Hanse

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Die Hanse
Hanse
Hansa
Flagge der Hanse
Wimpel der Hanse
Nordeuropa um 1400, das die Ausdehnung der Hanse zeigt
Nordeuropa um 1400, das die Ausdehnung der Hanse zeigt
HauptstadtLübeck
VerkehrsspracheMittelniederdeutsch
MitgliedschaftVerschiedene Städte im Ostseeraum
Heute Teil von

Die Hanse (/ˌhænsiˈætɪk/; mittelniederdeutsch: Hanse, Düdesche Hanse, Hansa; modernes Deutsch: Deutsche Hanse; niederländisch: De Hanze; lateinisch: Hansa Teutonica) war ein mittelalterlicher Handels- und Verteidigungsbund von Kaufmannsgilden und Marktstädten in Mittel- und Nordeuropa. Ausgehend von einigen norddeutschen Städten im späten 12. Jahrhundert umfasste der Bund schließlich fast 200 Siedlungen in sieben heutigen Ländern; in seiner Blütezeit zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erstreckte er sich von den Niederlanden im Westen bis Russland im Osten und von Estland im Norden bis Krakau in Polen im Süden.

Der Bund ging aus verschiedenen losen Zusammenschlüssen deutscher Händler und Städte hervor, die sich zur Förderung gemeinsamer Handelsinteressen, z. B. zum Schutz vor Piraterie und Banditentum, gebildet hatten. Aus diesen Zusammenschlüssen entstand nach und nach die Hanse, deren Kaufleute in den angeschlossenen Gemeinden und auf ihren Handelswegen Zollfreiheit, Schutz und diplomatische Privilegien genossen. Die Hansestädte entwickelten nach und nach ein gemeinsames Rechtssystem für ihre Kaufleute und Waren und unterhielten sogar eigene Armeen zur gegenseitigen Verteidigung und Unterstützung. Der Abbau von Handelsschranken führte zu gegenseitigem Wohlstand, der die wirtschaftliche Abhängigkeit, die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Kaufmannsfamilien und die tiefere politische Integration förderte; diese Faktoren festigten den Bund bis zum Ende des 13.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht hatte die Hanse praktisch das Monopol über den Seehandel in der Nord- und Ostsee. Ihr Handelsgebiet reichte im Westen bis zum Königreich Portugal, im Norden bis zum Königreich England, im Osten bis zur Republik Nowgorod und im Süden bis zur Republik Venedig, und sie unterhielt Handelsposten, Fabriken und Handelsniederlassungen in zahlreichen Städten in ganz Europa. Die hansischen Kaufleute waren weithin bekannt für ihren Zugang zu einer Vielzahl von Rohstoffen und Manufakturwaren und erwarben in der Folge Privilegien und Schutz im Ausland, einschließlich exterritorialer Bezirke in fremden Reichen, die fast ausschließlich nach hansischem Recht funktionierten. Dieser kollektive wirtschaftliche Einfluss machte den Bund zu einer mächtigen Kraft, die in der Lage war, Blockaden zu verhängen und sogar Krieg gegen Königreiche und Fürstentümer zu führen.

Selbst in ihrer Blütezeit war die Hanse nie mehr als ein loser Zusammenschluss von Stadtstaaten. Sie verfügte über keine ständige Verwaltung, keine Schatzkammer und keine ständigen Streitkräfte; nur eine sehr kleine Zahl von Mitgliedern genoss Autonomie und Freiheiten, die mit denen der benachbarten freien Reichsstädte vergleichbar waren. In der Mitte des 16. Jahrhunderts machten diese schwachen Verbindungen die Hanse anfällig für aufstrebende Konkurrenten wie England, die Niederlande und Russland. Der Druck von außen untergrub stetig die Einheit des Bundes, während die zunehmende lokale Engstirnigkeit und die politischen Streitigkeiten innerhalb des Bundes die Grundprinzipien des gemeinsamen Zwecks und der Gegenseitigkeit zunichte machten. Der Bund löste sich allmählich auf, als die Mitglieder das Land verließen oder sich anderen Reichen anschlossen, und löste sich schließlich 1669 auf.

Trotz ihrer inhärenten strukturellen Schwächen gelang es der Hanse, jahrhundertelang zu überleben und zu gedeihen, und zwar im Rahmen eines quasi-legislativen Systems, das auf Beratung und Konsens beruhte. Die Mitglieder schlossen sich auf der Grundlage gegenseitiger Interessen zusammen und arbeiteten zusammen, um Ressourcen zu bündeln, Abgaben zu erheben und Streitigkeiten gütlich beizulegen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Der langjährige Erfolg und die Einigkeit der Liga in einer Zeit des politischen Umbruchs und der Zersplitterung haben dazu geführt, dass sie als das erfolgreichste Handelsbündnis der Geschichte bezeichnet wird, während ihre einzigartige Regierungsstruktur als Vorläufer des supranationalen Modells der Europäischen Union gilt.

Die Hansestädte und der Deutsche Orden im 14. Jahrhundert und Anfang des 15. Jahrhunderts
Abbildung aus dem Hamburger Stadtrecht von 1497

Eine Entwicklung von der „Kaufmannshanse“ zu einer „Städtehanse“ lässt sich spätestens Mitte des 14. Jahrhunderts mit erstmaligen nahezu gesamthansischen Tagfahrten (Hansetagen) festmachen, in denen sich die Hansestädte zusammenschlossen und die Interessen der norddeutschen Kaufleute vertraten. Die genaue Abgrenzung zwischen „Kaufmannshanse“ und „Städtehanse“ ist jedoch umstritten.

Die Farben der Hanse (weiß und rot) finden sich heute noch in den Stadtwappen vieler Hansestädte. In den Zeiten ihrer größten Ausdehnung waren beinahe 300 See- und Binnenstädte des nördlichen Europas in der Städtehanse zusammengeschlossen. Eine wichtige Grundlage dieser Verbindungen war die Entwicklung des Transportwesens, insbesondere zur See, weshalb die Kogge zum Symbol für die Hanse wurde. Durch Freihandel gelangten viele Hansestädte zu großem Reichtum, was sich bis heute an zahlreichen bedeutenden Bauwerken ablesen lässt.

„Hanse“ oder „Hänse“ nannten sich auch andere Kaufmannsverbünde bis nach Österreich, unabhängig von der „großen“ norddeutschen Hanse. Bei ihnen handelte es sich in der Regel nicht um politische Bünde zwischen Städten und Territorien, sondern um Bruderschaften, denen einzelne Händler beitraten. Oft waren solche Bünde auf einen bestimmten Jahrmarkt ausgerichtet und übernahmen während dessen Dauer wirtschaftliche Kontrollfunktionen, wie sie in größeren Städten von den Zünften durchgeführt wurden.

Etymologie

Einige Historiker gehen davon aus, dass Hanse ursprünglich An-See oder "auf dem Meer" bedeutete, doch handelt es sich um das althochdeutsche Wort für eine Bande oder einen Trupp. Dieses Wort wurde für Händlergruppen verwendet, die zwischen den Hansestädten reisten - sei es zu Land oder zu Wasser. Im Mittelniederdeutschen bezeichnete Hanse eine Gesellschaft von Kaufleuten oder eine Händlerzunft.

Geschichte

Die Hanse war ein mächtiges Wirtschafts- und Verteidigungsbündnis, das ein großes kulturelles und architektonisches Erbe hinterließ. Berühmt ist sie vor allem für ihre Bauwerke der Backsteingotik, wie die Stralsunder St. Nikolai-Kirche und das hier abgebildete Rathaus. Die UNESCO hat die Altstadt von Stralsund zusammen mit Wismar in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Entdeckungsfahrten, Raubzüge und Seeräuberei fanden schon früh in der gesamten Ostsee statt; die Seefahrer von Gotland segelten die Flüsse bis nach Nowgorod hinauf. Die Skandinavier waren schon vor der Hanse führend im internationalen Handel im Ostseeraum und gründeten bis zum 9. Jahrhundert n. Chr. wichtige Handelszentren in Birka, Haithabu und Schleswig. Die späteren Hansehäfen zwischen Mecklenburg und Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) gehörten ursprünglich zum skandinavisch geprägten Ostseehandelssystem.

Historiker führen die Ursprünge der Hanse im Allgemeinen auf den Wiederaufbau der norddeutschen Stadt Lübeck im Jahr 1159 durch den mächtigen Heinrich den Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, zurück, nachdem er das Gebiet von Adolf II, Graf von Schauenburg und Holstein, erobert hatte. In der neueren Forschung wird Lübeck nicht mehr so sehr in den Mittelpunkt gerückt, da es als eines von mehreren regionalen Handelszentren konzipiert wurde.

Die deutschen Städte erlangten im 13. Jahrhundert mit erstaunlicher Geschwindigkeit die Vorherrschaft über den Ostseehandel, und Lübeck wurde zu einem zentralen Knotenpunkt im Seehandel, der die Gebiete um die Nord- und Ostsee miteinander verband. Die Hegemonie Lübecks erreichte im 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt.

Gründung und frühe Entwicklung

Gründung des Bündnisses zwischen Lübeck und Hamburg

Lübeck wurde zum Stützpunkt für sächsische und westfälische Kaufleute im Ost- und Nordhandel. Schon lange bevor der Begriff Hanse 1267 in einer Urkunde auftaucht, begannen Kaufleute in verschiedenen Städten, Zünfte oder Hansa zu gründen, um mit Städten in Übersee Handel zu treiben, insbesondere in der wirtschaftlich weniger entwickelten östlichen Ostsee. Dieses Gebiet konnte Holz, Wachs, Bernstein, Harze und Pelze liefern, aber auch Roggen und Weizen, die auf Kähnen aus dem Hinterland zu den Hafenmärkten gebracht wurden. Die Städte stellten ihre eigenen Armeen auf, und jede Zunft musste bei Bedarf Abgaben leisten. Die Hansestädte kamen sich gegenseitig zu Hilfe, und oft mussten Handelsschiffe eingesetzt werden, um Soldaten und Waffen zu transportieren.

Visby (auf der Insel Gotland) fungierte vor der Hanse als führendes Zentrum in der Ostsee. Die Kaufleute aus Visby, die nach Osten segelten, gründeten 1080 in Nowgorod einen Handelsposten namens Gutagard (auch Gotenhof genannt). Auch Kaufleute aus Norddeutschland hielten sich in der Frühzeit der Besiedlung Gotlanders dort auf. Später, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, errichteten sie eine eigene Handelsstation in Nowgorod, bekannt als Peterhof [de; ru], weiter flussaufwärts von Wolchow. Im Jahr 1229 gewährte der Herrscher von Nowgorod, der Rus-Fürst Michael von Tschernigow, deutschen Kaufleuten in Nowgorod bestimmte Privilegien, die ihre Position sicherer machten.

Die Hansa-Gesellschaften setzten sich für die Beseitigung von Handelsbeschränkungen für ihre Mitglieder ein. Die früheste erhaltene urkundliche Erwähnung (wenn auch ohne Namen) eines speziellen deutschen Handelsverbands stammt aus dem Jahr 1157 in London. In jenem Jahr überzeugten die Kaufleute der Hansa in Köln König Heinrich II. von England, sie von allen Zöllen in London zu befreien zu befreien und ihnen zu erlauben, auf Messen in ganz England zu handeln. Die "Königin der Hansa", Lübeck, wo die Kaufleute ihre Waren zwischen Nord- und Ostsee umschlagen mussten, erhielt 1226 die kaiserlichen Privilegien und wurde zur freien Reichsstadt, ebenso wie Hamburg 1189.

Im Jahr 1241 schloss Lübeck, das Zugang zu den Fischgründen der Ost- und Nordsee hatte, ein Bündnis - einen Vorläufer der Liga - mit Hamburg, einer anderen Handelsstadt, die den Zugang zu den Salzhandelsrouten von Lüneburg aus kontrollierte. Die verbündeten Städte erlangten die Kontrolle über den größten Teil des Salzfischhandels, insbesondere über den Schonenmarkt; Köln schloss sich ihnen auf dem Reichstag von 1260 an.

1266 erteilte König Heinrich III. von England der Lübecker und der Hamburger Hansa das Recht, in England tätig zu werden, und die Kölner Hansa schloss sich ihnen 1282 an, um die mächtigste hansische Kolonie in London zu bilden. Der Grund für diese Zusammenarbeit war die Zersplitterung der bestehenden Territorialregierungen, die keine Sicherheit für den Handel boten. In den nächsten 50 Jahren verfestigte sich die Hanse durch formelle Vereinbarungen über die Konföderation und Zusammenarbeit auf den westlichen und östlichen Handelsrouten. Die wichtigste Stadt und der Dreh- und Angelpunkt blieb Lübeck; mit dem ersten allgemeinen Hansetag, der 1356 dort abgehalten wurde, erhielt die Hanse eine offizielle Struktur.

Kommerzielle Expansion

Haupthandelswege der Hanse

Die Lage Lübecks an der Ostsee ermöglichte den Zugang zum Handel mit Skandinavien und der Kiewer Rus' (mit ihrem Seehandelszentrum Weliki Nowgorod), wodurch die Stadt in direkte Konkurrenz zu den Skandinaviern trat, die bis dahin die meisten baltischen Handelsrouten kontrolliert hatten. Ein Vertrag mit der Visbyer Hanse beendete diese Konkurrenz: Durch diesen Vertrag erhielten die Lübecker Kaufleute Zugang zum russischen Binnenhafen Nowgorod, wo sie einen Handelsposten oder ein Kontor (wörtlich: "Büro") errichteten. Obwohl solche Bündnisse im gesamten Heiligen Römischen Reich entstanden, wurde der Bund nie zu einer eng geführten formellen Organisation. Ab 1356 trafen sich die Hansestädte in unregelmäßigen Abständen zu einem Hansetag in Lübeck, aber viele Städte nahmen weder daran teil noch entsandten sie Vertreter, und die Beschlüsse waren für die einzelnen Städte nicht bindend. Im Laufe der Zeit entstand ein Netzwerk von Bündnissen, das eine flexible Liste von 70 bis 170 Städten umfasste.

Der Liga gelang es, weitere Kontore in Brügge (Flandern), Bergen (Norwegen) und London (England) einzurichten. Diese Handelsposten wurden zu bedeutenden Enklaven. Das Londoner Kontor, das erstmals von Kreuzfahrern aus Lübeck erwähnt wurde, für die das Kontor im Sommer 1189 den Kauf einer Ersatzkogge arrangierte, wurde 1320 offiziell gegründet und befand sich westlich der London Bridge in der Nähe der Upper Thames Street, an der Stelle, an der sich heute der Bahnhof Cannon Street befindet. Sie entwickelte sich zu einer bedeutenden ummauerten Gemeinde mit eigenen Lagerhäusern, einer Waage, einer Kirche, Büros und Häusern, was die Bedeutung und den Umfang der Handelsaktivitäten auf dem Gelände widerspiegelt. Die erste Erwähnung des Stahlhofs stammt aus dem Jahr 1422.

Importe und Exporte, 18. März 1368 - 10. März 1369
(in Tausend Lübecker Hafenmark)
Einfuhren Herkunft, Bestimmung Ausfuhren Gesamt %
150 London/Hamburg 38 188 34.4
44 Livländische Städte: 51 95 17.4
10 Riga 14
34 Reval (Tallinn) 14.3
- Pernau 22.7
49.4 Schonen 32.6 82 15
52 Gotland, Schweden 29.4 81.4 14.9
19 Preußische Städte: 29.5 48.5 8.9
16 Danzig 22.8
3 Elbing 6.6
17.2 Wendisch und pommersch
Städte:
25.2 42.4 7.8
5.5 Stettin 7
4 Stralsund 7.5
2.2 Rostock 4.6
5.5 Wismar 6.1
4.3 Bergen 4.3 0.8
3 Kleine Ostseehäfen 1.2 4.2 0.8
338.9 Gesamt 206.9 545.8 100

Ausgehend vom Handel mit groben Wollstoffen brachte die Hanse sowohl den Handel als auch die Industrie nach Norddeutschland. Mit der Zunahme des Handels wurden in Norddeutschland neuere und feinere Woll- und Leinenstoffe und sogar Seide hergestellt. Die gleiche Veredelung von Produkten aus der Heimindustrie fand auch in anderen Bereichen statt, z. B. in der Radierung, der Holzschnitzerei, der Rüstungsherstellung, der Metallgravur und der Drechslerei. Die jahrhundertelange Monopolisierung der Schifffahrt und des Handels durch die Hanse sorgte dafür, dass die Renaissance in Norddeutschland lange vor dem übrigen Europa Einzug hielt. Ein Erbe dieser Zeit ist ein regionaler Architekturstil, der als Weserrenaissance bezeichnet wird und für den die verzierte Fassade des Bremer Rathauses aus dem Jahr 1612 typisch ist.

Neben den großen Kontoren gab es in den einzelnen Häfen der Hanse auch repräsentative Kaufleute und Lagerhäuser. In England waren dies Boston, Bristol, Bishop's Lynn (heute King's Lynn, wo sich das einzige noch erhaltene hansische Lagerhaus in England befindet), Hull, Ipswich, Norwich, Yarmouth (heute Great Yarmouth) und York.

Das Bündnis handelte vor allem mit Holz, Pelzen, Harz (oder Teer), Flachs, Honig, Weizen und Roggen aus dem Osten nach Flandern und England, während in die andere Richtung Tuche (und zunehmend auch Manufakturwaren) gingen. Metallerze (vor allem Kupfer und Eisen) und Hering kamen aus Schweden in den Süden.

Deutsche Kolonisten siedelten sich im 12. und 13. Jahrhundert in zahlreichen Städten an der östlichen Ostseeküste und in deren Nähe an, wie Elbing (Elbląg), Thorn (Toruń), Reval (Tallinn), Riga und Dorpat (Tartu), die Mitglieder der Hanse wurden und von denen einige noch heute viele hansische Gebäude aufweisen und den Stil ihrer Hansezeit tragen. Die meisten von ihnen erhielten das Lübische Recht, das nach der bedeutendsten Stadt der Liga benannt wurde. Das Recht sah vor, dass sie sich in allen Rechtsangelegenheiten an den Rat der Stadt Lübeck wenden mussten. Die Livländische Konföderation von 1435 bis ca. 1582 umfasste das heutige Estland und Teile Lettlands und verfügte über ein eigenes hansisches Parlament (Landtag); alle größeren Städte wurden Mitglieder der Hanse. Die vorherrschende Handelssprache war das Mittelniederdeutsche, ein Dialekt mit erheblichen Auswirkungen auf die am Handel beteiligten Länder, insbesondere die größeren skandinavischen Sprachen, Estnisch und Lettisch.

Zenit

Die Liga hatte eine fließende Struktur, aber ihre Mitglieder hatten einige gemeinsame Merkmale; die meisten Hansestädte begannen entweder als unabhängige Städte oder erlangten ihre Unabhängigkeit durch die kollektive Verhandlungsmacht der Liga, obwohl diese Unabhängigkeit begrenzt blieb. Die freien Hansestädte waren direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches unterstellt, ohne familiäre Bindungen an den lokalen Adel.

Rathaus von Reval (heute Tallinn, Estland)
Stargard Mühlentor, Pommern, heute in Polen

Eine weitere Gemeinsamkeit war die strategische Lage der Städte an den Handelswegen. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht im späten 14. Jahrhundert gelang es den Kaufleuten der Hanse, ihre wirtschaftliche und manchmal auch militärische Macht - die Handelswege mussten geschützt werden, und die Schiffe der Liga fuhren gut bewaffnet - einzusetzen, um die kaiserliche Politik zu beeinflussen.

Auch im Ausland übte der Bund seine Macht aus. Zwischen 1361 und 1370 führte sie einen Krieg gegen Dänemark. Zunächst erfolglos, verbündeten sich die Hansestädte 1368 im Kölner Bund, plünderten Kopenhagen und Helsingborg und zwangen den dänischen König Valdemar IV. und seinen Schwiegersohn, den norwegischen König Haakon VI. im darauf folgenden Friedensvertrag von Stralsund 1370, der Liga 15 % der dänischen Handelsgewinne zu gewähren. Dieser günstige Vertrag markierte den Höhepunkt der hansischen Macht. Nach dem Dänisch-Hansischen Krieg und der Bombardierung Kopenhagens erneuerte der Vertrag von Vordingborg 1435 die Handelsprivilegien.

Die Hanse führte auch einen energischen Kampf gegen die Piraten. Zwischen 1392 und 1440 war der Seehandel der Liga durch die Überfälle der Viktualienbrüder und ihrer Nachkommen bedroht, die 1392 von Albert von Mecklenburg, dem König von Schweden, als Freibeuter gegen Margarete I., die Königin von Dänemark, angeheuert wurden. Im Holländisch-Hanseatischen Krieg (1438-1441) bemühten sich die Amsterdamer Kaufleute um freien Zugang zur Ostsee und gewannen ihn schließlich auch und brachen das hanseatische Monopol. Um ihre Investitionen in Schiffe und deren Ladung zu schützen, bildete der Bund Lotsen aus und errichtete Leuchttürme.

Die meisten fremden Städte beschränkten die Hansekaufleute auf bestimmte Handelsgebiete und auf ihre eigenen Handelsniederlassungen. Mit der einheimischen Bevölkerung kamen sie nur selten in Kontakt, es sei denn, um Geschäfte zu machen. Viele Einheimische, sowohl Kaufleute als auch Adlige, beneideten die Macht der Liga und versuchten, sie zu beschneiden. In London zum Beispiel übten die örtlichen Kaufleute ständigen Druck aus, um die Privilegien zu entziehen. Die Weigerung der Hanse, ihren englischen Partnern Gegenleistungen anzubieten, verschärfte die Spannungen.

König Eduard IV. von England bestätigte die Privilegien der Liga im Vertrag von Utrecht trotz der latenten Feindseligkeit, auch dank des bedeutenden finanziellen Beitrags, den die Liga während der Rosenkriege von 1455-1487 für die Yorkisten leistete. 1597 vertrieb Königin Elisabeth von England die Liga aus London, und im folgenden Jahr wurde das Steelyard geschlossen. Zar Iwan III. von Russland schloss das Hansekontor in Nowgorod im Jahr 1494. Allein die Existenz des Bundes und seine Privilegien und Monopole führten zu wirtschaftlichen und sozialen Spannungen, die sich häufig in Rivalitäten zwischen den Mitgliedern des Bundes entluden.

Aufstieg der rivalisierenden Mächte

Die Wirtschaftskrisen des späten 15. Jahrhunderts verschonten die Hansa nicht. Dennoch traten ihre möglichen Rivalen in Form von neuen oder wiederbelebten Territorialstaaten auf, und zwar nicht nur im Westen: Iwan III., Großfürst von Moskau, beendete 1478 die unternehmerische Unabhängigkeit des Nowgoroder Kontors der Hansa, das 1494 endgültig geschlossen wurde. Neue Kreditmittel wurden aus Italien importiert, wo sich 1494 die doppelte Buchführung durchsetzte, und überholten die hansische Wirtschaft, in der Silbermünzen und nicht Wechsel den Besitzer wechselten.

Georg Giese aus Danzig, 34-jähriger deutscher Hansekaufmann auf dem Steelyard, gemalt in London von Hans Holbein

Im 15. Jahrhundert nahmen die Spannungen zwischen der preußischen Region und den wendischen" Städten (Lübeck und seine östlichen Nachbarn) zu. Lübeck war auf seine Rolle als Zentrum der Hansa angewiesen, da es am Meer lag und keinen großen Fluss besaß. Es lag am Eingang des Landwegs nach Hamburg, aber dieser Landweg konnte durch den Seeweg um Dänemark herum und durch das Kattegat umgangen werden. Preußens Hauptinteresse galt dagegen dem Export von Massengütern wie Getreide und Holz, die für England, die Niederlande und später auch für Spanien und Italien sehr wichtig waren.

Im Jahr 1454, dem Jahr der Heirat von Elisabeth von Österreich mit König-Großherzog Kasimir IV. Jagiellon von Polen-Litauen, erhoben sich die Städte des Preußischen Bundes gegen die Dominanz des Deutschen Ordens und baten Kasimir IV. um Hilfe. Danzig (Gdańsk), Thorn und Elbing wurden durch den Zweiten Thorner Frieden Teil des Königreichs Polen (von 1466 bis 1569 als Königliches Preußen bezeichnet).

Polen wiederum wurde vom Heiligen Römischen Reich durch familiäre Verbindungen und durch militärische Unterstützung unter den Habsburgern stark unterstützt. Krakau, die damalige Hauptstadt Polens, stand in einer losen Verbindung mit der Hanse. Das Fehlen von Zollgrenzen an der Weichsel nach 1466 trug dazu bei, dass die polnischen Getreideexporte, die über die Weichsel zur See transportiert wurden, allmählich von 10.000 kurzen Tonnen (9.100 t) pro Jahr im späten 15. Jahrhundert auf über 200.000 kurze Tonnen (180.000 t) im 17. Der von der Hansa dominierte maritime Getreidehandel machte Polen zu einem ihrer Hauptbetätigungsfelder und verhalf Danzig zum Aufstieg zur größten Stadt der Hansa.

Die Mitgliedsstädte übernahmen die Verantwortung für ihren eigenen Schutz. Im Jahr 1567 bestätigte ein Hansevertrag die früheren Pflichten und Rechte der Mitglieder, wie etwa den gemeinsamen Schutz und die Verteidigung gegen Feinde. Die preußischen Quartierstädte Thorn, Elbing, Königsberg sowie Riga und Dorpat unterzeichneten ebenfalls. Auf Drängen des Königs von Polen-Litauen blieb Danzig neutral und ließ keine Schiffe mit Ziel Polen in sein Gebiet einlaufen. Sie mussten woanders ankern, zum Beispiel in Pautzke (Puck).

Blick auf den Hafenkran in der Hafenstadt Gdańsk (Danzig), heute in Polen
Hansemuseum in Bergen, Norwegen

Ein großer wirtschaftlicher Vorteil für die Hansa war die Kontrolle über den Schiffbaumarkt, vor allem in Lübeck und Danzig. Die Hansa verkaufte Schiffe in ganz Europa, auch in Italien. Sie verdrängten die Holländer, weil Holland Brügge als großen Stapelmarkt am Ende einer Handelsroute bevorzugen wollte. Als die Holländer begannen, der Hanse im Schiffbau Konkurrenz zu machen, versuchte die Hanse, den Fluss der Schiffbautechnologie aus den Hansestädten nach Holland zu stoppen. Danzig, ein Handelspartner Amsterdams, versuchte, diese Entscheidung zu verhindern. Zum Missfallen Lübecks fuhren holländische Schiffe nach Danzig, um Getreide direkt aus der Stadt zu holen. Die Holländer umgingen auch die Hansestädte, indem sie direkt mit norddeutschen Fürsten in nicht-hanseatischen Städten handelten. Die holländischen Frachtkosten waren viel niedriger als die der Hansestädte, und die Hansestädte waren als Zwischenhändler ausgeschlossen.

Als Brügge, Antwerpen und Holland Teil des Herzogtums Burgund wurden, versuchten sie aktiv, das Handelsmonopol von der Hansa zu übernehmen, und der Grundnahrungsmittelmarkt von Brügge wurde nach Amsterdam verlegt. Die holländischen Kaufleute forderten die Hansa aggressiv heraus und hatten damit Erfolg. Die Hansestädte in Preußen, Livland, unterstützten die Niederländer gegen die Kernstädte der Hansa in Norddeutschland. Nach mehreren Seekriegen zwischen burgundischen und hansischen Flotten wurde Amsterdam ab dem späten 15. Jahrhundert zum führenden Hafen für polnisches und baltisches Getreide. Die Niederländer betrachteten den Amsterdamer Getreidehandel als die Mutter aller Berufe (Moedernegotie).

Das fränkische Nürnberg entwickelte eine Überlandroute, um ehemals hansische Produkte von Frankfurt über Nürnberg und Leipzig nach Polen und Russland zu verkaufen, indem es flämisches Tuch und französischen Wein gegen Getreide und Pelze aus dem Osten eintauschte. Die Hansa profitierte vom Nürnberger Handel, indem sie Nürnberger in den Hansestädten ansiedeln ließ, was die Franken ausnutzten, indem sie auch den Handel mit Schweden übernahmen. Der Nürnberger Kaufmann Albrecht Moldenhauer war maßgeblich an der Entwicklung des Handels mit Schweden und Norwegen beteiligt, seine Söhne Wolf Moldenhauer und Burghard Moldenhauer ließen sich in Bergen und Stockholm nieder und wurden zu führenden Köpfen der dortigen hansischen Aktivitäten.

Das Ende der Hansa

Heinrich Sudermann

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befand sich die Hanse in einer schwächeren Position, als sie es seit vielen Jahren kannte.

Im schwedischen Befreiungskrieg 1521-1523 setzte sich die Hanse in einem wirtschaftlichen Konflikt um den Handel, den Bergbau und die Metallindustrie in Bergslagen (dem wichtigsten Bergbaugebiet Schwedens im 16. Jahrhundert) erfolgreich gegen Jakob Fugger (einen frühen, äußerst reichen Industriellen der Bergbau- und Metallindustrie auf dem Kontinent) und seinen unfreundlichen Versuch der Geschäftsübernahme zur Wehr. Fugger verbündete sich mit seinem finanziell abhängigen Papst Leo X., Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Christian II. von Dänemark/Norwegen. Beide Seiten tätigten enorme kostspielige Investitionen zur Unterstützung größerer Mengen teurer angeheuerter Söldner, um den Krieg zu gewinnen. Nach dem Krieg erlangte die Hanse 1523 im Schweden von Gustav Vasa und im Dänemark von Friedrich I. wieder ihre volle Macht.

Doch 1536, nach dem Sieg Christians III. in der Grafenfehde in Schonen und Dänemark, mit Schweden als Verbündetem, war das Geld weg, der Einfluss der Hanse in den nordischen Ländern war zu Ende. Danach wurde die Hanse nur noch von Dänemark-Norwegen und Schweden als unerwünschter Konkurrent gesehen.

Später im 16. Jahrhundert übernahm Dänemark-Norwegen die Kontrolle über einen Großteil der Ostsee. Schweden hatte die Kontrolle über seinen eigenen Handel zurückgewonnen, das Kontor in Nowgorod war geschlossen worden, und das Kontor in Brügge war praktisch zum Erliegen gekommen. Auch die einzelnen Städte der Liga hatten begonnen, Eigeninteressen über die gemeinsamen hansischen Interessen zu stellen. Schließlich hatte die politische Autorität der deutschen Fürsten zu wachsen begonnen und schränkte die Unabhängigkeit der Kaufleute und Hansestädte ein.

Der Bund versuchte, einige dieser Probleme zu lösen: Er schuf 1556 das Amt des Syndikus und wählte Heinrich Sudermann als ständigen Beamten mit juristischer Ausbildung, der sich für den Schutz und die Erweiterung der diplomatischen Vereinbarungen der Mitgliedsstädte einsetzte. In den Jahren 1557 und 1579 wurden in überarbeiteten Verträgen die Pflichten der Städte festgelegt, und es wurden einige Fortschritte erzielt. Das Brügger Kontor zog nach Antwerpen, und die Hansa versuchte, neue Wege zu bahnen. Die Liga erwies sich jedoch als unfähig, die wachsende merkantile Konkurrenz zu verhindern, und so begann ein langer Niedergang. Das Antwerpener Kontor wurde 1593 geschlossen, gefolgt vom Londoner Kontor im Jahr 1598. Das Bergener Kontor bestand bis 1754; von allen Kontoren sind nur noch die Gebäude, die Bryggen, erhalten.

Modernes, originalgetreues Gemälde der Adler von Lübeck - dem seinerzeit größten Schiff der Welt

Das gigantische Kriegsschiff Adler von Lübeck wurde für den militärischen Einsatz gegen Schweden während des Nördlichen Siebenjährigen Krieges (1563-70) konstruiert, wurde aber nie militärisch genutzt und steht für die vergeblichen Versuche Lübecks, seine lange Zeit privilegierte Handelsposition in einem sich wandelnden wirtschaftlichen und politischen Klima zu behaupten.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die Liga implodiert und konnte ihre internen Kämpfe nicht mehr bewältigen. Zu den sozialen und politischen Veränderungen, die mit der protestantischen Reformation einhergingen, gehörten der Aufstieg niederländischer und englischer Kaufleute und der Druck des Osmanischen Reiches auf das Heilige Römische Reich und seine Handelswege.

Im Jahr 1666 brannte der Hanseatic Steelyard in London durch den Großen Brand von London nieder. Der Kontorverwalter schickte einen Brief nach Lübeck, in dem er um sofortige finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau bat. Hamburg, Bremen und Lübeck riefen 1669 zu einem Hansetag auf. Nur wenige Städte nahmen daran teil, und die, die kamen, waren sehr zögerlich, sich finanziell am Wiederaufbau zu beteiligen. Es war die letzte formelle Versammlung.

Nichtsdestotrotz waren die Hanserepubliken in der Lage, gemeinsam eine gewisse Diplomatie zu betreiben, wie z. B. eine gemeinsame Delegation in den Vereinigten Staaten im Jahr 1827 unter der Leitung von Vincent Rumpff; später richteten die USA von 1857 bis 1862 ein Konsulat in den Hanse- und Freistädten ein. Großbritannien unterhielt bis zur Vereinigung Deutschlands im Jahr 1871 Diplomaten in den Hansestädten.

Hamburg, Bremen und Lübeck blieben die einzigen Mitglieder bis zum Ende des Bundes 1862, am Vorabend der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 unter Kaiser Wilhelm I. Bis zur deutschen Wiedervereinigung waren diese drei Städte die einzigen, die den Begriff Hansestadt" in ihrem offiziellen deutschen Namen beibehielten. Seit 1990 haben 24 weitere deutsche Städte diesen Titel übernommen.

Nach der Auflösung der Hanse wurden die weiterhin bedeutenden Handelsstädte Hamburg und Bremen 1888 in den Deutschen Zollverein aufgenommen.

Nach einer kurzen Zwischenblüte während des spanisch-niederländischen Krieges war seit Beginn des 17. Jahrhunderts der stolze und mächtige Städtebund der Hanse nur noch dem Namen nach ein Bündnis, das sich allerdings mit einigen Städten des engeren Kerns gegen diese Entwicklung wehrte. So kam es nicht nur zu gemeinsamen Verteidigungsbündnissen dieser Städte, sondern neben der Beschäftigung des Syndikus Domann auch zur Anstellung eines gemeinsamen Militärführers in der Person des Obersten Friedrich zu Solms-Rödelheim, der auch den gemeinsam beschäftigten Festungsbauer Johan van Valckenburgh aus den Niederlanden zu beaufsichtigen hatte. Der Dreißigjährige Krieg brachte die völlige Auflösung. Ein Vorschlag Spaniens, eine „Hanseatisch-Spanische Compagnie“, die den Handel nach den neuen spanischen Kolonien in Mittelamerika betreiben sollte, scheiterte an den politischen Gegensätzen zwischen den „katholischen“ und „protestantischen“ Machtblöcken.

Senatoren der Senate von Bremen, Hamburg und Lübeck, hier bei einem Treffen 1904 auf der Elbinsel Hamburg-Waltershof

1684 forderte Kaiser Leopold die Lübecker Hanse zur Geldhilfe für den Krieg gegen die Türken auf.

Das Kontor in Bergen wurde 1775, der Stalhof (Steelyard) in London 1858 verkauft. Das 1540 nach Antwerpen verlegte Brügger Hansekontor ging 1863 in die Hände der belgischen Regierung über.

Die drei Städte Bremen, Hamburg und Lübeck hielten auch später noch weiterhin eng zusammen und hatten schon aus Kostengründen gemeinsame diplomatische Vertretungen an Europas Höfen und gemeinsame Konsulate in wichtigen Häfen. Die Ministerresidenten Vincent Rumpff in Paris und James Colquhoun in London schlossen namens der norddeutschen Stadtrepubliken moderne Handels- und Schifffahrtsverträge, aufbauend auf Reziprozität und Meistbegünstigung, ab, die vom Norddeutschen Bund 1867 übernommen und auch vom neuen Kaiserreich noch lange fortgeführt wurden.

Vorteile durch Verbindung von Land- und Seeverkehr

Kraweel Lisa von Lübeck

Die Verbindung von Land- und Seeverkehr in einer Organisation war neben der Gewährung von Privilegien einer der entscheidenden Schritte in die Zukunft, die der Hanse schließlich die monopolartige Vorherrschaft in Handel und Transport auf Nord- und Ostsee bringen sollte. Neue Verkehrswege auf dem Wasser wurden allerdings bis weit ins 14. Jahrhundert von der Hanse nicht erschlossen; man übernahm vielmehr die von Friesen, Sachsen, Engländern und Skandinaviern erschlossenen Verkehrswege. Die Handelspartner und Schiffer wurden verdrängt, oft unter dem Anschein fairer Verträge unter gleichberechtigten Partnern. Beispielhaft dafür ist das Privileg Heinrichs des Löwen an die Gotländer von 1161. Als diese sich weigerten, die Kaufleute aus dem gerade wieder gegründeten Lübeck (1159) als Handelspartner zu akzeptieren, vermittelte Heinrich und gestand den Gotländern in seinem Gebiet die gleichen Rechte zu, wie sie die Gotländer den Deutschen auf ihrer Insel einräumen sollten. Nun konnten die Kaufleute aus Visby, die bis dahin den Zwischenhandel auf der Ostsee beherrschten, ihre Waren allenfalls bis Lübeck bringen, der direkte Weg weiter ins Binnenland blieb ihnen versperrt.

Einheitlicher Schiffsbetrieb und einheitliches Seerecht

Ein weiterer Vorteil der Hanseschifffahrt war eine gewisse Rechtssicherheit gegenüber Konkurrenten, ein entwickeltes Seerecht, das Fragen der Befrachtung, der Bemannung, der Verhältnisse an Bord, des Verhaltens im Seenotfall usw. regelte. Die Rechtssicherheit für Hanseschiffe, vor allem im Ausland, war grundlegend für das reibungslose Funktionieren der Verkehrsorganisation. Auch Fragen der technischen Schiffssicherheit und der Seefähigkeit der Schiffe wurden sehr ernst genommen, ebenso wie der Schutz der Handelsschiffe vor Piraterie. Die Schiffe fuhren deshalb meist im Verband in Fahrtgemeinschaften von zwei und drei Schiffen, und ab 1477 mussten größere Hanseschiffe je 20 Bewaffnete an Bord haben. Gegen Kaperungen schützten diese Maßnahmen jedoch nicht immer. In lokalen Legenden erlangten die folgenden Hanseschiffe Berühmtheit: Peter von Danzig (Danzig), Bunte Kuh (Hamburg), Adler von Lübeck, Jesus von Lübeck, Löwe von Lübeck.

Organisation

Hanseatisches Siegel von Elbing (heute Elbląg)
Hanseatisches Siegel von Stralsund

Die Mitglieder der Hanse waren niederdeutsche Kaufleute, deren Städte, mit Ausnahme von Dinant, in denen diese Kaufleute das Bürgerrecht besaßen. Nicht alle Städte mit niederdeutschen Kaufmannsgemeinschaften waren Mitglieder des Bundes (z. B. traten Emden, Memel (heute Klaipėda), Viborg (heute Vyborg) und Narva nie bei). Hanseatische Kaufleute konnten aber auch aus Siedlungen ohne deutsches Stadtrecht stammen - Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der Liga war die Geburt deutscher Eltern, die Unterwerfung unter das deutsche Recht und eine kaufmännische Ausbildung. Die Hanse war keineswegs eine monolithische Organisation oder ein "Staat im Staate", sondern ein komplexer, lose gefügter Zusammenschluss von Akteuren, die ihre eigenen Interessen verfolgten, die aber in einem gemeinsamen Programm zur wirtschaftlichen Beherrschung des Ostseeraums zusammenfielen.

Die Entscheidungen und Handlungen der Hanse waren das Ergebnis eines konsensorientierten Verfahrens. Wenn ein Problem auftrat, wurden die Mitglieder der Liga zu einer zentralen Versammlung, der Tagfahrt (seit 1358 auch Hansetag genannt), eingeladen. Die Mitgliedsgemeinden wählten dann Ratssendeboten aus, die auf der Tagfahrt ihren lokalen Konsens in dieser Frage vertraten. Nicht jede Gemeinschaft entsandte einen Abgesandten; oft waren die Delegierten berechtigt, eine Reihe von Gemeinschaften zu vertreten. Die Konsensbildung auf lokaler und Tagfahrt-Ebene folgte der niedersächsischen Tradition der Einung, bei der Konsens als Abwesenheit von Protest definiert wurde: Nach einer Diskussion wurden die Vorschläge, die genügend Unterstützung fanden, dem Schreiber laut diktiert und als verbindlicher Rezess verabschiedet, wenn die Anwesenden nicht widersprachen; diejenigen, die alternative Vorschläge befürworteten, die wahrscheinlich keine ausreichende Unterstützung erhielten, waren verpflichtet, während dieses Verfahrens zu schweigen. Konnte in einer bestimmten Frage kein Konsens erzielt werden, so wurde er stattdessen durch die Ernennung einer Reihe von Mitgliedern der Liga gefunden, die dann einen Kompromiss ausarbeiten sollten.

Die hanseatischen Kontore, die wie eine frühe Börse funktionierten, hatten jeweils eine eigene Schatzkammer, ein eigenes Gericht und ein eigenes Siegel. Wie die Zünfte wurden auch die Kontore von Ältermännern geleitet. Das Stalhof-Kontor hatte als Sonderfall einen hanseatischen und einen englischen Ältermann. Im Jahr 1347 änderte das Brüsseler Kontor sein Statut, um eine gleichberechtigte Vertretung der Mitglieder der Liga zu gewährleisten. Zu diesem Zweck wurden die Mitgliedsgemeinden aus verschiedenen Regionen in drei Kreisen (Drittel) zusammengefasst: das wendische und sächsische Drittel, das westfälische und preußische Drittel sowie das gothlandische, livländische und schwedische Drittel). Die Kaufleute aus ihrem jeweiligen Drittel wählten dann jeweils zwei Ältermänner und sechs Mitglieder des Achtzehnmännerrates, die das Kontor für eine bestimmte Zeit verwalteten. Im Jahr 1356 bestätigte der Bund auf einer Hansetagung zur Vorbereitung der ersten Tagfahrt dieses Statut. Die Liga im Allgemeinen übernahm und institutionalisierte nach und nach die Einteilung in Drittel (siehe Tabelle).

Drittel (1356-1554) Regionen Oberste Stadt (Vorort)
Wendisch-sächsisch Holstein, Sachsen, Mecklenburg, Pommern, Brandenburg Lübeck
Westfälisch-Preußisch Westfalen, Rheinland, Preußen Dortmund, später Köln
Gothlandisch-Livländisch-Schwedisch Gotland, Livland, Schweden Visby, später Riga

Die Tagfahrt oder der Hansetag war die einzige zentrale Institution der Hanse. Mit der Aufteilung in Drittel hielten die Mitglieder der jeweiligen Untergliederungen jedoch häufig einen Dritteltag ab, um gemeinsame Positionen zu erarbeiten, die dann auf einer Tagfahrt vorgestellt werden konnten. Auch auf lokaler Ebene trafen sich die Ligamitglieder, und obwohl diese regionalen Treffen nie zu einer hansischen Institution wurden, gewannen sie allmählich an Bedeutung für die Vorbereitung und Umsetzung der Beschlüsse der Tagfahrt.

Haupthandelsrouten der Hanse im nordeuropäischen Raum

Der allgemeine Hansetag war das höchste Leitungs- und Beschlussgremium der Hanse. Der erste Hansetag fand 1356, der letzte 1669 statt. Hansetage fanden je nach Bedarf statt, gewöhnlich auf Einladung Lübecks. Zwischen 1356 und 1480 fanden dort 54 Hansetage statt, zehn weitere in Stralsund, drei in Hamburg, zwei in Bremen und jeweils einer in Köln, Lüneburg, Greifswald, Braunschweig (1427) und Uelzen (1470).

Die Tagesordnungspunkte wurden jeweils Monate voraus bekannt gegeben, um den einzelnen Städten bzw. Städtegruppen ausreichend Zeit zur Beratung zu bieten. Lübeck konnte letztlich keine festgelegte Ordnung durchsetzen, welche Städte einzuladen seien, und lud dementsprechend auch unterschiedliche Städte – wohl der jeweiligen Problemstellung folgend – zu den Tagen ein.

Behandelt wurden auf dem Hansetag alle Fragen, welche das Verhältnis der Kaufleute und Städte untereinander oder die Beziehungen zu den Handelspartnern im Ausland betrafen. Beispiele beinhalten:

  • Ratifizierung von Verträgen
  • Handelsprivilegien
  • Wirtschaftssanktionen
  • wirtschaftliche Vorschriften aller Art
  • diplomatische Aktivitäten der Hanse
  • Krieg und Frieden
  • finanzielle oder militärische Maßnahmen
  • Neuaufnahme oder Ausschluss von Mitgliedern
  • Schlichtung von Konflikten zwischen Hansestädten
  • Beratung

Der Idee nach sollten die Beschlüsse für alle Mitglieder verbindlich sein. Aber der Hansetag besaß keine den Städten übergeordnete Gewalt. Die Verwirklichung der Beschlüsse hing vom Willen der Städte ab; allein in ihrem Ermessen lag es, Beschlüsse des Hansetages mitzutragen oder eigene Wege zu gehen. Sie fühlten sich deshalb auch nur gebunden, wenn sich die Beschlüsse mit den eigenen lokalen Interessen deckten, andernfalls verweigerten sie ihre Mitwirkung. Ein Beispiel ist die Weigerung Dortmunds, sich dem 1367 in Köln geschlossenen, für die Geschichte der Hanse so folgenreichen Kriegsbündnis der wendischen, preußischen und einiger niederländischer Städte gegen den dänischen König Waldemar IV. anzuschließen. In einem Schreiben an die in Lübeck versammelten Ratsendboten stellte die Stadt fest, sie habe die Kriege der Seestädte noch nie unterstützt und wolle das auch jetzt nicht tun. Umgekehrt ließen 1388 die übrigen Hansestädte, selbst die westfälischen, Dortmund allein, als dessen Souveränität in der Großen Fehde auf dem Spiel stand und es von den versammelten Heeren des Kölner Erzbischofs und des Grafen von der Mark bedroht war. Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf.

Die Reise- und Aufenthaltskosten hatten die Städte im Großen und Ganzen selbst zu tragen. Um die Ausgaben zu minimieren, versuchten sie Syndici zu bestimmen, die ihre Interessen vertreten sollten. Auf dem Hansetag des Jahres 1418 wurde allerdings festgelegt, dass alleine die Ratsherren einer Stadt zur Interessenvertretung berechtigt seien.

Im Juli 1669 fand der letzte Hansetag in Lübeck statt, nachdem die Wiederbelebung der Hanse durch den Dreißigjährigen Krieg bzw. die Unfähigkeit des Städtebundes, tragfähige Machtstrukturen zu entwickeln, gescheitert war. Es kamen nur noch neun Delegierte, und sie gingen wieder auseinander, ohne irgendwelche Beschlüsse zu fassen. Die Hanse wurde also niemals formell aufgelöst, sondern ist „sanft“ beendet worden.

(Zu weiteren Hansetagen: siehe Hansetage der Neuzeit.)

Lübeck galt seit 1294 unangefochten als caput et principium omnium (Deutsch: Haupt und Ursprung aller) und wurde als hovestad der Hanse im 14. und 15. Jahrhundert mehrfach bestätigt. Besondere Rechte gegenüber den anderen Städten der Hanse konnte Lübeck aus dieser Funktion jedoch nicht herleiten.

Lübeck lud gewöhnlich zu den Hansetagen ein und war gemäß einem Edikt von Kaiser Karl IV. Appellationsgericht für alle Hansestädte, die nach eigenem Lübischen Recht zu richten hatten.

Quartiere

Ab 1554 wurde die Einteilung in Drittel modifiziert, um die Heterogenität der Kreise zu verringern, die Zusammenarbeit der Mitglieder auf lokaler Ebene zu verbessern und damit den Entscheidungsprozess der Liga effizienter zu gestalten. Die Anzahl der Kreise wurde auf vier erhöht, so dass sie nun Quartiere genannt wurden:

Quartier (seit 1554) Oberste Stadt (Vorort)
wendisch und pommersch Lübeck
Sächsisch, Thüringisch und Brandenburg Braunschweig, Magdeburg
Preußen, Livland und Schweden - oder Ostbaltikum Danzig (heute Gdańsk)
Rhein, Westfalen und die Niederlande Köln

Diese Einteilung wurde jedoch von den Kontoren nicht übernommen, die für ihre Zwecke (wie bei den Wahlen der Ältermänner) die Ligamitglieder auf unterschiedliche Weise gruppierten (z. B. gruppierte die vom Stahlhof in London 1554 angenommene Einteilung die Ligamitglieder in Dritteln, wobei die Lübecker Kaufleute die wendischen, pommersch-sächsischen und einige westfälische Städte vertraten, die Kölner Kaufleute die klevischen, märkischen, bergischen und niederländischen Städte, während die Danziger Kaufleute die preußischen und livländischen Städte repräsentierten).

Regionaltag

Neben den Hanse- und Drittelstagen wurden auch sogenannte Regionaltage abgehalten, auf denen sich die Vertreter benachbarter Städte trafen und auch über außerhansische Angelegenheiten berieten. Diese Regionaltage wurden von den Räten der beteiligten Städte organisiert. Sie waren auch für die Umsetzung der Beschlüsse der Versammlungen in den jeweiligen Städten zuständig.

Verzeichnisse der ehemaligen Hansestädte

Karte der Hanse mit den wichtigsten Hansestädten

Die Namen der Quartiere sind in der folgenden Tabelle abgekürzt worden:

  • Wendisch: Wendisches und pommersches (oder nur wendisches) Viertel
  • Sächsisch: Sächsisches, Thüringisches und Brandenburgisches (oder nur Sächsisches) Viertel
  • Baltisch: Preußisches, livländisches und schwedisches (oder ostbaltisches) Viertel
  • Westfälisch: Rheinisch-Westfälisches und Niederländisches (einschließlich Flandern) (oder Rheinisches Viertel)
Das Oostershuis, ein Kontor in Antwerpen

Kontor: Die Kontore waren ausländische Handelsniederlassungen des Bundes, nicht Städte, die Mitglieder der Hanse waren, und werden in einer separaten Tabelle unten aufgeführt.

Die übrigen Spaltenüberschriften lauten wie folgt:

  • "Stadt" ist der Name, gegebenenfalls mit Varianten.
  • "Territorium" gibt die Gerichtsbarkeit an, der die Stadt zur Zeit des Bundes unterstellt war.
  • "Jetzt" gibt den modernen Nationalstaat an, in dem sich die Stadt befindet.
  • "Von" und "Bis" geben das Datum an, an dem die Stadt dem Bund beigetreten ist bzw. ihn verlassen hat.

Hansa Proper

Viertel Stadt Territorium Jetzt Von Bis Anmerkungen Refs
Wendisch
Lübeck
Freie Stadt Lübeck
 Deutschland Hauptstadt der Hanse, Hauptstadt des Wendischen und Pommerschen Kreises
Wendisch
Hamburg
Freie Stadt Hamburg
 Deutschland
Wendisch
Lüneburg
Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
 Deutschland
Wendisch
Wismar
Herzogtum Mecklenburg
 Deutschland Tritt 1283 dem 10-jährigen Rostocker Landfrieden bei, dem Vorläufer des Bundes der wendischen Städte (ab 1293).
Wendisch
Rostock
Herzogtum Mecklenburg
 Deutschland Tritt 1283 dem 10-jährigen Rostocker Landfrieden bei, dem Vorgänger des wendischen Städtebundes (ab 1293).
Wendisch
Stralsund
Fürstentum Rügen
 Deutschland 1293 Rügen war bis 1325 ein Lehen der dänischen Krone. Stralsund trat 1283 dem 10-jährigen Rostocker Frieden bei, dem Vorläufer des wendischen Städtebundes (ab 1293). Von 1339 bis ins 17. Jahrhundert war Stralsund Mitglied im Vierstädtebund mit Greifswald, Demmin und Anklam.
Wendisch
Demmin
Herzogtum Pommern
 Deutschland Trat 1283 dem 10-jährigen Rostocker Frieden bei, dem Vorläufer des Bundes der wendischen Städte (ab 1293). Von 1339 bis ins 17. Jahrhundert war Demmin Mitglied des Vierstädtebundes mit Stralsund, Greifswald und Anklam.
Wendisch
Greifswald
Herzogtum Pommern
 Deutschland Trat 1283 dem 10-jährigen Rostocker Frieden bei, dem Vorläufer des Bundes der wendischen Städte (ab 1293). Von 1339 bis ins 17. Jahrhundert war Greifswald Mitglied des Vierstädtebundes mit Stralsund, Demmin und Anklam.
Wendisch
Anklam
Herzogtum Pommern
 Deutschland Trat 1283 dem 10-jährigen Rostocker Frieden bei, dem Vorläufer des Bundes der wendischen Städte (ab 1293). Von 1339 bis ins 17. Jahrhundert war Anklam Mitglied im Vierstädtebund mit Stralsund, Greifswald und Demmin.
Wendisch
Stettin (Szczecin)
Herzogtum Pommern
 Polen 1278 Trat 1283 dem 10-jährigen Rostocker Frieden bei, dem Vorläufer des wendischen Städtebundes (ab 1293); übernahm seit dem 14. Jahrhundert allmählich die Rolle einer Residenzstadt für die östlich gelegenen pommerschen Hansestädte
Wendisch
Pasewalk
Herzogtum Pommern
 Deutschland
Wendisch
Kolberg (Kołobrzeg)
Herzogtum Pommern
 Polen
Wendisch
Rügenwalde (Darłowo)
Herzogtum Pommern
 Polen
Wendisch
Stolp (Słupsk)
Herzogtum Pommern
 Polen
Ostsee
Visby
Königreich Schweden
 Schweden 1470 1285 einigte sich der Bund mit dem schwedischen König Magnus III. in Kalmar darauf, Gotland mit Schweden zu vereinen. Im Jahr 1470 wurde der Status von Visby von der Liga aufgehoben, und Lübeck ließ im Mai 1525 die Kirchen der Stadt niederreißen.
Ostsee
Stockholm
Königreich Schweden
 Schweden
Sachsen
Braunschweig
Herzogtum Sachsen
 Deutschland 13. Jahrhundert 17. Jahrhundert Hauptstadt des Sächsischen, Thüringischen und Brandenburgischen Kreises
Sachsen
Bremen
Freie Stadt Bremen
 Deutschland 1260
Sachsen
Magdeburg
Erzbistum Magdeburg
 Deutschland 13. Jahrhundert Hauptstadt des Sächsischen, Thüringischen und Brandenburgischen Kreises
Sachsen
Goslar
Reichsstadt Goslar
 Deutschland 1267 1566 Goslar war bis 1280 ein sächsisches Lehen.
Sachsen
Erfurt
Erzbistum Mainz
 Deutschland 1430
Sachsen
Stade
Erzbistum Bremen
 Deutschland
Sachsen
Berlin
Markgrafschaft Brandenburg
 Deutschland 1442 Brandenburg wurde 1356 zum Kurfürstentum erhoben. Kurfürst Friedrich II. veranlasste 1442 den Austritt aller brandenburgischen Städte aus dem Bund.
Sachsen
Frankfurt an der Oder
Markgrafschaft Brandenburg
 Deutschland 1430 1442 Kurfürst Friedrich II. veranlasste 1442 den Austritt aller brandenburgischen Städte aus dem Bund.
Ostsee
Gdańsk - Danzig (Gdańsk)
Deutscher Orden
 Polen 1358 Hauptstadt des Preußischen, Livländischen und Schwedischen (oder Ostbaltischen) Kreises. Danzig war zunächst Teil des Herzogtums Pommern mit einer kaschubischen und deutschen Bevölkerung und gehörte dann von 1308 bis 1457 zum Deutschordensstaat. Nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) wurde Danzig eine autonome Stadt unter dem Schutz der polnischen Krone, bis es im 18. Jahrhundert wieder zu Preußen zurückkehrte.
Ostsee
Elbing (Elbląg)
Deutscher Orden
 Polen 1358 Elbing gehörte ursprünglich zum Gebiet der Altpreußen, bis es in den 1230er Jahren Teil des Deutschordensstaates wurde. Nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) wurde das königliche Preußen, einschließlich Elbing, Teil des Königreichs Polen.
Ostsee
Thorn (Toruń)
Deutscher Orden
 Polen 1280 Toruń war von 1233 bis 1466 Teil des Deutschordensstaates. Nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) gehörte das königliche Preußen, einschließlich Toruń, zum Königreich Polen.
Ostsee
Kraków
Königreich Polen
 Polen c. 1370 c. 1500 Kraków war die Hauptstadt des Königreichs Polen (1038-1596/1611). Die Stadt übernahm das Magdeburger Stadtrecht, und im 15. Jahrhundert lebten 5000 Polen und 3500 Deutsche in der Stadt selbst; der Anteil der Polen an den Zunftmitgliedern stieg stetig an und erreichte im Jahr 1500 41 % der Zunftmitglieder. Sie war nur sehr lose mit der Hanse verbunden, zahlte keine Mitgliedsbeiträge und entsandte auch keine Vertreter zu den Versammlungen des Bundes.
Ostsee
Breslau, (Wrocław)
Königreich Böhmen
 Polen 1387 1474 Breslau, ein Teil des Herzogtums Breslau und des Königreichs Böhmen, war nur lose mit dem Bund verbunden und zahlte weder Mitgliedsbeiträge noch nahmen seine Vertreter an Hansetreffen teil.
Ostsee
Königsberg (Kaliningrad)
Deutscher Orden
 Russland 1340 Königsberg war die Hauptstadt des Deutschen Ordens und wurde nach der Säkularisation des Ordens 1466 zur Hauptstadt des Herzogtums Preußen. Das Herzogtum Preußen war ein deutsches Fürstentum, das bis zur Erlangung seiner Unabhängigkeit im Vertrag von Oliva 1660 ein Lehen der polnischen Krone war. Die Stadt wurde 1946 in Kaliningrad umbenannt, nachdem Ostpreußen auf der Potsdamer Konferenz zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion aufgeteilt worden war.
Ostsee
Riga
Terra Mariana (Livland)
 Lettland 1282 Während des Livländischen Krieges (1558-83) wurde Riga zur Freien Reichsstadt, bis der Vertrag von Drohiczyn 1581 Livland an die Polnisch-Litauische Gemeinschaft abtrat, bis die Stadt im Polnisch-Schwedischen Krieg (1621-1625) von Schweden erobert wurde.
Ostsee
Reval (Tallinn)
Terra Mariana (Livland)
 Estland 1285 Nach dem Beitritt zur Hanse war Reval ein dänisches Lehen, wurde aber 1346 zusammen mit dem übrigen Nordestland an den Deutschen Orden verkauft. Im Jahr 1561 wurde Reval ein schwedisches Herrschaftsgebiet.
Ostsee
Dorpat (Tartu)
Terra Mariana (Livland)
 Estland 1280s Das Bistum Dorpat erhielt innerhalb der Terra Mariana (Livländische Konföderation) eine zunehmende Autonomie. Mit dem Vertrag von Drohiczyn im Jahr 1581 fiel Dorpat unter die Herrschaft der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft, bis die Stadt im Polnisch-Schwedischen Krieg (1621-1625) von Schweden erobert wurde.
Westfälisch
Köln
Reichsstadt Köln
 Deutschland 1669 Hauptstadt des Rheinisch-Westfälischen und Niederländischen Kreises bis nach dem Englisch-Hanseatischen Krieg (1470-74), als die Stadt 1475 für einige Jahre mit zeitweiligen Handelssanktionen (deutsch: Verhanst) belegt wurde, weil sie England unterstützt hatte; Dortmund wurde zur Hauptstadt des Kreises. Köln wurde auch "Kurfürstentum Köln" oder "Kurköln" genannt. Im Juni 1669 wurde der letzte Hansetag in Lübeck von den letzten verbliebenen Hansemitgliedern, darunter auch Köln, abgehalten.
Westfälisch
Dortmund
Reichsstadt Dortmund
 Deutschland Nachdem Köln nach dem Anglo-Hanseatischen Krieg (1470-74) ausgeschlossen wurde, wurde Dortmund zur Hauptstadt des Rheinisch-Niederländischen Kreises.
Westfälisch
Deventer
Bischofssitz von Utrecht
 Niederlande 1000 1500
Westfälisch
Kampen
Bischofssitz von Utrecht
 Niederlande 1441
Westfälisch
Groningen
Friesland
 Niederlande
Westfälisch
Münster
Fürstbistum Münster
 Deutschland
Westfälisch
Osnabrück
Fürstbistum Osnabrück
 Deutschland 12. Jahrhundert
Westfälisch
Soest
Reichsstadt Soest
 Deutschland 1609 Die Stadt gehörte bis zur Erlangung der Freiheit 1444-49 zum Kurfürstentum Köln und schloss sich danach dem Herzogtum Kleve an.

Kontore

(Außenhandelsstellen der Liga)

Viertel Stadt Territorium Jetzt Von Bis Anmerkungen Refs
Kontor
Nowgorod: Peterhof
Republik Nowgorod
 Russland 1500s Nowgorod war eines der Hauptkontore der Liga und das östlichste. Im Jahr 1499 schloss Iwan III., Großfürst von Moskau, den Peterhof; er wurde einige Jahre später wiedereröffnet, aber der Russlandhandel der Liga erholte sich nie.
Kontor
Bergen: Bryggen
Königreich Norwegen
 Norwegen 1360 1775 Bryggen war eines der wichtigsten Kontore der Liga. Es wurde 1476 durch ein zufälliges Feuer vernichtet. Im Jahr 1560 wurde die Verwaltung von Bryggen unter norwegische Verwaltung gestellt.
Kontor
Brügge: Hanzekantoor
Grafschaft Flandern
 Belgien Brügge war eines der wichtigsten Kontore der Liga bis zum 15. Jahrhundert, als der Seeweg zur Stadt versandete; der Handel aus Antwerpen profitierte von Brügges Verlust.
Kontor
London: Steelyard
Königreich von England
 Vereinigtes Königreich 1303 1853 Das Steelyard war eines der wichtigsten Kontore der Liga. König Edward I. gewährte 1303 eine Carta Mercatoria. Das Steelyard wurde 1469 zerstört und Edward IV. befreite die Kölner Kaufleute, was zum Anglo-Hanseatischen Krieg (1470-74) führte. Der Vertrag von Utrecht, der den Frieden besiegelte, führte dazu, dass die Liga den Steelyard 1475 vollständig erwarb, nachdem Edward die Privilegien der Liga erneuert hatte, ohne auf Gegenseitigkeitsrechten für englische Kaufleute in der Ostsee zu bestehen. Londoner Kaufleute überredeten Elisabeth I., die Privilegien der Liga am 13. Januar 1598 aufzuheben; das Steelyard wurde zwar von Jakob I. wieder eingerichtet, aber der Vorteil kehrte nie zurück. Die Konsulate blieben jedoch bestehen und sorgten für die Kommunikation während der Napoleonischen Kriege, und die hanseatischen Anteile wurden erst 1853 verkauft.
Kontor
Antwerpen
Herzogtum Brabant
 Belgien Antwerpen wurde zu einem wichtigen Kontor der Liga, vor allem nachdem der Seeweg nach Brügge im 15. Jahrhundert versandet war, was dazu führte, dass das Vermögen zu Gunsten Antwerpens schwand, obwohl Antwerpen sich weigerte, den Kaufleuten der Liga besondere Privilegien zu gewähren. Zwischen 1312 und 1406 war Antwerpen eine Markgrafschaft, die von Brabant unabhängig war.
Kontor Bishop's Lynn (King's Lynn)
Königreich von England
 Vereinigtes Königreich 1751 Das Hanseatische Lagerhaus wurde 1475 im Rahmen des Vertrags von Utrecht errichtet und ermöglichte es dem Bund, erstmals ein Handelsdepot in Lynn einzurichten. Es ist das einzige erhaltene Gebäude der Liga in England.
Kontor
Ipswich
Königreich von England
 Vereinigtes Königreich Ipswich war ein Haupthafen mit Gerichtsbarkeit über Colchester, Maldon und Harwich. Im 14. Jahrhundert gab es für Händler aus Ipswich Probleme, wenn sie in den Häfen der Hanse in der Ostsee tätig waren, wobei es gelegentlich zu Massenverhaftungen und Beschlagnahmungen von Waren kam. Im Laufe des 15. Jahrhunderts entwickelten sich jedoch positivere Beziehungen zu den hansischen Kaufleuten aus Köln. Bis 1451 beschlagnahmten die Vögte von Ipswich jedoch hanseatische Schiffe, und 1456 beklagten sich hanseatische Kaufleute darüber, dass ihre Schiffe angegriffen und am Verlassen des Hafens gehindert wurden. Während des Anglo-Hanseatischen Krieges lehnten die Kölner Kaufleute den Krieg ab und wurden aus der Liga ausgeschlossen. Als der Krieg jedoch 1474 durch den Vertrag von Utrecht beendet wurde, ging der Handel mit Köln zurück, und bis zum Ende des Jahrhunderts war der hanseatische Handel in Ipswich sehr begrenzt.
Kontor
Malmö
Königreich Dänemark
 Schweden 15. Jahrhundert Skåne (Schonen) war dänisch, bis es durch den Vertrag von Roskilde 1658, während des Zweiten Nordischen Krieges, an Schweden abgetreten wurde.
Kontor
Falsterbo
Königreich Dänemark
 Schweden 15. Jahrhundert Skåne war dänisch, bis es durch den Vertrag von Roskilde 1658, während des Zweiten Nordischen Krieges, an Schweden abgetreten wurde.
Kontor
Kaunas
Großherzogtum Litauen
 Litauen 1441 1398 entstand in Kaunas eine Händlergilde mit engen Verbindungen zur Hanse. Der Vertrag mit der Hanse wurde 1441 unterzeichnet. Das Hauptbüro befand sich von 1441 bis 1532 im Haus von Perkūnas.
Kontor
Pleskau (Pskow)
Republik Pskow
 Russland Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte Pskow zur Republik Nowgorod. Die Stadt wurde 1241 vom Deutschen Orden erobert und von einem litauischen Fürsten befreit, so dass sie im 14. Jahrhundert de facto eine souveräne Republik wurde.
Kontor
Polozk
Fürstentum Polozk
 Weißrussland Polotsk war ein autonomes Fürstentum der Kiewer Rus', bis es 1021 seine Unabhängigkeit erlangte. Ab 1240 wurde es ein Vasall des Großfürstentums Litauen und wurde 1307 vollständig in das Großfürstentum integriert.

Häfen mit hansischen Handelsniederlassungen

Das hanseatische Lagerhaus in King's Lynn ist das einzige erhaltene Gebäude der Liga in England
  • Berwick-upon-Tweed
  • Bristol
  • Boston
  • Damme
  • Leith
  • Hull
  • Newcastle
  • Great Yarmouth
  • King's Lynn
  • York

Andere Städte mit einer Hansa-Gemeinde

  • Aberdeen
  • Åbo (Turku)
  • Arnheim
  • Avaldsnes
  • Bolsward
  • Bordeaux
  • Brae
  • Doesburg
  • Elburg
  • Fellin (Viljandi)
  • Goldingen (Kuldīga)
  • Göttingen
  • Grindavík
  • Grundarfjörður
  • Gunnister
  • Haapsalu
  • Hafnarfjörður
  • Hameln
  • Hannover
  • Harderwijk
  • Harlingen
  • Haroldswick
  • Hasselt
  • Hattem
  • Herford
  • Hildesheim
  • Hindeloopen (Hylpen)
  • Kalmar
  • Kokenhusen (Koknese)
  • Krambatangi
  • Kumbaravogur
  • Kulm (Chełmno)
  • Leghorn
  • Lemgo
  • Lemsal (Limbaži)
  • Lippe
  • Lissabon
  • Lunna Wick
  • Messina
  • Minden
  • Neapel
  • Nantes
  • Narva
  • Nijmegen
  • Nordhausen
  • Nyborg
  • Nyköping
  • Oldenzaal
  • Ommen
  • Paderborn
  • Pernau (Pärnu)
  • Roermond
  • Roop (Straupe)
  • Scalloway
  • Smolensk
  • Stargard
  • Stavoren (Starum)
  • Tórshavn
  • Trondheim
  • Twer
  • Uelzen
  • Venlo
  • Vilnius
  • Spaziergang (Valka)
  • Weißenstein (Paide)
  • Wenden (Cēsis)
  • Wesel
  • Wesenberg (Rakvere)
  • Windau (Ventspils)
  • Wolmar (Valmiera)
  • Zutphen
  • Zwolle

Nachwirkungen

Trotz ihres Zusammenbruchs hielten mehrere Städte die Verbindung zur Hanse aufrecht. Niederländische Städte wie Groningen, Deventer, Kampen, Zutphen und Zwolle sowie eine Reihe deutscher Städte wie Bremen, Buxtehude, Demmin, Greifswald, Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Rostock, Stade, Stralsund, Uelzen und Wismar nennen sich nach wie vor Hansestädte (ihre Autokennzeichen tragen ein H vorangestellt, z. B. -HB- für "Hansestadt Bremen"). Hamburg und Bremen bezeichnen sich weiterhin offiziell als "Freie Hansestädte", Lübeck als "Hansestadt" (Rostocks Fußballmannschaft heißt in Erinnerung an die Handelsvergangenheit der Stadt F.C. Hansa Rostock). Gerade für Lübeck blieb diese anachronistische Bindung an eine glorreiche Vergangenheit im 20. Jahrhundert besonders wichtig. Jahrhundert besonders wichtig. 1937 hob die NSDAP dieses Privileg durch das Groß-Hamburg-Gesetz auf, weil der Lübecker Senat Adolf Hitler nicht erlaubte, während seines Wahlkampfes 1932 in Lübeck zu sprechen. Er hielt die Rede in Bad Schwartau, einem kleinen Dorf am Rande von Lübeck. In der Folgezeit bezeichnete er Lübeck als "die kleine Stadt bei Bad Schwartau".

Nach der EU-Osterweiterung im Mai 2004 schrieben einige Experten über die Wiederauferstehung der baltischen Hansa.

An das Erbe der Hansa erinnern heute mehrere Namen: die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa (Air Hansa"); F.C. Hansa Rostock; die Hanze University of Applied Sciences in Groningen, Niederlande; die Hanze-Ölförderplattform, Niederlande; die Hansa-Brauerei in Bergen und die Hanse Sail in Rostock; die DDG Hansa, die von 1881 bis zu ihrem Konkurs und der Übernahme durch Hapag-Lloyd im Jahr 1980 eine große deutsche Reederei war; die Hansabank in Estland, die in Swedbank umbenannt wurde; und der Hansa-Park, einer der größten Freizeitparks in Deutschland.

In Europa gibt es zwei Museen, die sich speziell mit der Geschichte der Hanse befassen: das Europäische Hansemuseum in Lübeck und das Hansemuseum und die Schøtstuene in Bergen.

Treuhänder und Erben

Wo immer die Hanse als Bezugspunkt städtischer Traditionen beschworen wird, gelten die Hanseaten als weltoffen, urban, nüchtern und zuverlässig, aristokratisch-reserviert und steif. Lübeck, Hamburg und Bremen werden mit solchen Klischees gern verbunden. Die Städte nahmen den Begriff "Hansestadt" allerdings erst im 19. Jahrhundert in ihren Staatstitel auf – über eineinhalb Jahrhunderte, nachdem die Hanse bereits erloschen war. Nach der Wiedervereinigung stellten auch Rostock, Wismar, Stralsund und Greifswald den Begriff "Hansestadt" ihrem Stadtnamen voran. Noch heute ist die Hanse in den Autokennzeichen all dieser Städte zu erkennen. Seit 1994 führt Demmin den Zusatznamen Hansestadt, und seit 2012 darf Warburg ebenfalls den Zusatz Hansestadt führen.

Hansaplatz und Hansaport

Die Hanse wird den positiven Erscheinungen der Geschichte zugerechnet. Wo immer eine Stadt einst der Hanse angehört hat, scheint dies ihr Ansehen zu heben, und es lässt sich damit werben. Plätze, Straßen und Bauten erinnern daran: Hansaplatz, Hansastraße, Hanseatenweg, Hansahof, Hanse-Viertel, Hansaport sind Beispiele aus Hamburg und Lübeck. Zahlreiche öffentliche und private Bauten und Firmen beschwören vermeintliche Hansetradition und führen Bezeichnungen wie Hanse, Hansa, hanseatisch oder hansisch als Bestandteil ihres Namens. Das weist oft auf ihren Sitz oder ihre Zuständigkeit hin, etwa im Fall eines Hanseatischen Oberlandesgerichts, einer Hanseatischen Versicherungsanstalt von 1891, des Hansa-Parks, der Deutschen Lufthansa oder des Fußballvereins Hansa Rostock. Zumeist dient es jedoch als eine Art Gütesiegel, das markenrechtlich nur sehr eingeschränkt, zumeist nur als Bildmarke, schutzfähig ist, wobei das Hansa-Pils aus Dortmund eine Ausnahme darstellt.

Hansebund der Neuzeit

1980 wurde in Zwolle die Neue Hanse als Lebens- und Kulturgemeinschaft der Städte über die Grenzen hinweg gegründet. Ihr Ziel ist neben der Förderung des Handels auch die Förderung des Tourismus. Seitdem wird in jedem Jahr ein Hansetag der Neuzeit in einer ehemaligen Hansestadt abgehalten.

Europäisches Hansemuseum

In der Altstadt Lübecks wurde 2015 das Europäische Hansemuseum eröffnet. Während des Abrisses der vorherigen Gebäude am zukünftigen Standort des Museums kam es zu umfangreichen archäologischen Funden. Diese Funde wurden in die Ausstellung des Museums integriert. Neben der Geschichte der Hanse werden auch stadtgeschichtliche Ereignisse und die Geschichte der Verbreitung des Lübischen Rechts gezeigt.

Hanseatisches Museum und Schötstuben

In Bergen auf Bryggen, Norwegen, befinden sich das Hanseatische Museum und die Schötstuben.

Linguistische Bedeutung

Die mittelniederdeutsche Sprache der Hanse, welche die Lingua franca des Mittelalters in Nordeuropa war, beeinflusste die Entwicklung der skandinavischen Sprachen deutlich.

Eine Hansekogge.
Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurden die Koggen mehr und mehr vom ähnlichen Holk, danach vom Kraweel abgelöst.

Geschichte einzelner Hansestädte

Die Geschichte der Hanse als loser Städtebund ist untrennbar mit den Einzelgeschichtsschreibungen der wesentlichen Mitgliedsstädte verbunden, die, da sie nicht immer einig waren und durchaus eigene Interessen verfolgten, die Hanse im Licht ihrer Geschichte durchaus unterschiedlich bewerten:

  • Geschichte Anklams
  • Geschichte Braunschweigs
  • Geschichte Bremens
  • Geschichte Danzigs
  • Geschichte Demmins
  • Geschichte Dortmunds
  • Geschichte Duisburgs
  • Geschichte Greifswalds
  • Geschichte Hamburgs
  • Geschichte Kölns
  • Geschichte Lübecks
  • Geschichte Lüneburgs
  • Geschichte Münsters
  • Geschichte Revals
  • Geschichte Rigas
  • Geschichte Rostocks
  • Geschichte Soests
  • Geschichte Stades
  • Geschichte Stralsunds
  • Geschichte Wismars

Moderne Versionen der Hanse

"Städtebund Die Hanse"

Deutschsprachiges Logo

Im Jahr 1980 gründeten ehemalige Mitglieder der Hanse in Zwolle eine "neue Hanse". Diese Liga steht allen ehemaligen Hansemitgliedern und Städten, die ein hanseatisches Erbe teilen, offen. Im Jahr 2012 hatte die Neue Hanse 187 Mitglieder. Darunter sind zwölf russische Städte, allen voran Nowgorod, das im Mittelalter ein wichtiger russischer Handelspartner der Hanse war. Die "Neue Hanse" pflegt und entwickelt Geschäftsbeziehungen, Tourismus und kulturellen Austausch.

Der Hauptsitz der Neuen Hanse befindet sich in Lübeck, Deutschland. Der derzeitige Präsident der Hanse der neuen Zeit ist Jan Lindenau, Bürgermeister von Lübeck.

Jedes Jahr richtet eine der Mitgliedsstädte der Neuen Hanse das internationale Festival Hansetage der Neuzeit aus.

Im Jahr 2006 wurde King's Lynn das erste englische Mitglied des neu gegründeten Hansebundes. Im Jahr 2012 schloss sich Hull und 2016 Boston an.

Neue Hanse

Die Neue Hanse wurde im Februar 2018 von den Finanzministern Dänemarks, Estlands, Finnlands, Irlands, Lettlands, Litauens, der Niederlande und Schwedens durch die Unterzeichnung eines Gründungsdokuments gegründet, in dem die "gemeinsamen Ansichten und Werte der Länder in der Diskussion über die Architektur der WWU" dargelegt werden.

Historische Karten

In der Populärkultur

  • In der Handelssimulations-Videospielreihe Patrizier schlüpft der Spieler in die Rolle eines Kaufmanns in einer von mehreren Hansestädten.
  • In der Weltraum-Operationsromanserie Saga of Seven Suns des amerikanischen Schriftstellers Kevin J. Anderson hat die menschliche Rasse mehrere Planeten im Spiralarm kolonisiert, von denen die meisten von der mächtigen Terranischen Hanse (Hansa) regiert werden.
  • Hansa Teutonica ist ein deutsches Brettspiel, das von Andreas Steding entworfen und 2009 vom Argentum Verlag veröffentlicht wurde.
  • In der Metro-Franchise postapokalyptischer Romane und Videospiele ist ein Handelsbündnis von Stationen namens Commonwealth of the Stations of the Ring Line auch als Hanse bekannt, meist abgekürzt als Hansa oder Hanza.

Wortherkunft

Die Benennung Hanse leitet sich vom althochdeutschen Wort hansa ab, das im Hochmittelalter zur Übersetzung des lateinischen cohors („Gefolge, Schar, Gruppe“) wurde, der frühestbelegten Eigenbezeichnung der Hanse. Das vorherige gemeingermanische *hanso bezog sich wahrscheinlich auf „eine Gemeinschaft mit einer gesamtlichten Kasse und wobei gemeinsam Mahlzeiten verzehrt wurden“. Vergleiche gotisch hunsl („Opfermahlzeit“) und schweizerdeutsch hans („Trinkgelage“). Auch die finno-ugrischen Sprachen entnahmen *hanso aus den frühgermanischen Sprachen, vergleiche finnisch kansa („Volk“), karelisch kanža („Sammlung“) und estnisch kāz(a) („Genosse, Gemahl“).

Politische Geschichte

Die Hanse war über lange Zeit eine politische Macht ersten Ranges. Obwohl ihre Mitglieder nicht souverän waren – sie verblieben jeweils unter der Herrschaft unterschiedlicher weltlicher und kirchlicher Gewalten –, war sie wirtschaftlich und militärisch erfolgreich. Anfang und Ende der Hanse sind schwer zu bestimmen.

Entstehung der Kaufmannshanse (bis etwa 1250)

Die Deutsche Hanse entwickelte sich im 12. Jahrhundert aus den Gemeinschaften der Ost- und Nordseehändler. Allgemein wird die Gründung Lübecks, der ersten deutschen Ostseestadt, im Jahr 1143 als entscheidend für die Entwicklung der Hanse angesehen. Der Ostseezugang ermöglichte einen Handel zwischen den rohstoffreichen Gebieten Nordrusslands (z. B. Getreide, Holz, Wachs, Felle, Pelze) und den Ländern Westeuropas mit seinen Fertigprodukten (z. B. Tuche, Wein).

Lübeck im 17. Jahrhundert
Das Holstentor (Stadtseite) in Lübeck um 1900

Gotländische Genossenschaft

Ab dem 12. Jahrhundert wurde der Ostseeraum im Rahmen der Ostsiedlung zunehmend für den deutschen Handel erschlossen.

In Lübeck entstand nach dem Vorbild kaufmännischer Schutzgemeinschaften die Gemeinschaft der deutschen Gotlandfahrer, auch Gotländische Genossenschaft genannt. Sie war ein Zusammenschluss einzelner Kaufleute norddeutscher Herkunft, sächsischer Rechtsgewohnheiten und ähnlicher Handelsinteressen u. a. aus dem Nordwesten Deutschlands, von Lübeckern und aus neuen Stadtgründungen an der Ostsee.

Der Handel in der Ostsee wurde zunächst von Skandinaviern dominiert, wobei die Insel Gotland als Zentrum und „Drehscheibe“ fungierte. Mit der gegenseitigen Versicherung von Handelsprivilegien deutscher und gotländischer Kaufleute unter Lothar III. begannen deutsche Kaufleute den Handel mit Gotland (daher „Gotlandfahrer“). Bald folgten die deutschen Händler den gotländischen Kaufleuten auch in deren angestammte Handelsziele an der Ostseeküste und vor allem nach Russland nach, was zu blutigen Auseinandersetzungen in Visby, durch den stetigen deutschen Zuzug mittlerweile mit großer deutscher Gemeinde, zwischen deutschen und gotländischen Händlern führte. Dieser Streit wurde 1161 durch die Vermittlung Heinrichs des Löwen beigelegt und die gegenseitigen Handelsprivilegien im Artlenburger Privileg neu beschworen, was in der älteren Forschung als die „Geburt“ der Gotländischen Genossenschaft angesehen wurde. Hier von einer „Geburt“ zu sprechen, verkennt jedoch die bereits existierenden Strukturen.

Visby blieb zunächst die Drehscheibe des Ostseehandels mit einer Hauptverbindung nach Lübeck, geriet aber, die Rolle als Schutzmacht der deutschen Russland-Kaufleute betreffend, mit Lübeck zunehmend in Konflikt. Visby gründete um 1200 in Nowgorod den Peterhof, nachdem die Bedingungen im skandinavischen Gotenhof, in dem die Gotländer zunächst die deutschen Händler aufnahmen, für die Deutschen nicht mehr ausreichten.

Der rasante Aufstieg, die Sicherung zahlreicher Privilegien und die Verbreitung der nahezu omnipräsenten Kaufleute der Gotländischen Genossenschaft in der Ostsee, aber auch in der Nordsee, in England und Flandern (dort übrigens in Konkurrenz zu den alten Handelsbeziehungen der rheinischen Hansekaufleute) führte in der historischen Forschung dazu, in dieser Gruppierung den Kern der frühen Hanse zu sehen (Dollinger sieht im Jahr 1161 sogar die eigentliche Geburtsstunde der Hanse überhaupt). Eine Identifizierung der Gotländischen Genossenschaft als „die“ frühe Hanse täte jedoch allen niederdeutschen Handelsbeziehungen (v. a. nach Flandern und London) unrecht, die nicht unter dem Siegel der Genossenschaft stattfanden.

Krisen und Niedergang (etwa 1400 bis 1669)

Die wesentlichen Gründe für den Niedergang der Hanse liegen in der Festigung der Territorialstaaten, der teilweisen Verlagerung der Ost-West-Handelswege der Nürnberger und Augsburger Kaufleute auf den Landweg (Frankfurt-Leipzig-Krakau) und der zunehmenden Konkurrenz im Handel und der Produktion. An dem aus der Entdeckung Amerikas folgenden Atlantikhandel, der den bisher dominierenden Ostsee-Westsee(heute Nordsee)-Handel ablöste, war die Hanse mit Ausnahme Hamburgs und Bremens kaum beteiligt. Dabei ging das absolute Handelsvolumen der Hanse in der Nord- und Ostsee zwar nicht zurück, sondern stieg vermutlich sogar, aber der Verlust der vorherigen Monopolstellung und der Zutritt von starken Konkurrenten für viele wichtige Produkte drückte die Margen der meisten hansischen Kaufleute. Interessensgegensätze innerhalb der Hanse nahmen zu und verhinderten ein geschlosseneres Vorgehen. Ein innovatorischer Rückstand in kaufmännischen und technischen Belangen trug zum weiteren Bedeutungsverlust bei. So glaubte Walter Eucken, dass der Niedergang der deutschen Hanse seine Ursache in dem Versäumnis der Seehandels-Genossenschaften fand, eine doppelte Buchführung einzuführen.

Konkurrenz im Handel: Landwege und Direkthandel

Mit der teilweisen Verlagerung des Außenhandels auf Landwege und nach Übersee verlor die Hanse bereits einen zunehmenden Teil des Handelsvolumens. Die Festigung der Macht der Territorialstaaten in die Fläche hinein, ermöglichte den Ausbau und besseren Schutz des Handels über Land. Vor allem der Pelzhandel mit Russland wurde statt durch Hanseschiffe über die Ostsee über eine Landroute mit Leipzig als wichtigstem Handelsknotenpunkt geführt. An der Entwicklung Leipzigs zum zentralen Umschlagplatz für Pelze in Europa konnte die Hanse somit kaum partizipieren. Auch im verbliebenen Seehandel kam es zu tiefgreifenden Veränderungen. Größere Schiffe (die dreimastige Kraweel) mit besserer Takelung und Steuerung (mittschiffs) die höher am Wind segeln konnten als die frühere einmastige Kogge mit Seitenruder, erforderten geringere Hafenliegezeiten und erreichten schnellere Reisezeiten. Auch Erfindungen wie der Kompass trugen dazu bei, direktere Routen wählen zu können und die Küste nicht mehr im Blick behalten zu müssen. Die von der Hanse kontrollierten Zwischenstationen mussten nicht mehr angelaufen werden. Als erstes wurde das Kontor in Visby auf Gotland überflüssig, da nicht nur hansische, sondern zunehmend auch holländische und englische Kaufleute von ihren Heimathäfen aus ohne Zwischenstopp die Handelsplätze in Livland und Russland anlaufen konnten. Auch das Kontor in Bergen wurde seit dem Ende des 15. Jahrhunderts immer häufiger von englischen Kaufleuten umfahren, die den Stockfisch auf Island einkauften. Damit war das hansische Stockfischmonopol beendet. Mit den schnelleren und längeren direkten Handelswegen war der hansische Zwischenhandel obsolet geworden. Die Hanse hatte immer weniger Druckmittel ihre Handelsprivilegien bestätigen zu lassen. Hinzu kamen die zunehmenden Direktkontakte großer Hansestädte zu ausländischen Kaufleuten und dieser untereinander, wodurch die Stapelplätze der Hanse ihre Monopolstellung verloren. Hamburg unterlief das hansische Gästehandelsverbot und erlaubte englischen Kaufleuten direkt in Hamburg ihre Waren anzubieten. Die Danziger Sundfahrt unterlief das Lübecker Stapelrecht. Während die größeren Seestädte der Hanse sich mit größeren Schiffen und dem Ausbau ihrer Häfen dem neuen Wettbewerb zumindest teilweise stellen konnten, gelang dies den kleineren Seestädten der Hanse nicht mehr. So war zum Beispiel Stralsund nicht mehr in der Lage die erforderlichen Investitionen zum Ausbau des Hafens für die nun größeren Schiffe zu erbringen. Die traditionellen korporatistischen, konkurrenz- und „fremdenfeindlichen“ (so Dollinger insbesondere über Köln) Strukturen und Regulative, die z. B. forderten, dass Hansekaufleute keine Ausländerinnen heiraten durften, waren der internationalen, vor allem der holländischen und englischen Konkurrenz nicht mehr gewachsen. Mit der zunehmenden Rechtssicherheit auch für fremde Kaufleute in den Handelsstädten bedurfte der Kaufmann nicht mehr dem Schutz des Kontors. Es wurde bequemer sich privat einzumieten und intime Beziehungen einzugehen, als sich dem strengen Reglement des Kontors in einer reinen Männergesellschaft zu unterwerfen.

Konkurrenz in der Produktion

Konkurrenz erwuchs der Hanse neben dem Handel auch durch neue Produktionsräume. Wechselnde hydrologische Verhältnisse in der Ostsee änderten ihren Salzgehalt, was zu einem Rückgang der Heringsschwärme in der Ostsee führte. Die Bedeutung der von der Hanse kontrollierten Schonischen Messen nahm daher ab, während durch den Aufbau des englischen, flämischen und holländischen Heringsfangs starke Konkurrenz erwuchs. Die Konkurrenz durch westeuropäische Heringsproduktion wurde möglich, nachdem das an den Atlantikküsten gewonnene Salz (Baiensalz) besser als zuvor aufbereitet werden konnte und das Lüneburger Salzmonopol in Frage stellte. Insbesondere die Holländer erzielten große Fortschritte in der Herauslösung der Beistoffe aus dem Seesalz, wodurch die westeuropäische Heringsproduktion ihren qualitativen Rückstand verkürzen konnte. Zugleich litt die Lüneburger Saline an zunehmender Brennholzknappheit. Mit der Ende des 14. Jahrhunderts in England beginnenden Tuchproduktion trug ganz wesentlich zur Ausbildung eines eigenen englischen Kaufmannsstandes bei und schadete dem hansischen Tuchhandel zwischen Flandern und England.

Innovativer Rückstand

Ihre führende Position im Schiffbau verloren die Seestädte der Hanse an die Holländer. Durch starke Rationalisierung (genormte Bauteile, Einsatz windgetriebener Sägen) erfuhr der holländische Schiffbau eine Spitzenstellung. Die Verpachtung der Stockholmer Werft im Jahr 1600 an einen holländischen Schiffbauer unterstreicht dies. In der Folge war es auch dieser technologische Rückstand, der verhinderte, dass die Hansen am sich entwickelnden globalen Seehandel teilhaben konnten. Auch im kaufmännischen Bereich geriet die Hanse in den Rückstand. Zwar gab es die doppelte Buchführung schon in der Spätzeit der Hanse (in Lübeck seit 1340, Stuart Jenks), sie setzte sich aber später durch als in Oberitalien und Süddeutschland. Zuvor erfolgte die Abrechnung von Gesellschaften mehrerer Hansekaufleute erst bei der Abwicklung der Gesellschaft (durchschnittlich nach 20 Jahren). Ein regelmäßiger Überblick über das vorhandene Eigenkapital war den Hansen deshalb nicht möglich. Die Buchführung erfolgte nach den gesamten Einkaufspreisen und Erlösen, nicht nach Einzelgeschäften (Carsten Jahnke). In dieser Zeit hatte sich in Augsburg und Nürnberg die doppelte Buchführung nach Soll und Haben bei den großen Handelskonzernen schon etabliert, was eine bessere Kalkulation und Buchgeldschöpfung ermöglichte. Die Fugger bilanzierten dagegen schon seit 1511 nach den Grundsätzen ihres Hauptbuchhalters Matthäus Schwarz. Bankgeschäfte waren für die süddeutschen Konkurrenten der Hanse damit deutlich leichter. Große Banken, Börsen und Handelsunternehmen in der Größe der Fugger in Augsburg, der Niederländischen Ostindien-Kompanie und der Großbanken in den norditalienischen Städten konnten sich im Hanseraum deshalb nicht oder erst deutlich später und schwächer entwickeln. Die Hamburger Börse wurde 1558, die Bremer Börse 1620 gegründet. In Flandern (Brügge, 1409, Antwerpen, 1460) und Süddeutschland (Augsburg und Nürnberg 1540) hatten sich die Börsen bereits etabliert. Während die Hamburger Bank 1619 gegründet wurde, bestand die Bank der Medici in Brügge schon fast 150 Jahre (1472). Auch die Liquidität der Hansekaufleute war nicht hoch. Beispielhaft sind die Schwierigkeiten Veckinchusens im 15. Jahrhundert für eine Hochzeit 500 Mark aufzubringen, während die Fugger 1519 mit über 500'000 Gulden die Kaiserwahl beeinflussen konnten und davon nur ein Drittel über Unterbeteiligungen refinanziert werden musste. Nach dem Scheitern von Veckinghusens Venediggesellschaft gab es deshalb kaum noch hansischen Handel in Süddeutschland. Auch eine Verlängerung der Wertschöpfungskette nach dem Beispiel der Fugger mit dem Erwerb von Bergwerken gelang den Hansekaufleuten nicht. In Antwerpen, der großen Konkurrenz in Flandern zu Brügge, etablierten sich die Fugger gegen die Hansen.

Wirtschaft

Handelsgüter

Wirtschaftsgüter mit einem hohen hansischen Handelsvolumen waren vor allem Wachs aus Russland, Stockfisch aus Norwegen, Hering aus Schonen, Salz aus Lüneburg, Getreide aus Preußen und Livland, Bier vor allem aus Wismar. Besonders lukrativ war der Dreieckshandel der vor allem von Lübecker Hansekaufleuten bis 1467 in der Nordsee betrieben wurde: Bier, Getreide, Wein und Tuche wurde nach Bergen exportiert. Dort wurde Stockfisch und Holz gekauft und in England verkauft. Von England nahmen die Lübecker Wolle mit, die in Flandern verkauft wurde. Das in Flandern gekaufte Tuch wurde auch in Lübeck veräußert.

Verkehrswege und Warenflüsse

In der Hansezeit stieg das Handelsvolumen über die alten Verkehrswege in ganz Europa und neue Handelsrouten entstanden. Von größter Bedeutung für die Hanse waren der Süd-Nord-Weg über Rhein und Weser nach London sowie der West-Ost-Weg von London durch Nord- und Ostsee bis Nowgorod. Eine weitere wichtige Verbindung war der Weg von Magdeburg über Lüneburg, Bremen oder Lübeck nach Bergen.

Hamburg und Lübeck arbeiteten eng zusammen: Während Hamburg insbesondere den Nordseeraum und Westeuropa abdeckte, orientierte sich der Seeverkehr Lübecks nach Skandinavien und in den Ostseeraum vom Bergener Kontor Bryggen bis nach Nowgorod (Peterhof). Politisch ist der Einfluss Lübecks auch im Hansekontor in Brügge und im Londoner Stalhof von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des hansischen Handels gewesen. Der Handelsverkehr zwischen den beiden Hansestädten wurde vorwiegend über Land, beispielsweise über die Alte Salzstraße, durchgeführt, aber auch per Binnenschiff durch den Stecknitz-Kanal, über den auch das Salz aus Lüneburg, eines der wichtigsten Exportgüter Lübecks in Richtung Norden und Osten, transportiert wurde. Das Salz wurde im Ostseeraum benötigt, um Fisch zu konservieren. Der Hering war im Mittelalter für alle Bevölkerungsschichten eine schmackhafte und erschwingliche Alternative zum teureren Fleisch. Darüber hinaus aß man an christlichen Fastentagen und an jedem Freitag Fisch als Fastenspeise.

Die rheinische Verkehrslinie

Entlang der alten rheinischen Verkehrslinie wurde seit der Römerzeit vor allem Wein aus der Kölner Gegend gehandelt und Wolle aus England. In beide Richtungen wurden Metallwaren gehandelt, aber auch Produkte aus Italien und Frankreich gelangten auf diesem Weg in den Nordwesten Europas. Mit der Entstehung der Hanse brachten die deutschen Kaufleute immer öfter ihre Waren auf eigenen Schiffen auf die britische Insel und nahmen immer weniger die Dienste der Friesen dafür in Anspruch. An dieser Verkehrslinie lagen die Städte des rheinischen und westfälischen Städtebundes unter Führung von Köln bzw. Dortmund.

Die hansische (Ost-West) Linie

Dieser Handelsweg ging von London und Brügge aus in den Ostseeraum, zunächst vor allem nach Skandinavien. Der Handel wurde belebt durch die Christianisierung Skandinaviens und des südlichen Ostseeraumes und wurde zunächst von den Gotländern dominiert. Diese handelten die Ostwaren, Pelze und Wachs aus dem nordöstlichen Ostseeraum sowie Lebensmittel aus Nordwesteuropa (Butter, Getreide, Vieh und Fisch) auf dieser Route unter Umfahrung von Jütland. Auch friesische Händler waren aktiv und brachten die Ware häufig über Eider und Schlei aus dem Nord- in den Ostseeraum und umgekehrt. Nach der (Wieder-)Gründung Lübecks intensivierten deutsche Händler den Warenaustausch über Elbe, Alster und Trave. In der Ostsee setzte mit dem Gotländer Frieden 1160 die Verdrängung der Gotländer durch Deutsche ein. Die steigende Nachfrage nach Waren durch die im Rahmen der Ostkolonisation neu gegründeten und schnell wachsenden deutschen Städte bzw. Staaten (Preußen und Livland) im Ostseeraum belebte den Handel auf diesem Weg zusätzlich. Neben der starken Ostkolonisation fand im kleineren Rahmen eine deutsche Kolonisation in Skandinavien statt: Deutsche Handwerker und Kaufleute ließen sich z. B. in Visby und Bergen nieder und nahmen später über Jahrzehnte paritätisch an der Stadtverwaltung teil. Anders als im südlichen Ostseeraum wurde die einheimische Bevölkerung dabei aber nicht dominiert. Zusätzliche Bedeutung erhielt dieser Seeweg, weil es entlang der Ostseeküste keine befestigten (Römer-)straßen gab und das Gebiet abseits der Städte nur sehr dünn besiedelt war. Entlang dieser Linie lagen die wendischen, preußischen und livländischen Städte. Die Führung der gleichnamigen Städtebünde hatten Lübeck, Danzig und Riga inne.

Der Süd-Nord-Weg von Magdeburg nach Bergen

Dieser Weg war ebenfalls sehr alt und verband die Harzer Bergwerke und die Salinen Lüneburgs mit den Fischvorkommen in Südschweden und Norwegen. Auch von den Gävlefischern in Nordschweden gefangener Hering wurde mit dem Lüneburger Salz haltbar gemacht und an die Hanse verkauft. Die Städte am Süd-Nord-Weg gehörten dem sächsischen Städtebund mit den Vororten Braunschweig und Magdeburg sowie dem wendischen Bund an.

Kontore

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Die Deutsche Brücke (Bryggen) Handelskontor in Bergen
Kontorgebäude der Hanse in Antwerpen

Innerhalb ihres Machtbereiches gründete die Hanse unzählige Niederlassungen. Von noch größerer Bedeutung aber waren ihre Außenposten an den wichtigsten Handelsplätzen im Ausland, die Kontore. Kontore der Hanse waren in Nowgorod der Peterhof, in Bergen die Tyske Bryggen, in London der Stalhof und das Hansekontor in Brügge; an ihrer Spitze standen gewählte Oldermänner und Beisitzer. Ihre Aufgabe war es, den Schutz der kaufmännischen Interessen gegenüber den auswärtigen Mächten wahrzunehmen, zugleich aber auch, die Einhaltung der den Kaufleuten zugestandenen Freiheiten durch die Kaufleute selbst zu überwachen, zu deren Befolgung diese sich bei der Aufnahme in die Kontorgemeinschaft eidlich verpflichten mussten. Ferner gab es Statuten, die das Zusammenleben der Kaufleute und Fragen des örtlichen Handels regelten. Sie hatten eine eigene Kasse und führten ein eigenes Siegel, sie galten jedoch nicht als eigenständige Mitglieder der Hanse.

Die sogenannte Nowgoroder Schra ist die einzige vollständig erhaltene Sammlung von Vorschriften eines der vier Hansekontore.

Hansekaufleute

Kaufmann Georg Giese aus Danzig, im Londoner Stalhof an seinem Arbeitsplatz (1532, 34 Jahre alt)

Der auf sich allein gestellte, das volle Risiko tragende, nur auf eigene Rechnung Handel treibende Kaufmann war in der Hanse des 14. und 15. Jahrhundert der Ausnahmefall. Der typische Hansekaufmann des späten Mittelalters war Mitglied einer oder mehrerer Handelsgesellschaften. Seit dem 12. Jahrhundert sind die einfache Selschop, eine kurzfristige Gelegenheitsgesellschaft, bei der ein Kaufmann auf die Handelsreise Kapital oder Ware eingibt, Risiko und Gewinn geteilt wurden, und die Sendeve, das Kommissionsgeschäft, bei dem der Gewinn des beauftragten Kaufmanns durch festen Lohn oder eine Provision ersetzt wurde und der Auftraggeber das alleinige Risiko trug, überliefert. Bei dem am häufigsten vorkommenden Typ der freien Gesellschaft brachten zwei oder mehr Partner Kapital in gleicher oder unterschiedlicher Höhe ein; Gewinnausschüttung und Verlustzuweisung erfolgten je nach Anteil. Es gab neben den aktiven Gesellschaftern häufig auch mehrere stille Teilhaber. Gewöhnlich blieb die Dauer der Gesellschaft auf wenige Jahre befristet. Gerade die größeren Hansekaufleute mit Handelsbeziehungen zwischen Ost und West waren in mehreren solcher Gesellschaften vertreten, um das Risiko besser zu verteilen. Bei der Wahl der Gesellschaftspartner spielten verwandtschaftliche Beziehungen immer eine große Rolle.

Philippe Dollinger stellt einige dieser Kaufleute schlaglichthaft heraus: den Hamburger Kaufmann Winand Miles; Johann Wittenborg aus Lübeck ob der Tragik seiner Biographie; den Dortmunder Tidemann Lemberg ob seiner Skrupellosigkeit; den deutschstämmigen Stockholmer Johann Nagel ob seiner Assimilationskraft; die europaweit agierenden Brüder um Hildebrand Veckinchusen für die unterschiedlichen Erfolgsvarianten einer interfamiliären kaufmännischen Zusammenarbeit; den Lübecker Hinrich Castorp als Beispiel für den nahezu klassischen Hansekaufmann seiner Zeit und die Gebrüder Mulich als Beispiel des Einbruchs der Hansekaufleute im oberdeutschen Handel. In der zeitgenössischen Kunstszene stachen die Porträts der Hansekaufleute im Londoner Stalhof hervor, die Hans Holbein der Jüngere abbildete. Jacob van Utrecht porträtierte den erfolgreichen Kaufmann des beginnenden 16. Jahrhunderts in seiner Arbeitsumgebung und mit den notwendigen Utensilien. König Ludwig I. von Bayern nahm den Lübecker Bürgermeister Bruno von Warendorp stellvertretend für die Hansekaufleute und ihre Führungskraft in seine Walhalla auf.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Hansekaufmann des 17. Jahrhunderts ist sicher der Lübecker Thomas Fredenhagen, der trotz veränderter Handelsströme noch von Lübeck aus sehr erfolgreich weltweit im Wettbewerb mit Bremern und Hamburgern agierte.