Schleichkatzen
Viverridae | |
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Viverriden, darunter (von oben links nach unten rechts), Arten von Paradoxurus, Genetta, Paguma und Arctictis | |
Wissenschaftliche Klassifizierung | |
Königreich: | Animalia |
Stamm: | Chordata |
Klasse: | Säugetiere |
Ordnung: | Fleischfresser |
Unterordnung: | Feliformia |
Unterordnung: | Viverroidea |
Familie: | Viverridae Gray, 1821 |
Typusgattung | |
Viverra Linnaeus, 1758
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Gattungen | |
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Die Viverridae sind eine Familie von kleinen bis mittelgroßen, feliden Säugetieren. Die Viverriden (/vaɪˈvɛrɪdz/) umfassen 33 Arten in 14 Gattungen. Diese Familie wurde 1821 von John Edward Gray benannt und erstmals beschrieben. Viverriden kommen in ganz Afrika, Südeuropa sowie in Süd- und Südostasien vor, auch jenseits der Wallace-Linie. Ihr Vorkommen in Sulawesi und auf einigen der angrenzenden Inseln zeigt, dass sie alte Bewohner der Tropen der Alten Welt sind. ⓘ
Schleichkatzen ⓘ | ||||||||||||
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Eine Auswahl von Schleichkatzen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Viverridae | ||||||||||||
Gray, 1821 |
Die Schleichkatzen (Viverridae) sind eine Familie der Katzenartigen. Es sind kleine bis mittelgroße Raubtiere, die mit rund 35 Arten in Afrika und Eurasien vertreten sind. ⓘ
Merkmale
Viverriden haben vier oder fünf Zehen an jedem Fuß und halb einziehbare Krallen. Sie haben sechs Schneidezähne in jedem Kiefer und Backenzähne mit zwei knollenförmigen Schleifern hinten im Oberkiefer und einem im Unterkiefer. Die Zunge ist rau mit scharfen Stacheln. Unter dem Anus befindet sich ein Beutel oder eine Drüse, aber es gibt keinen Blinddarm. ⓘ
Die Viverriden sind die primitivste aller Familien der feliformen Carnivora und deutlich weniger spezialisiert als die Felidae. In den äußeren Merkmalen unterscheiden sie sich von den Felidae durch die längere Schnauze und das Büschel von Gesichtsvibrissen zwischen den Unterkieferknochen sowie durch die kürzeren Gliedmaßen und den fünfzehigen Hinterfuß, bei dem der erste Finger vorhanden ist. Der Schädel unterscheidet sich durch die Lage der Foramina postpalatina am Oberkiefer, die fast immer weit vor der Sutura maxillopalatina und gewöhnlich auf der Höhe des zweiten Prämolaren liegen, und durch die deutliche äußere Teilung des Bulla auditiva in seine beiden Elemente, entweder durch eine deutliche Furche oder, wenn diese selten verwischt ist, durch die Vertiefung des Trommelfells vor dem geschwollenen Entotympanon. Die typische Zahnformel lautet: 3.1.4.23.1.4.2, aber die Anzahl kann reduziert sein, wenn auch nie in demselben Ausmaß wie bei den Felidae. ⓘ
Die fleischschneidenden Karnassialzähne sind im Vergleich zu denen der anderen felidenartigen Fleischfresser relativ unterentwickelt. Die meisten Viverrida-Arten haben einen Penisknochen (Baculum). ⓘ
Schleichkatzen erinnern auf den ersten Blick an Katzen, sind aber oft durch die lange Schnauze, die langgestreckten Körper und die kurzen Gliedmaßen von diesen unterschieden. Ihr Fell ist häufig durch eine mit Bändern und Flecken versehene Fellzeichnung charakterisiert, es gibt aber auch einfarbige Arten. Der Kopf ist langgestreckt, die spitze Schnauze beherbergt 32 bis 40 Zähne. Die Ohren sind klein und oft zugespitzt. Die kurzen Beine enden meist in fünf Zehen, die Krallen können eingezogen werden. Der Schwanz ist in den meisten Fällen lang, oft buschig und mit Querstreifen oder anderen Musterungen versehen. Ein weiteres Merkmal vieler Arten sind die Perianaldrüsen, die ein streng riechendes Sekret verspritzen können, um ihr Revier zu markieren oder Feinde abzuwehren. ⓘ
Schleichkatzen erreichen je nach Art eine Kopf-Rumpf-Länge von 35 bis 95 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 13 bis 90 Zentimeter und ein Gewicht von 0,6 bis 20 Kilogramm. ⓘ
Klassifizierung
Lebende Arten
Im Jahr 1821 definierte Gray diese Familie als aus den Gattungen Viverra, Genetta, Herpestes und Suricata bestehend. Später definierte Reginald Innes Pocock die Familie neu, da sie eine große Anzahl hoch diversifizierter Gattungen enthält und in mehrere Unterfamilien unterteilt werden kann, die sich hauptsächlich auf die Struktur der Füße und einiger hochspezialisierter, von der Haut abgeleiteter Duftdrüsen stützen, die bei den meisten Arten vorhanden sind und sich in der Region der äußeren Geschlechtsorgane befinden. Er ordnete die Unterfamilien Hemigalinae, Paradoxurinae, Prionodontinae und Viverrinae den Viverridae unter. ⓘ
Im Jahr 1833 beschrieb Edward Turner Bennett die madagassische Fossa (Cryptoprocta ferox) und ordnete die Cryptoprocta den Viverridae unter. Eine molekulare und morphologische Analyse auf der Grundlage von DNA/DNA-Hybridisierungsexperimenten legt nahe, dass Cryptoprocta nicht zu den Viverridae gehört, sondern ein Mitglied der Eupleridae ist. ⓘ
Die Afrikanische Palmzibetkatze (Nandinia binotata) ähnelt den Zibetkatzen der Viverridae, ist aber genetisch verschieden und gehört zu einer eigenen monotypischen Familie, den Nandiniidae. Es ist unbestritten, dass es sich bei den Poiana-Arten um Viverridae handelt. ⓘ
DNA-Analysen auf der Grundlage von 29 Carnivora-Arten, darunter 13 Viverrinae-Arten und drei Arten, die Paradoxurus, Paguma und Hemigalinae repräsentieren, bestätigten Pococks Annahme, dass der afrikanische Linsang Poiana die Schwestergruppe der Gattung Genetta darstellt. Die Stellung von Prionodon als Schwestergruppe der Familie Felidae wird nachdrücklich unterstützt, und es wurde vorgeschlagen, die asiatischen Linsangs in die monogenerische Familie Prionodontidae zu stellen. ⓘ
Unterfamilie | Gattung | Art | Bild der Typusart |
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Viverrinae | Viverra Linnaeus, 1758 |
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Viverricula Hodgson, 1838 | Kleine indische Zibetkatze (V. indica) (Geoffroy Saint-Hilaire, 1803) | ||
Civettictis Pocock, 1915 | Afrikanische Zibetkatze (C. civetta) (Schreber, 1776) | ||
Hemigalinae Gray, 1864 | |||
Hemigalus Jourdan, 1837 | Gebänderte Palmenzibetkatze (H. derbyanus) Jourdan, 1837 | ||
Cynogale Gray, 1836 | Otterzibetmaus (C. bennettii) Gray, 1836 | ||
Diplogale Thomas, 1912 | Palmenzibetmaus (D. hosei) (Thomas, 1892) | ||
Makrogalidie Schwarz, 1910 | Sulawesi-Palmenzibet (M. musschenbroekii) (Schlegel, 1877) | ||
Chrotogale Thomas, 1912 | Owstons Zibetkatze (C. owstoni) Thomas, 1912 | ||
Paradoxurinae Gray, 1864 | Paradoxurus Cuvier, 1822 |
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Arctictis Temminck, 1824 | Binturong (A. binturong) (Raffles, 1822) | ||
Paguma Gray, 1831 | Maskierter Palmzibet (P. larvata) (Smith, 1827) | ||
Arctogalidia Merriam, 1897 | Kleingezähnter Palmzibet (A. trivirgata) (Gray, 1832) | ||
Genettinae | Ginsterkatze Cuvier, 1816 |
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Poiana Gray, 1864 |
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Schleichkatzen sind nahe verwandt mit den Mangusten (Herpestidae), die früher zu dieser Familie gerechnet wurden, heute aber von diesen als separate Familie abgetrennt betrachtet werden. Sie gehören innerhalb der Raubtiere zu den Katzenartigen. ⓘ
Die Schleichkatzen lassen sich folgendermaßen in Unterfamilien und Gattungen einteilen:
- Unterfamilie Zibetkatzen (Viverrinae)
- Afrikanische Zibetkatze (Civettictis civetta)
- Asiatische Zibetkatzen (Viverra), 4 Arten
- Kleine Indische Zibetkatze (Viverricula indica)
- Unterfamilie Genettinae
- Ginsterkatzen (Genetta), 15 Arten
- Pojanas oder Afrikanische Linsangs (Poiana), 2 Arten
- Unterfamilie Palmenroller (Paradoxurinae)
- Binturong (Arctictis binturong)
- Streifenroller (Arctogalidia trivirgata)
- Sulawesi-Roller (Macrogalidia musschenbroekii)
- Larvenroller (Paguma larvata)
- Musangs (Paradoxurus), 5 Arten
- Unterfamilie Bänder- und Otterzivetten (Hemigalinae)
- Fleckenroller (Chrotogale owstoni)
- Otterzivette (Cynogale bennettii)
- Schlichtroller (Diplogale hosei)
- Bänderroller (Hemigalus derbyanus) ⓘ
Der Pardelroller, der früher zu den Schleichkatzen gerechnet wurde, gilt heute als Vertreter einer eigenen Familie, Nandiniidae. Ebenso bilden die Linsangs (Prionodon) heute eine eigenständige Familie, Prionodontidae. Auch mehrere Arten aus Madagaskar, namentlich Fossa, Falanuk und Fanaloka, zählen heute nicht mehr zu den Schleichkatzen, sondern werden unter Madagassische Raubtiere (Eupleridae) geführt. ⓘ
Viverricula indica ⓘ
Phylogenie
Die phylogenetischen Beziehungen der Viverridae sind im folgenden Kladogramm dargestellt:
ⓘViverridae |
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Ausgestorbene Arten
Unterfamilie | Gattung | Art ⓘ |
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Viverrinae | Viverra Linnaeus, 1758 | Leakey-Zibetkatze (V. leakeyi) Leakey, 1982 |
Semigenetta Helbing 1927 |
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Paradoxurinae | Kichechia Savage, 1965 |
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Tugenictis Morales & Pickford, 2005 | †T. ngororaensis Morales & Pickford, 2005 | |
Kanuites Dehghani & Werdelin, 2008 | †K. lewisae Dehghani & Werdelin, 2008 | |
Siamictis Grohé et al., 2020 | †S. carbonensis Grohé et al., 2020 |
Verbreitung
Die größte Artenvielfalt erreichen die Schleichkatzen in Süd- und Südostasien, wo sie von Indien über Südchina bis Indonesien und den Philippinen verbreitet sind. Sie finden sich auch in ganz Afrika und auf der Arabischen Halbinsel. Eine Art, die Kleinfleck-Ginsterkatze, ist auch im südwestlichen Europa beheimatet. Schleichkatzen leben meist in Wäldern, manchmal auch in Buschland und in Savannen. ⓘ
Lebensweise
Generell sind Schleichkatzen nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen oder Erdlöchern. Viele Arten sind gute Kletterer und leben meist auf Bäumen, der Binturong hat als einzige Art einen Greifschwanz entwickelt. Andere Arten wie die Zibetkatzen finden sich dagegen mehr am Boden. Zwei Arten, die Wasserzivette und die Otterzivette, führen eine semi-aquatische Lebensweise. ⓘ
Die meisten Arten leben als Einzelgänger und meiden außerhalb der Paarungszeit den Kontakt zu Artgenossen. Manche Arten leben in Paaren oder kleinen Familiengruppen, größere Gruppen sind in dieser Familie unüblich. Schleichkatzen sind überwiegend territoriale Tiere, die ihr Revier mit dem Sekret ihrer Analdrüse markieren. ⓘ
Nahrung
Schleichkatzen sind in der Regel Allesfresser. Viele Arten sind geschickte Jäger, die sich an ihre Beute anschleichen oder sie aus einem Versteck überrumpeln. Kleine Wirbeltiere zählen ebenso zu ihrer Nahrung wie Insekten, Würmer und Vogeleier. Manche Arten verzehren auch Aas. Pflanzliche Nahrung wie Früchte und Nüsse ergänzen den Speiseplan. ⓘ
Fortpflanzung
In der Regel kann das Weibchen zwei Mal im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen, die Wurfgröße liegt zwischen eins und sechs. Jungtiere kommen mit geschlossenen Augen, aber behaart zur Welt. Die Lebenserwartung dürfte bei den meisten Arten zwischen fünf und 15 Jahren liegen. ⓘ
Schleichkatzen und Menschen
Eine Reihe von Arten wird vom Menschen wirtschaftlich genutzt, insbesondere die Zibetkatzen, aus deren Analdrüsensekret Zibet gewonnen wurde, das in der Parfümherstellung eine wichtige Rolle spielt. Heute wird es aber meist aus künstlichen Ersatzstoffen erzeugt. Der Fleckenmusang ist für seine Rolle bei der Produktion des Kopi-Luwak-Kaffees bekannt. Das Fleisch einiger Arten wird gegessen, im Fall des Larvenrollers könnte auf diese Weise das SARS-Virus auf den Menschen übertragen worden sein. ⓘ
Die heutige Hauptbedrohung der Schleichkatzen ist der Verlust ihres Lebensraums, insbesondere die waldbewohnenden Arten werden durch großflächige Waldrodungen in Mitleidenschaft gezogen. Einige Arten gelten laut IUCN als gefährdet oder bedroht. ⓘ