Tranexamsäure
Strukturformel ⓘ | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Freiname | Tranexamsäure | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C8H15NO2 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
beigefarbener Feststoff | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | |||||||||||||||||||
ATC-Code |
B02AA02 | ||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Fibrinolyse-Hemmer | ||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Lysin-Analog | ||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 157,21 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt |
386–392 °C (Zersetzung) | ||||||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten |
1200 mg·kg−1 (LD50, Ratte, i.v.) | ||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Pharmakologische Informationen ⓘ | |||
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Verabreichungsart | peroral (p.o.); intravenös (i.v.); lokal | ||
Bioverfügbarkeit | 30–50 % nach peroraler Gabe, unbeeinträchtigt durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme. Plazentagängig 100 %. Plasmaproteinbindung 3 % (fast ausschließlich an Plasmin). Muttermilchgängig 1 %. | ||
Metabolismus | geringfügig in der Leber; terminale Halbwertszeit 2 Stunden, Verteilungsvolumen 9–12 L | ||
Wechselwirkungen | Faktor IX | Thromboserisiko | |
Ausscheidung | Urin | 95 % als unveränderte Substanz | |
Stuhl | – | ||
Inkompatibilität | N.N. | – | |
Klinische Informationen | |||
Indikation(en) | Kinder | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | |
Erwachsene | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | ||
Nebenwirkungen | Sehstörungen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Blutdruckabfall (bei schneller i.v. Gabe). | ||
Kontraindikation(en) | Niereninsuffizienz (Dosisanpassung erforderlich). Harnwegsblutung (Obstruktionsgefahr). Bestehende Thrombosen. | ||
Zulassungsstatus | |||
Deutschland | USA | EU | |
Zulassungsdatum | TT.MM.JJJJ | 30.12.1986 | TT.MM.JJJJ |
Status | Apothekenpflichtig. Rezeptpflichtig. |
Tranexamsäure (AMCHA oder TXA) ist eine Substanz, die in der Medizin zur Hemmung des Fibrinolysesystems verwendet wird. Der Wirkungsmechanismus beruht dabei auf einer Komplexbildung mit Plasminogen, wodurch dessen Bindung an die Fibrinoberfläche gehemmt wird. Damit resultiert letztlich eine Hemmung der Gerinnselauflösung (Fibrinolyse). Es wird daher als Antifibrinolytikum (Fibrinolysehemmer) bezeichnet. ⓘ
Klinische Daten | |
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Aussprache | \ˌtran-eks-ˌam-ik-\ |
Handelsnamen | Cyklokapron, andere |
AHFS/Drugs.com | Professionelle Fakten zum Medikament |
Schwangerschaft Kategorie |
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Wege der Verabreichung | Durch den Mund, Injektion, topisch |
ATC-Code |
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Rechtlicher Status | |
Rechtlicher Status |
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Pharmakokinetische Daten | |
Bioverfügbarkeit | 34% |
Eliminationshalbwertszeit | 3.1 h |
Bezeichnungen | |
IUPAC-Bezeichnung
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CAS-Nummer | |
PubChem CID | |
IUPHAR/BPS | |
DrugBank | |
ChemSpider | |
UNII | |
KEGG | |
ChEBI | |
ChEMBL | |
PDB-Ligand |
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Chemische und physikalische Daten | |
Formel | C8H15NO2 |
Molare Masse | 157,21 g-mol-1 |
3D-Modell (JSmol) | |
SMILES
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InChI
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(Überprüfen) |
Tranexamsäure (TXA) ist ein Medikament zur Behandlung oder Vorbeugung von übermäßigem Blutverlust bei schweren Traumata, Blutungen nach der Geburt, Operationen, Zahnentfernungen, Nasenbluten und starker Menstruation. Es wird auch bei vererbbaren Angioödemen eingesetzt. Es wird entweder oral oder durch Injektion in eine Vene eingenommen. ⓘ
Mechanismus der Wirkung
Tranexamsäure ist ein synthetisches Analogon der Aminosäure Lysin. Es wirkt als Antifibrinolytikum, indem es reversibel vier bis fünf Lysinrezeptorstellen auf Plasminogen bindet. Dadurch wird die Umwandlung von Plasminogen in Plasmin vermindert, wodurch der Fibrinabbau verhindert und das Gerüst der Fibrinmatrixstruktur erhalten wird. Tranexamsäure hat eine etwa achtmal höhere antifibrinolytische Aktivität als ein älteres Analogon, die ε-Aminocapronsäure. Tranexamsäure hemmt auch direkt die Aktivität von Plasmin mit schwacher Potenz (IC50 = 87 mM), und sie kann die aktive Stelle des Urokinase-Plasminogenaktivators (uPA) mit hoher Spezifität (Ki = 2 mM) blockieren, eine der höchsten unter allen Serinproteasen. ⓘ
Nebenwirkungen sind selten. Einige davon sind Veränderungen des Farbsehens, Blutgerinnsel und allergische Reaktionen. Bei Menschen mit Nierenerkrankungen ist erhöhte Vorsicht geboten. Die Anwendung von Tranexamsäure während der Schwangerschaft und Stillzeit scheint sicher zu sein. Tranexamsäure ist ein antifibrinolytisches Medikament. ⓘ
Tranexamsäure wurde erstmals 1962 von den japanischen Forschern Shosuke und Utako Okamoto entwickelt. Sie steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation. Tranexamsäure ist als Generikum erhältlich. ⓘ
Medizinische Anwendungen
Tranexamsäure wird häufig nach schweren Traumata eingesetzt. Tranexamsäure wird zur Vorbeugung und Behandlung von Blutverlusten in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt, z. B. bei zahnärztlichen Eingriffen, starken Menstruationsblutungen und Operationen mit hohem Blutverlustrisiko. ⓘ
Trauma
Tranexamsäure senkt nachweislich das Risiko eines Todes aus beliebiger Ursache bei Menschen, die aufgrund eines Traumas erhebliche Blutungen haben. Am wirksamsten ist es, wenn es innerhalb der ersten drei Stunden nach einem schweren Trauma eingenommen wird. Es senkt auch das Sterberisiko, wenn es innerhalb der ersten drei Stunden nach einer Hirnverletzung verabreicht wird. ⓘ
Menstruationsblutung
Tranexamsäure wird manchmal zur Behandlung starker Menstruationsblutungen eingesetzt. Durch die orale Einnahme werden regelmäßig auftretende starke Menstruationsblutungen sicher und wirksam behandelt und die Lebensqualität verbessert. Eine andere Studie hat gezeigt, dass die Dosis bei Frauen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren nicht angepasst werden muss. ⓘ
Entbindung
Tranexamsäure wird manchmal (oft in Verbindung mit Oxytocin) zur Blutstillung nach der Entbindung eingesetzt. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Blutungen nach der Geburt ist bei Frauen, die Tranexamsäure erhalten, geringer. ⓘ
Chirurgie
- Tranexamsäure wird manchmal in der orthopädischen Chirurgie eingesetzt, um den Blutverlust zu verringern, so dass perioperative Bluttransfusionen seltener oder gar nicht mehr erforderlich sind. Es hat sich als nützlich erwiesen, um das Operationsfeld freizumachen und den Blutverlust zu verringern, wenn es vor oder nach der Operation verabreicht wird. Drainage und Anzahl der Transfusionen werden reduziert.
- Bei chirurgischen Korrekturen von Kraniosynostosen bei Kindern verringert es den Bedarf an Bluttransfusionen.
- In der Wirbelsäulenchirurgie (z. B. Skoliose), Korrektur mit posteriorer Wirbelsäulenfusion unter Verwendung von Instrumenten, um übermäßigen Blutverlust zu vermeiden.
- In der Herzchirurgie, sowohl mit als auch ohne kardiopulmonalen Bypass (z. B. Koronararterien-Bypass-Operation), wird sie zur Vermeidung eines übermäßigen Blutverlustes eingesetzt. ⓘ
Zahnmedizin
In den Vereinigten Staaten ist Tranexamsäure von der FDA für den kurzfristigen Einsatz bei Menschen mit schweren Blutungsstörungen zugelassen, die sich einer zahnärztlichen Operation unterziehen müssen. Tranexamsäure wird für einen kurzen Zeitraum vor und nach dem Eingriff eingesetzt, um einen größeren Blutverlust zu verhindern und den Bedarf an Bluttransfusionen zu verringern. ⓘ
Tranexamsäure wird in der Zahnmedizin in Form einer 5%igen Mundspülung nach Extraktionen oder chirurgischen Eingriffen bei Patienten mit verlängerter Blutungszeit verwendet, z. B. bei erworbenen oder vererbten Erkrankungen. ⓘ
Hämatologie
Es gibt nicht genügend Belege für die routinemäßige Anwendung von Tranexamsäure zur Verhinderung von Blutungen bei Menschen mit Blutkrebs. Es gibt jedoch mehrere Studien, die diesen Einsatz von Tranexamsäure derzeit untersuchen. Bei Menschen mit vererbten Blutungsstörungen (z. B. von-Willebrand-Krankheit) wird Tranexamsäure häufig eingesetzt. Auch für Menschen mit erworbenen Blutungsstörungen (z. B. direkt wirkende orale Antikoagulanzien (DOACs)) wird sie zur Behandlung schwerer Blutungen empfohlen. ⓘ
Nasenbluten
Die Anwendung von Tranexamsäure, die direkt auf die blutende Stelle aufgetragen oder über den Mund eingenommen wird, scheint bei der Behandlung von Nasenbluten hilfreicher zu sein als die alleinige Verwendung von Wattepflastern. Sie senkt das Risiko einer erneuten Blutung innerhalb von 10 Tagen. ⓘ
Andere Anwendungen
- Die Verwendung von Tranexamsäure bei Hämoptysen wird durch vorläufige Erkenntnisse unterstützt.
- Bei hereditärem Angioödem
- Bei hereditärer hämorrhagischer Teleangiektasie - Tranexamsäure verringert nachweislich die Häufigkeit von Epistaxis bei Patienten mit schweren und häufigen Episoden von Nasenbluten aufgrund hereditärer hämorrhagischer Teleangiektasie.
- Bei Melasma - Tranexamsäure wird manchmal bei der Hautaufhellung als topisches Mittel, als Injektion in eine Läsion oder durch den Mund eingenommen, sowohl allein als auch als Ergänzung zur Lasertherapie; 2017 schien ihre Sicherheit angemessen zu sein, aber ihre Wirksamkeit für diesen Zweck war ungewiss, da es weder groß angelegte randomisierte kontrollierte Studien noch Langzeit-Follow-up-Studien gegeben hatte.
- Bei Hyphema - Tranexamsäure hat sich als wirksam erwiesen, um das Risiko von Nachblutungen bei Menschen mit traumatischem Hyphema zu verringern. ⓘ
Experimentelle Anwendungen
Tranexamsäure kann in einigen experimentellen Situationen die Neuroinflammation lindern. ⓘ
Tranexamsäure kann bei postpartalen Blutungen eingesetzt werden; laut WHO kann sie das Risiko eines blutungsbedingten Todes um ein Drittel senken. ⓘ
Kontraindikationen
- Allergisch auf Tranexamsäure
- Krampfanfälle in der Vorgeschichte
- Venöse oder arterielle Thromboembolien oder aktive thromboembolische Erkrankungen in der Vorgeschichte
- Schwere Niereninsuffizienz aufgrund der Akkumulation des Medikaments, bei leichter oder mittlerer Niereninsuffizienz ist eine Dosisanpassung erforderlich ⓘ
Unerwünschte Wirkungen
- Allergische Reaktionen kommen sowohl systemisch (am ganzen Körper) als auch in Form von Hautausschlägen vor.
- Tranexamsäure kann insbesondere bei Patienten mit angeborener oder erworbener Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie) zu einer Bildung oder Vermehrung von Thrombosen führen. Thrombosen können nachfolgend zu Embolien führen (Lungenembolie, Schlaganfall). Eine Meta-Analyse von 216 Studien zur Häufigkeit thrombotischer Komplikationen nach der intravenösen Gabe von Tranexamsäure fand kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu Placebo oder keinem Eingriff. Die Meta-Analyse legt nahe, dass intravenös verabreichte TXA auch unabhängig von der Dosierung das Risiko thromboembolischer Ereignisse nicht erhöht. Allerdings kritisieren mehrere Kommentatoren die Heterogenität der Studien.
- Vorhofflimmern mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.
- Tranexamsäure kann bei Menschen Sehstörungen auslösen. Im Tierexperiment wurden Schädigungen der Netzhaut beschrieben. ⓘ
Unerwünschte Wirkungen sind selten. Zu den gemeldeten unerwünschten Ereignissen gehören Veränderungen des Farbsehens, Blutgerinnsel und allergische Reaktionen wie Anaphylaxie. Ob das Risiko von venösen Thromboembolien (Blutgerinnseln) tatsächlich erhöht ist, ist umstritten. Das Risiko wird in der Produktliteratur erwähnt, und es wurde in Erfahrungen nach dem Inverkehrbringen berichtet. Trotz dieser Tatsache und der hemmenden Wirkung von Tranexamsäure auf den Abbau von Blutgerinnseln haben große Studien zur Anwendung von Tranexamsäure keine Erhöhung des Risikos einer venösen oder arteriellen Thrombose gezeigt, auch nicht bei Personen, die zuvor unter anderen Umständen eine Thrombose erlitten hatten. ⓘ
Besondere Bevölkerungsgruppen
- Tranexamsäure ist in die Schwangerschaftskategorie B eingestuft. In Tierversuchen wurden keine Schäden festgestellt.
- Bei Einnahme während der Stillzeit gehen geringe Mengen in die Muttermilch über. Wenn es aus anderen Gründen erforderlich ist, kann das Stillen fortgesetzt werden.
- Bei Nierenfunktionsstörungen ist Tranexamsäure nicht gut untersucht. Da sie jedoch zu 95 % unverändert über den Urin ausgeschieden wird, sollte die Dosis bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen angepasst werden.
- Bei Leberfunktionsstörungen ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich, da nur ein geringer Teil des Arzneimittels über die Leber metabolisiert wird. ⓘ
Gesellschaft und Kultur
Tranexamsäure wurde erstmals 1962 von den japanischen Forschern Shosuke und Utako Okamoto synthetisiert. Es wurde in die WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen. ⓘ
Markennamen
Tranexamsäure wird in den USA und Australien als Tablette unter dem Namen Lysteda und in Australien, Schweden und Jordanien als Infusionslösung und als Tablette unter dem Namen Cyklokapron vertrieben, im Vereinigten Königreich und in Schweden unter dem Namen Cyclo-F. Im Vereinigten Königreich wird es auch als Femstrual vermarktet, in Asien als Transcam, in Bangladesch als Tracid, in Indien als Pause, in Pakistan als Transamin, in Südamerika als Espercil, in Japan als Nicolda, in Frankreich, Polen, Belgien und Rumänien als Exacyl und in Ägypten als Kapron. Auf den Philippinen wird es in Kapselform als Hemostan und in Israel als Hexakapron vermarktet. ⓘ
Zulassung
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat am 13. November 2009 Tranexamsäure-Tabletten (Markenname Lysteda) zur Behandlung von starken Menstruationsblutungen zugelassen. ⓘ
Im März 2011 wurde der Status von Tranexamsäure zur Behandlung starker Menstruationsblutungen im Vereinigten Königreich von PoM (Prescription only Medicines) auf P (Pharmacy Medicines) geändert und ist seither unter den Markennamen Cyklo-F und Femstrual rezeptfrei in britischen Apotheken erhältlich, zunächst exklusiv für die Boots-Apotheke, was zu einigen Diskussionen über die Verfügbarkeit geführt hat. (In Teilen Europas war es bereits seit mehr als zehn Jahren rezeptfrei erhältlich.) Bei langfristiger Anwendung von Tranexamsäure werden regelmäßige Leberfunktionstests empfohlen. ⓘ
Herkunft und Herstellung
Tranexamsäure ist ein synthetischer Stoff, der der Aminosäure Lysin ähnelt. Er zählt wie ε-Aminocapronsäure und p-Aminomethylbenzoesäure zur Gruppe der sogenannten ε-Aminocarbonsäuren. ⓘ
Pharmakokinetik
Aufnahme und Bioverfügbarkeit
Tranexamsäure ist nach peroraler Gabe zu 30–50 % bioverfügbar. Das Verteilungsvolumen beträgt 9–12 L. Die Halbwertszeit ist 2 Stunden. ⓘ
Verstoffwechselung
Tranexamsäure wird nur sehr geringfügig in der Leber verstoffwechselt. Als Stoffwechselprodukte haben sich Carboxylsäure (1 % der verabreichten Dosis) und die acetylierte Form von Tranexamsäure (0,1 % der verabreichten Dosis) im Urin vorfinden lassen. ⓘ
Ausscheidung
Die Ausscheidung erfolgt zu 95 % über die Nieren und Harnwege (renale Elimination). Auf Grund der fast ausschließlich renalen Eliminierung der Substanz muss die Dosis bei Niereninsuffizienz vor allem bei längerer Anwendung reduziert werden, damit keine Akkumulation von Tranexamsäure im Plasma erfolgt. In Abhängigkeit vom Kreatinin im Serum wird die Anzahl der Einzeldosen pro Tag vermindert. ⓘ
Wechselwirkungen
Bei gemeinschaftlicher Verabreichung von Tranexamsäure und Faktor IX wird ein erhöhtes Thromboserisiko beobachtet. ⓘ
Anwendungsgebiete
- Zur Verhinderung oder Linderung von Blutungen bei Zahnextraktion oder Zahnfleischblutungen bei Hämophilie. ⓘ
- Generalisierte und/oder lokale Hyperfibrinolyse (verstärkte Fibrinolyse). Minderung der Hyperfibrinolyse, entstanden entweder durch Überschuss an Plasmin (Hyperplasminämie) oder als Folge einer thrombolytischen Behandlung mit beispielsweise Streptokinase. Eine erhöhte lokale Fibrinolyse kann bei Prostataoperationen und Operationen an den Harnwegen, bei rezidivierenden Blutungen des Gastrointestinaltraktes, bei Colitis ulcerosa, bei essentieller oder IUP-induzierter Hypermenorrhoe (vermehrter Monatsblutung), bei Nasenbluten und nach Zahnextraktion bei Patienten mit Gerinnungsstörungen (Koagulopathien) auftreten. Ebenso wird Tranexamsäure bei Operationen mit extrakorporalem Kreislauf (Herz-Lungen-Maschine) verwendet und auch beim akuten Schädel-Hirn-Trauma eingesetzt. ⓘ
- Tranexamsäure findet als Antidot (Gegenmittel) bei der Blockierung von Fibrinolytika wie Streptokinase eine weitere Anwendung. Alternativ gab man hier auch den Proteinaseinhibitor (Antiplasmin) Aprotinin, der wegen seiner thrombogenen Wirkung 2007 vom Markt genommen wurde. ⓘ
- Hereditäres Angioödem (HAE). ⓘ
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
- Stillzeit. Tranexamsäure geht in die Muttermilch über (in sehr geringen Konzentrationen von ca. 1 % der Plasmakonzentration).
- Blutungen im Harntrakt. Es können durch Anwendung von Tranexamsäure Verstopfungen der Harnleiter mit nachfolgendem Urinaufstau entstehen.
- Thrombosen. Thrombosen (vorbestehend) werden bei Gabe von Tranexamsäure gefördert.
- Sepsis und DIC (disseminierte intravasale Gerinnung). ⓘ
Darreichungsformen und Wirkstärken
- 1 Filmtablette enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 5 ml enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 10 ml enthält 1000 mg Tranexamsäure.
- 1 Brausetablette enthält 1000 mg Tranexamsäure. ⓘ
Handelsnamen
Cyklokapron, Hersteller: MEDA Pharma; Quixil Hersteller: OMRIX biopharmaceuticals ⓘ