Pommern
Pommern
Pomorze, Pommern, Pòmòrskô ⓘ | |
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Historische Region | |
Koordinaten: 54°17′N 18°09′E / 54.29°N 18.15°EKoordinaten: 54°17′N 18°09′E / 54.29°N 18.15°E | |
Länder | Polen Deutschland |
Größte Städte | in Polen: Gdańsk, Szczecin in Deutschland: Stralsund, Greifswald |
Demonym(e) | Pommern |
Zeitzone | UTC+1 (MEZ) |
- Sommer (DST) | UTC+2 (MESZ) |
Pommern (polnisch: Pomorze; deutsch: Pommern; schwedisch: Pommern; kaschubisch: Pòmòrskô) ist eine historische Region am südlichen Ufer der Ostsee in Mitteleuropa, die zwischen Polen und Deutschland liegt. Der westliche Teil Pommerns gehört zu den deutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, während der östliche Teil zu den polnischen Woiwodschaften Westpommern, Pommern und Kujawien-Pommern gehört. Seine historische Grenze im Westen ist das mecklenburgisch-vorpommersche Grenztal, das heute die Grenze zwischen dem mecklenburgischen und dem pommerschen Teil Mecklenburg-Vorpommerns bildet, während es im Osten von der Weichsel begrenzt wird. Der östlichste Teil Pommerns wird auch als Pomerelia bezeichnet und besteht aus vier Teilregionen: Kaschubei, bewohnt von ethnischen Kaschuben, Kociewie, Tuchola-Wald und Chełmno-Land. ⓘ
Pommern hat eine relativ geringe Bevölkerungsdichte, die größten Städte sind Gdańsk und Szczecin. Außerhalb der städtischen Gebiete ist Pommern durch landwirtschaftliche Flächen mit zahlreichen Seen, Wäldern und kleinen Städten gekennzeichnet. Im Westen Pommerns liegen mehrere Inseln, von denen Rugia, die größte Insel Deutschlands, Usedom/Uznam und Wolin, die größte Insel Polens, die größten sind. Die Region hat eine reiche und komplizierte politische und demografische Geschichte am Schnittpunkt mehrerer Kulturen. ⓘ
ⓘPosition Pommerns in Europa im südlichen Ostseeraum |
Pommern ist eine Region im Nordosten Deutschlands und im Nordwesten Polens, die von der Ostseeküste und deren vorgelagerten Inseln von knapp 50 km bis zu fast 200 km weit ins Binnenland reicht. Der Name Pommern ist die eingedeutschte Form eines slawischen Landschaftsnamens, der von einer slawischen Phrase mit der Bedeutung „am Meer“ abgeleitet ist – vgl. po morzu „am Meer, entlang des Meeres“ oder po morze „bis zum Meer“ im Polnischen. Westliche Begrenzung ist die Recknitz. Über die Auffassung bezüglich der Ausdehnung nach Osten gibt es Unterschiede zwischen dem deutschen und dem polnischen Sprachgebrauch. ⓘ
Geografie
Grenzen
Pommern ist das Gebiet entlang der Pommerschen Bucht der Ostsee zwischen den Flüssen Recknitz und Trebel im Westen und der Weichsel im Osten. Früher reichte es vielleicht bis zum Fluss Noteć, aber seit dem 13. Jahrhundert wurde seine südliche Grenze weiter nach Norden verlegt. ⓘ
Landschaft
Der größte Teil der Region ist ein Küstentiefland und gehört zur Mitteleuropäischen Tiefebene, aber die südlichen, hügeligen Teile gehören zum Baltischen Rücken, einem Endmoränengürtel, der im Pleistozän entstanden ist. Innerhalb dieses Kammes bildet eine Kette von Moränenseen die Pommersche Seenplatte. Die Böden sind im Allgemeinen eher karg, manchmal sandig oder sumpfig. ⓘ
Die westliche Küstenlinie ist zerklüftet, mit vielen Halbinseln (z. B. Darß-Zingst) und Inseln (u. a. Rügen, Usedom und Wolin), die zahlreiche Buchten (Bodden) und Lagunen (die größte ist das Stettiner Haff) umschließen. ⓘ
Die östliche Küstenlinie ist glatt. Der Łebsko und mehrere andere Seen waren früher Buchten, sind aber heute vom Meer abgeschnitten. An der östlichsten Küstenlinie entlang der Danziger Bucht (mit der Puck-Bucht) und dem Frischen Haff ragen die Halbinsel Hel und die Halbinsel Weichsel in die Ostsee. ⓘ
Unterregionen
Die Region Pommern gliedert sich in die folgenden Verwaltungseinheiten:
- Vorpommern (Vorpommern) im Nordosten Deutschlands, das sich von der Recknitz bis zur Oder-Neiße-Linie erstreckt. Diese Region ist Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Der südlichste Teil des historischen Vorpommerns (das Gebiet um Gartz) liegt heute in Brandenburg, während seine historischen östlichen Teile (die Odermündung) heute zu Polen gehören. Vorpommern umfasst die historischen, von den westslawischen Stämmen der Rugier und Volinier bewohnten Gebiete, ansonsten das Fürstentum Rügen und die Grafschaft Gützkow.
- Die Woiwodschaft Westpommern (Zachodniopomorskie) in Polen, die sich von der Oder-Neiße-Linie bis zum Fluss Wieprza erstreckt und den größten Teil des historischen Pommerns im engeren Sinne umfasst (sowie kleine Teile des historischen Großpolens und des Lebuser Landes).
- Die Woiwodschaft Pommern mit ähnlichen Grenzen wie Pommern, die sich von der Wieprza bis zum Weichseldelta in der Nähe von Gdańsk erstreckt.
- Die nördliche Hälfte der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, die den größten Teil des Tuchola-Waldes und des Chełmno-Landes umfasst. ⓘ
Der größte Teil von Hinterpommern gehört zur heutigen Woiwodschaft Westpommern, aber seine östlichsten Teile (das Gebiet von Słupsk) bilden heute den Nordwesten der Woiwodschaft Pommern. Das Hinterpommern wiederum umfasst mehrere andere historische Teilregionen, vor allem das Fürstentum Cammin, die Grafschaft Naugard sowie die Länder Schlawe und Stolp, ⓘ
Das Lauenburgische und Bütower Land wird in der polnischen Geschichtsschreibung als Teil Pommerelliens (Kaschubei) und in der deutschen Geschichtsschreibung als Teil Hinterpommerns betrachtet. ⓘ
Teile Pommerns und der umliegenden Regionen bilden seit 1995 eine Euroregion. Die Euroregion Pomerania umfasst Hinterpommern und die Uckermark in Deutschland, Westpommern in Polen und Schonen in Schweden. ⓘ
Kap Arkona (Vorpommern) ⓘ
Etymologie
Der Name leitet sich vom slawischen po more ab und bedeutet „am Meer“. Pommern ist ursprünglich das Land des slawischen Stammes der Pomoranen. ⓘ
Die lateinische Bezeichnung Pommern ist aufgeschrieben als Formulierung longum mare (‚entlang des Meeres‘) im Dagome-Iudex-Dokument von ca. 1086, ein Regest der Kurie bezüglich einer etwa um 990 erfolgten Schenkung an den Papst von „Dagome und Ote“ (Mieszko I. und Oda von Haldensleben), die ihr Land als „Schinesge“ (frühen polnischen Piastenstaat) beschreibt. Der spanisch-arabisch-jüdische Reisende Ibrahim ibn Jaqub besuchte – ebenfalls in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts – die bis heute nicht sicher lokalisierte Handelsstadt Vineta in der Nähe der Odermündung und erwähnte auch Demmin und den vorpommerschen Volksstamm der Ranen. Die erste Erwähnung Pommerns findet sich für das Jahr 1046 über einen Zemuzil, Herzog der Pommern („Zemuzil [dux] Bomeraniorum“). In den Chroniken des Adam von Bremen um 1070 und des Gallus Anonymus um 1113 wird Pommern häufig erwähnt. ⓘ
In den lechitischen Sprachen bedeutet die Vorsilbe "po-" entlang; im Gegensatz zum Wort "po", das nach bedeutet. Pomorze bedeutet also entlang des Meeres. Diese Konstruktion ähnelt den Toponymen Pogórze (entlang der Berge), Polesie (entlang des Waldes), Porzecze (entlang des Flusses) usw. ⓘ
Terminologie
Der Begriff "Westpommern" ist mehrdeutig, da er sich entweder auf Hinterpommern (im deutschen Sprachgebrauch und im historischen Sprachgebrauch, der auf der deutschen Terminologie basiert) oder auf das kombinierte Hinter- und Hinterpommern oder die Woiwodschaft Westpommern (im polnischen Sprachgebrauch) beziehen kann. ⓘ
Der Begriff "Ostpommern" kann ebenfalls unterschiedliche Bedeutungen haben und sich entweder auf Hinterpommern (im deutschen Sprachgebrauch und im historischen Sprachgebrauch auf der Grundlage der deutschen Terminologie) oder auf Pommern oder die Woiwodschaft Pommern (im polnischen Sprachgebrauch) beziehen. ⓘ
West | Pommern | Osten | Südosten ⓘ | |||||||||||||||
Damgarten, Barth, Stämme, Grimmen, Franzburg, Richtenberg, Bergen auf Rügen, Garz/Rügen, Sassnitz, Stralsund |
Loitz, Greifswald, Lassan, Wolgast, Gützkow |
Demmin, Altentreptow |
Jarmen, Anklam, Usedom |
Pasewalk, Torgelow, Ueckermünde, Eggesin, Penkun |
Gartz | Świnoujście, Międzyzdroje, Wolin, Dziwnów (linkes Ufer), Goleniów, Polizei, Nowe Warpno, Stettin (Szczecin), Dąbie |
Widuchowa, Gryfino, Banie, Pyrzyce |
Maszewo, Stargard, Stepnica, Dziwnów (rechtsufrig mit historischem Zentrum), Kamień Pomorski, Golczewo, Ińsko, Dobrzany, Dolice, Chociwel, Gryfice, Gościno, Płoty, Nowogard, Łobez, Węgorzyno Resko, Trzebiatów |
Świdwin, Połczyn-Zdrój, Kalisz Pomorski, Drawsko Pomorskie, Złocieniec, Kołobrzeg, Koszalin, Polanów, Sianów, Karlino, Tychowo, Bobolice, Białogard, Biały Bór, Szczecinek, Sławno, Darłowo . |
Ustka, Słupsk, Miastko |
Łeba, Lębork, Bytów (Lauenburgisches und Bütower Land Deutsch: Lande Lauenburg und Bütow Polnisch: Ziemia lęborsko-bytowska) |
Człuchów, Chojnice, Kościerzyna, Kartuzy, Żukowo, Puck, Władysławowo, Hel |
Wejherowo, Reda, Rumia, (sogenannte Kleine Kaschubische Dreistadt) Gdynia, Sopot, Gdańsk (Dreistadt) |
Starogard Gdański, Skarszewy, Pelplin, Tczew, Gniew |
Świecie |
Tuchola |
Toruń, Grudziądz, Chełmno, Chełmża | |
Aktuelle Länder | Deutschland | Polen | ||||||||||||||||
Gegenwärtige Verwaltungsregionen | Land Mecklenburg-Vorpommern (Land Mecklenburg-Vorpommern) |
Land Brandenburg (Land Brandenburg) |
województwo zachodniopomorskie (Westpommersche Woiwodschaft) |
województwo pomorskie (Woiwodschaft Pommern) (Pommersche Woiwodschaft) |
województwo kujawsko-pomorskie (Kujawien-Pommersche Woiwodschaft) | |||||||||||||
Landkreis Vorpommern-Rügen | Landkreis Vorpommern-Greifswald | Landkreis Mecklenburgische Seenplatte | Landkreis Vorpommern-Greifswald | Landkreis Uckermark | ||||||||||||||
Deutsche Terminologie (entsprechende englische Bezeichnung) |
Pommern (Pommern) |
Pomerellen, Pommerellen (Pommerellen) Westpreußen (Westpreußen) vor den Teilungen Polens Teil des größeren Königlich-Preußischen oder Preußischen Königlichen Anteils (Königliches Preußen) | ||||||||||||||||
Vorpommern im modernen Sprachgebrauch nur der in Deutschland gelegene Teil (Hinterpommern, Vorpommern) |
Hinterpommern (Weiteres Pommern, Hinterpommern) |
Kaschubei (Kaschubei) Gebiete südöstlich von Könitz (Schwarzwasser, Czersk): Tucheler Heide (Tucheler Wald), Koschneiderei |
Kociewie | Tucheler Heide (Tucheler Wald), Koschneiderei |
Kulmerland (Chełmno Land) | |||||||||||||
Neuvorpommern (Neuvorpommern) |
Altvorpommern (Altvorpommern) | |||||||||||||||||
Westpommern (Vorpommern) |
Mittelpommern (Mittelpommern) |
Ostpommern (Ostpommern) | ||||||||||||||||
Mittelpommerscher Keil (Mittelpommerscher Keil) ohne Świnoujście, Międzyzdroje, Wolin und Dziwnów |
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Polnische Terminologie (entsprechende englische Bezeichnung) |
Pomorze Zachodnie (Vorpommern) Pomorze Nadodrzańskie (Oderpommern) |
Pomorze Wschodnie (Ostpommern) Pomorze Nadwiślańskie (Weichselpommern) vor dem Zweiten Weltkrieg einfach Pomorze (Pomerelia, wörtlich Pommern) vor den Teilungen Polens, Teil des größeren Prusy Królewskie (Königliches Preußen) | ||||||||||||||||
Pomorze Zaodrzańskie (Trans-Oder Pomerania) Pomorze Wołogoskie (Wołogoszcz oder deutsch: Wolgast-Pommern) |
Pomorze Szczecińskie (Stettin Pommern) Pomorze Zachodnie w węższym znaczeniu (Vorpommern im engeren Sinne) |
Pomorze Środkowe (Pommern) (Mittelpommern) Pomorze Koszalińsko-Słupskie (Koszalin und Słupsk Pomerania) |
Pomorze Gdańskie (Danzig-Pommern) |
Ziemia chełmińska (Chełmno Land) ethnokulturelle Region | ||||||||||||||
Pomorze Przednie (Hither Pomerania, Fore Pomerania) im modernen Sprachgebrauch nur der in Deutschland gelegene Teil |
Pomorze Tylne (Weiteres Pommern, Hinterpommern) wird hauptsächlich in Übersetzungen deutscher Texte verwendet |
Kaschubei (Kaschubei) ethnokulturelle Region Gebiete südöstlich von Chojnice (Czarna Woda, Czersk): Bory Tucholskie (Tuchola-Wald) ethnokulturelle Region, Kosznajderia ehemalige ethnokulturelle Region |
Kociewie ethnokulturelle Region |
Bory Tucholskie (Tuchola-Wald) ethnokulturelle Region, Kosznajderia ehemalige ethnokulturelle Region | ||||||||||||||
Kaschubische Terminologie (entsprechende englische Bezeichnung) |
Zôpadnô Pòmòrskô (Vorpommern) |
Lãbòrskò-bëtowskô Zemia (Lauenburgisches und Bütower Land) |
Pòrénkòwô Pòmòrskô (Ostpommern) | |||||||||||||||
Kaszëbë (Kaschubei ethnokulturelle Region) |
Kòcéwskô (Kociewie) ethnokulturelle Region |
Tëchòlsczé Bòrë (Tuchola-Wald) ethnokulturelle Region, Kòsznajderiô (Kosznajderia) ehemalige ethnokulturelle Region |
Chełmińskô Zemia (Chełmno Land) ethnokulturelle Region |
Geschichte
Geschichte Pommerns |
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Vorgeschichte bis Mittelalter (ca. 400 n.Chr. - 1400 n.Chr.)
Die Besiedlung des Gebietes, das in den letzten 1.000 Jahren Pommern genannt wurde, begann mit dem Ende der Weichsel-Eiszeit vor etwa 13.000 Jahren. Es wurden archäologische Spuren von verschiedenen Kulturen aus der Stein- und Bronzezeit, von baltischen Völkern, Germanen und Venetiern aus der Eisenzeit und in der dunklen Zeit von westslawischen Stämmen und Wikingern gefunden. Ab dem 10. Jahrhundert unterwarfen die frühen polnischen Herrscher die Region und integrierten den östlichen Teil erfolgreich in Polen, während der westliche Teil Ende des 12. Gdańsk wurde während der Herrschaft von Mieszko I. von Polen gegründet und ist seitdem der wichtigste Hafen Polens (abgesehen von Zeiten, in denen Polen die Kontrolle über die Region verlor). ⓘ
Im 12. Jahrhundert wurde das Herzogtum Pommern (westlicher Teil) als Vasallenstaat Polens unter dem heiligen Otto von Bamberg (dem Apostel der Pommern) christlich; gleichzeitig wurde Pomerelia (östlicher Teil) Teil des Bistums Włocławek in Polen. Seit dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert gehörte das Greifenherzogtum Pommern zum Heiligen Römischen Reich und das Fürstentum Rügen zu Dänemark, während Pommern unter der Herrschaft der Samboriden zu Polen gehörte. Während seiner Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich hatte Pommern gemeinsame Grenzen mit dem westslawischen Staat Oldenburg sowie mit Polen und der expandierenden Markgrafschaft Brandenburg. Im frühen 14. Jahrhundert fiel der Deutsche Orden in Pommern ein und gliederte es von Polen aus in seinen Ordensstaat ein, der bereits das historische Preußen umfasste. Infolge der germanischen Herrschaft wurde der Name Preußen im deutschen Sprachgebrauch auch auf eroberte polnische Gebiete wie Danzig-Pommern ausgedehnt, obwohl es nicht von baltischen Preußen, sondern von lechitischen Polen bewohnt wurde. In der Zwischenzeit begann die Ostsiedlung, das slawische Engpommern in ein zunehmend deutsch besiedeltes Gebiet zu verwandeln; die verbliebenen Wenden und Polen, oft als Kaschuben bezeichnet, siedelten weiterhin in Pommern. Im Jahr 1325 starb die Linie der Fürsten von Rügen aus, und das Fürstentum wurde von den Greifen geerbt. ⓘ
Renaissance (ca. 1400-1700) bis Frühe Neuzeit
Nach der Niederlage des Deutschen Ordens im Dreizehnjährigen Krieg wurde Pommern 1466 wieder der polnischen Krone unterstellt und bildete die Woiwodschaft Pommern innerhalb der Provinz Königliches Preußen. Während die deutsche Bevölkerung im Herzogtum Pommern 1534 die protestantische Reformation annahm, blieb die polnische (und auch die kaschubische) Bevölkerung bei der römisch-katholischen Kirche. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete und entvölkerte das enge Pommern schwer; wenige Jahre später geschah dasselbe mit Pommern (die Sintflut). Mit dem Aussterben des Greifenhauses im gleichen Zeitraum wurde das Herzogtum Pommern 1648 zwischen dem schwedischen Reich und Brandenburg-Preußen aufgeteilt, während Pommern bei der polnischen Krone verblieb. ⓘ
Die Neuzeit
Preußen gewann 1720 die südlichen Teile Schwedisch-Pommerns, eroberte und annektierte Pommern 1772 und 1793 von Polen und gewann 1815, nach den Napoleonischen Kriegen, das restliche Schwedisch-Pommern. Das ehemalige brandenburgisch-preußische Pommern und die ehemaligen schwedischen Teile wurden zur preußischen Provinz Pommern umgestaltet, während Pommern Teil der Provinz Westpreußen wurde. Mit Preußen traten beide Provinzen 1871 dem neu gegründeten Deutschen Reich bei. Unter deutscher Herrschaft war die polnische Minderheit Diskriminierungen und Unterdrückungsmaßnahmen ausgesetzt, die auf die Auslöschung ihrer Kultur abzielten. ⓘ
Nach der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg wurde Pomorze Gdańskie/Pomerelia jedoch als Teil des so genannten Polnischen Korridors an den wiedererrichteten polnischen Staat zurückgegeben, während das mehrheitlich deutsche Danzig in die unabhängige Freie Stadt Danzig umgewandelt wurde. 1938 wurde die deutsche Provinz Pommern um die nördlichen Teile der ehemaligen Provinz Posen-Westpreußen erweitert, und Ende 1939 wurde das annektierte Pomorze Gdańskie/Polnischer Korridor Teil des Reichsgaus Danzig-Westpreußen aus dem Krieg. Die Nazis deportierten die pommerschen Juden in ein Reservat in der Nähe von Lublin in Pomerelia. Die polnische Bevölkerung litt schwer unter der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten; mehr als 40.000 starben bei Hinrichtungen, in Todeslagern, Gefängnissen und bei der Zwangsarbeit, vor allem Lehrer, Geschäftsleute, Priester, Politiker, ehemalige Offiziere und Beamte. Tausende von Polen und Kaschuben wurden deportiert, ihre Häuser wurden von deutschen Militärs und Beamten übernommen, ebenso wie einige Deutschbalten, die zwischen 1940 und 1943 dorthin umgesiedelt wurden. ⓘ
Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde die deutsch-polnische Grenze nach Westen an die Oder-Neiße-Linie verlegt, und ganz Pommern lag in der Sowjetischen Besatzungszone. Die deutschen Einwohner der ehemaligen deutschen Ostgebiete und die deutschstämmigen Polen aus Pommern wurden vertrieben. Zwischen 1945 und 1948 wurden Millionen von Volksdeutschen und Reichsdeutschen aus den ehemaligen deutschen Gebieten, die nun von Polen und anderen osteuropäischen Ländern verwaltet wurden, vertrieben. Viele deutsche Zivilisten wurden in Internierungs- und Arbeitslager geschickt, wo sie als Teil der deutschen Reparationszahlungen an die osteuropäischen Länder zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Die Zahl der Todesopfer, die auf die Flucht und Vertreibung zurückzuführen sind, ist umstritten, wobei die Schätzungen in die Hunderttausende gehen (siehe: Flucht und Vertreibung der Deutschen 1944-1950). Das Gebiet wurde hauptsächlich mit Polen polnischer Volkszugehörigkeit (einige von ihnen selbst Vertriebene aus dem ehemaligen Ostpolen) und einigen Polen ukrainischer Volkszugehörigkeit (die im Rahmen der Operation Weichsel umgesiedelt wurden) sowie mit wenigen polnischen Juden neu besiedelt. Der größte Teil Hinter- oder Vorpommerns (Vorpommern) blieb in Deutschland, und die meisten vertriebenen Pommern fanden dort Zuflucht, später zogen viele weiter in andere deutsche Regionen und ins Ausland. Heute bildet Deutsch-Hinterpommern den östlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern, während der polnische Teil hauptsächlich auf die Woiwodschaften Westpommern und Pommern mit ihren Hauptstädten Stettin und Danzig aufgeteilt ist. In den 1980er Jahren stürzten die Bewegungen "Solidarność" und "Die Wende" die kommunistischen Regime der Nachkriegszeit; seither wird Pommern demokratisch regiert. ⓘ
Der pommersche Dialekt und die pommerschen Traditionen leben im Land Brasilien in einer Kolonie fort, in der die Sprache noch gesprochen wird. Die Ankunft pommerscher Einwanderer zusammen mit Deutschen und Italienern trug seit Anfang der 1930er Jahre zur Gründung des Staates Espírito Santo bei. Ihre Bedeutung und ihr Respekt sind eines der kulturellen Markenzeichen der Region. Die brasilianische Stadt Pomerode (im Bundesstaat Santa Catarina) wurde 1861 von Pommerndeutschen gegründet und gilt als die typischste aller deutschen Städte im Süden Brasiliens. ⓘ
Demografie
Der deutsche Teil von Westpommern wird von Pommerndeutschen bewohnt. In den anderen Teilen sind seit den territorialen Veränderungen Polens nach dem Zweiten Weltkrieg und der daraus resultierenden Polonisierung die Polen die dominierende ethnische Gruppe. Die Kaschuben, Nachfahren der mittelalterlichen westslawischen Pommern, sind in den ländlichen Gebieten Pommerns zahlreich vertreten. ⓘ
In Deutsch-Hinterpommern lebten 2012 rund 470.000 Menschen (Landkreise Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald zusammen) - in den polnischen Landkreisen Hinterpommerns waren es 2012 rund 580.000 (Städte Stettin und Swinemünde mit Powiat-Rechten, Kreis Police sowie die Gemeinden Goleniów Wolin und Międzyzdroje zusammen). Insgesamt leben also heute rund 1,15 Millionen Menschen in der historischen Region Hinterpommern, wobei der Großraum Szczecin noch weiter reicht. ⓘ
Pommern wird von der Metropolregion Dreistadt (Woiwodschaft Pommern) dominiert, deren Einwohnerzahl im Jahr 2012 auf mindestens 1.035.000 und deren Fläche auf 1.332,51 km2 geschätzt wurde, wobei die Dreistadt selbst mit 748.986 Einwohnern die drei gleichnamigen Städte Gdańsk (460.427 Einwohner), Gdynia (248.726 Einwohner) und Sopot (38.217 Einwohner) umfasst, Gdynia (248.726 Einwohner) und Sopot (38.217 Einwohner), sowie die Kleine Kaschubische Dreistadt mit 120.158 Einwohnern (2012), bestehend aus der Stadt Wejherowo (50.310 Einwohner im Jahr 2012) und den Städten Rumia (49.230 Einwohner im Jahr 2020) und Reda (26.011 Einwohner im Jahr 2019). Das Gebiet umfasst auch die beiden kleineren Städte Żukowo und Pruszcz Gdański, die zu den gleichnamigen städtisch-ländlichen Gemeinden gehören, sowie eine Reihe von ländlichen Gemeinden. ⓘ
Polnische Woiwodschaft/ Deutscher Landkreis |
Hauptstadt | Anmeldung Kennzeichen |
Fläche (km2) |
Einwohnerzahl Polnisch 31. Dezember 1999 Deutsch Dezember 2010 |
Territoriale Code ⓘ |
Kujawien-Pommersche Woiwodschaft (nördliche Hälfte) |
Bydgoszcz (Woiwodschaftsamt) Toruń (Woiwodschaftsrat) |
C | 17,969.72 | 2,100,771 | 04 |
Pommersche Woiwodschaft | Gdańsk | G | 18,292.88 | 2,192,268 | 22 |
Westpommersche Woiwodschaft | Stettin (Szczecin) | Z | 22,901.48 | 1,732,838 | 32 |
Polnisch-Pommern und Kujawien insgesamt | 59,164.08 | 6,025,877 | |||
Vorpommern-Greifswald | Greifswald | VG und örtlich fakultativ: ANK, GW, HGW, PW, SBG, UEM, WLG | 3,927 | 245,733 | |
Vorpommern-Rügen | Stralsund | VR und örtlich fakultativ: GMN, HST, NVP, RDG, und RÜG | 3,188 | 230,743 | |
Deutsch-Pommern insgesamt | 7,115 | 476,476 |
Städte in Pommern
Insgesamt gibt es 16 Städte im weit gefassten Pommern, zu dem auch Pomerelia gehört. Dazu gehören die 14 Gemeinden in Polen, die einen Bürgermeister (polnisch: prezydent miasta) anstelle eines Stadtbürgermeisters (polnisch: burmistrz) wählen, von denen 9 den Status einer kreisfreien Stadt (polnisch: miasto na prawach powiatu) haben, sowie die 2 Gemeinden in Deutschland, die den Status einer kreisangehörigen Stadt (deutsch: Große kreisangehörige Stadt), da keine Stadt im deutschen Teil Pommerns derzeit einen höheren Status hat, wie z. B. Große selbständige Stadt, kreisfreie Stadt oder Stadtkreis, oder einen Stadtstaat. ⓘ
Städte in der historischen Region Hither Pomerania
- Szczecin (Stettin) (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Westpommern): 408.913; bis zu 763.321 in der Metropolregion
- Stralsund (Landkreis Vorpommern-Rügen, Mecklenburg-Vorpommern): 59,418
- Greifswald (Niederdeutsch: Griepswohld; Landkreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern): 59,232
- Świnoujście (kreisfreie Stadt, Woiwodschaft Westpommern); 40 864 ⓘ
Stralsund ⓘ
Städte in der historischen Region Hinterpommern (Farther Pomerania)
- Koszalin (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Westpommern): 109,343
- Słupsk (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Pommern): 94,849
- Stargard (Kreis Stargard, Woiwodschaft Westpommern): 69,724
- Kołobrzeg (Kreis Kołobrzeg, Woiwodschaft Westpommern): 46.259 ⓘ
Städte in der historischen Region Pomerelia
- Dreistadt (Pommersche Woiwodschaft): 748.986; die Metropolregion Dreistadt (Woiwodschaft Pommern): Einwohnerzahl im Jahr 2012; mindestens 1.035.000 Fläche 1.332,51 km2
- Gdańsk (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Pommern): 460,427
- Gdynia (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Pommern): 248,726
- Sopot (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Pommern): 38,217
- Toruń (Stadt mit Stadtrechten, Woiwodschaft Kujawien-Pommern): 205,934
- Grudziądz (Stadt mit Powiat-Rechten, Woiwodschaft Kujawien-Pommern): 96,042
- Tczew (Kreis Tczew, Woiwodschaft Pommern): 60,279
- Wejherowo (Kreis Wejherowo, Woiwodschaft Pommern): 50,375
- Starogard Gdański (Kreis Starogard, Woiwodschaft Pommern): 44,470 ⓘ
Gdańsk ⓘ
Kultur
Sprache und Kultur
In Vorpommern wird Deutsch und östliche Dialekte des Niederdeutschen (Mecklenburgisch-Vorpommersch und Mittelpommersch) gesprochen. ⓘ
Das Pommern der Vor- und Zwischenkriegszeit wurde kulturräumlich seit Robert Holstens sprachgeographischen Arbeiten (beginnend 1913) in West-, Mittel- und Ostpommern unterteilt. Westpommern umfasst dabei den größten Teil Vorpommerns bis etwa zur Zarow im Süden und schließt sich dialektal eng an Mecklenburg an. Mittelpommern umfasst vor- wie hinterpommersches Gebiet auf beiden Ufern der Oder. Mundartliche Merkmale weisen bzw. wiesen hier eher Ähnlichkeiten zur Mark Brandenburg im Süden auf, weswegen auch vom „mittelpommerschen Keil“ gesprochen wird, der sich als Ergebnis mittelalterlicher niederfränkisch-märkischer Kolonisation entlang der Oder von Süden her zwischen die eher niedersächsisch geprägten Küstengebiete geschoben habe. Weiter östlich folgte (mit einem breiten Übergangsgebiet zwischen Ihna und Rega) Ostpommern, d. h. in etwa das mittlere und östliche Hinterpommern, das wiederum eher auf niedersächsische Besiedlung zurückgeführt wurde, jedoch mit starken slawischen Einflüssen und deutlichen Eigenmerkmalen gegenüber Vorpommern (vgl. zur Mundart: Ostpommersch). Neben der Sprache sah Holsten diese kulturräumlichen Grenzen 1928 manifestiert in: der ursprünglichen Form des Stadtrechts (lübisch oder magdeburgisch), Bauformen (bes. bei Kirchen), der Verbreitung des Niedersachsenhauses, der Verbreitung gewisser Fastnachtspeisen (Heißwecken in Milch), Osterbräuchen und Eigenheiten der Gilden. Kurt Dröge zufolge verselbständigte sich diese v. a. siedlungshistorisch hergeleitete kulturelle Dreiteilung Pommerns und prägte den Blick auf viele andere, damit zeitlich und sachlich gar nicht mehr direkt zusammenhängende Bereiche (z. B. die mittelpommersche Bezeichnung der erst im 18. Jh. eingeführten Kartoffel als „Nudel“, die sich an ostmitteldeutsche Begriffe anschließt). Die „grenzenlos überdimensionierte Historisierung“ (Dröge) erreichte mit dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt und festigte sich in der Nachkriegszeit, als die Auflösung der deutschen Siedlungsgebiete einer Romantisierung Vorschub leistete und zugleich weitere Forschungen erschwerte. ⓘ
In Hinterpommern wird aufgrund der nahezu vollständigen Vertreibung der Deutschen im Rahmen der Westverschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg heute fast ausschließlich Polnisch gesprochen. In Pomerellen und den östlichen Gebieten Hinterpommerns, bei Bytów (Bütow) sprechen etwa 160.000 Menschen die kaschubische Sprache. Das in früheren Zeiten in großen Teilen Hinterpommerns verbreitete Slowinzische wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg nur noch von wenigen Menschen gesprochen. Nach 1945 wurde kein Gebrauch dieser Sprache mehr erwähnt. ⓘ
Kaschubisch und Ostniederdeutsch werden auch von den Nachkommen der Emigranten gesprochen, vor allem in Amerika (z. B. in Argentinien, Brasilien, Chile und Kanada). ⓘ
Kulinarisches
- Zu den typischen Speisen und Getränken der Region siehe Pommersche Küche. ⓘ
Museen
Mindestens 50 Museen in Polen befassen sich mit der Geschichte Pommerns, die wichtigsten davon sind das Bezirksmuseum in Toruń, das Museum in Grudziądz, das Nationalmuseum in Gdańsk, das Nationale Schifffahrtsmuseum in Gdańsk, das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk, das Museum von Sopot, das Emigrationsmuseum in Gdynia, das Museum der polnischen Marine in Gdynia, das Museum von Kociewie in Starogard Gdański, das Museum für kaschubische und pommersche Literatur und Musik in Wejherowo, das Kaschubische Museum in Kartuzy, das Mittelpommersche Museum in Słupsk, das Museum in Darłowo, das Museum in Koszalin, das Museum für polnische Waffen in Kołobrzeg, das Museum für Archäologie und Geschichte in Stargard, das Nationalmuseum in Szczecin und das Museum für Seefischerei in Świnoujście, ⓘ
Sowohl das Pommersche Landesmuseum in Greifswald als auch das Museum in Stralsund verfügen über eine Vielzahl von archäologischen Funden und Artefakten, die der Geschichte Pommerns aus den verschiedenen in diesem Artikel behandelten Epochen gewidmet sind. ⓘ
Bildung
Hochschulen
In der Region gibt es vier traditionelle (nicht profilierte und fakultätsübergreifende, öffentliche Forschungsuniversitäten), nämlich die Universität Greifswald, die Universität Szczecin, die Universität Gdańsk und die Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń, von denen die älteste, die Universität Greifswald, gegründet wurde, als Greifswald noch zum Herzogtum Pommern gehörte, und somit eine der ältesten Universitäten der Welt ist. ⓘ
Wirtschaft
Die Landwirtschaft besteht hauptsächlich aus Viehzucht, Forstwirtschaft, Fischerei und dem Anbau von Getreide, Zuckerrüben und Kartoffeln. Die industrielle Lebensmittelverarbeitung gewinnt in der Region zunehmend an Bedeutung. Wichtige Produktionszweige sind Werften, Maschinenbau (u.a. Komponenten für erneuerbare Energien) und Zuckerraffinerien sowie Papier- und Holzverarbeiter. Der Dienstleistungssektor ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Pommern, vor allem in den Bereichen Logistik, Informationstechnologie, Life Science, Biotechnologie, Gesundheitswesen und anderen High-Tech-Branchen, die sich oft um die Forschungseinrichtungen der pommerschen Universitäten gruppieren. ⓘ
Seit dem späten 19. Jahrhundert ist auch der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig, vor allem in den zahlreichen Seebädern entlang der Küste. ⓘ
Galerie
Stralsund, eine von mehreren Hansestädten, die im typischen Stil der Backsteingotik erbaut wurden.
Burg des Deutschen Ordens in Gniew, Pommern. ⓘ