Vitiligo
Vitiligo ⓘ | |
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Nichtsegmentale Vitiligo der Hand | |
Aussprache |
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Fachgebiet | Dermatologie |
Symptome | Weiße Flecken auf der Haut |
Dauer | Langfristig |
Ursachen | Unbekannt |
Risikofaktoren | Familienanamnese, andere Autoimmunkrankheiten |
Diagnostische Methode | Gewebebiopsie |
Behandlung | Sonnenschutz, Make-up, topische Kortikosteroide, Phototherapie |
Häufigkeit | 1% der Menschen |
Vitiligo (/ˌvɪtɪˈlaɪɡoʊ/ (listen)), auch Leukoderma genannt, ist eine langfristige Hauterkrankung, bei der die Hautstellen ihre Pigmente verlieren. Die betroffenen Hautstellen werden weiß und haben in der Regel scharfe Ränder, und die Haare auf der Haut können ebenfalls weiß werden. Auch die Innenseite von Mund und Nase kann betroffen sein. Typischerweise sind beide Seiten des Körpers betroffen, wobei die Flecken oft an Hautstellen beginnen, die der Sonne ausgesetzt sind. Bei Menschen mit dunkler Haut ist die Krankheit auffälliger. Vitiligo kann zu psychischem Stress führen, und die Betroffenen werden manchmal stigmatisiert. ⓘ
Die genaue Ursache von Vitiligo ist unbekannt. Man geht davon aus, dass sie auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist, die durch einen Umweltfaktor ausgelöst wird, so dass eine Autoimmunerkrankung entsteht. Dies führt zur Zerstörung der Pigmentzellen der Haut. Zu den Risikofaktoren gehören eine familiäre Vorbelastung oder andere Autoimmunerkrankungen wie Hyperthyreose, Alopecia areata und perniziöse Anämie. Die Krankheit ist nicht ansteckend. Die Vitiligo wird in zwei Haupttypen eingeteilt: segmental und nicht segmental. Die meisten Fälle sind nicht segmental, d. h. sie betreffen beide Seiten, und in diesen Fällen vergrößert sich der betroffene Hautbereich in der Regel mit der Zeit. Etwa 10 % der Fälle sind segmental, d. h. sie betreffen hauptsächlich eine Körperseite; in diesen Fällen vergrößert sich die betroffene Hautpartie in der Regel nicht mit der Zeit. Die Diagnose kann durch eine Gewebebiopsie bestätigt werden. ⓘ
Es gibt keine bekannte Heilung für Vitiligo. Für Menschen mit heller Haut sind Sonnenschutzmittel und Make-up alles, was normalerweise empfohlen wird. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Steroidcremes oder Phototherapie, um die hellen Flecken zu verdunkeln. Alternativ kann auch versucht werden, die nicht betroffene Haut aufzuhellen, beispielsweise mit Hydrochinon. Für diejenigen, bei denen andere Maßnahmen keine Besserung bewirken, stehen mehrere chirurgische Möglichkeiten zur Verfügung. Eine Kombination von Behandlungen führt im Allgemeinen zu besseren Ergebnissen. Eine Beratung zur emotionalen Unterstützung kann sinnvoll sein. ⓘ
Weltweit sind etwa 1 % der Menschen von Vitiligo betroffen. In einigen Bevölkerungsgruppen sind bis zu 2-3 % betroffen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen tritt die Krankheit vor dem 20. Lebensjahr auf, bei den meisten vor dem 40. Vitiligo ist bereits in der Antike beschrieben worden. ⓘ
Klassifikation nach ICD-10 ⓘ | |
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L80 | Vitiligo |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Vitiligo (lateinisch vitilīgō ‚Flechte‘, ‚Hautkrankheit‘; med. Leucopathia acquisita, altgriechisch λευκός ‚weiß‘ πάθος ‚Leiden‘ lat. acquisita ‚erworben‘) oder auch Weißfleckenkrankheit sowie Scheckhaut genannt ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die etwa 0,5 bis 2 % der Menschen weltweit betrifft. Typisch sind Pigmentstörungen in Form weißer, pigmentfreier Hautflecken, die sich langsam ausweiten können, aber nicht unbedingt müssen. ⓘ
Anzeichen und Symptome
Das einzige Anzeichen für Vitiligo ist das Vorhandensein blasser, fleckiger, depigmentierter Hautstellen, die meist an den Extremitäten auftreten. Bei manchen Menschen kann es zu Juckreiz kommen, bevor ein neuer Fleck auftritt. Die Flecken sind zunächst klein, wachsen aber oft und verändern ihre Form. Wenn Hautläsionen auftreten, sind sie im Gesicht, an den Händen und Handgelenken am auffälligsten. Der Verlust der Hautpigmentierung ist besonders auffällig im Bereich der Körperöffnungen, wie Mund, Augen, Nasenlöcher, Genitalien und Nabel. Einige Läsionen weisen an den Rändern eine erhöhte Hautpigmentierung auf. Bei Vitiligo-Betroffenen, die aufgrund ihrer Erkrankung stigmatisiert werden, können Depressionen und ähnliche Stimmungsstörungen auftreten. ⓘ
Nicht-segmentale Vitiligo an den Augenlidern ⓘ
Ursachen
Die Ursache ist unbekannt. Da Personen mit Vitiligo signifikant häufiger ebenso an Autoimmunerkrankungen leiden, deutet dies auf eine autoimmune Ursache von Vitiligo hin. Es werden permanente oder vorübergehende autoimmune Blockierungen bzw. Zerstörung der Melanozyten angenommen. Beispiele komorbider Autoimmunerkrankungen sind Hashimoto-Thyreoiditis, Diabetes mellitus Typ 1 oder perniziöse Anämie. ⓘ
Erkrankte führen den Beginn von Vitiligo häufig auf auslösende Ereignisse zurück, wie zum Beispiel Verletzungen, Sonnenbrand, Stress, Schwangerschaft oder andere Erkrankungen. Es gibt jedoch keine wissenschaftliche Untersuchung, die eine dieser vermeintlichen Auslöser als ursächlich belegt. ⓘ
Empfänger einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation scheinen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Vitiligo zu haben. ⓘ
Obwohl mehrere Hypothesen als mögliche Auslöser für Vitiligo aufgestellt wurden, deuten Studien stark darauf hin, dass Veränderungen im Immunsystem für die Erkrankung verantwortlich sind. Man geht davon aus, dass es sich bei Vitiligo um eine multifaktorielle Erkrankung handelt, bei der sowohl eine genetische Anfälligkeit als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen können. ⓘ
Das TYR-Gen kodiert das Protein Tyrosinase, das kein Bestandteil des Immunsystems ist, sondern ein Enzym der Melanozyten, das die Melaninbiosynthese katalysiert, und ein wichtiges Autoantigen bei der generalisierten Vitiligo. Die National Institutes of Health stellen fest, dass einige glauben, dass Sonnenbrände die Krankheit auslösen oder verschlimmern können, dass diese Idee aber nicht durch gute Beweise gestützt wird. ⓘ
Immunsystem
Variationen in Genen, die Teil des Immunsystems oder der Melanozyten sind, wurden mit Vitiligo in Verbindung gebracht. Es wird auch angenommen, dass die Vitiligo dadurch verursacht wird, dass das Immunsystem die Melanozyten der Haut angreift und zerstört. In einer genomweiten Assoziationsstudie wurden etwa 36 unabhängige Anfälligkeitsloci für generalisierte Vitiligo gefunden. ⓘ
Autoimmunassoziationen
Vitiligo wird manchmal mit Autoimmun- und Entzündungskrankheiten wie Hashimoto-Thyreoiditis, Sklerodermie, rheumatoider Arthritis, Diabetes mellitus Typ 1, Psoriasis, Morbus Addison, perniziöser Anämie, Alopecia areata, systemischem Lupus erythematodes und Zöliakie in Verbindung gebracht. ⓘ
Zu den Entzündungsprodukten von NALP1 gehören Caspase 1 und Caspase 7, die das entzündliche Zytokin Interleukin-1β aktivieren. Interleukin-1β und Interleukin-18 werden bei Menschen mit Vitiligo in hohem Maße exprimiert. Bei einer der Mutationen wurde die Aminosäure Leucin im NALP1-Protein durch Histidin ersetzt (Leu155 → His). Das ursprüngliche Protein und die ursprüngliche Sequenz sind in der Evolution hoch konserviert und kommen bei Menschen, Schimpansen, Rhesusaffen und Buschbabys vor. Die Addison-Krankheit (typischerweise eine autoimmune Zerstörung der Nebennieren) kann auch bei Menschen mit Vitiligo auftreten. ⓘ
Diagnose
In der Frühphase dieser Krankheit kann ein ultraviolettes Licht zur Identifizierung und zur Bestimmung der Wirksamkeit der Behandlung eingesetzt werden. Mit dem Licht eines Woods verändert die Haut ihre Farbe (fluoresziert), wenn sie von bestimmten Bakterien, Pilzen und Pigmentveränderungen der Haut befallen ist. ⓘ
Klassifizierung
Klassifizierungsversuche zur Quantifizierung der Vitiligo wurden als etwas uneinheitlich analysiert, während man sich in jüngster Zeit auf ein System von segmentaler Vitiligo (SV) und nichtsegmentaler Vitiligo (NSV) geeinigt hat. Die NSV ist die häufigste Form der Vitiligo. ⓘ
Nicht-segmentale
Bei nicht-segmentaler Vitiligo (NSV) ist die Lage der depigmentierten Flecken in der Regel in gewisser Weise symmetrisch. Neue Flecken erscheinen auch im Laufe der Zeit und können sich über große Teile des Körpers erstrecken oder auf einen bestimmten Bereich beschränkt sein. Extreme Fälle von Vitiligo, bei denen kaum noch pigmentierte Haut vorhanden ist, werden als Vitiligo universalis bezeichnet. NSV kann in jedem Alter auftreten (im Gegensatz zur segmentalen Vitiligo, die viel häufiger im Teenageralter auftritt). ⓘ
Zu den Klassen der nicht-segmentalen Vitiligo gehören die folgenden:
- Generalisierte Vitiligo: das häufigste Muster, breite und zufällig verteilte Depigmentierungsbereiche
- Universelle Vitiligo: Die Depigmentierung erstreckt sich über den größten Teil des Körpers
- Fokale Vitiligo: ein oder wenige verstreute Makel in einem Bereich, am häufigsten bei Kindern
- Akrofaziale Vitiligo: Finger und periorifaziale Bereiche
- Mukosale Vitiligo: Depigmentierung nur der Schleimhäute ⓘ
Segmentale
Die segmentale Vitiligo (SV) unterscheidet sich in Aussehen, Ursache und Häufigkeit der Begleiterkrankungen. Ihre Behandlung unterscheidet sich von der der NSV. Sie betrifft in der Regel Hautareale, die mit dorsalen Wurzeln aus dem Rückenmark verbunden sind, und ist meist einseitig. Der Verlauf ist wesentlich stabiler/statischer und die Assoziation mit Autoimmunerkrankungen scheint schwächer zu sein als bei der generalisierten Vitiligo. Die SV bessert sich nicht durch topische Therapien oder UV-Licht, chirurgische Behandlungen wie Zelltransplantationen können jedoch wirksam sein. ⓘ
Differentialdiagnose
Chemische Leukodermie ist eine ähnliche Erkrankung, die auf eine mehrfache Exposition gegenüber Chemikalien zurückzuführen ist. Vitiligo ist jedoch ein Risikofaktor. Auslöser können entzündliche Hauterkrankungen, Verbrennungen, intraläsionale Steroidinjektionen und Abschürfungen sein. ⓘ
Zu den anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen gehören folgende:
- Albinismus
- Halo-Nävus
- Idiopathische guttate Hypomelanose (weiße Sonnenflecken)
- Piebaldismus
- Pityriasis alba
- Postinflammatorische Hypopigmentierung
- Primäre Nebenniereninsuffizienz
- Progressive makuläre Hypomelanose
- Tinea versicolor
- Tuberkulöse Lepra ⓘ
Behandlung
Es gibt keine Heilung für Vitiligo, aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Am besten bewährt haben sich die Anwendung von Steroiden und die Kombination von ultraviolettem Licht in Verbindung mit Cremes. Aufgrund des höheren Hautkrebsrisikos empfiehlt der Nationale Gesundheitsdienst des Vereinigten Königreichs, die Phototherapie nur dann anzuwenden, wenn die primären Behandlungen unwirksam sind. Läsionen an Händen, Füßen und Gelenken sind am schwierigsten zu repigmentieren; im Gesicht ist es am einfachsten, die natürliche Hautfarbe wiederherzustellen, da die Haut dort von Natur aus dünner ist. ⓘ
Immunmediatoren
Topische Zubereitungen von immununterdrückenden Medikamenten, darunter Glukokortikoide (wie 0,05 % Clobetasol oder 0,10 % Betamethason) und Calcineurin-Inhibitoren (wie Tacrolimus oder Pimecrolimus), gelten als Vitiligo-Behandlung der ersten Wahl. ⓘ
Im Juli 2022 wurde Ruxolitinib-Creme (vertrieben unter dem Markennamen Opzelura) in den Vereinigten Staaten für die Behandlung von Vitiligo zugelassen. ⓘ
Phototherapie
Die Phototherapie gilt als Zweitlinienbehandlung für Vitiligo. Die Bestrahlung der Haut mit UVB-Lampen ist die häufigste Behandlung von Vitiligo. Die Behandlungen können zu Hause mit einer UVB-Lampe oder in einer Klinik durchgeführt werden. Die Dauer der Bestrahlung wird so gesteuert, dass die Haut nicht überlastet wird. Die Behandlung kann einige Wochen dauern, wenn sich die Flecken am Hals und im Gesicht befinden und wenn sie nicht länger als 3 Jahre bestehen. Bei Flecken an Händen und Beinen, die seit mehr als 3 Jahren bestehen, kann die Behandlung einige Monate dauern. Die Phototherapie wird 2-3 Mal pro Woche durchgeführt. Bei großflächigen Flecken kann eine Ganzkörperbehandlung in einer Klinik oder einem Krankenhaus erforderlich sein. Es können sowohl UVB-Breitband- als auch Schmalbandlampen verwendet werden, wobei die Wahl auf Schmalband-Ultraviolett mit einem Spitzenwert von 311 nm fällt. Es wurde wiederholt berichtet, dass eine Kombination von UVB-Phototherapie mit anderen topischen Behandlungen die Repigmentierung verbessert. Bei manchen Menschen mit Vitiligo sind jedoch keine Hautveränderungen oder Repigmentierungen zu beobachten. Eine schwerwiegende potenzielle Nebenwirkung ist das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, das gleiche Risiko wie bei einer übermäßigen Exposition gegenüber natürlichem Sonnenlicht. ⓘ
Behandlungen mit ultraviolettem Licht (UVA) werden normalerweise in einer Klinik durchgeführt. Bei der Behandlung mit Psoralen und ultraviolettem Licht (PUVA) wird ein Medikament eingenommen, das die Empfindlichkeit der Haut gegenüber ultraviolettem Licht erhöht, und die Haut dann hohen Dosen von UVA-Licht ausgesetzt. Die Behandlung ist zweimal wöchentlich für 6-12 Monate oder länger erforderlich. Aufgrund der hohen UVA- und Psoralen-Dosen kann PUVA Nebenwirkungen wie sonnenbrandartige Reaktionen oder Sommersprossenbildung verursachen. ⓘ
Die Schmalband-Ultraviolett-B-Phototherapie (NBUVB) hat nicht die durch Psoralene verursachten Nebenwirkungen und ist ebenso wirksam wie PUVA. Wie bei der PUVA wird die Behandlung zweimal wöchentlich in einer Klinik oder täglich zu Hause durchgeführt, und es besteht keine Notwendigkeit, Psoralen zu verwenden. Häufig wird eine längere Behandlung empfohlen, und es kann mindestens 6 Monate dauern, bis die Phototherapie anschlägt. Die NBUVB-Phototherapie scheint besser zu sein als die PUVA-Therapie, wobei die wirksamste Reaktion im Gesicht und am Hals zu verzeichnen ist. ⓘ
In Bezug auf die Verbesserung der Repigmentierung: topische Calcineurin-Inhibitoren plus Phototherapie sind besser als Phototherapie allein, Hydrocortison plus Laserlicht ist besser als Laserlicht allein, Gingko biloba ist besser als Placebo, und orale Minipulse von Prednisolon (OMP) plus NB-UVB sind besser als OMP allein. ⓘ
Camouflage der Haut
In leichten Fällen können Vitiligo-Flecken mit Make-up oder anderen kosmetischen Camouflage-Lösungen verdeckt werden. Wenn die betroffene Person blasshäutig ist, können die Flecken weniger sichtbar gemacht werden, indem die Bräunung der nicht betroffenen Haut vermieden wird. ⓘ
Entpigmentierung
Bei ausgedehnter Vitiligo kann eine Entpigmentierung der nicht betroffenen Haut mit topischen Medikamenten wie Monobenzon, Mequinol oder Hydrochinon in Betracht gezogen werden, um der Haut eine gleichmäßige Farbe zu verleihen. Die Entfernung des gesamten Hautpigments mit Monobenzon ist dauerhaft und stark ausgeprägt. Um schwere Sonnenbrände und Melanome zu vermeiden, muss lebenslang auf Sonnenschutz geachtet werden. Die Depigmentierung ist nach etwa einem Jahr abgeschlossen. ⓘ
Transplantation
In Spezialfällen können auch autologe Melanozyten (Empfänger und Spender sind identisch) angezüchtet und wiedereingepflanzt werden. Dies erfolgt nach einer Vorbehandlung der Haut durch Abschleifung mit Lasern oder hochtourigen Schleifmaschinen. Besonders im Gesichtsbereich sind die Ergebnisse zufriedenstellend. Vor allem bei stabiler Erkrankung über sechs Monate und kleinen Läsionen kommt eine Gewebe- oder Zelltransplantation infrage. ⓘ
Farbausgleich
Durch Laserbestrahlung, Einnahme von Tyrosinaseinhibitoren (z. B. Monobenzon) oder chirurgische Eingriffe können die verbliebenen Melanozyten zerstört werden, was einen Farbausgleich der Haut zur Folge hat. Dieser Eingriff ist jedoch nur bei Patienten mit großen krankheitsbedingten psychischen Störungen mit Empfehlung eines Psychiaters vorzunehmen, da diese Therapie keinerlei physische Heilung mit sich bringt, sondern durch die absichtliche „Bleichung“ der nicht betroffenen Hautareale die primären Krankheitssymptome sogar fördert. ⓘ
Medikation
Topische Steroide wurden zur Behandlung verwendet, haben sich jedoch nicht als besonders wirkungsvoll erwiesen. Einen ähnlichen, ebenfalls immunsuppressiven Ansatz verfolgen die neueren Präparate aus der Gruppe der Calcineurin-Antagonisten. Die abschließende Bewertung der Wirksamkeit dieser Präparate steht derzeit noch aus. ⓘ
Naturheilkunde
Bei den Probanden einer kleinen Studie bewirkte Ginkgo-biloba-Extrakt einige Repigmentierungen, allerdings misst der Cochrane-Report von 2015 dem keine Beweiskraft zu. ⓘ
Psychotherapie
In einigen Fällen kann die Psychotherapie eine Hilfe bei der Stressbewältigung bieten und trägt damit zur Verminderung der psychosomatischen Begleitprobleme und zur Krankheitsbewältigung bei. ⓘ
Camouflage
Als Camouflage werden abdeckende Verfahren bezeichnet, bei denen die hellen Herde mit einem Spezial-Make-up abgetönt werden. β-Carotin höherdosiert, in Form von Kapseln, führt zu einer Orangeverfärbung der hellen Hautpartien, so dass der Kontrast zur gesunden Haut geringer erscheint. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen Selbstbräuner zu nutzen. ⓘ
Geschichte
Beschreibungen einer Krankheit, bei der es sich vermutlich um Vitiligo handelt, gehen auf eine Passage im medizinischen Text Ebers Papyrus um 1500 v. Chr. im alten Ägypten zurück. Auch in heiligen indischen Texten wie dem Atharvaveda wurde um 1400 v. Chr. von einer Aufhellung der Haut gesprochen. Das hebräische Wort "Tzaraath" aus dem alttestamentlichen Buch Levitikus aus dem Jahr 1280 v. Chr. (oder 1312 v. Chr.) beschrieb eine Gruppe von Hautkrankheiten, die mit weißen Flecken einhergingen, und eine spätere Übersetzung ins Griechische führte dazu, dass Vitiligo-Kranke weiterhin mit Lepra und geistiger Unreinheit in Verbindung gebracht wurden. ⓘ
Medizinische Quellen in der Antike, wie z. B. Hippokrates, unterschieden oft nicht zwischen Vitiligo und Lepra und fassten diese Krankheiten oft zusammen. Der Name "Vitiligo" wurde erstmals von dem römischen Arzt Aulus Cornelius Celsus in seinem klassischen medizinischen Werk De Medicina verwendet. ⓘ
Die Etymologie des Begriffs "Vitiligo" leitet sich vermutlich von "vitium" ab, was "Fehler" oder "Makel" bedeutet. ⓘ
Die Etymologie des lateinischen Wortes Vitiligo ist nicht genau bekannt. Möglich ist, dass er sich vom lateinischen Wort vitium ableitet das mit „Fehler“ oder „Defekt“ übersetzt werden kann, im medizinischen Kontext auch als „Fehlbildung“ oder „Fehlfunktion“. Denkbar ist aber auch eine Verbindung zu lateinisch vitellus „Kalb“, bezogen auf deren von weißen Flecken durchsetzte Fellfärbung. ⓘ
Der römische Enzyklopädist und Medizinschriftsteller A. Cornelius Celsus erwähnt in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. drei Arten von vitiligo, von denen er zwei als weiß kennzeichnet, eine als schwarz. Die unheilbare weiße Art bezeichneten demzufolge die Griechen als Λευκἠ leuke. ⓘ
Gesellschaft und Kultur
Die durch Vitiligo verursachte Veränderung des Aussehens kann sich auf das emotionale und psychische Wohlbefinden einer Person auswirken und zu Schwierigkeiten bei der Aufnahme oder Beibehaltung einer Beschäftigung führen, insbesondere wenn sich die Vitiligo an sichtbaren Körperstellen wie dem Gesicht, den Händen oder den Armen entwickelt. Die Teilnahme an einer Vitiligo-Selbsthilfegruppe kann die sozialen Bewältigungsfähigkeiten und die emotionale Widerstandsfähigkeit verbessern. Zu den bekannten Fällen gehören der Popsänger Michael Jackson, das kanadische Fotomodell Winnie Harlow, der Schauspieler David Dastmalchian und der argentinische Musiker Charly García. Auch der französische Schauspieler Michaël Youn ist betroffen, ebenso wie der ehemalige französische Premierminister Edouard Philippe. ⓘ
Forschung
Seit Juli 2013 befindet sich Afamelanotid in klinischen Studien der Phasen II und III zur Behandlung von Vitiligo und anderen Hautkrankheiten. ⓘ
Ein Medikament gegen rheumatoide Arthritis, Tofacitinib, wurde für die Behandlung von Vitiligo getestet. ⓘ
Im Oktober 1992 wurde ein wissenschaftlicher Bericht über die erfolgreiche Transplantation von Melanozyten in die von Vitiligo betroffenen Bereiche veröffentlicht, wodurch die Region effektiv neu pigmentiert wurde. Bei dem Verfahren wurde eine dünne Schicht pigmentierter Haut aus der Gesäßregion des Patienten entnommen. Die Melanozyten wurden dann zu einer Zellsuspension abgetrennt, die in einer Kultur expandiert wurde. Der zu behandelnde Bereich wurde dann mit einem Dermabrader entnommen und das Melanozyten-Transplantat aufgebracht. Bei 70 bis 85 Prozent der Menschen mit Vitiligo kam es zu einer nahezu vollständigen Repigmentierung der Haut. Die Langlebigkeit der Repigmentierung war von Person zu Person unterschiedlich. ⓘ
Verlauf
Die Krankheit kann in jedem Alter und auch in anscheinend genetisch nicht vorbelasteten Familien auftreten. Die Vererblichkeitsrate liegt bei ca. 33 %. Statistisch am häufigsten betroffen sind Unterarme, Handgelenke, Hände, Finger, Ellenbogen, Füße und Genitalien. In der Regel sind die gedehnten Hautpartien betroffen, z. B. Ellenbogen. Die unpigmentierten Flächen können sich ausbreiten oder in ihrer Größe konstant bleiben, aber auch spontane Repigmentierungen treten auf. ⓘ
Prognose
Eine Heilung ist nicht möglich. Körperliche Leistungsfähigkeit und Lebenserwartung sind durch die Erkrankung zwar direkt nicht beeinflusst, durch den fehlenden Pigmentschutz ist die Haut allerdings besonders lichtempfindlich. Lichtinduzierte Hautveränderungen bis hin zu Krebs (z. B. Hautkrebs) kommen vor. Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor ist empfehlenswert, bei großflächigen Arealen sollte Sonnenbestrahlung gemieden werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die natürliche Vitamin-D-Produktion dadurch reduziert wird und entsprechend eine medikamentöse Kompensation erfolgen sollte, um den Folgen eines Vitamin-D-Mangels vorzubeugen. Die psychischen Folgen wie sozialer Rückzug können erheblich sein. ⓘ
Behinderung
Die Erkrankung wird bei Befall von Gesicht und/oder Händen, je nach Ausdehnung, mit einem Grad der Behinderung (GdB) von 10 bis 20 bewertet. ⓘ
Stigmatisierung
In manchen Kulturen ist mit Vitiligo für die betroffenen Personen ein Stigma verbunden. Sie werden teilweise als böse oder verseucht gesehen und deshalb mitunter von den anderen Gruppenmitgliedern gemieden. In Indien wird Vitiligo fälschlicherweise oft mit Lepra in Verbindung gebracht. Vitiligobetroffene werden oft aus Unkenntnis stigmatisiert, da der Bevölkerung nicht bewusst ist, dass Vitiligo weder ansteckend noch ein Zeichen für Siechtum oder Krankheiten wie Krebs ist. Als teilweise psychisch bedingte und damit einer charismatischen Heilung zugängliche Erkrankung ist sie eine mögliche Erklärung für die Heilung eines Aussätzigen im Neuen Testament (z. B. Mk 1,40-45 par.). ⓘ