Hausratte

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Schwarze Ratte
Zeitliche Reichweite: Holozän
Roofrat Hagenbeck 02.jpg
Schutzstatus

Am wenigsten gefährdet (IUCN 3.1)
Wissenschaftliche Klassifizierung bearbeiten
Königreich: Tierreich
Stamm: Chordata
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Nagetiere
Familie: Muridae
Gattung: Rattus
Gattung:
R. rattus
Binomialer Name
Rattus rattus
(Linnaeus, 1758)
Synonyme

Mus rattus Linnaeus, 1758

Die schwarze Ratte (Rattus rattus), auch als Dachratte, Schiffsratte oder Hausratte bekannt, ist ein weit verbreitetes, langschwänziges Nagetier aus der stereotypen Rattengattung Rattus in der Unterfamilie Murinae. Ursprünglich stammt sie wahrscheinlich vom indischen Subkontinent, ist aber inzwischen weltweit verbreitet.

Die schwarze Ratte hat eine schwarze bis hellbraune Farbe mit einer helleren Unterseite. Sie ist ein Allesfresser und ein ernstzunehmender Schädling für Landwirte, da sie sich von einer Vielzahl landwirtschaftlicher Nutzpflanzen ernährt. Manchmal wird sie als Haustier gehalten. In Teilen Indiens gilt sie als heilig und wird im Karni-Mata-Tempel in Deshnoke verehrt.

Systematik

Die Hausratte bildet zahlreiche Unterarten aus, von denen einige weltweit verbreitet sind.

  • Rattus rattus rattus, Nominatform der Hausratte
  • Fruchtratte (Rattus rattus frugivorus)
  • Alexandriner Hausratte (Rattus rattus alexandrinus)
  • Malaiische Hausratte (Rattus rattus diardii)
  • Sawahratte (Rattus rattus brevicaudatus)
  • Rattus rattus domesticus
  • Rattus rattus albus
  • Rattus rattus ater
  • Rattus rattus brookei
  • Rattus rattus caeruleus
  • Rattus rattus chionagaster
  • Rattus rattus flaviventris
  • Rattus rattus fuliginosus
  • Rattus rattus fulvaster
  • Rattus rattus intermedius
  • Rattus rattus jurassicus
  • Rattus rattus latipes
  • Rattus rattus leucogaster
  • Rattus rattus nemoralis
  • Rattus rattus nericola
  • Rattus rattus picteti
  • Rattus rattus ruthenus
  • Rattus rattus sueirensis
  • Rattus rattus sylvestris
  • Rattus rattus tectorum
  • Rattus rattus varius
  • Rattus rattus nezumi
  • Rattus rattus flavipectus

Mus rattus war der von Carl Linnaeus 1758 vorgeschlagene wissenschaftliche Name für die schwarze Ratte.

Merkmale

Schädel der schwarzen Ratte
Vergleich des Körperbaus einer schwarzen Ratte (Rattus rattus) mit dem einer braunen Ratte (Rattus norvegicus)
Skelett der schwarzen Ratte (Museum für Osteologie)

Eine typische erwachsene schwarze Ratte ist 12,75 bis 18,25 cm lang (ohne den 15 bis 22 cm langen Schwanz) und wiegt, je nach Unterart, 75 bis 230 g. Trotz ihres Namens weist die schwarze Ratte mehrere Farbformen auf. In der Regel ist sie schwarz bis hellbraun und hat eine hellere Unterseite. In England wurden in den 1920er Jahren mehrere Varianten gezüchtet und neben den domestizierten braunen Ratten gezeigt. Dazu gehörte auch eine ungewöhnliche grün gefärbte Variante. Die schwarze Ratte hat ebenfalls ein struppiges, schwarzes Fell und ist etwas kleiner als die braune Ratte.

Herkunft und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Hausratte. Ockerfarben – das vermutete ursprüngliche Verbreitungsgebiet

Die Hausratte ist auch als „Schiffsratte“ bekannt, da sie durch den Transport auf Schiffen weltweit verbreitet wurde. Sie kam ursprünglich als Bewohner von wärmeren Felslandschaften im Himalaya, in Süd- und Ostasien vor, passte sich als Kulturfolger dem Leben des Menschen an und wurde durch ihn in alle Welt gebracht.

Besonders auf kleineren pazifischen Inseln mit einem fragilen Ökosystem verdrängte sie nicht nur die einheimische pazifische Ratte (Rattus exulans), sondern rottete auch zahlreiche einheimische Arten, besonders flugunfähige Vögel, aus. Als ihre ursprüngliche Heimat gilt Südindien, von hier gelangte sie durch den bronzezeitlichen Handel nach Persien und ins Zweistromland. Aus Tell Isan Bahriyat (Iran) liegen Nachweise von Rattus rattus aus der Zeit um 1500 v. Chr. vor. Aus dem Zweistromland gelangte sie nach Ägypten und ins östliche Mittelmeergebiet.

Die Verbreitung auf dem afrikanischen und dem europäischen Kontinent erfolgte zunächst wahrscheinlich im Verlauf der Ausweitung des Römischen Reiches und dessen Handel während der römischen Kaiserzeit. Einer 2022 publizierten Studie lag die Analyse von Genomen von Hausratten zugrunde, deren Überreste bei archäologischen Ausgrabungen in Europa und Nordafrika gefunden worden waren und die aus dem 1. bis 17. Jahrhundert stammten. Demnach kam es nach einer ersten Besiedelung Europas während der Römerzeit nach dem Abzug der Römer zu einem Rückgang der Populationen: „Der Rückgang bzw. das Verschwinden der Ratten im frühen Mittelalter ist auch durch archäologische Funde belegt. Den Autorinnen und Autoren zufolge hing dies wahrscheinlich mit dem Zusammenbruch des römischen Wirtschaftssystems zusammen. Aber auch klimatische Veränderungen und die Justinianische Pest im sechsten Jahrhundert könnten eine Rolle gespielt haben.“ Als die Städte und der Fernhandel im Mittelalter wiederauflebten, kam es – ebenfalls genetisch belegbar – zu einer zweiten Ausbreitungswelle der Hausratten in Europa. In Nordafrika hingegen war der Genpool von Ratten aus römischer Zeit noch im 8./9. Jahrhundert vorhanden, eine mögliche zweite Ausbreitungswelle konnte der Studie zufolge wegen zu weniger Ratten-Funde weder bestätigt noch widerlegt werden.

Der älteste Nachweis der Hausratte in Deutschland stammt aus Ladenburg bei Mannheim, aus dem 2. Jahrhundert. Bei Grabungen nahe der Stadt Haithabu wurde das Vorkommen der Hausratte um 1050 belegt, von wo sie sich weiter mit den Schiffen der Wikinger und später der Hanse verbreiten konnte. Frühe Berichte über mittelbar durch Ratten ausgelöste Pestepidemien, beispielsweise die durch Thukydides beschriebene „Pest“ in Athen, werden als indirekter Beleg für die Anwesenheit von Hausratten herangezogen, aber nicht immer sind die Beschreibungen der Symptome eindeutig. In Großbritannien wird eine Pest-Epidemie in Londinium (London) im 2. Jahrhundert n. Chr. als Beleg angeführt; die ältesten Knochenfunde stammen jedoch aus einem Brunnen des 4. oder 5. Jahrhunderts aus Skeldergate, York.

In Europa ist die Zahl der Hausratten heute erneut stark rückgängig. Als ein Grund wird gesehen, dass die Hausratte durch die Wanderratte (Rattus norvegicus) mehr und mehr verdrängt wird, da diese im heutigen Umfeld konkurrenzstärker ist. In Deutschland ist die Hausratte auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Die meisten Nachweise gibt es aus Brandenburg, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt, in anderen Bundesländern bestehen meistens nur kleine Verbreitungsinseln. Möglicherweise wird die Art jedoch mitunter übersehen bzw. mit der Wanderratte verwechselt. Große Populationen der Hausratte kommen nur noch in den Mittelmeerländern vor.

In Großbritannien wurden Knochenreste der schwarzen Ratte aus der normannischen Zeit entdeckt. Die schwarze Ratte kam im prähistorischen Europa und in der Levante während der Nacheiszeit vor. Der genaue Ursprung der schwarzen Ratte ist aufgrund ihres Verschwindens und ihrer Wiederansiedlung ungewiss. Beweise wie DNA und Knochenfragmente deuten darauf hin, dass sie nicht aus Europa stammt, sondern aus Südostasien, möglicherweise aus Malaysia, eingewandert ist. Wahrscheinlich breitete sie sich im Zuge der römischen Eroberung in Europa aus. Möglicherweise kam es zu einer Artbildung, als sie den Südwesten Indiens besiedelte, aus dem die Römer hauptsächlich ihre Gewürze bezogen. Da die schwarze Ratte ein passiver Wanderer ist, könnte sie im Zuge des Handels zwischen Rom und den südwestasiatischen Ländern leicht nach Europa gelangt sein. Die schwarze Ratte im Mittelmeerraum unterscheidet sich genetisch von ihrer südostasiatischen Vorfahrin, da sie 38 statt 42 Chromosomen hat. Sie ist ein widerstandsfähiger Überträger für viele Krankheiten, weil sie so viele infektiöse Bakterien in ihrem Blut aufnehmen kann. Sie spielte eine Hauptrolle bei der Verbreitung von Bakterien, die in Flöhen auf ihrem Körper enthalten sind, wie z. B. das Pestbakterium (Yersinia pestis), das für die Pest von Justinian und den Schwarzen Tod verantwortlich ist.

Eine 2015 veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass auch andere asiatische Nagetiere als Pestreservoire dienten, von denen aus sich die Infektionen über die Handelswege - sowohl auf dem Land- als auch auf dem Seeweg - bis nach Europa verbreiteten. Obwohl die schwarze Ratte in den europäischen Häfen mit Sicherheit ein Überträger der Pest war, deutet die Ausbreitung der Pest über die von Ratten besiedelten Gebiete hinaus darauf hin, dass die Pest auch durch den Menschen verbreitet wurde, nachdem sie Europa erreicht hatte.

Ernährung

Schwarze Ratten gelten als Allesfresser und ernähren sich von einem breiten Spektrum an Nahrungsmitteln, darunter Samen, Früchte, Stängel, Blätter, Pilze und eine Vielzahl von Wirbellosen und Wirbeltieren. Sie sind Generalisten und daher nicht sehr spezifisch in ihren Nahrungsvorlieben, was sich darin zeigt, dass sie dazu neigen, jede Mahlzeit zu fressen, die für Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde angeboten wird. In ihrer Vorliebe für Früchte und Nüsse ähneln sie dem Baumhörnchen. Sie fressen etwa 15 Gramm pro Tag und trinken etwa 15 Milliliter pro Tag. Ihre Nahrung ist sehr wasserhaltig. Sie stellen eine Bedrohung für viele natürliche Lebensräume dar, da sie sich von Vögeln und Insekten ernähren. Sie stellen auch eine Bedrohung für viele Landwirte dar, da sie sich von einer Vielzahl landwirtschaftlicher Kulturen wie Getreide, Zuckerrohr, Kokosnüssen, Kakao, Orangen und Kaffeebohnen ernähren.

Verbreitung und Lebensraum

Die schwarze Ratte stammt ursprünglich aus Indien und Südostasien und verbreitete sich über den Nahen Osten und Ägypten bis ins Römische Reich und erreichte Großbritannien bereits im 1. Die Europäer verbreiteten sie anschließend in der ganzen Welt. Die schwarze Ratte ist wiederum weitgehend auf wärmere Gebiete beschränkt und wurde in kühleren Regionen und städtischen Gebieten von der Wanderratte (Rattus norvegicus) verdrängt. Die braune Ratte ist nicht nur größer und aggressiver, auch der Wechsel von Holzbauten und Strohdächern zu gemauerten und mit Ziegeln gedeckten Gebäuden begünstigte die grabende braune Ratte gegenüber der baumlebenden schwarzen Ratte. Außerdem ernähren sich die braunen Ratten von einer größeren Vielfalt an Nahrungsmitteln und sind widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen.

Schwarze Rattenpopulationen können sich unter bestimmten Umständen exponentiell vermehren, was vielleicht mit dem Zeitpunkt der Fruchtbildung der Bambuspflanze zusammenhängt, und die Anpflanzungen von Subsistenzbauern verwüsten; dieses Phänomen ist in Teilen Indiens als Mautam bekannt.

Man nimmt an, dass die Schwarze Ratte mit der Ersten Flotte nach Australien kam und sich anschließend in vielen Küstenregionen des Landes ausbreitete.

Schwarze Ratten passen sich an ein breites Spektrum von Lebensräumen an. In städtischen Gebieten findet man sie in der Nähe von Lagerhäusern, Wohngebäuden und anderen menschlichen Ansiedlungen. Man findet sie auch in landwirtschaftlichen Gebieten, z. B. in Scheunen und auf Feldern. In städtischen Gebieten leben sie bevorzugt in trockenen oberen Stockwerken von Gebäuden und sind daher häufig in Wandhohlräumen und Zwischendecken zu finden. In der freien Natur leben schwarze Ratten in Klippen, Felsen, auf dem Boden und in Bäumen. Sie sind gute Kletterer und leben bevorzugt in Palmen und Bäumen, z. B. in Kiefern. Ihre Nester sind in der Regel kugelförmig und bestehen aus zerkleinertem Material wie Stöcken, Blättern, anderen Pflanzen und Stoffen. In Abwesenheit von Palmen oder Bäumen können sie sich auch in den Boden eingraben. Schwarze Ratten sind auch in der Nähe von Zäunen, Teichen, Flussufern, Bächen und Stauseen zu finden.

Verhalten und Ökologie

Der Heimbereich bezieht sich auf das Gebiet, in dem sich ein Tier bewegt und den größten Teil seiner Zeit verbringt. Man geht davon aus, dass männliche und weibliche Ratten während des Winters ähnlich große Reviere haben, aber männliche Ratten vergrößern ihr Revier während der Brutzeit. Neben den Unterschieden zwischen Ratten verschiedenen Geschlechts unterscheiden sich die Reviere auch je nach Art des Waldes, in dem die schwarze Ratte lebt. So scheinen die Reviere in den südlichen Buchenwäldern der Südinsel Neuseelands viel größer zu sein als in den Nicht-Buchenwäldern der Nordinsel. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Ratten, die in Studien zum Lebensraum untersucht werden, sind die geschätzten Größen der Lebensräume verschiedener demografischer Gruppen von Ratten nicht schlüssig.

Nistverhalten

Durch den Einsatz von Ortungsgeräten, wie z. B. Funksendern, wurde festgestellt, dass Ratten sowohl in Bäumen als auch am Boden liegende Höhlen bewohnen. Im Puketi Forest in der neuseeländischen Region Northland hat man festgestellt, dass Ratten gemeinsam Höhlen bilden. Ratten scheinen in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen in verschiedenen Gebieten ihres Verbreitungsgebiets zu hausen und nach Nahrung zu suchen. Untersuchungen zeigen, dass die schwarze Ratte in New South Wales bevorzugt in der unteren Laubstreu der Wälder lebt. Es besteht auch ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Höhe der Baumkronen und der Anzahl der Baumstämme und dem Vorkommen von schwarzen Ratten. Diese Korrelation könnte auf die Verteilung des Beutetieraufkommens sowie auf verfügbare Zufluchtsorte für Ratten zurückzuführen sein, die Raubtieren ausweichen. Wie in North Head, New South Wales, festgestellt wurde, besteht eine positive Korrelation zwischen Rattenvorkommen, Laubstreudecke, Baumkronenhöhe und Streutiefe. Alle anderen Lebensraumvariablen wiesen eine geringe bis keine Korrelation auf. Während die braune (norwegische) Ratte, die mit dieser Art verwandt ist, bevorzugt in der Nähe des Bodens eines Gebäudes nistet, bevorzugt die schwarze Ratte die oberen Stockwerke und das Dach. Wegen dieser Angewohnheit hat man sie auch als Dachratte bezeichnet.

Verhalten bei der Nahrungssuche

Die Schwarze Ratte ist in ihrem Verhalten bei der Nahrungssuche flexibel. Sie ist eine räuberische Art und passt sich an verschiedene Mikrolebensräume an. Sie trifft sich oft in unmittelbarer Nähe innerhalb und zwischen den Geschlechtern und sucht gemeinsam nach Nahrung. Sie neigt dazu, nach Sonnenuntergang auf Nahrungssuche zu gehen. Wenn die Nahrung nicht schnell gefressen werden kann, sucht sie sich einen Platz zum Tragen und Horten, um später zu fressen. Obwohl er eine breite Palette von Nahrungsmitteln frisst, ist er ein äußerst selektiver Fresser; nur eine begrenzte Auswahl an Nahrungsmitteln ist vorherrschend. Wird ihm eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln angeboten, frisst er nur eine kleine Auswahl davon. Auf diese Weise lässt sich die Qualität von ganzjährig vorhandener Nahrung wie Blättern sowie von saisonaler Nahrung wie Kräutern und Insekten überwachen. Diese Methode, die sich an einer Reihe von Standards für die Nahrungssuche orientiert, bestimmt letztlich die endgültige Zusammensetzung seiner Mahlzeiten. Durch die Entnahme von Proben der in einem Gebiet verfügbaren Nahrung erhält er außerdem ein dynamisches Nahrungsangebot aufrecht, gleicht seine Nährstoffaufnahme aus und vermeidet eine Vergiftung durch sekundäre Stoffe.

Krankheiten

Schwarze Ratten (oder ihre Ektoparasiten) können eine Reihe von Krankheitserregern übertragen, von denen die Beulenpest (über den orientalischen Rattenfloh), Typhus, die Weilsche Krankheit, Toxoplasmose und Trichinose die bekanntesten sind. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Verdrängung der schwarzen Ratten durch die braunen Ratten zum Rückgang des Schwarzen Todes geführt hat. Diese Theorie wurde jedoch verworfen, da die Zeitpunkte dieser Verdrängungen nicht mit den Zu- und Abnahmen der Pestausbrüche übereinstimmen.

Ratten eignen sich hervorragend als Vektoren für die Übertragung von Krankheiten, da sie Bakterien und Viren in ihrem Körper tragen können. Eine Reihe von bakteriellen Krankheiten sind bei Ratten weit verbreitet, darunter Streptococcus pneumoniae, Corynebacterium kutsheri, Bacillus piliformis, Pasteurella pneumotropica und Streptobacillus moniliformis, um nur einige zu nennen. Alle diese Bakterien können beim Menschen Krankheiten verursachen. In einigen Fällen sind diese Krankheiten unheilbar.

Raubtiere

In Haushalten ist die schwarze Ratte ein Beutetier für Katzen und Eulen. In weniger städtischen Gebieten werden die Ratten von Wieseln, Füchsen und Kojoten gefressen. Diese Raubtiere haben wenig Einfluss auf die Kontrolle der schwarzen Rattenpopulation, da die schwarzen Ratten flinke und schnelle Kletterer sind. Die schwarze Ratte ist nicht nur flink, sondern nutzt auch ihren scharfen Gehörsinn, um Gefahren aufzuspüren und Säugetier- und Vogelfressern schnell zu entkommen.

Als invasive Art

Verursachte Schäden

Nachdem Rattus rattus auf die nördlichen Inseln Neuseelands eingeschleppt worden war, ernährte sie sich von den Setzlingen, was sich negativ auf die Ökologie der Inseln auswirkte. Selbst nach der Ausrottung von R. rattus kann es Jahrzehnte dauern, bis sich die negativen Auswirkungen umkehren. Durch den Verzehr von Seevögeln und Seevogeleiern senken die Ratten den pH-Wert des Bodens. Dies schadet den Pflanzenarten, indem es die Nährstoffverfügbarkeit im Boden verringert und so die Wahrscheinlichkeit der Keimung von Samen verringert. Die von Hoffman et al. durchgeführten Untersuchungen zeigen beispielsweise erhebliche Auswirkungen auf 16 einheimische Pflanzenarten, die direkt von R. rattus befallen werden. Diese Pflanzen wiesen eine negative Korrelation bei der Keimung und dem Wachstum in Gegenwart von schwarzen Ratten auf. Ratten ziehen es vor, in Wäldern nach Nahrung zu suchen. Auf den Ogasawara-Inseln ernähren sie sich von den einheimischen Schnecken und Setzlingen. Bei Schnecken, die in der Laubstreu dieser Inseln leben, wurde nach der Einführung von Rattus rattus ein deutlicher Rückgang der Population festgestellt. Die schwarze Ratte hat eine Vorliebe für Schnecken mit größeren Schalen (über 10 mm), was zu einem starken Rückgang der Populationen von Schnecken mit größeren Schalen führte. Der Mangel an Beutetieren erschwert es der Schnecke, der Ratte auszuweichen.

Komplexer Schädling

Die schwarze Ratte ist ein komplexer Schädling, d. h. ein Schädling, der die Umwelt sowohl auf schädliche als auch auf nützliche Weise beeinflusst. In vielen Fällen geht nach der Einführung der schwarzen Ratte in einem neuen Gebiet die Populationsgröße einiger einheimischer Arten zurück oder stirbt aus. Der Grund dafür ist, dass die schwarze Ratte ein guter Generalist mit einer großen Nahrungsnische und einer Vorliebe für komplexe Lebensräume ist; dies führt zu einem starken Wettbewerb um Ressourcen unter kleinen Tieren. Dies hat dazu geführt, dass die schwarze Ratte viele einheimische Arten auf Madagaskar, den Galapagosinseln und den Florida Keys vollständig verdrängt hat. In einer Studie von Stokes et al. wurde festgestellt, dass Lebensräume, die für die einheimische australische Buschratte (Rattus fuscipes) geeignet sind, häufig von der schwarzen Ratte erobert werden und schließlich nur noch von der schwarzen Ratte bewohnt werden. Beim Vergleich der Häufigkeit dieser beiden Rattenarten in verschiedenen Mikrohabitaten wurde festgestellt, dass beide von Störungen des Mikrohabitats betroffen sind, die schwarze Ratte jedoch in Gebieten mit starken Störungen am häufigsten vorkommt; dies deutet darauf hin, dass sie sich besser ausbreiten kann.

Obwohl die schwarze Ratte dazu neigt, einheimische Arten zu verdrängen, kann sie auch dazu beitragen, die Populationszahlen von Arten zu erhöhen und die Artenvielfalt zu erhalten. Die Buschratte, ein häufiger Überträger von Trüffelsporen, ist in vielen Mikrohabitaten Australiens ausgerottet worden. Fehlt ein Überträger, ist mit einem Rückgang der Vielfalt der Trüffelarten zu rechnen. In einer Studie in New South Wales, Australien, wurde festgestellt, dass die Buschratte zwar eine Vielzahl von Trüffelarten verzehrt, die schwarze Ratte jedoch ebenso viele der verschiedenen Pilze verzehrt wie die einheimischen Tiere und ein wirksamer Vektor für die Sporenverbreitung ist. Da die schwarze Ratte nun viele der Mikrohabitate besetzt, die früher von der Buschratte bewohnt wurden, spielt sie eine wichtige ökologische Rolle bei der Verbreitung von Pilzsporen. Durch die Ausrottung der schwarzen Rattenpopulationen in Australien würde die Pilzvielfalt zurückgehen, was möglicherweise mehr schadet als nützt.

Bekämpfungsmethoden

Um die einheimischen Arten wie Kokako und Mohua in Neuseeland zu erhalten, wurden groß angelegte Rattenbekämpfungsprogramme durchgeführt, um die Bestände der invasiven Raubtiere auf einem konstanten Niveau zu halten. Pestizide wie Pindon und 1080 (Natriumfluoracetat) werden in der Regel aus der Luft per Hubschrauber versprüht, um die Rattenpopulationen auf den Inseln zu bekämpfen, die von invasiven Ratten befallen sind. Auch Köder wie Brodifacoum werden zusammen mit Farbstoffen (die Vögel davon abhalten sollen, die Köder zu fressen) eingesetzt, um Ratten zu Versuchs- und Verfolgungszwecken zu töten und zu identifizieren. Eine weitere Methode zur Aufspürung von Ratten ist der Einsatz von verdrahteten Käfigfallen, die zusammen mit Ködern wie Haferflocken und Erdnussbutter verwendet werden, um Ratten zu markieren und aufzuspüren und so die Populationsgröße durch Methoden wie Mark-Recapture und Radio-Tracking zu bestimmen. Spürtunnel (Kernflötentunnel, die eine eingefärbte Karte enthalten) sind ebenfalls gängige Überwachungsgeräte, ebenso wie Kaukarten mit Erdnussbutter. Mit Hilfe von Giftbekämpfungsmethoden lassen sich Rattenpopulationen wirksam auf eine nicht bedrohliche Größe reduzieren, aber die Rattenpopulationen erreichen oft innerhalb weniger Monate wieder ihre normale Größe. Abgesehen von ihrem äußerst anpassungsfähigen Futtersuchverhalten und ihrer schnellen Vermehrung sind die genauen Mechanismen für ihren Wiederanstieg unklar und werden noch untersucht.

Im Jahr 2010 starteten die Sociedad Ornitológica Puertorriqueña (Puertoricanische Vogelgesellschaft) und der Ponce Yacht and Fishing Club eine Kampagne zur Ausrottung der schwarzen Ratte auf den Inseln Isla Ratones (Mäuseinsel) und Isla Cardona (Cardona-Insel) vor der Gemeinde Ponce, Puerto Rico.

Rückgang der Population

Die Populationen von Rattus rattus waren in Großbritannien weit verbreitet, begannen aber nach der Einführung der Wanderratte im 18. Bis ins späte 19. Jahrhundert waren R. rattus-Populationen in Seehäfen und Großstädten weit verbreitet, sind aber aufgrund von Maßnahmen zur Nagetierbekämpfung und Hygiene zurückgegangen. Die Shiant-Inseln auf den Äußeren Hebriden in Schottland werden oft als die letzte noch verbliebene Wildpopulation von R. rattus in Großbritannien genannt, aber es gibt auch Hinweise darauf, dass Populationen auf anderen Inseln (z. B. Inchcolm) und in bestimmten Gebieten auf dem britischen Festland überleben. Jüngste Daten des National Biodiversity Network zeigen Populationen im gesamten Vereinigten Königreich, insbesondere in Häfen und Hafenstädten. Dies wird durch anekdotische Aufzeichnungen aus London und Liverpool bestätigt.

Seit dem Winter 2015 läuft das Shiant Isles Recovery Project (eine gemeinsame Initiative von RSPB und Scottish Natural Heritage) zur Ausrottung der Rattus rattus-Populationen auf den Inseln.

Verhalten

Hausratte

Die Hausratte ist nur in kälteren Regionen an menschliche Siedlungen gebunden, wo sie bevorzugt in trockenen Wohn- und Vorratsgebäuden (insbesondere in oberen Geschossen), aber auch in Kellern und Ställen lebt. Im Freiland sucht sie sich sehr unterschiedliche Schlupfwinkel und baut dort ihr Nest. Die Hausratte ist sowohl tag- als auch nachtaktiv. Als soziales Tier lebt sie in Gruppen, die fünfzig und mehr Individuen umfassen können. Feste Wechsel werden mit Urin markiert, die Reviere gegen andere Hausratten verteidigt. Sie bevorzugt pflanzliche Kost wie Getreide, Früchte, Samen und Wurzeln. Tierische Nahrung wie Wirbellose, Eier, Mäuse oder Fische nimmt sie nur selten zu sich. Als Allesfresser kann sie sich jedoch notfalls, z. B. bei Fehlen von pflanzlicher Nahrung, auf tierische Nahrungsquellen umstellen.

Die Fortpflanzung findet unter günstigen Bedingungen ganzjährig statt und die Tragzeit beträgt 21 bis 23 Tage. Pro Wurf werden ca. 8 bis 15 blinde und nackte Junge geboren, die nach sechs Wochen selbstständig werden und die Geschlechtsreife im Alter von ca. vier bis sechs Monaten erreichen.

Erbeutet werden Hausratten beispielsweise von Hunden, Katzen, Steinmardern, Iltissen, Hermelinen und Eulen.

In den vergangenen Jahrhunderten wurde im deutschsprachigen Raum wiederholt der Fund von sogenannten "Rattenkönigen" behauptet, d. h. angeblich ohne menschliches Zutun entstandene, an den Schwänzen zusammengeknotete Bündel von Tieren.

Gefährdungsstatus

Deutschland

Die Hausratte ist in der Roten Liste Deutschlands (2009) aufgrund des starken Rückgangs der Bestände als vom Aussterben bedroht eingestuft. Sie gilt als extrem selten.

Gefährdungsstatus in den einzelnen Bundesländern:

Status Rote Liste der Hausratte in den Bundesländern
Bundesland Status RL
BB Brandenburg * ungefährdet
BE Berlin * ungefährdet
BW Baden-Württemberg D Datenlage defizitär
BY Bayern nicht bewertet
HB Bremen 1 Vom Aussterben bedroht
HE Hessen 0 Ausgestorben oder verschollen
HH Hamburg 1 Vom Aussterben bedroht
MV Mecklenburg-Vorpommern * ungefährdet
NI Niedersachsen 1 Vom Aussterben bedroht
NW Nordrhein-Westfalen 0 Ausgestorben oder verschollen
RP Rheinland-Pfalz * ungefährdet
SH Schleswig-Holstein 1 Vom Aussterben bedroht
SL Saarland * ungefährdet
SN Sachsen 2 Stark gefährdet
ST Sachsen-Anhalt D Datenlage defizitär
TH Thüringen 1 Vom Aussterben bedroht

Schadwirkung

Die wenig spezialisierten, sehr anpassungsfähigen freilebenden Tiere gelten gemeinhin als Nahrungsmittelschädlinge.

Als Krankheitsüberträger

Dadurch, dass der Rattenfloh (Xenopsylla cheopis) auch die Hausratte als Wirt parasitiert, wird der Erreger der Pest, das Bakterium Yersinia (Pasteurella) pestis, auch von ihr und durch sie verbreitet. Diese Bedeutung in Bezug auf die Seuche erlangt sie dadurch, dass der Rattenfloh von erkrankten Ratten auf den Menschen überwechselt und umgekehrt. Weiterhin kommen freilebende Hausratten auch als mechanische Vektoren für die verschiedensten Krankheitserreger in Betracht.

Als Erregerwirt

Freilebende Hausratten sind neben anderen kleinen Nagern ebenfalls Reservoirwirte für diverse Borrelienarten (Bakterien), die dann von Vektoren wie z. B. auch schon in Vorgärten vorkommenden Zecken auf Tier und Mensch übertragen werden können.