Weltsprache

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Als Weltsprache oder internationale Verkehrssprache wird eine natürliche Sprache bezeichnet, die als Verkehrssprache weit über ihr ursprüngliches Sprachgebiet hinaus Bedeutung erlangt hat. Die Zahl der Sprecher allein ist dabei nicht ausschlaggebend, sondern es muss auch noch die weite Verbreitung über das autochthone (alteingesessene) Ursprungsgebiet der Sprache hinzukommen. Chinesisch, Hindi und Bengali oder auch Deutsch sind daher trotz der hohen Sprecherzahl nicht als Weltsprachen im engeren Sinne anzusehen, sondern lediglich als lokal begrenzte Vernakulärsprachen mit großer Population.

Solche internationalen Verkehrssprachen werden von vielen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten als Erst- oder Zweitsprachen gesprochen und verstanden, sie dienen als Lingua franca in der Diplomatie oder bei internationalen Handelskontakten sowie bei der Wissensvermittlung; häufig sind die Weltsprachen auch Amtssprachen in mehreren Ländern oder internationalen Organisationen.

Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist Englisch als Weltverkehrssprache die international bedeutendste Weltsprache.

In der Soziolinguistik ist eine Weltsprache (manchmal auch Weltsprache, selten internationale Sprache) eine geografisch weit verbreitete Sprache, die es den Mitgliedern verschiedener Sprachgemeinschaften ermöglicht, miteinander zu kommunizieren. Der Begriff kann auch für konstruierte internationale Hilfssprachen wie Esperanto verwendet werden.

Englisch ist die wichtigste - und in einigen Fällen auch einzige - Weltsprache. Darüber hinaus gibt es keinen akademischen Konsens darüber, welche Sprachen als Weltsprachen in Frage kommen; Arabisch, Französisch, Russisch und Spanisch sind weitere mögliche Weltsprachen. Einige Autoren sind der Ansicht, dass Latein früher eine Weltsprache war.

Entwicklung von Weltsprachen

Die meisten Weltsprachen entstanden durch kriegerische Expansionen von Staaten, in denen die entsprechende Sprache gesprochen wurde, und anschließende langdauernde Hegemonie der eroberten Gebiete. Dies gilt für alle Regionen der Erde und sowohl für die Weltsprachen der Antike wie für jene der Neuzeit oder der Gegenwart.

So schwingt in dem Begriff Weltsprache stets ein gewisser imperialer Hintergrund mit, der von Sprechern kleinerer Sprachen als repressiv empfunden werden kann. Dies galt bereits für die Weltsprache der klassischen Antike, das Altgriechische, dessen Verbreitung sich vor allem auf den Feldzug Alexanders des Großen zurückführen lässt.

Historische Weltsprachen

Als Weltsprachen der Antike gelten Babylonisch, Aramäisch, Griechisch, Latein, Persisch und Chinesisch.

Das mit der Ausbreitung des Römischen Reiches zur Weltsprache avancierte Lateinische behielt diesen Status als Kirchensprache, Literatur- und juristische Sprache bis ins 17. Jahrhundert. Im Spätmittelalter war Mittelniederdeutsch aufgrund der Bedeutung der Hanse die lingua franca im gesamten Ostseeraum.

Sanskrit und Pali waren im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Hinduismus und Buddhismus im ersten nachchristlichen Jahrtausend Weltsprachen in Süd- und Südostasien.

Mit der islamischen Expansion seit dem frühen Mittelalter begann der Aufstieg des Arabischen zur Weltsprache.

Auch die Turksprachen waren während der Zeit der Kök-Türken und während des Mongolischen Reiches eine Weltsprache.

Neuzeitliche Weltsprachen

Viele der neuzeitlichen Weltsprachen sind ehemalige Kolonialsprachen, deren Verbreitung auf anderen Kontinenten vor allem durch Eroberung, Kolonisation und Ausrottung erfolgte. Indigene Sprachen wurden insbesondere in Kolonien, die nach dem Prinzip des Direct Rule beherrscht wurden, bekämpft, verboten und unterdrückt; umgekehrt wurde dafür aber durch die assimilatorische Annahme z. B. der französischen Sprache und Kultur volle Teilhabe an der Zivilisation in Aussicht gestellt. In Kolonialstaaten, die nach dem Prinzip des Indirect Rule beherrscht wurden (britische und deutsche Kolonien), blieb der Erwerb der Sprache der Kolonialmächte vorwiegend derjenigen Elite vorbehalten, die die einfache Bevölkerung kontrollieren sollte. Der Fortbestand indigener Sprachen in breiten Kreisen der Bevölkerung war in diesem Machtmodell als wirksame Aufstiegsbarriere sogar ausdrücklich erwünscht.

Der Besitz eines großen Kolonialreichs führte bei vielen europäischen Kolonialmächten zum Aufstieg ihrer Nationalsprache zur Weltsprache, so beim Englischen, Französischen, Spanischen und Portugiesischen. Französisch hatte dabei bereits im 17. Jahrhundert in Europa Latein als Sprache der Aristokraten und Gebildeten abgelöst und behielt diesen Status mindestens bis zur Revolution von 1789.

Das Russische erlangte seine Bedeutung erst durch die Expansion Russlands bis nach Ostasien; nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Bedeutung durch die Dominanz der Sowjetunion für den Ostblock bzw. die kommunistische Welt weiter etabliert. Seit dem Zerfall der Sowjetunion sinkt die Bedeutung des Russischen wieder; die Bürger in den ehemaligen Sowjetstaaten sind verstärkt zu ihrer ursprünglichen Sprache zurückgekehrt und die Geburtenrate und die Wirtschaft Russlands stagnieren weiterhin.

Weltsprachen in speziellen Zusammenhängen

Das Französische erlangte im 17. Jahrhundert als Sprache der Diplomatie, des Postwesens und des europäischen Adels seine Bedeutung als führende Weltsprache. Für die Diplomatie kann sogar konkret das Jahr 1714 mit dem Frieden von Rastatt angegeben werden.

Das Deutsche wurde ab dem Ende des 18. Jahrhunderts infolge der Weimarer Kulturpolitik (siehe Weimarer Klassik, vertreten durch Dichter und Politiker wie Goethe, Schiller und die Brüder Humboldt, aber auch durch die Wichtigkeit der Schriften der philosophischen Aufklärung, insbesondere Kants, siehe: Dichter und Denker) eine sehr bedeutende Sprache in Wissenschaft und Kunst; es verlor diesen Status jedoch nach den Niederlagen in den beiden Weltkriegen und wohl auch infolge des diesen Kriegen vorangegangenen kontinuierlichen Verfalls aufklärerischer Ideale.

Kleinere kulturelle Nischen, in denen bestimmte Sprachen immer noch weltweit maßgeblich sind, sind das Ballett mit der französischen und die klassische Musik mit der italienischen Sprache.

Verbreitung von Weltsprachen Anfang des 21. Jahrhunderts

Englisch ist als Lingua franca der internationalen Diplomatie, der internationalen Wirtschaftsbeziehungen sowie des internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs die einzige im Wortsinne weltweit gebräuchliche Verkehrssprache und die bedeutendste Weltsprache.

Die großen Sprachen Chinesisch (Mandarin), Französisch, Englisch, Russisch und Spanisch sind seit 1946 Amtssprachen der Vereinten Nationen. 1973 kam Arabisch als sechste Amtssprache hinzu.

Mandarin ist die wichtigste der chinesischen Sprachen und hat mehr Muttersprachler als Englisch und Spanisch zusammen.

Hindi/Urdu bzw. deren Mischform Hindustani wird fast ausschließlich in den ursprünglichen Sprachräumen Indien und Pakistan gesprochen; dasselbe gilt für Bengalisch und dessen Sprachräume Bangladesch und Westbengalen sowie Japanisch und den Sprachraum Japan. Diese Sprachen werden daher – trotz der großen Zahl der Sprecher – normalerweise nicht als Weltsprachen gerechnet. Dass durch die weltweiten Migrationsbewegungen infolge der Globalisierung seit Mitte des 20. Jahrhunderts größere Sprechergruppen südasiatischer Sprachen dauerhaft auch außerhalb des ursprünglichen Sprachraums leben, beispielsweise in Großbritannien oder den USA, hat bisher (Stand 2011) nicht dazu geführt, dass die Sprachen in den neuen Siedlungsgebieten zu Verkehrssprachen geworden wären.

Begriff

Es wurden verschiedene Definitionen des Begriffs "Weltsprache" vorgeschlagen; es gibt keinen allgemeinen Konsens darüber, welche Definition zu verwenden ist.

Eine vom kongolesischen Linguisten Salikoko Mufwene vorgeschlagene Definition lautet: "Sprachen, die als Volkssprachen oder als Lingua francas außerhalb ihrer Heimatländer und von anderen als den ethnisch oder national mit ihnen verbundenen Bevölkerungsgruppen gesprochen werden". Der Linguist Mohamed Benrabah setzt den Begriff Weltsprache mit dem gleich, was der niederländische Soziologe Abram de Swaan in seinem globalen Sprachsystem als "superzentrale Sprachen" bezeichnet. Die spanische Soziolinguistin Clare Mar-Molinero schlägt eine Reihe von Tests vor, die eine Sprache bestehen muss und die sich auf die Demografie, die Einstellung gegenüber der Sprache sowie auf politische, rechtliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche, technologische, akademische, pädagogische und kulturelle Bereiche beziehen.

Der deutsche Soziolinguist Ulrich Ammon [de] sagt, dass die "globale Funktion" einer Sprache ausschlaggebend dafür ist, ob es sich um eine Weltsprache handelt, d. h. ihre Verwendung für die globale Kommunikation, insbesondere zwischen Menschen, die sie nicht als Muttersprache haben, wobei die Verwendung als Lingua franca - d. h. in der Kommunikation, in der sie nicht die Muttersprache eines der Teilnehmer ist - das größte Gewicht hat. Ammon formuliert eine Reihe von Globalitätsindikatoren, d. h. Faktoren, anhand derer sich beurteilen lässt, inwieweit eine bestimmte Sprache als Weltsprache betrachtet werden kann. Der wichtigste dieser Indikatoren ist die Anzahl der Nicht-Muttersprachler. Ein weiterer Indikator ist die Zahl der Muttersprachler, die zwar an sich kein Kriterium für Globalität ist, aber empirisch positiv mit ihr korreliert und sie indirekt beeinflussen kann, indem sie die Sprache attraktiver macht. Weitere mögliche Indikatoren sind die Wirtschaftskraft (gemessen am BIP der Muttersprachler), die Anzahl der Länder, in denen die Sprache als Amtssprache verwendet wird, sowie die geografische Verteilung dieser Länder, die Verwendung im internationalen Geschäftsverkehr und die Verbreitung in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Beispiele

Arabisch

Arabisch wurde von Salikoko Mufwene als Weltsprache bezeichnet - wenn auch als zweitrangig nach Englisch und Französisch, da es nur in begrenztem Umfang als Lingua franca verwendet wird - mit der Begründung, dass es eine liturgische Sprache unter den muslimischen Gemeinschaften weltweit ist. Mohamed Benrabah kritisiert dieses Argument, da die Verwendung der Sprache in Ritualen nicht unbedingt zu einer Beherrschung der Sprache außerhalb religiöser Kontexte führt, stuft sie aber dennoch als Weltsprache ein, da sie eine superzentrale Sprache im globalen Sprachsystem von de Swaan ist.

Englisch

In der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass Englisch eine Weltsprache ist, wobei einige Autoren wie die britischen Linguisten David Crystal und David Graddol so weit gehen, sie als einzige Sprache zu betrachten. Autoren, die einen pluralistischen Ansatz verfolgen, sind dennoch der Ansicht, dass das Englische eine einzigartige Position als führende Weltsprache einnimmt; im globalen Sprachsystem von Abram de Swaan beispielsweise ist das Englische der einzige Inhaber der höchsten Position in der Hierarchie: der hyperzentralen Sprache. Laut dem deutschen Soziolinguisten Ulrich Ammon [de] gibt es "praktisch keinen beschreibenden Parameter oder Indikator für den internationalen oder globalen Rang einer Sprache, der, wenn er auf die heutigen Sprachen weltweit angewandt wird, Englisch nicht an die Spitze stellt". Sowohl Ammon als auch Mufwene vertreten die Auffassung, dass das, was das Englische als Weltsprache auszeichnet, seine Verwendung als Lingua franca ist, während Crystal sich auf seine geografische Verbreitung konzentriert.

Französisch

Französisch wurde aufgrund seines Status als superzentrale Sprache in de Swaans globalem Sprachsystem als Weltsprache bezeichnet, und Salikoko Mufwene charakterisiert es als solche, da es als lingua franca oder Volkssprache von Menschen gesprochen wird, die außerhalb Frankreichs weder ethnisch noch national mit ihr verbunden sind.

Russisch

Russisch wurde als Weltsprache eingestuft, weil es eine superzentrale Sprache in de Swaans globalem Sprachsystem ist, und wird von Salikoko Mufwene als Weltsprache charakterisiert, weil es außerhalb Russlands von Nicht-Russen als Umgangssprache oder Lingua franca verwendet wird.

Spanisch

Spanisch wurde als Weltsprache eingestuft, weil es eine superzentrale Sprache im globalen Sprachsystem von de Swaan ist, und wird vom deutschen Soziolinguisten Ulrich Ammon [de] als Weltsprache betrachtet, da es weltweit als Fremdsprache gesprochen wird. Salikoko Mufwene betrachtet sie ebenfalls als Weltsprache - wenn auch als zweitrangig nach Englisch und Französisch, da sie nur in begrenztem Umfang als Lingua franca verwendet wird - mit der Begründung, dass sie als Volkssprache von Menschen verwendet wird, die außerhalb Spaniens weder ethnisch noch national mit ihr verbunden sind.