Lidocain

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Lidocain
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Klinische Daten
AusspracheLidocain /ˈldəˌkn/
Lignocain /ˈlɪɡnəˌkn/
HandelsnamenXylocain, Ztlido, andere
Andere NamenLignocain
AHFS/Drugs.comLokale Monographie

Systemische Monographie

Ophthalmologie - Fakten zur Droge
MedlinePlusa682701
Lizenz-Daten
  • EU EMA: nach INN
  • US DailyMed: Lidocain
  • US FDA: Lidocain
Schwangerschaft
Kategorie
  • AU: A
Wege der
Verabreichung
Intravenös, subkutan, topisch, durch den Mund
ATC-Code
  • C01BB01 (WER) C05AD01 (WER) D04AB01 (WER) N01BB02 (WER) N01BB52 (WER) R02AD02 (WER) S01HA07 (WER) S02DA01 (WER) QC01BB01 (WER) QC05AD01 (WER) QD04AB01 (WER) QN01BB02 (WER) QN01BB52 (WER) QR02AD02 (WER) QS01HA07 (WER) QS02DA01 (WER) QD04AB51 (WER)
Rechtlicher Status
Rechtlicher Status
  • AU: S5, S4, und S2
  • UK: GSL, P, und POM
  • USA: OTC / Rx-only
Pharmakokinetische Daten
Bioverfügbarkeit35% (durch den Mund)
3% (äußerlich)
StoffwechselLeber, zu 90% CYP3A4-vermittelt
Beginn der Wirkunginnerhalb von 1,5 Minuten (IV)
Eliminationshalbwertszeit1,5 h bis 2 h
Dauer der Wirkung10 min bis 20 min (intravenös), 0,5 h bis 3 h (lokal)
AusscheidungNiere
Bezeichner
IUPAC-Bezeichnung
  • 2-(Diethylamino)-
    N-(2,6-Dimethylphenyl)acetamid
CAS-Nummer
PubChem CID
IUPHAR/BPS
DrugBank
ChemSpider
UNII
KEGG
ChEBI
ChEMBL
PDB-Ligand
  • LQZ (PDBe, RCSB PDB)
Chemische und physikalische Daten
FormelC14H22N2O
Molare Masse234,343 g-mol-1
3D-Modell (JSmol)
Schmelzpunkt68 °C (154 °F)
SMILES
  • CCN(CC)CC(=O)NC1=C(C)C=CC=C1C
InChI
  • InChI=1S/C14H22N2O/c1-5-16(6-2)10-13(17)15-14-11(3)8-7-9-12(14)4/h7-9H,5-6,10H2,1-4H3,(H,15,17) check
  • Schlüssel:NNJVILVZKWQKPM-UHFFFAOYSA-N check
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Lidocain, auch bekannt als Lignocain und unter anderem unter dem Markennamen Xylocain verkauft, ist ein Lokalanästhetikum vom Typ der Aminoamide. Es wird auch zur Behandlung ventrikulärer Tachykardien eingesetzt. Wird Lidocain zur Lokalanästhesie oder für Nervenblockaden verwendet, beginnt seine Wirkung in der Regel innerhalb weniger Minuten und hält eine halbe Stunde bis drei Stunden an. Lidocain-Mischungen können auch direkt auf die Haut oder Schleimhäute aufgetragen werden, um den Bereich zu betäuben. Häufig wird es mit einer kleinen Menge Adrenalin (Epinephrin) gemischt, um die lokale Wirkung zu verlängern und Blutungen zu verringern.

Bei intravenöser Injektion kann es zerebrale Wirkungen wie Verwirrung, Sehstörungen, Taubheit, Kribbeln und Erbrechen hervorrufen. Es kann einen niedrigen Blutdruck und eine unregelmäßige Herzfrequenz verursachen. Es gibt Bedenken, dass die Injektion in ein Gelenk Probleme mit dem Knorpel verursachen kann. Die Anwendung in der Schwangerschaft scheint im Allgemeinen sicher zu sein. Bei Personen mit Leberproblemen kann eine niedrigere Dosis erforderlich sein. Die Anwendung bei Allergikern gegen Tetracain oder Benzocain ist im Allgemeinen unbedenklich. Lidocain ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ib. Das bedeutet, dass es durch die Blockierung von Natriumkanälen wirkt und dadurch die Kontraktionsgeschwindigkeit des Herzens senkt. Wenn es in der Nähe von Nerven injiziert wird, können die Nerven keine Signale zum oder vom Gehirn leiten.

Lidocain wurde 1946 entdeckt und kam 1948 auf den Markt. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation. Es ist als Generikum erhältlich. Im Jahr 2019 war es das 219. am häufigsten verschriebene Medikament in den Vereinigten Staaten, mit mehr als 2 Millionen Verschreibungen.

Strukturformel
Struktur von Lidocain
Allgemeines
Freiname Lidocain
Andere Namen

2-Diethylamino-N-(2,6-dimethylphenyl)acetamid (IUPAC)

Summenformel C14H22N2O
Kurzbeschreibung

Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 205-302-8
ECHA-InfoCard 100.004.821
PubChem 3676
ChemSpider 3548
DrugBank DB00281
Arzneistoffangaben
ATC-Code
Wirkstoffklasse
  • Lokalanästhetikum
  • Antiarrhythmikum
Wirkmechanismus

Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle

Eigenschaften
Molare Masse 234,34 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

68,5 °C

pKS-Wert

8,01

Löslichkeit
  • schlecht in Wasser (4,1 g·l−1)
  • sehr leicht löslich in Dichlormethan und Ethanol
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten
  • 317 mg·kg−1 (LD50, Ratte, oral)
  • 102 mg·kg−1 (LD50, Maus, i.p.)
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Lidocain ist ein örtlich wirksames Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) vom Typ der Amide. Es wirkt ferner als Klasse-Ib-Antiarrhythmikum bei tachykarden (beschleunigter Puls) ventrikulären Herzrhythmusstörungen. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation.

Medizinische Anwendungen

Lokal betäubendes Mittel

Lidocain wird in der Human- und Veterinärmedizin als gut und schnell wirksames örtliches Betäubungsmittel häufig eingesetzt. Das Medikament ist in der Liste der unentbehrlichen Medikamente der WHO dreifach aufgeführt, was dessen Stellenwert verdeutlicht.

Hierzu wird Lidocain entweder in das Gewebe eingespritzt (Infiltrationsanästhesie), um so ein kleineres Areal zu betäuben, wie es für die Naht einer Platzwunde oder ähnlichen kleineren Eingriffen notwendig ist. Alternativ wird es in den Bereich eines Nervs gespritzt, um so dessen Versorgungsgebiet zu betäuben (Leitungsanästhesie). Das Medikament sollte ein bis drei Minuten einwirken, dann ist eine ausreichende Lokalanästhesie gegeben. Die Wirkdauer ist dosisabhängig und beträgt ein bis drei Stunden.

Da Lidocain gut über die Schleimhaut aufgenommen wird, gibt es diesen Wirkstoff in Form von Sprays oder Salben für die Oberflächenanästhesie.

Durch die Kombination von Lidocain mit dem Anästhetikum Prilocain im Verhältnis 1:1 entsteht ein eutektisches Gemisch („Eutectic Mixture of Local Anesthetic“, EMLA), das bei Hauttemperatur flüssig ist und eine gute Penetration in die Haut aufweist. Die Mischung wird als Wirkstoff in der Oberflächenanästhesie der Haut eingesetzt. Ebenso wird eine eutektische Mischung mit Tetracain verwendet (Pliaglis). Eine weitere pharmazeutische Entwicklung ist die liposomale Verkapselung von Lidocain (LMX4), die seit 1998 therapeutisch verfügbar ist. Diese Formulierungsform soll sich günstig auf die Anwendungseigenschaften auswirken, da die Einwirkdauer auf der Haut verkürzt, die Wirkdauer verlängert und Nebenwirkungen verringert sein sollen.

Ferner ist Lidocain Wirkstoff in Sprays und Gleitmitteln zur Erleichterung der endotrachealen Intubation und des Einlegens eines Blasenkatheters.

Lidocain ist für die parenterale Anwendung, bis auf wenige Ausnahmen, verschreibungspflichtig, ebenso für die Anwendung am Auge und am äußeren Gehörgang. Für die subkutane bzw. intramuskuläre Regionalanästhesie in der Geburtshilfe (Durchführung von Dammschnitten, Naht von Dammschnitten und -rissen) darf Lidocain in Deutschland in beschränkter Dosis und in Konzentrationen bis 1 % ohne ärztliche Verschreibung an Hebammen und Entbindungspfleger abgegeben werden.

Seit 2007 ist Lidocain in verschiedenen europäischen Ländern in Form eines transdermalen Pflasters mit fünf Gewichtsprozent Lidocain erhältlich, das unter dem Handelsnamen Versatis zur Behandlung neuropathischer Schmerzen nach Herpes-Zoster-Infektion zugelassen ist.

Im Rahmen von größeren bauchchirurgischen Eingriffen führt intravenöses Lidocain zu geringeren Schmerzen, weniger Übelkeit und besserer Darmfunktion. Neben der Unterdrückung von Schmerzreizen im OP-Gebiet wird auch eine hemmende Wirkung auf Granulozyten für diese Wirkung verantwortlich gemacht. Deshalb kann intravenös verabreichtes Lidocain für bestimmte Operationen eingesetzt werden, sofern ein Periduralkatheter, der den Goldstandard bildet, nicht vorhanden ist. Dieser Off-Label-Einsatz benötigt vor der OP die Einwilligung des Patienten. Die Dosierungsschemata beginnen meist mit einer initialen Kurzinfusion von 1,5 mg/kg gefolgt von einer Dauerinfusion von 1,5 mg/kg/h während der OP und einer postoperativen Dosis von 1,33 mg/kg/h für ca. 4 Stunden.

Das Wirkungsprofil von Lidocain als Lokalanästhetikum ist durch einen schnellen Wirkungseintritt und eine mittlere Wirkungsdauer gekennzeichnet. Daher eignet sich Lidocain für die Infiltration, die Blockade und die Oberflächenanästhesie. Für die Spinal- und Epiduralanästhesie werden manchmal länger wirkende Substanzen wie Bupivacain bevorzugt; Lidocain hat jedoch den Vorteil eines schnellen Wirkungseintritts. Adrenalin verengt die Blutgefäße, wodurch die Blutung verringert und die Resorption von Lidocain verzögert wird, wodurch sich die Dauer der Anästhesie fast verdoppelt.

Lidocain ist eines der in der Zahnmedizin am häufigsten verwendeten Lokalanästhetika. Es kann auf verschiedene Weise verabreicht werden, am häufigsten als Nervenblockade oder Infiltration, je nach Art der Behandlung und des behandelten Mundbereichs.

Für die Oberflächenanästhesie können verschiedene Formulierungen für Endoskopien, vor Intubationen usw. verwendet werden. Die Pufferung des pH-Werts von Lidocain macht die lokale Betäubung weniger schmerzhaft. Lidocaintropfen können bei kurzen ophthalmologischen Eingriffen am Auge verwendet werden. Es gibt vorläufige Belege für die Anwendung von topischem Lidocain bei neuropathischen Schmerzen und Schmerzen an der Entnahmestelle von Hauttransplantaten. Als lokales Betäubungsmittel wird es zur Behandlung der vorzeitigen Ejakulation eingesetzt.

Ein transdermales Pflaster, das eine 5%ige Lidocain-Konzentration in einem Hydrogelverband enthält, ist von der US-amerikanischen FDA zur Linderung der durch Gürtelrose verursachten Nervenschmerzen zugelassen. Das transdermale Pflaster wird auch bei Schmerzen anderer Ursachen eingesetzt, z. B. bei komprimierten Nerven und anhaltenden Nervenschmerzen nach bestimmten Operationen.

Herzrhythmusstörungen

Lidocain ist auch das wichtigste Antiarrhythmikum der Klasse 1b; es wird intravenös zur Behandlung ventrikulärer Arrhythmien (bei akutem Myokardinfarkt, Digoxinvergiftung, Kardioversion oder Herzkatheterisierung) eingesetzt, wenn Amiodaron nicht verfügbar oder kontraindiziert ist. Lidocain sollte bei dieser Indikation verabreicht werden, nachdem Defibrillation, HLW und Vasopressoren eingeleitet wurden. Eine routinemäßige präventive Gabe wird nach einem Myokardinfarkt nicht mehr empfohlen, da der Gesamtnutzen nicht überzeugend ist.

Epilepsie

In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2013 über die Behandlung von Krampfanfällen bei Neugeborenen wird intravenöses Lidocain als Zweitlinientherapie empfohlen, wenn Phenobarbital die Anfälle nicht stoppen kann.

Andere

Intravenöse Lidocain-Infusionen werden auch zur Behandlung chronischer Schmerzen und akuter chirurgischer Schmerzen als opiatsparende Technik eingesetzt. Die Qualität der Nachweise für diese Anwendung ist schlecht, so dass ein Vergleich mit Placebo oder einer Epiduralanästhesie schwierig ist.

Inhaliertes Lidocain kann als Hustenstiller eingesetzt werden, der peripher wirkt, um den Hustenreflex zu reduzieren. Diese Anwendung kann als Sicherheits- und Komfortmaßnahme für Patienten, die intubiert werden müssen, eingesetzt werden, da sie die Häufigkeit des Hustens und etwaige Trachealschäden beim Erwachen aus der Narkose verringert.

Lidocain kann zusammen mit Ethanol, Ammoniak und Essigsäure auch bei der Behandlung von Quallenstichen helfen, indem es sowohl die betroffene Stelle betäubt als auch den weiteren Austritt von Nematocysten verhindert.

Bei Gastritis kann das Trinken einer zähflüssigen Lidocain-Formulierung die Schmerzen lindern.

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sind selten, wenn Lidocain als Lokalanästhetikum verwendet und korrekt verabreicht wird. Die meisten unerwünschten Wirkungen im Zusammenhang mit Lidocain zur Anästhesie beziehen sich auf die Verabreichungstechnik (die zu einer systemischen Exposition führt) oder auf die pharmakologischen Wirkungen der Anästhesie, und allergische Reaktionen treten nur selten auf. Eine systemische Exposition gegenüber übermäßigen Mengen von Lidocain führt hauptsächlich zu Wirkungen auf das zentrale Nervensystem (ZNS) und das Herz-Kreislauf-System - ZNS-Wirkungen treten in der Regel bei niedrigeren Blutplasmakonzentrationen auf und zusätzliche kardiovaskuläre Wirkungen bei höheren Konzentrationen, obwohl ein kardiovaskulärer Kollaps auch bei niedrigen Konzentrationen auftreten kann. ADRs nach Systemen sind:

  • ZNS-Erregung: Nervosität, Unruhe, Angst, Beklemmung, Kribbeln um den Mund (zirkumorale Parästhesie), Kopfschmerzen, Hyperästhesie, Zittern, Schwindel, Pupillenveränderungen, Psychose, Euphorie, Halluzinationen und Krampfanfälle
  • ZNS-Depression bei zunehmend stärkerer Exposition: Schläfrigkeit, Lethargie, undeutliche Sprache, Hypoästhesie, Verwirrung, Desorientierung, Bewusstlosigkeit, Atemdepression und Atemstillstand.
  • Kardiovaskulär: Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie, Flush, Veneninsuffizienz, erhöhte Defibrillatorschwelle, Ödeme und/oder Herzstillstand - einige davon können auf Hypoxämie als Folge der Atemdepression zurückzuführen sein.
  • Atemwege: Bronchospasmus, Dyspnoe, Atemdepression oder Atemstillstand
  • Gastrointestinal: Metallischer Geschmack, Übelkeit, Erbrechen
  • Ohren: Tinnitus
  • Augen: lokales Brennen, Bindehauthyperämie, Hornhautepithelveränderungen/-ulzerationen, Diplopie, Sehveränderungen (Trübung)
  • Haut: Juckreiz, Depigmentierung, Hautausschlag, Urtikaria, Ödeme, Angioödeme, Blutergüsse, Venenentzündungen an der Injektionsstelle, Hautreizungen bei topischer Anwendung
  • Blut: Methämoglobinämie
  • Allergie

Die mit der Anwendung von intravenösem Lidocain verbundenen unerwünschten Wirkungen sind ähnlich wie die oben beschriebenen toxischen Wirkungen bei systemischer Exposition. Sie sind dosisabhängig und treten bei hohen Infusionsraten (≥3 mg/min) häufiger auf. Häufige unerwünschte Wirkungen sind: Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Verwirrung, Sehstörungen, Tinnitus, Tremor und/oder Parästhesien. Zu den seltenen unerwünschten Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Lidocain gehören: Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmien, Herzstillstand, Muskelzuckungen, Krampfanfälle, Koma und/oder Atemdepression.

Im Allgemeinen ist es sicher, Lidocain zusammen mit einem Vasokonstriktor wie Adrenalin zu verwenden, auch in Bereichen wie Nase, Ohren, Finger und Zehen. Es wurden zwar Bedenken hinsichtlich des Absterbens von Gewebe bei der Anwendung in diesen Bereichen geäußert, diese wurden jedoch nicht bestätigt.

Die Verwendung von Lidocain zur Spinalanästhesie kann zu einem erhöhten Risiko vorübergehender neurologischer Symptome führen, einem schmerzhaften Zustand, der manchmal unmittelbar nach einer Operation auftritt. Es gibt schwache Hinweise darauf, dass die Verwendung alternativer Anästhetika wie Prilocain, Procain, Bupivacain, Ropivacain oder Levobupivacain das Risiko für das Auftreten vorübergehender neurologischer Symptome verringern kann. Hinweise von geringer Qualität deuten darauf hin, dass 2-Chlorprocain und Mepivacain bei Verwendung zur Spinalanästhesie ein ähnliches Risiko für die Entwicklung vorübergehender neurologischer Symptome haben wie Lidocain.

Wie alle Lokalanästhetika kann Lidocain die typischen Nebenwirkungen und (bei Überdosierung) Vergiftungserscheinungen erzeugen; dazu gehören Wirkungen im Bereich des zentralen Nervensystems (wie beispielsweise Unruhe, Krampfanfälle u. a.), des Herzens (Rhythmusstörungen), Blutdruckabfall und allergische Reaktionen.

Wechselwirkungen

Alle Arzneimittel, die auch Liganden von CYP3A4 und CYP1A2 sind, können möglicherweise die Serumspiegel und das Toxizitätspotenzial erhöhen oder die Serumspiegel und die Wirksamkeit verringern, je nachdem, ob sie die Enzyme induzieren oder hemmen. Medikamente, die das Risiko einer Methämoglobinämie erhöhen können, sollten ebenfalls sorgfältig abgewogen werden. Dronedaron und liposomales Morphin sind beide absolut kontraindiziert, da sie die Serumspiegel erhöhen können, aber Hunderte von anderen Medikamenten müssen auf Wechselwirkungen überwacht werden.

Kontraindikationen

Zu den absoluten Kontraindikationen für die Anwendung von Lidocain gehören:

  • Herzblock zweiten oder dritten Grades (ohne Herzschrittmacher)
  • Schwerer sinoatrialer Block (ohne Herzschrittmacher)
  • Schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf Lidocain oder Amid-Lokalanästhetika
  • Überempfindlichkeit gegen Mais und maisverwandte Produkte (in den gemischten Injektionen wird aus Mais gewonnene Dextrose verwendet)
  • Gleichzeitige Behandlung mit Chinidin, Flecainid, Disopyramid, Procainamid (Antiarrhythmika der Klasse I)
  • Frühere Anwendung von Amiodaron-Hydrochlorid
  • Adams-Stokes-Syndrom
  • Wolff-Parkinson-White-Syndrom
  • Lidocain viskos wird von der FDA nicht zur Behandlung von Zahnungsschmerzen bei Kindern und Säuglingen empfohlen.

Seien Sie vorsichtig bei Patienten mit einem dieser Symptome:

  • Hypotonie, die nicht auf eine Arrhythmie zurückzuführen ist
  • Bradykardie
  • Beschleunigter idioventrikulärer Rhythmus
  • Ältere Menschen
  • Ehlers-Danlos-Syndrome; die Wirksamkeit von Lokalanästhetika kann reduziert sein
  • Pseudocholinesterase-Mangel
  • Intraartikuläre Infusion (dies ist keine zugelassene Indikation und kann Chondrolyse verursachen)
  • Porphyrie, insbesondere akute intermittierende Porphyrie; Lidocain wurde aufgrund der Leberenzyme, die es auslöst, als porphyrogen eingestuft, obwohl klinische Hinweise darauf hindeuten, dass es dies nicht ist. Bupivacain ist in diesem Fall eine sichere Alternative.
  • Eingeschränkte Leberfunktion - bei Personen mit eingeschränkter Leberfunktion kann es bei wiederholter Verabreichung von Lidocain zu unerwünschten Reaktionen kommen, da das Medikament von der Leber verstoffwechselt wird. Zu den unerwünschten Wirkungen können neurologische Symptome gehören (z. B. Schwindel, Übelkeit, Muskelzuckungen, Erbrechen oder Krampfanfälle).

Überdosierung

Eine Überdosierung von Lidocain kann durch eine übermäßige Verabreichung auf topischem oder parenteralem Weg, durch versehentliche orale Aufnahme von topischen Zubereitungen durch Kinder (die anfälliger für eine Überdosierung sind), durch versehentliche intravenöse (statt subkutane, intrathekale oder parazervikale) Injektion oder durch eine längere Anwendung der subkutanen Infiltrationsanästhesie bei kosmetischen Eingriffen entstehen.

Derartige Überdosierungen haben sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen häufig zu schweren Vergiftungen oder zum Tod geführt. Lidocain und seine beiden Hauptmetaboliten können in Blut, Plasma oder Serum quantifiziert werden, um die Diagnose bei potenziellen Vergiftungsopfern zu bestätigen oder die gerichtsmedizinische Untersuchung im Falle einer tödlichen Überdosierung zu unterstützen.

Lidocain wird häufig intravenös als Antiarrhythmikum in kritischen Situationen bei der Herzbehandlung verabreicht. Die Behandlung mit intravenösen Fettemulsionen (die für die parenterale Ernährung verwendet werden) zur Umkehrung der Auswirkungen der Toxizität von Lokalanästhetika wird immer häufiger eingesetzt.

Postarthroskopische glenohumerale Chondrolyse

Lidocain in großen Mengen kann für den Knorpel toxisch sein, und intraartikuläre Infusionen können zu postarthroskopischer glenohumeraler Chondrolyse führen.

Pharmakologie

Mechanismus der Wirkung

Lidocain verändert die Signalleitung in Neuronen, indem es die Inaktivierung der schnellen spannungsgesteuerten Na+-Kanäle in der neuronalen Zellmembran, die für die Ausbreitung des Aktionspotenzials verantwortlich sind, verlängert. Bei ausreichender Blockade öffnen sich die spannungsgesteuerten Natriumkanäle nicht und ein Aktionspotenzial wird nicht erzeugt. Eine sorgfältige Titration ermöglicht ein hohes Maß an Selektivität bei der Blockade von sensorischen Neuronen, während höhere Konzentrationen auch andere Arten von Neuronen beeinflussen.

Das gleiche Prinzip gilt für die Wirkung dieses Medikaments im Herzen. Durch die Blockade der Natriumkanäle im Reizleitungssystem und in den Muskelzellen des Herzens wird die Depolarisationsschwelle angehoben, wodurch das Herz weniger wahrscheinlich frühe Aktionspotenziale auslöst oder leitet, die eine Arrhythmie verursachen können.

Pharmakokinetik

Bei der Anwendung als Injektion beginnt die Wirkung in der Regel innerhalb von vier Minuten und hält eine halbe Stunde bis drei Stunden an. Lidocain wird in der Leber zu etwa 95 % verstoffwechselt (dealkyliert), und zwar hauptsächlich durch CYP3A4 zu den pharmakologisch aktiven Metaboliten Monoethylglycinexylidid (MEGX) und anschließend zum inaktiven Glycinexylidid. MEGX hat eine längere Halbwertszeit als Lidocain, ist aber auch ein weniger starker Natriumkanalblocker. Das Verteilungsvolumen beträgt 1,1 bis 2,1 l/kg, kann aber durch Herzinsuffizienz verringert werden. Etwa 60 % bis 80 % zirkulieren gebunden an das Protein alpha1-Säureglykoprotein. Die orale Bioverfügbarkeit liegt bei 35 % und die topische Bioverfügbarkeit bei 3 %.

Die Eliminationshalbwertszeit von Lidocain ist biphasisch und beträgt bei den meisten Patienten etwa 90 bis 120 Minuten. Sie kann sich bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen (durchschnittlich 343 Minuten) oder kongestiver Herzinsuffizienz (durchschnittlich 136 Minuten) verlängern. Lidocain wird mit dem Urin ausgeschieden (90 % als Metaboliten und 10 % als unveränderter Wirkstoff).

Geschichte

Lidocain war das erste Amino-Amid-Lokalanästhetikum und wurde durch die schwedischen Chemiker Nils Löfgren (1913–1967) und Bengt Lundqvist im Jahre 1943 synthetisiert. Sie verkauften die Patentrechte des Lidocains an den schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca. Weltweit eingesetzt wurde Lidocain ab 1947.

Gesellschaft und Kultur

Darreichungsformen

Lidocain, in der Regel in Form seines Hydrochloridsalzes, ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter viele topische Formulierungen und Lösungen zur Injektion oder Infusion. Es ist auch in Form eines transdermalen Pflasters erhältlich, das direkt auf die Haut aufgetragen wird.

Bezeichnungen

Lidocain ist der internationale Freiname (INN), der britische genehmigte Name (BAN) und der australische genehmigte Name (AAN), während Lignocain der ehemalige BAN und AAN ist. Sowohl der alte als auch der neue Name werden in Australien bis mindestens 2023 auf dem Produktetikett erscheinen.

Xylocain ist ein Markenname.

Verwendung in der Freizeit

Ab 2021 wird Lidocain von der Welt-Anti-Doping-Agentur nicht mehr als eine Substanz aufgeführt, deren Verwendung im Sport verboten ist. Lidocain wird als Hilfsstoff, Verfälschungsmittel und Verdünnungsmittel für Straßendrogen wie Kokain und Heroin verwendet. Es ist einer der drei häufigsten Inhaltsstoffe in Ölen, die von Bodybuildern zur Standortverbesserung verwendet werden.

Verfälschungsmittel in Kokain

Lidocain wird häufig als Verdünnungsmittel zu Kokain hinzugefügt. Sowohl Kokain als auch Lidocain betäuben bei der Anwendung das Zahnfleisch. Dies erweckt beim Konsumenten den Eindruck von hochwertigem Kokain, während er in Wirklichkeit ein verdünntes Produkt erhält.

Kompendienstatus

  • Japanische Pharmakopöe 15
  • Amerikanisches Arzneibuch 31

Tiermedizinische Verwendung

Es ist zusammen mit Embutramid und Chloroquin Bestandteil des Tierarzneimittels Tributame, das zur Euthanasie bei Pferden und Hunden verwendet wird.

Darstellung

Synthese von Lidocain aus 2,6-Xylidin

Lidocain wird in mehreren Synthesestufen aus 2,6-Xylidin dargestellt. Arzneilich verwendet wird häufig die Salzform Lidocainhydrochlorid.

Wirkprinzip

Lidocain blockiert spannungsabhängige Natriumkanäle in den Zellmembranen der Nervenzelle. Lidocain setzt die Membranpermeabilität für Kationen, insbesondere für Natriumionen, in höheren Konzentrationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentrationsabhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbildung des Aktionspotenzials notwendige plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität verringert ist. Lidocain dringt vom Zellinneren in den geöffneten Na-Kanal der Zellmembran ein und blockiert durch Besetzung einer spezifischen Bindungsstelle dessen Leitfähigkeit. Wenn sensible Rezeptoren auf der Haut die Empfindung von Druck, Schmerz, Wärme, Kälte etc. an das Gehirn weiterleiten sollen, wird die Erregungsweiterleitung blockiert, da kein Natrium in die Nervenzelle einströmen kann und so die Entstehung eines Aktionspotentials erschwert wird. Lidocain wirkt bei der Injektion unter die Haut oder beim Auftragen als Salbe nur an den sich dort befindlichen Nervenzellen. Dünne Nervenfasern werden früher in ihrer Weiterleitung blockiert als dicke. Daraus ergibt sich folgende Reihenfolge des Empfindungsausfalls: Schmerz – Temperatur – Berührung – Druck. Als Letztes wird die Innervation der Muskeln, der Efferenzen, gehemmt; Efferenzen sind Nervfasern, die vom zentralen Nervensystem kommen und zum Beispiel Muskeln innervieren. Dadurch fällt die Motorik (Muskelbewegung) im Wirkbereich des Lidocains aus.

Ein weiteres Wirkprinzip ist die Hemmung der durch Staphylokokken-Toxin hervorgerufenen Entzündung der Haut bei atopischer Dermatitis, die in vitro nachgewiesen werden konnte.

Analytik

Der zuverlässige qualitative und quantitative Nachweis von Lidocain in Körperflüssigkeiten gelingt nach angemessener Probenvorbereitung durch die Kopplung chromatographischer Verfahren, wie der HPLC oder der Gaschromatographie mit der Massenspektrometrie. Auch für forensische Fragen und in der Drogenkontrolle finden diese analytischen Methoden Verwendung. Ebenfalls in der Abwasseranalytik ist Lidocain ein Gegenstand der Forschung.

Anwendungsgebiete

Lokalanästhesie in der Zahnmedizin

Lidocain wird in Form der Injektionslösung von Zahnärzten zur örtlichen Betäubung eingesetzt. Üblicherweise ist in den Fertigarzneimitteln der Zahnmedizin Epinephrin (Adrenalin) zugesetzt, welches die Wirkungsdauer des Lidocains verlängert. Dies geschieht durch eine durch das Epinephrin eintretende Gefäßverengung, wodurch ein langsamerer Abtransport in die Blutbahn des Patienten erfolgt. Somit muss der Zahnarzt selten – meist gar nicht – nachspritzen, was die Arbeit dementsprechend erleichtert und die Sitzung verkürzt. Allerdings sind auch unerwünschte Wirkungen bekannt, bei denen Patienten allergisch auf das zugesetzte Epinephrin reagiert haben. Für diese Patienten liegen Injektionslösungen ohne Adrenalinzusatz vor. Zwischenfälle sind in der Praxis eher selten, da das Mittel meistens gut vertragen wird.

Auch als Wirkstoff einer Zahnungshilfe für Säuglinge wird Lidocain verwendet.

Ebenfalls wird Lidocain in Kombination mit Kamillenblütenextrakt als mild wirkendes Arzneimittel zur Behandlung von schmerzhaften Entzündungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut eingesetzt.

Lidocain hat vor allem im süddeutschen und Schweizer Sprachraum den Spitznamen „Zahnarzt-Kokain“.

Kontrolle von vorzeitiger Ejakulation

In Form von Salben, Sprays oder Cremes steht Lidocain Männern zur Unterdrückung eines vorzeitigen Samenergusses zur Verfügung. Die lidocainhaltigen „Langzeitsalben“ beziehungsweise „Verzögerungscremes“ oder „Verzögerungs-Sprühlösungen“ sind rezeptfrei erhältlich und werden bei zurückgezogener Vorhaut dünn auf die Eichel aufgetragen. Je nach Dosierung setzt Lidocain häufig erst nach 30 Minuten die Empfindungsfähigkeit der Eichel herab und kann über 60 Minuten wirken.

Antiarrhythmikum

Lidocain verlangsamt die Erregungsausbreitung im Herzmuskel zwischen His-Bündel und Purkinje-Fasern und wirkt so stabilisierend auf den Herzrhythmus. Als Klasse Ib-Antiarrhythmikum unterdrückt es Herzrhythmusstörungen, die ihren Ursprung in den Herzkammern haben (ventrikuläre Extrasystolen/Tachykardie) und wird vorwiegend bei tachykarden Herzrhythmusstörungen angewendet. Der früher häufige Gebrauch als intravenöse (seltener auch endobronchial appliziertes) Notfallmedikament ist inzwischen sehr stark zurückgegangen, da Lidocain seinerseits Herzrhythmusstörungen erzeugen und die Kontraktionskraft des Herzens einschränken kann (negativ inotrope Wirkung).

Lidocain sollte als (Ib-)Antiarrhythmikum intravenös verabreicht werden. Die erste Dosis (1 bis 1,5 mg/kg) wird als „Bolus“ verabreicht, danach sollte Lidocain kontinuierlich in einer Infusion oder durch eine Spritzenpumpe (1 bis 5 mg/min) gegeben werden. Indiziert ist es bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen aller Art, auch bei Vergiftungen mit Antidepressiva oder Glykosiden und einer Torsade de pointes-Tachykardie. Vor Eingriffen, die Irritationen am Herzmuskel bewirken (z. B. Ablation oder Koronarangiographie), kann Lidocain präventiv gegeben werden, um das Risiko des Auftretens ventrikulärer Herzrhythmusstörungen zu vermindern.

Bei einem AV-Block Grad II darf Lidocain nicht gegeben werden. Auch Herzinsuffizienz oder Hypotonie stellen Kontraindikationen dar, da Lidocain – wie andere Antiarrhythmika – ebenfalls einen negativ inotropen Effekt besitzt.

Lidocain verlangsamt den steilen Anstieg des Aktionspotentials der Herzmuskelzelle, welcher durch den raschen Einstrom von Natrium in die Herzmuskelzelle erfolgt. Wie an Nervenzellen auch, hemmt Lidocain die Natriumkanäle am Herzmuskel, und der Einstrom des Natriums in die Herzmuskelzelle bei einer Erregung verlangsamt sich.

Die Bindung des Lidocain an einen Natriumkanal und dessen Beeinflussung ist nur dann möglich, wenn der Natriumkanal im geöffneten oder inaktivierten Zustand ist – also während oder am Ende einer Herzaktion. Wenn der Natriumkanal geschlossen ist, d. h. in der Ruhephase, dissoziiert das Lidocain allmählich vom Natriumkanal ab. Während dieser Periode zwischen zwei Aktionspotentialen nimmt die hemmende Wirkung des Lidocains daher konstant ab. Deshalb ist die hemmende Wirkung des Lidocains von der Herzfrequenz abhängig (use-dependence block).

Bei hoher Herzfrequenz dissoziiert Lidocain nur zum Teil vom Natriumkanal ab, bis bereits ein neues Aktionspotential entsteht. Bei einer langsamen Herzfrequenz hat das Lidocain zwischen zwei Aktionspotentialen genug Zeit um sich vollständig vom Natriumkanal zu dissoziieren. Dadurch wirkt die Verlangsamung des Aktionspotentials bei einer niedrigen Herzfrequenz weniger gut bis überhaupt nicht, während die Wirkung auf die Natriumkanäle bei hohen Herzfrequenzen stark ausgeprägt ist. Dies ist ein entscheidender Vorteil bei der Behandlung von tachykarden Herzrhythmusstörungen mit Lidocain.

Ein anderer Vorteil besteht darin, dass Lidocain fast nur an bereits geschädigten Herzmuskelzellen wirken kann, da diese bereits „vordepolarisiert“ sind und die Ruhephase, in der das Lidocain nicht an den Natriumkanal binden kann, verkürzt ist, obwohl die Zeit zwischen den Aktionspotentialen nicht verkürzt sein muss.

Cluster-Kopfschmerz

Zur Behandlung der akuten Cluster-Kopfschmerzattacke wird Lidocain in die Nasenöffnung der betroffenen Kopfschmerzseite gegeben. Eine andere Verwendung ist die Injektion von Lidocain in die Nähe einer Nervenbahn, um eine Nervenblockade zu bewirken. Die nasale Anwendung von 1 ml 4 bis 10%iger Lidocain-Lösung kann innerhalb von Minuten zu einer Attackenkupierung führen. Der vermutete Wirkmechanismus ist eine Betäubung der Nervenbahnen im Bereich der Flügelgaumengrube (Fossa pterygopalatina).

Experimentelle Anwendungsgebiete

Lidocain war in placebokontrollierten Studien zur Behandlung eines Tinnitus einem Placebo wesentlich überlegen. Da Lidocain allerdings nicht unerhebliche Nebenwirkungen auslösen kann, wurde der Stoff für dieses Anwendungsgebiet weitestgehend verworfen.

Kontraindikationen

Wenn dem Lidocain Methyl-4-hydroxybenzoat als Konservierungsmittel zugesetzt ist, darf es bei einer intrathekalen, intracisternalen oder einer intra- oder retrobulbären Injektion nicht angewendet werden.

Außerdem darf Lidocain nicht angewendet werden:

  • bei schweren Störungen des Herz-Reizleitungssystems,
  • bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz,
  • bei kardiogenem oder hypovolämischen Schock,
  • bei bekannten Allergien auf die Bestandteile

Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand beziehungsweise veränderter Plasmaeiweißbindung (beispielsweise Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, Karzinomerkrankungen, Schwangerschaft) müssen grundsätzlich kleinere Dosen angewendet werden. Beim Melkersson-Rosenthal-Syndrom können allergische und toxische Reaktionen des Nervensystems vermehrt auftreten. Bei Patienten mit Zeichen einer Herzinsuffizienz oder klinisch relevanten Störungen der kardialen Erregungsbildung und -ausbreitung ist die Dosis zu reduzieren. Vorsicht ist geboten bei Myasthenia gravis und bei Patienten mit partiellem oder komplettem Herzblock.

Handelsnamen (Auswahl)

Lidocain ist als Monopräparat und Kombinationspräparat erhältlich.

Monopräparate

Dynexan (D, A, CH), Kenergon (CH), Licain (D), Acoin (D), LidoPosterine (D), Lignocaine (D), Posterisan akut (D), Sedagul (CH), Solarcaine (CH), Trachisan (D), Versatis (D), Xylocain (D, A, CH), Xylocitin-loc (D), Xyloneural (CH, A) zahlreiche Generika (D, CH)

Kombinationspräparate

Anaesthecomp (D), Anginazol (CH), Dentinox (D, A), Doloproct (D), Doxiproct (CH), Emla (D, A), Faktu akut (D), Fenipic (CH), Instillagel (D, A), Kamistad (D), Lemocin (D, A, CH), Lidocain/Prilocain Plethora (EU), LMX4 (UK), Locastad (D), Neo-angin (CH), Parodontal (D), Pliaglis (D), Rapydan (A), Sangerol (CH), Wick Sulagil (D)