 16,9f. Gen 16,11f enthalten für Blum den ätiologischen Skopus derjenigen, zu deren ethnischer Realität die Ismaeliten gehören. Eine Entstehung von Gen 22 vor dem 7. Jahrhundert hält Blum für unwahrscheinlich, er rechnet frühestens mit der späten Königszeit, jedenfalls noch vor der systematischen deuteronomischen Tradition. Zuletzt ordnet Blum noch die Itinerar-Notizen über Aufenthaltsorte und Altarbau-Notizen (12,4–9; 13,18; 21,33) in die vordeuteronomistische Komposition ein. Die Altarbaunotizen sind für Blum keine Ätiologien, weil Abraham nicht opfert, sondern nur den Namen Adonais anruft. Dies spiegle die Erfahrung einer Zeit nach 587, in der es keine eigene Opferstätten mehr gab.

D-Bearbeitungen: Zu den D-Bearbeitungen zählt Blum die Verheißungen (Gen 12,1–3.7; 13,16b; 15,1–7.18; 16,10; 21,13.18b; 22,15–18), außerdem 22,20–24 und Rebekka (Gen 24). Daneben zählt Blum Gen 18,17–19.22b–32; 20; 21,22ff zu Texten, die der D-Überlieferung nahestehen.

Die priesterliche Schicht: Neben Gen 17 zählt Blum zu P die Toledot-Rahmen (Gen 11,27ff Toledot Terachs; 25,12ff Toledot Ismaels).

Zu sehr späten Nachträgen zählt Blum die Exodusbezüge in Gen 15,13–16 und die Völkerliste in Gen 15,19–21.

Gese: Die Komposition der Abrahamserzählung

Hartmut Gese grenzt sich Blum gegenüber insofern ab, als Gese am Jahwisten (J) und Elohisten (E) als vorexilischen Quellen der klassischen Quellentheorie festhält. Im Unterschied zu Blum zieht Gese noch weiter Texte nach vorne (vor das Exil und für Gese damit meist zu J): Gen 12,1–4a.6–9 als Jakobsprolepse (Vorwegnahme der Jakob-Tradition, die Sichem und Bethel Gewicht verleiht), Gen 12,10–13,2 als Exodusprolepse (Vorwegnahme der Exodustradition, die auch vom Pharao aus Ägypten weg zieht nach Kanaan), Gen 13, inkl. V. 13–17 als Eisodusprolepse (Vorwegnahme der späteren Landgabe) und Gen 22,1–14.19 als Zionsprolepse (Vorwegnahme von Tieropfer in Jerusalem). Gese geht davon aus, dass 12,10–20 die älteste Variante der Ahnfrau-Gefährdung darstellt, Gen 20 also jünger ist. In Gen 21 bringt der Jehowist eine späte Variante der Hagar-Ismael-Geschichte, sodass sich Gen 21 zu Gen 16 verhält wie Gen 20 zu Gen 12,10–20.

Das Argument für vor-exilische Abraham-Überlieferungen stellt Ez 33,24 dar: Gese datiert die Stelle auf 597 v. Chr.; diese Stelle impliziert ihr vorausliegende Abraham-Traditionen.

Die deuteronomistische Bearbeitung nennt Gese Jehowist (Je). Zu ihr rechnet Gese Gen 15 als Sinai-Prolepse (Vorwegnahme der Gotteserscheinungen in Rauch und Feuer am Sinai durch die Fackel, die zwischen den von Abraham geteilten Tieren hindurchzieht). Auch verschiedene Einführungsversteile zu den Varianten in Gen 20f. Einig ist sich Gese mit Blum darin, dass die zweite Engelrede an Abraham bei der Bindung Isaaks (22,15–18) aus der eigentlichen Erzählung herausfallen und als spätere Ergänzung einzuordnen ist.

Die Priesterschrift enthält bei Gese abweichend von Blum 16,1a.15 noch zusätzlich als notwendigen Vorbau für Gen 17, außerdem wird noch explizit die Geburt Isaaks, der Machpela-Erwerb sowie das hohe Sterbealter Abrahams zu P gerechnet.

Abschließend wird Gen 24 angehängt, das „überlieferungsgeschichtlich kein frühes Gebilde darstelle“.

Köckert: Die Geschichte der Abrahamüberlieferung

Der Berliner Alttestamentler Matthias Köckert datiert im Vergleich zu Blum und Gese noch wesentlich mehr Stoff in die Perserzeit. Das betrifft neben Gen 14, das nach Köckert perserzeitlich sein muss, da es keine Belege der Tradition des Zehnten zur Zeit des ersten Tempels gebe, u. a. den Bund in Gen 15, die Bindung Isaaks (Gen 22), die Ismael- und Abimelech-Episoden sowie die Brautwerbung für Isaak um Rebekka (Gen 24).

Gedenktage und liturgische Rezeption

Christentum

Abraham
Aert de Gelder 009.jpg
Abraham und die Engel, von Aert de Gelder, um 1680-85 (Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam)
Erster Patriarch
Verehrt im
Fest9. Oktober - Römischer Katholizismus und Luthertum

Im Christentum wird Abraham als der Prophet verehrt, dem Gott sich offenbart hat und mit dem er einen Bund geschlossen hat (vgl. Bundestheologie). Der Apostel Paulus erklärte, dass alle, die an Jesus glauben (Christen), "zum Samen Abrahams gehören und Erben der Verheißung sind, die Abraham gegeben wurde". In Römer 4 wird Abraham für seinen "unerschütterlichen Glauben" an Gott gelobt, was mit dem Konzept verbunden ist, dass die Teilhaber am Gnadenbund diejenigen sind, "die den Glauben an die rettende Kraft Christi beweisen".

Im Laufe der Geschichte haben Kirchenführer im Anschluss an Paulus Abraham als den geistlichen Vater aller Christen hervorgehoben. Augustinus von Hippo erklärte, die Christen seien "Kinder (oder "Samen") Abrahams durch den Glauben", Ambrosius stellte fest, dass "die Christen durch ihren Glauben die Verheißungen besitzen, die Abraham gegeben wurden", und Martin Luther erinnerte an Abraham als "ein Paradigma des Mannes des Glaubens".

Die römisch-katholische Kirche, die größte christliche Konfession, nennt Abraham im eucharistischen Gebet des römischen Kanons, das während der Messe vorgetragen wird, "unseren Vater im Glauben". Auch in den Heiligenkalendern mehrerer Konfessionen wird Abraham gedacht: am 20. August in der maronitischen Kirche, am 28. August in der koptischen Kirche und der assyrischen Kirche des Ostens (mit dem vollen Amt für letztere) und am 9. Oktober in der römisch-katholischen Kirche und der lutherischen Kirche-Missouri Synode. In der Einleitung zu seiner Übersetzung der Goldenen Legende über Abraham aus dem 15. Jahrhundert vermerkte William Caxton, dass das Leben dieses Patriarchen am Quinquagesima-Sonntag in der Kirche gelesen wurde. Er ist der Schutzheilige des Gastgewerbes. Die orthodoxe Ostkirche gedenkt ihm als dem "Gerechten Stammvater Abraham" mit zwei Festtagen in ihrem liturgischen Kalender. Das erste Mal am 9. Oktober (für die Kirchen, die dem traditionellen julianischen Kalender folgen, fällt der 9. Oktober auf den 22. Oktober des modernen gregorianischen Kalenders), wo er zusammen mit seinem Neffen "Gerechter Lot" gefeiert wird. Der andere ist der "Sonntag der Vorväter" (zwei Sonntage vor Weihnachten), an dem er zusammen mit anderen Vorfahren Jesu gefeiert wird. Abraham wird auch in der Göttlichen Liturgie von Basilius dem Großen kurz vor der Anaphora erwähnt, und Abraham und Sarah werden in den Gebeten angerufen, die der Priester über ein neu verheiratetes Paar spricht.

Einige christliche Theologen setzen die "drei Besucher" mit der Heiligen Dreifaltigkeit gleich und sehen in ihrer Erscheinung eine Theophanie, die Abraham erlebt hat (siehe auch die Artikel über die konstantinische Basilika in Mamre und die Kirche an der sogenannten "Eiche von Mamre").

Nicht unter die Gedenktage fällt der sogenannte Abrahamstag, der schlicht eine Bezeichnung für den 50. Geburtstag eines Menschen ist. Ferner gibt es die abrahamitische Ökumene.

Abraham in der evangelischen Perikopenordnung

Verglichen mit der alten Perikopenordnung, sind für die neue wesentlich mehr Texte aus der Abraham-Erzählung eingebunden:

Genesis Perikopenordnung ab Advent 2018 Perikopenordnung bis zum Ewigkeitssonntag 2018
12,1–4a: Abrams Berufung und Zug nach Kanaan 5. nach Trinitatis IV (AT) 5. nach Trinitatis IV
13,1–12(13–18): Abram und Lot trennen sich (Adonai wiederholt seine Verheißung an Abram) 21. nach Trinitatis (Predigttext)
14,17–20: Abram wird von Melchisedek gesegnet Reminiszere (weiterer Text)
15,1–6: Gott verheißt Abram einen Nachkommenschaft 15. nach Trinitatis (Predigttext) und 3.7. oder 21.12. Apostel Thomas (weiterer Text)
15,1–18: Gott verheißt Abram Nachkommenschaft und Land, was durch einen Bundesschluss bekräftigt wird Osternacht (weiterer Text)
16,1–16: Hagar flieht und gebiert Ismael Miserikordias Domini VI (Predigttext)
17,1–5(6–8)9–13(23–27): Gott schließt einen Bund mit Abraham und befiehlt die Beschneidung Neujahrstag III (AT) Neujahrstag (weiterer Text)
18,1–2.9–15: Sohnesverheißung in der Mamre-Episode 4. Advent III (Predigttext)
18,16–33: Abrahams Diskussion mit Adonai auf dem Weg nach Sodom Rogate (weiterer Text) 3. nach Trinitatis VI
21,8–21: Die Vertreibung Hagars und Ismaels 29.9. Erzengel Michael III (AT) 2. Advent (weiterer Text)
22,1–14(15–19): Die Bindung Isaaks Judika VI (AT) und Osternacht (weiterer Text) Judika III

Identifikation mit Brahma

Nach dem britischen Schriftsteller Godfrey Higgins (1772–1833) und dem in Altertumswissenschaften und Anthropologie studierten amerikanischen Rabbiner Alexander Seinfeld soll Abraham identisch sein mit dem hinduistischen Schöpfergott Brahma, dessen Gemahlin Sarasvati heißt.

Abraham zugeschriebene Schriften

Abraham-Apokalypse

Die wahrscheinlich aus dem 1.–2. Jahrhundert stammende Abraham-Apokalypse beschreibt die Himmelfahrt Abrahams. Der ursprünglich aramäische oder hebräische Stoff ist jüdisch mit christlicher Überarbeitung und zählt zu den außerkanonischen jüdisch-christlichen Schriften.

Testament Abrahams

Das Testament Abrahams ist eine wahrscheinlich im 2. Jahrhundert entstandene pseudepigraphische Schrift, die von einer Himmelsreise Abrahams berichtet, die er vor seinem Tod unternommen haben soll.

Buch Abraham

Das Buch Abraham ist Bestandteil des Buches Köstliche Perle der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Filme

  • Die Bibel – Abraham (Verfilmung von 1993 mit Richard Harris als Abraham und Barbara Hershey als Sarah)

Der Abraham-Zyklus

Abrahams Reise von Ur nach Kanaan, von József Molnár, 1850 (Ungarische Nationalgalerie, Budapest)

Gliederung und erzählerische Programme

Der Abraham-Zyklus ist nicht durch eine einheitliche Handlung strukturiert, in deren Mittelpunkt ein Konflikt und dessen Lösung oder ein Problem und dessen Lösung stehen. Die Episoden sind oft nur lose miteinander verbunden, und die Abfolge ist nicht immer logisch, aber sie wird durch die Anwesenheit Abrahams selbst, entweder als Akteur oder als Zeuge, und durch die Themen der Nachwelt und des Landes vereinheitlicht. Diese Themen bilden "narrative Programme", die in Genesis 11,27-31 über die Unfruchtbarkeit Saras und in 12,1-3 dargelegt werden, wo Abraham aufgefordert wird, das Land seiner Geburt zu verlassen und in das Land zu ziehen, das Jahwe ihm zeigen wird.

Historizität und Ursprung der Erzählung

Geschichtlichkeit

Abrahams Brunnen in Beerscheba, Israel

Zu Beginn und in der Mitte des 20. Jahrhunderts glaubten führende Archäologen wie William F. Albright und G. Ernest Wright sowie Bibelwissenschaftler wie Albrecht Alt und John Bright, dass die Patriarchen und Matriarchen entweder reale Personen oder glaubwürdige Zusammenstellungen von Menschen waren, die im "patriarchalischen Zeitalter", dem 2. Jahrtausend v. Chr. lebten. Doch in den 1970er Jahren wurden diese Ansichten durch neue Argumente zur Vergangenheit Israels und zu den biblischen Texten in Frage gestellt; diese Argumente finden sich in Thomas L. Thompsons The Historicity of the Patriarchal Narratives (1974) und John Van Seters' Abraham in History and Tradition (1975). Thompson, ein Literaturwissenschaftler, stützte seine Argumentation auf die Archäologie und antike Texte. Seine These konzentrierte sich auf das Fehlen zwingender Beweise dafür, dass die Patriarchen im 2. Jahrtausend v. Chr. lebten, und stellte fest, dass bestimmte biblische Texte Bedingungen und Anliegen des ersten Jahrtausends widerspiegeln. Van Seters untersuchte die Patriarchengeschichten und argumentierte, dass ihre Namen, ihr soziales Milieu und ihre Botschaften stark darauf hindeuten, dass sie aus der Eisenzeit stammen. Van Seters und Thompsons Arbeiten stellten einen Paradigmenwechsel in der Bibelwissenschaft und Archäologie dar, der die Wissenschaftler allmählich dazu brachte, die patriarchalischen Erzählungen nicht mehr als historisch anzusehen. Einige konservative Gelehrte versuchten in den folgenden Jahren, die Patriarchatserzählungen zu verteidigen, was jedoch unter den Gelehrten keine Akzeptanz fand. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatten die Archäologen die Hoffnung aufgegeben, irgendeinen Kontext zu finden, der Abraham, Isaak oder Jakob zu glaubwürdigen historischen Figuren machen würde.

Die Ursprünge der Erzählung

Abrahams Tor, Tel Dan, Israel

Abrahams Geschichte, wie auch die der anderen Patriarchen, hatte höchstwahrscheinlich eine umfangreiche mündliche Vorgeschichte (er wird im Buch Hesekiel und im Buch Jesaja erwähnt), und sein Name ist offenbar sehr alt, da die Überlieferung im Buch Genesis seine ursprüngliche Bedeutung nicht mehr kennt (wahrscheinlich "Vater ist erhaben" - die in Genesis 17,5 angebotene Bedeutung "Vater einer großen Schar" ist eine gängige Etymologie). Irgendwann wurden die mündlichen Überlieferungen Teil der schriftlichen Überlieferung des Pentateuch; die Mehrheit der Gelehrten glaubt, dass diese Phase in die persische Zeit fällt, etwa 520-320 v. Chr. Die Mechanismen, durch die dies geschah, sind nach wie vor unbekannt, doch gibt es derzeit zwei wichtige Hypothesen. Die erste, die als persisch-kaiserliche Autorisierung bezeichnet wird, besagt, dass die nachexilische Gemeinschaft die Tora als Rechtsgrundlage für ihr Funktionieren innerhalb des persisch-kaiserlichen Systems entwickelte; die zweite besagt, dass der Pentateuch geschrieben wurde, um die Kriterien für die Bestimmung der Zugehörigkeit zur nachexilischen jüdischen Gemeinschaft festzulegen und die Machtstrukturen und relativen Positionen ihrer verschiedenen Gruppen, insbesondere der Priesterschaft und der Laien-"Ältesten", zu schaffen.

Bei der Fertigstellung der Tora und ihrer Erhebung in den Mittelpunkt des nachexilischen Judentums ging es ebenso sehr oder mehr um die Kombination älterer Texte als um die Abfassung neuer Texte - der endgültige Pentateuch basierte auf bestehenden Traditionen. Im Buch Hesekiel, das während des Exils (d. h. in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.) geschrieben wurde, berichtet Hesekiel, der im babylonischen Exil lebte, wie diejenigen, die in Juda geblieben sind, Anspruch auf das Land erheben, weil sie es von Abraham geerbt haben; aber der Prophet sagt ihnen, dass sie keinen Anspruch haben, weil sie die Tora nicht einhalten. Das Buch Jesaja zeugt ebenfalls von Spannungen zwischen dem Volk Juda und den zurückkehrenden nachexilischen Juden (den "gôlâ") und erklärt, dass Gott der Vater Israels ist und dass die Geschichte Israels mit dem Exodus und nicht mit Abraham beginnt. Daraus und aus ähnlichen Belegen (z. B. Esra-Nehemia) ist zu schließen, dass die Figur Abrahams unter den Großgrundbesitzern Judas zur Zeit des Exils und danach eine herausragende Rolle gespielt haben muss und dazu diente, ihre Ansprüche auf das Land gegenüber denen der zurückkehrenden Exilanten zu untermauern.

Religiöse Traditionen

Abraham genießt in den drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam eine hohe Wertschätzung. Im Judentum ist er der Begründer des Bundes, der besonderen Beziehung zwischen dem jüdischen Volk und Gott, was zu dem Glauben führt, dass die Juden das auserwählte Volk Gottes sind. Im Christentum lehrte der Apostel Paulus, dass Abrahams Glaube an Gott - der dem mosaischen Gesetz vorausging - ihn zum Prototyp aller Gläubigen, ob Juden oder Nichtjuden, machte; und im Islam wird er als Glied in der Kette der Propheten gesehen, die mit Adam beginnt und in Mohammed gipfelt.

Islam

Der Islam betrachtet Abraham als ein Glied in der Kette der Propheten, die mit Adam beginnt und in Muhammad gipfelt. Ibrāhīm wird in 35 Kapiteln des Koran erwähnt, häufiger als jede andere biblische Persönlichkeit außer Moses. Er wird sowohl als hanif (Monotheist) als auch als muslim (einer, der sich unterwirft) bezeichnet, und die Muslime betrachten ihn als Propheten und Patriarchen, als Urbild des perfekten Muslims und als verehrten Reformer der Kaaba in Mekka. Die islamischen Überlieferungen betrachten Ibrāhīm als den ersten Pionier des Islam (der auch Millat Ibrahim, die "Religion Abrahams", genannt wird), und dass sein Ziel und seine Mission während seines gesamten Lebens darin bestanden, die Einheit Gottes zu verkünden. Im Islam nimmt Abraham eine herausragende Stellung unter den großen Propheten ein, und er wird als "Ibrahim Khalilullah" bezeichnet, was "Abraham, der Geliebte Gottes" bedeutet.

Neben Ishaq und Yaqub gehört Ibrahim zu den ehrenhaftesten und hervorragendsten Männern vor Gott. Ibrahim wurde im Koran auch als "Vater der Muslime" und als Vorbild für die Gemeinschaft erwähnt.

Drusen

Die Drusen betrachten Abraham als den dritten Sprecher (natiq) nach Adam und Noah, der dazu beitrug, die grundlegenden Lehren des Monotheismus (tawhid) für ein größeres Publikum zu vermitteln. Er gehört auch zu den sieben Propheten, die nach drusischem Glauben in verschiedenen Epochen der Geschichte auftraten.

Mandäismus

Im Mandäismus wird Abraham (klassisch mandäisch: ࡀࡁࡓࡀࡄࡉࡌ, romanisiert: Abrahim) in Buch 18 der Rechten Ginza als der Patriarch des jüdischen Volkes erwähnt. Die Mandäer sind der Ansicht, dass Abraham ursprünglich ein mandäischer Priester war. Sie sind jedoch anderer Meinung als Abraham und die Juden in Bezug auf die Beschneidung, die sie als körperliche Verstümmelung betrachten und die daher verboten ist.

In den Künsten

Malerei und Bildhauerei

Gipsabguss eines spätrömischen Opfers von Isaak aus dem 16. Jahrhundert. Die Hand Gottes kam ursprünglich herunter, um Abrahams Messer zurückzuhalten (beide fehlen heute).

Gemälde über das Leben Abrahams konzentrieren sich in der Regel nur auf einige wenige Ereignisse: die Opferung Isaaks, die Begegnung mit Melchisedek, die Unterhaltung mit den drei Engeln, Hagar in der Wüste und einige andere. Martin O'Kane, Professor für Bibelwissenschaften, schreibt außerdem, dass das Gleichnis von Lazarus, der im Schoß Abrahams" ruht, wie es im Lukasevangelium beschrieben wird, zu einem ikonischen Bild in christlichen Werken wurde. O'Kane zufolge wichen die Künstler oft von der in der Literatur üblichen Darstellung des Lazarus ab, der neben Abraham bei einem Festmahl im Himmel sitzt, und konzentrierten sich stattdessen auf die "etwas unpassende Vorstellung, dass Abraham, der am meisten verehrte Patriarch, ein nacktes und verletzliches Kind in seinem Schoß hält". Mehrere Künstler haben sich vom Leben Abrahams inspirieren lassen, darunter Albrecht Dürer (1471-1528), Caravaggio (1573-1610), Donatello, Raffael, Philip van Dyck (niederländischer Maler, 1680-1753) und Claude Lorrain (französischer Maler, 1600-1682). Rembrandt (Niederländer, 1606-1669) schuf mindestens sieben Werke zu Abraham, Peter Paul Rubens (1577-1640) mehrere, Marc Chagall mindestens fünf, Gustave Doré (französischer Illustrator, 1832-1883) sechs und James Tissot (französischer Maler und Illustrator, 1836-1902) über zwanzig Werke zu diesem Thema.

Der Sarkophag des Junius Bassus stellt eine Reihe biblischer Geschichten dar, darunter Abraham, der Isaak opfern soll. Diese Szenen befinden sich auf der Außenseite eines frühchristlichen Marmorsarkophags, der für die Bestattung von Junius Bassus verwendet wurde. Er starb im Jahr 359. Dieser Sarkophag wurde als "wahrscheinlich das berühmteste Stück frühchristlicher Reliefs" bezeichnet. Der Sarkophag befand sich ursprünglich im oder unter dem alten Petersdom, wurde 1597 wiederentdeckt und befindet sich heute unter der modernen Basilika im Museo Storico del Tesoro della Basilica di San Pietro (Museum des Petersdoms) im Vatikan. Der Sockel ist etwa 1,2 m × 2,4 m × 1,2 m groß. Die dargestellten alttestamentlichen Szenen wurden in einer frühen Form der Typologie als Vorläufer des Opfers Christi im Neuen Testament ausgewählt. Rechts von der Mitte ist Daniel in der Löwengrube zu sehen, links Abraham, der im Begriff ist, Isaak zu opfern.

George Segal schuf figurale Skulpturen, indem er in seinem 1987 entstandenen Werk Abraham's Farewell to Ishmael verputzte Gazestreifen über lebende Modelle formte. Das menschliche Dasein stand für ihn im Mittelpunkt, und Segal nutzte das Alte Testament als Quelle für seine Bildsprache. Die Skulptur zeigt das Dilemma, in dem sich Abraham befand, als Sarah von ihm verlangte, Hagar und Ismael zu vertreiben. Die Zärtlichkeit des Vaters, die Wut Sarahs und die resignierte Akzeptanz durch Hagar stellen eine Reihe menschlicher Emotionen dar. Die Skulptur wurde nach dem Tod des Künstlers im Jahr 2000 dem Miami Art Museum gestiftet.

Christliche Ikonographie

Abraham im Paradies, Gračanica-Kloster, Serbien

In der Regel kann Abraham durch den Kontext des Bildes identifiziert werden - die Begegnung mit Melchisedek, die drei Besucher oder die Opferung von Isaak. In Einzelporträts kann ein Schwert oder ein Messer als sein Attribut verwendet werden, wie bei dieser Statue von Gian Maria Morlaiter oder diesem Gemälde von Lorenzo Monaco. Er trägt immer einen grauen oder weißen Bart.

Bereits zu Beginn des 3. Jahrhunderts folgte die christliche Kunst der christlichen Typologie, indem sie die Opferung Isaaks als Vorahnung des Opfers Christi am Kreuz und dessen Gedenken im Messopfer darstellte. Siehe zum Beispiel diesen christlichen Altar aus dem 11. Jahrhundert, auf dem die Opfer Abrahams und anderer Personen eingraviert sind, die das Opfer Christi in der Eucharistie vorwegnehmen sollen.

Einige frühchristliche Schriftsteller interpretierten die drei Besucher als den dreieinigen Gott. So zeigt ein Mosaik in Santa Maria Maggiore, Rom, aus dem 5. Jahrhundert nur die Besucher auf goldenem Grund und stellt halbtransparente Kopien von ihnen in den "himmlischen" Raum über der Szene. In der orthodoxen Kunst des Ostens ist der Besuch das wichtigste Mittel, um die Dreifaltigkeit darzustellen (Beispiel). Auf einigen Bildern sind Abraham und Sarah nicht zu sehen, wie auf der Dreifaltigkeit von Andrej Rublew, die nur die drei Besucher als bartlose Jünglinge an einem Tisch zeigt.

Literatur

Fear and Trembling (dänischer Originaltitel: Frygt og Bæven) ist ein einflussreiches philosophisches Werk von Søren Kierkegaard, das 1843 unter dem Pseudonym Johannes de silentio (Johannes der Schweigsame) veröffentlicht wurde. Kierkegaard wollte die Angst verstehen, die in Abraham vorgeherrscht haben muss, als Gott ihn aufforderte, seinen Sohn zu opfern. W. G. Hardys Roman Vater Abraham (1935) erzählt die fiktionalisierte Lebensgeschichte Abrahams.

Musik

Im Jahr 1681 veröffentlichte Marc-Antoine Charpentier eine dramatische Motette (Oratorium), Sacrificim Abrahae H.402 - 402 a - 402 b, für Solisten, Chor, doppelte Instrumente und Continuo. Sébastien de Brossard veröffentlichte eine Kantate Abraham (Datum unbekannt).

1994 veröffentlichte Steve Reich eine Oper mit dem Titel Die Höhle. Der Titel bezieht sich auf die Höhle der Patriarchen. Die Erzählung der Oper basiert auf der Geschichte von Abraham und seiner unmittelbaren Familie, wie sie in den verschiedenen religiösen Texten erzählt wird und wie sie von einzelnen Menschen aus verschiedenen Kulturen und religiösen Traditionen verstanden wird.

Highway 61 Revisited" von Bob Dylan ist der Titelsong seines 1965 erschienenen Albums Highway 61 Revisited. Im Jahr 2004 wählte das Magazin Rolling Stone den Song auf Platz 364 der 500 größten Songs aller Zeiten. Der Song besteht aus fünf Strophen. In jeder Strophe beschreibt jemand ein ungewöhnliches Problem, das schließlich auf dem Highway 61 gelöst wird. In Strophe 1 sagt Gott zu Abraham: "Töte mir einen Sohn". Gott will, dass die Tötung auf dem Highway 61 geschieht. Abram, der ursprüngliche Name des biblischen Abraham, ist auch der Name von Dylans eigenem Vater.