Kampfkunst

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Systema. Russische Kampfkunst.
Training der Kampfkünste. (US-Marine Corps Martial Arts Program, 2014)
Kampftraining. Würgegriff. (U.S. Army military police, 2001)
Iai.
Asymmetrischer Kampf. Schützen Sie sich vor Schwertangriffen. Aikidō.

Kampfkunst ist eine Technik, um Feinde zu besiegen und sich vor feindlichen Angriffen zu schützen. Auf Englisch heißt es „martial art“ – und „martial“ bedeutet „kriegerisch“.

Entscheidend ist hierbei nicht die tatsächliche Zweckmäßigkeit der jeweiligen Techniken, sondern ihr subjektiver konzeptioneller Nutzwert in einem spezifischen Anwendungsszenario. Dies kann z. B. ein Sportkampf, ein kriegerischer Zweikampf oder eine Selbstverteidigungssituation sein. Die Überwindung des Gegners kann sich dementsprechend u. a. in einem Punktsieg, der Ausschaltung der gegnerischen Angriffsfähigkeit, der Sicherstellung der eigenen körperlichen Integrität oder im Extremfall im Tod des Gegners äußern.

Manche Kampfsysteme gründen sich auf oder tolerieren die Verwendung von Waffen, insbesondere von Schlag- (z. B. Rattanstöcke im Arnis) und Stichwaffen (z. B. Schwerter im Iaidō und HEMA) sowie bestimmter Projektilwaffen (z. B. Bogenschießen). Gemeinhin zählen Systeme, die über die eigene Körperkraft hinaus verstärkte Waffen verwenden (z. B. durch Chemikalien, Motoren, Pressluft, Computertechnik) nicht zu Kampfkunst/Kampfsport, wodurch die Grenze zur Kriegsführung teilweise fragwürdig bleibt.

Kampfsysteme sind ein weltweites, sehr altes und äußerst diversifiziertes Phänomen, das sich in unzählige kulturelle Praktiken aufteilen lässt, die wiederum eigene Schwester- und Tochtersysteme umfassen. Im Unterschied zum klassischen Sport sind Kampfsysteme oft von kultisch-religiösen Praktiken, rituellen oder modernen (Kriegs-)Tänzen und dem Bewegungstheater beeinflusst; teilweise sind sie umgekehrt auch Elemente dieser Praktiken (wie das Sumō in shintoistischen Zeremonien, dem Kung Fu in der Peking-Oper oder aber der Haka als Einschüchterungstanz neuseeländischer Spielmannschaften). Von der Antike bis zur Moderne waren Kampfelemente (wie Ringer- und Schlagtechniken) fester Teil vieler Mannschafts- und Ballsportarten wie im Hurling und Knappan: Kämpfen und Spielen wurden eher als Einheit betrachtet, bis sich auf Dauer durch Zivilisierungsprozesse das heutige moderne Sportverständnis entwickelte und Kampfelemente in eigene Disziplinen (wie Boxen) ausgelagert wurden. In einigen traditionellen (z. B. Calcio Storico) sowie modernen Sportarten (wie Eishockey) ist die Vermischung von Spiel und Kampf immer noch deutlich sichtbar.

Das Training von Kampfkunst/Kampfsport gestaltet sich in den meisten Fällen als Kombination von Techniklernen und -üben sowie deren Anwendung in dynamischen Zweikämpfen oder kodifizierten Kampfchoreografien. Üblich sind außerdem Elemente aus dem Flexibilitäts-, Kräftigungs- und Schnelligkeitstraining. Auch kampftheoretische oder -philosophische Gespräche können Teil des Trainings sein.

Der Professionalisierungsgrad von Kampfsystemen ist sehr unterschiedlich. Trainiert wird formell u. a. in kommerziellen Clubs (z. T. im Franchise, wie bei EWTO-Wing Chun), öffentlichen Vereinen, privaten Haushalten, militärischen und polizeilichen Einrichtungen, allgemein bildenden Schulen, therapeutischen Einrichtungen bis hin zu Gefängnissen. Einige wenige verfügen über ein hochprofessionelles Ligasystem; viele weitere über Dachverbände oder ähnliche nationale und internationale Organisationsstrukturen.

Kampfkünste sind kodifizierte Kampfsysteme und -traditionen, die aus verschiedenen Gründen ausgeübt werden, z. B. zur Selbstverteidigung, für militärische und polizeiliche Zwecke, für Wettkämpfe, zur körperlichen, geistigen und spirituellen Entwicklung, zur Unterhaltung und zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes einer Nation.

Etymologie

Aikidō. Einer der neuen Budo.
Judo für das gesunde Wachstum von Kindern

Kampfkunst ist ursprünglich eine Technik, um Feinde zu besiegen oder zu töten. Aber wenn es ruhig ist, werden Variationen genossen. Kampfsport wird heute zu Erholungszwecken oder als Sport mit Regeln gespielt.

Noch heute trainiert das Militär Kampfkünste, um Feinde zu besiegen und zu töten, aber in Trainingshallen und Schulen für das zivile Leben sind sportliche Kampfkünste beliebt. Im Kampfsport werden verschiedene Regeln aufgestellt, um den Gegner nicht zu töten.

In Japan wurde in der Meiji-Ära eine neue Kampfkunst für Bildungszwecke geboren.

„Kampfkunst“ gilt als adäquate Übersetzung des lateinischen Begriffs „Ars Martialis“, „der Kunst des Mars“, des römischen Kriegsgotts (vgl. martialisch). Dieser Begriff findet sich in wenig abgewandelter Form in vielen Neusprachen, beispielsweise „Martial Arts“ (Englisch), „Arts Martiaux“ (Französisch), „Artes marciales“ (Spanisch) oder „Arti Marziali“ (Italienisch).

Der mittelalterliche Kampfkunstbegriff wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wie andere Bewegungsformen und -spiele auch, von den Konzepten des deutschen Turnens und der schwedischen Gymnastik beeinflusst. Der später Einzug haltende Oberbegriff „Sport“ aus dem Englischen führte zu einer Verbreitung des Begriffs „Kampfsport“, der seither neben „Kampfkunst“ Verwendung findet. In der öffentlichen Wahrnehmung und in Teilen der Wissenschaft wird Kampfkunst häufig mit spiritueller und künstlerisch-ästhetischer Bewegungspraxis verbunden. Einige Autoren wie Pfeifer grenzen Kampfkunst als hocheffektives Kriegshandwerk mit dem Ziel der Ausschaltung bzw. Vernichtung des Gegners vom versporteten modernen Kampfsport ab. Wieder andere subsumieren unter Kampfkunst alle Systeme, die nicht der vergleichsweise engen Definition von Kampfsport zugehörig sind, die zumeist ein wettkämpferisches Sportregelwerk und entsprechende Vergleichskämpfe sowie Meisterschaften voraussetzt. Einer genaueren Untersuchung halten diese Argumentationslinien jedoch nicht stand. Einerseits haben viele eher als traditionelle Kampfkünste bezeichnete Systeme Wettkampfregelwerke entwickelt (z. B. im Karatedō, Kyūdō, Iaidō und sogar bestimmte Stilrichtungen im Aikidō), andererseits ist die Motivstruktur der Praktizierenden nicht unbedingt kohärent zu den Ursprüngen der jeweiligen Kampfkunst/Kampfsport. So identifiziert Meyer für das Karatedō etwa 60 verschiedene Ausübungsmotive, die von sozialen, gesundheitlichen, wettkämpferischen, spirituellen, über berufspraktischen bis hin zu emotionalen (Angstlust und -bewältigung, Macht, Bewegungsfreude, Flow, Katharsis) reichen. Diese grundsätzlichen Ausrichtungen sind auch für andere Systeme und Kulturen bestätigt worden.

Die multiple Begriffsstruktur anderer Sprachen, wie Martial Arts und Combat Sports im Englischen oder bujutsu [武術], budō [武道], bugei [武芸] und kakutogi [格 闘技] im Japanischen mit ihren jeweils eigenen Semantiken und Etymologien sowie die Definition künstlicher Begriffe führt zu einer weiteren Verwirrung im internationalen Diskurs. Prägend war dabei vor allem Draegers Unterteilung in klassische (classical) und moderne (modern) budō und bujutsu, die nicht nur aufgrund ihres japanzentrierten Herleitung kritisiert wurde.

Laut Paul Bowman wurde der Begriff Martial Arts in den 1960er bis 1970er Jahren durch die Mainstream-Populärkultur popularisiert, insbesondere durch Hongkong-Kampfsportfilme (am bekanntesten sind die von Bruce Lee) während der so genannten "Chopsocky"-Welle der frühen 1970er Jahre.

Der Begriff Kampfwissenschaft wurde bis in die 1970er Jahre allgemein für die Kampfkünste Ostasiens (asiatische Kampfkünste) verwendet, während der Begriff chinesisches Boxen bis dahin auch für chinesische Kampfkünste verwendet wurde.

Einige Autoren haben argumentiert, dass Kampfkünste oder Kampfsysteme angemessenere Bezeichnungen wären, da viele Kampfkünste nie "kriegerisch" im Sinne von von professionellen Kriegern verwendet oder geschaffen wurden.

Variation und Umfang

Kampfkünste können anhand einer Vielzahl von Kriterien kategorisiert werden, darunter:

  • Traditionelle/historische Künste vs. zeitgenössische Stile: z. B. Volksringen im Vergleich zu modernen hybriden Kampfkünsten.
  • Unterrichtete Techniken: bewaffnet vs. unbewaffnet und innerhalb dieser Kategorien
    • bewaffnet: nach Art der Waffe (Schwertkampf, Stockkampf usw.)
    • unbewaffnet: nach Art des Kampfes (Grappling vs. Schlagen, Standkampf vs. Bodenkampf)
  • Nach Anwendung oder Absicht: Selbstverteidigung, Kampfsport, Choreographie oder Demonstration von Formen, körperliche Fitness, Meditation usw.
  • Innerhalb der chinesischen Tradition: "externe" vs. "interne" Stile

Nach technischem Schwerpunkt

Unbewaffnet

Unbewaffnete Kampfkünste lassen sich grob unterteilen in solche, die sich auf Schläge konzentrieren, solche, die sich auf das Greifen konzentrieren, und solche, die beide Bereiche abdecken und oft als hybride Kampfkünste bezeichnet werden.

Schläge

  • Schlagen: Boxen, Wing Chun, Karate
  • Treten: Kickboxen, Taekwondo, Capoeira, Savate
  • Andere Kampfsportarten mit Schlägen: Lethwei, Muay Thai, Kung Fu, Pencak Silat, Kalaripayattu

Greifen:

  • Werfen: Hapkido, Judo, Sumo, Ringen, Aikido
  • Gelenkverriegelung/Chokeholds/Unterwerfungsgriffe: Jujutsu, Brasilianisches Jiu-Jitsu, Sambo, Ringen mit Fängen
  • Pinning-Techniken: Judo, Ringen, Aikido

Bewaffnet

Die traditionellen Kampfkünste, die den bewaffneten Kampf abdecken, umfassen oft ein breites Spektrum an Nahkampfwaffen, einschließlich Klingenwaffen und Stangenwaffen. Zu diesen Traditionen gehören Eskrima, Silat, Kalaripayat, Kobudo und die historischen europäischen Kampfkünste, insbesondere die der deutschen Renaissance. Auch in vielen chinesischen Kampfkünsten sind Waffen Teil des Lehrplans.

Manchmal kann das Training mit einer bestimmten Waffe als eigener Stil betrachtet werden, insbesondere bei den japanischen Kampfkünsten mit Disziplinen wie Kenjutsu und Kendo (Schwert), Bojutsu (Stab) und Kyūdō (Bogenschießen). Zu den modernen Kampfkünsten und -sportarten gehören auch modernes Fechten, Stockkampfsysteme wie Cane de Combat, modernes Wettkampfbogenschießen und praktisches Schießen.

Nach Anwendung oder Absicht

Gesundheitsorientiert

Viele Kampfkünste, vor allem aus Asien, lehren auch Nebendisziplinen, die sich auf medizinische Praktiken beziehen. Dies ist vor allem bei den traditionellen asiatischen Kampfkünsten der Fall, in denen Knochenbau, Kräuterkunde und andere Aspekte der traditionellen Medizin gelehrt werden können.

Spirituell orientiert

Kampfkünste können auch mit Religion und Spiritualität in Verbindung gebracht werden. Zahlreiche Systeme sollen von Mönchen oder Nonnen gegründet, verbreitet oder praktiziert worden sein.

In den asiatischen Künsten kann Meditation als Teil des Trainings integriert sein. In den Künsten, die von einer Mischung aus chan-buddhistischer, taoistischer und konfuzianischer Philosophie beeinflusst sind, kann die Praxis selbst als Hilfsmittel zur Erlangung von Achtsamkeit eingesetzt werden.

Japanische Stile, die sich mit nicht-physischen Qualitäten des Kampfes befassen, sind oft stark von der Philosophie des Mahayana-Buddhismus beeinflusst. Konzepte wie "leerer Geist" und "Geist des Anfängers" kommen immer wieder vor. Aikido-Praktizierende zum Beispiel können einen starken philosophischen Glauben an den Energiefluss und die Förderung des Friedens haben, wie er vom Begründer der Kunst, Morihei Ueshiba, idealisiert wurde.

Die traditionellen koreanischen Kampfkünste legen den Schwerpunkt auf die spirituelle und philosophische Entwicklung des Praktizierenden. Ein gemeinsames Thema der meisten koreanischen Stile, wie Taekkyon, Taekwondo und Hapkido, ist der Wert des "inneren Friedens" eines Praktizierenden, der, wie betont wird, nur durch individuelle Meditation und Training erreicht werden kann. Die Koreaner glauben, dass der Einsatz von körperlicher Gewalt nur zur Selbstverteidigung gerechtfertigt ist.

Systema stützt sich auf Atem- und Entspannungstechniken sowie auf Elemente des russisch-orthodoxen Denkens, um das Selbstbewusstsein und die Gelassenheit zu fördern und dem Ausübenden auf verschiedenen Ebenen zu nützen: auf der physischen, der psychischen und der spirituellen.

Einige Kampfkünste in verschiedenen Kulturen können aus verschiedenen Gründen in einem tänzerischen Rahmen ausgeführt werden, z. B. um die Grausamkeit in Vorbereitung auf einen Kampf zu beschwören oder das Können auf eine stilisierte Art und Weise zu zeigen. Viele dieser Kampfkünste beinhalten Musik, insbesondere starke perkussive Rhythmen (siehe auch Kriegstanz).

Pahlevani und Zourkhaneh-Rituale ist der Name einer persischen Kampfkunst, die von der UNESCO für varzesh-e pahlavāni (persisch: آیین پهلوانی و زورخانهای, "heroischer Sport") oder varzesh-e bāstāni (ورزش باستانی; varzeš-e bāstānī, "altertümlicher Sport"), ein traditionelles System der Leichtathletik, das ursprünglich zur Ausbildung von Kriegern im Iran (Persien) verwendet wurde und unter diesem Namen und in dieser Form erstmals in der Safawiden-Ära auftauchte, mit Ähnlichkeiten zu Systemen in benachbarten Ländern unter anderen Namen.

Geschichte

Es existierten im Europa des Hochmittelalters und der Renaissance verschiedene Fechtstile, auch „Schulen“ genannt. Diese unterschieden sich in ihrer Herkunft, jedoch vor allem in den gebrauchten Waffen und in dem Zeitalter, in dem sie populär waren. Es wird unterschieden zwischen der deutschen Schule, der italienischen Schule, der spanischen Schule, der englischen Schule und der französischen Schule. Während die früheren Fechtbücher hauptsächlich im deutschen Sprachraum erschienen, verschob sich diese Entwicklung im Laufe des 16. bis 17. Jahrhunderts nach Italien. Aus der italienischen und der französischen Schule entwickelte sich das heutige Sportfechten.

Historische Kampfkünste

Detail des Ringer-Freskos in Grab 15 in Beni Hasan.
Die Kampfkunst des Boxens wurde im alten Thera praktiziert.

Die menschliche Kriegsführung geht auf das Epipaläolithikum bis zum frühen Neolithikum zurück. Die ältesten Kunstwerke, die Kampfszenen darstellen, sind Höhlenmalereien aus Ostspanien (spanische Levante) aus der Zeit zwischen 10 000 und 6 000 v. Chr., die organisierte Gruppen zeigen, die mit Pfeil und Bogen kämpfen. Ähnliche Beweise für die Kriegsführung wurden in Massengräbern aus dem Epipaläolithikum bis frühen Neolithikum gefunden, die in Deutschland und am Jebel Sahaba im Nordsudan ausgegraben wurden.

Ringen ist die älteste Kampfsportart, die ihren Ursprung im Nahkampf hat. Der Gürtelringkampf wurde in Kunstwerken aus Mesopotamien und dem alten Ägypten um 3000 v. Chr. und später im sumerischen Gilgamesch-Epos dargestellt. Die früheste bekannte Darstellung des Boxens stammt von einem sumerischen Relief in Mesopotamien (dem heutigen Irak) aus dem 3. Jahrtausend vor Christus.

Ein chinesischer Kampfsportler bereitet sich darauf vor, seinen Gegner während eines Lei Tai-Wettbewerbs im alten China zu werfen.

Die Grundlage der modernen ostasiatischen und südasiatischen Kampfkünste wurde wahrscheinlich durch den kulturellen Austausch zwischen den frühen chinesischen und indischen Kampfkünsten gefördert. Während der Periode der Streitenden Staaten in der chinesischen Geschichte (480-221 v. Chr.) kam es zu einer umfassenden Entwicklung der Kampfphilosophie und -strategie, wie sie von Sun Tzu in Die Kunst des Krieges (ca. 350 v. Chr.) beschrieben wurde. Legenden verbinden den Ursprung des Shaolinquan mit der Ausbreitung des Buddhismus aus dem alten Indien im frühen 5. Jahrhundert n. Chr. mit der Figur des Bodhidharma nach China. Schriftliche Belege für die Kampfkünste in Südindien stammen aus der Sangam-Literatur aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Die Kampftechniken der Sangam-Periode waren die frühesten Vorläufer des Kalaripayattu.

Pankratiasten kämpfen unter den Augen eines Richters. Seite B einer panathenäischen Preisamphore, ca. 500 v. Chr.

In Europa gehen die frühesten Quellen der Kampfsporttraditionen auf das antike Griechenland zurück. Boxen (pygme, pyx), Ringen (pale) und Pankration waren bei den Olympischen Spielen der Antike vertreten. Die Römer veranstalteten Gladiatorenkämpfe als öffentliches Spektakel.

Aus dem europäischen Mittelalter ist eine Reihe historischer Kampfhandbücher erhalten geblieben. Dazu gehören neben dem unbewaffneten Kampf auch Stile wie Schwert und Schild, der Kampf mit dem Zweihandschwert und andere Arten von Nahkampfwaffen. Dazu gehören auch Abschriften von Johannes Liechtenauers Gedicht über das Langschwert aus dem späten vierzehnten Jahrhundert. Auch die asiatischen Kampfkünste wurden während des Mittelalters gut dokumentiert, die japanischen Kampfkünste seit der Etablierung des Samurai-Adels im 12. Jahrhundert, die chinesischen Kampfkünste in Abhandlungen der Ming-Zeit wie Ji Xiao Xin Shu, die indischen Kampfkünste in mittelalterlichen Texten wie dem Agni Purana und dem Malla Purana und die koreanischen Kampfkünste aus der Joseon-Zeit und Texten wie Muyejebo (1598).

Die europäische Fechtkunst hatte schon immer eine sportliche Komponente, aber der Zweikampf war bis zum Ersten Weltkrieg immer eine Möglichkeit. Das moderne Sportfechten entwickelte sich im 19. Die Olympischen Spiele führten zu einheitlichen internationalen Regeln, und 1913 wurde die Féderation Internationale d'Escrime gegründet. Das moderne Boxen geht auf die Regeln von Jack Broughton aus dem 18. Jahrhundert zurück und erhielt seine heutige Form durch die Regeln des Marquess of Queensberry von 1867.

Volkstümliche Stile

Überall auf der Welt gibt es bestimmte traditionelle Kampfsportarten und Kampfstile, die in der lokalen Kultur und Folklore verwurzelt sind. Am weitesten verbreitet sind volkstümliche Ringkampfstile, die zum Teil seit der Antike praktiziert werden und in den entlegensten Gegenden zu finden sind. Andere Beispiele sind Formen des Stockkampfes und des Boxens. Obwohl diese Künste auf historischen Traditionen der Folklore beruhen, sind sie nicht "historisch" in dem Sinne, dass sie ein historisches System aus einer bestimmten Epoche rekonstruieren oder bewahren. Vielmehr handelt es sich um zeitgenössische regionale Sportarten, die mit den modernen Formen des Kampfsports koexistieren, wie sie sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt haben, wobei es häufig zu einer gegenseitigen Befruchtung von Sportarten und Volksstilen kam; so entwickelte sich die traditionelle thailändische Kunst des Muay Boran zum modernen Nationalsport Muay Thai, der wiederum weltweit praktiziert wurde und wesentlich zu modernen hybriden Stilen wie Kickboxen und gemischten Kampfkünsten beitrug. Der Singlestick, eine englische Kampfsportart, wird häufig im Moriskentanz verwendet. Viele europäische Tänze weisen Elemente von Kampfsportarten auf, so z. B. der ukrainische Hopak, der polnische Zbójnicki (Verwendung von ciupaga), der tschechische Tanz odzemek und der norwegische Halling.

Moderne Geschichte

Spätes 19. bis frühes 20. Jahrhundert

Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts beginnt die Geschichte der Kampfkünste als moderne Sportarten, die sich aus den früheren traditionellen Kampfsystemen entwickelt haben. In Europa betrifft dies die Entwicklung des Boxens, Ringens und Fechtens als Sportarten. In Japan entstanden im gleichen Zeitraum die modernen Formen von Judo, Jujutsu, Karate und Kendo (unter anderem), die auf der Wiederbelebung alter Schulen der Kampfkünste aus der Edo-Zeit beruhen, die während der Meiji-Restauration unterdrückt worden waren. Moderne Muay Thai-Regeln stammen aus den 1920er Jahren. In China beginnt die moderne Geschichte der Kampfkünste im Nanjing-Jahrzehnt (1930er Jahre) nach der Gründung des Zentralen Guoshu-Instituts im Jahr 1928 unter der Kuomintang-Regierung.

Das westliche Interesse an den asiatischen Kampfkünsten entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als der Handel zwischen den Vereinigten Staaten und China und Japan zunahm. Nur relativ wenige Westler übten die Künste tatsächlich aus, da sie sie als reine Darbietung betrachteten. Edward William Barton-Wright, ein Eisenbahningenieur, der während seiner Arbeit in Japan zwischen 1894 und 1897 Jujutsu studiert hatte, war der erste bekannte Mann, der asiatische Kampfkünste in Europa lehrte. Er gründete auch einen eklektischen Stil namens Bartitsu, der Jujutsu, Judo, Ringen, Boxen, Savate und Stockkampf kombinierte.

Fechten und griechisch-römisches Ringen wurden in die Olympischen Sommerspiele von 1896 aufgenommen. Die FILA-Ringerweltmeisterschaften und das Boxen bei den Olympischen Sommerspielen wurden 1904 eingeführt. Die Tradition der Vergabe von Meisterschaftsgürteln im Ringen und Boxen lässt sich auf den 1909 eingeführten Lonsdale-Gürtel zurückführen.

20. Jahrhundert (1914 bis 1989)

Bruce Lee (rechts) und sein Lehrer Ip Man (links).
Jackie Chan, einer der bekanntesten Schauspieler und Kampfsportler.

Der Internationale Boxverband wurde 1920 gegründet. Weltmeisterschaften im Fechten werden seit 1921 ausgetragen.

Als der westliche Einfluss in Asien zunahm, verbrachte eine größere Anzahl von Militärangehörigen während des Zweiten Weltkriegs und des Koreakriegs Zeit in China, Japan und Südkorea und wurde mit den dortigen Kampfstilen vertraut gemacht. Jujutsu, Judo und Karate wurden in den 1950er bis 1960er Jahren in der breiten Öffentlichkeit populär. Unter anderem aufgrund von asiatischen und Hollywood-Kampfsportfilmen sind die meisten modernen amerikanischen Kampfsportarten entweder asiatischen Ursprungs oder asiatisch beeinflusst. Der Begriff Kickboxen (キックボクシング) wurde von dem japanischen Box-Promoter Osamu Noguchi für eine von ihm in den 1950er Jahren entwickelte Variante von Muay Thai und Karate geschaffen. Das amerikanische Kickboxen wurde in den 1970er Jahren als eine Kombination aus Boxen und Karate entwickelt. Taekwondo wurde im Zusammenhang mit dem Koreakrieg in den 1950er Jahren entwickelt.

In den späten 1960er und 1970er Jahren stieg das Medieninteresse an den chinesischen Kampfkünsten, beeinflusst durch den Kampfsportler Bruce Lee. Bruce Lee gilt als einer der ersten Ausbilder, der die chinesischen Kampfkünste offen an westliche Menschen weitergab. Judo-Weltmeisterschaften werden seit 1956 ausgetragen, Judo bei den Olympischen Sommerspielen wurde 1964 eingeführt. Karate-Weltmeisterschaften wurden 1970 eingeführt.

Die "Kung-Fu-Welle" des Hongkong-Actionkinos in den 1970er Jahren, insbesondere die Bruce-Lee-Filme, machten die Kampfkünste in der weltweiten Populärkultur populär. Eine Reihe von Mainstream-Filmen, die in den 1980er Jahren produziert wurden, trugen ebenfalls wesentlich zur Wahrnehmung von Kampfsportarten in der westlichen Populärkultur bei. Dazu gehören The Karate Kid (1984) und Bloodsport (1988). Diese Ära brachte einige Hollywood-Actionstars mit Kampfsporthintergrund hervor, wie Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris.

Ebenfalls im 20. Jahrhundert wurde eine Reihe von Kampfsportarten zur Selbstverteidigung für den militärischen Nahkampf adaptiert. Weltkrieg, KAPAP (1930er Jahre) und Krav Maga (1950er Jahre) in Israel, Systema im Russland der Sowjetzeit und Sanshou in der Volksrepublik China sind Beispiele für solche Systeme. Das US-Militär hat die Nahkampfausbildung während des Kalten Krieges vernachlässigt, sie aber 1989 mit der Einführung von LINE wiederbelebt.

1990 bis heute

1993 wurde die erste Pancrase-Veranstaltung in Japan abgehalten. Die K-1-Regeln für Kickboxen wurden eingeführt, die auf dem Seidokaikan-Karate der 1980er Jahre basieren.

In den 1990er Jahren wurde das brasilianische Jiu-Jitsu populär und erwies sich bei MMA-Wettbewerben (Mixed Martial Arts) wie der UFC und PRIDE als effektiv.

Jackie Chan und Jet Li sind prominente Kampfsportler, die zu großen Filmfiguren geworden sind. Ihre Popularität und Medienpräsenz haben die chinesischen Kampfkünste seit dem späten 20. und frühen 21.

Mit der kontinuierlichen Entdeckung weiterer Kampfhandbücher aus dem Mittelalter und der Renaissance haben die historischen europäischen Kampfkünste und andere westliche Kampfkünste in den Vereinigten Staaten und Europa an Popularität gewonnen.

Am 29. November 2011 nahm die UNESCO Taekkyon in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf.

Wiederbelebung

Viele Stile der indischen Kampfkünste wurden während der britischen Herrschaft in Indien von den Kolonialbehörden verboten, was zu einem Rückgang ihrer Popularität führte. Einige, wie z. B. Kalaripayattu, erlebten keinen solchen Rückgang, da sie hauptsächlich in Gebieten des indischen Subkontinents außerhalb der direkten britischen Kontrolle ausgeübt wurden. Andere indische Kampfkünste wie Silambam werden zwar nicht in Indien, wohl aber in anderen Ländern des indischen Kulturkreises wie Indonesien und Malaysia weiter praktiziert. Viele andere indische Kampfkünste wie Mardhani Khel und Paika Akhada überlebten, weil die Praktizierenden die Kunst im Geheimen ausübten oder den Kolonialbehörden erzählten, es handele sich um eine Form des Tanzes. Während viele regionale indische Kampfsportarten in Vergessenheit geraten sind, erleben Kampfsportarten wie Gatka und Kalaripayattu ein allmähliches Wiederaufleben.

Prüfung und Wettbewerb

Prüfungen oder Bewertungen sind für Kampfsportler vieler Disziplinen wichtig, um ihren Fortschritt oder ihr eigenes Niveau in bestimmten Bereichen zu bestimmen. Schüler unterziehen sich oft regelmäßigen Prüfungen und Bewertungen durch ihren eigenen Lehrer, um eine höhere Stufe anerkannter Leistungen zu erreichen, wie etwa eine andere Gürtelfarbe oder einen anderen Titel. Die Art der Prüfung ist von System zu System unterschiedlich, kann aber Formen oder Sparring beinhalten.

Steven Ho bei der Ausführung eines Jump Spin Hook Kick

Verschiedene Formen und Sparring werden üblicherweise bei Kampfkunstausstellungen und -turnieren verwendet. Bei einigen Wettbewerben treten Kämpfer verschiedener Disziplinen nach gemeinsamen Regeln gegeneinander an; diese werden als gemischte Kampfsportwettbewerbe bezeichnet. Die Regeln für das Sparring variieren je nach Kunst und Organisation, können aber im Allgemeinen in Leichtkontakt-, Mittelkontakt- und Vollkontakt-Varianten unterteilt werden, die das Ausmaß der Kraft widerspiegeln, die auf einen Gegner angewendet werden sollte.

Leichter und mittelschwerer Kontakt

Diese Arten des Sparrings beschränken die Kraft, die zum Schlagen des Gegners eingesetzt werden darf, im Falle des leichten Sparrings ist dies in der Regel der "Berührungskontakt", d. h. ein Schlag sollte "gezogen" werden, sobald oder bevor der Kontakt hergestellt wird. Bei mittlerem Kontakt (manchmal auch als Semikontakt bezeichnet) wird der Schlag nicht "gezogen", sondern nicht mit voller Kraft ausgeführt. Da die eingesetzte Kraft begrenzt ist, besteht das Ziel dieser Art von Sparring nicht darin, einen Gegner k.o. zu schlagen; bei Wettkämpfen wird ein Punktesystem verwendet.

Ein Schiedsrichter achtet auf Fouls und kontrolliert den Kampf, während die Kampfrichter wie beim Boxen die Punkte notieren. Bestimmte Ziele können verboten sein, bestimmte Techniken können untersagt sein (z. B. Kopfstöße oder Treffer in die Leistengegend), und von den Kämpfern kann verlangt werden, dass sie Schutzausrüstung an Kopf, Händen, Brust, Leisten, Schienbeinen oder Füßen tragen. Einige Kampfsportarten, wie z. B. Aikido, verwenden eine ähnliche Methode des nachgiebigen Trainings, die einem leichten oder mittleren Kontakt gleichkommt.

In einigen Stilen (z. B. Fechten und einige Taekwondo-Sparringstile) erhalten die Wettkämpfer Punkte für die Landung einer einzigen Technik oder eines einzigen Schlags, die vom Kampfrichter bewertet werden, woraufhin der Kampfrichter den Kampf kurz unterbricht, einen Punkt vergibt und dann den Kampf wieder aufnimmt. Alternativ kann das Sparring auch fortgesetzt werden, wobei der Punkt von den Kampfrichtern notiert wird. Einige Kritiker des Punktsparrings sind der Meinung, dass diese Trainingsmethode Gewohnheiten lehrt, die zu einer geringeren Kampfeffektivität führen. Sparring mit leichtem Kontakt kann ausschließlich für Kinder oder in anderen Situationen, in denen schwerer Kontakt unangebracht wäre (z. B. bei Anfängern), verwendet werden; Sparring mit mittlerem Kontakt wird oft als Training für Vollkontakt verwendet.

Vollkontakt

Vollkontakt-Sparring oder -Wettkämpfe, bei denen Schläge oder Techniken nicht gezogen, sondern, wie der Name schon sagt, mit voller Wucht eingesetzt werden, weisen eine Reihe taktischer Unterschiede zum Leicht- und Mittelkontakt-Sparring auf. Es wird von einigen als Voraussetzung für das Erlernen eines realistischen waffenlosen Kampfes angesehen.

Beim Sparring mit Vollkontakt besteht das Ziel eines Wettkampfs darin, den Gegner k.o. zu schlagen oder ihn zur Aufgabe zu zwingen. Wenn es eine Wertung gibt, ist sie nur eine ergänzende Maßnahme, die nur dann eingesetzt wird, wenn auf andere Weise kein eindeutiger Sieger ermittelt werden konnte. Bei einigen Wettkämpfen, wie z. B. bei der UFC 1, gab es keine Wertung, obwohl die meisten Wettkämpfe heute eine Form der Wertung als Unterstützung verwenden. Aufgrund dieser Faktoren sind Vollkontaktkämpfe in der Regel aggressiver, aber die Regeln können immer noch die Verwendung von Schutzausrüstung vorschreiben oder die erlaubten Techniken einschränken.

Fast alle Mixed Martial Arts-Organisationen wie UFC, Pancrase und Shooto verwenden eine Form von Vollkontaktregeln, ebenso wie professionelle Boxorganisationen und K-1. Kyokushin-Karate verlangt von fortgeschrittenen Kämpfern, dass sie mit bloßen Fäusten und im Vollkontakt-Sparring kämpfen, wobei Tritte, Knie und Schläge erlaubt sind, obwohl Schläge zum Kopf nicht erlaubt sind, wenn man nur einen Karate-Gi und einen Leistenschutz trägt. Bei brasilianischen Jiu-Jitsu- und Judo-Wettkämpfen sind Schläge nicht erlaubt, aber es handelt sich um Vollkontaktkämpfe in dem Sinne, dass bei den erlaubten Griff- und Unterwerfungstechniken die volle Kraft eingesetzt wird. Bei den von World Taekwondo veranstalteten Wettkämpfen ist das Tragen eines Kopfschutzes und einer gepolsterten Weste vorgeschrieben, es handelt sich jedoch um Vollkontaktkämpfe in dem Sinne, dass bei Schlägen gegen Kopf und Körper volle Kraft angewandt wird und ein Sieg durch K.o. möglich ist.

Kampfsportarten

Mehrere Kampfsportarten, wie z. B. Judo, sind olympische Sportarten.

Kampfsportarten sind zu Sportarten geworden, wenn Formen des Sparrings zu Wettkämpfen werden und sich zu einer eigenständigen Sportart entwickeln, die sich von ihrem ursprünglichen kämpferischen Ursprung löst, wie z. B. beim westlichen Fechten. Bei den Olympischen Sommerspielen werden Judo, Taekwondo, westliches Bogenschießen, Boxen, Speerwerfen, Ringen und Fechten als Wettkämpfe ausgetragen, während das chinesische Wushu vor kurzem mit seiner Bewerbung um die Aufnahme in die Olympischen Spiele gescheitert ist, aber immer noch bei Turnieren in der ganzen Welt aktiv betrieben wird. Praktizierende einiger Künste wie Kickboxen und brasilianisches Jiu-Jitsu trainieren häufig für Sportwettkämpfe, während die Anhänger anderer Künste wie Aikido solche Wettkämpfe im Allgemeinen verschmähen. Einige Schulen sind der Meinung, dass Wettkämpfe zu besseren und effizienteren Kämpfern führen und ein Gefühl für guten Sportsgeist vermitteln. Andere sind der Meinung, dass die Regeln, nach denen Wettkämpfe ausgetragen werden, die Kampfeffektivität der Kampfkünste verringert haben oder eine Art des Übens fördern, die sich auf das Gewinnen von Trophäen konzentriert, anstatt sich auf die Kultivierung eines bestimmten moralischen Charakters zu konzentrieren.

Die Frage "Welche ist die beste Kampfkunst?" hat dazu geführt, dass Wettkämpfe zwischen verschiedenen Kampfstilen mit sehr wenigen Regeln ausgetragen werden, so dass eine Vielzahl von Kampfstilen mit wenigen Einschränkungen teilnehmen kann. Dies war der Ursprung des ersten Ultimate Fighting Championship-Turniers (später umbenannt in UFC 1: The Beginning) in den USA, das von der brasilianischen Vale tudo-Tradition inspiriert war, und hat sich zusammen mit anderen Wettbewerben mit minimalen Regeln, vor allem denen aus Japan wie Shooto und Pancrase, zum Kampfsport Mixed Martial Arts (MMA) entwickelt.

Einige Kampfsportler nehmen an Wettkämpfen ohne Sparring teil, z. B. an Breakdance-Wettbewerben oder choreografierten Routinen von Techniken wie Poomse, Kata und Aka, oder an modernen Variationen der Kampfkünste, zu denen auch tanzbeeinflusste Wettbewerbe wie Tricking gehören. Kampfsporttraditionen wurden von Regierungen beeinflusst, um sie zu politischen Zwecken sportlicher zu gestalten; der zentrale Anstoß für den Versuch der Volksrepublik China, die chinesischen Kampfkünste in den von einem Komitee regulierten Sport Wushu umzuwandeln, war die Unterdrückung dessen, was sie als potenziell subversive Aspekte des Kampftrainings ansahen, insbesondere im Rahmen des traditionellen Systems der Familienlinien.

Vorteile für Gesundheit und Fitness

Das Training der Kampfkünste soll den Trainierenden mehrere Vorteile bringen, z. B. für ihre körperliche, geistige, emotionale und spirituelle Gesundheit.

Durch systematisches Üben der Kampfkünste kann die körperliche Fitness gesteigert werden (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Flexibilität, Bewegungskoordination usw.), da der ganze Körper trainiert und die gesamte Muskulatur aktiviert wird. Das Training der Kampfkünste trägt nicht nur zur körperlichen Fitness, sondern auch zur geistigen Gesundheit bei, indem es das Selbstwertgefühl, die Selbstbeherrschung sowie das emotionale und geistige Wohlbefinden stärkt. Aus diesem Grund haben sich einige Kampfkunstschulen auf rein therapeutische Aspekte konzentriert und den historischen Aspekt der Selbstverteidigung oder des Kampfes völlig vernachlässigt.

Nach Bruce Lee haben die Kampfkünste auch den Charakter einer Kunst, da es eine emotionale Kommunikation und einen vollständigen emotionalen Ausdruck gibt.

Anwendungen in den Bereichen Selbstverteidigung, Militär und Strafverfolgung

Ein Kampfsportausbilder der US-Armee demonstriert einen Würgegriff.

Einige traditionelle Kampfsportkonzepte haben in der modernen Militärausbildung eine neue Verwendung gefunden. Das vielleicht jüngste Beispiel dafür ist das gezielte Schießen, das sich auf das Muskelgedächtnis stützt, um eine Schusswaffe in einer Vielzahl schwieriger Situationen effektiver einzusetzen, ähnlich wie ein Iaidoka Bewegungen mit seinem Schwert beherrscht.

Demonstration einer Ju-Jitsu-Verteidigung gegen einen Messerangriff. Berlin 1924

Während des Zweiten Weltkriegs wurden William E. Fairbairn und Eric A. Sykes von der Special Operations Executive (SOE) rekrutiert, um den britischen, US-amerikanischen und kanadischen Spezialeinheiten ihre Kampfkunst Defendu (die ihrerseits auf westlichem Boxen und Jujutsu basiert) und das Pistolenschießen beizubringen. Das von Colonel Rex Applegate verfasste Buch Kill or Get Killed basiert auf dem von Sykes und Fairbairn unterrichteten Defendu. Sowohl Fairbairns "Get Tough" als auch Applegates "Kill or Get Killed" wurden zu Klassikern des Nahkampfes.

Traditionelle Nahkampf-, Messer- und Speertechniken werden auch in den für die heutigen Kriege entwickelten zusammengesetzten Systemen verwendet. Beispiele hierfür sind der europäische Unifight, das von Matt Larsen entwickelte Combatives-System der US-Armee, KAPAP und Krav Maga der israelischen Armee sowie das Marine Corps Martial Arts Program (MCMAP) des US Marine Corps. Unbewaffnete Dolchverteidigungen, die mit denen aus dem Handbuch von Fiore dei Liberi und dem Codex Wallerstein identisch sind, wurden 1942 in die Ausbildungshandbücher der US-Armee aufgenommen und beeinflussen die heutigen Systeme zusammen mit anderen traditionellen Systemen wie Eskrima und Silat weiterhin.

Das Gewehrbajonett, das seinen Ursprung im Speer hat, wurde von der US-Armee, dem US-Marinekorps und der britischen Armee bis hin zum Irakkrieg verwendet.

Viele Kampfsportarten werden auch im Nahkampftraining der Strafverfolgungsbehörden eingesetzt. Die Bereitschaftspolizei von Tokio setzt beispielsweise Aikido ein.

Kampfsportindustrie

Seit den 1970er Jahren hat sich der Kampfsport zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt, der eine Untergruppe der breiteren Sportindustrie darstellt (einschließlich Kino und Sportfernsehen).

Hunderte von Millionen Menschen weltweit üben irgendeine Form von Kampfsport aus. Web Japan (gefördert vom japanischen Außenministerium) behauptet, dass es weltweit 50 Millionen Karatekas gibt. Die südkoreanische Regierung veröffentlichte 2009 eine Schätzung, wonach Taekwondo von 70 Millionen Menschen in 190 Ländern praktiziert wird.

Der Großhandelswert der in die Vereinigten Staaten versandten Kampfsportausrüstung wurde 2007 auf 314 Millionen US-Dollar geschätzt; die Zahl der Teilnehmer wurde im selben Jahr auf 6,9 Millionen (ab 6 Jahren, 2 % der US-Bevölkerung) geschätzt. R. A. Court, CEO von Martial Arts Channel, bezifferte die Gesamteinnahmen der US-Kampfsportindustrie auf 40 Milliarden US-Dollar und die Zahl der US-Praktizierenden auf 30 Millionen im Jahr 2003.

Ausrüstung

Zu den Ausrüstungsgegenständen des Kampfsports gehören Ausrüstungsgegenstände für die Konditionierung, den Schutz und die Waffen. Zu den speziellen Ausrüstungsgegenständen für die Konditionierung gehören z. B. Brechbretter, Dummy-Partner wie die Holzpuppe und Zielscheiben wie Boxsäcke und das Makiwara. Zu den Schutzausrüstungen für Sparring und Wettkampf gehören Boxhandschuhe, Kopfbedeckungen und Mundschützer.

Kampfsport-Betrug

Asiatische Kampfsportarten erlebten in den 1970er Jahren einen Popularitätsschub im Westen, und die steigende Nachfrage führte zu zahlreichen minderwertigen oder betrügerischen Schulen. Die steigende Nachfrage führte zu zahlreichen minderwertigen oder betrügerischen Schulen. Angeheizt durch fiktive Darstellungen in Kampfsportfilmen führte dies in den 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten zum Ninja-Wahn. In den 1960er und 1970er Jahren gab es auch zahlreiche betrügerische Anzeigen für Kampfsport-Trainingsprogramme in Comic-Heften, die vor allem von heranwachsenden Jungen gelesen wurden.

In den siebziger Jahren begannen die unteren Ränge (Kyu) mit farbigen Gürteln ausgestattet zu werden, um den Fortschritt zu zeigen. Dies erwies sich als kommerziell rentabel, und die Systeme mit farbigen Gürteln wurden in vielen Kampfkunst-Diplomfabriken (auch bekannt als McDojos und Gürtelfabriken) eingeführt, um zusätzliches Geld zu verdienen. Dies wurde in der Penn & Teller: Bullshit! Episode "Martial Arts" (Juni 2010).

Definition Kampfkunst/Kampfsport

Nach neueren Arbeiten wird ein Bewegungssystem als Kampfkunst/Kampfsport klassifiziert, wenn es

  1. einen körperlich-leiblichen Kampf mit einem oder mehreren Gegnern darstellt (die z. B. in Übungsformen auch imaginiert oder instruiert sind)
  2. unbewaffnet oder kalt-bewaffnet durchgeführt wird (z. B. mittels Stich- und Schlagwaffen)
  3. sich an einem eindeutigen Mustersetting (Master Reality) ausrichtet hinsichtlich Kampfort, Kampfziel, Bewaffnung, Rüstung etc., in welchem dem System ein Nutzen zugesprochen wird
  4. eine hegemoniale kampfkulturelle Identität besitzt, d. h. als Handlungsziel die symbolische oder tatsächliche Überwindung des/der Gegner (im Unterschied zu einer Spiel-, Tanz- oder Theateridentität sowie zu entsprechenden Hybriden mit Kampfanteilen [wie Calcio Storico, Taiji Bailong])
  5. eine technische Systematisierung vorweisen kann, die durch Lehre weitergegeben und reflektiert wird, was ggf. anhand von kampftechnischen Paradigmen (wie die Keilform im Wing Chun oder Ikken Hissatsu im Karatedō), einem normativen Framework sowie institutioneller Professionalisierung ablesbar ist
  6. technisch „auto-immun“ ist, d. h. dass der Technikvorrat des Systems komplementär ist: Jeder Angriffstechnik steht mindestens eine Abwehr-, Konter- oder Meidtechnik gegenüber.

Systematik

Kampfkunst/Kampfsport lässt sich nach folgenden Faktoren systematisieren:

  1. Geografische Herkunft
  2. Technische Ausrichtung: Bodenkampf, Standkampf, Boden-Stand-Hybrid
  3. Kontaktstärke: Nullkontakt, Halbkontakt, Vollkontakt
  4. Professionalisierung: Wettkampf- und Ligasystem
  5. Organisation: Öffentlich, privat, Franchise (wie EWTO-Wing Chun)
  6. Zieldimension: Punktsieg, Knockout, Submission, Bewegungsdialog, spirituell-leibliche Körpererfahrung, pädagogische Ziele
  7. Waffenverwendung: Stockwaffen (z. B. Bō-Stab, Jō-Stab, Rattan-Stab, Langstock), Faustwaffen (z. B. Nunchaku, Tekkō, Tonfa), Stichwaffen z. B. (Schwert, Hellebarde, Naginata), Pfeilwaffen (z. B. Langbogen)