Hydromorphon

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Hydromorphon
Structural formula of hydromorphone
Space-filling model of hydromorphone
Klinische Daten
HandelsnamenDilaudid, Hydromorph Contin, Palladone, andere
Andere NamenDihydromorphinon
AHFS/Drugs.comMonographie
MedlinePlusa682013
Lizenz-Daten
  • US DailyMed: Hydromorphon
Schwangerschaft
Kategorie
  • AU: C
Abhängigkeit
Haftung
Hoch
Wege der
Verabreichung
Durch den Mund, intramuskulär, intravenös, subkutan
ATC-Code
Rechtlicher Status
Rechtlicher Status
  • AU: S8 (Kontrollierte Droge)
  • CA: Liste I
  • DE: Anlage III (Sonderrezept erforderlich)
  • NZ: Klasse B
  • UK: Klasse A Kontrollierte Droge: Liste II
  • USA: Zeitplan II
  • UN: Betäubungsmittel Schedule I
Pharmakokinetische Daten
BioverfügbarkeitDurch den Mund: 30-35%, Intranasal: 52-58%, IV/IM: 100%
Proteinbindung20%
VerstoffwechselungLeber
Beginn der Wirkung15 bis 30 Minuten
Eliminationshalbwertszeit2-3 Stunden
Dauer der Wirkung4 bis 5 Stunden
AusscheidungNiere
Bezeichner
IUPAC-Bezeichnung
  • 4,5-α-Epoxy-3-hydroxy-17-methyl morphinan-6-one
CAS-Nummer
PubChem CID
IUPHAR/BPS
DrugBank
ChemSpider
UNII
KEGG
ChEBI
ChEMBL
Chemische und physikalische Daten
FormelC17H19NO3
Molekulare Masse285,343 g-mol-1
3D-Modell (JSmol)
Löslichkeit in WasserHCl-Salz: 333 mg/mL (20 °C)
SMILES
  • O=C4[C@@H]5Oc1c2c(ccc1O)C[C@H]3N(CC[C@]25[C@H]3CC4)C
InChI
  • InChI=1S/C17H19NO3/c1-18-7-6-17-10-3-5-13(20)16(17)21-15-12(19)4-2-9(14(15)17)8-11(10)18/h2,4,10-11,16,19H,3,5-8H2,1H3/t10-,11+,16-,17-/m0/s1 check
  • Schlüssel:WVLOADHCBXTIJK-YNHQPCIGSA-N check
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Hydromorphon, auch bekannt als Dihydromorphinon und unter anderem unter dem Markennamen Dilaudid verkauft, ist ein Opioid, das zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen eingesetzt wird. In der Regel wird eine Langzeitanwendung nur bei Schmerzen aufgrund von Krebs empfohlen. Es kann durch den Mund oder durch Injektion in eine Vene, einen Muskel oder unter die Haut eingenommen werden. Die Wirkung setzt im Allgemeinen innerhalb einer halben Stunde ein und hält bis zu fünf Stunden an.

Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Juckreiz und Verstopfung. Schwerwiegende Nebenwirkungen können Missbrauch, niedriger Blutdruck, Krampfanfälle, Atemdepression und Serotonin-Syndrom sein. Eine rasche Verringerung der Dosis kann zu einem Opioid-Entzug führen. Im Allgemeinen wird die Einnahme während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht empfohlen. Es wird angenommen, dass Hydromorphon durch die Aktivierung von Opioidrezeptoren, hauptsächlich im Gehirn und im Rückenmark, wirkt. Hydromorphon 2 mg intravenös entspricht etwa 10 mg Morphin intravenös.

Hydromorphon wurde im Jahr 1923 patentiert. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation. Es ist als Generikum erhältlich. Im Jahr 2017 war es mit mehr als zwei Millionen Verschreibungen das 205. am häufigsten verschriebene Medikament in den Vereinigten Staaten. Hydromorphon wird aus Morphin hergestellt.

Strukturformel
Struktur von Hydromorphon
Allgemeines
Freiname Hydromorphon
Andere Namen
  • (5R,9R,13S,14R)-3-Hydroxy-17-methyl-4,5-epoxymorphinan-6-on (IUPAC)
  • Hydromorphonum (Latein)
Summenformel
  • C17H19NO3 (Hydromorphon)
  • C17H19NO3·HCl (Hydromorphon·Hydrochlorid)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 207-383-5
ECHA-InfoCard 100.006.713
PubChem 5284570
ChemSpider 4447624
DrugBank DB00327
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N02AA03

Wirkstoffklasse

Opioid-Analgetikum

Eigenschaften
Molare Masse
  • 285,34 g·mol−1 (Hydromorphon)
  • 321,80 g·mol−1 (Hydromorphon·Hydrochlorid)
Aggregatzustand

Feststoff

Schmelzpunkt
  • 266–267 °C (Hydromorphon)
  • 305–315 °C (Hydromorphon·Hydrochlorid)
pKS-Wert

8,2 (20 °C)

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

104 mg·kg−1 (LD50, Maus, i.v.)

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Hydromorphon ist ein stark wirkendes semisynthetisches Opioid der Stufe III im WHO-Stufenschema (Klassifizierung der Schmerztherapie), das als Schmerzmittel bei starken und stärksten Schmerzen zugelassen ist. Es ist verschreibungspflichtig und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz.

Medizinische Anwendung

Hydromorphon wird zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen eingesetzt. Es kann durch den Mund oder durch Injektion in eine Vene, einen Muskel oder unter die Haut eingenommen werden. Die Wirkung setzt im Allgemeinen innerhalb einer halben Stunde ein und hält bis zu fünf Stunden an. Eine Langzeitanwendung wird in der Regel nur bei Schmerzen aufgrund von Krebs empfohlen. Eine Cochrane-Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass Hydromorphon und andere Opioide bei der Behandlung von Krebsschmerzen kaum einen Unterschied im Nutzen aufweisen.

Nebenwirkungen

Die unerwünschten Wirkungen von Hydromorphon ähneln denen anderer starker Opioid-Analgetika wie Morphin und Heroin. Zu den Hauptgefahren von Hydromorphon gehören dosisabhängige Atemdepression, Harnverhalt, Bronchospasmus und manchmal Kreislaufdepression. Zu den häufigeren Nebenwirkungen gehören Benommenheit, Schwindel, Sedierung, Juckreiz, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und Halluzinationen. Diese Symptome treten häufig bei ambulanten Patienten und bei Patienten auf, die nicht unter starken Schmerzen leiden.

Die gleichzeitige Einnahme von Hydromorphon mit anderen Opioiden, Muskelrelaxantien, Beruhigungsmitteln, Sedativa und Allgemeinanästhetika kann zu einer signifikanten Zunahme der Atemdepression bis hin zum Koma oder Tod führen. Die Einnahme von Benzodiazepinen (z. B. Diazepam) in Verbindung mit Hydromorphon kann Nebenwirkungen wie Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten verstärken. Wenn die gleichzeitige Einnahme dieser Arzneimittel erforderlich ist, kann eine Dosisanpassung vorgenommen werden.

Ein besonderes Problem, das bei Hydromorphon auftreten kann, ist die versehentliche Verabreichung anstelle von Morphin aufgrund einer Verwechslung der ähnlichen Namen, entweder bei der Ausstellung des Rezepts oder bei der Abgabe des Arzneimittels. Dies hat zu mehreren Todesfällen geführt, und es wurde gefordert, dass Hydromorphon in deutlich anderen Verpackungen als Morphin vertrieben werden sollte, um Verwechslungen zu vermeiden.

Massive Überdosierungen werden bei Opioid-toleranten Personen nur selten beobachtet, können aber zum Zusammenbruch des Kreislaufsystems führen. Zu den Symptomen einer Überdosierung gehören Atemdepression, Schläfrigkeit, die zum Koma und manchmal zum Tod führt, Erschlaffung der Skelettmuskulatur, niedrige Herzfrequenz und Blutdruckabfall. Im Krankenhaus erhalten Personen mit einer Hydromorphon-Überdosis eine unterstützende Behandlung, wie z. B. eine assistierte Beatmung zur Sauerstoffversorgung und eine Darmdekontamination mit Aktivkohle über eine nasogastrale Sonde. Opioidantagonisten wie Naloxon können ebenfalls gleichzeitig mit der Sauerstoffzufuhr verabreicht werden. Naloxon hebt die Wirkung von Hydromorphon auf und wird nur verabreicht, wenn eine erhebliche Atem- und Kreislaufdepression vorliegt.

Das mit der Einnahme von Hydromorphon verbundene Verlangen nach Zucker ist das Ergebnis eines Glukoseabsturzes nach einer vorübergehenden Hyperglykämie nach der Injektion oder eines weniger starken Absinkens des Blutzuckerspiegels über einen Zeitraum von mehreren Stunden, wie es auch bei Morphin, Heroin, Codein und anderen Opiaten der Fall ist.

Aufgrund der euphorisierenden Wirkung hat Hydromorphon als reiner Agonist, insbesondere bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch, ein hohes Suchtpotential.

Hormonelles Ungleichgewicht

Wie andere Opioide verursacht auch Hydromorphon (insbesondere bei starkem chronischem Gebrauch) häufig vorübergehenden Hypogonadismus oder ein Hormonungleichgewicht.

Neurotoxizität

Bei längerem Gebrauch, hoher Dosierung und/oder Nierenfunktionsstörungen wurde Hydromorphon mit neuroexzitatorischen Symptomen wie Tremor, Myoklonus, Unruhe und kognitiver Dysfunktion in Verbindung gebracht. Diese Toxizität ist geringer als bei anderen Opioidklassen, insbesondere bei der synthetischen Pethidin-Klasse.

Entzugserscheinungen

Bei Konsumenten von Hydromorphon können schmerzhafte Symptome auftreten, wenn die Droge abgesetzt wird. Manche Menschen können diese Symptome nicht ertragen, was zu einem kontinuierlichen Drogenkonsum führt. Die Symptome des Opioid-Entzugs sind nicht leicht zu entschlüsseln, da es Unterschiede zwischen drogensüchtigen Verhaltensweisen und echten Entzugserscheinungen gibt. Zu den mit dem Hydromorphon-Entzug verbundenen Symptomen gehören:

  • Unterleibsschmerzen
  • Angstzustände oder Panikattacken
  • Depressionen
  • Gänsehaut auf der Haut
  • Unfähigkeit, tägliche Aktivitäten zu genießen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Übelkeit
  • Laufende Nase und übermäßige Tränensekretion
  • Schwitzen
  • Erbrechen

In der klinischen Praxis sind übermäßige Tränensekretion, Gähnen und Pupillenerweiterung hilfreiche Anzeichen für die Diagnose eines Opioid-Entzugs. Hydromorphon ist ein schnell wirkendes Schmerzmittel; einige Formulierungen können jedoch bis zu mehreren Stunden wirken. Bei Patienten, die die Einnahme dieses Medikaments abrupt beenden, können Entzugserscheinungen auftreten, die innerhalb weniger Stunden nach Einnahme der letzten Hydromorphondosis beginnen und bis zu mehreren Wochen anhalten können. Entzugserscheinungen bei Personen, die die Einnahme des Opioids beendet haben, können mit Opioiden oder nicht-opioiden Hilfsmitteln behandelt werden. Methadon ist ein Opioid, das häufig für diese Art der Therapie verwendet wird. Die Wahl der Therapie sollte jedoch auf die jeweilige Person zugeschnitten sein. Methadon wird auch zur Entgiftung von Menschen eingesetzt, die von Opioiden wie Heroin oder morphinähnlichen Drogen abhängig sind. Es kann oral oder intramuskulär verabreicht werden. Der Einsatz von Opioiden bei Menschen mit Entzugserscheinungen ist umstritten, da diese Mittel bei Patienten, die die Therapie unterbrechen, auch einen Rückfall verursachen können. Clonidin ist ein nicht-opioides Hilfsmittel, das in Situationen eingesetzt werden kann, in denen der Einsatz von Opioiden nicht erwünscht ist, z. B. bei Patienten mit hohem Blutdruck.

Wechselwirkungen

ZNS-depressive Substanzen können die depressive Wirkung von Hydromorphon verstärken, wie z. B. andere Opioide, Anästhetika, Sedativa, Hypnotika, Barbiturate, Benzodiazepine, Phenothiazine, Chloralhydrat, Dimenhydrinat und Glutethimid. Die depressive Wirkung von Hydromorphon kann auch durch Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), Antihistaminika der ersten Generation (Brompheniramin, Promethazin, Diphenhydramin, Chlorphenamin), Betablocker und Alkohol verstärkt werden. Wenn eine Kombinationstherapie in Betracht gezogen wird, sollte die Dosis eines oder beider Wirkstoffe reduziert werden.

Hydromorphon verstärkt die Wirkung von Stoffen, die das ZNS dämpfen. Hierzu zählen insbesondere Tranquilizer, Anästhetika, Schlafmittel, Sedativa, Alkohol, Muskelrelaxans, Antidepressiva und Antihypertensiva.

Pharmakologie

Hydromorphon ist ein mit dem Morphin strukturverwandter Arzneistoff. Chemisch handelt es sich um ein hydriertes Morphinketon, physiologisch um einen Metaboliten von Morphin, Codein und Dihydrocodein. Nach der Resorption unterliegt Hydromorphon der Metabolisierung in der Leber und ist danach zu etwa 50 Prozent bioverfügbar. Es findet sich eine Proteinbindung von ca. sieben Prozent, die maximale Plasmakonzentration ist nach ca. einer Stunde erreicht, die terminale β-Halbwertszeit beträgt ca. zweieinhalb Stunden, die Ausscheidung erfolgt vorwiegend renal. Ob Hydromorphon über das Cytochrom-P450-System abgebaut wird, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Arzneilich wird das wasserlösliche Hydrochlorid des Hydromorphons eingesetzt; in der Therapie kommen Injektionslösungen (mit 2 oder 10 mg Wirkstoff pro Milliliter) sowie rasch freisetzende (1,3 oder 2,6 mg Wirkstoff enthaltende) und retardierte (2–64 mg enthaltende) Kapseln und Tabletten zur Anwendung. Die schmerzlindernde Wirkung der Injektionslösung dauert etwa ein bis sechs Stunden an, die von nichtretardierten Hartkapseln vier und die von Retard-Kapseln 8–12 Stunden an.

Ebenso gibt es 24 Stunden Retard-Tabletten. Diese ermöglichen den Patienten, nur 1-mal täglich das Medikament einzunehmen.

Hydromorphon an Opioidrezeptoren
Affinitäten (Ki) Verhältnis
MOR DOR KOR MOR:DOR:KOR
0,47 nM 18,5 nM 24,9 nM 1:39:53

Hydromorphon ist ein halbsynthetischer μ-Opioid-Agonist. Als hydriertes Keton von Morphin weist es die für Opioid-Analgetika typischen pharmakologischen Eigenschaften auf. Hydromorphon und verwandte Opioide entfalten ihre Hauptwirkungen auf das zentrale Nervensystem und den Magen-Darm-Trakt. Dazu gehören Analgesie, Schläfrigkeit, mentale Trübung, Stimmungsschwankungen, Euphorie oder Dysphorie, Atemdepression, Hustenunterdrückung, verminderte gastrointestinale Motilität, Übelkeit, Erbrechen, erhöhter Liquordruck, erhöhter Gallendruck und verstärkte punktförmige Verengung der Pupillen.

Formulierungen

Hydromorphon ist in parenteralen, rektalen, subkutanen und oralen Formulierungen erhältlich und kann auch durch epidurale oder intrathekale Injektion verabreicht werden. Hydromorphon wurde auch durch Vernebelung zur Behandlung von Kurzatmigkeit verabreicht, wird aber aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit nicht zur Schmerzbekämpfung eingesetzt. Transdermale Verabreichungssysteme werden ebenfalls in Betracht gezogen, um eine lokale Analgesie über die Haut zu bewirken.

Konzentrierte wässrige Lösungen von Hydromorphonhydrochlorid haben einen sichtbar anderen Brechungsindex als reines Wasser, isotonische 9‰ (0-9 Prozent) Kochsalzlösung und dergleichen, insbesondere wenn sie in durchsichtigen Ampullen und Fläschchen aufbewahrt werden, können bei Lichteinwirkung eine leichte bernsteinfarbene Verfärbung annehmen; dies hat Berichten zufolge keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Lösung, aber 14-Dihydromorphinone wie Hydromorphon, Oxymorphon und Verwandte werden mit Anweisungen zum Schutz vor Licht geliefert. Ampullen mit Lösungen, die einen Niederschlag gebildet haben, sollten weggeworfen werden.

Batteriebetriebene intrathekale Systeme zur Verabreichung von Arzneimitteln werden bei chronischen Schmerzen implantiert, wenn andere Optionen wie chirurgische Eingriffe und die herkömmliche Pharmakotherapie ausgeschlossen sind, vorausgesetzt, der Patient ist hinsichtlich aller physiologischen und psychologischen Kontraindikationen geeignet.

In den Vereinigten Staaten ist eine Version von Hydromorphon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung (einmal täglich) erhältlich. Zuvor war eine Version von Hydromorphon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung, Palladone, erhältlich, bevor es freiwillig vom Markt genommen wurde, nachdem die FDA in einem Gutachten vom Juli 2005 vor einem hohen Überdosierungspotenzial bei Einnahme mit Alkohol gewarnt hatte. Seit März 2010 ist es im Vereinigten Königreich unter dem Markennamen Palladone SR, in Nepal unter dem Markennamen Opidol und in den meisten anderen europäischen Ländern weiterhin erhältlich.

Pharmakokinetik

Die chemische Veränderung des Morphinmoleküls zu Hydromorphon führt zu einer höheren Lipidlöslichkeit und einer besseren Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, um eine schnellere und vollständigere Penetration in das zentrale Nervensystem zu erreichen. Pro Milligramm gilt Hydromorphon als fünfmal so stark wie Morphin; obwohl das Umwandlungsverhältnis zwischen 4 und 8 variieren kann, ist das Fünffache in der klinischen Praxis üblich. Die Entwicklung der Toleranz kann ebenfalls von Person zu Person variieren.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen müssen bei der Dosierung von Hydromorphon Vorsicht walten lassen. Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen kann die Halbwertszeit von Hydromorphon auf bis zu 40 Stunden ansteigen. Die typische Halbwertszeit von intravenösem Hydromorphon beträgt 2,3 Stunden. Die maximalen Plasmaspiegel treten in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten nach der oralen Einnahme auf.

Der Wirkungseintritt von intravenös verabreichtem Hydromorphon liegt bei weniger als 5 Minuten und innerhalb von 30 Minuten nach oraler Verabreichung (sofortige Freisetzung).

Verstoffwechselung

Während andere Opioide seiner Klasse, wie Codein oder Oxycodon, über CYP450-Enzyme metabolisiert werden, ist dies bei Hydromorphon nicht der Fall. Hydromorphon wird in der Leber weitgehend zu Hydromorphon-3-Glucoronid metabolisiert, das keine analgetischen Wirkungen hat. Wie auch beim Morphin-Metaboliten Morphin-3-Glucoronid kann ein Anstieg der Hydromorphon-3-Glucoronid-Konzentration zu erregenden neurotoxischen Wirkungen wie Unruhe, Myoklonus und Hyperalgesie führen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und älteren Patienten besteht ein höheres Risiko einer Metabolitenakkumulation.

Chemie

Mit einer Formel von C17H19NO3 und einem Molekulargewicht von 285.343, die beide mit Morphin identisch sind, kann Hydromorphon als ein strukturelles Isomer von Morphin angesehen werden und ist ein hydriertes Keton davon.

Hydromorphon wird aus Morphin entweder durch direkte Umlagerung (durch Erhitzen einer alkoholischen oder sauren wässrigen Lösung von Morphin unter Rückfluss in Gegenwart eines Platin- oder Palladiumkatalysators) oder durch Reduktion zu Dihydromorphin (in der Regel durch katalytische Hydrierung) und anschließende Oxidation mit Benzophenon in Gegenwart von Kalium-tert.-butoxid oder Aluminium-tert.-butoxid (Oppenauer-Oxidation) hergestellt. Die 6-Ketongruppe kann über die Wittig-Reaktion durch eine Methylengruppe ersetzt werden, wodurch 6-Methylendihydrodesoxymorphin entsteht, das 80-mal stärker ist als Morphin.

Durch die Umwandlung von Morphin in Hydromorphon wird dessen Aktivität erhöht, so dass Hydromorphon unter sonst gleichen Bedingungen gewichtsmäßig etwa achtmal stärker ist als Morphin. Geändert hat sich auch die Lipidlöslichkeit, was dazu beiträgt, dass Hydromorphon einen schnelleren Wirkungseintritt hat und sich das gesamte Absorptions-, Verteilungs-, Stoffwechsel- und Ausscheidungsprofil sowie das Nebenwirkungsprofil (im Allgemeinen weniger Übelkeit und Juckreiz) gegenüber Morphin verändert. Die halbsynthetischen Opiate, von denen Hydromorphon und sein Codeinanalogon Hydrocodon zu den bekanntesten und ältesten gehören, umfassen eine große Zahl von Arzneimitteln unterschiedlicher Stärke, die sich untereinander sowohl subtil als auch deutlich unterscheiden und viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bieten.

Hydromorphon ist besser wasserlöslich als Morphin; daher können Hydromorphonlösungen hergestellt werden, um das Medikament in einem geringeren Wasservolumen abzugeben. Das Hydrochloridsalz ist in drei Teilen Wasser löslich, während sich ein Gramm Morphinhydrochlorid in 16 ml Wasser auflöst; für alle üblichen Zwecke kann das reine Pulver für den Krankenhausgebrauch verwendet werden, um Lösungen mit praktisch beliebiger Konzentration herzustellen. Als das Pulver auf der Straße auftauchte, bedeutete diese sehr geringe Pulvermenge, die für eine Dosis benötigt wird, dass Überdosierungen für diejenigen wahrscheinlich sind, die es mit Heroin oder anderen pulverförmigen Betäubungsmitteln verwechseln, insbesondere solchen, die vor dem Konsum verdünnt wurden.

Opioidanalgetika ahmen die Wirkung endogener Opioidpeptide (Endorphine, Enkephaline, Dynorphine) nach. Dadurch wird einerseits die Weiterleitung des Schmerzreizes gehemmt und andererseits das Schmerzempfinden im Thalamus und im limbischen System verändert.

Die pharmakologische Wirkung von Hydromorphon ist ähnlich der des Morphins. Es ist (bei einer initialen Einzeldosis von 0,2 bis 4 mg) im Vergleich zu Morphin etwa 7,5-mal so potent.

Die Metabolisierung läuft hauptsächlich über Glucuronidierung ab, Hauptmetabolit ist Hydromorphon-3-Glucuronid – anders als bei Morphin kann kein 6-Glucuronid gebildet werden. Da Hydromorphon-3-Glucuronid unwirksam ist, kann Hydromorphon auch bei starker Einschränkung der Nierenfunktion gegeben werden. Der Wirkstoff hat wegen der geringen Plasmaeiweißbindung nur geringe Interaktionen mit anderen Arzneimitteln.

Endogene Herstellung

Hydromorphon wird durch katalytische Hydrierung aus Morphin hergestellt und wird auch in Spuren durch den Metabolismus von Morphin beim Menschen und anderen Säugetieren produziert. Gelegentlich taucht es in Tests mit Opiumlatex in sehr geringen Mengen auf, wobei es offenbar in einem unbekannten Prozentsatz der Fälle unter schlecht verstandenen Bedingungen in der Pflanze gebildet wird.

Bakterien

Einige Bakterien sind nachweislich in der Lage, Morphin in eng verwandte Drogen umzuwandeln, unter anderem in Hydromorphon und Dihydromorphin. Das Bakterium Pseudomonas putida Serotyp M10 produziert eine natürlich vorkommende NADH-abhängige Morphinon-Reduktase, die auf ungesättigte 7,8-Bindungen wirken kann, mit dem Ergebnis, dass sich, wenn diese Bakterien in einer wässrigen Lösung leben, die Morphin enthält, beträchtliche Mengen an Hydromorphon bilden, da es ein Zwischenmetabolit in diesem Prozess ist; dasselbe gilt für die Umwandlung von Codein in Hydrocodon.

Bei den Versuchen entstanden verschiedene Konzentrationen von Hydromorphon, Dihydromorphin, Hydromorphinol und Oxymorphon. Es wurden drei Wege gefunden: von Morphin zu Hydromorphon mit Dihydromorphin als vorletztem Schritt, von Morphin zu Hydromorphon mit Morphinon als vorletztem Schritt und von Morphin zu Hydromorphinol zu Hydromorphon.

Geschichte

Hydromorphon wurde im Jahr 1923 patentiert. Es wurde 1926 unter dem Markennamen Dilaudid auf dem Massenmarkt eingeführt, was auf seine Herkunft und den Grad der Ähnlichkeit mit Morphin (über Laudanum) hinweist.

Gesellschaft und Kultur

Bezeichnungen

Hydromorphon ist in verschiedenen Ländern der Welt unter den Markennamen Hydal, Dimorphone, Exalgo, Sophidone LP, Dilaudid, Hydrostat, Hydromorfan, Hydromorphan, Hymorphan, Laudicon, Opidol, Palladone, Hydromorph Contin und anderen bekannt. Eine Version von Hydromorphon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung namens Palladone war in den Vereinigten Staaten für kurze Zeit erhältlich, bevor es freiwillig vom Markt genommen wurde, nachdem die FDA im Juli 2005 in einem Gutachten vor einem hohen Überdosierungspotenzial bei der Einnahme mit Alkohol gewarnt hatte. Seit März 2010 ist es in Nepal unter dem Markennamen Opidol, im Vereinigten Königreich unter dem Markennamen Palladone SR und in den meisten anderen europäischen Ländern weiterhin erhältlich.

Seit Mai 2009 ist in Australien unter dem Markennamen Jurnista auch eine einmal täglich zu verabreichende Version von Hydromorphon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung erhältlich.

Rechtlicher Status

In den Vereinigten Staaten berichtet die wichtigste Drogenkontrollbehörde, die Drug Enforcement Administration, über einen Anstieg der jährlichen Gesamtproduktionsquoten von Hydromorphon von 766 Kilogramm im Jahr 1998 auf 3.300 Kilogramm im Jahr 2006 und einen Anstieg der Verschreibungen in diesem Zeitraum um 289 %, von etwa 470.000 auf 1.830.000. Die Produktionsquote für 2013 betrug 5.968 Kilogramm.

Wie alle Opioide, die zur Analgesie verwendet werden, kann Hydromorphon zur Gewöhnung führen und ist in Schedule II des United States Controlled Substances Act von 1970 sowie in ähnlichen Stufen in den Drogengesetzen praktisch aller anderen Länder und im Einheitsübereinkommen über Suchtstoffe aufgeführt. Die ACSCN der DEA für Hydromorphon lautet 9150.

Hydromorphon ist nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz als Betäubungsmittel in der strengsten Liste für Arzneimittel aufgeführt; in Österreich (Suchtgift) wird es in ähnlicher Weise durch das SMG und das Schweizer BetmG kontrolliert. Der Misuse of Drugs Act 1971 (Vereinigtes Königreich) und vergleichbare französische, kanadische, australische, italienische, tschechische, kroatische, slowenische, schwedische, polnische, spanische, griechische, russische und andere Gesetze regeln es in ähnlicher Weise, ebenso wie die Vorschriften in praktisch allen anderen Ländern.

Verwendung bei Hinrichtungen

Im Jahr 2009 genehmigte Ohio die Verwendung einer intramuskulären Injektion von 500 mg Hydromorphon und einer supratherapeutischen Dosis Midazolam als Ersatzmittel für die Durchführung von Hinrichtungen, wenn keine geeignete Vene für eine intravenöse Injektion gefunden werden kann.

Bei der Hinrichtung des Doppelmörders Joseph Wood in Arizona am 24. Juli 2014 wurden Hydromorphon und Midazolam intravenös injiziert. Wood war innerhalb von vier Minuten nach Beginn der Hinrichtung stark sediert (chirurgische Anästhesie), aber es dauerte fast zwei Stunden, bis das Stadium 4 (Atemstillstand) und der Tod eintraten.

Sonstiges

Hydromorphon wurde in Kombination mit Midazolam 2014 im US-Bundesstaat Ohio als Hinrichtungsgift anstelle des sonst verwendeten Pentobarbitals verabreicht.

Die Einführung einer 14β-Ethylgruppe in das Hydromorphonmolekül lässt die analgetische Potenz außerordentlich stark ansteigen. 14β-Ethylhydromorphon ist bei Mäusen 7.500-mal potenter als Morphin. Das unhydrierte Analogon (14β-Ethylmorphinon) besitzt sogar die 10.000-fache Potenz von Morphin.

Handelspräparate

Monopräparate

Hydal (A), Jurnista (D, A, CH), Palladon (D, CH) und Generika, Dilaudid (USA, CDN) Hydromorphon Aristo long (D) Hydromorphon (A)