Hyperkalzämie
Hyperkalzämie ⓘ | |
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Andere Namen | Hyperkalzämie |
Calcium im Periodensystem | |
Fachgebiet | Endokrinologie |
Symptome | Unterleibsschmerzen, Knochenschmerzen, Verwirrung, Depression, Schwäche |
Komplikationen | Nierensteine, abnormaler Herzrhythmus, Herzstillstand |
Ursachen | Primärer Hyperparathyreoidismus, Krebs, Sarkoidose, Tuberkulose, Paget-Krankheit, multiple endokrine Neoplasie, Vitamin-D-Toxizität |
Diagnostische Methode | Blutserumspiegel > 2,6 mmol/l (korrigiertes Calcium oder ionisiertes Calcium) |
Behandlung | Grundlegende Ursache, intravenöse Flüssigkeit, Furosemid, Calcitonin, Pamidronat, Hämodialyse |
Medikation | Siehe Artikel |
Häufigkeit | 4 pro 1.000 |
Hyperkalzämie, auch Hyperkalzämie genannt, ist ein hoher Kalzium (Ca2+)-Spiegel im Blutserum. Der Normalbereich liegt bei 2,1 bis 2,6 mmol/L (8,8 bis 10,7 mg/dL, 4,3 bis 5,2 mEq/L), wobei Werte über 2,6 mmol/L als Hyperkalzämie definiert werden. Personen mit einem leichten Anstieg, der sich langsam entwickelt, haben in der Regel keine Symptome. Bei höheren Werten oder raschem Auftreten können Symptome wie Bauchschmerzen, Knochenschmerzen, Verwirrtheit, Depressionen, Schwäche, Nierensteine oder Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand auftreten. ⓘ
Die meisten Fälle sind auf primären Hyperparathyreoidismus oder Krebs zurückzuführen. Andere Ursachen sind Sarkoidose, Tuberkulose, Paget-Krankheit, multiple endokrine Neoplasien (MEN), Vitamin-D-Toxizität, familiäre hypocalciurische Hyperkalzämie und bestimmte Medikamente wie Lithium und Hydrochlorothiazid. Die Diagnose sollte im Allgemeinen entweder einen korrigierten Kalzium- oder einen ionisierten Kalziumspiegel umfassen und nach einer Woche bestätigt werden. Spezifische Veränderungen, wie ein verkürztes QT-Intervall und ein verlängertes PR-Intervall, können auf einem Elektrokardiogramm (EKG) zu sehen sein. ⓘ
Die Behandlung kann neben der Behandlung der zugrunde liegenden Ursache intravenöse Flüssigkeiten, Furosemid, Calcitonin oder Pamidronat umfassen. Die Beweise für den Einsatz von Furosemid sind jedoch dürftig. Bei sehr hohen Werten kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Bei Patienten, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen, kann eine Hämodialyse durchgeführt werden. Bei Patienten mit Vitamin-D-Toxizität können Steroide nützlich sein. Hyperkalzämie ist relativ häufig. Primärer Hyperparathyreoidismus tritt bei 1-7 von 1.000 Menschen auf, und Hyperkalzämie tritt bei etwa 2,7 % der Krebspatienten auf. ⓘ
Klassifikation nach ICD-10 ⓘ | |
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E83.59 | Störungen des Kalziumstoffwechsels, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Hyperkalzämie (auch Hypercalcämie) bezeichnet eine Störung des Calcium- und Phosphathaushalts, bei der ein erhöhter Calcium-Spiegel im Blutserum besteht. Grenzwert ist (je nach Labor) eine Konzentration ionisierten (ungebundenen) Calciums >1,3 mmol/l oder eine Gesamtcalciumkonzentration >2,7 mmol/l. Das freie Calcium ist die physiologisch relevante Größe, bei Interpretation der Gesamtcalciumkonzentration sind Abweichungen von der normalen Plasmaproteinkonzentration oder vom normalen pH-Wert zu berücksichtigen, da diese Größen den Anteil des freien Calciums beeinflussen. Die Prävalenz der Hyperkalzämie beträgt unter hospitalisierten Patienten ungefähr 1 %. Von einer hyperkalzämischen Krise spricht man ab einem Gesamtserumcalcium von >3,5 mmol/l, hier treten Polyurie, Erbrechen, Exsikkose mit Fieber, Psychosen und schließlich Koma auf. ⓘ
Anzeichen und Symptome
Steine | Niere oder Gallenwege |
Knochen | Schmerzen in den Knochen |
Stöhnen | Unbehagen im Unterleib |
Stöhnen | Klagen über unspezifische Symptome |
Throne | Verstopfung und übermäßiger Harndrang |
Muskeltonus | Muskelschwäche, verminderte Reflexe |
Psychiatrische Obertöne | Depression, Angstzustände, kognitive Dysfunktion |
Die neuromuskulären Symptome der Hyperkalzämie werden durch einen negativen bathmotropen Effekt aufgrund der verstärkten Interaktion von Kalzium mit Natriumkanälen verursacht. Da Kalzium Natriumkanäle blockiert und die Depolarisation von Nerven- und Muskelfasern hemmt, erhöht eine erhöhte Kalziumkonzentration die Schwelle für eine Depolarisation. Dies führt zu verminderten tiefen Sehnenreflexen (Hyporeflexie) und Skelettmuskelschwäche. ⓘ
Weitere Symptome sind Herzrhythmusstörungen (insbesondere bei Einnahme von Digoxin), Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen (Emesis), Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und paralytischer Ileus. Tritt als Folge eine Nierenfunktionsstörung auf, kann es zu vermehrtem Wasserlassen, nächtlichem Wasserlassen und erhöhtem Durst kommen. Psychiatrische Manifestationen können emotionale Instabilität, Verwirrung, Delirium, Psychose und Stupor sein. In den Augen können Kalziumablagerungen, die als Limbuszeichen bekannt sind, sichtbar werden. ⓘ
Die Symptome treten häufiger bei hohen Kalziumblutwerten (12,0 mg/dl oder 3 mmol/l) auf. Eine schwere Hyperkalziämie (über 15-16 mg/dl bzw. 3,75-4 mmol/l) gilt als medizinischer Notfall: Bei diesen Werten können Koma und Herzstillstand die Folge sein. Der hohe Kalziumspiegel verringert die Durchlässigkeit der Neuronenmembran für Natriumionen und damit die Erregbarkeit, was zu einer Hypotonie der glatten und quergestreiften Muskulatur führt. Dies erklärt die Müdigkeit, Muskelschwäche, den niedrigen Tonus und die trägen Reflexe in den Muskelgruppen. Die Trägheit der Nerven erklärt auch Schläfrigkeit, Verwirrung, Halluzinationen, Stupor oder Koma. Im Darm führt dies zu Verstopfung. Eine Hypokalzämie bewirkt durch den gleichen Mechanismus das Gegenteil. ⓘ
Hyperkalzämische Krise
Eine hyperkalzämische Krise ist eine Notfallsituation mit einer schweren Hyperkalzämie, die im Allgemeinen über etwa 14 mg/dL (oder 3,5 mmol/l) liegt. ⓘ
Die Hauptsymptome einer hyperkalzämischen Krise sind Oligurie oder Anurie, sowie Somnolenz oder Koma. Nach der Erkennung sollte ein primärer Hyperparathyreoidismus nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. ⓘ
In extremen Fällen von primärem Hyperparathyreoidismus ist die Entfernung der Nebenschilddrüse nach chirurgischer Exploration des Halses die einzige Möglichkeit, den Tod zu vermeiden. Das Diagnoseprogramm sollte innerhalb weniger Stunden durchgeführt werden, parallel zu Maßnahmen zur Senkung des Serumkalziums. Die Behandlung der Wahl zur akuten Senkung des Kalziumspiegels besteht in einer umfassenden Flüssigkeitszufuhr und der Gabe von Kalzitonin sowie Bisphosphonaten (die nach ein bis zwei Tagen eine Wirkung auf den Kalziumspiegel zeigen). ⓘ
Ursachen
Eine Hyperkalzämie kann auf drei verschiedenen Arten im Körper entstehen. Durch eine Verschiebung des Knochenstoffwechsels Richtung Knochenabbau wird von Osteoklasten vermehrt Calcium freigesetzt, welches in die Blutbahn übergeht. Eine erhöhte Calciumaufnahme über den Darm, sowie eine verminderte Ausscheidung von Calcium im Urin sind seltenere Mechanismen bei der Entstehung einer Hyperkalzämie. ⓘ
Eine mögliche Ursache einer Hyperkalzämie ist Knochenabbau und Kalziumfreisetzung durch eine bösartige Tumorerkrankung. Hierbei kann es durch die direkte Invasion von Knochenmetastasen zu einer Calciumfreisetzung kommen. Ebenso produzieren viele Tumore Faktoren, welche die Calciumaufnahme aus dem Knochen steigern können. Das von Tumorzellen produzierte Parathormon-related protein (PTHrP) ist dem körpereigenen Parathormon ähnlich und aktiviert den Parathormonrezeptor auf Osteoklasten. Myelomzellen und Lymphoblasten von Lymphomen können die Osteoklastenaktivität durch Produktion von Interleukin-1-Alpha, Interleukin-1-Beta und Interleukin-6 sowie Tumornekrosefaktor steigern. Im Rahmen eines Morbus Hodgkin oder eines T-Zell-Lymphoms kann es zur Produktion von Calcitriol von Tumorzellen und somit zu einer erhöhten Calciumaufnahme kommen. ⓘ
Eine tumorassoziierte Hyperkalzämie kann bei allen Krebsarten auftreten und findet sich bei zu 30 % aller Krebspatienten. Sie ist meist eine Komplikation im fortgeschrittenen Krebsstadium und dadurch mit einer schlechten Prognose assoziiert. Am häufigsten wird die Hyperkalzämie bei nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom, Brustkrebs, Multiplem Myleom, Kopf-Hals-Karzinom, Urothelkarzinom und Ovarialkarzinom beobachtet. ⓘ
Die häufigste Ursache einer Hyperkalzämie ist ein primärer Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion). Hier sorgt ein gutartiger Nebenschilddrüsenknoten, eine diffuse Zellvermehrung einer von vier Nebenschilddrüsen durch eine Überproduktion von Parathormon zum erhöhten Calciumspiegel im Blut. Eine weitere häufige Ursache ist der Beginn einer Vitamin-D-Substitution. Der sekundäre Hyperparathyreoidismus, der fast nur bei chronischem Nierenversagen vorkommt, führt nur selten zu einer manifesten Hyperkalzämie, da durch den meist gleichzeitig vorliegenden Calcitriolmangel auch die Calciumaufnahme in den Körper vermindert ist. ⓘ
Eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Akromegalie oder ein Phäochromozytom können ebenso zu einer Hyperkalzämie führen. Ebenso können granulomatöse Erkrankungen durch Überproduktion von Calcitriol in den die Granulome bildenden Makrophagen den Calciumspiegel im Blut erhöhen. Häufig ist dies bei einer Sarkoidose. Es sind auch Fälle bei Tuberkulose, Lepra und Berylliose beschrieben. ⓘ
Seltene genetische Erkrankungen können mit einer Hyperkalzämie einhergehen. Bei der metaphysären Chondrodysplasie Typ Jansen führt eine Mutation im Parathormonrezeptor zu einem gestörten Knochen- und Calciumstoffwechsel. Bei der familiären benignen hypokalziurischen Hyperkalzämie kommt es durch eine Mutation des G-Protein-gekoppelten Calciumrezeptors, der im Körper zur Feststellung des Blutkalziumspiegels dient, zu einer Hyperkalzämie, die jedoch keine bedrohlichen Beschwerden mit sich bringt. ⓘ
Eine plötzliche Immobilisation kann, insbesondere bei vorher aktiven Patienten mit aktivem Knochenstoffwechsel, zu einer Hyperkalzämie führen. Ebenso tritt bei rund einem Viertel der Patienten, welche im Rahmen einer Rhabdomyolyse ein akutes Nierenversagen erleiden, eine Hyperkalzämie auf. Diese wird durch Mobilisation von Calcium aus den geschädigten Muskelzellen zurückgeführt. ⓘ
Eine Überladung des Körpers mit Vitamin A oder Vitamin D kann über die Steigerung der Calciumaufnahme zur Hyperkalzämie führen. Thiaziddiuretika hemmen die Calciumausscheidung der Niere. Das gleiche gilt für das Psychopharmakon Lithium. Bei Einnahme von hohen Calciumdosen und Antazida kann es durch vermehrte Calciumaufnahme zum Milch-Alkali-Syndrom kommen. ⓘ
Primärer Hyperparathyreoidismus und Malignität sind für etwa 90 % der Fälle von Hyperkalzämie verantwortlich. ⓘ
Funktion der Nebenschilddrüse
- Primärer Hyperparathyreoidismus
- Solitäres Adenom der Nebenschilddrüse
- Primäre Nebenschilddrüsenhyperplasie
- Karzinom der Nebenschilddrüse
- Multiple endokrine Neoplasien (MEN1 & MEN2A)
- Familiärer isolierter Hyperparathyreoidismus
- Lithium-Einnahme
- Familiäre hypocalciurische Hyperkalzämie/familiäre benigne Hyperkalzämie ⓘ
Krebs
- Solider Tumor mit Metastasierung (z. B. Brustkrebs oder klassisches Plattenepithelkarzinom, das PTHrP-vermittelt sein kann)
- Fester Tumor mit humoraler Vermittlung der Hyperkalzämie (z. B. Lungenkrebs, am häufigsten nicht-kleinzelliger Lungenkrebs oder Nierenkrebs, Phäochromozytom)
- Hämatologische Krebserkrankungen (multiples Myelom, Lymphom, Leukämie)
- Kleinzelliges Ovarialkarzinom vom hyperkalzämischen Typ ⓘ
Diagnose
Die Diagnose wird laborchemisch über ein erhöhtes Serumcalcium gestellt. Zur Abklärung der Ursache einer Hyperkalzämie müssen eine Tumorsuche (z. B. Abdomen-Sonografie, Röntgen-Thorax, bei Frauen Mammografie) veranlasst und zusätzlich folgende Parameter bestimmt werden: Parathormon (PTH intakt), Parathormonverwandtes Peptid (PTHrP), 1,25-(OH)2-Vitamin D3, 25-OH-Vitamin D3. ⓘ
- Hypervitaminose D (Vitamin-D-Intoxikation)
- Erhöhte 1,25(OH)2D-Werte (siehe Calcitriol unter Vitamin D) (z. B. bei Sarkoidose und anderen granulomatösen Erkrankungen wie Tuberkulose, Berylliose, Histoplasmose, Morbus Crohn und Granulomatose mit Polyangiitis)
- Idiopathische Hyperkalzämie im Säuglingsalter
- Rebound-Hyperkalzämie nach Rhabdomyolyse ⓘ
Hoher Knochenumsatz
- Hyperthyreose
- Multiples Myelom
- Längere Ruhigstellung
- Paget-Krankheit
- Einnahme von Thiaziden
- Vitamin-A-Intoxikation ⓘ
Nierenversagen
- Tertiärer Hyperparathyreoidismus
- Aluminium-Intoxikation
- Milch-Alkali-Syndrom ⓘ
Andere
- Akromegalie
- Nebennieren-Insuffizienz
- Zollinger-Ellison-Syndrom
- Williams-Syndrom ⓘ
Diagnose
Die Diagnose sollte im Allgemeinen entweder eine Berechnung des korrigierten Kalziums oder eine direkte Messung des ionisierten Kalziumspiegels umfassen und nach einer Woche bestätigt werden. Der Grund dafür ist, dass hohe oder niedrige Serumalbuminwerte nicht den tatsächlichen Gehalt an ionisiertem Kalzium anzeigen. Die Nützlichkeit des korrigierten Kalziums ist jedoch umstritten, da es möglicherweise nicht besser ist als das Gesamtkalzium. ⓘ
Sobald bestätigt wird, dass das ionisierte Kalzium erhöht ist, wird eine ausführliche Anamnese erhoben, die auch eine Überprüfung der Medikamente, aller Vitaminsupplemente, pflanzlichen Präparate und früheren Kalziumwerte umfasst. Ein chronisch erhöhter Kalziumspiegel bei fehlenden oder leichten Symptomen deutet häufig auf einen primären Hyperparathyreoidismus hin. Bei Patienten mit einer bösartigen Grunderkrankung kann der Krebs so stark ausgeprägt sein, dass er sich in der Anamnese und bei der Untersuchung zeigt und die Diagnose mit wenigen Laboruntersuchungen gestellt werden kann. ⓘ
Wenn eine ausführliche Anamnese und Untersuchung die Differentialdiagnosen nicht eingrenzen kann, werden weitere Laboruntersuchungen durchgeführt. Intaktes PTH (iPTH, biologisch aktive Parathormonmoleküle) wird mit einem immunoradiometrischen oder immunochemolumineszenten Assay gemessen. Erhöhtes iPTH bei hohem Kalzium-Kreatinin-Verhältnis im Urin (mehr als 0,03) deutet auf primären Hyperparathyreoidismus hin. Erhöhtes iPTH bei niedrigem Kalzium-Kreatinin-Verhältnis im Urin deutet auf eine familiäre hypocalciurische Hyperkalzämie hin. Niedrige iPTH-Werte sollten durch Messungen des Parathormon-bezogenen Proteins (PTHrP) überwacht werden. Erhöhtes PTHrP deutet auf eine bösartige Erkrankung hin. Ein normales PTHrP deutet auf ein multiples Myelom, einen Vitamin-A-Überschuss, ein Milch-Alkali-Syndrom, eine Thyreotoxikose und eine Immobilisierung hin. Erhöhtes Calcitriol deutet auf ein Lymphödem, Sarkoidose, granulomatöse Erkrankungen und übermäßige Calcitriol-Einnahme hin. Erhöhtes Calcifediol ist ein Hinweis auf Vitamin D oder eine übermäßige Calcifediol-Zufuhr. ⓘ
Der Normalbereich liegt bei 2,1-2,6 mmol/L (8,8-10,7 mg/dL, 4,3-5,2 mEq/L), wobei Werte über 2,6 mmol/L als Hyperkalzämie definiert werden. Eine mäßige Hyperkalzämie liegt bei einem Wert von 2,88-3,5 mmol/L (11,5-14 mg/dL) vor, eine schwere Hyperkalzämie bei > 3,5 mmol/L (>14 mg/dL). ⓘ
EKG
Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten, und EKG-Befunde mit einem kurzen QT-Intervall deuten auf eine Hyperkalzämie hin. Eine signifikante Hyperkalzämie kann EKG-Veränderungen verursachen, die einen akuten Myokardinfarkt vortäuschen. Es ist auch bekannt, dass eine Hyperkalzämie zu einem EKG-Befund führen kann, der eine Unterkühlung vortäuscht und als Osborn-Welle bezeichnet wird. ⓘ
Behandlungen
Das Ziel der Therapie besteht darin, zunächst die Hyperkalzämie zu behandeln und anschließend die zugrundeliegende Ursache zu bekämpfen. ⓘ
Flüssigkeitszufuhr und Diuretika
Erste Therapie:
- Flüssigkeitszufuhr, Erhöhung der Salzaufnahme und forcierte Diurese.
- Flüssigkeitszufuhr ist erforderlich, da viele Patienten aufgrund von Erbrechen oder Nierenfehlern bei der Konzentration des Urins dehydriert sind.
- Eine erhöhte Salzaufnahme kann auch das Flüssigkeitsvolumen des Körpers erhöhen und die Natriumausscheidung im Urin steigern, was wiederum die Kalziumausscheidung im Urin erhöht.
- Nach der Rehydrierung kann ein Schleifendiuretikum wie Furosemid verabreicht werden, um eine fortgesetzte großvolumige intravenöse Salz- und Wassersubstitution zu ermöglichen und gleichzeitig das Risiko einer Blutvolumenüberladung und eines Lungenödems zu minimieren. Darüber hinaus neigen Schleifendiuretika dazu, die Kalziumrückresorption durch die Niere zu vermindern, was zu einer Senkung des Kalziumspiegels im Blut beiträgt
- können den Serumkalziumspiegel in der Regel innerhalb von 24 Stunden um 1-3 mg/dL senken
- Vorsicht ist geboten, um eine Kalium- oder Magnesiumverarmung zu vermeiden. ⓘ
Bisphosphonate und Calcitonin
Zusätzliche Therapie:
- Bisphosphonate sind Pyrophosphat-Analoga mit hoher Affinität zu Knochen, insbesondere zu Bereichen mit hohem Knochenumsatz.
- Sie werden von den Osteoklasten aufgenommen und hemmen die osteoklastische Knochenresorption
- Zu den derzeit verfügbaren Medikamenten gehören (in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit): (1. Generation) Etidronat, (2. Generation) Tiludronat, IV-Pamidronat, Alendronat (3. Generation) Zoledronat und Risedronat
- Alle Menschen mit krebsbedingter Hyperkalzämie sollten mit Bisphosphonaten behandelt werden, da die "Erstlinientherapie" (siehe oben) weder unbegrenzt fortgesetzt werden kann noch ohne Risiko ist. Selbst wenn die "First-Line"-Therapie wirksam war, ist es praktisch sicher, dass die Hyperkalzämie bei Personen mit maligner Hyperkalzämie wieder auftritt. Der Einsatz von Bisphosphonaten ist in solchen Fällen sowohl therapeutisch als auch präventiv
- Menschen mit Nierenversagen und Hyperkalzämie sollten vor der Verabreichung von Bisphosphonaten eine Risiko-Nutzen-Analyse durchführen lassen, da sie bei Nierenversagen relativ kontraindiziert sind.
- Calcitonin blockiert die Knochenresorption und erhöht außerdem die Kalziumausscheidung im Urin, indem es die Kalziumrückresorption durch die Niere hemmt.
- Wird normalerweise bei lebensbedrohlicher Hyperkalzämie zusammen mit Rehydratation, Diurese und Bisphosphonaten eingesetzt.
- Hilft, das Wiederauftreten von Hyperkalzämie zu verhindern
- Die Dosis beträgt 4 internationale Einheiten pro Kilogramm, die alle 12 Stunden subkutan oder intramuskulär verabreicht werden, und wird in der Regel nicht unbegrenzt fortgesetzt, da das Ansprechen auf Calcitonin schnell nachlässt. ⓘ
Andere Therapien
- werden selten oder unter besonderen Umständen eingesetzt
- Plicamycin hemmt die Knochenresorption (selten eingesetzt)
- Galliumnitrat hemmt die Knochenresorption und verändert die Struktur der Knochenkristalle (wird selten eingesetzt)
- Glukokortikoide erhöhen die Kalziumausscheidung im Urin und verringern die Kalziumabsorption im Darm
- keine Wirkung auf den Kalziumspiegel bei normalem oder primärem Hyperparathyreoidismus
- wirksam bei Hyperkalzämie aufgrund von osteolytischen Malignomen (multiples Myelom, Leukämie, Hodgkin-Lymphom, Brustkrebs) aufgrund der antitumoralen Eigenschaften
- auch wirksam bei Hypervitaminose D und Sarkoidose
- Dialyse in der Regel bei schwerer Hyperkalzämie, die durch Nierenversagen kompliziert ist. Zusätzliches Phosphat sollte überwacht und bei Bedarf zugeführt werden.
- eine Phosphattherapie kann die Hypophosphatämie bei Hyperkalzämie korrigieren und das Serumkalzium senken ⓘ
Andere Tiere
Die Forschung hat zu einem besseren Verständnis der Hyperkalzämie bei nichtmenschlichen Tieren geführt. Häufig stehen die Ursachen der Hyperkalzämie in Zusammenhang mit der Umgebung, in der die Organismen leben. Hyperkalzämie bei Haustieren ist in der Regel auf eine Krankheit zurückzuführen, in anderen Fällen kann sie aber auch durch die versehentliche Aufnahme von Pflanzen oder Chemikalien im Haus verursacht werden. Bei Tieren, die sich im Freien aufhalten, tritt Hyperkalzämie in der Regel aufgrund einer Vitamin-D-Toxizität durch Wildpflanzen in ihrer Umgebung auf. ⓘ
Heimtiere
Auch bei Haustieren wie Hunden und Katzen tritt eine Hyperkalzämie auf. Bei Katzen ist sie weniger häufig, und viele Fälle bei Katzen sind idiopathisch. Bei Hunden sind Lymphosarkom, Morbus Addison, primärer Hyperparathyreoidismus und chronisches Nierenversagen die Hauptursachen für Hyperkalzämie, aber es gibt auch umweltbedingte Ursachen, die gewöhnlich nur bei Haustieren auftreten. Das Verschlucken kleiner Mengen von Calcipotrien, das in Psoriasis-Creme enthalten ist, kann für ein Haustier tödlich sein. Calcipotrien verursacht einen raschen Anstieg des Calciumionenspiegels. Unbehandelt kann der Kalziumspiegel wochenlang hoch bleiben und zu einer Reihe von medizinischen Problemen führen. Es gibt auch Fälle von Hyperkalzämie, die auf die Einnahme von Rodentiziden durch Hunde zurückzuführen sind, die eine ähnliche Chemikalie wie Calcipotrien in Psoriasis-Creme enthalten. Auch die Einnahme von Hauspflanzen ist eine Ursache für Hyperkalzämie. Pflanzen wie Cestrum diurnum und Solanum malacoxylon enthalten Ergocalciferol oder Cholecalciferol, die eine Hyperkalzämie auslösen können. Der Verzehr kleiner Mengen dieser Pflanzen kann für Haustiere tödlich sein. Es können sichtbare Symptome wie Polydipsie, Polyurie, extreme Müdigkeit oder Verstopfung auftreten. ⓘ
Tiere im Freien
In bestimmten Freilandumgebungen kommt es bei Tieren wie Pferden, Schweinen, Rindern und Schafen häufig zu Hyperkalzämie. In Südbrasilien und Mattewara, Indien, sind etwa 17 Prozent der Schafe betroffen, wobei 60 Prozent dieser Fälle tödlich verlaufen. Viele Fälle sind auch in Argentinien, Papua-Neuguinea, Jamaika, Hawaii und Bayern dokumentiert. Diese Fälle von Hyperkalzämie werden in der Regel durch den Verzehr von Trisetum flavescens verursacht, bevor es ausgetrocknet ist. Sobald Trisetum flavescens ausgetrocknet ist, nimmt seine Toxizität ab. Andere Pflanzen, die Hyperkalzämie verursachen, sind Cestrum diurnum, Nierembergia veitchii, Solanum esuriale, Solanum torvum und Solanum malacoxylon. Diese Pflanzen enthalten Calcitriol oder ähnliche Stoffe, die einen Anstieg des Calcium-Ionen-Spiegels verursachen. Hyperkalzämie tritt am häufigsten in Weidegebieten in Höhenlagen über 1500 Metern auf, wo das Wachstum von Pflanzen wie Trisetum flavescens begünstigt wird. Selbst wenn über einen längeren Zeitraum nur geringe Mengen aufgenommen werden, haben die anhaltend hohen Kalziumionenwerte große negative Auswirkungen auf die Tiere. Diese Tiere leiden unter Muskelschwäche und Verkalkung von Blutgefäßen, Herzklappen, Leber, Nieren und anderen Weichteilen, was schließlich zum Tod führen kann. ⓘ
Beschwerden
Die Ausbildung von Beschwerden ist variabel und ist vor allem von der Geschwindigkeit der Entstehung der Hyperkalzämie abhängig. Schnell entstandene Stoffwechselstörungen führen bereits bei gering erhöhten Laborwerten zu Beschwerden, während langsam entstandene Störungen symptomlos bleiben können. Als Frühsymptome zeigen sich eine erhöhte Ermüdbarkeit, Muskelschwäche, Konzentrationsstörungen, Nervosität oder auch Depressionen. Darauf folgend kommt es zur Ausbildung von Beschwerden des Verdauungstrakts. Hier kommt es zu Übelkeit, Verstopfung, Erbrechen und selten zu Magengeschwüren oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. An der Niere führt der erhöhte Kalziumspiegel zu einer Steigerung der Urinmenge, welche durch Flüssigkeitsverlust und Ablagerung von Kalziumkristallen zu einer tubulointerstitiellen Nierenschädigung im Sinne einer Nephrokalzinose führt. Ebenso können Kalziumsteine an den Nieren oder den ableitenden Harnwegen auftreten. Bei Fortschreiten der Blutsalzstörung können sich die neuropsychiatrischen Beschwerden zu einem Koma auswachsen. Durch die Ansammlung von Kalziumkristallen kann es am Auge zu einer Konjunktivitis oder einer Keratititis kommen. Am Herzen führt die Hyperkalzämie zu einer Steigerung der Kontraktilität und kann zu einer erhöhten Toxizität von Digitalisglykosiden führen. ⓘ
Pseudohyperkalzämie
Etwa die Hälfte des Serumcalciums ist an Albumin und andere Serumproteine gebunden. Entscheidend für die physiologische Wirkung ist jedoch nur das freie protein-ungebundene Calcium, das jedoch mit dem protein-gebundenen in einem dynamischen Gleichgewicht steht. Bei einem hohen Eiweißspiegel im Blut kann es zu einer Pseudohyperkalzämie kommen. Scheinbar ist der Calciumspiegel im Blut erhöht, tatsächlich ist aber nur der proteingebundene Anteil erhöht und das freie Serumcalcium normal. ⓘ