Wolframcarbid

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Wolframkarbid
α-Wolframkarbid in der Einheitszelle
Bezeichnungen
IUPAC-Bezeichnung
Wolframkarbid
Andere Namen
Wolfram(IV)-carbid
Wolframtetracarbid
Bezeichner
3D-Modell (JSmol)
  • (W+≡C-): Interaktives Bild
ChemSpider
EC-Nummer
  • 235-123-0
PubChem CID
RTECS-Nummer
  • YO7250000
UNII
UN-Nummer 3178
CompTox Dashboard (EPA)
InChI
  • InChI=1S/C.W/q-1;+1 ☒
    Schlüssel: UONOETXJSWQNOL-UHFFFAOYSA-N ☒
SMILES
  • (W+≡C-): [C-]#[W+]
Eigenschaften
Chemische Formel
WC
Molekulare Masse 195,85 g-mol-1
Erscheinungsbild Grau-schwarz glänzender Feststoff
Dichte 15,63 g/cm3
Schmelzpunkt 2.785-2.830 °C (5.045-5.126 °F; 3.058-3.103 K)
Siedepunkt 6,000 °C (10,830 °F; 6,270 K)
bei 760 mmHg
Löslichkeit in Wasser
Unlöslich
Löslichkeit Löslich in HNO
3, HF
Magnetische Suszeptibilität (χ)
1-10-5 cm3/mol
Thermische Leitfähigkeit 110 W/(m-K)
Struktur
Kristallstruktur
Hexagonal, hP2
Raumgruppe
P6m2, Nr. 187
Punktgruppe
6m2
Gitterkonstante
a = 2,906 Å, c = 2,837 Å
α = 90°, β = 90°, γ = 120°
Molekulare Form
Trigonal prismatisch (Zentrum bei C)
Thermochemie
39,8 J/(mol-K)
Std. molare
Entropie (So298)
32,1 J/mol-K
Verwandte Verbindungen
Andere Anionen
Wolframborid
Wolframnitrid
Andere Kationen
Molybdänkarbid
Titankarbid
Siliziumkarbid
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Daten auf Materialien in ihrem Standardzustand (bei 25 °C [77 °F], 100 kPa).
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Infobox Referenzen

Wolframcarbid (chemische Formel: WC) ist eine chemische Verbindung (insbesondere ein Carbid), die zu gleichen Teilen aus Wolfram- und Kohlenstoffatomen besteht. In seiner einfachsten Form ist Wolframcarbid ein feines graues Pulver, kann aber durch Sintern in Formen gepresst und geformt werden, die in Industriemaschinen, Schneidwerkzeugen, Meißeln, Schleifmitteln, panzerbrechenden Geschossen und Schmuck verwendet werden.

Wolframcarbid ist etwa doppelt so steif wie Stahl, mit einem Elastizitätsmodul von etwa 530-700 GPa, und hat eine doppelt so hohe Dichte wie Stahl - fast in der Mitte zwischen der von Blei und Gold. Es ist vergleichbar mit Korund (α-Al
2O
3) vergleichbar und kann nur mit Schleifmitteln höherer Härte wie kubischem Bornitrid und Diamantpulver, -scheiben und -mischungen poliert und bearbeitet werden.

Unter Wolframcarbid versteht man meist das Mono-Wolframcarbid WC sowie die daraus gefertigte nichtoxidische Keramik. Es ist eine intermediäre Kristallphase und ein Carbid.

Wolframcarbid ist ein sogenanntes Hartmetall und wird wie diese zu Werkzeugen verarbeitet (Schneiden von Bohrern, Drehmeißeln, Fräsern usw.).

Als natürliche Bildung ist Wolframcarbid seit 1986 bekannt und seit 2007 als eigenständiges Mineral unter dem Namen Qusongit anerkannt. Wirtschaftliche Bedeutung hat das Mineral nicht, da Wolframcarbid industriell aus Wolfram und Kohlenstoff hergestellt wird.

Namensgebung

Das von Peter Woulfe entdeckte Wolframit wurde später aufgekohlt und mit einem Bindemittel zementiert, wodurch ein Verbundwerkstoff entstand, der heute "Wolframcarbid" genannt wird. Wolfram ist das schwedische Wort für "schwerer Stein".

Umgangssprachlich wird Wolframkarbid in verschiedenen Industriezweigen (z. B. in der Zerspanung) oft einfach als Karbid bezeichnet.

Synthese

Wolframcarbid wird durch Reaktion von Wolframmetall und Kohlenstoff bei 1.400-2.000 °C hergestellt. Andere Methoden umfassen ein Fließbettverfahren bei niedrigeren Temperaturen, bei dem entweder Wolframmetall oder blaues WO
3 mit einem CO/CO2-Gemisch und H
2 zwischen 900 und 1.200 °C.

WC kann auch durch Erhitzen von WO3 mit Graphit hergestellt werden: direkt bei 900 °C oder in Wasserstoff bei 670 °C mit anschließender Aufkohlung in Argon bei 1.000 °C. Zu den untersuchten Methoden der chemischen Abscheidung aus der Dampfphase gehören:

  • Reaktion von Wolframhexachlorid mit Wasserstoff (als Reduktionsmittel) und Methan (als Kohlenstoffquelle) bei 670 °C (943 K)
WCl
6 + H
2 + CH
4 → WC + 6 HCl
  • Reaktion von Wolframhexafluorid mit Wasserstoff (als Reduktionsmittel) und Methanol (als Kohlenstoffquelle) bei 350 °C (623 K)
WF
6 + 2 H
2 + CH
3OH → WC + 6 HF + H
2O

Chemische Eigenschaften

Es gibt zwei gut charakterisierte Verbindungen von Wolfram und Kohlenstoff, WC und Wolframhalbkarbid, W
2C. Beide Verbindungen können in Beschichtungen enthalten sein, wobei die Anteile von der Beschichtungsmethode abhängen können.

Eine weitere metastabile Verbindung aus Wolfram und Kohlenstoff kann durch Erhitzen der WC-Phase auf hohe Temperaturen mittels Plasma und anschließendes Abschrecken in Inertgas (Plasmasphäroidisierung) erzeugt werden. Bei diesem Verfahren werden makrokristalline WC-Partikel kugelförmig und es entsteht die nicht-stöchiometrische Hochtemperaturphase WC
1-x, die bei Raumtemperatur in einer metastabilen Form vorliegt. Das feine Gefüge dieser Phase sorgt für eine hohe Härte (2800-3500 HV) in Verbindung mit einer guten Zähigkeit im Vergleich zu anderen Wolframkarbidverbindungen. Die metastabile Natur dieser Verbindung führt zu einer geringeren Stabilität bei hohen Temperaturen.

Bei hohen Temperaturen zersetzt sich WC in Wolfram und Kohlenstoff, was beim thermischen Hochtemperaturspritzen, z. B. bei Hochgeschwindigkeits-Sauerstoffbrennstoff- (HVOF) und Hochenergie-Plasmaverfahren (HEP), auftreten kann.

Die Oxidation von WC beginnt bei 500-600 °C (773-873 K). Es ist säurebeständig und wird nur von Flusssäure/Salpetersäure (HF/HNO
3)-Mischungen oberhalb der Raumtemperatur angegriffen. Es reagiert bei Raumtemperatur mit Fluorgas und oberhalb von 400 °C (673 K) mit Chlor und ist bis zu seinem Schmelzpunkt nicht reaktiv gegenüber trockenem H
2 bis zu seinem Schmelzpunkt. Fein pulverisiertes WC oxidiert leicht in wässrigen Lösungen von Wasserstoffperoxid. Bei hohen Temperaturen und Drücken reagiert es mit wässrigem Natriumcarbonat unter Bildung von Natriumwolframat, ein Verfahren, das aufgrund seiner Selektivität zur Rückgewinnung von Sinterkarbidschrott verwendet wird.

Physikalische Eigenschaften

Wolframcarbid hat einen hohen Schmelzpunkt von 2.870 °C (3.140 K), einen Siedepunkt von 6.000 °C (6.270 K) bei einem Druck, der einer Standardatmosphäre (101,325 Kilopascal) entspricht, eine Wärmeleitfähigkeit von 110 W-m-1-K-1 und einen Wärmeausdehnungskoeffizienten von 5,5 µm-m-1-K-1.

Wolframcarbid ist extrem hart, mit einer Härte von etwa 9 bis 9,5 auf der Mohs-Skala und einer Vickers-Zahl von etwa 2600. Es hat einen Elastizitätsmodul von etwa 530-700 GPa, einen Volumenmodul von 630-655 GPa und einen Schermodul von 274 GPa. Es hat eine Zugfestigkeit von 344 MPa, eine Druckfestigkeit von etwa 2,7 GPa und eine Poissonzahl von 0,31.

Die Geschwindigkeit einer Longitudinalwelle (Schallgeschwindigkeit) durch einen dünnen Stab aus Wolframkarbid beträgt 6220 m/s.

Der geringe elektrische Widerstand von Wolframcarbid von etwa 0,2 µΩ-m ist mit dem einiger Metalle vergleichbar (z. B. Vanadium 0,2 µΩ-m).

WC wird sowohl von geschmolzenem Nickel als auch von Kobalt leicht benetzt. Die Untersuchung des Phasendiagramms des W-C-Co-Systems zeigt, dass WC und Co ein pseudobinäres Eutektikum bilden. Das Phasendiagramm zeigt auch, dass sogenannte η-Karbide mit der Zusammensetzung (W,Co)
6C gebildet werden können, und die Sprödigkeit dieser Phasen macht die Kontrolle des Kohlenstoffgehalts in WC-Co-Sinterkarbiden wichtig. Es ist bekannt, dass beim Sintern von Wolframkarbid in Gegenwart einer geschmolzenen Phase wie Kobalt ein abnormales Kornwachstum auftritt, das erhebliche Auswirkungen auf die Leistung des Produktmaterials hat.

Wolframcarbid ist ein grauer geruchloser kristalliner Feststoff, der praktisch unlöslich in Wasser ist.

Weitere Eigenschaften von WC:

Struktur

α-WC-Struktur, die Kohlenstoffatome sind grau.

Es gibt zwei Formen von WC, eine hexagonale Form, α-WC (hP2, Raumgruppe P6m2, Nr. 187), und eine kubische Hochtemperaturform, β-WC, die die Steinsalzstruktur aufweist. Die hexagonale Form besteht aus einem einfachen hexagonalen Gitter aus Metallatomen, deren Schichten direkt übereinander liegen (d. h. nicht dicht gepackt sind), wobei die Hälfte der Zwischenräume mit Kohlenstoffatomen gefüllt ist, so dass sowohl Wolfram als auch Kohlenstoff eine regelmäßige trigonalprismatische 6-Koordination aufweisen. Aus den Abmessungen der Einheitszelle lassen sich die folgenden Bindungslängen ermitteln: Der Abstand zwischen den Wolframatomen in einer hexagonal gepackten Schicht beträgt 291 pm, der kürzeste Abstand zwischen Wolframatomen in benachbarten Schichten 284 pm und die Wolfram-Kohlenstoff-Bindungslänge 220 pm. Die Länge der Wolfram-Kohlenstoff-Bindung ist also vergleichbar mit der Einfachbindung in W(CH
3)
6 (218 pm), in der eine stark verzerrte trigonal-prismatische Koordination von Wolfram vorliegt.

Molekulares WC wurde untersucht, und diese Gasphasenart hat eine Bindungslänge von 171 pm für 184
W12
C.

Anwendungen

Schneidwerkzeuge für die spanende Bearbeitung

Bohrer und Schaftfräser aus gesintertem Hartmetall

Gesinterte Hartmetall-Kobalt-Schneidwerkzeuge sind sehr abriebfest und können auch höheren Temperaturen standhalten als Standardwerkzeuge aus Schnellarbeitsstahl (HSS). Hartmetall-Schneidflächen werden häufig für die Bearbeitung von zähen Werkstoffen wie Kohlenstoffstahl oder rostfreiem Stahl und für Anwendungen eingesetzt, bei denen Stahlwerkzeuge schnell verschleißen würden, wie z. B. bei der Produktion von hohen Stückzahlen und hoher Präzision. Da Hartmetallwerkzeuge eine scharfe Schneide besser beibehalten als Stahlwerkzeuge, erzielen sie im Allgemeinen eine bessere Oberflächengüte der Teile, und ihre Temperaturbeständigkeit ermöglicht eine schnellere Bearbeitung. Das Material wird üblicherweise als Hartmetall, Vollhartmetall, Hartmetall oder Wolfram-Karbid-Kobalt bezeichnet. Es handelt sich um einen Metallmatrix-Verbundwerkstoff, bei dem Wolframkarbidpartikel das Aggregat sind und metallisches Kobalt als Matrix dient.

Munition

Kleine Bohrer und Fräser aus massivem Wolframcarbid

Wolframcarbid ist Hauptbestandteil vieler Hartmetallsorten, die für Zerspanungswerkzeuge und als Werkstoff für hochbelastete Bauteile wie Druckstöcke oder Umformwerkzeuge benutzt werden. Hugo Lohmann entdeckte beginnend im Jahr 1914 die vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch das Abbinden von Wolframcarbid mit Metallen der Eisengruppe unter Verwendung pulvermetallurgischer Arbeitsmethoden ergaben. Wolframcarbid zeichnet sich durch besondere Härte aus, die beinahe so hoch ist wie die von Diamant. Daher stammt der Markenname Widia („Wie Diamant“) für Hartmetallwerkzeug der Firma Krupp.

1929 wurde Pobedit in der UdSSR von der gleichnamigen Firma entwickelt. Spikes von Winterreifen für Fahrräder oder Automobile sind häufig aus Hartmetall. Kugelschreiber sind eine weitere verbreitete Anwendung. Die Kugeln werden aus Hartmetall gefertigt, um einen möglichst geringen Verschleiß garantieren zu können.

Darüber hinaus kann Wolframcarbid als Neutronenreflektor in Kernwaffen eingesetzt werden, um die kritische Masse herabzusetzen.

Seit dem Zweiten Weltkrieg wird Wolframcarbid wegen seiner Härte und gegenüber Stahl gut doppelten Dichte als Kernmaterial in panzerbrechenden Geschossen (Wuchtgeschossen) verwendet, wo es gehärteten Stahl verdrängte. Ab den 1960er Jahren wurde für diesen Zweck vor allem von den USA deutlich weicheres abgereichertes Uran eingesetzt, dessen Verwendung jedoch umstritten ist (Giftigkeit, Reststrahlung). Daher ist Wolframcarbid weiterhin für panzerbrechende Munition weit verbreitet.

Ein Ring aus Wolframcarbid

Seit einigen Jahren wird Wolframcarbid auch zu Schmuck verarbeitet. Dabei wird dieser mit dem irreführenden Namen Wolframschmuck bezeichnet. Im Uhrenbau wird Wolframcarbid seit 1962 vom Schweizer Armbanduhrproduzenten Rado eingesetzt (erstmals für den Gehäusebau des Modells DiaStar).

Wolframkarbidmunition wird heute in der Regel als Treibkäfigmunition verwendet. SLAP (sabotierter leichter Panzerbrecher), bei dem sich der Treibkäfig aus Kunststoff an der Laufmündung löst, ist eine der wichtigsten Arten sabotierter Kleinwaffenmunition. Nicht abwerfende Geschosse werden unabhängig vom Mantelmaterial nicht als Treibkästen, sondern als Geschosse wahrgenommen. Beide Ausführungen sind jedoch bei leichter panzerbrechender Handfeuerwaffenmunition üblich. Abwurfmäntel, wie sie bei der M1A1 Abrams-Hauptkanone verwendet werden, sind bei der Munition für Präzisions-Hochgeschwindigkeitsgeschütze häufiger anzutreffen.

Bergbau und Fundamentbohrungen

Ein dreiteiliger Rollenkonus einer Raiseboring-Bohrmaschine, der die vorstehenden Wolframkarbidknöpfe zeigt, die in die Rollen eingesetzt sind

Wolframkarbid wird im Bergbau in großem Umfang in Gesteinsbohrmeißeln, Bohrhämmern, Walzenschneidern, Meißeln für Langlochbohrungen, Meißeln für Langlochbohrungen, Raiseboring-Bohrern und Tunnelbohrmaschinen verwendet. In diesen Anwendungen wird es auch für verschleiß- und korrosionsbeständige Komponenten in der Einlasskontrolle für Bohrlochsiebe, Unterbaugruppen, Dichtungsringe und Buchsen verwendet, die bei Öl- und Gasbohrungen üblich sind. Es wird im Allgemeinen als Knopfeinsatz verwendet, der in einer umgebenden Stahlmatrix montiert ist, die die Substanz des Meißels bildet. Wenn der Wolframkarbidknopf abgetragen wird, wird auch die ihn enthaltende weichere Stahlmatrix abgetragen, wodurch noch mehr Knopfeinsatz freigelegt wird.

Nuklear

Wolframcarbid ist auch ein wirksamer Neutronenreflektor und wurde daher bei frühen Untersuchungen von nuklearen Kettenreaktionen, insbesondere für Waffen, verwendet. Am 21. August 1945 ereignete sich im Los Alamos National Laboratory ein Kritikalitätsunfall, als Harry Daghlian versehentlich einen Wolframkarbidstein auf eine Plutoniumkugel, den so genannten Dämonenkern, fallen ließ, wodurch die unterkritische Masse durch die reflektierten Neutronen überkritisch wurde.

Verwendung im Sport

Ein Nokian-Fahrradreifen mit Spikes aus Wolframkarbid. Die Spikes sind von Aluminium umgeben.

Trekkingstöcke, die von vielen Wanderern zur Verbesserung des Gleichgewichts und zur Verringerung des Drucks auf die Beingelenke verwendet werden, haben in der Regel Karbidspitzen, um auf hartem Untergrund (z. B. Felsen) eine bessere Bodenhaftung zu gewährleisten; Karbidspitzen halten wesentlich länger als andere Spitzen.

Während Skistockspitzen in der Regel nicht aus Karbid bestehen, da sie nicht einmal besonders hart sein müssen, um Eisschichten zu durchbrechen, sind Rollerskispitzen in der Regel hart. Rollski sind dem Skilanglauf nachempfunden und werden von vielen Skifahrern in den warmen Monaten zum Training verwendet.

Gespitzte Karbidspitzen (so genannte Spikes) können in die Antriebsketten von Schneemobilen eingesetzt werden. Diese Spikes verbessern die Traktion auf vereisten Oberflächen. Längere v-förmige Segmente passen in gerillte Stangen, die so genannten Verschleißstangen, unter jedem Schneemobilski. Die relativ scharfen Karbidkanten verbessern die Lenkbarkeit auf härteren, vereisten Oberflächen. Die Karbidspitzen und -segmente verringern den Verschleiß, wenn das Schneemobil Straßen und andere abrasive Oberflächen überqueren muss.

Auto-, Motorrad- und Fahrradreifen mit Spikes aus Wolframkarbid bieten eine bessere Traktion auf Eis. Sie werden im Allgemeinen wegen ihrer höheren Verschleißfestigkeit den Stahlspikes vorgezogen.

Wolframkarbid kann beim Hufbeschlag von Pferden verwendet werden, um die Traktion auf glatten Oberflächen wie Straßen oder Eis zu verbessern. Hufnägel mit Karbidspitzen können zur Befestigung der Hufeisen verwendet werden; in den Vereinigten Staaten kann Borium - Späne aus Wolframkarbid in einer Matrix aus weicherem Metall wie Bronze oder Weichstahl - vor dem Beschlagen auf kleine Bereiche der Unterseite der Hufeisen geschweißt werden.

Chirurgische Instrumente und Medizintechnik

Wolframkarbid wird auch für die Herstellung von chirurgischen Instrumenten für die offene Chirurgie (Scheren, Pinzetten, Hämostate, Klingengriffe usw.) und die laparoskopische Chirurgie (Greifzangen, Scheren/Schneider, Nadelhalter, Kauter usw.) verwendet. Sie sind viel teurer als ihre Gegenstücke aus rostfreiem Stahl und erfordern eine feinfühlige Handhabung, bieten aber eine bessere Leistung.

Schmuck

Ring aus Wolframkarbid

Wolframkarbid, in der Regel in Form von Sinterkarbid (mit Metall verlötete Karbidpartikel), ist aufgrund seiner extremen Härte und hohen Kratzfestigkeit zu einem beliebten Material in der Brautschmuckindustrie geworden. Trotz der hohen Schlagfestigkeit bedeutet diese extreme Härte aber auch, dass es unter bestimmten Umständen zerbrechen kann. Manche halten dies für nützlich, da ein Aufprall einen Wolframring zersplittern und schnell entfernen würde, während sich Edelmetalle flach biegen und geschnitten werden müssten. Wolframkarbid ist etwa 10 Mal härter als 18-karätiges Gold. Neben dem Design und dem hohen Glanz macht auch die technische Beschaffenheit des Materials einen Teil seiner Anziehungskraft aus. Wenn ein solcher Ring schnell entfernt werden muss (z. B. bei einem medizinischen Notfall nach einer Handverletzung mit Schwellung), kann Spezialwerkzeug, wie z. B. eine Sicherungszange, erforderlich sein.

Andere

Sphärisches Wolframkarbid unter dem Rasterelektronenmikroskop, Vergrößerung x950, Materiallabor

Wolframkarbid wird häufig zur Herstellung der rotierenden Kugel in den Spitzen von Kugelschreibern verwendet, die die Tinte beim Schreiben verteilen.

Wolframkarbid ist ein gängiges Material für die Herstellung von Endmaßen, die als System für die Herstellung von Präzisionslängen in der Dimensionsmesstechnik verwendet werden.

Der englische Gitarrist Martin Simpson ist dafür bekannt, dass er einen speziell angefertigten Gitarrenzug aus Wolframkarbid verwendet. Die Härte, das Gewicht und die Dichte des Zuges verleihen ihm im Vergleich zu herkömmlichen Glas-, Stahl-, Keramik- oder Messingzügen ein besseres Sustain und Volumen.

Wolframcarbid wurde auf seine potenzielle Verwendung als Katalysator untersucht, und es hat sich herausgestellt, dass es bei der Katalyse der Herstellung von Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff bei Raumtemperatur, bei der Reduktion von Wolframtrioxid durch Wasserstoff in Gegenwart von Wasser und bei der Isomerisierung von 2,2-Dimethylpropan zu 2-Methylbutan dem Platin ähnelt. Es wurde als Ersatz für den Iridiumkatalysator in hydrazinbetriebenen Satellitentriebwerken vorgeschlagen.

Eine Wolframkarbidbeschichtung wurde auf Bremsscheiben in Hochleistungsautomobilen eingesetzt, um die Leistung zu verbessern, die Wartungsintervalle zu verlängern und den Bremsstaub zu reduzieren.

Toxizität

Die primären Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Wolframcarbid betreffen das Einatmen von Staub, der zu silikoseähnlicher Lungenfibrose führt. Kobaltzementiertes Wolframcarbid wird vom amerikanischen National Toxicology Program als krebserregend für den Menschen eingestuft.

Produktion und Handel

Die folgende Tabelle zeigt die Produktionszahlen für 2004 in Tonnen pro Jahr:

Region Westeuropa Osteuropa USA Japan China Andere
Produktion 13000 1600 5800 4500 13000 1170

Deutschland importierte zwischen 2007 und 2010 folgende Mengen an Wolframcarbid (in Tonnen):

Jahr 2007 2008 2009 2010
Import 2997 3215 1374 2544

Der Verbrauch von Wolfram für die Hartmetallerstellung in Tonnen:

Jahr China USA Europa Japan Andere
2005 12500 6500 6000 4500 3000
2007 13900 4600 9800 4500 700
2010 18800 6100 6300 4900 2800

Be- und Verarbeitung

Für den Einsatz als Hartmetall werden ca. 6 Massenprozent Cobalt als Bindephase zugesetzt. Die Korngröße von WC-Hartmetallen mit 6 bis 10 % Cobalt als Bindemittel beträgt ungefähr 0,5 bis 1,2 µm. Die Verarbeitung von WC-Hartmetall erfolgt durch Mischen, Mahlen, Grünsintern, Brennen oder Heißisostatisches Pressen (HIPen) bei 1600 bar und 1600 °C. Das Bearbeiten von WC-Hartmetallen ist durch Schleifen sowie mittels Draht- bzw. Funkenerosion möglich. In Spezialfällen werden Kugeln aus Hartmetall mittels Laser durchbohrt (Bohrungsdurchmesser kleiner als 0,25 mm).

Gesundheitliche Risiken

Der Umgang mit Hartmetall erfordert besondere Arbeitsschutzmaßnahmen, denn lungengängige Wolframcarbid-Cobalt-Stäube können Lungenfibrose verursachen und es liegen Anzeichen für eine krebserzeugende Wirkung vor. Diese ist auf das enthaltene Cobalt zurückzuführen. Die akute Toxizität von Wolframcarbid ist sehr gering.

Fingerring aus Wolframcarbid

Beim Anschwellen eines Fingers, z. B. durch einen Bienenstich oder eine Verletzung, kann es zu schweren Schädigungen kommen, weil der Blutfluss durch einen Schmuckring behindert oder ganz unterbrochen wird. Die Ringe werden dann notfalls durchgesägt. Da Wolframcarbid-Ringe aufgrund ihrer Härte auf diese Weise kaum trennbar sind, kann es zu Problemen kommen. Es ist jedoch möglich, solche Ringe mittels einer Feststellzange oder ähnlichem zu zerbrechen.