Hypoglykämie

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Hypoglykämie
Andere NamenHypoglykämie, Hypoglykämie, Unterzuckerung, Unterzuckerung
Glucose test.JPG
Blutzuckermessgerät
FachgebietEndokrinologie
SymptomeKopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Zittern, Schwindel, Schwäche, Müdigkeit, Schwitzen, Klammheit, schnelle Herzfrequenz, Herzklopfen, Nervosität oder Angst, Hunger, Übelkeit, Kribbeln, Schwierigkeiten beim Sprechen, Verwirrung, Bewusstlosigkeit, ungewöhnliches Verhalten, Benommenheit, blasse Hautfarbe, Krampfanfälle, Tod
Gewöhnlicher AusbruchSchnell
UrsachenMedikamente (Insulin, Glinide und Sulfonylharnstoffe), Sepsis, Nierenversagen, bestimmte Tumore, Lebererkrankungen
Diagnostische MethodeWhipple-Trias: Symptome einer Hypoglykämie, Serumblutzuckerspiegel <70 mg/dL (3,9 mmol/L) und Verschwinden der Symptome, wenn der Blutzucker wieder normal ist
BehandlungVerzehr von Lebensmitteln mit hohem Einfachzuckeranteil, Dextrose, Glukagon
HäufigkeitBei Typ-1-Diabetikern tritt eine leichte Hypoglykämie im Durchschnitt zweimal pro Woche auf, eine schwere Hypoglykämie einmal pro Jahr.
TodesfälleBei Typ-1-Diabetikern sterben 6-10 % an einer Hypoglykämie.

Hypoglykämie, auch Unterzuckerung genannt, ist ein Absinken des Blutzuckerspiegels unter den Normalwert, in der Regel unter 70 mg/dL (3,9 mmol/L). Die Whipple-Trias wird verwendet, um hypoglykämische Episoden richtig zu erkennen. Sie ist definiert als Blutzuckerwert unter 70 mg/dL (3,9 mmol/L), Symptome im Zusammenhang mit einer Hypoglykämie und Abklingen der Symptome, wenn der Blutzucker wieder normal ist. Eine Hypoglykämie kann zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Ungeschicklichkeit, Sprachstörungen, Verwirrung, schnellem Herzschlag, Schwitzen, Zittern, Nervosität, Hunger, Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen oder Tod führen. Die Symptome treten in der Regel schnell auf.

Die häufigste Ursache einer Hypoglykämie sind Medikamente zur Behandlung von Diabetes wie Insulin, Sulfonylharnstoffe und Biguanide. Das Risiko ist bei Diabetikern größer, die weniger als üblich gegessen, kürzlich Sport getrieben oder Alkohol getrunken haben. Weitere Ursachen für eine Hypoglykämie sind schwere Krankheiten, Sepsis, Nierenversagen, Lebererkrankungen, Hormonmangel, Tumore wie Insulinome oder Nicht-B-Zell-Tumore, angeborene Stoffwechselstörungen, verschiedene Medikamente und Alkohol. Ein niedriger Blutzucker kann bei ansonsten gesunden Neugeborenen auftreten, die einige Stunden lang nichts gegessen haben.

Eine Hypoglykämie wird durch den Verzehr einer zuckerhaltigen Nahrung oder eines zuckerhaltigen Getränks behandelt, z. B. Glukosetabletten oder -gel, Apfelsaft, Limonade oder Süßigkeiten. Die Person muss bei Bewusstsein sein und schlucken können. Ziel ist es, 10-20 Gramm eines Kohlenhydrats zu sich zu nehmen, um den Blutzuckerspiegel auf mindestens 70 mg/dL (3,9 mmol/L) zu erhöhen. Wenn eine Person nicht in der Lage ist, Nahrung über den Mund aufzunehmen, kann Glukagon durch Injektion oder in die Nase helfen. Die Behandlung einer Hypoglykämie, die nicht mit Diabetes zusammenhängt, umfasst die Behandlung des zugrunde liegenden Problems.

Bei Menschen mit Diabetes beginnt die Vorbeugung damit, dass sie die Anzeichen und Symptome einer Hypoglykämie erkennen. Diabetesmedikamente wie Insulin, Sulfonylharnstoffe und Biguanide können ebenfalls angepasst oder abgesetzt werden, um Hypoglykämien zu verhindern. Häufige und routinemäßige Blutzuckerkontrollen werden empfohlen. Manche Menschen finden kontinuierliche Blutzuckermessungen mit Insulinpumpen hilfreich bei der Behandlung von Diabetes und der Vorbeugung von Hypoglykämien.

Klassifikation nach ICD-10
E14.6 Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus mit sonstigen näher bezeichneten Komplikationen
E15 Hypoglykämisches Koma, nichtdiabetisch
E16.0 Arzneimittelinduzierte Hypoglykämie ohne Koma
E16.1 Sonstige Hypoglykämie
E16.2 Hypoglykämie, nicht näher bezeichnet
P70.0 Syndrom des Kindes einer Mutter mit gestationsbedingtem Diabetes mellitus
P70.1 Syndrom des Kindes einer diabetischen Mutter
P70.3 Iatrogene Hypoglykämie beim Neugeborenen
P70.4 Sonstige Hypoglykämie beim Neugeborenen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Hypoglykämie, auch Hypoglycämie geschrieben, (umgangssprachlich: Unterzuckerung) bezeichnet in der Medizin einen abnorm niedrigen Blutzuckerspiegel (eine zu niedrige Glucosekonzentration im Blut).

Man unterscheidet eine Hypoglykämie ohne Symptome („asymptomatische Hypoglykämie“) und eine mit Symptomen („symptomatische Hypoglykämie“). Bei letzterer unterscheidet man wiederum zwei Schweregrade, zum einen ob sich der Betroffene noch selbst helfen kann oder ob er auf Fremdhilfe angewiesen ist. Klassische Symptome sind je nach Dauer und Ausprägung des Zustandes beispielsweise Schweißausbrüche und Trübung des Bewusstseins über ein Delir bis hin zum Koma (hypoglykämisches Koma, umgangssprachlich Zuckerschock oder Diabetesschock genannt). Eine unbehandelte schwere und andauernde Hypoglykämie kann tödlich enden. Sie darf nicht mit dem diabetischen Koma (Coma diabeticum) verwechselt werden, einer schweren Stoffwechselentgleisung mit Überzuckerung (Hyperglykämie).

Gewisse Zellen des menschlichen Körpers, wie beispielsweise Hirnzellen, sind auf eine kontinuierliche Energiezufuhr in Form von Glucose angewiesen. Bei der Hypoglykämie sinkt der Zuckergehalt des Blutes so weit ab, dass die Funktionsfähigkeit der Zellen beeinträchtigt wird. Daher treten bei stoffwechselgesunden Personen bereits bei Werten unter etwa 60 mg/dl erste Kompensationsmechanismen auf, deren Ziel es ist, den Blutzuckerwert wieder zu steigern. Durch diese Kompensationsmechanismen kommt es auch bei längeren Hungerperioden nicht zu bedrohlichen Hypoglykämien. Ursache einer Hypoglykämie ist in aller Regel ein relatives Übermaß an dem Blutzucker-senkenden Hormon Insulin im Blut, oder die Überdosierung Blutzucker-senkender Medikamente, wie bestimmter Antidiabetika, wodurch die physiologischen Kompensationsmechanismen überfordert werden. Ursache einer solchen Hyperinsulinämie ist meist eine Überdosierung einer Insulin-Injektion im Rahmen der Behandlung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In sehr seltenen Fällen können auch insulin-produzierende Tumoren (Insulinome) die Ursache sein.

Die Therapie der Hypoglykämie besteht aus der oralen Gabe von Glucose. Im medizinischen Notfall oder wenn der Patient nicht schlucken kann, muss Glucose intravenös verabreicht werden. Zur Blutzuckersteigerung kann notfallmedizinisch auch intramuskulär oder subkutan Glucagon verabreicht werden. Langfristig ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch eine Verbesserung der Insulintherapie oder die Beseitigung anderer Ursachen (beispielsweise Entfernung eines Insulinoms) angezeigt.

Definition

Der Blutzuckerspiegel schwankt naturgemäß im Laufe des Tages. Von einer Hypoglykämie, auch Unterzuckerung oder Unterzuckerung genannt, spricht man jedoch, wenn der Blutzuckerspiegel unter 70 mg/dL (3,9 mmol/L) fällt.

Im Allgemeinen wird der Blutzuckerspiegel zwischen 70 und 110 mg/dL (3,9-6,1 mmol/L) gehalten. Obwohl 70 mg/dL (3,9 mmol/L) die untere Grenze des normalen Blutzuckerspiegels ist, treten die Symptome einer Hypoglykämie in der Regel erst ab 55 mg/dL (3,0 mmol/L) oder darunter auf. Der Blutzuckerspiegel, bei dem Symptome einer Hypoglykämie auftreten, kann bei Personen mit mehreren früheren Hypoglykämieepisoden sogar noch niedriger sein.

Whipple-Dreiklang

Die Symptome eines niedrigen Blutzuckerspiegels allein sind nicht spezifisch genug, um eine Hypoglykämie-Episode zu charakterisieren. Ein einzelner Blutzuckerwert unter 70 mg/dL ist ebenfalls nicht spezifisch genug, um eine Hypoglykämie zu charakterisieren. Die Whipple-Trias besteht aus drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um eine Hypoglykämie-Episode genau zu charakterisieren.

Die drei Bedingungen sind die folgenden:

  1. Die Anzeichen und Symptome einer Hypoglykämie sind vorhanden (siehe Abschnitt unten über Anzeichen und Symptome)
  2. Es liegt ein niedriger Blutzuckermesswert vor, typischerweise weniger als 70 mg/dL (3,9 mmol/L)
  3. Die Anzeichen und Symptome einer Hypoglykämie verschwinden, nachdem sich der Blutzuckerspiegel wieder normalisiert hat.

Alter

Der größte Unterschied im Blutzuckerspiegel zwischen Erwachsenen und Kindern tritt bei Neugeborenen in den ersten 48 Lebensstunden auf. Nach den ersten 48 Lebensstunden gibt es nach Angaben der Pediatric Endocrine Society kaum noch Unterschiede im Blutzuckerspiegel und in der Verwendung von Glukose zwischen Erwachsenen und Kindern. Während der 48-stündigen Neugeborenenperiode passt das Neugeborene nach der Geburt den Glukagon und Adrenalinspiegel an, was zu einer vorübergehenden Hypoglykämie führen kann. Daher war es schwierig, Leitlinien für die Interpretation und Behandlung eines niedrigen Blutzuckerspiegels bei Neugeborenen im Alter von weniger als 48 Stunden zu entwickeln. Nach einer Überprüfung der Daten kam die Pediatric Endocrine Society zu dem Schluss, dass Neugeborene, die weniger als 48 Stunden alt sind, ab einem Serumglukosespiegel von 55-65 mg/dL (3,0-3,6 mmol/L) auf eine Hypoglykämie reagieren. Im Gegensatz dazu liegt der Wert bei Erwachsenen, Kindern und älteren Säuglingen bei etwa 80-85 mg/dL (4,4-4,7 mmol/L).

Bei Kindern, die älter als 48 Stunden sind, liegt die Serumglukose im Durchschnitt zwischen 70 und 100 mg/dL (3,9-5,5 mmol/L), ähnlich wie bei Erwachsenen. Die Whipple-Trias wird verwendet, um eine Hypoglykämie bei Kindern zu erkennen, die ihre Symptome mitteilen können.

Differentialdiagnose

Zu den anderen Erkrankungen, die sich ähnlich wie eine Hypoglykämie darstellen können, gehören folgende:

  • Alkohol- oder Drogenintoxikation
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzklappenerkrankung
  • Postprandiales Syndrom
  • Hyperthyreose
  • Phäochromozytom
  • Hypoglykämie nach Magenbypass
  • Generalisierte Angststörung
  • Schleichende Insulinverwendung
  • Fehler im Labor oder bei der Blutentnahme (Fehlen eines Antiglykolytikums im Entnahmeröhrchen oder bei der Verarbeitung)

Anzeichen und Symptome

Die Symptome einer Hypoglykämie werden in zwei Hauptkategorien unterteilt. Die erste Kategorie sind Symptome, die durch eine Unterzuckerung des Gehirns verursacht werden, die so genannten neuroglykopenischen Symptome. Die zweite Kategorie von Symptomen wird durch die Reaktion des Körpers auf die Unterzuckerung des Gehirns verursacht und wird als adrenerge Symptome bezeichnet.

Neuroglykopenische Symptome Adrenerge Symptome
  • Kopfschmerzen
  • Verschwommenes Sehen
  • Müdigkeit (auch Fatigue genannt)
  • Ungewöhnliches Verhalten
  • Verwirrung
  • Schwindelgefühle
  • Schwierigkeiten beim Sprechen oder undeutliches Sprechen
  • Krampfanfälle
  • Bewusstlosigkeit (manchmal auch Ohnmacht genannt)
  • Tod, bei schwerer Hypoglykämie
  • Schnelle Herzfrequenz
  • Klopfender Herzschlag (auch Palpitationen genannt)
  • Schwitzen
  • Klammheit
  • Zittrigkeit oder Tremulousität
  • Nervosität (auch Angstzustände genannt)
  • Hunger
  • Übelkeit
  • Kribbeln und Nadeln
  • Blasse Hautfarbe
Hinweise:

Die Symptome einer Hypoglykämie sind bei jedem Menschen unterschiedlich, so dass bei einer Hypoglykämie möglicherweise nicht alle oben aufgeführten Symptome auftreten. Die Symptome treten in der Regel auch sehr schnell auf. Es ist wichtig, bei einer Person, die Symptome einer Hypoglykämie zeigt, schnell eine Blutzuckermessung durchzuführen, um die hypoglykämische Episode richtig zu identifizieren.

Pathophysiologie

Auch Personen ohne Diabetes mellitus können Hypoglykämien bekommen: bei starker körperlicher Betätigung (etwa durch Sport; siehe Hungerast), hoher Stressbelastung und bei Mahlzeiten, die sehr starke Insulinausschüttungen veranlassen (hoher glykämischer Index). Differentialdiagnostisch sollte man auch an eine Malabsorption (d. h. mangelnde Aufnahme) von Kohlenhydraten und Nährstoffen denken. Dies kann insbesondere mit einer (mitunter jahrelang unerkannt gebliebenen) Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) zusammenhängen, bei der die Dünndarmschleimhaut im Rahmen einer Autoimmunreaktion durch eine Aufnahme von Gluten (enthalten v. a. in Weizen, Gerste, Dinkel und Roggen und in vielen Fertiggerichten sowie Fleischereiwaren) so stark geschädigt wird, dass Kohlenhydrate und Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße verwertet werden können (Siehe auch postprandiale Hypoglykämie, früher auch als funktionelle oder reaktive Hypoglykämie bezeichnet).

Medikamente wie Salicylsäure und ihre Derivate können durch Störung der körpereigenen Zuckermobilisierung aus der Leber eine Hypoglykämie verursachen. Das gegen Leishmaniose verwendete Medikament Pentamidin wirkt direkt toxisch auf die insulinproduzierenden Zellen und kann durch deren Zerstörung eine körpereigene Insulinfreisetzung mit Unterzuckerung hervorrufen. Chinine und Sulfonamid-Antibiotika fördern ebenso die Insulinausschüttung. Ebenso werden Chinolon-Antibiotika und der heute nur noch selten verwendete Betablocker Propranolol mit Hypoglykämien in Verbindung gebracht. Betablocker können durch ihre Wirkung auf periphere Beta-Rezeptoren die Warnsignale einer Unterzuckerung maskieren.

In sehr seltenen Fällen können eine Nebennierenrindeninsuffizienz durch Ausfall des Nebennierenrindenhormons Cortisol, eine Schilddrüsenhormonstörung oder eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse zu Unterzuckerungen führen. Ebenfalls selten ist ein Insulinom, ein Insulin-produzierender Tumor.

Eine Hypoglykämie kann nach Konsum von Alkohol entstehen, da Alkohol die Gluconeogenese (Neubildung von Zucker) in der Leber hemmt und dem Körper so die Möglichkeit zur Gegenregulation fehlt. Alkohol stört auch die Hypoglykämiewahrnehmung und die entsprechenden kognitiven Funktionen. Zur Vermeidung von Unterzuckerungen sollte der in alkoholischen Getränken enthaltene Kohlenhydratanteil bei der Insulindosierung nicht berücksichtigt werden. Bei Nicht-Diabetikern kann es bei chronischer Unterernährung z. B. im Rahmen eines fortgesetzten Alkoholabusus zu einem mangelnden Glucoseeinbau in die Leber und dadurch zu Unterzuckerungen kommen.

Bei Beginn einer Unterzuckerung veranlasst das Gehirn einen erhöhten Adrenalinausstoß, da die Freisetzung von Adrenalin zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führt (Sympathikusaktivität). Gleichzeitig wird die Leber zu einer erhöhten Freisetzung von Glucose aus Glycogen (der Speicherform der Glucose) angeregt, und die Bauchspeicheldrüse stellt die Produktion von Insulin ein; im Gegenzug wird die Freisetzung von Glucagon erhöht. In der Regel reichen die körpereigenen Regulierungsmaßnahmen aus, um einer Unterzuckerung vorzubeugen.

Durch die Unterversorgung des Gehirns mit Glucose sind neurologische Ausfälle die ersten Anzeichen einer akuten Unterzuckerung. Miteinhergehend können Wesensveränderungen, auch Aggressivität, sein. Im Stadium einer tiefen Unterzuckerung tritt die Bewusstlosigkeit mit den entsprechenden Gefahren ein.

Die sympatho-adrenerge Aktivierung während einer Hypoglykämie ist hauptverantwortlich für abnorme kardiale Repolarisation. Bei hohem Adrenalinspiegel durch akute Hypoglykämie gibt es intensive Effekte auf das kardiovaskuläre System. Es kommt zu erhöhter Herzfrequenz, erhöhtem systolischen und erniedrigtem diastolischen Blutdruck. Dadurch kann eine bestehende Herzinsuffizienz verschlechtert werden. Das Risiko einer kardialen Ischämie durch eine Hypoglykämie ist statistisch signifikant erhöht.

Die Hypoglycaemia factitia ist ein Krankheitsbild, bei dem es durch gezielte Selbstverabreichung von blutzuckersenkenden Mitteln zu einem gewollten Absenken des Blutzuckers kommt. Sie stellt eine wichtige Differentialdiagnose bei allen Hypoglykämien dar, die bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern auftreten.

Glukose ist die Hauptenergiequelle des Gehirns, und es gibt eine Reihe von Mechanismen, die eine Hypoglykämie verhindern und die Energieversorgung des Gehirns sicherstellen. Der Körper kann die Insulinproduktion und -freisetzung, die Glukoseproduktion in der Leber und die Glukoseverwertung im Körper regulieren. Der Körper produziert das Hormon Insulin auf natürliche Weise in der Bauchspeicheldrüse. Insulin hilft bei der Regulierung der Glukosemenge im Körper, insbesondere nach den Mahlzeiten. Glukagon ist ein weiteres Hormon, das an der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt ist und als Gegenspieler des Insulins betrachtet werden kann. Glukagon trägt zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels bei, vor allem in Hungerphasen.

Wenn der Blutzuckerspiegel in den unteren Normbereich fällt, besteht die erste Verteidigungslinie gegen eine Unterzuckerung darin, die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse zu verringern. Dieser Rückgang des Insulins ermöglicht es der Leber, die Glykogenolyse zu steigern. Glykogenolyse ist der Prozess des Glykogenabbaus, der zur Produktion von Glukose führt. Glykogen kann als die inaktive Speicherform von Glukose betrachtet werden. Ein verminderter Insulinspiegel ermöglicht auch eine erhöhte Glukoneogenese in der Leber und den Nieren. Die Glukoneogenese ist der Prozess der Glukoseproduktion aus Nicht-Kohlenhydratquellen, die aus Muskeln und Fett stammen.

Sobald der Blutzuckerspiegel aus dem Normalbereich fällt, wirken zusätzliche Schutzmechanismen, um eine Unterzuckerung zu verhindern. Der Bauchspeicheldrüse wird signalisiert, Glukagon freizusetzen, ein Hormon, das die Glukoseproduktion in der Leber und den Nieren erhöht und den Muskel- und Fettabbau steigert, um die Glukoneogenese zu unterstützen. Wenn der erhöhte Glukagonspiegel den Blutzuckerspiegel nicht auf ein normales Niveau anhebt, setzen die Nebennieren Adrenalin frei. Epinephrin steigert ebenfalls die Glukoneogenese und die Glykogenolyse, während es gleichzeitig die Verwendung von Glukose durch die Organe verringert und so die Glukoseversorgung des Gehirns schützt.

Nach längerer Hypoglykämie werden Cortisol und Wachstumshormon freigesetzt, um die Glukoneogenese und Glykogenolyse fortzusetzen und gleichzeitig die Verwendung von Glukose durch andere Organe zu verhindern. Die Wirkung von Cortisol und Wachstumshormon ist weit weniger wirksam als die von Adrenalin. Im Zustand der Hypoglykämie signalisiert das Gehirn auch ein Hungergefühl und treibt die Person zum Essen an, um den Glukosegehalt zu erhöhen.

Ursachen

Als Ursache eines erniedrigten Nüchternblutzuckers gelten das vermehrte Absondern von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse, auch das Insulinom und allgemein der Hyperinsulinismus, schwere Lebererkrankungen, bei denen die Gluconeogenese oder die Freisetzung von Glukose ins Blut (Glykogenspeicherkrankheit) eingeschränkt ist, die Urämie, die mit einer Insuffizienz von Nebennierenrinde oder Hypophysenvorderlappen verbundene Minderung blutzuckersteigernder Hormone, die Zuckerausscheidung über die Niere und Tumoren wie beispielsweise das Leberzellkarzinom. Auch die Ausscheidung insulinähnlicher Peptide im Rahmen einer Paraneoplasie und Glykogenosen können dafür verantwortlich sein. Auch bereits bei Neugeborenen, deren Mütter Diabetikerinnen sind, oder bei Kindern mit einer angeborenen Hyperplasie der Inselzellen der Bauchspeicheldrüse kann ein erniedrigter Nüchternblutzucker auftreten.

Postprandiale Hypoglykämien finden sich bei Magenentleerungsstörungen, im Anfangsstadium eines Diabetes mellitus, nach Magenresektionen, infolge von Erbkrankheiten, wie der Fruktoseintoleranz, und reaktiv nach kurzfristiger Aufnahme hoher Mengen an Zucker oder vegetativer Labilität mit erhöhter Vagotonie.

Typische äußere Ursachen für eine Hypoglykämie sind eine überhöhte Dosis von Insulin oder von Sulfonylharnstoffen sowie ein übermäßiger Alkoholkonsum ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme. Auch starke körperliche Anstrengung kann zur Hypoglykämie führen.

Eine Hypoglykämie tritt am häufigsten bei Diabetikern auf, die mit Insulin, Gliniden und Sulfonylharnstoffen behandelt werden. Bei Menschen ohne Diabetes ist eine Hypoglykämie selten, da es viele Regulationsmechanismen gibt, die das Gleichgewicht zwischen Glukose, Insulin und Glukagon gewährleisten. Weitere Informationen über Glukose, Insulin und Glukagon finden Sie im Abschnitt Pathophysiologie (siehe oben).

Diabetiker

Medikamente

Die häufigste Ursache für Hypoglykämie bei Diabetikern sind Medikamente zur Behandlung von Diabetes wie Insulin, Sulfonylharnstoffe und Biguanide. Dies ist oft auf eine zu hohe oder schlecht abgestimmte Dosierung zurückzuführen. Manchmal nehmen Diabetiker Insulin in Erwartung einer Mahlzeit oder eines Snacks ein, und das Auslassen oder Vergessen dieser Mahlzeit führt zu einer Hypoglykämie. Dies ist auf eine erhöhte Insulinmenge zurückzuführen, ohne dass die Glukose der geplanten Mahlzeit vorhanden ist.

Unbewusste Hypoglykämie

Wiederholte Hypoglykämie-Episoden können zu einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung führen, d. h. zu einer verminderten Fähigkeit, eine Hypoglykämie zu erkennen. Je mehr Hypoglykämie-Episoden ein Diabetiker erlebt, desto geringer wird der Blutzuckerspiegel, der die Symptome einer Hypoglykämie auslöst. Mit anderen Worten: Menschen ohne Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung spüren die Symptome einer Hypoglykämie bei einem Blutzucker von etwa 55 mg/dL (3,0 mmol/L). Bei Menschen mit Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung treten die Symptome einer Hypoglykämie bei weitaus niedrigeren Blutzuckerwerten auf. Dies ist aus einer Reihe von Gründen gefährlich. Die Hypoglykämie-Patienten werden sich nicht nur bei sehr niedrigen Blutzuckerwerten ihrer Hypoglykämie bewusst, sondern sie benötigen auch hohe Mengen an Kohlenhydraten oder Glukagon, um ihren Blutzuckerspiegel wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Bei diesen Personen ist auch das Risiko einer schweren Hypoglykämie wesentlich höher.

Die genaue Ursache der Hypoglykämie-Unverträglichkeit wird zwar noch erforscht, aber man nimmt an, dass diese Menschen nach und nach weniger adrenerge Symptome entwickeln, was zum Verlust der neuroglykopenischen Symptome führt. Neuroglykopenische Symptome werden durch einen niedrigen Blutzuckerspiegel im Gehirn verursacht und können zu Müdigkeit, Verwirrung, Sprachschwierigkeiten, Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit führen. Adrenerge Symptome werden durch die Reaktion des Körpers auf eine niedrige Glukosekonzentration im Gehirn verursacht und können sich in einer schnellen Herzfrequenz, Schwitzen, Nervosität und Hunger äußern. Weitere Erklärungen zu neuroglykopenischen und adrenergen Symptomen finden Sie im Abschnitt über Anzeichen und Symptome.

Was die Epidemiologie betrifft, so tritt eine hypoglykämische Unwohlsein bei 20-40 % der Typ-1-Diabetiker auf.

Andere Ursachen

Andere Ursachen für eine Hypoglykämie bei Diabetikern sind unter anderem folgende:

  • Fasten, sei es geplantes Fasten oder Fasten über Nacht, da über einen längeren Zeitraum keine Glukose aufgenommen wird
  • Mehr Sport als üblich, da dies zu einem höheren Glukoseverbrauch führt, insbesondere in den Muskeln
  • Alkoholkonsum, insbesondere in Kombination mit Diabetesmedikamenten, da Alkohol die Glukoseproduktion hemmt
  • Nierenerkrankung, da das Insulin nicht gut aus dem Kreislauf ausgeschieden werden kann

Nicht-Diabetiker

Schwere Krankheit

Schwere Erkrankungen können zu einem niedrigen Blutzucker führen. Schwere Erkrankungen vieler Organsysteme können als sekundäres Problem eine Hypoglykämie verursachen. Hypoglykämie tritt besonders häufig bei Patienten auf der Intensivstation auf oder bei Patienten, denen im Rahmen ihres Behandlungsplans Essen und Trinken vorenthalten wird.

Sepsis, eine häufige Ursache für Hypoglykämie bei schweren Erkrankungen, kann auf verschiedene Weise zu Hypoglykämie führen. Im Zustand der Sepsis verbraucht der Körper große Mengen an Glukose zur Energiegewinnung. Der Glukoseverbrauch wird durch die Produktion von Zytokinen weiter erhöht. Zytokine sind Proteine, die der Körper in Stresssituationen, insbesondere bei der Bekämpfung einer Infektion, produziert. Zytokine können die Glukoseproduktion hemmen und so die Energiespeicher des Körpers weiter verringern. Schließlich sind Leber und Nieren Orte der Glukoseproduktion, und im Zustand der Sepsis erhalten diese Organe möglicherweise nicht genügend Sauerstoff, was zu einer verminderten Glukoseproduktion aufgrund von Organschäden führt.

Andere Ursachen für schwere Erkrankungen, die eine Hypoglykämie verursachen können, sind Leberversagen und Nierenversagen. Die Leber ist der wichtigste Ort der Glukoseproduktion im Körper, und jedes Leberversagen oder jede Leberschädigung führt zu einer verminderten Glukoseproduktion. Die Nieren sind zwar auch für die Glukoseproduktion zuständig, aber ihr Ausfall ist nicht so gravierend, dass es zu einer Hypoglykämie kommt. Stattdessen sind die Nieren für den Abtransport von Insulin aus dem Körper verantwortlich, und wenn diese Funktion bei Nierenversagen beeinträchtigt ist, bleibt das Insulin länger im Blutkreislauf, was zu Hypoglykämie führt.

Medikamente

Es wurde eine Reihe von Medikamenten identifiziert, die auf unterschiedliche Weise eine Hypoglykämie verursachen können. Mäßig gute Belege gibt es für den nichtsteroidalen Entzündungshemmer Indomethacin und das Malariamittel Chinin. Geringe Qualität hat die Evidenz für Lithium, das bei bipolaren Störungen eingesetzt wird. Schließlich gibt es nur sehr schwache Belege für eine Reihe von Bluthochdruckmedikamenten, darunter Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (auch ACE-Hemmer genannt), Angiotensin-Rezeptor-Blocker (auch ARB genannt) und β-adrenerge Blocker (auch Betablocker genannt). Zu den anderen Medikamenten, für die es nur sehr schwache Belege gibt, gehören die Antibiotika Levofloxacin und Trimethoprim-Sulfamethoxazol, der Progesteronblocker Mifepriston, das Antiarrhythmikum Disopyramid, das Antikoagulans Heparin und das Chemotherapeutikum Mercaptopurin.

Wenn eine Person ohne Diabetes versehentlich Medikamente einnimmt, die traditionell zur Behandlung von Diabetes eingesetzt werden, kann dies ebenfalls eine Hypoglykämie verursachen. Zu diesen Medikamenten gehören Insulin, Glinide und Sulfonylharnstoffe. Dies kann durch medizinische Fehler im Gesundheitswesen oder durch Apothekenfehler geschehen, auch iatrogene Hypoglykämie genannt.

Schleichende Insulinverwendung

Wenn Personen Insulin einnehmen, ohne es zu benötigen, um absichtlich eine Hypoglykämie herbeizuführen, wird dies als heimliche Insulineinnahme oder fiktive Hypoglykämie bezeichnet. Manche Menschen verwenden Insulin, um eine Gewichtsabnahme herbeizuführen, bei anderen kann dies auf Simulantentum oder eine fiktive Störung zurückzuführen sein, die eine psychiatrische Störung darstellt. Zu den Bevölkerungsgruppen, die von einer fiktiven Hypoglykämie betroffen sind, gehören Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren, insbesondere Diabetikerinnen, Angehörige von Diabetikern, Beschäftigte im Gesundheitswesen oder Personen mit einer psychiatrischen Vorgeschichte. Der klassische Weg, um einen heimlichen Insulinverbrauch zu erkennen, ist eine Blutuntersuchung, die hohe Insulinwerte bei niedrigen C-Peptid- und Proinsulinwerten ergibt.

Alkoholmissbrauch

Die Produktion von Glukose wird durch Alkohol blockiert. Bei Alkoholmissbrauch kann eine Hypoglykämie durch einen mehrtägigen Alkoholrausch ausgelöst werden, der mit wenig oder keiner Nahrungsaufnahme einhergeht. Die Ursache für eine Hypoglykämie ist multifaktoriell: In einem Zustand des Hungers wird das Glykogen aufgebraucht. Die Glykogenspeicher können dann aufgrund der fehlenden Nahrungsaufnahme nicht wieder aufgefüllt werden, was durch die Hemmung der Glukoseproduktion durch Alkohol noch verstärkt wird.

Hormonmangel

Bei Kindern mit primärer Nebenniereninsuffizienz, auch Addison-Krankheit genannt, kann es nach langen Fastenperioden zu einer Hypoglykämie kommen. Die Addison-Krankheit geht mit einem chronisch niedrigen Spiegel des Stresshormons Cortisol einher, was zu einer verminderten Glukoseproduktion führt.

Hypopituitarismus, der zu einer Verringerung des Wachstumshormons führt, ist eine weitere Ursache für Hypoglykämie bei Kindern, insbesondere bei langen Fastenperioden oder erhöhter körperlicher Aktivität.

Angeborene Störungen des Stoffwechsels

Bei den angeborenen Stoffwechselstörungen handelt es sich um eine Gruppe seltener genetischer Störungen, die mit einem fehlerhaften Abbau oder einer fehlerhaften Speicherung von Proteinen, Kohlenhydraten oder Fettsäuren einhergehen. Angeborene Stoffwechselstörungen können eine Hypoglykämie bei Säuglingen und viel seltener bei Erwachsenen verursachen. Störungen, die mit dem Abbau von Glykogen zusammenhängen, so genannte Glykogenspeicherkrankheiten, können eine Hypoglykämie verursachen. Normalerweise führt der Abbau von Glykogen zu erhöhten Glukosespiegeln, insbesondere im nüchternen Zustand. Bei Glykogenspeicherkrankheiten kann Glykogen jedoch nicht richtig abgebaut werden, was zu einem unangemessen niedrigen Glukosespiegel im Nüchternzustand und damit zu einer Hypoglykämie führt. Zu den Glykogenspeicherkrankheiten, die mit Hypoglykämie einhergehen, gehören Typ 0, Typ I, Typ III und Typ IV sowie das Fanconi-Syndrom.

Insulinome

Ein primärer B-Zell-Tumor, wie z. B. ein Insulinom, wird mit Hypoglykämie in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um einen Tumor, der in der Bauchspeicheldrüse lokalisiert ist. Ein Insulinom produziert Insulin, das wiederum den Blutzuckerspiegel senkt und eine Hypoglykämie verursacht. Die normalen Regulierungsmechanismen, die ein Absinken des Insulinspiegels bei niedrigem Blutzuckerspiegel verhindern, sind nicht vorhanden. Während einer Hypoglykämie sind Plasmainsulin, C-Peptid und Proinsulin unangemessen hoch.

Nicht-B-Zell-Tumore

Hypoglykämie kann bei Menschen mit Nicht-B-Zell-Tumoren wie Hepatomen, Adrenocorticoid-Karzinomen und Karzinoid-Tumoren auftreten. Diese Tumore führen zu einem Zustand erhöhten Insulins, insbesondere eines erhöhten insulinähnlichen Wachstumsfaktors II, der den Glukosespiegel senkt.

Postprandiale Hypoglykämie nach Magenbypass

Der Roux-en-Y-Magenbypass, eine Operation zur Gewichtsreduktion, die am Magen durchgeführt wird, wurde mit einer Hypoglykämie in Verbindung gebracht, die als postprandiale Hypoglykämie nach dem Magenbypass bezeichnet wird. Obwohl der gesamte Mechanismus der Hypoglykämie nach dieser Operation noch nicht vollständig geklärt ist, geht man davon aus, dass die Mahlzeiten zu einem sehr hohen Spiegel an Glucagon-like Peptide-1 (auch GLP-1 genannt) führen, einem Hormon, das den Insulinspiegel erhöht, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt.

Autoimmunbedingte Hypoglykämie

Es können sich Antikörper gegen Insulin bilden, die zu einer Autoimmunhypoglykämie führen. Antikörper sind körpereigene Immunzellen, die normalerweise Bakterien und Viren angreifen, aber manchmal auch normale menschliche Zellen angreifen können, was zu einer Autoimmunerkrankung führt. Bei der Autoimmunhypoglykämie gibt es zwei mögliche Mechanismen. In einem Fall binden sich die Antikörper an das Insulin, nachdem es im Zusammenhang mit einer Mahlzeit freigesetzt wurde, was dazu führt, dass das Insulin nicht mehr funktioniert. Zu einem späteren Zeitpunkt fallen die Antikörper vom Insulin ab, wodurch das Insulin wieder funktionsfähig wird, was zu einer späten Hypoglykämie nach einer Mahlzeit führt, der so genannten späten postprandialen Hypoglykämie. Ein weiterer Mechanismus, der eine Hypoglykämie verursacht, ist auf Antikörper zurückzuführen, die gegen Insulinrezeptoren gebildet werden, die so genannten Insulinrezeptor-Antikörper. Die Antikörper heften sich an die Insulinrezeptoren und verhindern den Abbau von Insulin, was zu einem unangemessen hohen Insulinspiegel und einem niedrigen Glukosespiegel führt.

Neonatale Hypoglykämie

Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann bei gesunden Neugeborenen auftreten, die weniger als 48 Stunden alt sind und einige Stunden lang nichts gegessen haben. Während der 48-stündigen Neugeborenenperiode passt das Neugeborene nach der Geburt den Glukagon und Adrenalinspiegel an, was eine vorübergehende Hypoglykämie auslösen kann. Bei Kindern, die älter als 48 Stunden sind, liegt der Serumglukosespiegel im Durchschnitt zwischen 70 und 100 mg/dL (3,9-5,5 mmol/L), ähnlich wie bei Erwachsenen, wobei Hypoglykämien weitaus seltener sind.

Diagnostischer Ansatz

Die zuverlässigste Methode zur Erkennung einer Hypoglykämie ist die Identifizierung der Whipple-Trias. Die Komponenten der Whipple-Trias sind ein Blutzuckerspiegel unter 70 mg/dL (3,9 mmol/L), Symptome im Zusammenhang mit dem niedrigen Blutzuckerspiegel und eine Verbesserung der Symptome, wenn der Blutzucker wieder normal ist. Die Identifizierung der Whipple-Trias bei einem Patienten hilft, unnötige diagnostische Tests zu vermeiden und die Kosten im Gesundheitswesen zu senken.

Bei Patienten mit Diabetes in der Vorgeschichte, die mit Insulin, Gliniden oder Sulfonylharnstoffen behandelt werden und bei denen die Whipple-Trias auftritt, kann davon ausgegangen werden, dass die Ursache der Hypoglykämie in der Anwendung von Insulin, Gliniden oder Sulfonylharnstoffen liegt. Bei Personen ohne Diabetes in der Vorgeschichte mit Hypoglykämie sind weitere diagnostische Tests erforderlich, um die Ursache zu ermitteln. Während einer Hypoglykämie sollten folgende Tests durchgeführt werden:

  • Plasmaglukosespiegel, keine Point-of-Care-Messung
  • Insulinspiegel
  • C-Peptid-Spiegel
  • Proinsulinspiegel
  • Beta-Hydroxybutyrat-Spiegel
  • Test auf orale Hypoglykämiemittel
  • Reaktion des Blutzuckerspiegels auf Glukagon
  • Insulin-Antikörper

Falls erforderlich, kann eine diagnostische Hypoglykämie-Episode in einem stationären oder ambulanten Rahmen erzeugt werden. Dies wird als diagnostisches Fasten bezeichnet, bei dem der Patient ein beobachtetes Fasten durchläuft, um eine hypoglykämische Episode auszulösen, so dass ein entsprechendes Blutbild erstellt werden kann. Bei einigen Patienten kann die hypoglykämische Episode einfach nach einer gemischten Mahlzeit reproduziert werden, während bei anderen ein Fasten bis zu 72 Stunden dauern kann.

Bei Verdacht auf ein Insulinom sind bildgebende Verfahren die zuverlässigste Diagnosemethode, einschließlich Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT).

Behandlung

Nachdem eine Hypoglykämie bei einer Person festgestellt wurde, ist eine schnelle Behandlung erforderlich, die lebensrettend sein kann. Das Hauptziel der Behandlung besteht darin, den Blutzuckerspiegel wieder auf einen normalen Wert anzuheben. Dies geschieht durch verschiedene Arten der Glukoseverabreichung, je nach Schwere der Hypoglykämie, den zur Verfügung stehenden Mitteln und der Person, die die Behandlung durchführt. Eine allgemeine Regel der American Diabetes Association ist die "15-15-Regel", die vorschlägt, 15 Gramm eines Kohlenhydrats zu verzehren oder zu verabreichen, dann 15 Minuten zu warten und den Blutzuckerspiegel erneut zu messen, um festzustellen, ob der Blutzuckerspiegel wieder auf einen normalen Wert gestiegen ist.

Selbstbehandlung

Wenn eine Person die Symptome einer beginnenden Hypoglykämie erkennt, sollte umgehend der Blutzucker gemessen und eine zuckerhaltige Nahrung oder ein zuckerhaltiges Getränk zu sich genommen werden. Die Person muss bei Bewusstsein sein und schlucken können. Ziel ist es, 10-20 Gramm eines Kohlenhydrats zu verzehren, um den Blutzuckerspiegel auf mindestens 70 mg/dL (3,9 mmol/L) anzuheben.

Beispiele für zu verzehrende Produkte sind:

  • Glukose-Tabs oder -Gel (siehe Anweisungen auf der Packung)
  • Zuckerhaltiger Saft wie Apfel-, Trauben- oder Cranberrysaft, 4 Unzen oder 1/2 Tasse
  • Soda oder Erfrischungsgetränke, 4 Unzen oder 1/2 Tasse (keine Diät-Soda)
  • Süßigkeiten
  • Haushaltszucker oder Honig, 1 Esslöffel

Eine Besserung des Blutzuckerspiegels und der Symptome ist innerhalb von 15-20 Minuten zu erwarten; danach sollte der Blutzucker erneut gemessen werden. Wenn der erneute Blutzuckerspiegel nicht über 70 mg/dL (3,9 mmol/L) liegt, nehmen Sie weitere 10-20 Gramm eines Kohlenhydrats zu sich und messen Sie den Blutzuckerspiegel nach 15-20 Minuten erneut. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis der Blutzuckerspiegel wieder normal ist. Die größte Verbesserung des Blutzuckerspiegels wird erreicht, wenn das Kohlenhydrat gekaut oder getrunken und dann geschluckt wird. Dadurch wird die Glukose am besten bioverfügbar, d. h. die größte Menge Glukose gelangt in den Körper und bewirkt die bestmögliche Verbesserung des Blutzuckerspiegels. Die zweitbeste Art, ein Kohlenhydrat zu verzehren, besteht darin, es unter der Zunge zergehen zu lassen, was auch als sublinguale Verabreichung bezeichnet wird. So kann beispielsweise ein Bonbon unter der Zunge aufgelöst werden. Die beste Verbesserung des Blutzuckerspiegels wird jedoch erreicht, wenn das Bonbon gekaut und zerkleinert und dann geschluckt wird.

Nach der Korrektur des Blutzuckerspiegels können die Betroffenen innerhalb einer Stunde eine vollständige Mahlzeit zu sich nehmen, um die Glukagonspeicher wieder aufzufüllen.

Aufklärung

Es ist wichtig, dass diese Personen darin geschult werden, wie sie eine Hypoglykämie erkennen, welche Lebensmittel sie dem Hypoglykämiker zu essen geben können, wie sie Glukagon injizieren oder intra-nasal verabreichen und wie sie ein Blutzuckermessgerät bedienen.

Ein Glukagon-Kit zur Behandlung einer schweren Hypoglykämie.

Behandlung durch Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen

Familienangehörige, Freunde und Arbeitskollegen von Menschen mit Hypoglykämie sind oft die ersten, die eine Hypoglykämie erkennen und Hilfe anbieten können. Wenn ein Diabetiker die Anzeichen und Symptome einer Hypoglykämie erkennt, sollte zunächst der Blutzuckerspiegel mit einem Blutzuckermessgerät gemessen werden. Liegt der Blutzuckerspiegel unter 70 mg/dL (3,9 mmol/L), hängt die Behandlung davon ab, ob die Person bei Bewusstsein ist und sicher schlucken kann. Ist die Person bei Bewusstsein und in der Lage zu schlucken, kann die Familie, ein Freund oder ein Mitarbeiter dem Hypoglykämiker helfen, 10-20 Gramm eines Kohlenhydrats zu sich zu nehmen, um den Blutzuckerspiegel auf mindestens 70 mg/dL (3,9 mmol/L) anzuheben. Eine Besserung des Blutzuckerspiegels und der Symptome ist innerhalb von 15-20 Minuten zu erwarten. Liegt der erneute Blutzuckerspiegel nicht über 70 mg/dL (3,9 mmol/L), sollte der Hypoglykämiker weitere 10-20 Gramm eines Kohlenhydrats zu sich nehmen und den Blutzuckerspiegel nach 15-20 Minuten erneut messen. Wiederholen Sie den Vorgang so lange, bis der Blutzuckerspiegel wieder normal ist, oder rufen Sie den Notdienst an, um weitere Hilfe zu erhalten.

Wenn die Person bewusstlos ist, kann zur Behandlung einer schweren Hypoglykämie ein Glucagon-Kit verwendet werden, das Glucagon entweder durch Injektion in einen Muskel oder durch nasale Inhalation verabreicht. In den Vereinigten Staaten sind Glucacon-Kits auf Rezept erhältlich, die Diabetiker im Falle einer schweren Hypoglykämie bei sich tragen können. Für weitere Hilfe sollte der Notdienst gerufen werden.

Behandlung durch medizinisches Fachpersonal

Durch Zuführung von Kohlenhydraten (insbesondere Traubenzucker) kann eine akute Hypoglykämie kurzfristig beendet werden. Dies kann bei einem Patienten, der bei Bewusstsein ist, bei leichter Hypoglykämie durch Gabe von 10 bis 20 Gramm Traubenzucker, zuckerhaltigen Getränken (1 Glas Apfel- oder Orangensaft oder Cola), gefolgt von langsam resorbierbaren Kohlenhydraten (etwa 1 bis 2 KE Brot) oder entsprechender Nahrung geschehen.

Ist Bewusstlosigkeit jedoch bereits eingetreten, darf oral keine Flüssigkeit oder Nahrung zugeführt werden, da aufgrund aussetzender Schluckreflexe beim bewusstseinsgetrübten Patienten die Gefahr einer Aspiration besteht. Bei schwerer Hypoglykämie spritzt ein Arzt oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes deshalb Glukose direkt intravenös, zunächst etwa 20 bis 40 ml 40%ige Glukose, bei bewusstlosen Patienten kann auch Glucagon (0,5 bis 1 mg) intravenös, subkutan oder intramuskulär zum Einsatz kommen.

Auch kann eine eingewiesene Hilfsperson bei bewusstlosen Patienten eine Dosis Glukagon intramuskulär verabreichen. Glukagon erhöht den Blutzucker, indem Glukose aus den körpereigenen Glykogenspeichern freigesetzt wird. Glukagon wirkt jedoch nicht nach Erschöpfung des Glykogenspeichers, zum Beispiel nach Alkoholkonsum. Nach Erwachen wird Glukose oral gegeben (s. o.), dabei sind mindestens 15 g Glukose notwendig.

Auf jeden Fall ist in einer solchen Situation das Absetzen eines Notrufs bzw. die Verständigung von Arzt oder Rettungsdienst zwingend notwendig.

  • Dem wachen Patienten 2 bis 4 Täfelchen (entspricht 1 bis 2 BE) Traubenzucker oder die entsprechende Menge eines handelsüblichen Präparates zu essen bzw. 200 bis 400 ml Fruchtsaft oder entsprechend andere kohlenhydrathaltige Getränke zu trinken geben
  • Ist die Person bewusstseinsgetrübt, keinen Traubenzucker in den Mund legen (Aspirationsgefahr)
  • Arzt oder Rettungsdienst verständigen
  • Glucose intravenös (i. v.) (nur von medizinischem Fachpersonal)
  • Glucagon ins Unterhautfettgewebe oder intramuskulär spritzen (bei bekannten Diabetikern von eingewiesenen Personen)

Bis zum Eintreffen des Arztes:

  • Kontrolle des Blutzuckermesswerts (BZ) mit einem Blutzucker-Messgerät, allerdings steigt der Blutzucker nur relativ langsam an und korreliert nicht direkt mit der spürbaren Erholung des Patienten
  • Wachheit, Atmung und Kreislauf überprüfen (Vitalzeichen)
  • Ist der Patient ansprechbar: bei Bedarf Traubenzucker oder Ähnliches (siehe oben) geben
  • Wird der Patient bewusstlos, den Patienten in die stabile Seitenlage bringen.

Bei Neugeborenen genügt meist eine Nahrungszufuhr (Anlegen an die Brust, Füttern abgepumpter Muttermilch, hydrolysierte Formula- oder Maltodextrin-Lösung, gegebenenfalls auch über eine Magensonde).

In einer medizinischen Einrichtung hängt die Behandlung von der Schwere der Symptome und dem intravenösen Zugang ab. Wenn ein Patient bei Bewusstsein und in der Lage ist, sicher zu schlucken, kann ihm Essen oder Trinken sowie Glukosetabletten oder -gel verabreicht werden. Bei Patienten mit intravenösem Zugang werden in der Regel 25 Gramm 50-prozentiger Traubenzucker verabreicht. Wenn kein intravenöser Zugang vorhanden ist, kann intramuskuläres oder nasales Glukagon verabreicht werden.

Andere Behandlungen

Die Behandlung einer Hypoglykämie erfolgt in der Regel durch die Aufnahme von Kohlenhydraten, die Injektion von Glukagon oder die Verabreichung von Traubenzucker, aber es gibt auch andere Behandlungsmöglichkeiten. Medikamente wie Diazoxid und Octreotid senken den Insulinspiegel und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Dasiglucagon wurde im März 2021 in den Vereinigten Staaten zur Behandlung von schwerer Hypoglykämie zugelassen. Dasiglucagon (Markenname Zegalogue) ist einzigartig, weil es sich um Glucagon in einer Fertigspritze oder einem Autoinjektor-Pen handelt, im Gegensatz zu herkömmlichen Glucagon-Kits, bei denen Glucagon in Pulverform mit einer Flüssigkeit gemischt werden muss.

Das Erfrischungsgetränk Lucozade wurde im Vereinigten Königreich zur Behandlung von Hypoglykämie eingesetzt, hat aber in letzter Zeit einen Großteil seines Traubenzuckers durch künstliche Süßstoffe ersetzt, mit denen sich Hypoglykämie nicht behandeln lässt.

Vorbeugung

Eine Insulinpumpe, die eine angemessene Insulinmenge abgibt.

Diabetiker

Die Vorbeugung von Hypoglykämie hängt von der Ursache ab. Bei Diabetikern, die mit Insulin, Gliniden oder Sulfonylharnstoffen behandelt werden, liegt der Schwerpunkt bei der Vorbeugung von Hypoglykämien auf der Schulung der Patienten und der Anpassung der Medikamente. Die Grundlage der Diabetesschulung besteht darin, die Anzeichen und Symptome einer Hypoglykämie zu erkennen und zu lernen, wie man schnell handeln kann, um eine Verschlimmerung eines Anfalls zu verhindern. Ein weiterer Eckpfeiler der Vorbeugung ist die konsequente Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels mit regelmäßigen und häufigen Messungen. Die Forschung hat gezeigt, dass Patienten mit Typ-1-Diabetes, die kontinuierliche Blutzuckermesssysteme mit Insulinpumpen verwenden, ihre Blutzuckerkontrolle deutlich verbessern. Insulinpumpen tragen dazu bei, hohe Blutzuckerspitzen zu vermeiden und eine unangemessene Insulindosierung zu verhindern. Kontinuierliche Blutzuckermessgeräte können einen Alarm auslösen, wenn der Blutzucker zu niedrig oder zu hoch ist, was insbesondere Menschen mit nächtlicher Hypoglykämie oder Hypoglykämie-Unkenntnis hilft. Was die Anpassung der Medikamente betrifft, so können die Dosierung und der Zeitpunkt der Einnahme angepasst werden, um eine Hypoglykämie zu verhindern, oder ein Medikament kann ganz abgesetzt werden.

Nicht-Diabetiker

Bei Menschen mit Hypoglykämie, die nicht an Diabetes erkrankt sind, gibt es eine Reihe von Präventivmaßnahmen, die von der Ursache abhängen. Hypoglykämien, die durch hormonelle Störungen wie Cortisolmangel bei der Addison-Krankheit oder Wachstumshormonmangel bei Hypopituitarismus verursacht werden, können durch eine angemessene Hormonersatztherapie verhindert werden. Die mit Nicht-B-Zell-Tumoren verbundenen hypoglykämischen Episoden können nach der chirurgischen Entfernung des Tumors sowie nach einer Strahlen- oder Chemotherapie zur Verkleinerung des Tumors verringert werden. In einigen Fällen können Patienten mit Nicht-B-Zell-Tumoren eine Hormontherapie mit Wachstumshormon, Glukokortikoid oder Octreotid erhalten, um auch die Hypoglykämie-Episoden zu verringern. Nach einem Magenbypass kann eine Hypoglykämie durch kleinere, häufigere Mahlzeiten, den Verzicht auf zuckerhaltige Lebensmittel sowie eine medikamentöse Behandlung mit einem Alpha-Glukosidasehemmer, Diazoxid oder Octreotid verhindert werden.

Bei einigen Ursachen von Hypoglykämie ist eine Behandlung der zugrundeliegenden Ursache erforderlich, um eine Hypoglykämie bestmöglich zu verhindern. Dies ist bei Insulinomen der Fall, die häufig eine chirurgische Entfernung des Tumors erfordern, damit die Hypoglykämie verschwindet. Bei Patienten, bei denen eine operative Entfernung des Insulinoms nicht möglich ist, können Diazoxid oder Octreotid eingesetzt werden.

Verbreitung

Quantitative Bedeutung hat die Hypoglykämie insbesondere bei medikamentös behandelten Diabetikern. So wird geschätzt, dass von den in Großbritannien mit Sulfonylharnstoffen behandelten Typ-2-Diabetikern mehr als 5000 Patienten pro Jahr eine schwere Hypoglykämie mit Notfalleinsatz erleiden. Die Kosten der Hospitalisierung einer schweren Hypoglykämie in Großbritannien wird auf 1000 Britische Pfund pro Fall geschätzt.

Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zwischen wiederholt aufgetretenen schweren Hypoglykämien und der Entwicklung einer Demenz. Bei einer Episode einer schweren Hypoglykämie war das Risiko für die Entwicklung einer Demenz bei den beobachteten Patienten nach Auswertung der Krankenakten um 26 Prozent (HR, 1.26; 95% CI, 1.10-1.49), bei zwei um 80 Prozent (HR, 1.80; 95% CI, 1.37-2.36) und bei drei oder mehr Episoden fast um das doppelte (HR, 1.94%; 95% CI, 1.42-2.64) erhöht.

Kindliche Hypoglykämien nach der Entbindung stellen die quantitativ bedeutsamste Komplikation nach einer mütterlichen diabetischen Stoffwechsellage in der Schwangerschaft dar.

Bei Typ-2-Diabetikern treten Hypoglykämien seltener auf als bei Typ-1-Diabetikern, da Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes wie Metformin, Glitazone, Alpha-Glucosidase-Hemmer, Glucagon-like-Peptide-1-Agonisten und Dipeptidylpeptidase-IV-Hemmer keine Hypoglykämien verursachen. Hypoglykämie ist bei Typ-2-Diabetikern, die Insulin, Glinide oder Sulfonylharnstoffe einnehmen, häufig. Unabhängig vom Diabetestyp ist die Einnahme von Insulin nach wie vor ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Hypoglykämie.

Geschichte

Die Hypoglykämie wurde erstmals von James Collip entdeckt, als er 1922 zusammen mit Frederick Banting an der Reinigung von Insulin arbeitete. Collip wurde gebeten, einen Test zu entwickeln, um die Aktivität von Insulin zu messen. Er injizierte zunächst Insulin in ein Kaninchen und maß dann die Senkung des Blutzuckerspiegels. Die Messung des Blutzuckerspiegels war ein zeitaufwändiger Schritt. Collip beobachtete, dass Kaninchen, denen er eine zu hohe Insulindosis spritzte, zu krampfen begannen, ins Koma fielen und dann starben. Diese Beobachtung vereinfachte seinen Test. Er definierte eine Einheit Insulin als die Menge, die notwendig war, um diese krampfartige hypoglykämische Reaktion bei einem Kaninchen auszulösen. Später stellte Collip fest, dass er Geld und Kaninchen einsparen konnte, indem er ihnen Glukose injizierte, sobald sie krampften.

Etymologie

Das Wort Hypoglykämie wird auch als Hypoglykämie oder Hypoglykämie geschrieben. Der Begriff bedeutet "niedriger Blutzucker" von griechisch ὑπογλυκαιμία, von ὑπο- hypo- 'unter' + γλυκύς glykys 'süß' + αἷμᾰ haima 'Blut'.

Entstehung

An der Regulation des Blutzuckerspiegels sind bei gesunden Personen unterschiedliche Mechanismen beteiligt. So senkt ihn das von der Bauchspeicheldrüse ausgeschiedene Insulin, indem es die Aufnahme von Traubenzucker (Glucose) in Fett- und Muskelzellen steigert. Gleichzeitig stehen dem menschlichen Körper jedoch auch Mechanismen zu Verfügung, einen erniedrigten Blutzuckerspiegel zu steigern. Ein wesentlicher davon ist das Glucagon, das die Gluconeogenese anregt. Eine Hypoglykämie entsteht, wenn die blutzuckersteigernden Maßnahmen des Körpers die blutzuckersenkenden nicht kompensieren können. Im auf Glucose als Hauptenergielieferant angewiesenen Gehirn beträgt die Glucosekonzentration normalerweise 4 bis 6 mM (5 mM entspricht 90 mg/dL), sinkt aber bei Fasten auf 2 bis 3 mM. Unter 1 mM treten Verwirrung und bei niedrigeren Werten auch Koma auf.

Das kann nicht nur bei Diabetikern auftreten, die beispielsweise zu viel Insulin bekamen, sondern auch bei stoffwechselgesunden Personen. Bei der reaktiven Hypoglykämie stimuliert eine kurzfristige hochdosierte Zuführung von Zucker die Insulinausschüttung derart intensiv, dass die Kompensationsmechanismen überfordert werden. Ein analoger Mechanismus liegt auch der Dumping-Hypoglykämie infolge einer gestörten Reservoirfunktion des Magens (Dumping-Syndrom) nach operativen Eingriffen am Magen-Darm-Trakt zugrunde.

Hypoglykämie bei Neugeborenen

Neugeborene von unzureichend eingestellten diabetischen Müttern neigen zu Unterzuckerungen nach der Geburt. Die Ursache ist der hohe Glukosespiegel im Blut der Mutter. Die Glukose gelangt über die Plazenta zum Fetus. Als Reaktion des Überangebotes bildet die Bauchspeicheldrüse des Feten übermäßig viel Insulin. Nach der Entbindung fällt zwar die Glukose der Mutter weg, aber die Zellen der kindlichen Bauchspeicheldrüse haben sich noch nicht umgestellt und produzieren weiterhin mehr Insulin als nötig. Dies führt dazu, dass die im Blut vorhandene Glukose rascher aufgebraucht wird, es kommt zur Unterzuckerung des Neugeborenen.

Untersuchungsmethoden

Unterschiedliche, für Schnelltests geeignete Blutzuckermessgeräte

Die Messung des Blutzuckers erfolgt apparativ in der Regel aus kapillarem oder venösem Blut. Die Angabe der Höhe des Blutzuckerspiegel erfolgt von den Geräten in der Einheit mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder in mmol/l (Millimol pro Liter), wobei 10 mg/dl etwa 0,555 mmol/l entspricht.

Neben einer exakten laborchemisch quantitativen Analyse (beispielsweise mittels der Hagedorn-Jensen-Methode) im Regelfall, sind insbesondere in Notfallsituationen, aber auch zur Selbstkontrolle möglichst genaue Erfassungen der Größenordnung einer Hypoglykämie wichtig (semiquantitative Analyse). Dazu sind Schnelltests geeignet, bei denen das Blut auf einen Teststreifen gegeben wird und dort zu einer Verfärbung führt. Diese Verfärbungen werden dann optisch mittels eines Blutzuckermessgerätes ausgelesen. Es gibt auch Teststreifen, die ohne Hilfsmittel, also mit bloßem Auge eine sinnvolle Abschätzung zulassen. Im Blut verbrauchen typischerweise rote Blutkörperchen Glukose. Daher können Messwerte, die aus Proben gewonnen wurden, die bereits längere Zeit ungeeignet gelagert waren, falsch niedrige Werte aufweisen.

Findet sich eine Hypoglykämie bei Nichtdiabetikern, so bedarf dies weiterer Abklärung.

Prädiktion und Prävention

Die kontinuierliche Glucosemessung (rtCGM) hat es ermöglicht, dem Nutzer durch Anzeige des Glucose-Trends (zeitlicher Gradient) zusätzliche Informationen zu geben hinsichtlich der Entstehung einer Hypoglykämie. Auf CGM basierende Systeme bzw. Algorithmen lassen sich unterteilen in solche, die die Insulinzufuhr unterbrechen und solche, welche einen Alarm generieren, der den Nutzer ggf. veranlasst schnell wirksamem Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und damit eine Prävention zu betreiben. Dabei ist wiederum zu unterscheiden in: einfache Grenzwert-Überschreitung und Prädiktion. Ersteres benachrichtigt den Nutzer beim Überschreiten einer kritisch-niedrigen Glucosekonzentrations-Schwelle (z. B. 90 mg/dl), während das letztere ein Hypo-Risiko vorhersagt, damit der Nutzer ggf. vorausschauend schnell-wirksame Kohlenhydrate zu sich nehmen kann, um die Hypoglykämie zu vermeiden. Diese Systeme verlangen i. d. R ein Modell des Patienten, um solche Prädiktionen digital auszuführen.

Während tagsüber der Prädiktionshorizont (Vorhersagezeitraum) klein sein kann (meist 30 min), so sind nächtens längere Vorhersage-Zeiträume erforderlich (mehrere Stunden), da eine Aktion sinnvollerweise vor dem Einschlafen erfolgen sollte. Es hat sich nämlich gezeigt, dass falsche Alarme, die den Nutzer aufwecken, seine Bereitschaft herabsetzen, ein solches Gerät zu tragen. Glücklicherweise sind während des Nachtschlafes weniger beeinflussende Faktoren wie körperliche Aktivität, Mahlzeiten mit Insulingabe üblich, wodurch sich die Vorhersage erleichtert. Grundsätzlich gilt wie überall: längerer Prädiktionshorizont bedeutet schlechtere Vorhersage.

Studien

Mittels Studien lassen sich Trefferquoten (richtig erkannte Hypoglykämien) und auch Fehlalarme (falsch Positive) ermitteln.

Die Abschaltung der kontinuierlichen Insulinzufuhr mittels einer Pumpe erfordert längere Vorhersagezeiträume mit unsicherer Prädiktion, da das Sistieren der Insulinwirkung zeitlich verzögerter abläuft, als die Aufnahme von schnell wirksamen Kohlenhydraten. Laut einer Metaanalyse konnten mit dieser Methode nächtliche Unterzuckerungen um durchschnittlich 8,8 % reduziert werden.

Durch Erstellung eines individuellen Patienten-Modells aus historischen CGM-Daten lassen sich in einem Vorhersagezeitraum von 40 Minuten 85 % (richtig Positive) der drohende Hypoglykämien vorhersagen, wobei gleichzeitig Raten von falsch Positiven (Fehlalarme) von unter 0,4 % bleiben. Die Detektionsraten bedeuten allerdings noch keine klinische bewiesene Reduktion von Hypoglykämien.

Bei nächtlichen Hypoglykämien konnte vor dem Einschlafen mit einer Rate von 75 % eine Hypoglykämie während der Nacht (im Mittel nach 3,5 Std.) vorhergesagt werden.

Beim Typ-2-Diabetes konnte gezeigt werden, dass aus diskontinuierlichen Selbstkontroll-Messungen mithilfe von maschinellem Lernen Hypoglykämien bei einem Vorhersagezeitraum von 24 Stunden mit einer Trefferquote von 92 % (Richtig Positive, Sensitivität) und einer Quote von Fehlalarmen (1-Spezifität) von weniger als 30 % vorhergesagt werden können.

Eine systematische Übersichtsarbeit zeigte Grenzen der kontinuierlichen Glucosemessung zur Hypoglykämieprädiktion auf: Es fand sich im Mittel eine Sensitivität von 69,3 % und eine Spezifität of 93,3 %, was etwa 17 falsch-positive Alarme und etwa 32 falsch-negative Messungen pro Jahr implizieren würde.