Blinddarm

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Das Caecum in Detailansicht, mit dem terminalen Ileum und Ileozäkalklappe. Die Sonde zeigt den Eingang in die Appendix coeci.

Der Blinddarm (lateinisch caecum, coecum oder cecum bzw. intestinum caecum, davon abgeleitet der Fachbegriff Caecum oder Coecum bzw. eingedeutscht Zäkum oder Zökum; griechisch τυφλὸν ἔντερον typhlon enteron von τυφλός typhlos, deutsch ‚blind‘ und ἔντερον enteron, deutsch ‚Darm‘) ist der blind endende Anfangsteil des Dickdarms, der am Ende des Dünndarms sackförmig nach unten in die Bauchhöhle ragt.

Während der beim Menschen im rechten Mittelbauch liegende und sechs bis acht Zentimeter lange Blinddarm eher klein ist, findet sich bei vielen Pflanzenfressern (Herbivoren) ein sackartig verlängerter Blinddarm. Dies ist insbesondere bei denjenigen pflanzenfressenden Säugetieren der Fall, die nicht in der Lage sind, ihre stark zellulosehaltige Nahrung durch Wiederkäuen aufzubereiten. So hat ein Warmblut-Hauspferd ein Caecum von einem Meter Länge und zirka 30 Litern Fassungsvermögen.

Bei den meisten Säugetieren liegt der Blinddarm rechts in der Bauchhöhle; eine Ausnahme stellen jedoch die Altweltschweine dar, bei denen er links liegt.

Bei Vögeln ist der Blinddarm paarig. Bei Hühner- und Entenvögeln sind die beiden Blinddärme relativ lang und übernehmen auch Verdauungsfunktionen, während sie bei vielen Tauben-, Papageien- und Sperlingsvögeln rudimentär sind.

Zäkum
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Der Blinddarm, hier in rot, liegt am Anfang des Dickdarms, der in dieser Abbildung zusammen mit dem restlichen menschlichen Magen-Darm-Trakt dargestellt ist.
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Obere Fossa ileozökal
(Zökum unten links beschriftet)
Einzelheiten
VorläuferMitteldarm
Teil desDickdarm
SystemGastrointestinaler Bereich
LageRechter unterer Teil des Abdomens.
Bezeichnungen
LateinischBlinddarm
Anatomische Terminologie
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Das Zökum oder Caecum ist ein Beutel innerhalb des Bauchfells, der als Anfang des Dickdarms angesehen wird. Er befindet sich typischerweise auf der rechten Seite des Körpers (auf der gleichen Seite wie der Blinddarm, mit dem er verbunden ist). Das Wort Zökum (/ˈskəm/, Plural ceca /ˈskə/) leitet sich vom lateinischen caecus ab und bedeutet blind.

Sie nimmt den Speisebrei aus dem Ileum auf und ist mit dem aufsteigenden Dickdarm verbunden. Vom Ileum ist er durch die Ileozökalklappe (ICV) oder Bauhin-Klappe getrennt. Vom Dickdarm ist es durch die cecocolic junction getrennt. Während das Zökum in der Regel intraperitoneal liegt, befindet sich der aufsteigende Dickdarm retroperitoneal.

Bei Pflanzenfressern lagert das Zökum Nahrungsmaterial ein, wo Bakterien die Zellulose abbauen können. Beim Menschen ist das Zökum an der Aufnahme von Salzen und Elektrolyten beteiligt und schmiert die festen Abfälle, die in den Dickdarm gelangen.

Aufbau

Innendurchmesser der verschiedenen Abschnitte des Dickdarms, wobei der Blinddarm (unten links) durchschnittlich 8,7 cm misst (Bereich 8,0-10,5 cm).

Entwicklung

Blinddarm und Wurmfortsatz entstehen durch die Vergrößerung des postarteriellen Abschnitts der Mitteldarmschlinge. Der proximale Teil der Knospe wächst schnell und bildet das Zökum. Die seitliche Wand des Zökums wächst viel schneller als die mediale Wand, so dass der Ansatzpunkt des Blinddarms auf der medialen Seite zu liegen kommt.

Geschichte

Etymologie

Der Begriff Zökum kommt aus dem Lateinischen (intestinum) caecum, wörtlich "blinder Darm", im Sinne von "Blinddarm" oder "Sackgasse". Es ist eine direkte Übersetzung von altgriechisch τυφλὸν (ἔντερον) typhlòn (énteron). So wird die Entzündung des Blinddarms als Typhlitis bezeichnet.

Bei den Sektionen der griechischen Philosophen wurde die Verbindung zwischen dem Ileum des Dünndarms und dem Zökum nicht vollständig verstanden. Die meisten Studien über den Verdauungstrakt wurden an Tieren durchgeführt, und die Ergebnisse wurden mit menschlichen Strukturen verglichen.

Die Verbindungsstelle zwischen Dünn- und Dickdarm, die so genannte Ileozökalklappe, ist bei einigen Tieren so klein, dass sie nicht als Verbindung zwischen Dünn- und Dickdarm angesehen wurde. Bei einer Sektion kann der Dickdarm vom Rektum über das Colon sigmoideum, den absteigenden, den quer verlaufenden und den aufsteigenden Teil verfolgt werden. Das Zökum ist ein Endpunkt des Dickdarms mit einem Sackgassenabschnitt, der mit dem Blinddarm endet.

Die Verbindung zwischen dem Ende des Dünndarms (Ileum) und dem Anfang des Dickdarms (Zökum) (aus der Sicht der Nahrungsverarbeitung) ist nun klar definiert und wird als ileokolische Öffnung bezeichnet. Die Verbindung zwischen dem Ende des Zökums und dem Beginn des aufsteigenden Dickdarms wird als cecocolische Öffnung bezeichnet.

Klinische Bedeutung

Ein zökaler Karzinoid-Tumor ist ein Karzinoid-Tumor des Zökums. Ein appendikaler Karzinoid-Tumor (Karzinoid-Tumor des Wurmfortsatzes) wird manchmal neben einem zökalen Karzinoid gefunden.

Bei der neutropenischen Enterokolitis (Typhlitis) handelt es sich um eine Entzündung des Blinddarms, die hauptsächlich durch bakterielle Infektionen verursacht wird.

Über 99 % der Bakterien im Darm sind Anaerobier, aber im Zökum erreichen aerobe Bakterien hohe Dichten.

Andere Tiere

Magenzäkum einer sezierten Schabe. Maßstabsbalken, 2 mm.

Ein Zökum ist bei den meisten Amniotenarten und auch bei Lungenfischen vorhanden, aber bei keiner lebenden Amphibienart. Bei Reptilien handelt es sich in der Regel um eine einzelne mediane Struktur, die aus der dorsalen Seite des Dickdarms entspringt. Vögel haben in der Regel zwei paarige Zäkale, ebenso wie Hyraxen, die im Gegensatz zu anderen Säugetieren einen Zäkum haben. Papageien haben keine Zäkum.

Die meisten pflanzenfressenden Säugetiere haben einen relativ großen Blinddarm, der eine große Anzahl von Bakterien beherbergt, die bei der enzymatischen Zersetzung pflanzlicher Stoffe wie Zellulose helfen; bei vielen Arten ist er wesentlich breiter als der Dickdarm. Im Gegensatz dazu haben obligate Fleischfresser, deren Nahrung wenig oder keine pflanzlichen Stoffe enthält, einen reduzierten Blinddarm, der oft teilweise oder ganz durch den Blinddarm ersetzt wird. Zu den Säugetierarten, die kein Zäkum entwickeln, gehören Waschbären, Bären und der Rote Panda.

Viele Fische haben entlang ihres Darms eine Reihe kleiner Ausstülpungen, die so genannten Pyloruszäpfchen; trotz des Namens sind sie nicht homolog mit dem Zäkum der Amnioten, und ihr Zweck ist es, die Gesamtfläche des Verdauungsepithels zu vergrößern. Einige wirbellose Tiere, wie z. B. Tintenfische, können ebenfalls Strukturen mit demselben Namen haben, die jedoch nicht mit denen der Wirbeltiere verwandt sind.

Galerie

Funktion

Die verbreitete Annahme, dass der Blinddarm beim Menschen keine Funktion erfülle, wurde durch Studien widerlegt. Der Blinddarm ist bei den meisten Spezies mit reichlich Lymphgewebe ausgestattet, vor allem bei jenen mit gering entwickelter Verdauungsfunktion. Daher kommt dem Blinddarm auch eine große Rolle bei der Vermittlung von Immunitätsvorgängen gegenüber durch den Verdauungstrakt aufgenommenen Antigenen zu. Er gilt damit als Teil des Immunsystems. Zudem gibt es die These, dass nach Durchfällen der „leergeräumte“ Darm vom Blinddarm ausgehend mit Darmbakterien wiederbesiedelt wird.

Pflanzenfresser (Herbivoren), die keine Wiederkäuer sind, besitzen einen stark ausgeprägten Blinddarm, um nicht spaltbare organische Nährstoffverbindungen im Futter mit Hilfe von nährstoffspaltenden Mikroorganismen zu absorbierbaren Nährstoffen umzusetzen. Beispiele in der Tierwelt sind dafür Pferde, Nashörner, Spitzhörnchen und Nagetiere wie Meerschweinchen.

Anatomie bei Menschen und anderen Primaten

Das untere Ende des Blinddarms kann bei Primaten mit einer Linie markiert werden, die vom Bauchnabel zum rechten vorderen oberen Darmbeinstachel gezogen wird, auf der sich zwischen dem äußeren und dem mittleren Drittel der Linie der sogenannte McBurney-Punkt befindet. Hier – an der Stelle, wo auch drei aus glatter Muskulatur bestehende Längsstreifen (Tänien) des Blinddarms zusammentreffen – liegt der Abgangspunkt des Wurmfortsatzes (lateinisch die Appendix vermiformis, auch Appendix coeci genannt).

In den Blinddarm stülpt sich das untere Ende des Ileums (Krummdarm) als Ileozäkalklappe oder Bauhin-Klappe vor. Diese Klappe verhindert bei Dehnung des Blinddarms ventilartig, dass Bakterien in den keimärmeren Dünndarm gelangen, dessen unteren Anteil das Ileum darstellt.

Klinik und Krankheiten

Erste Beschreibungen von im Bereich des Blinddarms ausgehenden Erkrankungen (insbesondere Abszessen) verfassten Aulus Cornelius Celsus (um 20 n. Chr.), Aretaios (um 100 n. Chr.), Saracenus (1642) und 1711 Lorenz Heister. Der Blinddarm kann heute wie der Rest des Dickdarms mit bildgebenden Verfahren (Sonografie, Röntgenkontrastdarstellung, Computertomografie und Kernspinresonanzspektroskopie) untersucht, mittels Koloskopie direkt beurteilt oder mittels Palpation getastet werden.

Auf den Blinddarm als solchen beschränkte Krankheiten gibt es beim Menschen nicht, mit Ausnahme der Wurmfortsatzentzündung (Appendizitis). Letztere kann sich auf den eigentlichen Blinddarm ausdehnen und so zu einer Blinddarmentzündung (Typhlitis) führen. Darüber hinaus können Erkrankungen des Dick- oder Dünndarms auch den Blinddarm betreffen, z. B. eine Entzündung bei Enteritis regionalis Crohn oder Colitis ulcerosa – hier in der Regel im Sinn einer Pancolitis- oder Ileozäkal-Tuberkulose. Darüber hinaus können Karzinome sowie Tympanien, Invaginationen oder Verdrehungen (Torsio caeci) auftreten.

Einige Parasiten sind auf den Blinddarm spezialisiert und können hier lokale Entzündungen hervorrufen (Typhlitis nodularis durch Heterakis ssp. und Blinddarmkokzidiose bei Vögeln), die vorwiegend auf den Blinddarm beschränkt sind. Bei der Histomoniasis des Geflügels sind vor allem Blinddarm und Leber (Typhlohepatitis) betroffen. Auch bestimmte Bakterien wie Clostridium difficile können bei Pflanzenfressern vorwiegend zu schweren Blinddarmentzündungen führen.