Bauchnabel
Der Bauchnabel oder Nabel (lateinisch Umbilicus, griechisch Omphalos, lateinisch auch Anulus umbilicalis, wörtlich der Nabelring) entsteht bei allen Plazentatieren (höheren Säugetieren, aber nicht bei Beuteltieren) nach ihrer Geburt. Er ist jedoch außer bei Primaten einschließlich des Menschen kaum zu erkennen. Es ist die Stelle mittig auf der Vorderseite des Bauchs, an der während der Schwangerschaft beim Heranwachsen im Mutterleib die Nabelschnur herausgewachsen ist, die über die Plazenta die für das Leben und Wachstum notwendigen Stoffe mit dem Blutkreislauf der Mutter austauscht. ⓘ
Nach der Geburt und dem Entfernen der Nabelschnur verwächst der Bauchnabel und verschließt sich. Er kann als einzige physiologische Narbe bezeichnet werden, da es sich bei der Nabelschnur um Gewebe des Embryos, nicht der Mutter, handelt. ⓘ
Nabel ⓘ | |
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Einzelheiten | |
Vorläufer | Nabelschnur Ductus venosus |
Arterie | Arterie der Nabelschnur |
Vene | Umbilikalvene |
Bezeichnungen | |
Lateinisch | Umbilicus |
Anatomische Terminologie (Bearbeiten auf Wikidata) |
Der Nabel (klinisch als Umbilicus, gemeinhin als Bauchnabel bezeichnet) ist ein vorstehender, flacher oder ausgehöhlter Bereich am Bauch an der Ansatzstelle der Nabelschnur. Alle plazentalen Säugetiere haben einen Nabel. ⓘ
Aufbau
Der Nabel dient der visuellen Unterteilung des Bauches in Quadranten. ⓘ
Der Nabel ist eine markante Narbe auf dem Bauch, wobei seine Position bei allen Menschen relativ einheitlich ist. Die Haut um die Taille in Höhe des Nabels wird durch den zehnten thorakalen Spinalnerv (T10-Dermatom) versorgt. Der Nabel selbst liegt typischerweise auf einer vertikalen Ebene, die der Verbindung zwischen den Wirbeln L3 und L4 entspricht, wobei es bei Menschen eine normale Variation zwischen den Wirbeln L3 und L5 gibt. ⓘ
Zu den Teilen des erwachsenen Nabels gehört auch der "Nabelschnurrest" oder die "Nabelspitze", eine oft hervorstehende Narbe, die durch die Abtrennung der Nabelschnur entstanden ist. Sie befindet sich in der Mitte des Nabels und wird manchmal auch als Bauchnabel bezeichnet. Um den Nabelschnurrest herum befindet sich der "Nabelkragen", der aus dem dichten faserigen Nabelring besteht. Um den Nabelkragen herum befindet sich die periumbilikale Haut. Direkt hinter dem Nabel befindet sich ein dicker faseriger Strang, der aus der Nabelschnur gebildet wird, der so genannte Urachus, der von der Blase ausgeht. ⓘ
Formen
Der Nabel ist bei jedem Menschen einzigartig, da er eine Narbe ist, und die Mediziner haben verschiedene allgemeine Formen klassifiziert. ⓘ
- Nabel: Ein Nabel, der aus der Nabelspitze besteht, die über die periumbilikale Haut hinausragt, ist ein Outie. Im Grunde genommen jeder Nabel, der nicht konkav ist.
- Swirly/Spiral: Eine seltene Form, bei der die Nabelschnurnarbe eine Spiralform bildet.
- Gespalten: Die vorstehende Nabelschnurnarbe erstreckt sich nach außen, ist aber durch einen Spalt, der teilweise oder ganz durch die Nabelschnurnarbe verläuft, in zwei Hälften gespalten. Diese Form ähnelt im Aussehen einer Kaffeebohne.
- Vorwölbung: Der Nabelschnurrest ist vollständig gespalten, so dass die gesamte Nabelnarbe sichtbar wird.
- Ringel: Obwohl der gesamte Nabelschnurrest mit dem Nabelkragen herausragt, ist die Mitte des Knotens durch einen tiefen Riss eingeschnitten. Im Gegensatz zu einem Split-Outie ist die Fissur bei dieser Form in der Mitte enthalten und reicht in keiner Richtung über den Nabelschnurrest hinaus, ähnlich wie bei einem Donut".
- Innie: Ein Nabel, bei dem die Nabelspitze nicht über die periumbilikale Haut hinausragt. Jeder Nabel, der konkav ist.
- Rund: Runde Nabel sind vollständig kreisförmig und haben keine Kapuze.
- Vertikal: Einige Nabel haben die Form einer länglichen Mulde, die parallel zur Linea alba verläuft.
- Oval: Bei dieser Form gibt es drei Varianten: obere Haube, untere Haube, keine Haube.
- T-förmig: Wie der Name schon sagt, hat die Narbe die Form eines T und kann in unterschiedlichem Ausmaß eine obere Wölbung aufweisen.
- Horizontal: Die Narbe ist am wenigsten sichtbar, da sich die natürlichen Linien der Sehnenübergänge über die Narbe falten.
- Verzerrt: Jeder Nabel, der nicht gut in eine der anderen Kategorien passt. ⓘ
Nahaufnahme eines weiblichen Nabels ⓘ
Bauchnabel beim Menschen
Es gibt verschiedene optische Erscheinungsformen von Bauchnabeln. Die Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab: genetischen Gegebenheiten, Beschaffenheit der Bauchmuskulatur, Umgang mit dem Bauchnabel nach der Geburt, körperlichen Belastungen etc. Grundsätzlich unterschieden werden kann der konvex tellerartig nach außen gestülpte Nabel und der häufigere nach innen gekehrte Nabel. Der nach innen gekehrte kann gleichmäßige konzentrische Falten im Innern aufweisen, zwei backenartige aufeinander zugehende Auswölbungen oder unregelmäßige Verwachsungen. Bei ausgeprägterem Bauch erscheint er als größere Vertiefung. ⓘ
Medizinisch relevant wird der Bauchnabel bei Entzündungen, ausgelöst z. B. durch mangelnde Hygiene oder bei Nabelbrüchen (Hernie). Ein Nabelbruch macht einen Arztbesuch ratsam, da Bauchorgane sich im Nabelbruch einklemmen können. Während ein im Säuglingsalter bestehender Nabelbruch meist in den ersten Lebensjahren verwächst, verschwinden über das Pubertätsalter hinaus bestehende Nabelbrüche nicht mehr. ⓘ
Minimalinvasive Operationsverfahren verwenden im Rahmen einer laparoskopischen Einzelzugangchirurgie häufig den Bauchnabel, um Instrumente über einen Adapter in den Bauchraum des Patienten einzuführen. Zwar sind die kosmetischen Folgen dieses Eingriffes im Sinne des Patienten, allerdings dauern derartige Schlüsselloch-OPs länger und die Bewegungsfreiheit für die chirurgischen Instrumente ist eingeschränkt. Ob ein Eingriff durch den Bauchnabel erfolgt, hängt somit von der individuellen Einschätzung des Operateurs ab. ⓘ
Der weibliche Bauchnabel gilt weithin als erotisches Symbol. So war es gemäß dem Hays Code in Hollywood-Produktionen bis Mitte der 1970er-Jahre nicht gestattet, den Bauchnabel von Schauspielerinnen zu zeigen. Bauchfreie Oberteile waren zwar grundsätzlich erlaubt, der Nabel musste dabei aber verborgen werden. So kam es, dass die Hauptdarstellerin der US-Serie Bezaubernde Jeannie, Barbara Eden, ihren Nabel stets durch ihr Outfit zu verdecken hatte. ⓘ
Störungen
Nabelbrüche werden manchmal mit Nabelbrüchen verwechselt; sie haben jedoch eine völlig andere Form und sind im Gegensatz zu Nabelbrüchen gesundheitlich unbedenklich. Der Nabel (genauer gesagt die Bauchdecke) wird als Nabelbruch bezeichnet, wenn die Ausstülpung 5 Zentimeter oder mehr beträgt. Der Durchmesser eines Nabelbruchs beträgt in der Regel einen halben Zentimeter oder mehr. Nabel, die konkav sind, werden als "Innies" bezeichnet. Während die Form des menschlichen Nabels durch langfristige Veränderungen in der Ernährung und Bewegung beeinflusst werden kann, können unerwartete Formveränderungen das Ergebnis von Aszites sein. ⓘ
Neben der Formveränderung, die eine mögliche Nebenwirkung von Aszites und Nabelbrüchen ist, kann der Nabel auch an einem Nabelsinus oder einer Fistel beteiligt sein, was in seltenen Fällen zu Menstruations- oder Fäkalausfluss aus dem Nabel führen kann. Menstruationsausfluss aus dem Nabel ist eine seltene Erkrankung im Zusammenhang mit Nabelendometriose. ⓘ
Andere Erkrankungen
- Omphalitis, eine entzündliche Erkrankung des Nabels beim Neugeborenen, die in der Regel durch eine bakterielle Infektion verursacht wird.
- Omphalophobie ist die Angst vor dem Bauchnabel. Menschen, die unter Omphalophobie leiden, haben Angst vor Bauchnabeln - vor ihren eigenen oder in manchen Fällen auch vor denen anderer. Sie mögen es nicht, wenn ihr Bauchnabel berührt wird (oder sogar, wenn andere Menschen ihn berühren). Manchmal reicht schon der Anblick eines Bauchnabels aus, um Ekel oder Angst zu empfinden. ⓘ
Operation
Um die Narbenbildung so gering wie möglich zu halten, wird der Nabel als Schnittstelle für verschiedene Operationen empfohlen, z. B. für die transgastrische Appendektomie, die Gallenblasenoperation und die Nabelplastik selbst. ⓘ
Mode, Gesellschaft und Kultur
Die Entblößung der männlichen und weiblichen Körpermitte und des Nabels in der Öffentlichkeit wurde in der Vergangenheit in westlichen Kulturen zeitweise als Tabu betrachtet, da sie als unbescheiden oder unanständig galt. Die Entblößung des weiblichen Bauchnabels war in einigen Ländern verboten, doch hat sich die Wahrnehmung in der Gesellschaft dahingehend geändert, dass dies heute akzeptabel ist. Das Crop-Top ist ein Hemd, das oft den Bauchnabel entblößt, und ist bei jungen Männern und Frauen immer häufiger anzutreffen. Die Entblößung des männlichen Nabels wurde selten stigmatisiert und ist in den letzten Jahren aufgrund des starken Wiederauflebens des männlichen Crop Tops und des männlichen Nabelpiercings besonders beliebt geworden. Auch in Bikinis oder beim Tragen von tief sitzenden Hosen sind Nabel und Bauchnabel häufig zu sehen. ⓘ
Während der Westen bis in die 1980er Jahre relativ resistent gegenüber nabelfreien Kleidern war, ist dies bei indischen Frauen seit langem Mode und wird oft mit Saris oder Lehengas zur Schau gestellt. ⓘ
Die Japaner haben seit langem eine besondere Wertschätzung für den Nabel. Während der frühen Jōmon-Periode in Nordjapan wurden drei kleine Kugeln, die die Brüste und den Nabel darstellen, auf flache Tonobjekte geklebt, um den weiblichen Körper zu repräsentieren. Der Nabel wurde übertrieben groß dargestellt, weil man glaubte, dass der Nabel das Zentrum symbolisiert, in dem das Leben beginnt. ⓘ
In der arabisch-levantinischen Kultur ist der Bauchtanz eine beliebte Kunstform, die aus Tanzbewegungen besteht, die sich auf den Oberkörper und den Nabel konzentrieren. ⓘ
Im Buddhismus und Hinduismus wird das Chakra des Nabels als Manipura bezeichnet. Im Qigong gilt der Nabel als das Hauptenergiezentrum oder Dantian. Im Hinduismus wird die Kundalini-Energie manchmal als am Nabel befindlich beschrieben. ⓘ
Japanische Frauen, die beim Yosakoi Matsuri 2006 in Kōchi einen traditionellen japanischen Tanz Yosakoi in nabelfreien Kleidern aufführen ⓘ
Nabelanomalien und -erkrankungen
Nabelanomalien
Als Nabelanomalie wird eine angeborene Störung im Bereich des Nabels bezeichnet.
- Amnionnabel: Hier greift die Amnionhülle auf die Bauchhaut über, sodass nach Abfall der Nabelschnur ein rundlicher Hautdefekt entsteht, der granuliert und damit in der Regel komplikationslos abheilt.
- Haut- oder Fleischnabel: Hier tritt der umgekehrte Fall ein: Die Bauchhaut erstreckt sich auf die Nabelschnur, sodass sich nach deren Abfall ein stumpfförmiger Nabel bildet und dieser das Hautniveau mehr oder weniger deutlich überragt. ⓘ
Bei Siamesischen Zwillingen kann es zu einem Zusammenwachsen der Kinder im Bereich des Nabels kommen. Diese Doppelfehlbildung wird als Omphalopagos bezeichnet. ⓘ
Nabelblutung
Klassifikation nach ICD-10 ⓘ | |
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P38 | Omphalitis beim Neugeborenen mit oder ohne leichte Blutung |
P51 | Nabelblutung beim Neugeborenen |
P51.0 | Massive Nabelblutung beim Neugeborenen |
P51.8 | Sonstige Nabelblutungen beim Neugeborenen |
P51.9 | Nabelblutung beim Neugeborenen, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Nabelblutung bei Neugeborenen – ICD-10: P51 – stellt in der Regel ein minder schwerwiegendes Ereignis dar, bei dem es zu einer Blutung aus dem noch nicht epithelialisierten Nabelgrund kommt. Besteht die Ursache im Sich-Lösen der Nabelligatur, wird dies als P51.8 eingeordnet. Schwerwiegende (massive) Nabelblutungen müssen weiterer Abklärung zugeführt werden. Ursächlich sind eine Gerinnungsstörung oder abnorme Druckverhältnisse in den Nabelschnurgefäßen, wie sie bei Herzfehlern vorkommen können. Eine Nabelblutung aufgrund einer entzündeten Nabelschnur (Omphalitis) wird unter P38 eingeordnet. ⓘ
Schwangerschaft
Während des dritten Schwangerschaftsdrittels stülpt sich der Nabel häufig nach außen, kehrt aber nach der Geburt meist in die ursprüngliche Stellung zurück. ⓘ
Nabelbruch
Als Nabelbruch wird ein meist beschwerdefreier, ständig nach außen gewölbter Nabel bezeichnet, durch den Eingeweide aus dem Körper ragen. Aus kosmetischen Gründen finden gelegentlich chirurgische Eingriffe zur Anpassung an das „Normbild“ statt. ⓘ
Krätze
Die geschützte, warme Nabelhöhle wird gerne von Krätzmilben aufgesucht. ⓘ
Sister-Mary-Joseph-Knoten
Ein tastbarer, neu aufgetretener und oft schmerzhafter Knoten am Nabel kann eine Metastase eines Malignoms der Bauchhöhle sein – bei Magenkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs u. Ä. Die Ausbreitung erfolgt dabei direkt über die Bauchhöhle, etwa bei einer Peritonealkarzinose, oder auf lymphatischem Wege. ⓘ
Sister Mary Joseph war eine Ordensschwester und hieß bürgerlich Julia Dempsey (geb. 14. Mai 1856, gest. 29. März 1939). Sie war langjährige chirurgische Assistentin von William James Mayo im Saint Marys Hospital in Rochester, Minnesota, und wies auf den Zusammenhang dieser Knoten mit Bauchmalignomen hin. Die Benennung nach Sr. Mary Joseph geht auf einen Artikel von Hamilton Bailey aus dem Jahr 1949 zurück. ⓘ
Bauchnabelschmuck
Zum Schmücken des Bauchnabels verwendet man seit Ende des 20. Jahrhunderts in den westlichen Industrieländern Piercings, meistens aus einer hautverträglichen Metalllegierung. Aus frühen und archaischen Kulturen sind ähnliche Verzierungen bekannt. ⓘ
Schönheitsoperation (Umbilicoplastik)
Bauchnabelkorrekturen werden als Schönheitsoperation angeboten. Während die Form des Bauchnabels bei der Geburt bestimmt wird, kann sie sich im Laufe der Zeit aufgrund von zum Beispiel Schwangerschaft und Gewichtsveränderungen ändern. Die plastische Chirurgie bietet ein Verfahren namens Umbilicoplastik an, mit welcher die vorherige Form des Bauchnabels wieder hergestellt oder gemäß Patientenwünschen verändert werden kann. ⓘ