Dyspnoe

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Kurzatmigkeit
Andere BezeichnungenDyspnoe, Dyspnoea, Atemnot, Atemnot, Atemnot; Atemnot
SymptomsFeverCoughSOB (cropped).jpg
Aussprache
  • Dyspnoe: /dɪspˈniːə/; siehe auch § Etymologie und Aussprache
FachgebietLungenheilkunde

Kurzatmigkeit (SOB), medizinisch auch als Dyspnoe (AmE) oder Dyspnoea (BrE) bezeichnet, ist ein unangenehmes Gefühl, nicht ausreichend atmen zu können. Die American Thoracic Society definiert Dyspnoe als ein subjektives Erleben von Atembeschwerden, das aus qualitativ unterschiedlichen Empfindungen besteht, die in ihrer Intensität variieren", und empfiehlt, Dyspnoe anhand der Intensität der unterschiedlichen Empfindungen, des Ausmaßes der Belastung und des Unbehagens sowie der Belastung oder der Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens des Patienten zu bewerten. Zu den unterschiedlichen Empfindungen gehören Anstrengung/Arbeit beim Atmen, Engegefühl oder Schmerzen in der Brust und "Lufthunger" (das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu haben). Die Dreifußstellung wird oft als Zeichen angenommen.

Dyspnoe ist ein normales Symptom bei starker körperlicher Anstrengung, wird aber pathologisch, wenn sie in unerwarteten Situationen, in Ruhe oder bei leichter Anstrengung auftritt. In 85 % der Fälle ist sie auf Asthma, Lungenentzündung, kardiale Ischämie, interstitielle Lungenerkrankung, kongestive Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder psychogene Ursachen wie Panikstörung und Angstzustände zurückzuführen. Die beste Behandlung zur Linderung oder sogar Beseitigung der Kurzatmigkeit hängt in der Regel von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Klassifikation nach ICD-10
R06.0 Dyspnoe
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ursachen, Wahrnehmung und Folgen dieses Symptoms können sehr unterschiedlich sein. Treten solche Beschwerden nur unter körperlicher Belastung auf, handelt es sich um eine Belastungsdyspnoe (latente respiratorische Insuffizienz mit Einschränkung der Atemreserven und Lungenvolumina bei normalen Gasspannungen des Blutes in Ruhe), besteht die Atemnot schon in Ruhe, dann wird von einer Ruhedyspnoe gesprochen. Atemnot beim Sprechen heißt Sprechdyspnoe. Bei einer Orthopnoe kann die bestehende Ruhedyspnoe nur durch aufrechtes Sitzen und den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur gebessert werden.

Definition

Dyspnoe bedeutet im medizinischen Sinne "Kurzatmigkeit". Die American Thoracic Society definiert Dyspnoe wie folgt: "Eine subjektive Erfahrung von Atembeschwerden, die aus qualitativ unterschiedlichen Empfindungen besteht, die in ihrer Intensität variieren". Andere Definitionen beschreiben Dyspnoe auch als "Atembeschwerden", "gestörte oder unzureichende Atmung", "unangenehme Wahrnehmung der Atmung" und als die Erfahrung von "Atemlosigkeit" (die entweder akut oder chronisch sein kann).

Differentialdiagnose

Kurzatmigkeit wird in der Regel durch Störungen des Herz- oder Atmungssystems verursacht, aber auch andere Ursachen wie neurologische, muskuloskelettale, endokrine, hämatologische und psychiatrische Systeme können die Ursache sein. DiagnosisPro, ein medizinisches Online-Expertensystem, listete im Oktober 2010 497 verschiedene Ursachen auf. Die häufigsten kardiovaskulären Ursachen sind akuter Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz, während zu den häufigsten pulmonalen Ursachen chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Asthma, Pneumothorax, Lungenödem und Lungenentzündung zählen. Auf pathophysiologischer Basis lassen sich die Ursachen wie folgt einteilen: (1) eine erhöhte Wahrnehmung der normalen Atmung, wie z. B. bei einem Angstanfall, (2) eine erhöhte Atemarbeit und (3) eine Anomalie im Beatmungs- oder Atmungssystem.

Das Tempo des Auftretens und die Dauer der Dyspnoe sind nützlich, um die Ätiologie der Dyspnoe zu erkennen. Akute Atemnot steht in der Regel im Zusammenhang mit plötzlichen physiologischen Veränderungen wie Kehlkopfödemen, Bronchospasmus, Myokardinfarkt, Lungenembolie oder Pneumothorax. Bei Patienten mit COPD und idiopathischer Lungenfibrose (IPF) beginnt die Dyspnoe bei Anstrengung leicht und nimmt allmählich zu, unterbrochen von akuten Exazerbationen der Kurzatmigkeit. Im Gegensatz dazu leiden die meisten Asthmatiker nicht täglich unter Symptomen, sondern haben intermittierende Episoden von Dyspnoe, Husten und Engegefühl in der Brust, die in der Regel mit bestimmten Auslösern in Verbindung gebracht werden, wie z. B. einer Infektion der oberen Atemwege oder dem Kontakt mit Allergenen.

Akutes Koronarsyndrom

Das akute Koronarsyndrom äußert sich häufig mit retrosternalen Brustbeschwerden und Atemnot. Es kann jedoch auch atypisch mit Kurzatmigkeit allein auftreten. Zu den Risikofaktoren gehören hohes Alter, Rauchen, Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Diabetes. Ein Elektrokardiogramm und die Bestimmung von Herzenzymen sind sowohl für die Diagnose als auch für die Ausrichtung der Behandlung wichtig. Die Behandlung umfasst Maßnahmen zur Senkung des Sauerstoffbedarfs des Herzens und Bemühungen zur Steigerung des Blutflusses.

COVID-19

Menschen, die sich mit COVID-19 infiziert haben, können Symptome wie Fieber, trockener Husten, Geruchs- und Geschmacksverlust und in mittelschweren bis schweren Fällen Kurzatmigkeit aufweisen.

Kongestive Herzinsuffizienz

Die kongestive Herzinsuffizienz äußert sich häufig durch Kurzatmigkeit bei Anstrengung, Orthopnoe und paroxysmale nächtliche Dyspnoe. Sie betrifft zwischen 1 und 2 % der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten und tritt bei 10 % der über 65-Jährigen auf. Zu den Risikofaktoren für eine akute Dekompensation gehören eine hohe Kochsalzzufuhr, die Nichteinhaltung von Medikamenten, kardiale Ischämie, Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen, Lungenembolien, Bluthochdruck und Infektionen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Lungenstauung zu verringern.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), meist einem Emphysem oder einer chronischen Bronchitis, leiden häufig unter chronischer Kurzatmigkeit und einem chronisch produktiven Husten. Eine akute Exazerbation äußert sich in verstärkter Kurzatmigkeit und Auswurf. COPD ist ein Risikofaktor für eine Lungenentzündung; daher sollte diese Erkrankung ausgeschlossen werden. Bei einer akuten Exazerbation erfolgt die Behandlung mit einer Kombination aus Anticholinergika, Beta2-Adrenozeptor-Agonisten, Steroiden und möglicherweise Überdruckbeatmung.

Asthma

Asthma ist der häufigste Grund für die Vorstellung in der Notaufnahme mit Atemnot. Es ist die häufigste Lungenerkrankung sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industrieländern und betrifft etwa 5 % der Bevölkerung. Zu den weiteren Symptomen gehören Keuchen, Engegefühl in der Brust und ein nicht produktiver Husten. Inhalative Kortikosteroide sind die bevorzugte Behandlung für Kinder, allerdings können diese Medikamente die Wachstumsrate verringern. Akute Symptome werden mit kurz wirksamen Bronchodilatatoren behandelt.

Pneumothorax

Ein Pneumothorax äußert sich typischerweise durch akut auftretende pleuritische Brustschmerzen und Kurzatmigkeit, die sich mit Sauerstoff nicht bessert. Zu den körperlichen Befunden können fehlende Atemgeräusche auf einer Seite des Brustkorbs, eine Dehnung der Jugularvenen und eine Trachealdeviation gehören.

Lungenentzündung

Die Symptome einer Lungenentzündung sind Fieber, produktiver Husten, Kurzatmigkeit und pleuritische Brustschmerzen. Bei der Untersuchung können inspiratorische Knistergeräusche zu hören sein. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs kann nützlich sein, um eine Lungenentzündung von einer Herzinsuffizienz zu unterscheiden. Da die Ursache in der Regel eine bakterielle Infektion ist, werden in der Regel Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.

Lungenembolie

Eine Lungenembolie äußert sich in der Regel durch eine akut einsetzende Kurzatmigkeit. Weitere Symptome sind pleuritische Brustschmerzen, Husten, Bluthusten und Fieber. Zu den Risikofaktoren gehören tiefe Venenthrombosen, kürzlich durchgeführte Operationen, Krebs und frühere Thromboembolien. Bei akut auftretender Kurzatmigkeit muss aufgrund des hohen Mortalitätsrisikos immer an eine solche Erkrankung gedacht werden. Die Diagnose kann jedoch schwierig sein, und zur Beurteilung der klinischen Wahrscheinlichkeit wird häufig der Wells-Score verwendet. Die Behandlung beginnt je nach Schwere der Symptome in der Regel mit gerinnungshemmenden Medikamenten; das Vorhandensein ominöser Zeichen (niedriger Blutdruck) kann den Einsatz von Thrombolytika rechtfertigen.

Anämie

Eine Anämie, die sich allmählich entwickelt, äußert sich in der Regel durch Belastungsdyspnoe, Müdigkeit, Schwäche und Tachykardie. Sie kann zu Herzversagen führen. Anämie ist häufig eine Ursache für Dyspnoe. Die Menstruation, insbesondere wenn sie übermäßig stark ist, kann bei Frauen zu Anämie und damit zu Dyspnoe führen. Kopfschmerzen sind ebenfalls ein Symptom für Dyspnoe bei Patienten mit Anämie. Einige Patienten berichten über ein taubes Gefühl im Kopf, andere über verschwommenes Sehen, das durch eine Hypotonie hinter dem Auge aufgrund von Sauerstoff- und Druckmangel verursacht wird; diese Patienten haben auch über starke Kopfschmerzen berichtet, von denen viele zu dauerhaften Hirnschäden führen. Zu den Symptomen können Konzentrations- und Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Beeinträchtigung des Sprachvermögens und Gedächtnisverlust gehören.

Krebs

Kurzatmigkeit ist bei Krebspatienten häufig und kann durch zahlreiche verschiedene Faktoren verursacht werden. Bei Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung kann es zu akuter Kurzatmigkeit über längere Zeiträume mit starker Atemnot kommen, aber auch zu einem kontinuierlichen Gefühl der Atemlosigkeit.

Andere

Andere wichtige oder häufige Ursachen für Kurzatmigkeit sind Herztamponade, Anaphylaxie, interstitielle Lungenerkrankung, Panikattacken und pulmonale Hypertonie. Außerdem leiden etwa 2/3 der Frauen im Rahmen einer normalen Schwangerschaft unter Kurzatmigkeit.

Eine Herztamponade äußert sich in Dyspnoe, Tachykardie, erhöhtem Jugularvenendruck und Pulsus paradoxus. Der Goldstandard für die Diagnose ist die Ultraschalluntersuchung.

Eine Anaphylaxie beginnt typischerweise innerhalb weniger Minuten bei einer Person, die schon einmal eine Anaphylaxie erlebt hat. Weitere Symptome sind Urtikaria, Rachenschwellung und Magen-Darm-Beschwerden. Die primäre Behandlung ist Epinephrin.

Die interstitielle Lungenerkrankung äußert sich durch allmählich einsetzende Kurzatmigkeit, typischerweise in Verbindung mit einer prädisponierenden Umweltexposition in der Vorgeschichte. Kurzatmigkeit ist oft das einzige Symptom bei Tachykardie.

Panikattacken treten typischerweise mit Hyperventilation, Schweißausbrüchen und Taubheitsgefühlen auf. Sie stellen jedoch eine Ausschlussdiagnose dar.

Neurologische Erkrankungen wie Rückenmarksverletzungen, Verletzungen des Zwerchfellnervs, das Guillain-Barré-Syndrom, amyotrophe Lateralsklerose, Multiple Sklerose und Muskeldystrophie können ebenfalls zu Kurzatmigkeit führen. Kurzatmigkeit kann auch als Folge einer Stimmbanddysfunktion (VCD) auftreten.

Die Sarkoidose ist eine entzündliche Erkrankung unbekannter Ätiologie, die sich in der Regel durch trockenen Husten, Müdigkeit und Kurzatmigkeit äußert, obwohl mehrere Organsysteme betroffen sein können, z. B. die Augen, die Haut und die Gelenke.

Pathophysiologie

Die Kurzatmigkeit kann über verschiedene physiologische Wege ausgelöst werden, u. a. über ASIC-Chemorezeptoren, Mechanorezeptoren und Lungenrezeptoren.

Es wird angenommen, dass drei Hauptkomponenten zur Dyspnoe beitragen: afferente Signale, efferente Signale und die zentrale Informationsverarbeitung. Man geht davon aus, dass die zentrale Verarbeitung im Gehirn die afferenten und efferenten Signale vergleicht, und dass Dyspnoe entsteht, wenn es zu einer "Fehlanpassung" zwischen den beiden kommt: z. B. wenn der Beatmungsbedarf (afferente Signale) nicht durch die physische Atmung (efferente Signale) gedeckt wird.

Afferente Signale sind sensorische neuronale Signale, die zum Gehirn aufsteigen. Afferente Neuronen, die für die Dyspnoe von Bedeutung sind, stammen aus einer Vielzahl von Quellen wie den Karotiskörpern, dem Rückenmark, der Lunge und der Brustwand. Chemorezeptoren in den Karotiskörpern und im Rückenmark liefern Informationen über die Blutgaswerte von O2, CO2 und H+. In der Lunge reagieren die juxtakapillären (J) Rezeptoren auf ein interstitielles Lungenödem, während Dehnungsrezeptoren eine Bronchokonstriktion signalisieren. Muskelspindeln in der Brustwand signalisieren die Dehnung und Spannung der Atemmuskulatur. So können eine schlechte Belüftung, die zu Hyperkapnie führt, eine Linksherzinsuffizienz, die zu einem interstitiellen Ödem führt (das den Gasaustausch beeinträchtigt), Asthma, das eine Bronchokonstriktion verursacht (die den Luftstrom einschränkt), und Muskelermüdung, die zu einer ineffektiven Atemmuskeltätigkeit führt, alle zu einem Gefühl der Dyspnoe beitragen.

Efferente Signale sind die motorischen neuronalen Signale, die zu den Atemmuskeln absteigen. Der wichtigste Atmungsmuskel ist das Zwerchfell. Weitere Atemmuskeln sind die äußeren und inneren Zwischenrippenmuskeln, die Bauchmuskeln und die akzessorischen Atemmuskeln.

Während das Gehirn die reichlich vorhandenen afferenten Informationen über die Atmung erhält, kann es diese mit dem aktuellen Atmungsniveau vergleichen, das durch die efferenten Signale bestimmt wird. Wenn die Atmung dem Zustand des Körpers nicht angemessen ist, kann es zu Dyspnoe kommen. Dyspnoe hat auch eine psychologische Komponente, da sich manche Menschen unter solchen Umständen ihrer Atmung bewusst werden, aber nicht den typischen Leidensdruck einer Dyspnoe verspüren.

Diagnose

Es ist sinnvoll, die Stärke der Atemnot auf einer Skala zu erfassen. Ein Standardinstrument zur Einschätzung des funktionellen Status von Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen ist der MMRC, eine modifizierte NYHA-Klassifikation. Mit der Borg Dyspnoe Skala kann versucht werden, das subjektive Dyspnoe-Empfinden von Patienten während oder sofort nach einem Leistungstest einzustufen. In der Palliativmedizin wird zunehmend die Edmonton Symptom Assessment System (ESAS) auch für die Beurteilung der Dyspnoe eingesetzt, wobei hier Patientenaussagen wohl noch zu wenig berücksichtigt werden.

Objektive Anzeichen für eine Dyspnoe sind: tiefere Atemzüge, eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe), Einziehungen und der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur im Sitzen, evtl. Stehen. Eine Zyanose muss nicht, aber kann als Zeichen eines Sauerstoffmangels vorhanden sein.

Weitere Symptome bei der akuten Dyspnoe können beispielsweise Giemen bei der Ausatmung, Husten, Stridor bei der Einatmung, Brustkorbschmerz und Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz sein.

In der Palliativmedizin stehen allerdings nicht mehr diagnostische Abklärungen und die Behandlung der Grunderkrankung, sondern eine symptomorientierte Therapie im Vordergrund der Bemühungen. Jede neu auftretende Atemnot soll deshalb mit möglichst einfachen und den Patienten nicht belastenden Untersuchungen geklärt werden.

MRC-Skala für Kurzatmigkeit
Grad Grad der Dyspnoe
1 keine Dyspnoe außer bei anstrengender Bewegung
2 Dyspnoe beim Gehen an einer Steigung oder beim eiligen Gehen in der Ebene
3 geht langsamer als die meisten anderen in der Ebene oder bleibt nach 15 Minuten Gehen in der Ebene stehen
4 hört nach einigen Minuten ebenen Gehens auf
5 bei minimaler Aktivität, z. B. beim Anziehen, zu dyspnoisch ist, um das Haus zu verlassen

Der anfängliche Ansatz zur Beurteilung beginnt mit einer Beurteilung der Atemwege, der Atmung und des Kreislaufs, gefolgt von einer Anamnese und einer körperlichen Untersuchung. Zu den Anzeichen und Symptomen, die auf einen hohen Schweregrad hindeuten, gehören Hypotonie, Hypoxämie, Trachealdeviation, veränderter mentaler Status, instabile Herzrhythmusstörungen, Stridor, interkostales Einziehen, Zyanose, Dreifußstellung, ausgeprägter Einsatz der akzessorischen Muskeln (Sternocleidomastoideus, Skalenus) und fehlende Atemgeräusche.

Blutuntersuchungen

Eine Reihe von Laboruntersuchungen kann bei der Bestimmung der Ursache der Kurzatmigkeit hilfreich sein. Der D-Dimer-Wert ist zwar nützlich, um bei Personen mit geringem Risiko eine Lungenembolie auszuschließen, ist aber nicht sehr aussagekräftig, wenn er positiv ist, da er bei einer Reihe von Erkrankungen, die zu Kurzatmigkeit führen, positiv sein kann. Ein niedriger Wert des natriuretischen Peptids im Gehirn ist nützlich, um eine Herzinsuffizienz auszuschließen; ein hoher Wert kann jedoch auch auf ein fortgeschrittenes Alter, Nierenversagen, ein akutes Koronarsyndrom oder eine große Lungenembolie hindeuten, obwohl er die Diagnose unterstützt.

Bildgebung

Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs ist nützlich, um einen Pneumothorax, ein Lungenödem oder eine Lungenentzündung zu bestätigen oder auszuschließen. Die Spiral-Computertomographie mit intravenösem Röntgenkontrastmittel ist die bildgebende Untersuchung der Wahl zur Feststellung einer Lungenembolie.

Behandlung

Die primäre Behandlung von Kurzatmigkeit richtet sich auf die zugrunde liegende Ursache. Zusätzliche Sauerstoffzufuhr ist bei Hypoxie wirksam; bei normaler Sauerstoffsättigung des Blutes hat sie jedoch keine Wirkung.

Physiotherapie

Die Menschen können von einer Vielzahl von physiotherapeutischen Maßnahmen profitieren. Personen mit neurologischen/neuromuskulären Anomalien können aufgrund von schwachen oder gelähmten Interkostal-, Bauch- und/oder anderen Muskeln, die für die Beatmung benötigt werden, Schwierigkeiten beim Atmen haben. Zu den physiotherapeutischen Maßnahmen für diese Personengruppe gehören aktive Hustentechniken, Volumenvergrößerung wie Atemstapelung, Aufklärung über Körperhaltung und Beatmungsmuster sowie Bewegungsstrategien zur Erleichterung der Atmung. Lungenrehabilitation kann bei manchen Menschen, z. B. bei COPD, die Symptome lindern, aber die zugrunde liegende Krankheit nicht heilen. Eine Ventilatorentherapie im Gesicht lindert nachweislich die Kurzatmigkeit bei Patienten mit verschiedenen fortgeschrittenen Erkrankungen, einschließlich Krebs. Man nimmt an, dass der Wirkmechanismus in der Stimulation des Trigeminusnervs liegt.

Palliativmedizin

Systemische Opioide mit sofortiger Wirkstofffreisetzung sind hilfreich bei der sofortigen Verringerung der Schwere der Symptome von Atemnot, die sowohl durch Krebs als auch durch Nicht-Krebs verursacht wird; Opioide mit lang anhaltender Wirkstofffreisetzung werden auch zur Vorbeugung/Fortsetzung der Behandlung von Dyspnoe in der Palliativmedizin eingesetzt. Für Midazolam, vernebelte Opioide, die Verwendung von Gasgemischen oder kognitive Verhaltenstherapie gibt es noch keine Belege.

Nicht-pharmakologische Techniken

Nicht-pharmakologische Maßnahmen sind wichtige Instrumente für die Behandlung von Atemnot. Zu den potenziell nützlichen Ansätzen gehören die aktive Bewältigung psychosozialer Probleme (Angst, Depression usw.) und die Anwendung von Selbstmanagementstrategien wie körperliche und geistige Entspannungstechniken, Schrittmachertechniken, Techniken zur Energieerhaltung, Lernübungen zur Atemkontrolle und Aufklärung. Die Verwendung eines Ventilators kann möglicherweise hilfreich sein. Auch eine kognitive Verhaltenstherapie kann hilfreich sein.

Pharmakologische Behandlung

Bei Menschen mit schwerer, chronischer oder unkontrollierbarer Atemnot können nicht-pharmakologische Ansätze zur Behandlung der Atemnot mit Medikamenten kombiniert werden. Für Menschen mit Krebs, der die Atemnot verursacht, wurden unter anderem Opioide, Benzodiazepine, Sauerstoff und Steroide vorgeschlagen. Die Ergebnisse neuerer systematischer Überprüfungen und Meta-Analysen zeigen, dass Opioide nicht unbedingt mit einer höheren Wirksamkeit bei der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs in Verbindung gebracht werden.

Vor der Verschreibung von Medikamenten muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Nebenwirkungen und unerwünschten Wirkungen von Medikamenten und den potenziellen Verbesserungen durch Medikamente sichergestellt werden. Der systematische Einsatz von Kortikosteroiden in der Palliativversorgung von Krebspatienten ist weit verbreitet, doch sind die Wirksamkeit und die potenziellen Nebenwirkungen dieses Ansatzes bei erwachsenen Krebspatienten nicht ausreichend untersucht worden.

Epidemiologie

Kurzatmigkeit ist der Hauptgrund dafür, dass 3,5 % der Menschen in den Vereinigten Staaten die Notaufnahme aufsuchen. Von diesen Personen werden etwa 51 % ins Krankenhaus eingeliefert und 13 % sterben innerhalb eines Jahres. Einigen Studien zufolge leiden bis zu 27 % der Krankenhauspatienten an Dyspnoe, bei sterbenden Patienten sind es sogar 75 %. Akute Atemnot ist der häufigste Grund, warum Menschen, die Palliativmedizin benötigen, eine Notaufnahme aufsuchen. Bis zu 70 % der Erwachsenen mit fortgeschrittener Krebserkrankung leiden ebenfalls unter Dyspnoe.

Etymologie und Aussprache

Das englische Wort dyspnea kommt aus dem Lateinischen dyspnoea, aus dem Griechischen dyspnoia, aus dyspnoos, was wörtlich übersetzt "Atemnot" bedeutet. Seine Kombinationsformen (dys- + -pnea) sind aus anderen medizinischen Wörtern bekannt, wie z. B. dysfunction (dys- + function) und apnea (a- + -pnea). Die gebräuchlichste Aussprache im medizinischen Englisch ist /dɪspˈnə/ disp-NEE, wobei das p ausgesprochen und die Betonung auf der Silbe /niː/ liegt. Aber auch Aussprachen mit einem stummen p in pn (wie auch in pneumo-) sind üblich (/dɪsˈnə/ oder /ˈdɪsniə/), ebenso wie solche mit der Betonung auf der ersten Silbe (/ˈdɪspniə/ oder /ˈdɪsniə/).

Im Englischen folgen die verschiedenen in der Medizin gebräuchlichen Wörter mit -pnea-Suffix keinem eindeutigen Muster, was die Betonung der /niː/-Silbe oder der vorangehenden Silbe betrifft; das p wird in der Regel ausgesprochen, ist aber je nach Wort manchmal stumm. Die folgende Zusammenstellung oder Liste zeigt, wie sie in den wichtigsten Wörterbüchern überwiegend ausgesprochen und transkribiert werden (weniger gebräuchliche Varianten sind ausgelassen):

Gruppe Begriff Kombinierte Formen Vorherrschende Transkriptionen (Hauptwörterbücher)
gut Eupnea eu- + -pnea /jpˈnə/ yoop-NEE
schlecht Dyspnoe dys- + -pnea /dɪspˈnə/ disp-NEE, /ˈdɪspniə/ DISP-nee-ə
schnell Tachypnoe tachy- + -pnea /ˌtækɪpˈnə/ TAK-ip-NEE
langsam bradypnoe brady- + -pnea /ˌbrdɪpˈnə/ BRAY-dip-NEE
aufrecht Orthopnoe ortho- + -pnea /ɔːrˈθɒpniə/ oder-THOP-nee-ə,: audio  /ɔːrθəpˈnə/ oder-thəp-NEE: print 
Rückenlage platypnea platy- + -pnea /pləˈtɪpniə/ plə-TIP-nee-ə
vorgebeugt bendopnea Biegung + -o- + -pnea /bɛndˈɒpniə/ bend-OP-nee-ə
übermäßige Hyperpnoe Hyper- + -pnea /ˌhpərpˈnə/ HY-pərp-NEE
unzureichend Hypopnoe hypo- + -pnea /hˈpɒpniə/ hy-POP-nee-ə, /ˌhpəpˈnə/ HY-pəp-NEE
abwesend Apnoe a- + -pnea /ˈæpniə/ AP-nee-ə,: US  /æpˈnə/ ap-NEE: UK 

Ursachen

Die Mechanismen, die zur Wahrnehmung von Dyspnoe als unangenehmer Empfindung führen, sind nicht genau bekannt. Die Atmung ist die einzige Vitalfunktion des Organismus, die außer von den automatischen Zentren im Hirnstamm (Formatio reticularis) auch von der Großhirnrinde gesteuert wird. Die Inselrinde könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, denn deren Verletzung reduziert Atemnot und Schmerzen.

Der Atemantrieb wird normalerweise nicht durch Sauerstoff­mangel, sondern durch Anstieg des Kohlenstoffdioxidgehaltes im arteriellen Blut ausgelöst. Das ist sinnvoll, da der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut schneller ansteigt, als der Sauerstoffgehalt sinkt. Bei Patienten, die beispielsweise wegen Lungenerkrankungen einen dauerhaft erhöhten Kohlenstoffdioxidgehalt des Blutes aufweisen, kommt es zu einer Gewöhnung, so dass die Atmung nicht mehr über einen Anstieg des Kohlenstoffdioxidgehaltes (Hyperkapnie) gesteuert wird, sondern über ein Absinken des Sauerstoffgehaltes (Hypoxie). Bei solchen Patienten kann daher bei Atemnot die unkontrollierte Zufuhr von medizinischem Sauerstoff zu einer Abnahme des Atemantriebs bis hin zum Atemstillstand führen.

Atemnot kann reflektorisch entstehen, etwa durch einen Schlag auf das Sonnengeflecht, oder Ausdruck von Krankheiten des Brustkorbes sein (Rippenbruch, Pleuraerguss). Psychisch verursachte Hyperventilation ist harmlos, kann aber subjektiv große Atemnot verursachen. Schwerwiegende Ursachen von Ateminsuffizienz, Hyperkapnie und Dyspnoe sind Lungen- und Herzerkrankungen und Verlegungen der Atemwege, z. B.:

Weitere Ursachen können unerwünschte Arzneimittelwirkungen sein, beispielsweise durch Levofloxacin oder andere Medikamente.

Daneben können für subjektiv empfundene Atemnot bei normalen Blutgaswerten auch psychische Gründe, beispielsweise Angst oder Beziehungskonflikte („dicke Luft“), als Ursache in Betracht kommen. Umgekehrt kann Atemnot bestehende Ängste verstärken. Ungefähr die Hälfte aller Tumorpatienten leidet im Verlauf ihrer Erkrankung unter Atemnot. Furcht vor Ersticken kann trotz fehlender oder somatisch nicht nachweisbarer Dyspnoe eine Sorge von manchen Palliativpatienten oder deren Angehörigen sein; außerdem können solche Ängste auch während einer Einschlaf- oder Aufwachphase auftreten, siehe dazu Schlafparalyse.

Therapie

Wenn möglich, sollte zunächst die Ursache identifiziert und behandelt werden, z. B. kann ein Pleuraerguss abpunktiert werden, eine Pneumonie mit Antibiotika behandelt werden, ein allergisches Asthma mit Kortikoidinhalation behandelt werden usw.

Atemnot, die sich so nicht beeinflussen lässt, wird als refraktär bezeichnet und palliativ (lindernd) behandelt. Es gibt dafür Allgemeinmaßnahmen, nichtmedikamentöse und medikamentöse Interventionen. Eigeninitiative und Selbstkontrolle des Patienten sollten dabei gefördert werden.

  • Allgemeinmaßnahmen sind körperliche Aktivität, Änderungen im Tagesrhythmus, Beruhigung des Patienten und der Angehörigen, Rituale gegen die Luftnot. Wichtig ist die Information, dass akute Atemnot fast nie zum Ersticken führt.
  • Einfachste nichtmedikamentöse Maßnahme ist ein kühler Luftzug zum Gesicht des Patienten, etwa durch einen kleinen Ventilator. Die Linderung ist mit hohem Evidenzgrad nachgewiesen. Physiotherapie und Verhaltenstherapie können helfen, bewusste Atemkontrollübungen zu erlernen und Panik zu vermindern. Oft wird Sauerstoff verabreicht, das ist aber nur bei Zyanose sinnvoll, ansonsten nicht wirksamer als gewöhnliche Raumluft. Bei bewegungseingeschränkten COPD-Patienten ließen sich Atemnotbeschwerden durch regelmäßige und längerfristige neuromuskuläre elektrische Stimulation der Beinmuskulatur lindern.
  • Medikamente der ersten Wahl gegen Atemnot sind peroral oder parenteral verabreichte Opioide (wie Morphin, Fentanyl und Hydromorphon). Opioide erhöhen die Toleranz des Atemzentrums und wirken angstmindernd, sodass der Patient langsamer und wirksamer atmet. Bei angemessen symptomlindernder Dosierung ist keine zu starke Atemdepression durch diese Präparate zu befürchten. Weitere nützliche Substanzen sind Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Kortikoide und Promethazin.