Bosporus

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Bosporus-Meerenge
İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı liegt in Istanbul
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge
İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı liegt in der Türkei
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge
İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı liegt in Europa
Bosporus-Meerenge İstanbul Boğazı
Bosporus-Meerenge
İstanbul Boğazı
Koordinaten41°07′10″N 29°04′31″E / 41.11944°N 29.07528°EKoordinaten: 41°07′10″N 29°04′31″E / 41.11944°N 29.07528°E
TypMeerenge
Teil derTürkische Meerenge
Länder des BeckensTürkei
Maximale Länge31 km (19 mi)
Min. Breite700 m (2.300 Fuß)
Max. Tiefe110 m (360 Fuß)
Bosporus liegt in Europa
Bosporus
Dardanellen
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Eine Karte, die die Lage der türkischen Meerengen zeigt, mit dem Bosporus in rot und den Dardanellen in gelb. Das Territorium der Türkei ist grün hervorgehoben.
Lage des Bosporus (rot) im Verhältnis zu den Dardanellen (gelb) und dem Marmarameer.
Nahaufnahme des Bosporus, aufgenommen von der Internationalen Raumstation im April 2004. Das obere Gewässer ist das Schwarze Meer, das untere das Marmarameer, und der Bosporus ist die gewundene Wasserstraße, die die beiden miteinander verbindet. Die westlichen Ufer des Bosporus bilden den geografischen Ausgangspunkt des europäischen Kontinents, während die östlichen Ufer den geografischen Beginn des asiatischen Kontinents darstellen. Die Stadt Istanbul ist an beiden Ufern zu sehen.
Luftaufnahme des Bosporus von seinem nördlichen Ende in der Nähe des Schwarzen Meeres (unten) mit Blick nach Süden (oben) in Richtung Marmarameer, wobei das Stadtzentrum von Istanbul an den hügeligen Ufern der Meerenge zu sehen ist.

Die Bosporusstraße (/-pər-, -fər-/; Altgriechisch: Βόσπορος Bosporos [bós.po.ros]; Türkisch: İstanbul Boğazı 'Meerenge von Istanbul', umgangssprachlich Boğaz) oder Bosporusstraße (/ˈbɒspərəs/) ist eine natürliche Meerenge und eine international bedeutende Wasserstraße im Nordwesten der Türkei. Sie bildet einen Teil der Kontinentalgrenze zwischen Asien und Europa und trennt die Türkei, indem sie Anatolien von Thrakien trennt. Sie ist die schmalste Meerenge der Welt, die für die internationale Schifffahrt genutzt wird.

Ihr Wasserabfluss besteht aus: Asowsches Meer (Ukraine & Russland) → Straße von Kertsch → Schwarzes Meer (Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ukraine, Russland & Georgien) → Bosporusstraße (Türkei) → Marmarameer (Türkei) → Dardanellenstraße (Türkei) → Ägäisches Meer (Griechenland & Türkei) → Mittelmeer → Atlantik

Die meisten Ufer der Bosporusstraße, mit Ausnahme derer im Norden, sind dicht besiedelt und werden von der 17-Millionen-Einwohner-Metropole Istanbul überspannt, die sich von beiden Küsten ins Landesinnere erstreckt.

Die Bosporusstraße und die Dardanellenstraße werden als die türkischen Meerengen bezeichnet.

Die Durchfahrtsrechte für die internationale Schifffahrt wurden 1936 im Vertrag von Montreux geregelt.

Name

Der Name des Kanals stammt aus dem altgriechischen Βόσπορος (Bósporos), das volksetymologisch als βοὸς πόρος, d. h. "Rinderstraße" (oder "Ochsenfurt"), aus dem Genitiv von boûs βοῦς "Ochse, Rind" + poros πόρος "Durchgang", also "Rinderdurchgang", übersetzt wurde. Dies bezieht sich auf die mythologische Geschichte von Io, die in eine Kuh verwandelt wurde und anschließend dazu verurteilt war, auf der Erde umherzuwandern, bis sie den Bosporus überquerte, wo sie dem Titanen Prometheus begegnete, der sie mit der Information tröstete, dass sie von Zeus wieder in menschliche Form gebracht und zur Ahnfrau des größten aller Helden, Herakles (Herkules), werden würde.

Der Ort, an dem Io an Land gegangen sein soll, lag in der Nähe von Chrysopolis (dem heutigen Üsküdar) und wurde Bous, "die Kuh", genannt. Derselbe Ort war auch unter dem Namen Damalis (Δάμαλις) bekannt, da der athenische Feldherr Chares dort ein Denkmal für seine Frau Damalis errichtet hatte, zu dem auch eine kolossale Kuhstatue gehörte (der Name δαμάλις bedeutet übersetzt "Kuh").

Die englische Schreibweise mit -ph-, Bosfor, hat keine Rechtfertigung im altgriechischen Namen, und Wörterbücher bevorzugen die Schreibweise mit -p-, aber -ph- kommt als Variante im mittelalterlichen Latein vor (als Bosfor, und gelegentlich Bosforus, Bosferus), und im mittelalterlichen Griechisch manchmal als Βόσφορος, woraus sich die französische Form Bosphore, das spanische Bósforo und das russische Босфор ergeben. Der griechische Gelehrte Johannes Tzetzes aus dem 12. Jahrhundert nennt ihn Damaliten Bosporon (nach Damalis), aber er berichtet auch, dass die Meerenge zu seiner Zeit im Volksmund Prosphorion hieß, der Name des ältesten nördlichen Hafens von Konstantinopel.

Historisch gesehen war der Bosporus auch als "Straße von Konstantinopel" oder als "thrakischer Bosporus" bekannt, um ihn vom "kimmerischen Bosporus" auf der Krim zu unterscheiden. Diese Bezeichnungen finden sich in Herodots Historien, 4.83, als Bosporus Thracius, Bosporus Thraciae bzw. Βόσπορος Θρᾴκιος (Bósporos Thráikios). Andere Namen, mit denen die Meerenge bei Herodot erwähnt wird, sind Chalcedonischer Bosporus (Bosporus Chalcedoniae, Βοσπορος της Χαλκηδονιης [Bosporos tes Chalkedonies], Herodot 4.87) oder Mysischer Bosporus (Bosporus Mysius).

Der Begriff wurde schließlich als allgemeines Substantiv βόσπορος verwendet, was "Meerenge" bedeutet, und wurde im klassischen Griechisch von Aischylos und Sophokles auch für den Hellespont verwendet.

Geografie

Ein Stückgutfrachter passiert den Bosporus in Istanbul

Aus dem Schwarzen Meer fließt ein kräftiger Oberstrom, und in etwa 40 Meter Tiefe fließt ein schwächerer Unterstrom in entgegengesetzter Richtung, angetrieben durch die höhere Dichte des Mittelmeerwassers. Der Salzgehalt ist im Mittelmeer etwa doppelt so hoch wie im Schwarzen Meer. Das Mittelmeer ist ein arides (trockenes) Meer – die Verdunstung übersteigt den Wasserzufluss aus den einspeisenden Flüssen. Dagegen ist der Wasserzufluss in das Schwarze Meer aus seinen einspeisenden Flüssen größer als die Verdunstung. Wegen der wasserreichen Zuflüsse in das Schwarze Meer (besonders die Donau, aber unter anderem auch Dnepr, Dnister, Don, Südlicher Bug) beträgt der Wasserüberschuss des Schwarzen Meeres etwa 300 km³ pro Jahr. Das Wasser aus dem Schwarzen Meer fließt über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen in die Ägäis und das Mittelmeer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3 Knoten (stellenweise bis 8 Knoten).

In der frühen Antike konnten die Griechen mit ihren Schiffen vom späten Frühling bis in den Sommer nicht durch den Bosporus segeln. Während dieser Zeit bliesen Nordostwinde und die Strömungsgeschwindigkeit erhöhte sich dann auf durchschnittlich 4 Knoten, gegen die die griechischen Schiffe nicht kreuzen konnten. Auch ihre Rudergeschwindigkeit reichte nicht aus, um gegen die Strömung anzukommen. Erst mit dem Aufkommen stärkerer Ruderboote (Pentekonteren) konnten die Griechen ganzjährig mit ihren Schiffen durch den Bosporus ins Schwarze Meer gelangen.

Am Bosporus herrschen Winde aus Nord bis Nordost vor. Die Gezeiten sind sehr schwach. Bei seltenen Südwinden dreht sich die Wasserströmung an der Oberfläche gelegentlich nach Norden.

Entstehung

Die genaue Ursache und das Datum der Entstehung des Bosporus sind nach wie vor Gegenstand von Diskussionen unter Geologen. Eine neuere Hypothese, die so genannte Schwarzmeerflut-Hypothese, die 1997 von zwei Wissenschaftlern der Columbia University in einer gleichnamigen Studie aufgestellt wurde, geht davon aus, dass der Bosporus um 5600 v. Chr. (2003 auf 6800 v. Chr. korrigiert) überflutet wurde, als das ansteigende Wasser des Mittelmeers und des Marmarameers in das Schwarze Meer eindrang, das zu dieser Zeit, so die Hypothese, ein niedrig gelegenes Süßwasserbecken war.

Viele Geologen sind jedoch der Meinung, dass die Meerenge viel älter ist, auch wenn sie nach geologischen Gesichtspunkten relativ jung ist.

In der antiken griechischen Mythologie hieß es, dass kolossale schwimmende Felsen, die so genannten Symplegaden, einst die Hügel auf beiden Seiten des Bosporus besetzten und jedes Schiff zerstörten, das versuchte, die Meerenge zu passieren, indem sie die Hügel der Meerenge hinunterrollten und alle Schiffe zwischen ihnen gewaltsam zerdrückten. Die Symplegaden wurden besiegt, als der Held Jason die Durchfahrt schaffte. Daraufhin wurden die Felsen befestigt, und der griechische Zugang zum Schwarzen Meer wurde geöffnet.

Heutige Morphologie

Die Grenzen des Bosporus werden durch die Verbindungslinie zwischen den Leuchttürmen des Rumeli Feneri und des Anadolu Feneri im Norden und zwischen dem Ahırkapı Feneri und dem Kadıköy İnciburnu Feneri im Süden definiert. Zwischen diesen Grenzen ist die Meerenge 31 km lang, mit einer Breite von 3.329 m (1,798 nmi) am nördlichen Eingang und 2.826 m (1,526 nmi) am südlichen Eingang. Seine maximale Breite beträgt 3.420 m (1,85 nmi) zwischen Umuryeri und Büyükdere Limanı, und die minimale Breite 700 m (0,38 nmi) zwischen Kandilli Point und Aşiyan.

Die Tiefe des Bosporus schwankt zwischen 13 und 110 m (43 bis 361 Fuß) in der Mitte des Flusses mit einem Durchschnitt von 65 m (213 Fuß). Die tiefste Stelle liegt zwischen Kandilli und Bebek mit 110 m (360 ft). Die flachsten Stellen befinden sich vor Kadıköy İnciburnu auf der Nordroute mit 18 m (59 ft) und vor Aşiyan Point auf der Südroute mit 13 m (43 ft).

Der kleinste Abschnitt befindet sich auf einer Schwelle vor dem Dolmabahçe-Palast. Er ist rund 38 000 Quadratmeter groß. Der Durchfluss in Richtung Süden beträgt 16 000 m3/s (Süßwasser an der Oberfläche) und der Durchfluss in Richtung Norden 11 000 m3/s (Salzwasser in Bodennähe). Dr. Dan Parsons und Forscher an der School of Earth and Environment der Universität Leeds sprechen sogar von einem unterseeischen Fluss im Schwarzen Meer.

Das Goldene Horn ist ein Mündungsgebiet der Meerenge, das in der Vergangenheit als Graben diente, um Konstantinopel vor Angriffen zu schützen, und bis zum 19. Jahrhundert einen geschützten Ankerplatz für die kaiserlichen Flotten verschiedener Reiche bot.

Neuere Entdeckungen

Schon vor dem 20. Jahrhundert war bekannt, dass das Schwarze Meer und das Marmarameer in einem geografischen Beispiel für einen "Dichtestrom" ineinander fließen, und im August 2010 wurde ein durchgehender "Unterwasserkanal" mit Suspensionszusammensetzung entdeckt, der entlang des Bodens des Bosporus fließt und der der sechstgrößte Fluss der Erde wäre, wenn er an Land wäre. Die Untersuchung der Wasser- und Winderosion der Meerenge steht im Zusammenhang mit der Untersuchung ihrer Entstehung. Abschnitte des Ufers wurden mit Beton oder Schotter verstärkt, und Abschnitte der Meerenge, die für Ablagerungen anfällig sind, werden regelmäßig ausgebaggert.

Das von der Universität Leeds geleitete Wissenschaftlerteam setzte 2010 erstmals ein robotergestütztes "gelbes U-Boot" ein, um die Strömungen in einem "unterseeischen Fluss", wissenschaftlich als U-Boot-Kanal bezeichnet, genau zu beobachten. Unterwasserkanäle ähneln Flüssen an Land, werden aber durch Dichteströme gebildet, d. h. durch Unterwasserströmungen aus Sand, Schlamm und Wasser, die dichter sind als das Meerwasser und daher absinken und am Boden entlang fließen. Diese Kanäle sind der Haupttransportweg für Sedimente in die Tiefsee, wo sie Sedimentablagerungen bilden. Diese Ablagerungen bergen letztlich nicht nur unerschlossene Gas- und Ölreserven, sondern auch wichtige Geheimnisse - von Hinweisen auf vergangene Klimaveränderungen bis hin zur Art und Weise, wie Berge entstanden sind.

Das Team untersuchte die detaillierte Strömung in diesen Kanälen und kam zu folgenden Ergebnissen:

Der Kanalkomplex und die Dichteströmung sind ein ideales natürliches Labor, um die Struktur des Strömungsfeldes durch den Kanal zu untersuchen und detailliert darzustellen. Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass sich die Strömung in diesen Kanälen deutlich von der Strömung in Flusskanälen an Land unterscheidet. Wenn sich die Strömung um eine Biegung herum bewegt, dreht sie sich in der Tiefsee spiralförmig in die entgegengesetzte Richtung im Vergleich zu der Spirale, die in Flusskanälen an Land zu finden ist. Dies ist wichtig für das Verständnis der Sedimentologie und der von diesen Systemen abgelagerten Sedimentschichten.

Die zentrale These der Schwarzmeerflut-Hypothese besagt, dass der Ozean am Ende der letzten Eiszeit, als die massiven Eisschilde schmolzen, um 72,5 m anstieg und der versiegelte Bosporus in einer spektakulären Flut überschwemmt wurde, die den damaligen Süßwassersee Schwarzes Meer um 50 % anschwellen ließ und die Menschen für viele Monate von den Küsten vertrieb. Dies wurde durch die Entdeckungen des Unterwasserforschers Robert Ballard bestätigt, der entlang der alten Küstenlinie Siedlungen entdeckte; Wissenschaftler datierten die Flut anhand der Süßwasser-Mikroflora auf 7500 BP oder 5500 BC. Die Völker, die von den ständig steigenden Wassermassen vertrieben wurden, was erschreckend und unerklärlich gewesen sein muss, verbreiteten die Geschichte von der großen Flut in alle Teile der westlichen Welt. Die Flut spülte ein Netz von Kanälen in den Meeresboden, das weniger widerstandsfähig gegenüber dichteren Schwebstoffen in der Flüssigkeit war und auch heute noch eine sehr aktive Schicht darstellt.

Die ersten Bilder dieser Unterwasserkanäle wurden 1999 im Rahmen eines Unterwasserforschungsprojekts der NATO SACLANT, an dem die NATO RV Alliance und das Vermessungsschiff Çubuklu der türkischen Marine beteiligt waren, aufgenommen und zeigten, dass sie sehr groß sind. Im Jahr 2002 wurde eine Vermessung an Bord des Ifremer RV Le Suroit für das BlaSON-Projekt (Lericolais, et al., 2003) durchgeführt, die die Multibeam-Kartierung dieses Unterwasserkanal-Fan-Deltas abschloss. Im Jahr 2009 wurde eine vollständige Karte veröffentlicht, die diese früheren Ergebnisse mit einer qualitativ hochwertigen Kartierung aus dem Jahr 2006 (von Forschern der Memorial University of Newfoundland, die Projektpartner dieser Studie sind) kombiniert.

Das Team wird die gewonnenen Daten nutzen, um innovative Computersimulationen zu erstellen, mit denen sich der Sedimentfluss in diesen Kanälen modellieren lässt. Die Modelle, die das Team erstellen wird, haben ein breites Anwendungsspektrum und werden unter anderem in die Planung von Tiefbauarbeiten am Meeresboden durch Öl- und Gasunternehmen einfließen.

Das Projekt wurde von Jeff Peakall und Daniel Parsons von der Universität Leeds geleitet, in Zusammenarbeit mit der Universität Southampton, der Memorial University of Newfoundland und dem Institute of Marine Sciences. Die Untersuchung wurde vom Forschungsschiff des Instituts für Meereswissenschaften, der R/V Koca Piri Reis, aus durchgeführt und koordiniert.

Geschichte

Als Teil der einzigen Passage zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer war der Bosporus aus kommerzieller und militärischer Sicht schon immer von großer Bedeutung und ist auch heute noch von strategischer Wichtigkeit. Er ist für zahlreiche Länder, darunter Russland und die Ukraine, ein wichtiger Zugang zum Meer. Die Kontrolle über den Bosporus war Ziel zahlreicher Konflikte in der neueren Geschichte, insbesondere des Russisch-Türkischen Krieges (1877-78) sowie des Angriffs der alliierten Mächte auf die Dardanellen während der Schlacht von Gallipoli 1915 im Ersten Weltkrieg.

Antike griechische, persische, römische und byzantinische Epoche (vor 1453)

Karte von Konstantinopel (dem heutigen Istanbul), entworfen 1422 von dem florentinischen Kartografen Cristoforo Buondelmonti. Dies ist die älteste erhaltene Karte der Stadt und die einzige, die vor der Eroberung durch die Türken im Jahr 1453 entstanden ist. Auf der rechten Seite der Karte ist der Bosporus zu sehen, der sich senkrecht um die historische Stadt windet.

Die strategische Bedeutung des Bosporus reicht Jahrtausende zurück. Im 5. Jahrhundert v. Chr. unterhielt der griechische Stadtstaat Athen, der von Getreideeinfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Skythiens abhängig war, kritische Allianzen mit Städten, die die Meerenge kontrollierten, wie z. B. die megarische Kolonie Byzanz.

Der persische König Darius I. der Große (reg. 522 v. Chr. - 486 v. Chr.) überquerte den Bosporus, um die skythischen Reiter zu unterwerfen, die nördlich des Schwarzen Meeres umherzogen, und marschierte dann in Richtung Donau. Seine Armee überquerte den Bosporus mit Hilfe einer riesigen Brücke, die aus miteinander verbundenen achämenidischen Booten bestand. Diese Brücke verband im Wesentlichen die äußerste geografische Spitze Asiens mit Europa und umfasste mindestens 1.000 Meter offenes Wasser, wenn nicht mehr. Jahre später errichtete Xerxes I. während seiner Invasion Griechenlands eine ähnliche Bootsbrücke über die Dardanellen (Hellespont) (480 v. Chr.).

Die Byzantiner nannten den Bosporus "Stenon" und verwendeten die folgenden wichtigen Toponyme in diesem Gebiet:

  • auf der europäischen Seite:
    • Bosporios Akra
    • Argyropolis
    • St. Mamas
    • St. Phokas
    • Hestiai oder Michaelion
    • Telefonus
    • Anaplous oder Sosthenion
  • auf der asiatischen Seite:
    • Hieron-Turm
    • Eirenaion
    • Anthemiou
    • Sophianai
    • Bithynisches Chrysopolis

Die strategische Bedeutung der Meerenge war einer der Gründe für die Entscheidung des römischen Kaisers Konstantin des Großen, dort 330 n. Chr. seine neue Hauptstadt Konstantinopel zu gründen, die zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches wurde. Die Ausdrücke "den Bosporus durchschwimmen" und "den Bosporus überqueren" wurden und werden immer noch verwendet, um den Übertritt zur orthodoxen Ostkirche zu bezeichnen.

Osmanische Ära (1453-1922)

Der Bosporus mit den Schlössern von Europa und Asien. Stich aus dem 19. Jahrhundert von Thomas Allom. Die Schlösser sind Rumelihisarı und Anadoluhisarı. Das Original ist ein Aquarell, das in der Online-Sammlung des Victoria and Albert Museum zu finden ist.

Am 29. Mai 1453 eroberte das damals entstehende Osmanische Reich die Stadt Konstantinopel nach einem langwierigen Feldzug, in dem die Osmanen auf beiden Seiten der Meerenge Befestigungsanlagen, die Anadoluhisarı (1393) und die Rumelihisarı (1451), errichteten, um sich nicht nur auf die Hauptschlacht vorzubereiten, sondern auch um die langfristige Kontrolle über den Bosporus und die umliegenden Wasserstraßen zu erlangen. Der abschließende 53-tägige Feldzug, der mit einem osmanischen Sieg endete, stellte eine wichtige Wende in der Weltgeschichte dar. Zusammen mit der ersten Reise von Christoph Kolumbus nach Amerika im Jahr 1492 wird die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 gemeinhin als eines der Ereignisse angesehen, die das Mittelalter beendeten und den Übergang zur Renaissance und zum Zeitalter der Entdeckungen markierten.

Dieses Ereignis bedeutete auch das Ende der Byzantiner - der letzten Überreste des Römischen Reiches - und den Übergang der Kontrolle über den Bosporus in die Hände der Osmanen, die Konstantinopel zu ihrer neuen Hauptstadt machten und von dort aus ihr Reich in den folgenden Jahrhunderten ausdehnten.

Auf seinem Höhepunkt zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert nutzte das Osmanische Reich die strategische Bedeutung des Bosporus, um seine regionalen Ambitionen auszuweiten und die Kontrolle über den gesamten Schwarzmeerraum zu erlangen, den es als "osmanischen See" betrachtete, auf dem russische Kriegsschiffe verboten waren.

In der Folgezeit wurde die Nutzung der Gewässer durch Schiffe in mehreren internationalen Verträgen geregelt. Im Vertrag von Hünkâr İskelesi vom 8. Juli 1833 wurden die Meerengen von Bosporus und Dardanellen auf russisches Verlangen für Kriegsschiffe anderer Mächte gesperrt. Mit der Londoner Meerengenkonvention, die am 13. Juli 1841 zwischen den europäischen Großmächten - Russland, Großbritannien, Frankreich, Österreich und Preußen - geschlossen wurde, wurde die "alte Herrschaft" des Osmanischen Reiches wiederhergestellt, indem die türkischen Meerengen für alle Kriegsschiffe gesperrt wurden, mit Ausnahme derjenigen der Verbündeten des Sultans in Kriegszeiten. Dies begünstigte die britische Seemacht auf Kosten der russischen, da letztere keinen direkten Zugang ihrer Marine zum Mittelmeer hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Meerenge durch den Vertrag von Sèvres 1920 entmilitarisiert und zu einem internationalen Gebiet unter der Kontrolle des Völkerbundes.

Türkisch-republikanische Ära (1923 bis heute)

Dies wurde durch den Vertrag von Lausanne (1923) geändert, der die Meerenge wieder zum türkischen Hoheitsgebiet machte, aber allen ausländischen Kriegs- und Handelsschiffen die freie Durchfahrt erlaubte. Die Türkei lehnte die Bedingungen dieses Vertrages schließlich ab, woraufhin die Türkei das Gebiet der Meerenge remilitarisierte. Die Rückgabe wurde durch das Übereinkommen von Montreux über die Regelung der türkischen Meerengen vom 20. Juli 1936 formalisiert. In diesem Übereinkommen, das noch immer in Kraft ist, wird die Meerenge als internationale Schifffahrtsstraße behandelt, wobei sich die Türkei das Recht vorbehält, den Seeverkehr von Nicht-Schwarzmeerstaaten zu beschränken.

Moderne (2012) Ansicht der europäischen Seite Istanbuls vom südlichen Eingang des Bosporus aus

Die Türkei war im Zweiten Weltkrieg bis Februar 1945 neutral, und die Meerenge war während dieser Zeit für die Kriegsschiffe der kriegführenden Nationen gesperrt, obwohl einige deutsche Hilfsschiffe durchfahren durften. Auf diplomatischen Konferenzen hatten sowjetische Vertreter ihr Interesse an einer türkischen Konzession für sowjetische Marinestützpunkte an der Meerenge bekundet. Dies und die Forderungen Stalins nach Rückgabe der türkischen Provinzen Kars, Artvin und Ardahan an die Sowjetunion (die die Türkei im Russisch-Türkischen Krieg von 1877-1878 verloren hatte, aber mit dem Vertrag von Kars 1921 zurückerhielt) waren ausschlaggebend für die Entscheidung der Türkei, die außenpolitische Neutralität aufzugeben. Im Februar 1945 erklärte die Türkei Deutschland den Krieg, beteiligte sich jedoch nicht an Offensivaktionen.

1952 trat die Türkei der NATO bei, wodurch die Meerenge als Handels- und Militärstraße noch mehr strategische Bedeutung erlangte.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die türkischen Meerengen besonders wichtig für die Ölindustrie geworden. Russisches Öl wird von Häfen wie Noworossijsk aus mit Tankschiffen über den Bosporus und die Dardanellen vor allem nach Westeuropa und in die USA exportiert. Im Jahr 2011 plante die Türkei einen 50 km langen Kanal durch Silivri als zweite Wasserstraße, um das Risiko am Bosporus zu verringern.

Kreuzungen

Bosporus-Brücke, die erste Brücke über den Bosporus, fertiggestellt 1973
Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke, die zweite Überquerung, gebaut 1988, mit Blick von der asiatischen Seite auf die Rumelian-Burg am Bosporus
Yavuz-Sultan-Selim-Brücke, die dritte und jüngste Querung, im September 2016. Die Brücke wurde am 26. August 2016 eröffnet.

Schiffsunfälle

Der Bosporus ist Tag und Nacht für den internationalen Schiffsverkehr geöffnet. Er ist einer der weltweit meistbefahrenen Seewege, da er die einzige Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer ist. In den letzten 30 Jahren hat die Größe und Anzahl der durchfahrenden Schiffe durch diese schwierige, überfüllte und potentiell gefährliche Wasserstraße kontinuierlich zugenommen. Pro Jahr passieren 5.500 Tanker den Bosporus und transportieren dabei 2 Mio. Barrel Öl pro Tag.

Die Meeresströmung und Dunkelheit stellen die Hauptursache für Schiffsunfälle in dem engen S-förmigen Kanal dar, der eher einem Fluss als einer internationalen Wasserstraße ähnelt. Unfallschwerpunkte sind die beiden Stellen, an denen die Schiffe eine scharfe Kurve fahren müssen (80° bei Yeniköy, 70° bei Umuryeri) – in der 2 km langen und engsten Stelle des Bosporus. Insgesamt müssen die Schiffe bei der Passage des Bosporus zwölfmal den Kurs ändern. Am engsten Punkt (Kandilli, 700 m eng), muss der Kurs um 45° geändert werden; die Strömung kann hier 7 bis 8 Knoten betragen. Wegen der starken Kursänderungen in dem engen Gewässer ist der Blick auf die Fahrrinne versperrt und somit der entgegenkommende Schiffsverkehr nicht einzusehen. So ist bei dem kilometerlangen Bremsweg der heutigen großen Tanker ein vorausschauendes Fahren auf Sicht unmöglich.

Hinzu kommt ein reger Fährverkehr zwischen europäischer und asiatischer Seite der Millionenstadt Istanbul, der die Fahrrinne kreuzt.

Bei den meisten Unfällen haben die Schiffe ihre Manövrierfähigkeit verloren, während sie mit der Strömung fuhren und durch scharfe Kurven manövrieren mussten. Bei den Unfällen, die sich während der Nacht ereigneten, gab es im Durchschnitt doppelt so viele Opfer wie bei Unfällen am Tag. Von 1953 bis 2002 gab es 461 Schiffsunfälle im Bosporus, wobei es sich meistens um Kollisionen handelte. Seit der Einführung des Traffic Separation Scheme (TSS, dt: Betriebsverfahren zur Verkehrstrennung) 1994, das auch von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation gebilligt wurde, sank die Anzahl der Schiffskollisionen sehr stark. Es gab danach nur noch 82 Zwischenfälle – meistens Strandung oder auf Grund laufen. Jedoch erfüllen nicht alle Schiffe die Kriterien zur TSS – wegen des Schiffstyps, ihrer Größe oder ihrer Manövrierfähigkeit. Das Traffic Separation Scheme definiert eine durch Koordinaten genau festgelegte Trennlinie (traffic separation line) zwischen dem nordwärts bzw. südwärts gerichteten Verkehr.

Die größte Ölpest ereignete sich 1994, als der griechisch-zypriotische Tanker Nassia auf dem Weg von Russland nach Italien mit 56.000 t Rohöl an Bord mit dem unbeladenen Frachter Shipbroker kollidierte – an der nördlichen Einfahrt in den Bosporus. Dabei kamen 30 Personen um, 20.000 t Rohöl liefen in den Bosporus, wo es fünf Tage lang brannte und entsprechende Umweltschäden hinterließ. Der Bosporus musste gesperrt werden. Es stauten sich über 200 Schiffe.

Als Konsequenz aus den Unfällen und um die Passage zu entlasten, brachte die türkische Regierung 2011 die Idee ins Spiel, bei Silivri den Istanbul-Kanal, mit 150 Metern Breite und etwa 50 Kilometern Länge, zu errichten.

Am 7. April 2018 rammte der durch Motorschaden nicht mehr steuerbare, unter maltesischer Flagge fahrende 225 Meter lange Frachter „Vitaspirit“ die aus dem 18. Jahrhundert stammende rote Holzvilla Hekimbaşı Salih Efendi nahe der Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke auf der asiatischen Seite. Das Gebäude wurde für Veranstaltungen genutzt und durch die Kollision stark beschädigt.

Die Gewässer des Bosporus werden täglich von zahlreichen Passagier- und Autofähren sowie von Freizeit- und Fischerbooten - von Beibooten bis hin zu Yachten - befahren, die sowohl öffentlichen als auch privaten Unternehmen gehören.

Im Jahr 2011 erörterte die türkische Regierung ein groß angelegtes Kanalprojekt von ungefährer Länge, das in Nord-Süd-Richtung durch die westlichen Teile der Provinz Istanbul verläuft und als zweite Wasserstraße zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmara-Meer dienen soll, um die Risiken am Bosporus zu verringern. Dieses Kanal-İstanbul-Projekt ist derzeit noch in der Diskussion.

Satellitenaufnahme von Istanbul mit eingetragenen Stadtteilen

Die Verfahren für die Schiffspassage des Bosporus sind getrennt für die Durchfahrten nach Süden bzw. nach Norden in dem Vorschriftenwerk Bosphorus Passage Procedure geregelt (auf welchen Frequenzen und an welchen Positionen die Stationen Turkeli Control Station, Kavak Pilot, Bosphorus Pilot und Istanbul Control Station gerufen werden müssen und an welchen Stellen Positionsmeldungen abgesetzt werden müssen). Der Erstkontakt muss vom Schiff aus jeweils 30 NM vor der Einfahrt in den Bosporus aufgenommen werden – bei Annäherung aus Norden 30 NM vor dem Turkeli-Leuchtturm, bei Annäherung aus Süden 30 NM vor Haydarpasa Break Water. Die Genehmigung zur Durchfahrt muss über Funk vom Traffic Control Center (dt. Verkehrskontrollzentrum) eingeholt werden.

Segelschiffe mit einer Wasserverdrängung von über 500 t müssen spätestens 24 Stunden vor der Passage einen Segelplan abgeben.

Türkische Schiffe mit einer Länge von über 150 m sind angehalten, für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord zu nehmen. Für den übrigen Transit-Schiffsverkehr besteht keine Lotsenpflicht, wird aber von den türkischen Behörden stark empfohlen. Schiffe mit Lotsen an Bord haben Vorrang bei der Einfahrt in den Bosporus.

Zwischen 17:30 Uhr und 7:30 (Nacht) Uhr wird nur einem Schiff mit einer Gesamtlänge über 250 m die Bosporusdurchfahrt genehmigt (in der Reihenfolge der Ankunft an der Bosporuseinfahrt). Tankern wird in dieser Zeit die Durchfahrt nur gestattet, wenn sie in Begleitung eines Schleppers fahren. Ansonsten müssen sie bis zum Anbruch des nächsten Tageslichtes warten.

Schiffen mit einer Gesamtlänge über 200 m bzw. einem Tiefgang über 15 m wird die Durchfahrt während des Tages empfohlen.

Für Schiffe mit gefährlichen Gütern ist die Durchfahrt an einigen Stellen gesperrt, solange sich gleichzeitig ein Schiff mit ähnlichen gefährlichen Gütern im Gegenverkehr befindet.

Bei Sichten unter 2 NM muss das Schiffsradar eingeschaltet sein. Bei Sichtweiten unter 1 NM dürfen Schiffe mit gefährlichen Gütern und große Schiffe nicht in den Bosporus einfahren. Bei Sichten unter 0,5 NM wird der Verkehr in beide Richtungen eingestellt.

Schiffe dürfen nicht am Schlepptau eines anderen Schiffes den Bosporus passieren, außer sie werden von einem Schlepper gezogen.

Die normale Geschwindigkeit darf 10 Knoten nicht übersteigen, außer wenn es zum Zwecke einer ausreichenden Steuerung erforderlich ist – nach vorheriger Genehmigung. Der Abstand zum vorausfahrenden Schiff darf 1600 yards nicht unterschreiten. Vor einer Verringerung der eigenen Geschwindigkeit sind die nachfolgenden Schiffe zu informieren.

vergrößern
Panoramablick auf den Bosporus vom Topkapı-Palast

Land

Zwei Hängebrücken und eine Schrägseilbrücke überqueren den Bosporus. Die erste, die Brücke der Märtyrer vom 15. Juli, ist lang und wurde 1973 fertiggestellt. Die zweite, die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke (Bosporus II), ist ebenfalls lang und wurde 1988 etwa nördlich der ersten Brücke fertiggestellt. Die erste Bosporusbrücke ist Teil der Autobahn O1, während die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke Teil der transeuropäischen Autobahn ist. Die dritte, die Yavuz-Sultan-Selim-Brücke, ist lang und wurde 2016 fertiggestellt. Sie befindet sich in der Nähe des nördlichen Endes des Bosporus, zwischen den Dörfern Garipçe auf der europäischen Seite und Poyrazköy auf der asiatischen Seite, als Teil der "Nördlichen Marmara-Autobahn", die in die bestehende Schwarzmeerküstenautobahn integriert ist und dem Transitverkehr die Umgehung des Stadtverkehrs ermöglicht.

Name Datum der Eröffnung Entwurf Gesamtlänge Breite Höhe Längste Spannweite Freiraum unter Fahrspuren
15. Juli Märtyrerbrücke 30. Oktober 1973 Hängebrücke 1.560 m (5.118 ft) 33,4 m (110 ft) 165 m (541 ft) 1.074 m (3.524 ft) 64 m (210 ft) 6 Fahrspuren der Autobahn O1
Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke 1988 Hängebrücke 1.510 m (4.950 ft) 39 m (128 ft) 105 m (344 ft) 1.090 m (3.580 ft) 64 m (210 ft) 8 Fahrspuren der Autobahn O2
Yavuz-Sultan-Selim-Brücke 26. August 2016 Hybride Schrägseil- und Hängebrücke 2.164 m (7.100 ft) 58,4 m (192 ft) 322 m (1.056 ft) 1.408 m (4.619 ft) 8 Fahrspuren der Autobahn O7 und 1 zweigleisige Eisenbahnstrecke

U-Boot

Das Marmaray-Projekt mit einem langen Unterwasser-Eisenbahntunnel wurde am 29. Oktober 2013 eröffnet. Ein Teil des Tunnels verläuft unter der Meerenge, in einer Tiefe von etwa .

Ein unterseeischer Wasserversorgungstunnel mit einer Länge von , genannt Bosporus-Wassertunnel, wurde 2012 gebaut, um Wasser vom Melen-Bach in der Provinz Düzce (östlich der Meerenge des Bosporus, im Nordwesten Anatoliens) auf die europäische Seite Istanbuls zu leiten, eine Entfernung von .

Der Eurasia-Tunnel ist ein unterirdischer Autobahntunnel, der den Bosporus für den Fahrzeugverkehr zwischen Kazlıçeşme und Göztepe unterquert. Der Bau begann im Februar 2011 und wurde am 20. Dezember 2016 eröffnet.

Bis zu vier unterseeische Glasfaserleitungen (MedNautilus und möglicherweise weitere) führen vom Mittelmeer kommend durch die Dardanellen nach Istanbul.

Strategische Bedeutung

Russische Flotte unter dem Kommando von Admiral Fjodor Uschakow bei der Durchfahrt durch den Bosporus

Der Bosporus ist die einzige Möglichkeit für Bulgarien, Georgien, Rumänien, Russland (südwestlicher Teil) und die Ukraine, das Mittelmeer und andere Meere zu erreichen. Daher ist die Souveränität über die Meerenge ein wichtiges Thema für diese Länder und auch für die Türkei, den Staat, durch den der Bosporus fließt.

Da es sich um eine klimatisch und geografisch günstige Region handelt, war das Gebiet während eines Großteils der aufgezeichneten Geschichte stark besiedelt. Die Stadt Istanbul, die durch den Bosporus geteilt wird, ist eine der wenigen interkontinentalen Städte der Welt.

Die Türkei erhält keine Mautgebühren von Schiffen, die die Meerenge passieren. Das türkische Militär verfügt gemäß dem Montreux-Abkommen über weitreichende Befugnisse. Ab 2021 befindet sich das Bosporus-Kommando am Ufer des Bosporus, und die mit dem Kommando verbundenen Militärschiffe liegen in den Gewässern des Bosporus vor Anker.

Istanbul liegt auf einer Halbinsel am Schnittpunkt von Schwarzem Meer, Bosporus und Marmarameer und ist seit Jahrhunderten eine der am besten geschützten und am schwersten zu erobernden Städte, von der ersten römischen Zeit bis zum Osmanischen Reich.

Besichtigungen

Am Bosporus gibt es 620 Uferhäuser (yalı), die während der osmanischen Zeit entlang der europäischen und asiatischen Ufer der Meerenge gebaut wurden. Osmanische Paläste wie der Topkapı-Palast, der Dolmabahçe-Palast, der Yıldız-Palast, der Çırağan-Palast, die Feriye-Paläste, der Beylerbeyi-Palast, der Küçüksu-Palast, der Ihlamur-Palast, der Hatice-Sultan-Palast, der Adile-Sultan-Palast und der Khedive-Palast befinden sich in Sichtweite. Zu den Gebäuden und Sehenswürdigkeiten in Sichtweite gehören die Hagia Sophia, die Hagia Irene, die Sultan-Ahmed-Moschee, die Yeni-Moschee, die Kılıç-Ali-Pascha-Moschee, die Nusretiye-Moschee, die Dolmabahçe-Moschee, die Ortaköy-Moschee, die Üsküdar-Mihrimah-Sultan-Moschee, die Yeni-Valide-Moschee, der Jungfernturm, der Galata-Turm, die Rumelian-Burg, die Anatolische Burg, Yoros-Burg, Selimiye-Kaserne, Sakıp-Sabancı-Museum, Sadberk-Hanım-Museum, Istanbuler Museum für Moderne Kunst, Borusan-Museum für Zeitgenössische Kunst, Tophane-i-Amire-Museum, Mimar-Sinan-Universität für Schöne Künste, Galatasaray-Universität, Boğaziçi-Universität, Robert-College, Kabataş-Gymnasium, Kuleli-Militärgymnasium.

Das Rumelianische Schloss am Bosporus, mit den beiden Hängebrücken, die die Meerenge überspannen

An zwei Punkten in Istanbul verkehren die meisten öffentlichen Fähren über die Meerenge: von Eminönü (die Fähren legen am Boğaz İskelesi-Pier an) auf der historischen Halbinsel von Istanbul nach Anadolu Kavağı in der Nähe des Schwarzen Meeres, wobei sie im Zickzack fahren und mehrmals kurz auf der rumelischen und anatolischen Seite der Stadt anlegen. An zentralen Anlegestellen kreuzen kürzere, regelmäßige Fahrten mit einer der öffentlichen Fähren.

Private Fähren verkehren zwischen Üsküdar und Beşiktaş oder Kabataş in der Stadt. Die wenigen bekannten geografischen Gefahren werden durch den Fährverkehr über die Meerenge, die die europäische und die asiatische Seite der Stadt verbindet, vervielfacht, insbesondere für die größten Schiffe.

Die Katamaran-Seebusse bieten Hochgeschwindigkeits-Pendlerdienste zwischen dem europäischen und dem asiatischen Ufer des Bosporus, halten aber im Vergleich zu den öffentlichen Fähren an weniger Häfen und Anlegestellen. Sowohl die öffentlichen Fähren als auch die Seebusse bieten auch Pendlerdienste zwischen dem Bosporus und den Prinzeninseln im Marmarameer an.

An verschiedenen Orten an den Küsten des Bosporus werden auch touristische Fahrten angeboten. Die Preise variieren je nach Art der Fahrt, und bei einigen wird während der Fahrt laute Volksmusik gespielt.

Architektur am Bosporus

Uferhäuser aus der osmanischen Zeit am Bosporus

Der architektonische Stil des Bosporus wurde von den einfachen Häusern der Fischerdörfer geprägt, die während der byzantinischen Zeit an der Küste errichtet wurden.

Die Villen, die während der osmanischen Epoche an den Ufern errichtet wurden, gehören zu den herausragenden Beispielen der Bosporus-Architektur und werden seit Jahren mit dem Bosporus identifiziert. Die Zahl der Villen, die im Laufe der Jahrhunderte auf beiden Seiten des Bosporus gebaut wurden, beläuft sich heute auf etwa 360.

Das Yalı von Ahmet Rasim Pascha

Heute gehören die meisten, die noch ihre alte Form bewahrt haben, zu den teuersten Immobilien der Türkei.

Viele Palastbauten wurden auch am Bosporus errichtet, der während der osmanischen Zeit einer der beliebtesten Orte der Palastleute war. Der Dolmabahçe-Palast, der Çırağan-Palast, der Beylerbeyi-Palast, der Adile Sultan-Palast, der Küçüksu-Pavillon und der Beykoz Mecidiye-Pavillon sind einige der auffälligsten Bauwerke, die von den Sultanen und ihren Verwandten von Zeit zu Zeit genutzt wurden. Historische Gebäude wie die Galatasaray-Universität, das ägyptische Konsulat und das Sakıp Sabancı-Museum gehören zu den berühmtesten architektonischen Beispielen am Bosporus.

In der osmanischen Ära gab es eine Tradition des Baus von Moscheen und Pierplätzen sowie von Piergebäuden in den wichtigen Bezirken des Bosporus. Die Beşiktaş-Mole, der Ortaköy-Platz, die Ortaköy-Moschee, die Bebek-Moschee, die Beylerbeyi-Moschee und die Şemsipaşa-Moschee sind einige der Spuren dieser Tradition.

Bedeutung

Mündung ins Schwarze Meer

Der Bosporus (türkisch: İstanbul Boğazı) gilt als eine der weltweit wichtigsten Wasserstraßen. Er ermöglicht bedeutenden Küstenstreifen der Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres – darunter Russland, die Türkei, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Georgien – den maritimen Zugang zum Mittelmeer und damit Zugang zum internationalen Seehandel. Neben Agrargütern und Industrieprodukten hat nicht zuletzt das Erdöl einen entscheidenden Anteil am großen Transportvolumen auf diesem Weg. Insbesondere die Anrainerstaaten am östlichen Schwarzen Meer sowie deren durch Pipelines angebundenes Hinterland gelten als Erdöllieferanten des 21. Jahrhunderts, zugleich aber politisch auch als Unruheregionen. Nach einer Greenpeace-Aktion, die auf das Unfallrisiko für den Schiffsverkehr aufmerksam machte, wurden Ende 2002 die Auflagen zur Durchfahrt für Öltanker verschärft. Im Jahr durchfahren etwa 50.000 Schiffe diese Meerenge. Im Jahr der Unterzeichnung des Vertrages von Montreux (1936) waren es lediglich 4.500.

Im April 2012 äußerte der türkische Ministerpräsident Erdoğan Pläne seiner Regierung, den Bosporus durch den parallel zu bauenden Istanbul-Kanal zu entlasten. Baubeginn war 2021.

Historische Verteidigungsanlagen (nach Meyers Lexikon 1888)

„Die Küstenwerke des Bosporus, die diesen gegen einen aus dem Schwarzen Meere kommenden Feind verteidigen sollen, bestehen aus vier Gruppen.

Die nördlichste Gruppe reicht bis zur Vöjükbucht auf der europäischen und bis Fil-Burun auf der kleinasiatischen Seite und enthält auf der 3,5 km langen und 3 bis 1 km breiten Strecke auf rumelischer Seite 5 Küstenwerke und zwar das Fort Rumeli-Feneri-Kalesst nebst einer Batterie, die Batterie Tapas-Vurun, das Fort Gharibdsche, das hochliegende Fort Vöjük-Liman mit insgesamt 97 Geschützen, und auf anatolischen Seite drei, nämlich das moderne Fort Anadoli-Feneri-Kalessi, die Poirasbatterie und das moderne Fort Fil-Burun mit insgesamt 64 Geschützen.

Die zweite Befestigungsgruppe, mit den wichtigsten Werken, reicht bis zur Böjükderebai und deckt den nur 570–740 m breiten Fahrwasserabschnitt; hier stehen außer den alten halbverfallenen Genueserschlössern Numeli-Kawak und Anadoli-Kawak acht Werke mit mindestens 198, wahrscheinlich aber mehr Geschützen; unter diesen Werken sind besonders zu nennen auf europäischer Seite die neue Batterie von Numeli-Kawak mit sechs schweren gezogenen Geschützen, das Fort von Tali-Tabia mit 30 glatten Geschützen in sehr guter Aufstellung unmittelbar über dem Meeresspiegel, die Batterie von Dikili und das Fort Mezar-Vurun; auf asiatischer Seite das alte Fort Anadoli-Kawak mit elf Kruppschen Geschützen von 15 bis 28 cm Kaliber, das neue Fort Iuscha, die alte Riesenburg, mit 8 Kruppschen Geschützen und das ganz moderne Fort Madschiar-Kalessi, das wichtigste Küstenwerk des ganzen B., mit 30 Kruppschen Kanonen von 15 bis 28 cm Kaliber, die in 8 m Höhe über dem Meeresspiegel stehen.

Im dritten Abschnitt zwischen Bo’zükdere und Therapia liegen das Fort Alti-Agatsch und die modernen Batterien von Therapia- und Kiridj-Burun, die mit weittragenden Geschützen den 4 km entfernten Pass Kawak enfilieren. Dieser Pass zwischen Rumeli- und Anadoli-Kawak ist die wichtigste Stelle der Verteidigung; er soll mit drei Minensperren im Kriege gesperrt werden.

Rumeli Hisarı

Die innerste Verteidigungslinie, die vierte Gruppe der Küstenwerke, liegt in dem schmalen (nur 670 in breiten) Pass zwischen den aus dem 14. Jahrhundert, stammenden, der Neuzeit angepassten festen Schlössern Rumeli-Hissar und Anadoli-Hissar, deren jedes etwa 20 Geschütze führt, aber Platz für ungefähr die doppelte Zahl hat. Auch zwischen diesen Werken soll eine Minensperre gelegt werden, indessen ist hier der Strom ziemlich stark, 5 bis 6 Seemeilen in der Stunde, wodurch die Minen, wenn sie trieben, leicht für Konstantinopel gefährlich werden konnten. Vom Fort Rumeli-Hissar führt ein unterseeisches Telegraphenkabel über den B. nach Kandillü. Im ganzen sollen in diesen Küstenbefestigungen des Bosporus nicht weniger als 534 Geschütze, und zwar 304 auf europäischer und 230 auf kleinasiatischer Seite, aufgestellt sein, darunter 40 schwere Kanonen von Krupp und 50 schwere Mörser. So gut wie unvorbereitet ist die Verteidigung des Bosporus nach dem Marmarameere hin; allerdings sind bei Konstantinopel drei Küstenbatterien, die mit 150 Geschützen bewaffnet werden könnten; es sind dies die Batterie vor dem Arsenal in Tophane mit 18 Kanonen und 6 Mörsern (hat Platz für 96 Geschütze), ferner die Batterie auf der nördlichen Höhe des Serailhügels, die für etwa 40 Geschütze bestimmt ist, und endlich auf asiatischer Seite in Ekutari eine Batterie in der Nähe des alten Leanderturms, für 9–14 Geschütze. Davon ist aber nur die Salutbatterie in Tophane –mit 6 Bronzekanonen– in gebrauchsfähigem Zustand.“

Infrastruktur

Freileitungskreuzungen

Freileitungen über den Bosporus

1954 wurde auf der Höhe der Stadtteile Arnavutköy in Europa und Kandilli in Asien die erste Freileitung über den Bosporus mit einer 154-kV-Leitung gezogen.

1983 wurde eine weitere Freileitung für 420 kV über den Bosporus gezogen, der 1997 eine dritte Freileitungskreuzung für jeweils vier Drehstromkreise zu je 420 kV folgte. Vorausschauend sind die Masten dieser Freileitungsquerung schon für 800 kV ausgelegt. Da die Durchfahrtshöhe auf dem Bosporus 73 m beträgt, müssen die Masten dieser Freileitungskreuzung sehr hoch sein. Allerdings kommt die gebirgige Topografie dem Leitungsbau zugute. Die Masten der 1997 fertiggestellten Bosporuskreuzung ragen 160 m hoch auf.

  • geographische Koordinaten der Leitungsüberquerungen:

Kandili: 41° 4' 12,43" N  29° 3' 52,82" E
Arnavutköy: 41° 4' 15,98" N  29° 2' 24,60" E