Rosazea
Rosazea ⓘ | |
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Andere Namen | Akne-Rosazea |
Rosazea im Bereich der Wangen und der Nase | |
Aussprache . |
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Fachgebiet | Dermatologie |
Symptome | Gesichtsrötung, Schwellung und kleine, oberflächlich erweiterte Blutgefäße |
Komplikationen | Rhinophym |
Gewöhnliches Auftreten | 30-50 Jahre alt |
Dauer | Langfristig |
Arten | Erythematotelangiektatisch, papulopustulös, phymatös, okulär |
Ursachen | Unbekannt |
Risikofaktoren | Familienanamnese |
Diagnostische Methode | Anhand der Symptome |
Differentialdiagnose | Akne, periorale Dermatitis, seborrhoische Dermatitis, Dermatomyositis, Lupus |
Medikation | Antibiotika entweder durch den Mund oder auf die Haut aufgetragen |
Häufigkeit | ~5% |
Rosazea ist eine langfristige Hauterkrankung, die typischerweise das Gesicht betrifft. Sie führt zu Rötungen, Pickeln, Schwellungen und kleinen, oberflächlichen, erweiterten Blutgefäßen. Häufig sind Nase, Wangen, Stirn und Kinn am stärksten betroffen. Bei schwerer Erkrankung kann eine rote, vergrößerte Nase auftreten, ein Zustand, der als Rhinophym bezeichnet wird. ⓘ
Die Ursache der Rosazea ist unbekannt. Zu den Risikofaktoren gehört vermutlich eine familiäre Vorbelastung mit der Krankheit. Zu den Faktoren, die die Krankheit verschlimmern können, gehören Hitze, Bewegung, Sonnenlicht, Kälte, scharfes Essen, Alkohol, Wechseljahre, psychischer Stress oder Steroidcreme im Gesicht. Die Diagnose wird anhand der Symptome gestellt. ⓘ
Eine Behandlung ist zwar nicht heilbar, führt aber in der Regel zu einer Verbesserung der Symptome. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Metronidazol, Doxycyclin, Minocyclin oder Tetracyclin. Wenn die Augen betroffen sind, können Azithromycin-Augentropfen helfen. Andere Behandlungen, die sich als vorteilhaft erwiesen haben, sind Brimonidin-Creme, Ivermectin-Creme und Isotretinoin. Auch Dermabrasion oder Laserchirurgie können eingesetzt werden. Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln wird in der Regel empfohlen. ⓘ
Rosazea betrifft zwischen 1 % und 10 % der Menschen. Die Betroffenen sind meist zwischen 30 und 50 Jahre alt und weiblich. Menschen mit heller Haut oder europäischer Abstammung sind häufiger betroffen. Die Krankheit wurde um 1300 in den Canterbury Tales und möglicherweise schon um 200 v. Chr. von Theokrit beschrieben. ⓘ
Klassifikation nach ICD-10 ⓘ | |
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L71.- | Rosazea |
L71.0 | Periorale Dermatitis |
L71.1 | Rhinophym |
L71.8 | Sonstige Rosazea |
L71.9 | Rosazea, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Rosazea oder Rosacea (ʁoˈzaːt͡sea), veraltete Bezeichnung Acne rosacea (lat. für Kupferfinnen bzw. Kupferfinnenausschlag oder Rotfinnen, auch Kupferrose und Kupferakne genannt – älter auch Gutta rosacea genannt), ist eine Hauterkrankung, die überwiegend im Bereich des Mittelgesichts auftritt, meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren beginnt und sich oft zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr deutlich verstärkt. Sie kann Ähnlichkeiten mit der Akne zeigen, aber die zugrundeliegenden Erkrankungen sind verschieden. Die Rosazea äußert sich durch fleckförmige, teils schuppende Rötungen, aber auch Schwellungen der Gesichtshaut sowie durch entzündliche Papeln und Pusteln. ⓘ
Anzeichen und Symptome
Rosazea beginnt typischerweise mit einer Rötung der Haut in symmetrischen Flecken in der Mitte des Gesichts. Häufige Anzeichen können von Alter und Geschlecht abhängen: Rötungen und rote, geschwollene Flecken treten häufig bei jungen Menschen auf, kleine und sichtbare erweiterte Blutgefäße bei älteren Menschen, und Schwellungen der Nase sind bei Männern häufig. Weitere Anzeichen sind Knötchen auf der Haut (Papeln oder Pusteln) und Schwellungen im Gesicht. Viele Betroffene leiden unter stechenden oder brennenden Schmerzen und selten unter Juckreiz. ⓘ
Die Hautprobleme werden in der Regel durch bestimmte Auslösefaktoren verschlimmert, die bei jedem Menschen anders sind. Häufige Auslöser sind ultraviolettes Licht, Hitze, Kälte oder bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke. ⓘ
Erythematotelangiektatische Rosazea
Rosazea-Haut reagiert äußerst empfindlich auf chemische und physikalische Reize, sodass alle irritierenden Produkte, die Seifen, Alkohole, Menthol, Kampfer, Peelings usw. enthalten, ebenso gemieden werden sollten wie Reibung und Sonneneinstrahlung. Persönliche und individuell variierende Auslöser oder „Trigger“-Faktoren, die zu plötzlich auftretenden Rötungen des Gesichts oder generell zur Gefäßerweiterung führen (wie Alkohol, scharf gewürzte Speisen, heiße Getränke, Saunabesuche etc.), sollten Betroffene ebenso meiden. o.) ⓘ
Die erythematotelangiektatische Rosazea (auch "vaskuläre Rosazea" genannt) zeichnet sich durch eine ausgeprägte Vorgeschichte mit länger anhaltenden (mehr als 10 Minuten) Hautrötungen aus, die auf verschiedene Reize reagieren, wie z. B. emotionalen Stress, heiße Getränke, Alkohol, scharf gewürzte Speisen, Sport, kaltes oder heißes Wetter oder heiße Bäder und Duschen. ⓘ
Drüsenrosazea
Bei der glandulären Rosazea überwiegen Männer mit dicker Talgdrüsenhaut. Bei dieser Krankheit sind die Papeln ödematös und die Pusteln oft 0,5 bis 1,0 cm groß, wobei häufig nodulozystische Läsionen vorhanden sind. ⓘ
Ursache
Die genaue Ursache der Rosazea ist unbekannt. Auslöser, die zu Rötungen und Erröten führen, spielen bei der Entstehung eine Rolle. Extreme Temperaturen, anstrengende körperliche Betätigung, Hitze durch Sonnenlicht, starker Sonnenbrand, Stress, Angst, kalter Wind und der Wechsel von einer kalten in eine warme oder heiße Umgebung, wie z. B. beheizte Geschäfte und Büros im Winter, können Rötungen im Gesicht auslösen. Bestimmte Nahrungsmittel und Getränke können ebenfalls Rötungen auslösen, z. B. Alkohol, koffeinhaltige Nahrungsmittel und Getränke (insbesondere heißer Tee und Kaffee), Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt und scharfe Speisen. ⓘ
Es ist auch bekannt, dass Medikamente und örtliche Reizstoffe Rosazea-Schübe auslösen können. Zu den Akne- und Faltenbehandlungen, die Berichten zufolge Rosazea auslösen können, gehören Mikrodermabrasion und chemische Peelings sowie hohe Dosierungen von Isotretinoin, Benzoylperoxid und Tretinoin. ⓘ
Steroid-induzierte Rosazea wird durch die Anwendung von topischen Steroiden verursacht. Diese Steroide werden häufig bei seborrhoischer Dermatitis verschrieben. Die Dosierung sollte langsam verringert und nicht sofort abgesetzt werden, um ein Aufflackern zu vermeiden. ⓘ
Kathelicidine
Im Jahr 2007 stellten Richard Gallo und Kollegen fest, dass Patienten mit Rosazea hohe Konzentrationen des antimikrobiellen Peptids Cathelicidin und erhöhte Werte von tryptischen Enzymen des Stratum corneum (SCTEs) aufwiesen. In der Vergangenheit wurden Antibiotika zur Behandlung von Rosazea eingesetzt, aber sie wirken möglicherweise nur, weil sie einige SCTEs hemmen. ⓘ
Demodex-Follikulitis und Demodex-Milben
Studien über Rosazea und Demodex-Milben haben ergeben, dass einige Menschen mit Rosazea eine erhöhte Anzahl dieser Milben aufweisen, insbesondere diejenigen mit steroidbedingter Rosazea. Demodex-Follikulitis (Demodizidose, bei Tieren auch als "Räude" bekannt) ist eine Erkrankung, die ein "rosaceaähnliches" Erscheinungsbild haben kann. ⓘ
In einer von der National Rosacea Society finanzierten Studie aus dem Jahr 2007 wurde nachgewiesen, dass Demodex folliculorum-Milben eine Ursache oder ein verschlimmernder Faktor bei Rosacea sein können. Die Forscher identifizierten Bacillus oleronius als eindeutiges Bakterium, das mit Demodex-Milben in Verbindung steht. Bei der Analyse von Blutproben mit Hilfe eines Tests zur Proliferation mononukleärer Zellen aus dem peripheren Blut entdeckten sie, dass B. oleronius bei 79 Prozent der 22 Patienten mit Rosazea Subtyp 2 (papulopustulär) eine Reaktion des Immunsystems auslöste, verglichen mit nur 29 Prozent bei 17 Personen ohne diese Erkrankung. Sie kamen zu folgendem Schluss: "Die Immunreaktion führt zu einer Entzündung, wie sie in den Papeln (Beulen) und Pusteln (Pickeln) des Subtyps 2 der Rosazea sichtbar wird. Dies deutet darauf hin, dass die in den Milben gefundenen B. oleronius-Bakterien für die mit der Erkrankung verbundenen Entzündungen verantwortlich sein könnten". ⓘ
Darmbakterien
Eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO) wurde bei Rosacea-Patienten häufiger festgestellt, und die Behandlung mit lokal wirkenden Antibiotika führte in zwei Studien zu einer Verbesserung der Rosacea-Läsionen. Bei Rosacea-Patienten, die SIBO-negativ waren, hatte die Antibiotikatherapie dagegen keine Wirkung. Die Wirksamkeit der Behandlung von SIBO bei Rosacea-Patienten könnte darauf hindeuten, dass Darmbakterien eine Rolle bei der Entstehung von Rosacea-Läsionen spielen. ⓘ
Diagnose
Die meisten Menschen mit Rosazea haben nur leichte Rötungen und werden nie offiziell diagnostiziert oder behandelt. Es ist kein Test für Rosazea bekannt. In vielen Fällen reicht eine einfache visuelle Inspektion durch eine geschulte medizinische Fachkraft für die Diagnose aus. In anderen Fällen, insbesondere wenn Pickel oder Rötungen an weniger verbreiteten Gesichtspartien auftreten, ist ein Versuch mit gängigen Behandlungen sinnvoll, um eine Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Die Erkrankung kann mit Akne vulgaris oder seborrhoischer Dermatitis verwechselt werden oder koexistieren. Das Vorhandensein eines Ausschlags auf der Kopfhaut oder an den Ohren deutet auf eine andere oder gleichzeitig bestehende Diagnose hin, da die Rosazea in erster Linie eine Gesichtsdiagnose ist, obwohl sie gelegentlich auch in diesen anderen Bereichen auftreten kann. ⓘ
Klassifizierung
Es gibt vier Rosazea-Subtypen, und ein Patient kann mehr als einen Subtyp haben:
- Die erythematotelangiektatische Rosazea zeigt eine permanente Rötung (Erythem) mit der Tendenz, leicht zu erröten und zu erröten. Auch kleine, erweiterte Blutgefäße, die in der Nähe der Hautoberfläche sichtbar sind (Teleangiektasien) und möglicherweise starkes Brennen, Stechen und Jucken sind häufig. Menschen mit diesem Typus haben oft eine empfindliche Haut. Die Haut kann auch sehr trocken und schuppig werden. Neben dem Gesicht können die Anzeichen auch an den Ohren, am Hals, auf der Brust, dem oberen Rücken und der Kopfhaut auftreten.
- Bei der papulopustulösen Rosazea kommt es zu einer dauerhaften Rötung mit roten Beulen (Papeln); einige mit Eiter gefüllte Pusteln können 1-4 Tage oder länger bestehen bleiben. Dieser Subtyp wird häufig mit Akne verwechselt.
- Die phymatöse Rosazea ist meist mit einem Rhinophym, einer Vergrößerung der Nase, verbunden. Zu den Anzeichen gehören eine Verdickung der Haut, unregelmäßige Knötchen an der Oberfläche und eine Vergrößerung. Phymatöse Rosazea kann auch das Kinn (Gnathophym), die Stirn (Metophym), die Wangen, die Augenlider (Blepharophym) und die Ohren (Otophym) betreffen. Telangiektasien können vorhanden sein.
- Bei okulärer Rosazea können die betroffenen Augen und Augenlider aufgrund von Teleangiektasien und Entzündungen rot erscheinen und sich trocken, gereizt oder körnig anfühlen. Weitere Symptome sind Fremdkörpergefühl, Juckreiz, Brennen, Stechen und Lichtempfindlichkeit. Die Augen können anfälliger für Infektionen werden. Bei etwa der Hälfte der Menschen mit den Subtypen 1-3 treten auch Augensymptome auf. Wenn die Hornhaut betroffen ist, kann es zu verschwommenem Sehen und Sehverlust kommen. ⓘ
Varianten
Zu den Varianten der Rosazea gehören:
- Pyoderma faciale, auch bekannt als Rosacea fulminans, ist eine konglobate, knotige Erkrankung, die plötzlich im Gesicht auftritt.
- Rosacea conglobata ist eine schwere Rosazea, die Akne conglobata mit hämorrhagischen knotigen Abszessen und verhärteten Plaques imitieren kann.
- Die phymatöse Rosazea ist eine Hauterkrankung, die durch eine Überwucherung der Talgdrüsen gekennzeichnet ist. Phyma ist griechisch für Schwellung, Masse oder Knolle und kann im Gesicht und an den Ohren auftreten. ⓘ
Behandlung
Die Art der Rosazea ist ausschlaggebend für die Wahl der Behandlung. Leichte Fälle werden oft gar nicht behandelt oder einfach mit normaler Kosmetik abgedeckt. ⓘ
Die Therapie der Rosazea ist nicht heilend und lässt sich am besten an der Verringerung der Gesichtsrötung und der entzündlichen Läsionen, an der Abnahme der Anzahl, Dauer und Intensität der Schübe sowie an den Begleitsymptomen Juckreiz, Brennen und Druckempfindlichkeit messen. Die beiden wichtigsten Modalitäten der Rosazea-Behandlung sind topische und orale Antibiotika. Auch die Lasertherapie wurde als Behandlungsform eingestuft. Während die medikamentöse Behandlung oft zu einem vorübergehenden Abklingen der Rötung innerhalb weniger Wochen führt, kehrt die Rötung in der Regel kurz nach Beendigung der Behandlung zurück. Eine Langzeitbehandlung, in der Regel 1-2 Jahre, kann bei einigen Patienten zu einer dauerhaften Kontrolle der Erkrankung führen. Oft ist eine lebenslange Behandlung erforderlich, obwohl einige Fälle nach einiger Zeit abklingen und in eine dauerhafte Remission übergehen. Andere Fälle verschlimmern sich mit der Zeit, wenn sie unbehandelt bleiben. Manche Menschen berichten auch von besseren Ergebnissen nach einer Ernährungsumstellung. Dies wird durch medizinische Studien nicht bestätigt, auch wenn einige Studien die Histaminproduktion mit dem Ausbruch der Rosazea in Verbindung bringen. ⓘ
Verhalten
Die Vermeidung von Auslösern, die die Erkrankung verschlimmern, kann dazu beitragen, den Ausbruch der Rosazea zu verringern, führt aber allein normalerweise nicht zu einer Remission, außer in leichten Fällen. Das Führen eines Tagebuchs wird manchmal empfohlen, um die Auslöser von Nahrungsmitteln und Getränken zu identifizieren und zu reduzieren. ⓘ
Da Sonnenlicht ein häufiger Auslöser ist, wird allgemein empfohlen, übermäßige Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Einige Rosacea-Patienten profitieren von der täglichen Verwendung eines Sonnenschutzmittels, andere tragen Hüte mit breiter Krempe. Wie Sonnenlicht kann auch emotionaler Stress Rosazea auslösen. Menschen, die an Infektionen der Augenlider leiden, müssen ihre Augenlider regelmäßig reinigen. ⓘ
Der Umgang mit auslösenden Ereignissen, wie z. B. ein längerer Aufenthalt in kühler Umgebung, kann die Rötung in warmen Räumen direkt beeinflussen. ⓘ
Medikamente
Zu den Medikamenten mit guter Evidenz gehören topische Ivermectin- und Azelainsäure-Cremes und Brimonidin sowie Doxycyclin und Isotretinoin zum Einnehmen. Weniger gut belegt sind die topische Metronidazol-Creme und Tetracyclin in oraler Form. ⓘ
Es wird angenommen, dass Metronidazol über entzündungshemmende Mechanismen wirkt, während Azelainsäure die Kathelicidinproduktion verringert. Orale Antibiotika aus der Klasse der Tetracycline wie Doxycyclin, Minocyclin und Oxytetracyclin werden ebenfalls häufig eingesetzt, und es wird angenommen, dass sie die papulopustulären Läsionen eher durch entzündungshemmende Maßnahmen als durch ihre antibakteriellen Fähigkeiten reduzieren. ⓘ
Die Anwendung von Alphahydroxysäure-Peelings kann dazu beitragen, die durch die Reizung verursachte Rötung zu lindern und die mit der Rosazea verbundenen Papeln und Pusteln zu reduzieren. Orale Antibiotika können helfen, die Symptome der okulären Rosazea zu lindern. Wenn Papeln und Pusteln fortbestehen, kann manchmal Isotretinoin verschrieben werden. Die Rötung und das Erröten, die typischerweise mit Rosazea einhergehen, werden in der Regel mit der topischen Anwendung von Alpha-Agonisten wie Brimonidin und seltener Oxymetazolin oder Xylometazolin behandelt. ⓘ
In einer Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass Ivermectin zur Behandlung der papulopustulösen Akne-Rosazea wirksamer ist als andere Mittel. Eine Ivermectin-Creme wurde von der FDA und in Europa für die Behandlung entzündlicher Läsionen bei Rosazea zugelassen. Die Behandlung basiert auf der Hypothese, dass parasitäre Milben der Gattung Demodex eine Rolle bei Rosazea spielen. In einer klinischen Studie reduzierte Ivermectin die Läsionen innerhalb von 4 Monaten um 83 % im Vergleich zu 74 % unter einer Standardtherapie mit Metronidazol. Quassia amara-Extrakt in einer Dosierung von 4 % erwies sich als klinisch wirksam bei Rosazea. Im Vergleich zu Metronidazol 0,75 % als Standardtherapie in einer randomisierten, doppelt verblindeten klinischen Studie zeigte Quassia amara-Extrakt in einer Dosierung von 4 % einen früheren Wirkungseintritt, einschließlich einer Verbesserung von Teleangiektasien, Rötungen und Papeln. Quassia amara zeigte eine anhaltende Verringerung des Global Assessment Score am Tag 42 (von 7,65 im Ausgangswert auf 4,68) im Vergleich zu Metronidazol am Tag 42 (von 7,2 im Ausgangswert auf 6,32), p<0,001. ⓘ
Das Insektizid Ivermectin wird oral oder als Salbe zur Rosazeabehandlung in Deutschland eingesetzt. Dessen Wirkung richtet sich gegen Haarbalgmilben. Die Wirksamkeit ist höher als Placebo und ein wenig höher als die von Metronidazol. Diese Milben leben bei praktisch jedem Menschen in der Haut. Ob sie selbst oder in ihnen gefundene Bakterien überhaupt eine erkrankungsverstärkende Rolle spielen, ist allerdings noch unklar. ⓘ
Kortisonhaltige Medikamente dürfen nicht verwendet werden, da sie die Symptome verstärken. ⓘ
Laser
Die Evidenz für den Einsatz von Laser- und intensiver gepulster Lichttherapie bei Rosacea ist gering. ⓘ
Ergebnisse
Die deutlich sichtbaren Rosacea-Symptome sind für die Betroffenen oft eine psychologische Herausforderung. Menschen mit Rosacea können Probleme mit dem Selbstwertgefühl, dem sozialen Umfeld und Veränderungen in ihren Gedanken, Gefühlen und Bewältigungsmechanismen erfahren. ⓘ
Epidemiologie
Weltweit sind etwa 5 % der Menschen von Rosaceae betroffen. Die Häufigkeit variiert je nach ethnischer Zugehörigkeit und ist bei Menschen mit keltischem Erbe besonders ausgeprägt. Männer und Frauen erkranken gleichermaßen an Rosazea. ⓘ
Auslöser
Die Ursache der Rosazea ist bislang weitgehend unklar, doch sind vermutlich verschiedene Faktoren daran beteiligt. Diskutiert werden neben der Regulationsstörung der Gefäßversorgung des Gesichts eine neurogene Entzündung, eine Störung des Immunsystems sowie eine Beteiligung von Haarbalgmilben und Bakterien (z. B. Staphylococcus aureus). Die neurogene Entzündung ist eine Reaktion des zentralen Nervensystems auf Stress. Die Krankheit tritt selten vor dem 30. Lebensjahr, meistens erst ab dem 40. Lebensjahr auf. Frauen wie Männer sind gleichermaßen betroffen (eventuell mit leichtem Überhang bei Frauen). Kaffee-, Tee- oder Alkoholgenuss können ebenso wie scharfe Gewürze und Sonnenbäder eine Verschlechterung bewirken. ⓘ
Symptome
Schweregrad II
Im zweiten Stadium, der papulopustulösen Form der Rosazea (Rosacea pustulosa), treten Pusteln, Knötchen sowie Schwellungen auf, die sich entzünden, eitrig degenerieren und über Wochen bestehen können. Die Haut ist geschwollen, gerötet und großporig. Der Verlauf der Erkrankung ist phasisch und kann sich über Jahre hinziehen. Die Ähnlichkeit mit Akne führt manchmal zu Fehldiagnosen, doch die akneartigen eitrigen Pusteln und Quaddeln gehen bei der Rosazea nicht vom Haarfollikel aus. ⓘ
Schweregrad III
Unter der glandulär-hyperplastischen Rosazea leiden vor allem Männer. Durch Wucherung von Bindegewebe und Talgdrüsen entstehen knotige Verdickungen: „Knollen“ oder sog. Phymen. Die Sonderform des Rhinophyms, die Knollennase, ist wohl die bekannteste Form. Sind auch die Augen betroffen, spricht man von der okulären Form oder Ophthalmo-Rosazea: Veränderungen an den Augen wie Bindehaut- und Lidrandentzündungen, Trockenheit der Augen und im ungünstigsten Fall Hornhautentzündung. ⓘ
Therapie
Kosmetische Pflege
Eine angepasste Pflege, die die Haut beruhigt und Entzündungen hemmt, beugt Reizungen und Rötungen vor. Grundlage der täglichen Behandlung zuhause ist die Reinigung der Haut mit milden Mitteln. Beim Abtrocknen sollte das Rubbeln des Gesichts vermieden werden. Gute Erfolge erzielt man mit Gesichtsmassagen. Dabei wird das Gesicht morgens und abends mit leichten, kreisförmigen Bewegungen mit Hilfe eines Gleitmittels massiert. Cremes sollten frei von Duft- und Konservierungsstoffen und nicht zu fetthaltig sein. Für die Tagescreme ist ein UV-Schutz sinnvoll, bei Aufenthalt in der Sonne obligatorisch (am besten LSF 50). Das Auftragen eines leichten, passenden Make-ups oder abdeckender Foundation (in Grünton) verschlechtert die Rosazea nicht, hat aber einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. ⓘ
Medikamente
Systemische Therapie
Die orale Gabe von Antibiotika sollte den schweren Formen der Rosazea vorbehalten sein. Seit Jahrzehnten werden zur Behandlung erfolgreich Tetracycline eingesetzt, auch neuere Derivate wie Doxycyclin und Minocyclin sind effektiv. Allerdings müssen Nebenwirkungen (wie Lichtempfindlichkeit, Verfärbung von Haut oder Schleimhäuten) und Gegenanzeigen (Schwangerschaft) beachtet werden. Alternativ werden Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin, Azithromycin), Metronidazol und auch weitere Antibiotika eingesetzt. Antibiotika haben immer Nebenwirkungen – auch auf die wichtige bakterielle Mikroflora – und sollten stets nach den aktuellen Grundlagen der rationalen Antibiotikatherapie eingesetzt werden. Ein weiterer hochwirksamer Wirkstoff ist Isotretinoin, ein Vitamin-A-Säure-Derivat und natürliches Insektizid, das gegen die Haarbalgmilben wirkt, aber viele Nebenwirkungen hat. Es kann insbesondere Reizungen der Haut, Schleimhaut und Bindehaut, Kopfschmerzen sowie Leberfunktionsstörungen, möglicherweise auch Depressionen verursachen. Bei Frauen darf es wegen seiner embryotoxischen Wirkung nur bei absolut sicherem Ausschluss einer Schwangerschaft verwendet werden. ⓘ
Im August 2013 erhielt das Dermatologie-Unternehmen Galderma von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA die Zulassung für ein Medikament namens Brimonidin, einen α2-Adrenozeptor-Agonisten. Für die EU erfolgte im Dezember 2013 vom Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) die positive opinion, also eine Art Zulassungsempfehlung. Im Februar 2014 wurde Brimonidin – als erstes und einziges Medikament zur Behandlung der Röte bei Rosazea – auch für die 28 Länder der EU zugelassen. ⓘ
Alternative Therapieformen
Erste Laboruntersuchungen zeigten, dass Lidocain ein erfolgversprechender Wirkstoff bei einer Beteiligung von Staphylokokken an der Rosazea sein könnte, da es spezifisch die durch das Staphylokokken-Toxin ausgelöste Entzündung hemmen kann. Ebenfalls speziell gegen Staphylococcus aureus richten sich Produkte zur äußeren Anwendung, die das aus Bakteriophagen gewonnene Endolysin Staphefekt enthalten. Dieses Enzym zerstört spezifisch die Zellhüllen von S. aureus und bringt die Bakterien dadurch zum Platzen. Weiterhin hat sich die Anwendung von Heilerde in Form von Gesichts-Masken als wirkungsvoll herausgestellt. Diese wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. ⓘ
Operative Entfernung
Eine dauerhafte Beseitigung der Äderchen ist durch Laserbehandlung möglich, bei der die erweiterten Blutgefäße verschlossen und damit unsichtbar werden. Das Rhinophym (Knollennase) kann durch chirurgische Abtragung, z. B. durch Abschleifen oder mit dem CO2-Laser, behandelt werden. ⓘ
Augenvorsorge
Die Rosazea kann auf das Auge übergreifen und zu dauerhaften Augenschäden (Hornhauttrübung) führen. Deshalb ist eine regelmäßige augenärztliche Kontrolle notwendig. ⓘ
Rezeption
Bei Wilhelm Busch findet sich in Kritik des Herzens ein Gedicht auf das Rhinophym:
Kinder, lasset uns besingen,
Aber ohne allen Neid,
Onkel Kaspers rote Nase,
Die uns schon so oft erfreut.
Einst ward sie als zarte Pflanze
Ihm von der Natur geschenkt;
Fleißig hat er sie begossen,
Sie mit Wein und Schnaps getränkt.
Bald bemerkte er mit Freuden,
Daß die junge Knospe schwoll,
Bis es eine Rose wurde,
Dunkelrot und wundervoll.
Alle Rosen haben Dornen,
Diese Rose hat sie nicht,
Hat nur so ein Büschel Haare,
Welches keinen Menschen sticht.
Ihrem Kelch entströmen süße
Wohlgerüche, mit Verlaub:
Aus der wohlbekannten Dose
Schöpft sie ihren Blütenstaub.
Oft an einem frischen Morgen
Zeigt sie uns ein duftig Blau,
Und an ihrem Herzensblatte
Blinkt ein Tröpflein Perlentau.
Wenn die andern Blumen welken,
Wenn’s im Winter rauh und kalt,
Dann hat diese Wunderrose
Erst die rechte Wohlgestalt.
Drum zu ihrem Preis und Ruhme
Singen wir dies schöne Lied.
Vivat Onkel Kaspers Nase,
Die zu allen Zeiten blüht! ⓘ