Solipsismus

Aus besserwiki.de

Solipsismus (/ˈsɒlɪpsɪzəm/ (hören); von lateinisch solus 'allein' und ipse 'selbst') ist die philosophische Vorstellung, dass nur der eigene Geist mit Sicherheit existiert. Als erkenntnistheoretische Position vertritt der Solipsismus die Auffassung, dass das Wissen über alles, was außerhalb des eigenen Verstandes liegt, unsicher ist; die Außenwelt und andere Verstandeswesen können nicht erkannt werden und könnten außerhalb des Verstandes nicht existieren.

Solipsismus (lateinisch sōlus ‚allein‘ und ipse ‚selbst‘) bezeichnet in der Philosophie eine These oder Schlussfolgerung, nach der allein die Existenz des eigenen Ichs gewiss sein kann.

Spielarten

Es gibt verschiedene Ausprägungen des Solipsismus, die den verschiedenen Ausprägungen des Skeptizismus entsprechen:

Metaphysischer

Der metaphysische Solipsismus ist eine Spielart des Solipsismus. Auf der Grundlage einer Philosophie des subjektiven Idealismus behaupten metaphysische Solipsisten, dass das Selbst die einzige existierende Realität ist und dass alle anderen Realitäten, einschließlich der Außenwelt und anderer Personen, Repräsentationen dieses Selbst sind und keine unabhängige Existenz haben. Es gibt verschiedene Versionen des metaphysischen Solipsismus, wie z. B. Caspar Hares egozentrischer Präsentismus (oder perspektivischer Realismus), bei dem andere Menschen zwar ein Bewusstsein haben, ihre Erfahrungen aber einfach nicht präsent sind.

Erkenntnistheoretischer

Der erkenntnistheoretische Solipsismus ist die Variante des Idealismus, nach der nur die direkt zugänglichen mentalen Inhalte des solipsistischen Philosophen bekannt sein können. Die Existenz einer Außenwelt wird eher als eine unlösbare Frage denn als tatsächlich falsch angesehen. Außerdem kann man auch nicht sicher sein, inwieweit die Außenwelt unabhängig vom eigenen Geist existiert. So kann es beispielsweise sein, dass ein gottähnliches Wesen die vom Verstand empfangenen Sinneseindrücke kontrolliert und so den Anschein erweckt, als gäbe es eine Außenwelt, obwohl der größte Teil davon (mit Ausnahme des gottähnlichen Wesens und der eigenen Person) falsch ist. Es bleibt jedoch dabei, dass erkenntnistheoretische Solipsisten dies für eine "unlösbare" Frage halten.

Methodologischer

Der Ausdruck Solipsismus wird in der Philosophie in unterschiedlichem Sinne gebraucht, unter anderem für Thesen folgender Art:

  • metaphysischer Solipsismus: Nur das eigene Ich existiert. Nichts außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert, auch kein anderes Bewusstsein.
  • methodologischer Solipsismus: Die Bedeutung konzipierter Begriffe hängt einzig von Bewusstseinszuständen des denkenden Subjekts ab. Der Begriff „methodologischer Solipsismus“ wird in der Philosophie des Geistes verwendet, geprägt wurde er durch Hilary Putnam in dessen Werk The Meaning of Meaning. In diesem Kontext spielt der Solipsismus eine wichtige Rolle in der Diskussion um Externalismus und Internalismus.
  • Mit den ersten zwei Punkten steht der epistemologische Solipsismus in Verbindung. Dieser Lehre nach sind unsere Erkenntnisse über die Außenwelt abhängig von unseren jeweiligen mentalen Zuständen.
  • ethischer Solipsismus bzw. „Egoismus“: Es ist rational, das eigene Handeln nur danach zu beurteilen und auszurichten, dass die eigenen Präferenzen (etwa eigenes körperliches Wohlergehen usw.) weitestmöglich erfüllt werden (und Präferenzen anderer überhaupt nicht mit in Betracht zu ziehen).

Diese unterschiedlichen Arten von Solipsismus wurden und werden auch noch mit anderen und unterschiedlich gewichteten Themenschwerpunkten entwickelt, verteidigt und von anderen Philosophen angegriffen.

Der methodologische Solipsismus ist eine agnostische Variante des Solipsismus. Er steht in Opposition zu den strengen erkenntnistheoretischen Anforderungen an "Wissen" (z. B. die Anforderung, dass Wissen sicher sein muss). Der Solipsismus vertritt weiterhin die Ansicht, dass jede Induktion fehlbar ist. Der methodologische Solipsismus geht manchmal sogar noch weiter und behauptet, dass selbst das, was wir als Gehirn wahrnehmen, in Wirklichkeit Teil der Außenwelt ist, da wir den Geist nur durch unsere Sinne sehen oder fühlen können. Nur die Existenz von Gedanken ist sicher bekannt.

Methodologische Solipsisten wollen nicht zu dem Schluss kommen, dass die stärkeren Formen des Solipsismus tatsächlich wahr sind. Sie betonen lediglich, dass Begründungen für eine Außenwelt auf unbestreitbaren Fakten über ihr eigenes Bewusstsein beruhen müssen. Der methodologische Solipsist glaubt, dass subjektive Eindrücke (Empirismus) oder angeborenes Wissen (Rationalismus) der einzig mögliche oder richtige Ausgangspunkt für philosophische Konstruktionen sind. Häufig wird der methodologische Solipsismus nicht als Glaubenssystem vertreten, sondern als Gedankenexperiment zur Unterstützung des Skeptizismus verwendet (z. B. Descartes' kartesianischer Skeptizismus).

Wichtigste Punkte

Die Leugnung der materiellen Existenz an sich ist noch kein Solipsismus.

Ein Merkmal der metaphysischen solipsistischen Weltanschauung ist die Leugnung der Existenz eines anderen Geistes. Da persönliche Erfahrungen privat sind und oft als unaussprechlich gelten, kann die Erfahrung eines anderen Wesens nur durch Analogie erkannt werden.

Philosophen versuchen, Wissen auf mehr als nur einer Schlussfolgerung oder Analogie aufzubauen. Das Scheitern des erkenntnistheoretischen Unterfangens von Descartes hat die Idee populär gemacht, dass alles gesicherte Wissen nicht weiter gehen darf als "Ich denke, also existiere ich", ohne wirkliche Details über die Natur des "Ich" zu liefern, dessen Existenz bewiesen wurde.

Die Solipsismus-Theorie verdient auch deshalb eine nähere Betrachtung, weil sie mit drei weit verbreiteten philosophischen Voraussetzungen zusammenhängt, von denen jede für sich grundlegend und von weitreichender Bedeutung ist:

  • Das sicherste Wissen ist der Inhalt des eigenen Geistes - meine Gedanken, Erfahrungen, Affekte usw.
  • Es gibt keine begriffliche oder logisch notwendige Verbindung zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen - zum Beispiel zwischen dem Auftreten bestimmter bewusster Erfahrungen oder geistiger Zustände und dem "Besitz" und den Verhaltensdispositionen eines "Körpers" einer bestimmten Art.
  • Die Erfahrung einer bestimmten Person ist notwendigerweise privat für diese Person.

Um auf den zweiten Punkt näher einzugehen: Das begriffliche Problem besteht darin, dass man davon ausgeht, dass Geist oder Bewusstsein (bei denen es sich um Attribute handelt) unabhängig von einer Entität existieren können, die dieses Attribut (in diesem Fall eine Fähigkeit) besitzt, d. h. dass ein Attribut eines Existierenden unabhängig von diesem Existierenden selbst existieren kann. Wenn man die Existenz einer unabhängigen Entität (z. B. des Gehirns) mit diesem Attribut anerkennt, steht die Tür zu einer unabhängigen Realität offen. (Siehe Gehirn in einem Bottich)

Manche Menschen sind der Meinung, dass es zwar nicht bewiesen werden kann, dass irgendetwas unabhängig vom eigenen Verstand existiert, dass aber die Aussage des Solipsismus irrelevant ist. Denn unabhängig davon, ob die Welt, wie wir sie wahrnehmen, unabhängig existiert oder nicht, können wir uns dieser Wahrnehmung nicht entziehen, weshalb es am besten ist, davon auszugehen, dass die Welt unabhängig von unserem Verstand ist. (Siehe Falsifizierbarkeit und Überprüfbarkeit unten)

Das Bewusstsein erkennt jedoch lediglich seine Existenz an; es identifiziert die tatsächlichen Schöpfungen nicht, solange sie nicht vom Benutzer beobachtet werden.

Geschichte

Gorgias

Der Solipsismus wurde erstmals von dem griechischen vorsokratischen Sophisten Gorgias (ca. 483-375 v. Chr.) beschrieben, der von dem römischen Skeptiker Sextus Empiricus mit den Worten zitiert wird:

  • Nichts existiert.
  • Selbst wenn etwas existiert, kann man nichts darüber wissen.
  • Selbst wenn man etwas darüber wüsste, kann man es nicht an andere weitergeben.

Den Sophisten ging es vor allem darum, zu zeigen, dass objektives Wissen buchstäblich unmöglich ist.

Descartes

Die Grundlagen des Solipsismus sind wiederum die Grundlagen der Auffassung, dass das Verständnis des Individuums für alle psychologischen Konzepte (Denken, Wollen, Wahrnehmen usw.) durch Analogiebildung mit seinen eigenen mentalen Zuständen erreicht wird, d. h. durch Abstraktion von der inneren Erfahrung. Und diese Sichtweise oder eine Variante davon ist in der Philosophie einflussreich, seit Descartes die Suche nach unumstößlicher Gewissheit zum primären Ziel der Erkenntnistheorie erhob und die Erkenntnistheorie gleichzeitig zur "ersten Philosophie" erhob.

Berkeley

Porträt von George Berkeley von John Smybert, 1727

George Berkeleys Argumente gegen den Materialismus und für den Idealismus liefern dem Solipsisten eine Reihe von Argumenten, die er bei Descartes nicht findet. Während Descartes einen ontologischen Dualismus vertritt und damit die Existenz einer materiellen Welt (res extensa) sowie eines immateriellen Geistes (res cogitans) und Gottes akzeptiert, leugnet Berkeley die Existenz der Materie, nicht aber die des Geistes, zu dem Gott gehört.

Beziehung zu anderen Ideen

Bei Ludwig Wittgenstein wird das Thema des metaphysischen oder epistemischen Solipsismus indirekt im Zusammenhang mit dem Privatsprachenargument behandelt. Diesem zufolge kann es eine rein private Sprache bzw. nur dem Sprecher bekannte Bedeutungen seiner sprachlichen Äußerungen nicht geben. Die logische Struktur des wittgensteinschen Arguments ist ebenso wie dessen Plausibilität bzw. die Plausibilität zahlreicher vorgeschlagener Rekonstruktionen und Modifikationen bis heute strittig. Eine vereinfachte Lesart ist beispielsweise: Nur, wenn andere Teilnehmer am Gebrauch derselben Sprache Äußerungen in dieser Sprache gemäß geteilter Gebrauchskonventionen akzeptieren oder zurückweisen können, können diese Äußerungen überhaupt wahr sein. In Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen stellt sich das Problem des Solipsismus in folgender Aussage dar: „Wenn man aber sagt: 'Wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen', so sage ich: 'Wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen.'“

Das Problem des Solipsismus bei Wittgenstein lässt sich bereits auf sein erstes Werk, den Tractatus logico-philosophicus, zurückführen. Die gängige Forschung vertritt die Auffassung, Wittgenstein habe im Tractatus eine solipsistische Position vertreten, welche er dann in den Philosophischen Untersuchungen verwirft. In diesem Zusammenhang wird insbesondere P.M.S. Hacker genannt. „Was der Solipsismus nämlich meint, ist ganz richtig, nur lässt es sich nicht sagen, sondern es zeigt sich“ (Tractatus 5.62). Wittgenstein scheint gerade in den frühen Jahren seines philosophischen Schaffens von Schopenhauer beeindruckt; Wittgenstein selbst äußerte sich gelegentlich dahingehend, dass er kaum einen der großen Philosophen gelesen hat, wobei Schopenhauers Hauptwerk eine Ausnahme bildet und Wittgenstein bei der Abfassung des Tractatus Die Welt als Wille und Vorstellung wohl vor sich liegen hatte. Wegweisend für die solipsistische Tendenz des Tractatus ist der berühmte Satz „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ (T. 5.6). Das Subjekt betrachtet die Welt durch Sprache, das logische Gerüst dieser Außenwelt, wobei „Logik keine Lehre, sondern ein Spiegelbild der Welt“ ist (T. 6.13). Nach der Lehre des Tractatus können die Sprache und die durch sie abgebildete Welt nicht unabhängig vom Subjekt existieren. Es handelt sich jeweils um meine Sprache und um meine Welt. Der solipsistische Ansatz des Tractatus wird also dadurch deutlich, dass die Welt immer nur „meine Welt“ sein kann, was im Übrigen auch die Grundthese des Solipsismus darstellt. Mit dieser Erkenntnis tritt das Ich in die Philosophie ein, und das Ich ist hierbei jeder Einzelne selbst. Von der philosophischen Betrachtung der Welt aus gesehen, sind das Subjekt und die logisch strukturierte Welt eins. Dieser Ansatz Wittgensteins wird auf Otto Weininger zurückgeführt, dessen Werk Geschlecht und Charakter eine gewisse Faszination auf Wittgenstein ausgeübt haben muss. Weininger spricht in diesem Kontext von der Einheit des „ethisch bestimmten Ich“ mit der (logisch strukturierten) Welt. Dies ist der Grund, weshalb David Bell bei Wittgenstein von einem „Ich-tilgendem Solipsismus“ spricht.

Das Subjekt ist nach Wittgenstein als Inhaber oder Beschreiber der Welt kein Teil von ihr, da es keine Teilmenge dessen sein kann, was es beschreibt. In den Philosophischen Untersuchungen wandelt sich die Philosophie Wittgensteins gegenüber dem Solipsismus dahingehend, dass seine Gedanken zu diesem Thema nicht mehr im Kontext der Logik, sondern der Psychologie stehen. Vossenkuhl bezeichnet diesen neuen Zusammenhang als „grammatischen Solipsismus“ und meint damit einen solchen, der durch eine sprachliche Vereinbarung Feststellungen erlaubt, die jedermann zugänglich sind.

Der Solipsist steht vor dem Problem, wie er erkennen kann, ob beispielsweise jemand anderes Schmerzen hat. Er leugnet die Schmerzen des anderen nicht grundsätzlich vor dem Hintergrund der Annahme, dass nur seine eigenen Schmerzen real sind, sondern er wird zu dem Schluss kommen, dass auch der andere Schmerzen hat, nur eben nicht seine, die des Solipsisten. Der Solipsismus Wittgensteins ergibt sich aus der Logik seines Denkens. Für die Mitteilung privater Empfindungen gibt es für ihn keine Grammatik und keine Regeln, weil Sprache eben nicht nur auf eine Weise funktioniert.

Nach Vossenkuhl ist Wittgenstein selbst kein Solipsist, macht sich aber zwecks Verständnis dessen Perspektive zu eigen. Das Interessante an Wittgensteins Solipsismus-Begriff ist nun, dass es zwischen den einzelnen Subjekten keine Differenzen hinsichtlich ihrer Wahrnehmung der Welt gibt. Dies ist eigentlich ein Paradox, da er ja den subjektiven Standpunkt hervorgehoben hatte. Die Behauptung Wittgensteins, dass die Welt nur meine Welt ist, beinhalte aber, dass sie für jeden dieselbe ist. „Es gibt nur die erste Person Singular als Wissenssubjekt und keine dritten Personen“ wie Vossenkuhl es ausdrückt. So fällt der Solipsismus mit dem Realismus zusammen, wie Wittgenstein es bereits im Tractatus ausgedrückt hatte (T. 5.64).

Hilary Putnam, Jerry Fodor und andere haben die Begriffe „methodologischer Solipsismus“ und „Externalismus“ (bezüglich der Gehalte sprachlicher Äußerungen oder konzipierter Begriffe) geprägt. Dem Letzteren zufolge hängt die Bedeutung von Worten oder Begriffen ab von der Realexistenz ihrer Referenten in der (bewusstseinsunabhängigen) Welt. Das Gedankenexperiment der Zwillingserde soll das verdeutlichen; es resultiert in der These: Was unser Wissensbegriff letztlich bedeutet, hängt z. B. davon ab, wie dasjenige Element, mit welchem wir faktisch kausal interagierten, wirklich beschaffen ist – nicht beispielsweise, wie es uns phänomenal erscheint. Falls diese Position plausibel ist, wird das Fürwahrhalten eines methodologischen wie auch eines metaphysischen Solipsismus, so die übliche Auffassung, unplausibel.

Hilary Putnam arbeitet auch mit dem Begriff des direkten Realismus, wobei er sich auf Wittgenstein bezieht. Hierbei geht es um das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit und darum, dass Wittgenstein keine mentalen Bilder zwischen die Dinge und die Gedanken über sie setzt.

Idealismus und Materialismus

Eine der grundlegendsten Debatten in der Philosophie betrifft die "wahre" Natur der Welt - ob sie eine ätherische Ebene von Ideen oder eine Realität aus atomaren Teilchen und Energie ist. Der Materialismus geht von einer realen "Welt da draußen" sowie in und durch uns aus, die wahrgenommen werden kann - gesehen, gehört, geschmeckt, berührt und gefühlt, manchmal mit prothetischen Technologien, die den menschlichen Sinnesorganen entsprechen. (Materialisten behaupten nicht, dass die menschlichen Sinne oder sogar ihre Prothesen, selbst wenn sie gesammelt sind, die Gesamtheit des Universums wahrnehmen können; sie behaupten lediglich, dass sie kollektiv nicht wahrnehmen können, was uns in keiner Weise bekannt sein kann.) Materialisten halten dies nicht für eine nützliche Art und Weise, über die Ontologie und Ontogenese von Ideen nachzudenken, aber wir könnten sagen, dass aus einer materialistischen Perspektive, die bis zu einem logischen Extrem getrieben wird, das einem Idealisten verständlich ist, Ideen letztlich auf einen physikalisch vermittelten, organisch, sozial und umweltbezogen eingebetteten "Gehirnzustand" reduzierbar sind. Während Materialisten die reflexive Existenz nicht als auf atomarer Ebene erfahrbar betrachten, sind die physischen und mentalen Erfahrungen des Individuums letztlich auf die einzigartige dreiteilige Kombination von umweltbedingten, genetisch bedingten und zufällig bestimmten Interaktionen feuernder Neuronen und atomarer Kollisionen reduzierbar.

Für Materialisten haben Ideen keine primäre Realität als von unserer physischen Existenz getrennte Wesenheiten. Aus materialistischer Sicht sind Ideen sozial (und nicht rein biologisch) und werden durch die Wechselwirkungen zwischen sozialen Organismen und ihrer sozialen und physischen Umgebung gebildet, übertragen und verändert. Diese materialistische Sichtweise prägt die wissenschaftliche Methodik insofern, als sie davon ausgeht, dass der Mensch keinen Zugang zu Allwissenheit hat und dass menschliches Wissen daher ein fortwährendes, kollektives Unterfangen ist, das am besten durch wissenschaftliche und logische Konventionen erzeugt wird, die speziell an die materiellen menschlichen Fähigkeiten und Grenzen angepasst sind.

Moderne Idealisten glauben, dass der Geist und seine Gedanken die einzig wahren Dinge sind, die existieren. Dies ist das Gegenteil von dem, was manchmal als "klassischer Idealismus" oder, etwas verwirrend, als "platonischer Idealismus" bezeichnet wird, was auf den Einfluss von Platons Theorie der Formen (εἶδος eidos oder ἰδέα idea) zurückzuführen ist, die keine Produkte unseres Denkens sind. Die materielle Welt ist vergänglich, aber ein perfektes Dreieck oder "Schönheit" ist ewig. Religiöses Denken ist in der Regel eine Form des Idealismus, da Gott in der Regel zum höchsten Ideal wird (z. B. im Neuplatonismus). Auf dieser Skala kann der Solipsismus als Idealismus eingestuft werden. Gedanken und Konzepte sind alles, was existiert, und darüber hinaus existieren nur die eigenen Gedanken und das eigene Bewusstsein des Solipsisten. Die so genannte "Realität" ist nichts weiter als eine Idee, die der Solipsist (vielleicht unbewusst) erschaffen hat.

Kartesischer Dualismus

Es gibt noch eine andere Möglichkeit: die Überzeugung, dass sowohl Ideale als auch die "Realität" existieren. Dualisten argumentieren häufig, dass die Unterscheidung zwischen Geist (oder "Ideen") und Materie mit Hilfe des Leibniz'schen Prinzips der Identität der Ununterscheidbaren bewiesen werden kann, das besagt, dass zwei Dinge, die genau dieselben Eigenschaften haben, identisch sein müssen, d. h. nicht voneinander unterschieden werden können und daher ein und dasselbe Ding sind. Die Dualisten versuchen dann, Eigenschaften des Geistes zu identifizieren, die der Materie fehlen (z. B. Privatsphäre oder Intentionalität) oder umgekehrt (z. B. eine bestimmte Temperatur oder elektrische Ladung). Eine bemerkenswerte Anwendung der Identität der Ununterscheidbaren stammt von René Descartes in seinen Meditationen über die erste Philosophie. Descartes kam zu dem Schluss, dass er nicht an der Existenz seiner selbst zweifeln könne (das berühmte cogito ergo sum-Argument), wohl aber an der (getrennten) Existenz seines Körpers. Daraus schloss er, dass die Person Descartes nicht mit dem Körper Descartes identisch sein kann, da der eine eine Eigenschaft besitzt, die der andere nicht hat: nämlich, dass man wissen kann, dass er existiert. Der Solipsismus stimmt in diesem Punkt mit Descartes überein und geht noch weiter: Nur Dinge, von denen man mit Sicherheit weiß, dass sie existieren, sollten als existent gelten. Der Körper von Descartes konnte nur als Idee im Geist der Person Descartes existieren. Descartes und der Dualismus zielen darauf ab, die tatsächliche Existenz der Realität im Gegensatz zu einer Phantomexistenz zu beweisen (ebenso wie die Existenz Gottes im Fall von Descartes), wobei sie das Reich der Ideen lediglich als Ausgangspunkt verwenden, aber der Solipsismus findet diese weiteren Argumente in der Regel nicht überzeugend. Der Solipsist schlägt stattdessen vor, dass sein eigenes Unbewusstes der Urheber aller scheinbar "äußeren" Ereignisse der "Realität" ist.

Philosophie von Schopenhauer

Arthur Schopenhauer zufolge unterliegt die gesamte Wirklichkeit einem Prinzip, das er „Wille“ nennt. „Die Welt ist meine Vorstellung“ gilt Schopenhauer als erster Hauptsatz seiner Philosophie. Die Welt, als Vorstellung betrachtet, zerfällt in Subjekte und Objekte, die zwar untrennbar voneinander verschieden, jedoch letzten Endes beide nur Erscheinungen des metaphysischen Willens sind. Dem Menschen als höchster Erscheinungsform des noumenalen metaphysischen Willens ist nach Schopenhauer die Möglichkeit gegeben, die Illusion des persönlichen Willens aufzuheben und so in einen Zustand des Nichtseins, des Nirwana zu gelangen. Hier zeigt sich ein starker Einfluss der indischen Philosophie, in Schopenhauers Übersetzung einer Stelle einer frühen Teilübertragung der Upanishaden: „Die gesamte Welt bin im Grunde ich allein und außer mir ist nichts anderes existent und die gesamte Schöpfung habe ich selbst gemacht“. Schopenhauer selbst grenzt sich allerdings vom Solipsismus ab.

Idealismus

Der idealistische Philosoph George Berkeley vertrat die Ansicht, dass physische Objekte nicht unabhängig von dem Geist existieren, der sie wahrnimmt. Ein Gegenstand existiert nur dann wirklich, wenn er beobachtet wird; andernfalls ist er nicht nur bedeutungslos, sondern schlichtweg nicht existent. Berkeley versucht zwar zu zeigen, dass Dinge unabhängig vom menschlichen Geist und unserer Wahrnehmung existieren können und dies auch tun, aber nur, weil es einen allumfassenden Geist gibt, in dem alle "Ideen" wahrgenommen werden - mit anderen Worten, Gott, der alles beobachtet. Der Solipsismus stimmt zu, dass nichts außerhalb der Wahrnehmung existiert, würde aber argumentieren, dass Berkeley dem egozentrischen Dilemma zum Opfer fällt - er kann nur seine eigenen Beobachtungen machen und daher nicht wirklich sicher sein, dass dieser Gott oder andere Menschen existieren, um die "Realität" zu beobachten. Der Solipsist würde sagen, es sei besser, die unzuverlässigen Beobachtungen vermeintlich anderer Menschen zu ignorieren und sich auf die unmittelbare Gewissheit der eigenen Wahrnehmungen zu verlassen.

Rationalismus

Der Rationalismus ist die philosophische Position, dass die Wahrheit am besten durch den Gebrauch von Argumentation und Logik und nicht durch den Gebrauch der Sinne entdeckt wird (siehe Platons Formenlehre). Der Solipsismus ist ebenfalls skeptisch gegenüber Sinnesdaten.

Philosophischer Zombie

Die Theorie des Solipsismus überschneidet sich insofern mit der Theorie des philosophischen Zombies, als andere scheinbar bewusste Wesen in Wirklichkeit kein echtes Bewusstsein haben, sondern nur für den Beobachter, der möglicherweise das einzige bewusste Wesen ist, Züge von Bewusstsein zeigen.

Falsifizierbarkeit und Überprüfbarkeit

Der Solipsismus ist keine falsifizierbare Hypothese im Sinne von Karl Popper: Es scheint keine denkbare Widerlegung zu geben. Nach Popper ist eine Hypothese, die nicht falsifizierbar ist, nicht wissenschaftlich, und ein Solipsist kann "den Erfolg der Wissenschaften" beobachten (siehe auch das Argument "keine Wunder"). Eine kritische Prüfung besteht jedoch darin, die Induktion aus der Erfahrung zu berücksichtigen, dass die von außen beobachtbare Welt auf den ersten Blick nicht direkt allein durch geistige Energien manipulierbar zu sein scheint. Man kann die Welt indirekt über den physischen Körper manipulieren, aber es scheint unmöglich zu sein, dies durch reine Gedanken (Psychokinese) zu tun. Man könnte argumentieren, dass, wenn die Außenwelt nur ein Konstrukt eines einzigen Bewusstseins, nämlich des Selbst, wäre, daraus folgen könnte, dass die Außenwelt irgendwie direkt durch dieses Bewusstsein manipulierbar sein müsste, und wenn das nicht der Fall ist, dann ist der Solipsismus falsch. Ein Gegenargument besagt, dass dieses Argument zirkulär und inkohärent ist. Es setzt zu Beginn ein "Konstrukt eines einzigen Bewusstseins" voraus, das etwas Falsches bedeutet, und versucht dann, die Außenwelt zu manipulieren, von der es gerade angenommen hat, dass sie falsch sei. Das ist natürlich ein unmögliches Unterfangen, aber es widerlegt den Solipsismus nicht. Es ist einfach eine schlechte Argumentation, wenn man die reine idealisierte Logik betrachtet, und deshalb stellt David Deutsch fest, dass der Solipsismus "unhaltbar" ist, wenn auch andere wissenschaftliche Methoden verwendet werden (nicht nur die Logik), auch wenn man die einfachsten Erklärungen verwendet: "Wenn nach der einfachsten Erklärung eine Entität komplex und autonom ist, dann ist diese Entität real."

Die Methode des typischen Wissenschaftlers ist naturalistisch: Er geht zunächst davon aus, dass die Außenwelt existiert und erkannt werden kann. Aber die wissenschaftliche Methode im Sinne einer Vorhersage-Beobachtung-Änderungs-Schleife erfordert nicht die Annahme einer Außenwelt. Ein Solipsist kann einen psychologischen Test an sich selbst durchführen, um die Natur der Realität in seinem Kopf zu erkennen - David Deutsch nutzt diese Tatsache jedoch als Gegenargument: Die "äußeren Teile" des Solipsisten verhalten sich unabhängig, so dass sie für das "eng" definierte (bewusste) Selbst unabhängig sind. Die Untersuchungen eines Solipsisten könnten jedoch keine richtige Wissenschaft sein, da sie nicht die kooperativen und gemeinschaftlichen Aspekte wissenschaftlicher Untersuchungen beinhalten würden, die normalerweise dazu dienen, Voreingenommenheit zu verringern.

Minimalismus

Der Solipsismus ist eine Form des logischen Minimalismus. Die grundlegenden Argumente des Solipsismus überzeugen viele Menschen intuitiv nicht von der Nichtexistenz der Außenwelt, aber ein solider Beweis für ihre Existenz ist gegenwärtig nicht verfügbar. Die zentrale Behauptung des Solipsismus beruht auf der Nichtexistenz eines solchen Beweises, und der starke Solipsismus (im Gegensatz zum schwachen Solipsismus) behauptet, dass ein solcher Beweis nicht erbracht werden kann. In diesem Sinne ist der Solipsismus logisch mit dem Agnostizismus in der Religion verwandt: die Unterscheidung zwischen dem Glauben, dass man nichts weiß, und dem Glauben, dass man nichts hätte wissen können.

Die Minimalität (oder Sparsamkeit) ist jedoch nicht die einzige logische Tugend. Ein häufiges Missverständnis von Occams Rasiermesser besagt, dass die einfachere Theorie immer die beste ist. In Wirklichkeit gilt der Grundsatz, dass die einfachere von zwei Theorien mit gleicher Erklärungskraft vorzuziehen ist. Mit anderen Worten: Zusätzliche "Entitäten" können sich durch eine höhere Erklärungskraft bezahlt machen. Der Naturalist kann also behaupten, dass seine Weltanschauung zwar komplexer ist, aber als Erklärung befriedigender ist.

Solipsismus bei Säuglingen

Einige Entwicklungspsychologen sind der Ansicht, dass Säuglinge solipsistisch veranlagt sind und dass Kinder mit der Zeit erkennen, dass andere ähnliche Erfahrungen machen wie sie selbst und den Solipsismus ablehnen.

Hinduismus

Die früheste Erwähnung des Solipsismus findet sich in den Ideen der Hindu-Philosophie in der Brihadaranyaka Upanishad, die auf das frühe erste Jahrtausend vor Christus datiert wird. Jahrtausend v. Chr. datiert wird. In der Upanishad wird der Geist als einziger Gott betrachtet, und alle Handlungen im Universum werden als Ergebnis des Geistes angesehen, der unendliche Formen annimmt. Nach der Entwicklung verschiedener Schulen der indischen Philosophie wird angenommen, dass Advaita Vedanta und Samkhya-Schulen Konzepte entwickelt haben, die dem Solipsismus ähneln.

Advaita Vedanta

Advaita ist eines der sechs bekanntesten philosophischen Systeme des Hinduismus und bedeutet wörtlich "Nicht-Dualität". Sein erster großer Begründer war Adi Shankaracharya, der die Arbeit einiger Upanishadischer Lehrer und die seines Lehrers Gaudapada fortsetzte. Mit Hilfe verschiedener Argumente, wie der Analyse der drei Erfahrungszustände Wachsein, Traum und Tiefschlaf, begründete er die einzigartige Realität Brahmans, in der Brahman, das Universum und der Atman oder das Selbst ein und dasselbe sind.

Ein solcher Seher, der alles als nichts anderes als das Selbst sieht und das Selbst in allem, was er sieht, zieht sich von nichts zurück. Für den Erleuchteten ist alles, was existiert, nichts als das Selbst, wie könnte also für den, der diese Einheit kennt, irgendein Leiden oder eine Täuschung fortbestehen?

- Ishopanishad: Sloka 6, 7

Das Konzept des Selbst in der Advaita-Philosophie könnte als Solipsismus interpretiert werden. Die transhumanen, theologischen Implikationen des Selbst im Advaita schützen es jedoch vor echtem Solipsismus, wie man ihn im Westen findet. In ähnlicher Weise entgeht der vedantische Text Yogavasistha dem Vorwurf des Solipsismus, weil das wirkliche "Ich" als nichts anderes als das absolute Ganze angesehen wird, das durch einen bestimmten, einzigartigen Blickwinkel betrachtet wird.

Advaita weicht auch insofern stark vom Solipsismus ab, als ersterer ein System der Erforschung des eigenen Geistes ist, um schließlich die Natur des Selbst zu verstehen und vollständiges Wissen zu erlangen. Die Einheit der Existenz wird als Teil des vollständigen Wissens am Ende direkt erfahren und verstanden. Der Solipsismus hingegen setzt die Nichtexistenz der Außenwelt gleich zu Beginn voraus und sagt, dass keine weitere Untersuchung möglich ist.

Samkhya und Yoga

Die Samkhya-Philosophie, die manchmal als Grundlage des yogischen Denkens angesehen wird, vertritt die Ansicht, dass die Materie unabhängig vom individuellen Verstand existiert. Die Repräsentation eines Objekts in einem individuellen Geist wird als eine mentale Annäherung an das Objekt in der Außenwelt betrachtet. Daher zieht Samkhya den gegenständlichen Realismus dem erkenntnistheoretischen Solipsismus vor. Nach dieser Unterscheidung zwischen der Außenwelt und dem Geist geht Samkhya von der Existenz zweier metaphysischer Realitäten aus: Prakriti (Materie) und Purusha (Bewusstsein).

Buddhismus

Einige Interpretationen des Buddhismus behaupten, dass die äußere Realität eine Illusion ist, und manchmal wird diese Position als metaphysischer Solipsismus [missverstanden]. Die buddhistische Philosophie geht jedoch im Allgemeinen davon aus, dass sowohl der Geist als auch die äußeren Phänomene gleichermaßen vergänglich sind und aus dem jeweils anderen entstehen. Der Geist kann nicht ohne äußere Phänomene existieren, noch können äußere Phänomene ohne den Geist existieren. Diese Beziehung ist als "abhängiges Entstehen" (pratityasamutpada) bekannt.

Der Buddha erklärte: "In diesem unergründlichen Körper befinden sich die Welt, der Ursprung der Welt, das Ende der Welt und der Pfad, der zum Ende der Welt führt. Der Buddha lehnte zwar das Auftreten äußerer Phänomene nicht ab, konzentrierte sich aber auf die Illusion, die im Geist des Wahrnehmenden dadurch entsteht, dass er unbeständigen Phänomenen Dauerhaftigkeit, unbefriedigenden Erfahrungen Befriedigung und Dingen, die eigentlich substanzlos sind, ein Gefühl von Realität zuschreibt.

Der Mahayana-Buddhismus stellt auch die Illusion in Frage, dass man eine "objektive" Realität unabhängig vom individuellen Wahrnehmungsverstand erfahren kann.

Vom Standpunkt des Prasangika (einem Zweig des Madhyamaka-Gedankens) aus betrachtet, existieren äußere Objekte zwar, sind aber frei von jeder Art inhärenter Identität: "So wie die Objekte des Geistes nicht [inhärent] existieren, existiert auch der Geist nicht [inhärent]". Mit anderen Worten: Ein Stuhl mag zwar physisch existieren, aber die Menschen können ihn nur durch ihren eigenen Geist erleben, jeder mit seinem eigenen buchstäblichen Blickwinkel. Daher kann eine unabhängige, rein "objektive" Realität niemals erfahren werden.

Die Yogacara-Schule der buddhistischen Philosophie (manchmal mit "nur Geist" übersetzt) behauptet, dass alle menschlichen Erfahrungen durch den Geist konstruiert sind. Einige spätere Vertreter einer Yogacara-Unterschule (Prajnakaragupta, Ratnakīrti) vertraten eine Form des Idealismus, die als Solipsismus interpretiert wurde. Eine Ansicht dieser Art ist in der Abhandlung von Ratnakirti aus dem 11. Jahrhundert enthalten, "Widerlegung der Existenz anderer Geister" (Santanantara dusana), die eine philosophische Widerlegung externer Geistesströme vom buddhistischen Standpunkt der ultimativen Wahrheit (im Unterschied zur Perspektive der alltäglichen Realität) liefert.

Darüber hinaus heißt es im Bardo Thodol, Tibets berühmtem Totenbuch, wiederholt, dass die gesamte Realität ein Hirngespinst der eigenen Wahrnehmung ist, auch wenn dies im "Bardo"-Reich (postmortal) geschieht. Im sechsten Teil des Abschnitts mit dem Titel "Die Wurzelverse der sechs Bardos" findet sich zum Beispiel folgende Zeile: "Möge ich alles, was mir erscheint, als meine eigenen Gedankenformen erkennen"; es gibt viele Zeilen in ähnlichem Ideal.

Begriffsgeschichte

Noch im 19. Jahrhundert wurde der Begriff „Solipsismus“ ungefähr gleichbedeutend verwendet mit „Selbstsucht“. Was heute meist „metaphysischer Solipsismus“ genannt wird (nichts außer dem eigenen Bewusstsein existiert), wurde zumeist „(logischer) Egoismus“ genannt. Eine solche Position wird von Johann Burkhard Mencke beschrieben: Die „Egoistas“ würden vertreten:

“quod soli sint in mundo, cetera omnia tantum in ipsorum cogitationibus existant”

„dass sie die Einzigen in der Welt sind, jedwede anderen würden nur existieren in den eigenen Gedanken“

Menckes Bericht liegt eine jesuitische Polemik zugrunde, welche sich gegen die Positionen von Descartes, George Berkeley und deren Schüler richtete.

Ideengeschichte

Descartes

Dem Cartesianismus zufolge gibt es nur zwei Arten von Seiendem: Bewusstsein (res cogitans) und materielle Objekte (res extensa). Nur die Existenz des eigenen denkenden Ichs ist erkenntnistheoretisch gewiss. Darüber hinaus gegeben sind uns nur Bewusstseinsgehalte. Descartes betonte: „Die Außenwelt könnte ein bloßer Traum sein.“

Stirner

Max Stirner formuliert in Der Einzige und sein Eigentum (1845) Thesen wie „Mir geht nichts über Mich“ oder „Ich bin nicht ein Ich neben anderen Ichen, sondern das alleinige Ich: Ich bin einzig“. Er wendet sich damit gegen eine Begründung der Ethik aus Allgemeinbegriffen wie dem der Menschheit. Die Orientierung am Ich in seiner „Einzigkeit“ schlägt er vor als Überwindung eines Bestimmtseins durch äußere Kräfte (Stirner spricht von „Realismus“) oder von abstrakten Ideen („Idealismus“), kurz, jedem Willen, etwas anderes zu sein als das eigene Selbst; alternative moderne Positionen kritisiert er als nicht weiterführender denn religiöse Begründungsmuster – was z. B. auch für Ludwig Feuerbachs Orientierung am Gattungswesen Mensch gelte. Zwischen Ich und Gesellschaft bzw. Staat sollten keinerlei Pflichten bestehen, sondern vielmehr ein Antagonismus. Diese Position der „Eigenheit“ unabhängig von jeder Verpflichtung sinnt er auch anderen Menschen an. Sie können sich aus Eigeninteresse zusammenschließen – nicht aber als Mittel zu einem von ihrer „Eigenheit“ und damit zusammenhängendem verschiedenen Zweck. Stirner selbst formuliert: „Alles soll meine Sache sein, nur meine Sache nie: Pfui über den Egoisten […] Mir geht Nichts über mich.“

Wesentlich für das Verständnis von Solipsismus bei Max Stirner ist der Begriff der Individualität. „Ich“ bedeutet bei Stirner „einzig“ im Sinne von einzigartig. Die Entwicklung der Individualität bedeutet gleichzeitig die „Selbstwerdung“, d. h. der Begriff beschreibt den menschlichen Entwicklungsprozess. Innerhalb dieser radikalen Individualität entwickelt Stirner dann, in Anklang an Nietzsche, eine Negierung der Moral, einen Atheismus und eine damit zusammenhängende Gesellschaftskritik. Auch arbeitet Stirner mit dem Begriff des „Eigners“. In Der Einzige und sein Eigentum schreibt er: „Als ich mich dazu erhoben hatte, der Eigner der Welt zu sein, da hatte der Egoismus seinen ersten vollständigen Sieg errungen, hatte die Welt überwunden, war weltlos geworden.“

Bei Max Stirner ist das Ich der Gestalter der Welt in jeder Hinsicht. Hieraus ergeben sich verschiedene Ableitungen dieses Konzepts, welche einen radikalen Freiheitsbegriff begründen. Stirner schreibt: „Und doch ist kein Ding durch sich heilig, sondern durch Meine Heiligsprechung.“ Stirner ist damit ein Vertreter der radikalen Variante des Solipsismus.

Weitere Konzeptionen

In der Phänomenologie haben auch Debatten zum Problem der Fremdwahrnehmung mit dem Thema des Solipsismus zu tun.

Bertrand Russell definiert den Solipsismus als „die Ansicht, wonach ich als einziger existiere“, womit er gleichzeitig eine Kritik an diesem Konzept ausdrücken will, zumal der Solipsismus für ihn eher eine Glaubensfrage zu sein scheint. Der Solipsismus ist für Russell von daher unwiderlegbar. Als Grundkonzept der Wirklichkeit umgeht Russell ihn, indem er folgert, dass es „wahrscheinlich auch andere Geister gibt“.

Jean-Paul Sartre sieht in der „Klippe des Solipsismus“ ein fortdauerndes Problem.

Von Rupert Riedl stammt das Bonmot: „Ich bin persönlich überzeugt, dass ich einen ganzen Solipsistenkongreß mit einem entkommenen wilden Nashorn in die Flucht treiben könnte.“