Kurdistan
Koordinaten: 37°00′N 43°00′E / 37.000°N 43.000°E ⓘ
Kurdisch bewohnte Gebiete (nach CIA, 1992) | |
Sprache | Kurdisch und Zaza-Gorani-Sprachen |
---|---|
Lage | Obermesopotamien und das Zagros-Gebirge |
Teile | Nordkurdistan (Türkei) Südkurdistan (Irak) Ostkurdistan (Iran) Westkurdistan (Syrien) |
Größte Städte | Amed (Diyarbakır) - N.K. Hawler (Erbil) - S.K. Kirmaschan (Kermanshah) - E.K. Heseke (Al-Hasaka) - W.K. |
Kurdistan (kurdisch: کوردستان ,Kurdistan [ˌkʊɾdɪˈstɑːn] (listen); lit. "Land der Kurden") oder Großkurdistan ist ein grob definiertes geokulturelles Gebiet in Westasien, in dem die Kurden eine bedeutende Mehrheitsbevölkerung bilden und die kurdische Kultur, Sprache und nationale Identität historisch begründet sind. Geografisch umfasst Kurdistan grob das nordwestliche Zagros- und das östliche Taurusgebirge. ⓘ
Kurdistan umfasst im Allgemeinen die folgenden vier Regionen: die südöstliche Türkei (Nordkurdistan), den nördlichen Irak (Südkurdistan), den nordwestlichen Iran (Ostkurdistan) und Nordsyrien (Westkurdistan). Einige Definitionen schließen auch Teile des südlichen Transkaukasiens ein. Bestimmte kurdische nationalistische Organisationen streben die Schaffung eines unabhängigen Nationalstaates an, der einige oder alle dieser Gebiete mit einer kurdischen Mehrheit umfasst, während andere für eine größere Autonomie innerhalb der bestehenden nationalen Grenzen eintreten. ⓘ
Historisch gesehen ist das Wort "Kurdistan" erstmals in seldschukischen Chroniken aus dem 11. Vom 8. bis zum 19. Jahrhundert gab es eine große Anzahl unterschiedlicher kurdischer Dynastien, Emirate, Fürstentümer und Häuptlingstümer. Im 20. Jahrhundert wurden die kurzlebigen Gebiete des kurdischen Staates (1918-1919), das Königreich Kurdistan (1921-1924), Kurdistansky Uyezd, d. h. "Rotes Kurdistan" (1923-1929), die Republik Ararat (1927-1930) und die Republik Mahabad (1946) gegründet. ⓘ
Irakisch-Kurdistan erhielt 1970 in einem Abkommen mit der irakischen Regierung erstmals einen autonomen Status, der 2005 als autonome Region Kurdistan innerhalb der föderalen irakischen Republik erneut bestätigt wurde. Auch im Iran gibt es eine Provinz Kurdistan, die jedoch nicht selbstverwaltet ist. Kurden, die im syrischen Bürgerkrieg kämpften, konnten große Teile Nordsyriens unter ihre Kontrolle bringen und selbstverwaltete Regionen in einer Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien einrichten, wo sie nach dem Krieg Autonomie in einem föderalen Syrien fordern. ⓘ
Kurdistan (kurdisch کوردستان Kurdistan; arabisch كردستان, DMG Kurdistān; persisch کردستان Kordestān; türkisch Kürdistan) ist ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, das als historisches Siedlungsgebiet der Kurden betrachtet wird. Einige der Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten den Gebrauch des Begriffes sogar. Sein Gebrauch wird hingegen von breiten Schichten der kurdischen Bevölkerung gefördert bzw. gefordert. Das gesamte kurdische Siedlungsgebiet umfasst je nach Definition 440.000 bis 530.000 km2 und verteilt sich auf die Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. In diesen Gebieten leben neben Kurden auch Araber, Perser, Aserbaidschaner, Türken, Turkmenen, Armenier und Assyrer/Aramäer. ⓘ
Etymologie und Abgrenzung
Kurdistan bedeutet "Land der Kurden" und wurde erstmals in seldschukischen Chroniken aus dem 11. Jahrhundert erwähnt. Die Endung -stan (persisch: ـستان, translit. stân) ist persisch für Land. ⓘ
"Kurdistan" wurde früher auch als Curdistan geschrieben. Einer der alten Namen Kurdistans ist Corduene. Im Kurdistan-Eyalet aus dem 19. Jahrhundert verwendete das Osmanische Reich den Begriff "Kurdistan" zum ersten Mal als Bezeichnung für eine Verwaltungseinheit und nicht für eine geografische Region. ⓘ
Die Enzyklopädie des Islams gibt zwar zu, dass eine genaue Abgrenzung schwierig ist, aber sie beschreibt Kurdistan wie folgt:
In der Türkei bewohnen die Kurden die gesamte östliche Region des Landes. Nach Trotter (1878) war die Grenze ihrer Ausdehnung im Norden die Linie Divriği-Erzurum-Kars... Die Kurden bewohnen auch die westlichen Hänge des Ararat, die Bezirke Kağızman und Tuzluca. Im Westen erstrecken sie sich in einem breiten Gürtel über den Lauf des Euphrat hinaus und in der Region Sivas in den Bezirken Kangal und Divriği. Die gesamte Region umfasst auch Gebiete östlich und südöstlich dieser Grenzen... Türkisch-Kurdistan zählt mindestens 17 von ihnen fast vollständig: im Nordosten die Provinzen Erzincan, Erzurum und Kars; im Zentrum, von Westen nach Osten und von Norden nach Süden, die Provinzen Malatya, Tunceli, Elazığ, Bingöl, Muş, Karaköse (Ağrı), dann Adıyaman, Diyarbakır, Siirt, Bitlis und Van; schließlich die südlichen Provinzen Şanlıurfa, Mardin und Çölamerik (Hakkarî). .. ⓘ
[Kurden] bewohnen den Nordwesten des Iran. Zunächst in den Provinzen von West-Aserbaidschan, östlich des Rida'iyya-Sees..., den Bezirken Maku, Kotur, Shahpur und südlich des Sees, Mahabad (ex-Sabla); in der Provinz Ardalan, genannt die Provinz Kurdistan, deren Hauptstadt Senna oder Sanandaj, Hawraman ist; in der Provinz Kermanshah, Qasr-e Shirin... ⓘ
Im Irak bewohnen die Kurden den Norden und Nordosten des Landes in den liwaʾs oder Provinzen Duhok... Außerhalb ihrer Verwaltung befinden sich Sinjar und Shekhan, die von den Jesiden bewohnt werden; die liwaʾs von Kirkuk, Arbil und Sulaimaniya (vollständig kurdisch) und in den nahiyas von Khanaqin und Mandali, wo sie westlich des Zagros Nachbarn der Kurden des Iran sind. ⓘ
In Syrien bilden sie drei verschiedene Gürtel, im Norden des Landes und südlich der Autobahn, die eine Grenze bildet und wo sie in direktem Kontakt mit ihren Landsleuten in der Türkei stehen... [im Kurd Dagh;..., östlich des Euphrat, wo der Fluss in der Nähe von Jarablus in Syrien eintritt; und schließlich ein Gürtel von 250 km Länge und 30 km Tiefe in der Dschazira.
Geschichte
Alte Geschichte
Im Altertum lebten in dieser Region verschiedene Gruppen, darunter die Guti, Hurriter, Mannaier (Mannäer) und Armenier. Die ursprüngliche Heimat der Mannäer lag östlich und südlich des Urmia-Sees, ungefähr in der Mitte des heutigen Mahabad. Während der Herrschaft von Kyros dem Großen und Darius I. kam die Region unter persische Herrschaft. ⓘ
Das aus dem untergehenden Seleukidenreich hervorgegangene Königreich Kordiven lag südlich und südöstlich des Vansees zwischen Persien und Mesopotamien und herrschte von 189 v. Chr. bis 384 n. Chr. als Vasall des rivalisierenden parthischen und römischen Reiches über Nordmesopotamien und Südostanatolien. Corduene wurde 66 v. Chr. ein Vasallenstaat der Römischen Republik und blieb bis 384 n. Chr. mit den Römern verbündet. Nach 66 v. Chr. wechselte es noch fünfmal zwischen Rom und Persien hin und her. Corduene lag östlich von Tigranocerta, d. h. östlich und südlich des heutigen Diyarbakır im Südosten der Türkei. ⓘ
Einige Historiker haben eine Verbindung zwischen Corduene und den modernen Namen Kurden und Kurdistan hergestellt; T. A. Sinclair wies diese Identifizierung als falsch zurück, während in der Columbia Encyclopedia eine gemeinsame Verbindung behauptet wird. ⓘ
Einige der alten Bezirke Kurdistans und ihre entsprechenden modernen Namen:
- Corduene oder Gordyene (Siirt, Bitlis und Şırnak)
- Sophene (Diyarbakır)
- Zabdicene oder Bezabde (Gozarto d'Qardu oder Jazirat Ibn oder Cizre)
- Basenia (Bayazid)
- Moxoene (Muş)
- Nephercerta (Miyafarkin)
- Artemita (Van) ⓘ
Einer der frühesten Belege für den Ausdruck Land der Kurden findet sich in einem assyrischen christlichen Dokument der Spätantike, in dem die Geschichten assyrischer Heiliger des Nahen Ostens wie Abdisho beschrieben werden. Als der sasanische Marzban Mar Abdischo nach seinem Herkunftsort fragte, antwortete er, dass seine Eltern ursprünglich aus Hazza, einem Dorf in Assyrien, stammten. Sie wurden jedoch später von den Heiden aus Hazza vertrieben und ließen sich in Tamanon nieder, das laut Abdischo im Land der Kurden liegt. Tamanon liegt unmittelbar nördlich der heutigen Grenze zwischen Irak und Türkei, während Hazza 12 km südwestlich des heutigen Erbil liegt. An einer anderen Stelle desselben Dokuments wird die Region des Flusses Khabur ebenfalls als Land der Kurden bezeichnet. Nach Al-Muqaddasi und Yaqut al-Hamawi befand sich Tamanon an den südwestlichen oder südlichen Hängen des Berges Judi und südlich von Cizre. Weitere geografische Hinweise auf die Kurden in syrischen Quellen finden sich in der Zuqnin-Chronik, den Schriften von Michael dem Syrer und Bar hebraeus. Sie erwähnen die Berge von Qardu, die Stadt Qardu und das Land Qardawaye. ⓘ
Kurdistan ist Teil der Region des fruchtbaren Halbmonds, die in der Geschichte von vielen Kulturen und Reichen des Altertums besiedelt wurde. Die Hattier und die nachfolgenden Hethiter besiedelten in der Bronzezeit zwischen 2500 v. Chr. und 1200 v. Chr. das nordwestliche Vorderasien und damit die westlichen Gebiete des heutigen Kurdistan. ⓘ
Ihr Reich endete im Rahmen der einsetzenden Völkerwanderung (siehe: Seevölker). Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien, zum Beispiel in Malatya, Zincirli, Karkemisch und Tabal. ⓘ
Postklassische Geschichte
Im zehnten und elften Jahrhundert entstanden in der Region mehrere kurdische Fürstentümer: im Norden die Schaddadiden (951-1174) (in Osttranskaukasien zwischen den Flüssen Kur und Araxes) und die Rawadiden (955-1221) (mit Zentrum in Täbris, die ganz Aserbaidschan kontrollierten), im Osten die Hasanwayhiden (959-1015) (im Zagros zwischen Shahrizor und Khuzistan) und die Annaziden (990-1116) (mit Zentrum in Hulwan) und im Westen die Marwaniden (990-1096) südlich von Diyarbakır und nördlich von Jazira. ⓘ
Kurdistan war im Mittelalter eine Ansammlung halb unabhängiger und selbständiger Staaten, die Emirate genannt wurden. Nominell stand es unter dem indirekten politischen oder religiösen Einfluss von Khalifen oder Schahs. Eine umfassende Geschichte dieser Staaten und ihrer Beziehungen zu ihren Nachbarn findet sich im Sharafnama, das von Prinz Sharaf al-Din Bitlisi im Jahr 1597 verfasst wurde. Zu den Emiraten gehörten Baban, Soran, Badinan und Garmiyan im Süden, Bakran, Bohtan (oder Botan) und Badlis im Norden sowie Mukriyan und Ardalan im Osten. ⓘ
Die früheste mittelalterliche Erwähnung des Toponyms Kurdistan findet sich in einem armenischen Geschichtstext von Matteos Urhayeci aus dem 12. Er beschreibt eine Schlacht bei Amid und Siverek im Jahr 1062, die in Kurdistan stattgefunden haben soll. Die zweite Erwähnung findet sich im Gebet des Kolophons einer armenischen Handschrift der Evangelien aus dem Jahr 1200. ⓘ
Eine spätere Verwendung des Begriffs Kurdistan findet sich in Dokumenten des Reichs von Trebizond aus dem Jahr 1336 und im Nuzhat al-Qulub, geschrieben von Hamdallah Mustawfi im Jahr 1340.
Laut Sharaf al-Din Bitlisi in seinem Sharafnama beginnen die Grenzen des kurdischen Landes an der Straße von Hormuz im Persischen Golf und erstrecken sich in einer geraden Linie bis zum Ende von Malatya und Marash. Evliya Çelebi, der zwischen 1640 und 1655 durch Kurdistan reiste, erwähnte verschiedene Bezirke Kurdistans, darunter Erzurum, Van, Hakkari, Cizre, Imaddiya, Mosul, Shahrizor, Harir, Ardalan, Bagdad, Derne, Derteng bis Basra. ⓘ
Im 16. Jahrhundert wurden die von Kurden bewohnten Gebiete nach langwierigen Kriegen zwischen dem Safawiden- und dem Osmanenreich aufgeteilt. Eine größere Teilung Kurdistans erfolgte nach der Schlacht von Chaldiran im Jahr 1514 und wurde im Vertrag von Zuhab 1639 formalisiert. In einem Geografie-Lehrbuch der spätosmanischen Militärschule von Ahmet Cevad umfasst Kurdistan unter anderem die Städte Erzurum, Van, Urfa, Sulaymanyah, Kirkuk, Mosul und Diyarbakir und war eine von sechs Regionen des osmanischen Asiens. ⓘ
Moderne Geschichte
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches planten die Alliierten eine Aufteilung Kurdistans (wie im letztlich nicht ratifizierten Vertrag von Sèvres festgelegt) auf mehrere Länder, darunter Kurdistan, Armenien und andere. Die Rückeroberung dieser Gebiete durch die Truppen Kemal Atatürks (und andere dringende Probleme) veranlassten die Alliierten jedoch, den neu ausgehandelten Vertrag von Lausanne (1923) und die Grenzen der modernen Republik Türkei zu akzeptieren, so dass die Kurden keine selbstverwaltete Region erhielten. Andere kurdische Gebiete wurden den neuen britischen und französischen Mandatsstaaten Irak und Syrien zugewiesen. ⓘ
Auf der Friedenskonferenz von San Francisco 1945 schlug die kurdische Delegation vor, das von den Kurden beanspruchte Gebiet zu berücksichtigen, das sich von der Mittelmeerküste bei Adana bis zur Küste des Persischen Golfs bei Bushehr erstreckte und auch die von den Luren bewohnten Gebiete im südlichen Zagros umfasste. ⓘ
Der Historiker Jordi Tejel hat "Großkurdistan" als einen der "kurdischen Mythen" identifiziert, die die Demokratische Partei Kurdistans in Syrien (KDPS) den Kurden in Syrien vermittelt hat. ⓘ
In einer von der Universität Cambridge veröffentlichten wissenschaftlichen Quelle werden Karten von Großkurdistan, die in den 1940er Jahren und später erstellt wurden, wie folgt beschrieben: "Diese Karten wurden zu einem der einflussreichsten Propagandainstrumente für den kurdischen nationalistischen Diskurs. Sie stellen eine territorial übertriebene Version des Territoriums von Kurdistan dar, die sich bis in Gebiete ohne kurdische Bevölkerungsmehrheit erstreckt. Trotz ihrer Erstellung mit politischen Zielen im Zusammenhang mit spezifischen Behauptungen über die demografische und ethnografische Struktur der Region und ihrer fragwürdigen Methodik sind sie zu 'Kurdistan in den Köpfen der Kurden' geworden, und die von ihnen angegebenen Grenzen wurden bereitwillig akzeptiert." ⓘ
Am Ende des Golfkriegs 1991 richtete die Koalition eine Flugverbotszone über dem Nordirak ein, um den Kurden, die irakischen Luftangriffen ausgesetzt waren, humanitäre Hilfe zu leisten und sie zu schützen. Nach dem Rückzug der irakischen Streitkräfte aus drei nördlichen Provinzen entstand 1992 die Region Kurdistan als autonome Einheit innerhalb des Irak mit einer eigenen lokalen Regierung und einem eigenen Parlament. ⓘ
In einem US-Bericht aus dem Jahr 2010, der noch vor der 2014 herrschenden Instabilität in Syrien und im Irak verfasst wurde, heißt es, dass "Kurdistan bis 2030 existieren könnte". Die Schwächung des irakischen Staates nach der Offensive des Islamischen Staates im Nordirak im Jahr 2014 hat auch eine Chance für die Unabhängigkeit des irakischen Kurdistans eröffnet, die durch den Schritt der Türkei zur Akzeptanz eines solchen Staates noch verstärkt wurde, obwohl sie sich den kurdischen Autonomiebestrebungen in der Türkei und Syrien widersetzt. ⓘ
Die erste Teilung Kurdistans zwischen dem Osmanischen Reich und dem Reich der Safawiden (Persien) hatte 1639 der Vertrag von Qasr-e Schirin besiegelt. Der Großteil der kurdischen Fürsten begab sich unter die osmanische Oberhoheit. Die damalige Teilung ist auch heute noch an der fast identisch verlaufenden Grenze zwischen der Türkei und dem Iran sichtbar. ⓘ
Am 13. Dezember 1847 wurde das osmanische Vilâyet Kürdistan gegründet. Anfangs umfasste es die Gebiete Diyarbekir, die Sandschaks Van, Muş und Hakkâri und die Kazas (Bezirke) Cizre, Botan und Mardin. Hauptstadt war Ahlat, später dann Van, Muş und Diyarbekir. 1856 wurde das Vilayet neu definiert und 1864 aufgelöst. Aus dem Vilayet entstanden die zwei Vilayets Diyarbekir und Van. ⓘ
Zur gleichen Zeit organisierte Mustafa Kemal Atatürk den Widerstand gegen die europäischen Besatzungsmächte und Griechenland. Die Kemalisten propagierten eine Regierung beider Völker (Kurden und Türken) und banden auf diese Weise die kurdischen Stammesführer und Scheichs in den türkischen nationalen Befreiungskampf ein. ⓘ
Nordkurdistan
Die Eingliederung der kurdisch besiedelten Gebiete Ostanatoliens in die Türkei wurde von vielen Kurden abgelehnt und hat zu einem lang anhaltenden Separatistenkonflikt geführt, in dem Zehntausende von Menschen ihr Leben verloren haben. Die Region war Schauplatz mehrerer großer kurdischer Aufstände, darunter der Koçgiri-Aufstand von 1920 unter den Osmanen, dann mehrere Aufstände unter dem türkischen Staat, darunter der Scheich-Said-Aufstand von 1924, die Republik Ararat von 1927 und der Dersim-Aufstand von 1937. Alle wurden von den Behörden gewaltsam niedergeschlagen. Die Region wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt, aus dem Ausländer zwischen 1925 und 1965 verbannt wurden. ⓘ
Um ihre Existenz zu leugnen, stufte die türkische Regierung die Kurden bis 1991 als "Bergtürken" ein; die Wörter "Kurden", "Kurdistan" oder "kurdisch" wurden von der türkischen Regierung offiziell verboten. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde die kurdische Sprache im öffentlichen und privaten Leben offiziell verboten. Viele Menschen, die in kurdischer Sprache sprachen, publizierten oder sangen, wurden verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. In den 1990er und frühen 2000er Jahren wurden politische Parteien, die kurdische Interessen vertraten, verboten. ⓘ
1983 wurden die kurdischen Provinzen in die Region des Ausnahmezustands einbezogen, die als Reaktion auf die Aktivitäten der militanten separatistischen Organisation Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unter Kriegsrecht gestellt wurde. In den 1980er und 1990er Jahren kam es zu einem Guerillakrieg, in dessen Verlauf große Teile des Landes evakuiert, Tausende kurdischer Dörfer von der Regierung zerstört und zahlreiche Hinrichtungen im Schnellverfahren von beiden Seiten durchgeführt wurden. Über kurdische Dörfer und Städte wurden Lebensmittelembargos verhängt. Zehntausende wurden durch die Gewalt getötet, und Hunderttausende wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. ⓘ
Die Türkei befürchtet seit jeher, dass ein kurdischer Staat im Nordirak kurdische Separatisten in den angrenzenden türkischen Provinzen ermutigen und unterstützen würde, und hat sich daher in der Vergangenheit stark gegen eine kurdische Unabhängigkeit im Irak gewehrt. Nach dem Chaos im Irak nach der US-Invasion hat die Türkei jedoch zunehmend mit der autonomen Regionalregierung Kurdistans zusammengearbeitet. Das Wort "Kurdistan" kann in der Türkei immer noch zu Verhaftung und strafrechtlicher Verfolgung führen, egal ob es geschrieben oder gesprochen wird. Der Wissenschaftler Ismail Besikci hat Kurdistan als "internationale Kolonie" bezeichnet.
Irakisch-Kurdistan
Die erfolgreiche Offensive des Islamischen Staates im Irak und in der Levante im Nordirak im Jahr 2014 und die daraus resultierende Schwächung der Macht des irakischen Staates boten auch den Kurden eine "goldene Gelegenheit", ihre Unabhängigkeit zu stärken und möglicherweise einen unabhängigen kurdischen Staat auszurufen. Der Islamische Staat im Irak und in der Levante, der bei seiner Offensive in Mossul mehr als 80 türkische Personen gefangen genommen hat, ist ein Feind der Türkei, weshalb Kurdistan für die Türkei als Pufferstaat nützlich ist. Am 28. Juni 2014 äußerte sich Hüseyin Çelik, ein Sprecher der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP), gegenüber der Financial Times und erklärte, die Türkei sei bereit, ein unabhängiges Kurdistan im Nordirak zu akzeptieren. ⓘ
Syrischer Bürgerkrieg
Verschiedene Quellen haben berichtet, dass Al-Nusra eine Fatwā herausgegeben hat, in der zur Tötung kurdischer Frauen und Kinder in Syrien aufgerufen wird, und die Kämpfe in Syrien haben Zehntausende von Flüchtlingen zur Flucht in die irakische Region Kurdistan veranlasst. Im Jahr 2015 unterstützte die Türkei Al-Nusra aktiv, aber im Januar 2017 hat das türkische Außenministerium erklärt, dass Al-Nusra eine terroristische Gruppe ist und entsprechend gehandelt hat. ⓘ
Vom 10. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Dynastien in Ostkurdistan
Eine sehr frühe Aufzeichnung einer Auseinandersetzung zwischen den Kurden und dem Sassanidenreich erscheint im Buch der Taten von Ardashir, Sohn von Babak. Das Buch berichtet über das Leben von Ardaschir Papagan, den Gründer der Sassanidendynastie. In diesem Buch berichtet der Autor über die Schlacht des kurdischen Königs Madig und Ardaschir. ⓘ
Im 10. Jahrhundert bis zum 12. Jahrhundert beherrschten zwei kurdische Dynastien diese Region, die Hasanwayhiden (969–1015) und die Annaziden (990–1117). Der Ardalan-Staat, der im 14. Jahrhundert gegründet wurde, beherrschte die Territorien von Zardiawa (Karadagh), Xaneqîn, Kirkuk, Kifri und Hawraman. Diese Dynastie blieb bis 1867 erhalten, als Nāser ad-Din Schah (1848–1896) ihre Herrschaft brach. ⓘ
Während der Safawiden-Herrschaft versuchte die Regierung die kurdischbesiedelten Gebiete im Westiran in seinen Griff zu kriegen. Damals existierten dort halbunabhängige Emirate der Kurden, beispielsweise das der Mukriyan (Mahabad), der Ardalan (Sanandadsch) und der Schikakstämme um den Urmia-See herum. Die Kurden widerstanden jedoch der Regierung und versuchten, eine sich selbstregierende Form zu erreichen. Dies führte zu blutigen Ausschreitungen zwischen den Kurden und den Safawiden. Die Kurden wurden schließlich besiegt und infolgedessen entschieden die Safawiden, die rebellischen Kurden durch Zwangsverschiebung und Deportationen im 15./16. Jahrhundert zu bestrafen. Zwischen den Jahren 1534 und 1535 begann Tahmasp I. die systematische Zerstörung der alten kurdischen Städte und Landschaften. Viele Kurden wurden ins Elburs-Gebirge und nach Chorasan deportiert. In dieser Zeit wurde der letzte Rest des antiken königlichen Hadhabâni-Stammes (Adiabene) von Zentralkurdistan nach Chorasan deportiert, wo die Stämme noch immer siedeln. Die Schlacht dieses Stammes fand um die Festung Dimdim statt. ⓘ
Während des mittleren 18. Jahrhunderts geriet der kurdische Stamm von Bajalan in einen Konflikt mit der Zand-Dynastie. Als Karim Khan das Gebiet von Kermānschāh besetzte, kämpfte Abd-Allah Khan, der Stammesführer der Bajalan, gegen die Macht der Zand-Prinzen. Der kurdische Stamm wurde 1775 in der Nähe von Xaneqîn von Nazar Ali Khan Zand geschlagen. Daraufhin wurden zweitausend ihrer Männer hingerichtet. ⓘ
Im Jahre 1880 beteiligte sich ein kurdischer Führer an einer Serie von Revolten gegen die iranische Regierung. Diese Aufstände wurden erfolgreich von den Kadscharen-Königen unterdrückt. Dieser Sieg war einer der wenigen unter der Kadscharen-Herrschaft. ⓘ
Die Schwäche der persischen Regierung während des Ersten Weltkrieges ermutigte einige kurdische Anführer, die chaotische Situation auszunutzen. Ismael Agha (auch bekannt als Simko), Anführer der Schikak, übernahm die Kontrolle in der Gegend westlich des Urmia-Sees von 1918 bis 1922. Simko wurde im Herbst 1922 aus seiner Region vertrieben und verbrachte acht Jahre im Untergrund. Als ihn die iranische Regierung zur Aufgabe überredete, lief er in einen Hinterhalt und wurde 1930 bei Ushno (Oschnaviyeh) getötet. Anschließend verfolgte Reza Schah Pahlavi einen rüden, aber effektiven Kurs gegen die Kurden. Hunderte kurdischer Anführer wurden deportiert und ins Exil getrieben. Ihr Land wurde von der Regierung konfisziert. ⓘ
Rotes Kurdistan
Das Rote Kurdistan lag zwischen dem aserbaidschanischen Bergkarabach und dem armenischen Sjunik und wurde im 18. Jahrhundert von nomadischen kurdischen Stämmen besiedelt. Schließlich wurden sie die Mehrheit in diesem Gebiet, besonders um Laçın (kurdisch: Laçîn), Kəlbəcər (kurdisch: Kelbajar) und Qubadlı (kurdisch: Qûbadlî) herum. ⓘ
Im Jahre 1920 wurde diese Region ein Teil der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Am 23. Mai 1923 erhielt das Gebiet den Status einer autonomen Provinz (Oblast) innerhalb Aserbaidschans und führte den Namen Rotes Kurdistan. Weitere kurdische Gebiete erhielten jedoch keinen Oblast und durften sich dem Roten Kurdistan auch nicht anschließen. Die Amtssprache des Roten Kurdistans wurde Kurmandschi und sein Verwaltungszentrum Laçın. 1929 wurde die autonome Provinz durch Beschluss des 6. Aserbaidschanischen Sowjetkongresses aufgelöst. ⓘ
Republik Mahabad
Die Republik Mahabad, auch Republik von Mahabad, Republik Mahabad oder Volksrepublik Mahabad genannt, war der einzige kurdische Nationalstaat. Als alliierte Truppen im September 1941 im Iran landeten, wurde die persische Armee aufgelöst. Söhne kurdischer Anführer ergriffen die Gelegenheit und flohen aus ihrem Exil in Teheran. Mit Unterstützung der Sowjetunion wurde in der Stadt Mahabad 1946 ein kurdischer Staat von der kurdischen Bewegung Komeley Jiyanewey Kurd unter der Führung von Qazi Mohammed ausgerufen. ⓘ
Da der Kleinstaat nur die vier Städte Mahabad, Bukan, Naqada und Oschnaviyeh an der iranischen Westgrenze um den Urmia-See umfasste, wurde diese Staatsgründung nicht von allen iranischen Kurden getragen. Es gab sogar Kurden, die bei der Eroberung der Republik Kurdistan der iranischen Armee halfen. Die Republik überdauerte weniger als ein Jahr, da mit Abzug der sowjetischen Kräfte nach Ende des Krieges die Zentralregierung in Teheran die Armee der Republik besiegte und das Gebiet der Republik Kurdistan wieder an den Iran angliederte. ⓘ
Autonome Region Kurdistan
Die Autonome Region Kurdistan entstand im Jahre 1970 nach einem Vertrag zwischen Saddam Hussein und den Führern der kurdischen Parteien unter Molla Mustafa Barzani. De jure ist die Region Kurdistan eine Verwaltungseinheit des Irak, mit – insbesondere als Folge der Golfkriege – aus der Verfassung von 2005 garantierter weitreichender Autonomie, mit eigener Verfassung, Regierung, Parlament, Hauptstadt (Erbil), Verwaltung, Währung, Amtssprache, Wappen, Fahne und Nationalhymne, und eigenen Sicherheitskräften. Der gegenwärtige Präsident ist Masud Barzani, der Premierminister heißt Nêçîrvan Barzanî. ⓘ
Kordestān
Kordestān ist eine der dreißig Provinzen des Iran. Es ist Teil des kurdischen Siedlungsgebietes und sollte nicht mit dem größeren geographischen Gebiet Kurdistan verwechselt werden. Kordestān liegt im Westen des Irans an der Grenze zum Irak. In der Provinz leben 1.438.543 Menschen (Volkszählung 2006). Die Fläche der Provinz erstreckt sich auf 29.137 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 49 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Hauptstadt der Provinz ist Sanandadsch mit 316.862 Einwohnern (Volkszählung 2006). ⓘ
Volk
Die Kurden sind ein Volk indoeuropäischen Ursprungs. Sie sprechen eine iranische Sprache, die als Kurdisch bekannt ist, und bilden die Mehrheit der Bevölkerung in der Region, zu der jedoch auch arabische, armenische, assyrische, aserbaidschanische, jüdische, ossetische, persische und türkische Gemeinschaften gehören. Die meisten Einwohner sind Muslime, aber es gibt auch Anhänger anderer Religionen, darunter Yarsanismus, Yazidismus, Aleviten, Christen und in der Vergangenheit auch Juden, von denen die meisten nach Israel ausgewandert sind. ⓘ
Geografie
Nach der Encyclopædia Britannica umfasst Kurdistan eine Fläche von etwa 190.000 km² (oder 73.000 Quadratmeilen), und seine wichtigsten Städte sind Diyarbakır (Amed), Bitlis (Bedlîs) und Van (Wan) in der Türkei, Erbil (Hewlêr) und Sulaymaniyah im Irak sowie Kermanshah (Kirmanşan), Sanandaj (Sine), Ilam und Mahabad (Mehabad) im Iran. Nach Angaben der Enzyklopädie des Islam umfasst Kurdistan rund 190.000 km² in der Türkei, 125.000 km² im Iran, 65.000 km² im Irak und 12.000 km² in Syrien mit einer Gesamtfläche von rund 392.000 km². ⓘ
Irakisch-Kurdistan ist in sechs Gouvernements unterteilt, von denen drei (und Teile anderer) unter der Kontrolle der Regionalregierung von Kurdistan stehen. Das iranische Kurdistan umfasst die Provinz Kurdistan und größere Teile der Provinzen West-Aserbaidschan, Kermanshah und Īlām. Syrisch-Kurdistan liegt hauptsächlich im Norden Syriens und umfasst die Provinz Al-Hasaka und das nördliche Gouvernement Raqqa, das nördliche Gouvernement Aleppo sowie die Region Jabal al-Akrad (Berg der Kurden). Die wichtigsten Städte in dieser Region sind Qamishli (kurdisch: Qamişlo) und Al Hasakah (kurdisch: Hasakah). ⓘ
Türkisch-Kurdistan umfasst ein großes Gebiet in der Region Ostanatolien und Südostanatolien der Türkei und ist die Heimat von schätzungsweise 6 bis 8 Millionen Kurden. Weitere 9 bis 12 Millionen türkische Bürger kurdischer Abstammung leben in überwiegend türkischen Regionen der Türkei, da die Mehrheit der türkischen Kurden nicht mehr in Südostanatolien lebt. ⓘ
Unterteilungen (Ober- und Unterkurdistan)
In A Dictionary of Scripture Geography (veröffentlicht 1846) beschreibt John Miles Ober- und Unterkurdistan wie folgt:
Das moderne Kurdistan ist viel größer als das alte Assyrien und besteht aus zwei Teilen, Ober- und Unterkurdistan. Zu Oberkurdistan gehört die Provinz Ardelan, das antike Arropachatis, das heute nominell ein Teil von Irak Ajami ist und zur nordwestlichen Abteilung namens Al Jobal gehört. Sie umfasst fünf weitere Provinzen, nämlich Betlis, das antike Carduchia, das südlich und südwestlich des Van-Sees liegt. Östlich und südöstlich von Betlis liegt das Fürstentum Julamerick, südwestlich davon das Fürstentum Amadia. das vierte ist Jeezera ul Omar, eine Stadt auf einer Insel im Tigris, die dem antiken Bezabde entspricht. das fünfte und größte ist Kara Djiolan, mit einer Hauptstadt gleichen Namens. Die Paschaliks von Kirkook und Solimania sind ebenfalls Teil von Oberkurdistan. Unterkurdistan umfasst das gesamte ebene Gebiet östlich des Tigris und die kleineren Gebirgszüge, die unmittelbar an die Ebenen grenzen und bis zum Fuß der großen Gebirgskette reichen, die man mit Recht als die Alpen Westasiens bezeichnen kann. ⓘ
Die nördlichen, nordwestlichen und nordöstlichen Teile Kurdistans werden als Oberkurdistan bezeichnet und umfassen die Gebiete von westlich von Amed bis zum Urmia-See. ⓘ
Das Tiefland von Südkurdistan wird als Unterkurdistan bezeichnet. Die wichtigsten Städte in diesem Gebiet sind Kirkuk und Arbil. ⓘ
Klima
Ein Großteil der Region ist durch ein kontinentales Klima gekennzeichnet - heiß im Sommer, kalt im Winter. Trotzdem ist ein Großteil der Region fruchtbar und hat in der Vergangenheit Getreide und Vieh exportiert. Die Niederschlagsmenge schwankt zwischen 200 und 400 mm pro Jahr in den Ebenen und zwischen 700 und 3.000 mm pro Jahr auf dem Hochplateau zwischen den Bergketten. In der Gebirgszone an der Grenze zum Iran und zur Türkei herrschen trockene Sommer, regnerische und manchmal schneereiche Winter und feuchte Frühlinge, während das Klima im Süden allmählich in halbtrockene und wüstenartige Zonen übergeht. ⓘ
Flora und Fauna
Kurdistan ist eine der gebirgigsten Regionen der Welt mit einem kalten Klima und jährlichen Niederschlägen, die ausreichen, um gemäßigte Wälder und Sträucher zu erhalten. Die Gebirgsketten beherbergen Weiden und bewaldete Täler mit einer Gesamtfläche von etwa 16 Millionen Hektar (160.000 km²), darunter Tannen und Landschaften mit Eichen, Nadelbäumen, Platanen, Weiden, Pappeln und im Westen Kurdistans Olivenbäumen. ⓘ
In der Region nördlich der Bergregion an der Grenze zum Iran und zur Türkei wachsen Wiesengräser und wilde Bäume wie Abies cilicica, Fagus sylvatica, Quercus calliprinos, Quercus brantii, Quercus infectoria, Quercus ithaburensis, Quercus macranthera, Cupressus sempervirens, Platanus orientalis, Pinus brutia, Juniperus foetidissima, Juniperus excelsa, Juniperus oxycedrus, Prunus cerasus, Salix alba, Fraxinus excelsior, Paliurus spina-christi, Olea europaea, Ficus carica, Populus euphratica, Populus nigra, Crataegus monogyna, Crataegus azarolus, Prunus cerasifera, Hagebutten, Cercis siliquastrum, Pistazienbäume, Birne und Sorbus graeca. Die Wüste im Süden besteht größtenteils aus Steppe und weist xerische Pflanzen wie Palmen, Tamariske, Dattelpalme, Fraxinus, Poa, Weißer Wermut und Chenopodiaceae auf. In der Steppe und der Wüste im Süden hingegen sind Arten wie Palmen und Dattelpalmen zu finden. ⓘ
Zu den in der Region vorkommenden Tieren gehören der syrische Braunbär, das Wildschwein, der Grauwolf, der Goldschakal, das indische Kammstachelschwein, der Rotfuchs, die Kropfgazelle, der Fischotter, die Streifenhyäne, der persische Damhirsch, der Langohrigel, der Onager, der Mangar und die Euphrat-Weichschildkröte. Zu den Vögeln gehören u. a. Nebelkrähe, Star, Elster, Rotkehlchen, Wasserpieper, Tüpfelfliegenschnäpper, Namaquataube, Sakerfalke, Gänsegeier, Zwergsumpfhuhn und Halsband-Brachschwalbe. ⓘ
Berge
Die Berge sind wichtige geografische und symbolische Elemente des kurdischen Lebens, wie das Sprichwort "Kurden haben keine Freunde außer den Bergen" beweist. Die Berge werden von den Kurden als heilig angesehen. In der Region befinden sich die Berge Judi und Ararat (die beide in der kurdischen Folklore eine wichtige Rolle spielen), Zagros, Qandil, Shingal, der Berg Abdulaziz, die Kurdenberge, Jabal al-Akrad, Shaho, Gabar, Hamrin und Nisir. ⓘ
Wasserressourcen
Kurdistan ist eine relativ wasserreiche Region, insbesondere für Länder im Nahen Osten. Ein großer Teil des Wassers für die Nachbarländer stammt aus dieser Region. Das bedeutet, dass politische Stabilität und Frieden in der Region wichtig für die Wasserversorgung der Region und die Verhinderung von Kriegen sind. Viele sind der Meinung, dass zur Erhaltung des Wassers eine "Rückkehr zu traditionellen wassersparenden Anbaumethoden" sowie eine "kommunale Wirtschaft" erforderlich sind. ⓘ
Flüsse ⓘ
Die Hochebenen und Berge Kurdistans, die sich durch starke Regen- und Schneefälle auszeichnen, fungieren als Wasserreservoir für den Nahen und Mittleren Osten und bilden die Quelle des Tigris und des Euphrat sowie zahlreicher weiterer kleinerer Flüsse wie des Kleinen Chabur, des Khabur, des Tharthar, des Ceyhan, des Araxes, des Kura, des Sefidrud, des Karkha und des Hezil. Zu den Flüssen von historischer Bedeutung für die Kurden gehören der Murat (Arasān) und der Buhtān in der Türkei, der Peshkhābur, der Kleine Zab, der Große Zab und der Diyala im Irak sowie der Jaghatu (Zarrinarud), der Tātā'u (Siminarud), der Zohāb (Zahāb) und der Gāmāsiyāb im Iran. ⓘ
Diese Flüsse, die in einer Höhe von drei- bis viertausend Metern über dem Meeresspiegel fließen, sind sowohl als Wasserquellen als auch für die Energieerzeugung von Bedeutung. Der Irak und Syrien haben viele dieser Flüsse und ihrer Nebenflüsse aufgestaut, und in der Türkei ist ein umfangreiches Staudammsystem im Rahmen des GAP (Südostanatolien-Projekt) im Bau; obwohl es noch nicht abgeschlossen ist, deckt das GAP bereits einen erheblichen Teil des türkischen Strombedarfs. Aufgrund des außerordentlichen archäologischen Reichtums der Region hat fast jeder Damm Auswirkungen auf historische Stätten. ⓘ
Seen ⓘ
Kurdistan erstreckt sich im Osten bis zum Urmia-See im Iran. Die Region umfasst den Van-See, das größte Gewässer der Türkei; der einzige See im Nahen Osten mit einer größeren Oberfläche ist der Urmia-See, der allerdings nicht annähernd so tief ist wie der Van-See, der ein viel größeres Volumen hat. Urmia, Van sowie der Zarivar-See westlich von Marivan und der Dukan-See in der Nähe der Stadt Sulaymaniyah werden von Touristen besucht. ⓘ
Erdöl und Bodenschätze
In der Region Kurdistan gibt es schätzungsweise 45 Milliarden Barrel (7,2×109 m3) Erdöl und damit die sechstgrößten Reserven der Welt. Mit der Förderung dieser Reserven wurde im Jahr 2007 begonnen. ⓘ
Die Provinz Al-Hasakah, die auch als Region Dschazira bekannt ist, ist geopolitisch von großer Bedeutung und eignet sich für landwirtschaftliche Nutzflächen. ⓘ
Im November 2011 stellte Exxon die Autorität der irakischen Zentralregierung mit der Unterzeichnung von Öl- und Gasverträgen für Explorationsrechte in sechs Parzellen in Kurdistan in Frage, darunter ein Vertrag in den umstrittenen Gebieten östlich des Mega-Feldes von Kirkuk. Dies veranlasste Bagdad zu der Drohung, Exxon die Verträge für seine südlichen Felder, insbesondere das West-Qurna Phase 1 Projekt, zu entziehen. Exxon reagierte daraufhin mit der Ankündigung, das West-Qurna-Projekt zu verlassen. ⓘ
Im Juli 2007 forderte die kurdische Regierung ausländische Unternehmen auf, in 40 neue Ölfelder zu investieren, in der Hoffnung, die regionale Ölproduktion in den nächsten fünf Jahren um das Fünffache auf etwa 1 Million Barrel pro Tag (160.000 m3/d) zu steigern. Die Gas- und Begleitgasreserven belaufen sich auf über 2.800 km3 (100×1012 cu ft). Zu den namhaften Unternehmen, die in Kurdistan tätig sind, gehören ExxonMobil, Total, Chevron, Talisman Energy, Genel Energy, Hunt Oil, Gulf Keystone Petroleum und Marathon Oil. ⓘ
Zu den weiteren Bodenschätzen, die in der Region in nennenswerten Mengen vorhanden sind, gehören Kohle, Kupfer, Gold, Eisen, Kalkstein (der zur Herstellung von Zement verwendet wird), Marmor und Zink. Das weltweit größte Schwefelvorkommen befindet sich südwestlich von Erbil. ⓘ
Im Juli 2012 unterzeichneten die Türkei und die Region Kurdistan ein Abkommen, nach dem die Türkei die KRG im Austausch gegen Rohöl mit raffinierten Erdölprodukten beliefern wird. Es wird erwartet, dass die Rohöllieferungen regelmäßig erfolgen werden. ⓘ
Türkischer Teil
Der türkische Teil macht je nach Definition ca. 25 % des Staatsgebiets aus. Der Schwerpunkt erstreckt sich geografisch von der Provinz Gaziantep bis Hakkâri und von Malatya bis Kars. Außerdem leben in Zentralanatolien wie um den Tuz-See, Konya, Aksaray, Ankara usw. seit einigen Generationen Kurden (Zentralanatolische Kurden). In den letzten Jahrzehnten zogen bedingt durch Binnenmigration und Flucht viele Kurden in die Großstädte. Mittlerweile sind Kurden überall in der Türkei anzutreffen. ⓘ
Der türkische Teil wird vom Taurusgebirge geprägt. Hier verlaufen die beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Landwirtschaftlich wird diese Region durch Weizen-, Gersten-, Wein-, Oliven- und Pistazienanbau genutzt. Neben Gebirgsverläufen ist die Region östlich des Euphrat durch ein Hochplateau geprägt. Im Rahmen des Südostanatolien-Projekts entlang des Euphrat und Tigris werden über 22 Staudämme errichtet. ⓘ
Iranischer Teil
Der östliche Teil Kurdistans stimmt in großen Teilen mit den Provinzen Kermānschāh, Kordestān, Ilam und West-Aserbaidschan überein. Beherrscht wird das Gebiet durch das Zāgros-Gebirge. ⓘ
Galerie
Landschaft in Sulaymaniyah ⓘ
Bevölkerung
Heute stellen die Kurden mit 20 bis 25 Prozent der Gesamtbevölkerung (ca. 16 bis 20 Millionen) die größte ethnische Minderheit in der Türkei dar. Auch im Irak stellen die Kurden mit etwa 6 bis 8 Millionen, was ca. 15 bis 20 % der dortigen Bevölkerung entspricht, die größte ethnische Minderheit. Die Kurden im Iran stellen etwa 10 % der Bevölkerung. Die Kurden in Syrien sind die größte nichtarabische Minderheit dort und machen zwischen 2,5 und 5 % der Bevölkerung aus. Die Mehrheit der Kurden sind sunnitische Muslime. Es gibt aber auch Aleviten in der Türkei und Jesiden im Irak, in Syrien und in der Türkei. ⓘ