Empfängnisverhütung

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Geburtenkontrolle
Package of birth control pills
Eine Packung Antibabypillen
Andere Bezeichnungen Empfängnisverhütung, Fruchtbarkeitskontrolle
MeSH D003267
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Geburtenkontrolle, auch bekannt als Empfängnisverhütung, Antikonzeption und Fertilitätskontrolle, ist eine Methode oder ein Gerät zur Verhinderung einer Schwangerschaft. Geburtenkontrolle wird schon seit der Antike angewandt, aber wirksame und sichere Methoden der Geburtenkontrolle wurden erst im 20. Jahrhundert verfügbar. Die Planung, Bereitstellung und Anwendung von Geburtenkontrolle wird als Familienplanung bezeichnet. In einigen Kulturen ist der Zugang zur Geburtenkontrolle eingeschränkt oder nicht möglich, weil sie ihn als moralisch, religiös oder politisch unerwünscht betrachten. Der Begriff Geburtenkontrolle ist ein wenig irreführend, da Abtreibung in der Regel nicht unter diesem Begriff betrachtet wird.

Die Weltgesundheitsorganisation und die US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (Centers for Disease Control and Prevention) geben Empfehlungen für die Sicherheit von Verhütungsmethoden bei Frauen mit bestimmten medizinischen Problemen. Die wirksamsten Methoden der Geburtenkontrolle sind die Sterilisation durch Vasektomie beim Mann und Eileiterunterbindung bei der Frau, Intrauterinpessare (IUP) und implantierbare Verhütungsmittel. Danach gibt es eine Reihe von hormonellen Methoden wie Pillen, Pflaster, Vaginalringe und Injektionen. Zu den weniger wirksamen Methoden gehören physische Barrieren wie Kondome, Diaphragmen und Verhütungsschwämme sowie Methoden zur Aufklärung über die Fruchtbarkeit. Die am wenigsten wirksamen Methoden sind Spermizide und die Rücknahme durch den Mann vor der Ejakulation. Die Sterilisation ist zwar hochwirksam, kann aber in der Regel nicht rückgängig gemacht werden; alle anderen Methoden sind rückgängig zu machen, meist sofort nach dem Absetzen. Safer-Sex-Praktiken, wie die Verwendung von Kondomen für Männer und Frauen, können ebenfalls dazu beitragen, sexuell übertragbare Infektionen zu verhindern. Andere Verhütungsmethoden bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Notfallverhütung kann eine Schwangerschaft verhindern, wenn sie innerhalb von 72 bis 120 Stunden nach ungeschütztem Sex eingenommen wird. Einige argumentieren, dass der Verzicht auf Sex auch eine Form der Geburtenkontrolle ist, aber eine reine Enthaltsamkeitserziehung kann die Zahl der Teenagerschwangerschaften erhöhen, wenn sie ohne Aufklärung über Geburtenkontrolle angeboten wird, da sie nicht eingehalten wird.

Bei Teenagern besteht ein höheres Risiko für Schwangerschaften mit schlechtem Ausgang. Umfassende Sexualerziehung und der Zugang zu Verhütungsmitteln verringern die Rate der ungewollten Schwangerschaften in dieser Altersgruppe. Zwar können junge Menschen im Allgemeinen alle Formen der Geburtenkontrolle anwenden, doch sind lang wirkende reversible Verhütungsmittel wie Implantate, Spiralen oder Vaginalringe erfolgreicher bei der Senkung der Schwangerschaftsraten bei Teenagern. Nach der Entbindung eines Kindes kann eine Frau, die nicht ausschließlich stillt, bereits nach vier bis sechs Wochen wieder schwanger werden. Einige Verhütungsmethoden können sofort nach der Geburt des Kindes eingesetzt werden, während andere einen Aufschub von bis zu sechs Monaten erfordern. Bei Frauen, die stillen, sind reine Gestagenmethoden den kombinierten oralen Verhütungspillen vorzuziehen. Frauen in den Wechseljahren wird empfohlen, die Verhütung noch ein Jahr lang nach der letzten Periode fortzusetzen.

Etwa 222 Millionen Frauen in Entwicklungsländern, die eine Schwangerschaft vermeiden wollen, verwenden keine moderne Verhütungsmethode. Die Anwendung von Verhütungsmitteln in den Entwicklungsländern hat die Zahl der Todesfälle während oder um die Schwangerschaft herum um 40 % gesenkt (etwa 270 000 verhinderte Todesfälle im Jahr 2008) und könnte 70 % verhindern, wenn die Nachfrage nach Verhütungsmitteln vollständig befriedigt würde. Durch die Verlängerung der Zeit zwischen den Schwangerschaften kann die Geburtenkontrolle die Geburtsergebnisse erwachsener Frauen und das Überleben ihrer Kinder verbessern. In den Entwicklungsländern verbessern sich das Einkommen, das Vermögen und das Gewicht der Frauen sowie die Schulbildung und die Gesundheit ihrer Kinder, wenn der Zugang zu Geburtenkontrolle erleichtert wird. Geburtenkontrolle steigert das Wirtschaftswachstum, weil es weniger abhängige Kinder gibt, mehr Frauen am Erwerbsleben teilnehmen und weniger knappe Ressourcen verbraucht werden.

Video zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften

Als Empfängnisverhütung, Kontrazeption, Antikonzeption oder Konzeptionsschutz werden Methoden bezeichnet, die die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis und Schwangerschaft trotz eines vollzogenen Vaginalverkehrs verringern. Besonders verbreitet sind heute die Antibabypille und das Kondom.

Schon im Altertum wurde von Geschlechtspartnern ohne Kinderwunsch auf vielfältige Weise versucht, die Chance einer Empfängnis zu mindern, aber erst seit dem 20. Jahrhundert stehen sicherere und verlässlichere Methoden zur Verfügung.

Methoden

Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im ersten Jahr der Anwendung
Methode Typische Anwendung Perfekte Anwendung
Keine Geburtenkontrolle 85% 85%
Kombinationspille 9% 0.3%
Pille nur mit Gestagenen 13% 1.1%
Sterilisation (weiblich) 0.5% 0.5%
Sterilisation (männlich) 0.15% 0.1%
Kondom (Frau) 21% 5%
Kondom (männlich) 18% 2%
Kupferspirale 0.8% 0.6%
Hormonelle Spirale 0.2% 0.2%
Pflaster 9% 0.3%
Vaginalring 9% 0.3%
MPA-Spritze 6% 0.2%
Implantat 0.05% 0.05%
Diaphragma und Spermizid 12% 6%
Bewusstsein für Fruchtbarkeit 24% 0.4–5%
Entzug 22% 4%
Methode der laktatorischen Amenorrhöe
(6 Monate Ausfallrate)
0–7.5% <2%

Zu den Verhütungsmethoden gehören Barrieremethoden, hormonelle Verhütungsmittel, Intrauterinpessare (IUPs), Sterilisation und verhaltensorientierte Methoden. Sie werden vor oder während des Geschlechtsverkehrs angewendet, während Notfallverhütungsmittel bis zu fünf Tage nach dem Sex wirksam sind. Die Wirksamkeit wird im Allgemeinen als Prozentsatz der Frauen angegeben, die mit einer bestimmten Methode im ersten Jahr schwanger werden, und manchmal auch als lebenslange Versagerquote bei Methoden mit hoher Wirksamkeit, wie z. B. der Eileiterunterbindung.

Die wirksamsten Methoden sind diejenigen, die lange wirken und keine ständigen Arztbesuche erfordern. Die chirurgische Sterilisation, implantierbare Hormone und Intrauterinpessare haben alle eine Versagerquote von weniger als 1 % im ersten Jahr. Hormonelle Verhütungspillen, Pflaster oder Vaginalringe und die Methode der laktatorischen Amenorrhoe (LAM) haben bei strikter Einhaltung ebenfalls Versagerquoten von weniger als 1 % im ersten Jahr (bzw. bei LAM im ersten bis sechsten Monat). Bei typischer Anwendung sind die Versagerquoten im ersten Jahr mit 9 % erheblich höher, was auf eine inkonsequente Anwendung zurückzuführen ist. Andere Verhütungsmethoden wie Kondome, Diaphragmen und Spermizide haben selbst bei perfekter Anwendung höhere Versagerquoten im ersten Jahr. Die American Academy of Pediatrics empfiehlt langwirksame reversible Verhütungsmittel als erste Wahl für junge Menschen.

Zwar haben alle Verhütungsmethoden einige potenzielle Nebenwirkungen, doch ist das Risiko geringer als das einer Schwangerschaft. Nach dem Absetzen oder Entfernen vieler Verhütungsmethoden, einschließlich oraler Verhütungsmittel, Intrauterinpessare, Implantate und Injektionen, ist die Schwangerschaftsrate im darauffolgenden Jahr die gleiche wie bei denjenigen, die keine Verhütungsmittel verwendet haben.

Bei Personen mit besonderen Gesundheitsproblemen können bestimmte Formen der Geburtenkontrolle weitere Untersuchungen erforderlich machen. Bei Frauen, die ansonsten gesund sind, sollte bei vielen Verhütungsmethoden keine ärztliche Untersuchung erforderlich sein - dazu gehören Antibabypillen, injizierbare oder implantierbare Verhütungsmittel und Kondome. Eine Untersuchung des Unterleibs, der Brust oder ein Bluttest vor der Einnahme von Antibabypillen scheint die Ergebnisse nicht zu beeinflussen. Im Jahr 2009 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine detaillierte Liste der medizinischen Zulassungskriterien für jede Art von Verhütungsmitteln.

Nach einer Entbindung setzt der Eisprung ab dem 21. Tag wieder ein, wenn die Frau nicht ausschließlich stillt. Ein kurzes Intervall zwischen zwei Schwangerschaften erhöht den Anteil untergewichtiger Neugeborener (small for date), von Frühgeburten und die perinatale sowie die kindliche Sterblichkeit. In der Stillzeit können Barriere-Methoden wie Kondom, Diaphragma oder Portiokappe angewendet werden, wobei ein Diaphragma und eine Portiokappe zuvor in der Größe neu angepasst werden müssen. Bei hormonellen Verhütungsmitteln ist nach Art des Hormons zu unterscheiden: Östrogenhaltige Verhütungsmittel sind für die Stillzeit ungeeignet, da sie die Milchbildung beeinflussen können und zudem Östrogen in die Muttermilch übergehen kann; rein auf Gestagen basierende Hormonpräparate wie die Minipille, die Dreimonatsspritze, das Verhütungsstäbchen oder die Hormonspirale sind dagegen möglich.

Das Stillen selbst unterdrückt unter Umständen einen Eisprung, die Wirkung ist aber nicht sicher und bietet nur unter besonderen, sehr streng vorgegebenen Bedingungen einen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft, siehe: Stillen und Verhütung und Laktationsamenorrhö-Methode.

Empfängnisverhütung beruht auf einer der folgenden Methoden oder einer Kombination hieraus:

  • Verhinderung des Eisprungs, also der Entstehung einer befruchtungsfähigen Eizelle (Ovulationshemmung)
  • Verhinderung des Zusammentreffens der weiblichen Eizelle mit fruchtbaren Spermien
  • Verhinderung der Einnistung einer befruchteten Eizelle (Blastozyste) in die Gebärmutterschleimhaut (Nidationshemmung)

Der Eisprung kann derzeit nur durch hormonelle Methoden verhindert werden, die Nidation durch Intrauterinpessare (Spirale, Gynefix). Die meisten Methoden verhindern das Zusammentreffen von Eizelle und Spermien auf unterschiedlichste Weise.

Hormonelle Verhütung

Hormonelle Verhütungsmittel gibt es in verschiedenen Formen: als Pille, als Implantat unter der Haut, als Injektion, als Pflaster, als Spirale und als Vaginalring. Sie sind derzeit nur für Frauen erhältlich, obwohl hormonelle Verhütungsmittel für Männer klinisch getestet wurden und werden. Es gibt zwei Arten von Antibabypillen: die kombinierten Antibabypillen (die sowohl Östrogen als auch ein Gestagen enthalten) und die reinen Gestagenpillen (manchmal auch Minipillen genannt). Wenn eine der beiden Pillen während der Schwangerschaft eingenommen wird, erhöhen sie weder das Risiko einer Fehlgeburt noch verursachen sie Geburtsfehler. Beide Arten von Antibabypillen verhindern die Befruchtung hauptsächlich durch die Hemmung des Eisprungs und die Verdickung des Zervixschleims. Sie können auch die Gebärmutterschleimhaut verändern und so die Einnistung verhindern. Ihre Wirksamkeit hängt davon ab, ob die Anwenderin die Pillen regelmäßig einnimmt.

Kombinierte hormonelle Verhütungsmittel sind mit einem leicht erhöhten Risiko für venöse und arterielle Blutgerinnsel verbunden. Im Durchschnitt steigt das Risiko für venöse Blutgerinnsel von 2,8 auf 9,8 pro 10.000 Frauenjahre, was immer noch weniger ist als das Risiko einer Schwangerschaft. Aufgrund dieses Risikos werden sie bei Frauen über 35 Jahren, die weiterhin rauchen, nicht empfohlen. Aufgrund des erhöhten Risikos werden sie in Entscheidungshilfen wie dem DASH-Score und der PERC-Regel zur Vorhersage des Risikos von Blutgerinnseln berücksichtigt.

Die Auswirkung auf den Sexualtrieb ist unterschiedlich, bei einigen nimmt er zu oder ab, bei den meisten bleibt er unverändert. Kombinierte orale Kontrazeptiva verringern das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs, verändern aber nicht das Brustkrebsrisiko. Sie verringern häufig Menstruationsblutungen und schmerzhafte Menstruationskrämpfe. Die geringere Östrogendosis des Vaginalrings kann das Risiko von Brustspannen, Übelkeit und Kopfschmerzen verringern, das bei höher dosierten Östrogenprodukten besteht.

Reine Gestagenpillen, Injektionen und Intrauterinpessare sind nicht mit einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel verbunden und können von Frauen mit einer Vorgeschichte von Blutgerinnseln in den Venen verwendet werden. Bei Frauen mit einer Vorgeschichte von Blutgerinnseln in den Arterien sollten nicht-hormonelle Verhütungsmethoden oder eine reine Gestagenmethode mit Ausnahme der injizierbaren Version verwendet werden. Reine Gestagenpillen können die Menstruationssymptome verbessern und können auch von stillenden Frauen verwendet werden, da sie die Milchproduktion nicht beeinträchtigen. Bei reinen Gestagen-Methoden kann es zu unregelmäßigen Blutungen kommen, wobei einige Anwenderinnen berichten, dass ihre Periode ausbleibt. Die Gestagene Drospirenon und Desogestrel minimieren die androgenen Nebenwirkungen, erhöhen aber das Risiko von Blutgerinnseln und sind daher nicht die erste Wahl. Bei injizierbaren Gestagenen liegt die Versagerquote im ersten Jahr bei 0,2 %; die typische Versagerquote im ersten Jahr liegt bei 6 %.

Barriere

Barriereempfängnisverhütungsmittel sind Hilfsmittel, die versuchen, eine Schwangerschaft zu verhindern, indem sie das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter physisch verhindern. Dazu gehören Kondome für Männer, Kondome für Frauen, Portiokappen, Diaphragmen und Verhütungsschwämme mit Spermizid.

Weltweit sind Kondome die am weitesten verbreitete Methode der Geburtenkontrolle. Kondome für Männer werden auf den erigierten Penis des Mannes gestülpt und verhindern, dass das ejakulierte Sperma beim Geschlechtsverkehr und beim Fellatio in den Körper des Sexualpartners gelangt. Moderne Kondome bestehen meist aus Latex, aber auch aus anderen Materialien wie Polyurethan oder Lammdarm. Es gibt auch Kondome für Frauen, die meist aus Nitril, Latex oder Polyurethan bestehen. Kondome für Männer haben den Vorteil, dass sie preiswert und einfach zu benutzen sind und kaum Nebenwirkungen haben. Die Bereitstellung von Kondomen für Jugendliche scheint keinen Einfluss auf das Alter zu haben, in dem sexuelle Aktivitäten beginnen, oder auf deren Häufigkeit. In Japan verwenden etwa 80 % der Paare, die verhüten, Kondome, in Deutschland sind es etwa 25 % und in den Vereinigten Staaten 18 %.

Bei Kondomen für Männer und dem Diaphragma mit Spermizid liegt die typische Versagerquote im ersten Jahr bei 18 % bzw. 12 %. Bei perfekter Anwendung sind Kondome effektiver, mit einer Versagerquote von 2 % im ersten Jahr gegenüber 6 % beim Diaphragma. Kondome haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie die Ausbreitung einiger sexuell übertragbarer Infektionen wie HIV/AIDS verhindern, was bei Kondomen aus Tierdärmen nicht der Fall ist.

Empfängnisverhütende Schwämme kombinieren eine Barriere mit einem Spermizid. Wie Diaphragmen werden sie vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt und müssen über den Gebärmutterhals gelegt werden, um wirksam zu sein. Die typische Misserfolgsrate im ersten Jahr hängt davon ab, ob eine Frau bereits ein Kind geboren hat oder nicht. Sie beträgt 24 % bei Frauen, die ein Kind geboren haben, und 12 % bei Frauen, die kein Kind geboren haben. Der Schwamm kann bis zu 24 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt werden und muss danach noch mindestens sechs Stunden in der Gebärmutter verbleiben. Es wurde über allergische Reaktionen und schwerwiegendere unerwünschte Wirkungen wie das toxische Schocksyndrom berichtet.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Für den Mann:
Kondom Hülle, meist aus Latex, die über den erigierten Penis abgerollt wird 2–12
7–14
Für die Frau:
Femidom „Kondom für die Frau“ 5–25
Diaphragma
(Scheidenpessar)
Barriere im Scheidengewölbe; Schutz sehr erfahrungsabhängig, höhere Sicherheit in Kombination mit Spermiziden 1–20
Portiokappe aus Latex oder Silikon, Verschluss des Gebärmutterhalses, höhere Sicherheit in Kombination mit Spermiziden 6
Verhütungsschwamm kleiner Schwamm aus Polyurethanschaum, der mit einem Spermizid getränkt ist; wird vor dem Verkehr in die Scheide eingeführt und vor dem Muttermund platziert 5–10
LEA contraceptivum Barriereverhütungsmittel, sicherer in Kombination mit Spermizid (Sicherheit wird durch Hersteller als wesentlich besser angegeben als durch FDA) 2–3 (Herst.)
>15 (FDA)

Kondom und Femidom sind derzeit die einzigen Verhütungsmittel, die auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie zum Beispiel HIV-Infektionen (AIDS), Gonorrhoe oder Syphilis schützen und deshalb unabhängig von anderen Verhütungsmitteln zusätzlich verwendet werden sollten, wenn diesbezüglich ein Schutzbedürfnis besteht.

Intrauterinpessare

T-förmige Kupferspirale mit Entnahmefäden

Die heutigen Intrauterinpessare (IUP) sind kleine, oft T-förmige Vorrichtungen, die entweder Kupfer oder Levonorgestrel enthalten und in die Gebärmutter eingeführt werden. Sie sind eine Form der lang wirkenden reversiblen Verhütung, die zu den wirksamsten reversiblen Verhütungsmethoden gehört. Die Misserfolgsrate bei der Kupferspirale liegt bei etwa 0,8 %, während die Levonorgestrel-Spirale im ersten Jahr der Anwendung eine Misserfolgsrate von 0,2 % aufweist. Unter den Verhütungsmitteln sind sie zusammen mit den Verhütungsimplantaten die zufriedensten Anwenderinnen. Seit 2007 sind IUPs mit mehr als 180 Millionen Anwenderinnen weltweit die am häufigsten verwendete Form der reversiblen Empfängnisverhütung.

Die Wirksamkeit und Sicherheit von IUPs bei Jugendlichen sowie bei Frauen, die bereits Kinder haben und bei Frauen, die noch keine Kinder haben, ist erwiesen. IUPs beeinträchtigen das Stillen nicht und können unmittelbar nach der Entbindung eingesetzt werden. Sie können auch unmittelbar nach einem Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden. Nach der Entfernung kehrt die Fruchtbarkeit auch nach langfristiger Anwendung sofort wieder auf den normalen Stand zurück.

Während Kupferspiralen die Menstruationsblutung verstärken und zu schmerzhafteren Krämpfen führen können, können Hormonspiralen die Menstruationsblutung verringern oder sogar ganz aussetzen. Krämpfe können mit Schmerzmitteln wie nichtsteroidalen Entzündungshemmern behandelt werden. Weitere mögliche Komplikationen sind die Ausstoßung (2-5 %) und selten die Perforation der Gebärmutter (weniger als 0,7 %). Ein Vorgängermodell der Intrauterinpessare (Dalkon Shield) wurde mit einem erhöhten Risiko für Beckenentzündungen in Verbindung gebracht, doch ist das Risiko bei den aktuellen Modellen bei Frauen, die zum Zeitpunkt des Einsetzens keine sexuell übertragbaren Infektionen hatten, nicht erhöht. IUPs scheinen das Risiko von Eierstockkrebs zu verringern.

Intrauterinpessare (IUP) sind Objekte, die in die Gebärmutter der Frau eingelegt werden und durch mechanischen Reiz der Gebärmutterschleimhaut die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern. Kupferhaltige „Spiralen“ sollen zusätzlich durch Absonderung kleinster Mengen Kupfer Spermien abtöten oder deaktivieren. IUP gelten als sehr sichere und langfristige Verhütungsmethoden.

Hormonabgebende Intrauterinpessare werden im Artikel Hormonspirale behandelt und sind hier nicht noch einmal mit aufgeführt.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Kupferspirale Kunststoffobjekte mit Kupfer in der Gebärmutter, nidationshemmend 0,9–3
Kupferkette
(GyneFix)
Alternative zur herkömmlichen Kupferspirale. GyneFix besteht aus an einem Faden aufgereihten Kupferzylindern und wird an der Gebärmutterwand fixiert, so dass ein Verrutschen oder Ausstoßen wesentlich unwahrscheinlicher wird. 0,1–0,5
Kupferperlenball Eine neuere Bauform der Kupferkette, welche sich Ball-förmig in der Gebärmutter verspreizt und dadurch keine Fixierung in der Gebärmutterwand benötigt und damit besonders schonend sein soll. unbek. 0,3 - 0,8
Goldspirale Wie die Kupferspirale, jedoch mit Goldkern für eine bessere Verträglichkeit.

Sterilisation

Eine chirurgische Sterilisation ist in Form einer Eileiterunterbindung für Frauen und einer Vasektomie für Männer möglich. Die Eileiterunterbindung senkt das Risiko von Eierstockkrebs. Kurzfristige Komplikationen sind bei einer Vasektomie zwanzigmal weniger wahrscheinlich als bei einer Eileiterunterbindung. Nach einer Vasektomie kann es zu Schwellungen und Schmerzen im Hodensack kommen, die in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen abklingen. Chronische Schmerzen im Hodensack, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken, treten nach einer Vasektomie bei etwa 1-2 % der Männer auf. Bei der Eileiterunterbindung treten in 1 bis 2 Prozent der Fälle Komplikationen auf, wobei schwere Komplikationen in der Regel auf die Anästhesie zurückzuführen sind. Beide Methoden bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen. Manchmal wird die Salpingektomie auch zur Sterilisation bei Frauen eingesetzt.

Diese Entscheidung kann bei einigen Männern und Frauen zu Reue führen. Von den Frauen, die sich nach dem 30. Lebensjahr einer Eileiterunterbindung unterzogen haben, bereuen etwa 6 % ihre Entscheidung, verglichen mit 20-24 % der Frauen, die innerhalb eines Jahres nach der Entbindung und vor dem 30. Lebensjahr sterilisiert wurden, und 6 % bei nulliparen Frauen, die vor dem 30. Dagegen bereuen weniger als 5 % der Männer eine Sterilisation. Männer, die eine Sterilisation eher bereuen, sind jünger, haben kleine oder keine Kinder oder leben in einer instabilen Ehe. In einer Umfrage unter biologischen Eltern gaben 9 % an, sie hätten keine Kinder bekommen, wenn sie es noch einmal tun könnten.

Obwohl die Sterilisation als dauerhafter Eingriff gilt, ist es möglich, eine Eileiterumkehr zu versuchen, um die Eileiter wieder zu verbinden, oder eine Vasektomie-Umkehr, um die Vas deferentia wieder zu verbinden. Bei Frauen ist der Wunsch nach einer Eileiterumkehr häufig mit einem Wechsel des Ehepartners verbunden. Die Erfolgsraten für eine Schwangerschaft nach einer Eileiterumkehr liegen zwischen 31 und 88 Prozent, wobei Komplikationen wie ein erhöhtes Risiko einer Eileiterschwangerschaft auftreten können. Die Zahl der Männer, die eine Eileiterumkehr wünschen, liegt zwischen 2 und 6 Prozent. Die Erfolgsquote bei der Zeugung eines weiteren Kindes nach einer Eileiterumkehr liegt zwischen 38 und 84 Prozent, wobei die Erfolgsquote umso geringer ist, je länger der Zeitraum zwischen der Vasektomie und der Umkehrung ist. Eine Spermienentnahme mit anschließender In-vitro-Fertilisation kann für Männer ebenfalls eine Option sein.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Sterilisation des Mannes (Vasektomie) Chirurgischer Eingriff, bei dem die Samenleiter im Hodensack des Mannes durchtrennt werden. 0,1–0,25
Sterilisation der Frau Chirurgischer Eingriff, bei dem die Eileiter abgebunden oder durchtrennt werden. 0,01–0,3

In Österreich ist die Sterilisation oder Vasektomie ohne evidente medizinische Indikation an Personen, die das fünfundzwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, strafbar (§ 90 StGB).

Verhaltensbehandlung

Bei den Verhaltensmethoden wird der Zeitpunkt oder die Methode des Geschlechtsverkehrs so gewählt, dass das Eindringen von Spermien in den weiblichen Fortpflanzungstrakt verhindert wird, entweder ganz oder wenn eine Eizelle vorhanden sein könnte. Bei perfekter Anwendung liegt die Versagerquote im ersten Jahr bei etwa 3,4 %, bei schlechter Anwendung kann die Versagerquote im ersten Jahr jedoch bis zu 85 % betragen.

Bewusstsein für Fruchtbarkeit

Bei den sogenannten natürlichen Methoden der Empfängnisregelung, auch natürliche Familienplanung oder natürliche Empfängnisregelung genannt, werden die fruchtbaren Tage im Menstruationszyklus der Frau bestimmt, um während der unfruchtbaren Tage Geschlechtsverkehr ohne weitere Maßnahmen ausüben zu können. Bei der Bestimmung der fruchtbaren Tage muss die Lebensdauer der Spermien in den Eileitern der Frau berücksichtigt werden. Während der fruchtbaren Tage wird entweder Enthaltsamkeit (Abstinenz) geübt oder es werden andere Verhütungsmethoden angewendet, deren Sicherheit dann separat zu betrachten ist.

Die natürlichen Methoden orientieren sich meist am Menstruationszyklus der Frau, da ein gesunder, zeugungsfähiger Mann prinzipiell immer fruchtbar ist, außer z. B. nach einer RISUG-Behandlung. Eine weitere Methode, bei der weder Hormone noch chemische oder mechanische Hindernisse eine Vereinigung von Eizelle und Spermium verhindern, die ein Mann aktiv ausüben kann, ist der Coitus interruptus, der jedoch in Bezug auf die Verhütung einer Empfängnis als extrem unsicher gilt. Hingegen kann im Rahmen sexueller Aktivitäten durch komplette Vermeidung von Vaginalverkehr und Ausübung anderer Praktiken wie Cunnilingus und Fellatio verhindert werden, dass Spermien in die Vagina gelangen.

Zur Verhütung bei Vaginalverkehr können die Hormonmessung, Temperaturmethode, Billings-Methode und die kombinierte symptothermale Methode durch Verhütungscomputer in der Anwendung und Interpretation der Ergebnisse unterstützt werden. Es gibt auch Programme und Online-Angebote, die eine Erfassung und automatische Auswertung der Messwerte auf Computern ermöglichen.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Hormon-Messung Messung der am Zyklus beteiligten Hormone mittels Teststreifen im morgendlichen Urin der Frau zur Bestimmung des Eisprungs 5–6
Temperaturmethode Beobachtung der morgendlichen Basaltemperatur zwecks Bestimmung der Ovulation 0,8–3
Billings-Methode Beobachtung der Beschaffenheit des Zervikalschleims zur Bestimmung des Ovulationszeitpunktes 5–15
Symptothermale Methode Kombinierte Auswertung von Temperatur und Schleim nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP 0,26–2,2
Kalendermethode nach Knaus-Ogino oder mittels Geburtenkontrollkette Kalendermethode, die die typischerweise fruchtbaren Tage aus dem Zyklus abschätzt; wird in der Dritten Welt in Form der Geburtenkontrollkette verwendet 5-9
Coitus interruptus Der Samenerguss des Mannes erfolgt außerhalb der Vagina. Die Unsicherheit der Methode hat zwei Gründe, erstens ein zu spätes Zurückziehen des Penis, zweitens kann auch bei frühzeitigem Zurückziehen schon durch das Präejakulat eine Schwangerschaft eintreten. 4–18
LAM (Stillinfertilität) Bei der Laktationsamenorrhö-Methode (LAM) während der Stillzeit (1 bis 6 Monate nach der Geburt) wirkt das Hormon Prolaktin als Ovulationshemmer 2
a birth control chain calendar necklace
Ein CycleBeads-Tool, mit dem die Fruchtbarkeit anhand der Tage seit der letzten Menstruation geschätzt werden kann

Zu den fruchtbarkeitsbewussten Methoden gehören die Bestimmung der fruchtbarsten Tage des Menstruationszyklus und die Vermeidung von ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Zu den Techniken zur Bestimmung der Fruchtbarkeit gehören die Überwachung der Basaltemperatur, der Zervixsekrete oder des Zyklustages. Sie haben eine typische Versagerquote von 24 % im ersten Jahr; die Versagerquote bei perfekter Anwendung hängt von der verwendeten Methode ab und liegt zwischen 0,4 % und 5 %. Die Beweise, auf denen diese Schätzungen beruhen, sind jedoch dürftig, da die meisten Studienteilnehmerinnen die Anwendung frühzeitig abbrechen. Weltweit werden sie von etwa 3,6 % der Paare angewendet. Wenn die Methode sowohl auf der Basaltemperatur als auch auf einem anderen primären Anzeichen beruht, wird sie als symptothermal bezeichnet. In klinischen Studien zur symptothermalen Methode wurden Versagensraten von insgesamt 20 % im ersten Jahr und 0,4 % bei perfekter Anwendung berichtet. Seit 2016 gibt es eine Reihe von Apps zur Überwachung der Fruchtbarkeit, die jedoch eher zur Unterstützung bei dem Versuch, schwanger zu werden, als zur Verhinderung einer Schwangerschaft eingesetzt werden.

Entzug

Bei der Rückzugsmethode (auch Coitus interruptus genannt) wird der Geschlechtsverkehr vor der Ejakulation beendet ("pulling out"). Das Hauptrisiko der Rückzugsmethode besteht darin, dass der Mann das Manöver nicht richtig oder nicht rechtzeitig durchführt. Die Ausfallraten im ersten Jahr schwanken zwischen 4 % bei perfekter Anwendung und 22 % bei typischer Anwendung. Einige Mediziner betrachten diese Methode nicht als Geburtenkontrolle.

Es gibt nur wenige Daten über den Spermiengehalt der präejakulären Flüssigkeit. Während in einigen vorläufigen Untersuchungen keine Spermien gefunden wurden, wurden in einer Studie bei 10 von 27 Probanden Spermien gefunden. Die Rückzugsmethode wird von etwa 3 % der Paare zur Geburtenkontrolle eingesetzt.

Abstinenz

Sexuelle Enthaltsamkeit kann als Form der Geburtenkontrolle eingesetzt werden, d. h. entweder Verzicht auf jegliche Art von sexueller Aktivität oder insbesondere Verzicht auf vaginalen Geschlechtsverkehr, während andere Formen des nicht vaginalen Geschlechtsverkehrs praktiziert werden. Vollständige sexuelle Enthaltsamkeit ist zu 100 % wirksam, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Von denjenigen, die sich verpflichten, auf vorehelichen Sex zu verzichten, tun dies jedoch 88 % vor der Ehe. Die Entscheidung, auf Sex zu verzichten, kann nicht vor einer Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung schützen, und Bemühungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die auf Abstinenz setzen, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, sind möglicherweise nur begrenzt wirksam, insbesondere in Entwicklungsländern und bei benachteiligten Gruppen.

Bewusster nicht-penetrativer Sex ohne Vaginalverkehr oder bewusster Oralverkehr ohne Vaginalverkehr werden manchmal auch als Geburtenkontrolle angesehen. Auch wenn dadurch in der Regel eine Schwangerschaft vermieden wird, kann es beim Sex zwischen den Geschlechtsorganen und anderen Formen des Penis-nahen Geschlechtsverkehrs (Reiben an den Genitalien und Austritt des Penis aus dem Analverkehr) dennoch zu einer Schwangerschaft kommen, da sich die Spermien in der Nähe des Scheideneingangs ablagern und durch die Gleitflüssigkeit der Scheide wandern können.

Reine Abstinenzaufklärung führt nicht zu weniger Teenagerschwangerschaften. Die Raten von Teenagerschwangerschaften und Geschlechtskrankheiten sind in Staaten, in denen die Schüler nur Abstinenzunterricht erhalten, in der Regel gleich hoch oder höher als in Staaten mit umfassendem Sexualunterricht. Einige Behörden empfehlen, dass diejenigen, die Abstinenz als primäre Methode anwenden, über Ersatzmethoden (wie Kondome oder die Pille danach) verfügen.

Laktation

Bei der Methode der laktativen Amenorrhoe wird die natürliche Unfruchtbarkeit der Frau nach der Entbindung genutzt, die durch das Stillen verlängert werden kann. Voraussetzung ist in der Regel das Ausbleiben der Periode, das ausschließliche Stillen des Säuglings und ein Kind, das jünger als sechs Monate ist. Die Weltgesundheitsorganisation gibt an, dass die Misserfolgsrate in den sechs Monaten nach der Entbindung bei 2 % liegt, wenn das Stillen die einzige Nahrungsquelle des Säuglings ist. Sechs unkontrollierte Studien über Anwenderinnen der Methode der laktatorischen Amenorrhoe ergaben Versagerraten von 0 % bis 7,5 % in den ersten 6 Monaten nach der Geburt. Die Misserfolgsraten steigen auf 4-7 % nach einem Jahr und 13 % nach zwei Jahren. Die Fütterung mit Säuglingsnahrung, das Abpumpen anstelle des Stillens, die Verwendung eines Schnullers und die Fütterung fester Nahrung erhöhen die Misserfolgsrate. Bei Frauen, die ausschließlich stillen, setzen bei etwa 10 % vor dem dritten Monat und bei 20 % vor dem sechsten Monat die Perioden ein. Bei Frauen, die nicht stillen, kann die Fruchtbarkeit vier Wochen nach der Entbindung zurückkehren.

Notfall

emergency contraceptive pills
Eine geteilte Dosis von zwei Pillen zur Notfallverhütung

Notfallverhütungsmethoden sind Medikamente (manchmal irreführend als "Pille danach" bezeichnet) oder Vorrichtungen, die nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden, in der Hoffnung, eine Schwangerschaft zu verhindern. Notfallverhütungsmittel werden häufig an Opfer von Vergewaltigungen verabreicht. Sie wirken in erster Linie durch die Verhinderung des Eisprungs oder der Befruchtung. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich auf die Einnistung auswirken, aber dies ist nicht völlig ausgeschlossen. Es gibt eine Reihe von Optionen, darunter hochdosierte Antibabypillen, Levonorgestrel, Mifepriston, Ulipristal und Spiralen. Die frühzeitige Verabreichung von Antibabypillen an Frauen hat keinen Einfluss auf die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen, die Verwendung von Kondomen, die Schwangerschaftsrate oder das sexuelle Risikoverhalten. Alle Methoden haben nur minimale Nebenwirkungen.

Levonorgestrel-Pillen, die innerhalb von 3 Tagen eingenommen werden, verringern die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nach einem einzigen ungeschützten Geschlechtsverkehr oder dem Versagen eines Kondoms um 70 % (was einer Schwangerschaftsrate von 2,2 % entspricht). Ulipristal verringert bei einer Einnahme innerhalb von 5 Tagen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft um etwa 85 % (Schwangerschaftsrate 1,4 %) und ist wirksamer als Levonorgestrel. Mifepriston ist ebenfalls wirksamer als Levonorgestrel, während die Kupferspirale die wirksamste Methode ist. Kupferspiralen können bis zu fünf Tage nach dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden und verhindern etwa 99 % der Schwangerschaften nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr (Schwangerschaftsrate von 0,1 bis 0,2 %). Damit sind sie die wirksamste Form der Notfallverhütung. Bei übergewichtigen oder fettleibigen Frauen ist Levonorgestrel weniger wirksam und es wird eine Spirale oder Ulipristal empfohlen.

Zweifacher Schutz

Unter doppeltem Schutz versteht man die Anwendung von Methoden, die sowohl sexuell übertragbare Infektionen als auch eine Schwangerschaft verhindern. Dies kann mit Kondomen geschehen, entweder allein oder zusammen mit einer anderen Verhütungsmethode, oder durch den Verzicht auf penetrativen Sex.

Wenn eine Schwangerschaft ein großes Problem darstellt, ist die gleichzeitige Anwendung von zwei Methoden sinnvoll. So werden beispielsweise bei der Einnahme des Anti-Akne-Medikaments Isotretinoin oder von Antiepileptika wie Carbamazepin zwei Formen der Geburtenkontrolle empfohlen, da bei Einnahme während der Schwangerschaft ein hohes Risiko für Geburtsfehler besteht.

Pearl-Index

Zur Beurteilung der Sicherheit der verschiedenen Methoden dient der Pearl-Index. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen im statistischen Mittel schwanger werden, wenn sie über ein Jahr hinweg mit der angegebenen Methode verhüten und regelmäßig Geschlechtsverkehr vollziehen. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode.

Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne jegliche Form der Empfängnisverhütung beträgt der Pearl-Index altersabhängig etwa 82 bei 19–26-jährigen Frauen, 86-87 für Frauen zwischen 27 und 34 Jahren und 82 für Frauen zwischen 35 und 39 Jahren. Ab einem Alter von 50 Jahren setzt die Fruchtbarkeit mit der Menopause aus.

Methodensicherheit und Anwendungssicherheit

Die Sicherheit der meisten Methoden hängt ganz entscheidend von der richtigen Anwendung ab. Ursache des Versagens von Verhütungsmethoden sind meist Anwendungsfehler. Daher sind Methodensicherheit, also das Versagen trotz optimaler Anwendung, und Anwendungssicherheit, also die praxisnahe Berücksichtigung von Anwendungsfehlern, bei den meisten Methoden deutlich verschieden.

Hormonelle Methoden

Für die hormonelle Kontrazeption bei der Frau werden Östrogene und Gestagene eingesetzt, und zwar jeweils die synthetischen Analoga der natürlichen Hormone, da diese in deutlich geringerer Dosis und mit weniger Nebenwirkungen die kontrazeptive Wirkung erreichen.

Kombinationspillen enthalten ein Östrogen und ein Gestagen. Bei der heute überwiegend eingesetzten Mikropille wird bei fast allen auf dem Markt verfügbaren Präparaten Ethinylestradiol als Östrogen verwendet. Je nach verwendetem Gestagen unterscheidet man bei Mikropillen zwischen der als veraltet geltenden 1. Generation mit Norethisteron oder Lynestrenol, der auch heute noch weit verbreiteten 2. Generation mit Levonorgestrel, der 3. Generation mit Desogestrel, Gestoden oder Norgestimat und der 4. Generation z. B. mit Dienogest, Drospirenon, Chlormadinonacetat oder Cyproteronacetat. Das Thromboserisiko ist dabei für Mikropillen der dritten und vierten Generation höher als für Mikropillen der zweiten Generation. Das primäre Wirkprinzip aller Mikropillen ist die Verhinderung des Eisprungs (Ovulationshemmung). Zudem verändern sie die Konsistenz des Schleimpfropfes des Muttermunds (Zervixschleim), so dass die Passage von Spermien erschwert wird.

Im Gegensatz zu Kombinationspillen enthält die Minipille als Monopräparat nur ein Gestagen. Herkömmliche Minipillen enthalten als Wirkstoff Levonorgestrel und wirken nur auf die Gebärmutterschleimhaut und den Zervixschleim, wodurch der Pearl-Index signifikant höher als bei der Mikropille ist. Die sogenannte Neue Minipille enthält den Wirkstoff Desogestrel und verhindert überdies auch zuverlässig den Eisprung, wodurch ein Pearl-Index vergleichbar der Mikropille erreicht wird.

Die Pille danach ist zur Notfall-Kontrazeption geeignet, falls ungeschützter Geschlechtsverkehr vollzogen wurde, aber eine Empfängnis unerwünscht ist. Die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis wird umso wirkungsvoller gesenkt, je früher sie nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen wird. Primäres Wirkprinzip der Pille danach ist die Ovulationshemmung, eventuell besteht zusätzlich auch ein nidationshemmender Effekt. Vor allem Notfall-Kontrazeptionen mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sind bei adipösen Frauen weniger gut wirksam, bis zu viermal häufiger kommt es trotz Pille danach zu einer Schwangerschaft. Auch Kontrazeptionen mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat zeigen bei adipösen Frauen eine verminderte Wirksamkeit. Eine wirkungsvollere Alternative für Patientinnen mit einem BMI über 25 könnte die nachträgliche Implantation eines Kupfer-Intrauterinpessares darstellen.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Antibabypille, Mikropille Östrogen und Gestagen, primär Ovulationshemmung, zudem Veränderung des Zervixschleims und der Gebärmutterschleimhaut 0,1–0,9 (bei idealer Anwendung)

1–12 (Praxiswert bei typischer Anwendung)

Minipille Levonorgestrel als Gestagen (28 mini, Microlut, Mikro-30 Wyeth)
Veränderung des Zervixschleims und der Gebärmutterschleimhaut
4,1
Neue Minipille Desogestrel als Gestagen (Cerazette)
Ovulationshemmung, Veränderung des Zervixschleims und der Gebärmutterschleimhaut
0,4
Dreimonatsspritze Medroxyprogesteron (Depo-Clinovir)

Norethisteron (Noristerat)

0,3

1,4

Vaginalring Ethinylestradiol und Etonogestrel (NuvaRing, Circlet);
allmähliche Abgabe über die Vaginalschleimhaut; der Ring wird jeweils 21 Tage in der Vagina getragen gefolgt von sieben Tagen Pause
0,25, 1,18
0,96
Hormonpflaster Ethinylestradiol und Norelgestromin (Evra)
transdermale Wirkstoffabgabe; drei Wochen lang jeweils ein neues Pflaster, dann eine Woche Pause
0,72–0,9
Verhütungsstäbchen subkutanes Implantat mit Etonogestrel (Implanon NXT)
Kunststoffstäbchen wird unter die Oberarmhaut eingesetzt, wirkt bis zu drei Jahre lang, kann auf Wunsch jederzeit entfernt werden
0–0,08
Hormonspirale Intrauterinpessar mit Levonorgestrel (Mirena oder „jaydess“)
T-förmiger Kunststoffkörper gibt das Hormon direkt in der Gebärmutter ab, wirkt bis zu fünf Jahre, kann auf Wunsch jederzeit entfernt werden; Veränderung des Zervixschleims und Nidationshemmung durch Veränderung der Gebärmutterschleimhaut
0,16

0,7

Pille danach Levonorgestrel (PiDaNa)
Ulipristalacetat (EllaOne)
postkoitale Notfall-Kontrazeption
2

Zur Pharmakoepidemiologie der Anwendung von Kontrazeptiva gibt es für die Bundesrepublik Deutschland bevölkerungsrepräsentative Studien. Diese geben zuverlässige Daten zur Soziodemographie, Multimedikation, Morbidität, und zu vielen physiologischen Daten wie z. B. Blutdruck, Lipidstatus, Blutzucker u. a. für Anwenderinnen von hormonellen Kontrazeptiva. Obwohl hormonelle Kontrazeptiva zu den am häufigsten angewendeten Arzneimitteln weltweit gehören, gibt es bisher meist nur pharmakoepidemiologische Studien, die Sekundärdaten aus kommerziellen Datensammlungen oder Daten aus Kohortenstudien zur Beantwortung von Fragen zur sicheren Anwendung der verschiedenen Präparate heranziehen.

Pille für den Mann

Ein hormonelles Verhütungsmittel für den Mann, die sogenannte „Pille für den Mann“, gibt es nicht. Eine australische Forschungsgruppe arbeitet derzeit jedoch an einer Kombination des Alpha-Rezeptorblockers Tamsulosin und einem P2X1-Purinoceptor-Inhibitors, wodurch eine sichere Kontrazeption beim Mann gewährleistet werden könnte. Die doppelte Tagesdosis Tamsulosin (0,8 mg/Tag) alleine führt zwar zu einer Senkung des Ejakulatvolumens um fast 90 % und in 35 % der Fälle zu einer „trockenen“ Ejakulation, für die Verhütung reicht das aber nicht aus.

Auch Kombinationen aus Testosteron und Progestin werden erprobt.

Chemische Methoden

Spermizide gibt es in Form von Salben, Gelen, Zäpfchen, Schaum oder Sprays. Die meisten Präparate basieren auf dem Wirkstoff Nonoxinol 9, seltener aber auch auf Milchsäure, Borsäure oder Salicylsäure. Spermizide werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt und wirken, indem sie Spermien abtöten oder ihre Beweglichkeit stark verringern, so dass sie nicht mehr in der Lage sind, eine Eizelle zu erreichen.

Die ausschließliche Verwendung von Spermiziden ist vergleichsweise unsicher, aber in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln wie Kondomen, Pessaren oder Portiokappen steigern sie deren Wirksamkeit beträchtlich. Allerdings gilt dabei zu beachten, dass nur wasserlösliche chemische Verhütungsmittel verwendet werden, da Präparate auf Öl- und Fettbasis die Gummiwand der Barrieremethode durchlässig machen können.

Unangenehme Schleimhautreizungen können eine Nebenwirkung von spermiziden Präparaten sein.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Spermizide in Form von Salben, Gelen, Zäpfchen, Schaum oder Sprays angewandt in der Vagina der Frau 3–21

Auswirkungen

Gesundheit

maternal mortality rate map
Müttersterblichkeitsrate (Stand: 2010).
Verwendung von Verhütungsmitteln und Gesamtfruchtbarkeitsrate nach Region.

Schätzungen zufolge hat der Einsatz von Verhütungsmitteln in Entwicklungsländern die Zahl der Müttersterblichkeit um 40 % gesenkt (etwa 270 000 verhinderte Todesfälle im Jahr 2008) und könnte 70 % der Todesfälle verhindern, wenn die Nachfrage nach Verhütungsmitteln in vollem Umfang gedeckt würde. Diese Vorteile werden durch die Verringerung der Zahl ungeplanter Schwangerschaften, die anschließend zu unsicheren Abtreibungen führen, und durch die Verhinderung von Schwangerschaften bei Hochrisikogruppen erreicht.

Geburtenkontrolle verbessert auch die Überlebenschancen von Kindern in den Entwicklungsländern, da die Zeit zwischen den Schwangerschaften verlängert wird. In dieser Bevölkerungsgruppe sind die Ergebnisse schlechter, wenn eine Mutter innerhalb von achtzehn Monaten nach einer früheren Entbindung schwanger wird. Der Aufschub einer weiteren Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt scheint das Risiko jedoch nicht zu verändern, und den Frauen wird empfohlen, in dieser Situation eine Schwangerschaft zu versuchen, wenn sie dazu bereit sind.

Bei Teenagerschwangerschaften, insbesondere bei jüngeren Teenagern, besteht ein höheres Risiko für ungünstige Folgen wie Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht und Tod des Säuglings. Im Jahr 2012 waren in den Vereinigten Staaten 82 % der Schwangerschaften im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ungeplant. Umfassende Sexualerziehung und der Zugang zu Verhütungsmitteln tragen dazu bei, die Schwangerschaftsraten in dieser Altersgruppe zu senken.

Verhütungsmethoden, insbesondere hormonelle Methoden, können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Die Intensität der Nebenwirkungen kann von geringfügig bis hin zu schwächend reichen und variiert je nach den individuellen Erfahrungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören eine veränderte Regelmäßigkeit der Menstruation und des Menstruationsflusses, Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen (insbesondere eine Zunahme von Depressionen und Angstzuständen). Darüber hinaus kann die hormonelle Empfängnisverhütung zum Verlust der Knochenmineraldichte, zu einem gestörten Glukosestoffwechsel und zu einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien beitragen. Eine umfassende Sexualerziehung und eine transparente Diskussion über Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Verhütungsmittel zwischen Arzt und Patientin sind unerlässlich.

Finanzen

Karte der Länder nach Fruchtbarkeitsrate (2020)

In den Entwicklungsländern steigert die Geburtenkontrolle das Wirtschaftswachstum, da es weniger abhängige Kinder gibt und somit mehr Frauen am Erwerbsleben teilnehmen oder einen größeren Beitrag leisten, da sie in der Regel die Hauptpflegeperson für die Kinder sind. Das Einkommen, das Vermögen und der Body-Mass-Index von Frauen sowie die Schulbildung und der Body-Mass-Index ihrer Kinder verbessern sich mit dem besseren Zugang zu Geburtenkontrolle. Familienplanung durch moderne Verhütungsmittel ist eine der kosteneffektivsten Gesundheitsmaßnahmen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass für jeden ausgegebenen Dollar zwei bis sechs Dollar eingespart werden. Diese Kosteneinsparungen ergeben sich aus der Verhinderung ungeplanter Schwangerschaften und der Verringerung der Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten. Zwar sind alle Methoden finanziell vorteilhaft, aber die Verwendung von Kupferspiralen führte zu den größten Einsparungen.

Die medizinischen Gesamtkosten für eine Schwangerschaft, die Entbindung und die Versorgung eines Neugeborenen belaufen sich in den Vereinigten Staaten auf durchschnittlich 21 000 Dollar für eine vaginale Entbindung und 31 000 Dollar für eine Entbindung per Kaiserschnitt (Stand 2012). In den meisten anderen Ländern liegen die Kosten bei weniger als der Hälfte. Für ein im Jahr 2011 geborenes Kind gibt eine durchschnittliche US-Familie über einen Zeitraum von 17 Jahren 235.000 Dollar aus, um es aufzuziehen.

Prävalenz

prevalence of modern birth control map
Weltkarte, eingefärbt nach der Verwendung moderner Geburtenkontrolle. Jede Schattierung entspricht einer Spanne von sechs Prozentpunkten, wobei die Nutzung kleiner oder gleich ist:
Nachfrage nach Familienplanung, die durch moderne Methoden befriedigt wird (Stand: 2017).

Weltweit nutzen 2009 etwa 60 % der Verheirateten, die Kinder bekommen können, Verhütungsmittel. Die Häufigkeit, mit der die verschiedenen Methoden angewendet werden, ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In den Industrieländern sind Kondome und orale Verhütungsmittel am weitesten verbreitet, in Afrika sind es orale Verhütungsmittel und in Lateinamerika und Asien ist es die Sterilisation. In den Entwicklungsländern insgesamt erfolgt die Geburtenkontrolle zu 35 % durch Sterilisation der Frau, zu 30 % durch Intrauterinpessare, zu 12 % durch orale Verhütungsmittel, zu 11 % durch Kondome und zu 4 % durch Sterilisation des Mannes.

In den Industrieländern wird die Spirale zwar weniger häufig eingesetzt als in den Entwicklungsländern, aber im Jahr 2007 nutzten mehr als 180 Millionen Frauen die Spirale. Etwa 3,6 % der Frauen im gebärfähigen Alter vermeiden Sex, wenn sie fruchtbar sind, in südamerikanischen Gebieten sind es sogar 20 %. Im Jahr 2005 verwendeten 12 % der Paare eine männliche Form der Geburtenkontrolle (entweder Kondome oder eine Vasektomie), wobei die Raten in den Industrieländern höher sind. Die Verwendung männlicher Formen der Geburtenkontrolle ist zwischen 1985 und 2009 zurückgegangen. Die Nutzung von Verhütungsmitteln durch Frauen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist von etwa 5 % im Jahr 1991 auf etwa 30 % im Jahr 2006 angestiegen.

Im Jahr 2012 wollten 57 % der Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft vermeiden (867 von 1.520 Millionen). Etwa 222 Millionen Frauen hatten jedoch keinen Zugang zu Verhütungsmitteln, davon 53 Millionen in Afrika südlich der Sahara und 97 Millionen in Asien. Dies führt zu 54 Millionen ungeplanten Schwangerschaften und fast 80.000 Todesfällen bei Müttern pro Jahr. Ein Grund dafür, dass viele Frauen ohne Geburtenkontrolle sind, ist, dass viele Länder den Zugang aus religiösen oder politischen Gründen einschränken, während ein weiterer Grund die Armut ist. Aufgrund der restriktiven Abtreibungsgesetze in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara wenden sich viele Frauen bei ungewollten Schwangerschaften an nicht zugelassene Abtreibungsanbieter, was dazu führt, dass jedes Jahr etwa 2 bis 4 % der Frauen unsichere Abtreibungen vornehmen lassen.

Geschichte

Frühe Geschichte

Schon im Altertum versuchten Frauen, sich mit diversen Mitteln und Praktiken vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen, wie alte Aufzeichnungen beweisen. Ein ägyptisches Rezept aus der Zeit um 1525 v. Chr. lautete: „Man gebe zerriebene Akazienblätter mit Honig vermischt auf eine Mullbinde, die man sich in die Vagina einführe.“ Diese Art von Tampon könnte durchaus eine Wirkung gehabt haben, da der Saft der Akazien Milchsäure enthält, die ein wirksames Spermizid ist.

Von den meisten indigenen Völkern auf der ganzen Welt sowie aus der europäischen Antike bis zur Frühen Neuzeit ist überliefert, dass Verhütungsmittel auf der Basis von Pflanzen verwendet wurden. Diese Methoden der Verhütung bekommen heutzutage auch in wissenschaftlichen Kreisen wieder Aufmerksamkeit.

Der Philosoph Aristoteles berichtete, dass sich Frauen zur Verhütung den Teil der „Gebärmutter“, der mit dem männlichen Samen in Kontakt kommt, mit Zedernöl, Bleisalbe oder Weihrauch, vermischt mit Olivenöl einrieben. Die Bleisalbe war hochgiftig, das Öl vermindert aber tatsächlich die Beweglichkeit der Spermien, wie Marie Stopes in den 1930er Jahren nach entsprechender Forschung bestätigte. Sie hatte 1921 in London eine Klinik zur Geburtenkontrolle eröffnet.

Rabbiner rieten um 300 n. Chr., einen Schwamm in die Vagina einzuführen, um so den Samen aufzusaugen. Auch diese Methode soll keineswegs unsinnig gewesen sein. Ein indisches Verhütungsrezept ist aus dem 8. Jahrhundert überliefert. Danach wurde die Vagina mit einer Mischung aus Honig und Ghee eingerieben oder durch mit Öl vermischtes Steinsalz „verschlossen“. Der klebrige Honig sollte wohl die Beweglichkeit der Spermien vermindern, und Steinsalz gilt heute auch als Spermizid. Der persische Arzt Ibn Sina (980–1037), auch bekannt als Avicenna, führt in seiner medizinischen Enzyklopädie immerhin schon 20 verschiedene Verhütungsmittel auf. Ein mit medizinischen Aufgaben betreuter Ordensbruder namens Hans von Schwartach beispielsweise notierte im 15. Jahrhundert sowohl empfängnisfördernde als auch -verhütende Rezepte.

Seit wann Kondome zur Empfängnisverhütung benutzt wurden, ist in der Forschung umstritten. Der erste sichere Beleg dafür ist der 1605 erschienene Traktat De iustitia et iure des niederländischen Moraltheologen Leonardus Lessius, SJ, der diese Praxis als unmoralisch verurteilte.

In Deutschland war der Flensburger Arzt Wilhelm Mensinga (1836–1910) Wegbereiter der Empfängnisverhütung. Zwischen 1872 und 1882 entwickelte er das Occlusiv-Pessar und erprobte es in Langzeitstudien an zwölf Frauen, bis er 1882 schließlich mit seiner Schrift Über die facultative Sterilität vom prophylaktischen und hygienischen Standpunkt zunächst unter dem Pseudonym C. Hasse an die Öffentlichkeit ging. Sein Pessar war bis in die fünfziger Jahre insbesondere in den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und den USA in Gebrauch.

Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an wurde allgemeinverständliche medizinische Literatur, die über Möglichkeiten der Empfängnisverhütung Auskunft gab, weithin verfügbar, was in Deutschland um 1900 zu einem ersten starken Einbruch der Geburtenziffern führte.

Am 18. August 1960 wurde in den USA und am 1. Juni 1961 in Deutschland die erste Hormonpille zur Empfängnisverhütung als hormonelles Kontrazeptivum zugelassen bzw. auf den Markt gebracht.

ancient coin depicting silphium
Antike Silbermünze aus Kyrene mit der Darstellung eines Silphiumstängels

Der ägyptische Ebers-Papyrus aus dem Jahr 1550 v. Chr. und der Kahun-Papyrus aus dem Jahr 1850 v. Chr. enthalten einige der frühesten dokumentierten Beschreibungen der Geburtenkontrolle: die Verwendung von Honig, Akazienblättern und Flusen, die in die Vagina eingeführt wurden, um Spermien zu blockieren. Silphium, eine in Nordafrika beheimatete Riesenfenchelart, wurde möglicherweise im antiken Griechenland und im Alten Orient zur Geburtenkontrolle eingesetzt. Aufgrund seiner vermeintlichen Attraktivität war er im ersten Jahrhundert n. Chr. so selten geworden, dass er mehr als sein Gewicht in Silber wert war, und in der Spätantike war er vollständig ausgerottet. Die meisten Methoden der Geburtenkontrolle, die in der Antike angewandt wurden, waren wahrscheinlich unwirksam.

Der antike griechische Philosoph Aristoteles (ca. 384-322 v. Chr.) empfahl, vor dem Geschlechtsverkehr Zedernöl auf die Gebärmutter aufzutragen, eine Methode, die wahrscheinlich nur gelegentlich wirksam war. Ein hippokratischer Text über die Natur der Frau empfahl der Frau, ein in Wasser aufgelöstes Kupfersalz zu trinken, das angeblich ein Jahr lang eine Schwangerschaft verhindern würde. Diese Methode war nicht nur unwirksam, sondern auch gefährlich, wie der spätere medizinische Schriftsteller Soranus von Ephesus (ca. 98-138 n. Chr.) feststellte. Soranus versuchte, zuverlässige Methoden der Geburtenkontrolle aufzulisten, die auf rationalen Prinzipien beruhen. Er lehnte die Verwendung von Aberglauben und Amuletten ab und verschrieb stattdessen mechanische Methoden wie Vaginalstöpsel und Pessare mit Wolle als Grundlage, die mit Ölen oder anderen gummiartigen Substanzen überzogen waren. Viele von Soranus' Methoden waren wahrscheinlich auch unwirksam.

Im mittelalterlichen Europa wurde jeder Versuch, eine Schwangerschaft zu verhindern, von der katholischen Kirche als unmoralisch angesehen, obwohl man annimmt, dass Frauen zu dieser Zeit noch eine Reihe von Verhütungsmethoden anwandten, wie z. B. Coitus interruptus und das Einführen von Lilienwurzel und Weinraute in die Vagina. Die Frauen des Mittelalters wurden auch dazu angehalten, sich beim Sex Wieselhoden um die Oberschenkel zu binden, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Die ältesten bisher entdeckten Kondome wurden in den Ruinen von Dudley Castle in England gefunden und stammen aus dem Jahr 1640. Sie wurden aus Tierdärmen hergestellt und dienten höchstwahrscheinlich dazu, die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten während des englischen Bürgerkriegs zu verhindern. Casanova, der im 18. Jahrhundert in Italien lebte, beschrieb die Verwendung eines Lammfellüberzugs, um eine Schwangerschaft zu verhindern; Kondome wurden jedoch erst im 20.

Die Bewegung zur Geburtenkontrolle

a cartoon of a woman being chased by a stork with a baby
"Und der Bösewicht verfolgt sie immer noch", eine satirische Postkarte aus dem viktorianischen Zeitalter

Die Geburtenkontrollbewegung entwickelte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die auf den Ideen von Thomas Malthus basierende Malthusian League wurde 1877 im Vereinigten Königreich gegründet, um die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Familienplanung aufzuklären und sich für die Abschaffung von Strafen für die Förderung der Geburtenkontrolle einzusetzen. Sie wurde während des "Knowlton-Prozesses" gegen Annie Besant und Charles Bradlaugh gegründet, die wegen Veröffentlichungen über verschiedene Methoden der Geburtenkontrolle angeklagt waren.

In den Vereinigten Staaten wurde der Begriff "Geburtenkontrolle" 1914 durch Margaret Sanger und Otto Bobsein populär. Sanger setzte sich in erster Linie für die Geburtenkontrolle ein, weil sie Frauen davon abhalten sollte, unsichere Abtreibungen vorzunehmen, doch schon zu ihren Lebzeiten begann sie, sich für die Geburtenkontrolle mit der Begründung einzusetzen, dass sie geistige und körperliche Schäden verringern würde. Sie war vor allem in den Vereinigten Staaten aktiv, hatte sich aber in den 1930er Jahren auch international einen Namen gemacht. Zu dieser Zeit war die Verbreitung von Informationen über Geburtenkontrolle aufgrund des Comstock-Gesetzes illegal. Nach ihrer Verhaftung wegen der Verbreitung von Informationen zur Geburtenkontrolle wurde sie 1914 auf Kaution freigelassen und verließ die Vereinigten Staaten in Richtung Großbritannien. In Großbritannien entwickelte Sanger, beeinflusst von Havelock Ellis, ihre Argumente für die Geburtenkontrolle weiter. Sie war der Meinung, dass Frauen Sex genießen sollten, ohne eine Schwangerschaft befürchten zu müssen. Während ihres Auslandsaufenthalts sah Sanger in einer holländischen Klinik auch ein flexibleres Diaphragma, das sie für eine bessere Form der Empfängnisverhütung hielt. Nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten gründete Sanger 1916 mit Hilfe ihrer Schwester Ethel Bryne eine kurzlebige Klinik für Geburtenkontrolle im Stadtteil Brownville von Brooklyn, New York. Die Klinik wurde nach elf Tagen geschlossen und führte zu ihrer Verhaftung. Das Aufsehen, das die Verhaftung, der Prozess und die Berufung erregten, löste in den gesamten Vereinigten Staaten einen Aktivismus für Geburtenkontrolle aus. Neben ihrer Schwester wurde Sanger in der Bewegung von ihrem ersten Ehemann, William Sanger, unterstützt, der Exemplare von "Family Limitation" verteilte. Auch Sangers zweiter Ehemann, James Noah H. Slee, war später an der Bewegung beteiligt und fungierte als ihr Hauptfinanzier. In den 1950er Jahren trug Sanger auch zur Finanzierung der Forschung über hormonelle Verhütungsmittel bei. Sie half bei der Finanzierung der Forschung von Dr. John Rock und dem Biologen Gregory Pincus, die zur ersten hormonellen Verhütungspille führte, die später Enovid genannt wurde. Die ersten Versuche mit der Pille am Menschen wurden an Patienten im Worcester State Psychiatric Hospital durchgeführt. Danach wurden klinische Tests in Puerto Rico durchgeführt, bevor Enovid für den Gebrauch in den USA zugelassen wurde. Die Teilnehmerinnen an diesen Versuchen waren nicht vollständig über die medizinischen Auswirkungen der Pille informiert und hatten oft nur wenige oder gar keine anderen Möglichkeiten der Familienplanung. Die neu zugelassene Verhütungsmethode wurde den Teilnehmerinnen nach den Studien nicht zur Verfügung gestellt, und Verhütungsmittel sind in Puerto Rico noch immer nicht allgemein zugänglich.

Der verstärkte Einsatz von Verhütungsmitteln wurde von einigen als eine Form des sozialen Verfalls angesehen. Ein Rückgang der Fruchtbarkeit wurde als negativ angesehen. Während der Progressiven Ära (1890-1920) gab es immer mehr freiwillige Vereinigungen, die die Verhütungsmittelbewegung unterstützten. Diesen Organisationen gelang es nicht, mehr als 100 000 Frauen zu gewinnen, da die Geburtenkontrolle oft mit Eugenik gleichgesetzt wurde; es gab jedoch Frauen, die eine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten suchten. Die Ideologie der Geburtenkontrolle gewann in der Progressiven Ära durch die freiwilligen Vereinigungen, die eine Gemeinschaft bildeten, immer mehr an Boden. Die Geburtenkontrolle unterschied sich von der viktorianischen Ära dadurch, dass die Frauen ihre Sexualität selbst bestimmen wollten. Die Geburtenkontrolle war eine weitere Form des Eigennutzes, an den sich Frauen klammerten. Dies zeigte sich darin, dass Frauen sich zu starken Figuren wie dem Gibson-Girl hingezogen fühlten.

Die erste ständige Klinik zur Geburtenkontrolle wurde 1921 in Großbritannien von Marie Stopes in Zusammenarbeit mit der Malthusianischen Liga gegründet. Die von Hebammen geleitete und von Gastärzten unterstützte Klinik bot Frauen Beratung zur Geburtenkontrolle und lehrte sie die Verwendung einer Portiokappe. Ihre Klinik machte die Empfängnisverhütung in den 1920er Jahren salonfähig, indem sie sie wissenschaftlich darstellte. Im Jahr 1921 gründete Sanger die American Birth Control League, aus der später die Planned Parenthood Federation of America hervorging. Im Jahr 1924 wurde die Society for the Provision of Birth Control Clinics gegründet, die sich für kommunale Kliniken einsetzte; dies führte 1926 zur Eröffnung einer zweiten Klinik in Greengate, Salford. In den 1920er Jahren spielten Stopes und andere feministische Pionierinnen, darunter Dora Russell und Stella Browne, eine wichtige Rolle bei der Enttabuisierung des Themas Sex. Im April 1930 versammelten sich 700 Delegierte auf der Geburtenkontrollkonferenz, die erfolgreich dazu beitrug, Geburtenkontrolle und Abtreibung in die Politik einzubringen - drei Monate später erlaubte das britische Gesundheitsministerium den örtlichen Behörden, in Sozialzentren über Geburtenkontrolle zu beraten.

1931 wurde in Großbritannien die National Birth Control Association gegründet, aus der acht Jahre später die Family Planning Association hervorging. Die Vereinigung vereinigte mehrere britische Gruppen, die sich mit Geburtenkontrolle befassten, zu einer "zentralen Organisation" für die Verwaltung und Überwachung der Geburtenkontrolle in Großbritannien. Die Gruppe umfasste das Birth Control Investigation Committee, ein Kollektiv von Ärzten und Wissenschaftlern, das gegründet wurde, um die wissenschaftlichen und medizinischen Aspekte der Empfängnisverhütung "neutral und unparteiisch" zu untersuchen. In der Folge führte die Vereinigung eine Reihe von "reinen" und "angewandten" Produkt- und Sicherheitsstandards ein, die die Hersteller erfüllen mussten, um sicherzustellen, dass ihre Verhütungsmittel als Teil der von der Vereinigung standardisierten zweiteiligen Technik verschrieben werden konnten, bei der "eine Gummivorrichtung zum Schutz des Gebärmuttermundes" mit einem "chemischen Präparat, das in der Lage ist, ... Spermien zu zerstören", kombiniert wurde. Zwischen 1931 und 1959 gründete und finanzierte der Verband eine Reihe von Tests zur Bewertung der chemischen Wirksamkeit und Sicherheit sowie der Gummiqualität. Diese Tests bildeten die Grundlage für die 1937 eingeführte "Approved List of Contraceptives" (Liste der zugelassenen Verhütungsmittel), die später zu einer jährlichen Publikation wurde, auf die sich das wachsende Netz von FPA-Kliniken stützte, um "Fakten [über Verhütungsmittel] zu ermitteln und diese Fakten als Grundlage für eine fundierte öffentliche und wissenschaftliche Meinung zu veröffentlichen".

Im Jahr 1936 entschied der United States Court of Appeals for the Second Circuit in der Rechtssache United States v. One Package of Japanese Pessaries, dass die ärztliche Verschreibung von Verhütungsmitteln zur Rettung des Lebens oder des Wohlbefindens einer Person nicht gegen die Comstock-Gesetze verstößt. Nach dieser Entscheidung widerrief der Ausschuss für Empfängnisverhütung der American Medical Association seine Erklärung von 1936, in der die Geburtenkontrolle verurteilt wurde. Eine landesweite Umfrage im Jahr 1937 ergab, dass 71 Prozent der erwachsenen Bevölkerung die Empfängnisverhütung befürworteten. Bis 1938 gab es in den Vereinigten Staaten 374 Kliniken für Geburtenkontrolle, obwohl deren Werbung immer noch illegal war. First Lady Eleanor Roosevelt setzte sich öffentlich für Geburtenkontrolle und Familienplanung ein. Die in den Comstock-Gesetzen enthaltenen Beschränkungen der Geburtenkontrolle wurden durch die Urteile des Obersten Gerichtshofs in den Rechtssachen Griswold v. Connecticut (1965) und Eisenstadt v. Baird (1972) außer Kraft gesetzt. 1966 befürwortete Präsident Lyndon B. Johnson die öffentliche Finanzierung von Familienplanungsdiensten, und die Bundesregierung begann, Geburtenkontrolldienste für Familien mit geringem Einkommen zu subventionieren. Der Affordable Care Act, der am 23. März 2010 unter Präsident Barack Obama in Kraft getreten ist, schreibt vor, dass alle Pläne auf dem Krankenversicherungsmarkt Verhütungsmethoden abdecken müssen. Dazu gehören Barrieremethoden, hormonelle Methoden, implantierte Geräte, Notfallverhütungsmittel und Sterilisationsverfahren.

Moderne Methoden

1909 entwickelte Richard Richter das erste Intrauterinpessar aus Seidenraupendarm, das in den späten 1920er Jahren von Ernst Gräfenberg in Deutschland weiterentwickelt und vermarktet wurde. 1951 stellte ein in Österreich geborener amerikanischer Chemiker namens Carl Djerassi bei Syntex in Mexiko-Stadt die Hormone in Progesteronpillen aus mexikanischen Yamswurzeln (Dioscorea mexicana) her. Djerassi hatte die Pille chemisch hergestellt, war aber nicht in der Lage, sie an Patientinnen zu verteilen. In der Zwischenzeit entwickelten Gregory Pincus und John Rock mit Hilfe der Planned Parenthood Federation of America in den 1950er Jahren die ersten Antibabypillen wie Mestranol/Noretynodrel, die in den 1960er Jahren von der Food and Drug Administration unter dem Namen Enovid öffentlich zugänglich gemacht wurden. Mit der Verfügbarkeit von Prostaglandin-Analoga in den 1970er Jahren und Mifepriston in den 1980er Jahren wurde der medizinische Schwangerschaftsabbruch zu einer Alternative zum chirurgischen Abbruch.

Gesellschaft und Kultur

Rechtliche Stellungnahmen

Menschenrechtsabkommen verpflichten die meisten Regierungen dazu, Informationen und Dienstleistungen im Bereich Familienplanung und Verhütungsmittel bereitzustellen. Dazu gehören die Erstellung eines nationalen Plans für Familienplanungsdienste, die Abschaffung von Gesetzen, die den Zugang zur Familienplanung einschränken, die Gewährleistung einer breiten Palette sicherer und wirksamer Verhütungsmethoden, einschließlich Notfallverhütungsmitteln, die Sicherstellung, dass entsprechend ausgebildete Gesundheitsdienstleister und -einrichtungen zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung stehen, sowie die Schaffung eines Verfahrens zur Überprüfung der durchgeführten Programme. Wenn die Regierungen dies nicht tun, können sie gegen verbindliche internationale Verträge verstoßen.

In den Vereinigten Staaten wurde 1965 mit dem Urteil des Obersten Gerichtshofs in der Rechtssache Griswold gegen Connecticut ein staatliches Gesetz aufgehoben, das die Verbreitung von Informationen über Empfängnisverhütung unter Berufung auf das verfassungsmäßige Recht auf Privatsphäre in ehelichen Beziehungen untersagte. Im Jahr 1972 wurde dieses Recht auf Privatsphäre durch das Urteil Eisenstadt v. Baird auf Alleinstehende ausgeweitet.

Im Jahr 2010 riefen die Vereinten Nationen die Bewegung Every Woman Every Child ins Leben, um die Fortschritte bei der Deckung des Verhütungsbedarfs von Frauen zu bewerten. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Nutzer moderner Verhütungsmittel in den 69 ärmsten Ländern der Welt bis 2020 um 120 Millionen Frauen zu erhöhen. Außerdem soll die Diskriminierung von Mädchen und jungen Frauen, die sich um Verhütungsmittel bemühen, beseitigt werden. Der Amerikanische Kongress der Geburtshelfer und Gynäkologen (ACOG) empfahl 2014, dass orale Verhütungsmittel frei verkäuflich sein sollten.

Mindestens seit den 1870er Jahren wird in den USA in religiösen, medizinischen, legislativen und juristischen Kreisen über Verhütungsgesetze debattiert. Ana Garner und Angela Michel haben herausgefunden, dass Männer in diesen Diskussionen die reproduktiven Rechte oft mit moralischen und politischen Fragen verknüpfen, als Teil eines ständigen Versuchs, den menschlichen Körper zu regulieren. In der Presseberichterstattung zwischen 1873 und 2013 stellten sie eine Kluft zwischen der institutionellen Ideologie und den realen Erfahrungen von Frauen fest.

Religiöse Ansichten

Die Religionen haben sehr unterschiedliche Ansichten über die Ethik der Geburtenkontrolle. Die römisch-katholische Kirche bekräftigte 1968 ihre Lehre, dass nur eine natürliche Familienplanung zulässig ist, obwohl eine große Zahl von Katholiken in den entwickelten Ländern moderne Methoden der Geburtenkontrolle akzeptiert und anwendet. Papst Franziskus wendet sich in Amoris laetitia gegen eine Haltung, die alles durch die Anwendung allgemeiner Regeln oder die Ableitung unangemessener Schlussfolgerungen aus besonderen theologischen Erwägungen lösen würde". Die griechisch-orthodoxe Kirche räumt eine mögliche Ausnahme von ihrer traditionellen Lehre ein, die die Verwendung künstlicher Verhütungsmittel verbietet, wenn diese innerhalb der Ehe zu bestimmten Zwecken, einschließlich der Abstände zwischen den Geburten, eingesetzt werden. Unter den Protestanten gibt es eine breite Palette von Ansichten, die von der Ablehnung aller Methoden der Geburtenkontrolle bis hin zu deren Zulassung reichen, wie z. B. bei der Quiverfull-Bewegung. Im Judentum reichen die Ansichten von der strengeren orthodoxen Sekte, die alle Methoden der Geburtenkontrolle verbietet, bis zur entspannteren Reformsekte, die die meisten zulässt. Hindus dürfen sowohl natürliche als auch moderne Verhütungsmittel verwenden. Eine gängige buddhistische Auffassung besagt, dass die Verhinderung einer Empfängnis akzeptabel ist, während ein Eingriff nach der Empfängnis nicht zulässig ist. Im Islam sind Verhütungsmittel erlaubt, wenn sie die Gesundheit nicht gefährden, auch wenn einige von ihrer Verwendung abraten.

In der orthodoxen Kirche gibt es unterschiedliche Ansichten zur Empfängnisverhütung. Als die verwendeten Methoden noch unsicher und oft gesundheitsschädlich waren, wurde die Empfängnisverhütung strikt abgelehnt. Heute wird sie, allerdings nur innerhalb der Ehe, von den meisten Theologen und Beichtvätern akzeptiert; die Partner sollen nach eigenem Gewissen über ihre gewünschte Kinderzahl und die Geburtsabstände entscheiden. Der Gebrauch von nidationshemmenden Verhütungsmitteln wie dem Intrauterinpessar und der „Pille danach“ wird abgelehnt, da ihr Gebrauch als Abtreibung in einem sehr frühen Stadium betrachtet wird.

Welttag der Empfängnisverhütung

Der 26. September ist der Weltverhütungstag, der der Sensibilisierung und Verbesserung der Aufklärung über sexuelle und reproduktive Gesundheit gewidmet ist, mit der Vision einer Welt, in der jede Schwangerschaft erwünscht ist. Der Weltverhütungstag wird von einer Reihe von Regierungen und internationalen Nichtregierungsorganisationen unterstützt, darunter das Office of Population Affairs, der Asian Pacific Council on Contraception, das Centro Latinamericano Salud y Mujer, die European Society of Contraception and Reproductive Health, die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, die International Federation of Pediatric and Adolescent Gynecology, die International Planned Parenthood Federation, die Marie Stopes International, Population Services International, der Population Council, die United States Agency for International Development (USAID) und Women Deliver.

Missverständnisse

Es gibt eine Reihe von weit verbreiteten Missverständnissen über Sex und Schwangerschaft. Das Abspritzen nach dem Geschlechtsverkehr ist keine wirksame Form der Geburtenkontrolle. Außerdem wird sie mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht und daher nicht empfohlen. Frauen können beim ersten Geschlechtsverkehr und in jeder Sexualstellung schwanger werden. Es ist möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, während der Menstruation schwanger zu werden. Die Einnahme von Verhütungsmitteln, unabhängig von ihrer Dauer und Art, hat keine negativen Auswirkungen auf die Empfängnisfähigkeit von Frauen nach Beendigung der Einnahme und verzögert die Fruchtbarkeit nicht wesentlich. Bei Frauen, die orale Verhütungsmittel über einen längeren Zeitraum anwenden, kann die Schwangerschaftsrate etwas niedriger sein als bei Frauen, die orale Verhütungsmittel über einen kürzeren Zeitraum anwenden, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass die Fruchtbarkeit mit dem Alter abnimmt.

Zugänglichkeit

Der Zugang zu Verhütungsmitteln kann von den finanziellen Verhältnissen und den Gesetzen in einer Region oder einem Land abhängen. In den Vereinigten Staaten sind afroamerikanische, hispanische und junge Frauen unverhältnismäßig stark von einem eingeschränkten Zugang zu Verhütungsmitteln betroffen, der auf finanzielle Ungleichheiten zurückzuführen ist. So haben hispanische und afroamerikanische Frauen oft keinen Versicherungsschutz und sind häufiger arm. Neueinwanderern in den Vereinigten Staaten wird keine präventive Betreuung wie Geburtenkontrolle angeboten.

Im Vereinigten Königreich können Verhütungsmittel kostenlos in Verhütungszentren, Kliniken für sexuelle Gesundheit oder GUM-Kliniken (Genitourinärmedizin), in einigen Allgemeinarztpraxen, einigen Jugendämtern und Apotheken erworben werden.

Im September 2021 kündigte Frankreich an, dass Frauen unter 25 Jahren in Frankreich ab 2022 kostenlose Verhütungsmittel zur Verfügung stehen werden. Die Kosten für Arztbesuche, Tests und andere medizinische Verfahren im Zusammenhang mit der Geburtenkontrolle werden nicht übernommen und umfassen die hormonelle Empfängnisverhütung, die damit verbundenen biologischen Tests, die Verschreibung von Verhütungsmitteln und die gesamte Betreuung im Zusammenhang mit dieser Verhütung.

Ab August 2022 wird die Empfängnisverhütung für Frauen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren in der Republik Irland kostenlos sein.

Advocacy

Free the Pill, eine Zusammenarbeit zwischen Advocates for Youth und Ibis Reproductive Health, setzt sich dafür ein, dass Verhütungsmittel in den Vereinigten Staaten frei verkäuflich und ohne Altersbeschränkung von der Versicherung übernommen werden.

Forschungsrichtungen

Frauen

Die bestehenden Verhütungsmethoden müssen verbessert werden, da etwa die Hälfte derjenigen, die ungewollt schwanger werden, zu diesem Zeitpunkt Verhütungsmittel verwenden. Derzeit wird eine Reihe von Abwandlungen bestehender Verhütungsmethoden untersucht, darunter ein besseres Kondom für Frauen, ein verbessertes Diaphragma, ein Pflaster, das nur Gestagen enthält, und ein Vaginalring, der lang wirkendes Progesteron enthält. Dieser Vaginalring scheint drei oder vier Monate lang wirksam zu sein und ist derzeit in einigen Regionen der Welt erhältlich. Für Frauen, die nur selten Sex haben, ist die Einnahme des hormonellen Verhütungsmittels Levonorgestrel zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs vielversprechend.

Eine Reihe von Methoden zur Sterilisation über den Gebärmutterhals wird derzeit untersucht. Eine davon besteht darin, Chinacrin in die Gebärmutter einzubringen, was zu Narbenbildung und Unfruchtbarkeit führt. Das Verfahren ist zwar kostengünstig und erfordert keine chirurgischen Fähigkeiten, doch gibt es Bedenken hinsichtlich langfristiger Nebenwirkungen. Eine andere Substanz, Polidocanol, die auf die gleiche Weise funktioniert, wird derzeit untersucht. Ein Gerät namens Essure, das sich beim Einsetzen in die Eileiter ausdehnt und diese blockiert, wurde 2002 in den Vereinigten Staaten zugelassen. Im Jahr 2016 wurde eine Blackbox-Warnung vor potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen hinzugefügt, und 2018 wurde das Gerät vom Markt genommen.

Männer

Zu den Methoden der männlichen Geburtenkontrolle gehören Kondome, Vasektomien und der Entzug. Zwischen 25 und 75 % der sexuell aktiven Männer geben an, dass sie eine hormonelle Verhütungsmethode anwenden würden, wenn diese für sie verfügbar wäre. Eine Reihe von hormonellen und nicht-hormonellen Methoden wird derzeit erprobt, und es gibt einige Forschungsarbeiten, die sich mit der Möglichkeit von empfängnisverhütenden Impfstoffen befassen.

Eine reversible chirurgische Methode, die derzeit untersucht wird, ist die reversible Hemmung von Spermien unter Anleitung (RISUG), bei der ein Polymergel, Styrol-Maleinsäureanhydrid in Dimethylsulfoxid, in die Samenleiter injiziert wird. Durch eine Injektion mit Natriumbicarbonat wird die Substanz ausgewaschen und die Fruchtbarkeit wiederhergestellt. Eine andere Möglichkeit ist eine Intravasalvorrichtung, bei der ein Urethanpfropfen in den Samenleiter eingeführt wird, um ihn zu blockieren. Eine Kombination aus einem Androgen und einem Gestagen scheint vielversprechend, ebenso wie selektive Androgenrezeptormodulatoren. Ultraschall und Methoden zur Erwärmung der Hoden wurden in ersten Studien untersucht.

Andere Tiere

Die Kastration, bei der ein Teil der Fortpflanzungsorgane entfernt wird, wird häufig als Methode der Geburtenkontrolle bei Haustieren durchgeführt. Viele Tierheime verlangen diese Eingriffe als Teil der Adoptionsverträge. Bei großen Tieren wird der Eingriff als Kastration bezeichnet.

Die Geburtenkontrolle wird auch als Alternative zur Jagd in Betracht gezogen, um die Überpopulation bei Wildtieren zu kontrollieren. Empfängnisverhütende Impfstoffe haben sich bei einer Reihe von Tierpopulationen als wirksam erwiesen. Kenianische Ziegenhirten befestigen an männlichen Ziegen eine Schürze, Olor genannt, um zu verhindern, dass sie weibliche Ziegen befruchten.

Verbreitung unterschiedlicher Verhütungsmethoden

Deutschland

Nach Ergebnissen einer repräsentativen Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Verhütungsverhalten Erwachsener waren 2018 Pille und Kondom nach wie vor die meist genutzten Kontrazeptiva. In Deutschland gaben 47 Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen an, mit der Antibabypille zu verhüten (Rückgang seit 2011: 6 Prozent) während mittlerweile fast ebenso viele, nämlich 46 Prozent, Kondome nutzen (Anstieg seit 2011: 9 Prozent). Zu dieser Entwicklung haben insbesondere die jungen Erwachsenen, zwischen 18 und 30 Jahren, beigetragen. In dieser Altersgruppe ist die Pillennutzung zwischen 2011 und 2018 um 16 Prozent gesunken. Die Nutzung der Spirale liegt unverändert bei 10 Prozent, während Kalendermethode (3 %), Vasektomie (3 %), Temperaturmethode (2 %), Sterilisation (2 %) oder hormonelle Vaginalringe (2 %) deutlich seltener verwendet werden.

Das Verhütungsverhalten Heranwachsender wurde separat erfasst. Über die Hälfte der befragten Jugendlichen gaben im Alter von 17 Jahren an, bereits sexuell aktiv zu sein. Mit einer Verbreitung von 77 Prozent, ist das Kondom das bevorzugte Verhütungsmittel beim „ersten Mal“. Kampagnen zur Vermeidung sexuell übertragbarer Krankheiten und HIV, in denen die Verwendung von Kondomen propagiert wird, haben wahrscheinlich zu dieser Entwicklung beigetragen. Dagegen ist die Verwendung der Pille rückläufig und liegt (beim ersten Mal) bei 30 Prozent (2014: 45 %) der befragten Jugendlichen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entscheiden sich auch junge Mädchen aufgrund der Gesundheitsverträglichkeit seltener für eine hormonelle Empfängnisverhütung durch die Pille. Dagegen geht ungeschützter Geschlechtsverkehr (9 Prozent) oder die Anwendung unsicherer Methoden (4 Prozent), oftmals mit niedrigerem Bildungsgrad einher, wie die Jugendsexualitätsstudie belegt.

Schweiz

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2017, eine repräsentative Erhebung vom Bundesamt für Statistik zeigte, dass 33,9 % der 15- bis 49-jährigen Frauen mit dem Kondom, 27,0 % mit der Pille, 11,7 % mit der Spirale, 8,5 % durch Sterilisation (Mann oder Frau), 5,1 % mittels anderer hormoneller Methoden (Pflaster, Stäbchen oder Dreimonatsspritze) sowie 3,4 % mit einer natürlichen Methode verhüteten. Detailliertere Zahlen im Zeitverlauf zeigt der Schweizerische Verhütungsbericht.

Religion

Judentum

Empfängnisverhütung ist im Judentum grundsätzlich erlaubt. Das Paar soll es dennoch anstreben, das Gebot „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (Gen 1,28 EU) durch mindestens zwei Kinder (beide Geschlechter), zu erfüllen.

Empfängnisverhütung ist erlaubt in Fällen, wenn eine Schwangerschaft ein Risiko für die Mutter oder für die Geburt weiterer Kinder darstellen könnte, zum Beispiel bei gesundheitlicher oder finanzieller Belastung, bei sehr jungen Frauen, in der Stillzeit. Verhütungsmethoden mit spermizider Wirkung oder mechanischer Barriereverhütung sind nicht erlaubt. Hormonelle Mittel sind jedoch ein anerkanntes und erlaubtes Mittel zur Empfängnisverhütung nach jüdischem Recht (Halacha).

Christentum

Römisch-katholische Kirche

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) unterscheidet beim ehelichen Verkehr terminologisch zwischen Empfängnisregelung und Empfängnisverhütung (vgl. KKK Nrn. 2368, 2370).

Zur Empfängnisregelung in der Ehe werden die zeitweise Enthaltsamkeit sowie die auf Selbstbeobachtung und der Wahl von unfruchtbaren Perioden (Eisprungrechner) beruhenden Methoden gerechnet, die von Eheleuten angewendet werden dürften, da sie den objektiven Kriterien der Moral entsprächen (KKK Nr. 2370). Dies wurde auch in der Enzyklika Humanae vitae festgehalten. Empfängnisregelung wird dort bei Gründen, „die sich aus der körperlichen oder seelischen Situation der Gatten oder aus äußeren Verhältnissen ergeben“, erlaubt.

Die künstliche Empfängnisverhütung wird hingegen als objektiv widersprüchliche Gebärde der Eheleute, als ein „Sich-nicht-ganz-Schenken“ angesehen. Darunter wird jede Handlung verstanden, „die entweder in Voraussicht oder während des Vollzuges des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.“ (KKK Nr. 2370, Enzyklika Humanae Vitae, 14)

Ein naturrechtlich begründete Unterschied zwischen den Verhaltensweisen bei Empfängnisregelung und bei Empfängnisverhütung wird dabei folgendermaßen definiert: „Bei der ersten machen die Eheleute von einer naturgegebenen Möglichkeit rechtmäßig Gebrauch; bei der anderen dagegen hindern sie den Zeugungsvorgang bei seinem natürlichen Ablauf.“ (Humanae Vitae, 16)

Papst Johannes Paul II. schrieb in dem apostolischen Schreiben Familiaris consortio der pastoralen Führung der Kirche die Aufgabe zu, die Voraussetzung für eine normative Anerkennung vor allem der Enzyklika Humanae vitae zu schaffen.

Wenn schwerwiegende Gründe wie im Falle einer Vergewaltigung vorliegen oder wenn die Gefahr einer solchen besteht, ist eine Empfängnisverhütung unter Umständen zulässig. Als im kongolesischen Bürgerkrieg Anfang der 1960er Jahre insbesondere Ordensfrauen von Aufständischen vergewaltigt wurden, erlaubte die Kirche die präventive Einnahme von Verhütungsmitteln, mit der Begründung, es handele sich hier um die Vorbeugung gegen die Folgen eines Gewaltakts. Seitdem wurden auch in katholischen Krankenhäusern empfängnisverhütende Mittel verabreicht. Die Erlaubnis galt später auch im Bosnienkrieg, als Vergewaltigungen, insbesondere von Ordensschwestern, als gezieltes Mittel der Kriegsführung eingesetzt wurden.

Anfang 2013 wurde berichtet, dass eine vergewaltigte Frau von zwei katholischen Krankenhäusern in Köln nicht behandelt worden sei, weil sich die Ärzte nicht zur Verschreibung der sogenannten „Pille danach“ in der Lage sahen. Im Februar 2013 führte daher die Deutsche Bischofskonferenz aus, dass Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, in katholischen Krankenhäusern auch die sogenannte „Pille danach“ verabreicht werden könne, insofern sie eine verhütende und nicht eine abortive Wirkung habe. Zuvor hatte Kardinal Meisner bezüglich der Beurteilung der zentralen Wirkprinzipien solcher Präparate äußern lassen: „Die Kirche kann dazu nur die moralischen Prinzipien erklären. Der einzelne Arzt einer katholischen Einrichtung muss sich dann unter Voraussetzung dieser Prinzipien gewissenhaft kundig machen und so zu einer verantwortungsvollen Entscheidung kommen.“ Zur kirchlichen Position ließ er ausführen: „Es geht beim Thema Vergewaltigung nicht um die Ganzheitlichkeit eines liebenden Aktes, sondern um die Verhinderung einer verbrecherischen Befruchtung.“ Der Präsident der zuständigen Päpstlichen Akademie für das Leben hat diese Linie der deutschen Bischöfe mit dem Hinweis auf die entsprechende 50-jährige Praxis an katholischen Krankenhäusern sowie auf die Enzykliken Casti connubii und Humanae vitae öffentlich unterstützt.

Papst Franziskus erklärte 2018, dass auch künstliche Verhütungsmittel für Frauen in Armut zu akzeptieren seien, so lange diese nicht abtreibend wirken. Kondome, Diaphragmata und als letzten Ausweg Tubenligaturen seien mögliche künstliche Verhütungsmethoden. Diese hätten keine abtreibende Wirkung und hätten keine schädliche Wirkung für den weiblichen Körper.

Anglikanische Kirche

Die Vollversammlung der Bischöfe der anglikanischen Gemeinschaft erklärte die Empfängnisverhütung 1930 unter bestimmten Voraussetzungen für zulässig. Während die Bischöfe bei der Lambeth-Konferenz von 1908 noch ihre tiefe Besorgnis über jegliche Art der Empfängnisverhütung zum Ausdruck brachte, erklärte die Konferenz von 1930, dass zwar da, wo die Eheleute eine moralische Verpflichtung verspürten, die Zahl ihrer Kinder zu begrenzen oder eine Empfängnis überhaupt zu vermeiden, völlige Enthaltsamkeit die erste und offensichtliche Methode dazu sei. Wenn jedoch moralisch einwandfreie Gründe gegen die Enthaltsamkeit sprächen, könnten auch andere Methoden verwendet werden, vorausgesetzt, dass diese „im Licht christlicher Grundsätze“ zum Einsatz kämen. Die Konferenz von 1958 führte aus, dass die Verantwortung für die Zahl und Abfolge der Kinder eine Frage des Gewissens der Eheleute sei „dergestalt wie es für Ehemann und Ehefrau annehmbar“ sei.

Protestantische Kirchen

Protestantische Volkskirchen lutherischen und unierten Bekenntnisses haben in Entscheidungen von 1951 und 1958 Empfängnisverhütung erlaubt. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erklärte im Januar 2015, die evangelische Kirche halte moderne Verhütungsmittel nicht für etwas, was verboten gehöre. Eine gute Familienplanung auch mit Mitteln der Empfängnisverhütung gehöre für Evangelische zu einem guten Eheleben dazu. Im Gegensatz dazu ist bei den evangelisch freikirchlichen Mennoniten die Empfängnisverhütung strikt untersagt. Insbesondere die russlanddeutschen Mennoniten-Brüder-Gemeinden lehnen sowohl die Barriere-Empfängnisverhütung als auch die chemische Verhütung entschieden ab. Denn sie ist nach ihrer Aussage widernatürlich, ähnelt einer Abtreibung und wird schwerpunktmäßig aus egoistischen Motiven verwendet. Ebenso haben die evangelikalen Pfingstler eine restriktive Haltung über die Empfängnisverhütung. Auch in Deutschland wird das Verhütungsverbot der Pfingstbewegung beispielsweise durch die Guntersblumer Pfingstgemeinde sehr streng befolgt.

Islam

Die Empfängnisverhütung im Islam ist unter folgenden Bedingungen erlaubt:

  1. Beiderseitiges Einverständnis von Ehemann und Ehefrau.
  2. Sie verursacht keinen (gesundheitlichen) Schaden (bei einem der beiden Ehepartner).
  3. Sie wird nicht dauerhaft praktiziert, sondern vielmehr für einen vorübergehenden Zeitraum (daher sind Sterilisationen nicht erlaubt).

Eine der beiden Hauptquellen ist der Hadith al-Buchārī 5207, in dem von einem Gabir berichtet wurde: „Wir haben gewöhnlich von dem 'Azl [gemeint ist der Coitus interruptus] zur Zeit des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, Gebrauch gemacht.“

Ásatrú

Im Ásatrú ist Empfängnisverhütung nicht untersagt. Allerdings sind viele Ásatrú-Gemeinschaften gegen ein kinderloses Leben.

Bahai

Bei den Bahai ist Verhütung zur Familienplanung prinzipiell erlaubt (Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe hingegen wird nicht gutgeheißen). Lediglich die präventive Sterilisation kinderloser Menschen mit dem Ziel, keine Kinder haben zu wollen, wird nur dann empfohlen, wenn ein (weiteres) Kind der Mutter oder Familie schaden würde, da der Hauptzweck der Ehe das Aufziehen von Kindern sei. Ansonsten bleibt die Verhütung und Familienplanung den Gläubigen selbst überlassen. Letztlich darf und soll jeder Baha'i in persönlicher Zwiesprache mit Gott über Fragen der Familienplanung und Verhütung selbst entscheiden.