Panikattacke
Panikattacke ⓘ | |
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Eine künstlerische Darstellung von jemandem, der eine Panikattacke erlebt und von einer anderen Person beruhigt wird. | |
Fachgebiet | Psychiatrie |
Symptome | Phasen intensiver Angst, Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, Kurzatmigkeit, Taubheitsgefühl |
Komplikationen | Selbstbeschädigung, Selbstmord |
Gewöhnlicher Ausbruch | Über Minuten |
Dauer | Sekunden bis Stunden |
Ursachen | Panikstörung, soziale Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung, Drogenkonsum, Depression, medizinische Probleme |
Risikofaktoren | Rauchen, psychische Belastung |
Diagnostisches Verfahren | Nach Ausschluss anderer möglicher Ursachen |
Differentialdiagnose | Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, Herzkrankheit, Lungenkrankheit, Drogenkonsum, Dysautonomie |
Behandlung | Beratung, medikamentöse Behandlung |
Medikation | Antidepressivum |
Prognose | In der Regel gut |
Häufigkeit | 3% (EU), 11% (US) |
Panikattacken sind plötzliche Phasen intensiver Angst und Unbehagen, die mit Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit, Zittern, Schwindel, Taubheit, Verwirrung oder einem Gefühl des drohenden Untergangs oder des Kontrollverlusts einhergehen können. In der Regel erreichen die Symptome innerhalb von zehn Minuten nach ihrem Auftreten ihren Höhepunkt und halten etwa 30 Minuten lang an, doch kann die Dauer von Sekunden bis Stunden variieren. Obwohl sie extrem beängstigend und belastend sein können, sind Panikattacken selbst nicht körperlich gefährlich. ⓘ
Die wesentlichen Merkmale von Panikattacken bleiben unverändert, obwohl die komplizierte DSM-IV-Terminologie zur Beschreibung der verschiedenen Arten von Panikattacken (d. h. situativ gebunden/gezwungen, situativ prädisponiert und unerwartet/ungezwungen) durch die Begriffe unerwartete und erwartete Panikattacken ersetzt wurde. Panikattacken fungieren als Marker und prognostischer Faktor für den Schweregrad der Diagnose, den Verlauf und die Komorbidität bei einer Reihe von Störungen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Angststörungen. Daher können Panikattacken als ein Spezifizierer aufgeführt werden, der für alle DSM-5-Störungen gilt. ⓘ
Panikattacken können aufgrund verschiedener Störungen auftreten, darunter Panikstörung, soziale Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung, Substanzkonsumstörung, Depression und medizinische Probleme. Sie können entweder ausgelöst werden oder unerwartet auftreten. Rauchen, Koffein und psychischer Stress erhöhen das Risiko, eine Panikattacke zu bekommen. Vor der Diagnose sollten Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen, ausgeschlossen werden, z. B. Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, Herz- und Lungenerkrankungen, Drogenkonsum und Dysautonomie. ⓘ
Die Behandlung von Panikattacken sollte auf die zugrunde liegende Ursache ausgerichtet sein. Bei häufigen Attacken können Beratungen oder Medikamente eingesetzt werden. Auch Atemtraining und Muskelentspannungstechniken können helfen. Die Betroffenen haben ein höheres Selbstmordrisiko. ⓘ
In Europa erleiden etwa 3 % der Bevölkerung in einem Jahr eine Panikattacke, in den Vereinigten Staaten sind es etwa 11 %. Sie treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Sie beginnen oft in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter. Kinder und ältere Menschen sind weniger häufig betroffen. ⓘ
Als Panikattacke wird das einzelne plötzliche und in der Regel nur einige Minuten anhaltende Auftreten einer körperlichen und psychischen Alarmreaktion (fight or flight) ohne objektiven äußeren Anlass bezeichnet. Oft ist den Betroffenen nicht klar, dass ihre Symptome Ausdruck einer Panikreaktion sind. Die damit verbundenen körperlichen Reaktionen werden oft als (lebens-)bedrohlich erlebt, was die Angst und Panik weiter steigert. ⓘ
Seltener können sich Panikattacken über einen längeren Zeitraum (bis zu mehreren Stunden) mit abgeschwächten Symptomen erstrecken. Vereinzelt stehen auch nur die psychischen Symptome (Angstgedanken, Derealisation und Depersonalisation) im Vordergrund, während körperliche Symptome kaum bemerkt werden. Beiden Gruppen gemeinsam ist, dass die Symptome oft nicht als Auswirkung einer Panik erkannt werden. ⓘ
Anzeichen und Symptome
Menschen mit Panikattacken berichten häufig über Angst vor dem Tod oder einem Herzinfarkt, über blitzartiges Sehen oder andere Sehstörungen, Ohnmacht oder Übelkeit, Taubheitsgefühle im ganzen Körper, Kurzatmigkeit und Hyperventilation oder den Verlust der Körperkontrolle. Manche Menschen erleben auch einen Tunnelblick, der meist darauf zurückzuführen ist, dass der Blutfluss aus dem Kopf in kritischere Körperteile fließt, um sich zu verteidigen. Diese Gefühle können einen starken Drang auslösen, dem Ort des Angriffs zu entkommen oder zu fliehen (eine Folge der "Kampf-oder-Flucht-Reaktion", bei der das Hormon, das diese Reaktion auslöst, in erheblichen Mengen ausgeschüttet wird). Durch diese Reaktion wird der Körper mit Hormonen, insbesondere Adrenalin, überschwemmt, die ihn bei der Abwehr von Gefahren unterstützen. ⓘ
Eine Panikattacke kann entstehen, wenn die Hochregulierung durch den Sympathikus (SNS) nicht durch den Parasympathikus (PNS) gemildert wird. Zu den häufigsten Symptomen gehören Zittern, Dyspnoe (Kurzatmigkeit), Herzklopfen, Schmerzen in der Brust (oder Engegefühl in der Brust), Hitzewallungen, Kälteblitze, brennende Empfindungen (insbesondere im Gesichts- oder Nackenbereich), Schwitzen, Übelkeit, Schwindel (oder leichter Schwindel), Benommenheit, Schweregefühl, Hyperventilation, Parästhesien (Kribbeln), Gefühle des Erstickens oder Erstickens, Schwierigkeiten, sich zu bewegen, Depersonalisierung und/oder Derealisierung. Diese körperlichen Symptome werden von Menschen, die zu Panikattacken neigen, als alarmierend empfunden. Dies führt zu einer verstärkten Angst und bildet eine positive Rückkopplungsschleife. ⓘ
Kurzatmigkeit und Schmerzen in der Brust sind die vorherrschenden Symptome. Viele Menschen, die eine Panikattacke erleiden, halten diese fälschlicherweise für einen Herzinfarkt und suchen daher die Notaufnahme auf. Da Brustschmerzen und Kurzatmigkeit typische Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie instabiler Angina pectoris und Myokardinfarkt sind, muss vor der Diagnose einer Panikattacke eine Ausschlussdiagnose (Ausschluss anderer Erkrankungen) gestellt werden. Dies ist besonders wichtig bei Menschen, deren psychischer Gesundheitszustand und Herzgesundheit unbekannt sind. Dies kann anhand eines Elektrokardiogramms und der Beurteilung der psychischen Gesundheit erfolgen. ⓘ
Panikattacken unterscheiden sich von anderen Formen der Angst durch ihre Intensität und ihren plötzlichen, episodischen Charakter. Sie treten häufig in Verbindung mit Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen auf, obwohl Panikattacken im Allgemeinen nicht auf eine psychische Störung hinweisen. ⓘ
Ursachen
Es gibt langfristige, biologische, umweltbedingte und soziale Ursachen für Panikattacken. Im Jahr 1993 schlugen Fava et al. eine Stufenmethode zum Verständnis der Entstehung von Störungen vor. Die erste Stufe bei der Entwicklung einer Störung umfasst prädisponierende Faktoren wie Genetik, Persönlichkeit und mangelndes Wohlbefinden. Panikstörungen treten häufig im frühen Erwachsenenalter auf, obwohl sie in jedem Alter auftreten können. Sie tritt häufiger bei Frauen und bei Menschen mit überdurchschnittlicher Intelligenz auf. In verschiedenen Zwillingsstudien, bei denen ein eineiiger Zwilling an einer Angststörung leidet, wurde berichtet, dass der andere Zwilling ebenfalls häufig eine Angststörung diagnostiziert bekommt. ⓘ
Zu den biologischen Ursachen können Zwangsstörungen, das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom, posttraumatische Belastungsstörungen, Hypoglykämie, Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Wilson, Mitralklappenprolaps, Phäochromozytom und Innenohrstörungen (Labyrinthitis) gehören. Eine Dysregulation des Noradrenalin-Systems im Locus coeruleus, einem Bereich des Hirnstamms, wurde mit Panikattacken in Verbindung gebracht. ⓘ
Panikattacken können auch durch kurzfristige Stressfaktoren ausgelöst werden. Ein bedeutender persönlicher Verlust, einschließlich einer emotionalen Bindung an einen romantischen Partner, Lebensübergänge und bedeutende Veränderungen im Leben können Panikattacken auslösen. Ein ängstliches Temperament, ein übermäßiges Bedürfnis nach Bestätigung, hypochondrische Ängste, eine übervorsichtige Weltsicht und kumulativer Stress wurden mit Panikattacken in Verbindung gebracht. Bei Heranwachsenden können auch soziale Veränderungen eine Ursache sein. ⓘ
Häufig treten Panikattacken als direkte Folge der Konfrontation mit einem Objekt oder einer Situation auf, vor dem bzw. der sie eine Phobie haben. Panikattacken können auch situationsgebunden sein, wenn bestimmte Situationen mit Panik assoziiert werden, weil die Betroffenen in dieser Situation bereits eine Panikattacke erlebt haben. Menschen können auch eine kognitive oder verhaltensbedingte Veranlagung haben, in bestimmten Situationen Panikattacken zu bekommen. ⓘ
Zu den aufrechterhaltenden Ursachen gehören das Vermeiden von panikauslösenden Situationen oder Umgebungen, ängstliche/negative Selbstgespräche ("Was-wäre-wenn"-Denken), falsche Überzeugungen ("diese Symptome sind schädlich und/oder gefährlich") und zurückgehaltene Gefühle. ⓘ
Das Hyperventilationssyndrom kann auftreten, wenn eine Person aus dem Brustkorb atmet, was zu einer Überatmung führen kann (Ausatmen von übermäßigem Kohlendioxid im Verhältnis zur Sauerstoffmenge im Blut). Das Hyperventilationssyndrom kann zu respiratorischer Alkalose und Hypokapnie führen. Bei diesem Syndrom tritt häufig auch eine ausgeprägte Mundatmung auf. Dies führt zu einer Reihe von Symptomen, darunter Herzrasen, Schwindel und Benommenheit, die Panikattacken auslösen können. ⓘ
Panikattacken können auch durch Substanzen ausgelöst werden. Das Absetzen oder die deutliche Verringerung der Dosis einer Substanz wie eines Medikaments (Drogenentzug), z. B. eines Antidepressivums (Antidepressiva-Absetzsyndrom), kann eine Panikattacke auslösen. Im Harvard Mental Health Letter heißt es: "Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen des Marihuanarauchens sind Angstzustände und Panikattacken. Studien zufolge treten bei etwa 20 bis 30 % der Freizeitkonsumenten nach dem Rauchen von Marihuana solche Probleme auf". Zigarettenrauchen ist eine weitere Substanz, die mit Panikattacken in Verbindung gebracht wurde. ⓘ
Ein gemeinsamer Nenner der derzeitigen psychiatrischen Ansätze zur Behandlung von Panikstörungen ist, dass keine wirkliche Gefahr besteht und die Angst der Betroffenen unangemessen ist. ⓘ
Panikstörung
Von einer Panikstörung spricht man bei Menschen, die immer wiederkehrende, anhaltende Anfälle haben oder starke Angst vor einem weiteren Anfall verspüren. Die Panikstörung unterscheidet sich von anderen Angststörungen dadurch, dass die Panikattacken oft plötzlich und unprovoziert auftreten. Allerdings können Panikattacken bei Menschen mit einer Panikstörung auch mit bestimmten Orten oder Situationen verbunden sein oder durch diese verstärkt werden, was das tägliche Leben erschwert. ⓘ
Agoraphobie
Bei der Agoraphobie handelt es sich um eine Angststörung, die in erster Linie aus der Furcht besteht, eine schwierige oder peinliche Situation zu erleben, aus der die Betroffenen nicht entkommen können. Panikattacken werden häufig mit Agoraphobie in Verbindung gebracht. Menschen mit schwerer Agoraphobie können sich auf ihre Wohnung beschränken und haben Schwierigkeiten, sich von diesem "sicheren Ort" zu entfernen. Das Wort "Agoraphobie" stammt von den griechischen Wörtern Agora (αγορά) und Phobos (φόβος), wobei sich der Begriff "Agora" auf das Stadtzentrum einer antiken griechischen Stadt bezieht. In Japan werden Menschen mit extremer Agoraphobie, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen wollen oder können, als Hikikomori bezeichnet. Das Phänomen ist allgemein unter dem gleichen Namen bekannt, und es wird geschätzt, dass etwa eine halbe Million japanischer Jugendlicher Hikikomori sind. ⓘ
Menschen, die in bestimmten Situationen eine Panikattacke erlitten haben, können Phobien vor diesen Situationen entwickeln und beginnen, sie zu meiden. Schließlich können das Vermeidungsmuster und die Angst vor einer weiteren Attacke so weit gehen, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, Auto zu fahren oder auch nur das Haus zu verlassen. In diesem Stadium spricht man von einer Panikstörung mit Agoraphobie. ⓘ
Experimentell ausgelöst
Die Symptome einer Panikattacke können im Labor auf verschiedene Weise experimentell ausgelöst werden. Zu Forschungszwecken wird unter anderem eine Bolusinjektion des Neuropeptids Cholecystokinin-Tetrapeptid (CCK-4) verabreicht. Verschiedene Tiermodelle von Panikattacken sind experimentell untersucht worden. ⓘ
Ungleichgewicht der Neurotransmitter
Viele Neurotransmitter sind betroffen, wenn der Körper unter dem erhöhten Stress und der Angst steht, die mit einer Panikattacke einhergehen. Dazu gehören Serotonin, GABA (Gamma-Aminobuttersäure), Dopamin, Noradrenalin und Glutamat. Es muss jedoch noch weiter erforscht werden, wie diese Neurotransmitter während einer Panikattacke miteinander interagieren, um solide Schlussfolgerungen ziehen zu können. ⓘ
Ein Anstieg des Serotoninspiegels in bestimmten Hirnregionen scheint mit der Verringerung von Angstzuständen zusammenzuhängen. Ein weiteres Indiz dafür, dass Serotonin eine Rolle bei Angstzuständen spielt, ist die Tatsache, dass Menschen, die SSRI einnehmen, tendenziell eine Verringerung der Angst empfinden, wenn ihr Gehirn mehr Serotonin zur Verfügung hat. ⓘ
Der wichtigste hemmende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem (ZNS) ist GABA. Die meisten Bahnen, die GABA nutzen, neigen dazu, die Angst sofort zu reduzieren. ⓘ
Die Rolle von Dopamin bei Angstzuständen ist noch nicht ganz geklärt. Einige antipsychotische Medikamente, die die Dopaminproduktion beeinflussen, wirken nachweislich angstlindernd. Dies könnte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass Dopamin das Gefühl der Selbstwirksamkeit und des Selbstvertrauens steigert, was indirekt die Angst reduziert. ⓘ
Viele körperliche Symptome der Angst, wie Herzrasen und Zittern der Hände, werden durch Noradrenalin reguliert. Medikamente, die der Wirkung von Noradrenalin entgegenwirken, können die körperlichen Symptome einer Panikattacke wirksam reduzieren. Dennoch sind einige Medikamente, die den "Hintergrund"-Norepinephrinspiegel erhöhen, wie Trizyklika und SNRI, für die Langzeitbehandlung von Panikattacken wirksam, möglicherweise indem sie die mit Panikattacken verbundenen Noradrenalinspitzen abschwächen. ⓘ
Da Glutamat der wichtigste exzitatorische Neurotransmitter im zentralen Nervensystem (ZNS) ist, findet man es in fast allen Nervenbahnen des Körpers. Glutamat ist wahrscheinlich an der Konditionierung beteiligt, d. h. an dem Prozess, durch den bestimmte Ängste entstehen, und an der Extinktion, d. h. der Beseitigung dieser Ängste. ⓘ
Pathophysiologie
Die Symptome einer Panikattacke können dazu führen, dass der Betroffene das Gefühl hat, sein Körper würde versagen. Die Symptome können wie folgt verstanden werden. Zunächst kommt es häufig zu einem plötzlichen Auftreten von Angst, ohne dass ein auslösender Reiz vorhanden ist. Dies führt zu einer Ausschüttung von Adrenalin (Epinephrin), das die Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslöst, wenn sich der Körper auf eine anstrengende körperliche Tätigkeit vorbereitet. Dies führt zu einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie), schneller Atmung (Hyperventilation), die als Atemnot (Dyspnoe) wahrgenommen werden kann, und Schwitzen. Da es selten zu einer anstrengenden Tätigkeit kommt, führt die Hyperventilation zu einem Abfall des Kohlendioxidgehalts in der Lunge und dann im Blut. Dies führt zu einer Verschiebung des pH-Werts im Blut (respiratorische Alkalose oder Hypokapnie), die eine kompensatorische metabolische Azidose verursacht und Chemosensor-Mechanismen aktiviert, die diese pH-Verschiebung in autonome und respiratorische Reaktionen umsetzen. ⓘ
Darüber hinaus verursachen diese Hypokapnie und die Adrenalinausschüttung während einer Panikattacke eine Vasokonstriktion, die zu einer etwas geringeren Durchblutung des Kopfes führt, was Schwindel und Benommenheit verursacht. Eine Panikattacke kann dazu führen, dass der Blutzucker vom Gehirn weg und zu den großen Muskeln hin gezogen wird. Neuroimaging zeigt eine erhöhte Aktivität in der Amygdala, im Thalamus, im Hypothalamus und in Hirnstammregionen wie dem periaqueduktalen Grau, dem parabrachialen Kern und dem Locus coeruleus. Insbesondere der Amygdala wird eine entscheidende Rolle zugeschrieben. Die Kombination aus erhöhter Aktivität in der Amygdala (Angstzentrum) und im Hirnstamm sowie verminderter Durchblutung und Blutzucker im Gehirn kann zu einer verminderten Aktivität im präfrontalen Kortex (PFC) des Gehirns führen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Angststörung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) erhöht. Die Betroffenen haben auch eine geringere Herzfrequenzvariabilität. ⓘ
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Menschen, bei denen eine Panikstörung diagnostiziert wurde, haben ein etwa doppelt so hohes Risiko für koronare Herzkrankheiten. Auch bestimmte Stressreaktionen auf Depressionen erhöhen nachweislich das Risiko, und bei Personen, bei denen sowohl eine Depression als auch eine Panikstörung diagnostiziert wurde, ist das Risiko fast dreimal so hoch. ⓘ
Diagnose
Die DSM-5-Diagnosekriterien für eine Panikattacke umfassen eine diskrete Phase intensiver Angst oder Unbehaglichkeit, in der vier (oder mehr) der folgenden Symptome plötzlich auftreten und innerhalb von Minuten einen Höhepunkt erreichen:
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Im DSM-5 können kulturspezifische Symptome (z. B. Tinnitus, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und unkontrollierbares Schreien oder Weinen) aufgeführt werden. Solche Symptome sollten nicht zu den vier erforderlichen Symptomen gezählt werden. ⓘ
Einige oder alle dieser Symptome können bei Vorliegen eines Phäochromozytoms auftreten. ⓘ
Screening-Instrumente wie die Panic Disorder Severity Scale können verwendet werden, um mögliche Fälle von Panikstörung zu erkennen und die Notwendigkeit einer formalen diagnostischen Bewertung anzudeuten. ⓘ
Behandlung
Die Panikstörung lässt sich in der Regel mit einer Reihe von Maßnahmen, einschließlich psychologischer Therapien und Medikamenten, wirksam behandeln. Die kognitive Verhaltenstherapie hat die umfassendste und am längsten anhaltende Wirkung, gefolgt von spezifischen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2009 ergab positive Ergebnisse bei Therapie und Medikation und ein deutlich besseres Ergebnis, wenn beide kombiniert wurden. ⓘ
Änderungen des Lebensstils
Koffein kann panische Angstzustände verursachen oder verschlimmern. Während des Entzugs von Koffein und verschiedenen anderen Drogen kann die Angst vorübergehend zunehmen. ⓘ
Vermehrte und regelmäßige aerobe Übungen wie Laufen haben nachweislich eine positive Wirkung auf die Bekämpfung von Panikangst. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Wirkung mit der Ausschüttung von Endorphinen und der anschließenden Verringerung des Stresshormons Cortisol zusammenhängt, die durch Sport ausgelöst werden. ⓘ
Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Paniksymptome durch die erhöhte Atemfrequenz, die bei aerobem Training auftritt, ausgelöst oder verschlimmert werden. Diese erhöhte Atemfrequenz kann zu Hyperventilation und einem Hyperventilationssyndrom führen, das die Symptome eines Herzinfarkts nachahmt und somit eine Panikattacke auslöst. Es hat sich gezeigt, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn das Training in einem angemessenen Rhythmus durchgeführt wird. ⓘ
Auch Meditation kann bei der Behandlung von Panikstörungen hilfreich sein. ⓘ
Muskelentspannungstechniken sind für manche Menschen hilfreich. Diese können mit Hilfe von Aufnahmen, Videos oder Büchern erlernt werden. Obwohl sich die Muskelentspannung in kontrollierten Studien als weniger wirksam erwiesen hat als kognitive Verhaltenstherapien, finden viele Menschen durch Muskelentspannung zumindest vorübergehend Linderung. ⓘ
Atemübungen
In den meisten Fällen handelt es sich um eine Hyperventilation, die die Auswirkungen der Panikattacke verschlimmert. Atemübungen helfen, den Sauerstoff- und CO2-Gehalt im Blut wieder ins Gleichgewicht zu bringen. ⓘ
David D. Burns empfiehlt Atemübungen für Menschen mit Angstzuständen. Eine dieser Atemübungen ist das 5-2-5-Zählen. Atmen Sie 5 Sekunden lang mit dem Bauch (oder Zwerchfell) - und nicht mit der Brust - ein (spüren Sie, wie der Bauch herauskommt, anstatt dass sich die Brust ausdehnt). Wenn der maximale Punkt beim Einatmen erreicht ist, halten Sie den Atem für 2 Sekunden an. Dann atmen Sie langsam aus, 5 Sekunden lang. Wiederholen Sie diesen Zyklus zweimal und atmen Sie dann 5 Zyklen lang "normal" (1 Zyklus = 1 Einatmen + 1 Ausatmen). Es geht darum, sich auf die Atmung zu konzentrieren und die Herzfrequenz zu entspannen. Eine regelmäßige Zwerchfellatmung kann erreicht werden, indem die Ausatmung durch Zählen oder Summen verlängert wird. ⓘ
Obwohl das Atmen in eine Papiertüte eine gängige Empfehlung für die kurzfristige Behandlung der Symptome einer akuten Panikattacke war, wurde sie als minderwertig gegenüber der gemessenen Atmung kritisiert, da sie die Panikattacke verschlimmern und möglicherweise den benötigten Sauerstoff im Blut reduzieren könnte. Während die Papiersacktechnik das benötigte Kohlendioxid erhöht und damit die Symptome reduziert, kann sie den Sauerstoffgehalt im Blut übermäßig senken. ⓘ
Die Kapnometrie, bei der die ausgeatmeten CO2-Werte gemessen werden, kann bei der Steuerung der Atmung helfen. ⓘ
Therapie
Nach Angaben der American Psychological Association sind sich die meisten Fachleute einig, dass eine Kombination aus kognitiven und Verhaltenstherapien die beste Behandlung für Panikstörungen ist. In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Der erste Teil der Therapie dient vor allem der Information. Vielen Menschen hilft es sehr, wenn sie genau verstehen, was eine Panikstörung ist und wie viele andere sie erleben. Viele Menschen mit einer Panikstörung sind besorgt, dass ihre Panikattacken bedeuten, dass sie "verrückt" werden oder dass die Panik einen Herzinfarkt auslösen könnte. Die kognitive Umstrukturierung hilft den Betroffenen, diese Gedanken durch eine realistischere, positivere Sichtweise der Panikattacken zu ersetzen. Vermeidungsverhalten ist einer der Hauptaspekte, die Menschen mit häufigen Panikattacken daran hindern, gesund zu funktionieren. Die Expositionstherapie, die eine wiederholte und längere Konfrontation mit gefürchteten Situationen und Körperempfindungen beinhaltet, hilft, die Angstreaktionen auf panikauslösende äußere und innere Reize abzuschwächen und realistische Sichtweisen auf die Paniksymptome zu stärken. ⓘ
In tiefer gehenden psychoanalytischen Ansätzen, insbesondere in der Objektbeziehungstheorie, werden Panikattacken häufig mit Spaltung (Psychologie), paranoid-schizoiden und depressiven Positionen sowie paranoider Angst in Verbindung gebracht. Häufig werden sie mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und sexuellem Kindesmissbrauch in Verbindung gebracht. Paranoide Ängste können den Grad einer Verfolgungsangst erreichen. ⓘ
Es gab eine Meta-Analyse zur Komorbidität von Panikstörungen und Agoraphobie. Dabei wurden die Patienten über einen bestimmten Zeitraum mit einer Expositionstherapie behandelt. An diesen Studien nahmen Hunderte von Patienten teil, die alle die DSM-IV-Kriterien für diese beiden Störungen erfüllten. Ein Ergebnis war, dass zweiunddreißig Prozent der Patienten nach der Behandlung eine Panikepisode hatten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Expositionstherapie bei Patienten, die mit einer Panikstörung und Agoraphobie leben, dauerhaft wirksam ist. ⓘ
Die Wirksamkeit von Gruppentherapien im Vergleich zu konventionellen Einzeltherapien für Menschen mit Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie scheint ähnlich zu sein. ⓘ
Medikation
Zu den medikamentösen Optionen bei Panikattacken gehören in der Regel Benzodiazepine und Antidepressiva. Benzodiazepine werden aufgrund ihrer potenziellen Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, Müdigkeit, undeutliches Sprechen und Gedächtnisverlust immer seltener verschrieben. Zu den Antidepressiva zur Behandlung von Panikattacken gehören selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), trizyklische Antidepressiva (TCA) und MAO-Hemmer (MAOI). Vor allem SSRI sind in der Regel die erste medikamentöse Behandlung, die zur Behandlung von Panikattacken eingesetzt wird. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva scheinen kurzfristig ähnlich wirksam zu sein. ⓘ
SSRI bergen ein relativ geringes Risiko, da sie kaum zu Toleranz oder Abhängigkeit führen und schwer zu überdosieren sind. TCAs haben ähnliche Vorteile wie SSRIs, sind aber mit häufigeren Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und kognitiven Störungen verbunden. Außerdem sind sie leichter zu überdosieren. MAOIs werden im Allgemeinen für Patienten empfohlen, die auf andere Behandlungsformen nicht angesprochen haben. ⓘ
Obwohl die medikamentöse Behandlung von Panikattacken sehr erfolgreich sein kann, wird in der Regel empfohlen, dass die Betroffenen auch an einer Therapie teilnehmen, beispielsweise an einer kognitiven Verhaltenstherapie. Medikamentöse Behandlungen werden in der Regel während der gesamten Dauer der Panikattacken eingesetzt und abgesetzt, nachdem der Patient mindestens sechs Monate lang beschwerdefrei war. In der Regel ist es am sichersten, diese Medikamente während der Therapie schrittweise abzusetzen. Auch wenn eine medikamentöse Behandlung für Kinder und Jugendliche vielversprechend zu sein scheint, besteht bei ihnen während der Einnahme dieser Medikamente ein erhöhtes Selbstmordrisiko, und ihr Wohlbefinden sollte genau überwacht werden. ⓘ
Prognose
Ungefähr ein Drittel der Betroffenen ist behandlungsresistent. Diese Menschen leiden auch nach der Behandlung weiterhin unter Panikattacken und verschiedenen anderen Symptomen einer Panikstörung. ⓘ
Viele Menschen, die wegen Panikattacken behandelt werden, erleben zunächst nur begrenzte Symptomattacken. Diese Panikattacken sind weniger umfangreich, wobei weniger als vier körperliche Symptome auftreten. ⓘ
Es ist nicht ungewöhnlich, dass nur ein oder zwei Symptome auf einmal auftreten, wie z. B. Vibrationen in den Beinen, Kurzatmigkeit oder eine intensive Hitzewelle, die den Körper hinaufzieht, was nicht mit Hitzewallungen aufgrund von Östrogenmangel vergleichbar ist. Einige Symptome, wie z. B. das Vibrieren in den Beinen, unterscheiden sich so stark von normalen Empfindungen, dass sie auf eine Panikstörung hindeuten. Andere Symptome auf der Liste können bei Menschen auftreten, die eine Panikstörung haben können oder auch nicht. Für eine Panikstörung ist es nicht erforderlich, dass vier oder mehr Symptome gleichzeitig vorhanden sind. Grundlose Panik und Herzrasen reichen aus, um auf eine Panikattacke hinzuweisen. ⓘ
Epidemiologie
In Europa erleiden etwa 3 % der Bevölkerung in einem Jahr eine Panikattacke, während in den Vereinigten Staaten etwa 11 % davon betroffen sind. Sie treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Sie beginnen oft in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter. Kinder und ältere Menschen sind weniger häufig betroffen. In einer Meta-Analyse wurden Daten aus Zwillings- und Familienstudien über den Zusammenhang zwischen Genen und Panikstörung ausgewertet. Die Forscher untersuchten auch die Möglichkeit eines Zusammenhangs mit Phobien, Zwangsstörungen und generalisierter Angststörung. Die Forscher nutzten eine Datenbank namens MEDLINE, um ihre Daten zu sammeln. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die genannten Störungen eine genetische Komponente haben und vererbt oder durch Gene weitergegeben werden. Bei den Nicht-Phobien liegt die Wahrscheinlichkeit der Vererbung bei 30-40 %, bei den Phobien bei 50-60 %. ⓘ
Typische Symptome
- Atemnot, Engegefühl in Brust und Kehle
- Hyperventilation (als Folge Kribbelgefühle in Gesicht und Händen, Muskelkrämpfe)
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Zittern, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
- Angstgedanken („Das ist ein Herzinfarkt“, „Jetzt sterbe ich gleich“, „Ich werde verrückt“)
- Depersonalisationsgefühle („Neben sich stehen“, „Nicht mehr ich selber sein“)
- Derealisationsgefühle (Umgebung wird als fremd, unwirklich wahrgenommen)
- Angst davor, Haus oder Wohnung zu verlassen, da etwas passieren könnte ⓘ