Passionsblumen
Passiflora ⓘ | |
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Passiflora incarnata | |
P. quadrangularis unreife Frucht | |
Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Pflanzen (Plantae) |
Klade: | Tracheophyten |
Klade: | Angiospermen |
Klade: | Eudikotyledonen |
Klade: | Rosengewächse |
Ordnung: | Malpighiales |
Familie: | Passifloraceae |
Unterfamilie: | Passifloroideae |
Stamm: | Passifloreae |
Gattung: | Passiflora L. |
Typusart | |
Passiflora incarnata | |
Arten | |
Etwa 550, siehe Liste | |
Synonyme | |
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Die Passionsblumen (Passiflora), auch als Passionsblumen oder Passionsreben bekannt, sind eine Gattung mit etwa 550 Arten von Blütenpflanzen, die Typusgattung der Familie der Passifloraceae. ⓘ
Sie sind meist rankenartige Reben, einige sind Sträucher oder Bäume. Sie können holzig oder krautig sein. Die Passionsblumen bilden regelmäßige und meist auffällige Blüten mit einem charakteristischen Kranz. Die Blüte ist fünfzählig und reift zu einer unfruchtbaren Frucht mit zahlreichen Samen heran. ⓘ
Verbreitung
Die Passionsblume ist im Gegensatz zu anderen Gattungen der Familie Passifloraceae, die mehr Arten aus der Alten Welt umfassen (z. B. die Gattung Adenia), weitgehend neotropisch verbreitet. Die meisten Passiflora-Arten sind in Mexiko, Mittelamerika, den Vereinigten Staaten und Südamerika beheimatet, aber es gibt auch Vertreter in Südostasien und Ozeanien. Es werden immer wieder neue Arten entdeckt: P. xishuangbannaensis und P. pardifolia zum Beispiel sind der wissenschaftlichen Gemeinschaft erst seit 2005 bzw. 2006 bekannt. ⓘ
Einige Passiflora-Arten wurden über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus eingebürgert. So wächst die blaue Passionsblume (P. caerulea) heute wild in Spanien. Die violette Passionsfrucht (P. edulis) und ihre gelbe Verwandte flavicarpa wurden in vielen tropischen Regionen als Nutzpflanzen eingeführt. ⓘ
Ökologie
Passionsblumen haben Blütenstrukturen, die für die biotische Bestäubung geeignet sind. Zu den Bestäubern von Passiflora gehören Hummeln, Zimmerbienen (z. B. Xylocopa sonorina), Wespen, Fledermäuse und Kolibris (insbesondere Einsiedler wie Phaethornis); einige andere sind zusätzlich zur Selbstbestäubung fähig. Passiflora weisen oft ein hohes Maß an Bestäuberspezifität auf, was zu einer häufigen Koevolution innerhalb der Gattung geführt hat. Der Schwertschnabelkolibri (Ensifera ensifera) ist ein bemerkenswertes Beispiel: Mit seinem enorm verlängerten Schnabel ist er der einzige Bestäuber von 37 Arten der Passiflora der Hochanden in der Übersektion Tacsonia. ⓘ
Die Blätter werden von den Larven einer Reihe von Schmetterlingsarten als Nahrung genutzt. Bekanntlich werden sie ausschließlich von zahlreichen Schmetterlingsarten des Stammes der Heliconiini angeflogen. Zu den zahlreichen defensiven Anpassungen, die an Passiflora zu beobachten sind, gehören verschiedene Blattformen (die dazu beitragen, ihre Identität zu verschleiern), farbige Noppen (die Schmetterlingseier imitieren und Heliconianer davon abhalten können, ihre Eier auf einem scheinbar überfüllten Blatt abzulegen), extraflorale Nektarien, Trichome, Panaschierung und chemische Abwehrstoffe. Zusammen mit den Anpassungen der Schmetterlinge waren diese Faktoren für die Begründung der Koevolutionstheorie von Bedeutung. ⓘ
Die folgenden Schmetterlingslarven ernähren sich bekanntermaßen von Passiflora:
- Langflügelfalter (Heliconiinae)
- Cydno-Langflügel (Heliconius cydno), einer der wenigen Heliconier, die sich von mehreren Arten der Passiflora ernähren
- Golf-Scheckenfalter (Agraulis vanillae), der sich von mehreren Passiflora-Arten ernährt, wie Passiflora lutea, Passiflora affinis, Stinkende Passionsblume (P. foetida) und Maikäfer (P. incarnata)
- Amerikanischer Sara-Langflügel (Heliconius sara)
- Roter Briefträger (Heliconius erato)
- Asiatische Florfliege (Cethosia cyane).
- Briefträgerfalter (Heliconius melpomene) bevorzugt P. menispermifolia und P. oerstedii
- Die Zebraflorfliege (Heliconius charithonia) ernährt sich von der Gelben Passionsblume, der Zweiblütigen Passionsblume (P. biflora) und der Korkig gestielten Passionsblume (P. suberosa)
- Die Gebänderte Orange (Dryadula phaetusa) ernährt sich von P. tetrastylis
- Julia-Falter (Dryas iulia) ernährt sich von Gelber Passionsblume und P. affinis
- Mauersegler Cibyra serta
- Die Trauermücke (Acraea terpsicore) ernährt sich von Passiflora edulis, Passiflora foetida und Passiflora subpeltata ⓘ
Die allgemein hohe Bestäuber- und Parasitenspezifität von Passiflora könnte zu der enormen morphologischen Vielfalt in der Gattung geführt haben. Man geht davon aus, dass die Gattung die größte Blattvielfalt aller Pflanzengattungen aufweist, mit Blattformen, die von ungelappt bis fünflappig reichen und häufig auf ein und derselben Pflanze zu finden sind. Koevolution kann eine wichtige Triebkraft für die Artbildung sein und ist möglicherweise für die Entstehung bestimmter Gruppen von Passiflora wie Tacsonia verantwortlich. ⓘ
Die Hüllblätter der Stinkenden Passionsblume sind mit Haaren bedeckt, die eine klebrige Flüssigkeit absondern. Daran bleiben viele kleine Insekten hängen und werden von Proteasen und sauren Phosphatasen zu nährstoffreichem Schleim verdaut. Da es sich bei den getöteten Insekten in der Regel nicht um große Schädlinge handelt, scheint diese Passionsblume eine protokarnivore Pflanze zu sein. ⓘ
Die ursprünglich aus Zentralbrasilien stammende Bananen-Passionsblume oder "Bananen-Poka" (P. tarminiana) ist ein invasives Unkraut, insbesondere auf den Inseln von Hawaii. Sie wird häufig durch Wildschweine verbreitet, die die Früchte fressen. Es überwuchert und erstickt Bestände der einheimischen Vegetation, vor allem an Straßenrändern. Die Blaue Passionsblume (P. caerulea) behauptet sich derzeit in Spanien und muss wahrscheinlich beobachtet werden, um ihre unerwünschte Ausbreitung einzudämmen. ⓘ
Andererseits sind einige Arten durch nicht nachhaltige Abholzung und andere Formen der Lebensraumzerstörung bedroht. Die Chilenische Passionsblume (P. pinnatistipula) beispielsweise ist eine seltene Rebe, die in den tropischen Anden südlich von Venezuela in einer Höhe von 2.500 bis 3.800 Metern wächst, sowie an der zentralchilenischen Küste, wo sie nur in einigen Dutzend Quadratkilometern Nebelwald am Meer in der Nähe von Zapallar vorkommt. P. pinnatistipula hat eine runde Frucht, was bei Arten der Tacsonia-Gruppe wie der Bananen-Passionsblume und P. mixta mit ihren länglichen Röhren und leuchtend roten bis rosafarbenen Blütenblättern ungewöhnlich ist. ⓘ
Bemerkenswerte und mitunter wirtschaftlich bedeutende Krankheitserreger der Passionsblume sind mehrere Schlauchpilze der Gattung Septoria (einschließlich S. passiflorae), das unbeschriebene Proteobakterium Pseudomonas tomato" (pv. passiflorae), das Potyvirus passionfruit woodiness virus und das Carlavirus Passiflora latent virus. ⓘ
Manche Vertreter der Passionsblumen haben im Laufe der Evolution eine besondere Form von Mimikry entwickelt, um sich vor dem Blattfraß der Raupen der Heliconius-Falter zu schützen. Um Kannibalismus zu vermeiden, untersucht der Falter vor der Eiablage, ob sich auf den fraglichen Blättern bereits Eier von Artgenossen befinden. Die Eier des Falters sind gelb gefärbt. Einige Arten der Passifloraceae erzeugen selbst gelbe Punkte auf ihren Blättern und täuschen so einen Befall vor. Auch locken Passionsblumen durch das Absondern eines bestimmten Nektars gezielt Ameisen und Wespen an, die die Eier und Raupen des Falters fressen sollen. ⓘ
Verwendungen
Es gibt etwas mehr als 530 Passiflora-Arten. Sie variieren bezüglich Blütenfarbe (grün, weiß, rosa, pink, rot, lila, violett, himmelblau bis sehr dunkles blau und auch schwarz), Blattfarbe und -größe (unzählige Grüntöne, auch panaschiert und mehrfarbig, von einem halben Zentimeter bis zu einem Meter), Blattform (un- bis neungelappt) und der Größe der Früchte (mehrere Kilogramm bis wenige Gramm) sowie der übrigen Gestalt der Pflanze. ⓘ
Durch Züchtung sind im 20. Jahrhundert zudem mehrere hundert Hybridsorten hinzugekommen. Selten gibt es auch Hybriden, welche sich trotz gleicher Chromosomenzahl nur sehr schlecht kreuzen lassen. ⓘ
Auch sind einige tetraploide Hybride sowie Arten durch Einsatz von Colchicin erzeugt worden, welche meist größere Blüten, Blätter und Früchte bekommen und außerdem aus sterilen Hybriden wieder fertile Hybride machen. ⓘ
Als Topfpflanze (Zimmerpflanze) am bekanntesten ist die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) sowie Passiflora ×violacea, eine Hybride aus Passiflora caerulea mit Passiflora racemosa. ⓘ
Passiflora incarnata ist eine Kletterpflanze mit dünnen, grünen, verholzenden Sprossachsen, drei- bis fünfteilig gelappten Laubblättern und einzeln stehenden Blüten mit auffallender, violett-weiß gestreifter Nebenkrone. Sie wird bis zu 10 m hoch und in der Medizin verwendet, sie ist nahe mit Passiflora edulis verwandt. ⓘ
Die bekanntesten Arten unter den rotblühenden Passionsblumen sind Passiflora racemosa, Passiflora murucuja, Passiflora alata, Passiflora coccinea, Passiflora vitifolia oder Passiflora piresii. ⓘ
Die meisten Passionsblumenarten sind ursprünglich im tropischen und subtropischen Südamerika beheimatet, drei jedoch in Nordamerika (Passiflora affinis, Passiflora incarnata und Passiflora lutea) und mehrere in Asien, Australien und Ozeanien. Die nordamerikanischen Arten sowie Passiflora tucumanensis und Passiflora caerulea weisen eine Frostresistenz auf und können unter günstigen Bedingungen auch in Mitteleuropa draußen gepflanzt werden – zum Beispiel zur Begrünung einer südlichen Hauswand. Passiflora caerulea, Passiflora incarnata und Passiflora lutea sind hierbei die widerstandsfähigsten Pflanzen und können unter günstigen Bedingungen −15 °C aushalten, wobei sie jedoch auf den Boden zurückfrieren und im Frühjahr wieder aus dem Wurzelstock (bei Passiflora caerulea) oder aus ihren unterirdischen Rhizomen (Passiflora lutea, Passiflora incarnata) austreiben. Gewisse natürliche Selektionen der Passiflora incarnata brauchen sogar eine Kältestratifikation im Winter, damit ihre Samen austreiben. ⓘ
Alle Passionsblumen-Arten der Untergattung Astrophea (zum Beispiel Passiflora lindeniana und Passiflora macrophylla) sind keine Kletterpflanzen, sondern kleine Bäume, deren Laubblätter einen Meter Länge erreichen können. ⓘ
Als Nutzpflanzen bekannt sind vor allem Passiflora edulis, Passiflora quadrangularis und Passiflora ligularis, welche die bekannten Früchte Maracuja (auch verwendete Schreibweise: Marakuja) bzw. Grenadilla (Granadilla) hervorbringen. ⓘ
- Untergattung Decaloba (DC.) Rchb.: Die etwa 220 Arten der Untergattung Decaloba sind zumeist relativ klein und unscheinbar. Dazu gehören beispielsweise Passiflora morifolia, Passiflora coriacea, Passiflora citrina und Passiflora sanguinolenta. Ihre Blüten können gelb, rot, orange, weiß und hellgrün sein. Ein besonderes Merkmal von ihnen ist, dass viele Arten von Natur aus panaschierte Laubblätter bilden, welche wie zum Beispiel bei Passiflora trifasciata auch eine leicht rötliche Färbung besitzen können. ⓘ
- Untergattung Astrophea (DC.) Mast.: Mit etwa 52 Arten.
- Untergattung Deidamioides (Harms) Killip: Mit etwa 13 Arten. ⓘ
Zierpflanzen
Eine Reihe von Passiflora-Arten wird außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets sowohl wegen ihrer Blüten als auch wegen ihrer Früchte angebaut. Hunderte von Hybriden sind benannt worden; derzeit wird in großem Umfang mit Blüten, Blättern und Früchten gekreuzt. Die folgenden Hybriden und Kultivare wurden von der Royal Horticultural Society mit dem Award of Garden Merit ausgezeichnet:
- 'Amethyst'
- P. × exoniensis (Exeter-Passionsblume)
- P. × violacea ⓘ
In der viktorianischen Ära war die Blüte (die bei allen Arten außer einigen wenigen nur einen Tag dauert) sehr beliebt, und es wurden viele Hybriden aus der geflügelten Passionsblume (P. alata), der blauen Passionsblume (P. caerulea) und anderen tropischen Arten gezüchtet. ⓘ
Viele kühl wachsende Passionsblumen aus den Anden können wegen ihrer schönen Blüten und Früchte erfolgreich in kühleren mediterranen Klimazonen angebaut werden, z. B. in der Monterey Bay und in San Francisco in Kalifornien sowie entlang der Westküste der USA bis nach Kanada. Eine blaue Passionsblume oder Hybride wuchs sogar zu großer Größe am Hauptbahnhof von Malmö in Schweden heran. ⓘ
Die Passionsblume war Gegenstand von Studien zur Untersuchung der außerkernlichen Vererbung; die väterliche Vererbung der Chloroplasten-DNA wurde bei dieser Gattung dokumentiert. Das Plastom der zweiblütigen Passionsblume (P. biflora) ist sequenziert worden. ⓘ
Früchte
Die meisten Arten haben runde oder längliche, essbare Früchte, die je nach Art oder Sorte zwischen 50 und 200 Millimeter lang und 25-50 mm breit sind. ⓘ
- Die Passionsfrucht oder Maracujá (P. edulis) wird in der Karibik, in Südamerika, Südflorida und Südafrika wegen ihrer Früchte, die als Saftquelle verwendet werden, in großem Umfang angebaut. Unter diesem Namen werden eine kleine rosafarbene Frucht, die leicht runzlig wird, und eine größere leuchtend gelbe bis orangefarbene Frucht gehandelt. Letztere wird in der Regel als eine Varietät von flavicarpa angesehen, scheint aber deutlicher zu sein.
- Die süße Granadilla (P. ligularis) ist eine weitere weit verbreitete Art. In weiten Teilen Afrikas und Australiens wird sie als "Passionsfrucht" bezeichnet: Im südafrikanischen Englisch wird die letztgenannte Art verwirrenderweise häufiger als Granadilla (ohne Adjektiv) bezeichnet. Ihre Früchte liegen in etwa zwischen den beiden als P. edulis verkauften Arten.
- Maibaum (P. incarnata), eine häufige Art im Südosten der USA. Es handelt sich um einen subtropischen Vertreter dieser meist tropischen Familie. Im Gegensatz zu ihren tropischen Verwandten ist diese Art jedoch so widerstandsfähig, dass sie Kälte bis -20 °C aushält, bevor ihre Wurzeln absterben (sie ist im Norden bis nach Pennsylvania heimisch und wurde bis nach Boston und Chicago angebaut). Die Früchte sind süß, gelblich und etwa hühnereigroß; sie erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit als einheimische Pflanze mit essbaren Früchten und wenig Schädlingen.
- Riesengranadilla (Riesen-Tumbo oder Badea, P. quadrangularis), Wasserzitrone (P. laurifolia) und Süße Kalebasse (P. maliformis) sind Passiflora-Arten, die lokal für ihre Früchte berühmt sind, aber anderswo noch nicht sehr bekannt sind.
- Wilde Maracuja sind die Früchte von P. foetida, die in Südostasien sehr beliebt sind.
- Bananenpassionsfrüchte sind die sehr länglichen Früchte von P. tripartita var. mollissima und P. tarminiana. Sie werden lokal gegessen, sind aber aufgrund ihrer invasiven Eigenschaften nicht für den Anbau außerhalb ihres Heimatgebiets geeignet. ⓘ
Ayahuasca-Analogon
Eine einheimische Quelle von Beta-Carbolinen (z. B. die Passionsblume in Nordamerika) wird mit der Wurzelrinde von Desmanthus illinoensis (Illinois-Bündelblume) gemischt, um ein halluzinogenes Getränk namens Prairiehuasca herzustellen, das ein Analogon des schamanischen Gebräus Ayahuasca ist. ⓘ
Traditionelle Medizin und Nahrungsergänzungsmittel
Die Blätter und Wurzeln von P. incarnata (Maibaum) werden seit langem von den amerikanischen Ureinwohnern Nordamerikas als traditionelles Heilmittel verwendet und wurden von den europäischen Kolonisten übernommen. Die frischen oder getrockneten Blätter des Maibaums werden zu einem Tee verarbeitet, der als Beruhigungsmittel verwendet wird. Die Passionsblume wird als getrocknetes Pulver oder als Extrakt als Nahrungsergänzungsmittel verwendet. Es gibt keine ausreichenden klinischen Beweise für die Verwendung der Passionsblume zur Behandlung von Krankheiten. ⓘ
Die Passionsblume wird in den Vereinigten Staaten als allgemein anerkannt sicher (GRAS) für die Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff eingestuft. ⓘ
Unerwünschte Wirkungen
Die Passionsblume wird während der Schwangerschaft nicht empfohlen, da sie Wehen auslösen kann. Der Verzehr von Passionsblumenprodukten kann Schläfrigkeit, Übelkeit, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Asthma oder Schnupfen hervorrufen. ⓘ
Chemie
Viele Passiflora-Arten enthalten Beta-Carbolin-Harmala-Alkaloide, von denen einige MAO-Hemmer sind. In den Blüten und Früchten sind nur Spuren dieser chemischen Stoffe enthalten, in den Blättern und Wurzeln jedoch oft mehr. Das häufigste dieser Alkaloide ist Harman, aber auch Harmalin, Harmalol, Harmin und Harmol sind vorhanden. Zu den bekannten Arten, die solche Alkaloide enthalten, gehören: P. actinia, P. alata (geflügelte Passionsblume), P. alba, P. bryonioides (geschröpfte Passionsblume), P. caerulea (blaue Passionsblume), P. capsularis, P. decaisneana, P. edulis (Passionsfrucht), P. eichleriana, P. foetida (Stinkende Passionsblume), P. incarnata (Maikäfer), P. quadrangularis (Riesengranadilla), P. suberosa, P. subpeltata und P. warmingii. ⓘ
Weitere in Passionsblumen vorkommende Verbindungen sind Cumarine (z. B. Scopoletin und Umbelliferon), Maltol, Phytosterine (z. B. Lutenin) und cyanogene Glykoside (z. B. Gynocardin), die einige Arten, z. B. P. adenopoda, etwas giftig machen. In Passiflora wurden zahlreiche Flavonoide und ihre Glykoside gefunden, darunter Apigenin, Benzoflavon, Homoorientin, 7-Isoorientin, Isoshaftosid, Isovitexin (oder Saponaretin), Kaempferol, Lucenin, Luteolin, n-Orientin, Passiflorin (benannt nach der Gattung), Quercetin, Rutin, Saponarin, Shaftosid, Vicenin und Vitexin. Maibaum, Blaue Passionsblume (P. caerulea) und vielleicht andere enthalten das Flavon Chrysin. Auch der Kohlenwasserstoff Nonacosan und das Anthocyanidin Pelargonidin-3-Diglycosid kommen nachweislich zumindest in einigen Passiflora in großen Mengen vor. ⓘ
Die Gattung ist reich an organischen Säuren, darunter Ameisen-, Buttersäure, Linol-, Linolensäure, Äpfel-, Myristin-, Öl- und Palmitinsäure, sowie an phenolischen Verbindungen und der Aminosäure α-Alanin. Ester wie Ethylbutyrat, Ethylcaproat, n-Hexylbutyrat und n-Hexylcaproat verleihen den Früchten ihren Geschmack und appetitlichen Geruch. Bei den Zuckern, die hauptsächlich in den Früchten enthalten sind, handelt es sich vor allem um D-Fructose, D-Glucose und Raffinose. Bei den Enzymen wurde festgestellt, dass Passiflora reich an Katalase, Pektinmethylesterase und Phenolase ist. ⓘ
Arten der Gattung Passiflora enthalten Indol-Alkaloide (die sog. beta-Carboline Harman, Harmin, Harmol, Harmalol und Harmalin), Flavonoide (Chrysin, Vitexin, Isovitexin, Apigenin, Benzoflavon, Kaempferol, Lucenin, Luteolin, Passiflorin, Quercetin, Rutin, Orientin und Isoorientin) und Saponine wie Quadrangulosid. Problematisch ist, dass noch nicht alle Inhaltsstoffe dieser Pflanzen identifiziert werden konnten, und auch der Gehalt dieser Substanzen selbst innerhalb einer Art unterschiedlich ist. In einem Fall konnte eine toxische Wirkung von Passiflora-Behandlung nachgewiesen werden. Insgesamt gibt es einen Mangel an Studien zur Erfassung aller Pflanzenbestandteile, ihrer Wirkungsweisen und möglicher Gefahren. Dies ist jedoch im Bereich der traditionellen Heilpflanzen nicht ungewöhnlich. ⓘ
Etymologie und Namen
Die Passion in der Passionsblume bezieht sich auf die Passion Jesu in der christlichen Theologie; das Wort Passion kommt vom lateinischen passio, was "Leiden" bedeutet. Im 15. und 16. Jahrhundert übernahmen spanische christliche Missionare die einzigartigen physischen Strukturen dieser Pflanze, insbesondere die Anzahl der verschiedenen Blütenteile, als Symbole für die letzten Tage Jesu und insbesondere seine Kreuzigung:
- Die spitzen Blattspitzen wurden als Symbol für die Heilige Lanze angesehen.
- Die Ranken stellen die Peitschen dar, die bei der Geißelung Christi verwendet wurden.
- Die zehn Blüten- und Kelchblätter stehen für die zehn treuen Apostel (außer Petrus, der Jesus dreimal verleugnete, und Judas Iskariot, der ihn verriet).
- Die radialen Staubfäden der Blüte, die mehr als hundert sein können und von Blüte zu Blüte variieren, stellen die Dornenkrone dar.
- Der kelchförmige Fruchtknoten mit seinem Behältnis stellt den Heiligen Gral dar.
- Die drei Narben stehen für drei Nägel und die fünf Staubbeutel darunter für fünf Hämmer oder fünf Wunden (vier durch die Nägel und eine durch die Lanze).
- Die blauen und weißen Farben der Blüten vieler Arten stehen für den Himmel und die Reinheit.
- Außerdem ist die Blüte drei Tage lang geöffnet, was die drei Jahre des Wirkens von Jesus symbolisiert. ⓘ
Seit dem 15. Jahrhundert hat die Blume in ganz Europa Namen erhalten, die mit dieser Symbolik zusammenhängen. In Spanien ist sie als espina de Cristo ('Dorn Christi') bekannt. Ältere germanische Namen sind Christus-Krone, Christus-Strauss, Dorn-Krone, Jesus-Lijden, Marter oder Muttergottes-Stern. ⓘ
Außerhalb des römisch-katholischen Kernlandes haben die regelmäßig geformten Blumen die Menschen an das Zifferblatt einer Uhr erinnert. In Israel sind sie als "clock-flower" (שעונית) und in Griechenland als "clock plant" (ρολογιά) bekannt; auch in Japan sind sie als tokeisō (時計草, "Uhrenpflanze") bekannt. Im Hawaiianischen werden sie lilikoʻi genannt; lī ist eine Schnur, die zum Zusammenbinden von Stoffen, z. B. Schnürsenkeln, verwendet wird, und liko bedeutet "Blätter hervorbringen". ⓘ
In Indien werden blaue Passionsblumen in Karnataka und Maharashtra Krishnakamala (Marathi: कृष्णकमळ) genannt, während sie in Uttar Pradesh und allgemein im Norden umgangssprachlich Panch Pandav genannt werden (in Anlehnung an die fünf Pandavas im Hindu-Epos Mahabharata). Die fünf Staubgefäße werden als die fünf Pandavas interpretiert, der göttliche Krishna befindet sich in der Mitte, und die radialen Fäden stehen für die entgegengesetzten Hundert. Die Farbe Blau wird außerdem mit Krishna als Farbe seiner Aura assoziiert.
Im Norden Perus und Boliviens sind die Bananenpassionsfrüchte als Tumbos bekannt. Dies ist eine mögliche Quelle für den Namen der Region Tumbes in Peru. ⓘ
In der Türkei hat die Form der Blüten die Menschen an Rota Fortunae erinnert, weshalb sie çarkıfelek genannt wird. ⓘ
In Südafrika ist die Passionsfrucht als Granadilla bekannt. ⓘ
Die meisten der über 530 Passiflora-Arten stammen aus Südamerika und Mittel- bis südliches Nordamerika, jedoch kommen auch ungefähr 25 Arten in Australien (Passiflora aurantia, Passiflora herbertiana und Passiflora cinnabarina), Asien, Madagaskar und eine auf den Galapagos-Inseln vor. Die Indianer verwendeten teilweise ihre heilende oder berauschende Wirkung. Der Name Maracuja (maracujá) stammt aus dem Portugiesischen, das das Wort aus der indigenen südamerikanischen Tupi-Sprache entlehnt hat, und bedeutet „Mara = Speise, Cuja = Gefäß“. ⓘ
Taxonomie
Passiflora ist die artenreichste Gattung sowohl der Familie der Passifloraceae als auch des Stammes der Passifloreae. Mit über 550 Arten ist eine umfangreiche Hierarchie infragenerischer Ränge erforderlich, um die Beziehungen zwischen den Arten darzustellen. Die infragenerische Klassifikation von Passiflora verwendet nicht nur die weit verbreiteten Ränge der Untergattung, Sektion und Serie, sondern auch den Rang der Übersektion. ⓘ
Die Passiflora-Arten der Neuen Welt wurden erstmals von Killip (1938) in der ersten Monographie der Gattung auf 22 Untergattungen aufgeteilt. Neuere Arbeiten haben diese auf 4 reduziert, die heute allgemein akzeptiert werden (in der Reihenfolge von der basalsten bis zur jüngsten Verzweigung):
- Astrophea (Amerika, ~60 Arten), Bäume und Sträucher mit einfachen, ungelappten Blättern
- Passiflora (Amerika, ~250 Arten), holzige Reben mit großen Blüten und kunstvoller Blumenkrone
- Deidamioides (Nord- und Südamerika, 13 Arten), holzige oder krautige Reben
- Decaloba (Amerika, Asien und Australasien, ~230 Arten), krautige Reben mit handförmig geäderten Blättern ⓘ
Einige Studien haben gezeigt, dass die getrennten Gattungen Hollrungia und Tetrapathaea aus der Alten Welt innerhalb von Passiflora angesiedelt sind und eine fünfte Untergattung (Tetrapathaea) bilden. Andere Studien unterstützen die derzeitige Einteilung in vier Untergattungen. ⓘ
Die Verwandtschaftsbeziehungen unterhalb der Untergattungsebene sind nicht mit Sicherheit bekannt und ein aktives Forschungsgebiet. Die Arten der Alten Welt bilden zwei Kladen - die Übersektion Disemma (Teil der Untergattung Decaloba) und die Untergattung Tetrapathaea. Erstere besteht aus 21 Arten, die in die Sektionen Disemma (drei australische Arten), Holrungiella (eine Art aus Neuguinea) und Octandranthus (siebzehn süd- und ostasiatische Arten) unterteilt sind. ⓘ
Die übrigen (Neuwelt-)Arten der Untergattung Decaloba sind in sieben Übersektionen unterteilt. Die Übersektion Pterosperma umfasst vier Arten aus Mittelamerika und Südmexiko. Die Übergruppe Hahniopathanthus umfasst fünf Arten aus Mittelamerika, Mexiko und dem nördlichsten Südamerika. Die Übersektion Cicea umfasst neunzehn Arten mit apetalen Blüten. Die Übergruppe Bryonioides umfasst einundzwanzig Arten, deren Verbreitungsschwerpunkt in Mexiko liegt. Die Übergruppe Auriculata umfasst acht Arten aus Südamerika, von denen eine auch in Mittelamerika vorkommt. Die Übersektion Multiflora umfasst neunzehn Arten. Die Übersektion Decaloba umfasst 123 Arten. ⓘ
Beschreibung
Passiflora-Arten sind meist ausdauernde krautige oder verholzende Pflanzen, nur eine Art ist eine einjährige Pflanze. Meist wachsen sie als Kletterpflanzen, selten als selbständig aufrechte Sträucher oder Bäume. In den Blattachseln werden Ranken gebildet. Die wechselständigen, gestielten Laubblätter sind ganz unterschiedlich gestaltet. An den Blattstielen befinden sich extraflorale Nektarien. ⓘ
Das auffallendste Merkmal der Passionsblumen sind die radiärsymmetrischen Blüten, die von weniger als einem Zentimeter bis zu 18 Zentimeter Durchmesser haben können. Die Blütenhüllblätter, oft gekennzeichnet durch leuchtende Farben, umhüllen ringförmig angeordnete fadenförmige oft intensiv gefärbte 15 bis 50 Staminodien, den Strahlenkranz. In der Mitte der Blüte sind die Fortpflanzungsorgane (fünf fertile Staubgefäße und drei Narben) zu einer sogenannten Säule (Androgynophor) zusammengefasst angeordnet, die die Blütenhüllblätter weit überragen. ⓘ
Naturheilkunde
Die Blätter von Passionsblumen (weitestgehend auf die Art Passiflora incarnata beschränkt) werden in der Phytotherapie gegen nervöse Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Angstzustände und damit zusammenhängende Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Verspannungen oder Herzbeschwerden oder Magen-, Darmbeschwerden eingesetzt, ferner auch bei depressiver Verstimmung, Hysterie oder Asthma. Es sind keine Nebenwirkungen bekannt. Über die Verträglichkeit während der Schwangerschaft gibt es keine umfangreichen Erfahrungen. ⓘ
Die Blätter und die Stängel können sowohl frisch als auch getrocknet als Tee getrunken werden und sind auch als Fertigpräparate erhältlich. Daneben werden viele Kombinationspräparate, teilweise auch als Saft, angeboten, zum Beispiel mit Baldrian, Johanniskraut, Hopfen, Melisse oder Weißdorn gemischt. ⓘ