Bandscheibenvorfall

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Bandscheibenvorfall
Andere BezeichnungenBandscheibenvorfall, Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenriss, Bandscheibenvorfall, Nucleus-pulposus-Vorfall, lumbaler Bandscheibenvorfall
Lagehernia.png
FachgebietOrthopädie, Neurochirurgie
RisikofaktorenBindegewebserkrankung

Ein Bandscheibenvorfall ist eine Verletzung des Polster- und Bindegewebes zwischen den Wirbeln, die in der Regel durch eine übermäßige Belastung oder ein Trauma der Wirbelsäule verursacht wird. Er kann zu Rückenschmerzen, Schmerzen oder Missempfindungen in verschiedenen Körperteilen sowie zu körperlichen Behinderungen führen. Das aussagekräftigste Diagnoseinstrument für einen Bandscheibenvorfall ist die MRT, und die Behandlung kann von Schmerzmitteln bis hin zur Operation reichen. Der beste Schutz vor einem Bandscheibenvorfall ist eine starke Rumpfmuskulatur und ein Bewusstsein für die Körpermechanik einschließlich der Körperhaltung.

Wenn ein Riss im äußeren Faserring einer Bandscheibe dazu führt, dass sich der weiche, mittlere Teil über die beschädigten äußeren Ringe hinaus ausbeult, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.

Ein Bandscheibenvorfall ist häufig mit einer altersbedingten Degeneration des äußeren Rings, des so genannten Anulus fibrosus, verbunden, wird aber in der Regel durch ein Trauma oder eine Belastung durch Heben oder Verdrehen ausgelöst. Risse treten fast immer posterolateral (an den Rückseiten) auf, da das hintere Längsband im Vergleich zum vorderen Längsband relativ schmal ist. Ein Riss im Bandscheibenring kann zur Freisetzung von Chemikalien führen, die eine Entzündung hervorrufen, die auch ohne Kompression der Nervenwurzeln starke Schmerzen verursachen kann.

Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich in der Regel um eine Weiterentwicklung einer bereits bestehenden Bandscheibenvorwölbung, bei der die äußersten Schichten des Anulus fibrosus noch intakt sind, sich aber vorwölben können, wenn die Bandscheibe unter Druck steht. Im Gegensatz zu einem Bandscheibenvorfall tritt der zentrale Anteil nicht über die äußeren Schichten hinaus. Die meisten kleineren Hernien heilen innerhalb weniger Wochen ab. Entzündungshemmende Behandlungen bei Schmerzen im Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall, einer Vorwölbung oder einem Bandscheibenriss sind im Allgemeinen wirksam. Schwere Vorfälle heilen unter Umständen nicht von selbst und müssen operiert werden.

Dieser Begriff ist jedoch nicht zutreffend, da die Bandscheiben fest zwischen den Wirbeln verankert sind und nicht verrutschen" können.

Klassifikation nach ICD-10
M50 Zervikale Bandscheibenschäden
M51 Sonstige Bandscheibenschäden
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
MRT-Aufnahme eines Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule

Der Bandscheibenvorfall (lateinisch Prolapsus nuclei pulposi), auch Bandscheibenprolaps (BSP), Discushernie und Discusprolaps, ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal – den Raum, in dem das Rückenmark liegt – vortreten. Im Gegensatz zur Bandscheibenprotrusion (Vorwölbung) wird beim Prolaps der Faserknorpelring der Bandscheibe (Anulus fibrosus) ganz oder teilweise durchgerissen, während das hintere Längsband (Ligamentum longitudinale posterius) intakt bleiben kann (sogenannter subligamentärer Bandscheibenvorfall).

Die Ursache ist oft eine Überlastung bei Vorschädigung der Bandscheiben, ein Bandscheibenvorfall kann aber auch ohne äußeren Anlass auftreten. Symptome des Bandscheibenvorfalls sind starke, häufig in die Extremitäten ausstrahlende Schmerzen, oft mit einem Taubheitsgefühl im Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel, gelegentlich auch Lähmungserscheinungen. Eine Behandlung ist meistens konservativ möglich, schwere Vorfälle müssen operativ behandelt werden.

Anzeichen und Symptome

In der Regel treten die Symptome nur auf einer Seite des Körpers auf.

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls können je nach Ort des Vorfalls und der Art der betroffenen Weichteile variieren. Sie können von geringen oder gar keinen Schmerzen, wenn nur die Bandscheibe geschädigt ist, bis hin zu starken und anhaltenden Nacken- oder Kreuzschmerzen reichen, die in Regionen ausstrahlen, die von Nervenwurzeln versorgt werden, die durch den Bandscheibenvorfall gereizt oder beeinträchtigt wurden. Oft wird ein Bandscheibenvorfall nicht sofort diagnostiziert, da die Patienten mit unbestimmten Schmerzen in den Oberschenkeln, Knien oder Füßen erscheinen.

Zu den Symptomen können sensorische Veränderungen wie Taubheit, Kribbeln und Missempfindungen sowie motorische Veränderungen wie Muskelschwäche, Lähmungen und Beeinträchtigungen der Reflexe gehören. Befindet sich der Bandscheibenvorfall in der Lendengegend, kann der Patient auch Ischiasschmerzen aufgrund einer Reizung einer der Nervenwurzeln des Ischiasnervs haben. Im Gegensatz zu einem pulsierenden Schmerz oder einem Schmerz, der kommt und geht und durch Muskelkrämpfe verursacht werden kann, sind die Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall in der Regel dauerhaft oder zumindest an einer bestimmten Stelle des Körpers.

Es ist möglich, einen Bandscheibenvorfall ohne Schmerzen oder spürbare Symptome zu haben, wenn das ausgetretene Nucleus-pulposus-Material nicht auf Weichteile oder Nerven drückt. In einer kleinen Studie, in der die Halswirbelsäule bei symptomfreien Probanden untersucht wurde, wurden bei 50 % der Teilnehmer fokale Bandscheibenvorwölbungen festgestellt, was darauf schließen lässt, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung fokale Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule haben könnte, die keine spürbaren Symptome verursachen.

Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann ausstrahlende Nervenschmerzen in den unteren Extremitäten oder der Leistengegend verursachen und manchmal mit Darm- oder Blaseninkontinenz einhergehen.

Normalerweise treten die Symptome nur auf einer Körperseite auf. Wenn ein Bandscheibenvorfall jedoch sehr groß ist und auf die Nerven auf beiden Seiten der Wirbelsäule oder der Cauda equina drückt, können beide Körperseiten betroffen sein, was oft schwerwiegende Folgen hat. Eine Kompression der Cauda equina kann zu dauerhaften Nervenschäden oder Lähmungen führen, die den Verlust der Kontrolle über Darm und Blase sowie sexuelle Funktionsstörungen zur Folge haben können. Diese Störung wird als Cauda-Equina-Syndrom bezeichnet. Zu den weiteren Komplikationen gehören chronische Schmerzen.

Ursache

Wenn die Wirbelsäule gerade ist, z. B. im Stehen oder Liegen, ist der innere Druck auf alle Teile der Bandscheiben gleichmäßig verteilt. Im Sitzen oder beim Bücken zum Heben kann der Innendruck auf eine Bandscheibe von 1,2 bar (17 psi) (im Liegen) auf über 21 bar (300 psi) (beim Heben mit rundem Rücken) ansteigen. Ein Vorfall des Bandscheibeninhalts in den Wirbelkanal tritt häufig auf, wenn die vordere Seite (Bauchseite) der Bandscheibe beim Sitzen oder Vorwärtsbeugen zusammengedrückt wird und der Inhalt (Nucleus pulposus) gegen die stark gedehnte und verdünnte Membran (Annulus fibrosus) auf der hinteren Seite (Rückseite) der Bandscheibe gedrückt wird. Die Kombination aus Membranausdünnung durch Dehnung und erhöhtem Innendruck (14 bis 21 bar) kann zum Reißen der begrenzenden Membran führen. Der gallertartige Inhalt der Bandscheibe dringt dann in den Wirbelkanal ein und drückt auf die Spinalnerven, was zu starken und potenziell behindernden Schmerzen und anderen Symptomen führen kann.

Einige Autoren favorisieren die Degeneration der Bandscheibe als Hauptursache für einen Bandscheibenvorfall und führen ein Trauma als Nebenursache an. Eine Degeneration der Bandscheibe tritt sowohl bei degenerativen Bandscheibenerkrankungen als auch im Alter auf. Bei der Degeneration werden die Bandscheibenbestandteile - der Nucleus pulposus und der Annulus fibrosus - veränderten Belastungen ausgesetzt. Insbesondere der Nucleus wird faserig und steif und ist weniger belastbar. Die überschüssige Last wird auf den Anulus übertragen, der daraufhin Risse bilden kann. Erreichen die Risse die Peripherie des Anulus, kann das Kernmaterial in Form eines Bandscheibenvorfalls austreten.

Mutationen in mehreren Genen wurden mit der Bandscheibendegeneration in Verbindung gebracht. Zu den wahrscheinlichen Kandidatengenen gehören Kollagen Typ I (sp1-Stelle), Kollagen Typ IX, Vitamin-D-Rezeptor, Aggrecan, Asporin, MMP3, Interleukin-1- und Interleukin-6-Polymorphismen. Mutationen in Genen - wie MMP2 und THBS2 -, die für Proteine und Enzyme kodieren, die an der Regulierung der extrazellulären Matrix beteiligt sind, können nachweislich zu lumbalen Bandscheibenvorfällen beitragen.

Bandscheibenvorfälle können durch allgemeine Abnutzung entstehen, z. B. durch Gewichtheben, ständiges Sitzen oder Hocken, Autofahren oder eine sitzende Lebensweise. Bandscheibenvorfälle können auch durch das Heben schwerer Lasten verursacht werden.

Profisportler, insbesondere solche, die Kontaktsportarten wie American Football, Rugby, Eishockey und Ringen betreiben, sind bekanntermaßen anfällig für Bandscheibenvorfälle, ebenso wie einige Sportarten mit begrenztem Kontakt, die wiederholte Beugung und Kompression erfordern, wie Fußball, Baseball, Basketball und Volleyball. Beim Sport sind Bandscheibenvorfälle häufig die Folge von plötzlichen stumpfen Stößen gegen den unteren Rücken oder von abrupten Beuge- oder Torsionsbewegungen.

Pathophysiologie

Die meisten Bandscheibenvorfälle treten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf (95 % bei L4-L5 oder L5-S1). Die zweithäufigste Stelle ist die Halswirbelsäule (C5-C6, C6-C7). Auf die Brustwirbelsäule entfallen nur 1-2 % der Fälle. Herniationen treten in der Regel postero-lateral auf, an den Stellen, an denen der Anulus fibrosus relativ dünn ist und nicht durch das hintere oder vordere Längsband verstärkt wird. An der Halswirbelsäule drückt ein symptomatischer postero-lateraler Bruch zwischen zwei Wirbeln auf den Nerv, der auf dieser Seite zwischen diesen beiden Wirbeln aus dem Wirbelkanal austritt. So wird beispielsweise ein rechter postero-lateraler Bandscheibenvorfall zwischen den Wirbeln C5 und C6 auf den rechten Spinalnerv C6 einwirken. Der Rest des Rückenmarks ist jedoch anders ausgerichtet, so dass ein symptomatischer postero-lateraler Bandscheibenvorfall zwischen zwei Wirbeln auf den Nerv einwirkt, der auf der nächst tieferen Zwischenwirbel-Ebene austritt.

Lumbaler Bandscheibenvorfall

Lumbale Bandscheibenvorfälle treten im Rückenbereich auf, am häufigsten zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbelkörper oder zwischen dem fünften und dem Kreuzbein. Hier können sich die Symptome im unteren Rücken, im Gesäß, im Oberschenkel, im Anal-/Genitalbereich (über den Dammnerv) bemerkbar machen und in den Fuß und/oder die Zehen ausstrahlen. Der Ischiasnerv ist der am häufigsten betroffene Nerv, der Ischiasbeschwerden verursacht. Der Oberschenkelnerv kann ebenfalls betroffen sein und ein taubes, kribbelndes Gefühl in einem oder beiden Beinen und sogar in den Füßen oder ein brennendes Gefühl in den Hüften und Beinen hervorrufen. Bei einem Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich wird häufig die Nervenwurzel komprimiert, die auf der Ebene unterhalb der Bandscheibe austritt. So komprimiert ein Bandscheibenvorfall der L4-5-Bandscheibe die L5-Nervenwurzel nur dann, wenn der Vorfall posterolateral verläuft.

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule

Bandscheibenvorfall in Höhe C6-C7

Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule treten am häufigsten zwischen dem fünften und sechsten (C5-6) sowie dem sechsten und siebten (C6-7) Halswirbelkörper auf. Bei älteren Patienten (60+) besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Hernien im oberen Halsbereich, insbesondere bei C3-4. Die Symptome von Halswirbelbrüchen können sich im Hinterkopf, im Nacken, im Schultergürtel, im Schulterblatt, im Arm und in der Hand bemerkbar machen. Die Nerven des Plexus cervicalis und des Plexus brachialis können betroffen sein.

Intraduraler Bandscheibenvorfall

Der intradurale Bandscheibenvorfall ist eine seltene Form des Bandscheibenvorfalls mit einer Inzidenz von 0,2-2,2 %. Die präoperative Bildgebung kann für die Diagnose hilfreich sein, zur Bestätigung sind jedoch intraoperative Befunde erforderlich.

Entzündung

Es wird zunehmend anerkannt, dass Rückenschmerzen infolge eines Bandscheibenvorfalls nicht immer nur auf eine Kompression des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln zurückzuführen sind, sondern auch durch eine chemische Entzündung verursacht werden können. Es gibt Hinweise auf einen spezifischen Entzündungsmediator bei Rückenschmerzen: Ein Entzündungsmolekül, der so genannte Tumornekrosefaktor alpha (TNF), wird nicht nur bei einem Bandscheibenvorfall freigesetzt, sondern auch bei einem Bandscheibenriss (Anulusriss) an den Facettengelenken und bei einer Spinalkanalstenose. TNF verursacht nicht nur Schmerzen und Entzündungen, sondern kann auch zur Degeneration der Bandscheiben beitragen.

Diagnose

Terminologie

Zu den häufig verwendeten Begriffen zur Beschreibung der Erkrankung gehören Bandscheibenvorfall, Bandscheibenprolaps, Bandscheibenriss und Bandscheibenvorfall. Andere, eng verwandte Begriffe sind Bandscheibenvorwölbung, Radikulopathie (eingeklemmter Nerv), Ischias, Bandscheibenerkrankung, Bandscheibendegeneration, degenerative Bandscheibenerkrankung und schwarze Bandscheibe (eine völlig degenerierte Bandscheibe).

Der populäre Begriff Bandscheibenvorfall ist eine falsche Bezeichnung, da die Bandscheiben fest zwischen zwei Wirbeln, an denen sie befestigt sind, eingeklemmt sind und nicht wirklich "verrutschen" oder gar ihren Platz verlassen können. Die Bandscheibe ist vielmehr mit den angrenzenden Wirbeln verwachsen und kann gequetscht, gedehnt und verdreht werden, alles in geringem Maße. Sie kann auch zerrissen, gerissen, herniert und degeneriert sein, aber sie kann nicht "verrutschen". Einige Autoren halten den Begriff "Bandscheibenvorfall" für schädlich, da er zu einer falschen Vorstellung von dem, was passiert ist, und damit von den wahrscheinlichen Folgen führt. Während des Wachstums kann jedoch ein Wirbelkörper relativ zu einem benachbarten Wirbelkörper verrutschen, eine Verformung, die als Spondylolisthesis bezeichnet wird.

Der Bandscheibenvorfall wird im Lateinischen als prolapsus disci intervertebralis bezeichnet.

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Körperliche Untersuchung

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls wird vom Arzt auf der Grundlage der Krankengeschichte und der Symptome des Patienten sowie durch eine körperliche Untersuchung gestellt. Während der Untersuchung können Tests durchgeführt werden, um andere mögliche Ursachen mit ähnlichen Symptomen zu bestätigen oder auszuschließen - z. B. Spondylolisthesis, Degeneration, Tumore, Metastasen und raumfordernde Läsionen - sowie um die Wirksamkeit möglicher Behandlungsoptionen zu beurteilen.

Gerades Beinheben

Das Anheben des geraden Beins wird häufig als Vortest für einen möglichen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich verwendet. Eine Variante besteht darin, das Bein im Sitzen anzuheben. Dies verringert jedoch die Empfindlichkeit des Tests. Ein 2010 veröffentlichter Cochrane-Review ergab, dass einzelne diagnostische Tests, darunter der Test zum Anheben des geraden Beins, das Fehlen von Sehnenreflexen oder Muskelschwäche, nicht sehr genau sind, wenn sie isoliert durchgeführt werden.

Bildgebung der Wirbelsäule

  • Projektionsradiographie (Röntgenbildgebung). Herkömmliche Röntgenaufnahmen sind nur begrenzt in der Lage, Weichteile wie Bandscheiben, Muskeln und Nerven abzubilden, werden aber immer noch verwendet, um andere Möglichkeiten wie Tumore, Infektionen, Frakturen usw. zu bestätigen oder auszuschließen. Trotz ihrer Einschränkungen spielen Röntgenaufnahmen eine relativ kostengünstige Rolle bei der Bestätigung des Verdachts auf einen Bandscheibenvorfall. Erhärtet sich der Verdacht, können andere Methoden zur endgültigen Bestätigung herangezogen werden.
  • Die Computertomographie ist das empfindlichste bildgebende Verfahren zur Untersuchung der knöchernen Strukturen der Wirbelsäule. Die CT-Bildgebung ermöglicht die Beurteilung von verkalkten Bandscheibenvorfällen oder anderen pathologischen Prozessen, die zu Knochenverlust oder -zerstörung führen können. Die Darstellung von Nervenwurzeln ist unzureichend, so dass sie für die Diagnose von Radikulopathien ungeeignet ist.
  • Die Magnetresonanztomographie ist der Goldstandard für die Bestätigung einer vermuteten LDH. Mit einer diagnostischen Genauigkeit von 97 % ist sie die empfindlichste Untersuchung zur Darstellung eines Bandscheibenvorfalls, da sie das Weichteilgewebe deutlich besser sichtbar macht. Die MRT hat auch eine höhere Zuverlässigkeit zwischen den Beobachtern als andere bildgebende Verfahren. Sie deutet auf einen Bandscheibenvorfall hin, wenn sie ein erhöhtes T2-gewichtetes Signal in den hinteren 10 % der Bandscheibe zeigt. Bei degenerativen Bandscheibenerkrankungen wurde eine Korrelation mit Modic-Typ-1-Veränderungen festgestellt. Bei der Untersuchung auf postoperative lumbale Radikulopathien wird empfohlen, die MRT mit Kontrastmittel durchzuführen, sofern keine anderen Kontraindikationen bestehen. Die MRT ist bei der Unterscheidung von entzündlichen, malignen oder entzündlichen Ätiologien der LDH effektiver als die CT. Sie ist relativ früh im Verlauf der Untersuchung indiziert (<8 Wochen), wenn der Patient relative Anzeichen wie erhebliche Schmerzen, neurologisch-motorische Defizite und Cauda-Equina-Syndrom aufweist. Die Diffusions-Tensor-Bildgebung ist eine Art von MRT-Sequenz, die zum Nachweis mikrostruktureller Veränderungen in der Nervenwurzel verwendet wird. Sie kann zum Verständnis der Veränderungen beitragen, die nach einem lumbalen Bandscheibenvorfall auftreten, der eine Nervenwurzel komprimiert, und könnte helfen, die Patienten zu unterscheiden, die einen chirurgischen Eingriff benötigen. Bei Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Radikulopathie aufgrund eines lumbalen Bandscheibenvorfalls besteht, bei denen die MRT-Untersuchung jedoch zweideutig oder negativ ist, sind Nervenleitfähigkeitsuntersuchungen angezeigt. T2-gewichtete Bilder ermöglichen eine klare Visualisierung von vorgewölbtem Bandscheibenmaterial im Wirbelkanal.
  • Myelographie. Eine Röntgenaufnahme des Wirbelsäulenkanals nach Injektion eines Kontrastmittels in die umgebenden Liquorräume zeigt eine Verlagerung des Kontrastmittels. Sie kann das Vorhandensein von Strukturen zeigen, die Druck auf das Rückenmark oder die Nerven ausüben können, wie z. B. Bandscheibenvorfälle, Tumore oder Knochensporne. Da bei der Myelographie Fremdsubstanzen injiziert werden müssen, wird heute bei den meisten Patienten eine MRT-Untersuchung bevorzugt. Myelogramme liefern nach wie vor ausgezeichnete Umrisse von raumfordernden Läsionen, insbesondere in Kombination mit CT-Scans (CT-Myelographie). Die CT-Myelographie ist das Bildgebungsverfahren der Wahl zur Darstellung von Bandscheibenvorfällen bei Patienten, bei denen eine MRT kontraindiziert ist. Da sie jedoch invasiv ist, ist die Unterstützung durch einen ausgebildeten Radiologen erforderlich. Die Myelographie ist mit Risiken wie postspinalen Kopfschmerzen, meningealen Infektionen und Strahlenbelastung verbunden. Dank der jüngsten Fortschritte bei der Multidetektor-CT ist die diagnostische Aussagekraft der Myelographie nahezu gleichwertig mit der der MRT.
  • Das Vorhandensein und der Schweregrad einer Myelopathie können mit Hilfe der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) beurteilt werden, einer neurophysiologischen Methode, die die Zeit misst, die ein Nervenimpuls benötigt, um die Pyramidenbahnen von der Großhirnrinde bis zu den Vorderhornzellen des zervikalen, thorakalen oder lumbalen Rückenmarks zu durchlaufen. Diese Messung wird als zentrale Leitungszeit (CCT) bezeichnet. TMS kann Ärzten helfen,:
  • festzustellen, ob eine Myelopathie vorliegt
  • die Ebene des Rückenmarks zu identifizieren, auf der sich die Myelopathie befindet. Dies ist besonders nützlich in Fällen, in denen mehr als zwei Läsionen für die klinischen Symptome und Anzeichen verantwortlich sein können, wie z. B. bei Patienten mit zwei oder mehr zervikalen Bandscheibenvorfällen
  • Beurteilung des Fortschreitens der Myelopathie im Laufe der Zeit, z. B. vor und nach Operationen an der Halswirbelsäule
  • TMS kann auch bei der Differenzialdiagnose verschiedener Ursachen für Schäden an den Pyramidenbahnen helfen.
  • Elektromyographie und Nervenleitungsstudien (EMG/NCS) messen die elektrischen Impulse entlang von Nervenwurzeln, peripheren Nerven und Muskelgewebe. Die Tests können Aufschluss darüber geben, ob eine anhaltende Nervenschädigung vorliegt, ob sich die Nerven nach einer früheren Verletzung in einem Heilungsprozess befinden oder ob eine andere Stelle der Nervenkompression vorliegt. EMG/NCS-Untersuchungen werden in der Regel eingesetzt, um die Quellen von Nervenfunktionsstörungen distal der Wirbelsäule zu lokalisieren.
MRT-Darstellung eines Bandscheibenvorfalles
Der Spinalkanal erscheint in dieser Auswertungstechnik hell, die von links kommende, dunkle Vorwölbung ist der Vorfall, der den Spinalkanal abklemmt.

Nach der Untersuchung sollte ein neurologisch erfahrener Arzt feststellen, ob festgestellte Veränderungen die Beschwerden des Patienten erklären können oder ob es sich nur um einen Zufallsbefund handelt.

Differentialdiagnose

Unter Umständen sind Tests erforderlich, um Bandscheibenvorfälle von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden.

  • Diskogener Schmerz
  • Mechanische Schmerzen
  • Myofasziale Schmerzen
  • Abszess
  • Aortendissektion
  • Bandscheibenentzündung oder Osteomyelitis
  • Hämatom
  • Massive Läsion oder Malignität
  • Bösartiger Tumor wie Neurinom oder Meningeom
  • Myokardinfarkt
  • Dysfunktion des Iliosakralgelenks
  • Spinale Stenose
  • Spondylose oder Spondylolisthesis

Behandlung

Bei erhaltener Beweglichkeit wird empfohlen, so schnell wie möglich zu normalen Aktivitäten zurückzukehren. Eine Bettruhe ist nicht empfehlenswert, da hierfür kein Therapieeffekt nachgewiesen wurde.

Bei fehlender Beweglichkeit sollte frühzeitig eine effektive medikamentöse Schmerztherapie durchgeführt werden.

Eine Einweisung ins Krankenhaus sollte bei Red Flags (siehe unter Symptome), ambulant nicht beherrschbaren Schmerzen und zunehmenden neurologischen Ausfällen erfolgen.

Wärmetherapie, Massagen mit Bewegungstherapie, Elektrotherapie, Bindegewebsmassagen können im Einzelfall die Beschwerden lindern. Der Nutzen lässt sich aber z. T. nicht wissenschaftlich belegen.

Eine Manuelle Medizin (Chiropraktik, spinale Manipulationen) ist bei ausstrahlenden Schmerzen kontraindiziert. Bei akuten nicht ausstrahlenden Schmerzen kann die Therapie innerhalb der ersten 4–6 Wochen hilfreich sein.

Krankengymnastik (Physiotherapie) ist bei chronischen und subakuten Schmerzen hilfreich. Im akuten Stadium konnte bisher kein Nutzen nachgewiesen werden.

Viele Therapierichtungen aus dem Bereich der sogenannten alternativen Medizin beanspruchen Wirksamkeit bei der Behandlung auf oft schwacher wissenschaftlicher Basis.

Bei Patienten, die an Rückenschmerzen mit Ausstrahlung ins Bein leiden, kann bei chronischen Beschwerden die sogenannte Rückenschule hilfreich sein.

Die Periradikuläre Therapie (PRT) ist ein Verfahren, bei der unter CT- oder Röntgen-Kontrolle Kortison an die betroffene Nervenwurzel gespritzt wird, die mindestens 2× durchgeführt werden sollte. In 67 % der Fälle kann damit bei einem Bandscheibenvorfall Schmerzfreiheit erreicht werden. In Deutschland wird die Untersuchung bei Kassenpatienten in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt. Gegebenenfalls werden die Kosten übernommen, wenn ein Schmerztherapeut den Patienten zum Radiologen überweist.

Ein unblutiges Verfahren ist die Gelenkinnenhautverödung (Synoviorthese), bei der in das entzündete Gelenk Varicocid oder Osmiumtetroxydsäure eingespritzt wird. Bei älteren Patienten kommen hierzu statt dieser chemischen Stoffe eher radioaktive Isotope zum Einsatz. Des Weiteren besteht die Möglichkeit der enzymatischen Behandlung des (lumbalen) Bandscheibenvorfalls durch Chemonukleolyse mittels röntgengesteuerter Injektion des Enzyms Chymopapain (oder einer mikrobiellen Kollagenase) in den Nucleus pulposus, wodurch es zur Auflösung bzw. Volumenverminderung von vorgefallenem Bandscheibengewebe kommt. Erstmals durchgeführt wurde die Chemonukleolyse um 1960 und war zunächst in Kanada und den USA verbreitet.

In den meisten Fällen kann ein Bandscheibenvorfall erfolgreich konservativ, d. h. ohne chirurgische Entfernung des Bandscheibenvorfalls, behandelt werden. Ischiasbeschwerden sind eine Reihe von Symptomen, die mit einem Bandscheibenvorfall einhergehen. Eine Studie über Ischias hat gezeigt, dass sich etwa ein Drittel der Patienten mit Ischias innerhalb von zwei Wochen nach der Vorstellung mit konservativen Maßnahmen allein erholt, und etwa drei Viertel der Patienten erholten sich nach drei Monaten konservativer Behandlung. Aus der Studie ging jedoch nicht hervor, wie viele Ischias-Patienten einen Bandscheibenvorfall hatten.

Die Erstbehandlung besteht in der Regel aus nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSAIDs), aber die langfristige Anwendung von NSAIDs bei Menschen mit anhaltenden Rückenschmerzen wird durch ihre mögliche kardiovaskuläre und gastrointestinale Toxizität erschwert.

Epidurale Kortikosteroidinjektionen bringen eine leichte und fragwürdige kurzfristige Besserung für Ischiaspatienten, sind aber langfristig nicht von Nutzen. Bei Injektionen in den Nacken treten in bis zu 17 % der Fälle Komplikationen auf, die jedoch meist geringfügig sind. Im Jahr 2014 wies die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) darauf hin, dass die "Injektion von Kortikosteroiden in den Epiduralraum der Wirbelsäule zu seltenen, aber schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen führen kann, darunter Sehstörungen, Schlaganfälle, Lähmungen und Tod", und dass "die Wirksamkeit und Sicherheit der epiduralen Verabreichung von Kortikosteroiden nicht erwiesen ist und die FDA Kortikosteroide für diese Anwendung nicht zugelassen hat".

Lumbaler Bandscheibenvorfall

In der Regel werden zunächst nicht-chirurgische Behandlungsmethoden ausprobiert. Es können Schmerzmittel verschrieben werden, um die akuten Schmerzen zu lindern und dem Patienten die Möglichkeit zu geben, mit Übungen und Dehnübungen zu beginnen. Es gibt eine Reihe von nicht-chirurgischen Methoden, mit denen versucht wird, den Zustand zu lindern. Je nach Sicherheitsprofil und Nutzen-Risiko-Verhältnis werden sie als indiziert, kontraindiziert, relativ kontraindiziert oder unschlüssig eingestuft, je nachdem, ob sie helfen oder nicht:

Indiziert

  • Aufklärung über die richtige Körpermechanik
  • Physikalische Therapie zur Behandlung mechanischer Faktoren, einschließlich Modalitäten zur vorübergehenden Schmerzlinderung (z. B. Traktion, elektrische Stimulation, Massage)
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs)
  • Gewichtskontrolle
  • Wirbelsäulenmanipulation. Es gibt mäßige Belege dafür, dass die Wirbelsäulenmanipulation bei der Behandlung von akuten (weniger als 3 Monate andauernden) lumbalen Bandscheibenvorfällen und akuten Ischiasbeschwerden wirksamer ist als Placebo. Dieselbe Studie fand auch "geringe bis sehr geringe" Belege für ihre Nützlichkeit bei der Behandlung chronischer lumbaler Symptome (mehr als 3 Monate) und "die Qualität der Belege für ... halswirbelsäulenbezogene Extremitätensymptome jeglicher Dauer ist gering oder sehr gering". Ein 2006 veröffentlichter Überblick über die Forschung besagt, dass die Wirbelsäulenmanipulation "wahrscheinlich sicher ist, wenn sie von entsprechend ausgebildeten Ärzten angewendet wird", und die Forschung deutet derzeit darauf hin, dass die Wirbelsäulenmanipulation bei der Behandlung von Bandscheibenschmerzen sicher ist.

Kontraindikationen

  • Eine Wirbelsäulenmanipulation ist bei Bandscheibenvorfällen kontraindiziert, wenn progressive neurologische Defizite vorliegen, wie z. B. beim Cauda-Equina-Syndrom.
  • Bei einer Überprüfung der nicht-chirurgischen spinalen Dekompression wurden in den meisten veröffentlichten Studien Mängel festgestellt, und man kam zu dem Schluss, dass es in der wissenschaftlichen Literatur nur "sehr begrenzte Beweise für die Wirksamkeit der nicht-chirurgischen spinalen Dekompressionstherapie" gibt. Ihre Anwendung und Vermarktung ist sehr umstritten.

Chirurgie

Ein chirurgischer Eingriff kann sinnvoll sein, wenn ein Bandscheibenvorfall erhebliche, in das Bein ausstrahlende Schmerzen, eine erhebliche Beinschwäche, Blasenprobleme oder den Verlust der Darmkontrolle verursacht.

  • Eine Diskektomie (die teilweise Entfernung einer Bandscheibe, die Schmerzen im Bein verursacht) kann eine schnellere Schmerzlinderung bewirken als nicht-chirurgische Behandlungen.
  • Die kleine endoskopische Diskektomie (die so genannte nano-endoskopische Diskektomie) ist nicht invasiv und führt nicht zu einem Ausfall des Rückensyndroms.
  • Die invasive Mikrodiskektomie mit einer Hautöffnung von einem Zentimeter unterscheidet sich nachweislich nicht wesentlich von der Diskektomie mit größerer Öffnung, was die Schmerzen angeht. Sie könnte jedoch ein geringeres Infektionsrisiko mit sich bringen.
  • Das Syndrom des gescheiterten Rückens ist eine schwerwiegende, potenziell behindernde Folge, die nach invasiven Wirbelsäulenoperationen zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen auftreten kann. Kleinere Wirbelsäuleneingriffe wie die endoskopische transforaminale lumbale Diskektomie können nicht zu einem gescheiterten Rückensyndrom führen, da kein Knochen entfernt wird.
  • Das Vorliegen eines Cauda-Equina-Syndroms (mit Inkontinenz, Schwäche und Taubheitsgefühl im Genitalbereich) gilt als medizinischer Notfall, der sofort behandelt und möglicherweise chirurgisch dekomprimiert werden muss.

Beim Vergleich verschiedener chirurgischer Behandlungsformen (Disketomie, Mikrodiskektomie und Chemonukleolyse) waren die Ergebnisse eher suggestiv als schlüssig. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2007 berichtet: "Eine chirurgische Diskektomie bei sorgfältig ausgewählten Patienten mit Ischias aufgrund eines lumbalen Bandscheibenvorfalls scheint eine schnellere Linderung des akuten Anfalls zu bringen als eine nicht-chirurgische Behandlung. Allerdings sind die positiven oder negativen Auswirkungen auf den natürlichen Lebensverlauf der zugrunde liegenden Bandscheibenerkrankung unklar. Die Mikrodiskektomie liefert im Großen und Ganzen vergleichbare Ergebnisse wie die Standarddiskektomie. Für andere chirurgische Techniken liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. In Bezug auf die Rolle der Chirurgie bei fehlgeschlagener medikamentöser Therapie bei Menschen ohne signifikantes neurologisches Defizit kam ein Cochrane-Review zu dem Schluss, dass "derzeit nur begrenzte Beweise zur Unterstützung einiger Aspekte der chirurgischen Praxis vorliegen".

Nach einer Operation werden häufig Rehabilitationsprogramme durchgeführt. Was diese Programme beinhalten, ist sehr unterschiedlich. Ein Cochrane-Review fand Hinweise von geringer bis sehr geringer Qualität darauf, dass Patienten, die an hochintensiven Übungsprogrammen teilnahmen, im Vergleich zu niedrigintensiven Übungsprogrammen kurzfristig etwas weniger Schmerzen und Behinderungen hatten. Es gab keinen Unterschied zwischen betreuten und häuslichen Übungsprogrammen.

Operative Therapie

Wegen der hohen Komplikationsrate gilt eine strenge Indikationsstellung zur Operation.

Eindeutige Indikationen zur Operation laut AWMF-Leitlinie sind:

  • Cauda-equina-Syndrom mit akuter Paraparese bei ausgedehntem Bandscheibenvorfall oder bei einem Wirbelkörperbruch.
  • Blasen- und Mastdarmlähmung
  • Zunehmende oder akut aufgetretene schwere Muskelausfälle

Eine Operation kann als letzter Versuch durchgeführt werden, wenn alle nicht-operativen Verfahren versucht wurden und die Schmerzen sich trotzdem nicht aushalten lassen.

Komplikationen der Operation können u. a. sein:

  • häufig postoperative Narbenbildung, die z. B. die Nervenwurzel oder den Duralsack einklemmen kann
  • häufig Reprolaps/Rezidiv
  • z. T. schwere Infektion ggf. mit Abszedierung
  • Liquorleckage (Liquor cerebrospinalis) bei Verletzung der Dura, z. B. mit schweren Kopfschmerzen

Die Rezidivrate bei der mikrochirurgischen OP liegt bei > 10 %.

Die Implantation künstlicher Bandscheiben zur Schmerztherapie wird (Stand 2005) kritisch bewertet.

Im Jahr 2013 hat der AOK-Krankenhausreport belegt, dass sich die Zahl der Bandscheibenoperationen zwischen 2005 und 2010 verdoppelt hat.

Die SPORT-Studie (SPORT = Spine Patient Outcomes Research Trial) kam zu dem Schluss, dass bei persistierender Ischialgie aufgrund eines Bandscheibenvorfalls die Operation auch noch nach 8 Jahren einen Vorteil gegenüber der konservativen Behandlung bringt. Wegen der schwierigen Zuteilung zu den verschiedenen Behandlungsgruppen und der Zusammenfassung einer Reihe von verschiedenen Studien zu einer großen Studie gibt es einigen Interpretationsspielraum.

Die am häufigsten durchgeführte Operationsmethode ist die Mikrodiskektomie, bei der das verrutschte Bandscheibengewebe durch einen 3–5 cm langen Schnitt über der Wirbelsäule entfernt wird. Sogenannte minimal-invasive Eingriffe und mikrochirurgische Verfahren, wie die Perkutane Laser-Diskus-Dekompression (PLDD), finden immer häufiger Anwendung, auch wenn die Resultate in klinischen Studien nicht besser sind. Argumentiert wird hingegen, dass der Zugang, d. h. die Narbe, kleiner ist und somit weniger traumatisierend sei. Zunehmend an Verbreitung gewinnt auch die endoskopische transforaminale Bandscheibenoperation.

Epidemiologie

Ein Bandscheibenvorfall kann in jeder Bandscheibe der Wirbelsäule auftreten, die beiden häufigsten Formen sind jedoch der lumbale Bandscheibenvorfall und der zervikale Bandscheibenvorfall. Ersterer ist die häufigste Form und verursacht Schmerzen im unteren Rückenbereich (Hexenschuss) und häufig auch Schmerzen in den Beinen, die dann als Ischialgie bezeichnet werden. Lumbale Bandscheibenvorfälle treten 15-mal häufiger auf als zervikale (Hals-)Bandscheibenvorfälle und sind eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen im unteren Rückenbereich. Die Bandscheiben der Halswirbelsäule sind in 8 % der Fälle betroffen, die Bandscheiben des oberen bis mittleren Rückens (Brustwirbelsäule) nur in 1-2 % der Fälle.

Die folgenden Bereiche haben keine Bandscheiben und sind daher von der Gefahr eines Bandscheibenvorfalls ausgenommen: die beiden oberen zervikalen Zwischenwirbelräume, das Kreuzbein und das Steißbein. Die meisten Bandscheibenvorfälle treten im Alter von dreißig oder vierzig Jahren auf, wenn der Nucleus pulposus noch eine gallertartige Substanz ist. Mit zunehmendem Alter verändert sich der Nucleus pulposus ("trocknet aus") und das Risiko eines Bandscheibenvorfalls sinkt erheblich. Nach dem 50. oder 60. Lebensjahr sind osteoarthritische Degeneration (Spondylose) oder Spinalkanalstenose die wahrscheinlichere Ursache für Kreuzschmerzen oder Beinschmerzen.

  • 4,8 % der Männer und 2,5 % der Frauen über 35 Jahren leiden im Laufe ihres Lebens an Ischiasbeschwerden.
  • Von allen Menschen leiden 60 bis 80 % im Laufe ihres Lebens an Rückenschmerzen.
  • Bei 14 % halten die Schmerzen mehr als zwei Wochen an.
  • Im Allgemeinen ist die Häufigkeit bei Männern etwas höher als bei Frauen.

Vorbeugung

Ergonomisches Sitzen

Da die sogenannte „Bindegewebsschwäche“ als primäre Ursache erblich ist, lässt sich einem Bandscheibenvorfall nur bedingt durch Muskelaufbau vorbeugen. Auch die Vermeidung von Unfällen wird sich nicht immer erreichen lassen. So bleibt für jeden Einzelnen jedenfalls die Möglichkeit eines konsequenten Muskelaufbaus im Rückenbereich durch gymnastische Übungen oder Sport, sowie die Vermeidung des Hebens schwerer Lasten. Es gibt erlernbare Techniken, schwere Lasten „rückengerecht“ zu bewältigen, aber das Vermeiden solcher Aktionen ist nicht in jedem Beruf (z. B. Krankenpflege) möglich.

Bodybuilding und Fitnesstraining können in Studios mit weniger qualifiziertem Personal problematisch sein, da Fehlstellungen dort nicht immer erkannt werden.

Erwähnenswert sind auch die „orthopädischen Sportarten“, Schwimmen, Tanzen, Laufen (bzw. Joggen, Nordic Walking), Reiten und Fahrradfahren, welche neben dem Muskelaufbau die für Bandscheiben wichtige wechselnde Druckbelastung ermöglichen. Ob nach einem Bandscheibenvorfall Sportarten wie etwa Reiten oder Laufen (auf asphaltiertem/zementiertem Untergrund) ebenso wie Fahrradfahren in stark gebeugter Haltung unbedingt zu vermeiden sind, ist nach Erkenntnissen der modernen Sportmedizin stets vom individuellen Schadensbild abhängig.

Eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung gegen einen Bandscheibenvorfall ist die richtige Ergonomie am Arbeitsplatz. Das gilt neben den körperlichen Arbeiten auch für Tätigkeiten, die im Sitzen verrichtet werden. Heutzutage gibt es viele ergonomische Lösungen für die Arbeit am Bildschirm, am Schreibtisch und Arbeiten, welche lange statische Sitzpositionen erfordern. Da die Bandscheibe nicht von Blutgefäßen versorgt wird, ist sie auf wechselnde Druckbelastung zum Austausch der Nährflüssigkeit angewiesen, womit statische Sitzpositionen möglichst zu vermeiden sind.

Da es verschiedene Ursachen für Rückenverletzungen gibt, muss die Prävention umfassend sein. Rückenverletzungen treten vor allem bei manueller Arbeit auf, so dass die meisten Methoden zur Vorbeugung von Kreuzschmerzen in erster Linie auf die Biomechanik ausgerichtet sind. Die Vorbeugung muss auf mehreren Ebenen ansetzen, z. B. bei der Ausbildung, der richtigen Körpermechanik und der körperlichen Fitness.

Ausbildung

Bei der Ausbildung sollte darauf geachtet werden, dass man nicht über seine Fähigkeiten hinaus hebt und dem Körper nach anstrengender Arbeit eine Pause gönnt. Im Laufe der Zeit kann eine schlechte Körperhaltung dazu führen, dass die Bandscheiben reißen oder beschädigt werden. Das Bemühen um eine korrekte Körperhaltung und -ausrichtung trägt dazu bei, eine Schädigung der Bandscheiben zu verhindern.

Übung

Übungen, die den Rücken stärken, können auch zur Vorbeugung von Rückenverletzungen eingesetzt werden. Zu den Rückenübungen gehören Liegestütze/Liegestütze in der Bauchlage, die Streckung des oberen Rückens, das Anspannen des transversalen Bauchmuskels und Bodenbrücken. Wenn der Rücken schmerzt, kann das bedeuten, dass die Stabilisierungsmuskeln des Rückens schwach sind und die Rumpfmuskulatur trainiert werden muss. Weitere vorbeugende Maßnahmen sind eine Gewichtsabnahme und die Vermeidung von Übermüdung. Zu den Anzeichen von Ermüdung gehören Zittern, schlechte Koordination, Muskelbrennen und der Verlust der quer verlaufenden Bauchspange. Schweres Heben sollte mit den Beinen und nicht mit dem Rücken ausgeführt werden.

Schwimmen ist ein häufig verwendetes Mittel beim Krafttraining. Die Verwendung von lumbal-sakralen Stützgürteln kann die Bewegung der Wirbelsäule einschränken und den Rücken beim Heben unterstützen.

Forschung

Künftige Behandlungen könnten eine Stammzelltherapie umfassen.

Geschichte

Dass ein Bandscheibenvorfall die Ursache für eine Nervenwurzelkompression sein kann, wurde erstmals 1934 vom Neurochirurgen William Jason Mixter (1880–1958) und vom Orthopäden Joseph Seaton Barr (1901–1963) beschrieben, die auch erstmals eine Laminektomie als chirurgische Behandlung durchführten.

Modellhafte Darstellung eines Bandscheibenvorfalls im Längs- und Querschnitt

Symptome

Die Schmerzen strahlen typischerweise entlang der Dermatome aus und deuten so auf die betroffenen Nervenwurzeln hin.

Viele Bandscheibenvorfälle sind symptomlos und bedürfen dann keiner Behandlung. Bei alten gesunden Patienten werden z. B. in über 60 % der Fälle Bandscheibenvorfälle als Zufallsbefund festgestellt. Es ist daher wichtig, vor einer Therapie festzustellen, ob sich die Beschwerden des Patienten durch die betroffene Bandscheibe erklären lassen.

Typischerweise verursachen Bandscheibenvorfälle Rückenschmerzen (Lumbalgie) mit oder ohne Ausstrahlung in die Beine (Ischialgie) oder in die Arme (Brachialgie). Bei der mediolateralen Diskushernie werden tiefliegende Nerven komprimiert. Je nach Schwere der Symptomatik kann es dann auch zu einem Taubheitsgefühl oder zu einem Muskelausfall im Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel kommen.

Ein Bandscheibenvorfall kann zu einem positiven Lasègue-Zeichen und Kernig-Zeichen führen. In Extremfällen kann es zu einem Querschnittsyndrom kommen, dadurch können z. B. eine Stuhl- und/oder eine Harninkontinenz sowie eine Reithosenanästhesie auftreten.

Red Flags

Red Flags sind anamnestische und klinische Hinweise auf einen dringenden Bedarf weiterführender Untersuchungen, um andere Ursachen auszuschließen bzw. diese dann adäquat behandeln zu können. Nach der deutschen AWMF-Leitlinie sind dies:

  • Unfall
  • Osteoporose und Bagatelltrauma
  • Tumoranamnese
  • Infektion
  • Gewichtsverlust
  • Fieber
  • Schmerzverstärkung in der Nacht
  • Progrediente Nervenausfälle
  • Nachlassende Schmerzen und Parese
  • Kauda-Syndrom
  • Miktionsstörung (typischerweise Harnverhalt, Überlaufblase, ggf. Inkontinenz)

Differentialdiagnose

  • Bandscheibenvorwölbung (Bandscheibengewebe ist lediglich nach außen vorgewölbt, der Anulus fibrosus (Faserring) ist intakt)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (typischerweise Raucher. Beschwerdezunahme beim Gehen)
  • Spinalkanalstenose (typischerweise zunehmende Beschwerden beim Gehen)
  • Hüftverschleiß (typischerweise Schmerzverstärkung bei Rotation in der Hüfte)
  • Iliosakralgelenksarthrose (typischerweise druckempfindlich)
  • Facettengelenksarthrose (typischerweise nur lokaler Rückenschmerz ohne Ausstrahlung in die Arme oder Beine)
  • neuroforaminale Stenose (z. B. bei Facettengelenksarthrose)
  • postoperatives Narbengewebe
  • Bannwarth-Syndrom (Krankheitsfälle mit schmerzhafter Entzündung von peripheren Nerven)