Telegrafie

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Nachbildung des optischen Telegrafen von Claude Chappe auf dem Litermont bei Nalbach, Deutschland

Telegrafie ist die Übermittlung von Nachrichten über weite Entfernungen, bei der der Absender symbolische Codes verwendet, die dem Empfänger bekannt sind, anstatt einen physischen Austausch eines Objekts, das die Nachricht trägt, vorzunehmen. Somit ist das Flaggensemaphor eine Methode der Telegrafie, während die Taubenpost keine ist. Antike Signalsysteme, obwohl manchmal recht umfangreich und ausgeklügelt wie in China, waren im Allgemeinen nicht in der Lage, beliebige Textnachrichten zu übermitteln. Die möglichen Botschaften waren festgelegt und vorbestimmt, und solche Systeme sind daher keine echten Telegrafen.

Der erste echte Telegraf, der in großem Umfang eingesetzt wurde, war der optische Telegraf von Claude Chappe, der im späten 18. Das System wurde in Frankreich und in den von Frankreich besetzten europäischen Ländern während der napoleonischen Ära ausgiebig genutzt. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der elektrische Telegraf, den optischen Telegrafen zu ersetzen. Jahrhunderts den optischen Telegraphen abzulösen. Er wurde zuerst in Großbritannien in Form des Cooke- und Wheatstone-Telegraphen eingeführt, der anfangs hauptsächlich als Hilfsmittel für die Eisenbahnsignalisierung eingesetzt wurde. Bald darauf folgte ein anderes System, das in den Vereinigten Staaten von Samuel Morse entwickelt wurde. In Frankreich entwickelte sich der elektrische Telegraf aufgrund des etablierten optischen Telegrafensystems langsamer, aber es wurde ein elektrischer Telegraf mit einem Code in Betrieb genommen, der mit dem optischen Telegrafen von Chappe kompatibel war. Das Morse-System wurde 1865 als internationaler Standard angenommen, wobei ein modifizierter Morse-Code verwendet wurde, der 1848 in Deutschland entwickelt worden war.

Der Heliograph ist ein Telegrafiesystem, das reflektiertes Sonnenlicht zur Signalisierung nutzt. Es wurde hauptsächlich in Gebieten eingesetzt, in denen der elektrische Telegraf noch nicht etabliert war, und verwendete im Allgemeinen denselben Code. Das umfangreichste Heliographennetz wurde während der Apachenkriege in Arizona und New Mexico errichtet. Noch während des Zweiten Weltkriegs gehörte der Heliograph zur Standardausrüstung des Militärs. Die Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte drahtlose Telegrafie wurde für die Schifffahrt wichtig und konkurrierte in der internationalen Kommunikation mit der elektrischen Telegrafie über unterseeische Telegrafenkabel.

Telegramme wurden zu einem beliebten Mittel zur Übermittlung von Nachrichten, nachdem die Telegrafenpreise ausreichend gesunken waren. Das Verkehrsaufkommen war groß genug, um die Entwicklung automatischer Systeme - Fernschreiber und Lochstreifenübertragung - voranzutreiben. Diese Systeme führten zu neuen Telegrafencodes, angefangen mit dem Baudot-Code. Das Telegramm konnte jedoch nie mit der Briefpost konkurrieren, und die Konkurrenz durch das Telefon, das den Geschwindigkeitsvorteil aufhob, führte ab 1920 zum Niedergang des Telegrafen. Die wenigen verbliebenen Telegrafenanwendungen wurden gegen Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend von Alternativen im Internet übernommen.

Telegrafen-Reliefschreiber, 1861, gebaut von Siegfried Marcus
Diese Schreibtelegrafen von G.Hasler (Bern) waren bei der Gotthardbahn im Einsatz

Die Telegrafie (auch Telegraphie geschrieben, von altgriechisch τῆλε tēle, deutsch ‚fern‘ und γράφειν gráphein ‚einritzen, schreiben‘, siehe auch -graphie) ist die Übermittlung von codierten Nachrichten über eine geographische Distanz, bei der keine Objekte zwischen Sende- und Empfangsort bewegt werden. Hierbei werden die Bestandteile eines zu übermittelnden Textes (wie Buchstaben, Ziffern und Satz- und ähnliche Zeichen) als einzelne Zeichen übertragen. Im Gegensatz zum Sprechfunk und der Telefonie wird bei der Telegrafie nicht gesprochen, sondern die Zeichen werden über einen Code übertragen.

Die Anfänge der Telegrafie können bis in die Antike zurückverfolgt werden. Eine übertragene Nachricht hieß telegrafische Depesche und ab 1852 auch Telegramm. Im Jahr 1898 wurde das erste bezahlte Funktelegramm übermittelt.

Terminologie

Das Wort Telegraf (aus dem Altgriechischen: τῆλε (têle) 'in der Ferne' und γράφειν (gráphein) 'schreiben') wurde erstmals von dem französischen Erfinder des Semaphore-Telegrafen, Claude Chappe, geprägt, der auch das Wort Semaphore prägte.

Ein Telegraf ist ein Gerät zur Übermittlung und zum Empfang von Nachrichten über große Entfernungen, d. h. zur Telegrafie. Das Wort Telegraf allein bezieht sich heute im Allgemeinen auf einen elektrischen Telegrafen. Die drahtlose Telegrafie ist die Übertragung von Nachrichten über Funk mit telegrafischen Codes.

Im Gegensatz zu der umfassenden Definition von Chappe vertrat Morse die Auffassung, dass der Begriff Telegraf streng genommen nur auf Systeme angewendet werden kann, die Nachrichten über eine Entfernung übertragen und aufzeichnen. Dies ist zu unterscheiden vom Semaphor, das lediglich Nachrichten überträgt. Rauchsignale zum Beispiel sind als Semaphor und nicht als Telegraf zu betrachten. Nach Morse stammt der Telegraf erst aus dem Jahr 1832, als Pavel Schilling einen der frühesten elektrischen Telegrafen erfand.

Eine telegrafische Nachricht, die von einem elektrischen Telegrafisten oder Telegrafisten unter Verwendung des Morsecodes (oder von einem Drucker unter Verwendung von Klartext) gesendet wurde, wurde als Telegramm bezeichnet. Ein Kabeltelegramm war eine Nachricht, die über ein unterseeisches Telegrafenkabel versandt wurde, oft abgekürzt als "Kabel" oder "Draht". Später war ein Telex eine Nachricht, die über ein Telex-Netz, ein geschaltetes Netz von Fernschreibern, ähnlich einem Telefonnetz, verschickt wurde.

Ein Drahtfoto oder Drahtbild war ein Zeitungsbild, das von einem entfernten Ort aus per Faksimile-Telegrafie versandt wurde. Ein diplomatisches Telegramm, auch als diplomatisches Kabel bekannt, ist eine vertrauliche Mitteilung zwischen einer diplomatischen Mission und dem Außenministerium des Mutterlandes. Unabhängig von der Art der Übermittlung werden sie weiterhin als Telegramme oder Kabel bezeichnet.

Geschichte

Frühe Signalisierung

Chinesische Mauer

Die Übermittlung von Nachrichten durch Signalisierung über große Entfernungen ist eine uralte Praxis. Eines der ältesten Beispiele sind die Signaltürme der Chinesischen Mauer. Um 400 v. Chr. konnten Signale durch Leuchtfeuer oder Trommelschläge übermittelt werden. Um 200 v. Chr. wurden komplexe Flaggensignale entwickelt, und in der Han-Dynastie (200 v. Chr. - 220 n. Chr.) hatten die Signalgeber die Wahl zwischen Lichtern, Flaggen oder Gewehrschüssen, um Signale zu senden. In der Tang-Dynastie (618-907) konnte eine Nachricht innerhalb von 24 Stunden 1.100 Kilometer weit gesendet werden. Die Ming-Dynastie (1368-1644) fügte den möglichen Signalen die Artillerie hinzu. Die Signalgebung war zwar komplex (so konnten z. B. verschiedenfarbige Flaggen verwendet werden, um die Stärke des Feindes anzuzeigen), aber es konnten nur vorher festgelegte Nachrichten gesendet werden. Das chinesische Signalsystem reichte weit über die Große Mauer hinaus. Signaltürme abseits der Mauer dienten der Frühwarnung vor einem Angriff. Andere wurden zum Schutz der Handelswege, insbesondere der Seidenstraße, noch weiter entfernt errichtet.

Signalfeuer waren in Europa und anderswo zu militärischen Zwecken weit verbreitet. Die römische Armee machte häufig davon Gebrauch, ebenso wie ihre Feinde, und die Überreste einiger dieser Stationen sind noch erhalten. Über die europäischen/mediterranen Signalsysteme und die möglichen Botschaften sind nur wenige Details bekannt. Eines der wenigen Systeme, über das Einzelheiten bekannt sind, ist ein von Aeneas Tacticus (4. Jahrhundert v. Chr.) erfundenes System. Tacticus' System bestand aus mit Wasser gefüllten Töpfen an den beiden Signalstationen, die synchron abgelassen wurden. Auf einer schwimmenden Skala wurde angezeigt, welche Nachricht gerade gesendet oder empfangen wurde. Signale, die mit Hilfe von Fackeln gesendet wurden, zeigten an, wann das Ablassen zu beginnen und zu beenden war, um die Synchronisation aufrechtzuerhalten.

Keines der oben erörterten Signalsysteme ist ein echter Telegraf im Sinne eines Systems, das beliebige Nachrichten über beliebige Entfernungen übertragen kann. Linien von Signalrelaisstationen können Nachrichten über beliebige Entfernungen senden, aber alle diese Systeme sind in der einen oder anderen Weise in der Bandbreite der Nachrichten, die sie senden können, begrenzt. Ein System wie das Flaggensemaphor mit einem alphabetischen Code kann zwar jede beliebige Nachricht übermitteln, aber das System ist für die Kurzstreckenkommunikation zwischen zwei Personen konzipiert. Ein Maschinentelegraf, der dazu diente, Anweisungen von der Brücke eines Schiffes an den Maschinenraum zu senden, erfüllt beide Kriterien nicht; er hat eine begrenzte Reichweite und eine sehr einfache Nachrichtenmenge. Es wurde nur ein einziges antikes Signalsystem beschrieben, das diese Kriterien erfüllt. Dabei handelte es sich um ein System, das das Polybius-Quadrat zur Kodierung eines Alphabets verwendete. Polybius (2. Jahrhundert v. Chr.) schlug vor, zwei aufeinander folgende Gruppen von Fackeln zu verwenden, um die Koordinaten des zu übermittelnden Buchstabens des Alphabets zu bestimmen. Die Anzahl der hochgehaltenen Fackeln gab das Gitterquadrat an, das den Buchstaben enthielt. Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass dieses System jemals verwendet wurde, aber es gibt mehrere Passagen in alten Texten, die nach Ansicht einiger Autoren suggestiv sind. Holzmann und Pehrson vermuten zum Beispiel, dass Livy die Verwendung durch Philipp V. von Makedonien im Jahr 207 v. Chr. während des Ersten Makedonischen Krieges beschreibt. Bis zum 17. Jahrhundert gab es nichts anderes, was man als echten Telegrafen bezeichnen könnte. Jahrhundert. Der erste alphabetische Telegrafencode der Neuzeit ist wahrscheinlich Franz Kessler zu verdanken, der seine Arbeit 1616 veröffentlichte. Kessler verwendete eine Lampe in einem Fass mit einem beweglichen Verschluss, der vom Signalgeber bedient wurde. Die Signale wurden mit dem neu erfundenen Teleskop aus der Ferne beobachtet.

Trommeltelegraf

An verschiedenen Orten der Welt wurde ein System entwickelt, mit dem Nachrichten von Dorf zu Dorf durch Trommelschläge übermittelt wurden. Besonders weit entwickelt war dieses System in Afrika. Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung in Afrika war die Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung höher als bei allen bestehenden europäischen Systemen, die optische Telegrafen verwendeten. Das afrikanische Trommelsystem war nicht alphabetisch aufgebaut. Vielmehr folgten die Trommelschläge den Tönen der jeweiligen Sprache. Dadurch waren die Nachrichten sehr mehrdeutig, und der Kontext war wichtig für ihre korrekte Interpretation.

Optischer Telegraf

Schema eines preußischen optischen Telegrafenturms (oder Semaphorenturms), ca. 1835
Demonstration des Semaphors aus dem 19. Jahrhundert

Ein optischer Telegraf ist ein Telegraf, der aus einer Reihe von Stationen in Türmen oder natürlichen Hochpunkten besteht, die sich gegenseitig mit Hilfe von Klappen oder Schaufeln Signale geben. Die Signalisierung mit Hilfe von Zeigern wurde Semaphor genannt. Die ersten Vorschläge für ein optisches Telegrafiesystem wurden 1684 von Robert Hooke an die Royal Society gerichtet und 1767 von Sir Richard Lovell Edgeworth erstmals experimentell umgesetzt. Das erste erfolgreiche optische Telegrafennetz wurde von Claude Chappe erfunden und ab 1793 in Frankreich betrieben. Die beiden umfangreichsten Systeme waren das von Chappe in Frankreich, mit Abzweigungen in die Nachbarländer, und das System von Abraham Niclas Edelcrantz in Schweden.

In den Jahren 1790-1795, auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution, benötigte Frankreich ein schnelles und zuverlässiges Kommunikationssystem, um die Kriegsanstrengungen seiner Feinde zu vereiteln. Im Jahr 1790 machten sich die Brüder Chappe daran, ein Kommunikationssystem zu entwickeln, das es der Zentralregierung ermöglichen würde, in kürzester Zeit Informationen zu erhalten und Befehle zu übermitteln. Am 2. März 1791 übermittelten sie um 11 Uhr vormittags die Nachricht "si vous réussissez, vous serez bientôt couverts de gloire" (Wenn Sie Erfolg haben, werden Sie sich bald in Ruhm sonnen) zwischen Brulon und Parce, einer Entfernung von 16 Kilometern (10 Meilen). Die ersten Boten benutzten eine Kombination aus schwarzen und weißen Tafeln, Uhren, Fernrohren und Codebüchern, um ihre Botschaft zu übermitteln.

1792 wurde Claude zum Ingénieur-Télégraphiste ernannt und mit der Einrichtung einer 230 km langen Bahnstrecke zwischen Paris und Lille beauftragt. Sie diente der Übermittlung von Nachrichten für den Krieg zwischen Frankreich und Österreich. Im Jahr 1794 brachte sie den Österreichern die Nachricht von der Eroberung von Condé-sur-l'Escaut durch die Franzosen weniger als eine Stunde nach deren Eintreffen. Im Jahr 1846 wurde beschlossen, das System durch einen elektrischen Telegrafen zu ersetzen, aber es dauerte noch ein Jahrzehnt, bis es vollständig außer Betrieb genommen wurde. Der Fall von Sebastopol wurde 1855 durch den Chappe-Telegrafen gemeldet.

Das preußische System wurde in den 1830er Jahren in Betrieb genommen. Es war jedoch in hohem Maße von gutem Wetter und Tageslicht abhängig und konnte nur etwa zwei Wörter pro Minute übertragen. Die letzte kommerzielle Semaphor-Verbindung wurde 1880 in Schweden eingestellt. Ab 1895 gab es in Frankreich noch kommerzielle Semaphor-Telegrafenstationen an der Küste für die Kommunikation zwischen Schiffen und Land.

Elektrischer Telegraf

Cooke und Wheatstones Fünf-Nadel-Sechs-Draht-Telegraf (1837)

Zu den frühen Ideen für einen elektrischen Telegrafen gehörten 1753 die Verwendung elektrostatischer Ablenkungen von Markkugeln, Vorschläge für elektrochemische Blasen in Säure von Campillo im Jahr 1804 und von Sömmering im Jahr 1809. Das erste experimentelle System über eine größere Entfernung wurde 1816 von Ronalds mit Hilfe eines elektrostatischen Generators entwickelt. Ronalds bot seine Erfindung der britischen Admiralität an, die sie jedoch als unnötig ablehnte, da sie den bestehenden optischen Telegrafen, der die Admiralität in London mit ihrem Hauptstützpunkt in Portsmouth verband, für ihre Zwecke für ausreichend hielt. Noch 1844, nachdem der elektrische Telegraf in Gebrauch gekommen war, wurde der optische Telegraf der Admiralität weiter verwendet, obwohl man einräumte, dass schlechtes Wetter ihn an vielen Tagen des Jahres ausschloss. Frankreich verfügte bereits seit der napoleonischen Zeit über einen umfangreichen optischen Telegrafen und war noch langsamer bei der Einführung elektrischer Systeme.

Schließlich wurden die elektrostatischen Telegrafen zugunsten elektromagnetischer Systeme aufgegeben. Ein frühes Versuchssystem (Schilling, 1832) führte zu dem Vorschlag, einen Telegraphen zwischen St. Petersburg und Kronstadt einzurichten, der jedoch nie fertig gestellt wurde. Der erste funktionsfähige elektrische Telegraf (Gauß und Weber, 1833) verband die Göttinger Sternwarte mit dem etwa 1 km entfernten Physikalischen Institut während experimenteller Untersuchungen des geomagnetischen Feldes.

Der erste kommerzielle Telegraf wurde von Cooke und Wheatstone nach ihrem englischen Patent vom 10. Juni 1837 entwickelt. Er wurde im Juli desselben Jahres bei der London and Birmingham Railway vorgeführt. Im Juli 1839 wurde auf einem Abschnitt der Great Western Railway zwischen dem Londoner Bahnhof Paddington und West Drayton ein System mit fünf Nadeln und fünf Drähten installiert, um die Signalisierung über eine Rekordstrecke von 21 km zu gewährleisten. Als Cooke jedoch versuchte, die Eisenbahngesellschaften dazu zu bewegen, seinen Telegrafen in größerem Umfang für die Eisenbahnsignalisierung zu verwenden, wurde er mehrmals zugunsten der bekannteren, aber mit geringerer Reichweite arbeitenden dampfbetriebenen pneumatischen Signalisierung abgewiesen. Selbst als sein Telegraf angenommen wurde, galt er als experimentell, und die Gesellschaft zog sich aus dem Plan zurück, die Verlängerung der Telegrafenlinie bis nach Slough zu finanzieren. Dies bedeutete jedoch einen Durchbruch für den elektrischen Telegrafen, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Great Western auf einer exklusiven Nutzung bestanden und Cooke die Erlaubnis verweigert, öffentliche Telegrafenbüros zu eröffnen. Cooke baute die Strecke auf eigene Kosten aus und stimmte zu, dass die Eisenbahn die Strecke im Gegenzug für das Recht, sie für die Öffentlichkeit zu öffnen, kostenlos nutzen konnte.

Eine Morsetaste (um 1900)

Die meisten der frühen elektrischen Systeme benötigten mehrere Drähte (Ronalds System war eine Ausnahme), aber das in den Vereinigten Staaten von Morse und Vail entwickelte System war ein Ein-Draht-System. In diesem System wurde erstmals der bald allgegenwärtige Morsecode verwendet. Bis 1844 verband das Morse-System Baltimore mit Washington, und bis 1861 war die Westküste des Kontinents mit der Ostküste verbunden. Der Cooke- und der Wheatstone-Telegraf erreichten durch eine Reihe von Verbesserungen ebenfalls ein Ein-Draht-System, verwendeten aber immer noch ihren eigenen Code und Nadelanzeigen.

Der elektrische Telegraf wurde schnell zu einem allgemeineren Kommunikationsmittel. Das Morse-System wurde 1851 offiziell als Standard für die kontinentaleuropäische Telegrafie übernommen, und zwar mit einem überarbeiteten Code, der später zur Grundlage des Internationalen Morse-Codes wurde. Großbritannien und das Britische Empire benutzten jedoch weiterhin das Cooke- und Wheatstone-System, teilweise noch bis in die 1930er Jahre. Auch die Vereinigten Staaten benutzten intern weiterhin den amerikanischen Morsecode und benötigten für internationale Nachrichten Übersetzer, die beide Codes beherrschten.

Die kabelgebundene elektrische Telegrafie konnte sich erst nach 1730 durch die Erkenntnis, dass sich elektrischer Strom entlang eines Leiters bewegt, entwickeln. Elektrolyt-Telegrafen waren erst nach der Erfindung der Voltaschen Säule durch Alessandro Volta im Jahr 1800 möglich.

1774 entwickelte und präsentierte Georges-Louis Le Sage in Berlin die weltweit erste Form der elektrischen Telegrafie, wobei er 24 verschiedene Drähte benutzte, einen für jeden Buchstaben des Alphabets. Dieser Telegraph verband zwei Räume miteinander. Es war ein elektrostatischer Telegraf, der durch elektrische Leitung Goldblättchen bewegte.

Einer der ersten Pioniere auf dem Gebiet der elektrischen Telegrafie war der aus Barcelona stammende Arzt, Meteorologe und Physiker Francesc Salvà i Campillo. Salvà führte sein System 1795 der Reial Acadèmia de Ciències i Arts de Barcelona vor. Salvà meinte damals schon, es würde eines Tages möglich sein, elektrische Impulse auch drahtlos zu übertragen.

1804 baut Francesc Salvà i Campillo in Spanien einen Elektrolyt-Telegrafen mit 26 Leitungen, an deren Enden sich Glasröhrchen befinden, in denen sich Flüssigkeit bei einem Stromstoß zersetzt.

Der Anatom Samuel Thomas von Soemmerring konstruierte 1809 in München einen elektrischen Telegrafen, bei dem jedes Zeichen durch einen eigenen Leiter übertragen und durch elektrochemische Zersetzung des Wassers signalisiert wurde. Das Original befand sich bis 1905 im Besitz des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main. Es steht heute im Deutschen Museum in München, das Museum für Kommunikation Frankfurt besitzt ein Modell seiner Konstruktion.

1835 entwickelte Paul Schilling von Canstadt in St. Petersburg einen Nadeltelegrafen, der durch die Ausschläge einer kompassähnlich gelagerten Magnetnadel die Ziffern 1 bis 10 angab. Diesen sah der Engländer William Fothergill Cooke 1836 in Heidelberg. Zusammen mit Charles Wheatstone schuf dieser daraufhin 1837 die erste betriebssichere Signalleitung für eine Eisenbahnstrecke in England. Die Eisenbahngesellschaften trieben die Entwicklung maßgeblich voran, um Informationen schneller als die Züge selbst zu übertragen. Dieses System wurde dann auch für die ersten öffentlich genutzten elektrischen Telegrafiestrecken verwendet, in Deutschland zum Beispiel auf der ersten längeren europäischen Linie Bremen–Bremerhaven. Der unterirdische Ausbau des Telegrafienetzes des Deutschen Reiches begann 1876 auf der Versuchsstrecke Berlin-Halle/S-Leipzig. Ab 1881 bestanden über 30.000 km Netz zwischen Königsberg(Pr) und Köln, sowie in Nord-Süd-Richtung zwischen Kiel und Kehl.

Carl August von Steinheil konstruierte 1836 den ersten Drucktelegrafen, baute 1837 in München eine 5 km lange funktionierende Telegrafie-Verbindung und entdeckte 1838 bei Versuchen an den Gleisen der Ludwigseisenbahn in Fürth die elektrische „Erdrückleitung“, was für die Telegrafie eine wesentliche Vereinfachung bedeutete. Er übermittelte Nachrichten mit Hilfe eines eigenen Codes (der Steinheilschrift).

Eisenbahntelegrafie

Ein frühes Cooke- und Wheatstone-Doppelnadel-Eisenbahntelegrafengerät im Nationalen Eisenbahnmuseum
Ein Blocksignalinstrument, wie es im 20. Jahrhundert in Großbritannien verwendet wurde

Die Eisenbahnsignaltelegrafie wurde in Großbritannien ab den 1840er Jahren entwickelt. Sie wurde zur Steuerung des Eisenbahnverkehrs und zur Verhütung von Unfällen als Teil des Eisenbahnsignalsystems eingesetzt. Am 12. Juni 1837 erhielten Cooke und Wheatstone ein Patent für einen elektrischen Telegrafen. Dieser wurde zwischen dem Bahnhof Euston - wo Wheatstone sich befand - und dem Maschinenhaus in Camden Town - wo Cooke zusammen mit Robert Stephenson, dem Chefingenieur der London and Birmingham Railway, stationiert war - vorgeführt. Die Nachrichten betrafen den Betrieb der Seilzuganlage, mit der die Züge die 1,77 m hohe Böschung hinaufgezogen wurden. Der erste permanente Eisenbahntelegraf der Welt wurde im Juli 1839 zwischen London Paddington und West Drayton auf der Great Western Railway mit einem elektrischen Telegrafen mit einem Vier-Nadel-System fertiggestellt.

Das Konzept eines "Block"-Signalsystems wurde 1842 von Cooke vorgeschlagen. Die Eisenbahnsignaltelegrafie hat sich gegenüber Cookes ursprünglichem Konzept mehr als ein Jahrhundert lang im Wesentlichen nicht verändert. Bei diesem System wurde jede Eisenbahnstrecke in Abschnitte oder Blöcke unterschiedlicher Länge unterteilt. Die Einfahrt in den Block und die Ausfahrt aus dem Block wurden durch elektrische Telegrafen genehmigt und durch die streckenseitigen Semaphorsignale signalisiert, so dass nur ein einziger Zug die Gleise befahren konnte. In Cookes ursprünglichem System wurde ein Einnadeltelegraf so angepasst, dass er nur zwei Meldungen anzeigen konnte: "Strecke frei" und "Strecke blockiert". Der Signalgeber stellte seine streckenseitigen Signale entsprechend ein. Bei der ersten Einführung im Jahr 1844 hatte jede Station so viele Nadeln, wie es Bahnhöfe auf der Strecke gab, um ein vollständiges Bild des Verkehrs zu erhalten. Mit dem Ausbau der Strecken wurde eine Reihe von Paaren von Einnadelinstrumenten eingeführt, ein Paar für jeden Block in jeder Richtung.

Wigwag

Wigwag ist eine Form der Flaggensignalisierung mit einer einzigen Flagge. Im Gegensatz zu den meisten Formen der Flaggensignalisierung, die über relativ kurze Entfernungen eingesetzt werden, ist Wigwag so konzipiert, dass eine möglichst große Entfernung abgedeckt wird - in einigen Fällen bis zu 32 km (20 mi). Wigwag erreicht dies durch die Verwendung einer großen Flagge - eine einzelne Flagge kann mit beiden Händen gehalten werden, im Gegensatz zum Flaggen-Semaphor, bei dem jede Hand eine Flagge hält - und durch die Verwendung von Bewegungen statt Positionen als Symbole, da Bewegungen leichter zu erkennen sind. Erfunden wurde es in den 1850er Jahren von Albert J. Myer, einem Chirurgen der US-Armee, der später der erste Leiter des Signal Corps wurde. Der Wigwag wurde während des amerikanischen Bürgerkriegs ausgiebig genutzt, wo er eine Lücke füllte, die der elektrische Telegraf hinterlassen hatte. Obwohl der elektrische Telegraf bereits seit mehr als einem Jahrzehnt im Einsatz war, war das Netz noch nicht flächendeckend, und tragbare, robuste Geräte, die für den militärischen Einsatz geeignet waren, waren nicht sofort verfügbar. Im Laufe des Krieges wurden permanente oder halbpermanente Stationen errichtet, einige davon Türme von enormer Höhe, und das System war umfangreich genug, um als Kommunikationsnetz bezeichnet zu werden.

Heliograph

Australische Truppen mit einem Mance mk.V Heliographen in der westlichen Wüste im November 1940
Ein Ausguck des US Forest Service benutzt 1912 einen Heliographen vom Typ Colomb Shutter am Ende einer Telefonleitung

Ein Heliograph ist ein Telegraf, der Nachrichten durch das Aufblitzen von Sonnenlicht mit einem Spiegel überträgt und dabei normalerweise den Morsecode verwendet. Die Idee für einen solchen Telegrafen wurde erstmals als Modifikation eines Vermessungsgeräts vorgeschlagen (Gauß, 1821). In den folgenden Jahren wurden Spiegel auf verschiedene Weise für die Kommunikation eingesetzt, vor allem für militärische Zwecke, aber das erste Gerät, das in großem Umfang genutzt wurde, war ein Heliograph mit einem beweglichen Spiegel (Mance, 1869). Das System wurde von den Franzosen während der Belagerung von Paris 1870/71 eingesetzt, wobei die nächtliche Signalisierung mit Petroleumlampen als Lichtquelle erfolgte. Eine verbesserte Version (Begbie, 1870) wurde von den britischen Streitkräften in vielen Kolonialkriegen eingesetzt, darunter auch im Anglo-Zulu-Krieg (1879). Irgendwann wurde dem Gerät eine Morsetaste hinzugefügt, um dem Bediener den gleichen Grad an Kontrolle zu geben wie beim elektrischen Telegrafen.

Eine andere Art von Heliograph war der Heliostat oder Heliotrop, der mit einem Colomb-Verschluss ausgestattet war. Der Heliostat war im Wesentlichen ein Vermessungsinstrument mit einem festen Spiegel und konnte daher selbst keinen Code übertragen. Aufgrund dieses Ursprungs wird der Begriff Heliostat manchmal als Synonym für Heliograph verwendet. Der Colomb-Verschluss (Bolton und Colomb, 1862) wurde ursprünglich erfunden, um die Übertragung von Morsezeichen durch Signallampen zwischen Schiffen der Royal Navy auf See zu ermöglichen.

Der Heliograph wurde von Nelson A. Miles in Arizona und New Mexico intensiv genutzt, nachdem er 1886 das Kommando über den Kampf gegen Geronimo und andere Apachenbanden in den Apachenkriegen übernommen hatte. Miles hatte zuvor die erste Heliographenlinie in den USA zwischen Fort Keogh und Fort Custer in Montana eingerichtet. Er nutzte den Heliographen, um weite, dünn besiedelte Gebiete zu erschließen, die vom elektrischen Telegraphen nicht abgedeckt wurden. Sechsundzwanzig Stationen deckten ein Gebiet von 320 mal 480 km (200 mal 300 Meilen) ab. Bei einem Test des Systems wurde eine Nachricht innerhalb von vier Stunden 640 km weit übertragen. Miles' Feinde benutzten Rauchsignale und Sonnenblitze aus Metall, verfügten aber nicht über einen ausgeklügelten Telegrafencode. Der Heliograph eignete sich ideal für den Einsatz im amerikanischen Südwesten, da die Luft dort klar war und das Gelände gebirgig, so dass die Stationen dort aufgestellt werden konnten. Es wurde für notwendig befunden, den Morse-Bindestrich zu verlängern (der im amerikanischen Morsecode viel kürzer ist als im modernen internationalen Morsecode), um die Unterscheidung vom Morsepunkt zu erleichtern.

Die Verwendung des Heliographen ging ab 1915 zurück, blieb aber in Großbritannien und den Ländern des britischen Commonwealth noch einige Zeit im Einsatz. Die australischen Streitkräfte setzten den Heliographen noch bis 1942 in der westlichen Wüstenkampagne des Zweiten Weltkriegs ein. Eine Form des Heliographen wurde von den Mudschaheddin im sowjetisch-afghanischen Krieg (1979-1989) eingesetzt.

Fernschreiber

Eine Baudot-Tastatur, 1884
Ein Creed-Fernschreiber Modell 7, 1931

Ein Fernschreiber ist eine Telegrafenmaschine, die Nachrichten über eine schreibmaschinenähnliche Tastatur senden und eingehende Nachrichten in lesbarem Text ausdrucken kann, ohne dass die Bediener in den auf der Leitung verwendeten Telegrafencodes geschult sein müssen. Er entwickelte sich aus verschiedenen früheren Drucktelegrafen und ermöglichte eine höhere Übertragungsgeschwindigkeit. Der Morse-Telegraf (1837) war ursprünglich als ein System zur Markierung von Einkerbungen auf einem Papierband konzipiert. Ein chemischer Telegraf, der blaue Markierungen erzeugte, verbesserte die Aufzeichnungsgeschwindigkeit (Bain, 1846), wurde aber durch eine Patentanfechtung von Morse verzögert. Der erste echte Drucktelegraf (d. h. Drucken in Klartext) verwendete ein sich drehendes Typenrad in der Art eines Gänseblümchendruckers (House, 1846, verbessert von Hughes, 1855). Das System wurde von der Western Union übernommen.

Frühe Fernschreiber verwendeten den Baudot-Code, einen sequenziellen Binärcode mit fünf Bits. Es handelte sich um einen Telegrafencode, der für den französischen Telegrafen entwickelt wurde, der eine Tastatur mit fünf Tasten verwendete (Baudot, 1874). Fernschreiber erzeugten denselben Code über eine vollständige alphanumerische Tastatur. Ein Merkmal des Baudot-Codes und späterer Telegrafencodes war, dass im Gegensatz zum Morsecode jedes Zeichen einen Code derselben Länge hat, was ihn maschinenfreundlicher macht. Der Baudot-Code wurde in den ersten Lochstreifenmaschinen (Calahan, 1867) verwendet, einem System zur massenhaften Verbreitung von Aktienkursinformationen.

Automatisierte Lochstreifenübertragung

Ein Lochstreifenlesegerät im National Museum of Computing

Bei einem Lochbandsystem wird die Nachricht zunächst unter Verwendung des Codes des Telegrafiesystems, z. B. des Morse-Codes, auf ein Lochband getippt. Anschließend wird sie entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Übertragungsmaschine geleitet, die die Nachricht an das Telegrafennetz sendet. Auf ein und demselben Band können mehrere Nachrichten nacheinander aufgezeichnet werden. Dies hat den Vorteil, dass die Nachrichten in einem gleichmäßigen, schnellen Rhythmus gesendet werden können, wodurch die verfügbaren Telegrafenleitungen optimal genutzt werden. Der wirtschaftliche Vorteil dieser Vorgehensweise ist bei langen, stark frequentierten Strecken am größten, wo die Kosten für den zusätzlichen Schritt der Bandvorbereitung durch die Kosten für die Bereitstellung weiterer Telegrafenleitungen aufgewogen werden. Die erste Maschine, die mit Lochstreifen arbeitete, war der Fernschreiber von Bain (Bain, 1843), aber das System wurde nur begrenzt eingesetzt. Spätere Versionen von Bains System erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Wörtern pro Minute, was weitaus schneller war, als ein menschlicher Bediener es erreichen konnte.

Das erste weit verbreitete System (Wheatstone, 1858) wurde 1867 beim britischen General Post Office in Betrieb genommen. Ein neuartiges Merkmal des Wheatstone-Systems war die Verwendung einer bipolaren Kodierung. Das heißt, es wurden sowohl Spannungen mit positiver als auch mit negativer Polarität verwendet. Die bipolare Kodierung hat mehrere Vorteile, von denen einer darin besteht, dass sie eine Duplex-Kommunikation ermöglicht. Das Wheatstone-Bandlesegerät erreichte eine Geschwindigkeit von 400 Wörtern pro Minute.

Ozeanische Telegrafenkabel

Die erste Nachricht wird 1851 von der Submarine Telegraph Company in London aus Paris mit dem Foy-Breguet-Instrument empfangen. Das Gerät im Hintergrund ist ein Cooke- und Wheatstone-Gerät für die Weiterleitung.
Das Netz der Eastern Telegraph Company im Jahr 1901

Ein weltweites Kommunikationsnetz erforderte die Verlegung von Telegrafenkabeln über die Weltmeere. An Land konnten die Kabel unisoliert an Masten aufgehängt verlegt werden. Unter Wasser benötigte man einen guten Isolator, der sowohl flexibel war als auch dem Eindringen von Seewasser standhalten konnte. Eine Lösung bot sich mit Gutta-Percha, einem Naturkautschuk aus dem Palaquium-Gutta-Baum, nachdem William Montgomerie 1843 Proben aus Singapur nach London geschickt hatte. Das neue Material wurde von Michael Faraday getestet und 1845 schlug Wheatstone vor, es für das von John Watkins Brett geplante Kabel zwischen Dover und Calais zu verwenden. Die Idee erwies sich als realisierbar, als die South Eastern Railway Company ein drei Kilometer langes, mit Guttapercha isoliertes Kabel mit Telegrafennachrichten an ein Schiff vor der Küste von Folkstone erfolgreich testete. Das Kabel nach Frankreich wurde 1850 verlegt, aber fast sofort von einem französischen Fischereifahrzeug durchtrennt. Im darauf folgenden Jahr wurde es neu verlegt, und bald folgten Verbindungen nach Irland und in die Niederlande.

Die Verlegung eines Kabels über den Atlantischen Ozean erwies sich als wesentlich schwieriger. Die 1856 in London gegründete Atlantic Telegraph Company unternahm mehrere Fehlversuche. Ein 1858 verlegtes Kabel funktionierte einige Tage lang schlecht (manchmal dauerte es trotz des von William Thomson (dem späteren Lord Kelvin) entwickelten hochempfindlichen Spiegelgalvanometers den ganzen Tag, um eine Nachricht zu übermitteln), bevor es durch Anlegen einer zu hohen Spannung zerstört wurde. Das Scheitern und die langsame Übertragungsgeschwindigkeit veranlassten Thomson und Oliver Heaviside, bessere mathematische Beschreibungen für lange Übertragungsleitungen zu finden. Dies gelang schließlich 1866 mit einem verbesserten Kabel, das von der SS Great Eastern verlegt wurde, dem größten Schiff seiner Zeit, das von Isambard Kingdom Brunel entworfen wurde.

1866 wurde erstmals ein Überlandtelegraf von Großbritannien nach Indien verlegt, der sich jedoch als unzuverlässig erwies, so dass 1870 ein Unterwassertelegrafenkabel verlegt wurde. Mehrere Telegrafengesellschaften wurden 1872 zur Eastern Telegraph Company zusammengeschlossen. Australien wurde erstmals im Oktober 1872 durch ein Unterwassertelegrafenkabel in Darwin mit dem Rest der Welt verbunden.

Von den 1850er Jahren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein dominierten die britischen Unterwasserkabelsysteme das weltweite System. Jahrhundert dominierten die britischen Unterwasserkabelsysteme das Weltsystem. Dies wurde als offizielles strategisches Ziel festgelegt und als "All Red Line" bekannt. Im Jahr 1896 gab es weltweit dreißig Kabelverlegungsschiffe, von denen sich vierundzwanzig in britischem Besitz befanden. Im Jahr 1892 besaßen und betrieben britische Unternehmen zwei Drittel der weltweiten Kabel, und 1923 lag ihr Anteil immer noch bei 42,7 Prozent. Während des Ersten Weltkriegs war die telegrafische Kommunikation Großbritanniens fast völlig ununterbrochen, während es in der Lage war, die deutschen Kabel weltweit schnell zu kappen.

Faksimile

Alexander Bain's Faksimilegerät, 1850

Im Jahr 1843 erfand der schottische Erfinder Alexander Bain ein Gerät, das als erstes Faksimilegerät gelten kann. Er nannte seine Erfindung einen "Aufzeichnungstelegrafen". Bains Telegraf war in der Lage, Bilder über elektrische Drähte zu übertragen. Frederick Bakewell verbesserte den Entwurf von Bain mehrfach und führte ein Telefaxgerät vor. Im Jahr 1855 entwickelte der italienische Abt Giovanni Caselli ebenfalls einen elektrischen Telegrafen, der Bilder übertragen konnte. Caselli nannte seine Erfindung "Pantelegraph". Der Pantelegraph wurde erfolgreich getestet und für eine Telegrafenleitung zwischen Paris und Lyon zugelassen.

1881 konstruierte der englische Erfinder Shelford Bidwell den Scanning Phototelegraph, das erste Telefaxgerät, das jede zweidimensionale Vorlage einscannen konnte, ohne dass ein manuelles Plotten oder Zeichnen erforderlich war. Um 1900 erfand der deutsche Physiker Arthur Korn den Bildtelegraphen, der sich in Kontinentaleuropa vor allem seit einer viel beachteten Übertragung einer gesuchten Fotografie von Paris nach London im Jahr 1908 bis zur weiteren Verbreitung des Radiofaxes verbreitete. Seine Hauptkonkurrenten waren zunächst der Bélinographe von Édouard Belin und dann seit den 1930er Jahren der Hellschreiber, der 1929 von dem deutschen Erfinder Rudolf Hell, einem Pionier der mechanischen Bildabtastung und -übertragung, erfunden wurde.

Drahtlose Telegrafie

Morsetaste (1904)
Morsetaste der Firma G.Hasler
Diese Morsetasten waren um 1900 bei der Gotthardbahn im Einsatz

Der Physiker Ferdinand Braun bekam 1909 den Nobelpreis für Physik für seinen Beitrag zur Entwicklung der Telegrafie per Funk. Er teilte sich den Preis mit Guglielmo Marconi, dem die praktische Umsetzung und die erste transatlantische Funkübertragung gelang. Braun hatte am 20. September 1898 eine erste drahtlose Nachrichtenübermittlung am Physikalischen Institut in Straßburg aufgebaut, die kurz darauf 30 km bis in den Vogesenort Mutzig reichte. Marconi gründete 1897 die Wireless Telegraph and Signal Company und errichtete, zunächst versuchsweise, die erste kabellose Verbindung über den Bristolkanal. Im gleichen Jahr errichtete Braun von Cuxhaven aus eine 3 km bis zur Kugelbake reichende Funkverbindung. Das erste bezahlte Funktelegramm der Geschichte wurde ein Jahr später gesendet. Es wurde von Marconi für Lord Kelvin von der Isle of Wight nach Bournemouth verschickt. Am 24. September 1900 wurde eine solche Verbindung über die 62 km lange Strecke Cuxhaven–Helgoland geschaffen. Am 12. Dezember 1901 gelang Marconi die erste transatlantische Funkübertragung zwischen Poldhu (Halbinsel The Lizard, Cornwall) und St. John’s (Neufundland).

Für die Funktelegrafie wurden in der Anfangszeit sogenannte Knallfunkensender eingesetzt, ab 1908 vorwiegend die daraus abgeleiteten Löschfunkensender. Löschfunkensender nutzen die gedämpften Schwingungen, die bei der elektrischen Ladung über einen Funken entstehen. (Die Verwendung von Funkenstrecken, die der Funktechnik ihren Namen gab, wurde schon bald durch andere Techniken ersetzt.) Die hochfrequenten Schwingungen wurden mit Hilfe einer Morsetaste nach dem Morsecode getastet und in eine Antenne eingespeist, sodass sie als Funkwellen abgestrahlt wurden. Der Empfänger bestand in der Anfangszeit aus einem sogenannten Kohärer (auch Fritter genannt), einem heute nicht mehr gebräuchlichen Bauelement, das in Abhängigkeit von hochfrequenten Schwingungen seinen elektrischen Widerstand ändert. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde der Fritter nach und nach durch Möglichkeiten zum Hörempfang von Telegrafiesignalen ersetzt.

Im Vergleich mit der Alternative Sprechfunk, also drahtloser Telefonie, hat die drahtlose Telegrafie Vor- und Nachteile:

  • Auch wenn während der ersten Jahrzehnte die Telegrafisten immer schneller geworden waren, S. 103, ist die Textübertragung deutlich langsamer als beim Sprechen. Die freiwillige Zusatzprüfung Morsen zum Amateurfunkzeugnis wird von der Bundesnetzagentur wahlweise mit 5 oder 12 Wörtern (zu je 5 Zeichen) pro Minute abgenommen. 60 oder mehr Wörter pro Minute werden nur von hervorragenden Könnern der Schnelltelegrafie erreicht., S. 44 Zum Vergleich: bei einer Stichprobe deutschsprachiger Fernsehnachrichten wurde ein Sprechtempo von 130 Wörtern pro Minute ermittelt.
  • Andererseits können mit dieser schmalbandigen Betriebsart aus technischen und psychoakustischen Gründen Signale – auch schwache – trotz Rauschen und ähnlicher Störungen zuverlässiger empfangen werden.

Die Morsetelegrafie wurde lange Zeit in der Schifffahrt eingesetzt. Bis Ende 1999 war Seeschiffen international vorgeschrieben, Notrufe in Morsecode absetzen zu können. Die große deutsche Küstenfunkstelle Norddeich Radio beendete ihre Kurzwellen-Telegraphie am 30. September 1996, einen Tag vor ihrem Kurzwellen-Sprechfunkdienst.

Morsetelegrafie („CW“) ist bis heute eine der gängigen Betriebsarten für Funkverbindungen zwischen Funkamateuren. Nach verschiedenen Schätzungen kann die Hälfte von ihnen morsen bzw. sind ein Siebtel der deutschen Funkamateure aktive Morsetelegrafen. Auch spezielle Vereine widmen sich der Amateurfunktelegrafie. Neben den standardisierten Abkürzungen für den zeitsparenden Gebrauch im Funkverkehr haben sich im Amateurfunk zahlreiche weitere eingebürgert.

In der deutschen Kolonie Kamerun kam die Funktelegrafie ab 1908 ins Spiel. Dem dortigen Postpräsidenten Peglow schien das „nichts überraschend Neues, denn die Kunst des ‚drahtlosen‘ Telegraphierens an sich war dort schon seit alten Zeiten bekannt“, nämlich rein akustisch (also ohne Medienbruch) mit Nachrichtentrommeln.

Marconi beobachtet, wie Mitarbeiter den Drachen (einen "Levitor" von B.F.S. Baden-Powell) aufsteigen lassen, der zum Heben der Antenne in St. John's, Neufundland, verwendet wird, Dezember 1901
Ingenieure des Postamts inspizieren die Ausrüstung der Marconi Company in Flat Holm, Mai 1897

In den späten 1880er bis zu den 1890er Jahren wurde ein neu verstandenes Phänomen entdeckt und zu einer Form der drahtlosen Telegrafie weiterentwickelt, die als drahtlose Hertz'sche Welle, Funktelegrafie oder (später) einfach "Radio" bezeichnet wurde. Zwischen 1886 und 1888 veröffentlichte Heinrich Rudolf Hertz die Ergebnisse seiner Experimente, bei denen es ihm gelang, elektromagnetische Wellen (Radiowellen) durch die Luft zu übertragen, und bewies damit James Clerk Maxwells Theorie der elektromagnetischen Strahlung von 1873. Viele Wissenschaftler und Erfinder experimentierten mit diesem neuen Phänomen, aber es herrschte Einigkeit darüber, dass diese neuen Wellen (ähnlich wie das Licht) eine ebenso geringe Reichweite haben würden wie das Licht und daher für die Kommunikation über große Entfernungen unbrauchbar seien.

Ende 1894 begann der junge italienische Erfinder Guglielmo Marconi mit der Idee, ein kommerzielles drahtloses Telegrafiesystem auf der Grundlage der Hertz'schen Wellen (Radiowellen) zu entwickeln - eine Forschungsrichtung, die seiner Meinung nach von anderen Erfindern nicht verfolgt wurde. Aufbauend auf den Ideen früherer Wissenschaftler und Erfinder überarbeitete Marconi deren Geräte durch Versuch und Irrtum und versuchte, ein funkbasiertes drahtloses Telegrafiesystem zu entwickeln, das genauso funktionieren sollte wie die drahtgebundene Telegrafie. Bis 1895 arbeitete er in seinem Labor und dann in Feldversuchen an dem System und verbesserte es, um seine Reichweite zu vergrößern. Nach vielen Durchbrüchen, darunter die Anwendung des Konzepts der drahtgebundenen Telegrafie, bei dem Sender und Empfänger geerdet werden, war Marconi Anfang 1896 in der Lage, Funkverbindungen weit über die vorhergesagten kurzen Reichweiten hinaus zu übertragen. Nachdem es ihm nicht gelungen war, die italienische Regierung zu überzeugen, brachte der 22-jährige Erfinder sein Telegrafiesystem 1896 nach Großbritannien und traf dort auf William Preece, einen Waliser, der auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle spielte und Chefingenieur des General Post Office war. Es folgten eine Reihe von Vorführungen für die britische Regierung - im März 1897 übertrug Marconi Morsecode-Signale über eine Entfernung von etwa 6 km (3+12 mi) über die Salisbury-Ebene.

Am 13. Mai 1897 übertrug Marconi mit Hilfe von George Kemp, einem Ingenieur des Cardiff Post Office, von Flat Holm aus die ersten drahtlosen Signale über Wasser nach Lavernock (bei Penarth in Wales). Sein Stern ging auf und bald schon sendete er Signale über den Ärmelkanal (1899), von Land zu Schiffen (1899) und schließlich über den Atlantik (1901). Eine Studie über diese Funknachweise, bei der die Wissenschaftler versuchten herauszufinden, wie ein Phänomen, dem eine kurze Reichweite vorhergesagt wurde, "über den Horizont" senden konnte, führte 1902 zur Entdeckung einer funkreflektierenden Schicht in der Erdatmosphäre, die später Ionosphäre genannt wurde.

Die Funktelegrafie erwies sich für die Rettungsarbeiten bei Schiffskatastrophen als wirksam, da sie eine effektive Kommunikation zwischen Schiffen und vom Schiff zur Küste ermöglichte. 1904 nahm Marconi den ersten kommerziellen Dienst auf, der nächtliche Nachrichtenzusammenfassungen an abonnierte Schiffe übertrug, die sie in ihre Bordzeitungen einbauen konnten. Ein regelmäßiger transatlantischer Funktelegrafiedienst wurde schließlich am 17. Oktober 1907 eingerichtet. Marconis Apparat wurde insbesondere bei den Rettungsarbeiten nach dem Untergang der RMS Titanic eingesetzt. Der britische Generalpostmeister fasste in Bezug auf die Titanic-Katastrophe zusammen: "Diejenigen, die gerettet wurden, wurden durch einen Mann, Mr. Marconi... und seine wunderbare Erfindung gerettet."

Telegrammdienste

Western Union-Telegramm (1930)

Ein Telegrammdienst ist ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung, die telegrafierte Nachrichten direkt an den Empfänger übermittelt. Telegrammdienste wurden erst eingeführt, als die elektrische Telegrafie verfügbar wurde. Frühere optische Systeme waren weitgehend auf offizielle staatliche und militärische Zwecke beschränkt.

In der Vergangenheit wurden Telegramme zwischen einem Netz von miteinander verbundenen Telegrafenämtern verschickt. Eine Person, die ein örtliches Telegrafenamt aufsuchte, bezahlte wortweise dafür, dass eine Nachricht an ein anderes Büro telegrafiert und dem Empfänger auf einem Papierformular zugestellt wurde. Telegrafisch gesendete Nachrichten konnten durch Telegrammboten schneller zugestellt werden als mit der Post, und selbst im Telefonzeitalter blieb das Telegramm für die gesellschaftliche und geschäftliche Korrespondenz beliebt. Auf ihrem Höhepunkt im Jahr 1929 wurden schätzungsweise 200 Millionen Telegramme verschickt.

1919 wurde im Finanzdistrikt von New York City das Central Bureau for Registered Addresses eingerichtet. Das Büro wurde eingerichtet, um das wachsende Problem zu lösen, dass Nachrichten an die falschen Empfänger zugestellt wurden. Um dieses Problem zu bekämpfen, bot das Büro Telegrafenkunden die Möglichkeit, eindeutige Codenamen für ihre Telegrafenadressen zu registrieren. Pro Code wurden den Kunden 2,50 Dollar pro Jahr in Rechnung gestellt. Bis 1934 waren 28.000 Codes registriert worden.

In weiten Teilen der Welt gibt es immer noch Telegrammdienste (siehe weltweite Nutzung von Telegrammen nach Ländern), aber E-Mail und Textnachrichten haben Telegramme in vielen Ländern überflüssig gemacht, und die Zahl der jährlich verschickten Telegramme ist seit den 1980er Jahren rapide zurückgegangen. Dort, wo es noch Telegrammdienste gibt, erfolgt die Übermittlung zwischen den Büros nicht mehr per Telegraf, sondern per Telex oder IP-Link.

Länge der Telegramme

Da Telegramme traditionell nach Wörtern abgerechnet wurden, wurden die Nachrichten oft abgekürzt, um Informationen in die kleinstmögliche Anzahl von Wörtern zu packen, was als "Telegrammstil" bezeichnet wurde.

Die durchschnittliche Länge eines Telegramms betrug um 1900 in den USA 11,93 Wörter; mehr als die Hälfte der Nachrichten bestand aus 10 Wörtern oder weniger. Einer anderen Studie zufolge betrug die durchschnittliche Länge der vor 1950 im Vereinigten Königreich verschickten Telegramme 14,6 Wörter oder 78,8 Zeichen. Bei deutschen Telegrammen liegt die durchschnittliche Länge bei 11,5 Wörtern oder 72,4 Zeichen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die durchschnittliche Länge eines deutschen Telegramms mit 14,2 Wörtern berechnet.

Telex

ITT Creed Modell 23B Fernschreiber mit Telex-Wählmöglichkeit

Telex (TELegraph EXchange) war ein öffentliches Vermittlungsnetz von Fernschreibern. Es nutzte das Impulswahlverfahren des Drehtelefons für die automatische Weiterleitung durch das Netz. Anfangs wurde der Baudot-Code für Nachrichten verwendet. Die Entwicklung von Telex begann in Deutschland 1926 und wurde 1933 von der Reichspost in Betrieb genommen. Es hatte eine Geschwindigkeit von 50 Baud - etwa 66 Wörter pro Minute. Bis zu 25 Telexkanäle konnten sich einen einzigen Ferngesprächskanal teilen, indem sie das Sprach-Frequenz-Telegrafie-Multiplexverfahren nutzten, was Telex zur kostengünstigsten Methode der zuverlässigen Fernkommunikation machte. Telex wurde im Juli 1957 in Kanada und 1958 in den Vereinigten Staaten eingeführt. Ein neuer Code, ASCII, wurde 1963 von der American Standards Association eingeführt. ASCII war ein 7-Bit-Code und konnte daher eine größere Anzahl von Zeichen unterstützen als Baudot. Insbesondere unterstützte ASCII die Groß- und Kleinschreibung, während Baudot nur Großbuchstaben unterstützte.

Niedergang

Um 1920 begann die Nutzung des Telegrafen dauerhaft zu sinken. Der Rückgang begann mit der zunehmenden Nutzung des Telefons. Ironischerweise ging die Erfindung des Telefons auf die Entwicklung des harmonischen Telegrafen zurück, ein Gerät, das die Effizienz der Telegrafenübertragung erhöhen und die Gewinne der Telegrafengesellschaften steigern sollte. Die Western Union gab ihren Patentstreit mit Alexander Graham Bell auf, weil sie das Telefon nicht als Bedrohung für ihr Telegraphengeschäft ansah. Die Bell Telephone Company wurde 1877 gegründet und hatte 230 Abonnenten, die bis 1880 auf 30.000 anwuchsen. Im Jahr 1886 gab es weltweit eine Viertelmillion Telefone, und im Jahr 1900 waren es fast 2 Millionen. Der Niedergang wurde kurzzeitig durch das Aufkommen von Glückwunschtelegrammen für besondere Anlässe aufgehalten. Zwischen 1867 und 1893 nahm der Verkehr trotz der Einführung des Telefons in dieser Zeit weiter zu, aber um 1900 war der Telegraf endgültig im Niedergang begriffen.

Während des Ersten Weltkriegs erlebte die Telegrafie einen kurzen Aufschwung, doch mit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren setzte sich der Rückgang fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbesserten neue Technologien die Kommunikation in der Telegrafenindustrie. Telegrafenleitungen waren bis zum Aufkommen des Internets in den 1990er Jahren weiterhin ein wichtiges Mittel zur Verbreitung von Nachrichten von Nachrichtenagenturen per Fernschreiber. Für Western Union war eine Dienstleistung nach wie vor äußerst profitabel: die Überweisung von Geld. Dieser Dienst hielt Western Union im Geschäft, lange nachdem der Telegraf an Bedeutung verloren hatte. In der modernen Ära wurde der Telegraf, der 1837 eingeführt wurde, nach und nach durch die digitale Datenübertragung auf der Grundlage von Computerinformationssystemen ersetzt.

Soziale Auswirkungen

Optische Telegrafenleitungen wurden von den Regierungen eingerichtet, oft zu militärischen Zwecken, und waren nur für den offiziellen Gebrauch bestimmt. In vielen Ländern blieb diese Situation auch nach der Einführung des elektrischen Telegrafen bestehen. Ausgehend von Deutschland und dem Vereinigten Königreich wurden elektrische Telegrafenleitungen von den Eisenbahngesellschaften installiert. Die Nutzung der Eisenbahn führte schnell dazu, dass private Telegrafengesellschaften im Vereinigten Königreich und in den USA einen Telegrafendienst für die Öffentlichkeit anboten, indem sie Telegrafen entlang der Eisenbahnlinien verwendeten. Die Verfügbarkeit dieser neuen Form der Kommunikation führte zu weitreichenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen.

Der elektrische Telegraf befreite die Kommunikation von den zeitlichen Beschränkungen der Post und revolutionierte die globale Wirtschaft und Gesellschaft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Telegraf zu einem immer häufiger genutzten Kommunikationsmittel für den Normalbürger. Der Telegraf trennte die Nachricht (Information) von der physischen Bewegung von Gegenständen oder dem Prozess.

Es gab eine gewisse Angst vor dieser neuen Technologie. Laut dem Autor Allan J. Kimmel befürchteten einige Menschen, dass der Telegraf die Qualität des öffentlichen Diskurses durch die Übermittlung irrelevanter, kontextloser Informationen untergraben würde". Henry David Thoreau dachte über das transatlantische Kabel: "...vielleicht wird die erste Nachricht, die an das breite, flatternde amerikanische Ohr dringt, sein, dass Prinzessin Adelaide Keuchhusten hat." Kimmel sagt, dass diese Befürchtungen viele der Merkmale des modernen Internetzeitalters vorwegnehmen.

Anfangs war der Telegraf teuer, aber er hatte enorme Auswirkungen auf drei Branchen: Finanzen, Zeitungen und Eisenbahnen. Die Telegrafie erleichterte das Wachstum von Organisationen "bei den Eisenbahnen, konsolidierte die Finanz- und Warenmärkte und reduzierte die Informationskosten innerhalb und zwischen Unternehmen". Vor der Einführung des Telegrafen gab es in den USA 200 bis 300 Börsen, doch die meisten von ihnen waren überflüssig und unrentabel, nachdem der Telegraf Finanztransaktionen über große Entfernungen erleichtert und die Transaktionskosten gesenkt hatte. Dieses enorme Wachstum in den Wirtschaftssektoren beeinflusste die Gesellschaft, sich der Verwendung von Telegrammen anzunehmen, sobald die Kosten gesunken waren.

Die weltweite Telegrafie veränderte die Beschaffung von Informationen für die Nachrichtenberichterstattung. Bereits 1846, als der Mexikanisch-Amerikanische Krieg ausbrach, nutzten Journalisten den Telegrafen für die Kriegsberichterstattung. Es wurden Nachrichtenagenturen gegründet, wie z. B. die Associated Press, um Nachrichten telegrafisch zu übermitteln. Nachrichten und Informationen wurden nun über weite Entfernungen transportiert, und der Telegraf verlangte nach einer Sprache, die das Lokale, das Regionale und die Umgangssprache abschaffte, um eine weltweite Mediensprache zu ermöglichen. Die Mediensprache musste vereinheitlicht werden, was zum allmählichen Verschwinden verschiedener Sprachformen und Stile des Journalismus und des Geschichtenerzählens führte.

Mit der Ausbreitung der Eisenbahn entstand der Bedarf an einer genauen Standardzeit, die die willkürlichen, von der Mittagszeit abhängigen lokalen Normen ersetzen sollte. Das Mittel, um diese Synchronisierung zu erreichen, war der Telegraf. Diese Betonung der präzisen Zeit hat zu bedeutenden gesellschaftlichen Veränderungen geführt, wie z. B. dem Konzept des Zeitwerts des Geldes.

Während der Telegrafenära wurden in großem Umfang Frauen in der Telegrafie beschäftigt. Der Mangel an Männern, die während des amerikanischen Bürgerkriegs als Telegrafisten arbeiteten, eröffnete Frauen die Möglichkeit, einen gut bezahlten, qualifizierten Beruf zu ergreifen. Im Vereinigten Königreich wurden Frauen sogar schon früher als Telegrafistinnen eingestellt - ab den 1850er Jahren von allen großen Unternehmen. Für die Telegrafengesellschaften waren Frauen deshalb so attraktiv, weil sie ihnen weniger Geld zahlen konnten als Männern. Dennoch waren die Jobs bei Frauen aus demselben Grund beliebt wie in den USA: Die meisten anderen Arbeiten, die für Frauen zur Verfügung standen, waren sehr schlecht bezahlt.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Telegrafen wurden von den Wirtschaftshistorikern kaum untersucht, bis man begann, Parallelen zum Aufkommen des Internets zu ziehen. In der Tat war der elektrische Telegraf in dieser Hinsicht genauso wichtig wie die Erfindung des Buchdrucks. Laut dem Wirtschaftswissenschaftler Ronnie J. Phillips könnte der Grund dafür darin liegen, dass die institutionellen Ökonomen den Fortschritten, die größere Kapitalinvestitionen erforderten, mehr Aufmerksamkeit schenkten. Der Investitionsbedarf für den Bau von Eisenbahnen beispielsweise ist um Größenordnungen höher als der für den Telegraphen.

Populäre Kultur

Der optische Telegraf geriet schnell in Vergessenheit, als er außer Betrieb genommen wurde. Als er noch in Betrieb war, war er der Öffentlichkeit in ganz Europa sehr vertraut. Beispiele finden sich in vielen Gemälden der damaligen Zeit. Zu den Gedichten gehören Le Telégraphe von Victor Hugo und die Sammlung Telegrafen: Optisk kalender för 1858 von Elias Sehlstedt [sv] ist dem Telegrafen gewidmet. In Romanen spielt der Telegraf eine wichtige Rolle in Lucien Leuwen von Stendhal und in Der Graf von Monte Cristo von Alexandre Dumas. Die Oper Der Telegraph oder die Fernschreibmaschine von Joseph Chudy aus dem Jahr 1796 wurde geschrieben, um Chudys Telegraphen (einen binären Code mit fünf Lampen) bekannt zu machen, als klar wurde, dass Chappes Entwurf aufgegriffen werden würde.

Eine Illustration, die erklärt, dass das Unterseekabel zwischen England und Frankreich diesen Ländern Frieden und Wohlwollen bringen würde

Rudyard Kipling schrieb ein Gedicht, in dem er die Unterseekabel lobte: "Und ein neues Wort läuft dazwischen, das flüstert: 'Lasst uns eins sein!'" Kiplings Gedicht stand für die im späten neunzehnten Jahrhundert weit verbreitete Vorstellung, dass die internationale Telegrafie (und die neue Technologie im Allgemeinen) der Welt Frieden und gegenseitiges Verständnis bringen würde. Als ein Unterwassertelegrafenkabel erstmals Amerika und Großbritannien verband, verkündete die Post;

Es ist der Vorbote eines Zeitalters, in dem internationale Schwierigkeiten keine Zeit haben werden, zu blutigen Resultaten zu reifen, und in dem, trotz der Fatuität und des Leichtsinns der Regierenden, Krieg unmöglich sein wird.

Namen von Zeitungen

Zahlreiche Zeitungen und Nachrichtenagenturen in verschiedenen Ländern, wie z. B. The Daily Telegraph in Großbritannien, The Telegraph in Indien, De Telegraaf in den Niederlanden und die Jewish Telegraphic Agency in den USA, erhielten Namen, die das Wort "Telegraph" enthalten, da sie Nachrichten mittels elektrischer Telegrafie empfangen. Einige dieser Namen wurden beibehalten, obwohl heute andere Mittel der Nachrichtenbeschaffung verwendet werden.

Formen der Telegrafie

Es bestehen verschiedene Formen der Telegrafie. Die älteste ist die optische, bei der die Codes von Menschen noch manuell erzeugt und ausgewertet wurden. Besondere Telegrafen waren früher neben dem optischen Telegrafen (auch Semaphor genannt) die Feuer-, Feld-, Eisenbahn-, Haus- und Schiffstelegrafen. Bei der jüngeren, der elektrischen bzw. elektromagnetischen Telegrafie, bei der die Zeichen bereits in Form von Morsezeichen übertragen wurden (dementsprechend auch Morsetelegrafie genannt), war es ebenfalls noch notwendig, diese manuell zu erzeugen. Erst mit dem Zeigertelegrafen und später dem Fernschreiber wurde die Buchstabenkodierung automatisch durchgeführt.

Je nach technischem Entwicklungsstand der verwendeten Geräte wuchsen die überbrückbaren Entfernungen, besonders mit den Erfindungen Unterseekabel und Funkentelegrafie im Ausgang des 19. Jahrhunderts. Spätestens um das Jahr 2000 endete aber die Verwendung von Telegrafietechnik in fast allen Bereichen wie kommerziellen Anwendungen und im Verkehrswesen, wie im maritimen Bereich beispielsweise im Seefunk oder im Flugverkehr beispielsweise bei ungerichteten Funkfeuern (NDB). Im Amateurfunkdienst und teilweise zur militärischen Nachrichtenübermittlung wird die Telegrafie bis in die Gegenwart genutzt.

Kabelgebundene Telegrafie

Elektrischer Telegraf: 1.Sendestation, 2.Empfangsstation, 3.Manipulator, 4.Batterie (Stromquelle), 5.Masse, 6.Leitung, 7.Elektromagnet, 8.Prägestempel, 9.Papierrolle, 10.Schreibwalze, 11.Vorzugswalze, 12.Papierstreifen
Erinnerungstafel zum Gauß-Weber-Telegrafen 1833 in Göttingen
Telegrafenleitungen 1901
Beschluss der Schweizer Bundesregierung über die Wahl eines „Telegraphenaspiranten“ (1887)

Telegrafie mit Morsezeichen

Ein nachhaltiger Fortschritt kam 1837 mit dem von Samuel Morse konstruierten und 1844 verbesserten Schreibtelegrafen. Um 1850 hatte sich Morses Technik auf den deutschen Telegrafenlinien, die sich in wenigen Jahren zu einem zusammenhängenden Netz geschlossen hatten, durchgesetzt.

Mit der Verlegung von Seekabeln wurde 1850 begonnen (Dover–Calais). Der erste Versuch, ein Seekabel zwischen Europa und Nordamerika zu verlegen, gelang 1858 – das Kabel funktionierte jedoch nur einige Wochen und musste dann als unbrauchbar aufgegeben werden. Erst 1866 – nach weiteren kostspieligen Fehlschlägen – wurde eine dauerhafte Telegrafenverbindung von Valentia (Irland) nach Heart's Content (Neufundland) hergestellt.

Eisenbahnen- und Telegraphendichte der Erde, Karte um 1900

Im Jahr der Erfindung des elektrischen Telegrafen (1833) begann Israel Beer Josaphat aus Kassel in Göttingen seine Banklehre. Er begriff die Möglichkeiten der Erfindung und baute unter dem Namen Paul Julius Reuter ab 1851 von London aus die Nachrichtenagentur Reuters Telegraphic Comp. Incorporated auf. Die Türkenlinie zwischen England und Indien ging 1865 in Betrieb.

Um 1870 waren große Teile der Erde schon verkabelt. Weil es nur wenig Erfahrung mit der Lebensdauer insbesondere von Tiefseekabeln gab, bauten die Kabelbetreiber immer weiter. Zwischen den Telekommunikationsministerien der Länder wurden Verträge über Nutzung und Weiterleitung geschlossen. Häufig musste man wegen defekter eigener Telegrafiekabel auf die anderer Nationen ausweichen. Der Hauptgrund für eine sich verschlechternde Übertragungsqualität war die Korrosion der Isolierung der Kupferadern. Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Nutzung der Telegrafie stark zu. So liefen zum Beispiel 1871 in einer typischen Woche etwa 60.000 telegrafische Nachrichten über die britischen Postämter, ein Jahr später waren es bereits über 200.000. Mit der Einführung des Fernschreibers begann der Niedergang der landgebundenen Telegrafie. In Australien und den USA endete sie in den 1960er-Jahren.

Drahtlose Telegrafie

Lichttelegrafie

Eine drahtlose Übertragungstechnik, wie sie auch die Funkentelegrafie anwendet, ist die Lichttelegrafie. Sie entstand infolge der Erfindung des Photophons von Alexander Graham Bell und Charles Sumner Tainter aus dem Jahre 1880. Hierbei wurden Buchstaben und Ziffern als akustische Morsesignale in einem mit Selenzelle erzeugten und mehreren Spiegeln abgelenkten und dann gebündelten Lichtstrahl gesendet. Durch Siemens & Halske in Deutschland und in Großbritannien im Auftrag der Admiralität erfolgte 1916 bis 1917 im Ersten Weltkrieg jeweils das Entwickeln militärischer Photophone mit einer speziellen Kombination aus u. a. Spiegel, Bogenlampe für eine Distanz von bis zu 15 Kilometern.

Auch im Zweiten Weltkrieg kam es nochmals zum Einsatz von Geräten basierend auf dem Photophonprinzip. Bis in die Gegenwart entwickelten Technikamateure das Prinzip mittels Laser-, Infrarot- und jüngst LED-Technik weiter und erreichten dabei Übertragungen über Entfernungen bis etwa 100 Kilometer.

Endgeräte und Telegrafiearten

  • Schreibtelegraf (ab 1833) – ein Aufzeichnungsgerät der Morseschrift
  • Estienne-Apparat (19. Jahrhundert) – eine andere Form des Schreibtelegrafen
  • Zeigertelegraf (ab 1839) – ein einfach zu bedienendes Telegrafiegerät
  • Akustische Telegrafie
  • Typendrucktelegraf (ab 1855) – ein Telegrafiegerät mit Buchstabentastatur
  • Bildtelegrafie (ab 1901) – ein Vorläufer des Faxgerätes
  • Hellschreiber (ab 1929) – ein Fernschreiber auf Basis von Bildpunkten
  • Fernschreiber (ab 1933) – ähnelt einer Kombination aus Schreibmaschine und Telefon, wurde bis 2007 über das Telex-Netz genutzt

Verwandte Themen

  • Telegrafenkongresse stimmten im 19. Jahrhundert die länderübergreifende Telegrafie ab.
  • Telegrafenschulen waren ebenfalls im 19. Jahrhundert nötig, um in der noch komplizierten Technik auszubilden.
  • Telegrafentruppen sind militärische Einheiten zur Telegrafie.
  • Die Erdtelegraphie wurde im Ersten Weltkrieg eingesetzt.
  • Die Telegrafengleichung ist eine Verallgemeinerung der Wellengleichung, sie wurde zuerst bei Seekabeln verwendet.

Vernetzung

Telegrafie stellte die erste Form weltumspannender Vernetzung von adressiertem Datenverkehr dar, bevor in der Folge Telefonie samt Fax und später Internet diese Funktion verbesserten und teilweise ablösten.

Zuvor konnten Informationen nur durch materielles Reisen einer Person oder Versand von Poststücken zusammengetragen werden. Durch Schiffsfahrten und Nachforschungen stellte der österreichische Geowissenschafter Ferdinand von Hochstetter 1868 erstmals einen Zusammenhang zwischen einem Erdbeben in Peru und fernen Wellen im Pazifik, etwa in Neuseeland her und beschrieb somit erstmals das Phänomen Tsunami, und zwar bevor hier noch entsprechend weitlaufende Kommunikationsnetze in Form von Seekabel oder Funk vorlagen.