Innovation

Aus besserwiki.de
Thomas Edison mit Phonograph. Edison war einer der produktivsten Erfinder der Geschichte und hielt 1.093 US-Patente auf seinen Namen.

Innovation ist die praktische Umsetzung von Ideen, die zur Einführung neuer Waren oder Dienstleistungen oder zur Verbesserung des Angebots an Waren oder Dienstleistungen führen. Das ISO TC 279 definiert in der Norm ISO 56000:2020 Innovation als "eine neue oder veränderte Einheit, die einen Wert realisiert oder umverteilt". Andere haben andere Definitionen; ein gemeinsames Element in den Definitionen ist der Schwerpunkt auf Neuheit, Verbesserung und Verbreitung von Ideen oder Technologien.

Innovation erfolgt häufig durch die Entwicklung effektiverer Produkte, Verfahren, Dienstleistungen, Technologien, Kunstwerke oder Geschäftsmodellen, die Innovatoren den Märkten, Regierungen und der Gesellschaft zur Verfügung stellen. Innovation ist mit Erfindung verwandt, aber nicht mit ihr identisch: Innovation beinhaltet eher die praktische Umsetzung einer Erfindung (d. h. eine neue/verbesserte Fähigkeit), um einen bedeutenden Einfluss auf einen Markt oder die Gesellschaft auszuüben, und nicht alle Innovationen erfordern eine neue Erfindung.

Technische Innovation manifestiert sich häufig im Rahmen des technischen Prozesses, wenn das zu lösende Problem technischer oder wissenschaftlicher Natur ist. Das Gegenteil von Innovation ist Exnovation.

In die Wirtschaftswissenschaft wurde der Begriff durch Joseph Schumpeter mit seiner Theorie der Innovationen eingeführt; hier ist er als Aufstellung einer neuen Produktionsfunktion definiert. Die Innovation ist ein willentlicher und gezielter Veränderungsprozess hin zu etwas Erstmaligem, „Neuem“. Wirtschaft und Gesellschaft wandeln sich, wenn Produktionsfaktoren auf eine neuartige Art und Weise kombiniert werden.

Auch in der Geisteswissenschaft und der Kultur wird der Begriff Innovation verwendet. Das forschende Suchen nach neuen Erkenntnissen oder künstlerischen Lösungswegen und Lösungen setzt Neugier, Kreativität und Lust auf Erneuerung voraus. Merkmal künstlerischer Avantgarden ist es, bisher unbekannte („innovative“) Ausdrucksformen zu finden und zu nutzen.

Definition

Die Innovationsforschung beschäftigt sich zum einen mit der Frage, unter welchen Bedingungen und in welchen sozioökonomischen Prozessen Innovationen zustande kommen, das heißt der Genese neuer Problemlösungsanwendungsfeld-Kombinationen und der Herausbildung und Entwicklung eines regionalen und/oder Nationalen Innovationssystems.

Das kann eine Produktinnovation betreffen, aber auch eine neue Organisationsform, Technologie, ein Verfahren oder ein neues Anwendungsfeld. Zum anderen interessiert die Innovationsforschung, wie diese Ziele realisiert werden können; sie beschäftigt sich also mit Innovationsprozessen und damit mit der Frage des Übergangs des betreffenden Subjekts/Objekts vom Zustand t0 in den Zustand t1. Im Mittelpunkt der Prozessbetrachtung stehen Prozessformen, beispielsweise bewusst gesteuerte, sich selbst organisierende oder informell beziehungsweise en passant ablaufende Prozesse, sowie die Möglichkeiten und Grenzen einer gezielten Gestaltung oder Beeinflussung. Folgende Faktoren spielen bei der Diffusion (Durchsetzung) von Innovationen (nach Everett M. Rogers) eine Rolle:

  1. Der subjektive Vorteil einer Innovation (beispielsweise Prestigegewinn usw.)
  2. Die Kompatibilität mit einem vorhandenen Wertesystem
  3. Die Komplexität bzw. die beim Erstkontakt gefühlte Einfachheit
  4. Die Probierbarkeit (Möglichkeit des Experimentierens mit der Innovation)
  5. Die Sichtbarkeit der Innovation

Im Rahmen der Zielgruppen werden nach der Innovationsfreude beziehungsweise nach dem Prozess der Annahme der Innovation folgende Personengruppen unterschieden:

  • Innovatoren – die ersten 5 bis 10 %, die ein Produkt annehmen
  • Early Adopters (Frühe Anpasser) – die nächsten 10 bis 15 %
  • Frühe Mehrheit – weitere 30 %
  • Späte Mehrheit – weitere 30 %
  • Laggards (Nachzügler) – verbleibende 20 %

Neuerdings gilt das Forschungsinteresse zunehmend der Pfadabhängigkeit (englisch: „path dependence“) von Innovationsprozessen und deren Ergebnissen. Im Mittelpunkt steht die Annahme, dass die Entwicklungsvergangenheit einer Organisation, eines Produktes, einer Technologie usw. künftige Entwicklungsmöglichkeiten und -vorgehensweisen beeinflusst und begrenzt („history matters“). Unter Berücksichtigung der jeweiligen Historie wäre damit nicht jedes beliebig gewünschte Innovationsziel erreichbar.

Erhärten sich die bisherigen Erkenntnisse, hat das Konsequenzen für die Innovationspraxis in Unternehmen: Diese müssen nicht mehr kurzlebigen Trendkonzepten hinterherlaufen, wenn sie innovieren wollen. Vielmehr richten sie den Blick stärker auf die eigenen Potenziale und deren historische Formierung, um Wettbewerbsvorteile auf der Basis echter Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten.

Dem stehen Befunde der Innovationsforschung gegenüber, wonach Innovation vor allem an den Grenzstellen zwischen Systemen und Kulturen bzw. im Dialog verschiedener Akteure entstehen (Open Innovation, Kontaktinnovation) und nicht statische Kernkompetenzen, sondern die Fähigkeit zum dynamischen Austausch von Ressourcen innovationsentscheidend sind.

Die Bedeutung einzelner Akteure bzw. Mitarbeiter im Innovationsprozess wird zunehmend anerkannt. So offenbart eine globale Umfrage unter Topmanagern, dass Mitarbeiter zu den wichtigsten Innovationsquellen gezählt werden. Da der Ursprung jeder Innovation zunächst kreative Ideen sind, welche von Individuen oder Teams hervorgebracht und vorangetrieben werden, spielt das Innovationsverhalten von Mitarbeitern eine entscheidende Rolle für den Innovationserfolg.

Über den ökonomischen Fokus hinaus werden in der Forschung selbst zunehmend partizipative Methoden der Innovationsgenerierung in den Blick genommen. Dabei wird die soziale Prozesshaftigkeit von kreativem Handeln auch bei der Entwicklung wissenschaftlicher Neuerungen zugrunde gelegt. So spielen vor allem qualitative Forschungsmethoden (wie bspw. die Grounded Theory) eine bedeutendere Rolle, weil sie das soziale Handeln stärker fokussieren und deshalb hinsichtlich vielfältiger Innovationen (technische, wirtschaftliche, soziale, ökologische etc.) angewendet werden können.

Das Innovationsverhalten spiegelt sich in unterschiedlichen Phasen des Innovationsprozesses wider. Es umfasst sowohl die Entwicklung neuer Ideen, deren Konkretisierung bzw. Weiterentwicklung sowie deren Umsetzung. Dadurch unterscheidet sich das Innovationsverhalten von kreativem Verhalten bzw. Kreativität, welches sich lediglich auf die Ideengenerierung bezieht.

Die bisherigen Erkenntnisse in der Innovationsforschung deuten darauf hin, dass insbesondere der Führungsstil einen maßgeblichen Einfluss auf das Innovationsverhalten der Mitarbeiter ausübt. Während Innovationsverhalten überwiegend mit positiven Auswirkungen auf den Innovationserfolg assoziiert wird, können dadurch aber auch Konflikte und nachlassende Leistung hervorgerufen werden. Dies kann unter anderem darin begründet liegen, dass Vorgesetzte und Kollegen den mit innovativen Ansätzen und Ideen verbundenen Veränderungen von bewährten Verhaltensmustern und Abläufen kritisch gegenüberstehen.

Laut IW-Trends des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (2005), basierend auf Daten aus 2004 im Vergleich von 15 Industriestaaten, erreicht Deutschland Platz 11 mit einem Innovationswert von 41,7 (bei einem Wertebereich von Null bis 100). Weitere Plätze: 1. USA (Wert 77,9), 2. Großbritannien (Wert 64,0) und 3. Schweden (Wert 63,9).

Der Innovationsindikator Deutschland ist mit 150 untersuchten Einzelindikatoren der wohl am breitesten aufgestellte Indikator zur Messung der Innovationskraft in Deutschland. Er wird jährlich im Auftrag der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Deutschen Telekom Stiftung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt. Im Innovationsindikator Deutschland 2008 erreicht Deutschland erneut Rang 8 im Wettbewerb der 17 führenden Industrienationen, vergrößert aber seinen Abstand zu den Spitzenreitern. Deutschland fällt außerdem im Einzelindikator Bildung um zwei Plätze auf Rang 15.

Seit 2009 wird verstärkt das Modell der Reverse Innovation diskutiert. Es beschreibt das verstärkt auftretende Phänomen, dass Innovation nicht mehr nur von Industrienationen ausgehend in den weniger entwickelten Rest der Welt exportiert wird, sondern dass auch Entwicklungs- und Schwellenländer beginnen ihre Innovationskraft zu entfalten und vermehrt in entwickelte Märkte vorstoßen.

Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Innovation wurde eine Vielzahl von Definitionen gefunden. Im Jahr 2009 fanden Baregheh et al. rund 60 Definitionen in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten, während eine Erhebung aus dem Jahr 2014 über 40 Definitionen ergab. Auf der Grundlage ihrer Umfrage versuchten Baragheh et al. eine multidisziplinäre Definition festzulegen und kamen zu der folgenden Definition:

"Innovation ist der mehrstufige Prozess, bei dem Organisationen Ideen in neue/verbesserte Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse umsetzen, um sich auf ihrem Markt erfolgreich zu behaupten, zu konkurrieren und zu differenzieren."

In einer Industrieumfrage zur Definition von Innovation in der Softwarebranche wurde die folgende Definition von Crossan und Apaydin als die vollständigste angesehen, die auf der Definition des Handbuchs der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufbaut:

Innovation ist die Erzeugung oder Übernahme, Aneignung und Nutzung einer wertschöpfenden Neuheit in wirtschaftlichen und sozialen Bereichen, die Erneuerung und Erweiterung von Produkten, Dienstleistungen und Märkten, die Entwicklung neuer Produktionsmethoden und die Einführung neuer Managementsysteme. Es handelt sich sowohl um einen Prozess als auch um ein Ergebnis.

Der amerikanische Soziologe Everett Rogers definierte ihn wie folgt:

"Eine Idee, eine Praxis oder ein Objekt, das von einem Individuum oder einer anderen Einheit als neu wahrgenommen wird".

Nach Alan Altshuler und Robert D. Behn umfasst Innovation die originelle Erfindung und die kreative Nutzung und definiert Innovation als Erzeugung, Aufnahme und Umsetzung neuer Ideen, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse.

Peter Drucker schrieb:

Innovation ist die spezifische Funktion des Unternehmertums, sei es in einem bestehenden Unternehmen, in einer öffentlichen Einrichtung oder in einem neuen Unternehmen, das von einer Einzelperson in der Küche der Familie gegründet wird. Sie ist das Mittel, mit dem der Unternehmer entweder neue wohlstandsproduzierende Ressourcen schafft oder bestehende Ressourcen mit einem verbesserten Potenzial zur Schaffung von Wohlstand ausstattet.

Historisch betrachtet gibt es Zeiten, zu denen Neuerungen schubartig aufkamen. In diesem Fall bedingte ein Entwicklungsdruck als Folge gesellschaftlicher Gegebenheiten oder negativer Faktoren zum Beispiel in Form von Kriegen, Missernten oder Überbevölkerung das Auftreten von Innovationen („Not macht erfinderisch“). Innovationen entstehen durch „Forschung und Entwicklung“ (F&E, englisch R&D für research and development).

„Westliche Kulturen betonen traditionell eher den aktiv schaffenden Aspekt von Kreativität im Sinne des lateinischen ‚creare‘, das schaffen, erzeugen und gestalten bedeutet. Im alten Ägypten und in östlichen Kulturen erscheint demgegenüber Kreativität als Einfügen in einen natürlichen Wachstumsprozess, der in der zweiten sprachlichen Wurzel von Kreativität anklingt: ‚crescere‘ (‚werden‘, ‚geschehen‘, ‚wachsen-lassen‘).“

Hermann Lang: Psyche, Heft 3, 2006.

Eine Invention (Erfindung) ist noch keine Innovation. Inventionen umfassen neue Ideen bis einschließlich Prototypenbau beziehungsweise konkreter Konzeptentwicklung in der vormarktlichen Phase. Von Innovation im ökonomischen Sinne kann erst gesprochen werden, wenn ihre Nützlichkeit erkannt und ein Produkt, Produktionsprozess oder ein Geschäftsmodell entsprechend neu eingeführt oder verändert wird. Dabei kann es sein, dass der Nutzen oder Wert einer Innovation erst nach einer langen Phase entdeckt wird. Viele hergestellte Objekte sind im Moment ihrer Schaffung noch „Unsinn“. Das Hergestellte wird sinnvoll erst in einem Interpretations- und Anwendungsprozess.

Mit anderen Worten: Die Innovation muss ihre eigenen Geltungsvoraussetzungen mit produzieren, indem sie in einem sozialen Interaktions- und Sinnstiftungsprozess Anerkennung findet. Sie ist also mit dem kreativen Schöpfungsakt bei weitem nicht abgeschlossen. Der Wert der Innovation kann durch den Interaktionsprozess mit den Anwendern auch weiter gesteigert werden. Die Anwender können den Wert einer Innovation auch in Eigenschaften erblicken, die der kreative Schöpfer nicht voraussehen konnte. So wollte Thomas Alva Edison das Telefon ursprünglich für Opernübertragungen nutzen.

Kreativität und Innovation

Im Allgemeinen unterscheidet sich Innovation von Kreativität dadurch, dass der Schwerpunkt auf der Umsetzung kreativer Ideen in einem wirtschaftlichen Umfeld liegt. Amabile und Pratt (2016) unterscheiden in Anlehnung an die Literatur zwischen Kreativität ("die Produktion neuartiger und nützlicher Ideen durch eine Einzelperson oder eine kleine Gruppe von Einzelpersonen, die zusammenarbeiten") und Innovation ("die erfolgreiche Umsetzung kreativer Ideen innerhalb einer Organisation").

Typen

Zur Definition von Innovationstypen wurden mehrere Rahmenwerke vorgeschlagen.

Nachhaltige versus disruptive Innovation

In einem von Clayton Christensen vorgeschlagenen Rahmen wird zwischen nachhaltigen und disruptiven Innovationen unterschieden. Nachhaltige Innovation ist die Verbesserung eines Produkts oder einer Dienstleistung auf der Grundlage der bekannten Bedürfnisse der derzeitigen Kunden (z. B. schnellere Mikroprozessoren, Flachbildfernseher). Eine disruptive Innovation hingegen bezieht sich auf einen Prozess, bei dem ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung einen neuen Markt schafft (z. B. Transistorradio, kostenlose Enzyklopädie nach dem Crowdsourcing-Prinzip usw.) und schließlich die etablierten Wettbewerber verdrängt. Christensen zufolge sind disruptive Innovationen entscheidend für den langfristigen Erfolg in der Wirtschaft.

Disruptive Innovationen werden häufig durch disruptive Technologien ermöglicht. Marco Iansiti und Karim R. Lakhani definieren Grundlagentechnologie als eine Technologie, die das Potenzial hat, längerfristig neue Grundlagen für globale Technologiesysteme zu schaffen. Grundlagentechnologien verändern in der Regel die Betriebsmodelle von Unternehmen, indem sie über viele Jahre hinweg völlig neue Geschäftsmodelle entstehen lassen, wobei die schrittweise und stetige Übernahme der Innovation zu Wellen technologischer und institutioneller Veränderungen führt, die langsamer an Dynamik gewinnen. Das Aufkommen des paketvermittelten Kommunikationsprotokolls TCP/IP - das ursprünglich 1972 zur Unterstützung eines einzigen Anwendungsfalls für die elektronische Kommunikation des US-Verteidigungsministeriums (E-Mail) eingeführt wurde und erst Mitte der 1990er Jahre mit dem Aufkommen des World Wide Web eine breite Akzeptanz fand - ist eine grundlegende Technologie.

Vier-Typen-Modell

Ein weiterer Rahmen wurde von Henderson und Clark vorgeschlagen. Sie unterteilen die Innovation in vier Typen;

  • Radikale Innovation: "etabliert ein neues dominantes Design und damit einen neuen Satz von Kerndesignkonzepten, die in Komponenten verkörpert sind, die in einer neuen Architektur miteinander verbunden sind." (p. 11)
  • Inkrementelle Innovation: "verfeinert und erweitert ein etabliertes Design. Die einzelnen Komponenten werden verbessert, aber die zugrundeliegenden Kerndesignkonzepte und die Verbindungen zwischen ihnen bleiben gleich." (p. 11)
  • Architektonische Innovation: "Innovation, die nur die Beziehungen zwischen ihnen [den zentralen Designkonzepten] verändert" (S. 12)
  • Modulare Innovation: "Innovation, die nur die Kerndesignkonzepte einer Technologie verändert" (S. 12)

Sowohl Henderson und Clark als auch Christensen sprechen von technischer Innovation, aber es gibt auch andere Arten von Innovation, wie z. B. Dienstleistungsinnovation und organisatorische Innovation.

Nicht-wirtschaftliche Innovation

Die klassische Definition von Innovation, die sich auf das primäre Ziel der Gewinnerzielung für ein Unternehmen beschränkt, hat andere dazu veranlasst, andere Arten von Innovation zu definieren, wie z. B. soziale Innovation, nachhaltige Innovation (oder grüne Innovation) und verantwortungsvolle Innovation.

Geschichte

Das Wort "Innovation" hatte einst eine ganz andere Bedeutung. Die erste ausführliche Erörterung des Begriffs Innovation stammt von dem griechischen Philosophen und Historiker Xenophon (430-355 v. Chr.). Er betrachtete den Begriff als vielschichtig und verband ihn mit politischem Handeln. Das von ihm verwendete Wort für Innovation, "kainotomia", war zuvor in zwei Stücken von Aristophanes (ca. 446 - ca. 386 v. Chr.) aufgetreten. Platon (gestorben ca. 348 v. Chr.) diskutierte Innovation in seinem Dialog über die Gesetze und war nicht sehr angetan von diesem Konzept. Er stand ihr sowohl in der Kultur (Tanz und Kunst) als auch in der Erziehung (er glaubte nicht an die Einführung neuer Spiele und Spielzeuge für die Kinder) skeptisch gegenüber. Aristoteles (384-322 v. Chr.) mochte keine organisatorischen Neuerungen: Er glaubte, dass alle möglichen Formen der Organisation bereits entdeckt worden waren.

Vor dem 4. Jahrhundert wurden in Rom die Begriffe novitas und res nova / nova res entweder mit einer negativen oder positiven Bewertung des Innovators verwendet. Dieser Begriff bedeutete "erneuern" und wurde in den folgenden Jahrhunderten in das neue lateinische Verb innovo ("ich erneuere" oder "ich stelle wieder her") übernommen. In der Vulgata-Version der Bibel (spätes 4. Jahrhundert n. Chr.) wurde das Wort sowohl in geistlichen als auch in politischen Zusammenhängen verwendet. Es taucht auch in der Poesie auf, hauptsächlich mit spirituellen Konnotationen, aber auch in Verbindung mit politischen, materiellen und kulturellen Aspekten.

In Machiavellis Der Fürst (1513) wird die Innovation in einem politischen Umfeld diskutiert. Machiavelli stellt sie als eine Strategie dar, die ein Fürst anwenden kann, um mit einer sich ständig verändernden Welt und der darin herrschenden Korruption fertig zu werden. Hier wird Innovation als Einführung von Veränderungen in der Regierung (neue Gesetze und Institutionen) beschrieben; Machiavellis späteres Buch Die Reden (1528) charakterisiert Innovation als Nachahmung, als Rückkehr zum Original, das von Menschen und der Zeit korrumpiert worden ist. Für Machiavelli war Innovation also positiv konnotiert. Dies ist jedoch eine Ausnahme in der Verwendung des Innovationsbegriffs ab dem 16. Jahrhundert. Von der Renaissance bis zum späten 19. Jahrhundert kam kein Neuerer auf die Idee, das Wort Neuerer auf sich selbst anzuwenden; es war ein Wort, mit dem man Feinde angriff. 

Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert war das Konzept der Innovation abwertend - der Begriff war ein frühmodernes Synonym für "Rebellion", "Revolte" und "Ketzerei". In den 1800er Jahren sahen die Verfechter des Kapitalismus den Sozialismus als eine Innovation an und verwendeten viel Energie darauf, ihn zu bekämpfen. So sah Goldwin Smith (1823-1910) die Verbreitung sozialer Innovationen als einen Angriff auf Geld und Banken. Diese sozialen Innovationen waren Sozialismus, Kommunismus, Verstaatlichung und Genossenschaften.

Im 20. Jahrhundert wurde das Konzept der Innovation erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) populär. Zu diesem Zeitpunkt begann man, über technologische Produktinnovationen zu sprechen und sie mit der Idee von Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsvorteilen zu verbinden. Joseph Schumpeter (1883-1950) wird oft als derjenige angesehen, der den Begriff populär gemacht hat - er leistete einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Innovationsökonomie,

In der Geschäftswelt und in der Wirtschaft kann die Innovation ein Katalysator für das Wachstum eines Unternehmens oder sogar einer Branche sein. Mit den rasanten Fortschritten im Transport- und Kommunikationswesen in den letzten Jahrzehnten sind die alten Konzepte der Faktorausstattung und des komparativen Vorteils, die sich auf die einzigartigen Inputs eines Gebiets konzentrierten, in der heutigen globalen Wirtschaft nicht mehr zeitgemäß. Schumpeter vertrat die Ansicht, dass die Industrie die Wirtschaftsstruktur unablässig von innen heraus revolutionieren muss, d. h. durch bessere oder effektivere Verfahren und Produkte sowie durch die Marktverteilung (z. B. durch den Übergang vom Handwerksbetrieb zur Fabrik). Berühmt ist seine Aussage, dass "die schöpferische Zerstörung das Wesentliche am Kapitalismus ist". Unternehmer suchen ständig nach besseren Möglichkeiten, ihre Kunden mit verbesserter Qualität, Langlebigkeit, Service und Preis zufrieden zu stellen - eine Suche, die in Innovationen mit fortschrittlichen Technologien und organisatorischen Strategien ihren Niederschlag finden kann.

Ein Paradebeispiel für Innovation ist der Boom der Silicon-Valley-Start-ups aus dem Stanford Industrial Park. Im Jahr 1957 verließen unzufriedene Mitarbeiter von Shockley Semiconductor, dem Unternehmen des Nobelpreisträgers und Miterfinders des Transistors William Shockley, das Unternehmen und gründeten eine unabhängige Firma, Fairchild Semiconductor. Nach einigen Jahren entwickelte sich Fairchild zu einer beachtlichen Präsenz in der Branche. Schließlich verließen diese Gründer das Unternehmen, um ihre eigenen Unternehmen zu gründen, die auf ihren eigenen einzigartigen Ideen basierten, und dann gründeten führende Mitarbeiter ihre eigenen Firmen. In den nächsten 20 Jahren führte dieser Prozess zu einer gewaltigen Explosion von Startup-Unternehmen im Bereich der Informationstechnologie. Silicon Valley begann mit 65 neuen Unternehmen, die aus den acht ehemaligen Mitarbeitern von Shockley entstanden.

Ein weiteres Beispiel sind die Gründerzentren - ein Phänomen, das 1959 eingeführt und in der Folge von Regierungen in aller Welt gefördert wurde. Solche "Inkubatoren", die in der Nähe von (meist forschungsbasierten) Wissensclustern wie Universitäten oder anderen staatlichen Exzellenzzentren angesiedelt sind, zielen in erster Linie darauf ab, das generierte Wissen in angewandte Innovationen umzuwandeln, um das regionale oder nationale Wirtschaftswachstum zu fördern.

Im 21. Jahrhundert hat die Bewegung Islamischer Staat (IS), obwohl sie religiöse Innovationen ablehnt, in Bezug auf militärische Taktiken, Rekrutierung, Ideologie und geopolitische Aktivitäten Innovationen hervorgebracht.

Prozess der Innovation

Ein frühes Modell sah nur drei Phasen der Innovation vor. Nach Utterback (1971) waren dies folgende Phasen: 1) Ideenfindung, 2) Problemlösung und 3) Umsetzung. Wenn man die Phase 2 abgeschlossen hatte, verfügte man über eine Erfindung, aber solange man sie nicht bis zu dem Punkt gebracht hatte, an dem sie eine wirtschaftliche Auswirkung hatte, hatte man keine Innovation. Die Verbreitung wurde nicht als eine Phase der Innovation betrachtet. Zu diesem Zeitpunkt lag der Schwerpunkt auf der Produktion.

Alle Organisationen können innovativ sein, auch Krankenhäuser, Universitäten und Kommunalverwaltungen. Die Organisation benötigt eine geeignete Struktur, um einen Wettbewerbsvorteil zu behalten. Unternehmen können ihre Gewinne und Leistungen auch dadurch verbessern, dass sie Arbeitsgruppen neben ihren eigentlichen Aufgaben Möglichkeiten und Ressourcen für Innovationen bieten. Führungskräften und Managern wird geraten, sich von traditionellen Denkweisen zu lösen und den Wandel zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Arbeitswelt verändert sich durch den zunehmenden Einsatz von Technologie, und die Unternehmen werden immer wettbewerbsfähiger. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, werden die Unternehmen ihren Betrieb verkleinern oder umgestalten müssen. Dies wird sich auf die Beschäftigung auswirken, da die Unternehmen gezwungen sein werden, die Zahl der Beschäftigten zu verringern, während sie die gleiche oder sogar eine größere Menge an Arbeit bewältigen müssen.

Der frühere Bürgermeister Martin O'Malley drängte beispielsweise die Stadt Baltimore zur Verwendung von CitiStat, einem Daten- und Managementsystem zur Leistungsmessung, das es den Stadtbeamten ermöglicht, Statistiken über verschiedene Bereiche zu führen, von der Kriminalitätsentwicklung bis zum Zustand der Schlaglöcher. Dieses System ermöglichte eine bessere Bewertung der Politik und der Verfahren, wobei die Verantwortlichkeit und die Effizienz in Bezug auf Zeit und Geld im Vordergrund standen. In seinem ersten Jahr sparte CitiStat der Stadt 13,2 Millionen Dollar. Sogar Nahverkehrssysteme haben mit Hybridbusflotten und Echtzeitverfolgung an den Bushaltestellen Neuerungen eingeführt. Darüber hinaus werden durch den zunehmenden Einsatz mobiler Datenterminals in Fahrzeugen, die als Kommunikationsknotenpunkte zwischen Fahrzeugen und einem Kontrollzentrum dienen, automatisch Daten über Standort, Fahrgastzahlen, Motorleistung, Kilometerstand und andere Informationen gesendet. Dieses Instrument hilft bei der Bereitstellung und Verwaltung von Verkehrssystemen.

Zu den weiteren innovativen Strategien gehören Krankenhäuser, die medizinische Informationen in elektronischen Krankenakten digitalisieren. Die HOPE-VI-Initiativen des US-Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung verwandelten beispielsweise stark heruntergekommene Sozialwohnungen in städtischen Gebieten in revitalisierte Umgebungen mit gemischten Einkommen; die Harlem Children's Zone nutzte einen gemeinschaftsbasierten Ansatz, um Kinder aus der Umgebung zu unterrichten; und die Zuschüsse der Umweltschutzbehörde für Industriebrachen erleichterten die Umwandlung von Industriebrachen für den Umweltschutz, für Grünflächen sowie für die kommunale und kommerzielle Entwicklung.

Quellen der Innovation

Innovation kann durch die Bemühungen verschiedener Akteure, durch Zufall oder als Ergebnis eines größeren Systemversagens entstehen. Nach Peter F. Drucker sind die allgemeinen Quellen von Innovationen Veränderungen in der Industriestruktur, in der Marktstruktur, in der lokalen und globalen Demografie, in der menschlichen Wahrnehmung, in der Menge der verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse usw.

Ursprüngliches Modell der drei Phasen des Prozesses des technologischen Wandels

Im einfachsten linearen Modell der Innovation ist die traditionell anerkannte Quelle die Herstellerinnovation. Hier innoviert ein Akteur (eine Person oder ein Unternehmen), um die Innovation zu verkaufen. Die Messung von Forschung und Entwicklung (F&E) ist der übliche Input für Innovation, insbesondere im Unternehmenssektor, und wird als F&E-Ausgaben der Unternehmen (Business Expenditure on R&D, BERD) bezeichnet, die im Laufe der Jahre auf Kosten der rückläufigen F&E-Investitionen des öffentlichen Sektors gestiegen sind.

Eine weitere Innovationsquelle, die erst jetzt allgemein anerkannt wird, ist die Endnutzerinnovation. Dabei entwickelt ein Akteur (eine Person oder ein Unternehmen) eine Innovation für den eigenen (persönlichen oder firmeninternen) Gebrauch, weil die vorhandenen Produkte seinen Bedürfnissen nicht gerecht werden. Der MIT-Wirtschaftswissenschaftler Eric von Hippel hat in seinem klassischen Buch zu diesem Thema, "The Sources of Innovation", die Endnutzer-Innovation als die bei weitem wichtigste und entscheidendste bezeichnet.

Der Robotik-Ingenieur Joseph F. Engelberger behauptet, dass Innovationen nur drei Dinge voraussetzen:

  1. einen erkannten Bedarf
  2. kompetente Menschen mit entsprechender Technologie
  3. finanzielle Unterstützung

Das verkettete Innovationsmodell von Kline legt den Schwerpunkt auf die potenziellen Marktbedürfnisse als Triebkräfte des Innovationsprozesses und beschreibt die komplexen und oft iterativen Rückkopplungsschleifen zwischen Marketing, Design, Fertigung und F&E.

Erleichterung der Innovation

Innovation wird von Unternehmen auf vielfältige Weise erreicht, wobei der formalen Forschung und Entwicklung (F&E) für "bahnbrechende Innovationen" heute große Aufmerksamkeit geschenkt wird. F&E trägt dazu bei, Patente und andere wissenschaftliche Innovationen voranzutreiben, die zu produktivem Wachstum in Bereichen wie Industrie, Medizin, Technik und Verwaltung führen. Innovationen können jedoch auch durch weniger formale Änderungen der Praxis am Arbeitsplatz, durch den Austausch und die Kombination von Berufserfahrung und auf vielen anderen Wegen entwickelt werden. Die Untersuchung der Beziehung zwischen den Konzepten von Innovation und Technologietransfer ergab Überschneidungen. Die radikaleren und revolutionäreren Innovationen entstehen in der Regel in der Forschung und Entwicklung, während die inkrementelleren Innovationen aus der Praxis kommen können - aber es gibt viele Ausnahmen von jedem dieser Trends.

Die Informationstechnologie und die sich verändernden Geschäftsprozesse und der Managementstil können ein innovationsfreundliches Arbeitsklima schaffen. Das Softwareunternehmen Atlassian beispielsweise führt vierteljährlich "ShipIt Days" durch, an denen die Mitarbeiter an allem arbeiten können, was mit den Produkten des Unternehmens zu tun hat. Google-Mitarbeiter arbeiten zu 20 % ihrer Zeit an selbstgesteuerten Projekten (bekannt als Innovation Time Off). Beide Unternehmen nennen diese Bottom-up-Prozesse als wichtige Quellen für neue Produkte und Funktionen.

Ein wichtiger Innovationsfaktor sind die Kunden, die Produkte kaufen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Daher können Unternehmen Nutzer in Fokusgruppen einbeziehen (nutzerzentrierter Ansatz), eng mit so genannten Lead Usern zusammenarbeiten (Lead-User-Ansatz) oder Nutzer können ihre Produkte selbst anpassen. Die Lead-User-Methode konzentriert sich auf die Ideengenerierung auf der Grundlage von führenden Nutzern, um bahnbrechende Innovationen zu entwickeln. Bei U-STIR, einem Projekt zur Erneuerung des europäischen Landverkehrssystems, werden solche Workshops durchgeführt. Was diese Nutzerinnovation betrifft, so wird ein großer Teil der Innovation von denjenigen durchgeführt, die Technologien und Produkte im Rahmen ihrer normalen Tätigkeit tatsächlich einsetzen und nutzen. Manchmal werden Nutzer-Innovatoren zu Unternehmern, die ihr Produkt verkaufen, oder sie entscheiden sich dafür, ihre Innovation im Austausch gegen andere Innovationen zu tauschen, oder sie werden von ihren Zulieferern übernommen. Heutzutage können sie sich auch dafür entscheiden, ihre Innovationen frei zugänglich zu machen, indem sie Methoden wie Open Source verwenden. In solchen Innovationsnetzen können die Nutzer oder Nutzergemeinschaften Technologien weiterentwickeln und ihre soziale Bedeutung neu erfinden.

Eine Technik, um eine innovative Lösung für ein bestimmtes Problem zu finden, besteht darin, ein Experiment mit vielen möglichen Lösungen durchzuführen. Diese Technik wurde bekanntlich im Labor von Thomas Edison angewandt, als es darum ging, eine für den Hausgebrauch wirtschaftlich vertretbare Version der Glühbirne zu finden, wobei Tausende möglicher Glühfäden untersucht wurden, bevor man sich auf verkohlten Bambus einigte.

Diese Technik wird manchmal in der pharmazeutischen Wirkstoffforschung eingesetzt. Tausende von chemischen Verbindungen werden einem Hochdurchsatz-Screening unterzogen, um festzustellen, ob sie gegen ein Zielmolekül wirken, das als biologisch bedeutsam für eine Krankheit identifiziert wurde. Vielversprechende Verbindungen können dann untersucht, zur Verbesserung der Wirksamkeit und zur Verringerung der Nebenwirkungen modifiziert, hinsichtlich der Herstellungskosten bewertet und bei Erfolg in Behandlungen umgesetzt werden.

Die damit verbundene Technik des A/B-Tests wird häufig zur Optimierung des Designs von Websites und mobilen Anwendungen eingesetzt. Sie wird von großen Websites wie amazon.com, Facebook, Google und Netflix eingesetzt. Procter & Gamble verwendet computersimulierte Produkte und Online-Nutzerpanels, um eine größere Anzahl von Experimenten durchzuführen, die das Design, die Verpackung und die Regalplatzierung von Verbraucherprodukten beeinflussen. Capital One nutzt diese Technik, um Marketingangebote für Kreditkarten zu entwickeln.

Ziele und Misserfolge

Organisatorische Innovationsprogramme sind in der Regel eng mit den Unternehmenszielen, dem Geschäftsplan und der Positionierung im Wettbewerb verbunden. Eine Triebfeder für Innovationsprogramme in Unternehmen ist das Erreichen von Wachstumszielen. Davila et al. (2006) stellen fest: "Unternehmen können nicht allein durch Kostensenkungen und Reengineering wachsen... Innovation ist das Schlüsselelement für ein aggressives Umsatzwachstum und für die Steigerung der Endergebnisse".

Eine Umfrage bei einer großen Zahl von Produktions- und Dienstleistungsunternehmen ergab, dass systematische Programme zur organisatorischen Innovation in abnehmender Reihenfolge der Beliebtheit am häufigsten von folgenden Zielen angetrieben werden: Verbesserung der Qualität, Schaffung neuer Märkte, Erweiterung der Produktpalette, Senkung der Arbeitskosten, Verbesserung der Produktionsprozesse, Verringerung der Materialkosten, Verringerung der Umweltbelastung, Ersatz von Produkten/Dienstleistungen, Verringerung des Energieverbrauchs, Einhaltung von Vorschriften.

Diese Ziele variieren zwischen Produkt-, Prozess- und Dienstleistungsverbesserungen und räumen mit dem weit verbreiteten Mythos auf, dass Innovation hauptsächlich mit der Entwicklung neuer Produkte zu tun hat. Nach Andrea Vaona und Mario Pianta könnten einige Beispielziele der Innovation auf zwei verschiedene Arten von technologischen Strategien zurückzuführen sein: technologische Wettbewerbsfähigkeit und aktive preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Die technologische Wettbewerbsfähigkeit wird eher von kleineren Unternehmen angestrebt und lässt sich als "Bemühungen um marktorientierte Innovation, wie etwa eine Strategie der Marktexpansion und Patentaktivität" charakterisieren. Aktive preisliche Wettbewerbsfähigkeit hingegen zielt auf Prozessinnovationen ab, die zu Effizienz und Flexibilität führen und eher von großen, etablierten Unternehmen angestrebt werden, um ihre Marktposition auszubauen. Die meisten dieser Ziele können auf jedes Unternehmen angewandt werden, sei es eine Produktionsstätte, ein Marketingunternehmen, ein Krankenhaus oder eine Behörde. Ob Innovationsziele erfolgreich erreicht werden oder nicht, hängt in hohem Maße von den in der Organisation herrschenden Rahmenbedingungen ab.

Umgekehrt kann es bei Innovationsprogrammen auch zu Misserfolgen kommen. Die Ursachen des Scheiterns sind umfassend erforscht und können sehr unterschiedlich sein. Einige Ursachen liegen außerhalb der Organisation und außerhalb ihres Einflusses und ihrer Kontrolle. Andere sind interner Natur und liegen letztlich im Einflussbereich der Organisation. Interne Ursachen für das Scheitern können in Ursachen, die mit der kulturellen Infrastruktur zusammenhängen, und in Ursachen, die mit dem Innovationsprozess selbst zusammenhängen, unterteilt werden. Die häufigsten Ursachen für das Scheitern des Innovationsprozesses in den meisten Organisationen lassen sich in fünf Kategorien unterteilen: unzureichende Zieldefinition, unzureichende Ausrichtung der Maßnahmen auf die Ziele, unzureichende Beteiligung in Teams, unzureichende Überwachung der Ergebnisse, unzureichende Kommunikation und unzureichender Zugang zu Informationen.

Diffusion

InnovationLifeCycle.jpg

Die Forschung zur Diffusion von Innovationen wurde erstmals 1903 von dem bahnbrechenden Forscher Gabriel Tarde begonnen, der als Erster die S-förmige Diffusionskurve zeichnete. Tarde definierte den Innovations-Entscheidungsprozess als eine Reihe von Schritten, die Folgendes umfassen:

  1. Wissen
  2. Bildung einer Einstellung
  3. Entscheidung für oder gegen die Einführung
  4. Umsetzung und Nutzung
  5. Bestätigung der Entscheidung

Sobald eine Innovation entstanden ist, kann sie vom Innovator an andere Personen und Gruppen weitergegeben werden. Es wurde vorgeschlagen, den Lebenszyklus von Innovationen mit Hilfe der "S-Kurve" oder Diffusionskurve zu beschreiben. Die S-Kurve bildet das Wachstum der Einnahmen oder der Produktivität über die Zeit ab. In der Anfangsphase einer bestimmten Innovation ist das Wachstum relativ langsam, da sich das neue Produkt etabliert. Irgendwann beginnt die Kundennachfrage, und das Produktwachstum nimmt schneller zu. Neue inkrementelle Innovationen oder Änderungen am Produkt sorgen für weiteres Wachstum. Gegen Ende des Lebenszyklus verlangsamt sich das Wachstum und kann sogar abnehmen. In den späteren Stadien wird kein Betrag an neuen Investitionen in dieses Produkt eine normale Rendite erzielen.

Die S-Kurve geht von der Annahme aus, dass neue Produkte ein "Produktleben" haben, d. h. eine Anlaufphase, einen schnellen Anstieg der Einnahmen und schließlich einen Rückgang. Tatsächlich kommen die allermeisten Innovationen nie über den unteren Teil der Kurve hinaus und erwirtschaften nie normale Erträge.

Innovative Unternehmen arbeiten in der Regel an neuen Innovationen, die schließlich ältere ersetzen werden. Aufeinanderfolgende S-Kurven werden die älteren ersetzen und das Wachstum weiter nach oben treiben. In der obigen Abbildung zeigt die erste Kurve eine aktuelle Technologie. Die zweite Kurve zeigt eine aufkommende Technologie, die derzeit ein geringeres Wachstum aufweist, aber schließlich die aktuelle Technologie überholen und zu einem noch größeren Wachstum führen wird. Die Länge der Lebensdauer hängt von vielen Faktoren ab.

Maßnahmen

Die Messung von Innovation ist von Natur aus schwierig, da sie eine Vergleichbarkeit voraussetzt, damit quantitative Vergleiche angestellt werden können. Innovation ist jedoch per Definition eine Neuheit. Vergleiche zwischen verschiedenen Produkten oder Dienstleistungen sind daher oft sinnlos. Dennoch haben Edison et al. in ihrer Untersuchung der Literatur zum Innovationsmanagement 232 Innovationskennzahlen gefunden. Sie kategorisierten diese Messgrößen entlang von fünf Dimensionen, d. h. Inputs für den Innovationsprozess, Output des Innovationsprozesses, Auswirkungen des Innovationsoutputs, Maßnahmen für den Zugang zu den Aktivitäten in einem Innovationsprozess und Verfügbarkeit von Faktoren, die einen solchen Prozess erleichtern.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Maßnahmen für die Innovation: die organisatorische und die politische Ebene.

Organisatorische Ebene

Die Messung der Innovation auf organisatorischer Ebene bezieht sich auf Einzelpersonen, Bewertungen auf Teamebene und private Unternehmen vom kleinsten bis zum größten Unternehmen. Die Messung der Innovation in Organisationen kann durch Umfragen, Workshops, Berater oder internes Benchmarking erfolgen. Es gibt heute keine allgemein gültige Methode zur Messung der organisatorischen Innovation. Unternehmensmessungen sind in der Regel um Balanced Scorecards herum strukturiert, die mehrere Aspekte der Innovation abdecken, z. B. betriebswirtschaftliche Maßnahmen in Bezug auf Finanzen, Effizienz des Innovationsprozesses, Beitrag und Motivation der Mitarbeiter sowie Vorteile für die Kunden. Die gemessenen Werte sind von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich und umfassen beispielsweise den Umsatz mit neuen Produkten, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die Zeit bis zur Markteinführung, die Wahrnehmung und Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern, die Anzahl der Patente und den zusätzlichen Umsatz, der sich aus früheren Innovationen ergibt.

Politische Ebene

Auf der politischen Ebene konzentrieren sich die Innovationsmaßnahmen eher auf den Wettbewerbsvorteil eines Landes oder einer Region durch Innovation. In diesem Zusammenhang können die organisatorischen Fähigkeiten anhand verschiedener Bewertungsrahmen bewertet werden, wie z. B. denen der European Foundation for Quality Management. Das Oslo-Handbuch der OECD (1992) schlägt Standardrichtlinien zur Messung technologischer Produkt- und Prozessinnovationen vor. Manche betrachten das Oslo-Handbuch als Ergänzung zum Frascati-Handbuch von 1963. Das neue Oslo-Handbuch aus dem Jahr 2018 betrachtet Innovation aus einem breiteren Blickwinkel und schließt Marketing und organisatorische Innovation ein. Diese Standards werden zum Beispiel in den Innovationserhebungen der Europäischen Gemeinschaft verwendet.

Andere Möglichkeiten, Innovation zu messen, sind traditionell die Ausgaben, z. B. Investitionen in F&E (Forschung und Entwicklung) als Prozentsatz des BSP (Bruttosozialprodukts). Die Frage, ob dies eine gute Messung von Innovation ist, wurde breit diskutiert, und das Oslo-Handbuch hat einige der Kritikpunkte an früheren Messmethoden aufgenommen. Die traditionellen Messmethoden sind nach wie vor Grundlage vieler politischer Entscheidungen. In der Lissabon-Strategie der EU wurde als Ziel festgelegt, dass die durchschnittlichen Ausgaben für F&E 3 % des BIP betragen sollten.

Indikatoren

Viele Wissenschaftler behaupten, dass es eine große Voreingenommenheit gegenüber dem "Wissenschafts- und Technologiemodus" (W&T-Modus oder STI-Modus) gibt, während der "Learning by doing, using and interacting mode" (DUI-Modus) ignoriert wird und nur selten Messungen und Forschungen dazu durchgeführt werden. So kann eine Einrichtung zwar mit der neuesten Ausrüstung ausgestattet sein, aber es fehlt ihr an den für die Innovation wichtigen Aufgaben des Handelns, der Nutzung und der Interaktion.

Eine weit verbreitete (und empirisch nicht belegte) Ansicht der Industrie ist, dass die vergleichende Kosten-Nutzen-Forschung eine Form der Preiskontrolle ist, die die Erträge für die Industrie verringert und somit die F&E-Ausgaben einschränkt, künftige Innovationen unterdrückt und den Zugang neuer Produkte zu den Märkten beeinträchtigt. Einige Wissenschaftler behaupten, die Kosten-Wirksamkeits-Forschung sei ein wertvolles wertorientiertes Maß für Innovation, das "wirklich bedeutsamen" therapeutischen Fortschritten (d. h., die einen "Gesundheitsgewinn" bieten) höhere Preise als die Mechanismen des freien Marktes einräumt. Eine solche wertorientierte Preisgestaltung wird als ein Mittel angesehen, um der Industrie zu zeigen, welche Art von Innovation mit öffentlichen Geldern belohnt werden sollte.

Ein australischer Wissenschaftler vertrat die Auffassung, dass nationale vergleichende Kosten-Wirksamkeits-Analysesysteme als ein evidenzbasiertes politisches Konzept zur Bewertung von Innovationen angesehen werden sollten, das sich von der Bewertung durch wettbewerbsorientierte Märkte unterscheidet, eine Methode, die strenge Kartellgesetze erfordert, um wirksam zu sein, und zwar auf der Grundlage der Tatsache, dass beide Methoden zur Bewertung pharmazeutischer Innovationen in Anhang 2C.1 des Freihandelsabkommens zwischen Australien und den Vereinigten Staaten erwähnt werden.

Indizes

Mehrere Indizes versuchen, Innovationen zu messen und Unternehmen auf der Grundlage dieser Messungen in eine Rangfolge zu bringen, wie z. B:

  • Bloomberg-Innovationsindex
  • "Bogota Manual", ähnlich dem Oslo Manual, konzentriert sich auf Lateinamerika und die Karibikländer.
  • "Kreative Klasse", entwickelt von Richard Florida
  • EIU-Innovationsranking
  • Global Competitiveness Report
  • Globaler Innovationsindex (GII), von INSEAD
  • Index der Stiftung für Informationstechnologie und Innovation (ITIF)
  • Innovation 360 - Von der Weltbank. Fasst Innovationsindikatoren (und mehr) aus einer Reihe verschiedener öffentlicher Quellen zusammen
  • Innovation Capacity Index (ICI), veröffentlicht von einer großen Anzahl internationaler Professoren, die zusammenarbeiten. Die Spitzenreiter des ICI 2009-2010 waren: 1. Schweden 82,2; 2. Finnland 77,8; und 3. Vereinigte Staaten 77,5
  • Innovationsindex, entwickelt vom Indiana Business Research Center, zur Messung der Innovationskapazität auf Bezirks- oder Regionalebene in den Vereinigten Staaten
  • Anzeiger der Innovationsunion
  • Innovationsindikator für Deutschland, entwickelt vom Bundesverband der Deutschen Industrie im Jahr 2005
  • INSEAD-Index für Innovationswirksamkeit
  • Internationaler Innovationsindex, der gemeinsam von der Boston Consulting Group, der National Association of Manufacturers (NAM) und ihrer unparteiischen Forschungsorganisation The Manufacturing Institute erstellt wird, ist ein weltweiter Index zur Messung des Innovationsniveaus in einem Land; die NAM bezeichnet ihn als den "größten und umfassendsten globalen Index seiner Art".
  • Management-Innovationsindex - Modell zur Steuerung der Unantastbarkeit der organisatorischen Kreativität: Management-Innovations-Index
  • NYCEDC Innovation Index, von der New York City Economic Development Corporation, verfolgt die "Umwandlung von New York City in ein Zentrum für High-Tech-Innovation". Er misst die Innovation in den wachsenden Wissenschafts- und Technologiebranchen der Stadt und soll die Auswirkungen der Innovation auf die Wirtschaft der Stadt erfassen.
  • Das Oslo-Handbuch der OECD ist auf Nordamerika, Europa und andere reiche Volkswirtschaften ausgerichtet.
  • Der vom Milken Institute entwickelte State Technology and Science Index ist ein US-weites Benchmarking zur Messung der wissenschaftlichen und technologischen Fähigkeiten, die auf der Grundlage von Schlüsselkomponenten hoch bezahlte Arbeitsplätze schaffen.
  • World Competitiveness Scoreboard

Ranglisten

Zu den gemeinsamen Schwerpunktbereichen gehören: Hightech-Unternehmen, Fertigung, Patente, postsekundäre Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Forschungspersonal. Die nachstehende linke Rangliste der 10 führenden Länder basiert auf dem Bloomberg Innovation Index 2020. Die Studien können jedoch stark voneinander abweichen; so wird die Schweiz im Global Innovation Index 2016 als Nummer eins eingestuft, während Länder wie Südkorea, Japan und China es nicht einmal in die Top Ten schaffen.

Bloomberg-Innovationsindex 2021
Rang Land/Territorium Index
1  Südkorea 90.49
2  Singapur 87.76
3   Schweiz 87.60
4  Deutschland 86.45
5  Schweden 86.39
6  Dänemark 86.12
7  Israel 85.50
8  Finnland 84.86
9  Niederlande 84.29
10  Österreich 83.93
Globaler Innovationsindex 2020
Rang Land/Territorium Index
1   Schweiz 66.08
2  Schweden 62.47
3  Vereinigte Staaten 60.56
4  Vereinigtes Königreich 59.78
5  Niederlande 58.76
6  Dänemark 57.53
7  Finnland 57.02
8  Singapur 56.61
9  Deutschland 56.55
10  Südkorea 56.11
Innovationsindikator 2020
Rang Land/Territorium Index
1   Schweiz 74
2  Singapur 70
3  Belgien 60
4  Deutschland 54
5  Schweden 54
6  Dänemark 52
7  Irland 52
8  Vereinigte Staaten 52
9  Österreich 50
10  Finnland 50

Innovationsrate

Im Jahr 2005 argumentierte Jonathan Huebner, ein am Naval Air Warfare Center des Pentagon tätiger Physiker, auf der Grundlage von US-Patenten und weltweiten technologischen Durchbrüchen pro Kopf, dass die menschliche technologische Innovationsrate im Jahr 1873 ihren Höhepunkt erreichte und sich seitdem verlangsamt hat. In seinem Artikel fragte er: "Wird das technologische Niveau einen Höchststand erreichen und dann wie im finsteren Mittelalter zurückgehen?" In späteren Kommentaren gegenüber der Zeitschrift New Scientist stellte Hübner klar, dass er zwar glaubt, dass wir im Jahr 2024 eine Innovationsrate erreichen werden, die der des finsteren Zeitalters entspricht, dass er aber nicht die Wiederkehr des finsteren Zeitalters selbst vorhersagt.

John Smart kritisierte diese Behauptung und behauptete, dass der Forscher der technologischen Singularität Ray Kurzweil und andere einen "klaren Trend der Beschleunigung, nicht der Verlangsamung" in Bezug auf Innovationen zeigten. Die Stiftung antwortete Huebner auf die Zeitschrift, in der sein Artikel veröffentlicht wurde, und führte Second Life und eHarmony als Beweis für die Beschleunigung von Innovationen an, worauf Huebner antwortete. Huebners Ergebnisse wurden jedoch 2010 mit Daten des US-Patentamts und in einem Papier von 2012 bestätigt.

Innovation und Entwicklung

Das Thema Innovation als Mittel zur Beseitigung von Armutsmustern hat seit Mitte der 2000er Jahre bei wichtigen internationalen Entwicklungsakteuren wie DFID, der Gates Foundation mit ihrem Finanzierungsmodell Grand Challenge und dem Global Development Lab von USAID an Dynamik gewonnen. Es wurden Netzwerke zur Unterstützung von Innovationen im Entwicklungsbereich eingerichtet, wie das D-Lab am MIT. Es wurden Investitionsfonds eingerichtet, um Innovationen in Entwicklungsländern zu identifizieren und zu fördern, wie der Global Innovation Fund von DFID, der Human Development Innovation Fund und (in Partnerschaft mit USAID) die Global Development Innovation Ventures.

Die Vereinigten Staaten müssen weiterhin auf gleicher Augenhöhe mit ihren Konkurrenten in der staatlichen Forschung spielen. Dies kann erreicht werden, indem man strategisch innovativ ist und in die Grundlagenforschung und Wissenschaft investiert".

Regierungspolitik

In Anbetracht ihrer Auswirkungen auf Effizienz, Lebensqualität und produktives Wachstum ist die Innovation eine wichtige Triebkraft für die Verbesserung von Gesellschaft und Wirtschaft. Folglich haben sich die politischen Entscheidungsträger bemüht, ein innovationsförderndes Umfeld zu schaffen, das von der Finanzierung von Forschung und Entwicklung über die Festlegung von Vorschriften, die Innovationen nicht behindern, bis hin zur Finanzierung der Entwicklung von Innovationsclustern und der Nutzung des öffentlichen Beschaffungswesens und der Normung reicht, um Innovationen "anzukurbeln".

Experten plädieren beispielsweise dafür, dass die US-Bundesregierung eine National Infrastructure Foundation ins Leben ruft, eine flinke, kooperative strategische Interventionsorganisation, die Innovationsprogramme aus zersplitterten Silos unter einem Dach vereint, Bundesbeamte über Leistungskennzahlen für Innovationen informiert, Partnerschaften zwischen Industrie und Hochschulen stärkt und Initiativen zur wirtschaftlichen Entwicklung von Innovationen unterstützt, insbesondere zur Stärkung regionaler Cluster. Da Cluster die geografischen Inkubatoren innovativer Produkte und Prozesse sind, würde auch ein Zuschussprogramm für die Entwicklung von Clustern für die Umsetzung in Frage kommen. Durch die Konzentration auf Innovationen in Bereichen wie Präzisionsfertigung, Informationstechnologie und saubere Energie würden andere Bereiche von nationalem Interesse angegangen, darunter die Staatsverschuldung, der CO2-Fußabdruck und die Ölabhängigkeit. Die US-Wirtschaftsentwicklungsbehörde hat diese Realität in ihrer fortgesetzten Initiative für regionale Innovationscluster erkannt. Die Vereinigten Staaten müssen auch ihre Lieferkette integrieren und ihre Forschungskapazitäten und nachgelagerten Prozessinnovationen verbessern.

Viele Länder erkennen die Bedeutung der Innovation an, darunter das japanische Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT), das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Ministerium für Wissenschaft und Technologie der Volksrepublik China. Russlands Innovationsprogramm ist das Medwedew-Modernisierungsprogramm, das auf die Schaffung einer diversifizierten, auf Hochtechnologie und Innovation basierenden Wirtschaft abzielt. Die Regierung von Westaustralien hat eine Reihe von Innovationsanreizen für Regierungsstellen geschaffen. Landgate war die erste westaustralische Regierungsbehörde, die ihr Innovationsprogramm einführte.

Einige Regionen haben eine proaktive Rolle bei der Innovationsförderung übernommen. Viele Regionalregierungen richten Innovationsagenturen ein, um die regionalen Kapazitäten zu stärken. Im Jahr 2009 gründete die Stadtverwaltung von Medellin, Kolumbien, die Ruta N, um die Stadt in eine Wissensstadt zu verwandeln.

Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Verwendung

Innovationswettbewerb

Unter Innovationswettbewerb wird der Wettbewerb um Monopolrenten, welche durch das Entwickeln von Prozess- und Produktinnovationen entstehen, verstanden. Dieser existiert immer dann, wenn Unternehmen eine Aussicht auf Monopolgewinne haben und darum mit anderen Unternehmen um diese Gewinne konkurrieren.

Um den Innovationswettbewerb besser zu verstehen, ist es sinnvoll, die Ebenen näher zu betrachten, auf denen wirtschaftliche Aktivität stattfindet.

  1. Ebene des Konsums (Konsum der vorhandenen Güter)
  2. Ebene der Produktion (Produktion der Güter)
  3. Ebene der Innovation (Hervorbringen von neuen Gütern bzw. Produktionsprozessen)

Auf der ersten Ebene ist es notwendig, das Eigentumsrecht an einem Gut, z. B. ein Smartphone oder ein Brötchen, zu haben, um es zu konsumieren. Dadurch wird der Konsum von anderen Personen eingeschränkt und zugleich die Möglichkeit eines Marktes eröffnet. Der Besitz von Gütern, das Eigentumsrecht an einer Sache, kann zwischen Individuen getauscht bzw. gekauft und verkauft werden.

Die Produktionsebene dient dazu, die Ebene des Konsums zu erweitern, da die Güter nur in begrenzter Anzahl vorhanden sind. Wiederum das Eigentumsrecht an den produzierten Gütern, nun zum Verkauf bestimmt, ermöglicht die Erweiterung des Konsums auf der ersten Ebene. Der potenzielle Gewinn des Herstellers setzt die Anreize überhaupt zu produzieren und zu verkaufen.

Die dritte Ebene hat den Zweck den Wettbewerb auf der zweiten Ebene zu beschränken. Dies geschieht durch das Vorrecht an der Innovation für den Erfinder bzw. des Innovators. So muss man sich vorstellen, dass ein Innovator, der kein Vorrecht auf seine Innovation erhält und deshalb keine Gewinne daraus realisieren kann, keinen Anreiz hat nach einer solchen Innovation zu streben. Angenommen ein Unternehmer investiert viel Geld um ein neues Produkt zu entwerfen und zu entwickeln. Dieses würde von vielen Kunden gerne gekauft und entsprechend hoch wären die Gewinne des Unternehmers. Jedoch ohne Eigentumsrecht an diesem Produkt bzw. das Recht zur Herstellung, könnten alle anderen Unternehmen dieses Produkt ebenfalls herstellen und verkaufen. Die entstandenen Kosten der Entwicklung kann der Erfinder des Produktes nicht wieder erwirtschaften, da er nun in einem starken Wettbewerb steht. Ohne diesen Wettbewerb (Beschränkung auf der zweiten Ebene) könnte er einen höheren Preis für das Produkt verlangen und damit die Investitionskosten erwirtschaften. Deshalb sind für einen funktionierenden Innovationswettbewerb die Erteilung von Eigentumsrechten, z. B. in Form eines Patentes, über Produkt- und Prozessinnovationen eine Voraussetzung.

Anreize und Marktstruktur – Der Wert einer Innovation

In den Wirtschaftswissenschaften haben sich einige Ökonomen mit der Frage befasst wie hoch der Wert einer Innovation für ein Unternehmen bzw. für eine Gesellschaft ist. Folgend wird lediglich der „reine“ Wert einer Innovation betrachtet und erstmal von strategischen Überlegungen abgesehen.

Ein Unternehmen, das einem starken Wettbewerb ausgesetzt ist, muss seinen Preis an das Niveau der anderen Unternehmen angleichen, da es sonst keine Produkte verkaufen würde. Eine Prozessinnovation könnte seine Produktionskosten derart senken, dass er zum Monopolisten aufsteigen könnte. Dies natürlich nur unter der Annahme, dass sein Monopolpreis sich unterhalb des Preisniveaus der Wettbewerber befindet. Aber auch wenn der Unternehmer durch die Prozessinnovation nicht zum Monopolisten aufsteigen kann, sondern lediglich seine Produktionskosten senken kann, hat er einen (Kosten-)Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern. Entsprechend stellt die Monopolrente bzw. die Kosteneinsparungen den Wert einer Innovation für den Unternehmer dar.

In einem Markt mit nur einem Anbieter (Monopol) sind die Anreizstrukturen für Innovationen nur sehr schwach ausgeprägt. Der Monopolist steht vor der Entscheidung ein Produkt auf den Markt zu bringen, welches sein eigenes Produkt ersetzen würde (=Ersetzungseffekt) oder kein neues Produkt auf den Markt zu bringen und weiterhin das alte Produkt zu produzieren und zu verkaufen. Da er allerdings aufgrund seiner Monopolstellung für sein bisheriges Produkt einen Monopolpreis erzielen kann, der ihm enorme Gewinne verschafft, hat der Monopolist keinen Anreiz sich einen (weiteren) Wettbewerbsvorteil durch eine Innovation zu verschaffen. Zu beachten gilt hier, dass der Anreiz eine Prozessinnovation hervorzubringen, mit dem Ergebnis einer günstigeren Produktion, auch beim Monopolisten vorhanden ist.

Bezieht man nun strategische Überlegungen mit ein, zeigt sich, dass der Monopolist durchaus ein Interesse daran haben kann eine Innovation bzw. ein neues Produkt hervorzubringen. Nämlich dann, wenn der Monopolist sich potenziellen Konkurrenten ausgesetzt sieht. Es könnte ein anderer Unternehmer eine Prozessinnovation hervorbringen, damit günstiger produzieren und ihm damit die Kunden entreißen. Im daraus resultierenden Duopol wären die Gewinne der beiden Anbieter niedriger als bei Erhalt des Monopols (=Effizienzeffekt). Dies führt zu dem Schluss, dass dem Monopolisten sehr wohl daran gelegen ist, sich um Innovationen zu bemühen bzw. darum, dass der potenzielle Konkurrent keine Innovation hervorbringt. Die gleiche Überlegung würde für eine Innovation in Form eines neuen Produktes gelten. Denn dann wäre das neue Unternehmen der Monopolist auf dem Markt. Das Bestreben sich Eigentumsrechte anzueignen nur damit potenzielle Konkurrenten nicht in den Markt eindringen können, also die Hortung von Patenten ohne Nutzungsabsicht, wird auch patent shelving genannt.

Diese Schlussfolgerungen können auf einen Markt mit vielen Anbietern übertragen werden. Dort haben die Unternehmen fast immer die Anreize sich einen Wettbewerbsvorteil mithilfe eines neuen Produktes oder kostengünstigeren Produktionsverfahren zu verschaffen.

Patente aus wohlfahrtstheoretischer Sicht

Wie oben schon erwähnt ist das Gewähren von Eigentumsrechten an bestimmten Verfahren und Produkten als eine Notwendigkeit für den Innovationswettbewerb anzusehen. Dies kann in Form eines Patentes geschehen. Folgend einige Überlegungen zu den Auswirkungen auf die Wohlfahrt: Es zeigt sich, dass die Vergabe von (zeitlich begrenzten) Patenten einen Wohlfahrtsgewinn für die Gesellschaft zur Folge hat. Dies resultiert aus dem Wohlfahrtsgewinn der Entwicklung eines neuen Produktes an sich (Produktvielfalt/Neuheit) und nach Ablauf des Patentes durch die höhere Konsumentenrente. Die höhere Konsumentenrente folgt aus der Preissenkung des Produktes infolge des dann herrschenden Wettbewerbs. Hinzu kommt die Produzentenrente die auch ein Teil der Wohlfahrt darstellt.

Ohne die Patentvergabe würden keine Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt werden bzw. nicht in dem Maße wie es aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wünschenswert wäre.

Es besteht immer ein Trade-off zwischen den Vor- und Nachteilen bei Gewährung eines Patentes auf Zeit. Je länger die Laufzeit eines Patentes ist, desto größer sind die Anreize für Unternehmen und desto schneller haben die Kunden Zugang zu neuen Produkten oder Technologien. Dies jedoch nur unter der Annahme, dass höhere F&E-Ausgaben den Innovationsprozess erhöhen bzw. beschleunigen. Dementgegen stehen die hohen Monopolpreise, ein höherer Ressourcenaufwand für F&E und langsamere Diffusion der Innovationen. Es kann sogar soweit kommen, dass die gesamten Forschungsinvestitionen aller Unternehmen höher ausfällt als der damit verbundene Nutzen für die Wohlfahrt. Eine Begrenzung der Patentlaufzeit sollte auf jeden Fall erfolgen, da sonst zu starke Anreizverzerrungen entstehen und damit die Wohlfahrt geschädigt würde.

Innovationsmanagement

Typischerweise gliedert sich das Innovationsmanagement in drei Phasen:

  1. Impulsphase: Beobachtung von Trends, Identifikation zukunftsweisender Technologien
  2. Bewertungsphase: Tauglichkeit für die jeweilige Branche
  3. Technologietransfer: Projekt geht in Serie