Fliegenpilz

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Amanita muscaria
Amanita muscaria 3 vliegenzwammen op rij.jpg
Zeigt die drei Stadien der Reifung des Pilzes
Wissenschaftliche Klassifizierung bearbeiten
Königreich: Pilze
Abteilung: Basidiomycota
Klasse: Agaricomycetes
Ordnung: Agaricales
Familie: Amanitaceae
Gattung: Amanita
Spezies:
A. muscaria
Binomialer Name
Amanita muscaria
(L.) Lam. (1783)
Unterarten und Varietäten
  • A. muscaria var. alba
  • A. muscaria subsp. flavivolvata Singer
  • A. muscaria var. guessowii Veselý
  • A. muscaria var. inzengae Neville & Poumarat
Amanita muscaria
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Mykologische Merkmale
Kiemen auf dem Hymenium
Kappe ist flach oder konvex
Hymenium ist frei
Stiel hat einen Ring und eine Spirale
Sporenabdruck ist weiß
Ökologie: mykorrhizisch
Genießbarkeit: giftig oder psychoaktiv

Amanita muscaria, gemeinhin als Fliegenpilz oder Fliegenpilz bekannt, ist ein Basidiomycet der Gattung Amanita. Er ist auch ein Muscimol-Pilz. Amanita muscaria ist in den gemäßigten und borealen Regionen der nördlichen Hemisphäre beheimatet, wurde aber unbeabsichtigt in viele Länder der südlichen Hemisphäre eingeschleppt, im Allgemeinen als Symbiont von Kiefern- und Birkenplantagen, und ist heute eine echte kosmopolitische Art. Sie vergesellschaftet sich mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen.

Der Fliegenpilz ist wohl die bekannteste Fliegenpilzart. Er ist ein großer weißgekielter, weißgefleckter, meist roter Pilz und gehört zu den bekanntesten und am häufigsten vorkommenden Pilzen in der Populärkultur, z. B. in Videospielen (z. B. der weit verbreitete Amanita muscaria in der Mario-Franchise und seinem Super Mushroom Power Up) und im Fernsehen (z. B. die Häuser in der Schlümpfe-Franchise).

Trotz seiner leicht erkennbaren Merkmale ist Amanita muscaria ein Pilz mit mehreren bekannten Variationen oder Unterarten. Diese Unterarten unterscheiden sich geringfügig, einige haben gelbe oder weiße Kappen, aber sie werden alle gewöhnlich als Fliegenpilze bezeichnet und sind meist an ihren auffälligen weißen Flecken zu erkennen. Jüngste DNA-Pilzforschungen haben jedoch gezeigt, dass es sich bei einigen dieser Variationen gar nicht um dieselbe Art handelt, wie z. B. beim Pfirsichfarbenen Fliegenpilz (Amanita persicina), aber der Name "Fliegenpilz" bleibt bestehen.

Obwohl giftig, ist der Tod aufgrund einer Vergiftung durch den Verzehr von A. muscaria recht selten. Zweimaliges Kochen mit Wasserentzug schwächt die Giftigkeit ab und baut die psychoaktiven Substanzen des Pilzes ab; er wird in Teilen Europas, Asiens und Nordamerikas gegessen. Alle Amanita muscaria-Arten, insbesondere aber A. muscaria var. muscaria, sind für ihre halluzinogenen Eigenschaften bekannt, wobei die wichtigsten psychoaktiven Bestandteile die Neurotoxine Ibotensäure und Muscimol sind. Eine lokale Variante des Pilzes wurde von den indigenen Völkern Sibiriens und den Samen als Rauschmittel und Entheogen verwendet und hat in diesen Kulturen eine religiöse Bedeutung. Es gibt viele Spekulationen über eine mögliche traditionelle Verwendung dieses Pilzes als Rauschmittel an anderen Orten wie dem Nahen Osten, Eurasien, Nordamerika und Skandinavien.

Der Fliegenpilz (Amanita muscaria), auch Roter Fliegenpilz genannt, ist eine giftige Pilzart aus der Familie der Wulstlingsverwandten. Die Fruchtkörper erscheinen in Mitteleuropa von Juni bis zum Beginn des Winters, hauptsächlich von Juli bis Oktober.

Es existieren mehrere anerkannte Varietäten (Varianten): Der Fliegenpilz im eigentlichen Sinn ist die Typusvarietät muscaria. Dagegen hat die Varietät aureola häufig keine Flocken auf dem Hut, aber eine häutige Scheide. Die var. formosa besitzt einen orangegelben Hut mit spärlichen gelben Flocken. Beide zuletzt genannten Varietäten verursachen die gleichen Vergiftungserscheinungen wie die eigentliche Typusvarietät des Fliegenpilzes. Der braune Königs-Fliegenpilz (Amanita regalis) wird von einigen Autoren nicht als eigenständige Art anerkannt, sondern ebenfalls als Varietät des Roten Fliegenpilzes geführt – die Fruchtkörper ähneln äußerlich sehr stark denen des Pantherpilzes (A. pantherina).

Die Giftwirkung des Fliegenpilzes wird, wie bei verwandten Arten wie dem Pantherpilz (Amanita pantherina), vor allem auf die toxische Wirkung der Ibotensäure sowie sekundär auf Muscarin zurückgeführt.

Er wurde von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres 2022 ernannt.

Taxonomie und Namensgebung

Es wird angenommen, dass der Name des Pilzes in vielen europäischen Sprachen von seiner Verwendung als Insektizid herrührt, wenn er in Milch geträufelt wird. Dieser Brauch ist aus den germanischen und slawischen Gebieten Europas sowie aus den Vogesen und vereinzelt auch aus Frankreich und Rumänien bekannt. Albertus Magnus war der erste, der diesen Brauch in seinem Werk De vegetabilibus vor 1256 beschrieb: vocatur fungus muscarum, eo quod in lacte pulverizatus interficit muscas, "er wird Fliegenpilz genannt, weil er in Milch pulverisiert wird, um Fliegen zu töten".

Der teilweise Schleier unter dem Hut fällt ab und bildet einen Ring um den Stiel

Der flämische Botaniker Carolus Clusius aus dem 16. Jahrhundert verfolgte den Brauch, ihn in Milch zu streuen, nach Frankfurt in Deutschland, während Carl Linnaeus, der "Vater der Taxonomie", ihn aus Småland in Südschweden berichtete, wo er als Kind gelebt hatte. Er beschrieb ihn 1753 im zweiten Band seiner Species Plantarum und gab ihm den Namen Agaricus muscarius, wobei sich das spezifische Epitheton vom lateinischen musca für Fliege" ableitet. Seinen heutigen Namen erhielt der Pilz 1783, als er von Jean-Baptiste Lamarck in die Gattung Amanita gestellt wurde, ein Name, der 1821 vom "Vater der Mykologie", dem schwedischen Naturforscher Elias Magnus Fries, bestätigt wurde. Der 1. Januar 1821, das Datum von Fries' Werk, wurde allgemein als Anfangsdatum für alle Mycota festgelegt, und so lautete der vollständige Name damals Amanita muscaria (L.:Fr.) Hook. In der Ausgabe von 1987 des Internationalen Kodex für Botanische Nomenklatur wurden die Regeln für das Anfangsdatum und das Hauptwerk für Pilznamen geändert, und die Namen können nun bis zum 1. Mai 1753, dem Datum der Veröffentlichung von Linnaeus' Werk, als gültig angesehen werden. Daher werden Linnaeus und Lamarck jetzt als die Namensgeber von Amanita muscaria (L.) Lam. angesehen.

Der englische Mykologe John Ramsbottom berichtete, dass Amanita muscaria in England und Schweden zur Bekämpfung von Wanzen verwendet wurde, und Wanzenpilz war ein alter Alternativname für die Art. Der französische Mykologe Pierre Bulliard berichtete in seinem Werk Histoire des plantes vénéneuses et suspectes de la France (1784), dass er erfolglos versucht habe, die fliegentötenden Eigenschaften des Pilzes nachzuahmen, und schlug deshalb den neuen binomischen Namen Agaricus pseudo-aurantiacus vor. Eine aus dem Pilz isolierte Verbindung ist 1,3-Diolein (1,3-Di(cis-9-octadecenoyl)glycerol), das Insekten anlockt. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Fliegen den Fliegenpilz absichtlich wegen seiner berauschenden Eigenschaften aufsuchen. Eine alternative Herleitung besagt, dass sich der Begriff Fliege nicht auf die Insekten als solche bezieht, sondern auf das Delirium, das durch den Verzehr des Pilzes entsteht. Dies geht auf den mittelalterlichen Glauben zurück, dass Fliegen in den Kopf eines Menschen eindringen und Geisteskrankheiten verursachen können. Mehrere regionale Namen scheinen mit dieser Konnotation verbunden zu sein und bedeuten die "verrückte" oder "närrische" Version des hochgeschätzten Speisepilzes Amanita caesarea. So gibt es oriol foll "verrückter Oriol" auf Katalanisch, mujolo folo aus Toulouse, concourlo fouolo aus dem Departement Aveyron in Südfrankreich, ovolo matto aus dem Trentino in Italien. Ein lokaler Dialektname in Fribourg in der Schweiz ist tsapi de diablhou, was übersetzt "Teufelshut" bedeutet.

Der häufig vorkommende und auffallend aussehende Pilz hat regional viele Namen. Die meisten Namen von Amanita muscaria sind mit der Fliege oder der Kröte verbunden (Fliegenpilz, Mückenschwamm, Mückenpfeffer, Fliegenschwamm, Fliegenteufel, Sunneschirmche, bunte Poggenstool, Narrenschwamm, Krötenstuhl). Während in der Verbindung zu Fliegen die Vorstellung zum Ausdruck kommt, Fliegenpilze seien als Insektizid geeignet (siehe oben), bezieht sich die Verbindung zu Kröten möglicherweise auf die Ähnlichkeit getrockneter Pilzhüte mit Krötenhaut.

Im 1. Jh. berichteten Dioskurides und Plinius der Ältere zwar ausführlich über die Giftwirkung der Pilze im Allgemeinen, aus ihren Schilderungen konnten jedoch die von ihnen erwähnten Arten nicht erkannt werden. Die erste Beschreibung des Fliegenpilzes gab Albertus Magnus im 13. Jh. in seiner Abhandlung „De vegetabilibus.“ Er nannte ihn „fungus muscarum“ („Mückenpilz“), da er – in Milch gepulvert – die Mücken töte.

Klassifizierung

Amanita muscaria ist die Typusart der Gattung. Sie ist damit auch die Typusart der Untergattung Amanita sowie der Sektion Amanita innerhalb dieser Untergattung. Die Untergattung Amanita umfasst alle Amanita mit inamyloiden Sporen. Die Sektion Amanita umfasst die Arten mit fleckigen, universellen Schleierresten, einschließlich einer Volva, die auf eine Reihe konzentrischer Ringe reduziert ist, und die Schleierreste auf der Kappe auf eine Reihe von Flecken oder Warzen. Die meisten Arten dieser Gruppe haben auch eine knollige Basis. Die Sektion Amanita besteht aus A. muscaria und seinen nahen Verwandten, darunter A. pantherina (der Pantherhut), A. gemmata, A. farinosa und A. xanthocephala. Moderne Pilztaxonomen haben Amanita muscaria und seine Verwandten auf der Grundlage der groben Morphologie und der Inamyloidie der Sporen auf diese Weise klassifiziert. Zwei neuere molekularphylogenetische Studien haben diese Klassifizierung als natürlich bestätigt.

Kontroverse

Amanita muscaria var. formosa ist jetzt ein Synonym für Amanita muscaria var. guessowii.

Amanita muscaria weist erhebliche morphologische Unterschiede auf, und viele Behörden erkennen mehrere Unterarten oder Varietäten innerhalb der Art an. In The Agaricales in Modern Taxonomy listet der deutsche Mykologe Rolf Singer drei Unterarten auf, allerdings ohne Beschreibung: A. muscaria ssp. muscaria, A. muscaria ssp. americana, und A. muscaria ssp. flavivolvata.

Eine 2006 von dem Mykologen József Geml und Kollegen durchgeführte molekularphylogenetische Studie verschiedener regionaler Populationen von A. muscaria ergab jedoch drei verschiedene Kladen innerhalb dieser Art, die grob gesagt eurasische, eurasische "subalpine" und nordamerikanische Populationen darstellen. Exemplare, die zu allen drei Kladen gehören, wurden in Alaska gefunden, was zu der Hypothese geführt hat, dass dies das Zentrum der Diversifizierung dieser Art war. Die Studie untersuchte auch vier benannte Varietäten der Art: var. alba, var. flavivolvata, var. formosa (einschließlich var. guessowii) und var. regalis aus beiden Gebieten. Alle vier Varietäten wurden sowohl in der eurasischen als auch in der nordamerikanischen Klade gefunden, was darauf hindeutet, dass es sich bei diesen morphologischen Formen eher um Polymorphismen als um eigenständige Unterarten oder Varietäten handelt. Weitere molekulare Studien von Geml und Kollegen, die 2008 veröffentlicht wurden, zeigen, dass diese drei genetischen Gruppen sowie eine vierte Gruppe, die mit Eichen-Hickory-Kiefern-Wäldern im Südosten der USA und zwei weiteren auf Santa Cruz Island in Kalifornien assoziiert ist, genetisch so weit voneinander abgegrenzt sind, dass sie als separate Arten betrachtet werden können. Somit handelt es sich bei A. muscaria in seiner jetzigen Form offensichtlich um einen Artenkomplex. Der Komplex umfasst auch mindestens drei weitere eng verwandte Taxa, die derzeit als Arten betrachtet werden: A. breckonii ist ein buff-cap Pilz, der mit Koniferen aus dem pazifischen Nordwesten assoziiert ist, und der braunhütige A. gioiosa und A. heterochroma aus dem Mittelmeerraum bzw. aus Sardinien. Die beiden letztgenannten Arten kommen bei Eukalyptus- und Zistrosenbäumen vor, und es ist unklar, ob sie einheimisch sind oder aus Australien eingeführt wurden.

Amanitaceae.org listet im Mai 2019 vier Varietäten auf, sagt aber, dass sie "in naher Zukunft" in eigene Taxa aufgeteilt werden sollen. They are:

Bild Referenzname Gebräuchlicher Name Synonym Beschreibung
Amanita Muscaria in Eastern Europe, Lithuania.jpg Amanita muscaria var. muscaria Euroasiatischer Fliegenpilz Leuchtend roter Fliegenpilz aus Nordeuropa und Asien. Der Hut kann orange oder gelb sein, da sich das violette Pigment nur langsam entwickelt. Breite Kappe mit weißen oder gelben Warzen, die durch Regen entfernt werden.

Bekanntlich giftig, wird aber von Schamanen in nördlichen Kulturen verwendet. Vergesellschaftet vor allem mit Birke und verschiedenen Nadelbäumen im Wald.

Amanita muscaria 26643.JPG Amanita muscaria var. flavivolvata Amerikanischer Fliegenpilz rot, mit gelben bis gelblich-weißen Warzen. Man findet ihn vom südlichen Alaska über die Rocky Mountains und Mittelamerika bis in die kolumbianischen Anden. Rodham Tulloss verwendet diesen Namen, um alle "typischen" A. muscaria aus einheimischen Populationen der Neuen Welt zu beschreiben.
Flickr - Nicholas T - Forrest H. Dutlinger Natural Area (Revisited) (19).jpg Amanita muscaria var. guessowii Amerikanischer Fliegenpilz (gelbe Variante) Amanita muscaria var. formosa hat eine gelbe bis orangefarbene Kappe, wobei das Zentrum eher orange oder vielleicht sogar rötlich orange ist. Er kommt vor allem im Nordosten Nordamerikas vor, von Neufundland und Quebec südlich bis zum Bundesstaat Tennessee. Einige Autoritäten (vgl. Jenkins) behandeln diese Populationen als A. muscaria var. formosa, während andere (vgl. Tulloss) sie als eigene Varietät anerkennen.
Amanita muscaria var. inzengae Inzenga'scher Fliegenpilz hat einen gelben bis orange-gelben Hut mit gelblichen Warzen und einen Stiel, der hellbraun sein kann.

Merkmale

Lamellen
Fliegenpilz mit Fraßfeind (auf dem rechten Pilz)
Junger Fliegenpilz vor Aufreißen des Velums
Junger Fliegenpilz nach Aufreißen des Velums

Der Fliegenpilz ist mit seinem auffälligen roten, weiß gepunkteten Hut weit und gut zu sehen. Er hat einen Durchmesser von 5 bis über 15 Zentimeter, ist jung kugelig oder halbkugelig geschlossen, dann konvex, schließlich scheibenförmig mit etwas herabgebogenem, gestreiftem Rand. Jung ist er durch sehr dicht stehende Warzen und Schuppen noch fast weiß mit schwachem orangen oder rötlichem Schimmer, dann tief rot und mit grauweißen kegelförmigen Warzen, zum Teil auch breiten Schuppen – den charakteristischen weißen „Punkten“ – besetzt, die leicht abgewischt werden können. Sie sind Reste einer Gesamthülle (Velum universale), die den jungen Pilz anfangs schützend umschließt.

Der rote Hut ist bisweilen auch fleckenweise heller, und zwar besonders gegen den Rand mit oranger Mischfarbe, gelegentlich durch tiefer rot gefärbte Linien wie faserig gestreift. Am Hutrand hängen teilweise leicht entfernbare weiße Velumflocken. Im Übrigen ist die Oberfläche weitgehend glatt bzw. wie gehämmert uneben, im feuchten Zustand etwas schmierig und schwach glänzend. Die Hutdeckschicht ist als Haut bis zur Mitte des Hutes abziehbar; das dadurch freigelegte Hutfleisch ist tief safrangelb gefärbt.

Auf der Unterseite des Hutes befinden sich Lamellen. Diese stehen frei, untermischt und ziemlich gedrängt. Sie sind schwach bauchig und weisen eine fein gezähnte Schneide auf, die unter der Lupe gesehen zugleich flockig ist. Ihre Farbe ist weißlich, bei älteren Stücken aus der Tiefe heraus mit schwach lachsfarbenem Schein. Gegen den Hutrand sind sie stumpf geformt. Sie fühlen sich weich an und haben eine glatte Lamellenfläche. Der Sporenstaub ist weiß.

Der Stiel ist 8 bis 20 Zentimeter hoch und 1,5 bis 3 Zentimeter dick und besitzt einen runden Querschnitt. Die Stielspitze ist gegen den Hut ausweitend, die Stielbasis knollig verdickt. In seiner oberen Hälfte (oft sogar ziemlich weit oben) weist er einen häutigen, empfindlichen Ring auf, der unterseits flockig ist und oberseits wie gepresste Watte aussieht; dieser hat einen gezähnten Rand und ist weiß bzw. gelegentlich und stellenweise leicht gelblich gefärbt.

Der Stiel ist insgesamt weiß, an seiner Spitze bereift, gegen die Stielknolle auch schwach bräunlich und bisweilen durch unscheinbare Linien gezeichnet, die unregelmäßig netzig zusammenlaufen können. An der Stielknolle fügen sich zahlreiche weißlich-graue Warzen zu drei bis vier meist unvollständigen Ringzonen. Bisweilen findet sich auch eine Volva, die jedoch in der Regel nicht gut entwickelt ist.

Das Fleisch ist schwammig, weich, lediglich in der Knolle ziemlich fest und ohne besonderen Geruch. Es ist im Stiel voll und schwach faserig bis schwammig. Von der Hutoberfläche her ist es orangegelb eingefärbt, sonst rein weiß. Während des Trocknungsprozesses schimmert die Huthaut zeitweilig golden bis kupfern, nimmt jedoch später eine mattorange Färbung an, wobei der metallische Schimmer wieder verblasst.

Ältere Pilzkörper bilden im Becherstadium eine Vertiefung in ihrem Hut, in dem sich Regenwasser sammeln kann, der sogenannte Zwergenwein.

A white-fleshed mushroom with a red skin cut in half
Querschnitt des Fruchtkörpers mit Pigmenten unter der Haut und freien Kiemen

Die freien Kiemen sind weiß, ebenso wie der Sporenabdruck. Die ovalen Sporen sind 9-13 mal 6,5-9 μm groß; sie färben sich bei Anwendung von Jod nicht blau. Der Stiel ist weiß, 5-20 cm hoch und 1-2 cm breit und hat die für viele Großpilze typische leicht brüchige, faserige Textur. An der Basis befindet sich eine Knolle, die Reste des Universalschleiers in Form von zwei bis vier deutlichen Ringen oder Kräuseln trägt. Zwischen den basalen Resten des Universalschleiers und den Kiemen befinden sich Reste des Teilschleiers (der die Kiemen während der Entwicklung bedeckt) in Form eines weißen Rings. Er kann mit zunehmendem Alter recht breit und schlaff werden. Außer einem leicht erdigen Geruch gibt es im Allgemeinen keine Begleiterscheinung.

Obwohl der Fliegenpilz sehr markant aussieht, wurde er in Amerika schon mit anderen gelben bis roten Pilzarten verwechselt, z. B. mit Armillaria cf. mellea und dem essbaren Amanita basii - einer mexikanischen Art, die dem europäischen A. caesarea ähnelt. Giftnotrufzentralen in den USA und Kanada sind darauf aufmerksam geworden, dass Amarill (spanisch für "gelb") ein gebräuchlicher Name für die A. caesarea-ähnlichen Arten in Mexiko ist. Amanita caesarea zeichnet sich durch eine vollständig orangefarbene bis rote Kappe aus, auf der die zahlreichen weißen warzenartigen Flecken des Fliegenpilzes fehlen. Außerdem sind der Stiel, die Kiemen und der Ring von A. caesarea leuchtend gelb, nicht weiß. Die Spirale ist ein ausgeprägter weißer Sack, der nicht in Schuppen unterteilt ist. In Australien kann der eingeschleppte Fliegenpilz mit dem einheimischen Zinnoberroten Knollenblätterpilz (Amanita xanthocephala) verwechselt werden, der in Verbindung mit Eukalypten wächst. Die letztere Art hat im Allgemeinen nicht die weißen Warzen von A. muscaria und trägt keinen Ring.

Verbreitung und Lebensraum

A. muscaria in einer Pinus radiata-Plantage in der Nähe des Mount Field National Park, Tasmanien

Amanita muscaria ist ein kosmopolitischer Pilz, der in Nadel- und Laubwäldern in den gemäßigten und borealen Regionen der nördlichen Hemisphäre heimisch ist, einschließlich höherer Lagen in wärmeren Breitengraden in Regionen wie dem Hindukusch, dem Mittelmeerraum und auch Mittelamerika. Eine kürzlich durchgeführte molekulare Studie legt nahe, dass die Art ihren Ursprung in der sibirisch-bergischen Region im Tertiär hatte, bevor sie sich über Asien, Europa und Nordamerika ausbreitete. Die Fruchtzeit variiert je nach Klima: Im größten Teil Nordamerikas findet die Fruchtbildung im Sommer und Herbst statt, an der Pazifikküste jedoch später im Herbst und frühen Winter. Diese Art ist oft an ähnlichen Standorten zu finden wie Boletus edulis und kann in Feenringen auftreten. Mit Kiefernsämlingen wurde sie weit in die südliche Hemisphäre transportiert, unter anderem nach Australien, Neuseeland, Südafrika und Südamerika, wo sie in den südlichen brasilianischen Bundesstaaten Paraná und Rio Grande do Sul vorkommt.

Als Ektomykorrhizapilz geht Amanita muscaria symbiotische Beziehungen mit vielen Bäumen ein, darunter Kiefern, Eichen, Fichten, Tannen, Birken und Zedern. In Neuseeland, Tasmanien und Victoria ist A. muscaria häufig unter eingeführten Bäumen anzutreffen und bildet neue Verbindungen mit der Südbuche (Nothofagus), die das pilzliche Äquivalent eines Unkrauts ist. Die Art dringt auch in einen Regenwald in Australien ein, wo sie möglicherweise die einheimischen Arten verdrängt. Sie scheint sich in Richtung Norden auszubreiten und wurde kürzlich in der Nähe von Port Macquarie an der Nordküste von New South Wales gefunden. Im Jahr 2010 wurde sie in Manjimup, Westaustralien, unter Weißbirken (Betula pendula) nachgewiesen. Obwohl sie sich in Australien offenbar nicht auf Eukalyptusbäume ausgebreitet hat, wurde sie in Portugal in Verbindung mit ihnen beobachtet. Sie ist in der gesamten großen südlichen Region Westaustraliens verbreitet und wächst regelmäßig auf Pinus radiata.

Fliegenpilz in Neuseeland
Fliegenpilze in der Slowakei
Fliegenpilz von oben

Der Fliegenpilz kommt vom Sommer bis zum Herbst verbreitet in Nadel- und Laubwäldern vor und ist stellenweise häufig, besonders in der Nähe von Birken, mit denen er eine Mykorrhiza-Symbiose bildet. Er wächst in dichten wie lichten Wäldern sowie an Waldrändern. Im Gebirge gedeiht er bis zur Waldgrenze. Der Fliegenpilz bevorzugt saure Böden. Diese entstehen zum Beispiel aus den Gesteinen Granit, Gneis, Porphyr, Grauwacke, Quarzit, Sandstein sowie Quarzsand und Torf.

Sein geographisches Areal umfasst die nördliche gemäßigte Klimazone, insbesondere die boreale Nadelwaldregion Nordamerikas, Nordasiens und Nordeuropas, aber auch auf Island und in gebirgigen Regionen subtropischer Klimate ist er zu finden.

Toxizität

a tall red mushroom with a few white spots on the cap
Ausgereift. Die weißen Flecken können bei starken Regenfällen abgewaschen werden.

Vergiftungen mit Amanita muscaria sind bei Kleinkindern und bei Menschen aufgetreten, die den Pilz zu halluzinogenen Zwecken eingenommen haben. Gelegentlich wurde er irrtümlich verschluckt, weil unreife Knollenblätterpilze wie Puffbälle aussehen. Bei starkem Regen werden die weißen Flecken manchmal weggeschwemmt, und die Pilze können dann wie der essbare A. caesarea aussehen.

Amanita muscaria enthält mehrere biologisch aktive Wirkstoffe, von denen mindestens einer, Muscimol, als psychoaktiv bekannt ist. Ibotensäure, ein Neurotoxin, dient als Prodrug für Muscimol, wobei sich eine kleine Menge nach der Einnahme wahrscheinlich in Muscimol umwandelt. Eine wirksame Dosis bei Erwachsenen beträgt etwa 6 mg Muscimol oder 30 bis 60 mg Ibotensäure; dies entspricht in etwa der Menge, die in einer Kapsel Amanita muscaria enthalten ist. Die Menge und das Verhältnis der chemischen Verbindungen pro Pilz sind von Region zu Region und von Jahreszeit zu Jahreszeit sehr unterschiedlich, was die Sache noch verwirrender machen kann. Frühlings- und Sommerpilze enthalten Berichten zufolge bis zu 10 Mal mehr Ibotensäure und Muscimol als Herbstfrüchte.

In historischen Zeitschriftenartikeln und Zeitungsberichten wurde über Todesfälle durch diesen Pilz A. muscaria berichtet, aber dank der modernen medizinischen Behandlung sind tödliche Vergiftungen durch den Verzehr dieses Pilzes äußerst selten. In vielen Büchern wird Amanita muscaria als tödlich eingestuft, aber laut David Arora ist dies ein Irrtum, der impliziert, dass der Pilz viel giftiger ist, als er ist. Darüber hinaus hat die North American Mycological Association erklärt, dass es in den letzten 100 Jahren keine zuverlässig dokumentierten Fälle von Todesfällen durch Giftstoffe in diesen Pilzen gab".

Die aktiven Bestandteile dieser Art sind wasserlöslich, und das Kochen und anschließende Verwerfen des Kochwassers entgiftet den A. muscaria zumindest teilweise. Das Trocknen kann die Wirksamkeit erhöhen, da der Prozess die Umwandlung von Ibotensäure in das stärkere Muscimol erleichtert. Einigen Quellen zufolge wird der Pilz nach der Entgiftung essbar. Dr. Patrick Harding beschreibt den samischen Brauch, den Fliegenpilz durch Rentiere zu verarbeiten.

Pharmakologie

Muscimol, der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff von A. muscaria
Ibotensäure, ein Prodrug von Muscimol, das in A. muscaria vorkommt

Das 1869 entdeckte Muscarin wurde lange Zeit für den aktiven halluzinogenen Wirkstoff in A. muscaria gehalten. Muscarin bindet sich an muscarinische Acetylcholinrezeptoren, was zur Erregung von Neuronen führt, die diese Rezeptoren tragen. Der Muscarin-Gehalt in Amanita muscaria ist im Vergleich zu anderen giftigen Pilzen wie Inosperma erubescens, den kleinen weißen Clitocybe-Arten C. dealbata und C. rivulosa sehr gering. Der Muscaringehalt in A. muscaria ist zu gering, um bei den Vergiftungssymptomen eine Rolle zu spielen.

Die wichtigsten Toxine bei Vergiftungen mit A. muscaria sind Muscimol (3-Hydroxy-5-aminomethyl-1-isoxazol, eine ungesättigte zyklische Hydroxamsäure) und die verwandte Aminosäure Ibotensäure. Muscimol ist das Produkt der Decarboxylierung (gewöhnlich durch Trocknung) von Ibotensäure. Muscimol und Ibotensäure wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckt. Jahrhunderts entdeckt. Forscher in England, Japan und der Schweiz wiesen nach, dass die erzeugten Wirkungen hauptsächlich auf Ibotensäure und Muscimol und nicht auf Muscarin zurückzuführen sind. Diese Toxine sind nicht gleichmäßig im Pilz verteilt. Die meisten werden in der Kappe der Frucht nachgewiesen, eine mäßige Menge in der Basis und die geringste Menge im Stiel. Recht schnell, zwischen 20 und 90 Minuten nach dem Verzehr, wird ein beträchtlicher Teil der Ibotensäure unverdaut mit dem Urin des Konsumenten ausgeschieden. Beim Verzehr von reiner Ibotensäure wird fast kein Muscimol ausgeschieden, aber nach dem Verzehr von A. muscaria, die sowohl Ibotensäure als auch Muscimol enthält, ist Muscimol im Urin nachweisbar.

Ibotensäure und Muscimol sind strukturell miteinander und mit zwei wichtigen Neurotransmittern des zentralen Nervensystems verwandt: Glutaminsäure bzw. GABA. Ibotensäure und Muscimol wirken wie diese Neurotransmitter, wobei Muscimol ein starker GABAA-Agonist ist, während Ibotensäure ein Agonist von NMDA-Glutamatrezeptoren und bestimmten metabotropen Glutamatrezeptoren ist, die an der Steuerung der neuronalen Aktivität beteiligt sind. Man nimmt an, dass diese Wechselwirkungen die psychoaktiven Wirkungen bei Rauschzuständen verursachen.

Muscazon ist eine weitere Verbindung, die in jüngerer Zeit aus europäischen Exemplaren des Fliegenpilzes isoliert worden ist. Es handelt sich um ein Produkt des Abbaus von Ibotensäure durch ultraviolette Strahlung. Muscazon hat im Vergleich zu den anderen Wirkstoffen eine geringe pharmakologische Aktivität. Amanita muscaria und verwandte Arten sind als wirksame Bioakkumulatoren von Vanadium bekannt; einige Arten konzentrieren Vanadium in Mengen, die bis zu 400-mal höher sind als die typischerweise in Pflanzen gefundenen. Vanadium ist in den Fruchtkörpern in Form einer metallorganischen Verbindung namens Amavadin vorhanden. Die biologische Bedeutung des Akkumulationsprozesses ist unbekannt.

Symptome

Die Vergiftungserscheinungen des Fliegenpilzes werden gemeinsam mit denen des Pantherpilzes (Amanita pantherina) unter der Bezeichnung Pantherina-Syndrom zusammengefasst. Die Latenzzeit wird allgemein mit ½ bis 3 Stunden angegeben. Danach treten Symptome auf, die insgesamt einem Alkoholrausch ähnlich sind: Verwirrung, Sprachstörungen, Ataxie, starke motorische Unruhe, Mydriasis, Mattigkeit. Je nach Stimmungslage stehen Angstgefühl und Depressionen, Gleichgültigkeit oder Euphorie bis hin zu seligem Glücksrausch im Vordergrund. Typisch sind weiterhin Störungen des Persönlichkeits-, Orts- und Zeitgefühls. Berichtet wird auch von einem Gefühl des Schwebens, von überdurchschnittlichen Leibeskräften, von Farbillusionen und seltener von echten Halluzinationen. Tremor, Krämpfe und klonische Muskelzuckungen werden häufig beobachtet. Ein tiefer Schlaf beendet dann meist nach 10 bis 15 Stunden das Pantherina-Syndrom. Die Patienten sind danach meist einigermaßen erholt und ohne Erinnerung an die durchgemachte Vergiftung. Nur in seltenen Fällen bleiben für einige Zeit Spätfolgen bestehen: Interessenlosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Gedächtnisschwäche.

Diese beschriebenen Symptome decken sich weitgehend mit denen, die nach der Einnahme von Muscimol auftreten, dem Hauptwirkstoff des Fliegenpilzes, der während der Trocknung des Pilzes aus Ibotensäure entsteht. Es löst in Mengen um 15 Milligramm zentralnervöse Störungen mit Schwindel, Benommenheit, Unruhe, Angstgefühle, Ataxie, Muskelkrämpfen, Lähmungen, starker Erregung, Delirium, euphorischen oder dysphorischen Verstimmungen, Schläfrigkeit, Behinderungen im motorischen System, Verminderung der Konzentration, Erhöhung der emotionellen Spannung, Derealisation und Depersonalisationsphänomene und Veränderungen im Raum-Zeit-Erleben mit allen Eigenschaften einer Modellpsychose aus. Diese Wirkungen des Muscimols, die einer ins Extreme gesteigerten Alkoholvergiftung gleichen (jedoch ohne Kater), erklären sich daraus, dass sowohl Alkohol als auch Muscimol mit dem Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) interagieren. Muscimol gilt als GABA-Mimetikum und dient der pharmazeutischen Forschung mittlerweile als Modellsubstanz für Verbindungen, die auf das GABA-Transmittersystem spezifisch einwirken (insbesondere Schmerzmittel). Ungeklärt ist noch das gelegentliche Auftreten einer zusätzlichen, meist schwachen Muscarin-Symptomatik in der Anfangsphase der Vergiftung. Dazu zählen unter anderem Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Schwitzen, Speichelfluss.

Insgesamt wird deutlich, dass der Fliegenpilz nicht als Halluzinogen, sondern als Delirantium wirkt, bei dem die Einsicht in Ursache und Wirkung des Rausches verlorengegangen ist. Es treten die für Delirantia typischen Bewusstseinstrübungen und Realitätsverkennungen auf und die Überzeugung, fremde Personen seien anwesend. Die optischen Halluzinationen (falls sie überhaupt auftreten) sind nicht stark farbig, dafür treten akustische Halluzinationen auf. Typischerweise fehlt die Einsicht in die Künstlichkeit des Vorganges, die Beobachterposition und die Erinnerung an den Wirkhöhepunkt gehen verloren.

Louis Lewin, der Begründer der modernen Toxikologie, bezieht sich in seinem Werk Phantastica, in dem er unter anderem auch die Wirkungen des Fliegenpilzes beschreibt, auf den russischen Forschungsreisenden Stepan Krascheninnikow, der im Jahre 1755 einen Bericht über Kamtschatka veröffentlichte, der 1776 in deutscher Sprache erschien. Darin beschreibt er das Phänomen der Makropsie, welche sich so äußert:

„Ein solcher Mensch sieht bei erweiterten Pupillen alle ihm vorgelegten Gegenstände in ungeheurer Vergrößerung und äußert sich darüber. Ein kleines Loch erscheint ihm als schrecklicher Abgrund und ein Löffel voll Wasser ein See zu sein. Entsprechend diesem Trugsehen kann er auch zu einer Handlung veranlasst werden. Legt man ihm – was Korjäken mit einem so Berauschten aus Scherz tun – nachdem er zum Gehen veranlasst worden ist, ein kleines Hindernis, zum Beispiel ein Stöckchen in den Weg, so bleibt er stehen, mustert dasselbe und springt schließlich mit einem gewaltigen Satz darüber hinweg.“

Auch Krascheninnikows Bericht wurde populär, und über Louis Lewins Schilderung gelangte das Phänomen der Makropsie in die toxikologischen Fachbücher, obwohl es sonst nirgends beobachtet wurde. Entsprechendes gilt für die von Krascheninnikow beschriebenen Tobsuchtsanfälle, die er beobachtet haben will. Tobsuchtsanfälle sind, wenn sie überhaupt auftreten sollten, eher die Ausnahme. Es scheint daher, dass dessen Bericht mehrheitlich auf Hörensagen beruht, statt auf eigener Anschauung.

In der Zeitschrift integration, Ausgabe 2&3, ist ein Bericht über 18 Fälle von Pantherpilzvergiftungen enthalten, die sowohl aus der Perspektive der behandelnden Mediziner als auch der betroffenen Patienten geschildert werden. In keinem der beschriebenen Fälle wurden Tobsuchtsanfälle oder andere Formen von Gewaltausbruch beobachtet. Dies deckt sich mit dem Bericht Carl von Dittmars aus dem Jahr 1900, wonach er sich an keinen erinnern könne, „der rasend oder wild geworden wäre.“ Sämtliche bekannt gewordenen Erfahrungsberichte bestätigen die in der Fachliteratur unter dem Pantherina-Syndrom mit aufgezählten Tobsuchtsanfälle nicht. Auch Wolfgang Bauer, der nach eigenen Angaben über eine Sammlung von Erzählungen von Fliegenpilzkonsumenten aus den Jahren 1978 bis 1990 verfügt, bestätigt, dass es bei keinem dieser Konsumenten Wutausbrüche oder Akte der Destruktion gab.

Fliegenpilze sind dafür bekannt, dass ihre Auswirkungen nicht vorhersehbar sind. Je nach Lebensraum und der pro Körpergewicht aufgenommenen Menge können die Wirkungen von leichter Übelkeit und Zuckungen bis hin zu Schläfrigkeit, cholinergen krisenähnlichen Wirkungen (niedriger Blutdruck, Schwitzen und Speichelfluss), Hör- und Sehstörungen, Stimmungsschwankungen, Euphorie, Entspannung, Ataxie und Gleichgewichtsstörungen (wie bei Tetanus) reichen.

Bei schweren Vergiftungen verursacht der Pilz ein Delirium, das in seiner Wirkung einer anticholinergen Vergiftung (z. B. durch Datura stramonium) ähnelt und durch starke Erregungszustände mit Verwirrung, Halluzinationen und Reizbarkeit gekennzeichnet ist, gefolgt von Phasen der Depression des zentralen Nervensystems. Bei schweren Vergiftungen können auch Krampfanfälle und Koma auftreten. Die Symptome treten in der Regel nach etwa 30 bis 90 Minuten auf und erreichen ihren Höhepunkt innerhalb von drei Stunden, doch können bestimmte Wirkungen mehrere Tage andauern. In der Mehrzahl der Fälle ist die Genesung innerhalb von 12 bis 24 Stunden abgeschlossen. Die Wirkung ist von Person zu Person sehr unterschiedlich, wobei ähnliche Dosen sehr unterschiedliche Reaktionen hervorrufen können. Einige Personen, die eine Intoxikation erlitten haben, haben bis zu zehn Stunden danach Kopfschmerzen gehabt. Nach der Genesung kann es zu retrograder Amnesie und Somnolenz kommen.

Behandlung

Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wenn zwischen der Einnahme und der Behandlung weniger als vier Stunden liegen, wird Aktivkohle verabreicht. Eine Magenspülung kann in Betracht gezogen werden, wenn der Patient innerhalb einer Stunde nach der Einnahme erscheint. Das Auslösen von Erbrechen mit Brechwurzelsirup wird bei Vergiftungen nicht mehr empfohlen.

Es gibt kein Gegenmittel, und die weitere Behandlung einer Intoxikation erfolgt hauptsächlich durch unterstützende Maßnahmen. Obwohl Muscimol manchmal als Delirant bezeichnet wird und Muscarin zuerst aus A. muscaria isoliert wurde und als solches sein Namensgeber ist, wirkt es weder als Agonist noch als Antagonist am Muscarin-Acetylcholin-Rezeptor, weshalb Atropin oder Physostigmin als Gegenmittel nicht empfohlen werden. Wenn ein Patient im Delirium ist oder sich aufregt, kann dies in der Regel durch Beruhigung und, falls erforderlich, durch körperliche Fixierung behandelt werden. Ein Benzodiazepin wie Diazepam oder Lorazepam kann zur Kontrolle von Kampfbereitschaft, Erregung, muskulärer Überaktivität und Krampfanfällen eingesetzt werden. Es sollten nur geringe Dosen verwendet werden, da sie die atemdepressive Wirkung von Muscimol verstärken können. Wiederkehrendes Erbrechen ist selten, kann aber zu einem Flüssigkeits- und Elektrolyt-Ungleichgewicht führen; eine intravenöse Rehydrierung oder ein Elektrolytersatz kann erforderlich sein. In schweren Fällen kann es zu Bewusstlosigkeit oder Koma kommen, so dass eine Intubation und künstliche Beatmung erforderlich sein kann. Durch Hämodialyse können die Toxine entfernt werden, obwohl dieser Eingriff im Allgemeinen als unnötig angesehen wird. Mit der modernen medizinischen Behandlung ist die Prognose nach einer unterstützenden Behandlung in der Regel gut.

Psychoaktiver Gebrauch

Amanita muscaria in Mount Lofty, South Australia
Fotografiert in den Mount Lofty Botanic Gardens, Adelaide Hills, Südaustralien

Das breite Spektrum psychoaktiver Wirkungen wird als depressiv, sedativ-hypnotisch, psychedelisch, dissoziativ oder delirant beschrieben; es können jedoch auch paradoxe Wirkungen wie Stimulation auftreten. Wahrnehmungsphänomene wie Synästhesie, Makropsie und Mikropsie können auftreten; die beiden letztgenannten Wirkungen können entweder gleichzeitig oder abwechselnd als Teil des Alice-im-Wunderland-Syndroms auftreten, das zusammen mit den verwandten Verzerrungen Pelopsie und Teleopsie als Dysmetropsie bekannt ist. Einige Anwender berichten von luziden Träumen unter dem Einfluss der hypnotischen Wirkung. Im Gegensatz zu Psilocybe cubensis kann A. muscaria aufgrund seiner Mykorrhiza-Beziehung zu den Wurzeln von Kiefern nicht kommerziell angebaut werden. Nach dem Verbot von Psilocybin-Pilzen im Vereinigten Königreich im Jahr 2006 begann jedoch der Verkauf des immer noch legalen A. muscaria zu steigen.

Professor Marija Gimbutienė, eine renommierte litauische Historikerin, berichtete R. Gordon Wasson über die Verwendung dieses Pilzes in Litauen. In abgelegenen Gebieten Litauens wurde Amanita muscaria bei Hochzeitsfesten verzehrt, bei denen die Pilze mit Wodka gemischt wurden. Der Professor berichtete auch, dass die Litauer früher A. muscaria an die Sami im hohen Norden exportierten, um ihn bei schamanischen Ritualen zu verwenden. Die litauischen Feste sind der einzige Bericht, den Wasson über die Einnahme von Fliegenpilzen zu religiösen Zwecken in Osteuropa erhielt.

Sibirien

Amanita muscaria, Ostsibirien

Amanita muscaria wurde von vielen indigenen Völkern Sibiriens in großem Umfang als Entheogen verwendet. Seine Verwendung war bei fast allen uralisch sprechenden Völkern Westsibiriens und den paläosibirisch sprechenden Völkern des russischen Fernen Ostens bekannt. Es gibt nur vereinzelte Berichte über den Gebrauch von A. muscaria bei den tungusischen und türkischen Völkern in Zentralsibirien, und man geht davon aus, dass diese Völker im Großen und Ganzen keinen entheogenen Gebrauch von A. muscaria praktiziert haben. In Westsibirien war die Verwendung von A. muscaria auf Schamanen beschränkt, die es als alternative Methode zur Erreichung eines Trancezustands verwendeten. (Normalerweise erreichen sibirische Schamanen den Trancezustand durch langes Trommeln und Tanzen.) In Ostsibirien wurde A. muscaria sowohl von Schamanen als auch von Laien verwendet, und zwar sowohl in der Freizeit als auch in der Religion. In Ostsibirien nahm der Schamane die Pilze ein, und andere tranken seinen Urin. Dieser Urin, der immer noch psychoaktive Elemente enthält, ist möglicherweise stärker als die A. muscaria-Pilze und hat weniger negative Auswirkungen wie Schwitzen und Zuckungen, was darauf hindeutet, dass der Erstkonsument als Filter für andere Bestandteile des Pilzes fungiert.

Die Koryak in Ostsibirien haben eine Geschichte über den Fliegenpilz (wapaq), der es dem Großen Raben ermöglichte, einen Wal zu seinem Haus zu tragen. In der Geschichte spuckte die Gottheit Vahiyinin ("Dasein") auf die Erde, und sein Speichel wurde zum Wapaq, und sein Speichel wurde zu den Warzen. Nachdem er die Kraft des Wapaqs erfahren hatte, war Rabe so begeistert, dass er ihm befahl, es für immer auf der Erde wachsen zu lassen, damit seine Kinder, die Menschen, davon lernen könnten. Unter den Koryaks wurde berichtet, dass die Armen den Urin der Reichen, die sich die Pilze leisten konnten, zu sich nahmen. Es wurde berichtet, dass die einheimischen Rentiere oft einem Menschen folgten, der vom Muscimol-Pilz berauscht war, und wenn dieser Mensch in den Schnee urinierte, wurden die Rentiere ebenfalls berauscht, und die Korjaken nutzten den betrunkenen Zustand der Rentiere, um sie leichter einfangen und jagen zu können.

Andere Berichte über die Verwendung

Der finnische Historiker T. I. Itkonen erwähnt, dass A. muscaria einst bei den Sami verwendet wurde: Die Zauberer in Inari konsumierten Fliegenpilze mit sieben Punkten. 1979 veröffentlichten Said Gholam Mochtar und Hartmut Geerken einen Artikel, in dem sie behaupteten, eine Tradition der medizinischen und erholsamen Verwendung dieses Pilzes bei einer Parachi sprechenden Gruppe in Afghanistan entdeckt zu haben. Es gibt auch unbestätigte Berichte über die religiöse Verwendung von A. muscaria bei zwei subarktischen Indianerstämmen. Die Ojibwa-Ethnobotanikerin Keewaydinoquay Peschel berichtete über die Verwendung des Pilzes bei ihrem Volk, wo er als miskwedo (eine Abkürzung des Namens oshtimisk wajashkwedo (= "Rotkappenpilz")) bekannt war. Diese Information wurde von Wasson mit Begeisterung aufgenommen, obwohl es keine Belege aus anderen Quellen gab. Es gibt auch einen Bericht über einen Euro-Amerikaner, der behauptet, in die traditionelle Verwendung des Amanita muscaria durch die Tlicho eingeweiht worden zu sein. Das fliegende Rentier des Weihnachtsmanns, der in Finnland Joulupukki genannt wird, könnte die Verwendung von A. muscaria durch samische Schamanen symbolisieren.

Wikinger

Die Vorstellung, dass die Wikinger A. muscaria zur Erzeugung ihrer Berserkerwut verwendeten, wurde erstmals 1784 von dem schwedischen Professor Samuel Ödmann aufgestellt. Ödmann stützte seine Theorien auf Berichte über die Verwendung von Fliegenpilzen bei sibirischen Schamanen. Seit dem 19. Jahrhundert ist dieser Gedanke weit verbreitet, aber in keiner zeitgenössischen Quelle wird diese oder eine ähnliche Verwendung bei der Beschreibung von Berserkern erwähnt. Muscimol ist im Allgemeinen ein mildes Beruhigungsmittel, kann aber in einer Gruppe von Menschen eine Reihe unterschiedlicher Reaktionen hervorrufen. Es ist möglich, dass es eine Person wütend macht oder sie dazu veranlasst, "sehr fröhlich oder traurig zu sein, herumzuspringen, zu tanzen, zu singen oder in große Angst zu verfallen". Vergleichende Analysen der Symptome haben jedoch gezeigt, dass Hyoscyamus niger besser zu dem Zustand passt, der die Berserkerwut charakterisiert.

Der Fliegenpilz als Insektizid

Traditionell wird der Fliegenpilz auch als Insektizid zur Bekämpfung von Fliegen verwendet, indem der frische oder getrocknete Fliegenpilz in Milch eingelegt wurde und dann die Fliegen anlockte.

Ein 2016 veröffentlichter Artikel vergleicht neun verschiedene Methoden zur Aufbereitung des Fliegenpilzes für diese Zwecke in Slowenien hinsichtlich des Gehalts an Ibotensäure und Muscimol, die für eine schwache insektizide Wirkung verantwortlich sind. Der Gehalt an Ibotensäure und Muscimol hängt demzufolge nicht vom Lösungsmittel (Milch oder Wasser) ab. Die Extraktion dieser Substanzen kann jedoch thermisch oder mechanisch beschleunigt werden.

In der Religion

Soma

In seinem 1968 veröffentlichten Buch Soma – Divine Mushroom of Immortality stellt R. Gordon Wasson die Hypothese auf, dass das altindische Soma-Getränk identisch mit dem Fliegenpilz sei. Soma wird im Rigveda als strömendes Getränk bezeichnet, das anfangs trüb ist und sich später läutert. Die Zubereitung erfolgt durch Auspressen mit Reibesteinen oder Mahlsteinen. Dies alles erinnert eher an eine Beerenfrucht oder an eine Pflanze mit fleischigen Blättern oder Stängeln als an einen Pilz. Auf Grund der Verwandtschaft der Aryas mit den Griechen, deren gemeinsame Urheimat wahrscheinlich in der Kaukasusregion zu suchen ist, ist es nicht auszuschließen, dass sich die Identität des Soma auf die Weinrebe bezieht, die ebenfalls von dort stammt.

Während die Griechen in ihrer neuen Heimat weiterhin die Weinrebe kultivieren konnten und diese mit Dionysos verbanden, dem Gott des Rausches und der Ekstase, gingen die Aryas dieser Pflanze verlustig und wichen auf Surrogate aus, die in den Trockenregionen Irans und des Pandschab vorkamen, beispielsweise Steppenraute (Peganum harmala) oder Meerträubel (Ephedra vulgaris), die ihrerseits psychotrop wirken. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Griechen den Wein als „Göttertrank“ bezeichneten und zu seiner Charakterisierung bzw. Verherrlichung auf ein ähnliches Vokabular zurückgriffen wie die Aryas in Bezug auf Soma. Es scheint also eher zuzutreffen, dass Soma aus der Weinrebe gewonnen wurde und nicht aus dem Fliegenpilz.

Wasson hoffte, seine These beweisen zu können, indem er selbst Fliegenpilze zu sich nahm, doch die Resultate waren alles andere als ermutigend. Daraufhin studierte Wasson erneut die Berichte aus Sibirien und stieß wiederholt auf Hinweise, dass Fliegenpilze niemals roh, sondern stets in getrocknetem Zustand verspeist wurden. Dies stand in eklatantem Widerspruch zu seiner Soma-Theorie – vgl. Um seine These dennoch aufrechtzuerhalten, griff er auf einzelne Rig-Veda-Hymnen zurück, die seiner Ansicht nach die Hypothese Some = Fliegenpilz(saft) unterstützten.

In der Indologie sind seine Deutungen nicht anerkannt. Dessen ungeachtet wurde und wird die Soma-Hypothese auch in der einschlägigen Fachliteratur noch immer unkritisch übernommen und ungeprüft weiter verbreitet, so zum Beispiel im Handbuch der Rauschdrogen:

„Wasson hat mit bemerkenswerter Genauigkeit sämtliche Hinweise gesammelt und nach eingehender Überprüfung am Ende herausgefunden, dass Soma höchstwahrscheinlich mit Amanita muscaria identisch ist. Auf Grund linguistischer Überlegungen nimmt Wasson an, dass die Sibirier die Sitte des Fliegenpilzes von den Ariern übernommen haben. Während aber in Indien und im restlichen Europa der sakramentale Genuss des Halluzinogens bald aufhörte, hat er sich im entlegenen Ostsibirien noch lange gehalten.“

1968 schlug R. Gordon Wasson vor, dass es sich bei A. muscaria um das Soma handelt, von dem im indischen Rigveda die Rede ist, eine Behauptung, die damals weithin bekannt und von der Bevölkerung unterstützt wurde. Er stellte fest, dass in den Beschreibungen von Soma jegliche Beschreibung von Wurzeln, Stängeln oder Samen fehlte, was auf einen Pilz hindeutete, und dass das Adjektiv hári "schillernd" oder "flammend" verwendet wurde, was der Autor als Bedeutung von rot interpretiert. In einer Zeile wird beschrieben, dass Männer Soma urinieren; dies erinnert an die Praxis der Wiederverwertung von Urin in Sibirien. Es wird erwähnt, dass Soma "aus den Bergen" kommt, was Wasson so interpretiert, dass der Pilz mit den arischen Invasoren aus dem Norden eingeschleppt worden sei. Die indischen Gelehrten Santosh Kumar Dash und Sachinanda Padhy wiesen darauf hin, dass sowohl der Verzehr von Pilzen als auch das Trinken von Urin verboten waren, wobei sie sich auf das Manusmṛti beriefen. Im Jahr 1971 wies der Vediker John Brough von der Universität Cambridge Wassons Theorie zurück und stellte fest, dass die Sprache zu vage sei, um eine Beschreibung von Soma zu liefern. In seiner Studie Halluzinogene und Kultur aus dem Jahr 1976 bewertete der Anthropologe Peter T. Furst die Beweise, die für und gegen die Identifizierung des Fliegenpilzes als vedisches Soma sprechen, und kam zu einem vorsichtigen Schluss zugunsten des Pilzes. Kevin Feeney und Trent Austin verglichen die Hinweise in den Veden mit den Filtermechanismen bei der Zubereitung von Amanita muscaria und veröffentlichten Ergebnisse, die den Vorschlag unterstützen, dass Fliegenpilze ein wahrscheinlicher Kandidat für das Sakrament sein könnten. Andere vorgeschlagene Kandidaten sind Psilocybe cubensis, Peganum harmala und Ephedra.

Mosaik aus roten Pilzen, gefunden in der christlichen Basilika von Aquileia in Norditalien, datiert auf die Zeit vor 330 n. Chr.

Spekulierte Rolle im Christentum

Der Philologe, Archäologe und Gelehrte der Schriftrollen vom Toten Meer, John Marco Allegro, postulierte 1970 in seinem Buch The Sacred Mushroom and the Cross, dass die frühchristliche Theologie auf einen Fruchtbarkeitskult zurückzuführen sei, der sich um den entheogenen Konsum von A. muscaria drehte. Diese Theorie wurde von Gelehrten außerhalb der Ethnomykologie kaum unterstützt. Das Buch wurde von Akademikern und Theologen stark kritisiert, darunter Sir Godfrey Driver, emeritierter Professor für semitische Philologie an der Universität Oxford, und Henry Chadwick, Dekan der Christ Church in Oxford. Der christliche Autor John C. King schrieb 1970 in seinem Buch A Christian View of the Mushroom Myth eine ausführliche Widerlegung von Allegros Theorie; er stellt fest, dass weder Fliegenpilze noch ihre Wirtsbäume im Nahen Osten vorkommen, obwohl dort Zedern und Kiefern zu finden sind, und hebt hervor, dass die Verbindungen zwischen den biblischen und den sumerischen Namen, die Allegro geprägt hat, sehr schwach sind. Er kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung des Pilzes, wenn die Theorie stimmt, "das bestgehütete Geheimnis der Welt" gewesen sein muss, da sie zweitausend Jahre lang so gut verborgen war.

Kulinarische Verwendung

Die Giftstoffe des A. muscaria sind wasserlöslich: Durch das Abkochen der Fruchtkörper des A. muscaria können sie entgiftet und genießbar gemacht werden, obwohl der Verzehr des Pilzes als Lebensmittel nie weit verbreitet war. Der Verzehr von entgiftetem A. muscaria wird in einigen Teilen Europas (insbesondere von russischen Siedlern in Sibirien) mindestens seit dem 19. Jahrhundert, wahrscheinlich aber schon früher praktiziert. Der deutsche Arzt und Naturforscher Georg Heinrich von Langsdorff verfasste 1823 den ersten veröffentlichten Bericht über die Entgiftung dieses Pilzes. Im späten 19. Jahrhundert war der französische Arzt Félix Archimède Pouchet ein Befürworter des Verzehrs von A. muscaria und verglich ihn mit Maniok, einem wichtigen Nahrungsmittel im tropischen Südamerika, das vor dem Verzehr entgiftet werden muss.

Die Verwendung dieses Pilzes als Nahrungsquelle scheint auch in Nordamerika existiert zu haben. Eine klassische Beschreibung dieser Verwendung von A. muscaria durch einen afroamerikanischen Pilzhändler in Washington, D.C., im späten 19. Jahrhundert stammt von dem amerikanischen Botaniker Frederick Vernon Coville. In diesem Fall wird der Pilz nach dem Kochen und Einlegen in Essig zu einer Pilzsauce für Steaks verarbeitet. In Teilen Japans wird er auch als Nahrungsmittel verzehrt. Die derzeit bekannteste Verwendung als Speisepilz findet sich in der Präfektur Nagano, Japan. Dort wird er hauptsächlich gesalzen und eingelegt.

Der Lebensmittelhistoriker William Rubel und der Mykologe David Arora beschreiben in einem Artikel aus dem Jahr 2008 die Geschichte des Verzehrs von A. muscaria als Lebensmittel und die Methoden zur Entgiftung. Sie plädieren dafür, dass Amanita muscaria in Feldführern als Speisepilz beschrieben wird, allerdings zusammen mit einer Beschreibung, wie er entgiftet werden kann. Die Autoren stellen fest, dass die weit verbreitete Beschreibung dieses Pilzes als giftig in Feldführern eine kulturelle Voreingenommenheit widerspiegelt, da mehrere andere beliebte essbare Arten, insbesondere Morcheln, giftig sind, wenn sie nicht richtig gekocht werden.

Kulturelle Darstellungen

Moritz von Schwinds Gemälde Rübezahl von 1851 zeigt Fliegenpilze.

Der rot-weiß gefleckte Fliegenpilz ist ein gängiges Bild in vielen Bereichen der Populärkultur. In Gartendekorationen und Kinderbüchern, in denen Zwerge und Feen wie die Schlümpfe abgebildet sind, werden Fliegenpilze oft als Sitzgelegenheiten oder Wohnstätten verwendet. Seit der Renaissance werden Fliegenpilze auf Gemälden dargestellt, wenn auch auf subtile Art und Weise. In Hieronymus Boschs Gemälde Der Garten der Lüste ist der Pilz zum Beispiel auf der linken Seite des Bildes zu sehen. Im viktorianischen Zeitalter wurde der Pilz immer sichtbarer und zum Hauptthema einiger Märchenbilder. Zwei der berühmtesten Verwendungen des Pilzes sind in der Mario-Franchise (insbesondere zwei der Super-Pilz-Power-Ups und die Plattformen in mehreren Stadien, die auf einem Fliegenpilz basieren) und die Tanzpilz-Sequenz im Disney-Film Fantasia von 1940.

Ein Bericht über die Reisen von Philip von Strahlenberg nach Sibirien und seine Beschreibungen der dortigen Verwendung des Mukhomor wurde 1736 in englischer Sprache veröffentlicht. Das Trinken des Urins derjenigen, die den Pilz konsumiert hatten, wurde vom anglo-irischen Schriftsteller Oliver Goldsmith in seinem viel gelesenen Roman Citizen of the World von 1762 kommentiert. Zu diesem Zeitpunkt war der Pilz bereits als Fliegenpilz identifiziert worden. Andere Autoren, darunter der Naturforscher Mordecai Cubitt Cooke, schrieben in seinen Büchern The Seven Sisters of Sleep und A Plain and Easy Account of British Fungi über die Verzerrung der Größe wahrgenommener Objekte, während sie von dem Pilz berauscht waren. Man nimmt an, dass diese Beobachtung die Grundlage für die Wirkung des Verzehrs des Pilzes in der 1865 erschienenen Erzählung Alices Abenteuer im Wunderland bildete. Ein halluzinogener "scharlachroter Fliegenpilz" aus Lappland ist ein Handlungselement in Charles Kingsleys Roman Hereward the Wake von 1866, der auf der gleichnamigen mittelalterlichen Figur beruht. Thomas Pynchons 1973 erschienener Roman Gravity's Rainbow beschreibt den Pilz als "Verwandten des giftigen Zerstörungsengels" und enthält eine detaillierte Beschreibung einer Figur, die eine Keksbackmischung aus geernteten Amanita muscaria zubereitet. Der Fliegenpilz-Schamanismus wird auch in dem Roman Thursbitch von Alan Garner aus dem Jahr 2003 behandelt.

Etymologie

Zur Herkunft des Wortes Amanita siehe Wulstlinge. „Muscaria“ rührt von lateinisch musca – die Fliege – her.

Die deutsche Bezeichnung Fliegenpilz soll einem weit verbreiteten Glauben zufolge von einem alten Brauch herstammen, gezuckerte Stücke des Fruchtkörpers mit Milch übergossen als tödliches Lockmittel für Fliegen zu verwenden. Die moderne Forschung bezweifelt dies jedoch, unter anderem da bei entsprechenden Versuchen die Fliegen meist lediglich betäubt wurden. Stattdessen wird ein Zusammenhang mit Fliegen als altem Symbol für Wahnsinn vermutet.

Giftwirkung

Analytik

Zur sicheren qualitativen und quantitativen Bestimmung der Inhaltsstoffe aus den unterschiedlichen Untersuchungsmaterialien kommen nach spezieller Probenvorbereitung, wie z. B. des Einsatzes von Ionenaustauschern, die HPLC oder Gaschromatographie in Kopplung mit der Massenspektrometrie zum Einsatz. Auch die Kapillarelektrophorese gekoppelt mit der Massenspektrometrie ist als analytisches Verfahren einsetzbar.

Der Fliegenpilz als Rauschmittel

Hypothesen über andere Traditionen

Großer Fliegenpilz

Bezug zu den altnordischen Berserkern

Unter dem Eindruck der ersten Berichte zum Fliegenpilzgebrauch bei sibirischen Völkern stellte der Schwede Samuel Ödman im Jahr 1784 die Hypothese auf, dass die altnordischen Berserker Fliegenpilze eingenommen hätten, um in ihre sprichwörtliche („Er wütet wie ein Berserker.“) Raserei zu verfallen. Dieser „Versuch, über die Naturgeschichte den Berserker-Gang der alten nordischen Kämpfer zu erklären“ (so der übersetzte Titel von Ödmans Abhandlung), stellte den ersten Versuch dar, ein geschichtliches Phänomen auf der Basis einer ethnobotanischen Hypothese zu erklären. Er hält sich mittlerweile seit über 200 Jahren in der einschlägigen Literatur und ist bis in die Gegenwart populär geblieben. Tobsuchtsanfälle gehören allerdings nicht zum typischen Erscheinungsbild einer Fliegenpilzvergiftung, so dass diese Hypothese nicht bestätigt werden kann. Zu Ödmans Lebzeiten wusste man dies allerdings noch nicht. So schreibt im Jahre 1784 der Berliner Professor Johann Samuel Halle, der Fliegenpilz verursache

„Berauschung, Wahnwitz, Tollkühnheit, Zittern und eine solche Wuth, daß man sich für Verzweiflung in Schwerdter und ins Feuer hineinstürzt.“

Marginal gebliebene Hypothesen

Marginal blieb dagegen die Hypothese von Robert von Ranke-Graves, Nektar und Ambrosia der griechischen Mythologie würden berauschende Pilze und namentlich den Fliegenpilz enthalten. Die Vermutung von John Marco Allegro, dass in den Evangelien des Neuen Testaments in Wahrheit ein Kult um einen Pilz mit dem Decknamen Jesus geschildert würde, stieß auf einhellige Ablehnung in der Fachwelt. Wolfgang Bauer listet in seinem Artikel Der Fliegenpilz in Zaubermärchen, Märchenbildern, Sagen, Liedern und Gedichten auf, welche Benennungen in Märchen auf Erscheinungsformen, Gestaltsaspekten und Wirkungen des Fliegenpilzes verweisen. Unter anderem begreift er den abgeschnittenen Finger, der in dem Märchen von den Drei Raben eine wichtige Rolle spielt, als Fliegenpilz. Für ihn sind Märchen eine Sammlung von verschlüsselten Metaphern, die in Gestalt einer „intentionalen Sprache“ auf einen vorchristlichen Fliegenpilzgebrauch hindeuten.

Glückssymbol

Fliegenpilz als Glückssymbol, Postkarte (um 1900)

Neben dem Hufeisen und dem vierblättrigen Kleeblatt zählt der Fliegenpilz zu den beliebtesten Glückssymbolen. Man findet ihn auf Glückwunschkarten und in bebilderten Märchenbüchern. Diese Bedeutung erlangte er wahrscheinlich dank seines einprägsamen rot-weißen Farbmusters, so wie auch der Marienkäfer, der mit seinem schwarz-roten Farbmuster viel häufiger als Glückssymbol verwendet wird als andere nützliche Insekten. Dass Postkarten mit Fliegenpilzen in der Zeit nach 1900 häufiger wurden, hängt wahrscheinlich auch mit der veränderten Bedeutung des Wortes „Glückspilz“ zusammen. Wie das englische Wort „Mushroom“ bedeutete es zunächst „Emporkömmling, Parvenue“. Erst im 19. Jahrhundert bezeichnete es häufiger einen Menschen, der Glück hat.

Werbeträger

Milchpilz in Regensburg (errichtet 1954, seit 2003 unter Denkmalschutz)

In den 1950er Jahren baute die Firma Waldner insgesamt 50 Kioske in Fliegenpilzform, die ursprünglich zum Verkauf von Molkereiprodukten gedacht waren und auch exportiert wurden. Von den heute noch existierenden Exemplaren stehen inzwischen manche unter Denkmalschutz.