Empowerment

Aus besserwiki.de

Empowerment ist der Grad der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen und Gemeinschaften. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, ihre Interessen eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten und eigenverantwortlich zu handeln. Es ist der Prozess, stärker und selbstbewusster zu werden, vor allem in Bezug auf die Kontrolle über das eigene Leben und die Einforderung der eigenen Rechte. Empowerment als Handlung bezieht sich sowohl auf den Prozess der Selbstermächtigung als auch auf die professionelle Unterstützung von Menschen, die sie befähigt, ihr Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit zu überwinden und ihre Ressourcen zu erkennen und zu nutzen.

Als Begriff stammt Empowerment aus der amerikanischen Gemeindepsychologie und wird mit dem Sozialwissenschaftler Julian Rappaport (1981) in Verbindung gebracht. Die Wurzeln der Empowerment-Theorie reichen jedoch weiter in die Geschichte zurück und sind mit der marxistischen soziologischen Theorie verbunden. Diese soziologischen Ideen wurden durch die neomarxistische Theorie (auch als kritische Theorie bezeichnet) weiterentwickelt und verfeinert.

In der Sozialarbeit ist Empowerment ein praktischer Ansatz für ressourcenorientierte Interventionen. Im Bereich der staatsbürgerlichen Erziehung und der Demokratieerziehung wird Empowerment als ein Instrument zur Stärkung der Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger angesehen. Empowerment ist ein Schlüsselbegriff im Diskurs zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Empowerment als Konzept, das sich durch eine Abkehr von einer defizitorientierten hin zu einer stärkenorientierten Sichtweise auszeichnet, findet sich zunehmend in Managementkonzepten, aber auch in den Bereichen Weiterbildung und Selbsthilfe.

Mit Empowerment (zu englisch empowerment „Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung“) bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten („Hilfe zur Selbsthilfe“). Empowerment bezeichnet dabei sowohl den Prozess der Selbstbemächtigung (Emanzipation) als auch die professionelle Unterstützung der Menschen, ihr Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit (powerlessness, „gesellschaftspolitische Ohnmacht“) zu überwinden und ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen wahrzunehmen und zu nutzen. Voraussetzungen für Empowerment innerhalb einer Organisation sind eine Vertrauenskultur und die Bereitschaft zur Delegation von Verantwortung auf allen Hierarchieebenen, eine entsprechende Qualifizierung und passende Kommunikationssysteme.

Der Begriff Empowerment wird auch für einen erreichten Zustand von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung verwendet; in diesem Sinn wird im Deutschen Empowerment gelegentlich auch als Selbstkompetenz bezeichnet.

Definitionen

Robert Adams weist auf die Grenzen einer einzigen Definition von "Empowerment" hin und auf die Gefahr, dass akademische oder fachliche Definitionen das Wort und die damit verbundenen Praktiken gerade den Menschen wegnehmen, denen sie eigentlich gehören sollen. Dennoch bietet er eine Minimaldefinition des Begriffs an: Empowerment: die Fähigkeit von Einzelpersonen, Gruppen und/oder Gemeinschaften, die Kontrolle über ihre Lebensumstände zu übernehmen, Macht auszuüben und ihre eigenen Ziele zu erreichen, und der Prozess, durch den sie individuell und kollektiv in der Lage sind, sich selbst und anderen zu helfen, die Qualität ihres Lebens zu maximieren".

Eine Definition des Begriffs lautet: "Ein absichtlicher, fortlaufender Prozess, der in der lokalen Gemeinschaft angesiedelt ist und gegenseitigen Respekt, kritische Reflexion, Fürsorge und Gruppenbeteiligung beinhaltet, durch den Menschen, die keinen gleichen Anteil an den Ressourcen haben, einen besseren Zugang zu diesen Ressourcen und mehr Kontrolle über sie erhalten".

Die Definition von Rappaport (1984) beinhaltet: "Empowerment wird als Prozess betrachtet: der Mechanismus, durch den Menschen, Organisationen und Gemeinschaften die Kontrolle über ihr Leben erlangen."

Soziologisches Empowerment richtet sich häufig an Mitglieder von Gruppen, die durch soziale Diskriminierungsprozesse von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen wurden, z. B. durch Diskriminierung aufgrund von Behinderung, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder Geschlecht. Empowerment als Methode wird auch mit dem Feminismus in Verbindung gebracht.

Prozess

Empowerment ist der Prozess der Erlangung grundlegender Möglichkeiten für marginalisierte Menschen, entweder direkt durch diese Menschen oder durch die Hilfe nicht-marginalisierter anderer, die ihren eigenen Zugang zu diesen Möglichkeiten teilen. Dazu gehört auch die aktive Vereitelung von Versuchen, diese Möglichkeiten zu verweigern. Zum Empowerment gehört auch die Förderung und Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstversorgung, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, dass der Einzelne in der Gruppe künftig nicht mehr auf Wohltätigkeit oder Sozialhilfe angewiesen ist. Es kann schwierig sein, diesen Prozess in Gang zu bringen und wirksam umzusetzen.

Strategie

Eine Strategie zur Stärkung der Handlungskompetenz besteht darin, Randgruppen bei der Gründung einer eigenen gemeinnützigen Organisation zu unterstützen, und zwar mit der Begründung, dass nur die Randgruppen selbst wissen können, was ihre eigenen Leute am dringendsten brauchen, und dass die Kontrolle der Organisation durch Außenstehende dazu beitragen kann, die Marginalisierung noch weiter zu verstärken. Wohltätigkeitsorganisationen, die von außerhalb der Gemeinschaft geleitet werden, können beispielsweise die Gemeinschaft entmachten, indem sie eine Abhängigkeit von Wohltätigkeit oder Wohlfahrt verfestigen. Eine gemeinnützige Organisation kann sich auf Strategien konzentrieren, die strukturelle Veränderungen bewirken und so die Notwendigkeit einer ständigen Abhängigkeit verringern. Das Rote Kreuz kann sich beispielsweise auf die Verbesserung der Gesundheit der indigenen Bevölkerung konzentrieren, ist aber laut seiner Satzung nicht befugt, Wasserverteilungs- und -reinigungssysteme zu installieren, obwohl das Fehlen eines solchen Systems tiefgreifende, direkte und negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Eine gemeinnützige Organisation, die sich aus der indigenen Bevölkerung zusammensetzt, könnte jedoch dafür sorgen, dass ihre eigene Organisation über eine solche Befugnis verfügt, und könnte ihre eigenen Agenden festlegen, ihre eigenen Pläne machen, die benötigten Ressourcen beschaffen, so viel Arbeit wie möglich erledigen und die Verantwortung - und die Anerkennung - für den Erfolg ihrer Projekte (oder die Konsequenzen, falls sie scheitern) übernehmen.

Ein Prozess, der Einzelpersonen/Gruppen in die Lage versetzt, ihre persönliche oder kollektive Macht, Autorität und ihren Einfluss voll auszuschöpfen und diese Kraft in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen, Institutionen oder der Gesellschaft einzusetzen. Mit anderen Worten: "Empowerment bedeutet nicht, den Menschen Macht zu geben. Die Menschen haben bereits reichlich Macht in Form ihres Wissens und ihrer Motivation, um ihre Arbeit großartig zu erledigen. Wir definieren Empowerment als das Freisetzen dieser Macht". Es ermutigt die Menschen, sich die Fähigkeiten und das Wissen anzueignen, die es ihnen ermöglichen, Hindernisse im Leben oder im Arbeitsumfeld zu überwinden, und die ihnen letztlich helfen, sich selbst oder in der Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Eine Frau zu ermächtigen "...klingt, als würden wir Männer abweisen oder ignorieren, aber die Wahrheit ist, dass beide Geschlechter dringend gleichermaßen ermächtigt werden müssen." Empowerment geschieht durch die Verbesserung von Bedingungen, Standards, Ereignissen und einer globalen Lebensperspektive.

Kritik

Bevor die Feststellung getroffen werden kann, dass eine bestimmte Gruppe Empowerment benötigt und daher ihr Selbstwertgefühl auf der Grundlage eines Bewusstseins für ihre Stärken gestärkt werden muss, bedarf es einer Defizitdiagnose, die in der Regel von Experten durchgeführt wird, die die Probleme dieser Gruppe bewerten. Die grundsätzliche Asymmetrie der Beziehung zwischen ExpertInnen und KlientInnen wird durch Empowerment-Prozesse meist nicht in Frage gestellt. Es ist auch kritisch zu betrachten, inwieweit der Empowerment-Ansatz wirklich auf alle Patienten/Klienten anwendbar ist. Insbesondere ist es fraglich, ob [psychisch kranke] Menschen in akuten Krisensituationen in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen. Nach Albert Lenz verhalten sich Menschen in akuten Krisensituationen überwiegend regressiv und neigen dazu, die Verantwortung den Profis zu überlassen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Umsetzung des Empowerment-Konzepts ein Mindestmaß an Kommunikation und Reflexionsfähigkeit der beteiligten Personen voraussetzt.

In der Sozialarbeit und Gemeindepsychologie

Empowerment in der Seniorenarbeit in einem Wohnheim in Deutschland

In der Sozialen Arbeit bietet Empowerment einen Ansatz, der es Sozialarbeitern ermöglicht, die Selbsthilfefähigkeit ihrer Klienten zu erhöhen. Dies ermöglicht es beispielsweise, Klienten nicht als passive, hilflose "Opfer" zu sehen, die gerettet werden müssen, sondern als selbstbestimmte Person, die gegen Missbrauch/Unterdrückung kämpft; ein Kampf, in dem der Sozialarbeiter die Position eines Unterstützers einnimmt, anstatt die Position eines "Retters".

Marginalisierte Menschen, denen es an Eigenständigkeit mangelt, werden zumindest von Wohltätigkeit oder Sozialhilfe abhängig. Sie verlieren ihr Selbstvertrauen, weil sie sich nicht vollständig selbst versorgen können. Die ihnen verwehrten Möglichkeiten berauben sie auch des Stolzes auf ihre Leistungen, den andere, die diese Möglichkeiten haben, für sich selbst entwickeln können. Dies wiederum kann zu psychologischen, sozialen und sogar psychischen Problemen führen. "Marginalisiert" bezieht sich hier auf die offenen oder verdeckten Tendenzen innerhalb von Gesellschaften, bei denen diejenigen, die als Personen ohne wünschenswerte Eigenschaften oder als von den Gruppennormen abweichend wahrgenommen werden, von der breiteren Gesellschaft ausgegrenzt und als unerwünschte Personen geächtet werden.

In der Praxis und Forschung der Gesundheitsförderung

Als Konzept und Praxismodell wird Empowerment auch in der Gesundheitsförderungsforschung und -praxis verwendet. Das Hauptprinzip besteht darin, dass der Einzelne mehr Kontrolle über die Faktoren erhält, die seinen Gesundheitszustand beeinflussen.

Um den Einzelnen zu befähigen und mehr gesundheitliche Chancengleichheit zu erreichen, ist es auch wichtig, gesundheitsbezogene Verhaltensweisen anzusprechen.

Studien deuten darauf hin, dass Gesundheitsförderungsmaßnahmen, die auf die Befähigung von Jugendlichen abzielen, aktive Lernaktivitäten ermöglichen, Visualisierungsinstrumente zur Erleichterung der Selbstreflexion einsetzen und den Jugendlichen die Möglichkeit geben sollten, die Interventionsmaßnahmen zu beeinflussen.

In der Wirtschaft

Robert Adams zufolge gibt es im Vereinigten Königreich und in den USA eine lange Tradition der Förderung von Formen der Selbsthilfe, die zu neueren Konzepten des Empowerment geführt und beigetragen haben. Die Wirtschaftstheorien des freien Unternehmertums von Milton Friedman beispielsweise betrachteten die Selbsthilfe als einen respektablen Beitrag zur Wirtschaft. Sowohl die Republikaner in den USA als auch die konservative Regierung von Margaret Thatcher stützten sich auf diese Theorien. Gleichzeitig blieben die Aspekte der gegenseitigen Hilfe im Konzept der Selbsthilfe bei Sozialisten und Demokraten in gewissem Umfang erhalten.

In der wirtschaftlichen Entwicklung konzentriert sich der Empowerment-Ansatz darauf, die Selbsthilfebemühungen der Armen zu mobilisieren, anstatt sie mit Sozialhilfe zu versorgen. Wirtschaftliches Empowerment ist auch die Befähigung zuvor benachteiligter Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel in vielen ehemals kolonialisierten afrikanischen Ländern.

Zunehmend engagierte Unternehmensleiter

Der Weltpensionsrat (WPC) hat argumentiert, dass große institutionelle Anleger wie Pensionsfonds und Stiftungen einen größeren Einfluss auf die Ernennung und Ersetzung von Unternehmensvorständen ausüben - da sie selbst von ihren eigenen Vorstandsmitgliedern (Pension Trustees) dazu angehalten werden.

Dies könnte letztendlich mehr Druck auf die Vorstandsvorsitzenden börsennotierter Unternehmen ausüben, da "mehr als je zuvor viele [nordamerikanische], britische und EU-Pensionstreuhänder enthusiastisch davon sprechen, ihre treuhänderischen Muskeln für die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und andere ESG-zentrierte Investitionspraktiken spielen zu lassen".

Rechtliches

Rechtliches Empowerment findet statt, wenn marginalisierte Menschen oder Gruppen die rechtliche Mobilisierung nutzen, d. h. Recht, Rechtssysteme und Justizmechanismen, um ihre soziale, politische oder wirtschaftliche Situation zu verbessern oder zu verändern. Bei Ansätzen zur rechtlichen Befähigung geht es darum, zu verstehen, wie das Recht genutzt werden kann, um die Interessen und Prioritäten der Marginalisierten zu fördern.

Laut 'Open Society Foundations' (einer NRO) geht es beim Legal Empowerment darum, die Fähigkeit aller Menschen zu stärken, ihre Rechte wahrzunehmen, entweder als Einzelpersonen oder als Mitglieder einer Gemeinschaft. Bei der rechtlichen Befähigung geht es um Gerechtigkeit an der Basis, darum, sicherzustellen, dass das Recht nicht auf Bücher oder Gerichtssäle beschränkt ist, sondern den einfachen Menschen zur Verfügung steht und von Bedeutung ist.

Lorenzo Cotula weist in seinem Buch "Legal Empowerment for Local Resource Control" darauf hin, dass die Tatsache, dass rechtliche Instrumente zur Sicherung lokaler Ressourcenrechte im Rechtssystem verankert sind, nicht unbedingt bedeutet, dass die lokalen Ressourcennutzer in der Lage sind, sie zu nutzen und davon zu profitieren. Das staatliche Rechtssystem wird durch eine Reihe verschiedener Faktoren eingeschränkt - von fehlenden Ressourcen bis hin zu kulturellen Fragen. Zu diesen Faktoren gehören wirtschaftliche, geografische, sprachliche und andere Beschränkungen des Zugangs zu Gerichten, mangelndes Rechtsbewusstsein und fehlende Rechtshilfe, die immer wieder auftreten.

In vielen Kontexten haben marginalisierte Gruppen kein Vertrauen in das Rechtssystem, da es in der Vergangenheit häufig von den Mächtigen manipuliert wurde. In dem Maße, in dem man das Recht kennt und es mit "pararechtlichen Instrumenten" für sich arbeiten lässt, kann man von rechtlichem Empowerment sprechen. Dabei werden innovative Ansätze wie die Vermittlung von Rechtskenntnissen und die Sensibilisierung für das Recht, die Verbreitung von Rechtsinformationen, die Durchführung partizipativer Rechtsdiskurse, die Unterstützung lokaler Ressourcennutzer bei Verhandlungen mit anderen Behörden und Interessenvertretern sowie Strategien, die die Nutzung rechtlicher Verfahren mit Interessenvertretung, Medienarbeit und sozio-rechtlicher Mobilisierung kombinieren, genutzt.

Manchmal werden Gruppen von der Gesellschaft insgesamt an den Rand gedrängt, wobei die Regierungen am Prozess der Marginalisierung beteiligt sind. Gesetze zur Chancengleichheit, die sich aktiv gegen eine solche Marginalisierung wenden, sollen ein Empowerment ermöglichen. Diese Gesetze machen es illegal, den Zugang zu Schulen und öffentlichen Einrichtungen aufgrund der Rasse zu beschränken. Sie können auch als ein Symptom für die Befähigung von Minderheiten und Frauen durch Lobbyarbeit angesehen werden.

Geschlecht

Der Begriff "Gender Empowerment" bezieht sich üblicherweise auf die Stärkung der Rolle der Frau, die heutzutage ein wichtiges Diskussionsthema in der Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik ist. Es bezieht sich auch auf Ansätze, die andere marginalisierte Geschlechter in einem bestimmten politischen oder sozialen Kontext betreffen. Dieser Empowerment-Ansatz ist teilweise vom Feminismus geprägt und stützt sich auf die internationalen Menschenrechte. Empowerment ist eines der wichtigsten verfahrenstechnischen Anliegen bei der Behandlung von Menschenrechten und Entwicklung. Der Ansatz der menschlichen Entwicklung und der Fähigkeiten, die Millenniumsentwicklungsziele und andere glaubwürdige Ansätze/Ziele weisen auf Empowerment und Partizipation als notwendigen Schritt hin, wenn ein Land die mit Armut und Entwicklung verbundenen Hindernisse überwinden will. Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG 5) zielen auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau in der globalen Entwicklungsagenda ab.

Management am Arbeitsplatz

Laut Thomas A. Potterfield betrachten viele Organisationstheoretiker und -praktiker das Empowerment von Mitarbeitern als eines der wichtigsten und beliebtesten Managementkonzepte unserer Zeit.

Ciulla erörtert einen umgekehrten Fall: den des Schein-Empowerments.

Im Management

In der Management- und Organisationstheorie bezieht sich der Begriff "Empowerment" häufig auf Verfahren, mit denen den Untergebenen (oder den Arbeitnehmern im Allgemeinen) ein größerer Ermessensspielraum und mehr Ressourcen eingeräumt werden: Es geht darum, die Kontrolle zu verteilen, um sowohl den Kunden als auch den Interessen der beschäftigenden Organisation besser zu dienen. Es bedeutet auch, dass Mitarbeiter die Befugnis erhalten, Initiativen zu ergreifen, eigene Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu finden und umzusetzen. Daten aus der Umfrageforschung, die eine konfirmatorische Faktorenanalyse verwendet, zeigen, dass Empowerment durch vier Dimensionen erfasst werden kann, nämlich Bedeutung, Kompetenz, Selbstbestimmung und Wirkung; wohingegen einige explorative Faktorenanalysen nur drei Dimensionen identifizieren, nämlich Bedeutung, Kompetenz und Einfluss (eine Verschmelzung von Selbstbestimmung und Wirkung).

Ein Bericht über die Geschichte des Empowerment am Arbeitsplatz in den Vereinigten Staaten erinnert an das Aufeinanderprallen von Managementstilen im Eisenbahnbau im amerikanischen Westen Mitte des 19. Jahrhunderts, wo "traditionelle" hierarchische Kontrollmodelle der Ostküste auf individualistische Pionierarbeiter trafen, die durch Methoden der effizienzorientierten "Arbeiterverantwortung", die von chinesischen Arbeitern eingeführt wurden, stark ergänzt wurden. In diesem Fall erzielte die Ermächtigung auf der Ebene von Arbeitsteams oder Brigaden eine bemerkenswerte (aber kurzlebige) Überlegenheit. Siehe die Ansichten von Robert L. Webb.

Seit den 1980er und 1990er Jahren ist Empowerment zu einem Thema geworden, das in Managementkonzepten und in der Betriebswirtschaft von Interesse ist. In diesem Zusammenhang umfasst Empowerment Ansätze, die dem Mitarbeiter eine stärkere Beteiligung und Integration versprechen, um seine Aufgaben möglichst selbstständig und eigenverantwortlich bewältigen zu können. Ein stärkenorientierter Ansatz, bekannt als "Empowerment-Zirkel", hat sich zu einem Instrument der Organisationsentwicklung entwickelt. Multidisziplinäre Empowerment-Teams zielen auf die Entwicklung von Qualitätszirkeln zur Verbesserung der Organisationskultur, zur Stärkung der Motivation und der Kompetenzen der Mitarbeiter. Das Ziel der subjektiven Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter wird durch flache Hierarchien, Beteiligung an Entscheidungen, Öffnung für kreative Leistungen, eine positive, wertschätzende Teamkultur, Selbsteinschätzung, Übernahme von Verantwortung (für Ergebnisse), mehr Selbstbestimmung und ständiges Weiterlernen verfolgt. Die optimale Nutzung vorhandener Potenziale und Fähigkeiten kann vermutlich durch zufriedene und aktive Mitarbeiter besser erreicht werden. Das Wissensmanagement trägt hier wesentlich dazu bei, die Mitarbeiterbeteiligung als Leitprinzip zu implementieren, z.B. durch die Schaffung von Communities of Practice.

Allerdings muss sichergestellt werden, dass der einzelne Mitarbeiter die Fähigkeiten hat, die ihm zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen, und dass die Unternehmensstruktur die richtigen Anreize für die Mitarbeiter setzt, um die Übernahme von Verantwortung zu belohnen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie überfordert sind oder gar lethargisch werden.

Auswirkungen auf die Unternehmenskultur

Die Befähigung der Mitarbeiter erfordert eine Kultur des Vertrauens in die Organisation und ein geeignetes Informations- und Kommunikationssystem. Ziel dieser Aktivitäten ist es, Kontrollkosten einzusparen, die überflüssig werden, wenn die Mitarbeiter eigenständig und selbstmotiviert handeln. In dem Buch "Empowerment Takes More Than a Minute" zeigen die Autoren drei Schlüssel auf, mit denen Organisationen das Wissen, die Erfahrung und die Motivationskraft, die Menschen bereits besitzen, erschließen können. Die drei Schlüssel, die Manager verwenden müssen, um ihre Mitarbeiter zu befähigen, sind:

  1. Informationen mit allen teilen
  2. Autonomie durch Grenzen schaffen
  3. Ersetzen Sie die alte Hierarchie durch selbstgesteuerte Arbeitsteams

Um ein erfolgreiches Arbeitsumfeld zu gewährleisten, müssen Führungskräfte laut Stewart die "richtige Art von Autorität" ausüben (S. 6). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Empowerment einfach die effektive Nutzung der Autorität eines Managers ist" und somit ein produktiver Weg, um die Arbeitseffizienz rundum zu maximieren.

Diese Schlüssel sind schwer umzusetzen, und es ist ein langer Weg, um Empowerment am Arbeitsplatz zu erreichen. Es ist wichtig, die Mitarbeiter zu schulen und dafür zu sorgen, dass sie Vertrauen in die Vorteile haben, die das Empowerment für ein Unternehmen bringen wird. Es ist erwähnenswert, dass Fristen an sich das Empowerment der Mitarbeiter nicht so sehr beeinträchtigen wie die Unsicherheit der Aufgaben, die durch häufige Änderungen dieser Fristen entsteht.

Die Umsetzung des Empowerment-Konzepts im Management ist auch kritisiert worden, weil es seinen Ansprüchen nicht gerecht wird.

In der künstlichen Intelligenz

Empowerment ist im Bereich der künstlichen Intelligenz eine informationstheoretische Größe, die die wahrgenommene Fähigkeit eines Agenten misst, seine Umwelt zu beeinflussen. Empowerment ist ein Ansatz zur Modellierung intrinsischer Motivation, bei dem Agenten vorteilhafte Handlungen nur aufgrund von Kenntnissen über die Struktur der Umwelt wählen und nicht, wie bei der Homöostase, ein von außen auferlegtes Bedürfnis befriedigen.

Experimente haben gezeigt, dass künstliche Agenten, die in Abwesenheit eines definierten Ziels handeln, um ihr Empowerment zu maximieren, ein vorteilhaftes Erkundungsverhalten zeigen, das in einer Reihe von simulierten Umgebungen dem intelligenten Verhalten von Lebewesen ähnelt.

"Zeitalter der populären Ermächtigung"

Marshall McLuhan bestand darauf, dass die Entwicklung der elektronischen Medien schließlich die hierarchischen Strukturen schwächen würde, die den Zentralregierungen, großen Unternehmen, der Wissenschaft und ganz allgemein den starren, "linear-kartesischen" Formen der sozialen Organisation zugrunde liegen. Aus dieser Sicht würden neue, von der Informationstechnologie angetriebene "elektronische Formen des Bewusstseins" den Bürgern, Arbeitnehmern und Studenten die Möglichkeit geben, in nahezu Echtzeit große Mengen an Informationen zu verbreiten, die bisher einer kleinen Zahl von Experten und Spezialisten vorbehalten waren. Die Bürger würden zwangsläufig ein wesentlich größeres Mitspracherecht bei der Verwaltung von Regierungsangelegenheiten, Produktion, Konsum und Bildung fordern.

Der Ökonom des World Pensions Council (WPC), Nicolas Firzli, vertritt die Ansicht, dass sich die Art und Weise, wie Regierungen und Unternehmen im "Zeitalter des Empowerments" mit den Bürgern und Verbrauchern interagieren, durch die rasant steigenden kulturellen Gezeiten, insbesondere durch neue Formen des Online-Engagements und die zunehmende Nachfrage nach ESG-gesteuerten öffentlichen Maßnahmen und Managemententscheidungen verändert.

Empowerment in der Sozialen Arbeit

Empowerment in der Seniorenarbeit in einem Altenheim in München

Das Konzept des Empowerment stellt dem in der Sozialen Arbeit noch immer verbreiteten defizitären Blickwinkel auf eine mit Mängeln behaftete Klientel (Mängelwesen) eine Ausrichtung auf die Potenziale und Ressourcen der Menschen gegenüber. Im Vordergrund dieses Ansatzes steht die Stärkung (noch) vorhandener Potenziale und die Ermutigung zum Ausbau dieser Möglichkeiten. Empowerment im sozialpädagogischen Handlungsfeld versucht also Menschen bei der (Rück-)Gewinnung ihrer Entscheidungs- und Wahlfreiheit, ihrer autonomen Lebensgestaltung zu unterstützen und sie zur Weiterentwicklung zu motivieren. Soweit es sich um die Arbeit mit zum Beispiel alten Menschen, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit einer psychischen Erkrankung handelt, kann Empowerment bis zu einem höchst möglichen Maß an Autonomie führen und die Betroffenen immer wieder motivieren, über erlebte und selbst gesetzte Grenzen hinauszugehen.

In der Sozialen Arbeit liegt das Hauptaugenmerk oft auf der subjektzentrierten bzw. gruppenbezogenen Ebene. Es ist im Hinblick auf bestimmte Personenkreise (zum Beispiel Menschen mit geistiger Behinderung) unerlässlich, auch auf der institutionellen sowie auf der sozialpolitischen Ebene zu arbeiten. Es geht hierbei vorrangig um die Schaffung demokratischer Strukturen und den Abbau von Hierarchien in den Institutionen (zum Beispiel Wohnheimen für Menschen mit geistiger Behinderung) und darüber hinaus um die Schaffung von Möglichkeiten zur Mitgestaltung und Einflussnahme auf politischer Ebene. Professionelle Soziale Arbeit stellt sich hierbei als koordinierende und vermittelnde Unterstützung in Zusammenwirkung mit den Betroffenen dar.

In sozialarbeitswissenschaftlichen Studiengängen wird das Thema Empowerment bisher selten explizit als Schwerpunkt vermittelt. Ausnahmen bilden z. B. ein Zertifikatskurs der Alice-Salomon-Hochschule Berlin oder der Master-Studiengang „Empowerment Studies“ an der Fachhochschule Düsseldorf.

Empowerment in der medizinischen Behandlung/Therapie

Empowerment wird im medizinischen Alltag mittlerweile häufig verwendet. Über 90 % von befragten Fachpersonen konnten die Bedeutung jedoch in der deutschen Sprache nicht verständlich bzw. korrekt erklären. Um diesen Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch klarer zu deklarieren, hat die Arbeitsgruppe „Konkretisierung Reformansätze – Spezialisierungen – GuK“ (BGM) in Wien eine einfache, zusammenfassende Definition erstellt: „Empowerment ist die Förderung der Fähigkeit für selbständiges/selbstbestimmtes Handeln“ (Ressourcenförderung/Motivation/Partizipation).

Empowerment und neues bürgerschaftliches Engagement

In der Diskussion um das neue bürgerschaftliche Engagement als moderner Variante des Ehrenamtes wird großer Wert auf die Förderung der Selbstkompetenz der Bürger und Bürgerinnen gelegt. Das ehrenamtliche Engagement soll sich nicht mehr durch unbezahlte Arbeit und „Ehre“ durch die Übernahme von Ämtern in Vereinen und Verbänden definieren, sondern soll dem engagierten Mitbürger eine Plattform bieten, seine Belange selbst in die Hand zu nehmen. Nach den Jahrzehnten der staatlichen Rundumversorgung und der Ausbreitung des Expertentums, in denen der Gestaltungsspielraum des Laien, des normalen Bürgers, außerhalb seiner Privatsphäre immer mehr eingeschränkt wurde, soll jetzt eine Rückbesinnung auf die Laienkompetenzen erfolgen und der Beitrag der Bürger zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen gewürdigt werden. Bürgerschaftliches Engagement soll dem Einzelnen die Möglichkeit bieten, wieder gestaltend in der Gemeinschaft mitzuwirken und über diese Tätigkeit seine Kompetenzen zum Beispiel durch Weiterbildung zu vergrößern.

Community Empowerment

Lokale Selbsthilfeprojekte oder genossenschaftliche Formen der lokalen Problembewältigung wie etwa die indonesischen Abfallbanken werden zunehmend als Maßnahmen des Community Empowerment verstanden.

Information Security Empowerment

In der Informationssicherheit ist Empowerment ein auf ältere Ansätze zur sicherheitsbezogenen Sensibilisierung (Awareness) folgendes Modell für die Befähigung von Privatanwendern sowie Mitarbeitern und Führungskräften in Unternehmen und Organisationen, souverän mit den Risiken der IT-gestützten Kommunikation umzugehen und in ihrem Einflussbereich dabei auch Verantwortung zu übernehmen. Das Empowerment soll in diesem Fall unter anderem mangelnde Erfahrung mit Bedrohungen aus Internet, E-Mail und anderen modernen Kommunikationskanälen ausgleichen.