Violine

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Geige
Violin VL100.png
Eine moderne Standardgeige von oben und von der Seite dargestellt
Streichinstrument
Andere NamenGeige
Hornbostel-Sachs-Klassifikation321.322-71
(Zusammengesetztes Akkordophon, das mit einem Bogen gespielt wird)
EntwickeltAnfang des 16. Jahrhunderts
Spielbereich
Range violin.png
Verwandte Instrumente
  • Geigenfamilie (Bratsche, Cello, Kontrabass)
  • Gambenfamilie (einige Historiker behaupten, der Kontrabass habe sich aus der Bassgambe entwickelt)
Musiker
  • Liste von Geigern
Baumeister
  • Liste der Geigenbauer
Klangbeispiel
Aufnahme eines Geigers, der verschiedene Klänge der Violine demonstriert.

Die Geige, manchmal auch als Fiedel bezeichnet, ist ein hölzernes Akkordophon (Streichinstrument) aus der Familie der Violinen. Die meisten Geigen haben einen hohlen Holzkörper. Sie ist das kleinste und damit am höchsten klingende Instrument (Sopran) der Familie, das regelmäßig verwendet wird. Die Geige hat in der Regel vier Saiten (manche können auch fünf haben), die in der Regel in perfekten Quinten mit den Tönen G3, D4, A4, E5 gestimmt sind. Sie wird meist gespielt, indem man einen Bogen über die Saiten zieht. Sie kann auch durch Zupfen der Saiten mit den Fingern (pizzicato) und in speziellen Fällen durch Anschlagen der Saiten mit der hölzernen Seite des Bogens (col legno) gespielt werden.

Geigen sind wichtige Instrumente in einer Vielzahl von Musikgattungen. Am bekanntesten sind sie in der westlichen klassischen Tradition, sowohl in Ensembles (von Kammermusik bis zu Orchestern) als auch als Soloinstrumente. Geigen spielen auch in vielen Spielarten der Volksmusik eine wichtige Rolle, z. B. in der Country-Musik, der Bluegrass-Musik und im Jazz. Elektrische Geigen mit massivem Korpus und piezoelektrischen Tonabnehmern werden in einigen Formen der Rockmusik und des Jazz-Fusion verwendet, wobei die Tonabnehmer zur Klangerzeugung an Instrumentenverstärker und Lautsprecher angeschlossen werden. Die Geige hat in vielen nicht-westlichen Musikkulturen Einzug gehalten, darunter in der indischen und iranischen Musik. Der Name Geige wird oft unabhängig von der Art der Musik verwendet, die auf ihr gespielt wird.

Die Geige wurde erstmals im Italien des 16. Jahrhunderts bekannt, wobei im 18. und 19. Jahrhundert weitere Modifikationen vorgenommen wurden, um dem Instrument einen kräftigeren Klang und eine größere Ausstrahlung zu verleihen. In Europa diente sie als Grundlage für die Entwicklung anderer Saiteninstrumente, die in der westlichen klassischen Musik verwendet werden, wie z. B. der Bratsche.

Geiger und Sammler schätzen vor allem die feinen historischen Instrumente, die von den Familien Stradivari, Guarneri, Guadagnini und Amati vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Brescia und Cremona (Italien) sowie von Jacob Stainer in Österreich gebaut wurden. Die Qualität ihres Klangs hat sich dem Ruf nach allen Versuchen entzogen, ihn zu erklären oder ihm gleichzukommen, auch wenn dies umstritten ist. Eine große Anzahl von Instrumenten stammt aus den Händen weniger berühmter Geigenbauer sowie eine noch größere Anzahl von in Massenproduktion hergestellten Handelsgeigen", die von Handwerksbetrieben in Orten wie Sachsen, Böhmen und Mirecourt stammen. Viele dieser Handelsinstrumente wurden früher von Sears, Roebuck und Co. und anderen Massenhändlern verkauft.

Die Bestandteile einer Geige werden in der Regel aus verschiedenen Holzarten hergestellt. Geigen können mit Darm-, Perlon- oder anderen synthetischen Saiten oder mit Stahlsaiten bespannt sein. Eine Person, die Geigen herstellt oder repariert, wird als Geigenbauer oder Geigenbauerin bezeichnet. Jemand, der Bögen herstellt oder repariert, wird Archetier oder Bogenmacher genannt.

Violine
englisch violin, italienisch violino
German, maple Violin.JPG
Klassifikation Chordophon
Streichinstrument
Tonumfang Range violin.svg
Verwandte Instrumente

Bratsche, Violoncello

Musiker
Liste von Violinisten

Etymologie

Das Wort "Violine" wurde im Englischen erstmals in den 1570er Jahren verwendet. Das Wort "Violine" stammt vom italienischen violino, [einer] Verkleinerungsform von viola. Der Begriff "Viola" stammt von dem Ausdruck für "Tenor-Violine" aus dem Jahr 1797, aus dem Italienischen und dem Altprovenzalischen Viola, [der] aus dem mittelalterlichen Lateinischen vitula als Begriff stammt, der "Saiteninstrument" bedeutet, vielleicht [kommt er] von Vitula, der römischen Göttin der Freude..., oder von dem verwandten lateinischen Verb vitulari, "vor Freude oder Begeisterung ausschreien". Der verwandte Begriff "Viola da gamba", der "Bassgambe" bedeutet (1724), stammt aus dem Italienischen und bedeutet wörtlich "eine Viola für das Bein" (d. h. zwischen den Beinen zu halten). Eine Violine ist die "moderne Form der kleineren, mittelalterlichen Viola da braccio". ("Armviola")

Die Geige wird oft als Fiedel bezeichnet, entweder im Zusammenhang mit Volksmusik oder sogar in der klassischen Musik, als informeller Spitzname für das Instrument. Das Wort "fiddle" wurde im späten 14. Jahrhundert erstmals im Englischen verwendet. Das Wort "fiddle" stammt von "fedele, fydyll, fidel, früher fithele, von alt-englisch fiðele "Fiedel", das mit altnordisch fiðla, mittelniederländisch vedele, niederländisch vedel, althochdeutsch fidula, deutsch Fiedel, verwandt ist; alle von unsicherer Herkunft". Was den Ursprung des Wortes "Fiedel" betrifft, so ist die "...übliche Vermutung, die auf der Ähnlichkeit von Klang und Bedeutung beruht, dass es vom mittellateinischen vitula stammt."

Geschichte

Frühe Darstellung einer Violine in Ferrara (etwa 1508)
Gaudenzio Ferrari: La Madonna degli aranci, Altarbild in der San-Cristoforo-Kirche in Vercelli, 1529/30
Gaudenzio Ferrari: Musizierende Engel mit dreisaitiger Violine (1535)
Rekonstruktion einer Violine nach G. Ferrari
Moderne Rekonstruktion einer frühen Violine nach G. Ferrari

Früheste Darstellungen von Violinen (ab 1508 in Ferrara) zeigen ein neues Konstruktionskonzept und setzen sich in Form und Funktion von mittelalterlichen Streichinstrumenten ab. Waren diese aus massiven Holzblöcken ausgearbeitet, so wurden die neuen Streichinstrumente nun aus mehreren, teils sehr dünnen Holzteilen zusammen geleimt. Der Aufbau des Korpus in drei Segmente (Oberbügel, Mittelbügel und Unterbügel) unterscheidet sie ebenfalls grundlegend von den Formen mittelalterlicher Streichinstrumente.

Mangels erhaltener Instrumente sind wir auf Darstellungen früher Violininstrumente in der Kunst Norditaliens angewiesen. Frühe Darstellungen bis in die 1530er-Jahre finden wir neben Ferrara in Finalpia, Parma, Padua, dem Mailänder Raum und im Friaul. Den heutigen Violinen am nächsten kommen Darstellungen des Gaudenzio Ferrari und seiner Werkstatt ab 1529/30. Er bildet unterschiedliche Größen („Familie“) der neu etablierten Bauart ab.

Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen „les trompettes et vyollons de Verceil“ (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Spätestens ab 1545 sind italienische Geiger am englischen Hof dokumentiert: „Mark Antonye Gayiardell and George Decombe vialline(s)“, ab 1555 am französischen Hof und ab 1561 in München.

Moderne Nachbauten von Renaissancegeigen, vor 1594, Freiberger Dom

Mit dem um 1505 geborenen Andrea Amati konzentriert sich der italienische Geigenbau für mindestens 200 Jahre auf die Stadt Cremona: Aus der Spätzeit seiner Werkstatt (mit seinem Sohn Antonio als Mitarbeiter) sind prächtig bemalte Violinen, Bratschen und Violoncelli, Bestellungen des französischen Hofes, gebaut ab ca. 1560, erhalten geblieben. Instrumente der Violin-Familie, welche in jenen Jahren in Brescia hergestellt wurden (Gasparo da Salò), erzielten wegen ihrer nicht so sorgfältigen Ausarbeitung nur geringere Preise, sind aber heute aufgrund ihres schönen Tones und ihrer Seltenheit sehr gesucht.

Bald wurden Instrumente der Violin-Familie auch in Ländern nördlich der Alpen gebaut. Musikinstrumente, welche zu Dekorationszwecken gebaut wurden, sind in der kurfürstlichen Begräbniskapelle im Freiberger Dom (1594 fertig gestellt) erhalten geblieben und legen davon ein Zeugnis ab. Zeigen Violinen bestimmter Regionen auch kleinere, individuelle Eigenheiten in Bauart und Dekoration, so ist doch im Wesentlichen die Form seit Andrea Amati († 1577) nicht verändert worden.

Nach dem Tod von Andrea führten seine Söhne Antonio und Girolamo die Tradition des Vaters weiter und beschritten auch neue Wege. Der Enkel Nicola schließlich war nach der Pestepidemie von 1630/32 der alleinige Erbe des Familienwissens; er bildete Lehrlinge aus und wurde der berühmteste Geigenbauer der Familie, welche mit dem Tod von Girolamo II., Nicolas Sohn, endete. Zu den von Nicola ausgebildeten Geigenbauern zählte Andrea Guarneri, welcher die Kunst wiederum seinen Söhnen Pietro „da Mantova“ und Giuseppe beibrachte. Von dessen beiden Söhnen Pietro „da Venezia“ und Giuseppe „del Gesù“ wurde der zweite der berühmteste Meister der Familie.

Unter welchen Umständen der Tiroler Geigenbauer Jakob Stainer in Italien das Metier gelernt hat, ist umstritten. Sicher ist, dass der Absamer Meister unter teils widrigen Verhältnissen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die besten Violinen nördlich der Alpen baute. Sie wurden bald zu höheren Preisen gehandelt als Violinen, die aus Italien kamen. Stainers Modell, welches selbst viel von Nicola Amati hat, wurde sowohl von seinen Zeitgenossen als auch von den nächsten Generationen europäischer Geigenbauer nachgeahmt (u. a. in Deutschland, England und Italien) und verlor erst mit dem generellen Wechsel im Geschmack um 1800 an Einfluss.

Die damals gefertigten Instrumente werden als Barockviolinen bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung Alter Musik eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine historische Aufführungspraxis, die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näherbringt.

Insbesondere Stradivari wurde später zum großen Vorbild für Aussehen und Konstruktionsprinzipien fast aller Violinen, was zu sehr starker Vereinheitlichung führte. Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken, der eine stärkere Spannung der Saiten erlaubte als die Violinen in der alten Mensur. Viele der berühmten alten Geigen von Stradivari, Guarneri, Amati, Stainer wurden auf diese neue Art umgebaut. Dank der längeren Saiten, der höheren Saitenspannung und des gestreckt-konkaven Bogens erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. Kritiker bemängeln jedoch, dass die geänderte Bauform den Klang härter und weniger lieblich machte. In Frankreich gab vor allem Jean-Baptiste Vuillaume entscheidende Impulse, als er sich mit den Stradivari- und Guarneri-Violinen beschäftigte.

Violine von J. B. Vuillaume (Kopie einer Joseph Guarneri del Gesù)

Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigenbauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Nagoya (Japan) 1887 seinen Ursprung mit der Gründung von Suzuki Violin Co. Ltd. durch Masakichi Suzuki (1859–1944), den Vater des Violinpädagogen Shinichi Suzuki. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her.

Zwar hat sich das Instrument von seinen Anfängen nicht in wesentlichem Maße verändert, es gab allerdings häufig Versuche gestalterischer und technischer Reformen. So wurden einst reich verzierte Geigen mit anderen Ornamenten gebaut (etwa mit Menschen- oder Löwenkopf anstelle der Schnecke) oder Instrumente aus Blech für ärmere Leute. Bekanntheit erlangten die Chanot-Geige von 1819, die trapezförmigen Geigen von Félix Savart oder Johann Reiter (1908) und zahllose Versuche vieler anderer namhafter Geigenbauer. Derzeit baut der belgische Geigenbau-Künstler Gauthier Louppe Streichinstrumente in Formen, die an Jugendstil erinnern und durch besondere Asymmetrien ein breiteres Klangspektrum ermöglichen sollen.

Die Kunststoff-Violinen von Mario Maccaferri (1970er/1980er Jahre) waren technisch noch unausgereift oder gehörten zu den „anders klingenden“ Geigen, doch stehen mit computergestützter Schwingungsanalyse und -simulation (wie sie von Glockengießern genutzt wird) ganz andere Werkzeuge zum systematischen Design von Klangkörpern zur Verfügung, was die Massenproduktion einer angenehm klingenden und wetterfesten „Volksvioline“ aus Kunststoff nahelegt. Momentan sind holzfreie Geigen in Serienfertigung nur aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) erhältlich, die jedoch klanglich allenfalls geringen Ansprüchen genügen können.

Die Anschaffungspreise für Violinen variieren heute zwischen unter 50 Euro für „Billiginstrumente“ und Beträgen für Instrumente berühmter Geigenbauer, die sich zwar durch überragende Klangqualität auszeichnen, von den Musikern selbst jedoch kaum noch finanziert werden können.

Die frühesten Saiteninstrumente waren meist Zupfinstrumente (z. B. die griechische Leier). Zweisaitige Streichinstrumente, die aufrecht gespielt und mit Rosshaar bespannt und gestrichen wurden, haben ihren Ursprung möglicherweise in den nomadischen Reiterkulturen Zentralasiens, in Formen, die dem heutigen mongolischen Morin huur und dem kasachischen Kobyz sehr ähnlich sind. Ähnliche und abgewandelte Typen wurden wahrscheinlich entlang der Ost-West-Handelsrouten von Asien in den Nahen Osten und das Byzantinische Reich verbreitet.

Der direkte Vorfahre aller europäischen Streichinstrumente ist das arabische Rebab (ربابة), aus dem sich im 9. Jahrhundert die byzantinische Lyra und später das europäische Rebec entwickelte. Die ersten Geigenbauer nahmen wahrscheinlich Anleihen bei verschiedenen Entwicklungen der byzantinischen Lyra. Dazu gehörten die vielle (auch bekannt als fidel oder viuola) und die lira da braccio. Die Geige in ihrer heutigen Form entstand im frühen 16. Jahrhundert in Norditalien. Die frühesten Abbildungen von Geigen, wenn auch mit drei Saiten, sind in Norditalien um 1530 zu sehen, etwa zur gleichen Zeit, als die Wörter "violino" und "vyollon" in italienischen und französischen Dokumenten auftauchen. Eine der frühesten ausdrücklichen Beschreibungen des Instruments, einschließlich seiner Stimmung, stammt aus dem Epitome musical von Jambe de Fer, das 1556 in Lyon veröffentlicht wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Violine bereits begonnen, sich in ganz Europa zu verbreiten.

Zu den berühmtesten Geigenbauern (luthiers) zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gehören:

1658 Barockgeige von Jacob Stainer
  • Die Schule von Brescia, die im späten 14. Jahrhundert mit Liras, Violetten und Bratschen begann und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Violine tätig war
    • Die Familie Dalla Corna, tätig 1510-1560 in Brescia und Venedig
    • Die Familie Micheli, tätig 1530-1615 in Brescia
    • Die Familie Inverardi, tätig 1550-1580 in Brescia
    • Die Familie Gasparo da Salò, tätig 1530-1615 in Brescia und Salò
    • Giovanni Paolo Maggini, Schüler von Gasparo da Salò, tätig 1600-1630 in Brescia
    • Die Familie Rogeri, tätig 1661-1721 in Brescia
  • Die Schule von Cremona, beginnend in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Bratschen und Violone und im Bereich der Violine in der zweiten Hälfte des 16.
    • Die Familie Amati, tätig 1550-1740 in Cremona
    • Die Familie Guarneri, tätig 1626-1744 in Cremona und Venedig
    • Die Stradivari-Familie, tätig 1644-1737 in Cremona
    • Die Rugeri-Familie, tätig 1650-1740 in Cremona
    • Carlo Bergonzi (Geigenbauer) (1683-1747) in Cremona
  • Die Schule von Venedig, mit der Präsenz mehrerer Hersteller von Streichinstrumenten aus dem frühen 16. Jahrhundert unter den mehr als 140 Herstellern von Streichinstrumenten, die zwischen 1490 und 1630 registriert sind.
    • Die Familie Linarolo, die 1505-1640 in Venedig tätig war
    • Matteo Goffriller, bekannt für seine Celli, tätig 1685-1742 in Venedig
    • Pietro Guarneri, Sohn von Giuseppe Giovanni Battista Guarneri und aus Cremona, tätig 1717-1762 in Venedig
    • Domenico Montagnana, tätig um 1700-1750 in Venedig
    • Santo Serafin, tätig vor 1741 bis 1776 in Venedig

Im 18. Jahrhundert kam es zu bedeutenden Veränderungen in der Konstruktion der Geige, insbesondere in Bezug auf Länge und Winkel des Halses und einen schwereren Bassbalken. Die meisten alten Instrumente wurden diesen Veränderungen unterzogen und befinden sich daher in einem deutlich anderen Zustand als zu dem Zeitpunkt, als sie die Hände ihrer Erbauer verließen, was zweifellos zu Unterschieden in Klang und Ansprache führt. Aber diese Instrumente in ihrem heutigen Zustand setzen den Maßstab für die Perfektion der Geigenbaukunst und des Klangs, und Geigenbauer auf der ganzen Welt versuchen, diesem Ideal so nahe wie möglich zu kommen.

Bis heute sind die Instrumente aus dem so genannten Goldenen Zeitalter des Geigenbaus, insbesondere die von Stradivari, Guarneri del Gesù und Montagnana, bei Sammlern und Interpreten die begehrtesten Instrumente. Die derzeitige Rekordsumme, die für eine Stradivari-Geige gezahlt wurde, liegt bei 9,8 Millionen Pfund (damals 15,9 Millionen US-Dollar), als das als Lady Blunt bekannte Instrument am 20. Juni 2011 von Tarisio Auctions in einer Online-Auktion verkauft wurde.

Konstruktion und Mechanik

Die Konstruktion einer Geige
Geige und Bogen.

Eine Geige besteht in der Regel aus einer Fichtendecke (dem Resonanzboden, auch Decke, Tisch oder Bauch genannt), Zargen und Boden aus Ahorn, zwei Stimmstöcken, einem Hals, einem Steg, einem Stimmstock, vier Saiten und verschiedenen Beschlägen, zu denen auch ein Kinnhalter gehören kann, der direkt über oder links vom Saitenhalter angebracht sein kann. Ein charakteristisches Merkmal des Geigenkörpers ist seine sanduhrartige Form und die Wölbung von Decke und Boden. Die Sanduhrform besteht aus zwei oberen Wölbungen, zwei unteren Wölbungen und zwei konkaven C-Wölbungen an der Taille, die den Spielraum für den Bogen bieten. Die "Stimme" oder der Klang einer Geige hängt von ihrer Form, dem Holz, aus dem sie gebaut ist, der Abstufung (dem Dickenprofil) der Decke und des Bodens, dem Lack, mit dem ihre Außenfläche überzogen ist, und dem Geschick des Geigenbauers bei der Ausführung all dieser Schritte ab. Der Lack und vor allem das Holz werden mit dem Alter immer besser, so dass der feste Vorrat an alten, gut gebauten Geigen berühmter Geigenbauer sehr begehrt ist.

Für die meisten Leimfugen des Instruments wird Tierhautleim und nicht der übliche Weißleim verwendet, und zwar aus mehreren Gründen. Mit Hautleim lassen sich dünnere Fugen herstellen als mit den meisten anderen Leimen. Er ist reversibel (spröde genug, um bei vorsichtiger Anwendung von Kraft zu brechen und mit heißem Wasser zu entfernen), wenn eine Demontage erforderlich ist. Da frischer Hautleim an altem Hautleim haftet, kann beim Reparieren einer Verbindung mehr ursprüngliches Holz erhalten werden. (Modernere Leime müssen vollständig entfernt werden, damit die neue Verbindung einwandfrei ist, was in der Regel bedeutet, dass etwas Holz zusammen mit dem alten Leim abgeschabt werden muss). Schwächerer, verdünnter Leim wird normalerweise verwendet, um die Decke an den Zargen und den Sattel am Griffbrett zu befestigen, da diese Teile bei Reparaturen häufig entfernt werden müssen. Die um den Rand der Fichtendecke verlaufende Randeinlage bietet einen gewissen Schutz gegen Risse, die an der Kante entstehen. Außerdem kann sich die Decke dadurch unabhängiger von der Zargenstruktur biegen. Aufgemalte unechte Randeinlagen auf der Decke sind in der Regel ein Zeichen für ein minderwertiges Instrument. Der Boden und die Zargen bestehen in der Regel aus Ahorn, meist mit einem passenden Streifenmuster, das als Flame, Fiddleback oder Tiger Stripe bezeichnet wird.

Der Hals besteht in der Regel aus Ahorn mit einem geflammten Muster, das zu dem der Zargen und des Bodens passt. Er trägt das Griffbrett, das in der Regel aus Ebenholz besteht, bei billigeren Instrumenten aber oft auch aus einem anderen Holz, das schwarz gebeizt oder lackiert ist. Ebenholz ist das bevorzugte Material wegen seiner Härte, Schönheit und hohen Verschleißfestigkeit. Die Griffbretter sind mit einer bestimmten Querkurve versehen und weisen in Längsrichtung eine kleine Einbuchtung auf, die bei den unteren Saiten etwas ausgeprägter ist, insbesondere wenn sie für Darm- oder Synthetiksaiten bestimmt sind. Einige alte Geigen (und solche, die so aussehen, als seien sie alt) haben eine aufgepfropfte Schnecke, die durch eine Leimfuge zwischen Wirbelkasten und Hals gekennzeichnet ist. Bei vielen authentischen alten Instrumenten wurden die Hälse auf einen etwas größeren Winkel eingestellt und um etwa einen Zentimeter verlängert. Die Halstransplantation ermöglicht es, die ursprüngliche Schnecke bei einer Barockgeige zu erhalten, wenn der Hals an die modernen Standards angepasst wird.

Nahaufnahme eines Geigensaitenhalses, mit einer Fleur-de-Lis
Vorder- und Rückansicht des Geigenstegs
Stimmstock durch das F-Loch gesehen

Der Steg ist ein präzise geschnittenes Stück Ahorn, das den unteren Ankerpunkt der schwingenden Saitenlänge bildet und die Schwingungen der Saiten auf den Korpus des Instruments überträgt. Seine obere Wölbung hält die Saiten in einem Bogen in der richtigen Höhe über dem Griffbrett, so dass jede Saite einzeln mit dem Bogen angeschlagen werden kann. Der Stimmstock oder Seelenständer passt genau in das Innere des Instruments zwischen Boden und Decke, an einer sorgfältig gewählten Stelle in der Nähe des Diskantfußes des Stegs, den er stützt. Er beeinflusst auch die Schwingungsmoden der Decke und des Bodens des Instruments.

Der Saitenhalter verankert die Saiten am unteren Teil der Geige mit Hilfe des Saitenhalses, der sich um einen Ebenholzknopf schlingt, der als Saitenhalterstift bezeichnet wird (manchmal verwirrenderweise Endstift genannt, wie beim Cello), der in ein konisches Loch im Bodenblock passt. Die E-Saite hat oft einen Feinstimmhebel, der durch eine kleine, mit den Fingern gedrehte Schraube betätigt wird. Feinstimmer können auch an den anderen Saiten angebracht sein, insbesondere bei Schülerinstrumenten, und sind manchmal in den Saitenhalter eingebaut. Die Feinstimmer ermöglichen es dem Spieler, die Tonhöhe einer Saite geringfügig zu verändern. Am Ende der Schnecke wickeln sich die Saiten um die hölzernen Stimmwirbel im Wirbelkasten. Die Wirbel sind verjüngt und passen in die Löcher des Wirbelkastens. Die Wirbel werden durch die Reibung von Holz auf Holz in Position gehalten. Die Saiten können aus Metall oder, seltener, aus Darm oder mit Metall umsponnenem Darm hergestellt sein. Die Saiten sind in der Regel an beiden Enden mit einer farbigen Seidenumwicklung versehen, um die Saite zu kennzeichnen (z. B. G-Saite, D-Saite, A-Saite oder E-Saite) und die Reibung an den Wirbeln zu gewährleisten. Die konisch zulaufenden Wirbel ermöglichen es, die Reibung zu erhöhen oder zu verringern, indem der Spieler beim Drehen des Wirbels einen angemessenen Druck entlang der Achse des Wirbels ausübt.

Saiten

Die ersten Saiten wurden aus Schafsdarm (allgemein bekannt als Katzendarm, der trotz des Namens nicht von Katzen stammt) oder einfach aus Darm hergestellt, der gedehnt, getrocknet und verdreht wurde. In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Saiten entweder aus Darm oder aus Stahl hergestellt. Moderne Saiten können aus Darm, massivem Stahl, verseiltem Stahl oder verschiedenen synthetischen Materialien wie Perlon bestehen, die mit verschiedenen Metallen umsponnen und manchmal mit Silber beschichtet sind. Die meisten E-Saiten sind unumsponnen, entweder aus blankem oder aus beschichtetem Stahl. Darmsaiten sind nicht mehr so verbreitet wie früher, aber viele Interpreten verwenden sie, um einen bestimmten Klang zu erzielen, insbesondere bei der historisch informierten Aufführung von Barockmusik. Saiten haben eine begrenzte Lebensdauer. Wenn sich Öl, Schmutz, Korrosion und Kolophonium ansammeln, kann die Masse der Saite mit der Zeit ungleichmäßig werden. Abgesehen von offensichtlichen Dingen, wie z. B. dem Aufwickeln einer Saite, die sich durch Abnutzung löst, wechseln die Spieler im Allgemeinen eine Saite aus, wenn sie nicht mehr "richtig" (mit guter Intonation auf den Obertönen) spielt und den gewünschten Ton, die Brillanz und die Intonation verliert. Die Langlebigkeit der Saiten hängt von der Saitenqualität und der Spielintensität ab.

Tonhöhenbereich

3D-Spektrumdiagramm der Obertöne einer G-Saite einer Geige (Vordergrund). Man beachte, dass der hörbare Ton die Spitze um 200 Hz ist.

Eine Geige ist in Quinten gestimmt, in den Tönen G3, D4, A4, E5. Der tiefste Ton einer normal gestimmten Geige ist G3, also G unter dem mittleren C (C4). (In seltenen Fällen kann die tiefste Saite sogar um eine Quarte tiefer gestimmt werden, auf D3). Der höchste Ton ist weniger gut definiert: E7, das E zwei Oktaven über der leeren Saite (die auf E5 gestimmt ist), kann als praktische Grenze für Orchesterviolinstimmen angesehen werden, aber es ist oft möglich, höher zu spielen, abhängig von der Länge des Griffbretts und dem Können des Geigers. Höhere Töne (bis C8) können durch Anhalten der Saite, Erreichen der Griffbrettgrenze und/oder durch künstliche Obertöne erzeugt werden.

Akustik

Die Helmholtz-Ecke, die sich entlang der Saite hin und her bewegt.

Die gewölbte Form, die Dicke des Holzes und seine physikalischen Eigenschaften bestimmen den Klang einer Geige. Gelegentlich verwenden Geigenbauer zur Überprüfung ihrer Arbeit vor dem Zusammenbau des Instruments sogenannte Chladni-Muster, die durch Sand oder Glitter entstehen, der auf die Platten gestreut wird, wenn die Platte bei bestimmten Frequenzen vibriert.

Größen

Geigen in Fraktionsgröße (116) und voller Größe (44)

Neben der Standardgröße (4⁄4) werden Geigen auch in so genannten Teilgrößen von 78, 3⁄4, 1⁄2, 1⁄4, 1⁄8, 1⁄10, 1⁄16, 1⁄32 und sogar 1⁄64 hergestellt. Diese kleineren Instrumente werden häufig von jungen Spielern verwendet, deren Finger noch nicht lang genug sind, um die richtigen Positionen auf Instrumenten voller Größe zu erreichen.

Die Größenangaben beziehen sich zwar in gewisser Weise auf die Abmessungen der Instrumente, sind aber nicht als wörtliche Beschreibungen der relativen Proportionen gedacht. Zum Beispiel ist ein Instrument der Größe 3⁄4 nicht drei Viertel so lang wie ein Instrument in voller Größe. Die Korpuslänge (ohne Hals) einer 4⁄4-Violine in voller Größe beträgt 356 mm, bei einigen Modellen aus dem 17. Die Korpuslänge einer 3⁄4-Geige beträgt 335 mm, die einer 1⁄2-Geige 310 mm. Bei der nächsten Verwandten der Violine, der Bratsche, wird die Größe als Korpuslänge in Zoll oder Zentimetern und nicht in Bruchteilen angegeben. Eine ausgewachsene Bratsche misst im Durchschnitt 40 cm (16 Zoll). Allerdings bestimmt jeder Erwachsene selbst, welche Größe er für seine Bratsche benötigt.

Gelegentlich kann ein Erwachsener mit einer kleinen Statur anstelle eines normalgroßen Instruments eine so genannte 78-Violine verwenden. Diese manchmal auch als Damengeige bezeichneten Instrumente sind etwas kürzer als eine normalgroße Geige, aber in der Regel qualitativ hochwertige Instrumente, die einen Klang erzeugen können, der mit dem einer guten normalgroßen Geige vergleichbar ist. Die Größen der 5-saitigen Geigen können von den normalen 4-saitigen abweichen.

Mezzovioline

Das Instrument, das der Violine im Geigenoktett entspricht, ist die Mezzovioline. Sie ist genauso gestimmt wie eine Violine, hat aber einen etwas längeren Korpus. Die Saiten der Mezzovioline haben die gleiche Länge wie die der normalen Violine. Dieses Instrument ist nicht gebräuchlich.

Korpus einer Violine im Querschnitt (der Steg gehört nicht zum Korpus)

Der Korpus der Violine besteht aus Decke, Boden und Zargenkranz. Zusammen bilden sie einen etwa 35 bis 36 cm langen Hohlkörper, der als Resonanzkörper dient.

Stimmung

Schnecke und Wirbelkasten, richtig bespannt
Die Tonhöhen der offenen Saiten einer Geige. Die Notennamen der Tonhöhen sind in Buchstaben unterhalb der Notenlinien und ihre französischen Entsprechungen oberhalb der Notenlinien angegeben. G=sol; D=re; A=la; E=mi Spielen (Hilfe-Infos)

Geigen werden durch Drehen der Wirbel im Wirbelkasten unter der Schnecke oder durch Einstellen der Feinstimmschrauben am Saitenhalter gestimmt. Alle Geigen haben Wirbel; Feinstimmer (auch Feinstimmer genannt) sind optional. Die meisten Feinstimmer bestehen aus einer Metallschraube, die einen am Saitenende angebrachten Hebel bewegt. Mit ihnen lassen sich sehr kleine Tonhöhen viel leichter einstellen als mit Wirbeln. Dreht man ein Feinstimmgerät im Uhrzeigersinn, wird die Tonhöhe schärfer (da die Saite mehr Spannung hat), dreht man es gegen den Uhrzeigersinn, wird die Tonhöhe flacher (da die Saite weniger Spannung hat). Feinstimmer an allen vier Saiten sind sehr hilfreich, wenn man Saiten mit Stahlkern verwendet, und manche Spieler verwenden sie auch bei synthetischen Saiten. Da moderne E-Saiten aus Stahl sind, wird fast immer ein Feinstimmer für diese Saite verwendet. Feinstimmer werden nicht bei Darmsaiten verwendet, da diese elastischer sind als Stahl- oder Synthetiksaiten und auf die sehr kleinen Bewegungen von Feinstimmern nicht angemessen reagieren.

Um eine Geige zu stimmen, wird zunächst die A-Saite auf einen Standardton gestimmt (normalerweise A=440 Hz). (Wenn man ein Instrument mit fester Tonhöhe wie ein Klavier oder ein Akkordeon begleitet oder mit ihm spielt, stimmt man die Geige auf den entsprechenden Ton dieses Instruments und nicht auf eine andere Stimmreferenz. Die Oboe ist im Allgemeinen das Instrument, das zum Stimmen von Orchestern mit Geigen verwendet wird, da ihr Klang durchdringend ist und die anderen Holzblasinstrumente übertönt). Die anderen Saiten werden dann durch paarweises Streichen gegeneinander in Intervallen von reinen Quinten gestimmt. Für das Solospiel wird manchmal eine geringfügig höhere Stimmung verwendet, um dem Instrument einen helleren Klang zu verleihen; umgekehrt wird Barockmusik manchmal in tieferen Stimmungen gespielt, um den Klang der Geige weicher zu machen. Nach dem Stimmen kann der Steg des Instruments untersucht werden, um sicherzustellen, dass er gerade und mittig zwischen den inneren Kerben der F-Löcher steht; ein schiefer Steg kann den Klang einer ansonsten gut gebauten Geige erheblich beeinträchtigen.

Nach längerem Spielen können sich die Wirbel und ihre Löcher abnutzen, so dass die Wirbel unter Spannung verrutschen können. Dies kann dazu führen, dass die Tonhöhe der Saite etwas abfällt oder, wenn sich der Wirbel ganz löst, die Saite völlig ihre Spannung verliert. Eine Geige, bei der die Stimmwirbel abrutschen, muss von einem Geigenbauer oder einer Geigenreparaturwerkstatt repariert werden. Regelmäßig verwendete Wirbelpaste kann den Beginn einer solchen Abnutzung verzögern und gleichzeitig ein leichtes Drehen der Wirbel ermöglichen.

Die Stimmung G-D-A-E wird für die meiste Geigenmusik verwendet, einschließlich klassischer Musik, Jazz und Volksmusik. Gelegentlich werden auch andere Stimmungen verwendet; die G-Saite kann z. B. bis A gestimmt werden. Die Verwendung von Nicht-Standard-Stimmungen in der klassischen Musik ist als Skordatur bekannt; in einigen Volksmusikstilen wird sie als Kreuzstimmung bezeichnet. Ein berühmtes Beispiel für eine Skordatur in der klassischen Musik ist Camille Saint-Saëns' Danse Macabre, bei dem die E-Saite der Solovioline auf E heruntergestimmt ist, um der Komposition eine unheimliche Dissonanz zu verleihen. Weitere Beispiele sind der dritte Satz von Contrasts von Béla Bartók, in dem die E-Saite auf E und die G-Saite auf G heruntergestimmt ist, Niccolò Paganinis erstes Violinkonzert, in dem alle vier Saiten einen Halbton höher gestimmt sind, und die Mysteriensonaten von Biber, in denen jeder Satz eine andere Skordaturstimmung aufweist.

In der klassischen indischen Musik und der indischen Unterhaltungsmusik wird die Geige im südindischen Stil in D-A-D-A gestimmt. Da es in der klassischen indischen Musik kein Konzept der absoluten Tonhöhe gibt, können die Musiker jede geeignete Stimmung verwenden, um diese relativen Tonhöhenintervalle zwischen den Saiten beizubehalten. Eine weitere verbreitete Stimmung mit diesen Intervallen ist B-F-B-F, die dem Sa-Pa-Sa-Pa im klassischen indischen Karnatischen Musikstil entspricht. Im nordindischen Hindustani-Stil ist die Stimmung in der Regel Pa-Sa-Pa-Sa anstelle von Sa-Pa-Sa-Pa. Dies könnte z. B. F-B-F-B entsprechen. In der klassischen iranischen Musik und der iranischen Unterhaltungsmusik ist die Geige in jeder Dastgah unterschiedlich gestimmt, in der Dastgah-h Esfahan ist die Geige wahrscheinlich (E-A-E-A) gestimmt, in der Dastgāh-e Šur (E-A-D-E) und (E-A-E-E), in der Dastgāh-e Māhur (E-A-D-A). In der klassischen arabischen Musik werden die A- und E-Saiten um einen ganzen Schritt abgesenkt, d. h. G-D-G-D. Dies soll das Spielen arabischer Maqams erleichtern, insbesondere solcher, die Vierteltöne enthalten.

Während die meisten Geigen vier Saiten haben, gibt es auch Geigen mit zusätzlichen Saiten. Einige haben bis zu sieben Saiten. Man geht allgemein davon aus, dass sieben die maximale Anzahl von Saiten bei einem Streichinstrument sind; bei mehr als sieben Saiten wäre es unmöglich, jede einzelne Innensaite einzeln mit dem Bogen zu spielen. Geigen mit sieben Saiten sind sehr selten. Die zusätzlichen Saiten solcher Geigen liegen in der Regel tiefer als die G-Saite; diese Saiten sind in der Regel auf C, F und B gestimmt. Wenn die Spiellänge des Instruments oder die Saitenlänge vom Sattel bis zum Steg der einer gewöhnlichen Violine in Originalgröße entspricht, d. h. etwas weniger als 33 cm (13 Zoll) beträgt, kann es als Violine bezeichnet werden. Einige dieser Instrumente sind etwas länger und sollten als Bratschen bezeichnet werden. Geigen mit fünf oder mehr Saiten werden typischerweise in der Jazz- oder Volksmusik verwendet. Einige maßgefertigte Instrumente haben zusätzliche Saiten, die nicht gestrichen werden, aber durch die Schwingungen der gestrichenen Saiten sympathisch klingen.

Bögen

Köpfe von drei Geigenbögen: (oben) Übergangsbogen (F. Tourte), Schwanenschnabelkopf eines langen Modells aus dem 18. Jahrhundert, Hechtkopf eines Modells aus dem 17.

Eine Geige wird in der Regel mit einem Bogen gespielt, der aus einer Stange besteht, zwischen deren Spitze und Frosch (oder Sattel oder Ferse) an den gegenüberliegenden Enden ein Band aus Rosshaar gespannt ist. Ein typischer Geigenbogen ist 75 cm lang und wiegt etwa 60 g. Bratschenbögen können etwa 5 mm kürzer und 10 g schwerer sein. Am Froschende wird das Haar mit einer Schraube gestrafft oder gelockert. Direkt vor dem Frosch befinden sich ein ledernes Daumenpolster, der so genannte Griff, und eine Wicklung, die den Stock schützen und der Hand des Spielers einen festen Halt geben. Traditionelle Wicklungen bestehen aus Draht (oft Silber oder versilbert), Seide oder Barten ("Walknochen", heute ersetzt durch abwechselnde Streifen aus braunem und schwarzem Kunststoff). Einige Schülerbögen aus Glasfaser verwenden eine Kunststoffhülse als Griff und Wicklung.

Das Bogenhaar stammt traditionell vom Schwanz eines männlichen Schimmels (der überwiegend weißes Haar hat). Einige billigere Bögen verwenden Kunstfasern. Das Haar wird mit festem Kolophonium eingerieben, um es leicht klebrig zu machen; wenn der Bogen über eine Saite gezogen wird, bringt die Reibung zwischen ihnen die Saite zum Schwingen. Zu den traditionellen Materialien für die teureren Bogenstangen gehören Schlangenholz und Brasilholz (auch als Fernambukholz bekannt). Einige neuere Bogenkonstruktionen verwenden Kohlefaser (CodaBows) für die Stange, und zwar auf allen Ebenen der Handwerkskunst. Preisgünstige Bögen für Schüler werden aus weniger kostspieligen Hölzern oder aus Glasfaser (Glasser) hergestellt.

Spielweise

Haltung

Ein Geige spielender Mann auf einer Parkbank.

Die Geige wird entweder im Sitzen oder im Stehen gespielt. Solisten (egal ob sie allein, mit einem Klavier oder mit einem Orchester spielen) spielen meist im Stehen (es sei denn, sie sind durch eine körperliche Behinderung daran gehindert, wie im Fall von Itzhak Perlman). Im Orchester und in der Kammermusik wird es dagegen meist im Sitzen gespielt. In den 2000er und 2010er Jahren haben einige Orchester, die Barockmusik aufführen (z. B. das Freiburger Barockorchester), alle ihre Geigen und Bratschen, ob als Solisten oder im Ensemble, im Stehen spielen lassen.

Normalerweise wird die Geige so gehalten, dass die linke Seite des Kiefers auf dem Kinnhalter der Geige ruht und von der linken Schulter gestützt wird, oft unterstützt durch eine Schulterstütze (oder einen Schwamm und ein Gummiband für jüngere Spieler, die mit Schulterstützen Schwierigkeiten haben). Der Kiefer und die Schulter müssen die Geige fest genug halten, damit sie stabil bleibt, wenn die linke Hand von einer hohen Position (ein hoher Ton weit oben auf dem Griffbrett) in eine tiefe Position (näher am Wirbelkasten) wechselt. In der indischen Haltung wird die Stabilität der Geige dadurch gewährleistet, dass die Schnecke auf der Seite des Fußes ruht.

Die Lehrer weisen zwar darauf hin, wie wichtig eine gute Haltung sowohl für die Qualität des Spiels als auch für die Verringerung des Risikos von Verletzungen durch wiederholte Belastungen ist, aber die Ratschläge, was eine gute Haltung ist und wie man sie erreicht, unterscheiden sich im Detail. Alle betonen jedoch die Bedeutung einer natürlichen, entspannten Haltung ohne Anspannung oder Steifheit. Fast durchgängig wird empfohlen, das linke Handgelenk gerade (oder fast gerade) zu halten, damit sich die Finger der linken Hand frei bewegen können und die Verletzungsgefahr verringert wird, und beide Schultern in einer natürlichen, entspannten Position zu halten und ein übertriebenes Anheben beider Schultern zu vermeiden. Dies würde, wie jede andere ungerechtfertigte Anspannung, die Bewegungsfreiheit einschränken und das Verletzungsrisiko erhöhen.

Buckeln kann ein gutes Spiel behindern, weil es den Körper aus dem Gleichgewicht bringt und die Schultern ansteigen lässt. Ein weiteres Anzeichen für eine ungesunde Anspannung sind Schmerzen in der linken Hand, die auf einen zu großen Druck beim Halten der Geige hinweisen.

Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter und verhindert darüber hinaus, dass eventuell auftretende Feuchtigkeit der Haut den Geigenlack angreift, auflöst und letztlich das Holz an dieser Stelle zunehmend zermürbt. Er besteht meistens aus Ebenholz, ist mit Spannschrauben am Instrument festgeklemmt und befindet sich beim Spielen zwischen Instrument und Kinn. Die Schulterstütze dient dem Ausgleich der individuellen Anatomie der Instrumentalisten zwischen Körper und Instrument. Hier spielen vor allem die Länge des Halses, als auch die Breite und natürlich gegebene Stellung der Schultern eine Rolle, wie die Schulterstütze geformt sein sollte. Sie wird unmittelbar vor dem Spielen stets neu montiert.

Linke Hand und Tonerzeugung

Fingersätze in der ersten Lage. Beachten Sie, dass dieses Diagramm nur die Noten der "ersten Lage" zeigt. Es gibt auch Töne mit höherer Tonhöhe als die angegebenen.

Die linke Hand bestimmt die klingende Länge der Saite und damit die Tonhöhe, indem sie die Saite mit den Fingerspitzen gegen das Griffbrett drückt und so verschiedene Tonhöhen erzeugt. Da die Geige keine Bünde zum Anschlagen der Saiten hat, wie es bei der Gitarre üblich ist, muss der Spieler genau wissen, wo er die Finger auf die Saiten legen muss, um mit guter Intonation (Stimmung) zu spielen. Geigenanfänger spielen auf offenen Saiten und in der tiefsten Lage, die dem Sattel am nächsten liegt. Die Schüler beginnen oft mit relativ einfachen Tonarten, wie A-Dur und G-Dur. Die Schüler lernen Tonleitern und einfache Melodien. Durch das Üben von Tonleitern und Arpeggien und durch Gehörbildung findet die linke Hand des Geigers die Noten schließlich intuitiv aus dem Muskelgedächtnis heraus.

Anfänger verlassen sich manchmal auf Klebebänder, die auf dem Griffbrett platziert werden, um die Finger der linken Hand richtig zu platzieren, geben diese aber in der Regel schnell auf, wenn sie Fortschritte machen. Eine andere häufig verwendete Markierungstechnik sind Punkte aus White-out auf dem Griffbrett, die sich bei regelmäßigem Üben nach ein paar Wochen abnutzen. Leider wird diese Technik manchmal anstelle eines angemessenen Gehörtrainings eingesetzt, um die Finger nach dem Auge und nicht nach dem Gehör zu platzieren. Besonders in der Anfangsphase des Lernens sind die so genannten "Klingeltöne" nützlich. In der ersten Lage gibt es neun solcher Töne, bei denen eine gestoppte Note im Unisono oder in der Oktave mit einer anderen (offenen) Saite erklingt und diese zum Mitschwingen bringt. Schüler verwenden diese klingenden Töne oft, um die Intonation der gestoppten Note zu überprüfen, indem sie sehen, ob sie mit der leeren Saite harmoniert. Wenn der Geiger beispielsweise den gestoppten Ton "A" auf der G-Saite spielt, kann er gleichzeitig die offene D-Saite anschlagen, um die Intonation des gestoppten "A" zu überprüfen. Wenn das "A" gestimmt ist, sollten das "A" und die offene D-Saite eine harmonische perfekte Quarte ergeben.

Violinen sind in perfekten Quinten gestimmt, wie alle anderen Saiteninstrumente im Orchester (Violine, Viola, Cello), mit Ausnahme des Kontrabasses, der in perfekten Quarten gestimmt ist. Jede nachfolgende Note wird in der Tonhöhe gestoppt, die der Spieler als die harmonischste empfindet: "Wenn ein Geiger ohne Begleitung spielt, hält er sich weder an die temperierte noch an die natürliche Tonleiter, sondern tendiert im Großen und Ganzen zur pythagoräischen Tonleiter." Wenn Geiger in einem Streichquartett oder einem Streichorchester spielen, "süßen" die Streicher normalerweise ihre Stimmung, um der Tonart zu entsprechen, in der sie spielen. Wenn sie mit einem gleichschwebend temperierten Instrument spielen, wie z. B. einem Klavier, passen erfahrene Geiger ihre Stimmung an die gleichschwebende Temperatur des Klaviers an, um disharmonische Noten zu vermeiden.

Die Finger sind in der Musiknotation, z. B. in Noten und Etüdenbüchern, üblicherweise mit 1 (Zeigefinger) bis 4 (kleiner Finger) nummeriert. Vor allem in Lehrwerken für Violinmusik können die Zahlen über den Noten angeben, welcher Finger zu verwenden ist, wobei 0 oder O eine leere Saite anzeigt. Die Tabelle auf der rechten Seite zeigt die Anordnung der in der ersten Lage erreichbaren Noten. Nicht dargestellt ist die Art und Weise, wie die Abstände zwischen den Notenpositionen enger werden, wenn sich die Finger vom Sattel nach oben (in der Tonhöhe) bewegen. Die Balken an den Seiten des Diagramms stellen die üblichen Möglichkeiten für die Platzierung von Anfängertonbändern am ersten, hohen zweiten, dritten und vierten Finger dar.

Positionen

Die Platzierung der linken Hand auf dem Griffbrett ist durch "Positionen" gekennzeichnet. Die erste Lage, in der die meisten Anfänger beginnen (obwohl es auch Methoden gibt, die mit der dritten Lage beginnen), ist die am häufigsten verwendete Lage in der Streichermusik. Musik, die für beginnende Jugendorchester komponiert wurde, ist oft in der ersten Lage. Der tiefste Ton, der in dieser Lage in Standardstimmung möglich ist, ist ein offenes G3; der höchste Ton in der ersten Lage wird mit dem vierten Finger auf der E-Saite gespielt und klingt wie ein B5. Bewegt man die Hand den Hals hinauf, nimmt der erste Finger den Platz des zweiten Fingers ein und bringt den Spieler in die zweite Position. Lässt man den ersten Finger den Platz des dritten Fingers in der ersten Position einnehmen, so gelangt man in die dritte Position, und so weiter. Ein Positionswechsel und die damit verbundene Bewegung der Hand wird als "Shift" bezeichnet, und ein effektives Shifting, bei dem eine genaue Intonation und ein gleichmäßiger Legatoklang erhalten bleiben, ist ein Schlüsselelement der Technik auf allen Stufen. Häufig wird ein "Führungsfinger" verwendet, d. h. der letzte Finger, der eine Note in der alten Lage spielt, berührt die Saite während des Verschiebens immer wieder leicht, um in der neuen Lage an ihrer richtigen Stelle zu landen. In elementaren Verschiebungsübungen wird der "Führungsfinger" oft geäußert, während er die Saite hinauf- oder hinuntergleitet, so dass der Spieler die korrekte Position nach Gehör bestimmen kann. Außerhalb dieser Übungen sollte er nur selten zu hören sein (es sei denn, der Spieler wendet bewusst einen Portamento-Effekt aus expressiven Gründen an).

Bei einer Verschiebung in tiefen Lagen bewegt sich der Daumen der linken Hand den Hals des Instruments hinauf oder hinunter, so dass er im Verhältnis zu den Fingern in der gleichen Position bleibt (wobei die Bewegung des Daumens etwas vor oder nach der Bewegung der Finger erfolgen kann). In solchen Lagen wird der Daumen oft als "Anker" betrachtet, dessen Position bestimmt, in welcher Lage sich der Spieler befindet. In sehr hohen Lagen kann sich der Daumen nicht mit den Fingern bewegen, da der Korpus des Instruments im Weg ist. Stattdessen arbeitet der Daumen um den Hals des Instruments herum, um an dem Punkt zu sitzen, an dem der Hals auf die rechte Seite des Korpus trifft, und bleibt dort, während sich die Finger zwischen den hohen Lagen bewegen.

Eine Note, die außerhalb des normalen Tonumfangs einer Position gespielt wird, ohne dass es zu einer Verschiebung kommt, wird als Verlängerung bezeichnet. In der dritten Lage der A-Saite zum Beispiel liegt der erste Finger auf dem D und der vierte Finger auf dem G oder G. Wenn man den ersten Finger wieder nach unten auf ein C oder den vierten Finger nach oben auf ein A streckt, entsteht eine Verlängerung. Erweiterungen werden häufig verwendet, wenn ein oder zwei Töne leicht aus einer ansonsten festen Position herausragen, und haben den Vorteil, dass sie weniger aufdringlich sind als eine Verschiebung oder ein Saitenübergang. Die tiefste Position auf der Geige wird als "Halbstellung" bezeichnet. In dieser Position befindet sich der erste Finger auf einer Note der "tiefen ersten Lage", z. B. B auf der A-Saite, und der vierte Finger befindet sich in einer von seiner normalen Position nach unten verlängerten Position, z. B. D auf der A-Saite, wobei die beiden anderen Finger je nach Bedarf dazwischen liegen. Da die Stellung des Daumens in der "halben Lage" in der Regel dieselbe ist wie in der ersten Lage, ist sie eher als eine Verlängerung der gesamten Hand nach hinten zu betrachten als eine echte Stellung.

Die obere Grenze des Tonumfangs der Geige wird weitgehend durch die Fähigkeiten des Spielers bestimmt, der leicht mehr als zwei Oktaven auf einer einzelnen Saite und vier Oktaven auf dem Instrument insgesamt spielen kann. Positionsbezeichnungen werden meist für die unteren Lagen und in Methodenbüchern und Etüden verwendet; aus diesem Grund hört man nur selten Hinweise auf eine höhere als die siebte Lage. Die höchste Position ist praktisch gesehen die 13. Sehr hohe Lagen stellen aus zwei Gründen eine besondere technische Herausforderung dar. Erstens wird der Unterschied in der Lage der verschiedenen Noten in hohen Lagen viel geringer, so dass es schwieriger ist, die Noten zu lokalisieren und in einigen Fällen nach dem Gehör zu unterscheiden. Zweitens ist die viel kürzere Tonlänge der Saite in sehr hohen Lagen eine Herausforderung für den rechten Arm und den Bogen, um das Instrument effektiv zum Klingen zu bringen. Je feiner (und teurer) ein Instrument ist, desto besser ist es in der Lage, einen guten Ton bis zum oberen Ende des Griffbretts und in den höchsten Lagen der E-Saite zu halten.

Alle Töne (außer denen unterhalb des offenen D) können auf mehr als einer Saite gespielt werden. Dies ist ein Standardmerkmal von Saiteninstrumenten; es unterscheidet sich jedoch vom Klavier, das nur eine Stelle für jede seiner 88 Noten hat. So kann zum Beispiel die Note des offenen A auf der Geige als offenes A, auf der D-Saite (in der ersten bis vierten Lage) oder sogar auf der G-Saite (sehr hoch in der sechsten bis neunten Lage) gespielt werden. Jede Saite hat eine andere Klangqualität, da die Saiten unterschiedlich dick sind und die Resonanzen anderer offener Saiten eine Rolle spielen. So wird der G-Saite oft ein sehr voller, sonorer Klang zugeschrieben, der besonders für die spätromantische Musik geeignet ist. Dies wird in der Musik oft durch die Bezeichnung sul G oder IV angegeben (eine römische Zahl, die besagt, dass die vierte Saite zu spielen ist; die Saiten sind üblicherweise vom dünnsten, höchsten Ton (I) bis zum tiefsten Ton (IV) nummeriert). Auch ohne ausdrückliche Anweisungen in der Partitur wird ein fortgeschrittener Geiger nach eigenem Ermessen und mit künstlerischem Gespür auswählen, auf welcher Saite er bestimmte Noten oder Passagen spielen möchte.

Offene Saiten

Wird eine Saite gestrichen oder gezupft, ohne dass ein Finger sie anschlägt, spricht man von einer leeren Saite. Sie hat einen anderen Klang als eine gestopfte Saite, da die Saite am Sattel freier schwingt als unter einem Finger. Außerdem ist es unmöglich, auf einer leeren Saite Vibrato zu spielen (ein Teil des Effekts lässt sich jedoch erzielen, indem man einen Ton eine Oktave höher auf einer benachbarten Saite anhält und diese Saite schwingt, wodurch ein Vibrato-Element in die Obertöne eingebracht wird). In der klassischen Tradition verwenden Geiger oft eine Saitenüberkreuzung oder eine Lagenverschiebung, um die durch eine offene Saite hervorgerufene Veränderung der Klangfarbe zu vermeiden, es sei denn, der Komponist gibt dies vor. Dies gilt insbesondere für das offene E, das oft als hart empfunden wird. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen eine leere Saite speziell für einen künstlerischen Effekt gewählt wird. Dies ist z. B. in der klassischen Musik der Fall, wenn der Bordun einer Orgel imitiert wird (J. S. Bach hat dies in seiner Partita in E für Violine solo erreicht), beim Fiedeln (z. B. Hoedown) oder wenn es musikalisch unangebracht ist, die leere Saite zu vermeiden (z. B. in der Barockmusik, wo Positionswechsel weniger üblich waren). In schnellen Passagen von Tonleitern oder Arpeggien kann eine offene E-Saite einfach aus Bequemlichkeit verwendet werden, wenn die Note keine Zeit hat, zu klingen und ein raues Timbre zu entwickeln. In der Volksmusik, beim Fiddling und in anderen traditionellen Musikgenres werden offene Saiten häufig wegen ihrer resonanten Klangfarbe verwendet.

Das gleichzeitige Anschlagen einer offenen Saite und einer gestoppten Note auf einer benachbarten Saite erzeugt einen dudelsackähnlichen Bordunton, der von Komponisten oft zur Imitation von Volksmusik verwendet wird. Manchmal sind die beiden Töne identisch (z. B. wenn ein gegriffenes A auf der D-Saite gegen die offene A-Saite gespielt wird), was einen klingenden, fiedelartigen Klang ergibt. Das gleichzeitige Spielen einer offenen Saite mit einer identischen gestoppten Note kann auch erforderlich sein, wenn mehr Lautstärke benötigt wird, insbesondere beim Orchesterspiel. In einigen klassischen Violinpartien gibt es Noten, bei denen der Komponist vom Geiger verlangt, eine leere Saite zu spielen, weil diese einen besonderen Klang erzeugt.

Doppelgriffe, Dreifachgriffe, Akkorde und Borduntöne

Beim Doppelgriff werden zwei einzelne Saiten mit den Fingern gestoppt und gleichzeitig mit dem Bogen gestrichen, wodurch zwei kontinuierliche Töne erzeugt werden (typische Intervalle sind 3er, 4er, 5er, 6er und Oktaven). Das größte Intervall, das auf natürliche Weise in einer Position doppelt gestoppt werden kann, ist eine Oktave (mit dem Zeigefinger auf der unteren und dem kleinen Finger auf der oberen Saite). Dennoch müssen im fortgeschrittenen Repertoire manchmal Intervalle von Zehnteln oder sogar mehr doppelt gestoppt werden, was zu einer gestreckten Haltung der linken Hand mit ausgestreckten Fingern führt. Der Begriff "Doppelgriff" wird oft verwendet, um auch das Erklingen einer leeren Saite neben einer gegriffenen Note zu beschreiben, obwohl nur ein Finger die Saite anschlägt.

Wenn drei oder vier gleichzeitige Noten angegeben sind, wird der Geiger den Akkord in der Regel "aufteilen", indem er zuerst die untere(n) Note(n) spielt, bevor er sofort mit der oberen(n) Note(n) fortfährt, wobei die natürliche Resonanz des Instruments einen ähnlichen Effekt erzeugt, wie wenn alle vier Noten gleichzeitig gegriffen würden. Unter bestimmten Umständen ist ein "dreifacher Anschlag" möglich, bei dem drei Noten auf drei Saiten gleichzeitig erklingen. Der Bogen schlägt nicht von Natur aus drei Saiten auf einmal an, aber bei ausreichender Bogengeschwindigkeit und ausreichendem Druck, wenn der Geiger einen dreistimmigen Akkord "bricht" (erklingen lässt), kann das Bogenhaar vorübergehend auf drei Saiten gebogen werden, so dass alle gleichzeitig erklingen. Dies geschieht mit einem kräftigen Strich, normalerweise in der Nähe des Frosches, und erzeugt einen lauten und aggressiven Ton. Doppelgriffe im Orchester werden gelegentlich als Divisi bezeichnet und zwischen den Spielern aufgeteilt, wobei ein Teil der Musiker die tiefere Note und ein anderer Teil die höhere Note spielt. Doppelgriffe (und Divisi) sind im Orchesterrepertoire üblich, wenn die Geigen die Begleitung spielen und ein anderes Instrument oder eine andere Gruppe die Melodie übernimmt.

In einigen Gattungen der historischen Aufführungspraxis (in der Regel in der Barockmusik und früher) werden weder Split-Chord- noch Triple-Stop-Akkorde für angemessen gehalten; einige Geiger arpeggieren alle Akkorde (einschließlich der regulären Doppelgriffe) und spielen alle oder die meisten Noten einzeln, als ob sie als undeutliche Figur geschrieben worden wären. Mit der Entwicklung moderner Geigen ist das Dreifachstoppen jedoch natürlicher geworden, da der Steg weniger gekrümmt ist. In einigen Musikstilen kann während einer Passage, die hauptsächlich auf einer benachbarten Saite geschrieben wurde, ein Bordun gespielt werden, um eine Grundbegleitung zu schaffen. Dies ist in der Volksmusik häufiger anzutreffen als in der klassischen Musik.

Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde. Daher muss der Violinist, um den gewünschten Ton genau zu treffen, die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken.

Vibrato

Kyoko Yonemoto spielt Paganinis Caprice Nr. 24 auf einer Geige
Petrowitsch Bissing war ein Lehrer der Vibrato-Methode auf der Violine und veröffentlichte ein Buch mit dem Titel Kultivierung des Vibrato-Tons auf der Violine.

Vibrato ist eine Technik der linken Hand und des Armes, bei der die Tonhöhe einer Note in einem pulsierenden Rhythmus subtil variiert wird. Während verschiedene Teile der Hand oder des Arms an der Bewegung beteiligt sein können, ist das Ergebnis eine Bewegung der Fingerspitze, die eine leichte Veränderung der schwingenden Saitenlänge bewirkt, was eine Wellenbewegung in der Tonhöhe verursacht. Die meisten Geigerinnen und Geiger schwingen beim Vibrato unterhalb der Note oder in einer tieferen Tonlage als die eigentliche Note, da man davon ausgeht, dass die Wahrnehmung die höchste Tonlage in einem variierenden Klang bevorzugt. Das Vibrato trägt, wenn überhaupt, nur wenig dazu bei, eine verstimmte Note zu kaschieren; mit anderen Worten, ein falsch eingesetztes Vibrato ist ein schlechter Ersatz für eine gute Intonation. Tonleitern und andere Übungen zur Verbesserung der Intonation werden in der Regel ohne Vibrato gespielt, um die Arbeit zu erleichtern und effektiver zu gestalten. Musikschülern wird oft beigebracht, dass Vibrato vorausgesetzt wird, wenn es in der Musik nicht anders angegeben ist. Es ist jedoch zu beachten, dass dies nur eine Tendenz ist; auf den Notenblättern steht nichts, was Geiger dazu zwingt, Vibrato hinzuzufügen. Dies kann ein Hindernis für einen klassisch ausgebildeten Geiger sein, der in einem Stil spielen möchte, der wenig oder gar kein Vibrato verwendet, wie z. B. Barockmusik, die im historischen Stil gespielt wird, und viele traditionelle Fiddelstile.

Das Vibrato kann durch eine geeignete Kombination von Finger-, Handgelenk- und Armbewegungen erzeugt werden. Bei einer Methode, dem so genannten Handvibrato (oder Handgelenksvibrato), wird die Hand am Handgelenk zurückgeschwungen, um eine Schwingung zu erzeugen. Im Gegensatz dazu wird bei einer anderen Methode, dem Armvibrato, die Tonhöhe durch Bewegungen des Ellbogens moduliert. Durch die Kombination dieser Techniken kann ein Spieler eine große Vielfalt an Klangeffekten erzielen. Das "Wann", "Wozu" und "Wie viel" des Violinvibratos ist eine künstlerische Frage des Stils und des Geschmacks, wobei verschiedene Lehrer, Musikschulen und Musikstile unterschiedliche Arten des Vibratos bevorzugen. Übertriebenes Vibrato kann zum Beispiel störend wirken. In akustischer Hinsicht hängt das Interesse, das das Vibrato dem Klang verleiht, damit zusammen, wie sich die Obertonmischung (oder Klangfarbe oder Timbre) und das Richtungsmuster der Klangprojektion bei Änderungen der Tonhöhe verändern. Indem das Vibrato den Klang in rhythmischer Weise auf verschiedene Teile des Raums richtet, verleiht es dem Klang einer gut gemachten Geige einen "Schimmer" oder eine "Lebendigkeit". Das Vibrato liegt zum großen Teil im Ermessen des Geigers. Verschiedene Arten von Vibrato bringen unterschiedliche Stimmungen in das Stück, und die unterschiedlichen Grade und Stile des Vibratos sind oft Merkmale, die bei bekannten Geigern hervorstechen.

Vibrato-Triller

Eine vibratoähnliche Bewegung kann manchmal verwendet werden, um einen schnellen Trillereffekt zu erzeugen. Dazu wird der Finger oberhalb des Fingers, der die Note stoppt, ganz leicht von der Saite abgesetzt (fest gegen den Finger gedrückt, der die Saite stoppt) und eine Vibratobewegung ausgeführt. Der zweite Finger berührt bei jeder Schwingung leicht die Saite über dem unteren Finger, wodurch die Tonhöhe in einer Weise schwingt, die wie eine Mischung aus breitem Vibrato und einem sehr schnellen Triller klingt. Dies führt zu einem weniger definierten Übergang zwischen der höheren und der tieferen Note und wird in der Regel durch die Wahl des Interpreten umgesetzt. Diese Trillertechnik eignet sich nur für halbtonale Triller oder Triller in hohen Lagen (wo der Abstand zwischen den Noten geringer ist), da sich der trillernde Finger und der Finger darunter berühren müssen, was den trillerbaren Abstand einschränkt. In sehr hohen Lagen, in denen der Trillerabstand geringer ist als die Breite des Fingers, kann ein Vibrato-Triller die einzige Möglichkeit für Trillereffekte sein.

Obertöne

Wenn Sie die Saite an einem harmonischen Knotenpunkt leicht mit der Fingerspitze berühren, ohne die Saite vollständig zu drücken, und dann die Saite zupfen oder streichen, entstehen Obertöne. Anstelle des normalen Tons erklingt ein höherer Ton. Jeder Knotenpunkt befindet sich auf einer ganzzahligen Teilung der Saite, z. B. auf der Hälfte oder einem Drittel der Länge der Saite. Bei einem ansprechenden Instrument erklingen zahlreiche mögliche Obertonknoten entlang der Saitenlänge. Obertöne werden in der Musik entweder durch einen kleinen Kreis über der Note, die die Tonhöhe des Obertons bestimmt, oder durch rautenförmige Notenköpfe gekennzeichnet. Es gibt zwei Arten von Obertönen: natürliche Obertöne und künstliche Obertöne (auch als falsche Obertöne bezeichnet).

Natürliche Obertöne werden auf einer leeren Saite gespielt. Die Tonhöhe der offenen Saite, wenn sie gezupft oder gestrichen wird, wird als Grundfrequenz bezeichnet. Obertöne werden auch als Obertöne oder Teiltöne bezeichnet. Sie treten bei ganzzahligen Vielfachen des Grundtons auf, der als erster Oberton bezeichnet wird. Der zweite Oberton ist der erste Oberton (die Oktave oberhalb der leeren Saite), der dritte Oberton ist der zweite Oberton und so weiter. Der zweite Oberton liegt in der Mitte der Saite und klingt eine Oktave höher als die Tonhöhe der Saite. Der dritte Oberton teilt die Saite in Terzen und klingt eine Oktave und eine Quinte über dem Grundton, und der vierte Oberton teilt die Saite in Viertel und klingt zwei Oktaven über dem ersten. Der Klang des zweiten Obertons ist der deutlichste von allen, da er einen gemeinsamen Knotenpunkt mit allen nachfolgenden geradzahligen Obertönen (4., 6. usw.) bildet. Die dritte und die folgenden ungeraden Obertöne sind schwieriger zu spielen, weil sie die Saite in eine ungerade Anzahl von schwingenden Teilen zerlegen und nicht so viele Knotenpunkte mit anderen Obertönen teilen.

Künstliche Obertöne sind schwieriger zu erzeugen als natürliche Obertöne, da sie sowohl das Anhalten der Saite als auch das Spielen eines Obertons auf der angehaltenen Note erfordern. Bei Verwendung des Oktavrahmens (der normale Abstand zwischen dem ersten und dem vierten Finger in einer bestimmten Position), wobei der vierte Finger die Saite eine Quarte höher als die gestoppte Note berührt, entsteht der vierte Oberton, zwei Oktaven über der gestoppten Note. Die Platzierung und der Druck der Finger sowie die Geschwindigkeit, der Druck und der Treffpunkt des Bogens sind ausschlaggebend dafür, dass der gewünschte Oberton erklingt. Hinzu kommt, dass in Passagen mit verschiedenen Noten, die als falsche Obertöne gespielt werden, der Abstand zwischen Stopffinger und Obertonfinger ständig verändert werden muss, da sich der Abstand zwischen den Noten über die Länge der Saite verändert.

Der harmonische Finger kann auch eine große Terz über der gedrückten Note (die fünfte Harmonische) oder eine Quinte höher (eine dritte Harmonische) anschlagen. Diese Obertöne werden seltener verwendet; im Falle der großen Terz müssen sowohl die gestoppte als auch die angeschlagene Note leicht scharf gespielt werden, da der Oberton sonst nicht so leicht zu sprechen ist. Bei der Quinte ist die Dehnung größer, als es für viele Geiger angenehm ist. Im allgemeinen Repertoire werden Bruchteile kleiner als eine Sexte nicht verwendet. Manchmal werden jedoch Teilungen bis zu einer Achtel verwendet, und mit einem guten Instrument und einem geübten Spieler sind auch Teilungen bis zu einer Zwölftel möglich. Es gibt nur wenige Bücher, die sich ausschließlich mit der Harmonielehre der Violine befassen. Zwei umfassende Werke sind Henryk Hellers siebenbändige Theorie der Harmonik, die 1928 bei Simrock erschien, und Michelangelo Abbados fünfbändige Tecnica dei suoni armonici, die 1934 bei Ricordi veröffentlicht wurde.

Aufwändige Passagen in künstlicher Harmonik finden sich in der virtuosen Violinliteratur, insbesondere des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Zwei bemerkenswerte Beispiele hierfür sind ein ganzer Abschnitt des Csárdás von Vittorio Monti und eine Passage in der Mitte des dritten Satzes des Violinkonzerts von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Ein Abschnitt des dritten Satzes von Paganinis Violinkonzert Nr. 1 besteht aus doppelt gestoppten Terzen in Obertönen.

Wenn die Saiten abgenutzt, schmutzig und alt sind, können die Obertöne nicht mehr genau stimmen. Aus diesem Grund wechseln Geigerinnen und Geiger regelmäßig ihre Saiten.

Rechte Hand und Klangfarbe

Die Saiten können zum Klingen gebracht werden, indem die Haare des Bogens, den die rechte Hand hält, über die Saiten gezogen werden (arco) oder indem sie gezupft werden (pizzicato), meistens mit der rechten Hand. In manchen Fällen zupft der Geiger die Saiten auch mit der linken Hand. Dies geschieht, um den Übergang vom Pizzicato- zum Arco-Spiel zu erleichtern. Es wird auch in einigen virtuosen Paradestücken verwendet. Das Pizzicato der linken Hand wird normalerweise auf offenen Saiten gespielt. Pizzicato wird auf allen Instrumenten der Geigenfamilie verwendet; das systematische Studium fortgeschrittener Pizzicato-Techniken ist jedoch beim Jazzbass am weitesten entwickelt, einem Stil, bei dem das Instrument fast ausschließlich gezupft wird.

Der rechte Arm, die Hand und der Bogen sowie die Bogengeschwindigkeit sind für die Tonqualität, den Rhythmus, die Dynamik, die Artikulation und die meisten (aber nicht alle) Veränderungen der Klangfarbe verantwortlich. Der Spieler spannt den Bogen über die Saite, wodurch diese in Schwingung versetzt wird und einen anhaltenden Ton erzeugt. Der Bogen ist eine Holzstange mit gespanntem Pferdeschwanzhaar, das mit einer Stange Kolophonium behandelt wurde. Die natürliche Textur des Rosshaars und die Klebrigkeit des Kolophoniums helfen dem Bogen, die Saite zu "greifen", so dass der Bogen, wenn er über die Saite gezogen wird, die Saite zum Klingen bringt.

Der Bogen kann zur Erzeugung lang anhaltender Töne oder Melodien verwendet werden. Wenn die Spieler einer Streichergruppe ihre Bögen zu verschiedenen Zeiten wechseln, kann eine Note scheinbar unendlich lange anhalten. Außerdem kann der Bogen zum Spielen kurzer, knackiger kleiner Noten verwendet werden, z. B. für Tonwiederholungen, Tonleitern und Arpeggien, die in vielen Musikstilen für einen treibenden Rhythmus sorgen.

Bogenführungstechniken

Der wichtigste Teil der Bogentechnik ist der Bogengriff. Normalerweise wird der Daumen in dem kleinen Bereich zwischen dem Frosch und der Bogenwindung gebogen. Die anderen Finger sind einigermaßen gleichmäßig über den oberen Teil des Bogens verteilt. Der kleine Finger ist gekrümmt, wobei die Fingerspitze auf dem Holz neben der Schraube liegt. Die Geige erzeugt lautere Töne, wenn der Bogen schneller geführt wird oder mehr Gewicht auf der Saite liegt. Die beiden Methoden sind nicht gleichwertig, da sie unterschiedliche Klangfarben erzeugen; wenn man die Saite nach unten drückt, entsteht ein härterer, intensiverer Klang. Man kann auch einen lauteren Klang erreichen, indem man den Bogen näher an den Steg setzt.

Auch der Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt, beeinflusst die Klangfarbe. Wenn man nahe am Steg spielt (sul ponticello), erhält man einen intensiveren Klang als gewöhnlich, der die höheren Obertöne betont; wenn man mit dem Bogen über das Ende des Griffbretts spielt (sul tasto), erhält man einen zarten, ätherischen Klang, der die Grundfrequenz betont. Shinichi Suzuki bezeichnete den klingenden Punkt als Kreisler-Autobahn; man kann sich die verschiedenen klingenden Punkte als Fahrspuren auf der Autobahn vorstellen.

Verschiedene Angriffsmethoden mit dem Bogen erzeugen unterschiedliche Artikulationen. Es gibt viele Bogentechniken, die alle Spielweisen zulassen. Viele Lehrer, Spieler und Orchester verbringen viel Zeit damit, Techniken zu entwickeln und eine einheitliche Technik innerhalb der Gruppe zu schaffen. Zu diesen Techniken gehören der Legatostil (ein weicher, zusammenhängender, anhaltender Klang, der sich für Melodien eignet), das Collé und eine Reihe von Bogenstrichen, die kürzere Töne erzeugen, darunter Ricochet, Sautillé, Martelé, Spiccato und Staccato.

Pizzicato

Eine Note, die mit pizz. (Abkürzung für Pizzicato) bezeichnete Note wird nicht mit dem Bogen gespielt, sondern durch Zupfen der Saite mit einem Finger der rechten Hand. (Manchmal wird in Orchesterpartien oder virtuoser Solomusik, bei der die Bogenhand besetzt ist (oder für den Showeffekt), das Pizzicato der linken Hand durch ein + (Pluszeichen) unter oder über der Note angezeigt. Beim Pizzicato der linken Hand werden zwei Finger auf die Saite gelegt; einer (in der Regel der Zeige- oder Mittelfinger) wird auf die richtige Note gelegt, der andere (in der Regel der Ring- oder kleine Finger) wird über die Note gelegt. Der obere Finger zupft dann die Saite, während der untere Finger auf der Saite bleibt und so die richtige Tonhöhe erzeugt. Indem man die Kraft des Zupfens erhöht, kann man die Lautstärke des Tons, den die Saite erzeugt, steigern. Das Pizzicato wird sowohl in Orchesterwerken als auch in Solostücken verwendet. In Orchesterstücken müssen die Geiger oft sehr schnell von arco zu pizzicato wechseln und umgekehrt.

Col legno

Die Bezeichnung col legno (italienisch für "mit dem Holz") in der Notenschrift bedeutet, dass die Saite(n) mit der Bogenstange angeschlagen wird (werden), anstatt die Bogenhaare über die Saiten zu ziehen. Diese Streichtechnik wird eher selten verwendet und führt zu einem gedämpften perkussiven Klang. Die unheimliche Qualität einer col legno spielenden Geigengruppe wird in einigen symphonischen Stücken ausgenutzt, insbesondere im "Hexentanz" des letzten Satzes von Berlioz' Symphonie Fantastique. In der symphonischen Dichtung Danse Macabre von Saint-Saëns verwenden die Streicher die Col-Legno-Technik, um den Klang tanzender Skelette zu imitieren. "Mars" aus Gustav Holsts "The Planets" verwendet col legno, um einen wiederholten Rhythmus im 5
4-Takt. In Benjamin Brittens The Young Person's Guide to the Orchestra wird er in der Variation "Percussion" verwendet. Dmitri Schostakowitsch verwendet es in seiner Vierzehnten Symphonie im Satz "Im Gefängnis von Sante". Einige Geiger lehnen diese Spielweise jedoch ab, da sie das Finish beschädigen und den Wert eines guten Bogens mindern kann. Die meisten Geiger gehen jedoch einen Kompromiss ein, indem sie zumindest für die Dauer der betreffenden Passage einen billigen Bogen verwenden.

Detaché

Ein sanfter und gleichmäßiger Strich, bei dem Geschwindigkeit und Gewicht des Bogens vom Anfang bis zum Ende des Strichs gleich sind.

Martelé

Wörtlich "gehämmert", ein stark akzentuierter Effekt, der dadurch entsteht, dass jeder Bogenstrich kraftvoll und plötzlich losgelassen wird. Das Martelé kann in jedem Teil des Bogens gespielt werden. In der Notenschrift wird es manchmal durch eine Pfeilspitze angezeigt.

Tremolo

Das Tremolo ist eine sehr schnelle Wiederholung (in der Regel einer einzelnen Note, gelegentlich aber auch mehrerer Noten), die in der Regel an der Spitze des Bogens gespielt wird. Das Tremolo wird mit drei kurzen, schrägen Linien über den Notenhals markiert. Das Tremolo wird häufig als Klangeffekt in der Orchestermusik verwendet, insbesondere in der romantischen Musik (1800-1910) und in der Opernmusik.

Dämpfer oder Sordino

Ad-hoc-Dämpfer mit Wäscheklammer und Übungsdämpfer aus Gummi

Durch das Anbringen eines kleinen Dämpfers aus Metall, Gummi, Leder oder Holz am Steg der Geige erhält man einen weicheren, sanfteren Ton mit weniger hörbaren Obertönen; der Klang eines ganzen Orchesters, das mit Dämpfern spielt, hat eine gedämpfte Qualität. Der Dämpfer verändert sowohl die Lautstärke als auch die Klangfarbe einer Geige. Die üblichen italienischen Bezeichnungen für die Verwendung von Dämpfern sind con sord. oder con sordino, was "mit Dämpfer" bedeutet, und senza sord. für "ohne Dämpfer", oder via sord. für "ohne Dämpfer".

Größere Metall-, Gummi- oder Holzdämpfer sind weit verbreitet und werden als Übungsdämpfer oder Hoteldämpfer bezeichnet. Solche Dämpfer werden in der Regel nicht bei Aufführungen verwendet, sondern dienen dazu, den Klang der Geige in Übungsräumen wie Hotelzimmern zu dämpfen (für Übungszwecke gibt es auch die Dämpfergeige, eine Geige ohne Resonanzkörper). Einige Komponisten haben Übungsdämpfer für besondere Effekte eingesetzt, z. B. am Ende der Sequenza VIII für Violine solo von Luciano Berio.

Musikalische Stile

Klassische Musik

Eine Sonate für zwei Violinen des Barockkomponisten Telemann. Es handelt sich um eine relativ typische barocke Violinkomposition, die ursprünglich wahrscheinlich mit weniger Vibrato gespielt worden wäre.
Mischa Elman spielt die Meditation aus der Oper Thais von Massenet, aufgenommen 1919. Die sehr legato geführte Spielweise mit reichlichem Einsatz von Portamento, Rubato und Vibrato sowie den höheren Registern des Instruments ist typisch für das Geigenspiel der Spätromantik.

Seit der Barockzeit ist die Violine aus mehreren Gründen eines der wichtigsten Instrumente in der klassischen Musik. Der Klang der Geige hebt sich von anderen Instrumenten ab und eignet sich daher besonders gut für das Spielen einer Melodielinie. In den Händen eines guten Spielers ist die Geige äußerst beweglich und kann schnelle und schwierige Tonfolgen ausführen.

Die Violinen machen einen großen Teil des Orchesters aus und sind in der Regel in zwei Abteilungen unterteilt, die als erste und zweite Geige bezeichnet werden. Komponisten weisen den ersten Geigen oft die Melodie zu, die in der Regel schwieriger ist und in höheren Lagen gespielt wird. Im Gegensatz dazu spielen die zweiten Geigen die Harmonie, Begleitmuster oder die Melodie eine Oktave tiefer als die ersten Geigen. Ein Streichquartett hat ebenfalls Stimmen für erste und zweite Geigen sowie eine Bratschenstimme und ein Bassinstrument wie das Cello oder, seltener, den Kontrabass.

Jazz

Die ersten Erwähnungen des Jazz mit der Violine als Soloinstrument stammen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Joe Venuti, einer der ersten Jazzgeiger, ist für seine Arbeit mit dem Gitarristen Eddie Lang in den 1920er Jahren bekannt. Seit dieser Zeit gab es viele improvisierende Geiger, darunter Stéphane Grappelli, Stuff Smith, Eddie South, Regina Carter, Johnny Frigo, John Blake, Adam Taubitz, Leroy Jenkins und Jean-Luc Ponty. Obwohl sie nicht in erster Linie Jazzgeiger sind, haben Darol Anger und Mark O'Connor einen großen Teil ihrer Karriere im Jazz verbracht. Der schweizerisch-kubanische Geiger Yilian Cañizares mischt Jazz mit kubanischer Musik.

Geigen treten auch in Ensembles auf, die den orchestralen Hintergrund für viele Jazzaufnahmen liefern.

Klassische indische Musik

Die indische Geige ist zwar im Wesentlichen das gleiche Instrument wie in der westlichen Musik, unterscheidet sich aber in mancher Hinsicht. Das Instrument ist so gestimmt, dass die IV. und III. Saite (G und D auf einer westlich gestimmten Geige) und die II. und I. Saite (A und E) sa-pa (do-sol) Paare sind und gleich klingen, aber um eine Oktave versetzt sind, ähnlich wie bei den üblichen Scordatura- oder Fiddle-Kreuzstimmungen wie G3-D4-G4-D5 oder A3-E4-A4-E5. Die Tonika sa (do) ist nicht fest, sondern variabel gestimmt, um sich dem Sänger oder Leadsänger anzupassen. Die Art und Weise, wie der Musiker das Instrument hält, unterscheidet sich von westlicher zu indischer Musik. In der indischen Musik sitzt der Musiker mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, wobei der rechte Fuß vor ihm steht. Die Schnecke des Instruments ruht auf dem Fuß. Diese Position ist aufgrund der Natur der indischen Musik wichtig, um gut spielen zu können. Die Hand kann über das gesamte Griffbrett wandern, und es gibt keine feste Position für die linke Hand. Daher ist es wichtig, dass die Geige in einer gleichmäßigen, unbeweglichen Position steht.

Populäre Musik

Andrew Bird mit Geige, 2009.
Lindsey Stirling bei einem Auftritt bei TEDx Berkeley, 2012.
Eric Stanley bei einem Auftritt bei TEDx Richmond, 2013.

Mindestens bis in die 1970er Jahre wurden in den meisten populären Musikrichtungen Streichinstrumente verwendet. In den 1920er und frühen 1930er Jahren wurden sie in der populären Musik häufig eingesetzt. Mit dem Aufkommen der Swing-Musik von 1935 bis 1945 wurde der Streicherklang jedoch häufig verwendet, um die Fülle der Big-Band-Musik zu verstärken. Nach der Swing-Ära, von Ende der 1940er bis Mitte der 1950er Jahre, wurden Streicher in der traditionellen Popmusik wiederbelebt. Dieser Trend beschleunigte sich in den späten 1960er Jahren mit einer deutlichen Wiederbelebung des Einsatzes von Streichern, insbesondere in der Soulmusik. Beliebte Motown-Aufnahmen der späten 1960er und 1970er Jahre setzten Streicher als Teil ihrer charakteristischen Textur ein. Mit dem Aufkommen der Disco-Musik in den 1970er Jahren setzte sich dieser Trend mit dem starken Einsatz von Streichinstrumenten in populären Disco-Orchestern (z. B. Love Unlimited Orchestra, Biddu Orchestra, Monster Orchestra, Salsoul Orchestra, MFSB) fort.

Mit dem Aufkommen der elektronisch erzeugten Musik in den 1980er Jahren ging die Verwendung der Geige zurück, da an ihre Stelle synthetische Streicherklänge traten, die von einem Keyboarder mit einem Synthesizer gespielt wurden. Während die Geige in der Mainstream-Rockmusik nur wenig Verwendung fand, hat sie im progressiven Rock eine gewisse Geschichte (z. B. Electric Light Orchestra, King Crimson, Kansas, Gentle Giant). Auf dem 1973 erschienenen Album Contaminazione der italienischen Gruppe RDM werden im Finale ("La grande fuga") Geigen gegen Synthesizer ausgespielt. Das Instrument hat in modernen Jazz-Fusion-Bands, insbesondere bei The Corrs, einen größeren Stellenwert. Die Geige ist manchmal Teil der britischen Folk-Rock-Musik, wie zum Beispiel bei Fairport Convention und Steeleye Span.

Die Popularität der Crossover-Musik, die in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts begann, hat die Geige wieder in den Mittelpunkt der populären Musik gerückt, wobei sowohl elektrische als auch akustische Geigen von populären Bands eingesetzt werden. In der Dave Matthews Band spielt der Geiger Boyd Tinsley. In The Flock spielte der Geiger Jerry Goodman, der später in der Jazz-Rock-Fusion-Band The Mahavishnu Orchestra mitwirkte. Saul Davies von James, der auch Gitarrist ist, wurde von der Band als Geiger verpflichtet. Auf ihren ersten drei Alben und den dazugehörigen Singles machte die britische Gruppe No-Man ausgiebig Gebrauch von elektrischer und akustischer Solo-Violine, gespielt von Bandmitglied Ben Coleman (der ausschließlich Violine spielte).

Die Pop-Punk-Band Yellowcard hat die Geige zu einer tragenden Säule ihrer Musik gemacht. Der Violinist Sean Mackin ist seit 1997 Mitglied der Band. Los Salvadores kombinieren ebenfalls Punk- und Ska-Einflüsse mit einer Geige. Die Doom-Metal-Band My Dying Bride hat die Geige auf vielen ihrer Alben als Teil ihrer Besetzung eingesetzt. In der Musik der spanischen Folk-Metal-Gruppe Mägo de Oz spielt die Geige eine wichtige Rolle (z. B. in ihrem 1998er-Hit "Molinos de viento"). Der Geiger (Carlos Prieto alias "Mohamed") ist seit 1992 eines der bei den Fans beliebtesten Mitglieder der Gruppe. Das Instrument wird auch häufig im symphonischen Metal verwendet, insbesondere von Bands wie Therion, Nightwish, Within Temptation, Haggard und Epica, obwohl es auch in Gothic-Metal-Bands wie Tristania und Theater of Tragedy zu finden ist. Der Sänger der Alternative-Rock-Band Hurt spielt Geige für die Band, was sie zu einer der wenigen Rockbands macht, die Geige spielen, ohne einen Studiomusiker zu engagieren. Die Folk-Metal-Band Ithilien setzt in ihrer Diskografie ausgiebig Geige ein. Die Progressive-Metal-Band Ne Obliviscaris hat einen Geigenspieler, Tim Charles, in ihrem Line-up.

Unabhängige Künstler wie Owen Pallett, The Shondes und Andrew Bird haben ebenfalls das Interesse an dem Instrument geweckt. Indie-Bands haben sich oft auf neue und ungewöhnliche Arrangements eingelassen, die ihnen mehr Freiheiten beim Einsatz der Geige lassen als vielen Mainstream-Künstlern. Im Post-Rock-Genre wurde sie von Bands wie A Genuine Freakshow, Sigur Rós, Zox, Broken Social Scene und A Silver Mt. Zion eingesetzt. Die elektrische Geige wurde sogar von Bands wie The Crüxshadows im Rahmen von Keyboard-basierter Musik eingesetzt. Lindsey Stirling spielt die Geige in Verbindung mit elektronischen/Dubstep/Trance-Riffs und Beats.

Eric Stanley improvisiert auf der Geige mit Hip-Hop/Pop/Klassik-Elementen und instrumentalen Beats. Die erfolgreiche Indie-Rock- und Barock-Pop-Band Arcade Fire setzt Geigen in ihren Arrangements ausgiebig ein. Indische, türkische und arabische Popmusik ist voll von Geigenklängen, sowohl solistisch als auch in Ensembles.

Volksmusik und Fiedeln

Der Fiedler Hins Anders Ersson, gemalt von Anders Zorn, 1904

Wie viele andere Instrumente, die in der klassischen Musik verwendet werden, stammt die Geige von weit entfernten Vorfahren ab, die in der Volksmusik verwendet wurden. Nach einer intensiven Entwicklungsphase in der Spätrenaissance, die vor allem in Italien stattfand, hatte sich die Geige (in Bezug auf Lautstärke, Klang und Beweglichkeit) so weit verbessert, dass sie nicht nur zu einem sehr wichtigen Instrument in der Kunstmusik wurde, sondern sich auch für Volksmusiker als sehr attraktiv erwies und sich schließlich sehr weit verbreitete, wobei sie manchmal die früheren Streichinstrumente verdrängte. Ethnomusikologen haben beobachtet, dass sie in Europa, Asien und Amerika weit verbreitet ist.

Wenn die Geige als Volksinstrument gespielt wird, bezeichnet man sie im Englischen gewöhnlich als "fiddle" (obwohl der Begriff "fiddle" unabhängig von der Musikrichtung informell verwendet werden kann). Weltweit gibt es verschiedene Saiteninstrumente wie die Wheel Fiddle und die Apache Fiddle, die ebenfalls als "Fiddle" bezeichnet werden. Die Fiddle-Musik unterscheidet sich von der klassischen Musik dadurch, dass die Melodien im Allgemeinen als Tanzmusik betrachtet werden und verschiedene Techniken wie Dröhnen, Schlurfen und Verzierungen für bestimmte Stile verwendet werden. In vielen Volksmusiktraditionen sind die Melodien nicht aufgeschrieben, sondern werden von aufeinander folgenden Musikergenerationen auswendig gelernt und in der so genannten mündlichen Tradition weitergegeben. Viele Old-Time-Stücke erfordern Kreuzstimmungen oder andere Stimmungen als die Standard-GDAE. Bei einigen Spielern amerikanischer Folk-Fiddling-Stile (wie Bluegrass oder Old-Time) ist die Oberkante des Stegs etwas flacher geschnitten, so dass Techniken wie der "Double Shuffle" den Bogenarm weniger stark beanspruchen, da der Bewegungsumfang für den Wechsel zwischen Doppelgriffen auf verschiedenen Saitenpaaren verringert wird. Geiger, die solide Stahlkernsaiten verwenden, ziehen es vielleicht vor, einen Saitenhalter mit Feinstimmern auf allen vier Saiten zu verwenden, anstatt des einzelnen Feinstimmers auf der E-Saite, der von vielen klassischen Spielern verwendet wird.

Arabische Musik

Neben der arabischen Rabbabah wurde die Geige auch in der arabischen Musik verwendet.

Elektrische Geigen

Akustische und elektrische Geigen

Elektrische Geigen haben einen magnetischen oder piezoelektrischen Tonabnehmer, der die Saitenschwingungen in ein elektrisches Signal umwandelt. Über ein Verbindungskabel oder einen drahtlosen Sender wird das Signal an einen Verstärker einer Beschallungsanlage weitergeleitet. Elektrische Geigen werden in der Regel als solche gebaut, aber auch eine herkömmliche akustische Geige kann mit einem Tonabnehmer ausgestattet werden. Eine elektrische Geige mit einem Resonanzkörper, der unabhängig von den elektrischen Elementen einen hörbaren Klang erzeugt, kann als elektroakustische Geige bezeichnet werden. Um wie eine akustische Geige zu wirken, behalten elektroakustische Geigen einen Großteil des Resonanzkörpers der Geige bei und ähneln oft einer akustischen Geige oder Fiedel. Der Korpus kann in leuchtenden Farben lackiert und aus anderen Materialien als Holz gefertigt sein. Diese Geigen müssen möglicherweise an einen Instrumentenverstärker oder ein PA-System angeschlossen werden. Einige Modelle sind mit einer geräuschlosen Option ausgestattet, die es dem Spieler ermöglicht, Kopfhörer zu benutzen, die an die Geige angeschlossen sind. Die ersten speziell gebauten elektrischen Geigen stammen aus dem Jahr 1928 und wurden von Victor Pfeil, Oskar Vierling, George Eisenberg, Benjamin Miessner, George Beauchamp, Hugo Benioff und Fredray Kislingbury hergestellt. Diese Geigen können wie eine E-Gitarre an Effektgeräte angeschlossen werden, einschließlich Verzerrer, Wah-Wah-Pedal und Reverb. Da elektrische Geigen nicht auf Saitenspannung und Resonanz angewiesen sind, um ihren Klang zu verstärken, können sie mehr Saiten haben. So sind zum Beispiel fünfsaitige elektrische Geigen von mehreren Herstellern erhältlich, und auch eine siebensaitige elektrische Geige (mit drei unteren Saiten, die den Tonumfang eines Cellos umfassen) ist erhältlich. Die meisten der ersten elektrischen Geiger waren Musiker, die Jazz-Fusion (z. B. Jean-Luc Ponty) und populäre Musik spielten.

Authentifizierung von Geigen

Bei der Echtheitsprüfung von Geigen werden der Hersteller und das Herstellungsdatum einer Geige bestimmt. Dieses Verfahren ähnelt dem, das zur Bestimmung der Herkunft von Kunstwerken verwendet wird. Dies kann ein wichtiges Verfahren sein, da Geigen, die entweder von bestimmten Herstellern oder zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten hergestellt wurden, einen erheblichen Wert haben können. Fälschungen und andere Methoden der betrügerischen Falschdarstellung können dazu dienen, den Wert eines Instruments in die Höhe zu treiben.

Teile und Bauweise

Boden

„Wölben“ des Violinbodens

Der Boden ist meistens aus Ahorn gefertigt (sehr selten Pappel oder Weide) und wird ebenfalls gewölbt gestochen. Er kann einteilig oder aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der spiegelsymmetrischen Maserung des Holzes zu erkennen ist.

Inneres

Einige Bauteile befinden sich im Inneren des Korpus. Der Bassbalken ist eine leicht schräg zur Faserrichtung verlaufende Fichtenholzleiste, die unter leichter Vorspannung unter die Deckeninnenseite geleimt ist. Er erhöht sowohl die Anisotropie als auch die Steifigkeit der Decke. Der Bassbalken verläuft asymmetrisch unter dem bassseitigen Stegfuß.

Der Stimmstock (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst und reguliert den Klang der Geige erheblich. Es handelt sich bei ihm um einen zylindrischen Fichtenholzstab (etwa 6 mm Durchmesser), der zwischen Decke und Boden eingepasst, aber nicht verleimt wird. Seine Position ist etwa drei Millimeter unterhalb des dem Bassbalken gegenüberliegenden Stegfußes.

Ober-, Unter- und Endklötze sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen. Die Klötze sind aus Fichtenholz, die Reifchen aus Fichte oder Weide gefertigt.

Hals und Griffbrett

In eine trapezförmige Aussparung des Korpus wird der Hals geleimt. Dieser hat eine Länge von etwa 13 cm und wird mit dem Griffbrett (ungefähr 27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das Griffbrett ist meist aus feinporigem Ebenholz gefertigt, das besonders hart und verschleißfest ist. Seltener, vor allem bei einfacheren Instrumenten, werden andere Hölzer verwendet, beispielsweise vom Birnbaum, die geschwärzt werden, um das Aussehen des edleren Ebenholzes nachzuahmen. Bevor Ebenholz in Europa als Rohstoff zu bekommen war, wurden alle Instrumente mit Obstholz-Griffbrettern ausgestattet. Diese sind fast vollständig durch Reparaturen und Umbauten von den Instrumenten verschwunden.

Leim und Lack

Die Teile des Korpus werden miteinander verleimt. Der Hals mit dem Korpus, danach das Griffbrett mit dem Hals. Hierfür wird Knochenleim (Warmleim) oder Hautleim verwendet. Er ist wasserlöslich und wird bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich. Daher kann ein erfahrener Geigenbauer das Instrument problemlos auseinandernehmen, ohne Holz oder Lack zu beschädigen.

Der Lack schützt das Holz des Instrumentes und konserviert dessen Schwingungseigenschaften. Er kann den Klang erheblich beeinflussen, aber nicht deutlich verbessern. Ein unfachmännisch aufgetragener Lack kann den Klang eines Instruments „töten“, das heißt die Schwingfähigkeit der Decke stark einschränken (siehe Geigenlack).

Funktionsweise und Spieltechniken

Griffe und Klangvariation

Grifftabelle für alle Tonarten (pdf)

Flageolett

Ein Flageolett kann gespielt werden, indem die Finger der linken Hand an solchen Stellen leicht auf die Saite gelegt werden, wo die Schwingungsknoten höherer Schwingungsmodi liegen. Dadurch wird die Grund-Schwingungsfrequenz gedämpft und es schwingen nur die entsprechenden Oberwellen bzw. Harmonische an (zum Beispiel doppelte oder dreifache Frequenz bei Aufsetzen bei halber beziehungsweise einem Drittel der Saitenlänge). Es entstehen flötenartige Töne.

Dynamik

Am linken Ohr des Geigers erreicht die Violine im ff (Fortissimo) Spitzenwerte von über 110 dB. Die Dynamikspanne des Instruments ist ziemlich ausgeglichen. In 6,5 Metern Entfernung beträgt der Schallpegel im pp etwa 43–45 dB, im ff werden bei gleicher Entfernung etwa 73–80 dB erreicht.

Schwierigkeitsgrad und Klang der Tonarten

Nicht alle Tonarten sind auf der Violine gleich gut ausführbar. Tonarten, bei denen häufig leere Saiten gestrichen werden, sind vergleichsweise einfach zu spielen. Die Tonart wirkt sich auch auf den Klang aus. In der von Richard Strauss bearbeiteten deutschen Ausgabe der Instrumentationslehre von Hector Berlioz heißt es dazu: „Die Violinen glänzen und spielen bequemer in den Tonarten, die ihnen den Gebrauch der leeren Saiten gestatten.“

Berlioz trieb die Zuordnung von auf der Violine gespielten Tonarten zu Schwierigkeitsgraden und Klangqualitäten auf die Spitze, indem er für jede einzelne Tonart Angaben zu machen versuchte. In seinen Tabellen zu 19 Dur-Tonarten und 19 Moll-Tonarten heißt es zum Beispiel, As-Dur sei „nicht sehr schwer“ zu spielen und klinge „sanft, verschleiert, sehr edel“; e-Moll sei „leicht“ zu spielen und klinge „schreiend, gewöhnlich“. Einige Tonarten nannte Berlioz „fast unausführbar“, einige gar „unausführbar“. Die Tabellen sind hier vollständig wiedergegeben.

Pädagogik

Alter des Kindes beim Beginn des Geigenunterrichts

Kleine Geige im Geigenkasten

Das Violinspiel kann bereits in sehr frühem Kindesalter erlernt werden. Pädagogen sind der Überzeugung, dass ein möglichst früher Beginn, etwa im Alter von drei bis sechs Jahren, grundsätzlich vorteilhaft und für eine erfolgreiche Karriere unbedingt zu empfehlen sei. Deshalb existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein möglichst früher Beginn des Geigenspiels ist fester Bestandteil der Suzuki-Methode, benannt nach ihrem Entwickler Shinichi Suzuki.

Geschichte der Violinpädagogik

Als wichtiges pädagogisches Werk gilt Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule von 1756. Mozarts Violinschule ist eine der wichtigen Quellen für das Studium der historischen Aufführungspraxis. Noch frühere Lehrwerke stammen aus der Barockzeit, so haben sich Daniel Merck, Michel Corrette oder Francesco Geminiani um die Violinpädagogik verdient gemacht. Giuseppe Tartini schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden „L’arte dell arco“ das erste Lehrwerk über die Bogenführung. Georg Philipp Telemann schuf für seine Schüler die „Methodischen Sonaten“, in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind.

Modernere und systematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind Pierre Rode, Pierre Baillot, Rodolphe Kreutzer, Charles-Auguste de Bériot, Jacques Féréol Mazas und in Deutschland Ludwig Spohr. Im 20. Jahrhundert spielen vor allem die Veröffentlichungen von Carl Flesch und Ivan Galamian eine herausragende Rolle.

Verwendung in der Musik

Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im Folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden.

Stradivari-Violine im Palacio Real in Madrid

Solistisch

Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Sebastian Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, wenngleich sie in den 24 Capricen von Niccolò Paganini einen weiteren Höhepunkt erreichte. Im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Strawinsky und vor allem Eugène Ysaÿe eine neue Verbreitung.

Die ersten Instrumentalkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester (Siehe auch: Concerto grosso). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Torelli, Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Paganini, Spohr, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Dvořák, Tschaikowsky, Wieniawski, Vieuxtemps, Brahms, Bruch, Glasunow) und viele spätere Komponisten wie Sibelius, Elgar, Korngold, Bartók, Britten, Schönberg, Berg, Strawinsky, Schostakowitsch und Prokofjew. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die Symphonie espagnole von Lalo, Ravels „Zigeuner“-Rhapsodie Tzigane, das Poème von Chausson oder The Lark Ascending von Williams.

Kammermusik

Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die Violinsonate, die Triosonate, das Streichtrio, das Klaviertrio, das Streichquartett, das Klavierquartett, das Streichquintett oder das Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „Erste Geige“ spielen.

Orchester

Konzertmeister der New Yorker Philharmoniker (1917).

Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind. In einer groß besetzten romantischen Sinfonie spielen im Allgemeinen 16 Erste und 14 Zweite Geigen, gelegentlich mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Notenpult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der 1. Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.

Tanzmusik

Im Zusammenhang mit der solistischen Karriere der Violine in der Hofmusik des 17. Jahrhunderts wurde sie zum führenden Instrument bei der Begleitung der Tänze. Ballettmeister spielten Violine und verwendeten die Tanzmeistergeige zum Einstudieren von Gesellschaftstänzen. Durch die Emanzipation des bürgerlichen Tanzes im 18. Jahrhundert formierten sich viele Tanzkapellen, die im Kern aus zwei Violinen (mit Bass) bestanden. Die erste spielte die Melodie, die zweite fügte Rhythmen und Akkorde in der Art einer Violine obligat hinzu. Noch auf dem Höhepunkt der Wiener Tanzmusik in der Zeit des Biedermeier mit Joseph Lanner oder Johann Strauß Vater bildeten sie den Kern der Tanzkapellen, und viele tänzerische Elemente spiegelten sich in der Konzertmusik wider. Johann Strauß Sohn wurde noch als Kapellmeister mit seiner Violine dargestellt, obwohl er sich zunehmend auf das Dirigieren und Komponieren verlegte.

Europäische Volksmusik

Fiedler aus Ungarn

In vielen regionalen Formen traditionellen Musizierens (Folkmusik, Volksmusik) wird die Geige verwendet. Sie wird in diesem Zusammenhang oft Fiedel oder Fiddle genannt und von der historischen Fidel unterschieden, die ein Vorläufer der Violine ist. Die Violine ist in zahlreichen Varianten ein typisches Instrument traditioneller Musik unter anderem in Irland, Wales (ffidil), Schottland, Frankreich, den Alpenländern, Norwegen (Hardangerfiedel), Schweden, Polen (skrzypce podwiązane anstelle der im 19. Jahrhundert verwendeten mazanki), Ungarn, Rumänien (vioară), der Slowakei (husle), Litauen (smuikas) und Estland (viiul).

Arabische und persische Musik

Zur Gesangsbegleitung, als Soloinstrument und im Ensemble wurde die Violine in die arabische und persische Musik übernommen. In Nordafrika ist die Violine als kamān und in der Türkei als kemen bekannt (vgl. türkisch kemençe). In Iran kann die Violine seit Anfang des 20. Jahrhunderts das klassische Repertoire der Spießlaute kamānče übernehmen.

Klassische indische Musik

Die südindischen Violinisten Ganesh und Kumaresh

Die Violine wurde in der klassischen Musik Südindiens zum ersten Mal von Baluswami Dikshitar (1786–1859), einem Bruder des großen Komponisten Muthuswami Dikshitar, gespielt. In der südindischen klassischen Musik ist die Violine neben der Vina das wichtigste Saiteninstrument. Sie wird dort beim Spiel gegen die Brust gestützt und schräg abwärts gehalten. Erste Darstellungen von Violinen in Indien finden sich im Palast Tipu Sultans (1750–1799), der mit Frankreich verbündet und sonst an europäischer Technik interessiert war. Bekannte südindische Violinisten sind Kunnakudi Vaidyanathan (1935–2008), Mysore Manjunath, Ganesh und Kumaresh, L. Subramaniam. In Nordindien setzte der bengalische Komponist Nidhu Babu (1741–1839) möglicherweise als Erster die Violine zur Begleitung seiner Akhrai-Lieder in Kalkutta ein. Der berühmteste nordindische Violinist war V. G. Jog (1922–2004).

Südostasien

In Myanmar ist die tayaw genannte europäische Violine an die Stelle eines dreisaitigen violinenähnlichen Instruments getreten, das im 19. Jahrhundert gespielt wurde. Zu den Malaiischen Inseln gelangte die Violine mit den Portugiesen im 17. Jahrhundert. In Malaysia wird die europäische Violine in mehreren Musikstilen verwendet, darunter zusammen mit der Zupflaute gambus im Begleitensemble der Zapin-Tanzvorführungen. In Indonesien kommt die Violine (biola) in einigen regionalen Volksmusikstilen vor, die im javanischen Gamelan gespielte Spießlaute rebab hat sie jedoch nicht ersetzt. Auf den Philippinen spielt die von Spaniern im 17. Jahrhundert mitgebrachte biyolin in einigen Regionen europäischen Melodien in der Volksmusik.

Verwandte Instrumente

Kleinere und handlichere Formen der Geige werden als Kleingeige bezeichnet. Dazu gehören die Tanzmeistergeige (Pochette), der Violino piccolo, die Kurzhalsgeige und die Rebec.

Eine größere und tiefer klingende Bauform der Violininstrumente ist die Bratsche, auch Viola genannt. Zur selben Familie gehört das Violoncello, das mit dem Hals nach oben und auf der vom Spieler abgewandten Vorderseite gespielt wird, der auf einem Stuhl sitzt. Der Kontrabass hat sowohl bauliche Eigenschaften der Gamben, zu denen er einst gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie. Er wird meist stehend gespielt.

Die Strohgeige ist eine 1899 in London von Johannes Matthias Augustus Stroh entwickelte Form der Violine, die ohne Resonanzkörper auskommt. Der Schall wird stattdessen mit einem Hebel unter dem Steg abgenommen und über eine Membran aus Messing zu einem Trichter aus dem gleichen Metall geleitet. Dieses Instrument wird auch als Phonogeige beziehungsweise Phonofiedel bezeichnet, da es ursprünglich zur gerichteten Schallabstrahlung für Phonographen- und Grammophonaufnahmen entwickelt wurde, da herkömmliche Geigen für die damalige Aufnahmetechnik (noch ohne elektronische Verstärker) zu leise waren. Die Strohgeige ist nicht zu verwechseln mit der Strohfiedel, die kein Streichinstrument ist, sondern ein simpler Vorläufer des Xylophons: Klanghölzer lagen zur Entkopplung lose auf einer Strohunterlage. 1925 entwickelte der Markneukirchner Ingenieur Willy Tiebel die Strohgeige weiter. Er brachte einen zweiten Trichter an, welcher zum Ohr des Musikers zeigt, um ihm die Kontrolle seines Spiels zu erleichtern. Beide Instrumente sind durch die Massivität der verwendeten Bauteile so schwer, dass sie nur mit einer stützenden Auflage unter dem Wirbelkasten gespielt werden können.

Es gibt mittlerweile Violinen ohne Resonanzkörper, die lediglich Tonabnehmer besitzen und ein Audiosignal liefern, dessen Übertragung mit Kabel oder Funk erfolgt. Die Vorteile bestehen darin, dass sich der Musiker nicht vor einem Mikrofon aufhalten muss und keine Gefahr der Rückkopplung besteht, wenn der verstärkte Schall zurück zum Instrument gelangt.

Geigen in Märchen

In Märchen kommen Geigen relativ häufig vor, oft mit der magischen Wirkung, jeden, der sie hört, tanzen zu lassen, ob er will oder nicht: KHM 8, 51, 56, 110, 114. Das Roma-Märchen Die Erschaffung der Geige erzählt davon, wie die Geige auf die Welt kam.